• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

[ShortStories] Begegnungen & Schneewittchen

Thorfax

Well-known member
Ex-Staffmember
Registriert
5 September 2007
Beiträge
1.025
Punkte Reaktionen
0
Möp :hy:

Na jaa, da ich mich doch etwas schuldig fühle, in letzter nichts geliefert zu haben, zeige ich euch mal zwei Sachen, die ich im Rahmen des Deutschunterrichts geschrieben habe.
Sind zwei kurze Kurzgeschichten, beide von Eisregen inspiriert.



Begegnungen

Flackerndes Kerzenlicht spiegelte sich in einer dunkelroten Blutlache, während Lederschuhe und der dazugehörigen Körper mit einem erkaltendem Leib darin tanzten. Essen lag auf dem Tisch und neben einem Stuhl ein zersprungenes Weinglas, woraus sich der gute Tropfen langsam mit dem Blut vermengte.
Der Tanz wurde schneller, abgehackter, Tropfen wirbelten durch die Luft, klatschten an die Wand und bildeten ein leises Stakkato. Plötzlich endete der Tanz und das Kerzenlicht wurde gelöscht.

„Also das ist wirklich …“, er ließ den Satz unbeendet und stand aus der Hocke auf. Langsam zog er das Aufnahmegerät aus seiner Tasche und drückte den roten Knopf. „Das Opfer ist weiblich, um die sechzig Jahre alt, eins siebzig groß und hat alleine gelebt.“, er musste heftig husten und räusperte sich. „Todesursache ist Verblutung, zugefügt durch einen Schnitt durch die Hauptarterie.“ Stirnrunzelnd betrachtete er den steifen Körper und nickte kurz. Der ganze Unterkörper wurde mit einem Messer bis zum Rückgrat aufgeschnitten und überall auf dem Boden waren blutige Schuhspuren zu sehen. Er drehte sich auf dem Absatz um und schlüpfte unter Plastikstreifen in den Gang hinaus. Jemand aus der Spurensicherung kam zu ihm.
„Und? Was gefunden?“, fragte die Frau routinemäßig und holte ein kleines Notizbuch heraus.
Er schüttelte stumm den Kopf. „Nein, aber ihr solltet mal den Wein untersuchen. Und schickt mir den Bericht von der Autopsie.“, antwortete er und verscheuchte schaulustige Kinder.

„Ein weiterer Name von der Liste.“ Weiße, rotfleckige Handschuhe flogen in die Waschmaschine und alle anderen Kleidungsstücke folgten. Danach guckte er eine Weile zu wie sich das Wasser langsam rot färbte. Das anhaltende Summen lullte ihn ein und er schreckte aus dem Halbschlaf hoch als die Waschmaschine stoppte und das Wasser abgelassen wurde. Er holte die Kleidung heraus und hing sie an die Wäscheleine, die quer durch das Wohnzimmer lief. Sein Messer fiel dumpf auf den Teppich und er warf es auf das Sofa. Es wurde immer schwerer alte, reiche Damen zu finden. Dachte er sich und guckte summend aus dem Fenster. Der Tag neigte sich dem Ende zu und er sollte sich wieder nach einer neuen Anstellung umgucken.

Das Aspirin zischte im Glas und die Kopfschmerzen wurden dadurch nur noch schlimmer. Verdammter Fall. Der Täter war wie ein Geist.
Plötzliches Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Überlegungen und er nahm den Hörer ab.
„Was?“
„Gütiger Gott im Himmel! Wie hören sie sich den an?“, fragte der Kommissar schockiert.
„Kopfschmerzen.“, brummte er leise und legte sich aufs Bett.
„Dann werd’ ich mich kurz halten. Im Wein war Gift drin.“
„Was für eins?“, mit dem Fuß griff er ein Notizheftchen und warf es in die Luft. Es klatschte auf seine Brust und blieb dort liegen.
„Zyankali.“
„Klassiker .. aber löst sich das Zeug nur schlecht in Alkohol?“
An der anderen Leitung herrschte kurz Ruhe. „Das heißt nicht, dass es sich nicht löst.“
„Also gut … es war eine alte Frau. Danke für den Anruf.“, grollte er und legte auf. „Und wieder einen Schritt weiter.“, meinte er und deckte sich zu.

Zuerst die Inserate. Immer die Inserate. Es gibt manchmal richtig perverse Angebote in den Kontaktanzeigen, diesmal nicht. Enttäuscht faltete er die Zeitung zusammen und machte den Computer an. Das leise Surren erinnerte ihn an eine Katze und ihm fiel wieder ein, was in der Wohnung fehlte. Ein kleines Grinsen huschte über sein Gesicht und er begann zu suchen. Google ist eine wahre Goldgrube, wenn man wusste nach was man suchen musste. Bingo. Schnell schrieb er die Telefonnummer des Vermittlungsbüros ab. Natürlich war das nur eine einmalige Gelegenheit im Sinne davon, dass er so etwas nur einmal durchziehen konnte. Sonst wird er Spuren hinterlassen. Es war verwunderlich, wie gut man Menschen ablenken konnte.
„Ja, Hallo? Ich melde mich wegen der freien Stelle.“

Wieder weckte ihn das Klingeln des Telefons. Der einzige Unterschied war, dass er keine Kopfschmerzen hatte. Er guckte auf die Uhr. Schon zwölf,
„Guten Tag.“, sprach er schläfrig in den Hörer.
„Wie geht’s dir denn?“
„Gut, Mutter.“
„Kommst du heute rüber? Ich hab’ endlich meinen Helfer gefunden.“
„Ich bin an einem Fall dran, aber ich werde versuchen möglichst früh zu kommen.“
„Schön! Ich back dir einen Kuchen!“, meinte sie fröhlich und legte auf. Grinsend legte er auf und zog sich an.

„Er kommt ungefähr nachmittags.“, sagte die alte Frau und wuselte in die Küche. „Danke, dass du schon so früh da bist.“
„Selbstverständlich.“, meint er darauf und half ihr mit dem Teig.
„Er mag keinen Alkohol. Er trinkt nur Wasser oder Säfte.“, murmelte sie vor sich hin.
Das wird einfach. Dachte er und holte mehrere Flaschen Sprudel aus der Abstellkammer. Das einzig Schwierige ist, dass nur der Sohn davon trinkt.
„Was wollt ihr zu Mittag essen?“
„Obst reicht mir.“, kam schnell die Antwort.
Fast würde es ihm Leid tun, fast. Er ging aus der Küche und überprüfte die Kapseln in seiner Brusttasche.

Wieder so ein höllischer Tag. Er hetzte von einer Station zur anderen und zog sich zuhause schnell um. In der Bahn setzten wieder die Kopfschmerzen ein und er kam bleich bei seiner Mutter ab. Die Sicht verschwamm ihm immer wieder vor den Augen und Übelkeit setzte ein.
„Schnell! Das Kopfschmerzmittel ist im Bad!“, sagte sie etwas ängstlich und fächelte ihrem Sohn Luft zu.
Zu einfach. Viel zu einfach.
Er öffnete eine Kapsel über dem Glas und wartete bis es sich darin gelöst hat. Dann warf er die Tablette rein, brachte das zischende Gebräu ins Wohnzimmer. Der Sohn stürzte es wie Drogen hinunter und begann krampfhaft im Stuhl zu zucken. Die alte Frau schrie und er brachte sie hinaus. Danach versuchte halbherzig, für die Augen der Mutter, ihren Sohn wieder zu beleben.

„Hallo?“
„Mit wem spreche ich?“
„Hier ist Herr Jiller. Der Testamentsvollzieher. Ich erwarte sie heute um vier.“
„Danke. Ich werde kommen.“
„Wiedersehen.“
Er legte auf und seufzte. Fast wäre es aufgeflogen. Fast. Das war viel zu knapp. Vielleicht sollte er sich nach ehrlicherer Arbeit umsehen.
„Ah, pünktlich, wie immer.“, meinte der Beamte und gab ihm einige Unterlagen. „Sie wissen wo?“, fragte er und zeigte auf die Unterlagen, die seine Unterschriften brauchten.
„Dreißig Prozent, wie immer?“
„Wie immer.“


Das war vor einem Jahr, oder so. Wir sollten einen Krimi schreiben.




Schneewittchen

Er setzte sich seufzend hin und hob mehrmals hilflos die Arme.
„Also“, fing er an und guckte in die beiden kantigen, kalten Gesichter. Der eine schien Hispano zu sein, die andere war wohl Amerikanerin, sah aber irgendwie genauso aus, wie der Mann.
„Zwanzig Jahre.“, half ihm die Frau weiter. Ihre tiefe Stimme warf missklingende Echos im leeren Raum.
„Zwanzig Jahre“, meinte er und nickte. „Ich war Künstler.“
Der Mann hustete und drehte sich kurz weg, die Frau guckte weiter an.
„Und dieses Bild?“, fragte sie.
„Ah ja, das Bild.“, meinte er und stand auf. Die beiden anderen spannten sich ruckartig an, aber er ignorierte sie. Langsam schlenderte er durch das Sonnenlicht und atmete die leicht staubige Luft ein. Er hielt seine Hand ins Sonnenlicht hinein und spürte, wie sie wärmer wurde.
„Mein Atelier befand sich in den schlechteren Teilen der Stadt. Alle Schlösser waren kaputt, Prostitution vor der Tür und im gang, Bettler klopften an oder kamen gleich rein.“
„Warum dort? Warum hatten sie kein Atelier in den gepflegteren Orten?“ Endlich hatte auch der Mann gesprochen. Seine Stimme war ähnlich tief, wie die der Frau, hatte aber mehr Gefühl.
„Warum sollte ich sterile Kunst malen? Ich wollte Kunst aus Rotz, Blut, Schleim, Eiter und Sperma malen, keine nichtssagende Bilder mit nichtssagenden Menschen.“, meinte er bitter und zog seine Hand aus dem Sonnenlicht. „Ich wollte Menschen als Menschen malen, nicht als gefangene, angekettete und durch die Gesellschaft verkrüppelte Lemminge!“
„Und dafür haben sie eine Frau umgebracht?“, warf ihm die Frau entgegen.
Seine Züge glätteten sich wieder und er nahm die Hand von seiner Brust. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sie hochgezogen hatte. Ruckartig drehte er sich auf seinen Fersen um und bedeutete dem Paar mitzukommen.
„Zwanzig Jahre … warum kommt ihr erst jetzt?“, fragte er. „Die Welt geht unter und Scheiße regnet vom Himmel, warum sollte man einen Künstler jagen?“
Der Mann schnaubte. „Sie denken also, dass Sie besonders sind? Ein wahrer Rebell im System? Jemand, der die Statistik austricksen kann? Nein, sie sind nur ein weiterer Straftäter unter vielen anderen.“
Ein schiefes Grinsen verzog das Gesicht als er über die Schulter guckte. „Ein schiefer Nagel muss eingeschlagen werden, nicht?“, fragte er nach hinten und zog einen Schlüsselbund aus seiner Tasche.
Die Leuchtstoffröhren kamen flimmernd ins Leben und summten ihr vergnügtes Lied. Kaltes, lebloses Licht wurde von Blechwänden reflektiert. Das Paar stand ungläubig unter der Tür und guckte nach hinten, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch in einem viktorianischen Haus waren.
„Kommt doch rein.“, sagte der alte Künstler und zog Planen von einer Leinwand, die in der Mitte des Raumes aufgestellt war.
Zögernd trat das Paar ein und zuckte zusammen, als die schwere Tür hinter ihnen sanft ins Schloss fiel.
„Keine Sorge, die Tür ist offen.“, meinte er als er die Besorgnis auf den Mienen sah. Leicht erfreut zog er die letzte Plane ab und enthüllte den nackten Oberkörper einer Frau. Es waren Beine angedeutet, aber der Oberkörper nahm die ganze Leinwand ein.
„Schwarze Augen, schwarzes Haar, blutrote Lippen, schneeweiße Haut.“, murmelte er. „Schneewittchen.“
Beinahe bedauernd hob er die Arme, als er sich umdrehte. „Ihren echten Namen kannte ich nicht.“
Das Paar kam näher und begutachtete das Bild. Der Mann hob beide Augenbrauen, während die Frau ihre Mundwinkel noch weiter nach unten zog.
Sie wäre eine schöne Frau gewesen, dachte er und grinste sofort schuldbewusst, als er wieder Ideen hatte. Alle Toten lächeln.
„Haben Sie was zu sagen?“, blaffte ihn die Frau an.
Er zuckte kurz zusammen und hob dann seine Schultern. „Ich hab’ meinen Engel gefunden, ihr die Flügel abgeschnitten und dann das Blut ausgesaugt.“, zitierte er frei nach einem Lied und seufzte.
„Sie hatte Angst vor dem Tod, sehr große Angst.“, setzte er an und wartete bis ihn auch der Mann anguckte. „Sie hatte Angst davor vergessen zu werden.“
„Und wie haben Sie, sie getroffen?“, fragte der Mann.
„Es sprach sich herum, dass ich Künstler war und außer Bettlern kam auch Kaufkraft ins Atelier. Ein wenig Geld hier und da. Dann kam sie … und ich fragte sie, was sie wollte nachdem wir beide stundenlang nichts gesagt haben.“
„Und?“, drängte die Frau.
Er runzelte seine Stirn und ging langsam um das Paar und das Bild herum. die Ungeduld der Frau steigerte sich immer weiter und schließlich explodierte sie.
„Sagen Sie schon, Mann!“, brüllte sie fast.
Ungerührt stellte er sich vor das Paar und nahm die Stellung eines Butlers ein. Gerade, geschlossene Beine, Arme hinter dem Rücken.
„Sie wollte ein Portrait von sich selber.“
Der Mann hustete und hielt die Frau vor einem weiteren Ausbruch zurück.
„Nur hatte sie kein Geld.“
Er öffnete seine Arme.
„Also sagte sie, dass ich sie benutzen soll.“
Es blieb lange Zeit still und er sah ein, dass er sich klarer ausdrücken sollte.
„Ich habe keine Leinwand oder Farbe benutzt, um sie zu malen, sondern sie selbst.“
„Lügen Sie mich nicht an, Mann! Wo ist sie?“, schrie die Frau wieder.
„Sie ist genau hinter ihnen.“, antwortete er höflich und schlüpfte aus dem Raum hinaus.
Mit langen Schritten ging er durch die Gänge und ließ sich vom Mann einholen.
„Heute ist ihr Geburtstag.“, sagte er und der Mann nickte stumm.
„Haben sie keine Angst um ihr Bild?“
„Nein, ich habe es die letzten zehn Jahre nicht einmal angesehen.“
Beide warteten draußen auf die Frau, die nach wenigen Minuten herauskam.
„Sie lächelt nicht auf den Bild.“, meinte sie. „Sie hatte doch immer gelächelt.“
„Hatte“, betonte der Künstler als er einstieg und sich die Handschellen umlegen ließ.
„Hatte.“


Und das hier ist relativ aktuell. Wir sollten eine Geschichte zum Bild schreiben, wenn ich es finde, stell ichs rein.

lg
faxi
 
Zuletzt bearbeitet:
Begegnungen

Und schickt mit => mir den Bericht von der Autopsie.“, antwortete er und verscheuchte schaulustige Kinder.

„Ah, pünktlich, wie immer.“, meinte der Beamte und gab ihn => ihm einige Unterlagen.


Schneewittchen

„Warum sollte ich sterile Kunst malen? [Ich wollte Kunst aus Rotz, Blut, Schleim, Eiter und Sperma malen], keine nichtssagende Bilder mit nichtssagenden Menschen.“
[] Das ist genau die Art von Kunst, die ich nicht mag.

„Ich hab’ meinen Engel gefunden, ihr die Flügel abgeschnitten und dann das Blut ausgesaugt.“, zitierte er freu => frei nach einem Lied und seufzte.

„Lügen Sie mich nicht an, Mann! [Wie] ist sie?“, schrie die Frau wieder.
[] Müsste glaube ich 'wo' heißen.

[„Sie lächelt nicht auf den Bild.“, meinte sie. „Sie hatte doch immer gelächelt.“]
[] Woher weiß die Komissarin, dass das Opfer für gewöhnlich zu lächeln pflegte?

Den letzten Abschnitt von Begegnungen verstehe ich nicht so ganz. Ich weiß nicht sorecht warum und wieso und wer welchen Nutzen zieht.

Gut und spannend geschrieben, aber Krmis sind nicht so mein Ding.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Verbesserungen! :kiss:

Na ja, der letzte Abschnitt bei Begegnungen soll eigentlich zeigen, dass die beiden da eine Vereinbarung getroffen haben und er ihn nicht auffliegen lässt, wenn er immer einen Teil der "Beute" abgibt.

Wegen dem Lächeln, eigentlich war der Mann als Ermittler gedacht, die Frau war Mutter rum was.

Ansonsten ... wie hats den eigentlich gefallen?

lg
faxi
 
Zurück
Oben