dedelizzy
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Liebe Gemeinde,
Hier ist eine Geschichte, die ich gerne mit euch teilen würde. Es entstand vor Kurzem, als mir einfach danach war, etwas zu schreiben und ich hoffe es gefällt euch. Ein kleiner Teil aus dem Diablo-Universum und ich freue mich über jegliche Kritik und Anmerkung
Der Aufstieg
Übersicht
Blatt 1 ~ Die Erweckung
Blatt 2 ~ Das dunkle Mal
Blatt 3 ~ Blutmond
Blatt 4 ~ Visionen
Zwischenkapitel
Blatt 0 ~ Fragmente der Vergangenheit
***
Blatt 5 ~ Das harmonische Dorf an der Küste
Blatt 6 ~ Die Jagd
Blatt 7 ~ Die Vorahnung
Charaktere in den einzelnen Kapiteln WARNUNG! Spoilergefahr! Um euch zu schützen gibt es sozusagen ein "Spoiler im Spoiler" Das bedeutet, dass im "Spoiler" es jeweils weitere Spoilers zu den einzelnen Kapiteln gibt. Um sich den Spaß nicht zu verderben, nur den "Spoiler anschauen, wenn ihr mit dem Lesen auch bei dem Kapitel seid (Verständlich zusammengefasst: Das erste Mal könnt ihr bedenkenlos auf den "Spoiler"-Button klicken, ohne euch zu "spoilern" )
Blatt 1 ~ Die Erweckung
Der Tempel schien sehr alt zu sein. Niemand wusste, wann die Erschaffer dieses heiligen Schreins gelebt haben. Vielleicht vor hunderten – möglichweise aber auch vor tausenden von Jahren. Den Verzierungen am verwendeten Gestein zufolge wurde der Tempel zu Ehren jener erbaut, die lange vor den Nephalem gelebt haben. Doch wer jener war wird wohl für immer verborgen bleiben. Wind und Regen hatten gute Arbeit geleistet und trugen das Wichtigste, nämlich die eingravierten Schriften, ab. Auch die Pflanzen, die den Schrein überwucherten und für sich beanspruchten, machten das Herausfinden der Zugehörigkeit dieser wundervollen Architektur höchst…schwierig. Die Gruppe hockte neben einer umgekippten Statue und betrachtete das zerfallene Gesicht. Es schien merkwürdig, denn obwohl fast das komplette Antlitz vom Wetter abgetragen wurde, befanden sich winzige, aber auch Krater von beachtlicher Größe auf der Oberfläche. Fast so, als hätte jemand versucht, den Kopf dieser Statue mit einem Hammer zu zerstören, um an dessen Inhalt zu gelangen. Was befand sich darin? Vielleicht ein Schatz? Könnte möglich sein… Piedro, ein junger Abenteurer, erhob sich und betrachtete die andere Skulptur aus gräulichem Gestein. Anders, als die Liegende neben ihm war das andere Standbild einer Person nicht umgeschmissen worden. Sie war zwar stark von Efeu, die ihren Schatz nicht hergeben wollten, befallen und auch an ihr konnte man die deutlichen Anzeichen von Abbau durch Wetterbedingungen erkennen, aber Risse oder Einschläge besaß sie nicht. Zumindest keine Sichtbaren. Was immer hier vor Jahren geschah, es war höchst interessant…
Piedro war gerade fünfundzwanzig geworden, als er auf die Idee kam, eine Expedition durch den tiefen Dschungel zu machen. Von Gerüchten hatte dieser Narr gehört, dass es vor geraumer Zeit an manchen Stellen des Urwalds Brände gegeben haben soll. Er war jung, mutig, und besaß ein markantes Gesicht mit saphirblauen Augen. Doch das Einzigartige an ihm waren seine hellen Haare gewesen. Kurz, blond und leicht lockig an einigen Enden, war er etwas Besonderes gewesen in seinem Dorf. Nicht viele genießten dieses Privileg eines aussterbenden Merkmals und um genau zu sein, hat auch kein bekannter Vorfahr von Priedro je eine solche Haarfarbe gehabt. Nun, der junge Mann war nie stolz drauf gewesen, konnte sich aber auch nicht über die ganzen Komplimente, die er bekam, beklagen.
Das komplette Gegenteil war Albertus, der launische Trinker. Ungepflegt und stinkend besaß der ältere Kerl, der sich knapp vierzig Winter schätzen durfte, stets eine schlechte Stimmung. Wenn es nach ihm ginge brauchte das Sanktuario nur Wein und Weib um alle Menschen glücklich zu machen. Sein Gesicht war faltig und seine Haut unrasiert. Seine Kleidung war zerrissen, an manchen Stellen sogar zerfetzt und wies Flecken fragwürdiger Herkunft auf. Doch das Schlimmste war der Gestank gewesen, denn dieser Mann ständig mit sich trug. Es war ein Duftgemisch aus Alkohol und gewissen Fäkalien gewesen. Ähnlich dem Atem, den Albertus ausstieß. Nur das dieser noch eine leichte Note von Verwesung mit sich trug, die möglicherweise von dem fauligen Zahnfleisch stammte. Alles in allem war der Kerl kein wünschenswerter Geselle gewesen, und doch besaß er einen klaren Verstand.
Der letzte der Truppe, Rodrik, war ein Mann der Tat gewesen. Furchtlos, wie er sicher war, hatte er angeblich schon viele Schlachten überlebt. Er war ein Söldner gewesen und sein von Narben übersäter Körper bestätigte dies. Arme, Beine und selbst sein Gesicht waren Zeugnis grausamer Kriege gewesen. Ein Auge hatte er verloren und… seine Zunge. Ja, er war ein stummer Riese gewesen, aber dennoch ein Lieber und Hilfsbereiter. Er hatte von dem Vorhaben des jungen Piedros in einer Taverne gehört und hatte sich sofort auf seine Art und Weise bereiterklärt, an der Expedition teilzunehmen.
„Ich glaube hier ist der Eingang.“, rief der neugierige Piedro seinen Begleitern zu, ohne seinen Blick von der Finsternis abzuwenden, die sich als „Eingang“ in den Tempel herausstellte. Ein kurzes Brummen kam aus der Richtung von Rodrik, seine Art des Einverständnisses. Dann trat er näher und überreichte dem blonden Abenteuer seine Fackel. Das Feuer brannte lichterloh und versorgte die Gruppe mit noch mehr Hitze, obwohl es ohnehin schon warm genug in diesem verfluchten Dschungel war. „Nun, hier in der Nähe soll es gebrannt haben.“
„Ich hoffe nur, dass das Feuer nicht von irgendwelchen närrischen Jugendlichen wie dir angezündet wurde. Du weiß schon, um sich einen Spaß zu erlauben.“ Mürrisch blickte Albertus Piedro hinterher und schnatterte mit der Zunge. „Außerdem…angesichts des Zustands von diesem…Tempel würde ich sagen, er ist schon längst entweiht worden. Darin gibt es nichts Interessantes mehr. Vielleicht einen versteckten Weinkeller, aber Wein kann ich auch im Dorf bekommen.“
„Nein. Ich will dort rein. Dafür sind wir doch hier, nicht wahr?“ Piedro wirkte angespannt. „Zwar kann ich nicht versprechen, dass es du am Ende zu deinem Gold kommst, Albertus, aber ich kann spüren, dass sich in diesem Tempel etwas befindet… ich kann es hören…“
„Nun, wenn Gold wirklich der Grund wäre, dann wäre ich erst gar nicht mitgekommen. Du alleine mit diesem stummen Nichtsnutz? Ihr überlebt doch keine zwei Tage…“ Langsam setzte sich auch Albertus in Bewegung, trat an dem zähneknirschenden Hünen vorbei und nährte sich als Erste den dunklen Eingang. „Was ist? Wollt ihr Wurzeln schlagen?“
Im inneren des Tempels war die Luft kühl und trocken gewesen, der Gang karg und verformt. Nichts war zu hören, nur das Knistern der Glut der Fackel. Piedro ging voraus, gefolgt von Albertus und zu guter Letzt dem stummen Riesen. Schweigend folgten sie dem Vordermann. Das Feuer war das einzige Licht in der Finsternis, welches die Reisenden davor bewahrte, sich der Angst hinzugeben. Irgendwann hörte der Gang einfach auf und endete vor einer steinerden Wand. Vorsichtig ging Piedro mit der Fackel über das Gestein, in der Hoffnung er würde etwas finden, das möglicherweise auf dem ersten Blick unscheinbar erschien, aber den dreien dazu veranlassen könnte, ihre Forschung fortsetzen zu können. Doch er fand…nichts.
„Es ist…eine Sackgasse.“, seufzte der blonde junge Mann und trat bedauernd einen Schritt zurück. „Es tut mir leid, Leute, aber scheinbar hattest du Recht, Albertus. Es ist doch nur eine Ruine…“
Gerade, als sich Piedro umdrehte, ertönte ein leises Knacken. Die Steinwand ging knirschend auf und gab eine kleine Öffnung frei, die soeben Platz für eine Person bot. Die Höhle, die dahinter zum Vorschein kam, war komplett in Dunkelheit gehüllt. Erst, als der stumme Riese hineintrat und die erste Fackel an der Wand anzündete, wagte auch Piedro den ersten Schritt.
Die Luft in dem Raum war äußerst kalt gewesen. Fast schon eisig und ein Mann wie Piedro, der in warmen Klimagebieten aufwuchs, konnte sich noch nie mit Frost anfreunden. Sicher, die Abkühlung war für einige Momente angenehm gewesen, doch der junge Abenteurer mochte es dennoch mehr, wenn der Schweiß wie ein nasses Hemd an ihm klebte.
Vorsichtig tasteten sich Albertus und Piedro voran, folgten dem Hünen, der nach und nach sämtliche Fackeln in der kreisrunden Halle entfachte. Zunächst wandte Piedro seine volle Aufmerksamkeit auf den Weg vor ihm, um nicht zu stürzen, doch dann, als sich der Saal mit immer mehr Licht füllte, erkannte er schließlich, in was für einem Tempel er sich befand. Nein. Es war kein Tempel gewesen, die für Reisende bereitgestellt wurde, um Wind und Regen zu entkommen. Es war auch keine dieser anderen finsteren Gemäuer gewesen, wo sich am Enden eine Truhe befand – mit so viel Gold und anderen Schätzen, das ein Sterblicher wohl selbst beim Anblick den Verstand verloren hätte. Nein. Es war Grab.
Die Knochen jener Gefallenden lagen überall verstreut in der kalten Gruft und bedeckten den kompletten Boden. Piedro wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal solch einen Ort betrete hatte, wo ihn seine Neugier doch des Öfteren an ähnliche Areale solcher Art lockte. Schlimmer als die Katakomben jener Kathedrale schien dieser tote, verlassene Ort unsichtbare Augen zu besitzen, die einem aus den finsteren Ecken anstarrten. Zitternd näherte sich der junge Kerl den Knochen, trat vorsichtig durchs Gebein und nährte sich der Mitte des Raumes.
Dort befand sich ein achteckiges Plateau, eine Art Tribüne, welches mit tiefschwarzen Obsidianplatten besetzt war. Das feingeschliffene Vulkangestein war das Ergebnis von perfekter und nahezu makelloser Handarbeit, welches für die Bewunderung sprach, die sich in den Augen der drei Reisenden wiederspiegelte. Jede Platte lag dem Anschein nach exakt synchron zu den benachbarten Platten und spiegelten den Raum wieder, jedoch – je nach Stand der Person, der auf die dunklen Obsidiansteinen blickte - als ein ganzes, komplettes Abbild oder als hunderte, leicht verschobene Portraits. Aber egal, aus welcher Sicht man sah, ein runenartiges Symbol bildete stets das Zentrum des Ganzen.
„Bei den hohen Himmel…“, flüsterte Albertus, der hinter Piedro trat und zitternd seine Finger auf die schwarzen Platten legte. „So etwas, …habe ich noch nie –“
Er verstummte, als ein seltsames Geräusch zu vernehmen war. Es war ein Schrei gewesen. Kein Gewöhnlicher, mehr das Kreischen eines…Säuglings. Sofort wandte sich Piedros Aufmerksamkeit auf eine kleine Halle, die er eben noch für eine Art Abstellkammer hielt. Von dort kam das Geräusch.
Stille.
Sein Atem wurde schneller und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Puls begann zu rasen und Piedro fürchtete, dass seine Adern jeden Moment vor Anspannung reißen könnten. Langsam näherte er sich der winzigen, in seltsamer Finsternis eingehüllten Nische, aus der jedoch ein seltsames Licht kurz aufflackerte.
„Warte!“, rief Albertus, doch verstummte dieser, als Piedro ihm ein Handzeichen gab.
Es war ein Kind gewesen, nackt und eingehüllt in einer Art Decke. Sanft lutschte es an einem Finger und strich sich dann kurz mit seinen kleinen Händchen durchs Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, aber dennoch fuchtelte es mit seinen Gliedern, als könnte es bereits die Welt sehen. Vorsichtig kniete sich Piedro hin und nahm das Kind an sich, das einige Male ein helles Geschrei von sich gab.
„Eine kräftige Lunge!“, lachte der junge Mann. „Seht! Es ist ein Junge!“
„Bei allen Heiligen… lass uns von verschwinden!“, befahl der alte Trinker.
„Und das Kind? Wir können es doch nicht einfach hier lassen!“ Piedro hob den Säugling in die Luft um es genauer betrachten zu können. Ein Amulett hing an seinem Hals, geziert mit einer Art Schwert oder Lanze, die nach oben zeigte. Sonst war nichts Auffälliges zu erkennen, bis auf eine winzige Narbe in der Nähe der Brust. Das Kind schrie, als würde es Angst bekommen und sofort umwickelte Piedro es wieder mit der warmen Decke.
„Woher weiß du, dass es ein Mensch ist? Bei den Göttern! Ich hoffe, das ist nur ein Alptraum!“
„Egal, was es ist. Es ist hilflos und ein hilfloses Kind werde ich nicht zurücklassen.“ Plötzlich öffnete es seine Augen - wenn auch nur leicht. Zwei smaragdfarbene Juwelen sahen zu Piedro auf. „Ich weiß nicht, woher du kommst, kleiner Mann, vielleicht ist es aber auch nicht wichtig, doch dieses kalte Grab soll nicht dein zu Hause werden. Ich nenne dich Flynn, und du wirst bei mir wohnen.“
Hier ist eine Geschichte, die ich gerne mit euch teilen würde. Es entstand vor Kurzem, als mir einfach danach war, etwas zu schreiben und ich hoffe es gefällt euch. Ein kleiner Teil aus dem Diablo-Universum und ich freue mich über jegliche Kritik und Anmerkung
Der Aufstieg
Übersicht
Blatt 1 ~ Die Erweckung
Blatt 2 ~ Das dunkle Mal
Blatt 3 ~ Blutmond
Blatt 4 ~ Visionen
Zwischenkapitel
Blatt 0 ~ Fragmente der Vergangenheit
***
Blatt 5 ~ Das harmonische Dorf an der Küste
Blatt 6 ~ Die Jagd
Blatt 7 ~ Die Vorahnung
Charaktere in den einzelnen Kapiteln WARNUNG! Spoilergefahr! Um euch zu schützen gibt es sozusagen ein "Spoiler im Spoiler" Das bedeutet, dass im "Spoiler" es jeweils weitere Spoilers zu den einzelnen Kapiteln gibt. Um sich den Spaß nicht zu verderben, nur den "Spoiler anschauen, wenn ihr mit dem Lesen auch bei dem Kapitel seid (Verständlich zusammengefasst: Das erste Mal könnt ihr bedenkenlos auf den "Spoiler"-Button klicken, ohne euch zu "spoilern" )
Blatt 1
Blatt 2
Blatt 3
Blatt 4
Blatt 0
Blatt 5
Blatt 6
Blatt 7
Piedro - Abendteurer
Albertus - Trinker, Begleiter
Rodrik - Söldner, Begleiter
Flynn - Säugling
Albertus - Trinker, Begleiter
Rodrik - Söldner, Begleiter
Flynn - Säugling
Blatt 2
Piedro
Cecilia - Seine Frau
Flynn - Sein Sohn
Fremder
Cecilia - Seine Frau
Flynn - Sein Sohn
Fremder
Blatt 3
Piedro
Cecilia
Fremder
Cecilia
Fremder
Blatt 4
Flynn
Blatt 0
Imperius - Erzengel des Heldenmuts
Itherael - Erzengel des Schicksals
Itherael - Erzengel des Schicksals
Blatt 5
Gerald - Jäger
Maria - Seine Frau
Darik - Sein Sohn
Flynn
Maria - Seine Frau
Darik - Sein Sohn
Flynn
Blatt 6
Flynn
Darik
Orphelia
Darik
Orphelia
Blatt 7
Flynn
Darik
Aspekt der Furcht
Darik
Aspekt der Furcht
Blatt 1 ~ Die Erweckung
Der Tempel schien sehr alt zu sein. Niemand wusste, wann die Erschaffer dieses heiligen Schreins gelebt haben. Vielleicht vor hunderten – möglichweise aber auch vor tausenden von Jahren. Den Verzierungen am verwendeten Gestein zufolge wurde der Tempel zu Ehren jener erbaut, die lange vor den Nephalem gelebt haben. Doch wer jener war wird wohl für immer verborgen bleiben. Wind und Regen hatten gute Arbeit geleistet und trugen das Wichtigste, nämlich die eingravierten Schriften, ab. Auch die Pflanzen, die den Schrein überwucherten und für sich beanspruchten, machten das Herausfinden der Zugehörigkeit dieser wundervollen Architektur höchst…schwierig. Die Gruppe hockte neben einer umgekippten Statue und betrachtete das zerfallene Gesicht. Es schien merkwürdig, denn obwohl fast das komplette Antlitz vom Wetter abgetragen wurde, befanden sich winzige, aber auch Krater von beachtlicher Größe auf der Oberfläche. Fast so, als hätte jemand versucht, den Kopf dieser Statue mit einem Hammer zu zerstören, um an dessen Inhalt zu gelangen. Was befand sich darin? Vielleicht ein Schatz? Könnte möglich sein… Piedro, ein junger Abenteurer, erhob sich und betrachtete die andere Skulptur aus gräulichem Gestein. Anders, als die Liegende neben ihm war das andere Standbild einer Person nicht umgeschmissen worden. Sie war zwar stark von Efeu, die ihren Schatz nicht hergeben wollten, befallen und auch an ihr konnte man die deutlichen Anzeichen von Abbau durch Wetterbedingungen erkennen, aber Risse oder Einschläge besaß sie nicht. Zumindest keine Sichtbaren. Was immer hier vor Jahren geschah, es war höchst interessant…
Piedro war gerade fünfundzwanzig geworden, als er auf die Idee kam, eine Expedition durch den tiefen Dschungel zu machen. Von Gerüchten hatte dieser Narr gehört, dass es vor geraumer Zeit an manchen Stellen des Urwalds Brände gegeben haben soll. Er war jung, mutig, und besaß ein markantes Gesicht mit saphirblauen Augen. Doch das Einzigartige an ihm waren seine hellen Haare gewesen. Kurz, blond und leicht lockig an einigen Enden, war er etwas Besonderes gewesen in seinem Dorf. Nicht viele genießten dieses Privileg eines aussterbenden Merkmals und um genau zu sein, hat auch kein bekannter Vorfahr von Priedro je eine solche Haarfarbe gehabt. Nun, der junge Mann war nie stolz drauf gewesen, konnte sich aber auch nicht über die ganzen Komplimente, die er bekam, beklagen.
Das komplette Gegenteil war Albertus, der launische Trinker. Ungepflegt und stinkend besaß der ältere Kerl, der sich knapp vierzig Winter schätzen durfte, stets eine schlechte Stimmung. Wenn es nach ihm ginge brauchte das Sanktuario nur Wein und Weib um alle Menschen glücklich zu machen. Sein Gesicht war faltig und seine Haut unrasiert. Seine Kleidung war zerrissen, an manchen Stellen sogar zerfetzt und wies Flecken fragwürdiger Herkunft auf. Doch das Schlimmste war der Gestank gewesen, denn dieser Mann ständig mit sich trug. Es war ein Duftgemisch aus Alkohol und gewissen Fäkalien gewesen. Ähnlich dem Atem, den Albertus ausstieß. Nur das dieser noch eine leichte Note von Verwesung mit sich trug, die möglicherweise von dem fauligen Zahnfleisch stammte. Alles in allem war der Kerl kein wünschenswerter Geselle gewesen, und doch besaß er einen klaren Verstand.
Der letzte der Truppe, Rodrik, war ein Mann der Tat gewesen. Furchtlos, wie er sicher war, hatte er angeblich schon viele Schlachten überlebt. Er war ein Söldner gewesen und sein von Narben übersäter Körper bestätigte dies. Arme, Beine und selbst sein Gesicht waren Zeugnis grausamer Kriege gewesen. Ein Auge hatte er verloren und… seine Zunge. Ja, er war ein stummer Riese gewesen, aber dennoch ein Lieber und Hilfsbereiter. Er hatte von dem Vorhaben des jungen Piedros in einer Taverne gehört und hatte sich sofort auf seine Art und Weise bereiterklärt, an der Expedition teilzunehmen.
„Ich glaube hier ist der Eingang.“, rief der neugierige Piedro seinen Begleitern zu, ohne seinen Blick von der Finsternis abzuwenden, die sich als „Eingang“ in den Tempel herausstellte. Ein kurzes Brummen kam aus der Richtung von Rodrik, seine Art des Einverständnisses. Dann trat er näher und überreichte dem blonden Abenteuer seine Fackel. Das Feuer brannte lichterloh und versorgte die Gruppe mit noch mehr Hitze, obwohl es ohnehin schon warm genug in diesem verfluchten Dschungel war. „Nun, hier in der Nähe soll es gebrannt haben.“
„Ich hoffe nur, dass das Feuer nicht von irgendwelchen närrischen Jugendlichen wie dir angezündet wurde. Du weiß schon, um sich einen Spaß zu erlauben.“ Mürrisch blickte Albertus Piedro hinterher und schnatterte mit der Zunge. „Außerdem…angesichts des Zustands von diesem…Tempel würde ich sagen, er ist schon längst entweiht worden. Darin gibt es nichts Interessantes mehr. Vielleicht einen versteckten Weinkeller, aber Wein kann ich auch im Dorf bekommen.“
„Nein. Ich will dort rein. Dafür sind wir doch hier, nicht wahr?“ Piedro wirkte angespannt. „Zwar kann ich nicht versprechen, dass es du am Ende zu deinem Gold kommst, Albertus, aber ich kann spüren, dass sich in diesem Tempel etwas befindet… ich kann es hören…“
„Nun, wenn Gold wirklich der Grund wäre, dann wäre ich erst gar nicht mitgekommen. Du alleine mit diesem stummen Nichtsnutz? Ihr überlebt doch keine zwei Tage…“ Langsam setzte sich auch Albertus in Bewegung, trat an dem zähneknirschenden Hünen vorbei und nährte sich als Erste den dunklen Eingang. „Was ist? Wollt ihr Wurzeln schlagen?“
***
Im inneren des Tempels war die Luft kühl und trocken gewesen, der Gang karg und verformt. Nichts war zu hören, nur das Knistern der Glut der Fackel. Piedro ging voraus, gefolgt von Albertus und zu guter Letzt dem stummen Riesen. Schweigend folgten sie dem Vordermann. Das Feuer war das einzige Licht in der Finsternis, welches die Reisenden davor bewahrte, sich der Angst hinzugeben. Irgendwann hörte der Gang einfach auf und endete vor einer steinerden Wand. Vorsichtig ging Piedro mit der Fackel über das Gestein, in der Hoffnung er würde etwas finden, das möglicherweise auf dem ersten Blick unscheinbar erschien, aber den dreien dazu veranlassen könnte, ihre Forschung fortsetzen zu können. Doch er fand…nichts.
„Es ist…eine Sackgasse.“, seufzte der blonde junge Mann und trat bedauernd einen Schritt zurück. „Es tut mir leid, Leute, aber scheinbar hattest du Recht, Albertus. Es ist doch nur eine Ruine…“
Gerade, als sich Piedro umdrehte, ertönte ein leises Knacken. Die Steinwand ging knirschend auf und gab eine kleine Öffnung frei, die soeben Platz für eine Person bot. Die Höhle, die dahinter zum Vorschein kam, war komplett in Dunkelheit gehüllt. Erst, als der stumme Riese hineintrat und die erste Fackel an der Wand anzündete, wagte auch Piedro den ersten Schritt.
Die Luft in dem Raum war äußerst kalt gewesen. Fast schon eisig und ein Mann wie Piedro, der in warmen Klimagebieten aufwuchs, konnte sich noch nie mit Frost anfreunden. Sicher, die Abkühlung war für einige Momente angenehm gewesen, doch der junge Abenteurer mochte es dennoch mehr, wenn der Schweiß wie ein nasses Hemd an ihm klebte.
Vorsichtig tasteten sich Albertus und Piedro voran, folgten dem Hünen, der nach und nach sämtliche Fackeln in der kreisrunden Halle entfachte. Zunächst wandte Piedro seine volle Aufmerksamkeit auf den Weg vor ihm, um nicht zu stürzen, doch dann, als sich der Saal mit immer mehr Licht füllte, erkannte er schließlich, in was für einem Tempel er sich befand. Nein. Es war kein Tempel gewesen, die für Reisende bereitgestellt wurde, um Wind und Regen zu entkommen. Es war auch keine dieser anderen finsteren Gemäuer gewesen, wo sich am Enden eine Truhe befand – mit so viel Gold und anderen Schätzen, das ein Sterblicher wohl selbst beim Anblick den Verstand verloren hätte. Nein. Es war Grab.
Die Knochen jener Gefallenden lagen überall verstreut in der kalten Gruft und bedeckten den kompletten Boden. Piedro wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal solch einen Ort betrete hatte, wo ihn seine Neugier doch des Öfteren an ähnliche Areale solcher Art lockte. Schlimmer als die Katakomben jener Kathedrale schien dieser tote, verlassene Ort unsichtbare Augen zu besitzen, die einem aus den finsteren Ecken anstarrten. Zitternd näherte sich der junge Kerl den Knochen, trat vorsichtig durchs Gebein und nährte sich der Mitte des Raumes.
Dort befand sich ein achteckiges Plateau, eine Art Tribüne, welches mit tiefschwarzen Obsidianplatten besetzt war. Das feingeschliffene Vulkangestein war das Ergebnis von perfekter und nahezu makelloser Handarbeit, welches für die Bewunderung sprach, die sich in den Augen der drei Reisenden wiederspiegelte. Jede Platte lag dem Anschein nach exakt synchron zu den benachbarten Platten und spiegelten den Raum wieder, jedoch – je nach Stand der Person, der auf die dunklen Obsidiansteinen blickte - als ein ganzes, komplettes Abbild oder als hunderte, leicht verschobene Portraits. Aber egal, aus welcher Sicht man sah, ein runenartiges Symbol bildete stets das Zentrum des Ganzen.
„Bei den hohen Himmel…“, flüsterte Albertus, der hinter Piedro trat und zitternd seine Finger auf die schwarzen Platten legte. „So etwas, …habe ich noch nie –“
Er verstummte, als ein seltsames Geräusch zu vernehmen war. Es war ein Schrei gewesen. Kein Gewöhnlicher, mehr das Kreischen eines…Säuglings. Sofort wandte sich Piedros Aufmerksamkeit auf eine kleine Halle, die er eben noch für eine Art Abstellkammer hielt. Von dort kam das Geräusch.
Stille.
Sein Atem wurde schneller und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Puls begann zu rasen und Piedro fürchtete, dass seine Adern jeden Moment vor Anspannung reißen könnten. Langsam näherte er sich der winzigen, in seltsamer Finsternis eingehüllten Nische, aus der jedoch ein seltsames Licht kurz aufflackerte.
„Warte!“, rief Albertus, doch verstummte dieser, als Piedro ihm ein Handzeichen gab.
Es war ein Kind gewesen, nackt und eingehüllt in einer Art Decke. Sanft lutschte es an einem Finger und strich sich dann kurz mit seinen kleinen Händchen durchs Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, aber dennoch fuchtelte es mit seinen Gliedern, als könnte es bereits die Welt sehen. Vorsichtig kniete sich Piedro hin und nahm das Kind an sich, das einige Male ein helles Geschrei von sich gab.
„Eine kräftige Lunge!“, lachte der junge Mann. „Seht! Es ist ein Junge!“
„Bei allen Heiligen… lass uns von verschwinden!“, befahl der alte Trinker.
„Und das Kind? Wir können es doch nicht einfach hier lassen!“ Piedro hob den Säugling in die Luft um es genauer betrachten zu können. Ein Amulett hing an seinem Hals, geziert mit einer Art Schwert oder Lanze, die nach oben zeigte. Sonst war nichts Auffälliges zu erkennen, bis auf eine winzige Narbe in der Nähe der Brust. Das Kind schrie, als würde es Angst bekommen und sofort umwickelte Piedro es wieder mit der warmen Decke.
„Woher weiß du, dass es ein Mensch ist? Bei den Göttern! Ich hoffe, das ist nur ein Alptraum!“
„Egal, was es ist. Es ist hilflos und ein hilfloses Kind werde ich nicht zurücklassen.“ Plötzlich öffnete es seine Augen - wenn auch nur leicht. Zwei smaragdfarbene Juwelen sahen zu Piedro auf. „Ich weiß nicht, woher du kommst, kleiner Mann, vielleicht ist es aber auch nicht wichtig, doch dieses kalte Grab soll nicht dein zu Hause werden. Ich nenne dich Flynn, und du wirst bei mir wohnen.“
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