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[Kurzgeschichte] Ewigkeiten

Insidias

Guest
Als er sich, auf dem kalten Boden sitzend, zurücklehnte, scheuerte der raue Stein an seinem Rücken. Kleinste Unregelmäßigkeiten in dem ansonsten so glatt und eben wirkenden Monolithen würden sich im Laufe der Zeit wie spitze Zähne in sein wundes Fleisch graben.
Er wischte sich mit der Rechten über die Augen. Die schwere, armdicke Kette klirrte bei jeder seiner Bewegungen. Sie lief von seinem Handgelenk durch mehrere magisch verstärkte Ringe, die ringsum in den Felsblock geschlagen waren, und endete an seinem zweiten Arm in einem identisch massiven Armreif.
Einer der Arbeiter hatte unbeholfen mit dem schweren Schmiedehammer die noch vom Feuer der Esse glühenden Stifte durch die Löcher in den Armfesseln getrieben und so die beiden Halbbögen, die jedes seiner Handgelenke umschlangen, vernietet.
Ein Schlag war vorbeigegangen und hatte zwei seiner Finger regelrecht zertrümmert, doch der Schmerz war geradezu erträglich gegenüber den Brandblasen von den Nieten, die schon jetzt von den Armbändern aufgescheuert wurden. Wundwasser lief seine Hand entlang, bald schon würde es sich mit Blut mischen.
Seine Fessel war so bemessen, dass er mit jeweils einer Hand genug Spielraum hatte, um die wenigen körperlichen Bedürfnisse, die er noch hatte, stillen zu können.
Die Hände zusammenlegen konnte er indes nicht – das wäre für alle Beteiligten zu gefährlich gewesen.

Er hob den Kopf und blickte zu der Öffnung in der Wand, durch den sie ihn hier hinein gebracht hatten. Emsige Hände zogen hier unbeirrbar eine Mauer hoch.
Klick. Ein Stein wurde aufgesetzt, dann hörte er das weiche, schmatzende Geräusch des verstrichenen Mörtels, dann kam ein weiterer Stein. Das wenige Licht, das diese große Halle aus gewachsenem Stein und gemauerten Wänden erhellte, wurde mit dem Anwachsen der jungen Mauer immer diffuser und bald schon würde es ganz erlöschen.

Neben ihm stand ein großes Fass mit Wasser und obgleich seine Kehle rau und trocken vor Durst war, sparte er sich das kostbare Nass auf. Es war gut möglich, dass er dessen unbestimmten Trost in Kürze nötiger haben würde.
Er konzentrierte sich lieber auf die fortschreitende Arbeit an seinem Gefängnis. Im gleichen Maße wie die Augen durch das schwächer werdende Licht nutzlos wurden, schienen die anderen Sinne zu erstarken. Er hörte ein geflüstertes Wort von seinem Kerkermeister, das zarte Klicken von winzigen Krallen auf dem kalten Stein und das schnüffelnde Zucken einer bepelzten Schnauze.
Der unverkennbare Geruch der Arbeiter stieg ihm in die Nase, die ebenfalls an Empfindlichkeit gewann. Er nahm das saure Aroma von Angstschweiß war und stellte angewidert fest, dass es sich um seine eigenen Ausdünstungen handelte.

Erschrocken bemerkte er plötzlich, dass sich während seiner fruchtlosen Überlegungen der ehemals riesige Durchbruch zu einem schmalen Spalt verengt hatte.
Mit weit aufgerissenen Augen sog er das letzte Licht geradezu auf, er wagte kaum zu blinzeln.
Dann vernahm er von draußen aufgeregte Rufe, gedämpft durch den dicken Stein, aber unverkennbar voller Panik. Ein schrilles Kreischen ertönte aus zwei, drei Kehlen. Dann verstummten auch die letzten freien Zeugen seiner Einkerkerung für immer.

Sie hatten die Arbeiter sorgsam ausgewählt, diese hatten keine Nachkommen mehr zu versorgen oder standen bereits am Ende ihres Lebens. Die Hinterbliebenen würden reich entschädigt für den tragischen Unfall, doch konnte Gold den geliebten Mann oder Bruder ersetzen?
Es war ihnen sicher nicht leicht gefallen, diese Entscheidung zu treffen, doch sein Aufenthaltsort musste verschleiert bleiben. Sorgloses Gerede unter dem Einfluss von Wein oder Gold durfte es nicht geben. Es könnte alles zerstören, wofür sie gekämpft hatten.

Trotz all seiner Stärke konnte er nicht verhindern, dass ein leises Wimmern seine Kehle hinaufstieg. Doch es war zu spät, sie würden nicht mehr wiederkommen. Er war für alle Zeit eingesperrt, für die Ewigkeit.
Knirschend wurde der letzte Ziegel in die Lücke gepresst.
Das Licht erlosch. Er war alleine.



Nun, nicht ganz alleine. Er horchte tief in sich hinein, doch es schlief noch, erschöpft von dem Kampf, mit dem sie es in seinen Geist und in seinen Leib gezwungen hatten. Doch bald würde es wieder erwachen und sie würden erbittert und endlos bis in die Ewigkeit um die Kontrolle seines Körpers kämpfen. Nicht einmal der Tod würde ihn retten, es würde ihn am Leben erhalten, immer hoffend, dass jemand käme, es zu befreien.
Er war eingemauert in seiner eigenen Gruft, doch er würde auf ewig leben. Er senkte den Kopf und weinte.


Nach einer Weile wurde er wieder ruhiger.
Er rief sich die Gesichter seiner Freunde in Erinnerung. Jeder von ihnen war bereit gewesen, diese Bürde zu tragen, obgleich sie auf sicher wussten, dass sie Leben und Freiheit und vielleicht auch ihre unsterbliche Seele damit verwirkten. Doch sie hatten einen mächtigen Magier mit besonderen Fähigkeiten benötigt. Er selber war immer einer der Besten seines Ordens gewesen. Er kannte die Geheimnisse der Horadrim wie kaum ein anderer, ausgenommen Cain vielleicht.
Er kannte drei Worte, die einen Mann in den Wahnsinn treiben konnten, eine Handbewegung, die Stürme aus Blitz und Eis entfachten, eine Formel, die das Abbild eines Troi´Sha heraufbeschwor, und seine Gefährten hatten noch einen großen Teil der Magie Cains auf ihn übertragen, der nun immer noch einer der Weisesten sein würde, jedoch kaum noch magische Fähigkeiten in sich trug.

Diese Überlassung der Magie wäre auch auf einen anderen großen Magier möglich gewesen, doch nur er selber hatte diese eine Unvollkommenheit, das ihn von den Anderen stets unterschieden hatte: Er besaß keinerlei telepatische Kräfte.


Das Wesen in seinem Inneren würde keine Gelegenheit haben, nach Hilfe zu rufen, sollte es jemals seinen menschlichen Wirt bezwingen können. Kein Gesandter des Himmels oder der Hölle kannte den Ort seiner Gefangenschaft, die wenigen Arbeiter konnten nichts mehr verraten, lediglich drei der mächtigen Horadrim würden Auskunft geben können, doch wusste er genau, sie würden eher in Feuer und Schmerz vergehen oder sich selber richten, als zu riskieren, dass Baal, der Herr der Zerstörung, wieder freigelassen würde.

Tal Rasha horchte wieder in sein Inneres. Der Dämon regte sich.
Es wurde Zeit, die Gedanken abzuschirmen und sich dem ewigen Kampf zu widmen.
Hart und unerbittlich krallten sich die Willen der beiden Geister in einander und fochten.


:hy: Insidias


Jegliche Kritik oder Anmerkung ist nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erbeten... :)
 
HA!

Nr. 1 und gleich ein Kompliment. Eine nette Miniatur ist Dir da gelungen, glaubwürdig, plastisch ( wenn man wie wir den Hintergrund kennt) und in den Details hinreichend schaurig um wahr sein zu können :)

Deutlich besser als deine andere kurze Kurzgeschichte mit dem Geist, der stets bewacht... die war zuu kurz.

Hab übrigens deine Lagerfeuergeschichte gestern oder vorgestern abend mal gelesen. Respekt. Einge gute Entwicklung hast du da genommen. (Hat Spass gemacht)

:hy:

( Schau jetzt mal beim Wüstenfeuer vorbei)


DV
 
Irgendwie fehlen mir immer die Worte wenn ich eine deiner Storys lese:D
Einzig und allein eine kleine Ungereimtheit ist mir aufgefallen:

Er kannte drei Worte, die einen Mann in den Wahnsinn treiben konnten, eine Handbewegung, die Stürme aus Blitz und Eis entfachten, eine Formel, die das Abbild eines Troi´Sha heraufbeschwor, und seine Gefährten hatten noch einen großen Teil der Magie Cains auf ihn übertragen, der nun immer noch einer der Weisesten sein würde, jedoch kaum noch magische Fähigkeiten in sich trug.

Diese Überlassung der Magie wäre auch auf einen anderen großen Magier möglich gewesen, doch nur er selber hatte diese eine Unvollkommenheit, das ihn von den Anderen stets unterschieden hatte: Er besaß keinerlei telepatische Kräfte.

Wieso haben die Horadrim ihm zusätzliche Magie überlassen wenn er ohnehin da unten festsitzt? Wenn Baal freikommt ist das doch eine zusätzliche Gefahr für die Welt.:confused:
 
Aha! Erwischt!
Wenn du mal nicht am Wuestenfeuer sitzt, schreibst du andere Geschichten?
Ist aber nicht schlimm!

Die (Kurz-)Geschichte ist wirklich gut, nur hast du 1 oder 2 Rechtschreibfehler drin, die mir beim Ueberfliegen aufgefallen sind. Das passiert doch jedem, scheissegal!

:top:

Ich schreibe in der letzten Zeit nur Muell..
ich-> :autsch: <- ich
 
Hmm, sehr interessant... :)

Ich glaub, falls ich jemals mit meiner Story so weit komme, dass meine Helden in Lut Gholein landen, werde ich deine Kurzgeschichte als Inspirationsquelle verwenden, um Tal Rashas Geschichte zu erzählen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen? (Wird wohl eh Jahre dauern, bis es überhaupt so weit kommt^^)


Gruss Segan :hy:


PS: Ach ja, meine Bewertung: :top: :top: :top: von mir :D (mehr geht nicht :p)
 
Habe ich doch grad nochmal gelesen und mich daran erinnert.
Immer noch eine schöne Kurzgeschichte!
 
sehr schöne und vorallem gut geschriebene geschichte :top:

ist doch mal schön zu lesen wie sich der alte tal rasha gefühlt haben muss!

:top::top:

sehr nice
 
Richtig beklemmende Atmosphäre kommt auf, ich fühlte mich unbehaglich beim lesen, und das schaffen nichtmal die meisten großen Autoren! ;)

TOP-Kurzgeschichte :top: :top: :top: :top: :top:
 
Ich kann mich Sabions Worten nur anschließen. Ist ein wirklicher Schatz, den er da ausgegraben hat.

Zwar wird schon nach den ersten paar Sätzen klar, um wen es sich handelt, aber ich habe absolut nichts - und das ist bei Geschichten hier im FAS sehr ungewöhlich - wirklich gar nichts auszusetzen.
 
Danke, Chris.
Vor ein paar Minuten hätt ich mich noch fast darüber beschwert, dass du einen solch alten Thread hervorkramst.
Aber nun.
Klasse Arbeit. Wow.
Wirklich beeindruckende Story

:top:
 
Geniale geschichte. Die kann ruhig öfter mal aus der versenkung geholt werden :top:
 
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