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[Story] Weltenöffner

DameVenusia

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9 August 2000
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--------> Weltenöffner <------





Prolog



Vor einiger Zeit, ich glaube es war im Jahr 2001 oder 2005 oder die Zeit dazwischen, so genau weiß ich das nicht mehr, hielt ich mich in einem Sanatorium auf. Der Grund spielt keine Rolle, nicht die Geräusche, die Gerüche, nicht all das Gewürm in meinen Gedanken, nein, der Grund spielt keine Rolle. Der Grund spielt keine Rolle.

Aah ja. Oben in den Bergen lag es, weit abgeschieden von allem anderen. Dort hoffte ich, die Ruhe zu finden, die mir unter den Millionen Menschen im Tiefland nicht vergönnt war. Aber es wurde nicht besser. Auch die gelegentlichen Pausen in der virtuellen Welt, wo ich mich seltsam heimisch fühlte, halfen da nicht. Im Gegenteil, es wurde mit dem Trost, den ich dort erfuhr, immer schlimmer.
Geschichten von Barbaren, Zauberern, Assassinen, Amazonen, Paladinen und Druiden, von sprechenden und denkenden Golems gar, von Freud und Leid, tiefer Liebe, noch tieferen Gräben und den ewigen Abgründen des Lebens und der Hölle. Was habe ich mit diesen Charakteren mitgelitten, mitgelacht und mich mitgefreut und ihren allzu frühen Tod eigensüchtig betrauert. Ich hielt es für Geschichten, meistens jedenfalls.

"Fort, Fort, Fort! aus meinen Gedanken" rief ich den Stimmen zu, aber sie liessen mich nicht. Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.

Eines Abends, es war Sonnenwende, als das Geschrei der anderen Sanatoriumsgäste langsam nachließ, schließlich verstummte, sah ich durch die hübschen Gitter meines Zimmers. Die Abendsonne ließ flüssiges, feuriges Blut die Zinnen des Arretsch herunterlaufen und ich sah plötzlich einen riesigen Schatten, der einem merkwürdig verbuckelten Menschen ähnelte, die Hänge des Berges entlang rasen, der irgendwann von den Mauern der.... des Sanatoriums, das aufzusuchen ich mich wie gesagt vor einiger Zeit entschloß, verschluckt wurde.

Mir wurde kalt und ich schloß die Fenster. Aber die Kälte wich nicht. Ich drehte mich um und sah zu meinem Entsetzen den buckligen Schatten in meinem kleinen Raum stehen. Ein Zischen kam aus dieser Richtung, Nebel machte sich breit und ich hörte wie aus weiter Ferne eine Stimme flüstern: "Nimm, du Dame, was Deines ist...."

Mit einem Mal war der Buckel von der Schulter des Wesens verschwunden und kurz darauf auch das Wesen selbst.
Was blieb, war ein Haufen Pergament. Woher es kam, ich kann es nur vermuten, nur, dass es für mich bestimmt war, aber nicht für mich allein, das steht fest.

Ihr alle sollt es erfahren, denn ihr alle wißt bereits. Ihr wißt, dass meine Gedanken Realität sind, meine und Eure. Jenen, die nicht wissen, sei gesagt: Öffnet Eure Sinne, denn die Entscheidung ist nah.

Mehrere Jahre verbrachte ich mit dem Zusammensetzen des brüchigen Pergaments, denn durch eine Ungeschicklickeit oder Ängstlichkeit meinerseits verbarg ich das Pergament vor den Blicken anderer unter der dünnen Matratze meines Bettes, dann unter den Dielen. Den Anfang dessen, was Ihr nun erfahren sollt, habe ich rekonstruiert. Ich bin immer noch am Zusammensetzen, Jahre andauernde Qual und Hoffnung zugleich. Ruhiger bin ich geworden und das Sanatorium habe ich längst verlassen.

Meine Wohnung ist hell und erheblich grösser als das Zimmer im Sanatorium. Neben meiner unbeachtlichen beruflichen Tätigkeit studiere ich Platon und Aristoteles, Ovid und Cäsar, die heilige Hildegard von Bingen (keine Ahnung wer die heiliggesprochen hat), Nostradamus, Newton und Leibniz, Kant, den Maxwellschen Dämon, Mach und Einstein, Bohr und den kryptischen Ouspensky. Chrizkov habe ich vergessen zu erwähnen oder kommt der erst noch....
Meine Techniken im Schwertkampf sind recht weit entwickelt, im Dojo ist man etwas mißtrauisch mir gegenüber(meinem Meister fehlt mittlerweile eine Fingerkuppe- aber das war keine Absicht!), aber das nehme ich hin, meine Selbstverteidigungskünste sind überdurchschnittlich - etwas, was ich jeder Dame von Stand anraten würde - und überhaupt, ich bin gewappnet, so gut es nur geht.

Eine modische Marotte von mir, wie meine wenigen Freunde meinen, ist, dass ich stets einen Holzstab mit mir führe, mit einigen Verdickungen an gewissen Stellen und mittlerweile recht fein gemasert. Ein schönes Stück um dass mich meine Freundinnen beneiden. Freilich wissen sie nicht, wofür ich ihn verwende. Ich belasse es meist dabei, dass ein Stab in den Weichteilen eines Mannes mehr Schäden anrichtet als ein hilfloser Schrei. Ausserdem passt er in meine Handtasche.

Merkwürdig, dass jener junge Barbar aus dem Pergament so zuversichtlich in seine - oder unsere? Zukunft blickt. Wie gesagt, ich bin noch nicht am Ende. Ein beachtlich großer Haufen wartet noch seiner Entzifferung. Trotz Scanner, Computer und all meiner Freizeit weiß ich nicht, wann ich damit fertig sein werde. Ich habe allerdings so eine Ahnung.


Gebe Gott, dass es nicht zu spät ist.






Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapteil 16
...
...
 
Zuletzt bearbeitet:
Weltenöffner Kapitel 1

Kapitel 1

Hat einer von Euch schon mal jemand einen Dämonen getötet? Ja?
Dafür bekommt man gewöhnlich Beifall und einen kräftigen Klatsch auf die Heldenschulter.
Aber nicht einen Platz in der Todeszelle.
Da war ich nämlich und… aber lest selbst.

Durch kleine Öffnungen an den hohen Mauern schien das Licht auf den Staub an den groben Wänden, deren mannsgroße Felsblöcke das Gewicht der darüber stehenden Feste Unter-Harrogaths trugen. Meine Zelle war auf der einen Seite aus den gleichen Steinen gefertigt wie alles hier, auf den anderen Seiten war ich von einem dicken rostigen Gitter umgeben. Die anderen Zellen, die ich sehen konnte, waren leer. Von anderen Stockwerken hörte ich gelegentlich den Lärm von Blechgeschirr und kurze dumpfe Rufe von Wachen. Eine Bewachung hatte ich auch. Ich beschloß nicht länger zu warten. Die Schatten wurden länger.

„He! Du da! “

Der Mann am Ende des Ganges drehte sich zu mir um. Zum ersten Mal sah ich seine Züge. Das Gesicht des Mannes war trotz seines breiten Kinns klein unter dem massigen, mit einem Klappvisier versehenen Helm. Ich hätte genauso gut an seiner Stelle sein können, denn wir hatten ungefähr das gleiche Alter und die gleiche Statur. Das behielt ich im Kopf.

Der Wächter kam nahe an die Gitterstäbe ran. Aufmerksam besahen seine hellblauen Augen meine Hände, die verdreckt und mit getrocknetem Blut verkrustet die Gitterstäbe umfassten.
Ich spannte meine Finger um die rostigen Stäbe und drehte sie, rieb mich am stumpfen Eisen.

„ Höflichkeit hat man Dir wohl nicht beigebracht, was?“
Sein Blick blieb an meiner zerrissenen Tunika hängen, die kaum noch kenntlich die Farben des Ordens der Magiere vom Berg zeigte. Das grüne Band um meinen Halsausschnitt war noch am besten zu sehen und zeigte, dass ich Schüler dieser altehrwürdigen Einrichtung war.
„Was willst Du?“
Ich grunzte kurz. „Vermutlich bin ich in zwei Stunden tot, da kommt es auf Höflichkeit nicht mehr an.“
Sein Gesicht bekam einem altklugen Ausdruck : „Es ist nie zu spät zu lernen, sag mir also was Du willst und ich sage Dir, ob du es bekommst.“

„Wasser. Bitte. Und dein Ohr.“ Er trat einen Schritt zurück und legte die Hand an den Schwertgriff. Dann entspannte er sich und grinste. „Diese magischen Riegel hier kannst Du nicht brechen, dein bisschen Kenntnis reicht nicht aus, mir was anzutun.“

Ich grinste zurück, beziehungsweise ich verzog mein Gesicht zu etwas, was ich für ein Grinsen hielt.
„Du verstehst mich falsch. Ich brauche was zum Trinken und jemanden zum Reden. Viel Zeit habe ich nicht mehr.“
Er nickte. „Wohl gesprochen. Vermutlich reden sie da oben über die beste Art, dich und deinen Körper von dieser Welt zu schaffen.“
„Es wird das Schwert des Henkers des Königs sein. Er wird Maß nehmen an meinem Hals und dann mit einem eleganten Schwung meinen Kopf vom Körper trennen. Wahrscheinlich wird das Publikum Wetten abschließen, wohin mein Kopf rollt. Hinterher werden Sie meine beiden Teile in eine Jauchegrube werfen oder mich einfach verbrennen.“
Der Wächter kniff die Augen zusammen. „Du nimmst wohl nichts ernst und dich ein bisschen wichtig, oder?“
„Ich habe schon einige Hinrichtungen gesehen.“

Sein Blick wurde neugierig. „Was hast Du eigentlich gemacht? Du bist der erste deines Ordens den ich hier sehe.“
Er griff hinter sich zu einem großen hölzernen Fass und schöpfte etwas Wasser in eine Schüssel. Mit einer Hand reichte er sie mir so, dass ich sie gerade noch mit meinen Finger erreichen konnte. Ich nahm sie und bugsierte sie durch die Stäbe, wobei ich etwa die Hälfte des Wassers verschüttete. Als ich den ersten langen Zug gemacht hatte, war mein Wächter schon mit einer neuen Kelle Wasser bereit, die er mir mit Schwung direkt in die Schüssel platzierte.

Nachdem ich die Schüssel leer geschlürft hatte, fragte ich ihn:
„Weißt Du eigentlich, wer da oben versammelt ist?“
Der Wächter neigte sich mir zu.
„Ein Tribunal nehme ich an. Nein.“
Bard-lear, der Leiter der Tur Dulra.
Der Wächter pfiff durch seine Zähne. „Hast Du einen Druiden plattgemacht?“
Han-Vidan von den Viz-Jaq`taar.
Der Wächter riss verblüfft die Augen auf.
„Junge, Junge, du hast wirklich was verbrochen. Wie hast Du noch ne Assassine beleidigen können?. Bevor Du den Mund aufmachst bist Du doch schon tot? “
Ich registrierte am Rande, dass er mir einen Assassinenmord nicht zutraute und seufzte. „Lass mich doch weiterreden. Außerdem Athuluas erste Dienerin Venla, Regent Kolmar, das ist ja klar, Quenlin, Führer meines Ordens und der Bewahrer des Lichts von Zakarum, Menno.“
„Fehlen bloß noch die Führer der Nekromanten und der Zauberinnen.“ sinnierte der Wächter.
„Vislenna von den Nachfahrinnen der Horadrim ist verletzt, wird vielleicht aber kommen und Wahr-Tir, ich weiß nicht ob der sich um solche Dinge schert.“
Jetzt wurde er misstrauisch. „Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. So wichtig siehst Du nicht aus, dass wegen Dir viele wichtige Leute zusammenkommen und dass Du so viel weißt. Du bist doch bloss ein kleiner Schüler, nicht einmal ein Stabmal hast du.“

Das war, so dachte ich bei mir, eins der wenigen Dinge, welche die Bevölkerung der Nordlande über uns Magiere vom Berg wusste.

Selbst Regent Kolmar, der in Harrogath das Amt verweste bis sein jugendlicher Neffe Tork erwachsen wurde, hatte für uns nicht viel übrig und kannte uns kaum. Er war zwar der Tradition des königlichen Hauses verpflichtet, uns, den Orden der Magiere vom Berg, der in den Tagen nach dem Fall der Übel gegründet wurde um die Lande vor einem erneuten Einfall der Dämonen zu bewahren, zu unterstützen, aber zu mehr als gelegentlichen Zaubereien und Lichteffekten beim jährlichen Thing wurden wir nicht mehr gebraucht. Dort konnte man auch die Oberen von uns sehen, mit ihren langen Haaren und dem leuchtenden Stabmal in den Handflächen, dort, wo wir jeden Stab in seinem Innersten erkannten und die Kraft, die ein anderer in den Stab hineingelegt hatte, für uns nutzbar machen konnten.


„ Wie recht Du hast. Ich habe niemanden umgebracht, nicht einmal verletzt. Leider bin ich weder wichtig noch sonderlich gefährlich, Freund,“ entgegnete ich. „Ich hatte nur das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Und weil das ein sehr böser Ort war und ich sehr böse Dinge sah, die vielleicht von Wichtigkeit für Sanktuario sein könnten, ist diese illustre Gesellschaft da versammelt. Hast Du eigentlich einen Namen, Freund?“

„Ich bin nicht dein Freund, Gefangener“ murmelte der Wächter. „Man nennt mich Beril, Sohn des Gelden.“

„Ich bin Lorin, Sohn des Menguin, Schüler der Abschlussklasse der Magier vom Berg“. Das werde ich bis zu meinem baldigen Lebensende auch bleiben, dachte ich. Mir schnürte es die Brust zu und ich umklammerte wieder die Eisenstäbe.
„Dann erzähle doch mal Lorin, was Du gesehen hast, was so wichtig war, dass sich fast alle Oberen hier versammeln.“
Ja, das würde ich. Lieber zwei Stunden Unterhaltung als zwei Stunden Warten auf den Tod. Vielleicht ergab sich auch eine Gelegenheit.

Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was in letzter Zeit geschehen war. Es war so viel.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Prolog

Oben in den Bergen lag es, weit abgeschieden von allem anderen. Dort hoffte ich, die Ruhe zu finden, die mir unten => unter den Millionen Menschen im Tiefland nicht vergönnt war. Aber es wurde nicht besser.

die heilige Hildegard von Bingen (keine Ahnung wer die heiliggesprochen hat)
Das war mehr oder weniger die römisch-katholische Kirche, die Hildegard indirekt heilig gesprochen hat, in dem sie sie in ihr Martyrologium Romanum aufnahm.

Interessante Einleitung bei der geschickt die realen und erdachten Welten verschwimmen. Mittendrin hatte ich mich erst gefragt, ob du jemandem zum Geburtstag gratulieren willst, oder das eine direkte Aufforderung an mich sein soll, doch endlich mal meinen Roman weiter zu schreiben.
 
Das ist eher ein Dank für die all die schönen Geschichten, die ich hier lesen durfte, auch deine ;) Tatsächlich ruht das Ding seit Jahren auf meiner Festplatte und nun wird es Zeit....

Edit: Danke für den Hinweis mit dem Verschreiber, korrigiert. Und Hildegard? So genau wollte ich das gar nicht wissen :clown: ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine weitere tolle Geschichte hält hier Einzug. Wirklich toll!
 
Das war, so dachte ich bei mir, eins der wenigen Dinge, welche die Bevölkerung der Nordlande über uns Magiere vom Berg wusste.
e zu viel...

Ansonsten ein spannender Anfang, der verspricht, eine interessante Geschichte zu werden.
Ich freu mich auf mehr!
 
Es beinhaltet die Viz-Jaq`taar, mein Interesse ist geweckt. :diablo:
 
Weltenöffner Kapitel 2

Kapitel 2

Vor wenigen Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal in eine solche Situation geraten würde.
Vor wenigen Tagen hatte ich überhaupt noch nichts gedacht. Ich war jung und unbedarft. Jetzt war ich jung, besorgt und so gut wie tot.

„Sag mal, Beril, Sohn des Gelden, was weißt Du über unseren Orden?“
„Nicht viel“, meinte er und zog die Augenbrauen hoch. „Das was alle wissen. Einmal im Jahr sieht man Euch, vor allem die Oberen beim Thing, und ansonsten hört man manchmal von Reginalds Gesetz, wenn wieder irgendwo eine Kuh explodiert ist.“

Ich schüttelte innerlich den Kopf. Reginalds Gesetz war fast so alt wie der Orden der Magier vom Berg selbst, der noch vom sagenhaften Deckard Cain nach dem Fall der Übel gegründet wurde. Als Cain in den Süden zog, hinterließ er eine junge Ordensschule mit vielen Büchern, aber wenig Talenten. So ging einiges bei der Anwendung von Magie schief. Die Leute beschwerten sich über die entstandenen Schäden. Um Deckard Cains Erbe zu bewahren und dem Norden eigene Magiere zu sichern, versprach König Reginald I. jedem, der nachweisen konnte, dass sein Eigentum durch irrtümliche Anwendung von Magie zu schaden kam, Ersatz. Im Laufe der Jahre erkannten die Bürger die Vorteile dieser Regelung, so dass vor allem die Schüler angewiesen wurden den Kontakt zur Bevölkerung zu meiden.

Leider ging das nicht immer. Zuletzt wurde ich aus Klamrath verjagt, einen kleinen Dorf westlich von Harrogath, weil die Kuh des Vorstehers just in dem Moment starb als ich gerade ankam. Jedenfalls behauptete das der Vorsteher des Dorfes und wer war ich, ihm zu widersprechen?

Ich wies vergebens darauf hin, dass die ausgemergelte Kuh vermutlich an Altersschwäche oder an einer Krankheit gestorben sei, aber weil es ebenso Tradition war, dass das Königshaus die Schäden „ungewollter Magie“ wie man es nannte, wieder gutmachte, wollte niemand, insbesondere der Vorsteher nicht, auf mich hören.

Ich bekam ganz schön Ärger mit meinen Lehrern, besonders mit Ko’mallar, meinem Kampftrainer und eigentlich fast ein väterlicher Freund für mich. Die Bauern nutzten jede Gelegenheit, dem Königshaus Gold aus dem Säckel zu ziehen. Da war es einfach ein grober Fehler, wenn ein Zauberlehrling, der noch nicht mal ein Stabmal sein eigen nennen durfte und somit seine Zuverlässigkeit noch nicht bewiesen hatte, sich in die Nähe von Dörflern wagte.
Ko`mallar hatte ja recht. Aber was sollte ich damals machen? Mein Wasserbeutel hatte ein Loch und ich wollte einen neuen kaufen. Das ließ ich nach den Anschuldigungen bleiben.

Der nächste Felshase den ich sah, lieh mir sein versengtes Fell und ließ mich von seinem Fleisch kosten. Weil ich das Leder nicht gerben konnte, schmeckte das neue Wasser aus meinem Beutel bald fürchterlich und ich holte mir eine üble Vergiftung. Naja, diese Lektion hatte ich gelernt.
Aber offensichtlich hatte ich noch nicht genug gelernt, wenn ich meine jetzige Lage betrachtete. Ich spürte wieder einen Druck in meiner Brust. Ich wollte noch nicht sterben.

„Du weißt von den drei großen Übeln?“
„Die Geschichten mit denen man Kinder schreckt? Ja.“
„ Es ist mehr eine historische Tatsache, auch wenn das schon viele hundert Jahre her ist.“
„Dann ist es schon so lange vorbei, dass es nicht mehr wahr ist.“
„Glaube mir, Beril, es ist nicht vorbei.“
Beril legte seinen Kopf schief, ging zum Fass und trank selber einen Schluck. Ich überlegte, wie sich dieser junge, kräftige Mann wohl gegen eine Horde Ziegenmänner machen würde. Vielleicht.
Er winkte mir weiter zu sprechen, als er einen kleinen Hocker holte und sich vor meine Zelle setzte.

„Wegen dieser Übel wurde unser Orden gegründet. Als nämlich der Weltenstein zerbrach, waren zwar die Übel für kurze Zeit gebannt, aber keiner wusste was als nächstes passieren würde. Deckard Cain beschloß also einen Magier-Orden bei den Barbaren zu gründen, damit nicht wie vorher beim Kampf gegen die Horden der Unterwelt unzählige Stammesbrüder ihr Leben lassen mussten und in gewisser Weise ein Kräftegleichgewicht geschaffen wurde.“

Beril nickte. „Das klingt vernünftig.“
Ich fuhr fort. „Im Süden gründete er zeitgleich einen anderen Magierorden, nur aus Frauen bestehend, die sich vor ungefähr 200 Jahren zur Ehre Cains „Nachfahrinnen der Horadrim“ nannten. Jetzt ist es so, dass Dämonen und andere Wesen der Unterwelt seit dem Fall der Übel und der Großen Reinigung etwa 25 Jahre später nicht mehr bei uns gesehen wurden.“
Beril nickte wieder.
„Deswegen nimmt unsere Zahl ab. Niemand will etwas so augenscheinlich Nutzloses lernen.“
Jetzt grinste er.
„Vor drei Jahren wurden deshalb die höheren Klassen der Magierorden zusammengelegt.“
Beril runzelte die Stirn.
Ich erinnerte mich kurz.
Seit unsere kleine Klasse des Kreises der Magier vom Berg mit den letzten Schülerinnen des Ordens der Nachfahrinnen der Horadrim zusammengelegt wurden, hatten wir Jungs alle Probleme Runenkalligraphie zu bestehen. Die Mädchen waren einfach zu gut. Zwar wurde unser Niveau in nie gekannte Höhen, was das anbelangt, angehoben, aber das Prüfungsniveau stieg ebenfalls und in den letzten Jahren kam ich über ein „ausreichend“ nie hinaus. Dafür hatten wir Vorteile in Erd- und Pflanzenmagie, einigen Elementbeschwörungen und Waldkunde. Dort, wo die Mädchen herkamen, gab es nichts als heißen Sand. Aber auch diese Vorteile schmolzen schnell dahin, die Mädchen waren einfach fleißiger und hatten ihrerseits Vorteile bei Giftbeschwörungen, Wetter- und Geistbeeinflussung und Novae.
So profitierten wir gegenseitig voneinander, aber so viel wie in den letzten drei Jahren hatte ich noch nie lernen müssen.

Aber wozu, musste ich mich selbst immer wieder fragen. Die Tage der Großen Übel waren seit Hunderten von Jahren vorbei und außer in unserem Unterricht in Geschichte der Magie waren sie kaum präsent. Die übrige Bevölkerung, wenn sie uns nicht grade auslachte oder einfach mied, sprach nie von ihnen. Nur die Orden der Magier, der Paladine und wohl auch andere uralte Gemeinschaften wie die Assassinen oder Amazonen aus dem Süden Sanktuarios erinnerten sich noch in ihren Aufzeichnungen an die Tage, als Diablo und seine Brüder die Lande verwüsteten. Kaum einmal mehr in Kinderliedern kamen sie vor, ein schlechtes Zeichen, wie unsere Lehrer meinten.

„ Wir hatten gemeinsam ein Lager der Abschlussklassen an den Hängen des Arreat.“
Die Erinnerung überkam mich wieder und ich tauchte ein in die kürzlichen Geschehnisse.
 
Oh yeah.

Mach nur weiter.

lg
faxi
 
Wenn die Updates immer so regelmäßig kommen..werde ich auf ewig dein Fan sein,wie von den andere hier auch :)
 
Sorry :D

Ich habe noch rund 10 Kapitel auf der Platte und die Geschichte hat noch kein (vorläufiges) Ende.... fehlen noch so 3-4 - 10 Kapitel.

Aber ab Freitag bin ich erstmal im Urlaub für zwei Wochen. Dorts gibts zwar auch i-net (irgendwie) aber wie regelmäßig... weiss nicht. Wenn mir die Abende und die Familie Zeit lassen, will ich aber noch zwei bis 10 Kapitel dazuschreiben - soll ja nicht zu kurz werden!
Aber einmal in der Woche gibts garantiert ein Update - meine Prüfungszeiten liegen lang hinter mir und meine Hormone (RL) habe ich ganz gut im Griff :flame:

Achja: Morgen oder Freitag kommt das nächste Up.
 
Dann verteil das doch ein bisschen besser!
1-2 Kapitel pro Woche, dann hast Zeit, paar weitere zu schreiben, bis das Material ausgeht - und du bekommst keine große Lücke bei verwöhnten Lesern...
 
Jaaa, so in etwa hatte ich mir das auch gedacht, zumal ich noch eine zweite Geschichte von ungefähr doppelter Länge und fast fertig auf der Platte habe... auch von anno dunnemals. Da geht es um einen hochrangigen Veteranen ( der Wache von Harrogath, glaube ich) , der nach Hause zurückkehrt ( Intrigen?) während die Dämonen langsam wieder Land gewinnen.... und ein bisschen Liebe.... und natürlich... Damönen.... und einen Haufen Kämpfe, viel mehr als hier. Hier kommen sie natürlich auch noch, soviel sei verraten.

Aber irgendwann hat alles ein Ende, deswegen auch meine Geschichten, jedenfalls habe ich mir das vorgenommen :ugly:
 
Das bedeutet, wir haben noch ein Weilchen lesensterter Stories von dir vor uns...
Fein!
Weiter so!
 
Ich poste gleich noch was :) und morgen früh geht es erstmal los.... in einer Woche dann das nächste Teil. Ich hoffe, mich überkommen Tonnen von Inspiration und Meere von Zeit (abends) :D
 
Weltenöffner - Kapitel 3

Kapitel 3



Die Erinnerung überkam mich wieder und ich tauchte ein in die kürzlichen Geschehnisse.

„Es war im Tal Gatranth an den Hängen des Arreat wo die Abschlussklasse der Magier immer ein Sommerlager an den Ufern des Gromm aufschlägt. Es war ungewöhnlich heiß vor zwei Tagen wie du vielleicht bemerkt hast. Im Tal hing der Nebel wie eine viel zu warme Decke. Ich verließ vorgestern, nach dem Mittagessen, das kleine Feldlager im hohen Schatten des Osthanges und lenkte meine Schritte zur Mündung des Flüsschens, dort, wo die steilen Wände des Tals zurücktreten und Platz machen für die Weite und Kühle des Tuin`aar.“

„Die Stelle kenne ich“ warf Beril mit einem Kopfnicken ein.
Ich fuhr fort mit meiner Erinnerung:

„Vor mir hatte jemand denselben Gedanken gehabt. Ich sah den dürren Staukan, wie er mit irgendwas auf den mächtigen Steinplatten, die hier bis an das Ufer reichten, rumritzte. Neben ihm lag sein großer Wolfshund, der seinen Kopf hob, aber gleich wieder auf die Pfoten legte als er mich erkannte. Hier am Seeufer war die Schwüle des Tages weniger drückend, aber dennoch spürbar. So heiß war es seit ich denken konnte noch nicht gewesen. Ich wischte mir mit meinem Ärmel den Schweiß aus dem Nacken.

Der Tritt meiner Schuhe ließ ihn erschrocken herumfahren. Er entspannte sich nur leicht als er mich sah und steckte schnell etwas unter seinen dunklen Umhang.

„Geheimnisse, Staukan?“ fragte ich. Er schüttelte den Kopf. „Nein Lorin. Es geht dich bloß nichts an.“
„Also doch Geheimnisse“.
„Nur zu deinem Schutz“.
„Blödsinn.“
Jetzt sah ich, dass Staukan fünf Kreise, wiederum in einem Kreis, auf die grauen Platten geritzt hatte und zwar perfekte Kreise. Es fehlte ein großer Kreis, der alle kleinen Kreise verband. Irgendwas daran kam mir bekannt vor.
„Bist Du unter die Künstler gegangen? Sehr schön.“
Staukan sagte nichts, aber seine Augen wurden unruhig. Sie glänzten. Seine rechte Hand streichelte seinen Umhang, dort, wo ich das Werkzeug vermutete.
Ich schaute mir die Kreise genauer an. Sie waren nicht geritzt, sie sahen aus wie graviert, so tief schnitten sie in den Fels ein, mit perfekter Rundung. Aber Steinkrümel oder Splitter sah ich nicht.
„Hör mal, dein Werkzeug könnte ich gut gebrauchen, damit kann ich in Runenkalligraphie endlich mal schöne Runen machen.“
Staukan griff unter den Umhang und schüttelte wieder den Kopf.
„Du bist seltsam heute, Staukan.“
„Geh weg.“

Mit einem schnellen Schritt war ich bei ihm und zog seine Hand unter dem Umhang hervor. Er wehrte sich. Aber ich sah, was ich sehen wollte. Es war eine Art Kristall, rosafarben in Form eines armlangen Splitters, der von innen heraus ein wenig glühte und an einem Ende von einem schwärzlichen, verzierten Metall eingefasst war.
Ich ließ seine Hand los und er starrte mich wütend an.
„Mach das nie wieder Lorin oder ich....“
„Was denn?“ spöttelte ich. „Wir Adepten der alten Künste sollten keine Geheimnisse voreinander haben und was ich da sehe scheint mir ein Geheimnis zu sein. Wen hast Du diesmal bestochen für diesen Kristalldolch? Schön ist er ja gerade nicht.“
Staukan schien überrascht. „Das habe ich nicht nötig“.
„Wers glaubt. In Kalligraphie bist Du sonst die letzte Niete und diese Kreise sind einfach perfekt. Glaubst Du nicht, dass das bei den Abschlussprüfungen auffällt?“

Staukan zeigte seine langen Zähne, ein Geschenk seiner pferdegesichtigen Mutter, meiner Tante 2. Grades, und zischte: „Besorg Dir selber was. Für Dich siehts auch nicht gerade rosig aus.“
Hm. Da war was dran.

Ich beschloß, Staukan noch eine Chance zu gegeben, immerhin waren wir verwandt. „Hör mal, vielleicht hast Du Recht. Gibt’s noch andere Teile dieser Art, dort, wo Du es herhast? Meinst Du, da könnte ich mir auch so eins besorgen?“
Staukan überlegte und schüttelte den Kopf.
„Nein, tut mir leid.“
Von wegen Leid tun. Er wollte einfach nicht.
Ich trat näher an ihn ran.
„Dann zeig mir noch mal deinen Kristalldolch oder was immer du da hast. Ich glaube nämlich immer noch, dass Du was vor mir verbirgst. Wo hast du das her?“
Staukan nahm seinen Hund am Lederriemen und stand auf.
„Denk was Du willst, aber laß mich in Ruhe.“
Ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte, als ich ihn dann aber weggehen sah, fasste ich einen anderen Entschluß.
Als Staukan sich umdrehte, sah ich nämlich helle Spuren an seinem Umhang. Er musste auf heller, gelber Erde gerutscht sein, denn dort, wo sich sonst sein dürrer Hintern befand, sah ich kräftige Schleifspuren.
Staukan war woanders gewesen. Er hatte was entdeckt.
Ich wartete, bis er unter den ersten Bäumen verschwunden war, kühlte mir unterdessen meine Füsse im See und schaute mir dann das Bild an, das Staukan geritzt hatte:

Ein großer Kreis aus fünf kleinen Kreisen, alle vollkommen. Ich sah, dass der imaginäre Kreis, den sie bildeten, denn sie berührten sich grade nicht, für einen weiteren inneren Kreis ausreichen würde.
Die Symbolik machte mir Kopfschmerzen. Irgendwo erinnerte das an ein Pentakrikos, einen Fünferkreis. Wäre der innere Kreis auch noch gezogen, hätte ich ein großes Pentakrikos gesehen, etwas, das seit den Zeiten der Dämonen nicht mehr gesehen wurde. Das gefiel mir gar nicht. Warum verwendete Staukan diese Symbolik? Sie war eindeutig den dämonischen Ebenen entnommen und hatte auf Sanctuario nichts mehr verloren.
Was war das für ein Dolch, den Staukan mit sich führte?
Ich legte mich mit dem Kopf auf die Platte und versuchte durch den schrägen Winkel mehr zu erkennen. Die heiße Luft flimmerte, meine Wange begann zu brennen. Wieder fing ich an zu schwitzen. Schweißtropfen rannen von meiner Wange auf die Platte und ich meinte fast ein Zischen zu hören. Und tatsächlich: Ich sah winzige Spuren im Gegenlicht, perfekt kreisförmig, die anderen, bereits fertigen Kreise gerade berührend.
Als ich mich aufrichtete, sah ich meinen eigenen Schweiß die haarfeine Kreislinie in rasender Geschwindigkeit entlang eilen.
Mir wurde übel.
 
Kapitel 1


Sein Blick blieb an meiner zerrissenen Tunika hängen, die kaum noch kenntlich die Farben des Ordens der [Magiere vom Berg] zeigte.

Das war, so dachte ich bei mir, eins der wenigen Dinge, welche die Bevölkerung der Nordlande über uns [Magiere vom Berg] wusste.

Er war zwar der Tradition des königlichen Hauses verpflichtet, uns, den Orden der [Magiere vom Berg], der in den Tagen nach dem Fall der Übel gegründet wurde um die Lande vor einem erneuten Einfall der Dämonen zu bewahren, zu unterstützen, aber zu mehr als gelegentlichen Zaubereien und Lichteffekten beim jährlichen Thing wurden wir nicht mehr gebraucht.

„Ich bin Lorin, Sohn des Menguin, Schüler der Abschlussklasse der [Magier vom Berg]“.

[] Also entweder ist 'Magiere' Absicht und du hast dich einmal verschrieben, ober du hast ein Talent einen bestimmten Fehler mit mathematischer Präzision immerwieder zu tippen.

Poste mal nicht so viel auf einmal! Da kommt man ja mit dem Lesen nicht hinterher.

Um Deckard Cains Erbe zu bewahren und dem Norden eigene [Magiere] zu sichern, versprach König Reginald I. jedem, der nachweisen konnte, dass sein Eigentum durch irrtümliche Anwendung von Magie zu schaden kam, Ersatz.

[] Du verwendest das Wort 'Magiere' mit solch einer sturen Kontinuität, dass ich anfange zu glauben, es sei wirklich die offiziele Pluralform von 'Magier'.

Ich finde deinen Erzählstil sehr interessant wie du dem Leser beschreibst, was vorgefallen war, indem sich der Held Lorin daran erinnert. Mir gefällt auch, wie er sich dabei selbst nicht so ganz ernst nimmt. Das verleit den Texten so eine gewisse Leichtigkeit, die ich bei Simons Texten beispielsweise gänzlich vermisse.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, das mit den Magier[e] wäre geklärt. Mal [suchen + ersetzen] drüberlaufen lassen. Wie einen doch das Gefühl täuschen kann, aber der Duden hats richtiggestellt.

Danke, was den Erzählstil angeht. Mal sehen, wie weit er trägt ;)
Die vorhandene Distanz macht es nicht leichter in gewisser Weise...

So :D und jetzt das versprochene Update.
 
Der Weltenöffner - Kapitel 4

Mir wurde übel. Ich nahm meinen Dolch und löste das Pentakrikos durch einen heftigen Strich auf. Damit Staukan nicht dahinter kam, dass ich ihn durchschaut hatte, machte ich eine etwas rohe Zeichnung eines leicht bekleideten Mädchens der Schülerinnen vom Orden der Nachfahren der Horadrim draus. Das sollte ihn ablenken.

Ich überlegte, was ich als nächstes tun sollte. Zum Lager gehen? Ko’mallar oder anderen Bescheid geben? Würden Sie mir glauben? Einen Vertrauensbonus besaß ich zur Zeit nicht und das Pentakrikos war nicht vollständig gewesen. Der Besitz von Kristalldolchen war zudem nicht verboten.

Staukan ging in Richtung unseres Feldlagers an den Ufern des Gromm, dem kleinen dunklen Fluß, der von den Höhen des Arreatmassivs herabtropfte. Der Fluß versank hier in der Silberfläche des Tuin-aar und ward nicht mehr gesehen. Am anderen Ende trat er größer wieder aus und hieß dann Tuin-bar, Silberklinge, denn so rein waren seine Wasser, dass ihr Anblick in den Augen schmerzte.


Dort gab es keine gelbe Erde, nur die schwarze, würzige der nördlichen Wälder.
Ich schaute mich um. Auf den Steinplatten fand ich nichts, aber am See entlang fand ich einige Fußstapfen im Kies, die zu Staukans Schuhen gehören mochten. Ich behielt die Stapfen und die Hänge gleichermaßen im Auge und umfasste den Kurzstab in meinem Gürtel etwas fester.
Die Stapfen endeten und ich blickte auf sommerlich braunes, teilweise geknicktes Gras. Hier braucht es keinen Druiden, dachte ich, um die Spur zu erkennen. Bevor ich der Spur in der flirrenden Hitze dem Hang hinauf folgte, füllte ich meinen Wasserbeutel am See bis zum Rand und trank mich satt. Kaum zu erwarten, dass Staukan lange Wege gegangen war, denn Freizeit hatten wir nur wenig, aber es war so heiß, dass ich das Wasser auch zur Kühlung gut brauchen konnte.

Die Hitze wurde mit jedem Schritt aufwärts größer. Die ferne Hochebene der tausend Gräber sah ich nackt unter der Sonne liegen, kein Grün zeigte sich dort, nur das Gelb reifen Weizens und das Braun verdorrender Erde. Der blasse blaue Himmel spannte das Land in sein Joch, drückend wie selten.
An einigen Stellen, weit, sehr weit entfernt, sah ich Bauern bereits die Ernte einbringen. Hoch türmten sich die gelben Garben auf den breiten, robusten Wägen.
Ich blickte wieder nach oben. Nach ein paar Minuten wurde das Gras weniger und die Spuren auch. Gebüsch machte sich breit und ich musste mich sorgfältiger umschauen. Ich nahm manchmal Erde in die Hand und rieb. Sie war hellrot, lehmig und trocken.

Eine kleine Gruppe verkrüppelter Steineichen und ihr lichter Schatten lockte mich zu einer kurzen Rast.
Nachdem ich mir etwas Wasser ins Haar gegeben hatte, genoß ich den kurzen Moment der Kühlung, als das Wasser, meinen langen Strähnen folgend, den Hals und die Brust hinablief. Einen bedächtigen Schluck später schaute ich mich um.
Staukan war hier auch gewesen. Ein paar Schritte von mir entfernt war das spärliche Gras noch niedergedrückt. Ich schätzte den Stand der Sonne ab und den Stand der Bäume und mutmaßte, er musste vor zwei Stunden hier gewesen sein, denn da hatte diese Stelle wohl Schatten gehabt.
Nicht viel Zeit für so schöne Kreise auf massivem Fels. Ich ging weiter.
Einige hundert Meter davon sah ich eine Klamm und einen darin entstandenen frischen Erdrutsch. Als ich näher kam, bemerkte ich dicke Schichten in verschiedenen Farben, Ocker, braun, schwarz mit türkisfarbenen Mäandern und – Gelb. Ich stürzte hin und untersuchte die offene Stelle. Aber – nichts. Unberührte, zart bröckelnde und trockene Erde.
Aber heiß war es in der Klamm, heißer noch als draußen unter der Sonne und es schien mir fast, als käme die Hitze aus der Erde. Bevor ich aus der Klamm hinausging registrierte ich, dass die Bänder nach oben geneigt waren. Ich versuchte herauszufinden, wo das gelbe Band ungefähr die Oberfläche finden würde.
Ich fand die Stelle und stand plötzlich in dichtestem Dornengebüsch. Was um Cains Willen hatte Staukan bewogen, dieses Dickicht zu betreten?

Die Lösung fand ich schnell. Kurze schwarze Haare an den Dornen zeigten mir, dass Staukans Hund hier auf der Jagd gewesen sein musste. Ich beschwor ein magisches Schild und wagte mich in das Dickicht hinein. Die Dornen wichen mir seitlich aus, so dass ich schnell vorankam. Fuß um Fuß setzte ich auf gelbe Erde, so dass ich schon fast am anderen Ende des Dickichts war, als mein linkes Bein plötzlich unter mir nachgab und ich zu Boden stürzte. Mit einer Hand griff ich gerade noch den Stamm eines Buschs.
Ich war in ein großes Loch getreten. Zum Glück war ich noch am Rand, denn bei näherer Betrachtung war es mannslang und halb so breit. An den Rändern hing ein langes Gespinst von dichtem, uraltem Gras, welches aber vollständig eingerissen war. Vielleicht war Staukans Hund in dieses Loch gefallen und er hatte seinen Hund retten müssen. Ich erkundete das Loch und sah, dass es steil schräg in die Erde führte. Ein Gang.

Wo Staukan gewesen war, brauchte ich keine Angst zu haben, dachte ich mir.
Vorsichtig stieg ich in das Loch hinab. Mehr rutschend als absteigend kam ich so fünf bis sechs Meter tief, als die Schräge aufhörte und in einen Gang mündete. Der Gang war mannshoch und ich folgte ihm nach rechts ein paar Windungen entlang. Die Wände waren nur grob bearbeitet. Breite Holzstützen zogen sich alle paar Meter über die Decke. Als es zunehmend dunkel wurde, nahm ich meinen Kurzstab aus dem Gürtel und machte mir etwas Licht.

Diesen Schülerstab aus dem Holz der Arreat-Eiche durfte ich seit einem Jahr tragen, als Zeichen meiner Zugehörigkeit zur Abschlussklasse. Monatelang hatte ich Abend für Abend an diesem Stab geschnitzt und alle meine Kenntnisse in ihn geprägt und jetzt war er bereit, alles auszuführen, was ich je gelernt hatte: Nützliche Dinge wie Licht machen, Wasser finden, Gebrochenes aus Holz und anderem toten organischem Material wieder heil machen (das war extrem schwierig) und weniger nützliche Dinge wie Angriffs- und Verteidigungssprüche gegen Dämonen und Besessene.
Es gab ja keine Dämonen mehr. Ich hätte nicht einmal gewusst, ob meine Sprüche überhaupt Wirkung gezeigt hätten, wenn nicht meine Lehrer die Wirkungen eines Spruchs mit Hilfe eines bestimmten Staubs sichtbar gemacht hätten.

Augenscheinlich war ich der Beste in der Klasse, was Angriffs- und Verteidigungssprüche anging und übertraf selbst manchen Lehrer in der einen oder anderen Disziplin. Feuer und Blitz waren die Elemente, die ich am besten beherrschte. Ko’mallar meinte dazu, dass es eigentlich kein Wunder sei, bei meinem hitzigen und manchmal unbeherrschten Temperament. Aber auch in Eis- und Wasserfertigkeiten war ich nicht ohne Talent.

Dennoch war es vorteilhaft, meine Fähigkeiten diesem Stab zu lehren. Ich musste nun nicht mehr die einzelnen Sprüche aufsagen, sondern konnte mir nur einen Spruch denken und mein Stab führte ihn sofort aus, wenn ich ihn in meiner Hand hielt. Das sparte Zeit.

Eigentlich hätte ich auch schon fremde Stäbe einsetzen können, denn ein Stab vergaß einen einmal gelernten Spruch nie. Einmal präpariert, nahm er die geistigen Muster in sich auf und speicherte sie in seinen unzähligen Fasern. Jeder andere Magier, der einen fremden Stab in die Hand bekam, konnte ihn, solange er den Stab in der Hand hielt, nutzen, da er alle gespeicherten Sprüche, die er kannte, genauso nutzen konnte wie der lehrende Magier selbst. Leider gingen manche Magier nicht sorgfältig mit ihren Einprägungen vor: Manche Magier versuchten sich an Sprüchen, die sie noch nicht kannten, ihnen aber trotzdem irgendwie zugänglich waren. Unsere Lehrer waren jedoch der Auffassung, dass nur ein gelernter Magier, der sich als vertrauenswürdig erwiesen hatte, andere Stäbe benutzen durfte. Zu groß war die Gefahr, dass ein unerfahrener Adept die Schwierigkeit und Komplexität eines selbst eines zwar bekannten, aber höherstufigen Spruchs unterschätzte und bei der Ausführung eines Spruchs geistig ausbrannte. So blieb mir bis zum Erhalt des Stabmals die Nutzung anderer Stäbe verboten, und in Grenzen, auch die Kenntnisse aller der ihnen innewohnenden Fähigkeiten. Es war sonst zu gefährlich. Ich konnte zwar theoretisch alle bekannten Sprüche benutzen, aber ich hatte keine Ahnung, wie viel geistige Anstrengung und Talent mir bei den einzelnen Sprüchen abverlangt werden würde. Eine nützliche Hemmschwelle. Es kam in den letzten Jahrhunderten nicht mehr vor, dass ein unerfahrener Adept einen fremden Stab benutzte. Die, die es vorher versucht hatten, waren eines schnellen Todes gestorben oder dienten als Gespött der Leute auf Jahrmärkten.


Ich ging im dem vom Schein der Spitze meines Stabs erhellten Gang weiter.
 
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Kapitel 3



„Was denn?“ spöttelte ich. „Wir Adepten der alten Künste sollten keine Geheimnisse voreinander haben und was ich da sehe, scheint mir ein Geheimnis zu sein. Wen hast Du diesmal bestochen für diesen Kristalldolch? Schön ist er ja gerade nicht.“
Ich glaube nicht, dass Stauken für Runenkaligraphie geübt hat. Und ich ahne fast, dass Lorin sich in Schwierigkeiten gebracht hat.
 
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