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[Story] Weltenöffner

nachschub?^^

*nachzähl*...über 10 zeichen, passt^^
 
@raynsan: Its done when its done

das heißt, nach dem WE, das bei mir proppenvoll ist.

@Fenix: Hmja, hast recht, habs geändert. Solange Dir nicht mehr auffällt ...:cool:

Edit: Neues Chapter ist auf dem Weg.

Mal bisschen mehr Feedback?
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Weltenöffner - Kapitel 8

Kapitel 8


Die Nacht war kalt und einsam.

In der morgendlichen Dämmerung bekam ich eine Schüssel kalten Haferbreis zu essen. Ein Zauberstab war während dieser Zeit auf mich gerichtet. Teilnahmslose Augen, so schien mir, sahen mich an und beobachteten jede meiner Bewegungen. Obwohl, teilnahmslos war nicht das richtige Wort, „prüfend“ traf es besser oder „vorsichtig“. Trotzdem wurde mir eindeutig klar gemacht, dass Worte wechseln keine Option für mich wäre.

Mit dem Schein der aufgehenden Sonne brachen wir auf. Zwei Lehrer nahmen mich in die Mitte und wir teleportierten vor die Tore Harrogaths. Beide schauten mich nicht einmal an.

Nachdem ich meine Notdurft verrichten durfte, wurde ich erneut an einen Pfahl angebunden, unweit des Zeltes unseres Ordenführers. Zwei ältere, mir unbekannte Magier hielten davor Wache. Ich bemerkte, dass sie mir und meiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit widmeten als dem Zelt hinter ihnen.

Dieser Dolch musste etwas ganz Besonderes gewesen sein. Drakh Rudnam hatte ihn Quenlin genannt. Darauf konnte ich mir keinen Reim machen. Hatte dieser Dolch einen eigenen Namen? Ich rief mir das Bild der blutenden Wände wieder in Erinnerung. Auch, dass ich die ganze Halle in grünem Licht erleuchtet sah. Was war mein Fehler gewesen? Und was hatte Staukan genau damit zu tun? Mir war klar, dass er mir irgendwie etwas in die Schuhe schieben wollte. Aber welche Schuld? Was, bei Cain, machte diesen Dolch so wichtig? Er sollte bewacht werden, ja. Staukan hat damit ein Pentakrikos zu zeichnen versucht. Aber wozu? Was ging hier ab? Und warum war ich hier am Pfahl und nicht Staukan? Das erahnte ich, aber alles andere nicht.

Der Tag begann. Er wurde lang und heiß. Meine Mitschüler sah ich nicht. Dafür konnte ich ein wenig über die Ebene hin zur Feste von Harrogath blicken, hinter den dicken Mauern des Stadtwalls die Wohnhäuser erahnen und den großen Marktplatz, auf dem das Thing abgehalten wurde. Durch die Stadttore floß mäßiger Verkehr.

Riesige Wagen mit Achtspännern brachten Heu, Gemüse und Getreide ein. Kleinere, robustere Wagen Fässer von Bier und Wein, manch ein Abdecker trieb eine kleine Herde Schlachtvieh durchs Tor.
Vereinzelt sah ich Scheren- und Waffenschleifer, Kesselflicker, Weber, Korbflechter und Bettler ihre Arbeit aufnehmen. Die Stadtwache ließ alle ein. Regelmäßig hörte ich die Glocken der Wache schlagen. Mittags war an den Toren fast nichts los. Am Nachmittag kehrten die Wagen, Handwerker und Bettler zurück und verstreuten sich über die Nordlande. Es mussten viele Menschen in der Stadt leben, dachte ich. Auf den Zinnen der Stadtmauer sah ich die Wimpel der königlichen Familie träge im heißen Wind schwingen. Ich hatte Durst.

Am späten Abend trafen die ersten Kuriere wieder ein und mit ihnen die Oberen der verschiedenen Clans und Gruppen.

Vislenna, mit einem Fußverband, saß auf einer Sänfte. Bard-Lear mit einem wilden Ausdruck auf dem Gesicht, Menno in einer prächtigen Rüstung. Han-Vidan, wie sie selbst in der Sonne mit dem Hintergrund zu verschmelzen schien und Venla, aufrecht und stolz mit ihrem gewaltigen Bogen, der fast so groß war wie sie selbst. Zuletzt kam Wahr-tir, der Oberste Priester der Nekromanten. Er schlich einmal um mich herum und blickte mich lange mit seinem bleichen Auge an. Das andere hatte ein Geschwür zerfressen. Alle sahen mich mehr oder minder lange an bevor sie sich zum Zelt des Meisters begaben.
Nach einer Weile hörte ich Rufe des Entsetzens. Ein Tumult hob an und nur die erhobene Stimme meines Meisters brachte wieder Ruhe hinein.
Der Mond stand hoch am Himmel, als alle vor das Zelt traten. Einer nach dem anderen trat zu mir her und zeigte mit den Artefakten ihrer Altvorderen auf mich. Alle schwiegen dabei. Dann trat Quenlin in den Halbkreis, den schwarzen Magierstab in der Hand. Älter sah er aus. Seine Stimme zitterte kurz, als er anfing, festigte sich jedoch von Wort zu Wort, bis die Sätze unerbittlich auf mich niederkamen:

„Höre Lorin, Sohn des Menguin, was der Rat Sanktuarios beschlossen hat: Du wirst angeklagt des schlimmsten Verbrechens, welches Sanktuario kennt: Du hast das Tor zu den dämonischen Ebenen wieder geöffnet, indem du den Weltenschlüssel Drakh Rudnam, gemacht aus den Überresten des Weltensteins, aus seinem Verlies befreit hast, die magische Kette, an der er gefesselt war, gesprengt hast und schließlich das dämonische Pentakrikos auf den Boden deines Zeltes gemalt hast. Dort blutet nun die Erde und in einigen Tagen wird ein Weltentor in die dämonischen Ebenen entstehen, ebenso wie in der Großen Halle unter dem Arreat, die unsere Ahnen zur Bindung des Schlüssels benutzten.

Die Strafe für Sanktuario wird furchtbar sein, wenn es uns nicht gelingt, die Dämonen zurückzuschlagen. Deine Strafe“ hier blickte mir Quenlin erstmals in die Augen, „wird der Tod sein, angesichts der zu erwartenden Schrecknisse nur eine geringe Strafe. Du wirst in die Feste gebracht.“
Nach dieser Rede ging er gebeugt in sein Zelt zurück, Alle folgten ihm bis auf Bard Lear, der nochmals prüfend in meine Richtung witterte und dann zu seinem Zelt ging. Kurze Zeit später sah ich ihn herauskommen. In Sekundenbruchteilen wurde er zu einem Wolf und rannte über die weite Ebene davon. Ich erinnerte mich wieder an das Gefühl, dass ich beim Anfassen des Druidenstabs hatte und wünschte mir, ich könnte genauso frei meine Schritte lenken. Die Fesseln taten jetzt weh.

Schaudernd kehrte ich aus der Erinnerung zurück.
Beril, Sohn des Gelden, schaute mich schweigend an.
Lange.
„Nochmal Wasser bitte.“
Immer noch schweigend, schlug er einen weiteren Schwall in meine Schüssel. Meine Robe wurde nass, aber das machte jetzt wirklich nichts mehr aus.
„Wie Du sicher bemerkt hast, wird mir vorgeworfen, das Tor zur Hölle geöffnet zu haben. Mit einem Dolch, den die Dämonen in einem letzten Atemzug von Gerissenheit aus den Trümmern des Weltensteins gefertigt hatten.
Durch die vollendete Zeichnung des Fünferkreises mit Drakh Rudnam wurde das Tor aufgestoßen. In ein paar Wochen wird hier nichts mehr so sein wie es einmal war – oder wie es vor vielen hundert Jahren schon einmal war.“

Beril nickte. „Das habe ich begriffen. Wenn es so ist, wird sich einiges ändern. Aber wir werden bereit sein. Alle Männer und Frauen unseres Volkes sind wehrhaft. Und jetzt sind ja auch Magier da.“
„Das weiß ich. Ich weiß aber nicht, ob unsere Kraft ausreicht. Das wissen auch die Führer nicht.“
Beril kratzte sich am Nacken und wechselte plötzlich das Thema:
„Hör mal, die haben doch keine echten Beweise gegen Dich! Hast Du keine Möglichkeit Dich zu verteidigen?“
„Doch. In weniger als einer Stunde darf ich noch ein paar Worte sagen. Nur wird mir keiner glauben“
„Warum? Da ist doch nichts. Du hattest diesen Dolch doch nicht.“
„Doch, das heißt, eigentlich nein“ meinte ich. „Mein Meister Quenlin ist der Meinung, dass ich den Dolch benutzt habe.“
„Aber du hattest ihn doch nicht. Dein Verwandter Staukan hatte ihn.“
„Du benutzt das richtige Wort, Beril“ seufzte ich. „Staukan hatte ihn. Jetzt hat er ihn nicht mehr. Er muss ihn mir untergeschoben haben oder in meinem Zelt versteckt haben.“
„Was hätte das für einen Sinn?“ grübelte Beril.
„Staukan muss Angst bekommen haben“ dachte ich laut. „Er hat vermutlich den Dolch in meinem Zelt versteckt nachdem er das Pentakrikos gezeichnet hatte. Und dann hat er mich bei meinem Meister oder den anderen angeschwärzt. Und dann kam ich ja noch aus diesem Loch heraus.“
Beril kratzte sich jetzt unter dem Helm. Schließlich nahm er den Helm ab. Ein wolliger Blondschopf kam hervor, über den Ohren und hoch in den Nacken rasiert, wie es eben Sitte war bei den Wächtern von Harrogath.
Nach einigem Kratzen setzte er erleichtert den Helm wieder auf.
„Ja, das ergibt einen Sinn. Sieht nicht gut aus für Dich.“
„Hab Dank für deinen Trost.“

Es schien so, als würde Beril angestrengt nachdenken. Er ging zum Wasserfass, nahm seinen Becher und schöpfte direkt daraus. Er hob den Kopf zu den kleinen Luken ganz oben und starrte auf die Wand mit den zyklopischen Felsblöcken. Dann lief er herum. Ich wurde wieder durstig, obwohl ich in den letzten Minuten ständig getrunken hatte. Meine Augen verfolgten seinen Gang vom Fass weg, an der einzigen Fackel vorbei, die den hinscheidenden Nachmittag in dieser Gruft erhellte, sahen ihn dann mit gesenktem Kopf weiter vor meiner Zelle herumtigern.

Dann blieb er stehen und wandte sich zu mir zu:
„Egal was die Zukunft Dir bringen wird, ohne ein Essen wirst Du die Verhandlung da oben nicht durchstehen können. Ich habe gehört, so was kann stundenlang dauern. Ich bringe Dir etwas Brot und Fleisch. Du hast noch eine halbe Stunde.“
Er drehte sich um und ging um die Ecke. Seine Schritte entfernten sich langsam.

Eine halbe Stunde noch. Meine Blicke flogen durch den Raum. Ich hatte keine Chance die Meinung meines Meisters und die der anderen zu meinen Gunsten zu wenden. Ich musste hier raus, wollte ich überleben. Beril tat mir ein bisschen leid, aber es war schließlich mein Leben, oder nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
es wird spannend...ob er aus dieser geschichte in einem stück wieder rauskommen wird? hmm...^^ was ist egtl mit "im zweifelsfall für den angeklagten"? :D
 
Ich bin sehr zufrieden :P
Ich schaue sogar schon immer wieder zwischendurch hier rein. In der Hoffnung, dass du schon mehr geschrieben, aber deine Signatur noch nicht geupdated hast ^^
 
Jetzt war ich so beschäftigt mit den News zu Diablo3, dass ich meine treue Leserschaft kurzfristig vernachlässigt habe.
Muss noch ein bisschen feilen, aber heute kommt noch ein Update :)
 
Kapitel 9

Kapitel 9


Beril tat mir ein bisschen leid, aber es war schließlich mein Leben, oder nicht? Ich begann also den Raum zu sondieren. Ich spürte die magische Energie die meine Zelle umgab. Welcher Art diese Magie war, konnte ich nicht feststellen.
Die Fackel. Sie würde ein gutes Objekt abgeben. Ich flüsterte einen schwachen Dunkelzauber. Nichts.
Ein Feuerball erster Stufe sollte keinen Schaden anrichten, dachte ich. Ich ließ ihn in Richtung Fackel frei – und duckte mich gerade noch rechtzeitig um dem reflektierten Ball auszuweichen. Bei einem kleinen Blitz das gleiche Ergebnis.
Ein Reflektionsschild also. Hätte ich nicht aufgepasst, wäre ich jetzt geröstet. Reflektionsschilde waren höhere Magie, verbrauchten viel Energie und wurden uns bisher nicht gelehrt. Was für Spezialisten. Die würden wir noch werden, dachte ich, wenn die Dämonen kommen.

Wir konnten lediglich Puffer- und Ablenkschilde errichten, mit dem Nachteil, dass wir gegnerische Zauber niemals zu 100% abwehren konnten. Der Rest der nicht umgelenkten magischen Energie verwandelte sich in Wärme oder Schub.

Vielleicht konnte ich mir den Reflektionsschild zunutze machen. Ein kleiner Stärkezauber würde aus mir einen Preisringer machen, einen menschlichen Stier, einen, der Eisenstäbe wie Weidengerten biegen konnte.

Hoffnungsfroh ließ ich den Zauber frei. Aah. Ich spürte, wie sich meine Lungen weiteten, die dumpfe Luft des Kerkers scharf aufsogen, ich fühlte mich besser und sprang mit einem Satz an die Gitter. Meine gewaltigen Arme zogen kräftig an den dicken Stäben und … nichts. Keine Wirkung. Ich sah enttäuscht an mir runter. Immer noch der gute alte Lorin, knapp zwei Meter, kräftig, mit breiter Brust und kräftigen Armen, aber eben so, wie alle waren – gegen die dicken Stäbe konnte ich nichts ausrichten.

Bei der Wand handelte sich offenbar um einen Spiegelzauber, der nur für Elementarsprüche Wirkung zeigte. Noch höhere Magie. Nichts, was ich irgendwie überwinden könnte. Ich versuchte mich zu erinnern, welche Sprüche der alte Magierstab kannte und meinte mich an diverse ähnliche Zauber zu erinnern. Aber es war nutzlos. Mein Wissen war vorhanden, aber diffus.

Ich versuchte nun, mir einen Platz hinter den Gittern, draussen, vorzustellen um mich dorthin zu teleportieren. Aber merkwürdigerweise konnte ich meine Gedanken an eine bestimmte Stelle nicht für länger als einen winzigen Augenblick bündeln, obwohl ich den Boden vor den Gittern deutlich sah. Raffiniert. Portieren war also auch nicht möglich.
Was war mit einem Druidenspruch? Fehlanzeige. Ich war Magierschüler, kein Druide.

Dann also rohe Gewalt. Ich hörte Schritte.
Beril kam zurück. Auch ihn schien mein Schicksal mitzunehmen. Seine Schultern hingen jetzt etwas herab. In der rechten Hand, die jetzt von seinem Kettenhemd verdeckt wurde, hielt er einen Teller aus grobem Steinzeug mit einem Kanten Brot und einem großen Stück kalten Bratens. Vielleicht konnte ich ihn übertölpeln. Er war ja beinah zutraulich geworden.

Als Beril näher kam, spannte ich mich unmerklich, bereit, seine Hand zu packen die mir das Essen reichte und ihm den Arm durch Drehen gegen die Gitter zu brechen. Sein Schmerz sollte mir Gelegenheit geben, ihm den Schlüssel zu entwinden.

Der Teller schob sich durch die kleine Öffnung am unteren Rand des Gitters. Berils Hand folgte. Blitzschnell ließ ich mich fallen, griff zu, riß an seiner Hand und drehte sein Handgelenk und seinen Arm gegen das Innere des Zellengitters. Etwas knackte laut, wie ein Holzscheit im Feuer.

Beril lachte. Keuchend und verwirrt kam ich hoch.
„Ich bin nicht erst seit gestern Wächter in der Feste“ grinste er und zog die nunmehr zerbrochene Holzkelle aus der Zelle heraus. Sein Handschuh lag noch auf dem Boden. Ich hob ihn auf und warf ihn durch das Gitter zu ihm.
„Danke.“ meinte er trocken.
„Siehst Du“, fuhr er fort, „an deiner Stelle hätte ich es auch versucht. Aber als Wächter lernt man nützliche Dinge. Mit einem kleinen Illusionszauber habe ich deine Charakterfestigkeit getestet.“ Ich fluchte still vor mich hin.

„Du kommst hier nicht raus und ausserdem“, er lächelte leicht, „haben wir Wächter niemals einen Schlüssel zu den Zellen.“

Ich entspannte mich und ging langsam zu Boden, auf das Essen zu. „Kein Problem, Beril“ log ich, „ich wollte Dir keine, äh, besonderen Schwierigkeiten machen. Danke für das Essen.“
Berils Blick war nicht zu deuten.

Er sah mir schweigend beim Essen zu.
Als ich fast fertig war, sprach er mich wieder an: „Sag mal, ihr Magier könnt die Elemente beherrschen, heißt es. Und einiges mehr.“ Er kratzte sich wieder unter dem Helm. „Gibt’s da nicht einen Spruch, der die Wahrheit ans Licht bringen kann? Deine Unschuld beweisen kann?“
„Danke für deine Mühewaltung“ knurrte ich. „Wenn es seinen solchen Spruch gäbe, säße nicht ich hier, sondern Staukan.“
„Du solltest wirklich dankbar sein“ meinte Beril. „In deiner Lage sollte Dir jede Hand willkommen sein, auch wenn es meine ist.“
„ Wenn Sie so nützlich für mich ist wie deine Illusion? Wie kannst Du mir schon helfen? Lass mich raus, das ist die einzige Hilfe die Du mir geben kannst.“
„Weißt Du Lorin“ hub Beril wieder an, „ich glaube Dir sogar ein bisschen, deswegen will ich Dir helfen. Aber rauslassen ist natürlich nicht drin, selbst wenn ich es könnte. Also nimm was du kriegen kannst.“
„Das war bisher nicht viel.“
„Na dann.“
Beril wandte sich ab und trank einen Schluck Wasser.
„Versteh mich, ich sitze hier und in einer halben Stunde...“
„Zwanzig Minuten“ unterbrach mich Beril, der sich wieder umdrehte.
„In zwanzig Minuten kommt jemand und ich werde vor ein Tribunal gestellt, für das ich schon vorverurteilt bin. Alles spricht gegen mich.“
„Konntest Du dich bisher denn nicht rechtfertigen?“
Ich dachte kurz an die letzten beiden Tage.
„Nein, ich war immer angebunden und hatte dieses Tuch im Mund. Keiner kam mir zu nahe. Wer will schon was mit einem Dämonenjünger zu tun haben? Der Pestbeule des Arreat-Gebirges?“
„Wie wird das beim Tribunal ablaufen?“
„Das weiß ich auch nicht so genau. Vermutlich werde ich ein paar Sätze sagen können bevor man mir den Kopf abschlägt.“
Beril schüttelte den Kopf. „Der Richtblock wird erst morgen früh aufgestellt, habe ich gehört.“
„Wie schön.“
„Selbstmitleid hilft Dir auch nicht weiter.“
Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Aber gab es denn Alternativen? Ich wollte unbedingt raus.
„Hilf mir raus.“
„Das geht nicht.“
„Dann lass es.“
„Es gibt mehrere Möglichkeiten, aus so einer Lage raus zu kommen.“
Ich trat gegen die Gitter. Ausser einem schmerzenden Zeh brachte mir das nichts ein.
„Ach ja? Wie?“
„Überzeug das Tribunal von deiner Unschuld.“
„Scherzbold“
„Nein“ Beril beugte sich wieder zu mir , seine Augen sprühten plötzlich Feuer. „Du hast es selbst gesagt.“
„Was gesagt?“
Er lachte plötzlich. „Der Wolf sieht seine Zähne nicht! Denke an den Magierstab, den, den du gefunden hast, den mit den vielen Sprüchen.“

Ich dachte zurück. Was war mir an dem Stab noch aufgefallen? Vieles von ihm hatte ich nicht verstanden, manches nur teilweise, nur weniges ganz. Voll entwickelte Elementarsprüche der drei heiligen Zustände, Feuer, Eis und springende Energie. Brilliante, teils archaische Schutzzauber, von denen ich vorher noch nichts gehört hatte, Teleportationen auf einem Niveau, welches lächerlich wenig Mana verbrauchte, aber eine ungeheure Konzentrationsfähigkeit voraussetzte.

Energieschilde, die mir allerdings gefährlich vorkamen. Resistenzen gegen Elementarangriffe.
Geistzauber, die Freunde stärken und Feinde schwächen konnten, ihre Gedanken vorausahnen konnten, mnemonische Spurenzauber… Halt!
Ich folgte der Spur in meinem Gedächtnis weiter. Gedanken vorausahnen konnten… es gab da einen Zauber, der Freund oder Feind dazu zwang, die Wahrheit über Erlebtes mitzuteilen. Lügen war nicht möglich, ein anderer würde es sofort bemerken.

„Ja, das ist es“ rief ich und sprang ans Gitter. Beril wich zurück.
„Was hast Du gefunden?“ fragte er.
„Du hattest recht, es gibt einen Zauber, eine Art Wahrheitszauber, der Leute dazu bringt, die Wahrheit zu sagen, egal was sie gefragt werden.“
„Wie praktisch. Genau das was du brauchst.“
„Ich unterwerfe mich einfach diesem Zauber und alles was ich sage, ist die Wahrheit!“
„Wenn man Dir glaubt.“
„Man muß mir glauben. Unter diesem Zauber kann man nicht lügen.“
Beril zog eine Augenbraue hoch.
„Wenn Du es sagst.“
„Höre Beril. Du hast mir gesagt, dass Aufgeben keine Alternative ist und jetzt habe ich die Möglichkeit gefunden, meine Unschuld zu beweisen. Also unke jetzt nicht rum.“
„Kanntest Du den Zauber schon? Offensichtlich nicht, sonst wäre er Dir früher wieder eingefallen oder Quenlin oder ein anderer hätte ihn schon früher bei Dir eingesetzt.“
Langsam begann mich die Logik von Beril zu nerven. Blöder Barbar. Ich war glücklich, einen Ausweg aus meiner hoffnungslosen Situation gefunden zu haben und ihm fiel nichts Besseres ein, als alles runterzumachen.
„Wenn ich den Spruch erkennen konnte, kann es der Träger des Stabs erst recht. Und das ist Quenlin, der Führer und beste Magier unseres Ordens und der ist Mitglied beim Tribunal.“
Beril schaute mich eine Weile an und sprach:
„Nicht jeder Ochse braucht die Peitsche, sagt man und manchmal ist der Weg des Hasen kürzer als der des Hundes.“
„Beril, das ist die perfekte Möglichkeit! Damit kann ich meine Unschuld beweisen!“
Beril drehte sich um und lauschte.
Sein Gesicht wandte sich wieder mir zu.
„Viel Glück“ sprach er ernst.
 
endlich nachschub....und schon wieder verschlungen :-(

aber gefällt mir gut :)
 
Kapitel 10

„Viel Glück“ sprach er ernst.
Er ging zur Wand, die der Zelle gegenüber lag und nahm Haltung an.
Bald hörte ich schwere Schritte näherkommen. Ihr Klang hallte an den engen Gängen des Kerkers wider.

Zwei Wächter kamen um die Ecke, mit heruntergeklapptem Visier. Ihre schweren Rüstungen rieben sich geräuschvoll aneinander und verströmten den typischen Geruch rostigen Eisens und ranzigen Öls. Sie stellten sich links und rechts neben die Zellentür, nachdem einer Beril den Schlüssel zum Öffnen gereicht hatte.

Ihnen folgten zwei Magier. Sie hielten sich dicht hinter den Wächtern, standen aber nebeneinander, direkt der Tür gegenüber, als Beril öffnete. Einen davon kannte ich: Morlan, Sohn des Morlan.
Er hielt ein grau leuchtendes, magisches Seil in der Hand.
„Morlan“ rief ich scheinbar munter. „Du kennst mich noch, du warst in den oberen Klassen als ich neu hinzukam. Was gibt’s Neues da oben?“
Morlan sprach nichts. Er sah mir kurz in die Augen.
Die Männer tauschten Blicke aus. Der andere Magier, dessen Namen ich nicht kannte, hielt mit einer knochigen Hand seinen Stab gegen mich. Sofort spürte ich die vertraute geistige Woge eines Zauberspruchs.
Ich wollte schon sagen, wie unnötig das wäre –aber ich bekam kein Wort mehr heraus, nur noch ein Stammeln. Meine Zunge klebte am Gaumen wie eine Schnecke am Salat. Ich hatte es versaut. Jetzt musste ich mich dem Tribunal stellen.

Der andere Magier bedeutete mir, mich umzudrehen. Ich fühlte, wie Morlan das magische Band um meine Handgelenke wand und hatte plötzlich das Gefühl, dass meine Hände nicht mehr vorhanden waren. Eine versuchsweise Bewegung meiner Hände führte dazu, dass ich stolperte. Ein Verwirrungszauber erster Güte. Ich spürte Berils Blick auf meinem Rücken, als wir in den Gang eintraten.

Über die langen Treppen, die ich schon vom Heruntergehen kannte, gingen wir, die beiden Wächter voran, die beiden Magier hinter mir, nach oben. Es wurde langsam wärmer und auf der Torebene traf mich ein Strahl der Nachmittagssonne. Unwillkürlich blieb ich stehen und genoß das wärmende Licht. Ein Stoß in den Rücken trieb mich wieder in das Grau der alten Feste. Nach nochmals drei Stockwerken hatten wir die Eingangsebene von der Nordseite aus erreicht. Weitere drei Stockwerke später, ich wurde schon langsam kurzatmig, hielten wir vor einer riesigen, doppelflügeligen Tür.

Ein Wächter klopfte. Dreimal lang, dreimal kurz. Die Flügel öffneten sich.

Ich trat zwischen meinen Begleitern ein. Ein überraschend kleiner, dunkler und sehr warmer Raum mit einer übergroßen gerundeten Tafel erwartete mich. An den Wänden hingen schwere rote Vorhänge. Dazwischen sah man die feineren Steine der oberen Stockwerke der Feste. Ein Fries mit dem königlichem Signum, einem Paar gekreuzter Doppeläxte, zierte in ungefähr zwei Meter Höhe den Stein. Dort sah ich alle sitzen, die ich schon vorher kurz gesehen hatte. Mein Meister Quenlin und all die großen Führer der Orden mit Ausnahme von Bard Lear, und auf einem Stuhl mit besonders hoher Lehne sitzend, ihn, den Regenten, Kolmar. Neben ihm ein junger Mann von kaum 16 Jahren, kräftig im Wuchs und mit Flaum am Kinn. Das musste Tork sein, der nächste König.

Meine Begleiter traten zur Seite. Morlan hob den Zauber auf, der meine Zunge lähmte. Endlich konnte ich wieder sprechen. Ich schluckte den angesammelten Speichel hinunter. In den Gesichtern der Anwesenden sah ich keine Regung.
Ich hatte nichts zu verlieren. Einen nach den anderen sah ich an und neigte den Kopf. Einzig Tork erwiderte die Geste mit einem schwachen Neigen seines Kopfs.

Vor Quenlin lag der Dolch, den Staukan vor mir zu verbergen gesucht hatte: Drakh Rudnam.
Der Splitter glühte immer noch leicht, das schwärzliche Metall hingegen schien alles Licht aufzusaugen. Dieses kleine Ding war die Ursache meines Übels und jenes, welches noch über unsere Welt kommen mochte. Ich schloß die Augen. Meine beiden Wächter postierten sich jetzt ein paar Schritte hinter mir, Morlan und der andere Magier schlossen die Tür. Der dumpfe hallende Klang verhieß nichts Gutes. Sie stellten sich so weit seitlich von mir auf wie es der kleine Raum, kaum drei Mannslängen breit und tief, erlaubte. Mir wurde warm und die Luft schien stickiger als im Anfang.

Ich öffnete meine Augen wieder, als Quenlin zu sprechen anfing:

Lorin, Sohn des Menguin, du bist angeklagt vor dem Tribunal der Orden von Sanktuario und dem königlichen Tribunal von Harrogath.

Deine Richter sind:
Kolmar, Regent von Harrogath,“ Quenlin nickte leicht zu Kolmar, „Tork, der nächste König und Mündel des Kolmar“, Quenlin nickte wieder in Richtung des Angesprochenen, Han Vidan, Führerin der Viz-Jaq'taar…. So ging es weiter bis die Vorstellung beendet war.
Keiner meiner Richter zeigte eine Regung.

Erst als Quenlin meine Verfehlungen aufzuzählen begann, richteten sich alle Augenpaare auf mich.
Aber auch hier spürte ich nur Kälte, kein mitleidvolles Erbarmen mit einem vielleicht doch Unschuldigen.
„Wisse, wessen man Dich anklagt:

Vor zwei Tagen bist Du in die Höhle unter dem Arreat eingedrungen. Dort hast Du Drakh Rudnam aus seinem immerwährenden Bann befreit. Mit ihm hast Du Dich ins Lager der Abschlussklassen geschlichen, ohne den Dolch deinen Oberen zu zeigen. Dann hast Du das fluchenswürdige Pentakrikos der Dämonen im Schutze deines Zelts gezeichnet. Hinterher bist Du wieder in die Höhle gegangen, wohl, um deinen dämonischen Lohn zu empfangen und die wertvollen Artefakte unserer Ahnen zu stehlen. Diese Taten, jede einzelne von ihnen, bringen Dir den Tod.
Was hast Du zu sagen? Sprich.“

Bei seinen Worten wurde mir klar, dass ich keine Chance hatte. Weder ruhige Worte noch die Kunst schneller Rede würden meine Richter überzeugen können. Ich hatte nicht die geringste Aussicht, dem mir zugedachten Schicksal zu entgehen, wenn nicht ein Wunder geschehen würde.
Eine große Ruhe überkam mich. Wer nichts zu verlieren hat, kann alles wagen.
Ich fing an zu sprechen.

„Die letzten Tage gaben mir Gelegenheit, den großen Irrtum, der meine Person umgibt, zu erkennen. Nicht ich war es, der Drakh Rudnam fand und nicht ich war es, der ihn benutzte.“

Quenlin beugte sich vor, seine Hand um den alten Magierstab fest geschlossen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich sah seine Halsmuskeln stärker hervortreten. Auch er konnte seine Barbarenherkunft, ebenso wenig wie ich, verbergen. Mit mildem Interesse, so schien es mir, betrachtete mich das Geschwür an Wahr-tirs linkem Auge, während sein bleiches rechtes Auge mein Inneres zu erkunden schien. Ich fühlte mich auf einmal unbehaglich.
Es wurde nicht besser als Han Vidans archaische Krallen ein leises, schabendes Geräusch verursachten. Mit lief es den Rücken herunter.

„Ich danke dem hohen Gericht für die Gelegenheit, jetzt meine Sicht der Dinge schildern zu können.“

„Damit wirst Du warten müssen“ schnitt Kolmars klare Stimme meine Worte ab. Sein langer schmaler Kopf blickte auf einen der Wächter die mich herein begleitet hatten. „Erst einmal wollen wir hören, was der Zeuge zu sagen hat, der deine Taten aufdeckte.“

Der Wächter ging sofort zur Tür. Unwillkürlich drehte ich mich mit um und sah Morlan und den anderen Magier ihre Stäbe gegen mich heben. Langsam drehte ich mich wieder zum Tribunal hin.
Ich hörte, wie hinter mir die schweren Flügel geöffnet wurden und vernahm nun das vertraute Schlurfen von Staukans Schritten. Er ging an mir vorbei. Mein Cousin roch, nein, stank nach saurem Schweiß und saurem Wein und strahlte eine unglaubliche Wärme aus. Ich begann jetzt zu schwitzen.

„Hohes Gericht“ sagte er und machte vor dem Tisch einen Kniefall.
„Erhebe Dich, Staukan, Sohn des Stangan. Wir danken für dein Kommen. Nun lass uns hören, was Du gesehen und gehört hast.“ Kolmar blickte erwartungsvoll auf meinen Cousin herab. Der erhob sich und ordnete seine immer noch beschmutzte Tunika. Hatte der denn keine Zeit für eine Wäsche gefunden? Reinlich war er nie gewesen, aber so hatte er noch nie gestunken, nicht einmal, als ich ihn aus einer Lache seines eigenen Erbrochenen gezogen hatte weil er eines Abends dem Met übermäßig zugetan war. An was erinnerte mich der Geruch? Warum fiel dieser Geruch den anderen nicht auf? Warum war er so heiß? Gerade als ich diesem Gedanken nachgehen wollte, fing Staukan an zu sprechen.
 
Hi raynsan,

ich weiß, bin spät dran, aber zur Zeit ist einfach wenig Zeit verfügbar. Das Kapitel ist fertig, muss nur nochmal überarbeitet werden. Spätestens Freitag :)

Episch...
 
Moin moin, werte Dame,
nachdem ich schon vor Wochen (natürlich) ein Auge auf Deine Geschichte geworfen habe, komme ich jetzt endlich dazu, damit anzufangen.
Mehr als Prolog und erstes Kap. habe ich noch nicht gelesen (mal sehen, ob ich heute Abend noch etwas schaffe, das Tochterkind liegt krank im Bett), kann also noch nicht allzu viel dazu sagen.
Aber der Anfang gefällt mir in jedem Fall schon gut. Das Gespräch zwischen Lorin und Beril hat Pepp, die Ankündigung der Verhandlung vor dem Tribunal macht neugierig. Auch wenn Lorin niemanden umgebracht hat, steckt er offenbar tief in der Sch- ... im Schlamassel.

Sprachlich angenehm zu lesen.
Mir ist nur aufgefallen, dass Du 'Du' und 'Dir' (fast immer) groß schreibst, 'dein', 'dich' usw. aber in der Regel nicht. Müsste das dann nicht einheitlich auch groß geschrieben werden?

Ich melde mich wieder, wenn ich weitergelesen habe.
LG, Reeba :>
 
Ich bin total im Verzug :)
Ich newse aber nebenher^^ und auch sonst ist viel gebacken.
Gute Besserung ans Töchterchen, Reeba und schön Dich wieder zu lesen :)

Konstistenz ist nicht so mein DIng, nicht mal in der direkten Anrede.... mal gucken was Herr Duden dazu sagt.

Fertig ist das Kapitel eigentlich längst @ raynsan, muss nur noch mal drübergucken und uppen.
 
Kapitel 11

Warum war er so heiß? Gerade als ich diesem Gedanken nachgehen wollte, fing Staukan an zu sprechen:

„Es war vor zwei Tagen, Euer Hochwohlgeboren“ fing Staukan an, „ich hatte vormittags meine Studien vorangetrieben und nach dem Mittagessen suchte ich ein wenig Erholung von der unerklärlichen Hitze welche unsere Lande zur Zeit heimsucht.“
Der alte Schleimer. Von wegen Studien. Bei Haranna war er nach der Morgenlektion abgeblitzt und trieb sich danach mit seinen wenigen Kumpels um die Feuer herum.
„Ich ging also zum See mit meinem treuen Hund…“
Ich wollte meine Hände ballen, fiel aber beinahe um als ich merkte, dass der Verwirrungszauber noch anhielt.

„…als ich ihn,“ er drehte sich zu mir und zeigte mit einem knochigen Finger auf mich, „sah, wie er was auf die Platten beim westlichen Seeufer ritzte. Als ich näher kam, sah ich ihn noch schnell etwas ritzen bevor er sich mir zuwendete. Dann stand er auf und stand zwischen mir und der Zeichnung.“ Alle Augen waren jetzt auf mich gerichtet. „Ich fragte ihn, was er da mache und er wich mir aus. Schließlich gelang es mir, einen Blick auf die Zeichnung zu werfen und ich erkannte unter einer groben Zeichnung einer nackten Frau“, er spuckte vor mir aus, „ ein Symbol, welches mir irgendwie bekannt vorkam. Ich konnte es aber nicht sofort zuordnen, hatte aber kein gutes Gefühl. Ich fragte ihn also, was das sei und er meinte, ich solle mich nicht so haben, schließlich hätten wir alle unsere Favoriten unter den Mädchen der Nachfahrinnen der Horadrim.“

Jetzt hatte er auch Vislennas ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Ich merkte, dass er was vor mir verbergen wollte. Als ich dann nicht locker ließ, fuhr seine Hand unter seine Tunika und ich sah für einen kurzen Moment einen merkwürdigen Kristalldolch, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte, in seinem Gürtel stecken. Da wurde er wütend und schickte mich weg. Ich versteckte mich aber im Wald und sah ihn ins Lager zurückgehen. Dabei sprach er merkwürdige Worte und hatte einen ganz komischen Ausdruck auf dem Gesicht.“

Staukan stockte. Ihm waren wohl die Lügen ausgegangen. Aber nein:

„Ich schlich mich nahe an sein Zelt und hörte wieder merkwürdige Laute herauskommen. Er sprach etwas in einer Sprache die ich nicht kannte. Dann war auf einmal Schluß und ich hörte ihn rum machen. Ich ging schnell hinter einem Zelt in Deckung. Die Zeltplane öffnete sich und Lorin kam heraus. Er ging dann eilig zum See. Ich ahnte Böses und öffnete sein Zelt. Dort sah ich wieder das Symbol und den Dolch unter einem Tuch liegen. Da erkannte ich plötzlich den schwarzen Fünferkreis und begriff, dass Lorin etwas Verabscheuungswürdiges getan hatte. Ich bin “ Staukan wandte sich Quenlin zu, „ direkt zu Ihnen gekommen, o Meister. Den Dolch habe ich nicht angerührt, weil er mir gefährlich vorkam“

Quenlin neigte den Kopf zu Staukan. „ Du hast recht getan Staukan, den Dolch nicht anzufassen. Drakh Rudnam ist mächtige alte Dämonenmagie, die letzte Verbindung zwischen uns und der Welt der Dämonen. Wer ihn berührt ohne gewappnet zu sein, wird sein Diener.“ Quenlin schwieg einen Moment. Dank sei Dir nochmals, Staukan, für dein mutiges Handeln.“

Danach war für einen kurzen Moment Ruhe.
„Er lügt!“ rief ich in die wohlwollende Stille. „Der Kerl belügt Euch von vorne bis hinten. Merkt ihr das denn nicht?“

Jetzt hatte ich doch die Fassung verloren. Ein Lügner war Staukan schon immer gewesen. Das hatte ich als etwas jüngerer Cousin öfters zu spüren bekommen. Wenn irgendwo ein Risiko war, musste ich es zuerst wagen und wenn irgendwas schief ging, musste ich es ausbaden. Dabei war Staukan nicht feige, nur berechnend. Sein Charakter war genauso hässlich wie sein Gebiß.

Ein kleiner Aufruhr entstand. Der junge Tork schien aufgebracht. Vislenna zischte in meine Richtung, Wahr-Tirs Geschwür zuckte. Der bisher stille Menno grollte vor sich hin, das Szepter in die Hand nehmend. Ich versuchte meiner Stimme mehr Gelassenheit zu geben.
„Hohes Gericht, hört mich an, bevor ihr urteilt. Lasst mich die Wahrheit erzählen und am Ende…“ jetzt wurde meine Stimme tatsächlich fester, “werde ich Euch hoffentlich eine Möglichkeit präsentieren können, wirklich zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können.“

„Es hat den Anschein“ säuselte die Stimme Wahr-Tirs, als könntest jedenfalls Du nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Aber vielleicht ist dein Bericht der Mühe wert. Mich würde interessieren, was meine werten Ratsmitglieder davon halten.“

Ich stand da. Immer noch gefesselt und ohne Stab konnte ich nichts ausrichten, außer mit meiner Stimme. Die beiden Magier hinter mir würden jeden Spruch im Keim ersticken. Selbst Teleportieren konnte ich nicht, denn ich wusste nicht, wo meine Hände waren und ohne Bewusstsein meines vollen Selbsts konnte ich nichts unternehmen.

Schweigen folgte den Worten Wahr-Tirs.
Ich zuckte zusammen, als Mennos Stimme die Stille brach.
„Ich sehe nicht ein, warum wir uns mit diesem Burschen weiter beschäftigen sollen. Die Beweise liegen klar auf dem Tisch und ein Zeuge hat vertrauenswürdig ausgesagt. Weitere Worte stehlen nur Zeit. Wir aber haben gerade jetzt Wichtigeres zu tun.“
Zustimmendes Gemurmel kam von den meisten Anwesenden, nur Wahr-Tirs Auge blieb auf mir haften und fixierte mich unverwandt.
War ich wahnsinnig gewesen, als ich von Flucht träumte? Meine Lage schien verzweifelter denn je.

Gerade als Menno weiter reden wollte, ergriff der junge Tork das Wort:
„Meine verehrten Anwesenden, ich kenne die Bestimmungen des Tribunals von Sanktuario nicht so genau, aber einige Geschichtslektionen über das Tribunal von Harrogath lehrten mich, dass es von Alters her Sitte ist, dem Beschuldigten die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben.“

Erstaunte Blicke von Menno, Han Vidan und Vislenna gingen an Kolmar, der verblüfft seinem Mündel lauschte.

Aber Tork redete weiter:
„Gerade, wenn Gericht über einen unseres Volkes gehalten wird“ hier stand Tork zu seiner schon beachtlichen Größe von fast zwei Metern auf, „ist die Achtung der Traditionen unabdingbar. Kein Barbar soll sterben ohne sich verteidigen zu dürfen. Der Angeklagte ist sowohl Magier“ hier neigte er seinen Kopf zu den anderen Richtern, „ als auch Barbar. Damit untersteht er der Gerichtsbarkeit des Königreichs und hat das Recht sich zu verteidigen. Wenn er es nicht mit der Waffe kann, dann mit dem Wort. Ich befürworte daher, den Beschuldigten seine Version der Geschichte erzählen zu lassen.“
Er wandte sich mir nun direkt zu ohne auf die Zustimmung der anderen zu warten: „Wähle deine Worte mit Bedacht, Barbar.“

Tork nahm wieder neben Kolmar Platz. Dessen Augenbrauen hoben und senkten sich nervös im Sekundentakt. Schließlich schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein. Jetzt stand er auf.

„Verehrte Mitglieder des Rats von Sanktuario“ hier verneigte er sich schnell wieder vor den anderen,
„in der Tat liegt in den Worten des künftigen Königs viel Weisheit.“
Die Unruhe am Tisch nahm nicht ab. Kolmar hob seine Stimme. „Der junge Prinz ist kraft seiner Stellung und seiner schon in jungen Jahren gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen formal der Vorsitzende des Rats von Harrogath – zwar nicht Mitglied des Rats der Orden von Sanktuario, eine Stellung, welche ich im Moment vertretungsweise übernehme, aber dennoch ermächtigt, Vorschläge zur Ausführung dieses Verfahrens zu machen.“
Kolmar räusperte sich, seine Augen blickten schnell in die Runde.
“ Indem es sich um eine Tat handelt, die einem aus dem Volk der Nordlande vorgeworfen wird, besteht, juristisch gesehen, die Möglichkeit und auch die Notwendigkeit, dass das Tribunal von Harrogath in angemessener Weise Beachtung findet. Das geschieht am besten dadurch, dass man dem Angeschuldigten die Möglichkeit gibt, seine Sicht der Dinge darzustellen, wie der Kronprinz richtig bemerkte.“

Langsam beruhigte sich die Situation. Das konnten sie akzeptieren.
 
Kapitel 9


„Es gibt mehrere Möglichkeiten, aus so einer Lage raus zu kommen.“
Ich trat gegen die Gitter. Ausser => Außer einem schmerzenden Zeh brachte mir das nichts ein.
„Ach ja? Wie?“
„Überzeug das Tribunal von deiner Unschuld.“
„Scherzbold“
„Nein“ Beril beugte sich wieder zu mir[ ], seine Augen sprühten plötzlich Feuer. „Du hast es selbst gesagt.“
[] Leerzeichen zuviel

Neue Hoffnung.
Aber es ist schon spannend mitanzusehen, wie schnell Menschen ihr Verhalten ändern, wenn sie dem erstbesten Gedanken nachgehen, der ihnen in den Sinn kommt.


Kapitel 10


Neben ihm ein junger Mann von kaum [16] Jahren, kräftig im Wuchs und mit Flaum am Kinn.
[] keine Ziffern im Fließtext

Es wurde nicht besser als Han Vidans archaische Krallen ein leises, schabendes Geräusch verursachten. Mit => Mir lief es den Rücken herunter.
 
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Hi Fenix,

das "t" liegt neben dem "r" ... da kann sowas schon mal vorkommen. Den Rest sehe ich unter dem Aspekt "doch so wenig" und ändere erstmal nichts daran. Aber du hast recht mit den kleinen Zahlen und dem Ausschreiben derselben, muss ich mir noch angewöhnen.^^

Nächste Woche @ all kommt wieder Nachschub.
 
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