Der dritte Tag - In kleinen Gruppen lässt es sich besser erkunden
„Euer Gezwitscher kann mir gestohlen bleiben, seid endlich still.“ murmelt Nazgho, der es nun endlich geschafft hat sich hinzulegen. Doch Schlaf kann er trotz aller Müdigkeit nicht finden, die Vögel sind einfach viel zu laut. Wer kennt das nicht: Man legt sich gerade hin um zu Schlafen und schon hört man die Vögel zwitschern, laut und einfach nur lästig. Am frühen Morgen jedoch beleben eben jene einen. Doch Nazgho will nicht aufstehen, er will schlafen! Also haben diese Schreihälse auch gefälligst still zu sein! Am anderen Ende des Zelts liegt noch ein weiterer Störenfried, Lars, der unaufhörlich schnarcht und manchmal mittendrin zu Grunzen anfängt. So stellt sich Nazgho nicht seine Morgen im Lager vor, so garantiert nicht! Vielleicht sollte er auch einfach wach bleiben und sich einfach schon früher Schlafen legen. „Was ist bloß in dich gefahren? Du denkst ja schon wie einer von diesen Tagmenschen...“ ermahnt er sich still selbst. „Fiep“ „Sei still“ „Fieep” „Klappe” „Fieeeeep!” „Lass mich doch endlich in Ruhe!“ Nazghos Faust schnellt in die Richtung aus der das Gezwitscher kommt und zu seiner eigenen Überraschung trifft er. Worauf ein Grunzen ertönt und Lars den Totenbeschwörer zurückschlägt. Warum muss dieses Zelt so klein sein? Warum muss Lars so stark sein? Gibt das eine Beule? Fragen über Fragen schwirren durch Nazghos dröhnenden Schädel. „Fiep!“ „Ich halt es nicht mehr aus.“ Hätte ihn nun jemand gesehen, hätte er den müden Totenbeschwörer leicht für tollwütig halten können. Die Augen quellen leicht hervor und sind gerötet und aus seinem Mund rinnt Speichel. Doch solange es kein Schaum ist muss auch er sich keine Sorgen machen. So steht er im Zelt und schaut sich zu allen Seiten um. In einer Ecke sitzt ein Vogel, direkt neben Lars. Na wunderbar, da haben wir ja den Störenfried. Mit einem gezielten Tritt befördert Nazgho den Vogel heraus, wobei er ihm noch einen Fluch hinterher jagt. Erschöpft fällt der Nachtmensch zu Boden.
„Vor mir schwimmen Haare und meine Augen brennen. Ertrinke ich? Oder besser noch: Werde ich gerade ertränkt? Ich bekomme keine Luft, vor meinen Augen wird es schwarz. Sterbe ich? Was geschieht hier? Ich brauche Luft!
Warum träume ich gerade jetzt davon?“ Prustend wacht Nazgho auf. Aus seinem Mund fließt Wasser. „Haben wir es endlich geschafft dich zu wecken.“ Nazgho sieht nicht wer mit ihm spricht, aber den muskulösen ,stark behaarten Beinen nach zu urteilen müsste es eigentlich Lars sein. Aber warum steht die Welt eigentlich Kopf?
Nicht viel früher...:
„Erneut ein wunderschöner Morgen, so wie gestern auch.“ Lars streckt sich und gähnt herzhaft. Danach stupst er Nazgho an. Der rührt sich nicht. „Nazgho, aufwachen! Es ist ein schöner Morgen, die Vögel zwitschern und die Sonne strahlt!“ Noch im Schlaf ballt Nazgho seine Hand zu einer Faust bei den Worten „...die Vögel zwitschern...“, was Lars doch sehr verwundert. Doch ansonsten regt der Totenbeschwörer sich nicht. Auch nachdem Lars ihn umdreht und ihm eine Ohrfeige gibt, zeigt dieser keine Anzeichen aufzuwachen. Da hilft nur noch eins...
Auch aus seinen Ohren rinnen Unmengen von Wasser. „Verstehe ich das richtig... du dicker, schnarchender, dreckiger, nerviger Barbar hast mich eben Kopfüber in dieses Wässerchen gehängt?! Bist du von Sinnen?“ Lachend lässt Lars den Erwachten fallen. „Deine Reaktion gefällt mir, ich sollte dich noch öfter wecken.“ „Bloß nicht...“ Auch Shelil kann sich ein leises Kichern nicht vollends verkneifen. „Scheinen ja alle wach zu sein. Frühaufsteherpack!“ Während Nazgho aufsteht reibt er sich den Kopf. Dröhnende Schmerzen durchzucken diesen. Das Schmerzzentrum wird von einer kleinen Beule gebildet. Manche Tage laufen einfach nicht so wie sie laufen sollen.
Für den anderen Teil der Gruppe beginnt der Morgen etwas anders. „Sandy, aufwachen!“ „Was ist? Lass mich doch noch ein bisschen...“ „Nein, du stehst jetzt auf!“ „Warum?“ „Wir wollen die Gegend erkunden und teilen uns deshalb auf: Zwei gehen erkunden, einer sucht nach Essen und einer bewacht unsere Sachen.“ „Ich bewache den Innenraum...“ Sandy dreht sich zur anderen Seite. „Du kommst sofort raus!“ brüllt Cathi sie an. „Lass mich in Ruhe!“ Daraufhin packt Cathi Sandy an den Beinen und schleift sie nach draußen. „Bist du verrückt? Jetzt bin ich ganz staubig und erdig. Meine Haare sind ganz schmutzig... und meine Kleidung erst!“ Hellblauer Himmel erstreckt sich über ihnen, die Sonne steckt darin wie ein strahlender Fleck. Doch Sandy lässt das kalt. „Ich passe hier auf!“ „Gibs zu, du würdest nur weiterschlafen.“ Cathi rollt mit den Augen. „Konstantin bleibt hier, Cathi und Sandy erkunden die Gegend, ich suche Essen.“ Dudulov scheint selbst schon ausgemacht zu haben wer was macht. „Du kannst doch nicht zwei Frauen die gefährlichste Arbeit machen lassen! Feiglinge!“ Sandy, die inzwischen aufgestanden ist, schnaubt laut auf. Cathi meldet sich zu Wort: „Das wird das beste sein, wenn sie mit auf Erkundung geht, so haben wir heute Abend Essen und noch einen Platz zum Schlafen. Ich bin damit einverstanden, auch wenn ich doch lieber alleine wäre als mit ihr mitzugehen... aber mich interessiert unsere Umgebung sehr. Deshalb stimme ich zu.“ „Konstantin?“ „Das Heim zu verteidigen ist eine ehrenvolle Aufgabe.“ „Gut. Viel Glück.“ Damit wendet sich Dudulov von den anderen ab und verschwindet eine Weile später im Wäldchen. „Warum hat mich niemand gefragt? Ich bin dagegen! Ich weigere mich! Da draußen ist alles so schmutzig und eklig!“ „Willst du auf unser Heim aufpassen? Dann gehe ich mit Cathi mit.“ Konstantin bietet ihr den Platz vor der kleinen Behausung an. Noch bevor sie sich hinsetzen kann, packt Cathi ihr Handgelenk und schleift die zappelnde Sandy mit sich mit. „Cathi! Lass mich los!” Seufzend setzt Cathi den Weg fort.
Schon wenige Minuten nachdem Nazgho aufgeweckt wurde, macht er sich auf den Weg zu Scotts Zelt. Dieser sitzt wach darin und begutachtet seinen fast fertigen Stuhl. Noch bevor er weitermachen kann, spricht Nazgho ihn an: „Wenn du zu viel Zeit hast, würde es dir etwas ausmachen mir eine Angel anzufertigen?“ Scott schüttelt den Kopf, zur Bestätigung dass es ihm nichts ausmache, woraufhin er sich wieder in das Wäldchen begibt. Nazgho versucht ihm zu folgen, jedoch verliert er ihn schnell aus den Augen. Doch leider nicht nur ihn. „Verdammt!“ Fluchend sieht er sich um. Sein Orientierungssinn war noch nie der Beste und auch nun hat er ihn wieder im Stich gelassen. Aber das ist auch verständlich, da für die Meisten jeder Baum gleich aussieht. Unsicher dreht er sich herum und läuft einige Meter. Nichts. Kein Lager, kein Weg, kein Anzeichen von einer bekannten Stelle. Nur die Rufe der Waldtiere. Seufzend starrt er den Baum vor sich an. „Warum muss ich mich eigentlich ständig verlaufen?“ Seine Hand beginnt zu leuchten. Als ob ein kleiner Wirbelsturm auf dem Boden wäre, fegt es die Blätter und Zweige die in einem kleinem Umkreis auf dem Boden liegen in alle Richtungen weg. Im Zentrum dieses Geschehens beginnt die Erde zu zerreißen, explosionsartig bilden sich tiefe Erdspalten im Kreis, bis die Erde fast drei Meter tief gespalten ist. Der gesamten Zylinder aus Erde wird angehoben und fällt zu allen Seiten weg, als zwei Knochenhände aus dem Boden schießen und sich an dem Rand dieses Lochs hinaufziehen. Diesen folgt ein Schädel, mit einem durchlöcherten Helm auf dem Kopf, wobei aus den Augenhöhlen blaue Flammen leuchten. Als der Oberkörper hervorkommt, sind durch die löchrige Rüstung die Rippen zu erkennen, wobei zwischen diesen ein rostiges Schwert steckt. Dieser Untote ist absolut skelettiert, keine Überreste von Haut sind zu erkennen. Er zieht das Schwert aus seinem Skelettkörper und blickt Nazgho in die Augen. „Beschütze mich.“ Endlich ein richtiger Krieger für ihn, Skelette die er aus dem Nichts erschafft sind schwach und auch nicht lange aufrecht zu erhalten, aber wenn er Tote findet die er nur bewegen muss, dann ergeben diese sehr gute Kämpfer. Selbst ohne Waffe sind diese den nicht allzu starken Menschen überlegen. Hier hat er nun endlich einen Kämpfer gefunden. „Wie viele Menschen sind wohl hier schon gefallen?“ Von seinem neuen Begleiter erwartet er keine Antwort, denn ohne das Gehirn kann er weder Denken noch sich an etwas erinnern, wobei er ohne Stimmbänder natürlich auch nicht sprechen kann. Bewegen können sie sich trotzdem, solange jemand diese Puppen steuert. Und das kann Nazgho, besser als jeder andere. Glaubt er.
Nachdem sich Shelil im Wäldchen eine kleine Auszeit gegönnt hat, geht sie wieder ins Lager zurück. Dort trifft sie auf Lars, welcher, mit seinen Beiden Äxten in der Hand, sich gerade erneut ins Blutmoor aufmachen will um dieses zu erkunden. Da Shelil nichts besseres zu tun hat, schließt sie sich ihm kurzerhand an. Die Katare hat sie schon bei sich, weshalb sie noch ohne vorher in ihr Zelt zu gehen direkt mit ihm das Lager verlässt. Sie laufen gemütlich eine Weile, bis sie auf Konstantin treffen, welcher es sich vor der kleinen Asthütte gemütlich gemacht hat. „Hallo Konstantin.“ Lars hebt die Hand zum Gruß. Konstantin schreckt auf und zieht sein Schwert, doch als er gerade aufstehen will erkennt er die Beiden. Daraufhin steckt er das Schwert verlegen wieder ein. „Seid gegrüßt, meine... ähm... Mitstreiter.“ Das Mitstreiter spricht er fragend aus, worauf Shelil, die nun ebenfalls etwas verlegen dreinschaut abwinkt. Lars jedoch lacht lauthals los. „Mitstreiter ist wohl der falsche Ausdruck. Wenn du willst kannst du uns Kumpane nennen, oder einfach nur bei unseren Namen. Ich nenne dich ja auch Konstantin.“ Freundlich schaut Lars den Paladin an. „Wenn Sie meinen.“ „Wenn du meinst! Ich duze dich, du duzt mich!“ Lars streckt ihm die Hand zu, während Shelil ein Lächeln über das Gesicht fliegt. „Was machen Sie... was macht ihr hier draußen?“ „Uns ist langweilig, da kam uns die Idee ein wenig dieses Blutmoor zu erkunden. Wir waren schon mal hier draußen, um nach frischem Essen zu suchen, jedoch haben wir da keine Zeit gefunden diesen Ort genauer zu untersuchen. Weiß eure Gruppe vielleicht warum dieser Ort “Blutmoor“ genannt wird?“ „Nein, aber da ich ehrlich bin muss ich euch gestehen dass wir uns darum auch noch keine Gedanken gemacht haben.“ „Diese Gegend hat eine grausame Geschichte.“ Die drei drehen sich um. Vor ihnen steht Dudulov, der eine Menge Gewächse mit sich trägt. „Was bringt Sie hierher zurück, Dudulov?“ „Ich kann keine Tiere töten.“ „Wenn Sie wünschen übernehme ich Ihre Aufgabe.“ „Ja.“ Verwundert schaut Lars die Beiden an, bis auch er zur Erkenntnis kommt dass sie verschiedenen Aufgaben nachgehen. „Was ist denn hier geschehen, Dudulov?“ Hoffnungsvoll schaut Shelil ihn an, doch seine Antwort befriedigt nicht ihre Neugier. „Ich weiß nichts Genaues.“ „Schade... Man sieht sich, Lars und ich machen uns wieder auf den Weg. Viel Glück“ Dudulov nickt den Beiden zu, bevor diese weitergehen. Nach einer Weile taucht vor ihnen der Eingang einer unterirdischen Höhle auf.
Die Beiden stehen vor einem schwarzen Loch, das von Steinen umgeben ist. Nichts ist in der Höhle zu erkennen, nicht einmal wo der Boden sein könnte. Cathi sucht sich einen Stein und wirft diesen hinein. Sofort trifft dieser auf den Boden. Doch das Geräusch dringt dumpf zu ihnen, als sei er auf etwas weiches gefallen. Verwundert blickt Cathi Sandy an, die sich inzwischen beruhigt hatte. Das Abenteuer scheint ihr doch irgendwie zuzusagen. Wider Cathis Erwarten sagt Sandy voller Enthusiasmus: „Gehen wir in die Höhle, sie interessiert mich.“ Das selbe denkt sich Cathi auch. An dieser Höhle ist eindeutig etwas faul. Normalerweise müsste durch das Tageslicht doch einiges zu erkennen sein, aber der Eingang ist stockdunkel. Als ob es ins Nichts führe. „Ich lasse dir den Vortritt.“ „Feigling!“ „Dann gehe ich eben zuerst.“ Über die Steine rutschend, die am Eingang liegen, betritt Cathi als Erste die Höhle. Sandy folgt ihr vorsichtig. Ein bisschen geht es doch nach unten, stellt Cathi schmerzhaft fest, als sie plötzlich ins Leere tritt und einen knappen Meter nach unten fällt. Die Zauberin ist jedoch vorsichtig genug und ertastet mit den Füßen die plötzliche Senkung, worauf sie herunterklettert. Im Inneren ist die Dunkelheit noch intensiver. Sie ist nicht nur um die Beiden, es fühlt sich an als ob die Dunkelheit mit aller Kraft versucht in sie einzudringen. Temperaturen scheinen dort drin nicht zu existieren, sie spüren weder Kälte noch Wärme. Die Stille ist unnatürlich. Absolut nichts ist zu Hören. Bis der Widerhall eines Rufes ertönt. Der Boden ist normaler Steinboden, soweit sie es erfühlen können, die Wände sind leicht moosbewachsen. Die Luft ist sehr feucht, jedoch wirkt auch dies in keiner Weise natürlich. Es ist eine Feuchtigkeit, die einen versucht zu ersticken, die sich in die Lunge bohrt. Cathi keucht. Sandy geht es nicht besser, während sie angestrengt versucht einen Feuerball zu erschaffen. Ihr gelingt es nicht. Ein Stöhnen ertönt, nicht weit von ihnen, hallt wider und bohrt sich in die Ohren der beiden Kundschafter. Schreiend versuchen sie dieser Höhle zu entkommen, doch sie schaffen es nicht. Der Ausgang ist verschwunden.
Das Stöhnen dringt immer näher an ihre Ohren, dumpf, absterbend. Doch Sandy sieht nichts, nur Schwärze. Ein schwaches Wimmern entflieht Sandys Mund. Auf dem Boden kniend tastet sie mit den Händen die steinerne Wand nach dem Ausweg ab. Sie beschwert sich nicht einmal über die Situation, so sehr hat die Furcht sie übernommen. Tränen laufen ihr über das staubige Gesicht. Sie will raus. Sofort. In Panik krabbelt sie über den Boden, als sie plötzlich gegen etwas stößt und abrutscht. Doch sie landet auf etwas weichem. „Cathi, bist du das?“ Keine Antwort. „Cathi?“ Sandys Stimme war nun ungewöhnlich schrill und mit einem Anflug von Irrsinn belegt. Noch immer antwortet sie nicht. Als sie das weiche vor sich betastet, verliert Sandy vollends den Verstand. Ein menschlicher Körper, schießt es ihr durch den Kopf. Eindeutig eine Frau. „Cathi?“ flüstert Sandy mit zitternder Stimme. Doch dann bemerkt sie etwas. Diese Frau ist tot. In Sandy dreht sich alles. „Sandy, beruhige dich. Hör auf zu weinen, du verstehst es doch noch gar nicht. Du verstehst nichts.“ In ihrem Kopf dröhnen diese Worte. „Wer...?“ „Ja, sie sind tot, aber du weißt nicht einmal was das bedeutet. Warum? Warum? Ich halte es nicht aus!“ Die Stimme in ihrem Inneren wird immer leiser, als ob ihr die Kehle zugeschnürt würde. „Wer ist da?“ verunsichert schaut Sandy, ohne es zu wissen, die Wand direkt vor ihren Augen an. Sie kann es auch nicht wissen. Hier sieht alles gleich aus. Sie könnte die Augen schließen, sie sehe genauso wenig. Doch niemand reagiert. Nur das Stöhnen dringt näher an ihre Ohren. Ein harter Schlag trifft ihr Gesicht und hinterlässt unschöne Kratzer. Etwas knochiges muss sie geschlagen haben. Blut rinnt ihr über die Wangen, während sie mit einem schrillen Schreien zurücktaumelt. Ihre Augen beginnen plötzlich zu leuchten und um sie herum wirbelt ein Sturm aus Feuer, der das perverse Geschehen erhellt. Vor ihr steht eine Leiche, mit zum Schlag erhobenen Armen. Die Zauberin kann nicht mehr aufhören zu Schreien.
Erneut schlägt der Tote zu. In ihrer Panik fällt Sandy wieder auf ihr Hinterteil, wodurch die knochigen Hände ins Leere treffen. Um Sandy herum leuchtet noch immer der Feuerwirbel. Sie starrt ihren Feind voller Angst an. Dieser kommt ihr näher, langsam, schlurfend. Der Mund des Angreifer ist weit aufgerissen, was jedoch nur daran liegt dass nichts mehr den Unterkiefer und den Oberkiefer zusammenhielt, außer allerletzte Reste. Doch es stinkt nicht verwest oder vermodert, der Geruch ist einfach leicht muffig und die Luft schlecht. Das merkt Sandy gar nicht, niemand würde in solch einer Situation darauf achten. Als er plötzlich wieder vor ihr steht, fasst sie sich ein wenig und weicht seinem nächsten Schlag mit einer Seitendrehung aus. Dann steht sie auf. Nun erhascht sie auch einen Blick auf die Leiche, die sie am Boden hat liegen sehen. Eine ehemals wahrscheinlich hübsche Frau, doch der Körper ist an vielen Stellen zerrissen. In ihrer Hand liegt noch immer ein Bogen und auf dem Rücken trägt sie einen Köcher mit Pfeilen. Nein, das ist nicht Cathi. Ein wenig beruhigt versucht die Zauberin einen Feuerball auf den Zombie zu schleudern, doch ihr gelingt es nicht. Sie ist ausgelaugt. Sandy geht zwei Schritte zurück, denn der Untote kommt ihr immer näher. Plötzlich hält sie inne. Sie kann nicht mehr fliehen. Hinter ihr ist eine Wand, links von ihr ebenfalls und vor ihr der Untote. Nach rechts geht es nur noch tiefer in die Höhle, wo bestimmt noch mehr von diesen Kreaturen lauern. Sandy weiß nicht was sie tun soll. Hektisch dreht sie ihren Kopf nach rechts. Aus dem Dunkel erheben sich eindeutig noch weitere Schatten. Nein, diesen Weg zu gehen wäre Selbstmord. Ihr bleibt keine Wahl. Mit einem Satz springt sie dem Zombie entgegen, reißt ihn zu Boden und rennt taumelnd weiter. Dort ist die Jägerin. Sandy entreißt der kalten Hand den Bogen und wirft sich den Köcher über die Schulter. Sie kann zwar nicht gut mit Pfeil und Bogen umgehen, aber in der Theorie beherrscht sie es. Der erste Pfeil rast am Zombie vorbei, der inzwischen wieder aufgestanden ist, gegen die Höhlenwand und zersplittert. Schlurfenden Schrittes nähert der Untote sich wieder. Der Feuerwirbel versagt.
Nein, blind in die Gegend schießen kann man mit Pfeilen nicht. Außerdem hat Sandy dazu eindeutig zu wenige. Noch vier Pfeile liegen in dem gestohlenen Köcher und warten darauf gebraucht zu werden. Doch sie werden hier nicht gebraucht. Verzweifelt packt Sandy den Bogen wie eine Nahkampfwaffe und schwingt ihn vor sich durch die Luft. Nach kurzer Zeit kracht es. Sie hat getroffen, wobei so ein Schlag höchstens zur Verwirrung dient, aber keinem wirklich etwas anhaben kann. Ein Rumpeln ertönt hinter ihr. „Ist da jemand?“ Diese Stimme kennt Sandy. Es ist Shelil. Normalerweise hätte Sandy sie ignoriert oder ihr ein paar Beleidigungen zugeworfen, doch stattdessen ist sie erleichtert. „Ich... Cathi muss hier auch sein.“ antwortet Sandy, der die Panik noch nicht ganz aus der Stimme gewichen ist. Shelil wundert sich. „Aber du weißt schon dass ich es bin, oder, Sandy?“ „Natürlich...“ Ungläubig schüttelt Shelil den Kopf. Keine Beleidigung. Nein, Sandy scheint sogar erfreut zu sein dass Shelil hier ist. „Stickig hier unten.“ Lars ist auch in der Höhle. „Und dunkel.“ ergänzt ihn Shelil. Sandy, die sich zu den beiden umgedreht hat, natürlich nur indem sie der Richtung der Stimme gefolgt ist, wird ohne Vorwarnung mit voller Wucht in den Rücken getroffen. Keuchend fällt sie zu Boden. „Sandy, ist alles in Ordnung?“ Shelil scheint doch leicht besorgt zu sein. Aus ihrer Tasche kramt sie eine kleine Bombe, die sie vor sich legt und zündet. Eine kleine Flamme kommt daraus hervor und für einen kurzen Moment bekommt Shelil die Gelegenheit das Geschehen zu überblicken. Blutend liegt Sandy am Boden und über ihr steht eine halb verweste Gestalt. Ohne zu zögern zieht sie sich aus ihrem Beutel zwei Ninjasterne, die sie in die erneut eingetretene Dunkelheit wirft. Zwei mal kracht es. Sie hören etwas dumpf zu Boden stürzen. „Lars, lauf so schnell du kannst zur Feuerstelle und hol eine Fackel, wir müssen so schnell wie möglich Cathi finden. Sandy hat gesagt sie sei hier. Ich passe solange auf sie hier auf.“ Lars, der noch immer direkt vor dem Eingang steht, dreht sich ohne diesen zu sehen um und steigt aus der Höhle. Plötzlich umgibt ihn wieder Licht und die Rufe der Tiere ertönen. Das kann nicht in ein und derselben Welt sein. Es ist zu verschieden. Etwas geht hier vor.
So schnell er kann rast Lars dem Lager entgegen, als plötzlich vor ihm eine kleine rote Gestalt mit einem Schwert auftaucht. Nein, für einen langen Kampf hat er keine Zeit. Mit einem Hieb stößt er das Wesen aus dem Weg, welches taumelnd stehen bleibt. Im Lager angekommen, trifft er Scott. Dieser sitzt an der Feuerstelle und arbeitet an etwas, das wie eine Angel aussieht. „Du siehst doch im Dunkeln wenn ich richtig weiß, wir brauchen deine Hilfe! Folge mir!“ bringt Lars keuchend hervor. Der Weg vom Lager zur Höhle ist nicht gerade ein Kurzer. Das Feuer glimmt noch ganz leicht, weshalb er schnell trockene Baumrinde und Zweige hereinwirft. Als es nach fast einer Minute richtig brennt, schnappt er sich die dicksten zwei Äste die er finden kann und hebt sie ins Feuer. Einen reicht er Scott, der Lars ohne ein Wort hinterher rennt. Nach einiger Zeit erreichen sie erneut die Höhle, in die Lars sich blindlings stürzt, hinter ihm her Scott. Die „Fackeln“ scheinen auszugehen, durch die merkwürdig hohe Luftfeuchtigkeit, doch sie fangen sich sofort wieder und brennen weiter. Im Inneren der Höhle wartet Shelil, die neben Sandy kniet und ihr mit Stofffetzen, die sie aus ihrer und Sandys Kleidung gerissen hat, erste Hilfe zu leisten versucht. Jedoch schafft sie das aufgrund des Lichtmangels nicht ganz. Erleichtert erblickt sie Lars und Scott. „Gott sei Dank!“ „Wir suchen nach Cathi, ist das richtig so oder soll sich jemand von uns beiden um Sandy kümmern?“ „Sucht, aber lasst mir eine Fackel hier.“ Lars reicht Shelil die provisorische Fackel und verschwindet mit Scott in den Tiefen der Höhle, die hinter sich her einen Schweif aus Licht ziehen.
Doch was machen eigentlich gerade die anderen? Dudulov bewacht noch immer die Unterkunft, bei ihm gab es bisher keine speziellen Vorkommnisse. Alles ist ruhig. Zu ruhig vielleicht, aber das stört ihn nicht im Geringsten. Bis ihm ein Vogel entgegenkommt. Das Tier wirkt aufgeregt und kreischt Dudulov direkt zu. „Narren, warum ausgerechnet dorthin?“ Am liebsten würde er auch in die Höhle, von der er ebenso viele Erzählungen und Legenden hörte wie von dem Turm der Gräfin und weiteren Orten wie diesen, doch er kann es nicht. Er muss hier aufpassen. Deshalb bleibt er liegen und starrt in den blauen Himmel. Die Höhle, so heißt es, war früher die Unterkunft einer Horde von Dämonen. Die stärksten Krieger und weisesten Magier aus den Dörfern der Umgebung versuchten diese Dämonen auszurotten, da eine weitere Legende besagte dass man, wenn man alle Kreaturen vernichtete, eine mächtige Fähigkeit bekomme. So stürzten sich viele Leute áus Gier in den Tod. Die einen wollten übermenschliche Kraft, die anderen den ultimativen Zauber und weitere die Fähigkeit Gold zu erschaffen. Doch nur einer kehrte aus dieser Welt der Dämonen wieder zurück. Ein Druide, der die hohe Kunst der Tierbeschwörung beherrschte. Um ihn herum, so wird berichtet, fand sich eine Horde von Wölfen und ein Bär, über ihm flogen Raben und aus dem Boden schoss eine Schlange. Diese Schlange war natürlich nur eine einfache Ranke, kein wirkliches Tier, sondern eher eine Pflanze. Doch alle Tiere waren verletzt und verschwanden schon nach kurzer Zeit wieder. Der Druide selbst hatte zwar keine Verletzungen, war aber geschwächt und brach, in Tristram zurück, zusammen. Seinen Berichten zufolge sollte dort unten eine Dunkelheit herrschen, die selbst die Sinne vernebelt, eine Kälte herrschen die man nur innerlich spürt und die Luft sei wie dampfendes Blut. Inwiefern das alles wahr ist, weiß man natürlich nicht, da der Druide angeblich zu erschöpft war um noch richtig sprechen zu können. Doch mindestens einen Funken Wahrheit musste diese Erzählung beinhalten. Mindestens. Dudulov pflückt sich einen Grashalm vom Boden und kaut in Gedanken versunken darauf herum. Hoffentlich geht es den anderen gut.
Keine Möglichkeit mehr zu entkommen, nein, es bleibt ihm keine Chance. Die mindestens zehn mal so hohe Gestalt hat ein Schwert und er ist in die Ecke gedrängt, ohne eine Chance zu entkommen. Doch! Dort! Er hebt sein Schwert, das ist die Gelegenheit! Mit einem schnellen Satz nach vorne, springt der Hase zwischen den Beinen des Paladins hindurch. Konstantins Klinge rast auf den Erdboden zu und bleibt darin Stecken. Zornig zieht er sie wieder heraus und rast seinem Opfer hinterher. Dieses verschwindet jedoch in einem Bau, wahrscheinlich seinem eigenen, und Konstantin gibt sich geschlagen. Seit ungefähr einer Stunde schon versucht er nun etwas zu fangen, doch nichts hat er erwischt. Keinen Hasen, kein Reh, kein anderes Tier. Einfach nur Wald, Bäume, Erde, Büsche und Sträucher. Und nun ist ihm sein einziges Opfer entkommen. Während er in sich hineinflucht, raschelt es plötzlich aus der Nähe. Erst entdeckt Konstantin nichts, doch dann sieht er den Grund für das Rascheln. Ein Wildschwein. Es ist zwar nicht wirklich ein großes Tier seiner Art, jedoch ist auch dieses gefährlich. Noch hat das Wesen Konstantin zwar nicht gewittert, aber der Paladin steht sehr ungünstig. Gerade will er sich hinter dem nächstbesten Baum verstecken, da wird er auch schon entdeckt. Nun bleibt ihm keine andere Wahl. Er zieht sein Schwert. Schon rennt das Tier wie wild auf ihn zu und mit einem Sprung zur Seite weicht der Kämpfer geschickt aus. Vor dem Baum kann das Tier jedoch noch anhalten und rennt direkt wieder auf Konstantin zu. Trotz der Größe dieses Tiers, scheint es doch der Beherrscher dieses Waldstücks zu sein. Da kann es sich nicht erlauben einen Stärkeren hier Leben zu lassen. Die spitzen, kurzen Hauer des Wildschweins sind auf Konstantin gerichtet. Der Paladin konzentriert sich und unter seinen Füßen beginnt es zu leuchten. Ein Kreis aus orangenen, leuchtenden Kugeln kommt aus seinen Füßen und bläht sich um sie auf, bevor sie verschwinden und dieser Vorgang sich wiederholt. Er fühlt sich wie beflügelt und mit einem schnellen Schritt zur Seite weicht er dem Angreifer mühelos aus. Nun ist Konstantins Chance gekommen. Rasend schnell holt er das Tier ein und versenkt sein Schwert im Rücken der kleinen Bestie. Ein Quieken durchfährt den Wald und das Wildschwein bricht zusammen. Nach wenigen Sekunden ist es tot. Damit macht sich Konstantin mit seiner Beute auf einen mühsamen Rückweg, wobei es nur mühsam ist, da das Vieh schwerer ist als er es erwartet hatte.
Kommen wir wieder zu unserem einsamen Krieger zurück. Obwohl – so einsam ist er ja gar nicht mehr. Wobei wohl niemand den Skelettkrieger zu seiner Rechten als einen Begleiter zählen will. Denn selbst wenn neben dir eine bewegliche Pflanze wäre, würdest du dich doch irgendwie alleine fühlen. Damit hat Nazgho allerdings rein gar kein Problem. Er ist es gewohnt alleine zu sein, so wie es ihm auch nicht fremd ist sich zu verlaufen. Doch das ist wieder eine ganz andere Geschichte. „Suche eine Stelle zur Orientierung!“ schießt es ihm durch den Kopf. Ja, der Baum sieht gut aus. Sehr klein, mager, fast schon knochig. Dennoch ist er mit riesenhaften Blättern behangen. Solche Bäume findet man nicht allzu oft. Aus einem Busch ganz in der Nähe dieses Baums dringt ein Rascheln. Nazgho versteckt sich hinter seinem Skelettkrieger, als vor ihm ein Wesen mit grauem Fell auftaucht. Ein Wolf. Das ist gut. Sehr gut. „Töte ihn... aber hack ihm ja nicht den Kopf ab!“ befiehlt der Totenbeschwörer seiner Marionette. Knurrend und in Angriffsstellung steht der Wolf nicht weit entfernt von ihnen. In dem Moment, als das Skelett sich bewegt, springt er ab, mit den Klauen voran. Nazgho reagiert nicht schnell genug um seiner Kreatur den Befehl zum Zuschlagen zu geben und schon liegt sie am Boden. Zornig reißt der Wolf dem Krieger, dessen rostiges Schwert vor Nazghos Füße gefallen war, die Knochen aus. Nazghos Arm beginnt zu bluten. Das ist der Preis dafür, wenn man einen Toten erweckt. Man muss den Teil seines Körpers anbieten, wobei unvorsichtige Totenbeschwörer dies manchmal nicht gut genug beschwören, weshalb sie dann ganze Körperteile verlieren. Doch geschickte Totenbeschwörer verletzen sich nur, wenn ihre Marionette zerstört wird. Aber was jetzt? Nazgho hat niemanden mehr, den er steuern kann, weshalb er relativ hilflos dasteht. Jedoch nur relativ. Vor ihm liegt das Schwert, welches er nun bemerkt. Während der Wolf noch mit dem Skelett beschäftigt ist, hebt Nazgho die Waffe auf und schleicht sich um das Tier herum. Noch bevor das Raubtier reagieren kann, ist sein Rücken aufgeschlitzt. Blut tränkt das Fell und der Wolf fällt um. Nach wenigen weiteren Atemzügen ist er tot. Nazghos Hände leuchten erneut und der Wolf steht auf. „Noch hast du dein Gehirn, also erinnerst du dich an alles. Zeige mir den Weg zurück ins Lager. Doch der Wolf winselt nur und schüttelt wie ein Mensch den Kopf. „Verflucht, warum muss ich gerade einen Wolf erwischen der sich nicht auskennt?“ Wenn Lebewesen direkt nach ihrem Ableben wiederbelebt werden, haben sie noch alle Funktionen ihres Körpers, weshalb auch solche Befehle vom Beschwörer gegeben werden können. Doch besteht die Kreatur nur noch aus Knochen, hat sie keine Erinnerung, kein Leben. Sie kann sich nur bewegen, wie der Meister es befiehlt. „Dann beschütze mich!“ Entnervt macht sich Nazgho auf seinen weiteren Weg.
Warum nur? „Warum muss ich gerade auf einen Wolf treffen der einen genauso schlechten Orientierungssinn hat wie ich und sich nur in diese Gegend verirrt hat?“ flucht Nazgho in sich hinein. Zurück zu dem Baum. Sehr weit kann Nazgho ja nicht vom Lager entfernt sein, höchstens zwei, drei Kilometer. Erst einmal vom Baum aus nach rechts. Rechts von Nazgho führt ein schmaler Pfad zwischen hohen, fauligen Bäumen vorbei. Er schaut sich das ganze genau an und geht los, hinter ihm her sein treuer Begleiter. Die Zweige unter seinen Füßen knacken und ein sanfter Wind durchzieht den Wald. Wenn er hier einfach nur faulenzen würde, wäre der ganze Ort viel gemütlicher. Doch wenn man sich verläuft ist kein Ort für einen gemütlich, nicht einmal ein Wald durch den sanft ein Windhauch weht. Als Nazgho auf einer Lichtung steht, richtet sich sein Blick gen Himmel. Die Sonne steht hoch am Himmel, es dürfte Mittag sein. So bleibt ihm zwar noch sehr viel Zeit, aber sein Magen knurrt gelegentlich und sein Hals fühlt sich ausgetrocknet an. Doch das alles ist ihm nur zu bekannt. Er läuft einfach geradeaus weiter, bis er an eine dichte Baumgruppe kommt. Nein, dort ist er noch nie gewesen. Nazgho dreht sich um und geht ein paar Schritte, während der Wolf ihm wie ein treues Hündchen hinterher watschelt. Nur schade dass das Blut das an dem Fell des Wolfes klebt den Anblick nicht ganz so idyllisch erscheinen lässt. Nazgho bleibt mit seinem Wolf zusammen synchron stehen. Vor ihm erstreckt sich ein Graben, mindestens drei Meter breit, zwei Meter lang und so tief, dass man den Boden nicht erkennen kann. Auch in Nazgho erwacht die Neugier, doch er würde es vorziehen erst einmal ins Lager zurückzukehren und sich das Loch später genauer anzuschauen. Doch er würde wohl kaum wieder hierher zurückfinden. Wie es auch Cathi zuvor gemacht hat, wovon Nazgho selbstverständlich keine Ahnung hat, schnappt er sich einen Stein und wirft ihn in das Loch. Nach fast zwei Sekunden hören sie den Widerhall des aufgeschlagenen Steins. Nazgho schüttelt den Kopf. Zu tief. Doch dann fällt ihm plötzlich etwas auf. Als er vor der Baumgruppe stand, hat er sich doch einmal gedreht und ist genauso zurückgelaufen wie vorher, also warum ist nun plötzlich diese Kluft hier? Er hat sich doch nicht noch mehr verlaufen? Mit einem Seufzen legt er sich an den Rand der Spalte und lässt seine Beine baumeln. Über ihm erstreckt sich ein Himmel aus Blättern.
„Cathi, wo bist du?“ brüllt Lars. Der Ruf hallt dumpf wieder, wird verzerrt und verklingt als halb erstickter Todesschrei. „Unheimlich hier, Scott.“ Scott zuckt mit den Achseln und streckt Lars die Fackel hin. „Ich brauche meine Hände für die Äxte, ich kann die Fackel nicht nehmen.“ Scott schüttelt den Kopf und zeigt auf die Fackel. Erst jetzt fällt Lars auf, dass sie fast verloschen ist. „Gehen wir vorerst zurück, Cathi antwortet doch nicht. Vielleicht ist sie schon wieder weg.“ Der Barbar nickt in Richtung von Shelil, deren Licht gerade noch so zu sehen ist. Doch gerade als die beiden sich umdrehen, tauchen vor ihnen drei kleine rote Wesen mit Waffen in den Händen auf. „Rakanischu!“ Eines der Wesen hebt seinen Arm in die Höhe und die beiden anderen rennen auf Lars und Scott zu. Die Axt des Kriegers zieht eine grobe Linie durch die Luft und kracht gegen den Boden, direkt dahin wo kurz zuvor noch eines der Wesen stand. Dieses jedoch ist flinker als er es von ihm bisher erwartet hatte. Es hat sich zur Seite gedreht und sein Schwert direkt in Lars’ Richtung gestoßen. Doch noch bevor die Klinge sich tiefer als wenige Millimeter zwischen die Rippen des Muskelmannes bohren kann, schreit das lichterloh in Flammen stehende Wesen auf. Scott hatte die Kreatur von hinten an den Haaren gepackt und diese mit der Fackel angezündet. Schreiend und brennend rennt das rote Wesen wild umher, ohne dabei auf seine Kumpane zu achten, die mit seiner Berührung auch Feuer fangen. Nach kurzer Zeit fallen sie um und von den am Boden liegenden, noch immer brennenden Wesen steigt Rauch auf. Inzwischen sind sie auch die einzige Lichtquelle, denn die provisorische Fackel hat während des Kampfes den Geist aufgegeben. Instinktiv hebt sich Lars die Nase zu, doch Scott schüttelt den Kopf, weshalb er wieder seine Finger von der Nase nimmt. In der Luft liegt kein Geruch verbrannten Fleisches, einzig und allein der muffige Geruch, der schon die ganze Zeit herrscht ist wahrzunehmen. Die kurze Stille wird durch ein ohrenbetäubendes Krachen hinter den Beiden durchbrochen.
„Was? Sie sind nun in einer gefährlichen Höhle? Ich muss ihnen zu Hilfe eilen!“ ruft Konstantin sichtlich geschockt aus. Dudulov nickt. Als Konstantin diese Nachricht vernommen hatte, ist ihm seine Beute sofort vom Rücken gefallen. „Keine Sorge, sie sind stark.“ „Es sind Frauen! Es ist unsere Pflicht ihnen zu helfen!“ „Es ist meine Pflicht das hier zu bewachen.“ Dudulov bleibt eiskalt, was Konstantin noch mehr erschreckt. „Du machst Essen. Du kannst das.“ „Aber sie sind doch in Gefahr.“ „Sie werden wiederkommen.“ „Aber ich muss ihnen helfen, ich kann doch nicht ignorieren wie sich zwei wehrlose Frauen Todesgefahren aussetzen. Mein Gewissen und mein Kodex als Paladin verbieten mir dies.“ „Wehrlos?“ „Sandy kann zaubern und Cathi ist eine Amazone, aber es sind Frauen!“ „Starke Frauen.“ „Schweige bitte, Dudulov. Auch du wirst mich nicht abhalten können die beiden zu retten. Niemand wird mich aufhalten können.“ „Du bereitest das Essen.“ „Was ist wichtiger: das Leben oder ein Bissen zu Essen?“ „Ohne Essen stirbt man auch.“ „Aber garantiert nicht nach einem Tag und wenn du es für so dringend hältst, dann bereite du es doch zu. Ich kann hier nicht einfach so herumstehen.“ „Setz dich.“ Langsam erkennt man, dass auch Paladine irgendwann ihre Geduld verlieren. Mit einem zornigen Blick auf Dudulov macht sich Konstantin auf den Weg zu den Beiden. Welchen Weg? „Dudulov, wo liegt diese Höhle eigentlich.“ Konstantin erwartet keine Antwort. Dudulov würde es ihm nicht verraten, egal was er tun würde. „Dort.“ Der Druide hebt seinen Finger und zeigt in eine Richtung, in die man geht wenn man geradewegs aus dem Unterschlupf kommt. Zuerst ist Konstantin verblüfft und starrt Dudulov mit weit aufgerissenem Mund an. Doch dann lächelt er abfällig. Dudulov will ihn doch bestimmt auf den Arm nehmen. Der Paladin dreht sich um und geht in genau die entgegengesetzte Richtung. Als er außer Reichweite ist, lacht der Druide in sich hinein. Er hat Konstantin den Weg gezeigt, was der draus macht ist seine Sache. So bleibt er vor dem Unterschlupf sitzen und beobachtet seine Umgebung.
Wenige Minuten später zuckt Dudulov heftig zusammen. Drei riesenhafte Schemen kommen auf ihn zu. Fast zweieinhalb Meter hoch ist jeder einzelne von ihnen, mit kräftigen Armen und Fäusten wie Felsbrocken. Jeder von ihnen weist einen kleinen Buckel auf und der Kopf wirkt aufgrund des fehlenden Halses wie ein Teil des Oberkörpers. Dudulov hat von diesen Tieren gehört, man nennt sie aufgrund ihrer Größe und Stärke Gargantuas. Doch normalerweise sollten sie nicht hier sein. Die Vögel haben ihm doch berichtet, dass diese Wesen sich nur selten in diese Gegend begeben, da sie sich nie von alleine in die Nähe der Menschen begeben. Jedoch ist es etwas anderes wenn die Menschen zu ihnen kommen. Dann mutieren diese friedliebenden Tiere mit dem kuschelig weichen Fell zu brutalen und unaufhaltsamen Bestien, denen gegenüber kein normaler Mensch eine Chance hat. Doch Dudulov ist kein normaler Mensch, wenn ihn diese Wesen angreifen sollten, würde er keine Sekunde zögern und ihnen zeigen wer der mächtigere ist. Wobei drei doch vielleicht eine Nummer zu groß für ihn sind. „Was wollt ihr.“ Noch bevor ihm die Riesen antworten können, erkennt Dudulov selbst den Grund. „Das gehört uns.“ Dudulov zeigt mit seiner rechten Hand auf das erlegte Wildschwein hinter sich, während die Handfläche seiner rechten den Boden fixiert. Spiralförmig erhebt sich die trockene Erde um wenige Zentimeter, bevor die Erhebung wie eine Schlange auf die drei Gargantuas zurast. Dudulov weiß, dass diese Tiere so versessen darauf sind, an ihr Fressen zu kommen, dass er es von vorneherein ausschließen kann friedlich mit ihnen zu Reden. Nein, entweder er gibt ihnen sein Essen, oder er muss sie aus dem Weg räumen. So bleibt ihm keine andere Wahl. Der Boden bricht auf und die Ranke schießt auf den ersten Gegner zu, Erdbrocken in alle Richtungen verteilend. Mit seinen riesigen Händen greift der Gargantua nach ihr und drückt zu. Vor dem Gesicht des Wesen explodiert der Kopf der Pflanze.
Trotzdem bewahrt Dudulov seine innere Ruhe, während sich die nächste Ranke neben ihm windet. Etwas wie ein Lachen entfährt dem hässlichen Gesicht des Wesens, das immer noch die schlaffen Überreste der letzten Pflanze in der Hand hält. Verspottend wirft er sie vor Dudulov. Ein Fehler. Dudulov greift nach der abgestorbenen Ranke und wickelt sich ein kurzes Stück um die Hand. Der dumme Riese kapiert nichts. Schon schnellt Dudulovs Hand hervor und mit einem Knall trifft Dudulovs Peitsche den Gargantua mitten ins Gesicht. Während die anderen Beiden verwirrt ihren im Gesicht blutenden Kameraden kurz anstarren, rast die Ranke unter einem von ihnen durch und bohrt sich von hinten in ihn hinein. Der Gargantua mit dem Riss in seiner verzerrten Fratze rast auf Dudulov zu, doch der macht einen Satz nach vorne und rammt ihm die Keule in den Magen, während ein anderer Gargantua tot umfällt. Mit einem Grinsen beglückwünscht der Druide sein Geschöpf. Es war in den Feind eingedrungen und hatte seine inneren Organe zerfressen, wobei sie danach wieder direkt in die Erde eingetaucht war. Der Berg vor Dudulov ächzt und fällt um, bleibt jedoch nur lange genug liegen um dem Druiden wenige Meter Abstand zuzugestehen, bevor der Riese mit seinem Mitstreiter auf ihn zurennt. Die Ranke ist zu weit entfernt, sie kann Dudulov jetzt nicht helfen. Magie kann er nicht anwenden, seine Vorräte sind völlig ausgeschöpft. Erneut reißt er seinen Arm vor und die Peitsche schießt auf den Gargantua zu, der jedoch dazugelernt hat und sie packt. Grunzend reißt er die Waffe nach hinten und Dudulov fliegt direkt auf ihn zu. Mitten im Flug jedoch lässt er los und landet so mit dem Kopf im Magen des Feindes. Dieser zuckt kurz zusammen, doch Dudulovs Kopf dröhnt als ob er gegen einen Stein gerannt wäre. Instinktiv rollt er zur Seite, gerade noch rechtzeitig um dem riesenhaften Fuß zu entgehen. Ein Zittern durchfährt den Boden, als er auf den Boden trifft. Kurz vorher war dort noch Dudulovs Kopf. Mit einem Wutschrei stürzt der Riese auf den am Boden liegenden Druiden zu und dieser rutscht zurück, was ihm jedoch nicht sofort hilft, denn in dem Moment hält der Gargantua inne. Doch als dieser Blut spuckt und krachend zu Boden stürzt, erkennt Dudulov, dass es doch gut war ein wenig zurückzuweichen. Ohne Hemmungen tritt der letzte der drei Feinde auf seinen toten Freund, um die Ranke die sich darin satt frisst zu töten. Mit Erfolg. Nun steht der Riese mit einem hasserfüllten Lächeln, was bei dem Gesicht eines Gargantuas jedoch sehr ekelerregend ist, vor dem entkräfteten Dudulov.
Ein sanfter Wind weht über das Blutmoor und bringt die Grashalme zum Rascheln. Der Gargantua hinkt grunzend auf Dudulov zu, der inzwischen taumelnd aufgestanden ist. Seine Hose ist staubig und zerkratzt, seine recht Hand blutet. Sein Feind steht inzwischen vor ihm und holt zum Schlag aus. Instinktiv hält er die Keule zum Schutz nach vorne, die den Schlag des Riesen ablenkt, wodurch Dudulov nicht direkt ins Gesicht, sondern nur seitlich gegen den Unterkiefer getroffen wird. Er fällt ein paar Schritte nach hinten, bleibt jedoch stehen. Leicht taumelnd weicht er noch ein wenig zurück. Dann bleibt er stehen. Er kann nicht weiter, hinter ihm ist eine Steinwand, der die Ebene mit dem Wald abgrenzt. Normalerweise würde er ja jetzt einfach über die Wand steigen und in den Wald flüchten, doch das kann er nicht. Er hat eine Aufgabe. Lockend zwitschern hinter Dudulov vereinzelt Vögel. Soll er vielleicht ihre Hilfe erbitten? Nein, das geht nicht, denn auch sie verspüren einem Riesen wie dem Gargantua gegenüber Furcht. Schweiß rinnt die Stirn des Druiden herunter, vermischt sich mit dem Schmutz in seinem Gesicht und tropft braun zu Boden. Plötzlich dreht sich der Gargantua um und rast auf die Unterkunft zu. Nun muss Dudulov handeln. Er packt einen losen Stein von der Mauer hinter ihm und wirft ihn mit aller Kraft in Richtung des Gegners. Fernkampf ist nichts, was ein Druide jemals lernt, weshalb der Stein nur den Arm des Riesen trifft und dann mit einem dumpfen Knall zu Boden fällt. Doch der Gargantua ist nicht dumm und rennt deshalb weiter auf die Unterkunft der Truppe zu, anstatt in blinder Wut zu Dudulov zu rennen. Er weiß, dass der Druide zu geschwächt ist um ihm etwas anhaben zu können. Außerdem will er menschliche Opfer vermeiden, sonst wird er gejagt. So aber zerstört er nur die Unterkunft und nimmt sich das Wildschwein mit. „Er hat zwei deiner Freunde ermordet.“ erinnert ihn eine Stimme in seinem Kopf. „Wenn du ihn tötest wirst du von dessen Mitstreitern verfolgt und getötet.“ „Er ist geschwächt, jetzt hast du die Chance“ „Lass ihn zurück, du willst doch nicht zum Mörder werden. Du wärst dann genauso wie er!“ „Rache!“ „Ein reines Gewissen!“ Kurz vor der Unterkunft bleibt der Gargantua stehen. Einen weiteren kurzen Moment denkt er nach, dann dreht er sich zu Dudulov um. Rache.
Wütend stampft Konstantin auf, als er nach einiger Zeit noch nicht die Höhle gefunden hat. Vielleicht geht er einfach die falsche Richtung? Vielleicht hatte Dudulov ihm auch die richtige Richtung gezeigt, damit Konstantin denkt er würde ihm die falsche Richtung zeigen und deshalb in die andere gehen. Oder es war einfach keine von beiden Richtungen. „Ich werde ihn einfach noch mal in aller Ruhe fragen.“ um sich selbst zu beruhigen atmet er kurz tief ein und aus, knackt mit den Fingern und macht dann kehrt. Sein Kurzschwert wild vor sich her fuchtelnd bahnt er sich seinen Weg zurück aus dem Wald. Nach einer Weile steht er wieder vor der Steinwand und klettert darüber. Dabei rutscht ihm sein Schwert aus der Hand und landet scheppernd auf dem Boden. Fluchend hebt er es auf und schämt sich gleichzeitig dafür, so wütend zu sein. Er darf das nicht, er ist ein Paladin. Er muss die Ruhe bewahren und in allem Geduld zeigen und Frieden ausstrahlen. Zum Teufel damit! „Verdammter Kodex...“ Am liebsten hätte er einfach seinen Lebensstil hingeschmissen und seinen guten Ruf in den Fluss geworfen. Einfach wieder Gastwirt in seiner Heimatstadt sein, ja, das wäre es. Das wäre wundervoll. In Gedanken versunken geht er wieder den Weg zurück, den er entgegen Dudulovs Anweisung entlangging. „Denke daran warum du Paladin wurdest!“ ermahnt er sich selbst. In der Ferne taucht eine große Gestalt auf. Konstantin nimmt sie ernst nicht wahr, doch dann reißt er voller Schrecken den Mund auf. Er beginnt zu rennen und als er näher kommt sieht er Dudulov erschöpft gegen die Wand gelehnt, während das Monster langsam auf ihn zukommt. Auf dem Boden, der aus blutroter Erde zu sein scheint, liegen zwei weitere dieser Kreaturen. Das sind garantiert keine friedlichen Wesen. Im Lauf zieht Konstantin das Schwert und gerade als der Riese zum Schlag gegen Dudulov ausholt, bohrt sich Konstantins Klinge zwischen seinen Rippen hindurch. Vor Dudulovs Augen funkelt die Schwertspitze kurz auf, bevor sie wieder verschwindet. Wie in Raserei rammt der Paladin sein Schwert in den Gargantua, bis dieser von Wunden übersäht und sein Fell von Blut getränkt ist. Damit er nicht auf Dudulov stürzt, rammt er ihm erneut das Schwert in den Körper und zieht ihn zu Boden. Dudulov atmet erleichtert auf.
„Vielen Dank.“ „Scheint ja ein harter Kampf gewesen zu sein.“ Dudulov schweigt zustimmend. „Was sind das für Kreaturen?“ „Gargantuas.“ „Haben sie dich einfach so angegriffen oder hast du sie provoziert?“ „Sie hatten Hunger.“ „Sie essen Menschen?“ „Nein, aber Wildschwein.“ Konstantin dreht sich zu seiner Beute um und schaut dann Dudulov zweifelnd an. „Warum hast du es ihnen dann nicht einfach gegeben? Du wärst sicher gewesen!“ „Ich bewache unser Eigentum.“ „Na und? Menschenleben sind weit wichtiger als irgendwelches Eigentum!“ Denk daran warum du Paladin wurdest... Gequält verzieht Konstantin das Gesicht, was Dudulov nicht entgeht. Jedoch fragt er nicht warum. Wenn es ihn nichts angeht, dann hat er sich auch nicht einzumischen. Vielleicht hatte er ja mal einen wichtigen Menschen verloren? Der Druide liegt im Gras, während Konstantin, sich auf die Lippe beißend, den lilafarbenen Himmel betrachtet. Der Mond steht schon am Himmel, jedoch ist es noch zu hell um ihn leuchten zu sehen. Doch nicht mehr lange, dann wird sich das Himmelszelt dunkelblau färben. „Gibt es etwas neues von Sandy und Cathi?“ „Ich weiß nicht.“ „Dann zeige mir den Weg zur Höhle, ich halte es nicht aus vor Sorge um die Beiden!“ „Warum?“ „Ich will niemanden sterben sehen!“ „Du kannst nicht gehen.“ „Warum denn nicht?“ „Du musst Wache halten.“ „Dazu bist du doch da?“ „Ich bin geschwächt.“ „Dann können wir also nur warten und hoffen dass ihnen nichts zustößt.“ Dudulov schüttelt den Kopf. „Wir bereiten ein Mahl vor.“ Konstantin fasst sich an den Kopf, womit er sagen will „wie konnte ich das vergessen?“ „Ich kümmere mich um das Fleisch.“ „Gut. Wir brauchen auch Feuer.“ Konstantin nickt, packt sich das Wildschwein und sein Schwert und macht sich zum Fluss auf.
Noch immer spenden die brennenden Körper der kleinen roten Kreaturen Licht, weshalb Lars und Scott erkennen können was soeben geschehen ist. Als sie sich umdrehen steht vor ihnen ein weiteres rotes Wesen, welches jedoch größer als die anderen ist und in der einen Hand eine Standarte trägt. Auch die Kleider dieser Kreatur sind anders und wirken wie die eines menschlichen Schamanen. Deshalb nehmen sie an, dass es der Anführer der drei Dämonen ist, die sie soeben erfolgreich beseitigt haben. Doch noch während sie erstaunt dieses Wesen anstarren, fällt es zu Boden. Mit einem schleifen zieht Cathi ihren Wurfspeer, den sie in diesem Fall als Nahkampfwaffe benutzt hatte, wieder aus dem Schädel des Dämonen heraus. „Da bist du! Warum hast du nicht geantwortet?“ voller Freude begrüßt Lars die Amazone, während Scott der Standarte, die der Anführer der Wesen noch immer umklammert hält, all seine Aufmerksamkeit entgegenbringt. „Ich hatte keine Gelegenheit, ich habe mich in einer Höhlenspalte versteckt und vor mir sind die ganze Zeit diese Kreaturen umhergelaufen. Hätte ich mich für euch bemerkbar gemacht, wäre ich Geschichte gewesen. Vielen Dank dass ihr mich gefunden habt.“ Dann reißt sie plötzlich die Augen auf „Hat Sandy euch zu Hilfe gerufen.“ Lars schüttelt den Kopf und zeigt in Richtung des Ausgangs. „Wir waren auch auf Erkundung und haben diese Höhle entdeckt. Wir haben Sandy entdeckt, doch sie wurde vor unseren Augen angegriffen. Shelil kümmert sich gerade um sie.“ Noch ohne ein Wort zu sagen geht Cathi im Laufschritt zu Shelil, welche die am Boden liegende Sandy verarztet. Sandy ist zwar inzwischen wach, aber verständlicherweise noch zu schwach um sich richtig zu bewegen. Lars sieht wie Cathi etwas zu Shelil sagt, worauf sie sich zunicken und Sandy aus der Höhle tragen, deren Ausgang im immer schwächer werdenden Schein des Feuers noch zu erkennen ist. Dann beschließt er, es ihnen gleich zu tun, wendet sich Scott mit einem kurzen „komm!“ zu und verlässt ebenfalls die Höhle. Nur Scott bleibt zurück. Er wendet sich dem Ausgang zu, geht ein paar Schritte, dreht sich dann wieder um und schnappt sich die Standarte, bevor er sich ebenfalls an die Oberfläche begibt. Wie eiskalter Wind durchdringt ihn die frische Luft.
„Schau!“ Dudulov, der neben Konstantin sitzt, hebt den Finger und zeigt in die selbe Richtung wie am selben Tag schon einmal. Konstantin folgt seinem Ausruf und sieht drei Leute auf sich zukommen. Erschöpft, denn er hatte sich auch noch um die Gargantuas gekümmert – bald haben sie Felle auf denen sie schlafen können – fragt er Dudulov, warum es drei sind. „Wo ist Sandy?“ Als die Gruppe näher kommt, erkennt er vier Leute. Cathi, Shelil, Scott und Lars. Doch Sandy kann er bei ihnen nicht ausmachen. Erst als Shelil, die Sandy inzwischen alleine getragen hatte, sie auf den Boden setzt, erkennt Konstantin, dass die ganze Truppe anwesend ist. Außer einer. Doch Konstantin interessiert nicht, was Nazgho gerade macht. Vielleicht sitzt er gerade im Lager herum und fragt sich wo die anderen bleiben. „Jetzt haben wir ein Problem.“ setzt Cathi mit einem Blick auf das Essen an, wobei das Fleisch noch gegrillt werden muss und fügt hinzu: „Es ist nicht genug für alle da.“ Lars jedoch lacht los: „Wir wollen euch auch gar nichts wegessen, wir haben selber etwas.“ „Was denn?“ fragt Shelil. Darauf weiß Lars keine Antwort. Stattdessen beantwortet Shelil ihre Frage selbst: „Wir haben zwar noch etwas im Lager, aber zu einem vollständigen Gericht können wir das nicht verarbeiten. Wenn uns schon so nett angeboten wird mitzuessen, dann lehnen wir das wohl kaum ab. Ich hole noch ein paar Sachen aus dem Lager, die wir dazu essen können, wobei ich wahrscheinlich nicht darum herum komme Nazgho mitzubringen. Lars schließt sich ihr an und schon wenige Minuten später sind die beiden im Lager, während die anderen ihre improvisierte Feuerstelle einweihen. Doch nirgends ist eine Spur von Nazgho. „Sollten wir ihn vielleicht suchen?“ schlägt Lars vor, doch Shelil schüttelt energisch den Kopf. „Nein, er könnte überall sein. Außerdem ist es inzwischen zu dunkel. Wenn er Morgen noch nicht da ist, dann machen wir uns auf die Suche nach ihm.“ Lars stimmt ihr mit einem Nicken zu. Als sie mit der Nahrung aus dem Lager zurückkehren, werden sie schon freudig erwartet. Das Feuer braucht zwar noch ein bisschen bis es groß genug ist, wobei Lars für das nachlegen des Holzes zuständig ist, doch als sie alle essend und von ihren Erlebnissen des Tages erzählend am Feuer sitzen, denkt keiner mehr an Nazgho. Nachdem sie alle satt sind gehen sie alle zurück zu ihren Schlafstätten und schlafen. Die Felle sind noch nicht trocken genug um darauf zu schlafen, weshalb sie auch noch weiter zum Trocknen aufgehängt sind, jedoch sind alle so erschöpft dass sie sofort einschlafen. Außer Cathi und Konstantin, die diese Nacht Wache halten. Und außer Nazgho.