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My big brother Diablo Vol#2

pTReborN

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10 Dezember 2005
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Dies ist Part 2 der Geschichte „My big brother Diablo“, da ich in der ersten Story extrem viele Fehler (nicht nur grammatikalisch, vor allem Fehler in der Story) einbaute die mir das Fortführen als nahezu unmöglich gestalteten. Nach langen Überlegungen ob ich das alte komplett überarbeiten sollte kam mir jedoch die Idee eines Neuanfangs. Den alten Thread lasse ich schließen, ihr findet ihn hier.
Im Gegensatz zu dem Vorangegangenen werde ich an dieser Geschichte regelmäßig schreiben, und wöchentlich einen Tag in den Thread setzen.

Vorwort:
Dies ist das „My big brother Diablo camp“, welches Wahnsinnige jeder Art besuchen werden. Nach jeder vergangenen Woche wird vom Publikum gewählt wer das Lager verlassen muss.
Leute, die in Duellen verlieren, müssen 1Woche im Blutmoor unter schlechtesten Bedingungen verbringen, die anderen können es sich in dem Lager gemütlich machen. Sobald die Woche vorbei und jemand ausgeschieden ist, gibt es ein neues Duell um den Platz der Lagergruppe und der Blutmoorgruppe zu bestimmen. (Vergleichbar mit Arm/Reich aus Big Brother)

Veränderungen: Die Namen und Storys mancher Charaktere haben sich verändert. Die Story der meisten Charaktere kannte man ja schon nach den ersten vier Tagen, das wird sich hier drastisch ändern. Es sollen ja auch für die Leser noch ein paar Überraschungen eingebaut sein.
Duelle: Hier rotten sich nicht mehrere Personen zu einer Gruppe zusammen, wie es im normalen Big Brother der Fall ist, hier bestehen die vier Besten und die vier Schlechtesten scheiden aus. Damit niemand denkt ich bevorzuge jemanden, werde ich dies per Münzwurf bestimmen.
Zur Ausscheidung: Sobald eine Woche vergangen ist schreibt ihr mir innerhalb von 48 Stunden per PM wer ausscheiden soll, der Mehrheitsbeschluss besteht. Jedoch bedenkt dass ich für jeden Charakter eine Story parat habe und da ihr die Geschichten nach und nach erfahrt, werdet ihr nie die Geschichten der ersten die aus dem Camp fliegen erfahren.
Anregungen: Wer ein paar Ideen hat kann mir einfach eine Pm schicken, vielleicht werden ein paar Ideen verwertet.
Grammatik- und Rechtschreibfehler: Wer welche findet, kann sie behalten. Nein Scherz, ich bitte darum mir diese Fehler zukommen zu lassen, damit ich sie umgehend verbessern kann. Nur die Zeichensetzungsfehler könnt ihr euch ersparen mir zu posten, da ist bei mir alles hoffnungslos.
Kritik und Lob: Ihr könnt mir eure Meinungen offen sagen, ich kann auch wahre Kritik ertragen. Jedoch muss es begründet sein, wenn jemand einfach nur schreibt: „Ist scheiße“ oder „doofe Story“ möchte ich auch einen Grund.
Privatgespräche und Flame sind in diesem Thread zu unterlassen, sie werden auch als Ups nicht Geduldet! Wer etwas zum Thema zu sagen hat, sagt es, wer sich nur über andere lustig machen will oder den Drang verspürt mit jemandem aus dem Thread über ein anderes Thema zu reden, kann dies per PM erledigen.

Alles geklärt, na dann kann es losgehen!

Die Ankunft/Nacht der Ankunft
Tag 1
Nacht 1 und Tag 2
Nacht 2
Tag 3
Nacht 3
Tag 4
Nacht 4
 
Hi
sehr lustig, vor allem die Begrüßung und die Kommentare der neuen :lol: Und habe Ich das richtig verstanden, dass nach jeder Woche in der Geschichte jemand rausfliegt(also nach 7 Wochen real life?)?
MfG
Corni
 
CorniI schrieb:
Hi
sehr lustig, vor allem die Begrüßung und die Kommentare der neuen :lol: Und habe Ich das richtig verstanden, dass nach jeder Woche in der Geschichte jemand rausfliegt(also nach 7 Wochen real life?)?
MfG
Corni

Vorerst schauts so aus, aber wir wolln ja nich, dass ma schon nach 4 Wochen nur noch zu viert sind, oder? Wies dann aussieht... lass dich überraschen :D

PS: Rechtschreibfehler existieren in den Zeilen über dieser nicht, so etwas nennt man Dialekt!

Edit: Tag 1 kommt Samstag oder SOnntag, hab heut und Morgen keine Zeit.
 
Hey, schön, dass du doch noch weiter machst. Ich freue mich aufs update :)
 
Die Ankunft

„Meine Damen und Herren, heute beginnt eine riesige Show! Werden Sie Zeugen, wie acht Leute für mehrere Wochen in diesem abgefahrenen Camp wohnen! Welche Gründe auch immer sie hatten, hier her zu kommen, sie werden es schnell bereuen, hier angekommen zu sein. Doch nun genug, sehen wir uns die Gruppe erst einmal näher an!
Da treten sie auch schon ein, voran der schon etwas betagte Paladin, ein Kämpfer des Guten, wie die Paladine auch genannt werden, Konstantin. Er sieht zwar harmlos aus, aber er ist im Kampf erprobt und hat jede Menge Erfahrung mitgebracht.“
„Wen nennen Sie hier betagt, ich bin noch lange nicht fünfzig!“
„Ihm folgt die Kriegerin Cathi, an der ihr Wurfspeer nicht das einzig Scharfe ist! Sehen Sie sich nur diese Rundungen an, wenn ich doch noch jünger wäre!“
„Erstens bin ich keine Kriegerin, sondern eine Amazone. Zweitens sollten Sie ihren Blick gefälligst in eine andere Richtung lenken!“
Der Moderator hustet: „Nun sehen Sie einen der Stärksten Menschen hier in der Gegend, ein echter Krieger mit Muskeln wie Felsbrocken! Begrüßen wir zusammen Lars im Kreise dieser Truppe!“
„Ehhm, ja.“
„Sehr gesprächig ist er ja nicht, der Gute, dafür kommt jetzt ein wahrer Engel, dieser Körper und dieses Gesicht, wunderbar! Was hat sie wohl dazu bewegt, hier mitzumachen? Sie riskiert dieses wundervolle Aussehen bestimmt nicht ohne Grund. Die Schönheit hat einen Namen, Sandy!“
„Sie müssen nichts kommentieren, dass ich perfekt aussehe sehen die auch ohne ihr Gerede.“
„Nun ein weiterer Mitstreiter, der aus dem Norden Russlands kommt. Es wird gemunkelt, er könne die Sprache der Tiere. Dudulov!
„Seid gegrüßt!“
„Nun eine Gestalt, die einem schon durch ihre Aura Angst macht. Dieser Mensch, meine Freunde, umgibt sich gerne mit Toten, es wird gesagt er könne sie sogar heraufbeschwören! Unglaubliche Vorstellung, hoffentlich müssen wir das nicht mit ansehen. Ich bekomme schon bei dem Gedanken daran eine Gänsehaut.“
„Seien Sie still! Meine Name ist Nazgho, mehr soll euch nicht interessieren.“
„Unfreundlicher Kerl! Ah, da ist auch schon die nächste Frau im Bunde, warum müssen die nur alle so verdammt gut aussehen? Sie war zwar eine Killerin, doch soweit wir wissen ist sie vor einer Weile aus diesem unnetten Geschäft ausgestiegen, also müssen wir uns nicht allzu viele Gedanken machen. Erleben Sie sie in Aktion, hier ist Shelil!“
Shelils Blick gleitet zu den anderen Teilnehmern und bleibt an Sandy hängen, die sie hasserfüllt anstarrt. Ohne ein Wort zu sagen, gesellt Shelil sich zu den anderen, während sie über Sandy sehr verwundert ist.
„Und nun kommt, aus dem fernen Dschungel, zu uns: Scott! Er ist ein... Schinder... ja... was soll man dazu sagen? Nicht so schüchtern, zeig dich den anderen!“
Langsam betritt Scott die Runde.
„Das war es auch mit der Vorstellung, mich werden Sie erst wieder in einer Woche sehen. Lasst die Show beginnen!“

Die Nacht der Ankunft

Direkt nach der Ankunft beziehen die Neuankömmlinge ihre Zelte. In dieser Nacht schlafen noch alle im Lager, die Frauen in einem Zelt im Nordosten, die Männer im Westen des Lagers. Scott ist nachtaktiv. Warum sollte er schlafen? Schinder schlafen nur selten, die älteren ihrer Rasse halten über fünf Wochen ohne Schlaf durch. Doch Scott ist noch jung und bei Schindern liegt in ihrer Natur dass sie mit dem Alter weniger Schlaf benötigen. Scott hat sich zur Erkundung des Lagers entschieden. Nahezu Lautlos begibt er sich zum Zelt der Männer. Dort entdeckt er nichts interessantes, denn die lange Reise hat sie geschwächt und sie sind schon in den Schlaf übergegangen. Nur Dudulov kann Scott in dem Zelt nicht ausmachen. Seine Weg führt ihn zu einer kleinen Schmiede, die eher provisorisch erbaut wurde. Alles in dem Lager deutet auf Notstand und Kriegszeit hin, obwohl das Land im Frieden zusammenlebt. Doch Scott muss an seinen Lehrmeister denken, der ihm rätselhafte Worte auf den Weg mitgegeben hat. „Wir verändern uns.“ hatte er zu Scott gesagt. Was dies zu bedeuten hat weiß Scott noch nicht, doch er versucht es hier zu erfahren. Unter den Menschen lernt er vielleicht die Welt außerhalb des Dschungels kennen, denn der Dschungel war sein bisheriger Lebensort, obwohl er selbst für die ältesten Schinder noch voller Rätsel ist. Scott, in Gedanken versunken schüttelt den Kopf, um sich weiter auf die Durchforstung des Lagers zu konzentrieren. Vor seinen Augen, die an die Dunkelheit gewohnt sind, erscheint ein großes Zelt. Nach einem Blick in das Innere des Zeltes ist Scott des Wissens bereichert dass es zur Lagerung der Nahrung benutzt wird. Ein paar Meter weiter hört Scott Stimmen, die aus der Richtung des Frauenzeltes zu kommen scheinen. „...hab ich dir etwas getan?“ „Nein!“ „warum guckst du mich dann so an?“ „Ich gucke dich gar nicht an!“ „Benehme dich nicht wie ein Kind! Warum hasst du mich, obwohl wir uns noch gar nicht kennen?“ „Warum wohl? Weil...“ Das Gespräch geht Scott nichts an und interessiert ihn ebenso wenig, deshalb setzt er seinen Weg durch das Lager einfach fort. Ein kleiner Fluss fließt östlich am Lager vorbei, der das Lager vom Blutmoor trennt. Scott fragt sich, warum es wohl Blutmoor genannt wird, denn solche Namen gibt man nicht grundlos grünen Ebenen wie dieser hier. Vielleicht fand hier zu Kriegszeiten eine Schlacht statt? Scott setzt sich auf einen Stein am Fluss. Er fühlt sich glitschig an, da es am Tag zuvor noch dicke Regenwolken das Land heimsuchten. Noch immer in Gedanken versunken, stützt er sich auf den Stein, streckt die Beine aus und lauscht dem leisen Rauschen des Flusses. Der Himmel ist unbewölkt und hie und da leuchtet ein Stern, während der Halbmond das ganze Lager in ein dämmriges Licht taucht. Von der Brücke weht eine leise Stimme in Scotts Ohren. „Bring das dem König, das schaffst du doch meine Kleine! Sei beruhigt, mir geht es hier gut und mir wird auch nichts geschehen, die Leute scheinen hier nett zu sein.“ Ein Krächzen und das Flattern der Flügel verrät Scott, dass Dudulov mit einem Vogel gesprochen hat. Scheint wohl doch etwas Wahres dran zu sein, an dem was man munkelt. Oder er spricht einfach wie viele Tierbesitzer mit den Tieren, ohne sie selbst zu verstehen. Ein sanfter Schlaf überkommt Scott, damit er ausgeruht den ersten Tag in diesem Camp erwarten kann und bei dem Duell fit genug ist um zu siegen. Keine Gedanken an das Duell verlieren. Nicht über das Kommende nachdenken. Er muss frei der Gedanken sein um zu ruhen.
 
so, doch in einem neuen Post, sonst siehts ja keiner ;)
Die Nacht folgt in ein paar Tagen.

Der erste Tag – das erste Duell

Die Sonne beginnt über das Lager zu steigen, fließt durch dünne Wolkenschleier und erreicht die geschlossenen Lider der Kontrahenten. Langsam strömt Leben in die kleine Gruppe ein und sie versammeln sich an der Feuerstelle, wo sie müde und dennoch gespannt das Kommende erwarten. „Und, gut geschlafen?“ beginnt Konstantin „Kein bisschen, ich bin todmüde... meine zwei Zeltkameradinnen mussten sich ja auch die ganze Nacht streiten.“ Cathi gähnt und streckt sich. „Ach ja? Warum haben sie sich denn gestritten?“ „Weiß ich nicht, ich war zu müde um etwas mitzubekommen... nur bin ich immer wieder durch das Geschrei aufgewacht.“ „Oh...“ „Guten Morgen ihr!“ Lars stößt zu der Gruppe. „Was denkt ihr wohl dass uns heute im Duell erwartet? Man ist das spannend!“ Er reibt sich die Hände. „Morgen...“ grummelt Nazgho, der die drei mit vollkommen verschlafenem Blick anstarrt. „Ich will noch schlafen, was macht ihr so einen Lärm?!“ „Es ist früh am Morgen, es ist nicht gut für den Rhythmus zu lange zu schlafen“ „Was weißt du denn schon Dudulov, ich brauche meinen Schlaf!“ „Oh, hallo Dudulov!“ „Sei gegrüßt Cathi!“ „Da seid ihr ja, dann fehlen ja nur noch Scott und Sandy. Wobei mir Sandy gestohlen bleiben kann!“ begrüßt Shelil die anderen. „Gerade kenngelernt und schon zankt ihr euch... also ich hab nichts gegen Sandy.“ wirft Konstantin ein. „Du bist auch ein Mann, du wirst nie etwas gegen Schönheiten wie sie haben!“ zischt Shelil ihn an. „Also wirklich!“ „Ruhe ihr! Shelil, do holst Scott und Konstantin, du rufst Sandy herbei! Ich werde euch das heutige Duell erklären, sobald ihr versammelt seid.“ Shelil und Konstantin entfernen sich und kommen nach wenigen Minuten mit Sandy und Scott wieder zurück.

„Da seid ihr ja, nun kann ich anfangen. Mein Name ist Kaschya, ich werde für das heutige Duell eure Leiterin sein. Bevor ihr erfahrt worum es sich handelt, möchte ich dass ihr euch in Zweiergruppen zusammenfindet!“ „Hieß es nicht, dass wir alle Duelle alleine bewältigen sollen? Was wollen sie von uns, das wurde ausdrücklich gesagt!“ beschwert sich Sandy. „Es ist nur für dieses eine Duell, denn alleine wird es sonst zu langweilig. Zudem bestimme ich was ihr in diesem Duell macht und nun gründet zusammen eine Gruppe, oder ich teile euch ein!“ „Ich weigere mich!“ Sandy starrt Kaschya voller Wut an. „Na dann... Du gehst mit Shelil in eine Gruppe!“ „Oh nein, so war das nicht gemeint... Cathi! Du kommst zu mir in die Gruppe!“ „Warum ich? Na gut, wenn du dich anstrengst!“ „Los Nazgho! Komm doch in mein Team.“ bietet Lars an. Nazgho gähnt: „Immerhin muss ich mich dann nicht mehr anstrengen jemanden zu finden der etwas kann. Ich bin dabei.“ Shelil dreht sich zu Scott um. „Willst du in meine Gruppe?“ Scott nickt. „Also, dann stehen die Gruppen ja fest!
Sandy und Cathi,
Lars und Nazgho,
Shelil und Scott,
Konstantin und Dudulov
bilden jeweils eine Gruppe. Ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen, ihr werdet nun erfahren was ich mir für euch ausgedacht habe. Euer Duell heute wird eine Bootsfahrt über den Fluss.“ „Fluss? Das ist ja nur ein kleines Bächlein! Das wird mir zu langweilig, könnte es nicht wenigstens etwas spannender werden?“ schnaubt Sandy „Die Regeln sind folgende: Am Ende der Strecke ist ein winziger See, wer diesen See bei Bewusstsein und mit vollständigem Boot erreicht, gewinnt. Falls mehr als 2 Gruppen bestehen, gewinnen die schnellsten, falls weniger, diejenigen die am längsten durchgehalten haben. Wer meint ein Mitglied dieser Truppe lebensgefährlich zu verletzen, wird auf der Stelle disqualifiziert. Bevor ihr euch wundert, was an der Fahrt nun die Schwierigkeit sein soll, möchte ich noch hinzufügen dass es natürlich einige Hindernisse geben wird. Nun folgt mir, wir begeben uns zu dem Startpunkt.“ Kaschya schreitet auf die Südliche Wand des Lagers zu, klappt einen Holzbalken zur Seite und ein Durchgang wird sichtbar. Nacheinander begibt sich die Gruppe durch diesen Spalt und marschiert der Leiterin hinterher. „Das ist ja schon ein halber Urwald! Wann sind wir endlich da, mein Körper ist ja schon ganz beschmutzt, ich will mich endlich waschen, hier gibt es Insekten und die Äste kratzen in meinem Gesicht!“ „Sei doch wenigstens ein mal still!“ zischt Shelil „Ich habe Rechte! Ich verklage euch! Wenn mich eins von diesen Insekten anfliegt bekomm ich einen Schreikrampf und dann müsst ihr mich zurückbringen!“ Endlich den Fluss erreicht, stoppt ihr Klagen plötzlich, um aufs neue wieder loszubrechen: „Das hier ist ja kein Fluss mehr, das ist ein waagerechter Wasserfall! Bei dieser Strömung setze ich mich nicht in diese wackeligen AAAH!“ Um ihr Einhalt zu gebieten stößt Cathi sie ohne Vorwarnung in eines der Boote. Sie sind kleine Nussschalen aus Holz, in denen gerade genug Platz für zwei Leute ist. In ihnen liegen jeweils zwei Paddel. Als alle in den Booten sitzen, wünscht Kaschya ihnen noch viel Glück und starten das Rennen mit den Worten: „Auf eine faire Fahrt!“ So fängt das Rennen an.

„Los Lars, pack an! Du bist hier der Stärkere, du ruderst während ich weiterschlafe!“ „Hier Nazgho!“ Lars drückt ihm ein Paddel in die Hand, doch Nazgho gähnt nur herzhaft. Erst als Lars ihm mit dem Paddel auf den Kopf schlägt, reagiert er und nimmt es mürrisch in die Hand. Dank der Stärke des Barbaren kommen sie schnell voran und sind schon nach wenigen Metern vorne, als sie plötzlich einen Schrei vernehmen. „Was...!“ Lars dreht sich um, doch Nazgho behält die Fassung. „Behalte unseren Weg im Auge, wird schon nichts schlimmes passiert sein. Vielleicht ist Sandy ja eine Fliege auf die Nase geflogen.“ Das Boot der beiden fliegt geradezu über den Fluss, dessen Strömung immer stärker wird. „Schon langweilig irgendwie, hier geschieht nichts, ich will kämpfen!“ „Sei froh dass hier nichts los ist, ich habe keine Lust mich noch mehr zu bewegen als ich es eh schon mache, dadurch dass du mich auch zum Rudern gezwungen hast.“ „Sag mal, bilde ich mir das nur ein oder werden meine Füße nass?“ „Ist kein Wunder wir sind in einem Fluss! Da schwappt manchmal Wasser über aber... du hast Recht, der Wasserspiegel hier drin steigt rapide!“ Nazgho sieht sich das Boot genau an. „Wir haben ein Leck und nicht nur das. Eine Schlange!“ Ein silbernes Geschöpf windet sich in dem im Boot stehenden Wasser und kommt Nazgho langsam aber sicher näher. Während dieser noch zögert zieht Lars eine alte, verrostete Axt aus seinem Ledergurt und blitzschnell zerhackt er die Schlange, deren zerteilter Körper sich noch für den Bruchteil einer Sekunde windet und dann regungslos an die Oberfläche schwimmt. Ohne ein Wort zu verlieren steckt Lars die Axt wieder ein und wendet sich wieder seiner Aufgabe zu. „Gib du mir dein Ruder, du kannst so lange das Wasser aus dem Boot schöpfen und versuchen das Loch zu stopfen.“ Doch Nazgho starrt weiter das tote Tier an, da ihn eine Idee durchzuckt hat. Dann holt er einen Knochenstab aus der Tasche und beginnt eine Beschwörung zu summen. Unverständlich fliegen die Worte an Lars Ohren vorbei, der nur verdutzt drein blickt und das Ruder aus Nazghos Händen reißt. Noch immer fließen merkwürdige Worte aus Nazghos Mund, als ihr Boot auf eine Felswand zurast. Lars rudert mit aller Kraft dagegen, doch die Felswand kommt rasendschnell näher. Plötzlich verstummt Nazgho und Lars dreht sich geistesabwesend um und erschaudert. Vor ihm steht eine Mannshohe Gestalt, ohne Haut und Muskeln, ein Skelett mit nur ein paar Stofffetzen die über einen Teil der Knochen gespannt sind. „Ruder weiter, ist meins.“ merkt Nazgho an um ihn zu beruhigen, doch Lars bekommt einen noch größeren Schrecken als er sich umdreht. Die Wand ist nur noch geschätzte zwanzig Meter entfernt. In die nächsten Ruderzüge legt er alle Kraft, doch ein Aufprall scheint nicht verhindert werden zu können. Ein Krachen, ein Ruck und das Boot bleibt kurz stehen. Lars begreift nicht was geschehen ist, als er sich umdreht und sieht, wie das Skelett die ausgestreckten Arme gegen die Felsen presst. Die Knochen sind durch die Wucht mit der sie aufgeprallt sind aufgerissen und die Gelenke sind auseinander gerissen. „Schade, jetzt kann es nicht mehr für mich weitermachen. Komm zurück mein Freund.“ Mit dem Sprechen dieser Worte zerfällt das Skelett zu Staub. Während Lars weiter rudert, beginnt Nazgho damit das Wasser aus dem Boot zu schaffen. Eine Weile vergeht ohne das etwas geschieht, als Lars plötzlich Nazgho anstößt „Da vorne ist ein Halt, dort können wir uns um das Loch kümmern.“ Der Fluss verliert an Kraft, als sie sich dem kleinen Damm nähern und kurz vor dem Aufprall müssen sie selbst rudern damit das Boot sich bewegt. Dort angekommen steigen die beiden aus der Nussschale und ziehen sie aus dem Wasser. Während Nazgho sich in die Sonne legt um seine Kleider ein wenig zu trocknen und seinen Körper aufzuwärmen, verarbeitet Lars einen Stock geschickt mit der Axt zu einem Pfropfen. Dieser verschließt zwar nicht perfekt, aber solange er nicht herausspringt dürfte das Boot für den Rest der Fahrt sicher sein. Ohne nachzusehen ob ihnen jemand nachkommt, setzen Lars und Nazgho die Fahrt fort. Mit Ächzen und Stöhnen nimmt Nazgho eins der Ruder in die Hände und langsam nehmen sie wieder Geschwindigkeit auf. Der Fluss verengt sich, überall aus dem Wasser ragen Steine und eine Baumdecke verhindert die Sonne, zum Fluss durchzudringen. Überall in den Blättern raschelt es und kleine Augen starren die Teilnehmer an. „Die Gegend ist mir nicht geheuer!“ Lars fixiert die blutroten Punkte die aus der Baumdecke stechen, als er einen roten Schatten vor sich heruntersegeln sieht. Das Boot macht einen Ruck und ein kleines Geschöpf steht in der Mitte der Beiden. Ein Schwert glitzert in der winzigen Hand des Wesens, welches sich duckt und blitzschnell mit dem Schwert zustößt. Lars dreht sich zur Seite und schlägt sofort mit seiner Axt zu, womit er das Wesen am Arm trifft. Dicke Bluttropfen färben das Boot. Ohne mit der Wimper zu zucken, schlägt das Wesen erneut um sich und streift Nazgho am Hals. Der Schnitt ist nicht tief, doch Nazgho hat nun seine Ruhe verloren. Mit seinem Knochenstab schlägt er unaufhörlich auf das Wesen ein, tritt ihm in die Kniekehlen und wirft es geschickt über Bord. Doch in dieser kurzen Zeitspanne bekommen sie schon neue Probleme, da ein aus dem Wasser ragender Felsen das Boot gedreht hat, das nun wie herrenlos auf dem Fluss hin und her schlenkert. Während Lars versucht das Boot unter Kontrolle zu bekommen, wird Nazgho zu Boden geschleudert wobei er auf das Paddel fällt, dass zerbricht und sich von dem Fluss mittreiben lässt. Der Totenbeschwörer versucht aufzustehen, wird jedoch sofort wieder zurückgeschleudert. „Eine Abzweigung!“ ruft Lars blitzartig. „Wenn wir nicht sofort die Kontrolle wiedergewinnen, zerschmettern wir an dem Felsen!“ Doch bevor es zum Aufprall kommt, tritt der Barbar gegen den Felsen, so dass sie nach links abgelenkt werden. Kurz verzieht sich sein Gesicht vor Schmerzen, doch er braucht sofort wieder volle Aufmerksamkeit, da eine neue Kreatur vor ihnen auftaucht. Ein gigantisches Schlangenwesen, ragt aus der Wasserschicht. Mit langen, spitzen Zähnen starren die schwarzen Pupillen die beiden an, dann holt es mit dem Schwanz aus und peitscht ihn auf das Boot zu. Direkt neben dem Boot trifft der Schweif auf und reißt das Boot zur Seite. Diesmal werden beide Insassen zu Boden geworfen, wobei Lars das Ruder aus der Hand rutscht und ins Wasser fällt. Wieder holt das Wesen aus, dem sie schon so nahe gekommen waren, dass sie es berühren könnten. Lars zieht seine Axt hervor, doch schafft er es nicht sich auf die Beine zu stemmen. Der Schwanz der Kreatur bohrt sich in das Loch des Bootes, in das sofort Flusswasser sprudelt. Nur noch wenige Meter und sie sind an der Bestie vorbei, denkt sich Nazgho. Die Riesenschlange holt noch zu einem dritten Schlag aus, doch sind sie schon zu weit entfernt. Dennoch hat das Boot ein riesiges Leck, das mit dem von vorher nicht einmal zu vergleichen war. „Oh nein, vor uns... ein Wasserfall!“ Nazgho stöhnt auf. Ihn hat die Fahrt geschafft, er kann nicht mehr und will auch nicht mehr. Doch was sollen sie tun? Das Boot macht eine plötzliche Bewegung nach vorne und fällt mit den zwei Passagieren den Wasserfall hinunter. Der ist jedoch nicht sonderlich tief und die beiden schaffen es noch vor dem Aufprall aus dem Boot zu springen. Sie tauchen in kühles Wasser ein. Nazgho taucht zu erst auf und nur kurz nach ihm Lars. „Die Strömung... sie ist weg!“ bemerkt Nazgho. Vor ihnen, auf dem Trockenen steht Kaschya, die sie lächelnd empfängt. „Ich hoffe es hat euch gefallen!“ Sie reicht den beiden Handtücher sowie trockene Kleidung.

„Wir sollten nicht gleich unser Boot vom Steg lösen, ich möchte noch Erkundigungen über die Strecke einziehen.“ Konstantin stöhnt: „Dann kommen wir aber als die Letzten an. Doch mache was du nicht lassen kannst.“ „Es wird sich nicht als ein Nachteil erweisen.“ Dudulov verbeugt sich, streckt sich wieder zu voller Größe und stößt einen Pfiff aus. Die anderen liegen schon weit vorne, doch das kümmert Dudulov nicht. Ihm ist die Sicherheit wichtig. Kaum ist der Klang seines Pfiffes verklungen, hören sie das Rauschen der Flügel. Dudulov streckt den Arm aus und zu Konstantins Verwunderung setzt sich ein Adler darauf. „Der Fluss.“ sagt Dudulov knapp. Er schließt die Augen. Konstantin ist erstaunt, doch glaubt er nicht wirklich an Dudulovs Erfolg. Mit einem bündigen „Danke“ reißt er den Arm in die Luft und der Vogel zieht seinen Weg durch den Himmel. „Hat er etwas gesagt?“ Aus neugierigen Augen betrachten Konstantin Dudulov. „Ja. Es ist sehr gefährlich. Überall sind dunkle Kreaturen. Nur um zwei Ecken erwartet uns eine starke Strömung. Viele Boote haben die Felsen schon zerschmettert.“ „Hört sich ja toll an, wollen wir dann ablegen.“ Dudulov nickt und löst den Strick, mit dem Das Boot an einen Holzpflock festgemacht ist. „Waffe bereit?“ fragt Dudulov den überraschten Konstantin. „Eh... Ja. Denkst du die Anderen wollen uns angreifen? Selbst wenn sie es wollten, sie sind uns schon viel zu weit voraus!“ „Nicht die. Monster.“ „Hast du ja erwähnt... und du glaubst wirklich hier gibt es Wesen die uns auflauern und vorhaben uns anzugreifen?“ Wie zur Antwort auf seine Frage sinkt das Boot plötzlich, als hätten sie ein schweres Gewicht an Bord. Dudulov dreht sich um, mit einem Holzknüppel in der Hand. An der Wand des Bootes kriecht ein rotes Geschöpf empor, dem Dudulov einen schweren Schlag gegen den Schädel versetzt. Unterdessen zückt Konstantin sein Schwert und rammt es dem nächsten Geschöpf in die Schulter, wodurch es für kurze Zeit den Halt verliert. Noch ein gezielter Hieb Dudulovs und das Wesen sinkt zurück ins Wasser. Konstantin, der überhaupt nicht die Gefahr erahnte, wird unwillkürlich in die harte Realität gerissen, als die Kreatur auf dem Boot landet, Konstantin eine lange Klinge entgegenschlagend. Aus Reflex pariert er den Hieb, doch zum Gegenangriff reicht es nicht mehr, denn die Kreatur rammt ihm die freie Hand in den Magen. Eine Schocksekunde vergeht, die das Wesen mit einem Schwerthieb auszunutzen wagt. Doch Dudulov reagiert, schlägt dem barbarischen Geschöpf mit der Keule das Schwert aus der Hand und noch bevor es weiß was geschieht, erwacht Konstantin aus der Starre und spaltet mit einem sauberen Hieb den Kopf des Wesens. Mit einem lauten Platschen versinkt es im Wasser. „Vorsicht. Strömung wird sehr stark. Dort ist ein sicherer Umweg.“ „Woher weißt du das alles?“ Konstantin schüttelt den Kopf und schnappt sich das Ruder, womit die beiden sich auf einem sicheren Weg weiterbewegen. Ohne weiteren Zwischenfall erreichen sie den Zwischenhalt, doch da sie die anderen nicht sehen beeilen sie sich mit dem Weiterkommen und stoppen nicht. Wie schon bei Lars und Nazgho verdichtet sich der Wald über ihren Köpfen. Ein lauter Schrei ertönt. Konstantin wirft den Blick nach oben und zuckt zurück. Riesenhafte Augen starren ihn an, die einer zuckenden Auf- und Abbewegung des Körpers folgen. Das Maul des Biests öffnet sich und ihm entflieht noch ein gellender Schrei. Konstantin schlägt mit der Hand nach dem Tier, doch Dudulov versucht ihn zu stoppen. „Fledermaus. Wusste gar nicht, dass es diese Rasse hier gibt. Verwirre sie nicht. Sie ist friedlich.“ Wie schon zuvor dem Adler, streckt er auch ihr den Arm entgegen. Die Fledermaus krallt sich an Dudulovs Arm, vor Schreck wohl etwas zu heftig, da Dudulovs Arm nun leicht zu bluten beginnt. „Darfst sie nicht erschrecken. Das sind friedfertige Wesen“ „Eine Kreuzung, wohin nun?“ „Rechts, links ist sehr gefährlich.“ Mit aller Kraft rudern sie doch sie schaffen es nicht rechts einzubiegen. Wie eine Wasserfontäne rast der Kopf eines Monsters aus dem Boden. Unaufhörlich nähern sie sich der riesigen Schlange. Die holt mit dem Schwanz aus und will ihn auf das Boot zurammen, doch sie stockt mitten im Schlag. Stattdessen fuchtelt sie wild in der Gegend herum, wobei sie kleine Wellen aufpeitscht. Überall in der Luft tanzen kleine Wassertropfen. Ein ungezielter Schwanzhieb streift das Boot, das mit Wucht umgeschleudert wird. Die beiden reagieren Blitzschnell und da sie keinen Halt haben um das Boot wieder aufrecht zu bringen, halten sie sich an dem Boot fest und schwimmen unter ihm weiter. Weiterhin hören sie die Schlange um sich peitschen, doch sie trifft das Boot nicht wieder. „Vorsicht! Raus von hier!“ Kaum waren sie unter dem Boot hervorgekrochen reißt die Strömung sie auch den Wasserfall hinunter. Tief tauchen sie in das Wasser ein und als sie wieder auftauchen, werden sie auch schon von Kaschya empfangen.

Stillschweigend sitzen Shelil und Scott im Boot und rudern sich die Seele aus dem Leib. Shelil sieht Lars und Nazgho an sich vorbeiziehen, doch es ist ihr egal. Sie will nur das Ziel so schnell wie möglich erreichen, alles andere kümmert sie nicht. In der ferne vernimmt sie Stimmen, die durch den sanften Wind an ihr Ohr geschwemmt werden. „...alles so nass und kalt hier, meine Kleidung könnte...“ Für einen kurzen Moment hört sie auf zu Rudern, da kommen auch schon Cathi und Sandy in ihre Reichweite. „Nicht langsamer als die, nicht die!“ flüstert sie sich selbst zu. Aus ganzer Kraft beginnt sie zu Paddeln, als das Boot plötzlich kracht und einen Ruck zur Seite macht. Aus den Augenwinkeln sieht Shelil, wie Sandy das Paddel wie eine Keule gegen das Boot krachen lässt. Unbeirrt setzt Shelil mit Scott den weg fort. Schon nach wenigen Metern sind sie wieder aus Sandys Reichweite. Ohne Absprache wissen die beiden was sie tun müssen, als teilten sie ihre Gedanken. Die Strömung wird ruckartig stärker und der Felsen zieht das Boot mit rasender Geschwindigkeit an sich. Sie rudern mit aller Kraft, doch die Felsenbarriere scheint unüberwindlich. Alle Bemühungen wirken als ob sie ins Leere gehen. Sie sind nur wenige Meter entfernt, als das Boot mit einem leichten Schlenker Anstalten macht den Kurs zu ändern. Befreit atmet Shelil aus, doch schon Sekunden später schreckt sie wieder auf. Ein Krachen ertönt und das Boot zerbirst in Tausende von Teilen. Wasser spuckend schwimmen sie weiter, mit dem sicheren Wissen die Woche draußen zu verbringen. Am Zwischenstopp angekommen legen sie sich auf den Boden. Um die Ecke aus der sie kommen, fahren Sandy und Cathi.

„Ich soll nicht wirklich rudern, oder? Ich will nicht, das ist Muskelarbeit! Was wenn ich mir dabei etwas Zerre?“ „Sei still, bewege deine Arme endlich!“ „Bist du denn verrückt?“ „Siehst du, Shelil ist schon vor uns!“ Cathi weiß Sandy anzuspornen. Sandys Augen flackern für einen kurzen Moment auf, dann rudert sie was das Zeug hält. „Die überholen wir locker!“ Sandy scheint wie neugeboren, doch plötzlich spritzt Wasser auf. „Ih! Das ist alles so nass und kalt hier, meine Kleidung könnte durchnässt werden und kaputt gehen. Oh Gott, auf was habe ich mich da nur eingelassen? Schau dir mal das Boot an, überall Schmutz!“ Cathi schüttelt den Kopf „Hoffnungslos“ hämmert es in ihrem Kopf. Da dreht sich plötzlich Shelil zu ihnen um und Sandy kommt eine glorreiche Idee. „Warte nur, du...“ Aus einem für Cathi unersichtlichen Grund werden sie plötzlich sehr viel schneller und als sie Shelil und Scott eingeholt haben, reißt Sandy das Paddel in die Luft und schlägt damit auf das Boot ihrer Feindin ein. Sie macht sich schon bereit, Shelil mit einem Siegeslächeln anzusehen, während sie schon zum nächsten Hieb ausholt , doch Shelil dreht sich nicht zu ihr um. Das versetzt Sandy noch mehr in Rage und wie wild beschleunigt sie. „Kann mir nur Recht sein.“ denkt sich Cathy, doch Shelil und Scott vergrößern den Abstand immer mehr. Nach wenigen Minuten schon, waren sie nicht mehr zu sehen. „Grrr, die wird mir nicht noch einmal entkommen, das verspreche ich dir!“ Cathi rollt mit den Augen, was Sandy glücklicherweise übersieht. „Das ist so anstrengend, können wir nicht eine Pause einlegen?“ beklagt Sandy nach einer Weile mit einem Dackelblick im Gesicht. „Das wirkt bei mir nicht, mach weiter“ befiehlt Cathi barsch. Unter Jammern Sandys fahren sie weiter. Eine starke Strömung zieht die Nussschale an eine Felswand. „Wir werden an ihr zerschellen!“ schreit Cathi. Sandys Ruhe verwirrt sie. Mit aller Kraft rudert sie gegen die Strömung, doch sie kommen der Felswand immer näher. Sie sieht sich noch einmal Sandy an, deren Gebaren sich jedoch noch nicht verändert hat. „Verdammt noch mal, rudere wie du kannst! Oder willst du verlieren? Zu spät...“ Cathi erwartet jeden Moment den Aufprall, die Holzsplitter und das kühle Nass das sie empfängt, doch ohne Vorwarnung verändern sie die Richtung. „Was zur...?“ sie starrt Sandy an, aus deren Händen ein Feuerstrahl schießt, mit dem sie das Boot vor der sicheren Zerstörung gerettet hat. Nun ist Cathi zum ersten mal froh Sandy bei sich zu haben. „Au ist das heiß! Dabei wollte ich gar keine Feuerzauber mehr zaubern, die verbrennen meine zarte Haut! Ich habe mir auch einmal ein Haar versengt, seitdem habe ich mir geschworen nie wieder diese Hitze ertragen zu müssen!“ „Ist doch egal, du hast uns gerettet und deine Belohnung folgt auch gleich. Sieh nur, dort ist eine Zwischenstoppstelle.“

Aus den Büschen beobachtet Shelil, wie Sandy und Cathi das Boot festbinden und damit beginnen eine kleine Pause einzulegen. Sandy ist gefährlich, das hat Shelil nun gesehen. Sie schaut Scott in die Augen, der seinen Kopf kurz senkt. Nun ist Shelil sich sicher. Scott denkt das Selbe. Shelil, die noch immer einen Rest ihres Paddels umklammert, springt aus dem Gebüsch. Noch bevor Sandy weiß wie ihr geschieht, schlägt Shelil auf sie ein, bis sie bewusstlos zu Boden fällt. „Du bist nett Cathy, ergib dich lieber!“ Angriffsbereit steht sie vor der Amazone, die jedoch den Kopf schüttelt und einen Wurfspeer zieht. „Nein, ich werde gewi...“ mitten im Satz stoppt sie und fällt zu Boden. Als Shelil sich zu ihr bückt, sieht sie einen winzigen Pfeil in Cathi Arm stecken. Sie zieht den Pfeil heraus und betrachtet ihn, bevor sie daran riecht. „Betäubung, danke Scott.“ Scott lächelt und die beiden führen mit Sandys und Cathis Boot ihren Weg fort. In der Ferne ist eine Kreuzung zu sehen, da stößt Shelil in voller Fahrt gegen etwas und wird zu Boden gerissen. „Oh, entschuldige mich, Scott.“ Sie richtet sich auf und Scott, der unter ihr begraben war, nickt kurz. „War das ein Ast?“ Scott schüttelt den Kopf und nickt der Felswand seitlich von ihnen entgegen. Alles ist grau, bis auf zwei rote Steine die ihnen entgegenfunkeln. Unerwartet bewegen sich die Steine und von dem grau erhebt sich eine Gestalt. Nun erkennt Shelil, dass die Steine Augen einer Kreatur sind. Eine Kreatur, wie sie in keinem Buch der Welt gefunden werden kann. Mit ihrer Graufärbung passt sie sich perfekt an die Felsen an und mit den langen, kräftigen Armen kann sie alles zerdrücken, was ihr in den Weg kommt. Doch Scott kennt diese Gestalten, bei ihnen im Moor gibt es genug von ihnen. Sie werden Gargoylechamäleons genannt, da sie die Hörner und die Muskeln von Gargoyles haben und sich tarnen können wie Chamäleons. Das gewaltige Monstrum greift wieder nach Shelil, die sich jedoch duckt und mit einem Katar nach dem Wesen hiebt. Scott zieht sein Blasrohr aus dem Gürtel, befüllt es mit einem Pfeil und schießt. Er trifft genau das Auge und getroffen schreit die Kreatur auf, bevor sie zitternd ins Wasser fällt. „Ist es tot?“ Scott schüttelt den Kopf. Ohne es mitzubekommen sind sie automatisch den rechten Weg Gefahren, denn sie waren zu sehr mit dem Feind beschäftigt zum Steuern des Bootes. Das Schlangenwesen meldet sich auch bei ihnen, doch es kommt zu spät, da die beiden schon an ihr vorbeigefahren sind. Shelil erschrickt als sie den Abhang sieht, doch Scott schüttelt vielsagend den Kopf. Sie hat keine andere Wahl als ihm zu Vertrauen. Ein ganz kurzer Sturz, dann ein sanfter Aufprall. Als sich die beiden erheben, werden sie von Kaschya empfangen.

„Ah, mein Kopf.“ stöhnend stemmt sich Sandy auf die Beine. Vor ihren Augen dreht sich alles und sie schwankt umher. Als sie versucht ein paar Schritte zu gehen, verliert sie das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Sie richtet ihren Kopf auf und sieht vor sich Cathi liegen. „Nicht schlafen, wir müssen wei...“ Mit einem Schlag trifft sie die Erinnerung. „Hoffentlich sind sie nicht zu weit weg.“ „Dann dreh ich Shelil nachher persönlich den Hals um.“ „Reg dich ab, welches Problem hast du mit ihr?“ „Sie ist eine...“ --- Sie fährt mit ihrer Hand zur Stirn. „Das Boot!“ Sandy dreht sich um. Wie sie es erwartet hat, ist das Boot verschwunden. „Verdammt! Cathi, wach auf.“ Sandy kriecht zu ihrer Kameradin, doch als die nicht aufwacht, bahnt sich ihr eine schlimme Vorahnung an. „Du wirst doch nicht...“ Sandy holt aus und verpasst Cathi zwei Ohrfeigen. Die zuckt mit den Wimpern und öffnet die Augen. Noch bevor sie wahrnehmen kann wo sie ist, brüllt Sandy sie an: „Das Boot ist weg, Shelil hat es zerstört!“ „Boot? Zerstört? Wer?“ „Zerstört, geklaut, was auch immer! Unser Boot! Was wenn wir jetzt nicht mehr zum Ziel kommen? Ich will nicht schwimmen!“ „Oh, ich erinnere mich. Verdammt, ich habe versucht sie aufzuhalten und plötzlich wurde es vor meinen Augen schwarz.“ „Egal was passiert, ich weigere mich zu schwimmen! Der Fluss ist viel zu kalt und ich habe gute Kleider an, wenn die nass werden könnte die Farbe bleichen. Oder wenn sich ein Krebs an meine Beine klammert, ich will gar nicht daran denken!“ „Hör auf zu jammern.“ „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Fliegen?“ „Vielleicht... ich weiß nicht.“ „Durch den Wald laufe ich auch nicht. Da ist überall Schmutz und Insekten. Was wenn ich dann Morgen mit einem dicken Fliegenstich im Gesicht aufwache? Mein perfektes Antlitz wäre für mehrere Tage ruiniert! Ich könnte mich so doch nicht unter Menschen trauen!“ „Sei doch bitte wenigstens einmal still!“ „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ hochmütig verschränkt Sandy die Arme. „Vielleicht sollten wir es so machen wie Shelil und Scott und hoffen dass noch nicht alle hier vorbei sind. Dudulov und Konstantin sind erst nach uns gestartet.“ In der Ferne sehen sie ein Boot auf sich zukommen. Hastig springen sie in die Büsche. Sandy jedoch nicht sehr tief, da es dort ja Insekten geben könne. Als das Boot näher kommt, erkenn sie Dudulov und Konstantin, die anscheinend wirklich die Letzten sind. Mit einem stummen Aufschrei des Triumphes, erwarten Sandy und Cathi sie. Nun sind sie ganz nahe rangekommen und Cathi zückt ihren Speer. Sandys Lächeln erstirbt plötzlich. „Sie... fahren... vorbei...“ stottert sie. „Trotzdem, ich schwimme nicht.“ Sandy hat sich wieder gefasst. „Dann müssen wir durch den Wald!“ Cathi geht ein paar Schritte in den Wald. „Aber da ist es so schmutzig und es gibt Insekten!“ „Das habe ich schon einmal gehört. Dann werden wir wohl schwimmen müssen!“ Mit diesen Worten stößt sie Sandy in den Fluss, was ihr Genugtuung bereitet. Den Kopf wieder aus dem Wasser streckend, brüllt Sandy Cathi zu: „Das wirst du bereuen.“ Prustend kommen sie an der Kreuzung an. Da sie gelenker als Boote sind, können sie sich entscheiden in welche Richtung sie schwimmen wollen. An dem Felsen der den Fluss spaltet, halten sie sich fest. „Ich will rechts entlang!“ ruft Sandy, gegen die Geräusche des Flusses ankämfend. „Dann geh doch.“ Cathi lässt los und übergibt sich der Strömung, die sie nach links reißt.

„Warum müssen hier alle so schrecklich sein?“ klagt Sandy still in sich hinein. Sie hat sich für den rechten Weg entschieden. Auf dem Rücken liegend lässt sie sich mit der Strömung treiben. „Mit denen will ich gar nichts zu tun haben, hoffentlich werde ich bald aus diesem Lager gewählt. Dabei muss ich doch noch etwas erledigen. Doch bestimmt war sie es... obwohl... das so eigentlich keinen Sinn ergibt. Aber wer dann? Vielleicht hat er auch gelogen.“ Ihre Gedanken werden unterbrochen, als ihr ohnehin dröhnender Kopf gegen etwas hartes stößt. „Verflucht!“ Aus dem Fluss ragt ein kleiner Fels. Doch diesem Fels den sie gerammt hat, hat sie zu verdanken dass sie auf einen Abhang aufmerksam wird. Schreiend dreht sie sich noch um, als sie auch schon über die Kante gespült wird. Durch ihr Geschrei füllt sich ihr ganzer Mund mit Wasser, das ihre Lungen ausfüllt. Wasserspuckend taucht sie wieder auf. Kaschya lächelt sie vom Ufer aus an, doch Sandy lächelt nur böse zurück. „Du bist krank!“ Mit hasserfülltem Blick starrt sie Kaschya an, deren Lächeln dadurch nur noch breiter wird.

Cathi wird keine Sekunde unaufmerksam, denn es könnte noch viel Geschehen. Vor sich sieht sie etwas gewaltiges treiben. „Ein... Tier?“ verdutzt starrt sie das etwas an. Es sieht aus wie eine Schlange, nur ist es bestimmt fünf Meter lang. Ihr ist es egal dass sie verlieren wird, wenigstens kann sie ein paar ruhige Minuten verbringen, ohne Sandy, ohne ständiges Klagen. Ohne weitere Zwischenfälle erreicht sie den Abhang und als sie im See ankommt, wird sie aus acht Augenpaaren beobachtet. Sie sieht sich um und erkennt, dass alle dort versammelt sind. „Nun sind alle versammelt. Ich hoffe es ist dir nicht allzu schlimm ergangen.“ Mit einem freundlichen Lächeln empfängt Kaschya auch sie und Cathi lächelt zurück. Jedoch nicht böse, sondern freudig erregt.

„Ich fasse nun zusammen: Lars und Nazgho haben mit großem Abstand das Ziel als Erste erreicht. Zwar waren sie nicht im Boot, aber sie kamen mit ihm an und dazu noch heil. Danach kamen Shelil und Scott, die als einzige im Boot hier ankamen.“ „Mit unserem Boot.“ wirft Sandy zornfunkelnd ein. „Eine Weile später kommen Dudulov und Konstantin an, zwar heil und mit Boot aber als dritte und dann kam Sandy, komplett ohne Boot und ohne Kameradin, dicht gefolgt von Cathi. Die heutige Nacht werdet ihr noch im Lager verbringen, um euch zu erholen. Morgen früh werden Sandy, Cathi, Dudulov und Konstantin sich in das Blutmoor begeben und dort bis zum nächsten Duell – oder länger – bleiben. Ihr hattet bestimmt einen aufregenden Tag, ruht jetzt.“ „Einen Moment. Wie wollen wir ins Lager zurückkommen?“ „Laufen ist angesagt.“ Kaschya muss sich ein Grinsen verkneifen, als sie Sandys Blick sieht. „Aber euch wird auf dem Weg nichts geschehen, da kümmere ich mich drum.“ Und sie hält was sie sagt, ohne Zwischenfall kommt die Gruppe im Lager an, wo sie trockene Kleider anziehen und sich Schlafen legen.
 
Die erste Nacht – Das Schutzschild

Der Tag war für alle sehr anstrengend, auch für Scott. Das Lager liegt in völliger Ruhe dar, während die Dunkelheit ihre Fäden hindurch spinnt. Die Nacht ist sternenklar und doch ist eine unberuhigende Düsternis zu fühlen. Heute Nacht scheint jeder seinen angemessenen Schlaf zu finden, selbst Scott schläft in seinem Zelt. Auch im Zelt der Männer ist es still, wenn man davon absieht dass Lars’ schnarchen das ganze Zelt beben lässt. Der kleine Fluss rauscht nur schwach vor sich hin. Doch aus dem Dunkel tritt plötzlich eine Gestalt. Verhüllt steht er da, sein Gesicht wird von der Kapuze halb verdeckt, nur sein zu einem Lächeln gekräuselter Mund wagt es von dem matten Licht des Mondes beleuchtet zu werden. Hinter der Gestalt taucht plötzlich eine Kreatur auf, wie sie die Gruppe heute schon zur Genüge vernichtet hat. Mit den kleinen Hörnern und dem erhobenen Schwert, sowie dem blutroten Körper jagte es jedem Kämpfer Angst ein, doch der Mann dreht sich seelenruhig zu der Kreatur um. Mitten in der Bewegung erstarrt das Monster und erwidert mit starrem Gesicht den Blick des Verhüllten. Von der Perspektive der wesentlich kleineren Kreatur kann man die Augen erkennen. Als ihre Blicke sich kreuzen, leuchten die Augen des Mannes feurig auf. Die Kreatur weiß was sie zu tun hat. Wie eine Puppe rennt sie auf die Brücke zu, bleibt vor ihr stehen, hebt ihr Schwert und holt Luft. Mit einem Kampfschrei, der für diese Rasse üblich ist, stürmt das Wesen los. Ein kurzes Zischen ertönt, ein Schrei und die Klinge fällt zu Boden. Das Wesen rennt schreiend auf den Verhüllten los, während es seinen Armstummel mit der Hand verdeckt. „Ein magisches Schutzschild also...“ Das Lächeln des Mannes verstärkt sich von Sekunde zu Sekunde und er beginnt plötzlich zu Lachen. So einfach könnt ihr mich nicht aufhalten. Er zieht sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht, dreht sich um und verschwindet wieder in der Dunkelheit. Wenige Augenblicke später züngeln aus dem Körper der roten Kreatur Flammen und das letzte was man von ihr hört ist ihr Schrei.

Der zweite Tag - Ein ruhiger Tag

Die Sonne steht noch nicht am Himmel, als sich Dudulovs Augen ruckartig öffnen. Er sieht um sich und erkennt dass es Konstantin nicht besser geht. Auch er ist ruckartig erwacht, wobei er sich vor Schrecken den Kopf am Boden angehauen hat. Leise fluchend schaut nun auch dieser um sich. Lars und Nazgho schlafen ungestört, wobei das wohl nicht das richtige Wort zu sein scheint. Denn Lars, der alle Viere von sich streckend, schnarchend am Boden liegt, bedrängt mit seinem linken Arm Nazgho, indem er seine Hand genau auf dessen Gesicht liegen hat. Der wiederum verzieht im Schlaf sein Gesicht zu einer Grimasse und versucht den Störenfried wegzupusten. Während Konstantin sich am Hinterkopf reibt, öffnet sich plötzlich ein Spalt am Zelt und ohne dass sie jemanden sehen können, dringt plötzlich eine Stimme an ihre Ohren: „Kommt raus.“ Verschlafen streckt sich Dudulov und gähnt: „Jetzt schon, was ist denn los?“ Doch das Flattern an der Stelle, an der soeben noch die Zeltspalte geöffnet war, verrät den Beiden dass die Person, die soeben noch dort stand, verschwunden ist. Konstantin schnappt sich noch schnell seinen Beutel und sein Schwert, während Dudulov seinen Knüppel nimmt und die beiden gehen aus dem Zelt.

„Shelil, warst du das eben?“ „Was ist denn los...?“ „Du hast mir doch eben in die Seite gepiekt, gib es zu!“ „Nein... geht ja nicht mal, bin zu weit... jetzt lass mich weiter schlafen...“ „Cathi, dann warst du es!“ „Nein!“ „Doch, du bist nur sauer weil wir verloren haben und jetzt weckst du mich einfach so mitten in der Nacht!“ „Es stimmt schon dass ich sauer bin, aber ich gebe dir nicht einmal die Schuld! Eigentlich... wenn ich so darüber nachdenke warst du doch Schuld.“ „Ja, und deshalb hast du mich geweckt!“ „Jetzt seid doch still, ich will schlafen!“ „Kommt raus.“ „Was denn jetzt los, ich will doch noch schlafen...“ Shelil schüttelt den Kopf. Die beiden sollten doch endlich still sein. „Wer jetzt noch was sagt, der wird nie wieder in Ruhe sein Leben verbringen können, also seid jetzt endlich still!“ „Du sollst doch nicht rauskommen, Sandy und Cathi meine ich!“ „Ich lass mir doch nicht von irgendwelchen Stimmen Befehle geben! Zeige dich!“ Doch die einzige Antwort die sie noch bekommen, besteht darin, dass Sandy mit einem Ruck aus dem Zelt gerissen wird. Wütend und Haare aus dem Gesicht pustend dreht sie sich herum. Doch niemand außer Nazgho und Dudulov ist in Sicht, zumindest bis Cathi, die ihren Wurfspeer in der Hand hält, aus dem Zelt tritt. Sie reicht Sandy ihre Hand und hilft ihr beim Aufstehen. Innerlich ist sie jedoch froh darüber, dass Sandy endlich mal Einhalt geboten wird. Shelil dreht sich müde wieder um und schläft nach kurzer Zeit auch wieder ein, während die vier Geweckten wie von einer unsichtbaren macht gezogen aus dem Lager laufen. Außerhalb des Lagers kommen sie wieder vollends zur Besinnung. Sandy rennt wütend auf das Lager zu, bleibt jedoch abrupt stehen, als laufe sie gegen eine Wand. Kopfschüttelnd und klagend läuft sie zu den anderen drei zurück und jammert: „Wir sind ausgesperrt.“ „Wir haben gestern auch verloren. Ihr wart sogar die schlechtesten... Ohne Boot schwimmt sich schlecht.“ Dudulov zwinkert, doch sein Kommentar bringt Sandy vollends zur Weißglut. „Wir sollten uns so etwas wie ein Zelt bauen, denke ich.“ Wirft Konstantin ein. Alle stimmen ihm zu.

Cathi und Dudulov beschaffen Materialen für das Zelt, während Sandy und Konstantin das Essen für die Gruppe zusammensuchen. Eigentlich sind sie alle noch zu müde für so etwas, doch auf dem Boden schlafen will auch niemand. Sandy wollte eigentlich auch bei dem Aufbau des Zeltes helfen, jedoch weigerte sie sich mit Cathi oder Dudulov zusammenzuarbeiten, weshalb sie jetzt mit Konstantin auf die Jagd geht. Konstantin weiß nichts von Sandys Fähigkeiten, weshalb er sie als Bürde empfindet und ihr leicht genervt Dudulovs Knüppel in die Hand drückt, während er sein Schwert aus der Scheide zieht. Selbst ein Waffenlaie wie Sandy erkennt, dass das Schwert zwar alt ist, jedoch wohl nur selten benutzt wurde. Sandy begutachtet mit Missbilligung den Knüppel in ihrer Hand. „Der ist mir zu hässlich und außerdem will ich hier nichts schlachten, das liegt unter meiner Würde.“ Genervt rollt Konstantin mit den Augen. „Hast du mich gehört? Ich will dieses eklige Teil nicht. Nimm es wieder“ Ohne sie weiter zu beachten setzt Konstantin den Weg fort. Unablässig schweifen seine Augen über den Boden. Vielleicht findet er etwas essbares, ob nun Beeren, Pilze, oder auch ein Tier. „Ignorierst du mich, hey, ich spreche mit dir!“ Unter Sandys Klagen suchen sie weiter. „Verdammt, wir hätten Dudulov mitnehmen sollen!“ entfährt es plötzlich Sandy. „Warum denn?“ verwundert starrt Konstantin sie an. „Er ist zwar ein Besserwisser, aber mit Pflanzen und Tieren kennt er sich bestens aus. Er würde uns nun genau sagen können wo wir etwas finden!“ „Du denkst ja mit! Dennoch weiß auch ich welche Beeren und Pilze genießbar sind, ich... ach vergiss es.“ Und wider Erwarten vergisst sie es wirklich und löchert ihn nicht mit Fragen. Vereinzelt finden sie wirklich Beerensträucher und Pilze, da im inneren des Blutmoors, wie das Gebiet genannt wird, ein kleines Waldstück ist.

Konstantins Beutel ist schon halbvoll, als sie plötzlich auf einen Hasen treffen. Er sieht nicht sehr schnell aus, da sein Gewicht wohl das eines Durchschnittshasen übersteigt, doch Konstantin weiß wie leicht man sich da täuschen kann. Doch Sandy weiß das leider nicht und rennt auf den Hasen los, der aufgeschreckt davon hoppelt. Nun gilt es keine Zeit zu verlieren, wenn man schon mal auf die dumme Idee kommt den Hasen aufzuschrecken, denkt sich Konstantin, der sofort hinterher sprintet. Sandy jedoch hat keine Lust sich bei der Verfolgung vielleicht noch die Füße wund zu laufen. Deshalb schlendert sie seiner Spur hinterher, während sie sich ihre Umgebung genau ansieht. Durch den Wald stolpernd rennt der Paladin dem Tier hinterher, mit dem Schwert einige Zweige aus dem Weg hackend. Der Hase ist stehen geblieben und Konstantin pirscht sich leise an ihn heran. Stumm verflucht er das knackende Reisig auf dem Waldboden, da das Geschöpf immer wenn er auf eben jenes trat die Ohren in die Höhe streckt. Als der Hase zu Fressen beginnt, sieht Konstantin seine Chance. Mit einem Satz ist er über seinem Opfer und ein Hieb mit seiner Klinge genügt um es zu töten. Ohne auf Sandy zu warten, schmeißt der erfolgreiche Jäger seine Beute auf seine Schulter und macht sich auf die Suche nach mehr Essbarem. Nach einer Weile findet er noch einen Strauch, an dem Beeren wachsen, die seiner Meinung nach zwar nicht allzu gut schmecken, aber tatsächlich einigermaßen füllend sind. Er kostest zwei von ihnen, verzieht ob des sauren Geschmacks eine Grimasse, pflückt weitere und will sie in den Beutel stecken. „Verflucht!“ entfährt es ihm. Der Beutel ist verschwunden. Sofort weiß Konstantin, dass er ihn wohl auf der Jagd nach dem Hasen verloren haben muss, doch die Chance ihn zu finden hält er für sehr gering. Er schnappt sich so viele Beeren wie er tragen kann und macht sich auf die Suche. Doch wie er es erwartet, findet er den Beutel nicht wieder. Niedergeschlagen macht er sich auf den Rückweg.

Ohne weitere Probleme findet er den „Zeltplatz“ seiner Freunde. Wobei „Zelt“ für ihn nicht die richtige Definition ist. Es ist eher ein Geflecht aus Ästen, das mit den größeren Blättern der Waldbäume überzogen ist. Trotz allem ist es sehr praktisch, wofür er Dudulov und Cathi im Stillen lobt. Von Dudulov und Cathi ist keine Spur, doch Sandy begrüßt ihn grinsend. In ihrer Hand pendelt etwas ihm sehr Bekanntes. „Hast du was verloren?“ Konstantin atmet erleichtert auf, als sie ihm den Beutel entgegenstreckt. „Ich habe ihn noch ein wenig aufgefüllt, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob alles davon allzu gesund ist.“ Verwundert über Sandys plötzlichen Geisteswandel nimmt Konstantin den Beutel entgegen und nach kurzer Kontrolle, in der er nur wenig aus dem Beutel entfernen muss, bindet er sich ihn erneut um, nur diesmal fester. Eins ist sicher; er hat seine Lektion gelernt. „Wo sind Dudulov und Cathi?“ „Die Suchen noch irgendetwas, frag nicht mich.“ Sandy hebt die Schultern. Konstantin macht sich auf den Weg zum Fluss, um die Beeren zu reinigen und den Hasen auszunehmen, während Sandy sich erschöpft in ihr temporäres Heim legt. Als Konstantin fertig ist, legt er sich vor den Fluss. Ist das wirklich das selbe Gewässer, wie sie gestern durchquert haben? Hier liegt der Fluss so friedlich da wie ein Bach, nur ein wenig größer. Wie kann daraus ein so strömendes Monstrum werden? Er atmet die reine Luft, während über ihm vereinzelt graue Wolken vorbeiziehen. Er weiß zwar nicht warum, aber er hat das Gefühl als regne es diese Nacht. Von ihrem kleinen Platz hört er Stimmen, weshalb er sich von dem Fluss losreißt und zu den anderen geht. Dudulov und Cathi sind eingetroffen und voller Freude zeigt ihnen Cathi die Behausung. Dudulov und Cathi waren in weiser Voraussicht in den Wald gegangen und haben noch Brennholz für ein Lagerfeuer gesammelt, sowie Steinchen um eine provisorische Feuerstelle zu basteln. „Stellt sich nur ein Problem...“ meldet sich Konstantin zu Wort. „Wie wollen wir Feuer machen?“ Die Antwort bekam er nachdem die Feuerstelle fertig und Äste zum aufspießen des Fleischs fertig sind. Als er sieht wie aus Sandys Hand ein schwacher Feuerstoß entsteht, kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dudulov isst nichts von dem Hasen. Zwar nicht ganz satt, aber dennoch glücklich legen sie sich in den Unterschlupf. Allein Sandy war nicht ganz so zufrieden wie die anderen, da ihr das Essen sowie die Behausung zu unhygienisch erscheint. Dennoch findet auch sie, wie die anderen, ihren wohlverdienten Schlaf.

Die Sonne steht am Himmel und die Vögel beginnen ihren freudigen Morgengesang. Wie ein Windhauch durchzieht Leben das Lager, rauscht durch die Bäume, das Gras und die Zelte. Vor ihrem Zelt streckt sich Shelil. Morgens ist sie schnell hellwach, nur wenn sie mitten in der Nacht geweckt wird, könnte man meinen sie wäre ein Morgenmuffel. Nach einigen Dehnübungen, läuft sie ein paar Runden um das Lager. Lars ist der Nächste, der sich an die Sonne wagt. Sich streckend wünscht er der vorbeilaufenden Shelil einen wunderschönen Morgen. Diese nickt ihm grüßend zu und setzt ihr Morgentraining fort. Lars jedoch möchte sich so früh noch nicht anstrengen, weshalb er sich lieber gemütlich ins Gras legt und in den blauen Himmel starrt. Über ihm rascheln im sanften Wind die Blätter eines kleinen Baumes. Ja, an sonnigen Tagen ist es in dem Lager wie im Paradies. Neben Lars’ Hand hüpft ein Vogel munter umher, fröhlich zwitschernd. Ja, warum soll man sich hier Sorgen machen? Diese Gegend ist friedlich, alles ist wunderbar. Doch Lars erinnert sich an das gestrige Abenteuer. Nein, gestern sah das noch anders aus, auch diese Ruhe kann ihn nicht täuschen. Hier ging etwas vor sich, etwas Böses. „Bewahre die Ruhe, Lars!“ ermahnt er sich selbst, „du siehst Gespenster. So ein Frieden wie er hier herrscht kann nicht vorgetäuscht sein. Genieße einfach deine Woche hier und achte nicht auf deine Vorahnungen.“ Ein Schatten legt sich über Lars, der sich blinzelnd umsieht. „Ein schöner Morgen ,nicht, Lars?“ „Wer sind sie?“ „Hast du mich schon wieder vergessen?“ „Sieht so aus... verzeihen sie.“ „Ich bin Kaschya. Ich werde euch noch alles erklären was ihr benötigt um hier Leben zu können. Ihr vier und ich treffen uns dann gleich an der Feuerstelle.“ Mit diesen Worten dreht sie sich in Richtung des Zeltes um, das momentan von Scott bewohnt wird. Lars bleibt noch kurz im gras liegen bevor er aufsteht und sich zur Feuerstelle aufmacht.

„Dort seht ihr das Lagerhaus. Darin liegen eine Menge an Zutaten und auch ein Topf um an der Feuerstelle zu kochen ist vorhanden. Ihr könnt essen wann immer ihr Lust darauf habt, jedoch wäre es wohl besser wenn ihr nicht zu verschiedenen Zeiten esst, denn das wäre wohl ein zu großer Aufwand. Es ist euch nicht verboten der Verlierergruppe Nahrung zukommen zu lassen, jedoch wird sie dann wahrscheinlich nicht für euch reichen. Zudem würde ich euch raten nicht aus dem Lager zu gehen. Der Weg durch den ich euch gestern zu eurer Aufgabe geführt habe ist weiterhin zugänglich, jedoch würde ich euch auch hier nicht raten euch zu tief in den Wald hineinzubegeben. Dennoch werden euch die Büsche dort sehr gut zum erleichtern genügen. Bevor ihr fragt: Nein, es gibt hier keine Toilette. Baden könnt ihr im Fluss, die Strömung ist ja hier sehr schwach. Fische werdet ihr dennoch genug darin vorfinden. Hat noch jemand Fragen?“ „Kann ich mich wieder Schlafen legen?“ Aus Nazghos Stimme lässt sich Missfallen und Müdigkeit erkennen. „Du bist anscheinend kein Morgenmensch...“ Kaschya seufzt. „Du willst doch nicht noch mehr schlafen, los, wir wollen hier doch etwas Spaß haben und nur zu dritt ist das lange nicht so interessant wie zu viert!“ Lars blickt Nazgho freundlich an. „Wie kann man nur so lebhaft sein? Unternehmt doch was mit Kaschya, dann seid ihr auch zu viert. Viel Glück.“ Gähnend dreht der Totenbeschwörer sich um und wankt auf das Zelt zu. „Lässt sich wohl nichts machen. Hat sonst noch wer Fragen?“ Diesmal meldet sich Shelil zu Wort: „Wann sehen wir sie wieder?“ „Bestenfalls in sechs Tagen, wenn euch die nächste Herausforderung erwartet. Sonst noch etwas?“ Erneut spricht Shelil: „An wen können wir uns wenden wenn einer von uns krank wird?“ „An euch selbst. Ihr seid eine Gruppe, ihr seid für den jeweils anderen verantwortlich.“ „Gibt es Monster außerhalb des Lagers?“ „Monster ist die falsche Bezeichnung. Es sind Tiere, genauso wie Vögel, Fische oder Säugetiere. Um genau zu sein zählen die Meisten von ihnen sogar zu den Säugetieren.“ „Aber das sind Dämonen! Keine Tiere!“ „Wir zählen auch die Dämonen zu den Tieren, die meisten sehen sie nur als bösartig an da sie die einzigen Wesen sind die uns Menschen das Wasser reichen können. Dabei sind wir auch grausam. Wir führen Kriege. Kriege zwischen Menschen, in denen Tausende und Abertausende fallen. Wir Töten Menschen, manche aus Rache, Eifersucht und ähnlichen Dingen, andere verdienen damit sogar ihr Geld.“ Betreten starrt Shelil zu Boden. „Doch wir führen auch gegen die Natur einen Krieg, der erst aufhören wird wenn wir scheitern. Doch das wird nicht so schnell geschehen, wir sind die allem überlegene Gattung. Doch genug davon. Nenne sie wie du willst. Fragen habt ihr nun keine mehr, verstehe ich das richtig?“ Als sie die verstummte Gruppe ansieht, nickt sie mit einem kurzen „gut“ und verlässt die Gruppe über den Weg der sie zur ersten Aufgabe führte.

Da sie keine interessante Beschäftigung finden kann, setzt Shelil ihr Training fort, das daraus besteht dass sie durch das Lager joggt. Als sie an dem Zelt der Männer vorbeikommt, stellt sie fest dass Nazgho wohl noch immer schläft. Oder wieder? Ist ja auch egal. Lars sitzt an der Feuerstelle und begutachtet seine Äxte. Soweit Shelil es feststellen kann sind diese schon alt und rissig, weshalb sie jedoch nicht so aussehen als ob sie bald auseinanderfielen. Scott kann sie nirgends im Lager ausmachen. Kurzerhand bleibt sie stehen und winkt Lars zu. „Hast du irgendwo Scott gesehen?“ „Nein, ist er nicht hier?“ „Ich habe ihn nirgends im Lager gesehen. Vielleicht musste er ja auch mal.“ „Kann sein. Ich verlasse das Lager aber gleich. Wenn du mitkommen willst können wir ja auch nach Scott Ausschau halten.“ „Du verlässt das Lager?“ „Wir brauchen Holz. Meine Äxte sind zwar nicht die Besten wenn es ums Holzhacken geht, aber brauchbar sind sie schon. Vielleicht treffen wir ja auch auf ein paar essbare Tiere. Kannst du Kochen?“ Shelil antwortet mit gequältem Lächeln: „Woher sollte ich? Ich habe nie allein gearbeitet, ich gehörte einer Gruppe an und dort haben immer der Rangunterste das Kochen übernommen.“ „Das ist schlecht... dann müssen wir uns wohl oder übel auf Nazgho und Scott verlassen. Ich verstehe nur etwas davon Fleisch zuzubereiten, von diesem ganzen Gemüsekram habe ich keine Ahnung.“ „Wie von einem Barbar zu erwarten... entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen.“ Lars lacht laut los, winkt mit der Hand ab und steht auf. „Wollen wir gehen?“ Shelil, die keine Lust mehr auf stupides Training hat, bejaht dies und die beiden gehen auf die Brücke zu. „Warte kurz!“ Lars bleibt stehen, während Shelil schnell zu ihrem Zelt läuft und still darin verschwindet. Ein paar Axthiebe probend wartet der Kämpfer geduldig auf die Assassine, die jedoch schon wenige Augenblicke später mit zwei Kataren in den Händen erscheint. Die Waffen sind zwar klein und nicht für zu kräftige Hände gedacht, die nur im Umgang mit groben Waffen geübt sind, weshalb sie Lars zwar erstaunen, er jedoch nicht den Drang verspürt mit ihnen zu Kämpfen, wie es bei den meisten Kriegswerkzeugen der Fall ist, die Lars sieht.

Großen Schrittes überquert Lars die Brücke, dicht gefolgt von Shelil. Der leise Vogelgesang wird immer schwächer und als sie das Ende der Brücke erreichen, verstummt es völlig. Also ist dieser Vogelgesang doch trügerisch... Shelil spurtet zu Lars’ Verwunderung plötzlich los. „Hast du etwas entdeckt?“ ruft der Barbar, dessen Abstand zu Shelil sich ganz langsam vergrößert. Noch bevor er mehr sagen kann, greift Shelil seinen Arm und die beiden lassen sich ins Gebüsch fallen. „Was ist?“ Lars beginnt zu flüstern, sein Atem jedoch übertönt für kurze Zeit seine Worte. „Dort!“ Shelil hebt den Finger und zeigt nach vorne, direkt auf eine Person die gerade hinter einer anderen hinterherläuft. „Sandy, ja und?“ „Ich habe keine Lust ihr zu begegnen, meine Ohren müssen auf Jagd noch perfekt ihren Zweck erfüllen.“ Der Barbar gibt ein lautes Prusten von sich und als Sandy außer Reichweite ist, lässt er ein lärmendes Lachen ertönen. „Na wenn das alles ist!“
Unter den Füßen der Beiden knirschen Zweige und Blätter, vereinzelt auch Käfer, doch sie stört das kaum. Das Leben hat sie abgehärtet, die beiden hatten es in ihrer Vergangenheit nicht zu einfach. Was Sandy wohl so pingelig gemacht hat, wie sie heute ist? Shelil schüttelt den Kopf. „Dieser Ast sieht sehr gut aus.“ unterbricht Lars die Stille, die ihren Weg entlang sonst nur vom Knacken des Bodenbelages und vom Rascheln des sanften Windes unterbrochen wird. „Stimmt“ Zwei Hiebe mit der Axt und der Ast fällt herunter, direkt vor die Füße des Kraftprotzes, der sich den Ast kurzerhand über die Schulter wirft. „So, du sammelst Zweige und kleinere Äste. Wir brauchen zum Kochen ja auch Feuer.“ „Dann komm ich mir aber unnütz und schwach vor. Wenn ich einem rennenden Stück Fleisch begegne, nehme ich das gleich auch mit.“ Beide zwinkern sich zu.

Auf ein „rennendes Stück Fleisch“ traf sie, in Form von einem Hasen, jedoch ist die Ausbeute somit sehr gering, mit der sie wieder im Lager ankommen. Scott sind sie allerdings nicht mehr begegnet, bei ihrer Rückkehr jedoch sitzt er in seinem Zelt und werkelt an etwas herum das wie ein Stuhl aussieht. Handwerklich begabt scheint er zu sein, hoffen wir dass er auch Kochen kann. Am liebsten würde sich Shelil selbst Ohrfeigen. Warum hatte sie das nie gelernt? Das würde das Leben nicht nur hier, sondern überall allgemein erleichtern! Lars übernimmt die Zubereitung des Hasen, wozu er sich zum Fluss begibt. Vorher jedoch borgt er sich den Katar Shelils, da sich Äxte nicht allzu gut für so etwas eignen. Shelil blickt sich im Lager um. Wo ist bloß Nazgho? Er wird doch nicht... Ein fast lautloser Schrei erklingt, als Shelil dem schlafenden Totenbeschwörer sanft in den Magen tritt. Fluchend setzt sich dieser hin und noch ehe er zum Gegenschlag ausholen kann verlässt Shelil mit den Worten: „Wir bereiten gerade das Essen zu, hilf mit!“ das Zelt. Nazgho jedoch verflüchtigt sich kurz in die Büsche hinter dem Ausgang eins, wie er ihn nun nennt, um sich ein wenig zu erleichtern, bevor er sich im Fluss die Hände wäscht und grummelnd zu der Gruppe stößt. Als ob ich Kochen könnte, das muss ich doch nie! Das erledigen immer meine Golems. Dennoch erschafft er nichts. Ich lasse die mal etwas Arbeiten, wer mich weckt hat von mir keine Hilfe zu erwarten. Shelil und Lars überlegen schon ob sie aufgeben sollen, als Scott erscheint und ihnen hilft. „Vielen Dank, Scott. Lassen wir es uns schmecken!“ Nachdem sie das karge Mahl beendet haben, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit bevor es dunkel wird. So reden sie noch ein bisschen über dies und das, bevor sie sich wieder in ihre Zelte begeben und schlafen. Nur zwei können einfach nicht ihren Schlaf finden...
 
Die zweite Nacht – Der Schrei

Eine sanfte, kühle Brise zieht durch das Lager, über dem der von feinen Wolken durchzogene, dunkelblaue Himmel wie eine Kuppel liegt. Im Lager ist es still, doch nicht jeder ruht. Nazgho sitzt am Fluss, Scott streift durch das Wäldchen hinter dem Ausgang, wo er nach weiterem Holz sucht, wie Nazgho vermutet. Die winzige Figur gleitet wie ein Schatten durch das Geäst, dass sich vor ihm wie ein gewaltiges Monstrum erhebt. Gewandt flitzt er umher, ohne dass ihm Zweige ins Gesicht peitschen oder dass er sich an den Dornenbüschen etwas aufreißt. Nazgho kann ihn nicht mehr sehen, deshalb starrt er weiter auf den Fluss. Vielleicht sollte er sich eine Angel herstellen. Was besseres scheint man im Lager nicht zu tun zu haben... er hat sich das irgendwie spannender vorgestellt. Doch wie fertigt man eine Angel an? Wenn Scott zurückkommt muss er ihn unbedingt Fragen, vielleicht kennt er sich ja damit aus. Scheint ein geschicktes Kerlchen zu sein. Auf der anderen Seite bewegt sich langsam eine Gestalt in Richtung Lager. Im Dunkel kann der Totenbeschwörer zwar besser sehen als viele anderen, da er meistens nur Nachts wach ist, weshalb er jedoch nicht besser sehen kann als es einem Menschen von Natur aus gestattet ist. Das Wesen scheint nicht vor dem Fluss halt machen zu wollen, denn es geht weiterhin darauf zu. Nun erwacht selbst in Nazgho die in ihm tief verborgen gewesene Neugier.

Scott, der inzwischen mit der Anfertigung des Grundgerüsts eines kleinen Stuhls fertig ist, macht sich auf um geeignete Materialien für die Sitzfläche zu finden. Auch er hatte sich das Lager spannender vorgestellt. Vielleicht geschieht ja noch etwas spannendes hier? In verschiedenen Gedanken versunken verlässt er durch die südliche Tür die sichere Zone. Plötzlich beginnt der Schinder zu Rennen, denn er fühlt sich beobachtet. Sobald er in dem Geflecht verschwunden ist, lässt dieses Gefühl nach und er schaut sich nur kurz um bevor er den Weg fortsetzt. Als über ihm ein zischen ertönt, duckt er sich und rollt zur Seite, wobei er sein Blasrohr schnappt, zielt und der Schlange einen Pfeil in den Körper befördert, mit gefährlicher Zielsicherheit. Er rammt sein Messer in den Baum, reißt sich nach oben, zieht das Messer wieder aus dem Baum und versenkt es in dem zuckenden Körper des Tieres. Ob ihm die Schuppen der Schlange für die Sitzfläche helfen? Er bezweifelt es stark, aber sie hat ihn ja angegriffen. Vielleicht kann er aber dennoch etwas aus der Schlange herstellen, auch wenn es eher unwahrscheinlich ist. Vorsichtig wirft er den Körper herunter, welcher mit einem dumpfen Geräusch auf der Erde landet. Geschickt lässt auch er sich herunterfallen und kommt direkt neben dem Kadaver auf. Er wirft sich einen Teil des Körpers über die Schulter und lässt den Rest hinter sich herschleifen, während er sich auf den Weg ins Lager macht. Auf halbem Weg ertönt ein geller Schrei, weshalb Scott die Schlange einfach liegen lässt und zum Lager zurückrennt. Ob einem Gruppenmitglied etwas zugestoßen ist?

Die Verlierergruppe hatte inzwischen erkannt dass außerhalb des Lagers Gefahren lauern, weshalb sie für die Nacht lieber jemanden wachen lassen. Diese Nacht müssen Cathi und Sandy diese Aufgabe übernehmen, was per „Zweigeziehen“ entschieden wurde. Mitten in der Nacht wurde sie deshalb geweckt, um die Wache zu übernehmen. Dabei hat sie endlich ruhig geschlafen... Cathi ist der Verzweiflung nahe, denn seit Sandy geweckt wurde hat sie nicht aufgehört sich zu beschweren. Zuerst versuchte Cathi es ja noch zu ignorieren, doch nach knapp einer halben Stunde kann sie das einfach nicht mehr. Die wie Hagelkörner herabfallenden Beschwerden bereiten ihr inzwischen Kopfschmerzen. „Warum habt ihr mich einfach geweckt? Ich muss mitten in der Nacht vor unserer ach so tollen Behausung stehen und Wache für zwei alte Schnarchsäcke halten! Ich bin eine Dame, mir gebührt Respekt und Unterwürfigkeit! Außerdem würde auch nur ein einziger reichen, um diese dämlichen stinkenden...“ „Dann geh wieder ins Zelt und schlafe, um Himmels Willen! Ich halte das nicht mehr aus!“ „Nein, jetzt bin ich ja wach. Außerdem hast du mir nicht zu befehlen was ich machen soll! Was erlaubst du dir eigentlich? Hältst du dich für so etwas wie eine Adlige, die einfach jedem Befehlen kann?“ Mit noch einem kurzen „Tz!“ dreht sie sich um und verschwindet in der Nacht. Worauf hat Cathi sich da eingelassen, nur damit sie nicht direkt neben einem der beiden Männer liegen muss? Langsam wäre es ihr sogar lieber neben einem stinkenden und verschwitzen Übergewichtigen zu liegen, als es eine Nacht neben Sandy aushalten zu müssen. Das Rascheln der Blätter im sanften Wind beruhigt sie allerdings. Wie friedlich es doch selbst hier draußen sein kann, in dem sogenannten Blutmoor. Vereinzelt sind Sterne zu erkennen, die nicht von dem feinen Wolkenschleier bedeckt werden, während ein stetiges Zirpen sich über die Gegend gelegt hat. Wie schön das Leben doch manchmal sein kann: Eine wunderschöner Himmel, sanfter Wind, wohlige Temperatur und dazu noch die angenehmen Rufe der Grillen. Entspannung breitet sich in der erschöpften Amazone aus. Dann ertönt der Schrei.

Kerzengerade sitzt Dudulov in der Baut. Irrte er sich oder hat da jemand geschrieen? Nein, er konnte sich nicht irren, das war real! Ohne zu zögern reißt er Konstantin mit einem gezielten Stich in die Seite aus dem Schlaf. „Was...?“ verwundert blickt der sich um und reibt sich die Augen. „Jemand hat geschrieen, hat sich nach Sandy angehört.“ Mit einem mal ist der Paladin hellwach. „Oh nein..!“ Beide springen gerade noch rechtzeitig aus der Behausung, als auch schon ein Ruf ertönt. „Rakanischu!“ Vor den beiden stehen drei dieser roten Ungetüme. Einer von ihnen mit einer Fackel und einem Schild, der zweite mit einem Dolch und der dritte mit einer Axt, die anscheinend schon viel durchmachen musste. „Wo sind die Beiden?“ Dudulov schüttelt unwissend den Kopf. „Hol Schwert und Knüppel, ich passe auf!“ Während Konstantin in der Unterkunft verschwindet, greifen die drei Wesen ihn an. Nein, das sind keine normalen Tiere, denn Tiere würden einen hohen Druiden nicht einfach so angreifen. Der kleine mit dem Dolch scheint wohl der Anführer der Gruppe zu sein, denn er stürmt den beiden andern voraus auf den Unbewaffneten zu. Als die Kreatur ihm bedrohlich nahe kommt, reißt plötzlich der Boden unter ihm auf und ein Wurmartiges Wesen steigt empor, den Körper der Kreatur durchbohrend. Eine Ranke. Unmengen von Blut die aus dem Körper des Angreifers strömen versickern im Boden und verleihen der Ranke ein leuchtendes Rot. Als sie sich gerade hungrig auf das tote Wesen stürzt, taucht hinter dem Druiden der Dämon mit der Axt auf. Zu spät dreht sich Dudulov um, denn ein Hieb lässt Blut durch die Luft spritzen. Noch bevor der Druide realisiert was geschehen ist, fällt die Axt klirrend zu Boden, und mit einem dumpfen Geräusch auch ihr Besitzer. Da erkennt Dudulov Konstantin und begreift dass dieser ihn soeben gerettet hat. Stumm überreicht der Paladin ihm die Keule, bevor er die Kreatur mit der Fackel verfolgt, die durch den Schein des Feuers auch in der Ferne noch auszumachen ist. Erst jetzt fällt Dudulov auf, wie er schwitzt und da er sowieso nicht weiß woher der Schrei kam setzt er sich ins Gras und schaut seiner Ranke beim Fressen zu. „Scheint kein Gegner zu sein.“ mit einem angeekelten Blick begutachtet der erfolglos zurückgekehrte Konstantin das Geschöpf, dass sich schmatzend über den Rest eines Körpers gebeugt hält. „Was nun?“ noch immer lässt er die Ranke nicht aus den Augen. „Nichts.“ „Wir können wohl nur hoffen dass den Beiden nichts passiert ist.“

Cathi rast auf den Fluss zu, der Schrei kam aus dieser Richtung und unverkennbar von Sandy. „Verflucht!“ Ich hätte auf sie Aufpassen sollen. Eigentlich sollten wir beide die Behausung bewachen, aber im Grunde lief es doch darauf hinaus! „Ich Idiot!“ Den Wurfspeer in der Hand rennt sie so schnell sie kann, wobei an erdigen Flecken Staub hinter ihr aufwirbelt. In ihren Ohren verstummten die Grillen und nur noch ihr rasender Herzschlag ist zu hören. „Sei still!“ Das Pochen wird lauter und lauter, ihre Brust fühlt sich an als ob sie zerreißen würde. Nein, nicht durch diese kurze Strecke, so untrainiert ist sie nicht, sondern durch den Schrecken. Was wenn sie zu spät kommt? Was wenn sie Sandy auffindet, schwer verletzt, tot? Was wenn sie sie nirgends auffindet? Naja, schade wäre es nicht um sie. Aber sie fühlt sich verantwortlich für Sandy, nicht nur weil Cathi vier Jahre älter ist, sondern weil ihr Sandy so schwach und hilflos vorkommt. „Verschwinde!“ Sandys Stimme. Sie lebt also noch. Höchstens dreißig Meter vor der Amazone tobt ein Ball aus Flammen durch die Nacht und explodiert über dem Fluss. Weiteres Feuer folgt, doch alle explodieren über dem Fluss. Cathi bleibt einen Meter vor dem Fluss stehen und beobachtet das Spektakel ohne noch an Sandy zu denken. Denn wie ein Blitz ist ihr die Erkenntnis zu diesem merkwürdigen Geschehen durch den Körper gefahren. Unendlicher Hass steigt in der sonst doch eher ruhigen Amazone auf.

Wenn sie doch nur nicht den kurzen Zweig gezogen hätte. Sie hätte ausschlafen können! In Ruhe! Sie hätte nicht Wache gehalten, während ihr die Beine langsam einzuschlafen drohten, sie wäre einfach dagelegen und hätte geschlafen. Diese arroganten Mistkerle, schliefen ruhig während die beiden Frauen sie beschützen. Feiglinge! Schwächlinge! Sie tobt. Innerlich, sowie äußerlich. Sollen sie doch von diesen Kreaturen die sich hier herumtreiben geholt werden, sie haben es nicht anders verdient. Nein, das soll nicht sein! Die Männer sollen die Damen beschützen, nicht umgekehrt. Diese stinkenden Bestien sollten eigentlich die Untertanen der Frauen sein. Sonst sind sie ja noch nutzloser als sie es eh schon sind. Geht das überhaupt? In diesen Gedanken versunken, beschwert sich Sandy am Stück. Von außen mag es einem vorkommen als ob sie alle Kraft darauf anwenden würde, alles und den Rest an einem Stück zu beschimpfen, doch sie merkt es teilweise nicht einmal. Das macht sie inzwischen schon fast automatisch. Moment! Hat sie da eben nicht etwas gehört? Was war es... Genau! Warum hatte sie das überhört? Cathi hatte eben ganz klar gesagt: „Dann geh wieder ins Zelt und schlafe...“ und noch irgendetwas. Unterbewusst hatte sie es wahrgenommen und darauf geantwortet, doch plötzlich wird ihr die Schönheit dieses Satzes bewusst. Doch bevor es wieder Tag ist, muss sie unbedingt noch etwas machen. Sie dreht sich um und geht auf den Fluss zu. Verfolgt von dem Zirpen der Insekten.

Nazgho kann seinen Augen nicht trauen. Dass er so ein Glück haben sollte, nur weil er den Tag über geschlafen hat! An der anderen Seite des Flusses steht Sandy, die gerade ihre gesamten Kleider fallen gelassen hatte und für einen Augenblick vom Mond beschienen wird, bevor der Schleier aus Wolken sich wieder vor ihn legt. Wie schön sie doch ist... Wie man es als Mann in so einem Fall gar nicht anders machen kann, nähert er sich vorsichtig der nackten Zauberin, die langsam in den Fluss läuft. Auf der Lagerseite des Flusses legt sich der Spanner versteckt ins Gras. Sandys Beine sind inzwischen im Wasser verschwunden, als der Mond erneut für wenige Sekunden die Gegend in dämmrigen Licht daliegen lässt. Ein wundervolles Erlebnis für einen in der Dunkelheit Lebenden Totenbeschwörer, der sich bisher mit Büchern und nicht mit Frauen beschäftigte. Unvorsichtig hebt er den Kopf, um einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Das jedoch ist ein Fehler. Im nächsten Moment verschwindet die wunderschöne Zauberin mit einem gellenden Schrei bis zum Hals ganz im Fluss, ihre Augen zornig auf ihn gerichtet. Was Nazgho jedoch nicht sieht. Stattdessen denkt er ihr wäre vielleicht etwas passiert, vielleicht wurde sie von einem Wassertier angefallen. Die wilden Fantasien die jeder Mann kennt, durchströmen auch Nazgho, so dass er seine Umgebung nur noch schwach wahrnimmt. Vor seinen Augen explodiert es. Sein Herz scheint ihm in den Magen zu rutschen, als er die drei in schneller Folge auf ihn zufliegenden Feuerbälle erkennt. Alle drei jedoch explodieren noch vor ihm in der Luft. Durch diesen Schein erkennt er Sandys erhobene Hand und ihr wutverzerrtes Gesicht. „Spanner! Mistkerl!“ „Warte warte, das ist ein Missverständnis!“ „Und das eine Lüge!“ und noch lauter brüllt sie: „Verschwinde!“ Worauf noch ein Haufen weiterer Feuerbälle folgen. Nazgho erhebt sich langsam aus dem Gras. „Warte, ich wollte wirklich nicht...“ Da sieht er Cathi am anderen Ende des Flusses. „Nein... verdammt!“ So schnell er kann rennt er auf sein Zelt zu. Nun halten ihn wohl alle für pervers.

Nachdem er verschwunden ist, beginnt Sandy sich zu waschen. Cathi, die entnervt am Ufer steht, bemerkt sie allerdings nicht. Diese lässt ein leichtes Hüsteln hören. Sandy dreht sich mit einem Feuerball in der Hand herum, erstarrt jedoch in der Drehung als sie erkennt dass es nur Cathi ist. Die Flammen erlischen. „Ich dachte du wärst noch so einer von diesen... Abartigen! Perversen! Kranken!“ „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht als du geschrieen hast, aber ich glaube das war nicht nötig. Ich gehe zurück, einer muss schließlich aufpassen.“ Sie wirft Sandy einen vernichtenden Blick zu, den diese jedoch im Dunkel nicht als so einen ausmachen kann. Nach einer Weile steigt sie aus dem Wasser, trocknet sich vor einer erschaffenen Flamme für wenige Minuten und zieht sich dann wieder an. Hätte sie doch Ersatzkleidung mitgenommen, obwohl es hieß: Ihr braucht nichts mitzunehmen, außer eure Waffen. Es wird alles Lebensnotwendige gestellt. Ha! Von wegen! Sind frische Kleidung, ein Kamm, ein Spiegel und diverse Körperpflegeprodukte etwas nicht lebensnotwendig? Die Veranstalter sind auf keinen Fall Frauen. Nein! Immerhin hat Sandy daran gedacht sich ein zweites paar Schuhe und sehr viel Unterwäsche mitzunehmen. Nassen Haares stößt sie zu den anderen, wo ihr erst einmal von den Hinterlassenschaften der Ranken schlecht wird. Nachdem jeder berichtet hat was geschehen ist und sie das Verbot aufgedrückt bekam, sich während ihrer Wachzeit wo anders herumzudrücken, legen sie sich schlafen. Alle außer Dudulov, der weiterhin Wache hält. Als er über die Geschichte mit Sandy und Nazgho nachdenkt, lacht er leise in sich hinein. Einerseits würde er Nazgho ja gerne bemitleiden, andererseits jedoch beglückwünscht er ihn in Gedanken.
 
Der dritte Tag - In kleinen Gruppen lässt es sich besser erkunden

„Euer Gezwitscher kann mir gestohlen bleiben, seid endlich still.“ murmelt Nazgho, der es nun endlich geschafft hat sich hinzulegen. Doch Schlaf kann er trotz aller Müdigkeit nicht finden, die Vögel sind einfach viel zu laut. Wer kennt das nicht: Man legt sich gerade hin um zu Schlafen und schon hört man die Vögel zwitschern, laut und einfach nur lästig. Am frühen Morgen jedoch beleben eben jene einen. Doch Nazgho will nicht aufstehen, er will schlafen! Also haben diese Schreihälse auch gefälligst still zu sein! Am anderen Ende des Zelts liegt noch ein weiterer Störenfried, Lars, der unaufhörlich schnarcht und manchmal mittendrin zu Grunzen anfängt. So stellt sich Nazgho nicht seine Morgen im Lager vor, so garantiert nicht! Vielleicht sollte er auch einfach wach bleiben und sich einfach schon früher Schlafen legen. „Was ist bloß in dich gefahren? Du denkst ja schon wie einer von diesen Tagmenschen...“ ermahnt er sich still selbst. „Fiep“ „Sei still“ „Fieep” „Klappe” „Fieeeeep!” „Lass mich doch endlich in Ruhe!“ Nazghos Faust schnellt in die Richtung aus der das Gezwitscher kommt und zu seiner eigenen Überraschung trifft er. Worauf ein Grunzen ertönt und Lars den Totenbeschwörer zurückschlägt. Warum muss dieses Zelt so klein sein? Warum muss Lars so stark sein? Gibt das eine Beule? Fragen über Fragen schwirren durch Nazghos dröhnenden Schädel. „Fiep!“ „Ich halt es nicht mehr aus.“ Hätte ihn nun jemand gesehen, hätte er den müden Totenbeschwörer leicht für tollwütig halten können. Die Augen quellen leicht hervor und sind gerötet und aus seinem Mund rinnt Speichel. Doch solange es kein Schaum ist muss auch er sich keine Sorgen machen. So steht er im Zelt und schaut sich zu allen Seiten um. In einer Ecke sitzt ein Vogel, direkt neben Lars. Na wunderbar, da haben wir ja den Störenfried. Mit einem gezielten Tritt befördert Nazgho den Vogel heraus, wobei er ihm noch einen Fluch hinterher jagt. Erschöpft fällt der Nachtmensch zu Boden.

„Vor mir schwimmen Haare und meine Augen brennen. Ertrinke ich? Oder besser noch: Werde ich gerade ertränkt? Ich bekomme keine Luft, vor meinen Augen wird es schwarz. Sterbe ich? Was geschieht hier? Ich brauche Luft!
Warum träume ich gerade jetzt davon?“ Prustend wacht Nazgho auf. Aus seinem Mund fließt Wasser. „Haben wir es endlich geschafft dich zu wecken.“ Nazgho sieht nicht wer mit ihm spricht, aber den muskulösen ,stark behaarten Beinen nach zu urteilen müsste es eigentlich Lars sein. Aber warum steht die Welt eigentlich Kopf?
Nicht viel früher...:
„Erneut ein wunderschöner Morgen, so wie gestern auch.“ Lars streckt sich und gähnt herzhaft. Danach stupst er Nazgho an. Der rührt sich nicht. „Nazgho, aufwachen! Es ist ein schöner Morgen, die Vögel zwitschern und die Sonne strahlt!“ Noch im Schlaf ballt Nazgho seine Hand zu einer Faust bei den Worten „...die Vögel zwitschern...“, was Lars doch sehr verwundert. Doch ansonsten regt der Totenbeschwörer sich nicht. Auch nachdem Lars ihn umdreht und ihm eine Ohrfeige gibt, zeigt dieser keine Anzeichen aufzuwachen. Da hilft nur noch eins...
Auch aus seinen Ohren rinnen Unmengen von Wasser. „Verstehe ich das richtig... du dicker, schnarchender, dreckiger, nerviger Barbar hast mich eben Kopfüber in dieses Wässerchen gehängt?! Bist du von Sinnen?“ Lachend lässt Lars den Erwachten fallen. „Deine Reaktion gefällt mir, ich sollte dich noch öfter wecken.“ „Bloß nicht...“ Auch Shelil kann sich ein leises Kichern nicht vollends verkneifen. „Scheinen ja alle wach zu sein. Frühaufsteherpack!“ Während Nazgho aufsteht reibt er sich den Kopf. Dröhnende Schmerzen durchzucken diesen. Das Schmerzzentrum wird von einer kleinen Beule gebildet. Manche Tage laufen einfach nicht so wie sie laufen sollen.

Für den anderen Teil der Gruppe beginnt der Morgen etwas anders. „Sandy, aufwachen!“ „Was ist? Lass mich doch noch ein bisschen...“ „Nein, du stehst jetzt auf!“ „Warum?“ „Wir wollen die Gegend erkunden und teilen uns deshalb auf: Zwei gehen erkunden, einer sucht nach Essen und einer bewacht unsere Sachen.“ „Ich bewache den Innenraum...“ Sandy dreht sich zur anderen Seite. „Du kommst sofort raus!“ brüllt Cathi sie an. „Lass mich in Ruhe!“ Daraufhin packt Cathi Sandy an den Beinen und schleift sie nach draußen. „Bist du verrückt? Jetzt bin ich ganz staubig und erdig. Meine Haare sind ganz schmutzig... und meine Kleidung erst!“ Hellblauer Himmel erstreckt sich über ihnen, die Sonne steckt darin wie ein strahlender Fleck. Doch Sandy lässt das kalt. „Ich passe hier auf!“ „Gibs zu, du würdest nur weiterschlafen.“ Cathi rollt mit den Augen. „Konstantin bleibt hier, Cathi und Sandy erkunden die Gegend, ich suche Essen.“ Dudulov scheint selbst schon ausgemacht zu haben wer was macht. „Du kannst doch nicht zwei Frauen die gefährlichste Arbeit machen lassen! Feiglinge!“ Sandy, die inzwischen aufgestanden ist, schnaubt laut auf. Cathi meldet sich zu Wort: „Das wird das beste sein, wenn sie mit auf Erkundung geht, so haben wir heute Abend Essen und noch einen Platz zum Schlafen. Ich bin damit einverstanden, auch wenn ich doch lieber alleine wäre als mit ihr mitzugehen... aber mich interessiert unsere Umgebung sehr. Deshalb stimme ich zu.“ „Konstantin?“ „Das Heim zu verteidigen ist eine ehrenvolle Aufgabe.“ „Gut. Viel Glück.“ Damit wendet sich Dudulov von den anderen ab und verschwindet eine Weile später im Wäldchen. „Warum hat mich niemand gefragt? Ich bin dagegen! Ich weigere mich! Da draußen ist alles so schmutzig und eklig!“ „Willst du auf unser Heim aufpassen? Dann gehe ich mit Cathi mit.“ Konstantin bietet ihr den Platz vor der kleinen Behausung an. Noch bevor sie sich hinsetzen kann, packt Cathi ihr Handgelenk und schleift die zappelnde Sandy mit sich mit. „Cathi! Lass mich los!” Seufzend setzt Cathi den Weg fort.

Schon wenige Minuten nachdem Nazgho aufgeweckt wurde, macht er sich auf den Weg zu Scotts Zelt. Dieser sitzt wach darin und begutachtet seinen fast fertigen Stuhl. Noch bevor er weitermachen kann, spricht Nazgho ihn an: „Wenn du zu viel Zeit hast, würde es dir etwas ausmachen mir eine Angel anzufertigen?“ Scott schüttelt den Kopf, zur Bestätigung dass es ihm nichts ausmache, woraufhin er sich wieder in das Wäldchen begibt. Nazgho versucht ihm zu folgen, jedoch verliert er ihn schnell aus den Augen. Doch leider nicht nur ihn. „Verdammt!“ Fluchend sieht er sich um. Sein Orientierungssinn war noch nie der Beste und auch nun hat er ihn wieder im Stich gelassen. Aber das ist auch verständlich, da für die Meisten jeder Baum gleich aussieht. Unsicher dreht er sich herum und läuft einige Meter. Nichts. Kein Lager, kein Weg, kein Anzeichen von einer bekannten Stelle. Nur die Rufe der Waldtiere. Seufzend starrt er den Baum vor sich an. „Warum muss ich mich eigentlich ständig verlaufen?“ Seine Hand beginnt zu leuchten. Als ob ein kleiner Wirbelsturm auf dem Boden wäre, fegt es die Blätter und Zweige die in einem kleinem Umkreis auf dem Boden liegen in alle Richtungen weg. Im Zentrum dieses Geschehens beginnt die Erde zu zerreißen, explosionsartig bilden sich tiefe Erdspalten im Kreis, bis die Erde fast drei Meter tief gespalten ist. Der gesamten Zylinder aus Erde wird angehoben und fällt zu allen Seiten weg, als zwei Knochenhände aus dem Boden schießen und sich an dem Rand dieses Lochs hinaufziehen. Diesen folgt ein Schädel, mit einem durchlöcherten Helm auf dem Kopf, wobei aus den Augenhöhlen blaue Flammen leuchten. Als der Oberkörper hervorkommt, sind durch die löchrige Rüstung die Rippen zu erkennen, wobei zwischen diesen ein rostiges Schwert steckt. Dieser Untote ist absolut skelettiert, keine Überreste von Haut sind zu erkennen. Er zieht das Schwert aus seinem Skelettkörper und blickt Nazgho in die Augen. „Beschütze mich.“ Endlich ein richtiger Krieger für ihn, Skelette die er aus dem Nichts erschafft sind schwach und auch nicht lange aufrecht zu erhalten, aber wenn er Tote findet die er nur bewegen muss, dann ergeben diese sehr gute Kämpfer. Selbst ohne Waffe sind diese den nicht allzu starken Menschen überlegen. Hier hat er nun endlich einen Kämpfer gefunden. „Wie viele Menschen sind wohl hier schon gefallen?“ Von seinem neuen Begleiter erwartet er keine Antwort, denn ohne das Gehirn kann er weder Denken noch sich an etwas erinnern, wobei er ohne Stimmbänder natürlich auch nicht sprechen kann. Bewegen können sie sich trotzdem, solange jemand diese Puppen steuert. Und das kann Nazgho, besser als jeder andere. Glaubt er.

Nachdem sich Shelil im Wäldchen eine kleine Auszeit gegönnt hat, geht sie wieder ins Lager zurück. Dort trifft sie auf Lars, welcher, mit seinen Beiden Äxten in der Hand, sich gerade erneut ins Blutmoor aufmachen will um dieses zu erkunden. Da Shelil nichts besseres zu tun hat, schließt sie sich ihm kurzerhand an. Die Katare hat sie schon bei sich, weshalb sie noch ohne vorher in ihr Zelt zu gehen direkt mit ihm das Lager verlässt. Sie laufen gemütlich eine Weile, bis sie auf Konstantin treffen, welcher es sich vor der kleinen Asthütte gemütlich gemacht hat. „Hallo Konstantin.“ Lars hebt die Hand zum Gruß. Konstantin schreckt auf und zieht sein Schwert, doch als er gerade aufstehen will erkennt er die Beiden. Daraufhin steckt er das Schwert verlegen wieder ein. „Seid gegrüßt, meine... ähm... Mitstreiter.“ Das Mitstreiter spricht er fragend aus, worauf Shelil, die nun ebenfalls etwas verlegen dreinschaut abwinkt. Lars jedoch lacht lauthals los. „Mitstreiter ist wohl der falsche Ausdruck. Wenn du willst kannst du uns Kumpane nennen, oder einfach nur bei unseren Namen. Ich nenne dich ja auch Konstantin.“ Freundlich schaut Lars den Paladin an. „Wenn Sie meinen.“ „Wenn du meinst! Ich duze dich, du duzt mich!“ Lars streckt ihm die Hand zu, während Shelil ein Lächeln über das Gesicht fliegt. „Was machen Sie... was macht ihr hier draußen?“ „Uns ist langweilig, da kam uns die Idee ein wenig dieses Blutmoor zu erkunden. Wir waren schon mal hier draußen, um nach frischem Essen zu suchen, jedoch haben wir da keine Zeit gefunden diesen Ort genauer zu untersuchen. Weiß eure Gruppe vielleicht warum dieser Ort “Blutmoor“ genannt wird?“ „Nein, aber da ich ehrlich bin muss ich euch gestehen dass wir uns darum auch noch keine Gedanken gemacht haben.“ „Diese Gegend hat eine grausame Geschichte.“ Die drei drehen sich um. Vor ihnen steht Dudulov, der eine Menge Gewächse mit sich trägt. „Was bringt Sie hierher zurück, Dudulov?“ „Ich kann keine Tiere töten.“ „Wenn Sie wünschen übernehme ich Ihre Aufgabe.“ „Ja.“ Verwundert schaut Lars die Beiden an, bis auch er zur Erkenntnis kommt dass sie verschiedenen Aufgaben nachgehen. „Was ist denn hier geschehen, Dudulov?“ Hoffnungsvoll schaut Shelil ihn an, doch seine Antwort befriedigt nicht ihre Neugier. „Ich weiß nichts Genaues.“ „Schade... Man sieht sich, Lars und ich machen uns wieder auf den Weg. Viel Glück“ Dudulov nickt den Beiden zu, bevor diese weitergehen. Nach einer Weile taucht vor ihnen der Eingang einer unterirdischen Höhle auf.

Die Beiden stehen vor einem schwarzen Loch, das von Steinen umgeben ist. Nichts ist in der Höhle zu erkennen, nicht einmal wo der Boden sein könnte. Cathi sucht sich einen Stein und wirft diesen hinein. Sofort trifft dieser auf den Boden. Doch das Geräusch dringt dumpf zu ihnen, als sei er auf etwas weiches gefallen. Verwundert blickt Cathi Sandy an, die sich inzwischen beruhigt hatte. Das Abenteuer scheint ihr doch irgendwie zuzusagen. Wider Cathis Erwarten sagt Sandy voller Enthusiasmus: „Gehen wir in die Höhle, sie interessiert mich.“ Das selbe denkt sich Cathi auch. An dieser Höhle ist eindeutig etwas faul. Normalerweise müsste durch das Tageslicht doch einiges zu erkennen sein, aber der Eingang ist stockdunkel. Als ob es ins Nichts führe. „Ich lasse dir den Vortritt.“ „Feigling!“ „Dann gehe ich eben zuerst.“ Über die Steine rutschend, die am Eingang liegen, betritt Cathi als Erste die Höhle. Sandy folgt ihr vorsichtig. Ein bisschen geht es doch nach unten, stellt Cathi schmerzhaft fest, als sie plötzlich ins Leere tritt und einen knappen Meter nach unten fällt. Die Zauberin ist jedoch vorsichtig genug und ertastet mit den Füßen die plötzliche Senkung, worauf sie herunterklettert. Im Inneren ist die Dunkelheit noch intensiver. Sie ist nicht nur um die Beiden, es fühlt sich an als ob die Dunkelheit mit aller Kraft versucht in sie einzudringen. Temperaturen scheinen dort drin nicht zu existieren, sie spüren weder Kälte noch Wärme. Die Stille ist unnatürlich. Absolut nichts ist zu Hören. Bis der Widerhall eines Rufes ertönt. Der Boden ist normaler Steinboden, soweit sie es erfühlen können, die Wände sind leicht moosbewachsen. Die Luft ist sehr feucht, jedoch wirkt auch dies in keiner Weise natürlich. Es ist eine Feuchtigkeit, die einen versucht zu ersticken, die sich in die Lunge bohrt. Cathi keucht. Sandy geht es nicht besser, während sie angestrengt versucht einen Feuerball zu erschaffen. Ihr gelingt es nicht. Ein Stöhnen ertönt, nicht weit von ihnen, hallt wider und bohrt sich in die Ohren der beiden Kundschafter. Schreiend versuchen sie dieser Höhle zu entkommen, doch sie schaffen es nicht. Der Ausgang ist verschwunden.

Das Stöhnen dringt immer näher an ihre Ohren, dumpf, absterbend. Doch Sandy sieht nichts, nur Schwärze. Ein schwaches Wimmern entflieht Sandys Mund. Auf dem Boden kniend tastet sie mit den Händen die steinerne Wand nach dem Ausweg ab. Sie beschwert sich nicht einmal über die Situation, so sehr hat die Furcht sie übernommen. Tränen laufen ihr über das staubige Gesicht. Sie will raus. Sofort. In Panik krabbelt sie über den Boden, als sie plötzlich gegen etwas stößt und abrutscht. Doch sie landet auf etwas weichem. „Cathi, bist du das?“ Keine Antwort. „Cathi?“ Sandys Stimme war nun ungewöhnlich schrill und mit einem Anflug von Irrsinn belegt. Noch immer antwortet sie nicht. Als sie das weiche vor sich betastet, verliert Sandy vollends den Verstand. Ein menschlicher Körper, schießt es ihr durch den Kopf. Eindeutig eine Frau. „Cathi?“ flüstert Sandy mit zitternder Stimme. Doch dann bemerkt sie etwas. Diese Frau ist tot. In Sandy dreht sich alles. „Sandy, beruhige dich. Hör auf zu weinen, du verstehst es doch noch gar nicht. Du verstehst nichts.“ In ihrem Kopf dröhnen diese Worte. „Wer...?“ „Ja, sie sind tot, aber du weißt nicht einmal was das bedeutet. Warum? Warum? Ich halte es nicht aus!“ Die Stimme in ihrem Inneren wird immer leiser, als ob ihr die Kehle zugeschnürt würde. „Wer ist da?“ verunsichert schaut Sandy, ohne es zu wissen, die Wand direkt vor ihren Augen an. Sie kann es auch nicht wissen. Hier sieht alles gleich aus. Sie könnte die Augen schließen, sie sehe genauso wenig. Doch niemand reagiert. Nur das Stöhnen dringt näher an ihre Ohren. Ein harter Schlag trifft ihr Gesicht und hinterlässt unschöne Kratzer. Etwas knochiges muss sie geschlagen haben. Blut rinnt ihr über die Wangen, während sie mit einem schrillen Schreien zurücktaumelt. Ihre Augen beginnen plötzlich zu leuchten und um sie herum wirbelt ein Sturm aus Feuer, der das perverse Geschehen erhellt. Vor ihr steht eine Leiche, mit zum Schlag erhobenen Armen. Die Zauberin kann nicht mehr aufhören zu Schreien.

Erneut schlägt der Tote zu. In ihrer Panik fällt Sandy wieder auf ihr Hinterteil, wodurch die knochigen Hände ins Leere treffen. Um Sandy herum leuchtet noch immer der Feuerwirbel. Sie starrt ihren Feind voller Angst an. Dieser kommt ihr näher, langsam, schlurfend. Der Mund des Angreifer ist weit aufgerissen, was jedoch nur daran liegt dass nichts mehr den Unterkiefer und den Oberkiefer zusammenhielt, außer allerletzte Reste. Doch es stinkt nicht verwest oder vermodert, der Geruch ist einfach leicht muffig und die Luft schlecht. Das merkt Sandy gar nicht, niemand würde in solch einer Situation darauf achten. Als er plötzlich wieder vor ihr steht, fasst sie sich ein wenig und weicht seinem nächsten Schlag mit einer Seitendrehung aus. Dann steht sie auf. Nun erhascht sie auch einen Blick auf die Leiche, die sie am Boden hat liegen sehen. Eine ehemals wahrscheinlich hübsche Frau, doch der Körper ist an vielen Stellen zerrissen. In ihrer Hand liegt noch immer ein Bogen und auf dem Rücken trägt sie einen Köcher mit Pfeilen. Nein, das ist nicht Cathi. Ein wenig beruhigt versucht die Zauberin einen Feuerball auf den Zombie zu schleudern, doch ihr gelingt es nicht. Sie ist ausgelaugt. Sandy geht zwei Schritte zurück, denn der Untote kommt ihr immer näher. Plötzlich hält sie inne. Sie kann nicht mehr fliehen. Hinter ihr ist eine Wand, links von ihr ebenfalls und vor ihr der Untote. Nach rechts geht es nur noch tiefer in die Höhle, wo bestimmt noch mehr von diesen Kreaturen lauern. Sandy weiß nicht was sie tun soll. Hektisch dreht sie ihren Kopf nach rechts. Aus dem Dunkel erheben sich eindeutig noch weitere Schatten. Nein, diesen Weg zu gehen wäre Selbstmord. Ihr bleibt keine Wahl. Mit einem Satz springt sie dem Zombie entgegen, reißt ihn zu Boden und rennt taumelnd weiter. Dort ist die Jägerin. Sandy entreißt der kalten Hand den Bogen und wirft sich den Köcher über die Schulter. Sie kann zwar nicht gut mit Pfeil und Bogen umgehen, aber in der Theorie beherrscht sie es. Der erste Pfeil rast am Zombie vorbei, der inzwischen wieder aufgestanden ist, gegen die Höhlenwand und zersplittert. Schlurfenden Schrittes nähert der Untote sich wieder. Der Feuerwirbel versagt.

Nein, blind in die Gegend schießen kann man mit Pfeilen nicht. Außerdem hat Sandy dazu eindeutig zu wenige. Noch vier Pfeile liegen in dem gestohlenen Köcher und warten darauf gebraucht zu werden. Doch sie werden hier nicht gebraucht. Verzweifelt packt Sandy den Bogen wie eine Nahkampfwaffe und schwingt ihn vor sich durch die Luft. Nach kurzer Zeit kracht es. Sie hat getroffen, wobei so ein Schlag höchstens zur Verwirrung dient, aber keinem wirklich etwas anhaben kann. Ein Rumpeln ertönt hinter ihr. „Ist da jemand?“ Diese Stimme kennt Sandy. Es ist Shelil. Normalerweise hätte Sandy sie ignoriert oder ihr ein paar Beleidigungen zugeworfen, doch stattdessen ist sie erleichtert. „Ich... Cathi muss hier auch sein.“ antwortet Sandy, der die Panik noch nicht ganz aus der Stimme gewichen ist. Shelil wundert sich. „Aber du weißt schon dass ich es bin, oder, Sandy?“ „Natürlich...“ Ungläubig schüttelt Shelil den Kopf. Keine Beleidigung. Nein, Sandy scheint sogar erfreut zu sein dass Shelil hier ist. „Stickig hier unten.“ Lars ist auch in der Höhle. „Und dunkel.“ ergänzt ihn Shelil. Sandy, die sich zu den beiden umgedreht hat, natürlich nur indem sie der Richtung der Stimme gefolgt ist, wird ohne Vorwarnung mit voller Wucht in den Rücken getroffen. Keuchend fällt sie zu Boden. „Sandy, ist alles in Ordnung?“ Shelil scheint doch leicht besorgt zu sein. Aus ihrer Tasche kramt sie eine kleine Bombe, die sie vor sich legt und zündet. Eine kleine Flamme kommt daraus hervor und für einen kurzen Moment bekommt Shelil die Gelegenheit das Geschehen zu überblicken. Blutend liegt Sandy am Boden und über ihr steht eine halb verweste Gestalt. Ohne zu zögern zieht sie sich aus ihrem Beutel zwei Ninjasterne, die sie in die erneut eingetretene Dunkelheit wirft. Zwei mal kracht es. Sie hören etwas dumpf zu Boden stürzen. „Lars, lauf so schnell du kannst zur Feuerstelle und hol eine Fackel, wir müssen so schnell wie möglich Cathi finden. Sandy hat gesagt sie sei hier. Ich passe solange auf sie hier auf.“ Lars, der noch immer direkt vor dem Eingang steht, dreht sich ohne diesen zu sehen um und steigt aus der Höhle. Plötzlich umgibt ihn wieder Licht und die Rufe der Tiere ertönen. Das kann nicht in ein und derselben Welt sein. Es ist zu verschieden. Etwas geht hier vor.

So schnell er kann rast Lars dem Lager entgegen, als plötzlich vor ihm eine kleine rote Gestalt mit einem Schwert auftaucht. Nein, für einen langen Kampf hat er keine Zeit. Mit einem Hieb stößt er das Wesen aus dem Weg, welches taumelnd stehen bleibt. Im Lager angekommen, trifft er Scott. Dieser sitzt an der Feuerstelle und arbeitet an etwas, das wie eine Angel aussieht. „Du siehst doch im Dunkeln wenn ich richtig weiß, wir brauchen deine Hilfe! Folge mir!“ bringt Lars keuchend hervor. Der Weg vom Lager zur Höhle ist nicht gerade ein Kurzer. Das Feuer glimmt noch ganz leicht, weshalb er schnell trockene Baumrinde und Zweige hereinwirft. Als es nach fast einer Minute richtig brennt, schnappt er sich die dicksten zwei Äste die er finden kann und hebt sie ins Feuer. Einen reicht er Scott, der Lars ohne ein Wort hinterher rennt. Nach einiger Zeit erreichen sie erneut die Höhle, in die Lars sich blindlings stürzt, hinter ihm her Scott. Die „Fackeln“ scheinen auszugehen, durch die merkwürdig hohe Luftfeuchtigkeit, doch sie fangen sich sofort wieder und brennen weiter. Im Inneren der Höhle wartet Shelil, die neben Sandy kniet und ihr mit Stofffetzen, die sie aus ihrer und Sandys Kleidung gerissen hat, erste Hilfe zu leisten versucht. Jedoch schafft sie das aufgrund des Lichtmangels nicht ganz. Erleichtert erblickt sie Lars und Scott. „Gott sei Dank!“ „Wir suchen nach Cathi, ist das richtig so oder soll sich jemand von uns beiden um Sandy kümmern?“ „Sucht, aber lasst mir eine Fackel hier.“ Lars reicht Shelil die provisorische Fackel und verschwindet mit Scott in den Tiefen der Höhle, die hinter sich her einen Schweif aus Licht ziehen.

Doch was machen eigentlich gerade die anderen? Dudulov bewacht noch immer die Unterkunft, bei ihm gab es bisher keine speziellen Vorkommnisse. Alles ist ruhig. Zu ruhig vielleicht, aber das stört ihn nicht im Geringsten. Bis ihm ein Vogel entgegenkommt. Das Tier wirkt aufgeregt und kreischt Dudulov direkt zu. „Narren, warum ausgerechnet dorthin?“ Am liebsten würde er auch in die Höhle, von der er ebenso viele Erzählungen und Legenden hörte wie von dem Turm der Gräfin und weiteren Orten wie diesen, doch er kann es nicht. Er muss hier aufpassen. Deshalb bleibt er liegen und starrt in den blauen Himmel. Die Höhle, so heißt es, war früher die Unterkunft einer Horde von Dämonen. Die stärksten Krieger und weisesten Magier aus den Dörfern der Umgebung versuchten diese Dämonen auszurotten, da eine weitere Legende besagte dass man, wenn man alle Kreaturen vernichtete, eine mächtige Fähigkeit bekomme. So stürzten sich viele Leute áus Gier in den Tod. Die einen wollten übermenschliche Kraft, die anderen den ultimativen Zauber und weitere die Fähigkeit Gold zu erschaffen. Doch nur einer kehrte aus dieser Welt der Dämonen wieder zurück. Ein Druide, der die hohe Kunst der Tierbeschwörung beherrschte. Um ihn herum, so wird berichtet, fand sich eine Horde von Wölfen und ein Bär, über ihm flogen Raben und aus dem Boden schoss eine Schlange. Diese Schlange war natürlich nur eine einfache Ranke, kein wirkliches Tier, sondern eher eine Pflanze. Doch alle Tiere waren verletzt und verschwanden schon nach kurzer Zeit wieder. Der Druide selbst hatte zwar keine Verletzungen, war aber geschwächt und brach, in Tristram zurück, zusammen. Seinen Berichten zufolge sollte dort unten eine Dunkelheit herrschen, die selbst die Sinne vernebelt, eine Kälte herrschen die man nur innerlich spürt und die Luft sei wie dampfendes Blut. Inwiefern das alles wahr ist, weiß man natürlich nicht, da der Druide angeblich zu erschöpft war um noch richtig sprechen zu können. Doch mindestens einen Funken Wahrheit musste diese Erzählung beinhalten. Mindestens. Dudulov pflückt sich einen Grashalm vom Boden und kaut in Gedanken versunken darauf herum. Hoffentlich geht es den anderen gut.

Keine Möglichkeit mehr zu entkommen, nein, es bleibt ihm keine Chance. Die mindestens zehn mal so hohe Gestalt hat ein Schwert und er ist in die Ecke gedrängt, ohne eine Chance zu entkommen. Doch! Dort! Er hebt sein Schwert, das ist die Gelegenheit! Mit einem schnellen Satz nach vorne, springt der Hase zwischen den Beinen des Paladins hindurch. Konstantins Klinge rast auf den Erdboden zu und bleibt darin Stecken. Zornig zieht er sie wieder heraus und rast seinem Opfer hinterher. Dieses verschwindet jedoch in einem Bau, wahrscheinlich seinem eigenen, und Konstantin gibt sich geschlagen. Seit ungefähr einer Stunde schon versucht er nun etwas zu fangen, doch nichts hat er erwischt. Keinen Hasen, kein Reh, kein anderes Tier. Einfach nur Wald, Bäume, Erde, Büsche und Sträucher. Und nun ist ihm sein einziges Opfer entkommen. Während er in sich hineinflucht, raschelt es plötzlich aus der Nähe. Erst entdeckt Konstantin nichts, doch dann sieht er den Grund für das Rascheln. Ein Wildschwein. Es ist zwar nicht wirklich ein großes Tier seiner Art, jedoch ist auch dieses gefährlich. Noch hat das Wesen Konstantin zwar nicht gewittert, aber der Paladin steht sehr ungünstig. Gerade will er sich hinter dem nächstbesten Baum verstecken, da wird er auch schon entdeckt. Nun bleibt ihm keine andere Wahl. Er zieht sein Schwert. Schon rennt das Tier wie wild auf ihn zu und mit einem Sprung zur Seite weicht der Kämpfer geschickt aus. Vor dem Baum kann das Tier jedoch noch anhalten und rennt direkt wieder auf Konstantin zu. Trotz der Größe dieses Tiers, scheint es doch der Beherrscher dieses Waldstücks zu sein. Da kann es sich nicht erlauben einen Stärkeren hier Leben zu lassen. Die spitzen, kurzen Hauer des Wildschweins sind auf Konstantin gerichtet. Der Paladin konzentriert sich und unter seinen Füßen beginnt es zu leuchten. Ein Kreis aus orangenen, leuchtenden Kugeln kommt aus seinen Füßen und bläht sich um sie auf, bevor sie verschwinden und dieser Vorgang sich wiederholt. Er fühlt sich wie beflügelt und mit einem schnellen Schritt zur Seite weicht er dem Angreifer mühelos aus. Nun ist Konstantins Chance gekommen. Rasend schnell holt er das Tier ein und versenkt sein Schwert im Rücken der kleinen Bestie. Ein Quieken durchfährt den Wald und das Wildschwein bricht zusammen. Nach wenigen Sekunden ist es tot. Damit macht sich Konstantin mit seiner Beute auf einen mühsamen Rückweg, wobei es nur mühsam ist, da das Vieh schwerer ist als er es erwartet hatte.

Kommen wir wieder zu unserem einsamen Krieger zurück. Obwohl – so einsam ist er ja gar nicht mehr. Wobei wohl niemand den Skelettkrieger zu seiner Rechten als einen Begleiter zählen will. Denn selbst wenn neben dir eine bewegliche Pflanze wäre, würdest du dich doch irgendwie alleine fühlen. Damit hat Nazgho allerdings rein gar kein Problem. Er ist es gewohnt alleine zu sein, so wie es ihm auch nicht fremd ist sich zu verlaufen. Doch das ist wieder eine ganz andere Geschichte. „Suche eine Stelle zur Orientierung!“ schießt es ihm durch den Kopf. Ja, der Baum sieht gut aus. Sehr klein, mager, fast schon knochig. Dennoch ist er mit riesenhaften Blättern behangen. Solche Bäume findet man nicht allzu oft. Aus einem Busch ganz in der Nähe dieses Baums dringt ein Rascheln. Nazgho versteckt sich hinter seinem Skelettkrieger, als vor ihm ein Wesen mit grauem Fell auftaucht. Ein Wolf. Das ist gut. Sehr gut. „Töte ihn... aber hack ihm ja nicht den Kopf ab!“ befiehlt der Totenbeschwörer seiner Marionette. Knurrend und in Angriffsstellung steht der Wolf nicht weit entfernt von ihnen. In dem Moment, als das Skelett sich bewegt, springt er ab, mit den Klauen voran. Nazgho reagiert nicht schnell genug um seiner Kreatur den Befehl zum Zuschlagen zu geben und schon liegt sie am Boden. Zornig reißt der Wolf dem Krieger, dessen rostiges Schwert vor Nazghos Füße gefallen war, die Knochen aus. Nazghos Arm beginnt zu bluten. Das ist der Preis dafür, wenn man einen Toten erweckt. Man muss den Teil seines Körpers anbieten, wobei unvorsichtige Totenbeschwörer dies manchmal nicht gut genug beschwören, weshalb sie dann ganze Körperteile verlieren. Doch geschickte Totenbeschwörer verletzen sich nur, wenn ihre Marionette zerstört wird. Aber was jetzt? Nazgho hat niemanden mehr, den er steuern kann, weshalb er relativ hilflos dasteht. Jedoch nur relativ. Vor ihm liegt das Schwert, welches er nun bemerkt. Während der Wolf noch mit dem Skelett beschäftigt ist, hebt Nazgho die Waffe auf und schleicht sich um das Tier herum. Noch bevor das Raubtier reagieren kann, ist sein Rücken aufgeschlitzt. Blut tränkt das Fell und der Wolf fällt um. Nach wenigen weiteren Atemzügen ist er tot. Nazghos Hände leuchten erneut und der Wolf steht auf. „Noch hast du dein Gehirn, also erinnerst du dich an alles. Zeige mir den Weg zurück ins Lager. Doch der Wolf winselt nur und schüttelt wie ein Mensch den Kopf. „Verflucht, warum muss ich gerade einen Wolf erwischen der sich nicht auskennt?“ Wenn Lebewesen direkt nach ihrem Ableben wiederbelebt werden, haben sie noch alle Funktionen ihres Körpers, weshalb auch solche Befehle vom Beschwörer gegeben werden können. Doch besteht die Kreatur nur noch aus Knochen, hat sie keine Erinnerung, kein Leben. Sie kann sich nur bewegen, wie der Meister es befiehlt. „Dann beschütze mich!“ Entnervt macht sich Nazgho auf seinen weiteren Weg.

Warum nur? „Warum muss ich gerade auf einen Wolf treffen der einen genauso schlechten Orientierungssinn hat wie ich und sich nur in diese Gegend verirrt hat?“ flucht Nazgho in sich hinein. Zurück zu dem Baum. Sehr weit kann Nazgho ja nicht vom Lager entfernt sein, höchstens zwei, drei Kilometer. Erst einmal vom Baum aus nach rechts. Rechts von Nazgho führt ein schmaler Pfad zwischen hohen, fauligen Bäumen vorbei. Er schaut sich das ganze genau an und geht los, hinter ihm her sein treuer Begleiter. Die Zweige unter seinen Füßen knacken und ein sanfter Wind durchzieht den Wald. Wenn er hier einfach nur faulenzen würde, wäre der ganze Ort viel gemütlicher. Doch wenn man sich verläuft ist kein Ort für einen gemütlich, nicht einmal ein Wald durch den sanft ein Windhauch weht. Als Nazgho auf einer Lichtung steht, richtet sich sein Blick gen Himmel. Die Sonne steht hoch am Himmel, es dürfte Mittag sein. So bleibt ihm zwar noch sehr viel Zeit, aber sein Magen knurrt gelegentlich und sein Hals fühlt sich ausgetrocknet an. Doch das alles ist ihm nur zu bekannt. Er läuft einfach geradeaus weiter, bis er an eine dichte Baumgruppe kommt. Nein, dort ist er noch nie gewesen. Nazgho dreht sich um und geht ein paar Schritte, während der Wolf ihm wie ein treues Hündchen hinterher watschelt. Nur schade dass das Blut das an dem Fell des Wolfes klebt den Anblick nicht ganz so idyllisch erscheinen lässt. Nazgho bleibt mit seinem Wolf zusammen synchron stehen. Vor ihm erstreckt sich ein Graben, mindestens drei Meter breit, zwei Meter lang und so tief, dass man den Boden nicht erkennen kann. Auch in Nazgho erwacht die Neugier, doch er würde es vorziehen erst einmal ins Lager zurückzukehren und sich das Loch später genauer anzuschauen. Doch er würde wohl kaum wieder hierher zurückfinden. Wie es auch Cathi zuvor gemacht hat, wovon Nazgho selbstverständlich keine Ahnung hat, schnappt er sich einen Stein und wirft ihn in das Loch. Nach fast zwei Sekunden hören sie den Widerhall des aufgeschlagenen Steins. Nazgho schüttelt den Kopf. Zu tief. Doch dann fällt ihm plötzlich etwas auf. Als er vor der Baumgruppe stand, hat er sich doch einmal gedreht und ist genauso zurückgelaufen wie vorher, also warum ist nun plötzlich diese Kluft hier? Er hat sich doch nicht noch mehr verlaufen? Mit einem Seufzen legt er sich an den Rand der Spalte und lässt seine Beine baumeln. Über ihm erstreckt sich ein Himmel aus Blättern.

„Cathi, wo bist du?“ brüllt Lars. Der Ruf hallt dumpf wieder, wird verzerrt und verklingt als halb erstickter Todesschrei. „Unheimlich hier, Scott.“ Scott zuckt mit den Achseln und streckt Lars die Fackel hin. „Ich brauche meine Hände für die Äxte, ich kann die Fackel nicht nehmen.“ Scott schüttelt den Kopf und zeigt auf die Fackel. Erst jetzt fällt Lars auf, dass sie fast verloschen ist. „Gehen wir vorerst zurück, Cathi antwortet doch nicht. Vielleicht ist sie schon wieder weg.“ Der Barbar nickt in Richtung von Shelil, deren Licht gerade noch so zu sehen ist. Doch gerade als die beiden sich umdrehen, tauchen vor ihnen drei kleine rote Wesen mit Waffen in den Händen auf. „Rakanischu!“ Eines der Wesen hebt seinen Arm in die Höhe und die beiden anderen rennen auf Lars und Scott zu. Die Axt des Kriegers zieht eine grobe Linie durch die Luft und kracht gegen den Boden, direkt dahin wo kurz zuvor noch eines der Wesen stand. Dieses jedoch ist flinker als er es von ihm bisher erwartet hatte. Es hat sich zur Seite gedreht und sein Schwert direkt in Lars’ Richtung gestoßen. Doch noch bevor die Klinge sich tiefer als wenige Millimeter zwischen die Rippen des Muskelmannes bohren kann, schreit das lichterloh in Flammen stehende Wesen auf. Scott hatte die Kreatur von hinten an den Haaren gepackt und diese mit der Fackel angezündet. Schreiend und brennend rennt das rote Wesen wild umher, ohne dabei auf seine Kumpane zu achten, die mit seiner Berührung auch Feuer fangen. Nach kurzer Zeit fallen sie um und von den am Boden liegenden, noch immer brennenden Wesen steigt Rauch auf. Inzwischen sind sie auch die einzige Lichtquelle, denn die provisorische Fackel hat während des Kampfes den Geist aufgegeben. Instinktiv hebt sich Lars die Nase zu, doch Scott schüttelt den Kopf, weshalb er wieder seine Finger von der Nase nimmt. In der Luft liegt kein Geruch verbrannten Fleisches, einzig und allein der muffige Geruch, der schon die ganze Zeit herrscht ist wahrzunehmen. Die kurze Stille wird durch ein ohrenbetäubendes Krachen hinter den Beiden durchbrochen.

„Was? Sie sind nun in einer gefährlichen Höhle? Ich muss ihnen zu Hilfe eilen!“ ruft Konstantin sichtlich geschockt aus. Dudulov nickt. Als Konstantin diese Nachricht vernommen hatte, ist ihm seine Beute sofort vom Rücken gefallen. „Keine Sorge, sie sind stark.“ „Es sind Frauen! Es ist unsere Pflicht ihnen zu helfen!“ „Es ist meine Pflicht das hier zu bewachen.“ Dudulov bleibt eiskalt, was Konstantin noch mehr erschreckt. „Du machst Essen. Du kannst das.“ „Aber sie sind doch in Gefahr.“ „Sie werden wiederkommen.“ „Aber ich muss ihnen helfen, ich kann doch nicht ignorieren wie sich zwei wehrlose Frauen Todesgefahren aussetzen. Mein Gewissen und mein Kodex als Paladin verbieten mir dies.“ „Wehrlos?“ „Sandy kann zaubern und Cathi ist eine Amazone, aber es sind Frauen!“ „Starke Frauen.“ „Schweige bitte, Dudulov. Auch du wirst mich nicht abhalten können die beiden zu retten. Niemand wird mich aufhalten können.“ „Du bereitest das Essen.“ „Was ist wichtiger: das Leben oder ein Bissen zu Essen?“ „Ohne Essen stirbt man auch.“ „Aber garantiert nicht nach einem Tag und wenn du es für so dringend hältst, dann bereite du es doch zu. Ich kann hier nicht einfach so herumstehen.“ „Setz dich.“ Langsam erkennt man, dass auch Paladine irgendwann ihre Geduld verlieren. Mit einem zornigen Blick auf Dudulov macht sich Konstantin auf den Weg zu den Beiden. Welchen Weg? „Dudulov, wo liegt diese Höhle eigentlich.“ Konstantin erwartet keine Antwort. Dudulov würde es ihm nicht verraten, egal was er tun würde. „Dort.“ Der Druide hebt seinen Finger und zeigt in eine Richtung, in die man geht wenn man geradewegs aus dem Unterschlupf kommt. Zuerst ist Konstantin verblüfft und starrt Dudulov mit weit aufgerissenem Mund an. Doch dann lächelt er abfällig. Dudulov will ihn doch bestimmt auf den Arm nehmen. Der Paladin dreht sich um und geht in genau die entgegengesetzte Richtung. Als er außer Reichweite ist, lacht der Druide in sich hinein. Er hat Konstantin den Weg gezeigt, was der draus macht ist seine Sache. So bleibt er vor dem Unterschlupf sitzen und beobachtet seine Umgebung.

Wenige Minuten später zuckt Dudulov heftig zusammen. Drei riesenhafte Schemen kommen auf ihn zu. Fast zweieinhalb Meter hoch ist jeder einzelne von ihnen, mit kräftigen Armen und Fäusten wie Felsbrocken. Jeder von ihnen weist einen kleinen Buckel auf und der Kopf wirkt aufgrund des fehlenden Halses wie ein Teil des Oberkörpers. Dudulov hat von diesen Tieren gehört, man nennt sie aufgrund ihrer Größe und Stärke Gargantuas. Doch normalerweise sollten sie nicht hier sein. Die Vögel haben ihm doch berichtet, dass diese Wesen sich nur selten in diese Gegend begeben, da sie sich nie von alleine in die Nähe der Menschen begeben. Jedoch ist es etwas anderes wenn die Menschen zu ihnen kommen. Dann mutieren diese friedliebenden Tiere mit dem kuschelig weichen Fell zu brutalen und unaufhaltsamen Bestien, denen gegenüber kein normaler Mensch eine Chance hat. Doch Dudulov ist kein normaler Mensch, wenn ihn diese Wesen angreifen sollten, würde er keine Sekunde zögern und ihnen zeigen wer der mächtigere ist. Wobei drei doch vielleicht eine Nummer zu groß für ihn sind. „Was wollt ihr.“ Noch bevor ihm die Riesen antworten können, erkennt Dudulov selbst den Grund. „Das gehört uns.“ Dudulov zeigt mit seiner rechten Hand auf das erlegte Wildschwein hinter sich, während die Handfläche seiner rechten den Boden fixiert. Spiralförmig erhebt sich die trockene Erde um wenige Zentimeter, bevor die Erhebung wie eine Schlange auf die drei Gargantuas zurast. Dudulov weiß, dass diese Tiere so versessen darauf sind, an ihr Fressen zu kommen, dass er es von vorneherein ausschließen kann friedlich mit ihnen zu Reden. Nein, entweder er gibt ihnen sein Essen, oder er muss sie aus dem Weg räumen. So bleibt ihm keine andere Wahl. Der Boden bricht auf und die Ranke schießt auf den ersten Gegner zu, Erdbrocken in alle Richtungen verteilend. Mit seinen riesigen Händen greift der Gargantua nach ihr und drückt zu. Vor dem Gesicht des Wesen explodiert der Kopf der Pflanze.

Trotzdem bewahrt Dudulov seine innere Ruhe, während sich die nächste Ranke neben ihm windet. Etwas wie ein Lachen entfährt dem hässlichen Gesicht des Wesens, das immer noch die schlaffen Überreste der letzten Pflanze in der Hand hält. Verspottend wirft er sie vor Dudulov. Ein Fehler. Dudulov greift nach der abgestorbenen Ranke und wickelt sich ein kurzes Stück um die Hand. Der dumme Riese kapiert nichts. Schon schnellt Dudulovs Hand hervor und mit einem Knall trifft Dudulovs Peitsche den Gargantua mitten ins Gesicht. Während die anderen Beiden verwirrt ihren im Gesicht blutenden Kameraden kurz anstarren, rast die Ranke unter einem von ihnen durch und bohrt sich von hinten in ihn hinein. Der Gargantua mit dem Riss in seiner verzerrten Fratze rast auf Dudulov zu, doch der macht einen Satz nach vorne und rammt ihm die Keule in den Magen, während ein anderer Gargantua tot umfällt. Mit einem Grinsen beglückwünscht der Druide sein Geschöpf. Es war in den Feind eingedrungen und hatte seine inneren Organe zerfressen, wobei sie danach wieder direkt in die Erde eingetaucht war. Der Berg vor Dudulov ächzt und fällt um, bleibt jedoch nur lange genug liegen um dem Druiden wenige Meter Abstand zuzugestehen, bevor der Riese mit seinem Mitstreiter auf ihn zurennt. Die Ranke ist zu weit entfernt, sie kann Dudulov jetzt nicht helfen. Magie kann er nicht anwenden, seine Vorräte sind völlig ausgeschöpft. Erneut reißt er seinen Arm vor und die Peitsche schießt auf den Gargantua zu, der jedoch dazugelernt hat und sie packt. Grunzend reißt er die Waffe nach hinten und Dudulov fliegt direkt auf ihn zu. Mitten im Flug jedoch lässt er los und landet so mit dem Kopf im Magen des Feindes. Dieser zuckt kurz zusammen, doch Dudulovs Kopf dröhnt als ob er gegen einen Stein gerannt wäre. Instinktiv rollt er zur Seite, gerade noch rechtzeitig um dem riesenhaften Fuß zu entgehen. Ein Zittern durchfährt den Boden, als er auf den Boden trifft. Kurz vorher war dort noch Dudulovs Kopf. Mit einem Wutschrei stürzt der Riese auf den am Boden liegenden Druiden zu und dieser rutscht zurück, was ihm jedoch nicht sofort hilft, denn in dem Moment hält der Gargantua inne. Doch als dieser Blut spuckt und krachend zu Boden stürzt, erkennt Dudulov, dass es doch gut war ein wenig zurückzuweichen. Ohne Hemmungen tritt der letzte der drei Feinde auf seinen toten Freund, um die Ranke die sich darin satt frisst zu töten. Mit Erfolg. Nun steht der Riese mit einem hasserfüllten Lächeln, was bei dem Gesicht eines Gargantuas jedoch sehr ekelerregend ist, vor dem entkräfteten Dudulov.

Ein sanfter Wind weht über das Blutmoor und bringt die Grashalme zum Rascheln. Der Gargantua hinkt grunzend auf Dudulov zu, der inzwischen taumelnd aufgestanden ist. Seine Hose ist staubig und zerkratzt, seine recht Hand blutet. Sein Feind steht inzwischen vor ihm und holt zum Schlag aus. Instinktiv hält er die Keule zum Schutz nach vorne, die den Schlag des Riesen ablenkt, wodurch Dudulov nicht direkt ins Gesicht, sondern nur seitlich gegen den Unterkiefer getroffen wird. Er fällt ein paar Schritte nach hinten, bleibt jedoch stehen. Leicht taumelnd weicht er noch ein wenig zurück. Dann bleibt er stehen. Er kann nicht weiter, hinter ihm ist eine Steinwand, der die Ebene mit dem Wald abgrenzt. Normalerweise würde er ja jetzt einfach über die Wand steigen und in den Wald flüchten, doch das kann er nicht. Er hat eine Aufgabe. Lockend zwitschern hinter Dudulov vereinzelt Vögel. Soll er vielleicht ihre Hilfe erbitten? Nein, das geht nicht, denn auch sie verspüren einem Riesen wie dem Gargantua gegenüber Furcht. Schweiß rinnt die Stirn des Druiden herunter, vermischt sich mit dem Schmutz in seinem Gesicht und tropft braun zu Boden. Plötzlich dreht sich der Gargantua um und rast auf die Unterkunft zu. Nun muss Dudulov handeln. Er packt einen losen Stein von der Mauer hinter ihm und wirft ihn mit aller Kraft in Richtung des Gegners. Fernkampf ist nichts, was ein Druide jemals lernt, weshalb der Stein nur den Arm des Riesen trifft und dann mit einem dumpfen Knall zu Boden fällt. Doch der Gargantua ist nicht dumm und rennt deshalb weiter auf die Unterkunft der Truppe zu, anstatt in blinder Wut zu Dudulov zu rennen. Er weiß, dass der Druide zu geschwächt ist um ihm etwas anhaben zu können. Außerdem will er menschliche Opfer vermeiden, sonst wird er gejagt. So aber zerstört er nur die Unterkunft und nimmt sich das Wildschwein mit. „Er hat zwei deiner Freunde ermordet.“ erinnert ihn eine Stimme in seinem Kopf. „Wenn du ihn tötest wirst du von dessen Mitstreitern verfolgt und getötet.“ „Er ist geschwächt, jetzt hast du die Chance“ „Lass ihn zurück, du willst doch nicht zum Mörder werden. Du wärst dann genauso wie er!“ „Rache!“ „Ein reines Gewissen!“ Kurz vor der Unterkunft bleibt der Gargantua stehen. Einen weiteren kurzen Moment denkt er nach, dann dreht er sich zu Dudulov um. Rache.

Wütend stampft Konstantin auf, als er nach einiger Zeit noch nicht die Höhle gefunden hat. Vielleicht geht er einfach die falsche Richtung? Vielleicht hatte Dudulov ihm auch die richtige Richtung gezeigt, damit Konstantin denkt er würde ihm die falsche Richtung zeigen und deshalb in die andere gehen. Oder es war einfach keine von beiden Richtungen. „Ich werde ihn einfach noch mal in aller Ruhe fragen.“ um sich selbst zu beruhigen atmet er kurz tief ein und aus, knackt mit den Fingern und macht dann kehrt. Sein Kurzschwert wild vor sich her fuchtelnd bahnt er sich seinen Weg zurück aus dem Wald. Nach einer Weile steht er wieder vor der Steinwand und klettert darüber. Dabei rutscht ihm sein Schwert aus der Hand und landet scheppernd auf dem Boden. Fluchend hebt er es auf und schämt sich gleichzeitig dafür, so wütend zu sein. Er darf das nicht, er ist ein Paladin. Er muss die Ruhe bewahren und in allem Geduld zeigen und Frieden ausstrahlen. Zum Teufel damit! „Verdammter Kodex...“ Am liebsten hätte er einfach seinen Lebensstil hingeschmissen und seinen guten Ruf in den Fluss geworfen. Einfach wieder Gastwirt in seiner Heimatstadt sein, ja, das wäre es. Das wäre wundervoll. In Gedanken versunken geht er wieder den Weg zurück, den er entgegen Dudulovs Anweisung entlangging. „Denke daran warum du Paladin wurdest!“ ermahnt er sich selbst. In der Ferne taucht eine große Gestalt auf. Konstantin nimmt sie ernst nicht wahr, doch dann reißt er voller Schrecken den Mund auf. Er beginnt zu rennen und als er näher kommt sieht er Dudulov erschöpft gegen die Wand gelehnt, während das Monster langsam auf ihn zukommt. Auf dem Boden, der aus blutroter Erde zu sein scheint, liegen zwei weitere dieser Kreaturen. Das sind garantiert keine friedlichen Wesen. Im Lauf zieht Konstantin das Schwert und gerade als der Riese zum Schlag gegen Dudulov ausholt, bohrt sich Konstantins Klinge zwischen seinen Rippen hindurch. Vor Dudulovs Augen funkelt die Schwertspitze kurz auf, bevor sie wieder verschwindet. Wie in Raserei rammt der Paladin sein Schwert in den Gargantua, bis dieser von Wunden übersäht und sein Fell von Blut getränkt ist. Damit er nicht auf Dudulov stürzt, rammt er ihm erneut das Schwert in den Körper und zieht ihn zu Boden. Dudulov atmet erleichtert auf.

„Vielen Dank.“ „Scheint ja ein harter Kampf gewesen zu sein.“ Dudulov schweigt zustimmend. „Was sind das für Kreaturen?“ „Gargantuas.“ „Haben sie dich einfach so angegriffen oder hast du sie provoziert?“ „Sie hatten Hunger.“ „Sie essen Menschen?“ „Nein, aber Wildschwein.“ Konstantin dreht sich zu seiner Beute um und schaut dann Dudulov zweifelnd an. „Warum hast du es ihnen dann nicht einfach gegeben? Du wärst sicher gewesen!“ „Ich bewache unser Eigentum.“ „Na und? Menschenleben sind weit wichtiger als irgendwelches Eigentum!“ Denk daran warum du Paladin wurdest... Gequält verzieht Konstantin das Gesicht, was Dudulov nicht entgeht. Jedoch fragt er nicht warum. Wenn es ihn nichts angeht, dann hat er sich auch nicht einzumischen. Vielleicht hatte er ja mal einen wichtigen Menschen verloren? Der Druide liegt im Gras, während Konstantin, sich auf die Lippe beißend, den lilafarbenen Himmel betrachtet. Der Mond steht schon am Himmel, jedoch ist es noch zu hell um ihn leuchten zu sehen. Doch nicht mehr lange, dann wird sich das Himmelszelt dunkelblau färben. „Gibt es etwas neues von Sandy und Cathi?“ „Ich weiß nicht.“ „Dann zeige mir den Weg zur Höhle, ich halte es nicht aus vor Sorge um die Beiden!“ „Warum?“ „Ich will niemanden sterben sehen!“ „Du kannst nicht gehen.“ „Warum denn nicht?“ „Du musst Wache halten.“ „Dazu bist du doch da?“ „Ich bin geschwächt.“ „Dann können wir also nur warten und hoffen dass ihnen nichts zustößt.“ Dudulov schüttelt den Kopf. „Wir bereiten ein Mahl vor.“ Konstantin fasst sich an den Kopf, womit er sagen will „wie konnte ich das vergessen?“ „Ich kümmere mich um das Fleisch.“ „Gut. Wir brauchen auch Feuer.“ Konstantin nickt, packt sich das Wildschwein und sein Schwert und macht sich zum Fluss auf.

Noch immer spenden die brennenden Körper der kleinen roten Kreaturen Licht, weshalb Lars und Scott erkennen können was soeben geschehen ist. Als sie sich umdrehen steht vor ihnen ein weiteres rotes Wesen, welches jedoch größer als die anderen ist und in der einen Hand eine Standarte trägt. Auch die Kleider dieser Kreatur sind anders und wirken wie die eines menschlichen Schamanen. Deshalb nehmen sie an, dass es der Anführer der drei Dämonen ist, die sie soeben erfolgreich beseitigt haben. Doch noch während sie erstaunt dieses Wesen anstarren, fällt es zu Boden. Mit einem schleifen zieht Cathi ihren Wurfspeer, den sie in diesem Fall als Nahkampfwaffe benutzt hatte, wieder aus dem Schädel des Dämonen heraus. „Da bist du! Warum hast du nicht geantwortet?“ voller Freude begrüßt Lars die Amazone, während Scott der Standarte, die der Anführer der Wesen noch immer umklammert hält, all seine Aufmerksamkeit entgegenbringt. „Ich hatte keine Gelegenheit, ich habe mich in einer Höhlenspalte versteckt und vor mir sind die ganze Zeit diese Kreaturen umhergelaufen. Hätte ich mich für euch bemerkbar gemacht, wäre ich Geschichte gewesen. Vielen Dank dass ihr mich gefunden habt.“ Dann reißt sie plötzlich die Augen auf „Hat Sandy euch zu Hilfe gerufen.“ Lars schüttelt den Kopf und zeigt in Richtung des Ausgangs. „Wir waren auch auf Erkundung und haben diese Höhle entdeckt. Wir haben Sandy entdeckt, doch sie wurde vor unseren Augen angegriffen. Shelil kümmert sich gerade um sie.“ Noch ohne ein Wort zu sagen geht Cathi im Laufschritt zu Shelil, welche die am Boden liegende Sandy verarztet. Sandy ist zwar inzwischen wach, aber verständlicherweise noch zu schwach um sich richtig zu bewegen. Lars sieht wie Cathi etwas zu Shelil sagt, worauf sie sich zunicken und Sandy aus der Höhle tragen, deren Ausgang im immer schwächer werdenden Schein des Feuers noch zu erkennen ist. Dann beschließt er, es ihnen gleich zu tun, wendet sich Scott mit einem kurzen „komm!“ zu und verlässt ebenfalls die Höhle. Nur Scott bleibt zurück. Er wendet sich dem Ausgang zu, geht ein paar Schritte, dreht sich dann wieder um und schnappt sich die Standarte, bevor er sich ebenfalls an die Oberfläche begibt. Wie eiskalter Wind durchdringt ihn die frische Luft.

„Schau!“ Dudulov, der neben Konstantin sitzt, hebt den Finger und zeigt in die selbe Richtung wie am selben Tag schon einmal. Konstantin folgt seinem Ausruf und sieht drei Leute auf sich zukommen. Erschöpft, denn er hatte sich auch noch um die Gargantuas gekümmert – bald haben sie Felle auf denen sie schlafen können – fragt er Dudulov, warum es drei sind. „Wo ist Sandy?“ Als die Gruppe näher kommt, erkennt er vier Leute. Cathi, Shelil, Scott und Lars. Doch Sandy kann er bei ihnen nicht ausmachen. Erst als Shelil, die Sandy inzwischen alleine getragen hatte, sie auf den Boden setzt, erkennt Konstantin, dass die ganze Truppe anwesend ist. Außer einer. Doch Konstantin interessiert nicht, was Nazgho gerade macht. Vielleicht sitzt er gerade im Lager herum und fragt sich wo die anderen bleiben. „Jetzt haben wir ein Problem.“ setzt Cathi mit einem Blick auf das Essen an, wobei das Fleisch noch gegrillt werden muss und fügt hinzu: „Es ist nicht genug für alle da.“ Lars jedoch lacht los: „Wir wollen euch auch gar nichts wegessen, wir haben selber etwas.“ „Was denn?“ fragt Shelil. Darauf weiß Lars keine Antwort. Stattdessen beantwortet Shelil ihre Frage selbst: „Wir haben zwar noch etwas im Lager, aber zu einem vollständigen Gericht können wir das nicht verarbeiten. Wenn uns schon so nett angeboten wird mitzuessen, dann lehnen wir das wohl kaum ab. Ich hole noch ein paar Sachen aus dem Lager, die wir dazu essen können, wobei ich wahrscheinlich nicht darum herum komme Nazgho mitzubringen. Lars schließt sich ihr an und schon wenige Minuten später sind die beiden im Lager, während die anderen ihre improvisierte Feuerstelle einweihen. Doch nirgends ist eine Spur von Nazgho. „Sollten wir ihn vielleicht suchen?“ schlägt Lars vor, doch Shelil schüttelt energisch den Kopf. „Nein, er könnte überall sein. Außerdem ist es inzwischen zu dunkel. Wenn er Morgen noch nicht da ist, dann machen wir uns auf die Suche nach ihm.“ Lars stimmt ihr mit einem Nicken zu. Als sie mit der Nahrung aus dem Lager zurückkehren, werden sie schon freudig erwartet. Das Feuer braucht zwar noch ein bisschen bis es groß genug ist, wobei Lars für das nachlegen des Holzes zuständig ist, doch als sie alle essend und von ihren Erlebnissen des Tages erzählend am Feuer sitzen, denkt keiner mehr an Nazgho. Nachdem sie alle satt sind gehen sie alle zurück zu ihren Schlafstätten und schlafen. Die Felle sind noch nicht trocken genug um darauf zu schlafen, weshalb sie auch noch weiter zum Trocknen aufgehängt sind, jedoch sind alle so erschöpft dass sie sofort einschlafen. Außer Cathi und Konstantin, die diese Nacht Wache halten. Und außer Nazgho.
 
Die dritte Nacht – Der Weg nach oben

Bei Cathi und Konstantin, die sich mit der Wache abwechseln, ist alles ruhig. Auch Sandy, der es schon einiges besser geht, sowie Dudulov, der vor Erschöpfung schon nach wenigen Sekunden schlief, liegen ruhig schlafend in ihrer kleinen Behausung. Scott, Shelil und Lars ruhen auch in ihren jeweiligen Zelten. Nur Nazgho nicht. Jedoch würde er selbst dann nicht einnicken, wenn er zurück im Lager wäre. Denn während er am Rand der Spalte lag und den Himmel begutachtete, sind ihm einfach irgendwann die Augen zugefallen. Doch nun sitzt er in absoluter Dunkelheit auf dem Erdboden und fasst sich am Kopf. Die Beule, die ihm Lars verpasst hatte, war wieder ein bisschen gewachsen, als er durch den Sturz in die Spalte aufwachte. Zum Glück war der Abhang nicht steil, sondern leicht schräg, weshalb Nazgho zwar sehr unsanft landete, ihm aber keine Gefahr drohte.
Doch raus kommt er nicht so einfach, denn Klettern war zu seinem Missfallen noch nie seine Stärke und wird es wahrscheinlich auch nie sein. Sein Wolf, der ihm treu gefolgt ist, kann ihm dabei auch nicht helfen. Hechelnd steht er neben Nazgho und blickt ihn mit liebevollen Augen an. Immer wieder muss der Totenbeschwörer bei diesem Anblick lächeln. Ja, Unterwerfung ist etwas schönes.
Er steht, sich mit den Händen abstützend, langsam auf und klopft sich die staubige Erde von der Kleidung. „Na, dann machen wir uns eben auf den Weg. Vielleicht gibt es hier einen Ausgang?“ Nazgho kneift die Augen zusammen und starrt in die Dunkelheit. Da er meistens nachts unterwegs ist, sind seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt, jedoch wird er als Mensch in der Nacht nie so gut sehen können wie Scott. Dennoch erkennt er einzelne Umrisse.
Der Boden ist steinig und holprig, wodurch Nazgho mehrmals stolpert und fluchend zu Boden stürzt. Dann trennt sich vor ihm der Weg. Einer führt geradeaus, ein anderer nach rechts. Seine Intuition sagt ihm, er solle rechts gehen, doch seiner Intuition kann er schon lange nicht mehr trauen. Deshalb führt er seinen Weg fort, immer der Nase nach.

Nach einiger Zeit setzt Nazgho sich auf den Boden. Da die Steine ihn pieksen, steht er wieder auf und fegt sie mit der Hand weg bevor er sich wieder auf dem Boden niederlässt. Nachdenklich schaut er den schmalen Tunnel entlang in die Dunkelheit. Warum hier wohl ein Schacht dieses Ausmaßes ist? Während er noch immer in Gedanken versunken ist, vernimmt er plötzlich ein Geräusch. Sich erneut den Staub abklopfend steht er auf und presst sich mit dem Rücken an die Wand. Sein Atem geht tonlos, doch sein Herz pocht wie Hammerschläge in seinen Ohren. Dann tauchen zwei leuchtende Punkte inmitten der Schwärze auf, die immer größer werden.
Nazghos Diener beginnt zu Knurren und geht in Kampfstellung. Also doch. Ein Feind. Nicht weit von den zwei Punkten, die Nazgho in zwischen als Augen identifizieren kann, erkennt er einen halbmondförmigen, metallischen Schimmer. Der Totenbeschwörer ist sich sicher, dass dieser Schimmer von einer Axt ausgeht. Mit einer raschen Bewegung zieht er einen dürren Zweig aus dem Gürtel und hält ihn, seltsame Worte murmelnd, vor sich. Die Klinge der Axt spiegelt drei leuchtende Kugel wider, die immer näher kommen und die verschwinden, als plötzlich dunkle Spritzer auf der Klinge erscheinen. Aus dem Stab des Nekromanten waren blau leuchtende Stacheln hervorgetreten und auf das völlig perplexe Wesen zugeschossen, das sich nun die Hand vor eine Faustgroße Wunde im Magen, aus der unaufhörlich Blut fließt, hebt. Zwei der Stacheln sind in den Bauch eingedrungen, die andere zischend gegen die Wand geflogen.
Doch in der kurzen Zeit in der es etwas heller wurde, erkannte Nazgho seinen Gegner. Ein Ziegenmann. Um welchen Clan von ihnen es sich handelt, konnte er in der kurzen Zeit jedoch nicht feststellen. Der ganze Körper des Wesens ist behaart und die sehr kurzen Hörner die aus dem Kopf ragen, erinnern wahrhaftig sehr an eine Ziege.
Den Clan erkennt man nicht, wie allgemein verbreitet, an der Farbe der Wesen, sondern an der Länge und Form der Hörner. Das Gerücht mit der Farbe hat sich dadurch verbreitet, dass sich die unteren Ränge das Fell färben, um im Kampf unter verschiedenen Clans sich besser unterscheiden zu können. So ist auch zum Beispiel der Name des Blutclans entstanden, da diese sich im Blut ihrer Feinde wälzen und dadurch eine dunkelrote Farbe annehmen.
Früher hatte Nazgho gelernt, die Kreaturen genau zu unterscheiden, da er dieses Wissen später einmal brauchen könne. Als er an die Vergangenheit denkt, schüttelt er den Kopf und konzentriert sich wieder auf den Angreifer. Der Wolf war inzwischen losgesprungen und hängt vom Ziegenmenschen herab, festgebissen an dessen Kehle. Was Nazgho natürlich nicht erkennen kann, an den gurgelnden Geräuschen des Feindes jedoch erahnt. Dann scheppert es. Nazgho lächelt und beginnt den Boden abzutasten.
Gerade als er gefunden hat, wonach er suchte, stürzt auch der Feind mit einem ekelerregenden Platschen zu Boden. Nazgho hievt die Axt des Verlierers an. Als Waffe bestimmt nicht schlecht aber... „zu schwer.“ seufzt der Totenbeschwörer, bevor er die Waffe wieder zu Boden sinken lässt. „Na dann... weiter geht’s!“ Hechelnd betrachtet der Wolf sein Herrchen. Nazgho setzt seinen Weg fort.

„Verflucht!“ Der steinige Weg unter seinen Füßen hat sich in Bewegung gesetzt und Nazgho schmerzhaft zu Boden geworfen. Sich zum wiederholten Male den Staub abklopfend steht er auf. „Habe ich nicht irgendwann einen Zauber gelernt um Licht zu machen?“ er runzelt die Stirn. Nein, so etwas hatte er nie für Nötig empfunden. Warum auch? Der Tag ist hässlich, die Nacht ist schön. Da wird er der Dunkelheit doch nicht die Schönheit durch Licht nehmen wollen! Idiot, Idiot!
Da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Der normale Zauber um ein Skelett zu erschaffen ist in der Grundform nur eine Flamme! Doch Nazgho hatte es bisher noch nie versucht, auf der ersten Stufe des Zaubers zu bleiben, denn ihm wurde beigebracht dies in einer flüssigen Bewegung zu vollbringen. Auf seiner Hand erscheint eine blaue Flamme, die zu explodieren scheint, als sie sofort wieder verschwindet und vor ihm ein Skelett auftaucht. „Verschwinde wieder!“ Damit zerfällt sein kurzzeitiger Diener und von ihm bleibt nicht einmal Staub übrig.
Schwitzend steht Nazgho da, während auf seiner Handfläche eine hellblaue Flamme funken versprühend um sich schlägt. Beim vierten Versuch ist es doch gelungen. Zwar könnte er jetzt drei Skelette mit sich herumzerren, der Kraftaufwand wäre doch der Gleiche gewesen, doch hätte er nicht die Kraft sich auf sie, auf seinen Wolf, auf das aufrechterhalten der Flamme und auf den Weg gleichzeitig zu konzentrieren. Daran erkennt man, warum sich Frauen besser als Beschwörer eignen. Sie können sich einfach auf alles gleichzeitig konzentrieren. Wie machen sie das bloß?
Erneut schüttelt er den Kopf. Nicht in Gedanken versinken, du musst dich beeilen. Du hast doch schließlich noch immer Durst! Und Hunger. Ja, Hunger auch... Hier unten ist alles staubtrocken, hier wirst du nichts zu trinken finden. Das ist gut, denn dann gibt es hier auch noch einen Ausgang. Der Ziegenmann war auch hier unten und war nicht verdurstet. Doch wie weit der Ausgang entfernt ist und ob er es dann auch schafft den Weg zum Lager zu finden, wenn er erst einmal draußen ist?
„Weitergehen!“ ermahnt sich Nazgho erneut und gibt sich eine Ohrfeige, die laut widerhallt. In der anderen Hand hält er noch immer das Feuer, das die trockene, von verdorrten Wurzeln durchzogene Wand in ein blaues Licht taucht. Erneut in Gedanken schüttelt er den Kopf. Von oben ist der Wald lebendig, doch unten tot. Wie die Menschen. Oberflächlich sind sie freundlich und friedlich, die perfekte Rasse. Innerlich sind sie schmutzig, arrogant und zerstören sich und die Welt.
„Moment!“ murmelt Nazgho. Dieser Tunnel kann aufgrund der Wurzeln nicht tief unter der Erde liegen und dennoch stürzt er nicht ein. Warum? Die Flamme auf seiner Hand, die bis eben noch funkenstiebend hin und hertanzte, verlischt und es ist wieder stockdunkel. Nazgho entspannt sich. Ja, eindeutig. Die Luft um ihn zerreißt es fast vor Magie.

„Du gehst jetzt in diese Höhle und wenn du wieder direkt wiederkommst, bringe ich dich eigenhändig um!“ „Nö, keine Lust. Ich will lieber raus und mit den anderen Spielen.“ „Wenn du das machst schicke ich dir meine Diener hinterher und die kümmern sich um deine Freunde.“ Mit eiserner Miene steht er vor dem Jungen, der jedoch nur angewidert die Höhle vor sich anstarrt. „Traust du dich ja doch nicht. Also, ich gehe dann.“ „Nein.“ erwidert der Mann, mit kühler Stimme, der Junge jedoch bleibt nicht stehen. Dann, als ob er an gegen ein Gummiband gelaufen wäre, reißt es ihn nach hinten und er fliegt hart gegen die Wand, wobei hinter ihm Steine zu Boden rieseln. „Lass mich in Ruhe!“ Der Mann jedoch lacht nur. Auch der kleinere Junge, der sich am Bein des Mannes festhält, lacht hell auf.
Auf der Handfläche des Mannes sitzt eine Flamme, die sich spitz dem Himmel entgegenstreckt und die Wolken in einem Wirbel auseinander fliegen lässt. Doch wie eine Kette von kleinen Bomben, explodiert die Flamme und aus ihr heraus fliegen Knochen, die sich innerhalb eines Augenblicks in eine Horde von Skeletten verwandeln. „Sollen sie sich um deine kleinen Freunde kümmern?“ „Ich... ich gehe in die Höhle...“ Der Junge senkt seinen Kopf und dreht sich der Höhle zu, um seine Tränen vor dem Mann zu verbergen. Zitternd stolpert er auf die schwarze Öffnung zu.
Als er eintritt, glaubt er zu ersticken. Sofort dreht er sich um, doch als er gerade wieder aus der Höhle will, sieht er das eiskalte Gesicht des Mannes und hört das scheppern der Schwerter in den Knochenhänden der Skelette. Mit vor Panik weit aufgerissenen Augen dreht er sich der Dunkelheit zu und schreitet weiter hinein. Mit jedem Schritt wird es um ihn kälter, während sich in seinem Körper ein Feuer ausbreitet.
Die Magie an diesem Ort ist grausam, angsteinflößend. Der Junge stoppt abrupt, als sei er gegen eine Wand gelaufen und kniet sich auf den Felsboden. Unaufhörlich rinnen ihm Tränen die Wangen herunter, stürzen zu Boden und explodieren auf dem kalten Stein. Er will raus.

Dort ist der Ausgang! Nazgho spürt ihn, nicht weit von sich entfernt, ein Marsch von einer geschätzten Viertelstunde. So macht er sich schnellen Schrittes auf den Weg, während der Wolf noch immer gehorsam hinter ihm hertrottet. Es ist zwar noch immer stockfinster, doch Nazgho spürt den Weg. Etwas in ihm ist erwacht, etwas, das er nie zuvor spürte.
Es ist, als ob er die Welt um ihn herum spüre. Früher wollte er es Nazgho antrainieren, doch dieser war zu schwach dazu. Doch nun kann er es. Vor seinen Augen leuchtet ein roter Fleck auf, der flackernd mit jedem Schritt größer wird. Mit jedem weiteren Schritt nimmt dieser Fleck Form an, zuerst krümmt er sich wie vor Schmerzen, dann wachsen ihm Arme und Beine und als Nazgho stehen bleibt, braust in dem Gebilde ein Sturm aus roten Tönen, von leuchtend hellem, bis zu einem fast schwarzen rot.
Ein Mensch? Oder wieder einer von diesen Ziegenmenschen? Oder vielleicht etwas ganz anderes? Noch bevor Nazgho einen weiteren Schritt gehen kann, zerreißt es den Fleck in unzählbar viele Teilchen, bevor er schwach in der Ferne erscheint und dann ganz verschwindet.
Das gefällt Nazgho nicht. Das gefällt ihm ganz und gar nicht.
Als er um die nächste Biegung geht, weiß er warum. Vor ihm steht eine Gruppe von Kreaturen, die er nur allzu gut kennt. Es sind Skelettkrieger.
Soweit Nazgho das spüren kann, dürften es um die acht Feinde sein mit denen er es jetzt zu tun hat. Er beginnt zu lachen, wie ein Wahnsinniger, oder einfach wie ein Mensch, der sich in einer ausweglosen Lage befindet.
Lass dich nicht von der Anzahl entmutigen, Nazgho... Beruhige dich! Sein Lachen endet in einem abgewürgten Hüsteln, als er es endlich schafft sich ein wenig innere Ruhe zu verschaffen. Diese Krieger kennt er nur zu gut. Als ob er sie auch jemals vergessen könnte. Gerade als er sich zur Verteidigung selbst einen Diener erschaffen will, trifft ihn die Erschöpfung wie ein Schlag. Schlaf hatte er genug gefunden, doch die Versuche Licht zu erschaffen und das “abtasten“ der Gegend, hatte ihm schwer zugesetzt.
Vor seinen Augen beginnt die Luft zu flimmern und er taumelt der Wand entgegen, an der er gestützt stehen bleibt. Erneut zückt er den Zweig aus seinem Gurt, doch er schafft es nicht ihn zu aktivieren. Unaufhörlich fließen die merkwürdigen Worte wie ein Strom aus seinem Mund, werden immer lauter, bis sie irgendwann in einem Wutschrei ersterben.
Selbst für die Aktivierung eines solch schwachen Gegenstands ist er zu schwach. Sein Wolf könnte es maximal mit einem dieser Wesen aufnehmen und an ihnen vorbei und schnell zum Ausgang kann er auch nicht, denn die Untoten versperren den Weg vollständig.
Da bleibt ihm nur eins. Er dreht sich um und rennt, so schnell es ihm seine ermüdeten Beine erlauben, den immer näher kommenden Skeletten voraus.
Er hat es also schneller entdeckt als erwartet. Gequält lächelt Nazgho. Doch nun weiß er wieder alles, auch dass er garantiert nicht der beste Totenbeschwörer ist.

Keuchend sitzt er am Rand der Spalte, durch die er erst in diesen Tunnel kam. Der Himmel, den Nazgho durch den Spalt erkennen kann, hat inzwischen eine etwas hellere Färbung angenommen. Nur noch wenige Minuten und die Sonne geht auf. Doch das hilft ihm jetzt nichts, denn, wider den Meinungen der meisten Menschen, ist es den Untoten absolut egal ob es Tag oder Nacht ist.
Nur die Totenbeschwörer selbst mögen die Nacht meistens lieber. Auch wenn es selbst unter diesen Ausnahmen gibt.
Nazgho sieht keine andere Möglichkeit als es doch zu versuchen hinaufzuklettern. Doch er weiß dass es nichts bringt, sonst wäre er gleich wieder zurück. Oder war es vielleicht nur die Neugier, die ihn tiefer in diesen Tunnel getrieben hat? Oder die Magie? Denn umso länger Nazgho den kleinen Abhang betrachtet, umso kleiner und flacher kommt er ihm vor. Nicht mehr wie die hohe, steile Hürde, die er direkt nach seinem Sturz erkannte.
Er dreht sich um. Noch immer ist nichts von den Marionetten zu sehen, doch das an den Tunnelwänden widerhallende Scheppern der Schwerter verkündet ihre Ankunft.
Keine Zeit zu verlieren. Ausgelaugt greift Nazgho nach einem Stein, der aus dem Abhang hervorragt und zieht sich, mit den Füßen an der Schräge tretend, nach oben. Unter seinen Füßen rutschen kleine Steine nach unten, wodurch er abrutscht und unsanft auf dem harten Boden landet. „Hilf mir mal!“ befiehlt er keuchend dem Wolf. Dieser stellt sich treu vor den Abhang und zuckt nicht einmal zusammen, als Nazgho auf ihn steigt um nach einem höher gelegenen Felsbrocken zu greifen.
Dort findet er genug Halt, um sich mühsam und mit schmerzender Hand auf eine gute Position zu hieven. Inzwischen kann er die ersten Sonnenstrahlen ausmachen, die sich flach über das Land ziehen. Doch auch er zieht – und zwar sich selbst, mit aller Kraft an die frische Luft und weg von der Gefahr.
Völlig außer Atem und mit rasendem Herzen liegt er neben der Spalte, während die Sonne immer weiter wächst.
Somit beginnt der Tag.
 
:mad: Mein Gott, nu gibs schon endlich her, du! :angry:





























;) jaja, ich weiß ich weiß...
 
Jetzt hab ichs auch gelesen!

Ist schon schön. Aber die Absätze, die Absätze...

Simon
 
Ja nen weiteres update wäre wirklich mal wieder was feines...

lg, Gandalf
 
Der vierte Tag - Ein en“spann“ter Tag

Doch der Tag beginnt jetzt noch nicht für alle. Um genau zu sein, nur für zwei Personen, zum einen Nazgho, der sich inzwischen wieder aufgerappelt hat und Cathi, die den letzten Abschnitt der Nachtwache übernommen hatte. Da gerade noch nichts spannendes an einem anderen Ort geschieht, wenden wir uns erneut Nazgho zu, der nun alleine, hungrig, durstig und orientierungslos im Wald steht. Doch müde fühlt er sich Wundersamerweise nicht. Noch einmal versucht er sich genau den Weg den er gegangen ist ins Gedächtnis zu rufen, doch vergebens, er kann sich einfach nicht mehr daran erinnern.
Ein Geräusch, wie das Klappern von Knochen ruft ihn aus den Gedanken. Moment, ein Geräusch wie das Klappern von Knochen? Das ist das Klappern von Knochen! Hektisch dreht der Totenbeschwörer sich um.
Aus der Spalte ragen Schädel und Knochenhände, die mühsam versuchen sich aus dem Loch zu ziehen. Einen winzigen Augenblick überlegt der Verfolgte. Er hat zwei Möglichkeiten. Entweder kämpft er gegen diese Skeletthorde an, indem er sie jetzt, wo sie nach und nach aus dem Erdboden auftauchen angreift, oder er flieht, vielleicht ins Lager, wo er unangreifbar ist, oder noch tiefer in den Wald, wo er dann gefangen ist. Oder vielleicht auch ganz woanders hin.
Am liebsten würde er sich selbst einen Krieger beschwören, doch dieser könnte gegen diese Wesen auch nichts ausrichten. Es wäre fast wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Nur dass dieser Tropfen Nazgho seine letzten Kräfte rauben würde.
Womit natürlich nicht gemeint ist, dass er dann vor Erschöpfung einschlafen würde, sondern sich dann später für eine Weile von seinen Zauberkräften verabschieden müsste. Doch diese braucht er gerade dann, falls er in eine noch größere Bedrängnis geraten sollte.
So bleibt dem Nachtaktiven nur eins übrig. Er dreht sich um und rennt, wohin weiß er nicht, doch das ist egal, da er sich hätte drehen können wohin er wollte, ohne zu wissen was ihn erwartet. Einfach nur weg von diesen Kreaturen.
Unter ihm fliegen die Wurzeln nach hinten, die sich ineinander verhaken und wie Fallen wirken, die nur darauf warten ihn zu Boden zu werfen, die Äste die über ihm hinwegziehen dürsten danach sein Gesicht zerreißen zu dürfen. Doch geschickt weicht Nazgho den meisten Fallen die ihm die Natur bereithält aus, nur vereinzelte Äste und Zweige hinterlassen ihm Kratzer, die gerade tief genug sind um als rote Streifen in dem ansonsten schneeweißen Gesicht zu hinterlassen.
Doch plötzlich sind die Bäume um ihn herum verschwunden und er stolpert auf ein freies Feld hinaus. Wo er wohl hier ist?
Um ihn herum bebt die Erde, öffnet sich und scheint zu explodieren, als Meterhohe Stalagmiten aus ihr sprießen, ohne ihm einen Fluchtweg zu lassen.
Eine Gänsehaut breitet sich über seinen ganzen Körper aus, währen eine Stimme direkt in sein Ohr flüstert: „Ich will dich testen.“
Neben Nazgho fällt etwas leise zu Boden.

„Guten Morgen Leute, aufwachen.“ Gähnend und mit schläfriger Stimme weckt Cathi die anderen. „Hmm...“ murmelt Dudulov. „Ich will noch schlafen.“ brummt Konstantin. „Ich werde noch schlafen.“ kommt von Sandy. „Dann muss aber einer von euch die Wache übernehmen, allein würde ich da draußen nur einschlafen.“ Cathi versucht sich zu strecken, bricht aber auf halbem Wege ab und gähnt stattdessen nur herzhaft.
„Steht auf, ich geh zum Fluss. So ungewaschen halte ich es nicht aus und wenn ich weg bin und ihr schlaft könnte etwas passieren.“ ohne ein weiteres Wort dreht die Amazone sich um und läuft Richtung Fluss. „W...warte, ich komme mit.“ Langsam steht Sandy auf, fasst sich an den schmerzenden Rücken und schnappt sich ihre Ersatzkleidung, bevor sie schnellen Schrittes Cathi folgt.
„Dudulov.“ der Druide schaut Konstantin an, der sich ein wenig aufgerafft hat. „Kannst du hier aufpassen? Ich muss etwas erledigen.“ Dudulov weiß sofort was der edle Krieger vorhat, doch er hält ihn nicht auf, sondern schaut ihn nur mit einer Mischung aus einem Lächeln und Tadel an. Dann nickt er, worauf Konstantin sofort die Schlafstätte verlässt.
Der Druide folgt ihm nicht, denn er weiß, dass der Paladin nicht weit kommen wird. Als ob er wüsste, was er gleich hören würde, verbreitert sich Dudulovs Lächeln.
„Versuch es erst gar nicht, alter Sack!“ „W-was, ich wollte nur... nach Essen suchen!“ „Aha, nach was denn?“ „Prallen Melonen...“ murmelt Konstantin in sich hinein, doch leider zu laut. Noch bevor er einen weiteren Mucks von sich geben kann, zuckt Dudulov zusammen, als er ein lautes Klatschen hört.
Mit errötetem Gesicht kommt er zu dem Druiden zurück: „Beide auf einmal.“ Während er sich miesgelaunt neben seinen Mitstreiter setzt, bilden sich auf seinen Backen langsam zwei rote Abdrücke, die Dudulov schwer an Hände erinnerten.
Noch bevor er weiß wie ihm geschieht, lacht der Druide lauthals los.

„Pah, war doch klar dass die Männer spannen wollten.“ „Nur Konstantin“ „Hätte Dudulov nicht aufs Zelt aufpassen müssen, wäre er uns auch hinterher. Aber ich verstehe sie, meine Körper ist einfach perfekt.“ Sandy wirft sich die Haare zurück. Die Amazone beißt sich auf die Lippe, kann sich es dann aber doch nicht verkneifen: „Dafür sind meine Brüste größer.“ „Das... stimmt leider. Doch zu meinem zierlichen Körper würden diese Riesen ja auch nicht passen.“ Verwundert dass die Zauberin so friedlich zugestimmt hat, geht Cathi noch eine Weile schweigend neben ihr her.
„Hast du eigentlich einen festen Freund?“ fragt die Zauberin plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung und direkt aus der Stille heraus, in der nur das muntere Zwitschern der Vögel zu hören war. Cathi schnappt nach Luft und sieht sich um, als ob sie denkt es könnten irgendwelche männlichen Wesen anwesend sein.
„Nein, sonst wäre ich wohl kaum hier, oder?“ antwortet sie schließlich. „Ach, ich dachte du wärst vielleicht hier um dir einen zu suchen.“ Cathi beantwortet jedoch mit einem Prusten. „Um Himmels Willen, nein!“ „Warum dann?“ „Das sag ich dir nicht.“ „Sag schon.“ „Nein.“ „Dann sag ich dir auch, warum ich hier bin.“ Doch lachend beschleunigt die Amazone nur ihren Gang.
„Das interessiert mich gar nicht.“ ruft sie der Zauberin zu, die inzwischen schon einige Meter hinter ihr liegt. „Ich hätte es dir auch nicht gesagt!“ Kurz bleiben beide stehen, sehen sich an und brechen dann zusammen in Gelächter aus.
Sandy ist doch nett. Zumindest jetzt.
Doch dieser freudiger Moment wird durchbrochen, als ein Schrei sich durch die Luft zieht.
„Ich… Ich… Ich bin auf einen Käfer getreten!“
Erleichtert setzt Cathi ihren Weg fort, während die fluchende Sandy, die den Tränen nahe zu sein scheint, ihr hinterher trabt. Natürlich erst, nachdem die Amazone den Käfer, der wie Matsch an Sandys Fuß klebte, entfernt hat.
Es ist doch alles beim alten, denkt sich Cathi. Doch irgendwie schöner...

„Das ist... ein Erfrischungstrank!“ „In Pöbelkreisen auch “Manatrank“ genannt.“ schmunzelt die Person neben Nazgho. Dieser will sich umdrehen, doch als halten ihn unsichtbare Fesseln muss er aufgeben. Langsam bückt er sich, während seine Augen durch den Versuch einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der hinter ihm steht, schmerzen und streckt den Arm nach dem Gebräu aus.
Seine bleiche, knochige Hand fest um das Glas gelegt, in der das blaue Getränk munter umherschwappt, beginnt Nazgho zu sprechen, mit einer Stimme die von Verwunderung uns Hass zeugt: „Warum veranstaltest du dieses ganze Theater und bringst mich nicht gleich um?“ „Als ob ich vorhätte dich umzubringen, ich will dich testen. Doch der Test ist schlecht für dich verlaufen, unter diesen Umständen tötet dich dein Bruder mit Leichtigkeit... und mit Freude.“
„Ich hoffe ich habe dich falsch verstanden.“ erwidert Nazgho kalt.
„Hast du nicht. Das weißt du
„Neverren kann hier nicht auftauchen, das wäre sein Untergang!“
„Warum sollte es? Er ist inzwischen mächtiger als du es dir je vorstellen könntest. Mächtiger als ich.“ seufzt der Mann.
„Was?!“ ruft Nazgho aus und als ob ihm diese Überraschung Kräfte verleiht, dreht er sich in einem Ruck um. Er sieht einem hageren, schmutzigen Mann, dessen Alter unmöglich zu schätzen scheint ins Gesicht. Die Haare des Mannes kleben fettig an seinem verdreckten Gesicht, der Bart, der ungleichmäßig und ebenso schmutzig wie die Haare ist, liegt zottig über seinem zerfetzten Mantel.
Doch Nazgho empfindet kein Mitleid mit ihm. Nicht nach alledem was er ihm angetan hatte. Doch er weiß, dass er ihm selbst in diesem Zustand nichts anhaben kann.
Leicht verwundert blickt der Totenbeschwörer dem schmutzigen Mann in die Augen. „Was erwartest du von mir?“ fragt Nazgho schließlich.
„Dass du noch einmal über dich hinauswächst, da du ansonsten stirbst.“
„Das kommt mir bekannt vor. Ich glaube ich habe ein Déjà-vu...“ lächelt Nazgho kalt.
„Du hast dich verändert...“
„Du hast mich verändert und das weiß du... und das wolltest du.“
„Hören wir auf mit diesen Heldendialogen?“
„Ich finde sie stehen mir.“ Nazghos Lächeln wirkt wie eingefroren. „Verschwinde von hier.“ sagt er schließlich kalt.
„Warum sollte ich, ich finde es hier ganz angenehm, mit meinem Sohn zu reden.“
„Mit deinem ehemaligen Schüler.“
„Kindskopf.“
„Du hast dich auch verändert.“ Mit diesen Worten öffnet Nazgho das Gefäß, das ein leises Zischen von sich gibt, trinkt es in einem Zug aus und steckt es sich in die Tasche. „Vielen Dank.“
Plötzlich bebt die Erde und aus dem Boden schießen Skeletthände. Doch Nazgho ist schneller. Er überwindet den Schritt zu seinem Vater in einem Sekundenbruchteil, klatscht ihm die Hand mitten ins Gesicht und reißt in mit einem Sprung auf den Boden. Ein blaues Leuchten erstreckt sich wie eine Explosion über die Umgebung. Nazghos Vater zuckt kurz, bevor er leblos am Boden liegen bleibt. Als Nazgho seine Hand von dessen Gesicht zieht, ertönt ein Reißen und an der Hand bleibt das ganze Gesicht kleben.
Der Schädel leuchtet grün, bevor er noch ein schrilles Lachen von sich gibt und verstummt.
„Als ob du mir jemals in Person vor die Augen treten würdest... Ich kenne dich doch, wir sind beide Totenbeschwörer.“
Im Boden regt sich nichts mehr, die Skelette sind einfach auf halbem Weg stehen geblieben.
Froh über seine erneuerten Kräfte setzt Nazgho seinen Weg fort. In der Ferne hört er ein Rauschen.

Das Gras unter ihm raschelt. Dieses mal achtet er sorgsam auf jede Bewegung. Niemand wird ihn sehen. Er wird ein Schatten sein, ein Teil des Windes, ein Strahl von Licht. Oder ein Chamäleon.
Der Mann schüttelt den Kopf. Diese seltsamen, unabhängigen Gedanken die ihn regelmäßig wie Ebbe und Flut überkommen stören ihn, sie hindern ihn daran einen richtigen, einen konkreten Gedanken zu fassen. Immer wieder schweift er ab.
Doch eines ist ihm klar. Niemand darf ihn sehen, denn dieses mal stehen die Götter auf seiner Seite. Oder die Dämonen? Das Schicksal? Gibt es Gott oder das Schicksal oder Satan oder jemanden in der Richtung? Wenn es ein Schicksal gäbe, dann könnte er jetzt aus seinem Versteck springen und winken: „Hier bin ich! Hier!“ Es wäre vorgesehen. Wenn er jedoch im Versteck bleibt und sich nicht entdecken lässt, dann wäre das auch vorgesehen.
Das Schicksal bleibt hart. Es gibt immer nur einen Weg den man geht, auch wenn man sich am Tag unendlichen Entscheidungen ausgesetzt sieht. Wie soll ich den Arm bewegen? Unendliche Antworten. Soll ich einen Schritt nach vorne, zurück oder zur Seite nehmen? Wie große Schritte? Unendliche Antworten. Doch man geht immer nur einen Pfad.
Doch eine einzige Frage liegt ihm auf dem Herzen. Warum zur Hölle weichen seine Gedanken immer ab? Warum? Erneut schüttelt er den Kopf. Konzentriere dich auf den Augenblick, auf das was du siehst, denn das ist immer real und kann nicht abschweifen.
Real? Sind Gedanken nicht real? Sind sie unwirklich? Nein, sonst könnten sie nicht existieren. Die Menschen glauben an ihre Gedanken, deshalb existieren sie. Doch die wenigsten glauben an Totenbeschwörer... und doch existieren sie. Oder glauben sie vielleicht, seitdem Untote gesichtet wurden auch an Totenbeschwörer? Vielleicht glauben sie ja auch an Dämonen? Nein, daran glauben sie doch schon lange.
Aber glauben sie an Totenbeschwörer? Wenn erst wenigstens ein Mensch an etwas glauben muss dass es existiert, wer hat dann angefangen an den Menschen zu glauben, denn bevor jemand daran glaubt kann es nicht existieren.
Warum... warum... Warum hat er diese sinnlosen Gedanken? Warum schweift er vom Thema ab? Zum dritten Mal schüttelt er den Kopf, diesmal energischer, als ob durch die Kraft seine Sinne durchgeprügelt würden.
Dabei wird doch gesagt, dass Männer auch an rein gar nichts denken können. Warum muss gerade er eine Ausnahme bilden?
Reiß deine Augen auf, sieh dir die Welt an. Die Welt auf der jeder wandelt, nicht die Welt die nur du kennst.
Er reißt die Augen auf. Er sieht sich die Welt an. Die Welt auf der jeder wandelt.
Und er sieht.

Nazgho ist ein Mann, deshalb verbietet sein Gehirn abzuschweifen, denn er muss es sehen, er will es sehen. Cathi und Sandy, die sich anscheinend schon extra ein abgelegenes Plätzchen am Fluss gesucht haben, stehen nackt, wenige Meter vor Nazgho und waschen sich im Fluss. Ab und zu drehen sie sich um, so dass der Spanner einen guten Blick auf den ganzen Körper, auf den interessantesten Teil werfen kann. Auch wenn man nicht bestreiten kann, dass auch die Hintern und die Rücken der beiden Frauen etwas schönes für sich haben, so ist der vordere Teil ihres Körpers doch noch wundervoller.
Obwohl Nazgho eigentlich schnell aus seinen Fehlern lernt, nähert er sich. Das männliche Gehirn zwingt ihn immer näher und lässt nicht nur seine Augen immer größer werden.
Fast lautlos windet er sich durchs Graß, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von den Körpern der Frauen zu nehmen. Doch er ist nicht pervers, das war er nie und er wird es nie sein! Auch wenn Frauen so einen Mann als pervers, eklig und gestört bezeichnen, es ist normal!
„...deine Oberweite ist viel zu groß, gib mir doch was davon ab! Du hättest dann immer noch genug!“ Als sie Cathi an die Brüste greift, um zu demonstrieren wie viel zu groß sie doch sind, rückt Nazgho noch ein großes Stück näher.
„Lass das! Stell dir mal vor, dieser perverse Totenkopf würde dich wieder bespannen.“ Mit einer schnellen Bewegung reißt sich Cathi von Sandys Umklammerung los.
Eigentlich ist der Totenbeschwörer beleidigt, doch da diese rasche Bewegung von Cathi sich auf ihren Körper sehr zu Freude eines jeden Mannes, der sie zu diesem Zeitpunkt beobachtet, auswirkt, ist Nazgho zu sehr beschäftigt um sich auch nur irgendwie gekränkt zu fühlen.
Ganz im Gegenteil: Das ist der schönste Augenblick seines Lebens!
Müsste er nicht verborgen bleiben, würde er vor Glück aufspringen und sein Glück in einem Schrei entladen. So etwas hatte er bisher nur selten gespürt... jedoch das letzte mal war... vorletzte Nacht, falls er sich richtig erinnert.
Unvorsichtig rückt Nazgho immer näher, jedoch bemerken seine beiden Opfer nichts. Stattdessen gehen sie tiefer in den Fluss, so dass sie schwimmen können. Zuvor ging ihnen das Wasser nicht einmal bis zur Hüfte.
Enttäuscht, dass man nur noch die Köpfe der beiden sieht, krabbelt der Spanner zurück.

„Er ist nicht im Lager!“ schnauft Lars, der das ganze Lager auf den Kopf gestellt hat um Nazgho zu finden. Shelil schüttelt den Kopf: „Verdammt. Ihm muss etwas zugestoßen sein.“ Scott sitzt neben den beiden auf einen Baumstamm, der an der Feuerstelle als eine Art Bank fungiert. Auch er schüttelt den Kopf. „Fragen wir mal die andere Gruppe, vielleicht sind sie ihm über den Weg gelaufen.“ sagt Shelil leise, jedoch bezweifelt sie es.
Als sie am Ruheplatz der anderen ankommen, sehen sie dort Konstantin sitzen. Noch ehe sie sich grüßen können, platzt der Grund ihres Besuches gleich aus Lars heraus: „Hast du Nazgho gesehen?“ „Nein, jedoch mindert dies nicht meine Ansicht, euch einen wunderschönen Morgen zu wünschen, wobei ich unter uns gestehen muss, dass er für mich gar nicht so wunderschön verlaufen ist wie ich es euch wünsche. Dennoch, redet! Was bringt euch dazu, bei uns nach Nazgho zu suchen? Wenn ich mich zurecht erinnere, gesellte er sich auch gestern nicht zu uns, so ist er denn schon damals verschwunden gewesen oder seid ihr erst diesen Morgen ohne ihn aufgewacht?“
„Er ist schon seit gestern fort.“ seufzt Lars, der zwar eigentlich selbst gesprächig ist, jedoch auf diese Edelsprache des Paladins gerne verzichten kann.
Er sieht sich kurz um, bevor er erneut eine Frage stellt: „Wo sind die anderen?“
„Dudulov sucht uns unser Mahl zusammen, so hat er gesagt, bevor er mich hier ließ. Doch vielleicht ist er auch Sandy und Cathi besuchen, die sich gerade im Fluss einer Säuberung unterziehen.“
Jetzt zeigt er seinen wahren Charakter, denkt sich Shelil und rollt die Augen.
„Ich glaube wir warten dann hier...“ meint Lars, der zwar etwas unglücklich ist sich mit Konstantin unterhalten zu müssen, sich jedoch, da er keine andere Möglichkeit sieht, nichts anmerken lässt. Scott setzt sich abseits von allen anderen und beobachtet den Wald. Ein schmutziger Wald, man erkennt dass Menschen hier waren.
Shelil jedoch geht ins Lager zurück, holt sich ebenfalls Ersatzklamotten, da sie es ebenfalls nötig hat sich zu waschen und verschwindet, da sie zu den anderen Stoßen möchte. Doch daraus wird nichts, denn noch bevor Cathi und Sandy in ihre Sicht kommen, hört sie einen Schrei, der ihr bekannt vorkommt, als hätte sie ihn schon einmal im Traum gehört...

Gerade als Nazgho sich schon fast wieder im Schutz der Bäume befindet, beschließt Sandy sich auf dem Rücken liegend treiben zu lassen. Da der Spanner sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen will, lässt er alle Vorsicht fallen und starrt die nackte Zauberin an.
Plötzlich dreht sich Cathi um. Nazgho denkt sich nichts dabei, immerhin ist er gut versteckt. Moment, ist er das? Der Totenbeschwörer sieht an sich herunter und die Erkenntnis fährt ihm durch den Körper. Er steht ein paar Meter vom Rand des Flusses entfernt, für jeden gut ersichtlich. Als Cathi Sandy anstößt und auf den Voyeur zeigt, entfährt der Zauberin ein Schrei, während sie von ihrer Rückenlage direkt wieder unter Wasser taucht, so dass nur ihr Kopf noch zu erkennen ist.
„Spanner, Perverser, Psychopath! Du bist doch krank! Verschwinde!“ Brüllt Sandy ihm zu, doch Nazgho macht keine Anstalten wegzurennen.
„Warum denn? Jetzt wo ihr mich entdeckt habt, ist es egal wie lange ich noch bleibe. Lasst mich doch die Aussicht noch ein wenig genießen!“
Diese Worte bringen die Zauberin vollständig zur Weißglut, so dass sie ihre Arme hebt und einen Feuerball nach dem anderen auf den Totenbeschwörer schießt.
Doch dieser lässt sich jetzt nicht mehr aus der Ruhe bringen, er springt einfach ein paar Meter zur Seite und versteckt sich hinter dem dicksten Baumstamm den er auf Anhieb finden kann.
„Wisst ihr wo der Weg zurück ins Lager ist?“ fragt er gelassen.
„Als ob wir dir das sagen würden! Verschwinde! Geh weg!“ entgegnet ihm Sandy schreiend.
„Ich bleibe einfach so lange hier bis ihr mir den Weg erklärt.“ verkündet Nazgho schmunzelnd.
Da zeigt Cathi mit der einen Hand in eine Richtung, während sie mit dem anderen Arm ihre Brüste verdeckt. „Folge dem Fluss in die Richtung, aber geh!“ Auch ihre Stimme bebt vor Wut.
„Na dann mache ich mich auf den Weg. War schön bei euch, ich wünsche euch noch viel Spaß. Ich hatte meinen zumindest.“ Lächelnd und Winkend entfernt er sich von den Beiden.
„Heute Nacht gehe ich ins Lager und bringe ihn um.“ Sandy ballt ihre Hände zu Fäusten. Shelil, die das Spektakel beobachtete, entfernt sich und als sie außer Hörweite von den Beiden ist, bricht sie in ein schallendes Gelächter aus, nimmt sich jedoch gleichzeitig vor, diese Nacht wenn sie sich badet ganz genau aufzupassen wo Nazgho sich zu dieser Zeit aufhält.

Als die Assassine wieder bei Lars, Scott und Konstantin ankommt, stößt sie den entnervt aussehenden Barbaren in die Seite. „Wir müssen jetzt wieder los, Konstantin.“ sagt er, ohne sich anmerken zu lassen wie erleichtert er ist. „Möge euch Gott beistehen auf der Suche nach eurem Gefährten. Es war eine angenehme Erholung, mit gleichgesinnten diskutieren zu können. Auf dass sich unsere Wege erneut kreuzen, Kameraden.“ Mit einer Verbeugung schließt Konstantin seine kurze Rede ab. „Bis dann.“ Mit diesen knappen Worten dreht Shelil sich um, ihr hinterher Lars und Scott.
Außer Hörweite beginnt Lars mit den Beschwerden: „Von wegen Gleichgesinnte! Ich habe ihm bei seinem Gerede über Gott, die Kirche und die Aufgabe der Heiligen sowie der Paladine und was ihm sonst noch alles eingefallen ist nur zugestimmt, damit ich nicht selbst noch etwas beitragen muss. Warum hast du uns so lange alleine gelassen?“
„Ich habe Nazgho gefunden, er dürfte schon bald im Lager ankommen.“
Erleichtert atmet der Barbar auf, Scott jedoch verzieht keine Miene.
Plötzlich runzelt Lars die Stirn. „Ich dachte du wolltest zu Sandy und Cathi und mit ihnen gemeinsam im Fluss baden?“
„Das musste ich leider ausfallen lassen“ mit einem Lächeln fügt sie hinzu, „denn sonst wäre Nazgho wahrscheinlich noch länger geblieben.“
Lars stockt kurz und blickt Shelil verwundert an, doch langsam breitet sich in ihm die Erkenntnis aus. Scott jedoch lächelt, etwas das er sehr selten macht.
Also schon wieder... Dieser Nazgho ist wirklich lustig.
Als sie das Lager erreichen, diskutieren sie gerade über die Natürlichkeit und die Rechtmäßigkeit des Spannens, als sie mitten in der Diskussion unterbrechen um Nazgho zu grüßen, der glücklich lächelnd unter dem Bäumchen liegt und den Himmel betrachtet. Neben ihm liegen die Überreste mehrerer Äpfel und eine Feldflasche, die unachtsam offen gelassen wurde, was jedoch nicht stört, da sie leer ist.
Er weiß nicht warum, aber so schlecht wie der Tag anfing, so gut ging er in den Mittag über.
Shelil verkneift sich ein Lachen, als sie in ihrem Zelt verschwindet um ihre Kleidung abzulegen. Lars versucht das selbe, aber als er sein Zelt erreicht kann er es einfach nicht mehr halten und so bricht er in schallendes Gelächter aus.
Scott hingegen holt nur schnell die Angel, die er diese Nacht für Nazgho herstellte und überreicht sie ihm schweigend. Zuerst nimmt der Totenbeschwörer ihn nicht war, dann jedoch fallen seine Augen auf die kleine Gestalt. „Vielen Dank. Wenn du mal etwas von mir brauchst, kannst du dich ruhig melden.“ Nazgho freut sich wie ein kleines Kind, als er den Gegenstand entgegennimmt und als der Schinder zur Bestätigung, dass er seine Worte vernommen hat, nickt, verabschiedet sich Nazgho zum Fluss.
„Sogar ein Angelhaken.“ staunt Nazgho, als er den zwar grob, aber mit großer Begabung geschliffenen Stein am Ende der Schnur, die aus irgendwelchen geflochtenen Pflanzenelementen, die er nicht identifizieren kann, besteht, betrachtet. „Doch irgendetwas fehlt...“ Ihm fällt es wie Schuppen von den Augen.
„Ich brauche Köder!“ mit diesen Worten läuft er zu seinem Zelt, wo er die Angel ablegt und verschwindet erneut im Wald, um Würmer zu suchen, jedoch weiß er diesmal sicher, dass er sich nicht zu weit von dem Lager entfernen sollte.

„Glaube mir, heute Nacht stürme ich das Lager und bringe ihn Eigenhändig um!“ „Ich weiß ich weiß...“ entgegnet Cathi ihrer leicht gereizten Begleiterin.
„Er hat mich jetzt schon zum zweiten mal bespannt, zum zweiten Mal!“ „Beruhige dich...“ „Wobei er bei deiner Oberweite wahrscheinlich hauptsächlich auf dich geachtet hat.“ fügt Sandy mit einer Mischung aus Genugtuung und Beleidigung hinzu. „Bist ja nur neidisch.“
„Als ob ich solche Melonen haben wollte! Außerdem wundert es mich: Habt ihr Amazonen nicht nur einen Busen, weil das so besser zum Bogenschießen ist? Also ich habe gehört dass ihr euch die rechte Brust immer bei einem Ritual verbrennt.“ „Das ist veraltet... wenn das so wäre, wäre ich aus meinem Dorf geflohen.“ „Bist du das denn nicht?“ „Nein, du?“ „Natürlich nicht, aber ich hatte diesen Eindruck von dir.“ „Soll ich das als Kompliment oder als Beleidigung zählen?“ „Fasse es als eine Mischung auf.“ ein zauberhaftes Lächeln fliegt über Sandys Gesicht.
„Schau nur, da vorne ist Dudulov. Aber wo ist Konstantin? Er ist uns doch nicht etwa auch gefolgt?“
Dudulov, der Cathis Worte hörte, grüßt die Beiden Ankömmlinge: „Er sucht nach Essen.“ Erst will Sandy fragen, warum er denn nicht diese Aufgabe übernimmt, da fällt es ihr wieder ein. Mit einem Kopfschütteln murmelt sie nur: „Vegetarier.“
„Ihr seht gut aus.“ bemerkt Dudulov nebenbei. Sandy schaut ihn verdutzt an, in der Annahme dass er den billigsten Anmachspruch der Welt gebracht hat, sogar noch vor “Ist meine Zunge nicht laaaaang?“, dann jedoch erwägt sie ihn Anbetracht seines Charakters, dass es einfach nur ein ernst gemeintes Kompliment ist. Cathi braucht für diesen Gedankengang etwas kürzer.
Die beiden Damen setzen sich. „Was haben wir heute vor?“ fragt die blonde Kriegerin.
„Essen sucht Konstantin schon, kochen dauert nicht lange und einer schützt diesen Platz. Ansonsten haben wir irgendwie nichts mehr vor...“ beantwortet sie ihr Frage.
„Das ist doch ...langweilig!“ damit spricht Sandy aus, was Cathi denkt. Stumm betrachtet der Druide die beiden.
Die Gegend will Sandy bestimmt auch nicht erkunden, das ist ihr bestimmt zu gefährlich, denkt er sich. Cathi hätte damit kein Problem, solange jemand mitgeht. Sandy würde jedoch wahrscheinlich ablehnen... oder?
„Wollt ihr wieder die Gegend erkunden?“ „Nur wenn jemand mitkommt.“ Mit dieser Aussage bestätigt Cathi seine Gedanken. „Ich auch, in diesem Fall also Cathi.“ ist Sandys Antwort. Sie versucht es zwar damit zu verbergen, aber es ist klar, dass sie weder alleine mit Dudulov oder Konstantin die Gegend erkundet hätte. Haben die Beiden es also doch inzwischen geschafft sich anzufreunden, wobei sich Dudulov auch noch denkt, inwiefern das auf Cathi zutrifft, oder ob die Freundschaft einseitig ist.
Cathi kann er irgendwie nicht einschätzen, sie ist so... absolut unauffällig. Sie ist einfach ein Mensch, wie man ihn am Marktplatz antrifft, gerade mit Einkäufen beschäftigt und einfach doch nur ein Punkt in der Masse, ein Puzzlestein in dem unendlichen, einfarbigen Puzzle der Menschheit. Ein Stein, der von jedem anderen ersetzt werden kann. Unwichtig, nebensächlich.
Doch alle sind so, erst wenn man sich länger mit den Puzzlesteinen beschäftigt färben sie sich, heben sich aus dem Rest des eintönigen Puzzles hervor und erscheinen so anders als die anderen, obwohl sie doch schon immer die gleichen waren.

Jedoch scheint Cathi von der Idee ein wenig aufgemuntert, auch wenn man es nicht als wirkliche Idee bezeichnen kann. Es ist doch dasselbe wie gestern. So wird es sich wohl den ganzen Lageraufenthalt hinziehen. Tag für Tag das selbe: Essen suchen, das jeweilige Lager bewachen, erkunden und jede Woche das Duell.
Oder vielleicht haben doch die Veranstalter noch etwas mit ihnen vor.
„Wer sind die Veranstalter überhaupt?“ Hat sie eben laut gedacht? Das kann doch nicht sein! Das macht sie doch sonst auch nie! Oder?
„Ich weiß es ehrlichgesagt auch nicht. Wahrscheinlich irgendwelche Alten, die mit anderen gewettet haben ob sie es schaffen hübsche Frauen dazu zu bringen freiwillig zu ihnen zu kommen.“
Verdutzt über Sandys hirnrissigen Gedankengang starrt Cathi die Zauberin an.
„Ich denke es sind Weise Männer die das menschliche Verhalten in kleinen Gruppen die getrennt leben erforschen.“ antwortet Dudulov zu Cathis weiterer Verblüffung recht ausführlich.
„Und ihr denkt nicht, dass...?“ noch bevor sie ihren Satz beenden kann, stürmt Konstantin mit lautem Krachen aus den Büschen. Ängstlich über dessen hastiges Auftauchen dreht sie sich um. Vor ihr auf dem Boden liegt Konstantin, übersät mit Schrammen und Schmutz. Doch dieser rappelt sich eilig auf. „Ich befinde mich wohl.“ antwortet er, wobei sein Blick in der Gegend umherwandert, ohne dabei an den Dreien haften zu bleiben.
Um die peinliche Stille zu durchbrechen, löst er den Beutel vom Gurt und reicht ihn den anderen, zusammen mit zwei Kaninchen, die ihm schlaff über die Schulter hängen. „Zu meinem bedauern ist dies der gesamte Ertrag, jedoch führe ich meine Suche eilig wieder fort. So wünsche ich euch noch Gottes Segen bevor ich mich erneut aufmache.“ Damit verschwindet er erneut in den Bäumen.
„Was im wohl zugestoßen ist...?“ Mit einer Mischung aus Verwunderung und Furcht blickt Cathi ihm nach.
„Wahrscheinlich ist er in einen Dornenbusch gestürzt und es ist ihm zu peinlich es uns zu erzählen.“ frotzelt Sandy. Sie weiß nicht, wie recht sie damit hat.
„Weiß noch einer worüber wir uns unterhalten haben?“ fragt sie nach einer kurzen Pause. „Die Veranstalter.“ antwortet Dudulov. „Stimmt.“ fällt es der Zauberin wieder ein.
„Gehen wir, Cathi?“
„Wohin?“
„Erkunden.“
„Wohin?“
„Ins Lager, ich will Nazghos Zelt ausmachen damit ich heute Nacht nicht suchen muss.“
„Wohin?“
„Verdammt noch mal! Keine Ahnung, irgendetwas wird uns schon einfallen!“
Innerlich lächelt Cathi. Endlich einmal hat sie es geschafft Sandy zu ärgern und nicht umgekehrt. Doch zu diesem Zeitpunkt weiß sie nicht, was für einen Fehler sie damit machte. Denn Sandys Laune ist mit diesem Dialog wieder ein wenig gesunken.
So machen die Beiden sich auf. Genervt rollt Dudulov mit den Augen. Ob er hier die ganze Zeit nur aufpassen will wurde er nicht gefragt. Interessiert etwa niemanden seine Meinung?

Im Lager selbst passiert über die Mittagszeit nichts von Bedeutung, alle sind mit sich beschäftigt und lenken die Aufmerksamkeit von sich ab. Doch einer ist unterwegs: Nazgho. Scott fragt sich, ob er ihn vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte, als er dachte er sei ein Faulenzer. Es wirkt sogar als wäre er der aktivste von allen... bei der Bewegung ist es kein Wunder dass er so dünn ist. Als Scott sich über diesen Gedankengang an das letzte Essen mit Nazgho erinnert fällt ihm ein, wie wenig er doch aß. Den Rest hatte er einfach Lars überlassen. Nun ja, wenn er es so will.

Nachdem Nazgho ein stabiles Holzstück in Händen hält, beginnt er damit zu graben. Doch was erhofft er sich eigentlich zu finden? Würmer? Käfer?
Er weiß es selbst nicht. Doch Würmer wären ein guter Anfang. Eigentlich sollte er Scott fragen, der sich mit so etwas bestimmt gut auskennt, doch dazu hat er keine Lust. Doch halt mal! Vielleicht sollte er... Ach nein, auch keine gute Idee.
Plötzlich raschelt es hinter Nazgho. Klingt wie eine Schlange, oder? Dieses schwach schabende Geräusch... Gleichgültig dreht der genervte Totenbeschwörer sich um. „Na also.“ murmelt er. Wenige Meter vor sich sieht er eine Schlange über den Boden ziehen. „Versuche es erst gar nicht.“ seufzt er. Nicht auch das noch! Darauf hat er jetzt wirklich gar keine Lust.
„Los, mache dass du weg kommst!“ er wedelt kurz mit der Hand, um das Tier zu verscheuchen, doch damit kann er die Schlange nicht aufhalten. Er scheint sie sogar noch weiter zu reizen, denn ohne Vorwarnung legt sie stark an Geschwindigkeit zu und scheint somit über den Boden zu fliegen. Ein blaues Leuchten breitet sich aus.
Vor Nazgho vibriert die Luft und explosionsartig erscheinen Schlammklumpen aus dem Nichts, setzen sich zu einem menschenähnlichen Umriss zusammen und verschmelzen. „Huch, ich wollte doch eigentlich ein Skelett beschwören... nun, ein Golem wird es auch tun.“
Gerade als die Schlange ihr Maul aufreißt um die funkelnden Zähne in den Menschen zu bohren, verschwindet die Welt um sie herum. Ob es sich so anfühlt zu sterben? Ja, das muss es sein. Denn keine Schlange der Welt würde es überleben, von zwei Schaufelgroßen Händen zuerst zerdrückt und dann in Stücke gerissen zu werden, bevor auch noch ein klumpiger Fuß die Überreste zu Brei verarbeitet.
„Du kommst mir gelegen. Kannst du für mich vielleicht Köder suchen?“ Mit einem Grunzen wendet sich der Golem von seinem Beschwörer ab und beginnt mit der Suche, während Nazgho sich gegen einen Baum gelehnt hinsetzt.
Jetzt noch ein Nickerchen wäre gut...

Als er wieder die Augen öffnet, sieht er nur Erde. Dann jedoch sieht er eine Axt, die im Kopf seines Golems steckt. „Brabbr“ grummelt dieser.
„Was?“
„Brabbbrr.“
„Rede deutlich!“
„Brab.“
„Rede wie ich!“
„Brab...bra!“
„Ich glaube er will Barbar sagen.“ meldet sich eine bekannte Stimme.
„Lars, hast du ihm etwas die Axt in den Kopf gehauen?“
„Ja, tut mir Leid. Dachte es wäre irgendein Monster.“
„Hast du Köder mitgebracht?“
„Wie bitte?“
„Nicht du, sondern mein Helferchen!“
„Köddar!“
„Na also, du kannst doch sprechen. Vielen Dank. Nun kannst du dich wieder zurückziehen.“ Nachdem Nazgho das Gewürm entgegengenommen hat, hebt er die Hand und der Golem zerfällt zu einem Erdhügel.
„Was hattest du hier zu suchen?“ wendet er sich wieder dem Krieger zu.
„Wir haben dich gesucht, wir wollen uns ums Essen kümmern.“
„Schon?“
„Warum schon? Die Sonne steht nur noch wenige Stunden am Himmel!“
„Ich bin Angeln.“
„Das ist ja nett, dass du mithelfen willst. Ich esse zwar viel lieber Fleisch als Fisch, aber frischer Fisch ist auch nicht zu verachten.“
„Fisch ist auch Fleisch.“
„Nein.“
„Doch, Fische sind auch Tiere.“
„Nun ja...“
„Genauso wie der Ausdruck Meeresfrüchte für Muscheln und ähnliches ebenso falsch ist. Es müsste Meerestiere heißen, es sind ja Lebewesen!“
„Ich dachte du bist Totenbeschwörer und nicht Druide. Ich dachte Dudulov sei...“
„Schon gut, manchmal regt mich nur die Arroganz der Menschen auf. Gehen wir ins Lager.“

Aus diesem Grund ist auch Dudulov Vegetarier. Dudulov, wie er gerade vor der winzigen Behausung liegt, hatte sich schon früher lange damit rumgeschlagen und versucht die Menschen davon zu überzeugen dass sie kein Recht haben Tiere zu essen. Zumindest nicht so.
Würden man die Tiere jagen und einfach primitiv gegen sie kämpfen, dann wäre das nicht falsch. Aber sie zu züchten, nur damit diese hinterher geschlachtet werden und in Massen auf dem Markt an die Leute verkauft werden, das ist falsch. Einfach falsch.
Die Wölfe reißen ja auch nicht hundert Rehe und teilen sie hinterher auf, wobei es ihnen egal ist wie viele davon umsonst gestorben sind. Nein, sie töten nur um ihr Überleben zu sichern. Die Menschen können auch als Vegetarier leben.
Doch die einen Begründen die Arroganz der Menschen, in der sie über alle Wesen herrschen, mit dem Recht des Stärkeren, welches zwar schon stimmt, aber, da sie gleichzeitig behaupten allen anderen Wesen voraus zu sein, primitiv ist und andere Begründen es auf der Bibel.
„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ murmelt er vor sich hin.
Diesen Satz hatte er schon so oft gehört, dass er ihn auswendig kann.
Doch Menschen schrieben die Bibel. Sie können sich nicht durch etwas rechtfertigen, dass ihnen selbst entstammt.
Bei Gelegenheit fragt er mal Konstantin, was er dazu meint.
Doch ob er überhaupt dieser Religion angehört? Bestimmt...
Das alles ist jedoch nicht der einzige Grund warum er keine Tiere ist. Früher, als er mit den anderen Lehrlingen sowie ihrem Meister im Wald Überlebenstraining absolvierten, erlegten sie noch verschiedene Tiere und grillten sie an ihrem gemeinsamen Lagerfeuer. Es schmeckte ihm. Nur sein Lehrmeister verschmähte das Fleisch.
Damals verstanden sie ihn nicht, doch Dudulov versteht ihn. Sobald man lernt mit den Tieren zu sprechen, beginnt man sie wie die Menschen gleichzustellen.
Nur sehr wenige Menschen würden Wesen, die im Grunde wie sie sind, noch als Nahrung ansehen.
Als er diese Sprache lernte, bekam er schreckliche Gewissensbisse. Er hatte Lebewesen gegessen, mit ihren Gedanken, Gefühlen, Träumen und Wünschen.
Er hatte den Genuss dem Leben eines anderen vorgezogen.
Als der Druide sich auf die Seite dreht, knistert das Gras schwach unter seinem Körper. Entspannt legt er den Kopf auf den Boden, wobei ihm lange, rötliche Haare ins Gesicht fallen.
Eigentlich ist ihm das egal, doch als sie anfangen an der Nase zu kitzeln wischt er sie sich aus dem Gesicht.
Diesem ewigen Ritus müde, setzt er sich und kramt in seiner Tasche, bis er schließlich etwas findet womit er sich auch sogleich die Haare zusammenbindet.
Waschen sollte er sie auch mal wieder. So langsam werden sie doch sehr fettig...
Doch er muss aufpassen. Wunderbar. Ein Kamerad zieht Tiermordend durch den Wald und die anderen beiden erkunden die Gegend, ohne ihn zu fragen ob er überhaupt Wache halten will.
Er kommt sich irgendwie verschaukelt vor.

Im Lager laufen alle geschäftig umher, außer Scott, der vor dem Feuer sitzt und es am Leben erhält, indem er manchmal Luft zufächelt oder einen weiteren Holzklotz hineinlegt. Bei genauerer Untersuchung fanden sie im Zelt einige Holzscheite, die vor Regen geschützt in einer Ecke aufgestapelt lagen.
Um genau zu sein läuft noch einer nicht wirklich geschäftig umher, sondern sitzt mit einer Angel in der Hand am Flussrand und verflucht die Langeweile.
Da er nichts besseres zu tun findet, wandert sein Blick unaufhörlich umher, vom Fluss zur Brücke, vom Feuer zu der anderen Seite des Flusses und wieder zurück zum Fluss.
Doch ausnahmsweise bleibt sein Blick diesmal auf der anderen Seite des Flusses hängen, wo zwei ihm sehr gut bekannte Gestalten aufgetaucht sind.
Jedoch laufen sie nur den Fluss entlang, bis zu einem Waldstück, das von einer Steinmauer grob umgeben ist. Nachdem sie eine Weile der Mauer gefolgt sind, verschwinden sie aus Nazghos Blickfeld. Hat er sich geirrt oder hatte Sandy tatsächlich wieder gemeckert?
Seine Gedanken werden jäh durchbrochen, als sich die Angel schwach aber ruckartig bewegt. Geduld. Auf die passende Gelegenheit warten und weder die Angel noch den Fisch aus den Augen behalten.
Hat Nazgho zumindest so gehört. Wie man es genau macht, weiß er nicht. Doch jetzt reißt es noch stärker, weshalb Nazgho nicht mehr abwartet und mit aller Kraft zieht.
Doch wozu die Kraft, fragt sich Nazgho, als er flach auf dem Boden liegt. Er schaut sich den Angelhaken an und tatsächlich hängt daran ein Fisch, der im Todeskampf kräftig zappelt.
Ein Fisch? Nein, wohl eher ein Fischchen. Sonderlich viel zu Essen werden sie an ihm wohl nicht haben.
Nazgho packt den Fisch am Schwanz und schmettert ihn heftig mit dem Kopf gegen den Boden. Nach einem letzten Zucken ist das Tier erlöst.
Zusammen mit seiner Beute geht der Sieger schließlich zu Scott, der noch immer neben dem matt glimmenden Feuer sitzt.
„Kannst du den hier ausnehmen? Ich passe hier auf.“
Mit einem Nicken schnappt der Schinder sich den Fisch und macht sich in Richtung des Flusses auf.
Der Rest des Tages verläuft auf der Lagerseite ruhig und es gibt keine besonderen Vorkommnisse.

„Die Gegend hier ist anödend. Baum, Baum, Baum, Stein, Stein, Stein, Baum... mehr nicht.“
„Was hast du dir denn erhofft, Sandy?“
„Dämonen, Monster, Opferaltare, Folterinstrumente und Massengräber.“
„Im Ernst?“
„Natürlich nicht. Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber ich dachte es gibt hier noch mehr so Dinge wie die Höhle. So unbegreifliche, magische Orte.“
„Wir können auch wieder in die Höhle wenn du willst, ich kenne den Weg in und auswendig.“
„Nein Danke. Ich möchte etwas neues entdecken. Etwas aufregendes.“
„Was willst du eigentlich, es soll zwar spannend und grausam, aber nicht gefährlich sein? Sandy, ich verstehe dich zwar ein wenig, aber eben nur ein wenig! Du bist einerseits zu durchschaubar und andererseits versteht man dich manchmal überhaupt nicht!“
„Cathi, ich möchte einfach ein Abenteuer!“
Verzweifelt seufzt die Amazone: „Ist das auch der Grund warum du hier bist?“
„Ja. Nein. Eigentlich... nicht. Aber ich habe es mir doch erhofft.“
Still laufen die beiden hintereinander her, inzwischen haben sie sich vom Fluss abgewandt und gehen eine Steinmauer entlang in die Gegenrichtung, bis sich vor ihnen ein großes Loch in der Mauer zeigt.
„Sieht wie ein Weg aus.“ meint Sandy, ein wenig ermutigt.
„Sieht aus als wären ein paar Steine herausgefallen.“ erwidert Cathi, die auch vom Tag gelangweilt ist.
„Nachsehen kann nicht schaden.“
Schließlich stimmt Cathi ihr zu und die beiden klettern durch den Spalt in der Mauer und verschwinden im Wald.
Nachdem sie eine Weile umhergelaufen sind, setzen sie sich gelangweilt zu Boden und lehnen sich gegen zwei gegenüberliegende Bäume.
„Warum hoffen wir eigentlich auf etwas interessantes? Der Tag ist doch einfach nur normal!“ meldet sich die Zauberin nach einer Weile, in der sie nur stumm dagesessen sind, zu Wort.
„Weil gestern etwas unglaubliches passiert ist und das kann dazu führen dass man sofort wieder mit so etwas rechnet.“
Vertieft in diverse Gespräche vergehen einige Stunden, in denen sie nur dasitzen und reden, während sie ihre Aufgabe anscheinend vergessen haben.
Als sie zu Konstantin und Dudulov zurückkehren, ist es schon fast dunkel. Da der Paladin heute sehr lange unterwegs war und im Gegensatz zu den beiden Frauen seine Aufgabe ernst genommen hat, ob es an seinem Charakter liegt, oder daran, dass man nachweisen kann ob man etwas getan hat oder nicht, ist dabei allerdings nur nebensächlich, gibt es diesen Tag reichlich und keiner geht sterbenshungrig schlafen.
Wobei auch wieder nur drei Schlafen können. Wache halten heute Nacht Sandy und Dudulov.
 
Die vierte Nacht – Das Versteck der Schamanen

Das Zirpen der Grillen und der sanft wehende Wind, welcher ein leises rascheln wie ein seidenes Band hinter sich herzieht, benebeln Sandys Sinne. Am liebsten würde sie schlafen, in einer gemütlichen Gaststätte auf einem dieser typischen weichen, jedoch merkwürdig kühlen Betten. Doch sie muss Wache halten, etwas vollkommen sinnloses. Nein, dieses Unterfangen ist wirklich idiotisch! Sollten es doch die anderen machen, sie käme auch ohne Wache aus. Sofern sie eine Türe zum abschließen hätte.
Sie jedoch ist fort, nur noch ein Traum, ein matter Schatten - wie das Leben vor dem Lager. Das Leben vor dem Lager? Wie denkt sie schon, sie sitzt hier doch erst seit nunmehr vier Tagen!
Dennoch wirkt alles so anders, so abgeschlossen. Das Leben vor ihr scheint sich schlagartig geändert zu haben, das monotone Ticken ihrer alten Lebensuhr war aus dem Rhythmus, raste wie im Sturz und blieb still wie ein Bach.
Warum? Diese Gedanken, aus welchem Teil von ihr stammen sie? Sie hat sich zusammenzureißen, denn sonst überkommt sie diese wirre Gedankenflut, die sie einnimmt, gegen die sie sich nicht wehren kann und auf die sie nie eine Antwort finden wird.
Abwarten. Ruhe. Beruhige dich einfach Sandy, du hast einfach nichts zu tun und denkst deshalb zu viel. Ja, vielleicht. Doch nein. Vielleicht nicht? Denkst du zu viel? Bist du dir sicher? Du musst doch wissen was später geschehen wird. Könnte.
Genau, was macht sie danach? Danach? Wann ist danach? Ende dieser Woche, Ende nächster Woche? Nie mehr? Wann sollte das hier vorüber sein? Hatte sie sich zuvor auch nur die geringsten Gedanken darüber gemacht? Gedanken... schon wieder dieses Wort! Wie sollte sie es bloß umgehen?
Ein Zischen? Hört sie da wirklich etwas? Oder machen ihre... um Himmels willen, beruhige dich doch! Wache auf! Wache auf!
Langsam verschwindet der Schleier und ihre Sinne beginnen ihre Funktion wieder aufzunehmen. Ist es schon Tag? Es ist so hell, so hell! Vor ihr steht Konstantin. „Wach auf!“ Sie dreht sich um.
Plötzlich ist sie hellwach. Wenige Meter von ihr entfernt steht die Unterkunft. In Flammen.
„Du hättest doch aufpassen sollen!“ brüllt Konstantin, dessen Haare ein wenig angekohlt aussehen. „Es tut mir Leid...“ „Wir wären fast gestorben!“ „Sei still, lass mich in Ruhe! Ich habe gesagt es tut mir Leid, ich wollte es nicht, kapiert?“ „Hör mir doch mal zu!“ „Schweigt, beide.“ bricht Dudulov den Zwist.
„Stimmt, dies gehört sich nicht.“ räuspert sich der Paladin. „Entschuldigt.“ „Ruhe!“ zischt der Druide. Seine Augen ruhen auf einem Schatten, der sich langsam entfernt. „Was ist das?“ fragt Konstantin neugierig. Sandy ist noch zu geschockt um überhaupt zu reden.
„Wenn mich nicht alles irrt unser Brandstifter.“ meldet sich Cathi zu Wort.
„Meine Kleidung!“ kreischt Sandy. „Ruhe!“ Ohne ein Geräusch von sich zu geben schleicht der Druide dem Schatten hinterher, der sich immer weiter entfernt. Die anderen drei folgen ihm, wenn auch nicht jeder gewillt.
Sandy, die noch immer ihre Kleider betrauert, wird einfach von der Amazone mitgeschleift. Dank Dudulov leben sie noch alle. Er war es, der sie plötzlich weckte und mit ihnen aus dem Unterschlupf rannte. Er packte Sandy, die tief schlief und rannte mit ihr noch ein paar Schritte. Doch...
Cathi schüttelt den Kopf. Die Zauberin, deren Handgelenk sie noch immer fest umgreift, taumelt plötzlich. Fast stürzte sie, doch im letzten Moment kann sie sich auf Cathi stützen. Müde starrt sie in die Augen der Amazone. „Tut mir Leid...“ stammelt sie matt.
Merkwürdig... Seltsam... Totaler Unsinn!
Unwirklich. Genau. Alles unwirklich. Der Tag. Nein, die Nacht. Doch...
Noch immer folgen sie dem Schatten. Sie wollen ihm nicht näher kommen, zumindest noch nicht, sie wollen ihm einfach folgen. Vielleicht könnten sie sein Versteckt finden und ihn mit allen seinen Kameraden ausrotten. Seine Taten werden in dem eigenen blutigen Ende einen Abschluss finden.
Diese Flagge welche die Kreatur trägt, kommt den Verfolgern bekannt vor. Sie haben sie schon mal gesehen. Wo? Wann? Unter welchen Umständen?
Wieder stolpert Sandy, doch diesmal kann Cathi sie nicht stützen und so fällt sie wie ein nasser Sack zu Boden. Sie versucht sich nicht einmal mit den Händen abzufangen. Was ist los? Wo ist ihre Kraft geblieben?
Als sie wieder aufsteht ist sie voller Staub. Sie schüttelt den Kopf und murmelt wiederholt: „tut mir Leid, tut mir Leid...“
Noch immer schwankt sie. Wirr fliegt ihr Blick umher, schweift über die Bäume, den Boden und über das Gesicht vor sich. Müde lächelnd bleibt er auf einem Blatt, dass sich in den blonden Haaren der Amazone verfangen hat hängen.
Was ist bloß los? Cathi hebt die Hand und verpasst ihrer Begleiterin eine Ohrfeige, die die Gegend mit einem Klatschen erfüllt, dass widerhallend umherirrt und die Vögel aus den Baumwipfeln treibt. Kreischend steigen sie als dunkle Schatten empor in die Luft.
Plötzlich beschleunigt Dudulov seine Schritte. Parallel zu dem Gejagten.
Doch die Amazone bleibt stehen. Starrt Sandy an. Diese betrachtet munter weiter das Blatt. Vollkommen unbeeinflusst. Als das Mondlicht ihr Gesicht in weißes Licht taucht, bemerkt Cathi die Glasigen Augen ihrer Begleiterin. Ohne auf Konstantin zu hören, der ihnen zuwinkt dass sie doch kommen mögen, schleift sie die Zauberin in eine andere Richtung.
Nach einer Weile, in der nichts geschieht, außer dass sie läuft, ertönt ein lautes Platschen, mit dem Sandys Kopf in den Fluss getaucht wird. Wasser läuft aus ihren Haaren, durchnässt die Kleidung und tropft leise auf den Boden. Alles wirkt unwirklich.

Plötzlich wacht er auf. Etwas hatte ihn gestupst und ihn so aus dem Schlaf gerissen. Er schwitzt. Dieser Albtraum! Er lag auf einem Opferaltar und unter ihm brodelte die Lava, kochte. Sie stieg höher, weiter und weiter. Gerade wollte sie ihn einsperren. Auf ewig. Sie wollte ihn mit zu sich herunterreißen.
Noch immer glüht es. Diese Hitze verfolgt ihn. Ja. Träume... Hatte Sandy die Nachtwache komplett durchgemacht oder ist sie dabei wohl eingeschlafen? Oder... Es ist noch nicht Tag! Und die Hitze stammt nicht aus seinem Traum!
Hellwach ohrfeigt Dudulov die beiden Personen die neben ihm liegen. Noch bevor diese wissen wie ihnen geschieht, schnappt er sie und zieht sie aus der Behausung. Davor sitzt Sandy, schlafend. Erst jetzt können die beiden, die bis eben noch geschlafen haben, die Situation wenigstens halbwegs überblicken.
Sie wären beinahe verbrannt! Noch während sie dies realisieren, rennen sie dem Druiden hinterher, der sich die schlafende Nachtwache wie einen Kartoffelsack über die Schultern geworfen hat. Ein paar Meter weiter bleiben sie stehen und sehen sich das Spektakel an.
Funken stieben in den Himmel, das Feuer taucht die Nacht in ein schwankendes Licht. „Wache auf! Wache auf!“ brüllt Konstantin die Zauberin an. Langsam öffnet sie ihre Augen.

„Verdammt, was ist mit dir los?“
„Was?“
Ein Seufzer entflieht Cathi: „Gut, du scheinst wieder normal zu sein?“
„Warum bin ich nass?“
„Weil ich deinen Kopf unter Wasser tauchen musste...“
„Du hättest mich auch anders wecken können! Ich weiß dass ich nicht während der Wachzeit einschlafen sollte, aber deshalb musst du doch nicht... Was machen wir hier am Fluss, es ist doch immernoch Nacht!“
„Unser... Zelt... ach, du weißt schon was ich meine, wurde angezündet.“
„Nicht im ernst!“
„Doch!“
„Ich weiß schon, ich sollte nicht einschlafen, du willst mich nur einschüchtern dass so etwas nicht mehr passiert.“
„Nein, glaube mir! Sieh dort!“ Cathi hebt die Hand und zeigt in Richtung ihrer Unterkunft, die nur noch als winziges flackerndes Licht in der Ferne auszumachen ist.
„Nein...“ stammelt Sandy, „Ihr wollt mich nur... Nein.“
„Keine Sorge, uns geht es gut, dank Dudulov. Aber was war mit dir los, du warst wie benebelt!“
„Ich weiß es nicht...“
„Wir...“
„Wo sind die beiden anderen?“ fragt Sandy plötzlich.
„Die verfolgen den Brandstifter.“
„Weißt du wohin sie gehen?“
„Ich verstehe dich nicht... sie sind in diese Richtung, wenn wir uns beeilen schaffen wir es vielleicht sie noch einzuholen.“
„Worauf warten wir dann noch? Dieses Schwein schnappe ich mir!“ Zornig rast Sandy los, wobei sie eine Spur von Tropfen hinter sich her zieht.

Konstantin schnauft wie eine Dampfmaschine, während er dem Druiden noch immer hinterherrennt. „Pause... kann nicht mehr... ich bin auch nicht mehr der Jüngste...“ Egal was er sagt, Dudulov behält die Geschwindigkeit problemlos bei.
Doch der Paladin hält mit, seine Ehre erlaubt es ihm einfach nicht jetzt aufzugeben. Egal wie sehr er rennen muss. Seine Beine zittern und Schweiß tropft ihm unaufhörlich vom Gesicht, als sie plötzlich stehen bleiben. Als sie um eine Steinwand schauen, sehen die Beiden ein Feuer, um dass viele kleine Gestalten tanzen.
Es waren diese roten Kreaturen, denen sie schon oft begegnet sind, viel zu oft.
Ob sie gerade einem Ritual beiwohnen? Unaufhörlich ertönen Rufe aus der Masse der kleinen Kreaturen: „Rakanischu! Rakanischu!“
Der Schatten dem sie gefolgt sind jedoch, hält sich vorsichtig im Schatten einer der Bäume.
Viele der Wesen um das Feuer tragen die gleiche Standarte und irgendwie, so kommt es zumindest den Beobachtern vor, sehen diese Wesen auch gleich aus.
Der Tanz der Kreaturen wird hektischer, wie in Raserei bewegen sich die blutroten Körper um das Feuer und mit dieser Begebenheit wird auch das Schreien immer lauter und schneller.
Konstantin hält sich die Ohren zu, denn inzwischen sind auch die Rufe zu einem unerträglichen Gebrüll angeschwollen. Doch die fasziniert den Druiden. Er möchte diese Wesen weiter betrachten, ihre Kultur erlernen, ihre Lebensweise nachvollziehen können.
Auf einen Schlag verstummt die Meute. Zwischen ihnen ist ein Wesen aufgetaucht, dass sich nur in einem von den anderen Standartenträgern unterscheidet. Es ist vollkommen blau.
Langsam hebt die Kreatur die Arme in die Höhe und als sie ausgestreckt sind, öffnet es den Mund.
„Colenzo!“ entfährt ihm ein Schrei und wie wild rasen alle Kreaturen wieder ums Feuer, wobei die ohne Standarte weiterhin „Rakanischu!“ vor sich hin brüllen. Die Standartenträger scheinen dem Schauspiel eher passiv beizuwohnen.
„Fasziniernd!“ murmelt Dudulov.
„Was ist daran faszinierend? Das ist krank!“ beschwert sich Konstantin mit zitternder Stimme.
„Nein, es ist nur ungewohnt.“
„Es ist krank! Das ist... irgendeine Sekte! Sie sind wahnsinnig!“
Der Druide schüttelt nur ablehnend den Kopf, wobei er den Blick noch immer fest auf die blaue Kreatur gerichtet hält.
„Er ist der Anführer, diese Standartenträger sind ihm untergeben und an unterster Stelle stehen diese kleinen Kreaturen. Doch eins wundert mich... was macht dieser Standartenträger hinter dem Baum?“
„Das ist doch egal, los, zerschlagen wir diese Sekte!“
Dudulov hebt den Arm, um den Paladin zurückzuhalten, doch vergebens. Dieser stürzt erhobenen Schwertes auf die Masse zu, doch plötzlich schreitet die Kreatur aus dem Schatten und somit ist die Verwirrung perfekt.
„Was...?“ entfährt es Konstantin.

Diese Nacht kann er einfach keinen Schlaf finden. Hellwach wandert er von der einen Zeltwand zur anderen. Was tun, was tun, die ganze Nacht?
Vielleicht ein bisschen umherstreifen, die Gegend erkunden, sich die Zeit mit einem Spaziergang vertreiben? Oder warten. Warten, bis die Sonne aufgeht, bis die Helligkeit Leben in den Ort bringt, bis die Lagerkameraden aufwachen.
Nein, man kann nicht immer nur warten. Am Ende, wenn man das Leben überblickt, erkennt man, dass man nur gewartet hat. Nichts ist sinnloser.
Jeder Tag vergeht gleich, wenn auch so unterschiedlich, alles wirkt gleich. Nichts besonderes. So langweilig, so unwirklich.
Als ob nichts voran geht, als ob die Zeit ein Ring wäre, jeden Tag begehen sie die selbe Strecke.
Er muss etwas tun. Unbedingt.
Doch was?
In der Ferne ist ein Feuerschein auszumachen, wie der einer Fackel. Sind die Leute aus der anderen Gruppe etwa unterwegs? Vielleicht sollte er sich ihnen anschließen.
Scott schnappt sich die Standarte, die er aus der Höhle mitgenommen hatte und nähert sich dem Licht, über die Brücke, einen Teil des Feldes und ganz in die Nähe der Behausung der anderen.
Eine rote Kreatur steht da, vor Sandy, mit einer kleinen Tasche, aus der ein glitzernder Nebel zu fließen scheint. Plötzlich wirft das Wesen die Fackel auf die Behausung, die sofort Feuer fängt.
Der Schinder hat keine Chance, dieses Geschehen zu stoppen, allerdings muss er etwas machen. Mit der Standarte stupst er den Druiden leicht an, woraufhin dieser auch aufwacht.
Erleichtert dreht sich der Schinder um und beschleunigt seine Schritte zur Verfolgung des Brandstifters.
Doch das Wesen bleibt eine Weile kichernd stehen, eine Weile, in der Scott es jedoch nicht angreift. Soll es ihn doch zum Versteck dieser Kreaturen führen. Das brächte endlich mal Spannung in diese langweilige Geschichte.
Nicht viel Zeit vergeht, bevor der Verfolgte sich wieder in Bewegung setzt. Jedoch weiß es noch nicht, dass es verfolgt wird. Oder? Und wenn schon!
Raschen Schrittes folgt der Schinder der Kreatur, als er plötzlich auch leise Schritte hinter sich vernimmt. Sie werden doch nicht etwa auf die Idee gekommen sein...? Und wenn schon!
Das ist doch unwichtig, sie werden schon erkennen was geschehen ist, sobald die Zeit reif ist und sie kann schon bald geerntet werden.
Die Kreatur vor ihm beginnt zu rennen, Scott ebenso und die Gruppe hinter ihm tut es ihm gleich.
Nach langer Zeit in der wirklich nichts geschieht, außer dass jeder dem anderen folgt, fällt eine große Gruppe dieser Kreaturen, die in der Ferne um ein Feuer tanzen, in die Augen, woraufhin er sich in der Nähe ein geeignetes Versteck sucht, welches der Schatten eines Baumes darstellt.
Der Baum ist zwar klein, jedoch genügt er um den Schinder komplett mit seinem, durch das Feuer in die Länge gezogenen, Schatten zu bedecken.
Mit einer Mischung aus Begeisterung und Verwunderung über diese seltsam andere Kultur betrachtet er das Schauspiel.
Einige Meter von sich entfernt macht er Dudulov und den Paladin aus. Wie hieß er noch mal? Kons... Kons... Konz? Konztantin? Nun ja, so irgendwie.
Der Druide scheint den... den Kerl irgendwie zurückzuhalten, warum? Ist er so heiß auf einen Kampf? Ist er nicht ein Ritter für die Gerechtigkeit, oder den Willen Gottes, oder anderer Dinge?
Scott jedoch bleibt ruhig, wartet ab was geschieht. Dudulov tut es ihm gleich, so glaubt er. Nein, er ist sich sicher. Er beobachtet auch. Beobachtet dieses Spektakel, wie normale Menschen es wohl nie zu sehen bekommen. Oder normale Schinder.
Doch vollkommen unerwartet rast der Paladin aus dem Versteck auf die Prozession zu, die jedoch nichts mitbekommt. Will er alleine...? Dieser Idiot!
Nun springt auch Scott aus dem Schatten des Baumes.

Verwirrt schreit Konstantin auf. Scott? Hat er das Zelt angezündet? Er ist undurchschaubar! Wollte er sie wirklich alle verbrennen? Damit würde er doch bestimmt nicht davonkommen!
Dudulov jedoch überblickt die Situation sofort, die ganze Situation. Er erkennt auch, dass die Kreaturen, die soeben noch um das Feuer tanzten nun seinen Kameraden zornig anstarren.
„Colenzo!“ brüllt der Anführer, woraufhin alle ihre Waffen zücken und unter heftigem Geschrei auf Konstantin und Scott losrennen.
Der erste der Kleinen taucht vor dem Paladin auf, dessen Schwert das Wesen sauber in der Mitte teilt, das klatschend in zwei Hälften zu Boden fällt. Währenddessen schlägt Scott einer der Kreaturen mit der Standarte so gegen den Kopf, dass es kurz taumelt und zu Boden stürzt, sich jedoch sofort wieder aufrafft, um wieder schwankend umzukippen.
Trotz seiner plötzlichen Angst stürzt der Krieger sich ins Getümmel, was die drei Kreaturen die auf ihn zu rennen stocken lässt. Ein fataler Fehler. Schon saust sein durch die Luft und eines fällt stark blutend zu Boden.
Um den Paladin scheint die Luft zu glühen. Wie fanatisch stürmt er auf das nächste rote Geschöpf los und zerteilt es mit drei rasend schnellen Hieben. So könnten sie es vielleicht schaffen. Schweißperlen rinnen ihm die Stirn herunter und sein Seitenstechen, dass ihn schon die ganze Verfolgung begleitete meldet sich wieder.
Doch wozu? Wozu dieses Gemetzel? Denkt sich Dudulov unterdessen. Den Brandstifter zur Rechenschaft zu ziehen hätte doch gereicht, warum also gleich ein Massaker veranstalten?
Der Schinder jedoch hat ganz andere Probleme. Er ist eingekreist von drei dieser Kreaturen, die im Gegensatz zu den anderen auf ihn nicht klein erscheinen. Sie sind ungefähr gleichgroß und nur noch wenige Schritte entfernt.
Doch sie machen einen großen Fehler, denn sie unterschätzen ihn maßlos. Denn gerade als sie einen weiteren, lockeren Schritt auf ihn zugehen, sprintet er auf einen zu und rammt ihm im Lauf die Spitzer der Standarte in den Magen.
Keuchend und spuckend kniet es sich nieder, was Scott die Gelegenheit bereitet ihn von hinten mit der neuen, jedoch bewährten Waffe zu Boden zu strecken.
Während die anderen beiden nur kurz Perplex dastehen, bevor sie nun schäumend vor Wut auf den Schinder zu rennen, greift dieser sich das Schwert seines Feindes und hebt es empor. Zuerst schrecken die Beiden, die nun erfahren haben dass auch der Kleine gefährlich sein kann, zurück, jedoch überkommt sie eine Welle neuen Mutes, die sie auch zum Lächeln veranlasst.
Verunsichert dreht Scott sich um und erblickt hinter sich eine weitere Kreatur dieser Sorte, die gerade eine Fackel zum Schlag erhoben hat. Dennoch geht von ihr keine Gefahr aus, denn schon eine Sekunde später platzt sie und hinterlässt nur einen Schauer aus Blut und Innereien, an der sich die mörderische Ranke gleich vergütigt.
Die Kleidung von roter Flüssigkeit durchtränkt, stürzt sich Scott erneut in den Kampf.
Doch es scheinen nicht weniger zu werden. Keuchend steht Konstantin neben seinem Kameraden, als plötzlich sein Blick über das Feld zieht. Keine Leichen. Mit einem Matten Hieb setzt er eine der Kreaturen außer Gefecht, welcher er danach den Kopf abtrennt. Dann wartet er. Mühsam ziehen sich die wenigen Sekunden, in denen sein, durch den Schweiß verschwommener, Blick auf dem Körper des Niedergestreckten verweilt.
Nach dieser kurzen Zeitspanne spielt sich jedoch ein unglaubliches Spektakel vor seinen Augen ab, sodass ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper fährt. Unmöglich!
Vor seinen Augen steht die soeben enthauptete Kreatur einfach wieder auf, wobei der Kopf wieder mit dem Körper verwachsen ist. „Rakanischu!“ brüllt die sie und reißt den Arm mit der Waffe empor.
Der Schinder jedoch lehnt sich gegen die Steinmauer neben Dudulov um zu verschnaufen. Doch von sich aus kann er ebenfalls die merkwürdige Auferstehung des Wesens beobachten.
Auch dem Druiden ist es nicht entgangen, dass bisher nur zwei Kreaturen nicht wieder aufstanden und diese waren die, die von der Ranke zerfetzt und gefressen wurden.
Aus eigener Kraft können sie doch bestimmt nicht auferstehen, dass wäre verrückt, das wäre... unmöglich. Noch während er diesen Gedanken denkt, fallen ihm die Standartenträger auf, die hinten am Lagerfeuer stehen und sobald ein Wesen stirbt ihr Zeichen in die Luft heben, woraufhin sie sich erneut erheben.
Das ist nicht nur Ermutigung, Ermutigung hat noch keine Leiche zusammengeflickt. Auch der Druide streckt nun den Arm aus, in Richtung der Oberhäupter, woraufhin sich eine Furche durch den Boden zieht und unter einer der Wesen stehen bleibt, kurz bevor sein Treuer Diener aus dem Boden schießt und einem der Magier den Kopf abbeißt.
Neben Dudulov taucht Konstantin auf, der verängstigt die Horde der ihm folgenden Wesen betrachtet. „Sie... sie... sie sind unsterblich!“
Der Druide, der sich nur auf die Schamanen, wie sie scheinen, konzentriert, bemerkt nicht wie die Gruppe aus Bewaffneten sich nähert. Als sie es merken ist es schon zu spät, denn mindestens zwei Dutzend dieser Monster versperren ihnen jeden Fluchtweg.

„Ich glaube wir haben uns verlaufen...“
„Wäre mir fast nicht aufgefallen.“
„Cathi, nicht immer so gereizt reagieren!“
„Wer reagiert hier denn meist wie?“
„Ich habe doch nur eine Bemerkung gemacht, welche die allgemeine Lage darstellt.“
„Sei einfach still!“
„Warum? Ich darf noch sagen was ich will, so hoffe ich doch!“
„Sandy, manchmal hasse ich dich.“
„Das nennt man Pech. Aber weißt du... wir scheinen uns wirklich verlaufen zu haben. Außerdem ist meine Kleidung ganz schmutzig und meine Haare sind nass. Davon kann ich krank werden!“
„Dann werde es, aber sei doch endlich still!“
Verzweifelt blickt Cathi sich um. Es kann doch nicht sein, dass Sandy ihr so auf die Nerven geht. Wie ist das möglich, sie ist doch sonst so ruhig und gefasst. Ist sie das?
Eine Weile später jedoch gibt auch die Amazone auf: „Wir haben uns verlaufen.“
„Wirklich?“ meint Sandy mit falschem Erstaunen, zu einem Lächeln kann sie sich allerdings nicht durchringen. Es ist kein schönes Gefühl sich zu verirren, besonders nachts ist es wirklich sehr unangenehm.
„Und was machen wir jetzt?“ fährt sie fort.
„Gute Frage. Wir können weitersuchen, oder einfach den Weg zurück zum Fluss gehen. Der Weg zurück wäre wohl klüger.“
„Und langweiliger.“ vollendet Sandy den Satz.
„Darauf kommt es nun wirklich nicht an! Hier geht es darum ob wir je wieder unsere Gruppe zu Gesicht bekommen oder auf immer und ewig hier durch dieses Moor laufen müssen!“
„So groß ist die Umgebung hier auch nicht.“
„Denkst du!“
„Weiß ich.“
„Woher?“
„Wir haben den Ort hier schon erkundet, weißt du noch? Mensch, ich bin so nass... Mir kam eine Idee.“
„Du könntest dich trocknen?“
„Nein, schockfrosten. Aber eigentlich geht es mir darum, dass ich Licht machen könnte.“
„Wie?“
„Ich könnte mit einem Feuerball einen geeigneten Baum anstecken.“
„Und damit vielleicht einen Waldbrand auslösen. Bist du verrückt?“
„Ja.“
„Du wirkst heute so anders, so ganz anders...“
„Ich, wieso?“
„Du wirkst, als ob du mitdenkst!“
„Was hast du da eben gesagt?“
„Du siehst gut aus!“ erwidert Cathi abwehrend, jedoch nicht ohne ein Grinsen.
„Ich weiß, aber das vorher habe ich schon verstanden.“
Noch bevor die Amazone eine weitere Antwort geben kann, ertönt ein Schrei, der leise an ihre Ohren dringt.
Beide sehen sich mit weit aufgerissenen Augen an und spurten los, wobei Sandy, noch immer beeinflusst, immer weiter hinter Cathi zurückfällt.
Im Lauf zückt die Amazone ihren Wurfspeer und als sie nach einiger Zeit um eine Ecke schlittert, erkennt sie den Grund für den Schrei.

Ohne zu zögern rast sie auf die Feinde los und treibt einem von ihnen hinterrücks die Speerspitze in den Schädel, reißt die Kreatur mitsamt dem Speer in die Luft und schleudert den Kadaver in die Masse.
Ihre zwei Kameraden, die von ihnen umzingelt sind, wehren sich mit Mühe und Not, schaffen es jedoch sich nur vereinzelte kleine Verletzungen zuzuziehen.
Scott sieht sie in dem Getümmel nicht.
Die Aufmerksamkeit einiger richtet sich nun auf die Amazone, die ihren Speer geradewegs durch den Unterkörper eines weiteren rammte.
„Du kannst sie nicht töten, du musst diese dahinten zuerst vernichten!“ brüllt Dudulov ihr zu und sie versteht es trotz des Lärms. Doch sie kann ihre Kameraden hier nicht einfach alleine lassen.
„Sandy, übernimm du diese Viecher da hinten, am Feuer.“
Sandy ist neben der Amazone aufgetaucht und begutachtet mit aufgerissenem Mund die Horde der Wesen.
„Schnell!“ befiehlt Cathi und die Zauberin gehorcht.
In beiden Händen einen Feuerball aufflackernd stürmt sie auf die Standartenträger los. Diese jedoch begutachten sie nur lächelnd und lassen ebenfalls Feuerbälle auf sie los. Die Luft scheint zu brennen, als drei der Geschosse knapp an Sandys Gesicht vorbei rasen.
Mit einem Schrei gibt sie ihrer Überraschung Ausdruck, jedoch ist sie nun ganz in ihrem Element.
Ihr wollt es so...
Die Feuerkugeln in ihrer Hand scheinen zu gefrieren, als sie von gewaltigen Eissplittern abgelöst werden, die in blitzschnell auf zwei der Wesen zu rasen. Unter einem letzten Röcheln brechen beide zusammen, als ihre Kehlen durchbohrt werden.
„Nur noch eins...“ denkt sich Sandy. Doch dieses unterscheidet sich irgendwie von den anderen... vielleicht ist es das Oberhaupt?
Erneut lässt sie zwei pfeilschnelle Geschosse entstehen, die auf das blaue Wesen schnurgerade zufliegen. Doch anstatt dass es ebenfalls das Zeitliche segnet, zerreißt ein Hitzeschwall der Zauberin die Kleidung und verbrennt ihr leicht die Haut.
Keuchend kniet sie sich zu Boden, als auch schon drei weitere Feuergeschosse sie aufsuchen.
Mit einer Seitwärtsrolle kann sie Zweien entkommen, das Dritte jedoch versengt ihr die Schulter. Schreiend vor Schmerz greift sie sich an die getroffenen Stellen.
Als drei weitere in ihre Nähe kommen, entwickelt sich mit rasender Geschwindigkeit ein Plan. Mit einem Sprung entkommt sie der Gefahrenzone und sogleich rennt sie auf ihren Gegner zu. Dieser schleudert das nächste Feuergeschwader los, jedoch springt Sandy im Lauf darüber und gerade als sie über dem Kopf des Wesens ist lässt sie einen riesigen Eiszapfen nach unten los.
Die Kreatur zerreißt und hinter der blutüberströmten Leiche stürzt die Zauberin zu Boden. Erschöpft bleibt sie liegen und versucht den Schmerz in ihrer Magengegend und ihrer Schulter zu unterdrücken. Was mit ihren Kameraden ist, kann sie nicht mehr sehen, denn schon verliert sie ihr Bewusstsein.

Als sie wieder erwacht, stehen Dudulov, Cathi, Konstantin und zu ihrer Verwunderung Scott neben ihr und sehen sie besorgt an.
Mit dem Gewinn ihres Bewusstseins durchzieht sie auch ein brennender Schmerz. Sie stöhnt auf.
„Geht es...?“ fragt der Paladin Überflüssigerweise.
„Natürlich nicht.“ keucht Sandy zurück, während auch ihre Lippen nun beginnen zu bluten, da sie, um den Schmerz zu unterdrücken, unaufhörlich daraufbeißt.
Cathi setzt sich neben ihr zu Boden. „Vielen Dank.“
„Das verunziert ein Leben lang meinen wunderbaren Körper und alles dass ich bekomme ist ein Dankeschön? Nun ja, so soll es sein... ich hasse es.“ murmelt Sandy und ein gequältes Lächeln breitet sich in ihrem Gesicht aus.
Doch in ihrem Inneren könnte sie weinen. So Verbrennungen verschwinden nicht einfach irgendwann... aber vielleicht gibt es ein Heilmittel dagegen?
Erleichtert seufzen die anderen auf. Sandy geht es anscheinend gut.
„Wo wollen wir den Rest der Nacht verbringen?“ meint Cathi nach einigen stillen Augenblicken.
Betreten sehen sich alle an, außer Scott, welcher sich von der Gruppe abwendet und seinen Weg zurück ins Lager beschreitet, ohne sich erneut eine Standarte mitzunehmen. Auch das Schwert, das er einem der Wesen abgenommen hatte, trägt er nicht mehr bei sich.
„Im Freien.“ beantwortet Dudulov kurz die Frage, jedoch ist auch ihm unwohl bei dem Gedanken. Früher musste er dies zwar immer, jedoch ist er wohl im Lauf der letzten Jahre verweichlicht.
Eine gute Gelegenheit also, die alten Gewohnheiten wieder aufzufassen.
„Und wer hält Wache?“ wundert sich die Amazone, denn alle vier sind erschöpft und keiner in der Verfassung diese Pflicht zu übernehmen. „Ich jedenfalls nicht.“ fährt sie fort, nachdem keine Antwort kam.
„Wir können alle nicht mehr.“ beschwert sich Konstantin, ohne einen Menschen der die Beschwerde empfangen kann.
„Ich weiß.“ raunt der Druide. Warum soll er jetzt bitteschön die Anführerrolle übernehmen, gerade dann wenn es brenzlig ist?
„Scott, wärst du so nett...?“ Cathi blickt sich um, doch der Schinder ist nirgends zu sehen. „Scott?“
„Der ist schon zurück ins Lager.“ murmelt Sandy.
„Verdammt.“ zischt die Kriegerin.
Ein leises Schnarchen ertönt hinter ihnen. Als sie sich umdrehen erkennen sie Konstantin, der schlafend auf der Erde liegt.
„Na toll, danke für das Gespräch.“ verflucht Cathi ihn leise. Doch von Sandy kommt kein Spruch. Sie ist heute wirklich so anders! Sie schüttelt den Kopf, wobei ihre glatten, blonden Haare sanft hinter ihrem Kopf herwedeln.
Oder doch nicht? Neugierig blickt sie zu der Zauberin herüber, deren Brust sich in einem gleichmäßigen, langsamen Rhythmus auf und ab bewegt.
Während Dudulov nachdenklich den Nachthimmel betrachtet, legt sich Cathi neben ihre Kameradin und begutachtet deren Verletzungen.
Ein trauriger Seufzer entfährt ihr. Sie tut ihr Leid. Das muss wirklich schmerzhaft sein und es hinterlässt so unschöne Narben, die meist ein Leben lang bleiben.
Was würde sie tun? Sie würde sie wahrscheinlich krampfhaft verbergen, oder wie verrückt nach einem Heilmittel suchen. Denn welcher Mann möchte schon eine Freundin mit solch hässlichen Brandnarben?
Wenn ein Mann solche Wunden hätte, würde er ihr dann gefallen? Nun, er sähe schon weit stärker aus.
Doch kommt es nur darauf an stark auszusehen? Wie ein fortfahrender, sinnloser Strom fließen ihre Gedanken dahin, bis sie sie schließlich verworren in den Schlaf wiegen.
Der Druide flucht leise in die Nacht.
 
pTReborN schrieb:
Was für nen Problem hast du mit den Absätzen, Yawi?
Soll ich für jeden Satz ne neue Zeile anfangen?
Denkst du nicht das wird dann viel zu lang?
Was sollte es denn bringen?
Können Kühe schneller fliegen als Eulen?

Das macht deinen Textblock etwas offener.

Und das wiederum läßt sich leichter lesen, sonst wird man aus einer Wand aus Text etwas erschlagen.
Ich fände auch ein paar Absätze wünschenswert.

Tag drei (juhu, update) lese ich morgen - heute bin ich zu müde ;)
 
Gefällt mir sehr gut dein Update. Weiter so. Es sind in den letzten 3 4 sätzen ein paar wiederholungen drin und hier und da verbirgt sich noch der ein oder andere Rechtschreibfehler aber es lässt sich flüssig lesen und macht lust auf mehr. Mir gefällt es gut.

lg, Gandalf
 
Ne relativ kurze Nacht 3

Falls es noch Leser gibt außer den Dreien, was ich inzwischen stark bezweifle, ihr müsst nicht so schüchtern sein. Ich kann Kritik vertragen, ich benötige sie sogar, denn sonst werde ich nie besser.
 
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