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[Story] Adversitas mortalis

Flucht


Es war warm, und der sonnendurchwärmte Waldboden duftete nach Moos, Laub und morschem Holz, aber auch nach zahlreichen aromatischen Pflanzen.
Er sah sich um, und da war sie:
Auf einem Baumstumpf vor einem gemütlich wirkenden Haus saß Micaya in der Sonne, ein Kind auf ihrem Schoß.
Das Mädchen war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, nur waren ihr Augen eine Spur heller, der warme Farbton erinnerte ihn an das, was ihm aus dem Spiegel entgegenblickte.
Er hörte das Lachen weiterer Kinder, die er nicht sehen konnte.
Freudestrahlend setzte sich der hochgewachsene Druide in Bewegung, um zu der Frau seiner Träume zu eilen und zu dem Kind, das nur das ihre – und das seine – sein konnte...
Oder besser, er versuchte es.
Irgendwas war faul, und der eben noch trockene Waldboden saugte sich an seinen Füßen fest, so dass es eine schier unmenschliche Anstrengung erforderte, auch nur einen Schritt zu tun.
Jede Bewegung war, als müsse er sich durch zähen Honig kämpfen, und als er endlich angekommen war, war Micaya fort...


Das Erwachen war genauso zäh und unangenehm wie die zweite Hälfte des Traumes.
Tscha versuchte nicht einmal, die Augen aufzubekommen.
Stattdessen tastete er neben sich nach Micaya. Sie war nicht da.
Mit einem Seufzen drehte Tscha sich um. Jetzt zwang er doch die tränenden Augen, sich zu öffnen.
Der Becher auf dem Nachttisch war leer, er würde hinuntergehen müssen um etwas zu finden, das seine klebrige Zunge von dem ausgedörrten Gaumen trennte.
Mühsam richtete er sich auf und griff nach seinen Kleidern.
Er wusste, dass Micaya meist recht früh aufstand, und sie versuchte, ihm ein bisschen mehr Schlaf zu ermöglichen, indem sie sehr leise aufstand. Aber es war noch dunkel.
Dass sie so früh nach unten ging, hätte er nicht gedacht.

Der Flur war recht gut beleuchtet – im Gegensatz zum Schankraum, wo nur an einer Wand zwei heruntergedrehte Öllämpchen flackerten.
Tscha blieb in der Türe stehen und schloss die Augen, um zumindest ein Stück weit seine Umgebung erkennen zu können.
Was er sah, als er seine Augen wieder öffnete, ließ ihn zuerst einen Moment in Unglauben erstarren.
Es war Joreth, der dort stand, seine Arme um eine kleine Frau mit kurzen schwarzen Haaren gelegt...
__„Nimm Deine Finger von meinem Mädchen!“
Der Necromancer hob den Kopf und sah Tscha an.
Er wartete einen Moment, bevor er sprach.
__„Ich werde immer für sie da sein, wen sie mich braucht – sie ist eine Freundin.“
Micaya schüttelte den Kopf und streifte die Arme des Necromancers ab.
Ohne Tscha anzusehen ging sie zum nächsten Tisch, wo sie sich setzte und das Gesicht in den Händen vergrub. Ihre Schultern zuckten leicht, und als Tscha seinen alten Freud misstrauisch musterte, fiel ihm der große, nasse Fleck auf dem Hemd des Mannes auf – dort, wo eben noch Micayas Gesicht gewesen war.
Joreth bemerkte wohl, worauf der Jüngere starrte.
Er nickte, dann ging er zu dem Tisch und legte Micaya die Hand auf die Schulter.
Die Assassin schüttelte noch einmal den Kopf und deutete auf einen Stuhl.
Joreth gehorchte schweigend.
Das Bild hatte etwas friedliches, vertrautes, auch wenn Micayas Gesicht nicht zu sehen war.

Mit verzweifelter Hilflosigkeit starrte Tscha seine nutzlosen Hände an.
Einen Moment war er wieder der linkische, schlacksige Junge mit viel zu großen Händen und Füßen, dessen Proportionen weder zueinander noch zu dieser Welt passten, und er fürchtete, über seine eigenen Füße zu fallen, wenn er auch nur einen Schritt machte.
Vorsichtig, um ja nicht irgendwo anzustoßen oder etwas runterzuwerfen, machte er sich auf den Weg in Richtung Küche.
Joreth stand auf.
Er packte Tscha am Arm und zog ihn zum Tisch, um dann selber in der Küche zu verschwinden.
Tscha schluckte trocken.
Er musste mehrmals ansetzen, bis ein bisschen mehr an Ton als ein heiseres Krächzen über seine Lippen kam.
__„Es tut mir Leid, Micaya. Ich wollte nicht unterstellen, dass Du... dass ihr...“
Er brach ab.

Eine dampfende Teekanne erschien auf dem Tisch, daneben ein paar Becher.
Der Stuhl knarrte leise, als Joreth sich setzte.
Tscha hörte mehr als er es sah, wie der Necromancer einschenkte und die Becher vor ihm, Micaya und sich selber abstellte.
Dankbar griff er danach und verschluckte sich fast an der heißen, leicht bitteren Flüssigkeit.
Er klammerte sich hilfesuchend an dem Gegenstand fest, der ihm die Finger zu verbrennen drohte.
Schließlich stellte er mit zitternden Händen den Becher ab und sah Joreth an.
__„Ich – ich habe geträumt, wahrscheinlich habe ich deshalb etwas heftig reagiert. Es war...“
Die Bewegung, mit der er die Träne aus dem Augenwinkel wischte, war hektisch und fahrig genug, dass Joreth mit einem raschen Griff den Becher retten musste.
Tscha wandte sich seinem Freund zu.
__„Zuerst war es mein schönster Traum, alles, was ich mir je gewünscht habe. Ein Haus, Sonnenschein, Kinderstimmen und Micaya, die in ihren Armen ein kleines Mädchen hielt, das genauso aussah wie sie selber. Aber mit meinen Augen. Ich wollte zu ihr, aber ich kam nicht vorwärts... und als ich endlich da war, da war sie fort...“
Er zuckte zusammen, als die Tür des Schankraums zufiel.
Micayas Platz war leer.

Die Blicke der beiden Männer lagen auf der geschlossenen Tür.
Lange rührte sich keiner, kein Ton war zu hören.
Dann holte Joreth Luft.
__„Sie ist schwanger.“
Tscha hielt die Luft an.
__„Aber das ist doch... und warum weiß ich das nicht?“
Die Freude in seinen Augen wandelte sich zu Entsetzen, während er den anderen ansah, dessen Gesichtsausdruck emotionslos wirkte wie Stein.
__„Sag, dass es nicht wahr ist...“ flüsterte er.
Die Grünen Augen des Necromancers glitzerten im spärlichen Licht der Lämpchen, aber er rührte sich nicht.
Tscha fühlte Panik in sich aufsteigen – wie auch etwas anderes, wildes und dunkles.
Seine Nackenhaare stellten sich auf, und seine Lippen zogen sich wie von selbst zurück, um ein Gebiss freizulegen, das noch raubtierartiger wirkte als sonst.
Sein Stuhl fiel krachend um, als er aufsprang und gegen die Außentür rannte, die mit einem knarrenden Geräusch nachgab und aufschwang.
Die Dunkelheit verschluckte ihn gnädig, und Tscha lief – lief, wie er schon Jahre nicht mehr gelaufen war.

Joreth schloss die Augen für einen Moment, dann sah er auf seine Hände herab.
Es kostete eine schier unmenschliche Anstrengung, die Finger auszustrecken.
Die Handinnenflächen waren blutig, wo sich seine Fingernägel tief ins Fleisch geschnitten hatten.
Als die Stimme einer Frau ihn ansprach, sah er desorientiert auf.
__„Joreth? Was habt ihr getan!“
Er konnte Wut, Angst und Kummer in Maras Gesicht lesen.
__„Sie ist fort, Joreth, meine Mutter hat ihre Sachen zusammengepackt und die nächste Tür genommen!“
Der Necromancer schluckte.
__„Tscha weiß, das sie schwanger ist.“
Er schüttelte sich.
__„Und er denkt...“
Maras Hand traf mit einem lauten Klatschen sein Gesicht.
__„Du lässt ihn einfach weglaufen? Du weißt genau, dass das Micaya nicht zurückbringt. Sie hat nichts so sehr gefürchtet wie den Moment, wo ihr euch gegeneinander wendet! Das ist der Grund, warum sie sich jetzt bei meinem Vater ausheult, auch wenn sie sich selber – und ihn – später dafür hassen wird.“
Joreth griff nach Maras Händen.
__„Es tut mir leid, ich wollte es ihm sagen, aber...“
Schnell lies er die Junge Frau wieder los.
Er wies auf die Blutspuren auf ihren Händen.
__„Entschuldige bitte...“
Mara seufzte.
Nun griff sie ihrerseits eine von Joreths Händen.
Unter der Berührung ihres Fingers verschwanden die Wunden. Die andere Hand folgte.
Joreth fühlte ihre Blicke auf sich liegen.
__„Ich werde versuchen, dass sie zumindest noch einmal mit euch redet, bevor sie sich entscheidet, dort zu bleiben. Ich nehme Morwen mit – sie wünscht sich so, meine Heimat einmal zu sehen, und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, sie mit euch alleine zu lassen. Versuch... “
Sie schluckte.
__„Versuche bitte, Tscha nichts zu tun. Und selber am Leben zu bleiben.“
Joreth nickte langsam.
__„Letzteres ist es...“
Er wartete nicht ab, bis Mara den Schankraum verlassen hatte, er stand einfach auf und verlies das Haus, dorthin, wo Tscha verschwunden war.

Es begann zu dämmern, und die Sterne waren verblasst.
Am Horizont war die durchscheinende Sichel des Mondes zu erkennen, aber all dies interessierte den hochgewachsenen Necromancer nicht.
Mit schnellen, gleichmäßigen Schritten folgte er der Spur, die Tscha hinterlassen hatte.
Nach und nach wurden die Spuren anders, bis sie nichts mehr mit denen eines Menschen gemeinsam hatten.
Es waren die Spuren eines sehr großen Hundes oder Wolfes, denen Joreth jetzt folgte, und er bewegte sich auf allen Vieren, nicht mehr auf zwei Beinen, wie ein normaler Mensch.
Mit der tierischen Fortbewegung wurden aber auch die Spuren undeutlicher.
Joreth war auf einer kleinen Lichtung angelangt, als er die Spur vollkommen verloren hatte.
Er sah sich um.
Der Wald mit seinem dichten Unterholz behielt seine Geheimnisse gut für sich.
Hier war ein Rascheln, dort bewegte sich etwas...
Der weißhaarige Mann holte tief Luft, dann trat er in die Mitte der Lichtung.
Er hielt seine geöffneten Hände vor sich, so dass jeder sehen können musste, dass sie leer waren.
__„Tscha, bitte komm raus, es ist nicht so wie Du denkst... nicht ganz.“

Langsam lies er die Hände sinken.
Eine Weile geschah gar nichts.
Irgendwo dort draußen erklang ein bedrohliches Knurren, aber Joreth versuchte nicht einmal, die Gefahr zu lokalisieren.
Er rührte sich nicht, als ein Schatten auf ihn zuraste und hob nicht die Arme zum Schutz, als der gigantische, rostfarbene Wolf ihn ansprang.
Er fühlte den heißen Raubtieratem in seinem Gesicht, als die rasiermesserscharfen Zähne nur Millimeter vor seiner Kehle zusammenschnappten.
Dann war das Gewicht fort.
Das Untier vor ihm verlor seine Form und brach in sich zusammen.

__„Wie konntest Du nur!“
Tschas Stimme zu den Füßen des Necromancers war von verzweifeltem Schluchzen unterbrochen.
Langsam öffnete Joreth wieder seine Augen.
Wie in Zeitlupe beugte er langsam seine Knie, um sich neben das wimmernde Häuflein Elend zu hocken.
Vorsichtig streckte er die Hand aus und legte sie Tscha auf die Schulter.
Der Jüngere zuckte zusammen, wich aber nicht noch weiter zurück.
__„Tscha, sie war bei mir, bevor sie das erste Mal zu Dir ging. Ich habe versucht, sie zu vergessen – das kannst Du mir glauben. Aber... es war bereits zu spät.“
__„Aniki.“
Joreth nickte.
__„Es hätte funktionieren können, sie war ihr sehr ähnlich.“
Tscha sah den Älteren verzweifelt an.
__„Warum hast Du sie dann nicht in Ruhe gelassen?“
Joreth setzte sich.
Es war ihm gleich, dass der Boden kalt war.
__„Sie ist zu mir gekommen, weil sie wusste, dass sie Dir nicht sagen konnte, was sie bedrückt. Sie brauchte Trost, weil sie nicht wusste, wer der Vater ist, und wir hatten beide den gleichen Schmerz, nachdem Aniki...“
Seine Stimme brach.
Tscha brauchte eine Weile, bis er genügend Fassung gewonnen hatte um zu Antworten.
__„Glaubt sie ernsthaft, ich würde ein Kind zurückweisen, nur, weil es aus der Zeit stammt, bevor Micaya...“
__„Sie weiß es mittlerweile, und das hat es für sie nicht einfacher gemacht. Es sind Zwillinge, und: wir beide.“

Eine Weile sagte keiner der beiden Männer ein Wort.
Schließlich hob Tscha den Kopf.
__„Und nun?“
Der Ältere zog die Schultern hoch.
__„Spielt es noch eine Rolle? Sie ist fort.“
Der Jüngere zuckte zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen, aber es war Joreth, der fortfuhr.
__„Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, euch beide zu verlieren. Mara sagte, sie versucht, sie zurückzubringen, aber sie weiß nicht, wie lange es dauert, und...“
_ob Micaya überhaupt dazu bereit ist.
Tscha konnte sich durchaus vorstellen, was es war, was Joreth nicht aussprach.
Er fühlte sich einsamer als je zuvor in seinem Leben, und er sah das Spiegelbild seines eigenen Schmerzes in den Augen des Anderen.
So nickte er nur leicht, als Joreth vorschlug, zur Taverne zurückzukehren.
Schweigend schritten die beiden Männer durch die Dämmerung, deren Nebelschwaden so undurchdringlich und ungewiss waren wie die Zukunft, die sie nun erwartete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Flucht


Einen Moment war er wieder der linkische, schlacksige Junge mit viel zu großen Händen und Füßen, dessen Proportionen weder zueinander noch zu dieser Welt passten, und er fürchtete, über seine eigenen Füße zu fallen, wenn er auch nur einen Schritt machte.
Die Bilder hast du schön gemalt. Die Metaphern sind stimmig, sowohl in sich, als auch im Zusammenhangen. Besonders der letzte Satz gefällt mir.
 
Es ist wieder Zeit für ein Kapitel...
diesmal schön pünktlich...
 
Isolation


Ihren Süßen Geschmack noch auf den Lippen Blickte er Mara nach.
Die Lächelte ihm noch einmal zu, wandte sich dann ab und ergriff Morwens Hand um sie mit sich durch die Tür zu ziehen.
wie lange würden sie fort sein…?
Resigniert seufzend wandte Asanriel sich zur Treppe, seine Schritte erschienen ihm unnatürlich Laut, es war ihm als würden duzende Männer die Treppe herunter laufen.
Aber vielleicht war es auch einfach nur stiller geworden.
Ja, stiller war es. Unangenehm Still, so als würden alle darauf warten, dass etwas bestimmtes passierte. Und dabei waren die Frauen erst so kurze Zeit fort Sekunden – Minuten - und doch – man spürte schon die Veränderung.
Schmerzhaft krampfte sich etwas in Asanriel zusammen als zwei Männer den Schankraum betraten.
Tscha und Joreth.
Joreths Gang hatte seine Leichtigkeit verloren, und auch wirkte er Schwach. Schwach und alt.
Ganz im Gegensatz zu Tscha.
Tscha wirkte verloren wie ein kleines Kind, und doch hatte er etwas bedrohliches, Raubtierartiges an sich. Mit jedem Schritt änderte sich sein verhalten, sein Gang, seine Mimik.
Im einen Moment war er dem Zusammenbruch nahe, im anderen sah es so aus als wolle er sich auf Joreth stürzen um diesen die Kehle auf zu reißen.
Amaions Augen waren seltsam Glanzlos.
Merrics Gesicht war angespannt.
Und er, er vermisste Mara.
Es würde eine Schwere Zeit werden.

Sekunden so zäh wie klebriger Honig, das ticken einer Uhr, das vorher niemand wahrgenommen hatte - Amaion wäre auch fast dazu bereit gewesen zu schwören, dass sie vorher auch gar nicht da gewesen war – Kleinigkeiten, Unwichtigkeiten die er vorher höchstens am Rande seines Bewusstseins wahrgenommen hatte nahm er nun wahr.
Die Maserung des Bodens, den leichten Luftzug, die Kerben im Holz des Tisches, das Flackern der Öllampen.
Und den andren schien es genauso zu gehen, kleinste Regungen, unbedeutende Dinge wurden wahrgenommen. Und das Zucken eines jeden Muskels war wie eine Warnung an die anderen.
Er war wütend auf Tscha, und genervt von den Depressionen seines Bruders, dem er eigentlich beistehen sollte.
Und es ärgerte ihn, dass er ein Teil der Schlechten Stimmung war.
Aber er konnte sich nicht dagegen machen – er war nicht mehr ganz, ihm fehlte ein Stück. Sie fehlte ihm so sehr. Morwen, seine geliebte Morwen.
Tscha war ein Narr, blind für das, was er nicht zu sehen bereit war.
Ihm hatten sie die gesamte Misere zu verdanken, diesem unförmigen Troll, der nicht bereit war, die Gefühle seiner Schwester zu respektieren – weil sie dem falschen Mann galten.
Amaion fragte sich, warum das so war.
Gut, er hatte Fehler gemacht bei Micaya.... aber da war er ja nicht der Einzige.
Tscha hätte sich um sie kümmern müssen, statt um seine Ablehnung dem Mann gegenüber, der nichts anderes wollte als seine Schwester glücklich machen.
Jeder Blinde hätte bemerken müssen, was zwischen Micaya und Joreth war, aber dieser plumpe Narr hatte einfach seine Augen nicht aufbekommen – und dann Micaya mit seiner Reaktion vertrieben.
Amaion presste die Lippen zusammen.
Er wünschte sich nur, Mara hätte Morwen bei ihm gelassen, aber andererseits war er froh, sie weit von Tscha weg zu wissen – zumindest für den Moment.

Es war wie ein Traum, aus dem ich einfach nicht erwachen konnte so sehr ich es auch versuchte.
Schlimmer als der Alptraum in der letzten Nacht, den aus dem war ich irgendwann erwacht.
Dieser würde nie enden.
Warum musste alles nur so kompliziert sein? Warum musste mein bester Freund die gleiche Frau lieben wie ich. Und warum musste ich nur so ein Trottel sein.
Joreth war Klug, Gut aussehend und gebildet. Ich war zu groß, klobig, zu unbeholfen.
… er hat mir Micaya weggenommen, er wollte sie für sich…
Joreth war anziehender auf eine Frau, als ich.
… er liebte Micaya, er konnte doch nichts dafür…
Ja aber ich will Micaya für mich, für mich ganz alleine. Ich will diese wunderbare Frau in meinen Armen halten. Ich will mit ihr und unseren Kindern in einem kleinen Häuschen leben und ein klein Wenig glücklich sein.
Immer geht alles kaputt, nur geplatzte Seifenblasen, ich bin ein viel zu großer Trottel, und dabei liegt die Betonung auf groß. Groß, riesig, unförmig – Ich.
…zerfetzt Joreth einfach in tausend kleine Stücke…, er ist immer noch mein bester Freund. Ich könnte ihm nichts antun…
Doch ich könnte es.
Ich könnte meinen besten Freund einfach alle Knochen brechen, ihm die Kehle aufreißen und ihn dann zerfetzten bis nichts mehr übrig blieb. Ich könnte den Mann umbringen der mir lange zur Seite stand, mir wie ein Vater war und mich viel gelehrt hatte.
Und ich könnte zu ihm gehen, ihm in die Augen schauen und ihm sagen, dass wir dass schaffen werden. Dass wir stark sein werden, gemeinsam stark.
Tschas Finger gruben sich schmerzhaft in das Holz des Tisches wo sie tiefe Spuren hinterließen.
Nein, Nein, Nein und ja. Was sollte ich tun, was musste ich tun. Was konnte ich tun. Was tat ich.
Nichts.
Meine Gedanken rasten, doch mein Wille konnte sich zu nichts durchringen.
Mein Körper war plötzlich wie gelähmt.

Verzweiflung überkam ihn, tröpfelte langsam - eisig in seine Lungen und drohte ihn zu ersticken.


Ein stechender Schmerz an der Hand brachte Joreth ein Stück weit zurück zur Realität.
Mit eisernem Willen zwang er seine Faust auseinander, die gerade erst von Mara geheilten Wunden mussten nicht sofort durch neue ersetzt werden.
Er hatte es also wieder geschafft, er hatte ja immer alles zerstört, was ihm je wichtig gewesen war.
Micaya war fort – wie sie es seit langem Geplant hatte.
Und Tscha hasste ihn.
Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung – der unbeholfen wirkende und doch recht geschickte Junge, zu groß für sein Alter, der versucht hatte, seine Taschen zu leeren.
Er war in etwa so alt gewesen wie seine Tochter, als sie gestorben war.
Joreth hatte in das Gesicht des rothaarigen Jungen geblickt und jenes weißhaarige Mädchen gesehen, das er an der Seite ihrer toten Mutter gefunden hatte.
Er hatte gehofft, etwas damit gutmachen zu können, wenn er diesem anderen Kind eine Perspektive schenkte. Hilfe, Zuwendung, eine Zukunft...
Er hatte den Stolz gefühlt, als der Junge die Unbeholfenheit ablegte und zum Mann heranwuchs.
Es war zu erwarten gewesen, dass Micaya nicht ewig bei Amaion bleiben konnte, er hatte immer damit gerechnet, dass sie eines Tages weiterziehen würde.
Um so überraschender für ihn kam der Schmerz, als sie Amaion verließ – für einen anderen.
Erst da war Joreth klar geworden, was er für die Assassin empfand.
Aber er wusste auch, dass Amaion für Micaya all die Zeit nur die zweite Wahl gewesen war...
__ Zu spät. Du hättest es Dir damals anders überlegen müssen.
Gwyn hatte ihn gewarnt.
Joreth sah den Geschichtenerzähler vor sich, wie dieser die Arme vor der Brust verschränkte und ihn anblickte.
__ „Micaya kennt die Konventionen eurer Welt nicht. Ihre Mutter war eine Ausgestoßene, und hier haben wir es nicht so mit dem Besitzdenken. Hättest Du ein Problem damit, wenn sie mich besuchen würde – und mein Bett – wenn Du wüsstest, dass sie Dich liebt und immer wieder zu Dir zurückkehren wird?“
Joreth hatte den Kopf geschüttelt, was dem Geschichtenerzähler ein Lächeln entlockte.
__„Diese Welt dürfte Dir gefallen. Wir haben immer einen Platz für Dich, wenn Du einmal ein Zuhause suchst... Was Tscha anbelangt, so sieht er das nicht so.“

Joreths Augen verengten sich unmerklich, während er den rothaarigen Mann jetzt musterte.
Tscha würde ihm nie wieder vertrauen.
Zu Recht.
Er hatte beide verloren, und so sehr er sich doch wünschte, den großen Druiden zu trösten, ihn in die Arme zu schließen wie einen Sohn, so sehr fürchtete er sich doch vor der endgültigen Zurückweisung.
Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn Tscha den Mut besessen hätte, ihn zu töten, kein Schmerz mehr, keine Angst mehr, und er wäre niemandem mehr im Weg....
Aber er sah es in Tschas Augen, genauso wie er würde er sitzen bleiben und auf etwas warten was vielleicht nie geschehen würde.

Mit klaren – und in Relation zu den anderen – leeren Blick betrachtete Merric die Szene.
Nur jemand der diese schmutzig braunen Augen schon lange kannte, würde in ihnen den Schmerz entdecken der Tschas und Joreths so sehr ähnelte. Er wirkte ruhig und gefasst, und er schaffte es auch fast sich vorzumachen, dass er hier nur ein unbeteiligter Zuschauer war. Doch er war es nicht, allein aus dem Grund, dass in ihm der gleiche Schmerz herrschte, der gleiche Schmerz des Verlustes. Eines Verlustes an dem er Schuld hatte.
Es war eine besondere Gruppe die sich hier in der Taverne zusammen gefunden hatte um so Trauriger war es die eine Hälfte davon so zu sehen. Sie hatten eine besondere Bedeutung – deswegen war er auch überhaupt hier – und was sie taten konnte eine ganze Welt verändern.
Ein Lachen huschte über sein Gesicht
- Wahrscheinlich mehr als eine.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für eine tolle Geschichte! Hier sind wirklich begabte Menschen...gefällt mir sehr sehr gut!
 
Danke :)
Es ist immer schön zu hören, dass es jemanden gefällt.
Wenn du Konstruktive Kritik hast immer raus damit!
 
Schön, einen neuen Leser zu haben, der auch was kommentiert...
Allerdings werde ich die nächsten 2 Wochenenden nicht da sein -> das nächste Kapitel gibts erst in 3 Wochen.
Wird auch nicht ganz einfach, schließlich wird da ein Wenig über Maras Welt und ihre Bewohner erklärt...
 
Isolation


wie => Wie lange würden sie fort sein…?
Resigniert seufzend wandte Asanriel sich zur Treppe, seine Schritte erschienen ihm unnatürlich Laut => laut, es war ihm als würden duzende Männer die Treppe herunter laufen.

Unangenehm Still => still, so als würden alle darauf warten, dass etwas bestimmtes => Bestimmtes passierte. Und dabei waren die Frauen erst so kurze Zeit fort; Sekunden – Minuten - und doch – man spürte schon die Veränderung.

Tscha wirkte verloren wie ein kleines Kind, und doch hatte er etwas bedrohliches => Bedrohliches, Raubtierartiges an sich. Mit jedem Schritt änderte sich sein verhalten, sein Gang, seine Mimik.

Und es ärgerte ihn, dass er ein Teil der Schlechten => schlechten Stimmung war.

Schlimmer als der Alptraum in der letzten Nacht, denn aus dem war ich irgendwann erwacht.

Joreth war Klug => ist klug, Gut aussehend und gebildet. Ich [war => bin] zu groß, klobig, zu unbeholfen.

[] Denkt er das just in diesem Moment, oder sinnt er zu einem späteren Zeitpunkt darüber nach?

zerfetzt => zerfetze Joreth einfach in tausend kleine Stücke…, er ist immer noch mein bester Freund.

Ich könnte meinen besten Freund einfach alle Knochen brechen, ihm die Kehle aufreißen und ihn dann zerfetzten bis nichts mehr übrig bliebe. Ich könnte den Mann umbringen[COLOR=#0000],[/COLOR] der mir lange zur Seite stand, mir wie ein Vater war und mich viel gelehrt hatte.
Und ich könnte zu ihm gehen, ihm in die Augen schauen und ihm sagen, dass wir dass schaffen werden. Dass wir stark sein werden, gemeinsam stark.[
Tschas Finger gruben sich schmerzhaft in das Holz des Tisches wo sie tiefe Spuren hinterließen.
Nein, Nein, Nein und ja. Was sollte ich tun, was musste ich tun. Was konnte ich tun. Was tat ich.
Nichts.
Meine Gedanken rasten, doch mein Wille konnte sich zu nichts durchringen.
Mein Körper war plötzlich wie gelähmt.
]
[] Diesen Teil würde ich umschreiben. Alles was er denkt weiterhin kursiv, alles was er nicht denkt, also seine Handlungen, nicht kursiv auch wenn er sich voll bewusst ist, was er da macht.
BSP:
'[/I]Tschas Finger gruben sich schmerzhaft in das Holz des Tisches wo sie tiefe Spuren hinterließen.
[I]Nein, Nein, Nein und ja. Was sollte ich tun, was musste ich tun. Was konnte ich tun. Was tat ich.
Nichts.
[/I]
Seine Gedanken rasten, doch sein Wille konnte sich zu nichts durchringen.
Sein Körper war plötzlich wie gelähmt.'


__ „Micaya kennt die Konventionen eurer Welt nicht. Ihre Mutter war eine Ausgestoßene, und hier haben wir es nicht so mit dem Besitzdenken. Hättest Du ein Problem damit, wenn sie mich besuchen würde – und mein Bett – wenn Du wüsstest, dass sie Dich liebt und immer wieder zu Dir zurückkehren wird?“[/I]
Joreth hatte den Kopf geschüttelt, was dem Geschichtenerzähler ein Lächeln entlockte.
__[I]„Diese Welt dürfte Dir gefallen. Wir haben immer einen Platz für Dich, wenn Du einmal ein Zuhause suchst... Was Tscha anbelangt, so sieht er das nicht so.“


Es war eine besondere Gruppe die sich hier in der Taverne zusammen gefunden hatte um so Trauriger => trauriger war es die eine Hälfte davon so zu sehen.

Die Geschichte wird hier aus der Sicht mehrerer Personen erzählt. Erst Ansariel, dann der Erzähler, dann Tscha, dann wieder der Erzähler. Es wäre gut, wenn nicht nur aus dem Kontext heraus klar werden würde, wer die gerade handelnde Person ist, sondern wenn das auch im Text deutlich gemacht wird.
Einmal pro Absatz reicht schon.
 
Das mit dem Kursiven war ein versehen, der Satz wo du meintest ich sollte es umschreiben war eigentlich nicht kursiv, dass ist nur irgendwie untergegangen als ichs überarbeitet habe.
Und eigentlich sind es 5 abschnitte mit 5 verschiedenen Leuten die ihre sicht abgeben.

Danke für die Anregungen.
 
Noch eine kleine Ergänzung zum Kapitel
Flucht


__„Tscha weiß, dass sie schwanger ist.“

Das Ende des Kapitels ist schön formuliert. Und das Kapitel Isolation kannst du noch in die Kapitelübersicht aufnehmen.
Das Kapitel 'Menschen und Minions' hört bei COLOR=#15 einfach auf. Ist da irgendwas kaputt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Menschen und Minions war kaputt...
Hab das Ende wieder dahinter gehängt.

Apropos Ende - wir haben vor ein paar Wochen festgestellt, warum es hier nicht mehr weiterging...
Der Teil der Geschichte ist zu Ende - er war es bereits vor 1-2 Kapiteln.

Fortsetzung wirds wohl in der Form nicht geben, hat sich dann doch was zu weit von D2 etc entfernt.
Heißt aber nicht, dass das das Letzte bleiben muss, was es von mir zu lesen gibt, immerhin spuken 2-3 Ideen seit ner Weile in meinem Kopf rum, und sobald ich mal Zeit und Ruhe hab, mich damit zu beschäftigen, gibts dann was - ziemlich anderes.
 
Kapitel 1: Ankunft

__„[...] Ich geh jetzt da rein und werde mir nen Becher Rum genehmigen – oder auch 2 => zwei.“



Kapitel 2: Schatten

Als sie so da lag, zog Plötzlich ihr Leben wie ein Film an ihrem Geistigen => geistigen Auge vorbei:

Das rettete ihr, ihr leben => Leben.
Casaorn, die Heimat der Waldelben, lag nicht in dieser Welt, => . Sie wanderte von hier nach dort und wieder zurück, doch die, die wussten wie man sie fand, fanden sie immer, jeder zeit. Aber auch die, die voller Einsamkeit und Verzweiflung nach einem Heim suchten, fanden die Stadt.

Nicht auf dem [gerade] mal zwei Meter hohen Baum auf den sie [gerade], hinauf geklettert war, sondern in den Kronen der mächtigsten, größten Bäume die man finden konnte.
[] zwei mal 'gerade', besser klingt:
...auf den sie eben hinauf geklettert war...


Das Leben in den Häusern, die in das Geäst der Bäume gebaut wurden, war gänzlich anders als das auf dem Boden, => . Es herrschte eine gewisse Unbekümmertheit bei allem was man tat.

Sael-Athelas, der Älteste der Elben, er hatte sie aufgenommen. In seinem Haus hatte sie gewohnt.

Doch Aschanra, eine Meisterin ihres Faches, wurde Kaltblütig ermordet, ermordet da sie zu einem Orden gehörte dessen Mitglieder verfolgt und - wie sie - oft ermordet wurden.

Sie trat in den Orden ein, lebte dort, relativ schnell errang sie ansehen, bekam sonder Aufträge => Sonderaufträge. Doch das ständige sterben => Sterben von Freunden, belastete sehr. Es war wie ein Fluch: jeden => jedem, den sie Lieb gewonnen hatte, passierte etwas Schreckliches. Ihre zarte Seele, die doch schon so geschunden war, wurde weiter gequält, gequält auf eine bestialische Art. Und so manches Nachts => manche Nacht griffen eisige Finger nach ihrem Herzen, versuchten ihre Seele mit in die Tiefe zu ziehen.

Manchmal sah man ihn, wenn man in ihre Traurigen=> traurigen Augen schaute, meist wenn sie wütend war.
 
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