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Anwalts Lieblinge - ein Plädoyer für gute Filme

Scheidungsanwalt

Mitglied
Registriert
23 August 2002
Beiträge
165
Liebe Leute,

hier werden durch mich Filme besprochen.

Dies werden vorwiegend Klassiker sein, die feste Bestandteile der Filmgeschichte und auch heute noch zu genießen sind.

Vor einiger Zeit habe ich mich auf das Sammeln dieser Filme konzentriert, da dort Schätze warten, die 2 Stunden Lebenszeit oft wertvoller machen, als moderne, weichgespülte Reißbrettfilme.

Ich werde auch gerne mal neuere Filme einstreuen, ob sie mir gefallen oder nicht.

Da die Klassiker in der Regel Empfehlungen sind, darf man sich nicht wundern, dass die Bewertungen in der Regel gut ausfallen.

Über Feedback, konstruktive Kritik und eigene Erfahrungen mit den rezensierten Filmen freue ich mich - genau, wie über Wünsche und Empfehlungen.

Viele Grüße vom Anwalt

P.S.: Keiner dieser Filme ist als "Nebenbeiberieselung" geeignet: Licht aus, Telefon aus und genießen!
 
Zuletzt bearbeitet:
"The Third Man"
"Der dritte Mann"
GB/USA 1949
Regie: Carol Reed
Drehbuch: Graham Greene
s/w
4:3
104 Minuten

Die hier besprochene Quelle ist die (leider sehr teure, weil vergriffene) Criterion Collection-BluRay (Region A, locked). Alternativ bietet sich die BluRay aus der Studio Canal-Serie an, die ebenfalls gute Bild- und Tonqualität bietet.

Besonderes:

"The Third Man" wurde ab Oktober 1948 in Wien gedreht. Die zum großen Teil verwüstete Stadt bietet eine authentische Kulisse für einen Film in einer von den vier Siegermächten besetzten Stadt und ihrem Vielsprachen- und Vielnationen-Chaos. Die den Film weltberühmt gemacht habende Titelmusik von Anton Karas entstand durch Zufall - Karas wurde vor Ort in einem Gasthaus (!) gecastet.

Der Plot:

Der amerikanische Western-Pulp-Schriftsteller Holly Martins (Joseph Cotten) reist pleite und ahnungslos auf Einladung seines alten Jugendfreundes Harry Lime (Orson Welles) nach Wien. Dort angekommen, erlebt er noch die letzten Minuten von dessen Beerdigung.

Die Handlung:

Im weiteren Verlauf des Films sehen wir Holly Martins zu, wie er - trottelig, stur und in Harry Limes Ex-Freundin Anna Schmidt (Alida Valli) verknallt - durch die Straßen Wiens irrt, gefährliche und zwielichtige Gestalten trifft und von der britischen Militärpolizei behelligt wird. Konfrontiert mit Beschuldigungen, Lime sei einer der gefährlichsten Schieber der Stadt, versucht er, dessen Ruf wiederherzustellen und sich gleichzeitig dessen Freundin anzunähern. Hobbydetektivisch deckt er Ungereimtheiten auf, die die Todesumstände Limes betreffen. Gar nicht so verkehrt, denn Harry Lime lebt. Was uns noch erwartet: Verrat, Einsicht, die große Rede Limes in einer Kabine im Riesenrad des Praters und der legendäre Showdown in der Wiener Kanalisation.

Stilistisches:

Beeindruckend - insbesondere in Schwarzweiß-Filmen dieses Niveaus - ist das Spiel mit Licht und Schatten. Robert Krasker erhielt einen Oscar für seine Kameraarbeit. Ungewöhnliche Einstellungen, typisch expressionistische Diagonalshots und Szenen, in denen man lediglich Schatten in den engen Gassen des Wiener ersten Bezirkes sieht - begleitet von Schritt- und Atemgeräuschen - reißen immer wieder traumähnliche Lücken in die komplizierte Kriminalgeschichte. Alles mündet in den Showdown, der so dicht an Atmosphäre ist, dass man daran zweifelt, so etwas je wieder gesehen zu haben.

Das Schauspiel ist beeindruckend. Insbesondere Joseph Cotten, der den leicht naiven Holly Martins spielt, treibt dies auf die Spitze. Ein Mann, grundehrlich, stur und sehr verloren. Insbesondere, da er in Wien kaum die Hälfte von dem versteht, was die Leute um ihn herum sagen. Den großen Orson Welles zu beschreiben, ist überflüßig. Alida Valli als Frau zwischen drei Welten überzeugt außerordentlich.

Der Film ist gemischt englisch und deutsch, zum Teil übersetzen Martins' Begleiter für ihn deutsch in englisch. Aus diesem Grunde ist die deutsche Synchronisation NICHT zu empfehlen, da Dialoge verfälscht wiedergegeben werden. Das britische Englisch dieser Zeit ist gut zu verstehen, ich rate dringend dazu, ihn im Original zu sehen.

Obwohl ich dazu tendiere, "The Third Man" als film noir zu betrachten, kann man ihn durchaus auch als Thriller kategorisieren. Falls das für jemanden von Relevanz ist.

Fazit:

Die Atmosphäre, die "The Third Man" bietet, ist für mich einzigartig. Für Special Effect-Fans ist hier nichts zu holen - der Film benötigt keinen. Das sagt viel.

Ansehen! (und bitte nicht im TV)

10/10

Gruß vom Anwalt
 
Weil es mir jedes Mal tierisch auf die Testikel geht, wenn man sich seitenlang Mühe gibt und kein Schwein drauf reagiert und weil ich sowieso der Beste bin, der auf einen solchen Post in einem solchen Topic antworten könnte, werde ich nun also exakt dieses tun.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass nie der Fall eintreten wird, dass ich mir diesen Film ansehe. Es sei denn, man böte mir eine exorbitant hohe Summe einer starken und zukunftssicheren Währung an.
Dies ist aber natürlich mein Problem, dass mich der Film nicht anspricht, zumal du ja auch im Vorfeld in aller Deutlichkeit und mit massivstem Nachdruck klargemacht hast, dass es hier um Klassiker gehen würde.

Ich habe das hier auch nicht gelesen, um mich über Filme zu informieren, weil Klassiker (und vor allem so heftig alte Schinken wie "The Third Man") mich in aller Regel nicht ansprechen.
Trotzdem ist es immer mal wieder interessant, längere und selbst erstellte Beiträge zu lesen, in denen auch noch eine eigene Meinung postuliert wird. Wenn es dabei um Filme geht, ist das natürlich umso interessanter für mich.

Zur Kritik kann ich nur sagen, dass sie mir gut gefällt. Teilweise finde ich sie ein bisschen kurz und unausführlich.
Aber besonders der Hinweis auf die verschiedenen Ausführungen und Editionen ist sehr hilfreich und ein äußerst kluger Schachzug. Gibt ja schließlich ein paar Leute hier, die sich eine ordentliche Sammlung anlegen.
Auch die Hintergrundinfos sind äußerst interessant.
Insgesamt fällt es auf, dass - wie du schon erwähnt hast - eher ein Loblied auf den Film gesungen wird, als dass er haarklein analysiert wird. Und da man in einer Kritik sowieso nie objektiv sein kann, scheint mir das eine sehr gute Idee zu sein, einfach mal ein paar Filme zu empfehlen, ohne groß zu versuchen neutral über die Sache zu berichten.
Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass du den einen oder anderen Interessierten erreicht und diesem Film gegenüber geöffnet hast. Und somit ist ein ehrwürdiges Ziel auf jeden Fall erreicht.

Wie gesagt, eventuell könntest du das Ganze beim nächsten Mal, bzw. den nächsten Malen, ein bisschen ausführlicher gestalten. Abgesehen davon eine hervorragende Glanzleistung, besonders wenn man bedenkt, dass du ein alter, vom Leben gezeichneter und von der Familie beanspruchter Mann bist.
 
Finde die Länge des posts voll und ganz ausreichend, einen elend langen Text lesen einfach die wenigsten und die Informationen reichen völlig aus um Lust auf mehr zu machen. Wer den Film dann geschaut hat, kann ja immer noch ne professionelle Kritik auf Filmstarts o.ä. lesen.

Zu the third man: Auf jeden Fall ein klasse Film, habe ihn mir angeschaut nachdem ich wiederum über Citizen Kane gestolpert bin. War sofort begeistert von Orson Wells, welcher in the third man ja leider nur begrenzt Leinwand Zeit zugestanden bekommt. Sehenswert ist der Film natürlich trotzdem, auch wenn man vieles was damals als innovativ galt schon im Vorfeld erahnen kann, da es eben in den Folgejahren zu Hauf kopiert wurde.

Zu Klassikern generell: Vergleiche die alten Schinken immer gerne mit dem Theater, da würde auch niemand auf die Idee kommen, sich über fehlende Special Effects oder Ausstattung aufzuregen. Das einzige was zählt sind schauspielerische Leistung, ein spannender oder witziger Plot und eine gute Inszenierung.
Wenn ich einen speziellen Klassiker schaue dann meist aus zwei Gründen: Jemand anders macht mir den Film schmackhaft, ich informiere mich und besorge ihn ggf. Durch die Rate threads hier hab ich z.B. ein, zwei Filme endeckt (u.a.The Manchurian Candidate). Der andere Grund: Referenzen in anderen Filmen oder Serien. Die Tarantino Filme sind hier groß oder natürlich die Simpsons, welche mich u.a. auf Citizen Kane, Island Of Lost Souls und Rear Window gebracht haben

Auf jeden Fall netter thread, evtl bringst du ja noch ein bissl Input (;
 
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