Innerhalb der nächsten 2 Monate werde ich mir wohl einen neuen PC zulegen und Diablo 4 ist eines der Spiele, die ich mir vorstellen kann damit zu zocken.
Diablo 2 finde ich genial und spiele es auch zur Zeit, Diablo 3 hatte mir eine Zeit lang spassgemacht.
Nun also (vielleicht) Diablo 4. Dazu meine Frage:
D2 Res ist ja genial aber auch unausgewogen, was die Stärke der Chars angeht. Damit meine ich zB. Mosaicassa, Novasorc, Hammadin etc also Chars die in 8Playergames alles alleine plattmachen können und auch einzelne Items (zB. Enigma, die dazu führt, das etwa 90 Prozent der Highlevelchars in der Gegend herumteleportieren und sich oft nur noch um ausgewählte Bosse kümmern, weil das effektiver ist als sich den Weg durch alles zu kämpfen - irgendwie ist D2 im Endgame ziemlich auf Speed ausgelegt).
Bei D3 gibt es ja die Portale, wo es darum geht, alles in möglichst kurzer Zeit zu schaffen, also eher noch mehr in Richtng Speed.
Wie ist das Bei D4? Ist dort eine bessere Klassenbalance vorhanden und gibt es dort auch Items, die das Spiel so auf den Kopf stellen wie Enigma? Ist das Endgame so ausgelegt, das man zeitliche Herausforderungen wie bei D3 bestehen soll. Und gibt es dort spezielle neue Spielmechaniken, die das Spiel be- oder sogar entschleunigen im Vergleich zu den Vorgängern?
Würde mich freuen, Ihr könntet mir das erklären.
Dieser Fokus auf "Speed", den du beschreibst ist weniger ein isoliertes Problem der Diablo Franchise als viel mehr eine logische Folge davon, dass wir in einem Zeitalter leben des totalen und sofortigen Informationsaustausches.
Früher, zu D2 Zeiten, also in den 00er Jahren, da gab es keine Streamer und keine Websites welche dir ne pfannenfertige Tierlist präsentiert haben, mit der jeder den gerade aktuellen S-Tier Build nachbauen konnte um dann möglichst effizient das Spiel zu absolvieren.
D2 war nicht so gut, weil es perfekt war. Es war so gut, weil es in der damaligen Zeit weniger Möglichkeiten gab, ein Game in seine atomaren Bestandteile zu zerlegen um möglichst viel Effizienz und Profit herausquetschen.
Würde D2 im Jahr 2025 so rauskommen wie damals, komplett unverändert, mit all seinen Eigenheiten, Bugs und Balancing-Problemen: ich geb dir Brief und Siegel, es würde nach zwei Wochen in der Luft zerrissen werden. Reddit voll mit "unspielbar", "imba builds", "kein Endgame", "wo sind meine QoL Features", "Blizzard hat nix gelernt", und so weiter. Es ist halt einfach so: Vieles, was wir an D2 heute abfeiern, ist nicht, weil es objektiv besser war, sondern weil wir’s mit einer anderen Haltung gespielt haben. Ohne YouTube, ohne Meta, ohne Twitch-Götter, die dir in 12 Minuten sagen, was "richtig" ist und was "Zeitverschwendung".
Und jetzt kommt D4, alle erwarten irgendeinen Heiland, der gleichzeitig die Nostalgie kitzelt, aber modern ist, aber nicht zu modern, aber mit PvP, aber nicht zu sehr PvP, Loot wie in D2, Flow wie in D3, Grafik wie ein AAA-Open World, Story wie Witcher 3, aber bitte keine Battle Passes, keine Online-Zwang, keine Season FOMO, kein Cash Shop und am besten auch keine Bugs. Sorry, aber das ist wie wenn du dir nen 911er bestellst und erwartest, dass er gleichzeitig 7 Leute transportieren, 3 Tonnen ziehen und im Gelände fahren kann. Irgendwas wird halt nie passen.
Und trotzdem, und das ist jetzt kein Fanboy-Geschwurbel:
D4 ist das beste Diablo bisher. Punkt.
Warum? Weil’s sich was traut. Weil’s sich entwickelt hat. Weil’s in fast allen Punkten genau das ist, was du bekommst, wenn du D2 und D3 in nen Mixer wirfst und noch 20 Jahre Game-Design-Erfahrung oben drauf kippst.
Ein paar Beispiele:
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Stimmung: D4 sieht
krass aus. Nicht bunt wie D3, sondern dreckig, brutal, düster, melancholisch. Wieder näher an D1/D2, aber in modern.
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Buildvielfalt: Klar, es gibt Metas, aber du kannst viel selber basteln. Du musst keine Items cuben oder Bot-Loot handeln, um ne brauchbare Skillung zu fahren. Und Paragon ist diesmal nicht nur "+5 Stärke bis du kotzt", sondern hat echte Tiefe.
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QoL: Mounts, Teleports, Towns mit Handwerk, Shared Stash, Transmog, Skill Respec jederzeit, keine unnötige Hürde mehr wie "omg ich hab nen Punkt falsch gesetzt, reroll time".
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Loot: Ja, am Anfang war das Loot-System kacke, aber mittlerweile mit Aspekten, Codex, Target-Farming über die Boss Ladder, Tree of Whispers und Uniques ist da echt viel machbar. Und sie patchen regelmäßig neue Uniques ins Spiel was die Meta jede Season umkrempeln kann.
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Endgame: Nightmare Dungeons, Helltides, World Bosses, Bosse-Farmen, Season Mechanics, da ist richtig Fleisch dran. D3 hatte Greater Rifts. Fertig. Und wer D3 wirklich gespielt hat, weiß: Das war irgendwann ein stumpfes Grind-Karussell, weil die Paragon-Spirale halt alles kaputt gemacht hat.
Das Einzige, was wirklich gegen D4 arbeitet, ist:
unsere Erinnerung.
Wir vergleichen es nicht mit dem echten D2 oder dem echten D3, sondern mit dem
Gefühl, das wir damals hatten. Wir waren jünger, hatten mehr Zeit, haben mit Freunden gezockt, das Netz war noch nicht voll mit Tierlisten und "Try this S-Tier Necro-Build in 14 minutes"-Klickködern.
Und ja, damals war’s geil. Aber das war nicht nur wegen dem Spiel, sondern wegen der Zeit, in der wir’s gespielt haben. Heute ist alles schneller, durchoptimierter, zynischer. Aber D4 gibt sich Mühe, da wieder was Eigenes aufzubauen. Langsamer, düsterer, offener. Und dafür hat’s Respekt verdient.
Klar ist es nicht perfekt. Keine Frage. Aber wenn man D4 mal nicht durch die Fanboy- oder Hater-Brille sieht, sondern einfach als Spiel der heutigen Zeit, das versucht, eine der legendärsten Spielereihen überhaupt in die Moderne zu bringen, dann muss man einfach sagen:
das Teil liefert.