• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

[Story]Die Rückkehr

Takhisis

Member
Registriert
6 Mai 2001
Beiträge
363
Punkte Reaktionen
0
Der Titel wird noch überarbeitet, den find ich nicht so toll, was den Rest der Story angeht, das lasse ich euch entscheiden^^ Aber wenn ichs jetzt nicht poste, dann schreib ich nicht weiter (wie bei so vielen angefangenen Storys...). KLA ist immer gern gesehn :)
----------------------

"Timothy! Was machst du hier? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst Holz holen? Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen! Was soll ich nur mit dir machen?" Eine stämmige Frau, bäuerlich gekleidet, blickte auf einen Knaben herunter. Dem Anschein nach mochte er sechs oder sieben Sommer zählen, er war mager und schmächtig, sein Haar war strähnig blond und hing ihm auf die Schultern hinab. Trotz seiner geringen Größe waren seit seiner Geburt jedoch bereits zehn Jahre vergangen. Er hatte seinen Blick auf die Füße gesenkt, nicht wagend, die wütende Frau, die allem Anschein nach seine Mutter war, anzusehen. Wenn sie böse wurde, dann richtig und Timothy wusste, das Abendmahl würde heute wohl ausfallen für ihn. "Wenn du schon nicht in der Lage bist, die einfachsten Handgriffe zu machen, dann mach dich wenigstens anderweitig nützlich und hol deinen Vater, der Nachbar sagt er sitzt schon wieder in der Kneipe in Harrogath und sucht sich Streit. Brongar! Sei doch so gut und bring du das Holz herein, der junge Herr hier scheint zu gut für solch niedere Arbeiten.
Ein grosser und kräftiger Junge kam heran, er mochte 15 Sommer erlebt haben, und grinste Timothy gehässig an. "Jaja, das muss die Größe sein, das Holz scheint mir doch etwas schwer für dich." Timmy, wie ihn seine wenigen Freunde nannten, war die Sticheleien seiner älteren Brüder gewohnt und mühte sich, sie nicht zu beachten. Manchmal jedoch, wenn es Nacht war und still in den Hügeln um Harrogath, dann dachte der Knabe über sein Leben nach und ihm kamen die Tränen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als wie seine Brüder helfen zu können, groß und stark, geschickt im Umgang mit dem Pflug. Doch er war bereits nach wenigen Schritten erschöpft wenn er bei der Aussaat helfen sollte. Niemand hatte sich erklären können, warum der Knabe so schwächlich war. Schon direkt nach der Geburt hatte die Hebamme festgestellt, dass etwas nicht stimmte mit dem Jungen. Seine Schreie waren nicht laut und kräftig wie die der anderen Säuglinge sondern leise und heiser. Das Baby bewegte sich nur spärlich und konnte erst spät den Kopf heben. Die Hebamme war oft zu Besuch gekommen in den ersten Monaten, da sie Schlimmstes befürchtete. Ein Säugling konnte von einer Minute auf die andere sterben und der kleine Timothy schien kaum kräftig genug zum Trinken. Doch allen Erwartungen zum Trotz überstand er den ersten Winter, die gefährlichste Zeit für einen Neugeborenen, da in den kalten Monaten durch die mangelhafte Ernährung die Muttermilch nicht so reichhaltig war. Die Mutter, Anny, hatte den Knaben länger als normal gestillt aus Angst, er könne zu schwach werden. Trotzdem entwickelte er sich nur langsam, war kleiner als alle anderen Babys seines Alters, lernte zu Krabbeln, als andere Kinder bereits die ersten Schritte taten.
Noch immer war Timothy zu klein und zu schmächtig für sein Alter, doch seine körperlichen Unzulänglichkeiten schien er durch hohe Intelligenz wettmachen zu wollen. Als er fünf wurde durfte er zum ersten Mal mit nach Harrogath zum Markt. Dort schien er Gefallen an dem alten und verrückten Cain zu finden, der ihm sicherlich zwei Stunden lang die schrecklichsten Geschichten über vergangene Zeiten erzählte, bevor die Helden nach Harrogath kamen und das Böse, das den Namen Baal trug, besiegten. Doch diese Zeit war längst vergangen, 50 Ernten waren eingebracht worden seit jenen Tagen und nur die Alten erinnerten sich noch an den Schrecken. Timothys Vater war jung gewesen, erst 15, als das Böse besiegt worden war, doch er hatte schon gekämpft, mit seinem Schwert hatte er etliche Ungeheuer vernichtet und manchmal, wenn er genug getrunken hatte um die Zunge zu lösen, doch zuwenig um nicht mehr reden zu können, dann erzählte er Timothy von seinen Heldentaten.
Nach seiner ersten Begegnung mit Cain besuchte Timothy ihn so oft es nur ging, doch die Arbeit auf dem Hof liess ihm wenig Zeit. Cain lehrte ihn, zu lesen und zu schreiben, etwas das kein einfacher Bauer vermochte, nur einige Händler und Gelehrte in der Stadt. Anny hatte oft gesagt, er sollte lieber kräftiger werden und lernen, die Ochsen vor den Pflug zu spannen statt sich mit solchem Unsinn abzugeben. Denn was sollte ein zukünftiger Bauer schon schreiben? Doch Timothy liess sich nicht abhalten und mühte sich mit den komplizierten Zeichen ab, bis er sie beherrschte. Er mochte klein sein, aber er konnte mit der Feder umgehen, etwas das seinen Brüdern wohl auf ewig verschlossen bleiben würde, mochten sie noch so stark sein.
Timothy machte sich auf den Weg. Es war für ihn kein Vergnügen, seinen Vater aus der Kneipe zu holen. Die Leute sahen seinen Vater dann mitleidig an und oft genug hatte Timothy gehört wie sie sagten, mit solch einem verkümmerten Sohn könne man verstehen, dass der Alte seinen Kummer ersäufen müsse. Timothy liess sich nie etwas anmerken, doch solche Reden waren wie ein Dolchstoß in sein Herz für ihn. Er war sich bewußt, dass er anders war, aber verkümmert? Als sei er ein Krüppel? Einer seiner Brüder, Wolfram, hatte einmal im Mitleid gesagt, ein Knabe könne sich erst spät richtig entwickeln und obwohl er klein wäre könne er in die Höhe schiessen wenn er erst älter sei. Er hatte damals draussen auf einem Stein vor dem Haus gesessen und bitterlich geweint, weil andere Kinder ihn grob gehänselt hatten. Sein Bruder war zu ihm gekommen und hatte ihn trösten wollen, doch dann war Brongar erschienen und hatte gesagt, er habe noch nie davon gehört, dass sich so etwas mit der Zeit legen könne und er sei der Meinung, Timothy würde auf ewig ein kleiner Nichtsnutz bleiben, der zur Hofarbeit nicht taugen würde. Seit diesem Tage hatte Timmy seine Tränen unterdrückt. Auch wenn er hoffte, dass Wolfram Recht haben mochte, so wusste er doch tief in seinem Herzen, dass Brongar wohl die Wahrheit gesprochen hatte.
In Harrogath herrschte reges Treiben, wie immer zur Herbstzeit, wenn die Ernten eingefahren wurden. Händler preisten noch spät ihre Waren an, denn solange das Licht der Sonne ausreichte, um zu sehen, kamen auch Kunden. Der Marktplatz war gefüllt mit Marktständen, deren Besitzer lautstark den Vorteil ihrer Produkte herauszustellen versuchten, um ihre Konkurrenz auszustechen. Dicke Bäuerinnen gingen mit Körben von Stand zu Stand und feilschten um die Preise der Waren, die sie kaufen wollten. Kinder rannten zwischen den Leuten umher und so manch eines bettelte um eine Zuckersache. Hühner flatterten aufgeregt, wenn ein vorbeikommender Mensch sie bei ihrem Mahl störte und so mancher Hund bellte den rennenden Kindern nach. Es roch nach Gewürzen, exotischen Ölen, die ein Händler an reiche Adlige verkaufte. Gebratene Hühner und Schweine liessen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ein Händler präsentierte erlesene Stoffe, die eine Frau wie Anny wohl nie tragen würde, nur die Adligen konnten sich derartiges Luxusgut leisten.
Obwohl Timothy es eigentlich mochte, wenn Markttag war, er hatte keine Augen für das bunte Treiben und keine Ohren für die Marktschreier. Er hielt sich am Rande und schlängelte sich durch die Menschen, den Blick fest auf sein Ziel gerichtet, das Gasthaus "Harrogath's Inn". Er schlüpfte an einem angetrunkenen Abeiter vorbei in die Gaststube. Qualm liess ihm kurze Zeit die Augen tränen, die Luft war stickig von Pfeifenrauch und Biergestank. Alle Möbel im Gasthaus waren grobschlächtig aber stabil, so manch eine Schlägerei hatten sie schon aushalten müssen. Der Boden war schmutzig, wohl keine Frau würde hier mit Wasser und Seife noch etwas ausrichten können. Umgestoßene Bierkrüge, blutige Nasen und heruntergefallenes Essen hatten ihre Spuren hinterlassen, nicht nur der Boden sondern auch Tische und Stühle waren betroffen. So manch ein Hocker hatte repariert werden müssen weil er als Waffe zweckentfremdet worden war, Spiegel und Fensterglas gab es schon lange nicht mehr. Das Essen wurde in Holzschalen mit einem Holzlöffel serviert, die Ausgabe von Messern war dem Wirt schlicht zu gefährlich geworden. Auch hatte so mancher tönerner Bierkrug eine Schlacht in der Wirtsstube nicht überstanden, denn wenn Arbeiter und Bauern getrunken hatten, so kam es schnell zu Streit und hier in Harrogath war eine Schlägerei nichts Ungewöhnliches, um die eigene Meinung durchzusetzen.
Schnell hatte Timothy seinen Vater entdeckt. Der riesige Barbar hatte sich vor einem Bauern aus der Nachbarschaft aufgebaut und brüllte ihn an. Der Junge war nicht sicher, worum es ging, seines Vaters Zunge schien ihm nicht mehr so gut zu gehorchen. Doch Timmy blieb keine Wahl als dazwischenzugehn, bevor sein Vater ausholen würde. Hierbei war seine körperliche Unzulänglichkeit jedoch sein Vorteil, denn kein Barbar würde jemals einen Wicht wie ihn schlagen aus Angst, ihn dabei umzubringen. So stellte er sich also zwischen seinen Vater und den anderen Bauern und fragte mit piepsiger Stimme, so schwächlich wirkend, wie es ihm nur möglich war: "Papa, bitte Papa, kannst du mich nach Hause bringen? Es wird schon dunkel und ich fürchte mich im Wald..." Natürlich hatte Timmy keine Angst vor dem Heimweg, sein Vater wäre ohnehin nicht in der Lage, ihm zu helfen, sollte etwas geschehen, doch mit diesem Trick hatte er so manches Mal den alten Bruno aus der Kneipe gelockt. Auch dieses Mal hätte es sicher funktioniert, wenn nicht Timmy ausgerechnet heute der Grund für den Streit gewesen wäre. Der Nachbar Hilmar hatte sich nämlich über den schmächtigen Knaben lustig gemacht und Bruno damit aufgezogen, er sei schon lange kein richtiger Mann mehr, wenn er nur so etwas zu zeugen vermochte. Daraufhin hatte Bruno Hilmar gesagt, er sei immer noch mehr Mann als dieser, da er zumindest in der Lage gewesen sei, überhaupt einen Sohn zu zeugen im Gegensatz zu seinem Nachbarn, der nur fünf Töchter hatte. Das alles konnte Timmy allerdings nicht ahnen und seine Frage nach Schutz auf dem Heimweg und das folgende Gelächter von Hilmar liess denn das Faß überlaufen und Bruno stürzte sich wutentbrannt auf sein Gegenüber, seinen Sohn zur Seite stoßend. Im Nu war eine handfeste Schlägerei im Gange und Timothy hatte Mühe und Not, sich in eine Ecke zu drängen und dort niederzusinken um nicht aus Versehen einen Bierkrug oder einen Tritt abzubekommen. Plötzlich packte ihm eine kräftige Hand auf die Schulter, der Wirt stand über ihm und zog ihn hinter den Tresen. "Komm Junge, geh schon heim, wenn das hier vorbei ist, lasse ich zwei Männer deinen Vater nach Hause bringen, du kannst hier nichts mehr tun." Dann fügte er noch etwas verlegen hinzu: "Es ist nicht deine Schuld, das musst du mir glauben, sie haben nur einen Grund gesucht. Es ist die schlechte Ernte dieses und letztes Jahr, zu viele Bauern bangen um ihr Getreide, denn es fault schon auf den Feldern. Sie suchten nur einen Grund zum streiten. Du musst dir deshalb keine Vorwürfe machen mein Sohn." Tränen standen Timothy in den Augen, als der Wirt ihn durch die Hintertür hinausschob. Der Junge ging gesenkten Hauptes Richtung Tor und machte sich, immer noch mit den Tränen kämpfend, auf den Heimweg.

Lornar schimpfte bereits seit er und Jonker die Stadt verlassen hatten. Bruno war ein grosser Mann und schwer noch dazu. Doch er selber konnte kaum noch laufen, Alkohol und ein kräftiger Schlag mit einem stabilen Hocker auf den Hinterkopf hatten ihm diese Fähigkeit fast gänzlich geraubt. Aber sie beide schuldeten dem Wirt noch einen Gefallen und nun mussten sie Bruno heimbringen und der Weg bis zum eigentlich recht nahen Hof konnte sich doch schon hinziehen. Sie hatten gerade den Wald erreicht, als sie einen grauenerregenden Schrei hörten, der nicht einmal mehr menschlich schien. Lang zog er sich hin und Entsetzen stand den beiden sonst recht beherzten Barbaren in den Augen. Sie liessen den schweren Bauern fallen und rannten zurück nach Harrogath.

Fackeln erhellten den Wald, sicherlich 50 Mann hatten sich aufgemacht, herauszufinden, woher der Schrei stammen mochte. Der Sohn des Schmiedes war es, der die anderen rief, denn er hatte etwas entdeckt. Die Männer drängten sich um ein Bündel, dass zwischen den Wurzeln einer uralten Eiche lag. "NEIN" Bruno war inzwischen wieder einigermassen nüchtern und stürzte zu dem auf dem Boden liegenden etwas. "Nein, nein, mein Sohn, nein, was ist geschehn, er ist tot, es ist mein Sohn..." Tränen füllten seine Augen, Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. "Lasst mich vorbei!" Die alte Anya drängte sich durch die Umstehenden. Sie war die letzte, die in der Heilkunde bewandt war, unter der Fittiche von Malah, die bereits seit langer Zeit die irdischen Städte verlassen hatte, hatte sie gerlernt. Anya hatte Timothy auf die Welt geholfen, so wie allen Kindern der Gegend, denn sie war die einzige Hebamme. Mehr als ein Barbar wurde von ihr zur Seite gschubst und schliesslich kniete sie bei dem Knaben. "Er ist nicht tot, er atmet noch, aber er ist sehr schwach." - "Aber seine Augen sind offen, wenn er leben würde und das Bewusstsein verloren hätte, dann würde er doch nicht die Augen offen haben...." Bruno schien verzweifelt. "Doch, er lebt noch, aber nach dem, was Lornar und Jonker sagten und nach dem, was ich hier sehen kann, muss ihm etwas unbeschreiblich Grausames geschehen sein." Nun, wo Anya es sagte, bemerkten es auch die anderen Barbaren. Der Junge hatte weit aufgerissene Augen, was auch immer er gesehen hatte, es musste furchtbar gewesen sein, so furchtbar, dass es seine Haare hatte weiß werden lassen. Keiner konnte sagen, was es gewesen sein mochte. Die Kleider des Kindes waren regelrecht zerfezt und unzählige kleine Wunden, scheinbar gerissen von Klauen und scharfen Zähnen, bedeckten den Körper.

Timothy lag auf seinem Strohsack, Anya kniete seit Stunden schon neben ihm und suchte ihn aus seinem Zustand zu reissen, doch vergeblich. Der Junge lag dort, wie man ihn gebettet hatte, noch immer die Augen weit offen, der Atem nur langsam und schwer. Anny stand neben ihm und weinte leise Tränen, Wolfram und Brongar hatten versucht, die Mutter zu trösten, doch es war vergeblich. Tief in seinem Herzen weinte auch Brongar, machte sich Vorwürfe für jede Bosheit, die er seinem kleinen Bruder hatte zukommen lassen. Er war der Älteste, er hätte da sein müssen, um seinen schwachen Bruder zu schützen. Wolfram liefen Tränen über die Wangen, normalerweise hätte Brongar ihn gehänselt, doch nun beneidete er seinen Bruder um die Fähigkeit, noch zu weinen, etwas das er selber vor langer Zeit verlernt hatte. Obwohl er über Timothy gelacht hatte, obwohl er keine Stichelei ausgelassen hatte, so war der Knabe dennoch sein Bruder und er hatte ihn nicht nur gern, sondern fühlte sich verantwortlich für ihn. Er hatte seine Pflichten vernachlässigt, hatte den Jungen nicht beschützt und das nagte an ihm.

Bruno saß in der Stube, den blick stur nach vorne gerichtet. Seit sie angekommen waren, seit er das kleine Bündel auf seinen Armen seiner Frau übergeben hatte, saß er nun hier und schien seine umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Eine Flasche Schnaps stand vor ihm, doch er hatte sie nicht angerührt. Er hatte den Jungen alleine gelassen, er war nciht bei ihm gewesen weil er sich unbedingt hatte mit Hilmar anlegen müssen. Er als erwachsener Mann, er als Krieger hätte nichts geben dürfen auf die unüberlegten Worte seines Nachbarn. Er hätte Größe zeigen müssen und seinen kleinen Sohn beschützen, statt sich in eine sinnlose Schlägerei zu stürzen. Wäre er dagewesen...ja wäre er nur dagewesen. In seiner Jugend hatte er gekämpft. Er war stark und mächtig gewesen, im Dienste einer Magierin. Er hatte sie und ihre Gefährten begleitet und sich mit ihnen Baal gestellt. Sie hatten gesiegt und man hatte ihn in Harrogath als Helden gefeiert. Doch mit der Zeit hatte er erkannt, dass das ruhige Leben eines Bauern einfach nicht sein Leben war. Er hatte getrunken, doch immer noch in Maßen, um seinen Kummer herunterzuspülen. Er war kein guter Bauer gewesen und das wusste er auch. Doch er hatte einen Hof, den er seinen Söhnen vermachen konnte. In dieser Zeit brauchte man keine Helden mehr. Ja, er war ein guter Kämpfer gewesen. Er hatte die Magierin geschützt, sich in die Reihen der Ungeheuer gestürzt, damit sie Zeit hatte, ihre Magie zu wirken. Er hatte neben dem Paladin gekämpft, hatte ihn unterstützt und die Amazone gedeckt, die aus der zweiten Reihe eine Salve Pfeile nach der anderen verschossen hatte. Jeder Schlag von ihm hatte einen Dämonen das Leben gekostet. Doch sein Weizen wuchs schlecht und seine Kühe gaben wenig Milch und so hatten seine Söhne früh den hof übernommen, denn er taugte nicht für dieses Leben. Doch dann wurde Timothy geboren und noch im Mutterleib hatte sein Vater ihm erzählt, wie er den Jüngsten zum Krieger machen wolle, wie er ihm die Fertigkeit mit dem Schwerte beibringen würde, so wie sein Vater es einst mit ihm gemacht hatte. Doch er wurde enttäuscht, denn der Knabe hatte nicht einmal die Kraft, ein Schwert zu halten, ganz zu schweigen davon, es zu schwingen. Nach Timmys Geburt hatte Bruno bekommen, sich wirklich zu betrinken. Tagein, tagaus, immer war er in der Wirtsstube und ertränkte seinen Kummer. Immer leichter konnte man ihn reizen und immer öfter prügelte er
sich. Nein, er war kein junger Mann mehr, oftmals lag er bewußtlos auf dem boden und ein Jüngerer stand über ihm. Er konnte nicht mehr kämpfen, seine Muskeln waren verfettet durch den Alkohol und das ewige Herumsitzen. Seine Söhne kümmerten sich um den Hof damit die Familie nicht hungerte. Er war ein schlechter Bauer, ein schlechter Ehemann und ein schlechter Vater. Und nun hatte es den kleinen Timothy getroffen, der doch ganz unschuldig war, der nie einer Fliege etwas zuleide getan hätte. Der sich nicht hatte wehren können.

Timothy kämpfte. Sie versuchten ihn festzuhalten, von dem Licht fortzuzerren, doch er wollte nicht aufgeben. Er spürte Kräfte aus seinem tiefsten Inneren emporsteigen, ungeahnte Stärke und es gelang ihm, sich loszureissen. Er stolperte vorwärts, doch immer mehr Kreaturen kamen aus dem Nichts und versperrten ihm den Weg. Er hörte seine Mutter weinen, er hörte die alte Anya, die nach ihm rief. Er wollte antworten, doch seine Zunge liess sich nicht lösen und so kämpfte er sich weiter vorwärts. Doch die kleinen Dämonen, die um ihn herumsprangen, ihn mit spitzen Messerchen malträtierten und ihn mit Feuerkugeln bewarfen dass ihm schwindelte, hinderten ihn, schienen ihn zu besiegen. Da hörte er eine kräftige, machtvolle Stimme, die ein Wort sagte, dass er nicht verstand. Eine weisse Kugel traf einen der Dämonen, der mit einem Schrei zusammenbrach. Dann, ein zweites Wort und aus der Leiche des Ungeheuers erhob sich ein Skelett und stürzte sich auf einen weiteres Ungetüm, diesmal ein kleines rotes Wesen, das ständig irgendwelche grausigen Kampfschreie ausstiess. Wieder das erste Wort und ein weiterer Dämon wurde von einer dieser weissen Kugeln niedergestreckt. Und auch hier liess die Stimme ein Skelett aus der Leiche emporsteigen. Timothy wurde ganz ruhig, er fühlte die Stimme, die mehr und mehr Kugeln auf die Gegner niedergehen liess und immer neue Skelette erschuf. Er öffnete den Mund, er hörte seine eigene Stimme, kräftiger als je zuvor. Eine Kugel aus weissem Licht schoss aus seinen Fingern und vernichtete einen der Angreifer. Und auf sein Wort hin erhob sich ein Skelett aus der Leiche und kämpfte für ihn.

Nur ein Wort, ein einziges. Kraftvoll ausgesprochen. Anny und ihre beiden Ältesten sahen auf, erschaunt. Doch Anya erfasste das Grauen. Eine Gänsehaut erfasste sie und breitete sich über ihrem Körper aus. Ja, sie hatte es schon einmal gehört, als sie gefangen war im Eis und eine Gruppe Helden sie befreite, die Gruppe, mit der Bruno unterwegs gewesen war. Und sie hatte nie vergessen, was sie gesehen hatte.
Bruno hörte es und erinnerte sich. Der Schrecken, als Tal`iem, einer der Helden, mit denen er unterwegs war, zum ersten Mal in seiner Gegenwart ein Skelett aus der Leiche eines gefallenen Gegners auferstehen liess. Die Kälte, die damals von ihm Besitz ergriffen hatte, als er das Unvorstellbare gesehen hatte. Das Grauen, als er begriff, warum sie Tal`iem Totenbeschwörer nannten.

Der Junge verstand. Die Worte schienen ihm vertraut, als hätte er sie in einem anderen Leben bereits gesprochen. Es kam ihm leicht über die Lippen, immer mehr Skelette dienten ihm und immer stärker wurden die Kugeln, die er seinen Gegnern entgegenschleuderte. Er wusste nicht, wie er hierhergekommen war, er erinnerte sich nicht, was ihn im Wald wiederfahren war, er wusste nur, er musste dieses Licht erreichen. Immer näher kam er ihm, immer deutlicher wurde es. Ein Dämon nach dem anderen fiel unter den Schlägen seiner toten Diener. Doch dann, aus dem Schatten, näherte sich ein geflügeltes Ungeheuer, grösser und stärker als alle anderen Dämonen, die er besiegt hatte und ihm folgten weitere. Timothy liess eine Kugel aus seinen Fingern schiessen doch auch eine weitere konnte den neuen Dämon nicht vernichten. Und dessen Artgenossen kamen näher. Seine Skelette stürzten sich auf den neuen Feind, doch ein Feuerstoß liess die Hälfte von ihnen zu Asche zerfallen. Da hörte er wieder die Stimme, lauter, deutlicher und ein Wesen aus Feuer erschien und stürzte sich auf den Gegner. Timothy ahmte die Worte nach und ein Wesen aus Metall stieg aus der Waffe eines bereits toten Dämons empor und kämpfte. Unter den Schlägen der beiden beschworenen Kreaturen ging der Dämon schliesslich nieder und die Stimme sprach erneut ein Wort. Der Dämon erhob sich, jetzt jedoch schwarz und kalt, und stürzte sich in den Kampf mit der nahenden Gruppe Ungetüme. Nach und nach fielen die neuen Gegner, doch dann zerfiel der beschworene Dämon zu Staub und die Wesen aus Feuer und Metall wurden besiegt. Timothy spürte die Angst in sich aufsteigen, doch er beherrschte sich und wiederholte, was die Stimme gesagt hatte. Ein neuer Dämon erhob sich schwarz vom Boden und mit jedem Wort von Timothy wurde ein weiterer Toter wiedererweckt. Dann hatte er gesiegt. Er stand vor dem Licht und sah seine Mutter, Tränen auf den Wangen. Er erblickte sich selbst, auf dem Stroh liegend, mit weit aufgerissenen Augen. Timothy trat durch das Licht in den Raum und eine unvorstellbare Kraft zog ihn zu seinem dort liegenden Körper. Dann wurde es dunkel.

Anya sah, wie der kleine Junge auf dem Strohsack seine Augen schloss. Sein Atem wurde ruhig und gleichmässig, doch sein Gesicht blieb blass und seine Haare weiss. Sie hörte ein Geräusch an der Tür und erblickte Bruno, wie er seinen Sohn anstarrte, ja, er wusste was sie auch gesehen hatte, was sie gehört hatte und was sie verstanden hatte. Denn er hatte es auch gesehen und er hatte verstanden. Er wusste, sein Sohn würde niemals stärker werden, niemals eine Waffe selber führen, niemals wieder die roten Wangen haben, die ein Knabe nach angestrengtem Laufen bekam. Er hatte die Magierin begleitet und mit ihr Tal`iem. Er kannte das Wort, dass sein Sohn ausgesprochen hatte. Anya und Bruno hatte beide das Böse gesehen, hatten dagegen gekämpft. Sie beide hatten eine schreckliche Ahnung, unausgesprochen hing sie im Raum und beide wussten, auch der andere hatte diesen Gedanken.
 
ERSTER :D
So, mir gefällt die Geschichte, da kann noch was ordentliches draus werden.
Ich hab da auch so gut wie nichts zu meckern, aber ein paar Sachen gibt's.

Trotzdem Timothy es eigentlich mochte[...]
Obwohl wäre günstiger gewesen, ließt sich besser als Trotzdem an der Stelle

kräftiger als je zuvor. Und eine Kugel aus weissem Licht schoss aus seinen Fingern und vernichtete einen der Angreifer. Und auf sein Wort hin erhob sich ein Skelett aus der Leiche und kämpfte für ihn.

Erstmal :autsch: Und schreibt man nicht nach einem Punkt.
Zweitens Wiederholung von Und.

Es kam ihm leicht über die Lippen, immer mehr Skelette dienten ihm und immer stärker wurden die Kugeln,[...]. Immer näher kam er ihm, immer deutlicher wurde es.

Merkste was? VIEL ZU OFT "immer" auf so engem Raum.
"Immer wieder beschwor er neue Skelette, ließ er einige dieser Kugeln aus Licht auf seine Angreifer zuschiessen, er spürte wie seine Macht zunahm während er kämpfte. Wut leuchtete in seinen Augen, Wut und Hass auf diese Wesen, die ihn von diesem geheimnisvolen Licht fernhalten wollte. Leise lachte Timothy, nicht mit ihm, er würde diese Dämonen vernichten und zum Ursprung dieses Lichtes gehen, irgendwoher wusste Timothy, dass er dann wieder zu Hause sein würde und dieses Wissen erfüllte ihn mit neuer Kraft. Er befahl seinen Skeletten den Weg freizukämpfen und begann auf das Licht zuzulaufen, je näher er ihm kam, desto heller strahlte es, neue Hoffnung erfüllte Timothy und immer noch kämpften seine Skelette."

So oder ähnlich wäre es wahrscheinlich besser gewesen ;)

Ansonsten halt :top:, ich freu mich auf Updates.
 
das sich fortlaufend wiederholende immer issen stilmittel erzeugt eine gewisse atmosphäre ;)

hast die geschichte ja doch gepostet :) ein :top:von mir aber das weisst ja schon
 
Ist aber nicht gut... (das immer immer...)
2mal in einem Satz ist in Ordnung, da kann es noch gehen, aber 4mal so kurz hintereinander ist ein bischen viel, außerdem hätte man aus dem ganzen ohne das immer viel mehr machen können ;)
Aber jedem seine Meinung
 
ja,doch schon ein ganz vielversprechender anfang.
das mit der wiederhohlung muss nicht sein,ist aber auch nicht weiter schlimm...
 
Hopp, hopp, weiterschreiben...

das war schon sehr gut, gute Details, ein Ohr für Stimmungen.
Im Beschreiben bist du besser als in der Handlung, aber das wird noch :D

Jedenfalls :top:


Grüsse D.V.


P.S. Die Qualität im Forum scheint immer besser zu werden.
 
Oh Mann... ich seh das hier erst jetzt... Wie konnte mir sowas nur entgehen?

So eine gute Geschichte...
Und ich les das erst nu...
:cry:
 
Hach, so viel Lob, da muss ich doch glatt mal weiterschreiben^^ Der Teil hier beendet das Vorgeplänkel, danach gehts dann zur Sache :flame:
-------------------------------------

Sie alle hatten sich in der Stube versammelt. Sarah und Annelie hatten sich bereiterklärt, etwas zu essen zu bereiten für den Kriegsrat. Sie fanden sich leicht in der Küche zurecht, denn Anny hatte eine gute Ordnung gehalten. Die alte Frau lag in ihrer Kammer und ruhte, denn die Aufregung der letzten Tage bekam ihr nicht und immer häufiger fühlte sie sich schwach und schwindelig. Seit dem Überfall auf Hilmars Hof ging es ihr zusehends schlechter dabei waren erst drei Tage vergangen. Als dann heute morgen Roland, der Schmied, mit einer kleinen Gruppe Flüchtlinge aus Harrogath zu ihnen gekommen war, brach sie endgültig zusammen. Sie wurde hysterisch und wollte sich nicht beruhigen lassen, bis der alte Cain, der mit Roland gekommen war, sich zu ihr setzte und mit leiser Stimme irgendwelche unverständlichen Worte sprach. Davon wurde Anny ganz ruhig und sagte schliesslich, sie müsse jetzt ruhen. Als sie aus dem Zimmer ging, blickten Wolfram und Brongar ihr besorgt nach, nur Timothy schien wie üblich völlig ungerührt.
Roland hatte sich zum Anführer der kleinen Truppe aus Harrogath gemacht und saß nun, Brongar gegenüber, am Tisch. „Also, habt ihr irgendwelche Vorschläge? Ihr Bauern habt es leichter, denn ihr habt Getreide auf den Feldern und Gemüse im Garten, aber wir aus der Stadt haben nicht einmal etwas, um unsere Mägen zu füllen und die Dämonen haben alle Kornspeicher verbrannt.“ – „Uns geht es nicht besser als euch.“ Hielt Brongar dagegen, „Das Getreide ist mittlerweile so verfault, das eine Ernte nichts bringen würde, das Gemüse wächst nicht und die Tiere verenden, auch wir werden bald hungern müssen. Aber solang noch etwas da ist, werden wir teilen. Wir alle müssen jetzt zusammenhalten.“ – „Vielleicht kann man mit den Wesen verhandeln?“ Herbert, der Stoffhändler, blickte verzweifelt in die Runde. „Nichts und Niemand kann verhandeln mit dem Bösen.“ Cain war aufgestanden und an den Tisch getreten. „Versteht ihr denn nicht? Ihr sagtet, ich sei verrückt und ich ließ euch reden. Doch ich warnte euch alle. Dennoch, keiner schenkte meinen Worten Glauben. Seid jetzt nicht dumm und hört, was ich zu sagen habe.“ Und Cain begann zu erzählen. Er berichtete von den drei Übeln, die das Land heimgesucht hatten vor langer Zeit und von denen, die sich ihnen stellten. Bruno war dabei gewesen, so sagte Cain, und habe Baal entgegengeblickt. Die Übel waren besiegt worden, doch sie waren nicht vernichtet. Denn die Helden hatten die Seelensteine nur versteckt, nicht zerstört, denn sie glaubten, sie möglicherweise einmal für das Gute nutzen zu können. Nur einer, der Totenbeschwörer Tal`iem , hatte dagegengesprochen, doch die anderen Helden hatten seine Warnungen nicht beachtet. Sie verbargen die Seelensteine tief im Berg Arreat und glaubten sie dort sicher. Tal`iem alleine konnte die verfluchten Steine nicht vernichten und so blieb ihm nichts, als zu warten und der Dinge zu harren, die da kommen mochten. Doch als das Böse sich wieder zu regen begann, da stahlen Dämonen die Seelensteine und brachten sie fort um ihre Meister zurückzuholen. Die Helden, mittlerweile alt und gebrechlich, konnten nichts tun, einer nach dem anderen wurde vernichtet. Tal`iem war der letzte, der noch übrig war, doch er konnte die Horden nicht besiegen und wurde schliesslich überwältigt.
„Woher willst du wissen, ob sie alle tot sind?“ der kleine Breck, der Sohn eines Handwerkers aus Harrogath, hatte gespannt gelauscht. „Nun, Tal`iems Tod ist eine Vermutung von mir, denn sonst wäre er bereits hier und hätte nicht einen anderen gewählt, der seinen Platz einnehmen soll.“ Bei diesen Worten blickte Cain zu Timothy. „Ja, er ist tot. Er wurde von weniger als zwei Tagen von Untoten aus dem Hinterhalt überfallen.“ Roland sah Timothy an: „Und woher bitte willst du das wissen?“ Seine Bereitschaft, Timothy glauben zu schenken schien nicht besonders hoch zu sein. „Was glaubst du, wer mich gelehrt hat, was glaubst du, wer mich seinerzeit im Wald rettete, als der untote schwarze Magier einen Knaben suchte, der Diablos Seele als Körper dienen sollte? Fast wäre es zu spät gewesen, doch die Männer, die den Wald durchsuchten vertrieben die Wächter, die die Reinkarnation überwachen sollten und brachten mich heim. Und als mein Geist gegen die Übernahme meines Körpers kämpfte, da kam Tal`iem mit seinen Gedanken zu mir und gab mir Kraft und Macht mich zu wehren. Seither hat er mich nicht verlassen und seine Stimme spricht noch immer zu mir, obwohl sein Körper vernichtet wurde. Denn ich habe längst nicht alles Wissen, was ich brauche um den Übeln entgegenzutreten.“ Timothys Stimme senkte sich wieder, denn er hatte sie erhoben. Die anderen sahen ihn an, teils erstaunt, teils ungläubig. Keiner hatte geahnt, dass der grosse Held Tal`iem einen Nachfolger gewählt hatte. Roland schien nicht sehr überzeugt. „Du redest schon genauso wirr daher wie Cain. Ich glaube, Verhandlungen sind das Klügste. Wenn ihr euch schon nicht retten wollt, dann muss ich es eben für euch tun.“ Sprachs erhob er sich und rauschte aus der Tür hinaus in die Nacht. Timothy sah ihm nach und sagte spöttisch: „Er ist dem Tode geweiht. Wenn nicht sein Körper, so wird doch seine Seele nicht überleben.“ Und alle im Raum glaubten ihm.

Roland stapfte durch den Wald. Sicher würde man mit den Wesen reden können und wenn nicht, er war ein starker Mann und wusste sich zu wehren. Plötzlich hörte er ein Geräusch, wie das Knacken eines Astes, auf den jemand getreten war. Er blieb stehen und lauschte. Kein Tier durchbrach die Stille der Nacht, kein Laut war zu hören. Da, wieder! Irgendetwas schien im Gebüsch zu lauern. Roland blickte angestrengt ins Dunkel. Erst sah er nichts, doch dann konnte er das Glimmen eines Augenpaares erblicken und daneben noch eines und noch eines. Er drehte sich im Kreis, er war umzingelt. Plötzlich war Roland gar nicht mehr so sicher, ob Verhandlungen eine wirklich gute Idee gewesen waren.

Die Überlebenden schreckten auf. Starr saßen sie auf ihren Stühlen und sackten dann zusammen, als der Schrei ein Ende fand. „Roland.“ Sagte Wolfram und blickte kurz zu Boden.
Timothy hatte keine Regung gezeigt als der Schrei erklungen war, doch nun stand er auf und sah zu seinen Brüdern. „Mutter stirbt. Wir sollten ihr Lebewohl sagen.“

Die alte Frau lag auf einer Strohmatte in ihrer Kammer und ihr Atem ging schwer. „Meine Kinder! Es tut mir so leid, dass ich nicht bei euch bleiben kann, aber wisst ihr, die Götter haben mir einen Engel geschickt, dort in der Ecke steht er, damit er mich führt. Ich bin zu alt für diese Aufregung.“ Sie rang nach Atem und entspannte sich dann auf dem Lager. Wolfram und Brongar versuchten beide, die Tränen zurückzuhalten, doch nur der älteste Bruder schaffte es. „Nana, nicht weinen, es ist doch nicht schlimm, ich bin ohnehin zu alt.“ Anny richtete sich etwas auf „Euer Vater wäre stolz auf euch, das könnt ihr mir glauben. Wenn die Zeiten am schwersten sind, dann zeigt sich, wer ein wahrer Mann ist und ihr habt es bereits bewiesen. Flieht nicht vor eurem Schicksal, lasst die Übel nicht die Oberhand bekommen. Wisst ihr, der Engel hat zu mir gesprochen.“ Sie blickte ihren Söhnen bei ihren Worten tief in die Augen. „Du, Timothy, hast eine Aufgabe erhalten. Du kannst nicht vor ihr fortlaufen, auch wenn du dir das manchmal wünschen wirst. Du kennst deinen Weg und sein Ziel und nichts darf dich davon abbringen. Wenn du fällst, fällt die ganze Welt, die wir kennen. Brongar, du musst deinen kleinen Bruder beschützen. Oftmals wird er deinen Schutz brauchen wenn die Dämonen stärker werden und erkennen, wer er ist und was er tut. Ohne dich wird er scheitern, doch mit dir kann er siegen. Du musst den Platz einnehmen, den dein Vater einst für Tal`iem innehatte, obwohl er dachte, er würde der Magierin dienen. Du musst den Gegnern entgegentreten, damit er aus der zweiten Reihe ruhig wirken kann.“ Anny wandte ihre Blicke Wolfram zu. „Du musst jetzt stark sein, denn die Menschen hier brauchen dich. Die Menschen brauchen einen Führer und der wirst du sein. Noch immer sind die Höhlen im Berge Arreat sicher, denn die Dämonen können den Geistern, die dort leben, nicht lange widerstehen. Dorthin führe deine Gruppe. Verbergt euch in den unterirdischen Gängen und überlebt. Denn solange es noch Menschen gibt, die nicht versklavt wurden, solange hat das Böse auch nicht gesiegt.“ Sie ließ sich zurücksinken, mit ihren Worten schien ihre ganze Kraft verbraucht zu sein. Nur noch einmal öffnete sie kurz die müden Augen und richtete ihren glasigen Blick in die Ecke. „Ja, ich bin fertig, wir können jetzt gehen. Meine Söhne kennen ihr Schicksal und wissen, dass ich immer bei ihnen sein werde, wohin sie auch gehen mögen. Ja, ich bin fertig, ich kann jetzt gehen.“ Anny schloß die Augen und sank zurück. Dann war es vorbei. Wolfram sank auf die Knie und schluchzte hemmungslos, Brongar hingegen stand auf. „Sie hat recht. Wir haben eine Aufgabe. Wir werden ihren Körper verbrennen denn kein Dämon soll sich an ihm vergreifen können. Ihre Asche wirst du mit dir nehmen und vom Gipfel des Berges Arreat auf die Ebenen streuen. So hätte sie es sich gewünscht.“

Die Sonne konnte kaum die dichte Wolkendecke durchdringen, doch der Vorhof war vom Licht des Feuers erhellt. Bei Nacht wagten sich die Überlebenden von Harrogath nicht hinaus und so wurde Anny bei Tage den Flammen übergeben. Keiner sprach während das Feuer langsam herunterbrannte, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Sarah hatte Tränen in den Augen. Anny hatte sich ihrer angenommen, ihr Trost zugesprochen, nachdem die Dämonen ihre Familie getötet hatten. Nun hatte sie nur noch ihre kleine Schwester Annelie. Doch diese war still geworden, ihre jugendliche Launenhaftigkeit war verschwunden und ein ernster Ausdruck in ihre Augen getreten. Sarah wusste, ihre Schwester trauerte ebenso um die Verstorbenen wie auch sie, denn des nachts weinte sie sich still in den Schlaf. Doch tagsüber waren ihre Augen trocken und keinerlei Gefühle zeigten sich. Die ältere Schwester war besorgt, denn sie war sich sicher, Annelie hatte ihre Angst, ihre Trauer, ihre Wut, tief in sich vergraben und irgendwann würde es sie zerfressen. Sarah wusste nicht, wie sie ihr helfen könnte.
Annelie starrte ernst auf das Feuer. Doch die Flammen, die sie wahrnahm waren die, die in ihrem Inneren loderten. Ein unbeschreiblicher Haß fraß an ihr, Wut über ihre eigene Hilflosigkeit und Wut auf die, die ihr dies alles angetan hatten. Sie hatte ihren Vater verehrt, doch dann hatte sie mitansehen müssen, wie diese Dämonen ihn erst in Stücke gerissen und dann auch noch angenagt hatten. Sie hatte mitansehen müssen wie ihr starker und mutiger Vater flennend um Gnade gewinselt hatte, sie hatte den feuchten Fleck gesehen, der sich auf seiner Hose ausgebreitet hatte. Plötzlich war ihr Vater gar nicht mehr so stark und unnahbar gewesen sondern nur noch ein armer verängstigter wicht, der in den Tavernen das Maul zu weit aufriß und bei wirklicher Gefahr winselnd davonzurennen suchte. Er hatte nicht einmal versucht, seine Familie zu retten. Er hatte die Dämonen angebettelt, doch wenigstens ihn gehen zu lassen. Er hatte sie im Stich gelassen. Annelie schwor Rache, Rache an den Dämonen, die ihr die Illusion des starken Vaters geraubt hatten, die ihre Familie zerstört und ihr schreckliche Dinge angetan hatten.
Der Stoffhändler Herbert sah das Feuer nicht, denn seine Augen waren auf den Wald gerichtet. Roland hatte versucht sie zu retten, hatte verhandeln wollen, doch die Wesen hatten ihm schreckliches angetan, zumindest war Herbert sich dessen sicher. Er gab die Schuld den Söhnen von Bruno, denn sie hatten die Eindringlinge angegriffen, hatten einen Teil der Dämonen getötet. Die Flüchtlinge aus der Stadt waren hierher gekommen und natürlich hielten die Ungeheuer sie für Verbündete dieser großschnäuzigen Halbstarken Brongar und Wolfram und deren verkrüppeltem Bruder Timothy. Wären sie nur nicht zu diesem Hof gegangen, dann hätten sie bestimmt verhandeln können. Aber er hatte einen Vorteil, er hatte einen kleinen Beutel Edelsteine. Wenn sich nicht verhandeln ließ, so könnte er sicher die Dämonen mit Bestechung dazu überreden können, ihn gehen zu lassen. Die anderen interessierten ihn nicht, sein Leben war wichtiger als ihre.
Wolfram sah die Menschen, für die er die Verantwortung tragen sollte. Hatte wirklich ein Engel seiner Mutter all diese Dinge mitgeteilt oder war es nur das wirre Reden einer sterbenden Frau gewesen? Seine Brüder schienen überzeugt von Annys Worten zu sein. Er hatte ohnehin keine Wahl denn irgendjemand musste die Leute von hier fortbringen. Nur wenige Männer hatten überlebt und keiner schien geeignet, die Führung zu übernehmen. Herbert würde sie eher alle in den Untergang treiben als zu beschützen, ausserdem war er viel zu ängstlich. Der alte Cain konnte kaum mehr laufen, wie sollte er eine ganze Gruppe in die Berge bringen? Zu den Überlebenden zählten auch Hormar und Gromen, zwei junge Männer, die mit ihrem Vater eine Schneiderei geführt hatten. Die beiden waren erst 14 und 16 Jahre und von schlanker Gestalt mit zarten Händen, geschaffen um eine Nadel zu führen, nicht jedoch um die Strapazen einer weiten Reise voller Gefahren zu überstehen, geschweige denn die Verantwortung für andere dabei zu tragen. Roland hätte sicher die Führung übernehmen können, aber Wolfram war sicher, dass der Schmied die „Verhandlungen“ nicht überlebt hatte. So blieb nur er selbst, ein junger Mann mit verkrüppelter Hand und steifem Bein von dem Biss eines Dämonen. Auch er schien kaum in der Lage, die Überlebenden zu führen und doch schien, als müsste er es tun. Wolfram spürte die Last der Verantwortung schwer auf seinen Schultern und diese Last machte ihm mehr Angst, als alle Dämonen zusammen.
Brongar und Timothy warteten nicht, bis das Feuer heruntergebrannt war. Sie hatten nur kurz Abschied genommen und machten sich auf den Weg. Sie hatten beide leichtes Gepäck, etwas Wegzehrung, eine Flasche Wasser für jeden und wenige Kleider zum Wechseln. Brongar hatte das Schwert seines Vater in die dazugehörige Schneide gesteckt und an seinem Gurt befestigt damit es ihn beim Laufen nicht hindern würde. Timothy hatte einen Ast von dem Baum mitgenommen, den sein Vater bei seiner Geburt gepflanzt hatte, so wie für jeden seiner Söhne. Warum er ihn mitnahm hatte er Brongar nicht sagen wollen, ein geheimnisvolles Lächeln und die Worte „Du wirst es sehen, wenn ich fertig bin“ waren alles, was er als Reaktion zeigte als Brongar ihn darauf angesprochen hatte. Die Brüder schulterten ihre Rucksäcke und wandten sich der Straße zu, die von Harrogath weg in Richtung Gebirge führte. Timothy hatte darauf bestanden, dass sie beide vor der Flüchtlingsgruppe das Gebirge erreichen müssten. Auch hier hatte er die Gründe nicht genannt. Und so folgte Brongar seinem kleinen Bruder in eine Dunkelheit, die er sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht hätte vorstellen können.
 
Dann lob ich mal schnell weiter, damit du flott weiterschreibst :D

Irgendwelche Fehler hab ich nicht gefunden.
 
Hm, also am Anfang hat die Qualität etwas nachgelassen, da waren die Worte nicht so gut beschreibend wie sonst. Dafür hast du am Schluss alles wieder wett gemacht!

Weiterschreiben, aber hopp!
 
Die Fortsetzung wird ein bisschen brauchen, aber ich hab leider viel Arbeit und wollte nicht einfach irgendwas dranpacken, nur damit ich überhaupt nen Update habe. Aber nicht traurig sein, nen Update kommt auf jeden Fall^^

@Saturn: Stimmt, jetzt wo ichs nochmal lese gefällt mir der Anfang auch nicht ganz so gut...

/Edit: Naja gut, hab doch noch ein kleines Update geschafft^^

----------------------

Die wenigen Sonnenstrahlen, die sich durch die dichte Wolkendecke hatten kämpfen können, verschwanden endgültig mit Einbruch der Nacht. Einige Überlebende beobachteten den Himmel, erhofften sich einen Blick auf einige Sterne, doch sie wurden enttäuscht. Alle Farben schienen blass und grau zu sein, den ganzen Tag hatte kein Vogel seine Stimme erklingen lassen und zur Dämmerung ertönte nicht das Konzert der Grillen, dem die Barbarenkinder so gern gelauscht hatten. Doch kaum ein Kind hatte überlebt, Annelie und Hormar waren die einzigen Überlebenden unter 15 Jahren und so schien es ganz richtig zu sein, dass auch die Grillen nicht mehr zirpten.
Die Anwesenden drängten sich dicht ans Feuer, die Tage und Nächte waren kälter als üblich zur Herbstzeit und in der Nacht nach Annys Tod hatte es den ersten Frost gegeben. Gromen räusperte sich. „Wäre es nicht besser, wir würden morgen früh schon aufbrechen? Immerhin wird es nicht wärmer und wir können schlecht durch tiefsten Schnee stapfen, das halten die Alten und die Kinder nicht durch.“ Der junge Schneider warf einen Seitenblick auf Cain, der deutlich zeigte, dass Gromen die Kinder durchaus für fähig hielt, nicht jedoch den alten und verrückten Tattergreis. Wolfram schüttelte den Kopf. „Zwei Nächte hat Timothy gesagt und ich werde nicht so dumm sein, nicht auf ihn zu hören. Er und Brongar werden uns den Weg ebnen damit wir die Reise möglichst sicher machen können. Wenn wir ihnen nicht genug Zeit geben, werden wir sie früher oder später einholen und die Götter allein wissen, was uns dann erwartet.“ – „Aber wir werden ohnehin nur langsam vorankommen mit den Wagen! Sie werden uns Meilen voraus sein, es ist nahezu unmöglich, sie einzuholen.“ Cain mischte sich in das Gespräch. „Du weißt nicht, was sie unterwegs erwartet. Möglich, dass jede Biegung des Weges neue Gegner mit sich bringt und wir sie selbst dann einholen, wenn wir pünktlich aufbrechen. Wir können nicht riskieren, das Leben der Kinder zu gefährden.“ Gromen schien nicht überzeugt, doch mit einem alten Irren sollte man sich nicht anlegen, das hatte seine Mutter ihm schon als Kind eingebleut. So liess er die Sache vorerst ruhen und nahm sich vor, noch einmal mit Wolfram allein zu sprechen.

Das Feuer schien kaum gross genug, eine Maus zu wärmen und doch saßen zwei Männer daran. Die kleinen Flämmchen züngelten empor als versuchten sie, weiter oben mehr Nahrung zu finden um zu wachsen. Doch die Männer waren vorsichtig und ließen nicht zu, dass das Feuer zu gross werden und Aufmerksamkeit auf sie lenken könnte. Ohnehin hatten sie ständig die Gefahr vor Augen und sicherlich war ein halber Waldbrand nicht gerade unauffällig und geeignet, einen Überraschungsangriff einzuleiten. Zur Dämmerung war Brongar vorausgeschlichen, er hatte schon früher das Talent gehabt, sich leise zu bewegen, auch wenn man es dem muskulösen Mann nicht ansah, einst hatte er sich so nahe an ein Reh pirschen können, dass seine Hand es hätte erreichen können. Etwas den Weg voraus hatte Brongar dann eine Gruppe Minotauren entdeckt, halb Mensch halb Tier, mit bösen, roten Augen. Er hatte sich zurückgezogen und seinem Bruder von dem kleinen Feldlager voraus berichtet. Beide waren sicher, eine direkte Konfrontation konnten sie sich nicht erlauben und so warteten sie auf die Nacht, die noch dunkler war als der Tag, um aus dem Hinterhalt anzugreifen. In immer kürzer werdenden Abständen war Brongar zu dem feindlichen Lager geschlichen um zu kundschaften. Früh hatten sich die ersten Tiermenschen zur Ruhe begeben, offensichtlich waren sie nicht besonders nachtaktiv, was den Brüdern sehr gelegen kam. Vor einer halben Stunde etwa hatten die Minotauren dann zwei der ihren als Wache abgestellt, die jedoch nicht sonderlich aufmerksam schien. Timothy gab seinem Bruder ein Zeichen und fast lautlos löschten sie das Feuer und machten sich auf den Weg. Sie waren sicher, die Minotauren würden schlafen, wenn die ersten Geschosse des jungen Nekromanten ihr Lager erhellen würden.

Wolfram saß allein am Tisch. Eine Kerze stand vor ihm, ihre kleine Flamme flackerte vom Wind, der durch die Ritzen in den Holzwänden des Hofes eindrang und die Läden an den Fenstern klappern ließ. Das Lüftchen hatte sich in der letzten Stunde zu einem kräftigen Wind hochgearbeitet und stand nun kurz davor, ein ausgemachter Sturm zu werden. Mittlerweile waren auch wieder Tiere zu hören, Wölfe heulten den hinter Wolken verborgenen Mond an und Wolfram war sicher, das Rudel war groß und nicht sehr weit entfernt. Würden die Tiere die Menschen wittern, so könnten sie versucht sein, sich einen kleinen Mitternachtsimbiß bestehend aus Barbaren zu gönnen. Der junge Mann hatte nachgedacht in den letzten Stunden, nachdem alle anderen sich schlafen gelegt hatten, war er wieder in die Stube gegangen und hatte begonnen zu grübeln. Er hatte erkennen müssen, dass die Führung einer Gruppe sich nicht nur darauf beschränkte, den richtigen Weg zu finden und wieder einmal war Wolfram nicht sicher, ob er wirklich der geeignete Anführer war.
Jemand räusperte sich leise und Wolfram bemerkte Gromen, der an ihn herantrat. Der junge Barbar hatte später am Abend noch einmal versucht, Wolfram zu überzeugen, früher loszugehen, doch dieser hatte erneut abgelehnt. Nun war der Schneider gekommen, sich zu entschuldigen, denn auch er hatte die letzten Stunden mit Grübeleien verbracht.
„Es tut mir leid, die Worte deines Bruders in Frage gestellt zu haben. Ich habe nachgedacht und denke, er hat Recht. Nicht nur wegen der Gefahr...es gibt so vieles was bedacht werden muss.“ Wolfram nickte. „Ja, die Menschen müssen versorgt werden. Wir haben kaum Lebensmittel hier, auf keinen Fall genug, so viele Menschen bis zum Gebirge zu sättigen, geschweige denn in der Zeit bis dies alles vorüber ist. Wir brauchen Wagen um unsere Vorräte zu transportieren, doch wir haben nur ein Gefährt und auch nur einen Ochsen, es zu ziehen...“ Wolfram zögerte. „ Es sei denn, die Wölfe entscheiden sich, ihn zu holen.“ fügte Gromen hinzu. „Genau.“ erwiderte Wolfram „Und wir wissen auch nicht, ob der Ochse den Weg überhaupt durchhält, er ist alt und der Gebirgspass nach Arreat wird ihm mehr abverlangen, als wir von dem Tier erwarten können. Sollte etwas geschehen, so ist nicht einmal jemand bei uns, der sich um eine Verletzung des Ochsen kümmern könnte, geschweige denn um eine Verletzung eines Menschen.“ Beide schwiegen einen Moment. „Was ist mit Luthgars Hof?“ Wolfram sah den Hoffnungsschimmer in den Augen von Gromen, als dieser zu erklären begann. „Luthgar war selten in der Stadt, aber als die...als diese Biester kamen, da war er in der Taverne um mit dem Wirt zu plaudern. Sein Hof ist verlassen, doch er liegt so ungünstig zwischen den Hügeln, dass so mancher Fuhrmann geklagt hatte, wenn er dorthin musste. Vielleicht sind die Ungeheuer nicht dorthin gegangen. Wenn wir Glück haben, könnten sich dort Lebensmittel und auch Vieh und Wagen finden. Was wir an Tieren nicht mit uns nehmen können, das kann geschlachtet werden. Wir haben noch einen Tag Zeit vor dem Aufbruch, wir könnten morgen zu Luthgars Hof gehen und die Nacht dann dort verbringen. Vielleicht finden wir genug, um uns wenigstens eine kurze Weile über Wasser zu halten.“ Wolfram dachte kurz über die Worte des jungen Mannes nach und musste sich selbst eingestehen, dass der Vorschlag nicht schlecht war. Wenn es einen Hof gab, der verschont worden war, dann Luthgars. Das Land des alten Einzelgängers lag hinter dem von Brongar, Wolfram und Timothy, möglicherweise hatten seine Brüder ausgerechnet die Dämonen bei Hilmars Hof vernichtet, die sich als nächstes ihren eigenen und den von Luthgar vorgenommen hätten. Vielleicht...ja, vielleicht bestand Hoffnung. Wolfram klopfte dem jungen Gromen freundschaftlich auf die Schulter. „Junge, die Idee ist ausgezeichnet, ich hätte selber darauf kommen sollen. Wir sollten uns jetzt hinlegen, morgen wird ein harter Tag werden, denn wir müssen früh aufbrechen. Bevor wir allerdings Luthgars Land betreten müssen wir kundschaften, ob nicht doch Dämonen dort sind und wir müssen bereit sein, im Notfall sofort auszubrechen.“ Als er den stolzen Glanz in den Augen von Gromen sah und erkannte, dass der Schneider wirklich erfreut war, helfen zu können, fügte er noch hinzu: „Ich werde deine Unterstützung brauchen. Dein Bruder ist noch zu jung, als dass man ihm so viel Verantwortung übertragen könnte, Cain schlichtweg zu alt und Herbert will ich in einem solchen Falle nicht vertrauen müssen. Du hingegen hast gute Ideen und den Mut, sie durchzusetzen. Wenn wir morgen an Luthgars Land kommen, wirst du mit den Anderen zurückbleiben während ich kundschafte. Sollte mir etwas geschehen, so musst du mit der Gruppe umgehend aufbrechen! Wir können das Leben der Frauen und Kinder nicht riskieren.“ Gromen nickte ernst, doch Wolfram sah das Glitzern in seinen Augen. Endlich konnte der junge Schneider etwas tun, Verantwortung übernehmen. Wolfram war sicher, Gromen würde ihn nicht enttäuschen.

Timothy gab Brongar mit ein kurzen Wink der rechten Hand zu verstehen, dass die Zeit gekommen war. Sie hatten sich so nah an das Lager gepirscht, wie sie es trotz des großen Feuers und dem damit verbundenen Licht gewagt hatten. Brongar hatte Recht behalten, die beiden Wachen waren nicht sonderlich aufmerksam, vermutlich könnten die Brüder sogar noch näher heran aber sie wollten auf keinen Fall einen verfrühten Alarm riskieren. Brongar machte sich bereit. Er war kein erfahrener Kämpfer, doch das Schwert seines Vaters lag sicher in seinen kräftigen Händen und seine Augen zeugten von tiefer Konzentration. Er würde seine Mutter nicht enttäuschen, er würde seinen Bruder schützen und kein Dämon dieser und anderer Welten würde ihn davon abbringen können. Er hörte das leise Murmeln mit dem Timothy seine Magie beschwor und seine Muskeln spannten sich. Dann schossen plötzlich kleine Flammen, wie Zähne, aus den Fingern des jungen Nekromanten, das Zeichen für Brongar. Der Barbar stürzte ins Lager, ein Kriegsgebrüll auf den Lippen, dass vermutlich selbst Diablo einen Schauer eingejagt hätte, und hieb sein Schwert in den ersten Minotaurus, den er entdecken konnte. Rotes Blut spritzte aus der klaffenden Wunde, die die Waffe in der Brust des Tiermenschen hinterlassen hatte, und der Gegner brach zusammen, bevor er auch nur einen Laut von sich hatte geben können. Brongar bemerkte die Skelette nicht einmal mehr, die sein Bruder aus den Leichen der Minotauren beschwor. Mit einem Gebrüll, dass einer Armee zur Ehre gereicht hätte, schwang Brongar sein Schwert gegen den nächsten Gegner. Der Barbar wütete unter den völlig überraschten Minotauren und mehr als einer ließ sein Leben, bevor er begriffen hatte, dass nur zwei Mann ihn und seine Kumpanen angriffen. Bevor die Minotauren auch nur eine vage Verteidigung aufgebaut hatten, war bereits mehr als die Hälfte von ihnen gefallen und sie standen einer kleinen Armee aus Skelettkriegern gegenüber, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes erbärmliches Leben die Gegner angingen. Einer der Minotauren schien angesichts eines mit dem Blut seiner Gegner überströmten Barbaren den Rückzug vorziehen zu wollen, doch er kam nicht weit. Die Axt eines Skelettes rettete ihn vor dem Zorn des Anführers der Minotauren, der seine Untergebenen mit gebrüllten Befehlen zum Gegenangriff jagte.
Brongar sah den mächtigen Befehlshaber und wusste, dieser Minotaurus musste sterben, bevor seine Krieger ihren Mut wiedergefunden hatten. Der Barbar hob sein Schwert über den Kopf und stürmte auf den Anführer zu.
 
diesmal bin ich ERSTER :) sehr gelungen man bekommt foermlich lust wieder einen nec zu spielen :)
wobei ich befuerchte das der schneider paladin wird *fg*
 
So, da ja die Foren gestern abend und heute morgen down waren, liegt mein Update jetzt zu Hause und ich kanns net posten von der Arbeit aus^^ Aber so gegen 19 uhr sollte ich wieder da sein und dann kommt der nächste Teil gleich hier rein :)
 
B-Man[DaD] schrieb:
sehr gelungen man bekommt foermlich lust wieder einen nec zu spielen :)
ging mir auch so nachdem ich das gelesen hab:) , also fang ich mal meinen ersten necro an.
@Story: wie gesagt mir gefällts warte schon sehnsüchtig auf das Update
 
@shadowmaster mit dem unterschied das ich direkt an der "quelle" sitze :D

@takhi tsts solltest du nicht arbeiten ;)
eek13.gif


:angel:
 
so, is nen paar Minuten später geworden, aber hier ist das versprochene Update^^ Auch wenn ich irgendwie das Gefühl habe, hier liest eh kaum noch wer...schreibt wenigstens, dass ihr reingeschaut habt^^
-----------------------
Ein Geräusch ließ Wolfram aus seinem ohnehin nur leichten und unruhigen Schlaf fahren. Er lauschte einen Moment in die Nacht, dann war er sich sicher. Die Wölfe waren gekommen. Leise wurde seine Tür geöffnet und Gromen trat ins Zimmer. „Sie sind doch gekommen.“ sagte er. Plötzlich hörten sie den Ochsen, wild brüllend, das Tier stapfte mehrfach auf, dann erklang sein Todesschrei. „Das ist nicht gut.“ flüsterte Wolfram dem jüngeren Mann zu. „Ohne den Ochsen kommen wir nicht weit, wir brauchen den Wagen. Und wenn wir bei Luthgars Hof sind, können wir nicht noch einmal zurückkehren, um den Wagen mit einem anderen Tier zu holen, das kostet zuviel Zeit.“ – „Wir könnten meinen Bruder schicken, er wird sich nicht gerade als nützlich erweisen beim Schlachten von Hühnern und schleppen von Mehlsäcken.“ – „Auf keinen Fall!“ Wolframs Stimme war bestimmt. „Wenn sich Dämonen nähern, so wird er alleine nicht die mindeste Chance haben.“ – „Das stimmt. Aber zusammen werden wir auch keine Chance haben. Wir haben nichtmal eine Waffe.“ Da musste Wolfram dem jungen Schneider Recht geben. Ohne Waffen würden die Dämonen sie einfach niedermetzeln, ihre blanken Fäuste konnten sie wohl kaum vor den Unholden retten. Zumindest Gromen und er mussten sich Waffen besorgen, doch woher? „Vielleicht finden wir bei Luthgar Waffen. Ich weiss, Roland hatte einiges an Waffen geschmiedet, doch wir können nicht nach Harrogath um sie zu holen. Hier auf dem Hof hatten wir nur Vaters Schwert und das hat Brongar nun. Wir müssen darauf hoffen, dass Luthgar nicht nur ein Einzelgänger sondern auch bewaffnet war.“ Wolfram dachte an das Schwert, dass sein Vater so oft angestarrt hatte und an seinen Bruder der es jetzt trug. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass dieser in diesem Moment einer schrecklicheren Gefahr als ein paar Wölfe darstellten, ausgesetzt sein konnte. Daß er sogar schon gefallen sein könnte. Dem jungen Mann wurde klar, wie sehr er jetzt seine beiden Brüder vermisste.

Der Minotaurenanführer sah den Barbaren und war sicher, mit dem kleinen Menschlein schnell fertig zu werden. Er hatte schon bessere Kämpfer geschlagen, als er seine kleine Gruppe in Harrogath in den Kampf geschickt hatte. Der Minotaurus hob seine Axt und ließ sie präzise niedersausen, als der Barbar gerade zum Schlag ausholte. Doch etwas warf ihn aus dem Gleichgewicht und sein Hieb traf schlecht. Er blickte verwundert auf und sah den anderen Menschen, der gerade einen weiteren Speer aus Knochen in seinen Händen entstehen ließ. Dann bemerkte er den Schmerz und erblickte eine tiefe Wunde an seiner Seite. Der Minotaurus brüllte vor Wut und Schmerzen, aber er war sicher, einen dieser Menschen würde er mit sich in den Tod reissen und er hob die Axt und wand sich dem Verwundeten zu seinen Füßen zu.
Brongar spürte die Schmerzen, er war nicht in der Lage, den Schwertarm zu heben. Er wusste nicht, dass der Hieb des Minotaurus seine Schulter gespalten hatte und er wusste auch nicht, dass sein Kopf das Ziel gewesen war. Er spürte nur die Schmerzen und sah den Minotaurus, der die Axt zum tödlichen Schlag hob. Mit letzter Kraft rollte er zur Seite, gerade als die Minotaurenwaffe niederging. Dann wurde er bewusstlos.

Die kleine Gruppe stand bei Morgengrauen im Stall und war fassungslos. Nie hatte einer gesehen, dass Wölfe ein Tier derart zerfetzt hatten. Der Ochse war nicht gefressen worden, es sah eher so aus, als hätten die Wölfe ihn zum Spaß gerissen und dann in gemeinschaftlicher Arbeit vollends zerfetzt. Sicherlich war es vorgekommen, dass ein Rudel dieser Raubtiere mal ein oder zwei Schafe von den Weiden geholt hatten und einige Bauern hatten auch schon eine Kuh beklagt, doch immer hatten die Wölfe diese Tiere als Nahrung gebraucht. Der Ochse jedoch war nicht bis auf die Knochen abgenagt worden, er sah einfach nicht aus, wie das Opfer eines einfachen Wolfsrudels. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Rudel und Wolfram betete zu den Göttern der Barbaren, dass die Tiere sie nicht bemerkt hatten.

Brongar erwachte und wünschte sich im gleichen Moment, wieder bewusstlos zu werden. Seine Schulter fühlte sich an, als hätte jemand flüssiges Feuer darüber gegossen. Er öffnete vorsichtig die Augen und versuchte, sich ein wenig zur Seite zu drehen, um zu sehen, was geschehen war, doch mit einem schmerzerfüllten Stöhnen liess er sich wieder zurücksinken. „Brongar? Nicht bewegen, ich arbeite dran.“ Das musste Timothy gewesen sein, doch durch den Nebel der Schmerzen konnte Brongar ihn nur undeutlich verstehen. Er atmete langsam und tief durch und nach und nach klärte sich seine Sicht wieder. Er wagte nicht, noch einmal eine Bewegung zu versuchen und so blieb er still liegen. Er bemerkte Wärme neben sich und hörte das Knistern, sein Bruder hatte also entweder ein Feuer gemacht oder sie waren noch im Minotaurenlager. Da Brongar nicht glaubte, dass Timothy ihn geschleppt hatte, ging er davon aus, er lag noch, wo er gefallen war. Aber hatten sie gesiegt oder waren sie Gefangene? Vorsichtig prüfte Brongar seine Handgelenke, doch er war nicht gefesselt. Er wendete den Blick etwas zur Seite, aber er konnte auch keine Gitterstäbe erkennen. Und wenn sein Bruder daran arbeitete (Woran arbeitet er eigentlich, schoss ihm ein kurzer Gedankenblitz durch den Kopf), dann war auch unwahrscheinlich, dass eine Wache neben ihnen saß. „Still halten Bruder, das könnte etwas brennen.“ Brongar hatte nicht die Zeit, sich zu fragen, was da brennen könnte, denn er spürte bereits die Schmerzen, als etwas Flüssiges auf seine offene Wunde gegossen wurde. Dann liessen die Schmerzen schlagartig nach, nur noch ein dumpfes Pochen blieb zurück, und wohlige Wärme breitete sich an der Schulter aus. Brongar versuchte noch einmal, sich zu bewegen, doch Timothy hielt ihn zurück. „Nicht, lass die Wunde erst heilen, sonst reisst sie auf.“ Verschmitzt grinste Timothy: „Es hatte doch etwas gutes, das Cain mich das Lesen lehrte, sonst hätte ich wohl kaum anhand der Schilder das Gift vom Heiltrank unterscheiden können.“ Der junge Necromant wedelte mit zwei dunklen Fläschchen vor Brongars Augen, der schlichtweg überfordert war mit der Situation. „Was ist geschehen?“ Seine Stimme hörte sich heiser an, vielleicht hatte er die Sache mit dem Kriegsgebrüll doch etwas übertrieben. „Nunja, nachdem du zur Seite gerollt bist, schlug der Minotaurus knapp daneben – dummerweise war einer seiner Hufe im Weg. Als er dann mit einem Schmerzensschrei zu Boden ging, habe ich ihm einen Knochenspeer in die Seite gejagt, den Rest haben die Skelette erledigt.“ – „Und die Anderen? Was ist mit den ganzen anderen Minotauren?“ – „Ach die...tja, die hatten wohl nicht mehr ganz so viel Mut, nachdem der Anführer gefallen war. Du hast gut daran getan, ihn zuerst anzugehen.“ Brongar war sich angesichts seiner Verletzung nicht ganz so sicher, andererseits hätten sie wohl kaum den Kampf überstanden, hätten sie erst die anderen Tiermenschen bekämpft.
Eine Stunde später konnte Brongar bereits aufstehen und seine Schulter ein wenig bewegen. Offensichtlich bewirkten diese Heiltränke regelrechte Wunder. Timothy war damit beschäftigt, das Feldlager zu plündern, er hatte jeden Beutel durchwühlt und war gerade dabei, die Toten zu durchsuchen. Brongar wand sich angeekelt ab. „Muss das sein? Ich meine, sie sind tot!“ – „Ja, und nur deshalb kann ich sie durchsuchen.“ Timothy sah seinen Bruder an und seufzte dann. „Natürlich ist es nicht gerade schön, aber wir können es uns nicht leisten, zimperlich zu sein! Wir haben kaum zu Essen und unsere restliche Ausrüstung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Diese Minotauren könnten Dinge dabei haben, die uns helfen können und wir sollten nichts unversucht lassen, unsere Chancen gegen andere Unholde zu verbessern.“ Brongar sah ein, dass Timthy durchaus Recht hatte. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Reste zu fleddern. Seufzend und mit dem Ekelgefühl kämpfend machte sich Brongar daran, seinem Bruder zu helfen.

Sie hatten alles gepackt, was sich nutzen liess und hatten es auf einen kleinen Handkarren und die Mitglieder der Gruppe verteilt. Wolfram bedauerte den Verlust des Ochsen und somit des Wagens, aber was geschehen war ließ sich nun nicht mehr ändern, also musste es so gehen. Der kleine Karren war hinderlich, konnte die schwierigen Wege zu Luthgars Hof jedoch sicherlich besser überwinden als der schwerfällige Wagen. Wolfram war kein Fuhrmann und hätte ohnehin Probleme gehabt, den Ochsenkarren richtig zu lenken, gerade auf unwegsamen Gelände. Wenn schon richtige Fuhrleute fluchten auf dem Weg zu Luthgar, wie hätte er dann den Wagen dorthinbekommen? Wie er so darüber nachdachte, drängte sich ihm die Frage auf, wie er wohl die hoffentlich bei Luthgars Hof stehenden Wagen wieder wegbekommen sollte...
Die kleine Gruppe machte sich auf den Weg. Sie alle waren sehr still und redeten nur wenig, denn jeder war mit seinen eigenen Befürchtungen beschäftigt. Was, wenn die Dämonen schon auf sie warteten, wenn sie wussten, dass die letzten Überlebenden aus Harrogath unterwegs waren? Vielleicht würden die kleinen Ungeheuer sie auch unterwegs schon überfallen oder die Wölfe lauerten hinter einer Kurve. Herbert hatte seine Hand in einem Beutel und umklammerte eine kleine Schatulle. Wenn tatsächlich etwas schief gehen sollte, so wären seine Edelsteine die Freiheit für ihn und er würde nicht zögern, sie für sich einzusetzen. Und in Tagträumen malte er sich aus, wie die Dämonen ihn bedienten und jeden seiner Befehle befolgten, um noch mehr Edelsteine zu erhalten, während die Anderen in kleinen Holzkäfigen vor sich hinschmachteten. Obwohl, dachte Herbert sich, Sarah würde er vielleicht auch retten. Mit einem kleinen Lächeln um die Lippen ging er weiter.

Der Lederpanzer war lang genug, aber zu eng. Brongar kam sich lächerlich vor, denn er hatte ihn vorne offen lassen müssen. Sein Bruder war der Meinung gewesen, so sei er bei einem Angriff von hinten besser geschützt und Brongar hatte sich in sein Schicksal ergeben und ihn angezogen. Die beiden Männer hatten alles durchsucht im Lager der Minotauren und ihre eigene karge Ausrüstung etwas aufgebessert. Offensichtlich ernährten sich Minotauren von den gleichen Nahrungsmitteln wie Menschen, sie hatten Brot, Käse und sogar etwas Obst gefunden, das Fleisch jedoch hatten sie liegengelassen, denn sie waren nicht sicher, ob es wirklich von einem Tier stammte. Der tote Anführer hatte sich als wahre Schatzgrube erwiesen. Er trug einen breiten Gürtel, der Tränke aller Art aufnehmen konnte und tatsächlich fanden sich in einer kleinen Truhe drei dieser Heiltränke, von denen Timothy bereits einen bei einem der Minotauren gefunden hatte. Timmy hingegen schien beinahe Freudensprünge machen zu wollen, als sich in der gleichen Truhe ein kleines Fläschchen mit der Aufschrift „Mana“ fand. Brongar hatte nicht ganz verstanden, wofür das sein sollte und als sie weitergingen erklärte Timothy es ihm.
„Weißt du, es ist so. Wenn ich Untote beschwöre oder mit Knochengeschossen angreife, dann ist das eine grosse geistige Anstrengung. Bisher bin ich gut zurechtgekommen, aber der Kampf mit dem Minotaurenanführer hat mich sehr erschöpft, auch wenn du das nicht gesehen hast. Der Körper braucht lange Zeit, bis er die geistigen Kräfte aufgefrischt hat. Mana hingegen belebt den Geist sofort, so dass ich gleich weiterkämpfen kann. Das ist das gleiche Prinzip wie deine Heiltränke.“ Brongar war sich nicht sicher, woher sein Bruder das alles wusste aber er legte keinen wirklichen Wert darauf, es zu erfahren. Seit Timothy von Tal`iem erzählt hatte, versuchte er schon sich vorzustellen, wie das wohl sei mit einem fremden Geist, der zu einem sprach und Brongar hielt die Vorstellung für grauenhaft.
Seine Gedankengänge wurden jedoch jäh unterbrochen, als er Geräusche vor sich ausmachen konnte. Die Brüder wichen ins Gebüsch am Wegesrand aus und lauschten. Sie sahen, wie einige dieser kleinen, roten Dämonen den Weg entlanghüpften, doch diesmal befand sich ein grösserer Dämon bei ihnen. Als die kleine Monstergruppe an ihnen vorbeiging, stürzte Brongar auf ein Zeichen von Timothy hervor und schlug den ersten Dämonen nieder. Doch sein Sieg über den Unhold währte nicht lange, denn der Kleine stand plötzlich wieder auf, völlig unverletzt und griff ihn an. Timothy brüllte: “Den Schamanen, wir müssen den Schamanen töten!“ und ließ bereits einen seiner Knochenspeere auf den großen Dämonen hinabgehen. Brongar brüllte vor Wut, als einer der kleineren Roten ihn mit dem Krummschwert erwischte und stürzte sch auf den Schamanen. Sein Schwert hieb das Ungeheur schier entzwei und die kleineren Dämonen stoben entsetzt auseinander, als sie ihren Schamanen fallen sahen. Doch Brongar blieb keine Zeit, sich zu erholen, denn die Kleinen griffen sofort wieder an und er hatte Mühe, ihre Schläge zu parieren. Immer und immer wieder schlug er auf die Monster ein und jeder seine Schwertstreiche tötete einen Gegner. Erst als alle Dämonen tot am Boden lagen, bemerkte der Barbar die Skelette, die sich um seinen Bruder scharten. Es war ihm nicht einmal aufgefallen, dass dieser sich am Kampf beteiligt hatte.

Leise schlich Wolfram weiter. Mittlerweile konnte er die Stallungen von Luthgar sehen und bisher hatte er noch keinen Gegner ausmachen können. Offensichtlich hatten sie Glück und das brauchten sie auch wirklich dringend. Herberts ständigen Meckereien gingen jedem auf die Nerven, der Stoffhändler hatte wirklich an allem etwas auszusetzen. Und zudem hatten sie feststellen müssen, dass ihre Wasservorräte nicht ausreichten, denn die Quelle, an der sie die Schläuche hatten auffüllen wollen, floss in einem stetigen grünen Strom aus dem Fels. Sie alle hatten nicht probieren wollen, ob es sich wirklich noch um Wasser handelte. Wenn sie Luthgars Hof nicht erreichen konnten um dort die Schläuche zu füllen, so war ungewiss, wann sie eine Quelle finden könnten, die noch frisches Wasser bot. Luthgar hatte seinerzeit einen guten Platz gewählt, um sein Land zu bestellen, denn er hatte eine eigene Quelle.
Wolfram schlich sich weiter und erstarrte dann, als er eine Stimme hinter sich hörte. „Na Junge, da musst du aber noch üben, damit du wirklich lautlos bist.“ Wolfram drehte vorsichtig den Kopf. Hinter ihm stand Luthgar, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Aber...aber...du bist tot?“ – „Naja, ganz so tot nun auch wieder nicht. Ja, ich war in Harrogath, aber bereits auf dem Weg zum Tor, als die Dämonen kamen. Ich hätte nichts tun können.“ Luthgar klang verbittert. Er hatte als Einsiedler und Menschenhasser gegolten, trotzdem schien es ihn mitzunehmen, dass er nichts hatte tun können. „Mir blieb nichts, als zu fliehen. Ich hatte gehofft, das Überlebende meinen Hof aufsuchen würden, denn er ist der Abgelegenste.“ Wolfram erhob sich, als ihm auffiel, dass er immer noch in Kriechstellung am Boden lag. „Wie viele sind bei dir Wolfram?“ – „Zwei Frauen und vier Männer.“ Luthgar schlug die Augen nieder und murmelte: „Sieben...nur sieben haben überlebt. Hätte ich doch nur bessere Vorbereitungen getroffen.“ Der Bauer blickte auf und Wolfram sah, dass seine Augen feucht geworden waren. „Hol die anderen, hier sind wir vorerst sicher, denn das Böse kann uns nicht auf magischem Wege finden und es ist Sorge getragen, dass kein Unberechtigter mein Land betritt.“ Luthgar deutete auf dem Boden ein Stück von Wolfram entfernt und nun bemerkte dieser einen feinen Faden, der gespannt war. Als er ihn mit den Augen verfolgte, sah er drei mächtige Speere an einem Baum befestigt. „Du hättest es nicht gesehen und auch ein Dämon wird es nicht sehen.“ Er fügte hinzu: „Ich wusste, Überlebende wie ihr würden hier entlang kommen und habe deshalb Ausschau gehalten.“ Wolfram hörte nicht richtig zu. Ein bisschen weiter, ein Stückchen nur und er wäre tot gewesen. Ihm liefen immer noch kalte Schauer den Rücken hinunter, als er bereits die Anderen erreichte und ihnen von Luthgars Überleben berichtete.

Brongar träumte. Er stolperte durch einen dunklen Wald, hinter jedem Baum schien ein Dämon zu lauern. Sein Schwert und seine Rüstung waren überströmt vom Blut der Gegner, doch seine Kräfte liessen nach. Er hörte die Schreie seines Bruders, doch je weiter er lief, desto mehr schienen sie sich zu entfernen und immer neue Gegner sprangen hervor und versuchten ihn aufzuhalten. Er hörte seinen Bruder nach ihm rufen, Angst und Schmerzen in der Stimme. Er hatte das Mana, dass Timothy retten würde, doch er konnte ihn einfach nicht erreichen. Er wollte nicht aufgeben, kämpfte sich Stück für Stück vorwärts. Doch der Strom aus Gegner wollte kein Ende nehmen, immer schwerer wurde das Schwert in seiner Hand. Er blutete aus unzähligen kleinen Wunden, aber er spürte keine Schmerzen, nur eine unendliche Erschöpfung. Ihm wurde bewusst, sein Geist litt unter den Kämpfen und nur das Mana für seinen Bruder könnte ihn retten. Er blickte auf das kleine Fläschchen. Wenn er es benutzte, würde sein Bruder sterben. Er kämpfte mit sich selbst, doch dann hörte er die Worte seiner Mutter: „Du musst deinen Bruder beschützen!“ Er klammerte sich an sein Schwert, brüllte vor Wut und Verzweiflung und hieb weiter auf die Gegner ein. Plötzlich verschwanden die Gegner und er sah seinen Vater vor sich am Stubentisch sitzen. „Du musst aufhören, gegen dich selbst zu kämpfen, mein Sohn. Nur dann kannst du siegen und deinen Bruder retten.“ Die Stube verschwand und statt seines Vaters stand der Minotaurenanführer vor ihm. Seine Axt schien noch größer geworden zu sein und seine Muskeln noch stärker. Brongar schlug nach dem Gegner, doch dieser wich aus und stieß ihn mit einem Schlag zu Seite, der den jungen Babaren an einen Baum krachen ließ. Brongar hörte, wie ihm die Rippen brachen und seine Erschöpfung nahm zu. Er blickte wieder auf die kleine Manaflasche. Der Minotaurus rückte näher. „Willst du denn wirklich für deinen Bruder sterben? Für den kleinen Nichtsnutz? Komm, trink das Mana, es wird dich retten. Du bist stark genug, du kannst auch allein das Böse bekämpfen. Du brauchst den Krüppel nicht.“ Die Worte des Minotaurus ließen Brongar noch mehr zweifeln. Wieder blickte er auf das Fläschchen und wieder hörte er leise die Stimme seiner Mutter, die ihm sagte, er müsse seinen Bruder beschützen. Er klammerte sich noch stärker an das Schwert. Mit letzter Kraft sprang er auf und ließ seine Waffe auf den Minotaurus niedergehen. Während das Schwert den Schädel des Gegner spaltete, schallte sein Schrei durch den Wald. „NEIN!“

Acht Menschen saßen um den grossen, runden Tisch in Luthgars Stube. Der Bauer hatte ein Frühstück aufgetischt und dann zugehört, wie Wolfram ihm alles erzählt hatte, was passiert war. Nun beriet sich die kleine Gruppe, wie sie weiter vorgehen sollte. „Als ich aus Harrogath entkommen war, fing ich an, alles vorzubereiten. Drei Wagen stehen bereit nur die verderblichen Lebensmittel müssen noch aufgeladen werden.“ Luthgar seufzte. „Ich habe Roland Waffen schmieden lassen, als noch alles ruhig war. Nur für den Fall der Fälle. Doch ich hatte selbst im schlimmsten Fall mit mehr gerechnet.“ Der Bauer senkte traurig den Kopf. „In der Scheune lagern Schwerter für 20 Mann und Bögen für weitere 10. Dazu scharfe Messer und einige Schleudern. Ich dachte, selbst wenn die Dämonen überraschend angreifen würden, könnten sich mehr retten. Ich hatte nicht geahnt, dass sie die Höfe angreifen würden.“ – „Ich verstehe das alles nicht, ihr habt gewusst, was passieren würde?“ Wolfram sah Luthgar fragend an. „Dein Vater war nicht der Einzige, der mit einer Heldengruppe unterwegs war, auch wenn seine erfolgreich gewesen ist und so viele andere nicht. Auch mein Vater begleitete eine kleine Gruppe. Er war damals schon nicht mehr der Jüngste und anders als dein Vater hatte er bereits einen Sohn. Mein Bruder führte seinerzeit den Hof und als mein Vater nach dem Tode von Baal zurückkehrte, bereitete er meinen Bruder auf die Rückkehr der Drei vor. Er hatte kein Vertrauen in die Ruhe und nachdem er gestorben war, begann mein Bruder, mich vorzubereiten sollte er zu alt sein, um zu kämpfen. Nach einem tragischen Unfall starb er und ich suchte in der Nähe von Harrogath neues Land, leicht zu befestigen und abgelegen genug, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Seit 10 Jahren bereite ich mich nun auf diesen Tag vor, doch ich hatte damit gerechnet, bereits von Dämonen zu hören, bevor sie Harrogath angreifen würden. Als ich von dem Vorfall mit Timothy hörte, wurde ich aufmerksamer. Aber ich fühlte mich zu sicher. Ich erkannte nicht, dass die schlechten Ernten und der faulende Boden Werk der Dämonen waren, obwohl mein Land prächtig gedieh und mein Korn gut wuchs. Denn die Ungeheuer hatten meinen Hof nicht entdeckt, sie wussten nichts von mir. Eine reisende Zauberin hatte einen Schutzzauber hinterlassen für eine Unterkunft und etwas zu Essen. Sie war nicht mehr jung, aber ihre Zauber waren stark. Ich hätte es wissen müssen. Doch ich bemerkte es nicht und so musste ich fliehen, als die Dämonen kamen. Doch ich begann, hier alles vorzubereiten, falls andere Überlebende kämen. Wir können jedoch nicht hierbleiben, denn früher oder später finden sie uns und dann ist es zu spät. Ja, der Berg Arreat ist vermutlich die einzige Zuflucht für uns.“

Brongar erwachte schweißgebadet. Er spüre, wie der Traum schwand und versuchte sich zu erinnern, nach ihm zu greifen, doch es gelang ihm nicht. Sein Traum war wichtig gewesen, doch er wusste nicht warum. Er sah zu seinem Bruder, der scheinbar selber träumte, denn er wälzte sich stöhnend hin und her. Brongar warf ein paar Ästchen in das kleine Feuer und legte sich wieder hin. Er würde Timothy nicht wecken, ihm war zwar nicht ganz klar warum, aber etwas in ihm war sich sicher, der Bruder müsse selber mit seinem Traum fertig werden. Schnell fiel der Barbar in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Luthgar stieß Wolfram mit dem Fuß an. Er deutete mit dem Kopf unauffällig in Herberts Richtung. Dieser saß auf dem Bock eines der Wagen und beobachtete die anderen der Gruppe beim Beladen. Er hatte sich herausgeredet mit einem Rückenleiden und sich dann gemütlich hingesetzt. Pausenlos war seine Hand in einem Beutel und spielte dort mit irgendetwas. Luthgar flüsterte Wolfram zu: „Auf den müssen wir aufpassen. Ich weiss nicht warum, aber ich habe ein schlechtes Gefühl bei ihm.“ Wolfram nickte. „Ja, so ging es mir schon, als er mit Roland und den anderen auf den Hof kam. Irgendetwas ist komisch an ihm.“ – „Das Böse kennt viele Wege und viele Tücken, wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein.“ Luthgar sah sich um, ob jemand zuhörte. Als er keinen bemerkte fuhr er fort: „Manchmal erkaufen sich die Drei das Vertrauen eines, der schwach im Geiste ist. Sie benutzen ihn, um Informationen zu bekommen und dem Guten zu schaden. Meist weiß dieser selber nicht, dass er dem Bösen verfallen ist, denn die Erinnerung wurde aus seinem Gedächtnis gelöscht.“ Wolfram erinnerte sich an die Geschichten derer, die entkommen waren. Sie hatten erzählt, wie ihnen die Flucht gelungen war. Selbst Roland hatte berichtet. Nur Herbert hatte sich bedeckt gehalten. Wolfram erzählte es Luthgar. „Er sagte einfach nur ‚Ich bin halt irgendwie rausgekommen, weiss auch nicht mehr wie genau’ und blieb dann ruhig.“ – „Ja, es könnte sein, aber wir können es nicht genau wissen. Vielleicht hat ihn auch alles so sehr schockiert, dass er selber die Erinnerung daran verbannt hat. Trotzdem sollten wir ihn im Auge behalten.“ Wolfram nickte und langte nach dem nächsten Korb mit Getreide.

Timothy stand wieder in dem Gang, den er schon einmal als Kind betreten hatte. Damals war er schwach gewesen, doch nun war er mächtig und nichts würde ihn aufhalten können. Doch diesmal war es nicht das Licht, das ihn zum Ende des Ganges locket, sondern sein Bruder, der gefesselt an einem Pfahl stand, blutüberströmt und schreiend vor Schmerzen. Timothy würde nicht zulassen, dass diese Ungeheuer seinem Bruder etwas antaten. Er beschwor seine Macht, um die anrückenden Dämonen zu zerstören. Doch plötzlich erkannte er, jeder seiner Zauber würde ein bisschen des Lebens seines Bruders nehmen. Timothy brach die Beschwörung ab und suchte verzweifelt einen anderen Weg, seinen Bruder zu retten. Doch immer näher rückten die Dämonen. Er drehte sich um und sah Tal`iem hinter sich stehen. ‚Du musst mir helfen’ sagte er in Gedanken. ‚Das hier musst du allein bewältigen. Hier kann ich dir nicht beistehen’ antwortete der Totenbeschwörer. Timothy wandte sich wieder den Dämonen zu. An der Spitze der Armee aus Ungeheuern ging der Minotaurenanführer, den er getötet hatte. „Willst du dich nicht wehren?“ Der erste Dämon war heran und Timothy gelang es nicht, rechtzeitig auszuweichen. Warmes Blut ströhmte aus der Wunde an seinem Arm. Er erkannte seinen Bruder und sah, wie eine seiner Wunden sich schloss. Timothy verstand. Jede Verletzung, die er erhalten würde, heilte seinen Bruder. Nur sein Tod konnte Brongar befreien.
 
Einen neuen Stammleser haste schon mal gefunden.

Die Story ist sehr gut. Und Kritik kann ich keine anbringen.
 
ich schliesse mich an :top: wobei ich doch eigentlich garnicht gerne lese ;)
 
Ich habe nur eine Frage, wann geht es hier endlich weiter?
Aus der Versenkung hole!
 
Zurück
Oben