barb@work
Guest
So, gerade mal ein paar Wochen nach dem Ende des ersten Teils hab ich es nicht mehr ohne meine heißgeliebten Chars ausgehalten und angefangen den zweiten Teil zu schreiben. Würde jedem empfehlen, den ersten Teil zu lesen, habe aber auch hier unten eine kleine Zusammenfassung.
Viel Spass beim lesen und antworten
Chaos I - Der Ring der Macht
Grob gesagt ging es um die Vernichtung des Rings der Macht...
Zu Beginn der Story befand sich Ryan auf seinem Heimatplaneten in einer Galaxie weit von dem Hölleneinagng entfernt. Er lebte in einem Stamm, der relativ zurückgezogen in den Wäldern sein Leben führte.
Eines Tages wurde sein Heimatdorf aber von einem skrupellosen Clan überfallen, alle Bewohner wurden getötet oder auf die Erzmonde als Sklaven verkauft. Kurz bevor Ryans Vater starb, gab er ihm einen Ring, auf den er aufpassen sollte.
Ryan gelingt nach Jahren auf dem Erzmond die Flucht, dabei geht er aber unwissentlich das Risiko eines blinden Überlichtgeschwindigkeitssprungs ein (ich weiß, dass das in der Realität nicht funktioniert Saturn, aber was solls?) und landet in einer Wüste in der Nähe Lut Goleins.
Dort wird er von einer Kämpfergilde aufgenommen und macht eine normale Ausbildung als Assassini in Uräus Chons (altägyptische Kampfkunst). Als er ausgebildet ist, wird er vom Orakel nach Lut Golein geschickt, um 'sein Schicksal zu finden'.
Kaum in Lut Golein eigetroffen wird er von Doro umgerannt, einem hyperaktiven, leicht durchgedrehten Cyborg. Sie schleppt ihn mit zu sich in ein Hotel und beschleißt mit ihm zu reisen, da sie vor kurzem aufgrund chauvinistischer Kommentare ihren Dienst bei der Stadtwache quittiert hatte.
Bei einem abendlichen Streifzug durch Lut Golein treffen sie auf den Magier Elias (der starke Persöhnlichkeitsstörungen hat), und in die Hallen der Toten geschickt wurde, um ein altes Buch zu finden.
In den Hallen der Toten besiegen die Drei einen Haufen Dämonen, finden das Buch und werden von ihm in die Hölle geschickt, um den Ring zu vernichten und nebenbei Diablo aus den Latschen zu hauen.
Das tun sie auch, verlassen die Hölle und kehren nach Lut Golein zurück.
Aber noch ist nicht alles geschafft ...
Die Zusammenfassung enthält aber wirklich nur das allerwichtigste und es wäre wirklich besser, sich über den Link in der Signatur die Story mal zu Gemüte zu führen. Aba jetzt gehts los...
CHAOS II - DIE ERBEN DES RINGS
INTERLUDE
========
Prolog:
Anrufer unbekannt
------------------
Ryan saß auf einem kleinen Holzstuhl in seinem Zimmer in der Akademie der Assassini und beobachtete Doro belustigt, die ihm als Holoprojektion von ihren neuesten Tourerlebnissen erzählt.
„ ... Also, wie gesagt, wir sind jetzt auf Headliner Tour in Harrogath, also im hohen Norden und ich kann dir sagen, die saufen hier wie die Löcher. Was ich an Alkoholunfällen gesehen habe, das geht auf keine Kuhhaut...“
Ryans Finger schlossen sich genüsslich um das eiskalte Wasserglas, vom dem kleine Tröpfchen perlten und einen kreisrunden Abdruck auf dem Tisch hinterließen.
Er selbst hatte von Alkohol noch nie viel gehalten – vor allem der nächste Morgen war immer ein Graus.
Draußen war es noch extrem heiß, deswegen hatte er sich auch hier drinnen in den kühlen Innenräumen der ‚Burg’, wie er es nannte, verkrochen und beteiligte sich ausnahmsweise nicht an den Kampfübungen, sondern unterhielt sich mit seiner alten Freundin Doro.
Drei Jahre waren seit ihren Abenteuern vergangen. Drei lange Jahre, in denen sich Ryan schweren Herzens entschlossen hatte eine normale Karriere als Uräus-Chons Assassini zu beginnen.
Er mochte das harte Training, durch die viele und harte Arbeit wurde er fast ständig irgendwie von den unschönen Gedanken abgelenkt, die ihn wieder und wieder heimsuchten.
Er machte sich nichts vor, er war einfach auf der Suche nach Abenteuern, er konnte nun, da er als Dämonenjäger Blut geleckt hatte nicht einfach dasitzen und vergessen, was er in der Hölle gesehen hatte.
Aber genau das war ja das Problem. Die Hölle war versiegelt, der einzige Ausgang, den die Menschen kannten war verschlossen und wurde ständig von Sonderkommandos bewacht.
Ryan hatte versucht seine Langeweile zu vertreiben, er war mit Doro auf Tour gegangen, hatte sich am Gitarre Spielen versucht, dann war er mit auf Elias Entdeckungsreisen gekommen, aber weder das ewige im Dreck buddeln noch die nächtelangen Konzerte hatten seinen Durst wirklich befriedigen können.
Also war er hierher zurück gekehrt. Das war in gewisser Weise auch eine Notwendigkeit, denn er musste seine Fertigkeiten ja neu ausbilden, schließlich hatte er die nach dem Kampf mit Diablo seltsamerweise von einem auf den anderen Moment vergessen – Elias und Doro ging es genau so ...
Dennoch fühlte er eine große Leere in seinem Inneren, etwas, dass er einfach nicht ausfüllen konnte und das ihm fast den Verstand raubte.
Er seufzte.
„ Na was ist denn mit dir heut wieder los? Schon wieder Abenteuersucht?“
Doro lächelte übers ganze Gesicht.
Ryan stütze sich schwer hoch und füllte sein Wasserglas neu, bevor er antwortete.
„Du kennst mich doch, ich kann halt einfach nicht still sitzen. Nach all dem, was wir erlebt haben... Und ich habe mich stundenlang mit dem Buch unterhalten. Ich weiß alles über die alten Schlachten, über die großen Kämpfe, alles. Weißt du was das für eine interessante Zeit war?“
Doro schaute ihn ernst an und auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Sorgenfältchen.
„ Weißt du Ryan, vielleicht liegt genau da das Problem. Dein einziger Gesprächspartner ist ein Buch, oder vielleicht Heliopolis, dein ehemaliger Lehrmeister.
Aber alles, worüber ihr euch unterhaltet ist entweder euer komisches Gekämpfe...“
„ Es heißt Uräus-Chons – und das ist kein komisches Gekämpfe.“
Wütend starrte Ryan die Holoprojektion an.
„ Meinetwegen, aber ich war doch bei euch und ihr habt euch in den fünf Stunden, die ich da war über nix anderes unterhalten. Und mit deinem Buch schwelgst du auch nur in alten Erinnerungen.“
Ryan stützte seine Fäuste in die Seiten.
„ Was willst du damit sagen? Dass ich in diese Welt hinaus gehen soll, die keine Ideale mehr hat, nur noch dem Geld hinterher rennt und sich einen Scheißdreck um ihre Mitmenschen kümmert?“
Doro schüttelte sanft den Kopf:
„ Ryan, du verkümmerst. Du solltest mal wieder vergessen wo du herkommst, du solltest deine gesamte ‚Kultur’ mal für einen Augenblick vergessen und anfangen zu leben, weil es nämlich genau das ist, was du vermisst. Du vermisst andere Menschen, du vermisst es, dich einfach mal gehen zu lassen, ohne an Konsequenzen zu denken, einfach mal durchzudrehen, ohne Disziplin, ohne Lehrer. Du denkst immer nur an ‚deine Ideale’ und an die ‚beschissene Welt’, ohne sie eigentlich mal kennen gelernt zu haben, du bist doch auch noch jung.“
Diese Worte trafen Ryan, er wusste, das Doro Recht hatte, aber er wollte es einfach nicht zugeben, es konnte nicht sein.
„ Und das muss ich mir einfach so von einem Cyborg sagen lassen, dem man seine Gefühle wahrscheinlich upgraden muss und der das Wort Disziplin sowieso nur aus dem Wörterbuch kennt.“
Ryan bereute diese Worte schon, bevor er sie wirklich ausgesprochen hatte und biss sich auf die Zunge. Doro schaute ihn eiskalt an.
„ Doro, es tut mir Leid ...“
„ Das ist doch nur ein Beweis, dass es stimmt. Du bist schon so menschenfremd, dass du nicht einmal mehr weißt, wie man mit Freunden spricht. Tut mir Leid Ryan, ich habe alles versucht, um es dir klar zu machen, aber du musst es schon selber umsetzen. Tschüss, bis bald.“
Ohne ein weiteres Wort trat sie aus ihrem Holoprojektor und es ertönte nur noch ein statisches Rauschen und ein Klicken, als Doro die Verbindung unterbrach.
Ryan ließ sich auf sein hartes Holzbett fallen und stützte seinen Kopf auf die Hände.
Mit Doros Verschwinden kehrte auch die Stille in das kleine Kämmerchen zurück. Ryan lebte ärmlich, so wie jeder Assassini. Die grob verputzten Wände wurden von keinem Bild verziert, außer dem Holoprojektor standen nur noch ein Bett, ein Tisch und ein Schrank in seinem Zimmer. Alles kastenförmig, einfach und ohne Verzierungen.
Durch ein kleines Fenster drang das Licht der untergehenden Sonne in den Raum, die sich daran machte, die Wüste mit einer letzten Glutwolke zu überrollen, bevor sie endgültig verschwand und der Nacht Platz einräumte.
Das orange Licht tauchte das Zimmer in eine feierliche, friedliche Farbe, aber Ryan war überhaupt nicht friedlich.
Er kämpfte gegen sich selbst. Der eine, ungestüme Teil von ihm schrie ihm deutlich zu, dass Doro Recht hatte, aber der Andere, Verstandgesteuerte versuchte zwanghaft Ordnung in das Gefühlschaos zu bringen – Dieser Kampf dauerte schon Monate an, aber jetzt wurde er Ryan so bewusst, wie nie zuvor.
Ryan schlug mehrmals hart mit der Faust in seine hohle Hand, bis er einen dumpfen Schmerz spürte. Gerade, als er das Zimmer verlassen wollte, um seine Wut in ein paar Min-Übungen vom Stapel zu lassen, knackte der Holoprojektor.
„ Absender unbekannt, Daten verschlüsselt.“ Hieß es in grünen Lettern auf dem Display.
Ryan hoffte inständig, dass es Doro sei und drückte auf den Abheben-Knopf.
Zitternd baute sich ein leicht verzerrter Bild auf, die Übertragung schien stark gestört zu sein, immer wieder verschwand das Bild, nur um dann flackernd wieder zu erscheinen.
Die Audioübertragung bestand zunächst auch aus mehr Quietsch und Knacktönen, bis schließlich eine vom Rauschen fast übertönte Stimme aus den Lautsprechern drang.
„ Ryan, bist du das? Ich Wir haben Problem“ Eine Triade an Störgeräuschen übertönte den restlichen Satz, aber zum ersten Mal konnte Ryan die Gestalt deutlich genug sehen, um sie erkennen zu können.
Elias stand vor ihm. Er sah gehetzt und abgemagert aus, sein sonst so freundliches Gesicht war von einer wachsamen Furcht erfüllt, die Ryan aufschrecken ließ – War es möglich, dass sich da etwas anbahnte?
„ Elias, ich kann dich fast gar nicht verstehen. Wo bist du eigentlich.“
Elias Abbild unterbrach ihn mit einer herrischen Geste
„ eine Zeit. Muss was wichtiges gen. Ko heute bend zu ...“
Erneut wurde die Verbindung unterbrochen, kam aber gleich in erstaunlich guter Qualität zurück.
Elias Augen huschten wild hin und her, offensichtlich sprach er durch einen mobilen Holoprojektor und hastete durch eine enge Gasse. Er gab ihm eine knappe Wegbeschreibung zu einem Ort namens der „Roten Laterne“ zu dem Ryan unbedingt kommen sollte und legte dann so schnell wieder auf, dass Ryan verdutzt zurück blieb.
Er versuchte sofort Elias zurück zu rufen, aber der hatte seine Nummer nicht mir übermittelt und bei Doro meldete sich nur eine freundliche Stimme die ihm erklärte, dass die Person, die er verlangte „vorrübergehend nicht zu erreichen sei“.
Ryan spürte es. Etwas war im Gange. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber eine seltsame Spannung lag in der Luft, wie vor einem Gewitter, wenn sich die Wolken hoch auftürmen, sich zusammen ballen aber noch keine Blitze für die statische Entladung sorgten.
Ryan zog die Doppeltür seines Schrankes auf. Dort war er, griffbereit aufgehängt: sein Kampfanzug. Schwarz, aus unzähligen Gliedern bestehend, die ihm einen hohen Schutz gewährten und gleichzeitig unglaublich leicht und biegsam waren.
Auf dem Rücken waren zwei rote Falkenflügel aufgemalt, Falken waren Ryans Kämpferzeichen. Das Orakel hatte das bestimmt als er seine Novizenausbildung vor Drei Jahren beendet hatte, um seinen zukünftigen Kampfstil bestmöglich auszuprägen.
Kampfeszeichen waren so etwas wie spirituelle Begleiter, die ihrem Träger Kraft gaben und seine Fertigkeiten in gewisse Richtungen unterstützten, ihn aber in anderen Kampfstilen mit Nachteilen versahen.
Ryan, als Falkenkämpfer war spezialisiert auf schnelle, technische Angriffe, konnte dafür aber keine starke Verteidigungstaktiken, oder besonders wuchtige Angriffe durchführen.
Er schlüpfte in die Hose und legte den Brustpanzer an. Dann schnürte er seine Kampfstiefel und wollte gehen.
Er drehte sich um und dachte nach. Er war unschlüssig, ob sein Aufzug wirklich angebracht war.
Nach einer Weile entschied sich dann doch dafür, normale Kleidung über den Anzug zu ziehen, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen
Ryan dachte nach und musste nun beinahe über sich selbst lächeln. Wahrscheinlich wollte sein alter Kumpel Elias nur mal wieder mit ihm was unternehmen und er – er rüstete sich gleich für einen Krieg. Er war einfach viel zu versessen darauf, wieder in den Kampf zu ziehen.
Schweren Herzens legte er den Kampfanzug wieder ab und schlüpfte nur in eine Hose, ein schlichtes, weites Oberteil und nahm noch eine Jacke mit, schließlich würde es Nachts in der Wüste empfindlich kalt werden.
Dann griff er automatisch zu seinen Kampfhandschuhen und strich sanft über sie.
Das Metall war so wunderbar glatt und ebenmäßig. Nicht ein einziger Kratzer verunzierte die Platten und die Laserwerfer, die über den Knöchelabdeckungen angebracht waren wirkten so tödlich wie eh und je. Nun ja, eigentlich wirkten sie eher wie zylinderförmige Knubbeln, die auf den Handschuhen aufsaßen, aber für jemand, der ihre Technik kannte wirkten sie sehr gefährlich.
In diesen Löchern staken starke Laserwerfer, die bei Bedarf einen hochkonzentrierten Laser erzeugten, der sich durch fast alles Material schnitt und selbst physische Projektile abwehrte.
Ryan erinnerte sich, wie er mit diesen Klauen vor Drei Jahren Diablos Fuß durchbohrt hatte, die erste Verwundung, die Diablo in diesem Kampf hatte einstecken müssen.
Ryan schauderte, denn dieser Kampf hatte nicht nur Diablo sondern beinahe auch ihn das Leben gekostet, als er fast einem uralten Höllendämon unterlegen wäre.
Vorsichtshalber ließ er die Laser mit einem Summen ausfahren und zog sie prüfend durch die Luft, aber sie funktionierten noch genau so, wie sie aussahen – Fabelhaft.
Die Handschuhe trug Ryan immer, wenn er aus der Burg ging, das war Vorschrift bei den Uräus-Chons Kämpfern. Oder würde ein Krieger jemals seine Waffe irgendwo unbeaufsichtigt liegen lassen?
Als Ryan die Burg der Assassini verließ war die Sonne schon untergegangen. Obwohl er erst vor einer halben Sunde mit Doro gesprochen hatte war die Wüste nun eisig kalt. Fröstelnd zog Ryan seine Jacke fester zusammen und verfluchte sich innerlich dafür, dass er sich nichts Wärmeres angezogen hatte.
Die Nacht war sternklar, so wie es typisch für die Wüste Lut Goleins war. Sie war außerdem ausgesprochen still, was hier, weitab von jeglicher Zivilisation auch kein Wunder war. Die einzigen Menschen, die hier lebten waren die Kämpfer und die hatten sich längst in die warmen Mauern zurück gezogen. Nur die Nachtwache, die auf der Befestigungsmauer ihre Runden drehten ließen erkennen, dass diese Burg belebt war.
Die wenigen Lebewesen die sonst hier existieren konnten, kleine Eidechsen und Schlangen, hatten sich für die Nacht in ihre Löcher verzogen, um nicht den Geiern zum Opfer zu fallen, die manchmal noch spät kreisten und Ausschau nach Aas hielten.
Ryan hörte nur das Knirschen seiner Stiefel im Sand und das leise Rauschen des Windes, der sanft über die nächtliche Wüste glitt – Er mochte diese Nächte. Oftmals schon hatte er lange Stunden hier draußen verbracht, die Sterne angeschaut und über sein Leben philosophiert. Bisher war er aber noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen.
Die Burg wurde hinter ihm stetig kleiner, ebenso die anliegende Oase und die Bergkette, die hinter dem Ödland lag, so dass sich Ryan bald fühlte, wie auf einem riesigen, schwarzen, glitzernden Meer. Rings um war nichts als eine flache Sandlandschaft zu sehen, abgesehen von ein paar Dünen. Sonst breitete sich der Sand bis zum Horizont als glitzernder Teppich aus. Im Dunkel der Nacht verschmolz der glitzernde Untergrund mit dem Horizont, so dass man nicht mehr direkt unterscheiden konnte, wo das Eine aufhörte und das Andere begann.
Aber schon bald konnte Ryan die Mauern Lut Goleins erkennen, diesen riesigen Kunststoffklotz, der hier in der Wüste so fehl am Platz wirkte, wie es nur irgend möglich war.
Ryan näherte sich nur widerwillig der Verteidigungsanlage. In den drei Jahren, die nun vergangen waren hatte er Lut Golein nur ein paar Mal betreten und auch das nur, um sich mit Doro und Elias zu treffen. Seine Kultur duldete den Kontakt der Menschen mit Maschinen zwar, versuchte ihn aber so weit es ging zu vermeiden. Trotzdem spürte Ryan eine gewisse Vorfreude. Endlich würde er (nach nunmehr einem halben Jahr) Elias wieder sehen, der für eine Expeditionsreise nach Zacharum aufgebrochen war.
Trotz seiner langen Abwesenheit schien sich Lut Golein kaum verändert zu haben, seitdem er das letzte Mal hier war. Die Stadt wirkte teilweise wie ein mittelalterliches Dörfchen, andererseits trug es aber auch die typischen Züge einer modernen Metropole.
In Lut Golein war man bemüht, das typische Aussehen einer Wüstenstadt so gut wie möglich zu konservieren und in die Zukunft zu transportieren, schließlich stammten die meisten Menschen hier von alten Nomadenstämmen und Wüstenvölkern ab.
Sämtliche Gebäude waren mit einem geblichen Putz versehen, der sie aussehen ließ, wie aus Ton gefertigt und nebenbei auch verhinderte, dass die Gebäude bei den zahlreichen Sandstürmen zu schnell verdreckten. Die Hauptstraßen waren weit gebaut wurden, so dass man bequem durch sie spazieren konnte. Dies war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Lut Golein aufgrund der klimatisch ungünstigen Lage nicht so sehr unter Überbevölkerung litt, wie viele andere Großstädte.
Über den Häusern konnte man einige Gleiter sehen, die sich zischen durch den Abendhimmel schnitten, sowie die Schienen der Magnetschwebebahn, mit der man sowohl durch Lut Golein, als auch in die umliegenden wichtigen Gebiete sehr schnell und komfortabel reisen konnte.
Über den Häusern waren große Sonnensegel gespannt, die dafür sorgten, dass man tagsüber die Straßen überhaupt noch betreten konnte, schließlich herrschten hier regelmäßig mehr als fünfzig Grad Celsius.
Im Gegensatz zu den riesigen Hauptstraßen gab es auch noch die kleinen, engen Seitenstraßen, in die nicht mal Mittags die Sonne schien und die somit immer angenehm kühl waren. Hier wurde ein Großteil des berühmten Straßenmarkts von Lut Golein abgehalten bei dem man so ziemlich alle waren, legal oder illegal erwerben konnte.
Jetzt waren die Straßen aber relativ leer, schließlich war es schon Abend und die Ladenöffnungsgesetze verboten jegliche Geschäfte auf offener Straße nach Einbruch der Dunkelheit. Das war aber auch besser so, denn die Nächte in Lut Golein waren sehr, sehr dunkel und somit war es beinahe unmöglich, dann noch Diebstähle zu verhindern.
Über die flachen Gebäude der Altstadt konnte man die Wolkenkratzer des Büroviertels sehen, die sich wie Eiszapfen in den Himmel bohrten und die – selbst jetzt noch – hell erleuchtet waren.
Über den Bürogebäuden schwebte majestätisch die sogenannte Kuppel Lut Goleins, eine etwa einen Kilometer breite, runde Plattform, in denen sich die Verwaltungsgebäude, Ämter und das Kraftwerk Lut Goleins befand. Der runde ‚Hut’ war komplett mit Solarzellen bedeckt, die einen Großteil der Energie, die in Lut Golein gebraucht wurde herstellte.
Tagsüber waren die Straßen so dicht gefüllt mit Menschen, dass es fast unmöglich war, sie mit einem Bodenfahrzeug zu benutzen. Schmerzlich erinnerte sich Ryan an seinen ersten Tag in Lut Golein, als er von den Menschenmassen und den riesigen Transporttieren der Nomaden fast ertreten worden war. Jetzt hielten sich kaum mehr als zwei handvoll Leute auf den Straßen auf, was Ryan aber mehr als Recht war.
Die Menschen, die zu der Stunde noch draußen herumstanden waren fast ausnahmslos auf dem Weg nach Hause oder zu einer der zahlreichen Bars. Sie zeigten einen bunten Querschnitt durch alle Bevölkerungsschichten der Stadt.
Typisch für eine Großstadt lebten die unterschiedlichsten ‚Wesen’ auf engstem Raum.
Religiöse Fanatiker neben Cyborgs, Roboter neben Menschen, Cyberpunks neben Bankangestellten. Alles was vorstellbar war, wandelte in Lut Golein.
Ryan ging die Hauptstraße entlang, wie Elias es ihm beschrieben hatte und fuhr dann mit einem der zahlreichen Lifte in das oberirdische Bahnnetz. Seitdem die Angriffe der Zombies aufgehört hatten war es wieder sehr beliebt, Bahn zu fahren. Jetzt fand man kaum mehr einen Sitzplatz, geschweige denn ein Abteil für sich alleine. Ryan hoffte inständig, dass das am Abend nicht mehr so schlimm war, als er aber die immer noch überfüllten Waggons und die riesigen Warteschlangen an den Automaten sah entschied er sich dagegen, mit der Bahn ins Zentrum zu fahren, sondern lieber noch ein wenig die angenehme Nachtluft zu genießen.
Schnell schlüpfte er durch die engen Gassen, vorbei an geschlossenen Verkaufsständen und Bars, aus denen laute Musik drang.
Je näher er dem Zentrum kam, umso surrealer wurden die Gebäude um ihn herum. Die typischen, altertümlichen Kuppelbauten wechselten sich mit modernen, organisch geformten Konstruktionen ab, Glaswände konkurrierten mit Ziegelmauerwerk und die Leitungen, die in der Altstadt absichtlich unterirdisch verlegt worden waren krochen hier wie mechanische Schlangen die Häuserwände entlang.
Als er endlich die Bahnhaltestelle gefunden hatte, an der er hätte aussteigen müssen, wandte er sich nach rechts zu einem unterirdischen Durchgang.
Davor standen zwei Cyborgs in Uniform, die aufmerksam mit ihren mechanischen Augen die Umgebung scannten.
Vorsichtig näherte sich Ryan den beiden.
„Was wollen sie?“ fragte einer der beiden Ryan.
„ Ich, will mich mit meinem Freund treffen.“ Antwortete Ryan, was ja durchaus der Wahrheit entsprach.
„ Sind sie schon achtzehn Jahre alt?“ fragte der Cyborg daraufhin.
„ Na hören sie mal ...“
„ Bitte halten sie ihren Finger auf den Scanner, wir überprüfen ihre biologischen Daten und nehmen einen kurzen Datenabgleich mit dem Zentralrechner, um zu überprüfen, ob irgendwelche illegalen Aktivitäten ihrerseits bekannt sind.“ Sagte der Cyborg laut, Ryans Einwand völlig übergehend und hielt ihm einen schwarzen Scanner hin.
Ryan drückte seinen Mittelfinger darauf und wartete, bis – nach endlos langem Warten – ein grünes Licht erschien.
„ Okay, sie dürfen eintreten, aber lassen sie sich da drinnen nichts zu Schulden kommen, die gesamte Kanalisation wird mit modernsten Geräten ständig überwacht.“
Ryan fragte sich mehr und mehr, wo Elias ihn hingelockt hatte. Was um alles in der Welt wollten sie in einer Kanalisation?
Ryan stieg langsam eine breite, dunkle Treppe hinab, die nur von flackerndem Kerzenschein erleuchtet wurde. Ein unheilverkündendes Dröhnen drang an sein Ohr und als er an einer schweren Stahltür angekommen war, überlegte er sich kurz, umzudrehen und noch einmal mit Elias zu sprechen. Ein dumpfes Vibrieren kam aus dem Inneren der Kanalisation und ließ Ryans Nackenhaare senkrecht nach oben stehen. Schließlich aber siegte sein Abenteuerwille und er stieß die Tür, die sich nebenbei erwähnt erstaunlich leicht öffnen ließ auf.
Soo das war das erste (sehr lange) Kapitel, lasst euch ruhig Zeit mit Lesen, denn vor nächster Woche kommt garantiert kein Update.
Viel Spass beim lesen und antworten
Chaos I - Der Ring der Macht
Grob gesagt ging es um die Vernichtung des Rings der Macht...
Zu Beginn der Story befand sich Ryan auf seinem Heimatplaneten in einer Galaxie weit von dem Hölleneinagng entfernt. Er lebte in einem Stamm, der relativ zurückgezogen in den Wäldern sein Leben führte.
Eines Tages wurde sein Heimatdorf aber von einem skrupellosen Clan überfallen, alle Bewohner wurden getötet oder auf die Erzmonde als Sklaven verkauft. Kurz bevor Ryans Vater starb, gab er ihm einen Ring, auf den er aufpassen sollte.
Ryan gelingt nach Jahren auf dem Erzmond die Flucht, dabei geht er aber unwissentlich das Risiko eines blinden Überlichtgeschwindigkeitssprungs ein (ich weiß, dass das in der Realität nicht funktioniert Saturn, aber was solls?) und landet in einer Wüste in der Nähe Lut Goleins.
Dort wird er von einer Kämpfergilde aufgenommen und macht eine normale Ausbildung als Assassini in Uräus Chons (altägyptische Kampfkunst). Als er ausgebildet ist, wird er vom Orakel nach Lut Golein geschickt, um 'sein Schicksal zu finden'.
Kaum in Lut Golein eigetroffen wird er von Doro umgerannt, einem hyperaktiven, leicht durchgedrehten Cyborg. Sie schleppt ihn mit zu sich in ein Hotel und beschleißt mit ihm zu reisen, da sie vor kurzem aufgrund chauvinistischer Kommentare ihren Dienst bei der Stadtwache quittiert hatte.
Bei einem abendlichen Streifzug durch Lut Golein treffen sie auf den Magier Elias (der starke Persöhnlichkeitsstörungen hat), und in die Hallen der Toten geschickt wurde, um ein altes Buch zu finden.
In den Hallen der Toten besiegen die Drei einen Haufen Dämonen, finden das Buch und werden von ihm in die Hölle geschickt, um den Ring zu vernichten und nebenbei Diablo aus den Latschen zu hauen.
Das tun sie auch, verlassen die Hölle und kehren nach Lut Golein zurück.
Aber noch ist nicht alles geschafft ...
Die Zusammenfassung enthält aber wirklich nur das allerwichtigste und es wäre wirklich besser, sich über den Link in der Signatur die Story mal zu Gemüte zu führen. Aba jetzt gehts los...
CHAOS II - DIE ERBEN DES RINGS
INTERLUDE
========
Prolog:
Anrufer unbekannt
------------------
Ryan saß auf einem kleinen Holzstuhl in seinem Zimmer in der Akademie der Assassini und beobachtete Doro belustigt, die ihm als Holoprojektion von ihren neuesten Tourerlebnissen erzählt.
„ ... Also, wie gesagt, wir sind jetzt auf Headliner Tour in Harrogath, also im hohen Norden und ich kann dir sagen, die saufen hier wie die Löcher. Was ich an Alkoholunfällen gesehen habe, das geht auf keine Kuhhaut...“
Ryans Finger schlossen sich genüsslich um das eiskalte Wasserglas, vom dem kleine Tröpfchen perlten und einen kreisrunden Abdruck auf dem Tisch hinterließen.
Er selbst hatte von Alkohol noch nie viel gehalten – vor allem der nächste Morgen war immer ein Graus.
Draußen war es noch extrem heiß, deswegen hatte er sich auch hier drinnen in den kühlen Innenräumen der ‚Burg’, wie er es nannte, verkrochen und beteiligte sich ausnahmsweise nicht an den Kampfübungen, sondern unterhielt sich mit seiner alten Freundin Doro.
Drei Jahre waren seit ihren Abenteuern vergangen. Drei lange Jahre, in denen sich Ryan schweren Herzens entschlossen hatte eine normale Karriere als Uräus-Chons Assassini zu beginnen.
Er mochte das harte Training, durch die viele und harte Arbeit wurde er fast ständig irgendwie von den unschönen Gedanken abgelenkt, die ihn wieder und wieder heimsuchten.
Er machte sich nichts vor, er war einfach auf der Suche nach Abenteuern, er konnte nun, da er als Dämonenjäger Blut geleckt hatte nicht einfach dasitzen und vergessen, was er in der Hölle gesehen hatte.
Aber genau das war ja das Problem. Die Hölle war versiegelt, der einzige Ausgang, den die Menschen kannten war verschlossen und wurde ständig von Sonderkommandos bewacht.
Ryan hatte versucht seine Langeweile zu vertreiben, er war mit Doro auf Tour gegangen, hatte sich am Gitarre Spielen versucht, dann war er mit auf Elias Entdeckungsreisen gekommen, aber weder das ewige im Dreck buddeln noch die nächtelangen Konzerte hatten seinen Durst wirklich befriedigen können.
Also war er hierher zurück gekehrt. Das war in gewisser Weise auch eine Notwendigkeit, denn er musste seine Fertigkeiten ja neu ausbilden, schließlich hatte er die nach dem Kampf mit Diablo seltsamerweise von einem auf den anderen Moment vergessen – Elias und Doro ging es genau so ...
Dennoch fühlte er eine große Leere in seinem Inneren, etwas, dass er einfach nicht ausfüllen konnte und das ihm fast den Verstand raubte.
Er seufzte.
„ Na was ist denn mit dir heut wieder los? Schon wieder Abenteuersucht?“
Doro lächelte übers ganze Gesicht.
Ryan stütze sich schwer hoch und füllte sein Wasserglas neu, bevor er antwortete.
„Du kennst mich doch, ich kann halt einfach nicht still sitzen. Nach all dem, was wir erlebt haben... Und ich habe mich stundenlang mit dem Buch unterhalten. Ich weiß alles über die alten Schlachten, über die großen Kämpfe, alles. Weißt du was das für eine interessante Zeit war?“
Doro schaute ihn ernst an und auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Sorgenfältchen.
„ Weißt du Ryan, vielleicht liegt genau da das Problem. Dein einziger Gesprächspartner ist ein Buch, oder vielleicht Heliopolis, dein ehemaliger Lehrmeister.
Aber alles, worüber ihr euch unterhaltet ist entweder euer komisches Gekämpfe...“
„ Es heißt Uräus-Chons – und das ist kein komisches Gekämpfe.“
Wütend starrte Ryan die Holoprojektion an.
„ Meinetwegen, aber ich war doch bei euch und ihr habt euch in den fünf Stunden, die ich da war über nix anderes unterhalten. Und mit deinem Buch schwelgst du auch nur in alten Erinnerungen.“
Ryan stützte seine Fäuste in die Seiten.
„ Was willst du damit sagen? Dass ich in diese Welt hinaus gehen soll, die keine Ideale mehr hat, nur noch dem Geld hinterher rennt und sich einen Scheißdreck um ihre Mitmenschen kümmert?“
Doro schüttelte sanft den Kopf:
„ Ryan, du verkümmerst. Du solltest mal wieder vergessen wo du herkommst, du solltest deine gesamte ‚Kultur’ mal für einen Augenblick vergessen und anfangen zu leben, weil es nämlich genau das ist, was du vermisst. Du vermisst andere Menschen, du vermisst es, dich einfach mal gehen zu lassen, ohne an Konsequenzen zu denken, einfach mal durchzudrehen, ohne Disziplin, ohne Lehrer. Du denkst immer nur an ‚deine Ideale’ und an die ‚beschissene Welt’, ohne sie eigentlich mal kennen gelernt zu haben, du bist doch auch noch jung.“
Diese Worte trafen Ryan, er wusste, das Doro Recht hatte, aber er wollte es einfach nicht zugeben, es konnte nicht sein.
„ Und das muss ich mir einfach so von einem Cyborg sagen lassen, dem man seine Gefühle wahrscheinlich upgraden muss und der das Wort Disziplin sowieso nur aus dem Wörterbuch kennt.“
Ryan bereute diese Worte schon, bevor er sie wirklich ausgesprochen hatte und biss sich auf die Zunge. Doro schaute ihn eiskalt an.
„ Doro, es tut mir Leid ...“
„ Das ist doch nur ein Beweis, dass es stimmt. Du bist schon so menschenfremd, dass du nicht einmal mehr weißt, wie man mit Freunden spricht. Tut mir Leid Ryan, ich habe alles versucht, um es dir klar zu machen, aber du musst es schon selber umsetzen. Tschüss, bis bald.“
Ohne ein weiteres Wort trat sie aus ihrem Holoprojektor und es ertönte nur noch ein statisches Rauschen und ein Klicken, als Doro die Verbindung unterbrach.
Ryan ließ sich auf sein hartes Holzbett fallen und stützte seinen Kopf auf die Hände.
Mit Doros Verschwinden kehrte auch die Stille in das kleine Kämmerchen zurück. Ryan lebte ärmlich, so wie jeder Assassini. Die grob verputzten Wände wurden von keinem Bild verziert, außer dem Holoprojektor standen nur noch ein Bett, ein Tisch und ein Schrank in seinem Zimmer. Alles kastenförmig, einfach und ohne Verzierungen.
Durch ein kleines Fenster drang das Licht der untergehenden Sonne in den Raum, die sich daran machte, die Wüste mit einer letzten Glutwolke zu überrollen, bevor sie endgültig verschwand und der Nacht Platz einräumte.
Das orange Licht tauchte das Zimmer in eine feierliche, friedliche Farbe, aber Ryan war überhaupt nicht friedlich.
Er kämpfte gegen sich selbst. Der eine, ungestüme Teil von ihm schrie ihm deutlich zu, dass Doro Recht hatte, aber der Andere, Verstandgesteuerte versuchte zwanghaft Ordnung in das Gefühlschaos zu bringen – Dieser Kampf dauerte schon Monate an, aber jetzt wurde er Ryan so bewusst, wie nie zuvor.
Ryan schlug mehrmals hart mit der Faust in seine hohle Hand, bis er einen dumpfen Schmerz spürte. Gerade, als er das Zimmer verlassen wollte, um seine Wut in ein paar Min-Übungen vom Stapel zu lassen, knackte der Holoprojektor.
„ Absender unbekannt, Daten verschlüsselt.“ Hieß es in grünen Lettern auf dem Display.
Ryan hoffte inständig, dass es Doro sei und drückte auf den Abheben-Knopf.
Zitternd baute sich ein leicht verzerrter Bild auf, die Übertragung schien stark gestört zu sein, immer wieder verschwand das Bild, nur um dann flackernd wieder zu erscheinen.
Die Audioübertragung bestand zunächst auch aus mehr Quietsch und Knacktönen, bis schließlich eine vom Rauschen fast übertönte Stimme aus den Lautsprechern drang.
„ Ryan, bist du das? Ich Wir haben Problem“ Eine Triade an Störgeräuschen übertönte den restlichen Satz, aber zum ersten Mal konnte Ryan die Gestalt deutlich genug sehen, um sie erkennen zu können.
Elias stand vor ihm. Er sah gehetzt und abgemagert aus, sein sonst so freundliches Gesicht war von einer wachsamen Furcht erfüllt, die Ryan aufschrecken ließ – War es möglich, dass sich da etwas anbahnte?
„ Elias, ich kann dich fast gar nicht verstehen. Wo bist du eigentlich.“
Elias Abbild unterbrach ihn mit einer herrischen Geste
„ eine Zeit. Muss was wichtiges gen. Ko heute bend zu ...“
Erneut wurde die Verbindung unterbrochen, kam aber gleich in erstaunlich guter Qualität zurück.
Elias Augen huschten wild hin und her, offensichtlich sprach er durch einen mobilen Holoprojektor und hastete durch eine enge Gasse. Er gab ihm eine knappe Wegbeschreibung zu einem Ort namens der „Roten Laterne“ zu dem Ryan unbedingt kommen sollte und legte dann so schnell wieder auf, dass Ryan verdutzt zurück blieb.
Er versuchte sofort Elias zurück zu rufen, aber der hatte seine Nummer nicht mir übermittelt und bei Doro meldete sich nur eine freundliche Stimme die ihm erklärte, dass die Person, die er verlangte „vorrübergehend nicht zu erreichen sei“.
Ryan spürte es. Etwas war im Gange. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber eine seltsame Spannung lag in der Luft, wie vor einem Gewitter, wenn sich die Wolken hoch auftürmen, sich zusammen ballen aber noch keine Blitze für die statische Entladung sorgten.
Ryan zog die Doppeltür seines Schrankes auf. Dort war er, griffbereit aufgehängt: sein Kampfanzug. Schwarz, aus unzähligen Gliedern bestehend, die ihm einen hohen Schutz gewährten und gleichzeitig unglaublich leicht und biegsam waren.
Auf dem Rücken waren zwei rote Falkenflügel aufgemalt, Falken waren Ryans Kämpferzeichen. Das Orakel hatte das bestimmt als er seine Novizenausbildung vor Drei Jahren beendet hatte, um seinen zukünftigen Kampfstil bestmöglich auszuprägen.
Kampfeszeichen waren so etwas wie spirituelle Begleiter, die ihrem Träger Kraft gaben und seine Fertigkeiten in gewisse Richtungen unterstützten, ihn aber in anderen Kampfstilen mit Nachteilen versahen.
Ryan, als Falkenkämpfer war spezialisiert auf schnelle, technische Angriffe, konnte dafür aber keine starke Verteidigungstaktiken, oder besonders wuchtige Angriffe durchführen.
Er schlüpfte in die Hose und legte den Brustpanzer an. Dann schnürte er seine Kampfstiefel und wollte gehen.
Er drehte sich um und dachte nach. Er war unschlüssig, ob sein Aufzug wirklich angebracht war.
Nach einer Weile entschied sich dann doch dafür, normale Kleidung über den Anzug zu ziehen, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen
Ryan dachte nach und musste nun beinahe über sich selbst lächeln. Wahrscheinlich wollte sein alter Kumpel Elias nur mal wieder mit ihm was unternehmen und er – er rüstete sich gleich für einen Krieg. Er war einfach viel zu versessen darauf, wieder in den Kampf zu ziehen.
Schweren Herzens legte er den Kampfanzug wieder ab und schlüpfte nur in eine Hose, ein schlichtes, weites Oberteil und nahm noch eine Jacke mit, schließlich würde es Nachts in der Wüste empfindlich kalt werden.
Dann griff er automatisch zu seinen Kampfhandschuhen und strich sanft über sie.
Das Metall war so wunderbar glatt und ebenmäßig. Nicht ein einziger Kratzer verunzierte die Platten und die Laserwerfer, die über den Knöchelabdeckungen angebracht waren wirkten so tödlich wie eh und je. Nun ja, eigentlich wirkten sie eher wie zylinderförmige Knubbeln, die auf den Handschuhen aufsaßen, aber für jemand, der ihre Technik kannte wirkten sie sehr gefährlich.
In diesen Löchern staken starke Laserwerfer, die bei Bedarf einen hochkonzentrierten Laser erzeugten, der sich durch fast alles Material schnitt und selbst physische Projektile abwehrte.
Ryan erinnerte sich, wie er mit diesen Klauen vor Drei Jahren Diablos Fuß durchbohrt hatte, die erste Verwundung, die Diablo in diesem Kampf hatte einstecken müssen.
Ryan schauderte, denn dieser Kampf hatte nicht nur Diablo sondern beinahe auch ihn das Leben gekostet, als er fast einem uralten Höllendämon unterlegen wäre.
Vorsichtshalber ließ er die Laser mit einem Summen ausfahren und zog sie prüfend durch die Luft, aber sie funktionierten noch genau so, wie sie aussahen – Fabelhaft.
Die Handschuhe trug Ryan immer, wenn er aus der Burg ging, das war Vorschrift bei den Uräus-Chons Kämpfern. Oder würde ein Krieger jemals seine Waffe irgendwo unbeaufsichtigt liegen lassen?
Als Ryan die Burg der Assassini verließ war die Sonne schon untergegangen. Obwohl er erst vor einer halben Sunde mit Doro gesprochen hatte war die Wüste nun eisig kalt. Fröstelnd zog Ryan seine Jacke fester zusammen und verfluchte sich innerlich dafür, dass er sich nichts Wärmeres angezogen hatte.
Die Nacht war sternklar, so wie es typisch für die Wüste Lut Goleins war. Sie war außerdem ausgesprochen still, was hier, weitab von jeglicher Zivilisation auch kein Wunder war. Die einzigen Menschen, die hier lebten waren die Kämpfer und die hatten sich längst in die warmen Mauern zurück gezogen. Nur die Nachtwache, die auf der Befestigungsmauer ihre Runden drehten ließen erkennen, dass diese Burg belebt war.
Die wenigen Lebewesen die sonst hier existieren konnten, kleine Eidechsen und Schlangen, hatten sich für die Nacht in ihre Löcher verzogen, um nicht den Geiern zum Opfer zu fallen, die manchmal noch spät kreisten und Ausschau nach Aas hielten.
Ryan hörte nur das Knirschen seiner Stiefel im Sand und das leise Rauschen des Windes, der sanft über die nächtliche Wüste glitt – Er mochte diese Nächte. Oftmals schon hatte er lange Stunden hier draußen verbracht, die Sterne angeschaut und über sein Leben philosophiert. Bisher war er aber noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen.
Die Burg wurde hinter ihm stetig kleiner, ebenso die anliegende Oase und die Bergkette, die hinter dem Ödland lag, so dass sich Ryan bald fühlte, wie auf einem riesigen, schwarzen, glitzernden Meer. Rings um war nichts als eine flache Sandlandschaft zu sehen, abgesehen von ein paar Dünen. Sonst breitete sich der Sand bis zum Horizont als glitzernder Teppich aus. Im Dunkel der Nacht verschmolz der glitzernde Untergrund mit dem Horizont, so dass man nicht mehr direkt unterscheiden konnte, wo das Eine aufhörte und das Andere begann.
Aber schon bald konnte Ryan die Mauern Lut Goleins erkennen, diesen riesigen Kunststoffklotz, der hier in der Wüste so fehl am Platz wirkte, wie es nur irgend möglich war.
Ryan näherte sich nur widerwillig der Verteidigungsanlage. In den drei Jahren, die nun vergangen waren hatte er Lut Golein nur ein paar Mal betreten und auch das nur, um sich mit Doro und Elias zu treffen. Seine Kultur duldete den Kontakt der Menschen mit Maschinen zwar, versuchte ihn aber so weit es ging zu vermeiden. Trotzdem spürte Ryan eine gewisse Vorfreude. Endlich würde er (nach nunmehr einem halben Jahr) Elias wieder sehen, der für eine Expeditionsreise nach Zacharum aufgebrochen war.
Trotz seiner langen Abwesenheit schien sich Lut Golein kaum verändert zu haben, seitdem er das letzte Mal hier war. Die Stadt wirkte teilweise wie ein mittelalterliches Dörfchen, andererseits trug es aber auch die typischen Züge einer modernen Metropole.
In Lut Golein war man bemüht, das typische Aussehen einer Wüstenstadt so gut wie möglich zu konservieren und in die Zukunft zu transportieren, schließlich stammten die meisten Menschen hier von alten Nomadenstämmen und Wüstenvölkern ab.
Sämtliche Gebäude waren mit einem geblichen Putz versehen, der sie aussehen ließ, wie aus Ton gefertigt und nebenbei auch verhinderte, dass die Gebäude bei den zahlreichen Sandstürmen zu schnell verdreckten. Die Hauptstraßen waren weit gebaut wurden, so dass man bequem durch sie spazieren konnte. Dies war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Lut Golein aufgrund der klimatisch ungünstigen Lage nicht so sehr unter Überbevölkerung litt, wie viele andere Großstädte.
Über den Häusern konnte man einige Gleiter sehen, die sich zischen durch den Abendhimmel schnitten, sowie die Schienen der Magnetschwebebahn, mit der man sowohl durch Lut Golein, als auch in die umliegenden wichtigen Gebiete sehr schnell und komfortabel reisen konnte.
Über den Häusern waren große Sonnensegel gespannt, die dafür sorgten, dass man tagsüber die Straßen überhaupt noch betreten konnte, schließlich herrschten hier regelmäßig mehr als fünfzig Grad Celsius.
Im Gegensatz zu den riesigen Hauptstraßen gab es auch noch die kleinen, engen Seitenstraßen, in die nicht mal Mittags die Sonne schien und die somit immer angenehm kühl waren. Hier wurde ein Großteil des berühmten Straßenmarkts von Lut Golein abgehalten bei dem man so ziemlich alle waren, legal oder illegal erwerben konnte.
Jetzt waren die Straßen aber relativ leer, schließlich war es schon Abend und die Ladenöffnungsgesetze verboten jegliche Geschäfte auf offener Straße nach Einbruch der Dunkelheit. Das war aber auch besser so, denn die Nächte in Lut Golein waren sehr, sehr dunkel und somit war es beinahe unmöglich, dann noch Diebstähle zu verhindern.
Über die flachen Gebäude der Altstadt konnte man die Wolkenkratzer des Büroviertels sehen, die sich wie Eiszapfen in den Himmel bohrten und die – selbst jetzt noch – hell erleuchtet waren.
Über den Bürogebäuden schwebte majestätisch die sogenannte Kuppel Lut Goleins, eine etwa einen Kilometer breite, runde Plattform, in denen sich die Verwaltungsgebäude, Ämter und das Kraftwerk Lut Goleins befand. Der runde ‚Hut’ war komplett mit Solarzellen bedeckt, die einen Großteil der Energie, die in Lut Golein gebraucht wurde herstellte.
Tagsüber waren die Straßen so dicht gefüllt mit Menschen, dass es fast unmöglich war, sie mit einem Bodenfahrzeug zu benutzen. Schmerzlich erinnerte sich Ryan an seinen ersten Tag in Lut Golein, als er von den Menschenmassen und den riesigen Transporttieren der Nomaden fast ertreten worden war. Jetzt hielten sich kaum mehr als zwei handvoll Leute auf den Straßen auf, was Ryan aber mehr als Recht war.
Die Menschen, die zu der Stunde noch draußen herumstanden waren fast ausnahmslos auf dem Weg nach Hause oder zu einer der zahlreichen Bars. Sie zeigten einen bunten Querschnitt durch alle Bevölkerungsschichten der Stadt.
Typisch für eine Großstadt lebten die unterschiedlichsten ‚Wesen’ auf engstem Raum.
Religiöse Fanatiker neben Cyborgs, Roboter neben Menschen, Cyberpunks neben Bankangestellten. Alles was vorstellbar war, wandelte in Lut Golein.
Ryan ging die Hauptstraße entlang, wie Elias es ihm beschrieben hatte und fuhr dann mit einem der zahlreichen Lifte in das oberirdische Bahnnetz. Seitdem die Angriffe der Zombies aufgehört hatten war es wieder sehr beliebt, Bahn zu fahren. Jetzt fand man kaum mehr einen Sitzplatz, geschweige denn ein Abteil für sich alleine. Ryan hoffte inständig, dass das am Abend nicht mehr so schlimm war, als er aber die immer noch überfüllten Waggons und die riesigen Warteschlangen an den Automaten sah entschied er sich dagegen, mit der Bahn ins Zentrum zu fahren, sondern lieber noch ein wenig die angenehme Nachtluft zu genießen.
Schnell schlüpfte er durch die engen Gassen, vorbei an geschlossenen Verkaufsständen und Bars, aus denen laute Musik drang.
Je näher er dem Zentrum kam, umso surrealer wurden die Gebäude um ihn herum. Die typischen, altertümlichen Kuppelbauten wechselten sich mit modernen, organisch geformten Konstruktionen ab, Glaswände konkurrierten mit Ziegelmauerwerk und die Leitungen, die in der Altstadt absichtlich unterirdisch verlegt worden waren krochen hier wie mechanische Schlangen die Häuserwände entlang.
Als er endlich die Bahnhaltestelle gefunden hatte, an der er hätte aussteigen müssen, wandte er sich nach rechts zu einem unterirdischen Durchgang.
Davor standen zwei Cyborgs in Uniform, die aufmerksam mit ihren mechanischen Augen die Umgebung scannten.
Vorsichtig näherte sich Ryan den beiden.
„Was wollen sie?“ fragte einer der beiden Ryan.
„ Ich, will mich mit meinem Freund treffen.“ Antwortete Ryan, was ja durchaus der Wahrheit entsprach.
„ Sind sie schon achtzehn Jahre alt?“ fragte der Cyborg daraufhin.
„ Na hören sie mal ...“
„ Bitte halten sie ihren Finger auf den Scanner, wir überprüfen ihre biologischen Daten und nehmen einen kurzen Datenabgleich mit dem Zentralrechner, um zu überprüfen, ob irgendwelche illegalen Aktivitäten ihrerseits bekannt sind.“ Sagte der Cyborg laut, Ryans Einwand völlig übergehend und hielt ihm einen schwarzen Scanner hin.
Ryan drückte seinen Mittelfinger darauf und wartete, bis – nach endlos langem Warten – ein grünes Licht erschien.
„ Okay, sie dürfen eintreten, aber lassen sie sich da drinnen nichts zu Schulden kommen, die gesamte Kanalisation wird mit modernsten Geräten ständig überwacht.“
Ryan fragte sich mehr und mehr, wo Elias ihn hingelockt hatte. Was um alles in der Welt wollten sie in einer Kanalisation?
Ryan stieg langsam eine breite, dunkle Treppe hinab, die nur von flackerndem Kerzenschein erleuchtet wurde. Ein unheilverkündendes Dröhnen drang an sein Ohr und als er an einer schweren Stahltür angekommen war, überlegte er sich kurz, umzudrehen und noch einmal mit Elias zu sprechen. Ein dumpfes Vibrieren kam aus dem Inneren der Kanalisation und ließ Ryans Nackenhaare senkrecht nach oben stehen. Schließlich aber siegte sein Abenteuerwille und er stieß die Tür, die sich nebenbei erwähnt erstaunlich leicht öffnen ließ auf.
Soo das war das erste (sehr lange) Kapitel, lasst euch ruhig Zeit mit Lesen, denn vor nächster Woche kommt garantiert kein Update.