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[Story] Chaos II - Die Erben des Rings

barb@work

Guest
So, gerade mal ein paar Wochen nach dem Ende des ersten Teils hab ich es nicht mehr ohne meine heißgeliebten Chars ausgehalten und angefangen den zweiten Teil zu schreiben. Würde jedem empfehlen, den ersten Teil zu lesen, habe aber auch hier unten eine kleine Zusammenfassung.

Viel Spass beim lesen und antworten:D

Chaos I - Der Ring der Macht

Grob gesagt ging es um die Vernichtung des Rings der Macht...
Zu Beginn der Story befand sich Ryan auf seinem Heimatplaneten in einer Galaxie weit von dem Hölleneinagng entfernt. Er lebte in einem Stamm, der relativ zurückgezogen in den Wäldern sein Leben führte.
Eines Tages wurde sein Heimatdorf aber von einem skrupellosen Clan überfallen, alle Bewohner wurden getötet oder auf die Erzmonde als Sklaven verkauft. Kurz bevor Ryans Vater starb, gab er ihm einen Ring, auf den er aufpassen sollte.
Ryan gelingt nach Jahren auf dem Erzmond die Flucht, dabei geht er aber unwissentlich das Risiko eines blinden Überlichtgeschwindigkeitssprungs ein (ich weiß, dass das in der Realität nicht funktioniert Saturn, aber was solls?) und landet in einer Wüste in der Nähe Lut Goleins.
Dort wird er von einer Kämpfergilde aufgenommen und macht eine normale Ausbildung als Assassini in Uräus Chons (altägyptische Kampfkunst). Als er ausgebildet ist, wird er vom Orakel nach Lut Golein geschickt, um 'sein Schicksal zu finden'.
Kaum in Lut Golein eigetroffen wird er von Doro umgerannt, einem hyperaktiven, leicht durchgedrehten Cyborg. Sie schleppt ihn mit zu sich in ein Hotel und beschleißt mit ihm zu reisen, da sie vor kurzem aufgrund chauvinistischer Kommentare ihren Dienst bei der Stadtwache quittiert hatte.
Bei einem abendlichen Streifzug durch Lut Golein treffen sie auf den Magier Elias (der starke Persöhnlichkeitsstörungen hat), und in die Hallen der Toten geschickt wurde, um ein altes Buch zu finden.
In den Hallen der Toten besiegen die Drei einen Haufen Dämonen, finden das Buch und werden von ihm in die Hölle geschickt, um den Ring zu vernichten und nebenbei Diablo aus den Latschen zu hauen.
Das tun sie auch, verlassen die Hölle und kehren nach Lut Golein zurück.
Aber noch ist nicht alles geschafft ...

Die Zusammenfassung enthält aber wirklich nur das allerwichtigste und es wäre wirklich besser, sich über den Link in der Signatur die Story mal zu Gemüte zu führen. Aba jetzt gehts los...

CHAOS II - DIE ERBEN DES RINGS

INTERLUDE
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Prolog:


Anrufer unbekannt
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Ryan saß auf einem kleinen Holzstuhl in seinem Zimmer in der Akademie der Assassini und beobachtete Doro belustigt, die ihm als Holoprojektion von ihren neuesten Tourerlebnissen erzählt.
„ ... Also, wie gesagt, wir sind jetzt auf Headliner Tour in Harrogath, also im hohen Norden und ich kann dir sagen, die saufen hier wie die Löcher. Was ich an Alkoholunfällen gesehen habe, das geht auf keine Kuhhaut...“
Ryans Finger schlossen sich genüsslich um das eiskalte Wasserglas, vom dem kleine Tröpfchen perlten und einen kreisrunden Abdruck auf dem Tisch hinterließen.
Er selbst hatte von Alkohol noch nie viel gehalten – vor allem der nächste Morgen war immer ein Graus.
Draußen war es noch extrem heiß, deswegen hatte er sich auch hier drinnen in den kühlen Innenräumen der ‚Burg’, wie er es nannte, verkrochen und beteiligte sich ausnahmsweise nicht an den Kampfübungen, sondern unterhielt sich mit seiner alten Freundin Doro.
Drei Jahre waren seit ihren Abenteuern vergangen. Drei lange Jahre, in denen sich Ryan schweren Herzens entschlossen hatte eine normale Karriere als Uräus-Chons Assassini zu beginnen.
Er mochte das harte Training, durch die viele und harte Arbeit wurde er fast ständig irgendwie von den unschönen Gedanken abgelenkt, die ihn wieder und wieder heimsuchten.
Er machte sich nichts vor, er war einfach auf der Suche nach Abenteuern, er konnte nun, da er als Dämonenjäger Blut geleckt hatte nicht einfach dasitzen und vergessen, was er in der Hölle gesehen hatte.
Aber genau das war ja das Problem. Die Hölle war versiegelt, der einzige Ausgang, den die Menschen kannten war verschlossen und wurde ständig von Sonderkommandos bewacht.
Ryan hatte versucht seine Langeweile zu vertreiben, er war mit Doro auf Tour gegangen, hatte sich am Gitarre Spielen versucht, dann war er mit auf Elias Entdeckungsreisen gekommen, aber weder das ewige im Dreck buddeln noch die nächtelangen Konzerte hatten seinen Durst wirklich befriedigen können.
Also war er hierher zurück gekehrt. Das war in gewisser Weise auch eine Notwendigkeit, denn er musste seine Fertigkeiten ja neu ausbilden, schließlich hatte er die nach dem Kampf mit Diablo seltsamerweise von einem auf den anderen Moment vergessen – Elias und Doro ging es genau so ...
Dennoch fühlte er eine große Leere in seinem Inneren, etwas, dass er einfach nicht ausfüllen konnte und das ihm fast den Verstand raubte.
Er seufzte.
„ Na was ist denn mit dir heut wieder los? Schon wieder Abenteuersucht?“
Doro lächelte übers ganze Gesicht.
Ryan stütze sich schwer hoch und füllte sein Wasserglas neu, bevor er antwortete.
„Du kennst mich doch, ich kann halt einfach nicht still sitzen. Nach all dem, was wir erlebt haben... Und ich habe mich stundenlang mit dem Buch unterhalten. Ich weiß alles über die alten Schlachten, über die großen Kämpfe, alles. Weißt du was das für eine interessante Zeit war?“
Doro schaute ihn ernst an und auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Sorgenfältchen.
„ Weißt du Ryan, vielleicht liegt genau da das Problem. Dein einziger Gesprächspartner ist ein Buch, oder vielleicht Heliopolis, dein ehemaliger Lehrmeister.
Aber alles, worüber ihr euch unterhaltet ist entweder euer komisches Gekämpfe...“
„ Es heißt Uräus-Chons – und das ist kein komisches Gekämpfe.“
Wütend starrte Ryan die Holoprojektion an.
„ Meinetwegen, aber ich war doch bei euch und ihr habt euch in den fünf Stunden, die ich da war über nix anderes unterhalten. Und mit deinem Buch schwelgst du auch nur in alten Erinnerungen.“
Ryan stützte seine Fäuste in die Seiten.
„ Was willst du damit sagen? Dass ich in diese Welt hinaus gehen soll, die keine Ideale mehr hat, nur noch dem Geld hinterher rennt und sich einen Scheißdreck um ihre Mitmenschen kümmert?“
Doro schüttelte sanft den Kopf:
„ Ryan, du verkümmerst. Du solltest mal wieder vergessen wo du herkommst, du solltest deine gesamte ‚Kultur’ mal für einen Augenblick vergessen und anfangen zu leben, weil es nämlich genau das ist, was du vermisst. Du vermisst andere Menschen, du vermisst es, dich einfach mal gehen zu lassen, ohne an Konsequenzen zu denken, einfach mal durchzudrehen, ohne Disziplin, ohne Lehrer. Du denkst immer nur an ‚deine Ideale’ und an die ‚beschissene Welt’, ohne sie eigentlich mal kennen gelernt zu haben, du bist doch auch noch jung.“
Diese Worte trafen Ryan, er wusste, das Doro Recht hatte, aber er wollte es einfach nicht zugeben, es konnte nicht sein.
„ Und das muss ich mir einfach so von einem Cyborg sagen lassen, dem man seine Gefühle wahrscheinlich upgraden muss und der das Wort Disziplin sowieso nur aus dem Wörterbuch kennt.“
Ryan bereute diese Worte schon, bevor er sie wirklich ausgesprochen hatte und biss sich auf die Zunge. Doro schaute ihn eiskalt an.
„ Doro, es tut mir Leid ...“
„ Das ist doch nur ein Beweis, dass es stimmt. Du bist schon so menschenfremd, dass du nicht einmal mehr weißt, wie man mit Freunden spricht. Tut mir Leid Ryan, ich habe alles versucht, um es dir klar zu machen, aber du musst es schon selber umsetzen. Tschüss, bis bald.“
Ohne ein weiteres Wort trat sie aus ihrem Holoprojektor und es ertönte nur noch ein statisches Rauschen und ein Klicken, als Doro die Verbindung unterbrach.
Ryan ließ sich auf sein hartes Holzbett fallen und stützte seinen Kopf auf die Hände.
Mit Doros Verschwinden kehrte auch die Stille in das kleine Kämmerchen zurück. Ryan lebte ärmlich, so wie jeder Assassini. Die grob verputzten Wände wurden von keinem Bild verziert, außer dem Holoprojektor standen nur noch ein Bett, ein Tisch und ein Schrank in seinem Zimmer. Alles kastenförmig, einfach und ohne Verzierungen.
Durch ein kleines Fenster drang das Licht der untergehenden Sonne in den Raum, die sich daran machte, die Wüste mit einer letzten Glutwolke zu überrollen, bevor sie endgültig verschwand und der Nacht Platz einräumte.
Das orange Licht tauchte das Zimmer in eine feierliche, friedliche Farbe, aber Ryan war überhaupt nicht friedlich.
Er kämpfte gegen sich selbst. Der eine, ungestüme Teil von ihm schrie ihm deutlich zu, dass Doro Recht hatte, aber der Andere, Verstandgesteuerte versuchte zwanghaft Ordnung in das Gefühlschaos zu bringen – Dieser Kampf dauerte schon Monate an, aber jetzt wurde er Ryan so bewusst, wie nie zuvor.
Ryan schlug mehrmals hart mit der Faust in seine hohle Hand, bis er einen dumpfen Schmerz spürte. Gerade, als er das Zimmer verlassen wollte, um seine Wut in ein paar Min-Übungen vom Stapel zu lassen, knackte der Holoprojektor.
„ Absender unbekannt, Daten verschlüsselt.“ Hieß es in grünen Lettern auf dem Display.
Ryan hoffte inständig, dass es Doro sei und drückte auf den Abheben-Knopf.
Zitternd baute sich ein leicht verzerrter Bild auf, die Übertragung schien stark gestört zu sein, immer wieder verschwand das Bild, nur um dann flackernd wieder zu erscheinen.
Die Audioübertragung bestand zunächst auch aus mehr Quietsch und Knacktönen, bis schließlich eine vom Rauschen fast übertönte Stimme aus den Lautsprechern drang.
„ Ryan, bist du das? Ich Wir haben Problem“ Eine Triade an Störgeräuschen übertönte den restlichen Satz, aber zum ersten Mal konnte Ryan die Gestalt deutlich genug sehen, um sie erkennen zu können.
Elias stand vor ihm. Er sah gehetzt und abgemagert aus, sein sonst so freundliches Gesicht war von einer wachsamen Furcht erfüllt, die Ryan aufschrecken ließ – War es möglich, dass sich da etwas anbahnte?
„ Elias, ich kann dich fast gar nicht verstehen. Wo bist du eigentlich.“
Elias Abbild unterbrach ihn mit einer herrischen Geste
„ eine Zeit. Muss was wichtiges gen. Ko heute bend zu ...“
Erneut wurde die Verbindung unterbrochen, kam aber gleich in erstaunlich guter Qualität zurück.
Elias Augen huschten wild hin und her, offensichtlich sprach er durch einen mobilen Holoprojektor und hastete durch eine enge Gasse. Er gab ihm eine knappe Wegbeschreibung zu einem Ort namens der „Roten Laterne“ zu dem Ryan unbedingt kommen sollte und legte dann so schnell wieder auf, dass Ryan verdutzt zurück blieb.
Er versuchte sofort Elias zurück zu rufen, aber der hatte seine Nummer nicht mir übermittelt und bei Doro meldete sich nur eine freundliche Stimme die ihm erklärte, dass die Person, die er verlangte „vorrübergehend nicht zu erreichen sei“.
Ryan spürte es. Etwas war im Gange. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber eine seltsame Spannung lag in der Luft, wie vor einem Gewitter, wenn sich die Wolken hoch auftürmen, sich zusammen ballen aber noch keine Blitze für die statische Entladung sorgten.
Ryan zog die Doppeltür seines Schrankes auf. Dort war er, griffbereit aufgehängt: sein Kampfanzug. Schwarz, aus unzähligen Gliedern bestehend, die ihm einen hohen Schutz gewährten und gleichzeitig unglaublich leicht und biegsam waren.
Auf dem Rücken waren zwei rote Falkenflügel aufgemalt, Falken waren Ryans Kämpferzeichen. Das Orakel hatte das bestimmt als er seine Novizenausbildung vor Drei Jahren beendet hatte, um seinen zukünftigen Kampfstil bestmöglich auszuprägen.
Kampfeszeichen waren so etwas wie spirituelle Begleiter, die ihrem Träger Kraft gaben und seine Fertigkeiten in gewisse Richtungen unterstützten, ihn aber in anderen Kampfstilen mit Nachteilen versahen.
Ryan, als Falkenkämpfer war spezialisiert auf schnelle, technische Angriffe, konnte dafür aber keine starke Verteidigungstaktiken, oder besonders wuchtige Angriffe durchführen.
Er schlüpfte in die Hose und legte den Brustpanzer an. Dann schnürte er seine Kampfstiefel und wollte gehen.
Er drehte sich um und dachte nach. Er war unschlüssig, ob sein Aufzug wirklich angebracht war.
Nach einer Weile entschied sich dann doch dafür, normale Kleidung über den Anzug zu ziehen, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen
Ryan dachte nach und musste nun beinahe über sich selbst lächeln. Wahrscheinlich wollte sein alter Kumpel Elias nur mal wieder mit ihm was unternehmen und er – er rüstete sich gleich für einen Krieg. Er war einfach viel zu versessen darauf, wieder in den Kampf zu ziehen.
Schweren Herzens legte er den Kampfanzug wieder ab und schlüpfte nur in eine Hose, ein schlichtes, weites Oberteil und nahm noch eine Jacke mit, schließlich würde es Nachts in der Wüste empfindlich kalt werden.
Dann griff er automatisch zu seinen Kampfhandschuhen und strich sanft über sie.
Das Metall war so wunderbar glatt und ebenmäßig. Nicht ein einziger Kratzer verunzierte die Platten und die Laserwerfer, die über den Knöchelabdeckungen angebracht waren wirkten so tödlich wie eh und je. Nun ja, eigentlich wirkten sie eher wie zylinderförmige Knubbeln, die auf den Handschuhen aufsaßen, aber für jemand, der ihre Technik kannte wirkten sie sehr gefährlich.
In diesen Löchern staken starke Laserwerfer, die bei Bedarf einen hochkonzentrierten Laser erzeugten, der sich durch fast alles Material schnitt und selbst physische Projektile abwehrte.
Ryan erinnerte sich, wie er mit diesen Klauen vor Drei Jahren Diablos Fuß durchbohrt hatte, die erste Verwundung, die Diablo in diesem Kampf hatte einstecken müssen.
Ryan schauderte, denn dieser Kampf hatte nicht nur Diablo sondern beinahe auch ihn das Leben gekostet, als er fast einem uralten Höllendämon unterlegen wäre.
Vorsichtshalber ließ er die Laser mit einem Summen ausfahren und zog sie prüfend durch die Luft, aber sie funktionierten noch genau so, wie sie aussahen – Fabelhaft.
Die Handschuhe trug Ryan immer, wenn er aus der Burg ging, das war Vorschrift bei den Uräus-Chons Kämpfern. Oder würde ein Krieger jemals seine Waffe irgendwo unbeaufsichtigt liegen lassen?

Als Ryan die Burg der Assassini verließ war die Sonne schon untergegangen. Obwohl er erst vor einer halben Sunde mit Doro gesprochen hatte war die Wüste nun eisig kalt. Fröstelnd zog Ryan seine Jacke fester zusammen und verfluchte sich innerlich dafür, dass er sich nichts Wärmeres angezogen hatte.
Die Nacht war sternklar, so wie es typisch für die Wüste Lut Goleins war. Sie war außerdem ausgesprochen still, was hier, weitab von jeglicher Zivilisation auch kein Wunder war. Die einzigen Menschen, die hier lebten waren die Kämpfer und die hatten sich längst in die warmen Mauern zurück gezogen. Nur die Nachtwache, die auf der Befestigungsmauer ihre Runden drehten ließen erkennen, dass diese Burg belebt war.
Die wenigen Lebewesen die sonst hier existieren konnten, kleine Eidechsen und Schlangen, hatten sich für die Nacht in ihre Löcher verzogen, um nicht den Geiern zum Opfer zu fallen, die manchmal noch spät kreisten und Ausschau nach Aas hielten.
Ryan hörte nur das Knirschen seiner Stiefel im Sand und das leise Rauschen des Windes, der sanft über die nächtliche Wüste glitt – Er mochte diese Nächte. Oftmals schon hatte er lange Stunden hier draußen verbracht, die Sterne angeschaut und über sein Leben philosophiert. Bisher war er aber noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen.
Die Burg wurde hinter ihm stetig kleiner, ebenso die anliegende Oase und die Bergkette, die hinter dem Ödland lag, so dass sich Ryan bald fühlte, wie auf einem riesigen, schwarzen, glitzernden Meer. Rings um war nichts als eine flache Sandlandschaft zu sehen, abgesehen von ein paar Dünen. Sonst breitete sich der Sand bis zum Horizont als glitzernder Teppich aus. Im Dunkel der Nacht verschmolz der glitzernde Untergrund mit dem Horizont, so dass man nicht mehr direkt unterscheiden konnte, wo das Eine aufhörte und das Andere begann.
Aber schon bald konnte Ryan die Mauern Lut Goleins erkennen, diesen riesigen Kunststoffklotz, der hier in der Wüste so fehl am Platz wirkte, wie es nur irgend möglich war.
Ryan näherte sich nur widerwillig der Verteidigungsanlage. In den drei Jahren, die nun vergangen waren hatte er Lut Golein nur ein paar Mal betreten und auch das nur, um sich mit Doro und Elias zu treffen. Seine Kultur duldete den Kontakt der Menschen mit Maschinen zwar, versuchte ihn aber so weit es ging zu vermeiden. Trotzdem spürte Ryan eine gewisse Vorfreude. Endlich würde er (nach nunmehr einem halben Jahr) Elias wieder sehen, der für eine Expeditionsreise nach Zacharum aufgebrochen war.

Trotz seiner langen Abwesenheit schien sich Lut Golein kaum verändert zu haben, seitdem er das letzte Mal hier war. Die Stadt wirkte teilweise wie ein mittelalterliches Dörfchen, andererseits trug es aber auch die typischen Züge einer modernen Metropole.
In Lut Golein war man bemüht, das typische Aussehen einer Wüstenstadt so gut wie möglich zu konservieren und in die Zukunft zu transportieren, schließlich stammten die meisten Menschen hier von alten Nomadenstämmen und Wüstenvölkern ab.
Sämtliche Gebäude waren mit einem geblichen Putz versehen, der sie aussehen ließ, wie aus Ton gefertigt und nebenbei auch verhinderte, dass die Gebäude bei den zahlreichen Sandstürmen zu schnell verdreckten. Die Hauptstraßen waren weit gebaut wurden, so dass man bequem durch sie spazieren konnte. Dies war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Lut Golein aufgrund der klimatisch ungünstigen Lage nicht so sehr unter Überbevölkerung litt, wie viele andere Großstädte.
Über den Häusern konnte man einige Gleiter sehen, die sich zischen durch den Abendhimmel schnitten, sowie die Schienen der Magnetschwebebahn, mit der man sowohl durch Lut Golein, als auch in die umliegenden wichtigen Gebiete sehr schnell und komfortabel reisen konnte.
Über den Häusern waren große Sonnensegel gespannt, die dafür sorgten, dass man tagsüber die Straßen überhaupt noch betreten konnte, schließlich herrschten hier regelmäßig mehr als fünfzig Grad Celsius.
Im Gegensatz zu den riesigen Hauptstraßen gab es auch noch die kleinen, engen Seitenstraßen, in die nicht mal Mittags die Sonne schien und die somit immer angenehm kühl waren. Hier wurde ein Großteil des berühmten Straßenmarkts von Lut Golein abgehalten bei dem man so ziemlich alle waren, legal oder illegal erwerben konnte.
Jetzt waren die Straßen aber relativ leer, schließlich war es schon Abend und die Ladenöffnungsgesetze verboten jegliche Geschäfte auf offener Straße nach Einbruch der Dunkelheit. Das war aber auch besser so, denn die Nächte in Lut Golein waren sehr, sehr dunkel und somit war es beinahe unmöglich, dann noch Diebstähle zu verhindern.
Über die flachen Gebäude der Altstadt konnte man die Wolkenkratzer des Büroviertels sehen, die sich wie Eiszapfen in den Himmel bohrten und die – selbst jetzt noch – hell erleuchtet waren.
Über den Bürogebäuden schwebte majestätisch die sogenannte Kuppel Lut Goleins, eine etwa einen Kilometer breite, runde Plattform, in denen sich die Verwaltungsgebäude, Ämter und das Kraftwerk Lut Goleins befand. Der runde ‚Hut’ war komplett mit Solarzellen bedeckt, die einen Großteil der Energie, die in Lut Golein gebraucht wurde herstellte.
Tagsüber waren die Straßen so dicht gefüllt mit Menschen, dass es fast unmöglich war, sie mit einem Bodenfahrzeug zu benutzen. Schmerzlich erinnerte sich Ryan an seinen ersten Tag in Lut Golein, als er von den Menschenmassen und den riesigen Transporttieren der Nomaden fast ertreten worden war. Jetzt hielten sich kaum mehr als zwei handvoll Leute auf den Straßen auf, was Ryan aber mehr als Recht war.
Die Menschen, die zu der Stunde noch draußen herumstanden waren fast ausnahmslos auf dem Weg nach Hause oder zu einer der zahlreichen Bars. Sie zeigten einen bunten Querschnitt durch alle Bevölkerungsschichten der Stadt.
Typisch für eine Großstadt lebten die unterschiedlichsten ‚Wesen’ auf engstem Raum.
Religiöse Fanatiker neben Cyborgs, Roboter neben Menschen, Cyberpunks neben Bankangestellten. Alles was vorstellbar war, wandelte in Lut Golein.
Ryan ging die Hauptstraße entlang, wie Elias es ihm beschrieben hatte und fuhr dann mit einem der zahlreichen Lifte in das oberirdische Bahnnetz. Seitdem die Angriffe der Zombies aufgehört hatten war es wieder sehr beliebt, Bahn zu fahren. Jetzt fand man kaum mehr einen Sitzplatz, geschweige denn ein Abteil für sich alleine. Ryan hoffte inständig, dass das am Abend nicht mehr so schlimm war, als er aber die immer noch überfüllten Waggons und die riesigen Warteschlangen an den Automaten sah entschied er sich dagegen, mit der Bahn ins Zentrum zu fahren, sondern lieber noch ein wenig die angenehme Nachtluft zu genießen.
Schnell schlüpfte er durch die engen Gassen, vorbei an geschlossenen Verkaufsständen und Bars, aus denen laute Musik drang.
Je näher er dem Zentrum kam, umso surrealer wurden die Gebäude um ihn herum. Die typischen, altertümlichen Kuppelbauten wechselten sich mit modernen, organisch geformten Konstruktionen ab, Glaswände konkurrierten mit Ziegelmauerwerk und die Leitungen, die in der Altstadt absichtlich unterirdisch verlegt worden waren krochen hier wie mechanische Schlangen die Häuserwände entlang.
Als er endlich die Bahnhaltestelle gefunden hatte, an der er hätte aussteigen müssen, wandte er sich nach rechts zu einem unterirdischen Durchgang.
Davor standen zwei Cyborgs in Uniform, die aufmerksam mit ihren mechanischen Augen die Umgebung scannten.
Vorsichtig näherte sich Ryan den beiden.
„Was wollen sie?“ fragte einer der beiden Ryan.
„ Ich, will mich mit meinem Freund treffen.“ Antwortete Ryan, was ja durchaus der Wahrheit entsprach.
„ Sind sie schon achtzehn Jahre alt?“ fragte der Cyborg daraufhin.
„ Na hören sie mal ...“
„ Bitte halten sie ihren Finger auf den Scanner, wir überprüfen ihre biologischen Daten und nehmen einen kurzen Datenabgleich mit dem Zentralrechner, um zu überprüfen, ob irgendwelche illegalen Aktivitäten ihrerseits bekannt sind.“ Sagte der Cyborg laut, Ryans Einwand völlig übergehend und hielt ihm einen schwarzen Scanner hin.
Ryan drückte seinen Mittelfinger darauf und wartete, bis – nach endlos langem Warten – ein grünes Licht erschien.
„ Okay, sie dürfen eintreten, aber lassen sie sich da drinnen nichts zu Schulden kommen, die gesamte Kanalisation wird mit modernsten Geräten ständig überwacht.“
Ryan fragte sich mehr und mehr, wo Elias ihn hingelockt hatte. Was um alles in der Welt wollten sie in einer Kanalisation?
Ryan stieg langsam eine breite, dunkle Treppe hinab, die nur von flackerndem Kerzenschein erleuchtet wurde. Ein unheilverkündendes Dröhnen drang an sein Ohr und als er an einer schweren Stahltür angekommen war, überlegte er sich kurz, umzudrehen und noch einmal mit Elias zu sprechen. Ein dumpfes Vibrieren kam aus dem Inneren der Kanalisation und ließ Ryans Nackenhaare senkrecht nach oben stehen. Schließlich aber siegte sein Abenteuerwille und er stieß die Tür, die sich nebenbei erwähnt erstaunlich leicht öffnen ließ auf.


Soo das war das erste (sehr lange) Kapitel, lasst euch ruhig Zeit mit Lesen, denn vor nächster Woche kommt garantiert kein Update.
 
Ohh es geht weiter, sehr fein. Ich werd erstmal den rest vom alten teil lesen und dann gehts hier weiter. Schön, das du dich für die fortsetzung entschieden hast :top:
 
Ryan gelingt nach Jahren auf dem Erzmond die Flucht, dabei geht er aber unwissentlich das Risiko eines blinden Überlichtgeschwindigkeitssprungs ein (ich weiß, dass das in der Realität nicht funktioniert Saturn, aber was solls?) und landet in einer Wüste in der Nähe Lut Goleins.

Ich hab gar nichts gesagt :angel:
Ausserdem dürfte ich mir da inzwischen selbst an die große Nase fassen, ich hab die Hochenergie-Zäune und die Nuklear-Overhauser-Kanone "entwickelt", die physikalisch gesehen ebenso großer Schachfug sind :cool:
 
Also ich hab nun über Nacht die 80 Seiten gelesen die noch offen waren und es hat mich sehr gefesselt und ich will endlich wissen was in dem Raum ist!! :go: Soll heissen: Sehr spannend geschrieben und wie immer :top:
 
80 Seiten??? Wusste gar nicht dass es so viele waren :clown:

Naja, schön dass es euch erst mal gefallen hat, hier kommt jetzt der zweite Teil.
Und Saturn, wie heißt es doch so schön, Science Fiction ist die Wahrheit der Zukunft, also denken wir schön weiter.

Die Rote Laterne
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Kaum dass die Tür aufgeschwungen war, drang ein Dröhnen und Kreischen an sein Ohr, dass so unglaublich laut war, dass er vor Schreck drei Schritte rückwärts machte.
Bunte Lichtblitze zuckten durch den Raum vor ihm und warfen einen Lichtschimmer über die Szene, die diese noch unrealer schienen ließ, als sie sowieso schon war.
Ryan sah unzählige Menschen, zuckende Leiber, die sich im Takte der lauten Musik eng aneinander schmiegten. Menschen, Cyborgs und Roboter sprangen Seite an Seite im Takt des Basses auf und ab. Zunächst erkannte man nur eine Mischung aus Schweiß, fliegenden Haaren und viel nackter Haut.
Erst bei genauem Hinsehen konnte man die einzelnen Individuen erkennen.
Ein Veranstalter hatte vor Jahren einmal die gesamte alte Kanalisation von der Stadt Lut Golein abgekauft, um ein Vergnügungsviertel zu errichten.
Zunächst kritisch beäugt entwickelte sich die unterirdische Vergnügungsanlage bald zu einem Wallfahrtsort für alle Menschen, denen die normalen Bars zu langweilig waren und die einfach mal Lust hatten, etwas anderes zu unternehmen.
Mehr und mehr Veranstalter entdeckten diese Lokalität als perfekten Veranstaltungsort für wilde, ungezügelte Partys und so entstand nach und nach ein Netz aus Diskotheken, Casinos, Kinos und Bordellen, so dass sich die Verwaltung Lut Goleins letztendlich gezwungen sah, eine Eintrittssperre einzuführen.
Ryan kam sich richtig verloren vor unter all den Menschen, die um ihn herum tanzten.
Sie waren grell geschminkt, trugen die ausgefallensten Bekleidungsstücke und schienen sich gegenseitig an Einfallreichtum übertreffen zu wollen.
Hier schien es keine Grenzen oder Tabus zu geben, noch weniger als in Lut Golein sowieso schon üblich war.
Ryan sah Frauen in Strapsen, knappen Lederröcken und Latexoberteilen, das Gesicht unter zentimeterdickem Make Up versteckt, Lippen, Augenbrauen und Ohren mit Stahlringen durchbohrt, er sah Männer in langen wallenden Röcken und Mänteln, die Augen mit schwarzem Lidstrich umrandet, aber auch Kahlgeschorene in Panzerwesten, die überall mit Stacheln versehen waren.
Nietenarmbänder wechselten sich mit phosphorig leuchtenden Umhängen, doch egal was sie auch trugen, alle Anwesenden wirkten düster und auf ihre Weise bedrohlich, obwohl in ihren Gesichtern keinerlei bösartige Absichten zu erkennen waren. Auch die Musik hatte einen bösartigen Unterton, die Bassschläge gruben sich wie Fäuste in Ryans Eingeweide, während das hohe, schrille Quietschen und Kreischen seine Trommelfelle zu zerreißen versuchte. Erst glaubte er, den Verstand zu verlieren, das ganze Bild begann bedrohlich zu wackeln und zu kippen, die Lichtblitze irritierten seine empfindlichen Auge und der Rest seiner Sinne war sowieso betäubt, aber so schnell wie dieses Gefühl der Übelkeit gekommen war, verschwand es auch wieder.
Rings um waren an den Wänden kleine Markierungen angebracht, die den Weg zu den einzelnen Clubs wiesen, da sich in dem Gedränge und dem wirren Durcheinander aus Durchgängen, Tunneln und Hallen kein Mensch zurecht finden konnte.
Ryan drängte sich an solch ein Schild heran, trat während dessen mindestens zwanzig Leuten auf die Füße und entschuldigte sich ebenso oft, aber keiner schien von ihm Notiz zu nehmen, also nahm er seinen Mut zusammen und schob sich mit ganzer Kraft durch die Masse an auf und abspringenden Körpern und siehe da, es ging ganz einfach.
Die ‚Rote Laterne’ war glücklicherweise auch auf den Schildern verzeichnet, sodass Ryan ohne weitere Probleme den Weg fand. Der nächste Schock erwartete ihn allerdings, als er erkannte, wohin ihn Elias gelotst hatte:
„ Die Rote Laterne – hier bleiben keine Wünsche unerfüllt. Domina, S&M, oder lieber sanft und romantisch? Wir stehen zu ihrer Verfügung. Egal ob Real oder Cyberkinetisch, hier werden ihre Wünsche kostengünstig erfüllt.“
Unschlüssig stand er da und dachte angestrengt nach.
Hatte ihn Elias wirklich zur roten Laterne bestellt, oder hatte er sich nur verhört? Bei der schlechten Übertragungsqualität des Gesprächs wäre das ja kein Wunder gewesen.
Eine der Damen kam auf ihn zu. Ihr Haar war hinter dem Kopf einem straffen Knoten zusammengebunden, aber einzelne Strähnen standen wie bei einem Igel von ihrem Kopf ab und leuchteten regenbogenfarben, ihr Gesicht war nur zur Hälfte mit Haut bespannt, die andere zeigte nacktes kaltes Metall und ihr linkes Auge war nur eine Kamera mit roter Linse, die sich nun auf Ryan fixierte.
„ Komm schon Süßer, zier dich nicht, tritt ruhig ein.“ Sagte sie laut.
Ryan sah, dass ihre Zähne angespitzt waren, wie die eines Vampirs. Vorsichtig schob er ihre dürren Ärmchen, die mit allerlei Silberschmuck behangen waren von seinen Schultern und ging in das Bordell.
Drinnen war es allerdings weitaus ungemütlicher als draußen. Nackte Frauen und Männer tanzten in großen Glasröhrchen, verrenkten sich in allerlei seltsame Posen und bewegten sich im Takt der ebenso lauten und dröhnenden Musik, nur dass sich ein beständiges Stöhnen, Kreischen und Aufschreien in die Töne mischte. Die bunten Lichtblitze waren auch hier allgegenwärtig, aber noch dazu waberte ein übelriechender Nebel durch den Raum, wohl um den Besuchern das Gefühl einer scheinbaren Anonymität zu geben.
Ryan hustetet und trat an den Tresen.
Ein dicker Brocken von Mann, über zwei Meter groß und fast genauso breit kam auf ihn zu und grinste ihn mit einem schmierigen Lächeln an, bei dem er all seine Goldzähne entblößte.
„ Na was darf’s denn sein Kleiner?“ fragte er und grinste noch breiter.
„ Ich, äh, glaube ich werde erwartet.“ Sagte Ryan unschlüssig.
„ So? Wie heißen wir denn?“ fragte er und zog mit seiner riesigen Pranke ein Notepad unter dem Tisch hervor.
„ Ryan.“
Fast wollte er schon wieder gehen, da nickte der Mann kurz und sagte.
„Kabine 284, der Herr erwartet sie schon.“
Ryan ging, nun wirklich nervös, zu den Wandkabinen und ließ sich die Tür zur Kabine 284 öffnen.
Er brauchte nicht lange hinzuschauen um Elias zu erkennen, der dort zusammengekauert an dem Tisch saß. Seine Hände umklammerten ein Glas mit einer undurchsichtigen, roten Flüssigkeit, dass er fast zerbrechen musste, so sehr zitterte er.
Klirrend schlugen die Eiswürfel im Glas zusammen, aber er schien von Ryan keine Notiz zu nehmen, der, sich vorsichtig umschauend, in die Kabine eintrat.
Elias Gesicht war von einer braunen Kapuze verborgen, aber seine braunen Haare hingen – wie immer - daraus hervor
Die hydraulischen Türen schlossen sich hinter Ryan und sofort verstummten sämtliche Geräusche von draußen.
„Was soll denn bitteschön das?“ fragte Ryan verwundert.
Endlich schaute Elias auf, seine Augen waren trübe von Alkohol und seine Stimme rau, als er sprach:
„ Setz dich, etwas Schreckliches ist passiert.“
Erstaunt ließ sich Ryan auf den Sessel Elias gegenüber fallen.
„ Da bin ich jetzt aber gespannt.“
Er ließ seine Knöchel knacken.



So dass wars von meiner Seite, war diesmal 'n bissel kürzer. Aber naja.
Hoffe es hat euch Spass gemacht und freu mich auf eure Meinung!
 
in großen Glasröhrchen

Wenn etwas groß ist benutzt man doch keine Verniedlichungsform, das wäre dann kein weisser sondern ein schwarzer Schimmel :D
Irgendwie sind wir zwei uns bei Lut Gholein als das "Las Vegas" des zukünftigen Sanktuarios einig, was?

Und von wem hast du das mit den Cliffhanger-Enden nur gelernt, schäm dich! ich will wissen, wie es weitergeht!
 
Grrrr das du auch immer dann aufhören musst, wenn es richtig spannend wird. Gewöhn dir das endlich ab!!!:angel:
 
Tja, irgendwie muss ich doch wenigstens meine zwei Leser dabei halten, oder.

Also, bis Sonntag, dann erfahrt ihr wie's weiter geht.

@Saturn, naja, jede Stadt muss doch das Vergnügunsviertel haben. Ich habs einfach unter die Erde gelegt, kommt irgendwie cooler.
 
Du hast übringes mehr als zwei Leser, ich bin auch noch da und lese. Mir gefällt die Geschichte sehr gut und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Habe auch schon Teil 1 gelesen. Aber ich finde es gemein, dass wir so lange warten müssen.:D
 
Tja Samira, ich gehöre aber zu den ca 1% der Deutschen, die noch kein Internet zu Hause besitzen:D . Deswegen dauert das bei mir immer so lange, ich will aber nicht zum Ausgleich ewig lange Updates rausbringe, weil das viele Leute eher verschreckt, als zum Lesen anregt.
Naja, hier auf jeden Fall erstmal das neue Kapitel.
Viel Spass

Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein.
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Elias begann zu erzählen:
„ Du erinnerst dich, als wir Diablo besiegt hatten, haben wir doch seinen Seelenstein und den Stein aus dem Ring der Macht mit in unsere Welt genommen.“
Ryan nickte:
„ Stimmt genau, wir haben sie zu euch ins Kloster gebracht und sie bewachen und untersuchen lassen.“
„ Genau da liegt das Problem.“
Elias verzog das Gesicht zu einer Grimasse, so peinlich war ihm die Situation.
Ryan schaute unverständlich.
„ Er ist weg...“
„ Bitte WAS????????????“ Ryans Augen weiteten sich vor Entsetzen. „ Was meinst du mit weg?“
Ihm war selbst bewusst, wie blöd diese Frage war.
„ Naja, nicht mehr da ...“
Elias schlug sich kaum besser.
„ Aber, aber wie konnte das passieren? Ihr habt ihn doch bewacht.“
Ryans schaute Elias an, der nun noch mehr zitterte als vorher.
„ Also, kurz gesagt, ein Höllenmonster hat sich ins Kloster eingeschlichen und den Stein gestohlen.“
Ryan verdrehte die Augen und ließ erneut seine Knöcheln knacken
„ Das ist jetzt kein schlechter Scherz oder so...“
Ein dumpfes Gefühl breitete sich langsam in seinem Bauch aus, unerklärlicherweise verlangte es ihm jetzt auch nach irgend etwas stark Alkoholischem.
„ Wo hast du denn das Zeug her?“ fragte er und deutete auf Elias’ Becher.
Der winkte mit der Hand über die Schulter.
„ Dort an der Minibar, nennt sich Red Devil.“
„Wie passend.“
Ryan schenkte sich ein Glas voll ein und nahm einen kräftigen Zug. Brennend breitete sich der Alkohol in seiner Kehle aus. Er hustete, ließ sich dann wieder auf seinen Stuhl fallen – jetzt wusste er wenigstens, warum er dem Ethanol bisher immer widerstanden hatte.
„ Und jetzt bitte noch mal die lange Version.“
Endlich setzte Elias seine Kapuze ab, sein kastanienbraunes Haar, das wie immer in sämtliche Richtungen abstand wirkte fettig und ungewaschen.
„ Also, ich habe schon etwas recherchiert. Der Stein befand sich im Inneren der Akademie, im Untergeschoss, er war auf Sicherheitsstufe Zwei gehalten, Diablos Seelenstein auf der Drei.“
Ryan unterbrach ihn unwirsch.
„ Warum das denn. Der war doch wichtig.“
„ Weil Diablos Seele ständig versucht in andere Menschen einzudringen, sie zu beeinflussen und schon drei Magier fast dazu überredet hatte, sich das Ding in den Kopf zu rammen. Die Seele vom Hölleneuer – wenn sie überhaupt noch drin ist, das weiß ja keiner, hat sich aber noch nicht bemerkbar gemacht.
Auf jeden Fall hatten zwei Magier Nachwache und saßen an dem Podest, als plötzlich ein spitzer Schrei von oben ertönte.
Natürlich liefen die Zwei dorthin um nachzuschauen, sie spürten die Präsenz einer Höllenbestie, konnten sie aber nicht lokalisieren.“
„ Sie haben also das Monster gesucht, die Steine unbewacht gelassen und da hat sich das Monster das Ding geschnappt und ist verduftet.“
Elias nickte ernst:
„ So kommt es hin, man hat mich sofort verständigt, aber bis ich aus Kurast da war, war natürlich nichts mehr zu spüren. Kein Hinweis auf den Verbleib des Monsters, aber Ryan, da ist noch etwas. Cain hat in seinen Privatgemächern die Aura auch gespürt und sich sofort zum Stein teleportiert. Trotzdem war dieses Vieh einfach zu schnell weg um es noch zu stellen. Diese Attacke war geplant Ryan, das war kein zufälliger Übergriff von einem Monster, das aus Versehen aus der Hölle vorbeistolperte. Es wusste erstens wo der Stein war, zweitens wie er bewacht wurde und drittens, wie es schnellstmöglich wieder verschwinden konnte.“
Ryan kippte den Rest seines Getränks runter und blickte Elias dann tief in die Augen:
„ Du meinst...“
„ Genau, irgend etwas läuft da, sie brauchen den Stein unbedingt, ich meine, sie haben sogar Diablos Seelenstein zurück gelassen. Ich habe zwar das ungute Gefühl, dass wir bald merken, wofür sie dieses Ding brauchen, aber es wäre schon besser wenn wir ihn vor dem großen Knall zurückholen könnten, oder?“
Ryan kratzte sich am Kopf.
„Was sollen wir deiner Meinung nach denn machen? Wenn sogar Cain es nicht gefunden hat.“
„ Naja, wenn dir nichts besseres einfällt, können wir – glaube ich – nur warten und auf gut Glück suchen.“
Ryan dachte kurz nach und schüttelte den Kopf.
„ Ich könnte höchstens mal mit dem Buch reden. Aber ansonsten - Ist Diablos Seelenstein gut bewacht?“
Elias nickte heftig:
„ Ja, Cain kümmert sich persönlich drum.“
Wieder sah Elias Ryan an, Ryan spürte, dass Elias noch was sagen wollte, es sich aber nicht traute.
„ Was ist denn, Rück schon mit der Sprache raus, schlimmer kanns ja fast nicht mehr werden.“
Elias leerte auch sein Glas auf einen Zug und schluckte.
„ Es, es tut mir Leid Ryan, wirklich. Hätte ich mich besser um die Bewachung des Steins gekümmert, wäre er jetzt nicht weg. Das ist ehrlich schrecklich.“
Wie er dasaß, mit hängenden Schultern, Tränen in den Augen, erinnerte er Ryan an ein kleines Kind, das irgend etwas Schlimmes verbrochen hatte.
Er strich Elias die wirren Strähnen aus dem Gesicht:
„ Hey, du kannst nichts dafür, die Hölle ist eben stark und listig, früher oder später hätte sie jeden hintergangen.“
„ Ja aber, da sieht man wieder mal, was für ein blöder Magier ich bin.“
Ryan schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, so heftig, dass Elias erschrocken aufschaute.
„ Fang nicht wieder so an, ich glaub du brauchst selbst mal deinen Selbstbewusstseinkurs. Wie kannst du eigentlich Geld verdienen, andere Leute selbstbewusster zu machen, wenn du selbst überhaupt kein Selbstbewusstsein hast?“
Elias lächelte:
„ Ein bisschen Magie hat noch nie geschadet, aber halt bloß die Klappe, wenn Cain das wüsste... Der würde mich glatt aus der Magiergilde schmeißen.“
Der Alkohol und die Wärme des Raums taten ihre Wirkung und sie lächelten beide, ihr Lächeln wurde immer breiter, bis sie beide haltlos in schallendes Gelächter ausbrachen.
Ryan klammerte sich an dem Tisch fest und sprach mit belegter Stimme, angestrengt die Wörter suchend:
„Warum mussten wir uns eigentlich in diesem ‚Etablissement’ treffen? Hätten wir das nicht auch wo anders absprechen können?“
Elias blinzelte, er war noch erstaunlich nüchtern:
„ Ryan, ich musste sicher gehen, dass uns niemand abhört, wer weiß was sie sonst noch wissen wollen oder brauchen, du musst gegenüber anderen Menschen absolut den Mund halten, das darf niemand wissen, in Ordnung?“
„ In Ordnung, aber wir könnten doch jetzt gehen, oder? Ich weiß nicht, mir ist dieser Ort – ungemütlich.“

In diesem Moment beugte sich im Nachbarraum eine Frau zu einem Mann in einem schwarzen Mantel vor und flüsterte:
„ Hast du was gesehen?“
Der Mann hob sein kalkweißes Gesicht, öffnete die zusammengepressten Augen und sagte:
„ Das Buch, es liegt höchstwahrscheinlich im Turm der Assassini, direkt hat er es zwar nicht erwähnt, aber wenn wir ihnen folgen, führen sie uns direkt dorthin. Immerhin kennen wir jetzt das nächste Ziel.“
Er blinzelte die Frau an:
„ Du siehst heut wieder bezaubernd aus. Wie machst du das nur?“
Die Frau lächelte und winkte drohend mit ihrem Finger:
„ Fang nicht wieder so an, ich dachte das hätten wir geklärt. Um ehrlich zu sein, du siehst aus, als wärst du immer noch siebzehn.“
„ Tja, geistige Größe ist entscheiden Mademoiselle und davon habe ich ja wirklich genug.“
Sanft küsste sie seine Stirn
„ Ach wenn ich dich nicht hätte...“
Er fuhr zusammen:
„ Vorsicht, sie verlassen den Raum, lass uns verschwinden.“



Wer hätte es gedacht, schon wieder ein nichtssagendes Ende. Danke für die Lektüre, hoffe es hat euch gefallen
barb
*edit* okay, das war jetzt doch ein wenig kurz


Das Leben muss weiter gehen
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Betrübt kehrten Ryan und Elias in die Akademie zurück und befragten das Buch. Das wiederum zeigte sich aber ganz erstaunlich schweigsam und meinte, das könne es sich auch nicht erklären. Auch Doro, die sie wenig später benachrichtigten konnte ihnen nicht helfen – Der Stein blieb verschwunden.
Die nächsten zehn Jahre verbrachten die Drei unter Unterstützung der Gilde damit, nach dem verschwundenen Höllenmonster zu suchen, aber finden konnten sie nichts.
Nur hin und wieder hatte Ryan die Vision von zwei Gestalten, die hinter ihnen her schlichen, aber immer wenn er sich umdrehte waren sie verschwunden. Wie geisterhafte Schemen, oder eine Fata Morgana, die bei genauem Hinschauen verschwindet. Nach zehn Jahren gaben sie die Suche auf und kehrten nach Lut Golein zurück. Elias entschied sich dafür, nach Kurast umzusiedeln, da er dort die Ursprünge der Zauberei vermutete und seine Forschungen weiterführen wollte. Ryan wurde Dämonenjäger und half den Gilden dabei, die letzten Reste an Monstern und Dämonen zu vertreiben, die die Erde noch heimsuchten
Sie waren entstanden, als die Hölle mächtig genug war, um über ihre eigenen Grenzen hinaus zu greifen und sich zumindest teilweise zu befreien. Zwar war Diablo damals noch nicht kräftig genug gewesen, die Tore der Hölle zu öffnen, aber sein verderbter Geist hatte sich um die Welt geklammert und die Toten wieder auferstehen lassen und es war ihm sogar gelungen Overlords aus den Toten entstehen zu lassen.
Das war die Zeit der großen Überfälle, da Doro, Elias und Ryan losgezogen waren, um die Hölle zu besiegen.
Die Affäre war überraschend glimpflich abgelaufen. Nachdem die Angreifer eine ganze Stadt zerstört hatten, war das Gebiet zur militärischen Sperrzone erklärt wurden – Bis die Drei die Hölle wieder verschlossen hatten, Diablo besiegt war und keine Toten mehr auferstanden.
Später wurde Ryan Lehrmeister an der Akademie und verbrachte damit die Zeit bis zu seinem Lebensabend – nur die Visionen von den zwei Gestalten wurde er nicht los und wenn er manchmal nachts allein umherstriff war es ihm, als ob er aus der Dunkelheit heraus angestarrt werden würde.

Ende des Prologs...






AKT I - DIE SUCHE

70 Jahre später
------------------

Der Mann im schwarzen Umhang und seine weibliche Begleitung saßen im Schatten der Burg und starrten in die Dunkelheit hinaus. Angestrengt glitten ihre Augen wieder und wieder durch das Dunkel der Nacht.
„Warum sind wir eigentlich immer noch hier, Ajaton?“ fragte die Frau ihren Gegenüber und strich sich die roten Haare aus dem Gesicht. Ohne das Gesicht von der undurchdringlichen Dunkelheit abzuwenden antwortete der Angesprochene:
„Das weißt du doch ganz genau, Szarah. Und nenn mich nicht dauernd Ajaton. Ich kann den Namen nicht ausstehen.“
Genervt drehte sie sich ihm vollends zu.
„ Wie bitteschön soll ich dich denn sonst nennen? Huoppalla, Ajaton, Tuonela? Du hast unzählige Namen. Ich glaube es nicht, wie lange ziehen wir jetzt schon umher?“
„ Einundsiebzig Jahre.“ Antwortete der Mann einsilbig.
„ Genau – Und ich weiß nichts über dich.“
Letztendlich löste er seinen Blick doch von der dunklen Wüste, drehte er sich und schaute Szarah an. Er lächelte
„ Langsam wirst du alt, hm? Meine Güte, warum muss die Bluttransfusion denn immer dein Gedächtnis zerstören. Nenn mich Jukka, mein erster Name, in Ordnung. Und wir müssen sie bewachen, weil er alt wird, die Kräfte des Wächters schwinden, wir müssen auf den richtigen Moment warten.“
Er schwenkte seine Hand ein paar Mal hin und her und etwas rührte sich im Sand, ein leichtes Vibrieren war zu spüren, als ob sich eine Katze aus dem Sand unter ihnen wühlte.
Ein bleicher Schädel schob sich unter der Sanddecke hervor. Jukka murmelte etwas und der Schädel drehte sich von ihm weg.
Szarah verzog angewidert das Gesicht.
„ Mein Gott wie ich es hasse, wenn du das machst.“
„ Einen besseren Wächter gibt es nicht. Nirgendwo.“

Ryan konnte in dieser Nacht nicht besonders gut schlafen, ihm war trotz der Kälte warm, Schweiß lief ihm am ganzen Körper herab. Genervt stand er auf und schaltete das Licht an. Er wohnte immer noch in dem selben kleinen Zimmer wie vor siebzig Jahren, aber er selbst hatte sich stark verändert.
Ryan machte sich nichts vor, er war alt geworden. Das erste Mal hatte er das zu spüren bekommen, als er seinen Job als Dämonenjäger aufgegeben hatte und Ausbilder an der Akademie wurde. Dreiundneunzig Jahre zählte er nun schon und er wusste, dass er nicht mehr viele mehr werden würden, aber er für sich hatte alles in seinem Leben erreicht, was er wollte.
Er hatte die Welt gerettet, die Hölle versiegelt und ihre letzten Überbleibsel auf der Erde beseitigt. Was wollte man mehr?
Ryan wusste, dass er in dieser Nacht sicher nicht würde schlafen können, also zog er sich schnell etwas über und trat hinaus in die kalte Wüste.
Der Mond war fast voll und schimmerte weiß am Horizont. Sein Licht fiel über die endlosen Weiten der Wüste, direkt darüber glitzerte ein silbernes Sternenband. Ansonsten war der Himmel tiefschwarz und nur ein sanftes Lüftchen wehte über die Ebene. Ryan fröstelte, er zog die Kapuze über den Kopf und machte sich daran zu seinem Lieblingsfelsen in der Nähe der Ruinenstadt zu laufen. Der Sand knirschte unter seinen Füßen, als er still durch die dunkle Wüste lief, in Gedanken immer seinem alten Leben nachhängend.

Szarah schreckte auf, sie war kurz eingenickt, aber nun schüttelte ihr Begleiter sie fast rüde am Arm.
„ Er hat die Akademie verlassen.“
Szarah blinzelte schläfrig, aber innerhalb von Sekunden war ihr Schläfrigkeit wie weggeblasen.
„ Was schlägst du vor? Und brauchst du eigentlich nie Schlaf?“
Jukka strafte sie mit einem Blick und kratzte sich dann am Kinn.
„ Ich weiß nicht, es wäre wohl am Besten, wir Splitteten uns auf, du folgst ihm, ich bleib hier.“
„ Na toll, schön dass du dicht ausruhen kannst.“
Jukka schüttelte den Kopf:
„ Das hat damit nichts zu tun, du schläfst sonst hier wieder ein. Und nimm Anton mit.“
„ Anton?“ Szarah hob fragend die Augenbrauen, aber Jukka wies mit einem Grinsen hinter sie.
Dort stand das Skelett, mittlerweile völlig aus der Erde entkommen und starrte sie mit seinem leblosen, debilen Grinsen an. In seiner Hand hielt es eine rostige, aber dennoch gefährlich aussehende Axt. Wie es so dastand, mitten in der Nacht, vom Mondlicht beschienen wirkte es wirklich gespenstisch und obwohl Szarah schon siebzig Jahre mit Jukka unterwegs war, hatte sie sich noch immer nicht an seine Monster gewöhnt. Irgendetwas war an diesem Jungen, mit seinem bezaubernden Lächeln, dass ihr immer mehr Angst machte.
Ein Schmerzblitz zuckte plötzlich durch ihren Kopf. Sie hob schnell die Hand an die Stirn, um den Schmerz zu beruhigen, aber Jukka war schneller, unheimlich viel schneller.
Er betastete die Narbe über ihrem Ohr, die sonst von ihren langen Haaren verdeckt wurde.
„ Sie ist immer noch nicht abgeheilt, hm? Ich habe so was noch nie gesehen. Irgend etwas muss da im Kloster der Jägerinnen gewesen sein, irgend etwas im Gestein, das die Heilung verhindert, wenn du wieder zurück kommst kümmere ich mich darum. Aber jetzt beeil dich,. Ich geb dir Deckung.“
Ein zarter, durchsichtiger Nebel erhob sich aus dem Sandboden und stieg in die Höhe, wie feine Rauchschwaden, er behinderte die Sicht auf eine merkwürdige Art und Weise. Man konnte zwar noch fast alles sehen, aber sämtlich Bewegungen waren verschwommen, fast wie Luftspiegelungen, so dass man glaubte, einer optischen Täuschung zu unterliegen. Szarah wusste, dass es kein echter Nebel war, sondern dass Jukka die Gedanken alle Menschen in der Umgebung täuschte, um diesen Effekt vorzurufen, also setzte sie sich ohne weitere Fragen in Bewegung nicht ohne dass ihr neuerlich ein Schauer über den Rücken lief.

Ryan hatte den Nebel auch bemerkt. Nicht dass er Angst deswegen hatte, aber es störte ihn doch. Von dem Felsen an der Ruinenstadt hatte man sonst einen so schönen Ausblick auf die Gegend, aber jetzt lag alles unter diesem Schleier verborgen, der irgendwie so unwirklich schien, nicht wie der normale Nebel, der in der Wüste sowieso schon selten war.
Ryans Blick schweifte umher. Die Ruinenstadt war einmal eine Siedlung Lut Goleins gewesen, aber das war schon hunderte von Jahren her.
Die einst so prachtvollen Gebäude lagen zusammengestürzt da, Säulen behinderten den Weg durch die Stadt und die Dächer waren längst zerschlagen. Kaum ein Haus war nicht bis auf die Grundfesten zerstört und es lagen mehr lose Steine umher, als noch Mauern standen, aber Ryan mochte diesen Ort trotzdem sehr. Irgendwie erinnerte er Ryan an sich selbst. Auch er war einmal stark gewesen, aber was jetzt davon übrig geblieben? Ein alter, weißhaariger Mann, kaum noch in der Lage es mit einem Dämon aufzunehmen. Früher hatte er mit einem Streich ganze Heerscharen ausgelöscht, aber jetzt?
Er lächelte. Seine Gedanken waren trübsinnig, aber etwas Gutes hatte das Älterwerden ja. Auch Doro und Elias waren alt geworden und hatten schließlich ihr abenteuerliches Leben im Stich gelassen um sich fest in Lut Golein, beziehungsweise Kurast niederzulassen. So sahen sie sich wenigstens öfter als früher und schwelgten gemeinsam in den Erinnerungen.
Plötzlich fuhr er auf. Er hatte ganz sicher eine Bewegung gesehen, obwohl das im Nebel sehr schwer war. Er hatte etwas durch die Luft fliegen sehen, ganz in der Nähe der Akademie. Es war so schnell gewesen, dass es einen blauen Schweif hinter sich her zog.
Unglücklicherweise brauste genau in diesem Moment der Wind auf, wie ein aufjaulender, beschleunigender Motor eines Hovercrafts blies er durch die verwinkelten Städte der Trümmerstadt. Der Wüstensand wurde aufgewirbelt, peitschte gegen Elias Gesicht und behinderte seine Atmung. Mit scherzverzerrtem Gesicht bedeckte er seinen Kopf wieder mit der Kapuze.
Nun wäre der Nebel gar nicht mehr nötig gewesen, denn es war schon unmöglich, mehr als zwei Meter durch den Sand zu sehen, der sich wie eine Wand vor ihm auftürmte.
Wie durch Zauberhand fielen Ryan die Worte Elias’ ein, die der vor Siebzig Jahren ausgesprochen hatte.
‚Trotzdem war dieses Vieh einfach zu schnell. Diese Attacke war geplant Ryan, das war kein zufälliger Übergriff von einem Monster, das zufällig aus der Hölle vorbeistolperte. Es wusste erstens wo der Stein war, zweitens wie er bewacht wurde und drittens, wie es schnellstmöglich wieder verschwinden konnte.’
‚Humbug’ redete sich Ryan ein ‚Was ist bei dir schon zu stehlen, du hast mal wieder Abenteuervorstellungen’
Trotzdem war ihm unwohl zu Mute und er machte sich schnellstmöglich, mehr stolpernd als laufend auf den Weg zurück zu Akademie. Glücklicherweise kannte er den Weg in und auswendig, da er sich in dem dichten Sturm sonst hoffnungslos verirrt hätte.
Szarah und das Skelett waren schon längst auf dem Weg zurück zur Akademie, denn Szarah hörte Jukkas mentalen Aufschrei überdeutlich. Trotz des dichten Sandsturms sah sie die Silhouette des Totenbeschwörers deutlich vor dem Dunkel des Himmels, fast als hätte er sich mit mentalen Positionsleuchten behangen.
Szarah hatte Angst um ihn. Obwohl er ihr hin und wieder Angst machte, obwohl er manchmal so kalt und abweisend war, so wusste sie auch, wie warmherzig er sein konnte. Er war ihr bester – und soweit sie sich erinnern konnte – einziger Freund und sie betete still, dass ihm nichts zustoße. Denn seine Warnung waren eindeutig gewesen. Sie kämpften hier gegen eine Macht, die ihren Kräften weit mehr als gewachsen war.
 
Haaaaaaaaaaaaaaaaallllllllllllllllllllllllo, irgendjemand hieeeeeeeeeeeeeeeer?????
 
Alle haben Angst vor deinen Gestalten und verstecken sich :D
Angst vor ihrem Können oder ihrem Tod oder ....

Sehr schöne Einfälle, habe deine andere Story noch net gelesen, werde ich aber abends mal nachholen müssen ;)

Nur diese ewige Sylvester-Stallone Cliffhangerei geht mir auf die Nerven :D


:hy:


DV

Edit: Wollte eigentlich noch net posten, weil mir die Spassbremse mit seiner supermiesen Geschichte vom Engel blabla den Tag versaut hat :D Habe den Fehler gemacht mehr als drei Zeilen zu lesen :D
 
Ich bin der vierte Leser. :D
Mit Ausnahme des Absatzes, der den Zeitsprung umfaßt, gefällt mir die Geschichte gut. Es ließt sich flüssig und mit vielen Details. :top:
 
Juhu, es hat sich jemand meiner erbarmt :D
Wer hat Angst vor meinen Kreaturen? Die wolln doch nur Spielen ... Und so was schreckliches ist doch noch gar nicht vorgekommen. Kommt aber noch, versprochen!
@ Dame Venusia: Hast du die erste schon gelesen? Wie hats dir gefallen?

Was habt ihr eigentlich alle gegen den Zeitsprung? Der hat Saturn schon beim Probelesen nicht geschmeckt. Danke dafür übrigens noch mal.


Das Unheil nimmt seinen Lauf
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Ryan hatte den Nebel auch bemerkt. Nicht dass er Angst deswegen hatte, aber es störte ihn doch. Von dem Felsen an der Ruinenstadt hatte man sonst einen so schönen Ausblick auf die Gegend, aber jetzt lag alles unter diesem Schleier verborgen, der irgendwie so unwirklich schien, nicht wie der normale Nebel, der in der Wüste sowieso schon selten war.
Ryans Blick schweifte umher. Die Ruinenstadt war einmal eine Siedlung Lut Goleins gewesen, aber das war schon hunderte von Jahren her.
Die einst so prachtvollen Gebäude lagen zusammengestürzt da, Säulen behinderten den Weg durch die Stadt und die Dächer waren längst zerschlagen. Kaum ein Haus war nicht bis auf die Grundfesten zerstört und es lagen mehr lose Steine umher, als noch Mauern standen. Aber Ryan mochte diesen Ort trotzdem sehr. Irgendwie erinnerte er Ryan an sich selbst. Auch er war einmal stark gewesen, aber was jetzt davon übrig geblieben? Ein alter, weißhaariger Mann, kaum noch in der Lage es mit einem Dämon aufzunehmen. Früher hatte er mit einem Streich ganze Heerscharen ausgelöscht, aber jetzt?
Er lächelte. Seine Gedanken waren trübsinnig, aber etwas Gutes hatte das Älterwerden ja. Auch Doro und Elias waren alt geworden und hatten schließlich ihr abenteuerliches Leben im Stich gelassen um sich fest in Lut Golein, beziehungsweise Kurast niederzulassen. So sahen sie sich wenigstens öfter als früher und schwelgten gemeinsam in den Erinnerungen.
Plötzlich fuhr er auf. Er hatte ganz sicher eine Bewegung gesehen, obwohl das im Nebel sehr schwer war. Etwas war durch die Luft geflogen, ganz in der Nähe der Akademie. Es war so schnell gewesen, dass es einen blauen Schweif hinter sich her zog.
Unglücklicherweise brauste genau in diesem Moment der Wind auf. Wie ein aufjaulender, beschleunigender Motor eines Hovercrafts blies er durch die verwinkelten Städte der Trümmerstadt. Der Wüstensand wurde aufgewirbelt, peitschte gegen Ryans Gesicht und behinderte seine Atmung. Mit scherzverzerrtem Gesicht bedeckte er seinen Kopf wieder mit der Kapuze.
Nun wäre der Nebel gar nicht mehr nötig gewesen, denn es war schon unmöglich, mehr als zwei Meter durch den Sand zu sehen, der sich wie eine Wand vor ihm auftürmte.
Wie durch Zauberhand fielen Ryan die Worte Elias’ ein, die der vor Siebzig Jahren ausgesprochen hatte.
‚Trotzdem war dieses Vieh einfach zu schnell. Diese Attacke war geplant Ryan, das war kein zufälliger Übergriff von einem Monster, das zufällig aus der Hölle vorbeistolperte. Es wusste erstens wo der Stein war, zweitens wie er bewacht wurde und drittens, wie es schnellstmöglich wieder verschwinden konnte.’
‚Humbug’ redete sich Ryan ein ‚Was ist bei dir schon zu stehlen, du hast mal wieder Abenteuervorstellungen’
Trotzdem war ihm unwohl zu Mute und er machte sich schnellstmöglich, mehr stolpernd als laufend auf den Weg zurück zu Akademie. Glücklicherweise kannte er den Weg in und auswendig, da er sich in dem dichten Sturm sonst hoffnungslos verirrt hätte.
Szarah und das Skelett waren schon längst auf dem Weg zurück zur Akademie, denn Szarah hörte Jukkas mentalen Aufschrei überdeutlich. Trotz des dichten Sandsturms sah sie die Silhouette des Totenbeschwörers deutlich vor sich in dem Dunkel des Himmels, fast als hätte er sich mit mentalen Positionsleuchten behangen.
Szarah hatte Angst um ihn. Obwohl er ihr hin und wieder Angst einjagte, obwohl er manchmal so kalt und abweisend war, so wusste sie auch, wie warmherzig er sein konnte. Er war ihr bester – und soweit sie sich erinnern konnte – einziger Freund und sie betete still, dass ihm nichts zustoße. Denn seine Warnung waren eindeutig gewesen. Sie kämpften hier gegen eine Macht, die ihren Kräften weit mehr als gewachsen war.

Für Jukka war die Ankunft der Kreatur nicht mehr als ein Lufthauch.
Er hatte die Gegend zwar die ganz Zeit mental nach fremden Gedanken abgesucht, aber nichts anderes gehört als die Gedankenfetzen Ryans und Szarahs.
Er raste ihr hinterher und stellte sie, als sie die Akademie gerade wieder verlassen wollte.
Es war unglaublich wie schnell sich die Kreatur bewegte, so schnell, dass sogar Jukkas Augen nur undeutliche Schlieren erkennen konnten. Für einen Menschen musste sie quasi unsichtbar sein. Trotzdem hatte sie Lärm gemacht, als sie durch die Hallen der Assassini raste, zweifelsohne hatten auch die Wachen seine Ankunft bemerkt, auf jeden Fall ging in der Burg plötzlich über all Licht an.
Breitbeinig versperrte Jukka den Ausgang und legte zur Sicherheit noch ein Bannschild vor sich, um die Kreatur an der Flucht zu hindern.
„Gestaltwandler, niedere Kreatur, gehorche deinem Herren und gib mir das Buch.“ Fauchte er und hob seinen Knochenstab drohend.
„ Ahh, Ajaton“ Die Kreatur seufzte, ihre Materie schwebte schimmernd im Dunkel der Akademie „ Ich habe deine Anwesenheit gespürt, jeden verfluchten Tag, da ich wartete, wartete auf den Tag, den passenden Moment. Qualvolle Jahre vergingen, Bhaal bedrängte mich, ich solle zuschlagen, doch ich wagte es nicht. Du warst es, du standest mir im Weg. Und jetzt wirst du mir meinen wohlverdienten Lohn nicht abnehmen.“
Ein Hämmern klang an der Tür hinter der Kreatur, doch sie war versperrt, Plötzlich war es, als ob die Zeit rings um sie herum stehen bleiben würde. Die feinen Staubkörnchen erstarrten in der Luft und dem Jaulen des Winds folgte eine unwirkliche Stille.
Jukka starrte die Kreatur an und während er das tat, durchlief er eine schreckliche Metamorphose. Seine Augen traten leicht hervor, rote Blitze zuckten darin umher, wie elektrische Entladungen, seine Augenbrauen wölbten sich, wurden breiter und ihre Spitzen zogen sich zu den Ohren hin. Währenddessen war sein Kinn länger geworden, sein Fleisch schien zu schmelzen und wurde zu einem langen, schnauzenartigen Fortsatz mit einem doppelten Stachel an der Unterseite. Dann spaltete sich sein Gesicht in der Horizontalen, unter den Augen verlief eine Trennlinie, der obere Teil schwoll an und wurde von zahlreichen Stacheln durchbohrt.
Der Nekromant betrachtete sich selbst zufrieden, erst dann hob er seinen Blick zu dem Gestaltwandler.
„ Gehorche!“ donnerte er „Gib mir den Ring und das Buch!“
Endlich nahm die formlose Masse Gestalt an, wurde zu der gefesselten Figur Tal Raschas, der ihn mit brennenden Augen anstarrte. Als der Gestaltwandler nun sprach, war es die Stimme Bhaals, die an Jukkas Ohren drang. Und es waren seine Tentakeln, die nach Jukka griffen.
„ Ich wusste es doch, du willst es allein für dich, Ajaton, Herr der Toten. Das Necronomicon würde deine Macht geradezu unglaublich werden lassen, nicht? Aber diese Kreatur dient allein mir und so wirst du es nicht in deine Finger bekommen.“
Jukka lächelte, soweit das mit seinem Gesicht noch möglich war und sprach dann mit einer Stimme, die noch halb menschlich war, aber dem Heulen eines Wolfes trotzdem nicht unähnlich.
„ Du siehst wirklich alles nur als einen Kreislauf der Macht, hm?“
Er wollte noch mehr sagen, aber in dem Moment schoss die Kreatur hinterrücks einen Feuerball auf den überraschten Jukka, der diesen zwar leicht mit einem Knochenschild parieren konnte, aber dieser winzige Moment der Ablenkung genügte dem Gestaltwandler. Jukka war einen winzigen Schritt zur Seite gewichen und für den Bruchteil einer Sekunde war er so verwirrt, dass das Bannschild flackernd verlosch und der Gestaltwandler sauste als hellblaue Kugel davon.
Jukka wollte ihm nachsetzen, aber wusste, wie sinnlos die Verfolgung eines Gestaltwandlers war, denn wenn er die Gestalt Bhaals annehmen konnte, so verfügte er über Kräfte, denen er nicht unbedingt gewachsen war.
Jukka versuchte noch den Altern Fluch auf das Monster zu sprechen, aber das Monster tauchte mühelos unter dem orangeroten Geschoss hinweg.
Da begann auch die Zeit wieder zu fließen, das Heulen des Sturmes setzte erneut mit ohrenbetäubender Lautstärke ein, steigerte sich in seiner Intensität, bis sich selbst die Stein von der Burgmauer zu lösen begannen und als tödliche Geschosse zu Boden krachten.
Die Tür vor Jukka wurde aufgesprengt und eine Horde Assassini strömten in den Raum.
Wie ein Pfeil schoss Jukka vor ihren Klauen davon, suchte in der Distanz Schutz vor dem Nahkampf und blockierte den Eingang mit einem Knochenschild.
Knirschend schossen die Knochen durch den Boden, wuchsen in die Höhe und bildeten eine undurchdringliche Barriere. Knochenschilder waren immer ziemlich widerwärtige Zauber, denn es waren nicht einmal echte Knochen, die aus dem Boden drangen, sondern organische Gebilde aus etwas, das einmal Knochen gewesen sein könnten. Oberschenkelknochen gingen organisch in Hände über, wie zerschmolzenes Eisen. Und hin und wieder konnte man das Grinsen eines Totenschädels erkennen, der gleichsam in die Masse eingeschmolzen war. Jukka hörte das Fluchen der Assassini und das Geräusch eines Menschen der sich übergab und grinste.
Gerade in diesem Moment kam Ryan völlig erschöpft durch das Burgtor. Er sah Jukka und wusste, dass ihn seine Ahnungen all die Jahre nicht getäuscht hatten. Die Metamorphose war rückgängig gemacht und Ryan erkannte ohne Probleme den schwarzgewandeten Mann, der ihn seit dem Diebstahl des Ringsteines Tag für Tag verfolgt hatte.
„ Du!“ entfuhr es ihm.
„ Ich!“ sagte der Mann (?), er sah eher aus wie eine Junge, lächelnd.
Rotes Licht blitzt auf und plötzlich schien es Ryan, als wichen alle Kräfte aus seinem Körper. Die Augenlieder wurden schwer, seine Arme hingen wie Gewichte an seinem Oberkörper und der Rest von ihm schien aus Blei zu bestehen.
Der Boden war ein so verlockendes Bett, langsam sank er auf die Knie, dann knickte sein Oberkörper seitlich weg und er schlief ein.

Als er aufwachte hörte er gedämpfte Geräusche um sich herum. Nicht allen konnte er ein Gesicht zuordnen, aber zwei von ihnen erkannte er sofort.
Doro und Elias waren hier. Was war geschehen? Er erinnerte sich an kaum etwas, nachdem er die Burg verlassen hatte. War er zusammengebrochen?
Mühsam öffnete er die Augen. Er befand sich in einem der Kellergewölbe der Akademie, dort wo der Medibot untergebracht war, der einzige Roboter, der (außer dem Getränkeautomaten) auf dem Gelände der Assassini geduldet war. Das Gewölbe über ihm bestand aus moosbewachsenen hellen Steinen, die sich bogenförmig über die ganze Länge der Halle spannten. Der Keller lag so tief, dass es hier immer schön kühl und feucht war, beinahe in Nähe des Grundwassers.
Doro und Elias standen neben seiner Liege, eine dritte Gestalt saß im Schatten einer Säule und war für Ryan noch nicht zu erkennen. Alle anderen Anwesenden waren durch die kleine Holztür nach draußen gegangen, als Ryan seine Augen geöffnet hatte.
„ Was, was ist passiert?“ lallte Ryan schwer.
Elias verzog sein von Falten zerfurchtetes Gesicht zu einer sorgenvollen Grimasse.
„Etwas Schreckliches ist passiert“
Plötzlich hatte Ryan ein déja vu. Sie waren beide wieder zwanzig und saßen in diesem seltsamen Bordell. Elias sah genauso aus wie jetzt, nur eben siebzig Jahre jünger und seine Stimme war auch fast noch die Gleiche.
Ryan konnte nicht umhin sich zu wundern, wie Elias das machte, dass seine Haare noch immer so wild abstanden, obwohl sie mittlerweile schlohweiß waren. Dann schob er den unpassenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das Wesentliche:
„ Wo ist das Buch?“
„ Nun ja.“ Auch Doro hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn, die das Alter allein nicht hätten schaffen können
„ Das Buch ist ein nicht gerade unwesentlicher Teil der derzeitigen Problemsituation.“
„ Wie das?“
Endlich erhob sich die Gestalt im Hintergrund. Langsam schob sich ein muskulöser Körper aus den Schatten hervor. Ein glänzender Harnisch wurde sichtbar, dort wo bei anderen Menschen das Gesicht war, besaß dieser nur eine leere Kapuze. Ryan starrte unverwandt in das schwarze Loch, wo sonst Augen, Mund und Nase saßen. Aber die Schwingen auf dem Rücken und das Schwert an der Seite waren nicht zu verkennen.
Es war Tyrael, der älteste und menschlichste der Engel, der ihnen gegenüber stand.
Ryan fühlte wie bei ihrer ersten Begegnung mit einem Engel eine unglaubliche Welle an Wärme und Liebe durch seine Adern strömen. Aber auch die Engelsstimme war von Furcht gezeichnet, als er zu ihm sprach.
„ Nun, das ist Buch ist nicht dasjenige, wofür du es all die langen Jahre gehalten hast. Nein, es ist vielmehr etwas ganz Anderes, etwas Schreckliches.“
„ Was?“ Ryan verstand gar nichts.
„ Nun, bedeutet dir der Name Necronomicon etwas?“ fragte der Engel und hob seine Hand, wie um die Bedeutsamkeit des Namens zu unterstreichen.
Ryan kratzte sich am Kopf.
„ Nein, hab ich noch nicht gehört.“
„ Nun dieses Necronomicon ist ein gar uraltes, höchst bösartiges Buch geschaffen von den Drei großen und fünf kleinen Übeln der Hölle. Es hat geradezu unvorstellbare Kräfte von ihnen bekommen, in dem Moment da sie es erschufen. In ihm stehen sämtliche Beschwörungen der Hölle, egal wie alt und vergessen sie sein mögen und dies macht es zu einem wahrhaft begehrtes Objekt, wie du dir sicher vorstellen kannst.“
Ryan schüttelte den Kopf.
„ Das kann nicht sein, ich habe das Ding siebzig Jahre besessen, es ist völlig leer, nicht ein einziges Wort steht auf den Seiten, es sei denn, das Buch will es.“
Der Engel nickte.
„ Das ist ein alter Schutzmechanismus, um das Buch vor der Enttarnung zu bewahren. Würde jeder Mensch, oder Engel das Buch finden und die Beschwörungen die darin einst niedergeschrieben wurden lesen können, so wäre es ziemlich leicht zu erkennen und letztendlich zu vernichten. Das eigentlich Schlimme an diesem Buch ist, dass einer der gefallenen Engel daran mitgearbeitet hat, du weißt schon die Guten Engel die dann Böse Dämonen wurden. Und der kannte die Beschwörungen, die wir für Tal Raschas Grab benutzten, eben so wie für die Tore des Tempels der Zacharum. Mit dem Buch ist es möglich, die Gräber zu öffnen und die Höllenkönige frei zu lassen. Stell dir dies Chaos vor, dass die Monstren über diese Welt bringen würden, würden wir zulassen, dass ihre Gefängnisse wieder entschlossen werden.“
„ Aber, das Buch liegt schon eine ganze Weile hier auf der Erde rum. Es lag in der Geisterbahn in den Hallen der Toten vor den Füßen eines Höllenlords und der hat es nicht benutzt. Warum das denn dann?“
Ryan spürte wie der Engel die Stirn runzelte, obwohl man das nicht sehen konnte.
„ Nun, ich habe mir erlaubt, ein wenig in deinen Gedanken herumzublättern.“
„ Du hast was?“
Ryan traute seinen Ohren kaum, aber der Engel wischte seinen Einspruch mit einer herrischen Geste weg.
„ Als himmlische Eingreiftruppe liegt diese Handlung in meinem Ermessensbereich.“
„ In fremder Leute Gedanken stöbern?“
„ Ja und außerdem habe ich mich lange Zeit mit Elias unterhalten und es wird sich wohl derart zugetragen haben: Als Lady Lara Croft, diese unausgebildete Dame völlig sinnlos in die Hölle stürmte entkam ein finstrer Gestaltwandler durch die geöffneten Tore derjenigen. Dies versuchte ja wenig später auch bei eurem Eindringen ein solcher.“
Auf Ryans schiefen Blick hin fügte er hinzu:
„ Das habe ich aus der Himmelsbibliothek, eine ganz legale, öffentlich bekannte Information, also bitte keinen Widerspruch, wenn ich bitten darf.“
Ryan runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Allerdings fragte er sich, was denn sonst noch so öffentlich zugängliche Informationen im Himmel waren. Der Engel fuhr fort:
„ Dieser Gestaltwandler nahm nun die Gestalt des Buches an, erhielt damit einen Teil dessen unfassbaren magischen Könnens, wie das bei Gestaltwandlern ja leider üblich ist und gab euch somit neue Kampftechniken und Kräfte. Dann übergab es euch den Auftrag, in die Hölle zu gehen um den Ring der Vernichtung entgegen zu tragen. Das tatet ihr nach bestem Wissen auch. Erst dort habt ihr schlussendlich das wahre Buch kennen gelernt, dasjenige, das in der Ebene der Verzweiflung auf euch wartete. Erst als ihr euch in seinem direkten Einflussbereich befandet waren die Kräfte des Buches wirklich stark genug, um euch wahrhaft mächtig zu beeinflussen. Deswegen ist euer zweiter Level-Up auch so viel stärker ausgefallen, als der Erste. Leider hat euch das Buch dabei auch mental geblendet, sodass ihr seine Bösartige Aura nicht wahrnehmen konntet“
Diese Worte erinnerten Ryan an den Höllenbesuch. Er war sich damals kurzzeitig schon sicher gewesen, dass etwas mit dem Buch nicht stimmte, aber hatte es wohl `verdrängt’
„Du nahmest es also mit in diese Welt, wie dir das Buch einredete, dass es richtig sei. So wurde es aus der Hölle befreit. Ich neige zu glauben das es dies von Anfang an geplant hat.“
Ryan, Elias und Doro dachten über die Argumente des Engels nach. In sich waren sie zwar schlüssig, aber es war schon fast unglaublich, dass sie sich so hatten an der Nase herumführen lassen.
Elias sprach als erster wieder:
„ Aber warum hat es zugelassen, dass der Ring zerstört wird und dass wir Diablo töten?“
Der Engel setzte sich auf die Liege und Ryan spürte eine seltsame Kälte, die von ihm ausging.
„ Nun das Buch brauchte den Ring als direkte Existenzhilfe nicht, mit seiner Zerstörung kam das alte Höllenfeuer wieder zurück an seinen Bestimmungsort, dies war dem Buch doch gleich mehr als recht, und Diablos Tod für die Befreiung Mephistos und Bhaals einzutauschen, zeugt auch nicht von Torheit oder Einfältigkeit, nein, vielmehr offenbart es die unglaubliche Schläue und die Kalte Berechnung, welche hinter all den Schachzügen des Buches steckte. Schließlich hat es Diablos Seelenstein bisher immer geschafft, jemanden zu finden, der ihn sich in den Kopf rammte, egal wie abgelegen wir ihn versteckt hatten. Und außerdem, wäret ihr bei dem Kampf mit Diablo gestorben hätte Ryan das Buch nicht mit in diese Welt nehmen können und es wäre in der Hölle gefangen geblieben“
Ryan schüttelte ungläubig den Kopf:
„ Aber warum habe ich dann nie was gemerkt, ich meine wenn das Böse der Hölle jahrelang neben mir lag, warum habe ich da nie was gefühlt? Bei Diablo ging das doch auch – und erzähl mir nicht, dass in siebzig Jahren, in denen ich jeden Tag Meditations- und Tiefenkonzentrationsübungen gemacht habe, mich noch irgend etwas mental beeinflussen kann.“
Der Engel kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Kinn, dachte angestrengt nach und zuckte dann mit den Schultern.
„ Das ist eines der Rätsel, die wir bisher nicht haben lösen können. Vielleicht hat es einen Weg gefunden, sich vollends abzuschotten. Außerdem ist das Buch alleine nicht einsatzfähig. Das einzige was wir damals, nachdem es erschaffen wurden war, machen konnten, um einen Einsatz des Üblen zu verhindern war, die schnelle Himmelseingreiftruppe in die Hölle zu schicken, das Gedächtnis der gefallenen Engel zu formatieren und das Buch auf ewig zu binden. Es konnte nur mit Hilfe eines Steins funktionieren, der Stein enthielt sozusagen die „Sesam öffne dich“ Formel, die benötigt wird, um die Macht des Buches freizusetzen. Den Stein haben wir in den Ring der Macht, in dem wir den bösen Mächten schon das Höllenfeuer geklaut hatten eingebaut und schwups hat es nicht mehr funktionieren können. Das Buch, welches nun nicht mehr lesbar war, schlossen wir in die Hölle ein und versiegelten eben diese. Unglücklicherweise zerstritten sich die drei großen mit den fünf kleinen Übeln und wurden von ihnen auf die Erde verbannt. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja.“
Die Drei nickten, schließlich hatte jeder von ihnen auf seine Weise von den alten Schlachten erfahren. Ryan direkt vom Necronomicon, Elias bei seinen Forschungen nach den Ursprüngen der Magie und Doro wusste nach einem Gehirnupgrade sowieso alles.
" Das bringt mich nun zum Schluss, zu dem Ereignis weswegen wir alle hier versammelt sind. Der Gestaltwandler, der euch schon in der Gestalt des Buches an der Nase herumgeführt hat, hat sich vor genau siebzig Jahren den Stein unter den Nagel gerissen. Dann ist er untergetaucht und ward bis heute verschwunden."
Ryan stöhnte und setzte den Satz fort:
" Und heute Nacht ist er als schwarzgekleideter Mann bei mir eingebrochen und hat auch noch das Buch gestohlen."
Der Engel nickte:
" Von seiner Gestalt wissen wir zwar nichts, aber das wird schon so stimmen. Nun ja, lange Rede, kurzer Sinn, der Himmel braucht euch mal wieder, um den Gestaltwandler unschädlich zu machen, bevor er die Gelegenheit bekommt, die Tore Bhaals und Mephistos zu öffnen und Unheil über diese Welt zu gießen"

Während sich die Drei mit dem Engel unterhielten, jagten Jukka und Szarah wie vom Teufel verfolgt durch die Wüste Lut Goleins. Und genau genommen war der Vergleich gar nicht mal so schlecht.
Es war schon wieder Nacht, wie eigentlich fast immer wenn irgend etwas Schreckliches passierte. Jukka schäumte vor Wut. Siebzig Jahre hatte er dagelegen und gewartet, nur damit irgendwann dieses blöde Vieh aufkreuzte, dieser niedere Dämon, um ihm das Buch zu entwenden und den Dämon unschädlich zu machen.
Da hätte er doch auch gleich in Ryans Kammer stürmen können und es sich holen können, oder die siebzig Jahre lang was Sinnvolleres anstellen können.
Jetzt gab es nur noch eins, er musste Tal Raschas Grab vor dem Gestaltwandler erreichen und das Necrnonomicon in seinen Besitz bringen.
Oder zumindest bevor es ihm gelang, größeren Schaden anzurichten.
Aber auch da hatte er wohl schlechte Karten, da sich der Gestaltwandler in jede beliebige Gestalt verwandeln konnte und da gab es einige, die bedeutend schneller waren als Jukka und Szarah, die zu Fuß durch die Wüste rannten.
Als er die felsigen Ebenen erreichte, wurde er langsam unruhig.
Wo waren die Dämonenblocker geblieben, die jeden Dämon an der Entweihung Tal Raschas Grab hindern sollten?
Kaum eine Sekunde später zuckte ein weit verzweigtes Blitzgeäst über das Himmelszelt und ein Sturm ließ die umliegenden Steine zu Kleinfeldgeschossen werden.
Jukkas Gesicht verfinsterte sich, als er sich unter dem Schutz eines physischen Schildes mit unmenschlicher Geschwindigkeit einen Weg bahnte und Szarah hinter sich her zog.


Diesmal kein Cliffhanger Ende!!! Ordentlich abgeschlossen, ist das nicht was? Danke fürs Lesen und schreibt mir mal was schönes! Oder was schlechtes, wenns euch nicht gefallen haben sollte:D !
 
Jau, auch von Dir ein Update und kein schlechtes dazu ;)

Tyrael redet etwas seltsam :D aber das ist ok.
Ansonsten ziemlich spannend und mit Aussicht auf mehr.

Dieser zweite Zyklus ist übrigens besser geschrieben als der erste, finde ich :top:, obwohl auch der erste Teil seinen Charme hatte :)

Haste was dazugelernt, mehr Details, weniger Brüche, weiter so.


:hy:

DV
 
So, jetzt war ich 2 Wochen abwesend und trotzdem nur 1 reply *sniff*
Aber wir sind ja nich so, solange es wenigstens noch einer liest wird weitergeschrieben!
Naja, Miss Venusia :D , über den ersten Teil bin ich geteilter Meinung. Er hatte sicher seinen Charmen und von meiner Warte empfinde ich ihn auch noch als gute Geschichte ( so weit ich das objektiv betrachten kann), aber ich bin da an einigen Stellen, glaube ich, ein bisschen zu weit ins überdrehte abgedriftet, was eigentlich nicht der Sinn war, denn, wie der Anfang auch zeigt, hatte die Story doch durchaus einen ernsten Hintergrund, der zwischendurch teilweise völlig außer Acht gelassen wurde. Ich werd in dem Teil auch versuchen, meine Charaktere ein wenig plastischer zugestalten, ihnen einen Hintergfrund und eine Vergangenheit zu geben, damit sie euch genauso ans Herz wachsen wie mir:D .
Zur Entschädigung für die lange Wartezeit gibts diesmal zwei LANGE Kapitel, lasst euch ruhig Zeit mit Lesen!

Knall Bumm Bäng
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Ryan führte Elias und Doro in seine Kammer im Obergeschoss der Burg. Schließlich brauchten zumindest Elias und er neue Klamotten, um in Lut Golein wenigstens nicht alle Blicke auf sich zu lenken.
„ Hier hast du siebzig Jahre deines Lebens verbracht?“ fragte Doro ungläubig, als sie den kleinen, schmucklosen Raum betraten.
„ Ja und ich mag dieses Ambiente.“ Entgegnete Ryan.
„ Welches Ambiente?“
Ryan beschloss diese Bemerkung zu ignorieren und widmete seine Aufmerksamkeit seinem Kleiderschrank. Er hatte gerade eine halbwegs passende Hose gefunden, als er Doro kichern hörte.
„ Du hast ja wirklich nichts drunter.“
Wütend fuhr Ryan herum.
„ Okay, okay, eins wollen wir gleich zu Beginn klarstellen. Wenn du überhaupt noch dazu kommen willst die Welt zu retten, dann spar dir deine Bemerkungen, oder ich sorge dafür, dass deine Einzelteile zur Reparatur des Medibos benutzt werden.“
„ Ich habe nichts gesagt.“ Doro tat so, als betrachte sie ihre Fingernägel und Ryan wandte sich wieder seiner Suche zu. Als diese jedoch unfruchtbar blieb entschied er sich, seinen Kampfanzug unter den Rock zu ziehen und das einzig passende Paar Sachen an Elias abzutreten.
„ Sonst noch irgendwelche Wertgegenstände, von denen du dich nicht trennen kannst?“ fragte Doro grinsend und ließ den Blick durch den leeren Raum schweifen.
„ Nein“ patzte Ryan zurück „ Dafür weiß ich, von was ich mich ganz bestimmt trennen könnte.“
Keine zwei Stunden später liefen sie durch die Straßen Lut Goleins. Allerdings weder durch die Altstadt, noch durch das Zentrum, sondern durch das heruntergekommene Armenviertel der Stadt. Doro schaltete ihren Waffenscan ab, da der ständige Warnton ihr nach einer Weile auf den Wecker ging.
Wie alle modernen Großstädte hatte auch Lut Golein große Probleme mit der Armut der unteren Bevölkerungsschichten. Die Slums von Lut Golein zogen sich über die dreifache Größe der ehrwürdigen Altstadt hin und hatten mit deren Eleganz nicht mehr im geringsten was zu tun. Große, blockförmige Gebäude, vergitterte Fenster, Müllberge auf den Straßen – Es war schrecklich.
Wie als wäre man plötzlich in einer anderen Stadt, in einer Welt, die nur aus verschiedenen Grautönen bestand, hin und wieder durchbrochen von dem kalten Licht einer Neonlampe.
In den Außenbezirken der Slums sah man noch viele Leute auf der Straße, aber umso weiter man ins Innere vorstieß, umso astronomischer wurden die Verbrechenszahlen. Es traute sich keiner mehr auf die Straße, um nicht vielleicht für eine Lederjacke ermordet zu werden. Ein ekelhafter Gestank lag wie eine Glocke über dem Viertel und die Menschen die dort wohnten waren fast alle verkrüppelt, da sich die Armenviertel genau um den ehemaligen Standort des Lut Goleiner Atomkraftwerks zogen.
Glücklicherweise griff niemand Elias, Doro und Ryan an, als sie durch die Straßen spazierten.
„ Sagt mal, wie ist es dir eigentlich so ergangen?“ fragte Doro Elias.
„ Naja, besonders viel Aufregendes ist nicht passiert.“ Antwortete Elias ausweichend.
„ Und womit hast du die siebzig Jahre so genau verbracht.“
„ Forschung.“
Doro verleierte die Augen.
„ Lass dir mal nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“
Elias atmete tief durch.
„ Also in den Tempeln der Zacharum bin ich auf Hinweise gestoßen, nachdem vor den Horadrimmagiern noch eine viel mächtigere, alte Bruderschaft existierte, unter der sämtliche Magier vereint waren und die längst vergessene alte Zauber kannte. Außerdem habe ich schätzungsweise zwei Millionen Menschen zu neuem Selbstbewusstsein verholfen. Toll, oder?“
Doro nickte, als Ryan herumfuhr.
„ Du warst im Tempel der Zacharum?“
„ Ja.“ Sagte Elias verunsichert „ Warum?“
„ Der Engel meinte doch, der Tempel der Zacharum sei versiegelt wurden, um jemanden da einzusperren.“ Rief Ryan aufgeregt.
„ Und da Diablo tot ist...“ setzte Doro fort.
„ Und Bhaal in der Wüste liegt.“
„ Mephisto.“ Flüsterte Elias „ Der Älteste und Weiseste der Drei.“
„ Du bist also siebzig Jahre lang jeden Tag am Grab des Oberteufels vorbeigelaufen und hast nichts gemerkt.“ Gackerte Doro.
„ Nur eine versiegelte Tür, die sich seltsamerweise nicht öffnen ließ. Ganz bescheuert bin ich ja doch nicht.“ Giftete Elias.
„ Hey, wir sind da.“ Sagte Doro plötzlich und wies auf ein kleines, verdrecktes Rundhaus vor ihnen.
„ Was heißt hier ‚da’? Ich frag mich schon seit geraumer Zeit, wo du uns hier eigentlich hinschleppst.“ Sagte Ryan und deutete auf die endlos langen, blockförmigen Reihen an Hochhäusern, die mit Graffiti beschmiert waren, vor deren Türen sich Müll nur so stapelte und deren Fenster von außen mit Gittern gesichert waren. Seit ungefähr einer halben Stunde waren ihnen keine Menschen mehr entgegen gekommen, dafür umso mehr mutiertes Kleinvieh mit drei Köpfen, unzähligen Beinen und meisten ziemlich viel Fell.
Aber das Haus vor ihnen war bei weitem das schlimmste in der ganzen Umgebung.
Es hatte nur ein Stockwerk und erinnerte mehr an ein steinernes Iglu als an ein Haus. Nicht dass das schlimm gewesen wäre, aber diese Behausung versank bis unter die Fenster in Metallschrott. Alte Kühlerhauben waren über Mülltonnen geworfen auf denen gut sichtbar das ‚Biohazard’ Zeichen prangte. Auf dem Runddach befanden sich zahllose Antennen, Satellitenschüsseln und anderer Technikkram, der dem Ding den Anschein gab, eine Kreuzung aus CIA-Einsatzzentrale und Müllkippe zu sein.
Etwas fiel mit einem ohrenbetäubenden Krachen zu Boden und die Drei fuhren erschrocken herum. Aus einer der Mülltonnen kroch die seltsame Groteske einer Katze hervor, deren Kopf mehrmals auf den Rücken gespiegelt zu sein schien, sodass sie nun ohrenbetäubend Miauen konnte. Außerdem besaß sie drei Schwänze, die die Affinität entwickelt hatten, sich ständig ineinander zu verwickeln.
„ Lass uns reingehen, drinnen ist es wirklich gemütlicher.“ Sagte Doro hoffnungsvoll.
Ryan machte sich wenig Hoffnung, das Innenleben auch nur einen Deut besser zu finden, als die äußere Erscheinung. Die ganze Szene erinnerte ihn an seine erste Begegnung mit Doro, als sie ihn in ein Hotel geschleppt hatte, dass fast ‚Four-Seasons’ Standart hatte.
„ Achso, lasst euch noch warnen, der Typ ist ein wenig komisch.“
Nicht dass das Ryan weiter gewundert hätte.
Doro drückte die schwere Metalltür zurück, die von zahlreichen Einschusslöchern übersäht war und trat ein. Ryan sah sich noch einmal kurz um, bevor er eintrat. Direkt über der Tür hing ein Roboter, der ständig „Knall Bumm Bäng!“ rief und die Leute begrüßte. Dann entschied er sich aber dafür, doch in das Haus zu gehen, da er um die Gefährlichkeit er Slums wusste.
Ryans Vorahnungen hatten ihn nicht getäuscht.
Auch der Innenraum war vollständig zugemüllt, nur ein kleiner schmaler Durchgang war zwischen riesigen Metallregalen frei geblieben, auf denen sich die obskursten Gegenstände stapelten. Ryan schritt mutig hinter Doro her und versuchte auf keinen der unzähligen, verstreuten Sachen zu treten, die alle irgendwie waffenähnlich aussahen. An der Decke hing eine Lampe, aber selbst deren rotes Licht erinnerte Ryan an ein Laserzielgerät.
Er mochte den von Zigarettenqualm durchsetzten Raum von Anfang an nicht, aber ein Gefühl sagte ihm, dass sie länger hier verweilen würden, ob er es nun wollte oder nicht.
Schließlich kamen sie an einer ‚Theke’ an, die aussah, wie zahlreiche Geländefahrzeug, die plattgequetscht übereinander gestapelt waren.
Darauf lagen großkalibrige Waffen, die mit horrenden Preisen beschriftet waren.
Hinter der Theke saß ein kleiner, fast kahlköpfiger Mann, der eigentlich nichts besonderes an sich hatte, bis auf die Tatsache, dass über seinen zwei Armen noch mal zwei weitere aus den Schultern sprossen und sich unabhängig voneinander bewegten.
Er trug ein fleckiges, weiß-blau gestreiftes Hemd, in das er zwei Löcher für die Extraarme geschnitten hatte. Der kleine Kranz grauer Haare, der seinen Kopf umspannte besaß exakt die gleiche Farbe wie die Augen, mit denen er die Kunden nun taxierte.
Da hieß, sein eines Auge glitt über die drei Mensche, die vor ihm standen, während das andere weiterhin das längliche Werkstück im Blickfeld behielt, an dem er feilte. Mit seinem vierten Arm rauchte er nebenbei eine dicke Zigarre.
Als er Doro erkannte, entstand ein Lächeln auf seinen Zügen.
„ Hallo Doro, altes Haus, Mann das ist ja schon Ewigkeiten her, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe. Du siehst aber immer noch so bezaubernd aus, wie damals.“
Er erhob sich und gab den drei Ankömmlingen gleichzeitig die Hand, während er noch einmal an der Zigarre zog, um sie dann durch das offene Fenster zu entsorgen, worauf ein klägliches Jaulen ertönte. Sofort führte Hand Nummer Vier eine neue Zigarre zu dem Mund, während Hand Nummer Drei sie entzündete.
„ Darf ich vorstellen, das ist Kabumm. Gib ihm ein bisschen Schrott und er bastelt dir ne Plasmawumme draus, habe ich immer gesagt. Er hat mir schon in meiner Jugend schöne Sachen gebastelt.“ Sagte Doro lächelnd, wie ein Showmaster dessen Gast die Eine-Millionen-Dollar-Frage richtig beantwortet hatte.
Ryan war verwirrt und flüsterte:
„ Moment, wenn du ihn seit Ewigkeiten kennst, dann ist er jetzt mindestens Achtzig.“
Der Mann lächelte, ließ Doro aber erzählen.
„ Naja, er war fünfundvierzig, als wir uns zum ersten Mal trafen, da war ich genau fünf. Dann hat er sich irgendwann bei einer Bastelei in die Luft gesprengt und als Roboter wieder zusammengebaut. Cool oder?“
Ryan fand es abartig, lächelte aber um Doros Jugendfreund nicht zu verstimmen.
Der beugte sich vor und blies ihnen einen Schwall Zigarrendampf ins Gesicht. Alles in allem sah er aus wie ein netter, alter Onkel, der zufällig aus Metall bestand und vier Arme hatte.
„ Jawoll, wisst ihr was, ich erinnere mich, als wäre es gestern. Da kam die kleine Doro wutentbrannt in meinen Laden und sagte zu mir, sie wolle etwas, das wirklich weh tut.“
Ryan sah, wie Doro erbleichte und mit heftigen Gesten versuchte, Kabumm am weitersprechen zu hindern.
„ Sie war so niedlich wenn sie wütend war, wie ihr die Zornestränen über die knallroten Pausbäckchen liefen und ihr zerzaustes Haar vom Kopf abstand. Nun ja, jedenfalls habe ich ihr einen Elektroschocker gegeben.“
„ Ich glaube nicht dass das der richtige Zeitpunkt für die Geschichte...“ versuchte Doro, ihn zu unterbrechen, aber Kabumm redete einfach weiter.
„ Erst später habe ich erfahren, wofür sie den brauchte. Damals gab es hier im Viertel einen Jungen, der kleine Mädchen erschreckte und sie ausraubte...“
„ Das reichte jetzt.“
„ Ich glaube der kann jetzt keine Kinder mehr zeugen. Doro war halt schon immer ein wenig wild, aber genau das macht sie ja so liebenswert. Stimmt doch, oder?“
Nun war es an Ryan und Elias zu erbleichen und vorsichtig ein wenig von Doro, die knallrot angelaufen war, wegzurutschen.
Der Mann lächelte und zog noch einmal an seiner Zigarre, bevor er auch diese aus dem Fenster warf.
„ Aber wie ich dich kenne, bist du doch bestimmt nicht vorbei gekommen, um über alte Zeiten zu plaudern, oder?“ fragte er Doro und lächelte verschmitzt.
Doro stützte die Ellenbogen auf den Tresen und schaute ihm direkt in die Augen:
„ Kabumm, ich brauche was wirklich Großes.“
Kabumm zog die Augenbrauen in die Höhe.
„ Wie groß?“
„ Ganz enorm groß. Etwas vergleichbares zu `ner BFG 18000.“
Kabumm blieb der Mund offen stehen
„ Was hast du vor, willst du Lut Golein zu Kleinholz verarbeiten, dich mit den nördlichen Armeen anlegen und hinterher immer noch einen verdammt coolen Zigarettenanzünder haben?“
Doro nickte.
„ Hasta La Vista Baby.“
Nun zog sich das Grinsen des Mechanikers so weit in die Breite, dass man meinte, er könne seine Ohren mit den Mundwinkel kitzeln.
„ Na zufällig hab ich da was am Werkeln. Wenn ihr noch etwa sechs Stunden Zeit habt, dann könnt ihr den ‚Infernal Crusher’ gleich mitnehmen. Will einer was zu trinken, oder zu essen?“

Szarah und Jukka kamen schlitternd vor der Halle zum stehen.
Jukka stöhnte auf, als er einen Blick in das Gewölbe warf. Die Überraschung war gelungen – und Bhaal ganz offensichtlich geflohen.
Jukka atmete tief durch und trat ein.
„ Ist dein Herr und Meister jetzt etwa schon zu faul, sich selbst um seine Verfolger zu kümmern?“
Der ehemalige Gestaltwandler schaute von hoher Warte auf die lächerlich kleinen Gestalten herunter, die vor ihm standen.
Er war kein Gestaltwandler mehr, nein, Bhaal hatte ihm eine schreckliche Gestalt gegeben. Er war jetzt die Reinkarnation des Duriels, des Höllenwurms.
Alles in allem maß er wohl etwa zehn Meter in der Höhe, sein Unterleib wirkte wie der einer fetten Made, doch der Körper der darauf saß war schlank, anmutig und tödlich wie eine Gottesanbeterin. Dicke, scharfkantige Panzerplatten bedeckten seinen ganzen Leib, um ihn vor Angriffen zu bewahren. Hinten an seinem Schwanz saß ein Stachel, der ein tödliches Serum versprühen konnte. Aber die gefährlichsten Waffen waren immer noch die beiden riesigen, rasiermesserscharfen Klauen, mit denen er sowohl blitzschnell zuschlagen konnte, als sich auch wahnwitzig schnell bewegen konnte.
„ Ihr seid alle des Todes.“ Donnerte er und erfreute sich an seiner Tiefen, mächtigen Stimme.
„ Ich bin der Herr des Todes, vergiss das nicht, der Tod ist keine besonders schlimme Drohung für mich. Also, wo ist Bhaal?“
Duriel lächelte. Seine Insektenaugen waren stahlblau und es hieß, sein Blick könne Menschen zu Eis erstarren lassen.
„ Bhaal ist weit fort, um seine alten Kräfte wieder zu erlangen und Mephisto zu befreien.“
Duriel bewegte seinen gigantischen Oberkörper auf die zwei zu, aber Jukka blieb trotzig stehen.
„ Hast du wenigsten zufällig das Buch noch dabei?“
„ Nein, dies ist nun der Besitz meines Herrn und Meister.“
Jukka wandte sich zum Gehen.
„ Dann bist du nicht mehr von Interesse.“
Duriel schaute verdutzt, aber als sich Jukka wirklich anschickte, die Halle zu verlassen, brüllte er.
„ Nur über meine Leiche.“
Jukka drehte sich betont langsam um:
„ Meinst du das jetzt wirklich wörtlich?“
Duriel erwiderte nichts, sondern starrte auf den Nekromanten.
„ Ich habe nämlich keine Lust, über einen riesigen, schleimigen Wurm zu klettern, nachdem ich ihm die Eingeweide rausgerissen habe. Und eigentlich will ich dir gar nicht weh tun, du bist schon niedlich.“
Mit einem wütenden Aufschrei stürzte sich das Monster auf Jukka, der teleportierte sich aber sofort hinter ihn.
„ Ein wenig zu langsam, für meinen Geschmack. Letzte Chance, Fettbacke, wo ist Bhaal?“
„ Niemals!“ brüllte Duriel.
„ Falsche Antwort.“ Antwortete Jukka lächelnd, nicht wissend, dass dieser Duriel einiges mehr zu bieten hatte, als der große, fette Wurm, der er einst war.
Er war mutiert.

Nekromantie – Die Ebene der Toten
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Ryan, Doro und Elias hatten sich in eine halbwegs leergeräumte Ecke des Häuschens verkrochen und versuchten, ihre Zeit totzuschlagen. Ihr Gastgeber hatte ihnen zwar etwas zu Essen vorbeigebracht, aber Ryans Verstand hatte bisher seinen knurrenden Magen übertönen können und ihn dazu gebracht, nichts zu essen, schließlich klebte irgend etwas an den Plätzchen, das ziemlich nach Motoröl aussah.
Kabumm saß wieder an seiner Werkbank und schweißte an seinem Werkstück herum. Hin und wieder erkundigte er sich nach ihrem Befinden oder erzählte eine Geschichte aus seinem langen Leben, doch Ryan merkte, wie ihm langsam die Augen zufielen.

„ Will jemand was zu trinken.“
Ryan schreckte hoch, offensichtlich war er kurz eingenickt und bevor er ablehnen konnte, hatte Doro dem Angebot schon zugestimmt. Er warf ihr einen missbilligenden Blick zu, traute sich aber nicht, offen zu widersprechen.
Der Mechaniker brachte vier Gläser und eine Falsche, die mit einer seltsamen, durchsichtigen, gelblich schimmernden Flüssigkeit gefüllt war.
Er schenkte jedem von ihnen ein Einweckglas davon ein und ging dann wieder nach vorn, um einen Kunden zu bedienen.
Alle ‚Kunden’ die in den paar Stunden, die sie hier verweilt waren, in den Laden gekommen waren, waren alles abgerissene, gefährliche Gestalten gewesen, die fast ausnahmslos Munition geordert hatten. Ryan bezweifelte, dass auch nur einer von ihnen eine reine Verbrecherkartei besaß. Gedankenlos führte er das Glas an den Mund und nahm einen großen Schluck. Schon als die Flüssigkeit seinen Mund berührte, trieb sie ihm die Tränen in die Augen, würgend schluckte er sie unter voller Kraftanstrengung runter und versuchte krampfhaft, sich nicht zu erbrechen. Aber im Magen wurde das brennende Gefühl noch viel schlimmer – er fühlte sich, als könne er Feuer spucken.
Ryan schüttelte sich und suchte irgendetwas, um den Geschmack loszuwerden.
„ Was ist denn das?!“ fragte er keuchend.
„ Primasprit.“ Kam die Antwort „ Das einzige Getränk, bei dem sogar ich noch was schmecke. Lecker, oder?“
Ryan gurgelte, was sowohl ja, als auch nein hätte heißen können, aber Kabumm schien sich damit zufrieden zu geben und hämmerte wieder auf das Metall ein.
Ryan wurde immer nervöser, schließlich wurde Bhaals Zeitvorsprung auch nicht kleiner, wenn sie hier rumsaßen und warteten.

Szarah konzentrierte sich, wie immer bevor sie in einen Kampf eintrat. Bilder zogen vor ihren Augen vorbei, Bilder von Harrogath, ihrer alten Heimat. Dort, wo sie in ihren jungen Jahren gelebt hatte. Bilder davon, wie ihre Familie vertrieben worden war.
„Ketzer, Abergläubische!“ hatten die Barbaren ihnen hinterher gerufen.
Aber sie erinnerte sich auch daran, wie sie später in einem der unzähligen, riesigen Wälder von ihrem Vater und ihrer Mutter in der Kunst der Druiden ausgebildet worden war.
Sie war nie allein gewesen, obwohl sie keine menschlichen Freunde hatte. Die Tiere des Waldes waren genug gewesen, sie hatten ihr immer Wärme und Trost gespendet.
Wütend öffnete sie die Augen. Alles war mit einem Mal viel schärfer als sonst. Wie immer nach einer Transformation. Die Metamorphose war komplett. Ihr Körper wurde nun von einem dichten, rötlichen Pelz überzogen, lange, scharfe Klauen wuchsen aus ihren Pranken hervor. Sie war ein Wolf, ein Wolf der auf zwei Beinen lief und alles zerfleischte, dass sich ihm in den Weg stellte.
Sie stieß ein ohrenbetäubendes Heulen aus und ballte die Hand zur Faust. Sofort schoss eine Schar Raben durch den Höhleneingang auf Duriel zu. Es waren keine echten Raben, nur geisterhafte Abbildungen derselben, die gespenstisch leuchteten und wenn sie Duriel auch keinen großen Schaden zufügen konnten, so waren sie doch ein probates Mittel zur Ablenkung. Ihre Hände umschlossen plötzlich zwei riesige Schwerter mit durchsichtiger, glasartiger Klinge – Diese waren ihre Geheimwaffe.
Mit einem spitzen Schrei sprang sie nach vorn und schlug zu, aber die Klingen wurden von der Panzerhaut einfach abgewehrt und Szarah musste sich ducken, um nicht ihre eigenen Waffen ins Gesicht geschleudert zu bekommen.

Jukka erging es ähnlich. Der erste Schlag Duriels wirkte plump und unüberlegt, sodass er nicht einmal Magie anwenden musste, um auszuweichen.
Er war ein Magier und er wusste, wie gefährlich es war, so dicht an einem so mächtigen Nahkampfgegner zu stehen, aber es machte ihm ziemlich Spaß, den vermeintlich schwachen Duriel so zu verhöhnen.
Aber schon der dritte Schlag belehrte ihn eines besseren. Er duckte sich lässig unter dem zweiten Hieb der riesigen Klauen weg, lachte laut, erkannte aber erst im letzten Moment, wie gefährlich die Situation wirklich war. Von links und rechts rasten die sensenartigen Sicheln auf ihn zu, genau so weit auseinander, dass er in keinster Weise ausweichen konnte.
Er konzentrierte sich kurz und verschwand dann mit einem Lichtblitz.
Teleportation war ein äußerst nützliches Mittel, sich von allzu zudringlichen Nahkämpfern zu befreien, doch sie hatte auch ihre Schattenseite. Es war immer ein sehr unangenehmes Unterfangen. Man fühlte diese Blitze, die wieder und wieder auf dem Körper hin und her sprangen und manchmal kam es noch Minuten danach zu statischen Entladungen, etwa in der Stärke wie wenn man eine offene Leitung anfasst.
Es hatte sogar schon tödliche Unfälle mit Teleportation gegeben. Die Intensität der Blitzschläge auf der Haut steigerte sich nämlich bei jeder Anwendung und nahmen nur langsam wieder ab. Wenn man also zu oft hintereinander Teleportation anwendete konnte einfach so das Herz stehen bleiben. Außerdem funktionierte Teleportation nur im Sichtradius, das heißt man konnte sich nur an eine Stelle teleportieren, die man sah, oder die man sich zumindest wahrheitsgetreu vorstellen konnte.
Jukka hatte jetzt einen, für Duriel unerreichbaren Felsblock im Auge.
Taumelnd kam er auf diesem Felsvorsprung zum Stehen und schleuderte einen Knochenspeer durch die Luft.

Zumindest sah es so aus, in Wahrheit passierte etwas viel Faszinierenderes. Jukka schloss zunächst kurz die Augen und sank mit seinem Gedanken tief in sich hinein. Er fiel, tiefer, tiefer in eine undurchdringliche Schwärze. Sodann schoss er noch oben, katapultierte sich aus dieser Welt hinaus. Sofort zerflossen die materiellen Konturen der Höhle um ihn herum und er fand sich auf der Astralebene der Toten wieder.
Die fließende Lava um ihn herum war fest geworden, seltsam geformte Säulen ragten in den Himmel und überall um ihn herum kletterten Skelette, verfaulende Leichen und Einzelteile alter Toten über eine Ebene die sich in alle Richtungen bis zum Horizont ausstreckte.
Die Unmittelbare Umgebung erinnerte an die Wüste Lut Goleins. Lange, steinige Dünen erhoben sich wie scharfe, gefrorene Wellen, die in allen düsteren Farben schimmerten. Dunkles Violett, schmutziges Blau, fast schon schwarzes Grün, alles vereinigte sich zu einem Farbenspiel, dass an einen Öltropfen erinnerte und in seiner Farbigkeit fast flüssig wirkte, wie ein momentan erstarrtes Meer.
In der Ferne konnte man einige spitze, dünne Berge sehen, die wie Zähne in den violetten Himmel ragten.
Die ganze Welt war dunkel düster und hatte überhaupt nichts mehr mit der Höhle zu tun, in der er in der realen Welt mit Duriel gekämpft hatte.
Anstatt der Höhle, bemerkte Jukka, befand er sich unter freiem Himmel und die Säulen trugen nicht die Decke, sondern etwas, das aussah wie ein in Stein gehauener Totenkopf, oder ein unregelmäßiger Tropfen Lava, der zu Stein erstarrt war. Er schillerte dunkel, in den selbem Farben wie die Wüste, so dass er ebenso beinahe noch flüssig wirkte, stünde er nicht einfach so, von Säulen gestützt da, ohne wegzufließen.
Ein roter Mond beschien die Ebene auf der Jukka stand. In einiger Entfernung unter sich entdeckte er Szarah, deren lebendiger Körper auf der Ebene der Toten gespenstisch hell leuchtete, ihre Umrisse schienen wie von hellblauen Blitzen nachgezeichnet.
Um ihn herum waberten blaue Nebelschwaden, die durch das rote Mondlicht hin und wieder von lilanen Tönen durchzogen wurden.
Bunte, grelle, neonfarbene Blitze, ähnlich denen, die Szarah umgaben zuckten immer und immer wieder über das gespenstisch bunte Firmament. Links von Jukka befand sich ein Plateau auf dem sich Steinformationen befanden, die aussahen wie eine Mischung aus Bäumen und Pilzen. Sie besaßen zwar eine Art Stamm und dieser verzweigte sich auch zu Ästen, doch liefen alle Äste wieder zusammen, um ein Kuppeldach zu formen, das aussah wie die Kuppe eines Champignons. Sie wirkten in ihrem fahlen Stahlgrau schon fast fehl am Platz. Unten an den Ästen hingen rote Steine wie Blutstropfen.
Jukka liebte die Ebene der Toten, sie war so fremdartig, die tiefschwarzen Säulen vor ihm zum Beispiel, schienen wie organische Gebilde die sich in den Himmel wandten und versteinerten, alles hatte so einen unnatürlichen, faszinierenden Glanz und überhaupt wirkte es so unfassbar, so gewaltig, dass es ihm jedes Mal wieder den Atem raubte, obwohl er schon unzählige Male hier gewesen war.
Der angenehme Nebeneffekt war, dass sobald Jukka sich auf der Ebene der Toten befand, die Zeit in der normalen Welt stehen blieb, oder anders gesagt, die Zeit verlief in der Ebene der Toten nicht, den Toten war die Zeit ja eh egal, oder?. Es war eine zeitlose Nebendimension unserer Welt. Sie existierte ewig und doch wiederum überhaupt nicht. Zumindest für normale Menschen. Nur die Nekromanten hatten es geschafft, sich per reiner Gedankenkraft Zugang zu dieser Parallelwelt zu verschaffen.
Das funktionierte aber auch andersherum. Die Ebene der Toten war die Erklärung dafür, dass in der realen Welt (Jukka nannte sie reale Welt, obwohl die Ebene der Toten für ihn genauso real war) immer wieder Gerüchte aufkamen, von wandelnden Toten, die zurück kehrten, um ihr Werk zu vollenden. Denn wenn ein Toter auf der Ebene der Toten ankam und so von Rachegelüsten durchsetzt war, schaffte er es manchmal, ein Tor in die reale Welt zu öffnen. Diesen Umkehreffekt hatten sich die Nekromanten zu Nutze gemacht, doch dazu später.
Man konnte hier tausende Kilometer laufen, Jahre in dieser Welt verbringen, doch kehrte man zurück, so war nicht eine Sekunde vergangen.
Jukka selbst glaubte, dass man nicht wirklich physisch in diese Welt eintrat, sondern dass nur der Geist eines Menschen in sie überging, aber dafür gab es einige Gegenbeweise. Denn man konnte durchaus physische Gegenstände aus dieser Welt mitnehmen, auch wenn das fatale Folgen haben konnte, denn die Gegenstände, die aus einer zeitlosen Dimension kamen, fügten sich nicht freiwillig den physikalischen Gesetzen der realen Welt. Hier galten andere Gesetzmäßigkeiten. Es gab gewisermaßen keine echte Schwerkraft auf der Ebene der Toten. Nur durch seine eigene Willenskraft konnte man ihr Schwerkraft aufzwingen und sie dazubringen, sich am Boden zu halten. Andersherum gedreht konnte man in der Ebene der Toten auch schweben, wenn man es den wollte. Ein weiterer Beweis für die physische Existenz dieser Parallelwelt war, dass wenn man in ihr verstarb der Körper für immer verschollen blieb.
Hie lag auch die Begründung dafür, dass die Nekromanten Macht über die Toten hatten, denn sie transferierten ihren Körper zumindest in irgend einer Weise in diese Welt, aber die wahren Leiber der Toten blieben in der realen Welt zurück und jeder Tote hegte irgendwie den Wunsch dorthin zurück zu kehren.
Der Beweis dafür dass sie nicht wirklich physisch existierte war eben der, nämlich, dass die Toten in der realen Welt still unter der Erde lagen, hier jedoch konnten sie sich frei bewegen.




Wahrscheinlich war es irgend ein Zwischending.
In der Ebene der Toten hatte Jukka schon einige interessante Begegnungen erlebt..
Einmal hatte er einen uralten Nekromanten getroffen, der ihm ungeheure, längst vergessene Zauber beigebracht hatte, zum Beispiel den Zauber des ewigen Lebens, die Erneuerung seiner Kräfte durch das Töten anderer Menschen. Alle die Zauber wegen denen die Nekromanten einst verbannt und ausgestoßen wurden. Die Zauber, die den Bund letztendlich zerstörten und die in Vergessenheit gerieten. Das war in den Alten Zeiten gewesen, als Diablo und Bhaal zum ersten Mal auf der Erde wanderten. Natürlich hatte sich Jukka die Zauber zu Nutze gemacht, sich aber bedeckt gehalten, schließlich prahlte man mit Nekromantie nicht frei herum.
Er hatte aber andersherum auch Nekromanten getroffen, die aus ferner Zukunft stammten und hin und wieder traf er sogar auf mitteilungsfreudige Tote aus zukünftigen Zeiten. Dies hatte für seine kurze Nebenbeschäftigung als Prophet gesorgt. Er hatte einfach die Geheimnisse und Geschichten, die ihm die Menschen aus der Zukunft erzählt hatten weitergegeben und den richtigen Menschen preisgegeben.
Damit war er kurzzeitig berühmt geworden. Bald darauf war ihm aber der Boden unter den Füßen zu heiß geworden. Es war schon ein Kreuz mit den Menschen. Kaum hatten sie ihren Propheten und kaum kamen die ersten Beweise, dass er Recht hatte, wollten sie ihn umbringen. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung.
Aber die Ebene war auch aus anderen Gründen nicht ungefährlich. Obwohl sie sich in der Raumdimension in unendliche Weiten auszudehnen schien und es meistens völlig unabhängig von dem Standpunkt in der realen Welt war, wo man ankam, so war es doch einigen Nekromanten schon passiert, dass sie auf ihr eigenes Bild aus früheren und zukünftigen Besuchen gestoßen waren und sich versehentlich selbst umgebracht hatten.
Jukka sah auf die Abbilder der realen Welt, die wie Hologramme unter ihm schimmerten und sich mit ihm mitbewegten.
Der letzte Faden zur realen Welt, ein Bild das von seinen Gedanken als Bild in diese Welt projiziert wurde, quasi ein wahres Tor in der Welt der Toten, zurück zu den Lebenden. Er wusste, wenn er sich so lange in der Totenwelt aufhielt, dass er sein Tor vergessen würde, und wenn das auch nur für Bruchstücke von Sekunden war, in denen er nicht an sie dachte, so würde sich das Tor verschließen und er würde selbst in die Welt der Toten eingehen. Auch dies war ein Grund für das frühe Ableben vieler Nekromanten. Sie überschätzten ihre geistigen Kräfte, denn das Vergessen ging hier viel schneller von statten als in der realen Welt.
Einmal während der Millionen von Malen, die er schon hier gewesen war hatte Jukka das Tor eines anderen Nekromanten gefunden und war hindurch getreten.

Das war in einem solchen Falle die einzige Chance zu überleben und nicht für immer bei den Toten gefangen zu sein.
Eine gute Möglichkeit zur Zeit und Ortreise außerdem, nur dass man nie wusste, wo und wann man aus dem Tor hinaustrat. Jukka war damals zweitausend Jahre in die Zukunft gereist und am Fuße des Schicksalsberges angekommen. Das wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden, den die Barbarenwachen reagierten äußerst empfindlich auf Gestalten, die plötzlich, ohne Vorwarnung vor ihnen am heiligen Schicksalsberg erschienen. Als er sich zurück in die Welt der Toten versetzte war er genau an dem Tor angekommen, durch das er in die Vergangenheit gereist war und hatte sich glücklicherweise zu seinem Tor zurück gefunden.
Früher hatte es unter den Nekromanten einige gegeben, die behaupteten, die Welt der Toten sei nu ein Abbild der Gedanken des eigenen Ichs, durch die man mit den Toten kommunizieren konnte. Aber für Jukka gab es genügend Gegenbeweise für eine solche Theorie – wahrscheinlich würde er die Ebene der Toten nie verstehen und vielleicht war das auch besser so.
Er verdrängte die Gedanken an seine Vergangenheit und konzentrierte sich auf das jetzt und hier. Jukka rief den Ruf des Nekromanten, woraufhin sich alle Gestalten, sämtliche Skelette und Leichen erhoben und auf ihn zutaumelten. Dann rief er eine weitere Formel, worauf sich ein Knochenwirbel in der Luft erhob, der unter dem Licht des Mondes blutrot wirkte.
Die Knochen drehten sich wie in einem grotesken Wirbelstrom, weißer Knochenstaub stieg auf und umhüllte die wirbelnden Knochen.
Nach kürzester Zeit hatten sich die zu einem starken Speer vereinigt, an dessen Spitze der Kopf eines Adlers prangte.
Jukka überlegte kurz und umarmte dann eines der umstehenden Skelette. Es fühlte sich kalt an, beinahe wie aus Eis, aber Jukka klammerte sich fest an es, presste seinen Kopf an den Totenschädel und bohrte in den wirren Gedanken des Skeletts. Er projizierte ein Abbild des Tores in den Kopf des Skelettes, setzte Duriels Bild daneben und entfesselte den verborgenen Hass des Toten . Dann zog er es mit sich.



Keine Sekunde später stand er wieder auf dem Felsen in der realen Welt. Er warf das Knochenspeer auf Duriel. Dieses beschleunigte und zog einen Schleier aus Knochenstaub hinter sich her. Knallend entstanden weißliche Ringe um den Speer und verharrten still in der Luft. Magieexplosionen, die für die Beschleunigung sorgten.
Als das Speer Duriels Panzer traf, vereinigten sich die weißen Kränze und flogen als vernichtende, weiße Wolke hinterher.
Aber Jukka glaubte seinen Augen nicht, als er sah, dass das Speer von Duriels Panzer abprallte und auf ihn reflektiert wurde. Schnell teleportierte er sich weg und erschien auf Duriels anderer Seite. Er spürte die statischen Entladungen wie Peitschenhiebe auf seiner Haut, wie immer nach zwei schnell aufeinander folgenden Teleportationen.
Jetzt würde er aufpassen müssen, denn mehr als zweimal konnte er sich nicht mehr teleportieren, ohne sich ernsthaft zu verletzen.

Okay, ihr wart tapfer, dankeschön!
 
... und du beschwerst dich über meine Update-Länge ;)

Besonders gefiel mir der vierarmige Typ, so einen wollte ich auch schonmal in einer Geschichte unterbringen (und ich werde es irgendwann auch tun). Dieser ganze Abschnitt ist dir sehr gut gelungen.
Der Kampf gegen Duriel war ehrlich gesagt weniger mein Ding. Die Beschreibung der Totenwelt war da etwas störend (auch wenn ich davon ausgehe dass die später noch sehr wichtig wird), und der Stil war plötzlich etwas plump.

und es heisst DER Speer ;)
und das mit wurden und worden werde ich dir wohl nie beibringen können oder :p

mfg
Saturn
 
Naja, ich bin schon dabei, die Totenwelt zu überarbeiten, hatmir im Nachhinein auch nicht mehr so gut gefallen, aber mit deiner Vermutung könntest du recht haben...:D
Schön dass dir Kabumm gefallen hat.
Ich hab mich mit meinem Deutschlehrer wegen wurden und worden mal auseinander gesetzt. Wegens Präteritum und Partizip II ... glaube, dass ichs jetzt kapiert hab. Thx für deine Bemühungen!!
 
Jo,ich fands gut - glaubwürdige Beschreibungen, wenn es auch eine Spur gewissenhafter und eleganter ginge, ein nettes Häuschen mit nettem Kabumm, die Ebene der Toten fand ich landschaftsmäßig nur mäßig charakterisiert, dafür die Beziehungen der Toten zum Rest sehr interessant und spannend.
Schön mal zu lesen, wie viele Mühe so ein Knochenspeer macht :lol:
Werde das nächste mal dran denken ;)

Insgesamt gelungenes Update :top:


:hy:


DV
 
Hey, es wird gevotet. Schön!!!

Ich hab mich der Kritik mal angenommen und die Ebene der Toten noch mal überarbeitet und oben reineditiert. Damit ihr nicht noch mal alles lesen müsst hab ich die zwei überarbeiteten Absätze fett geschrieben.

So, wenn ihr damit fertig seid, findet ihr vielleicht noch Zeit, das nächste Update zu lesen. Viel Spaß damit wünsche ich.

Elias Kindheit
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Ryan, Elias und Doro waren schon wieder auf dem Weg in die Wüste, während der Kampf noch andauerte.
„ Mal ehrlich, du kennst Leute.“ Sagte Ryan.
„ Was?“ fragte Doro und blickte von der Waffe auf, die sie die ganze Zeit über gedankenverloren betrachtet hatte.
„ Na den Typ in Lut Golein, den Mechaniker. Der war schon etwas...“ Ryan suchte nach dem passenden Wort „ .. ‚merkwürdig’“
Doro zuckte mit den Schultern.
„ Naja, er ist schon ein bisschen seltsam geworden, seitdem er Roboter ist. Liegt wohl an dem ständigen Misstrauen fleischlichen Menschen gegenüber. Aber er ist echt ein toller Freund und hat die tollsten Geschichten auf Lager. Er war ja auch mal ein desertierter Stadtwachensoldat. Tja, als kleines Mädchen hat er mir total imponiert. Da war er noch zehn Kilo leichter und zehn Zentimeter größer und sah verdammt gut aus.“
„ Achso...“ Fragte Ryan grinsend.
„ Nichts achso.“ Sagte Doro und errötete leicht.
„ Hatte er schon immer diese, na du weißt schon, diese vier Arme.“
Doro zog die Stirn zu Falten.
„ Wir haben wohl noch Nachholbedarf in der Geschichte von Lut Golein? Hauptsache wir können uns über andere lustig machen, hm?“ Konterte Doro lächelnd.
„ Kann ja nicht jeder ne Festplatte im Kopf haben.“ grummelte Ryan
„ Ach ihr Menschen immer... Das sind Auswirkungen aus ziemlich alten Zeiten. Vor Ewigkeiten hatte Lut Golein mal ein Atomkraftwerk, was das ist weißt du ja hoffentlich.“
„ Hoffnungslos veraltete Technik?“
„ Genau – und das Armenviertel fand sich genau an der ungeschützten Abfallseite. Damals sind unglaubliche Mutationen entstanden, bis die gesetzliche Regelung für Atomkraftwerke in Kraft trat. Er hatte die vier Arme von Geburt an, hat sie sich aber aboperieren lassen. Nachdem der Unfall dann geschehen war, war er sowieso ein Krüppel, ein Ausgestoßener der Gesellschaft und da hat er sich die Arme wieder ranoperieren lassen. Er meinte immer, es wäre praktischer, aber ich glaube das ist alles nur aus Verbitterung passiert, um sich auch äußerlich von den Menschen abzugrenzen zu denen er jetzt nicht mehr gehört.“
Ryan schluckte. Von der Seite hatte er das ganze noch gar nicht betrachtet.
„ Ich habe übrigens viele Roboterfreunde in Lut Golein. Weißt du, das tolle an Robotern ist, dass es ihnen scheißegal ist, wie alt du bist, oder wie hässlich. Wenn du freundlich bist, kommst du gut mit ihnen aus. Es ist dann im hohen Alter immer einfacher gewesen, sich mit Robotern abzugeben. Zum einen wollte ich nicht zum Holo-Häkeln mit der lokalen Rentnergruppe, aber wenn ich mich irgendwelchen Jugendgruppen genähert hab, dann bin ich immer als verrückte Alte abgetan wurden. Die Roboter waren da wirklich anders.“
Ryan konnte sich Doro lebhaft vorstellen, wie sie mit einer Gruppe jugendlicher Roboter die Straßen von Lut Golein unsicher machte.
Er, der sein ganzes Leben lang noch kein Wort mit einem Roboter gewechselt hatte, zuckte mit den Schultern und betrachtete Elias, der in Gedanken versunken neben ihnen herlief.
„ Was ist denn mit dir los?“ fragte er.
„ Naja, ich denke noch dran, die Zeit, als ich ins Kloster gekommen bin, das hat mich so an diesen Typen erinnert.“
„ Wieso?“
„ Naja, ihr wisst doch, dass mich irgend als Baby ausgesetzt hat. Meine biologischen Eltern, die mich wie ein Stück Dreck rausgeworfen haben. Ich hab ja bisher immer erzählt, dass ich am Kloster ausgesetzt worden bin, aber so war es eigentlich gar nicht ganz. Ich bin auf der Baby-Rundstation in Lut Golein eingeliefert worden, zusammen mit zweihunderttausend anderen Kindern deren Eltern sie ausgesetzt haben. Diese Zeit war echt die Hölle. Wenn du zusammen mit zweihunderttausend anderen Kindern von hundert Schwestern betreut wirst, dann kann eigentlich nur Abschaum ohne Zukunft aus dir werden. Niemand bringt dir irgendwelche Bildung näher, keiner kümmert sich um dich, wenn du mal traurig bist, du verkümmerst einfach. Schließlich haben sich im Laufe der Zeit immer mehr Kinder irgendwelchen Gangs angeschlossen, haben Drogen vertickt und sind dann irgendwann verschwunden.“
Ryan sah, dass Doro Elias fassungslos anstarrte. Er hatte davon noch nie etwas erzählt.
Er runzelte die Stirn:
„ Ich dachte immer das wäre nur so ein dummes Klischee. Das hat man mir jedenfalls erzählt.“
Elias lächelte, aber es war kein fröhliches, sondern ein zu tiefst verbittertes Lächeln, das Ryan einen Schauer den Rücken herunter laufen ließ.
„Du willst wissen, wie es war? Wenn du in einer Welt aufwächst, in der dich niemand liebt, in der niemand dich wirklich kennt? Du kannst quasi nur verrückt werden, wenn u keine Freunde findest. Und meistens waren es die falschen Freunde. Um Banden beizutreten gab es Aufnahmeprüfungen. Meistens ging es ums Stehlen, oder so was, um zu beweisen, dass du ‚hart’ bist. Und die Drogen? Ich glaube das war nur eine verrückte Suche danach, das Fehlen jeglicher Liebe auszugleichen.“
„ Warum seid ihr denn Banden beigetreten?“ fragte Doro.
„ Nun, als Waisenkinder waren wir bettelarm. Jeder versuchte so viel wie möglich für sich zu bekommen. Viele wurden ausgeraubt, aber wenn man in einer der mächtigen Banden war, so hatte man einen guten Schutz vor Übergriffen. Es hat sich niemand getraut. Auch der aufblühende Drogenhandel war nur eine weitere Geldquelle. Ich will nicht sagen, dass alle Waisenkinder Drogen nehmen, oder dass nur in Waisenhäusern Drogen genommen werden, aber in diesem Waisenhaus war es so und ich weiß verdammt noch mal, wie es war. Es war schrecklich.“
„ Und was ist mit dir passiert?“ fragte Ryan.
„ Mit mir? Schau mich an, ich habe weder die Statur zum Kämpfen, noch sehe ich gefährlich aus. Ich war immer derjenige, der die Prügel bezogen hat.“
„ Aber, aber, ich habe gehört, magische Begabung würde sich schon in frühester Kindheit zeigen. Warum hast du ihnen nicht ein bisschen Feuer unterm Hintern gemacht?“ Doro stotterte vor Aufregung.
„ Jaja, die Magie. Das erste was ich gemacht habe, als ich ins Kinderheim kam, war meiner Krankenschwester den Kittel zu verbrennen, aber durch die Einsamkeit, habe ich di Magie wohl zusammen mit allen Empfindungen in mir eingeschlossen, bis sie eines Tages rausgeplatzt ist. Erinnert ihr euch an die Alptraumprüfung vor der Hölle?“
Ryan nickte und betrachtete Elias, der seine Augen geschlossen hielt. Er genoss offensichtlich die Sonne, deren warme Strahlen ihm ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit vermittelten.
„ Nun ja, in der Prüfung war ich wieder sechs Jahre. Es war schon dunkel und ich war auf dem Weg zu den riesigen Bettenlagern. Ich hatte meine Dose mit den paar zusammen gerafften Credits immer bei mir, aber plötzlich kamen drei große Jungen, fast schon Männer auf mich zu. Ich konnte sehen, dass sie lange Messer in der Hand hielten. Der eine, ein Typ mit fettigen, braunen Haar baute sich breitschultrig vor mir auf und wollte meine Dose haben. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was diese Dose für mich bedeutete. Ich träumte jede Nacht davon, mich eines Tages frei zu kaufen, mit meinem Geld, dass ich mir von dem spärlichen Taschengeld absparte.“
Ryan fühlte sich mit einem schmerzlichen Stechen an seine eigene Kindheit erinnert, als er auf dem Erzmond Callista Zwangsarbeiten verrichten musste. Da war dergleichen nicht unüblich gewesen. Es schien alles plötzlich so nah, so real. Fast als hätte er es sein ganzes Leben verdrängt. Er lies Elias aber weiter reden.
„ Ich hatte fürchterliche Angst, aber ich wusste, dass mir keiner helfen würde – niemand hilft einem Außenseiter. Diese Drei kamen also immer näher und zogen ihre Waffen vor. Ich zitterte, hielt mir die Hände vors Gesicht und weinte. Ich hatte nichts weiter, als dieses Geld und den lächerlichen, viel zu großen Anzug des Kinderheims. Und plötzlich brach es aus mir hervor, ich schrie und fühlte eine unglaubliche Hitze auf meinen Händen. Zuerst glaubte ich, einer der Typen hätte zugestochen, aber dann merkte ich dass diese Hitze von mir kam. Ich schlug die Augen auf und sah das blanke Entsetzen in den Gesichtern meiner Kontrahenten. Sie stierten angsterfüllt auf diese Kugel, die in meinen Händen schwebte. Dann explodierte die Kugel. Heiße Strahlen schossen daraus hervor und peitschten in die Gesichter meiner Gegenüber. Sie schrieen furchterrend, nein, irgendwie ekelte ich mich vor mir selbst. Und für das, was ich getan hatte, na ja, ich erspar euch das besser, auf jeden Fall sind sie komplett verbrannt.“
„ Mein Gott!“ keuchte Doro.
Alle Drei waren stehen geblieben, denn sie fühlten, dass dieses Gespräch etwas völlig anderes als ein normales Gespräch war, dass sie sonst geführt hatten. Es war wie eine Spannung in der Luft, ein elektrisches Band, das dieses Gespräch wichtiger machte, als alle anderen der letzten siebzig Jahre.
„ Das habe ich auch gedacht, ich bin schreiend aus der Anstalt gerannt. Ich weiß noch, es war ein regnerischer Tag und wie fast immer saß niemand am Empfang – Wer adoptiert denn heutzutage schon ein genetisch unreines Kind? - und ich stieß die verschmutzten Glastüren auf und rannte aus dem dreckigen, grauen Gebäude. Der Regen peitschte mir ins Gesicht und der Wind zerrte an mir, aber es machte mir nichts aus. Ich rannte bis zu dem Elektrozaun und warf mich auf den nackten Beton. Die Regentropfen fielen mir ins Gesicht, vermischten sich mit meinen Tränen und ich lag zitternd da und weinte.“
Doro standen die Tränen in den Augen und auch Ryan fühlte einen Kloß im Hals. Das erklärte so viel, so viele Sachen an Elias, dass es fast schon unheimlich war.
„ Warum hast du uns das nie erzählt?“
Elias öffnete die Augen und drehte langsam den Kopf. Er schaute den beiden fest in die Augen. Seine Hände zitterten.
„ Ich habe mich geschämt, so einfach ist das. Ich dachte es wäre meine Schuld, dass mich meine Eltern ausgesetzt haben. Kabumm hat mir heute die Augen geöffnet. Ich denke, mir ist auch in den letzten Jahren klar geworden, dass man seine Vergangenheit einfach nicht verändern kann – und ich hab mich immer schlecht gefühlt, als ich euch belogen habe. Aber da ist noch was anderes. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle mich, als ob ich das mein Leben lang wie ‚vergessen’ hatte. Verdrängung würde ein Psychologe wahrscheinlich sagen, aber jetzt ist es mir wieder eingefallen.“
Ryans Herz setzte bei diesen Worten förmlich aus. Genauso hätte er das Gefühl auch beschrieben, dass er eben gehabt hatte.
Als hätte eine fremde Macht den Schatten zurück ins Gedächtnis gestoßen.
‚Quatsch, bild dir nichts ein, Elias hat sich zufällig dran erinnert und durch die Erzählung hast du wieder dran gedacht.’
‚...mein Leben lang wie vergessen...’
Ryan schob den Gedanken beiseite.
„ Wie ging es weiter?“ fragte er mit einer seltsam rauen Stimme. Er räusperte sich, aber das enge Gefühl in seiner Kehle wollte nicht verschwinden.
Elias strich sich mit den Fingern durchs Haar und atmete tief durch.
„ Als ich dalag, merkte ich plötzlich, dass da noch eine andere Person war, nicht weit von mir weg, nur auf der anderen Seite des Zauns. Er strahlte eine seltsame Wärme und Freundlichkeit aus, aber ich weigerte mich hinzusehen und tat so, als merkte ich nichts. Er blieb einfach da sitzen, schaute mir beim Weinen zu und wartete, bis ich aufhörte. Erst dann sprach er mich an und fragte mich, was denn passiert sei, dass ich so herzzerreißend weinte. Ich hatte plötzlich den albernen Gedanken, dass er ein Engel war, der mit helfen konnte, aber wenn ich ihn anschaute, würde er verschwinden – So habe ich ihm meine ganze Geschichte erzählt ohne ihn auch nur einmal anzuschauen.“
„ Wer war er?“
„ Das kommt gleich. Als ich fertig erzählt hatte, da erzählte er mir einfach, dass so etwas schon öfters vorgekommen war und dass ich mir keine Sorgen machen sollte, sondern einfach mit ihm kommen. Erst da sah ich auf und glaubt mir, er hatte das schrecklichste Gesicht, an dass ich mich erinnern kann. Es war völlig verbrannt, fast schon schwarz und in der Mitte von oben nach unten von einer tiefen, roten Narbe durchzogen. Ja, er hat mich dann adoptiert und mit in das Kloster genommen und mich aus dem Kinderheim befreit. Ich hatte trotz seiner hässlichen Erscheinung kein einziges Mal Angst vor ihm.“
„ Wer war er?“ wiederholte Doro ihre Frage.
„ Das habe ich selbst erst später erfahren. Sein Name war Thomas, er war einer der besten Magier des Klosters. Bei einem Magieexperimenten war einer seiner Zauber auf ihn zurückgefallen und hatte ihn fast getötet. Deswegen das Gesicht. Ich glaube, das beste, was ich von ihm gelernt habe ist, dass das Aussehen eines Menschen so ziemlich das letzte ist, was etwas über ihn aussagt. Das wirklich interessante ist eigentlich, was dahinter steckt. Meistens sind es die Hässlichen, die doch herzensgute Menschen sind.“
Doro verzog das Gesicht, wie von einem innerlichen Schlag getroffen.
„ Tut mir Leid, dir da wiedersprechen zu müssen, aber ich glaube, ich kann dir da das Gegenteil beweisen.“
Elias schaute sie verwundert an.
„ Warum?“ fragte er, aber Doro lächelte nur und deutete auf die Sonne, die sich schon wieder dem Horizont näherte.
„ Ich glaube, wir sollten zusehen, dass wir wenigstens noch ein bisschen vorankommen, schließlich haben wir was zu tun und die Tatsache das wir nett über unsere Vergangeheit plaudern entschuldigt eine Verspätung trotzdem nicht.“
Auf Ryans fragenden Blick hin fügte sie hinzu.
„ Später, glaubt mir, die Geschichte läuft nicht weg.“
Dann hakte sie sich bei ihren beiden Freunden unter und zusammen machten sie sich auf den Weg zu der Ruinenstadt.


Danke an Saturn fürs Korrekturlesen übrigens. Du warst mir ne große Hilfe!:kiss:
Und natürlich: Danke an alle Leser, ihr seid sowieso die größten!:D
 
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