Kapitel XXII
Shenk spähte über den Rand des Plateaus, wo war dieser dumme Mensch abgeblieben? Vorsichtig suchte er die Gegend ab, aber konnte keinen Hinweis auf den selbsternannten Boten der Hölle finden. Fragend sah er eines seiner Monster an, aber es zuckte auch nur mit den Schultern.
In diesem Moment spührte er einen stechenden Schmerz im Hinterteil. Wütend wirbelte er herum und fand direkt vor seiner Nase den ausgestreckten Arm des grinsenden Paladins.
„Guten Flug.“
Ragul sah auf Shenk herab, der sich aus dem Schlamm am Fusse des Plateaus erhob. So gefiehl ihm das schon besser. Grinsend winkte er dem Aufseher. Dieser winkte zurück, allerdings mit seiner Peitsche, deren Spitze sich dann auch um Raguls Knöchel wickelte.
„Mist!“
Garan amüsierte sich köstlich, die Beiden boten ein Schauspiel das man selten genoss und wofür viele Leute teures Gold bezahlen würden, um es zusehen. Langsam gewöhnte er sich an seinen neuen Körper und wurde mit ihm vertraut. Zumindestens war der Körper wesentlich haltbarer als sein Menschenkörper und schien auch über wesentlich mehr Kraft zuverfügen.
Er wusste nicht ob er weiter wütend auf Rathma sein sollte oder ihm danken. Mit der Kraft des Baumes der Nacht war auch eine Äonen alte Gelassenheit über ihn gekommen und alles erschien im seltsam unwichtig, er musste sich direkt zwingen die Gegenwart als solche wahrzunehmen und nicht als ein Sandkorn auf dem Strand der Zeiten.
Der Kampf der Beiden wurde grade wieder spannend. Intressiert beobachtete Garan wie Shenk Ragul vom Plateau riss. Zur Überraschung des Aufsehers gelang es dem Paladin allerdings einen Salto zuschlagen, worauf hin er auf Shenks Brust mit den Füssen voran landete. Baals Befehlshaber landete mit einem lautem Schmatzen rückwärts im Schlamm.
Panik überkam Sarka, ihr Sein entglitt ihr und ihre Wahrnehmung begann sich einzuschränken. Sie rannte wie wild gegen die Barriere um ihren Körper an während ihre Kräfte weiter schwanden. Ihr war zum Heulen zumute, sie wollte schreien und sich irgendwo festklammern, aber all das war ohne Körper ziemlich unmöglich.
Verzweiflung kam in ihr auf, die Farben wichen einem Grau und sie hatte ein Gefühl von Kälte, das in ihr hochstieg. Langsam wurde es dunkel und in dieser Dunkelheit nahm sie einen Schimmer wahr, den sie zuvor nicht bemerkt hatte. Etwa woran sie sich klammern konnte, während sie langsam in teerschwarzer Nacht versank und erfror.
Ragul blickte auf den Aufseher herab, der immernoch im Schlamm lag. Ein grosser Hinderungsgrund zum Aufstehen war sicherlich die Spitze von Raguls Klinge, die direkt auf seiner Kehle lag und jede ruckhafte Aufwärtsbewegung mit einem frühen Tod honorieren würde.
„Nun Shenk, hast du es dir überlegt?“
„Was soll das überhaupt? Den Weltsteinturm haben wir längst eingenommen, niemand braucht dort meinen Truppen.“
„Noch halten wir den Weltstein, aber das dürfte sich bald ändern.“
Überrascht sah der Aufseher Ragul an.
„Was soll sich da ändern? Die Barbaren sind erledigt, die Portale sind in unserer Hand und niemand kann Baal noch aufhalten, die Welt mit der Hölle zu vereinen.“
„Bald werden sich die Tore zum Himmel über dem Weltstein öffnen und ich wette das dort schon die Legionen der Ordnung warten um uns zu begrüssen.“
Shenk zog keuchend die Luft ein.
„Das ist unmöglich! Baal kann die Tore nicht öffnen, kein Dämon kann das wir sind gebannt! Der Versuch allein würde jeden Dämon auf der Stelle zerreissen, dafür haben diese dreckigen Engel gesorgt.“
Zischend verschwand die Klinge über dem Heft und Ragul half dem verduzten Dämonen auf die Füsse. Langsam nahm er seinen Helm ab und sah ihn mit allen Augen an.
„Ich werde es tun.“
Shenk krümmte sich unter seinem Blick, zum erstenmal in seinem Leben empfand der Oberaufseher so etwas wie Angst.
Rathma hatte Sarka gefunden, er hielt sie in seinem Armen und tastete nach ihrem Puls. Sie war noch warm und ihr Herz schlug schwach, aber gleichmässig. Er konnte spüren das ihr Geist ihren Körper verlassen hatte und daß das Kind in ihrem Bauch wohlauf war. Weil er nicht wusste was er tun sollte wiegte er sanft ihrem Körper und wartete ab, was nun weiter geschehen würde.
Sarka wusste weder wo sie war, noch ob sie war oder ob sich um sie herum etwas befand. Vergessen war alles. Sie dachte nicht. Sie war noch da, aber hiess es nicht „Ich denke also bin ich“? Was war dann mit Geistern die nichtmehr dachten? Waren diese dann tot? Eine Ewigkeit geschah nichts sie hing in pechschwarzeer nacht, wie eine Traube aus Licht, ein Stern am Firmament. Um sie herum millionen weiterer Sterne.
Dann hörte sie einen Ruf, er kam von weit her zu ihr und schien doch direkt aus ihrem Inneren zu kommen. Und dieser Ruf riss sie zurück in ihr Bewusstsein. Es war kein Laut, mehr ein Bild, ein Fragen aus ihrem Bauch, wo sich ein werdendes Kind allein fühlte und sie rief. Mit diesem Ruf hatte sie acuh wieder eine Verbindung zu ihrem Körper. Der Funken der sie vorher getröstet hatte war nicht weiter als eine mentale Verbindung zu ihrem Kind.
Nun würde sie zurückkehren, aber vorher würde sie noch die Sterne vom Nachthimmel aufsammeln.
Rathma traute seinen Augen nicht, Sarka erwachte wieder zum Leben in seinen Armen. Er hatte sie mehr als zwölf Stunden lang gehalten und sanft um sie getrauert.
„Wie ... Wo ... Ich ...“
Sie drückte ihm sanft einen Finger auf die Lippen.
„Schhhhh.“
Langsam setzte sie sich auf und umarmte ihn fest. Dann nahm sie sein Gesicht in ihre Hände, strich sanft die Tränen fort.
„Ich war da in tiefster Nacht.“
Fragen flogen über sein Gesicht, aber sie schüttelte den Kopf.
„Es gibt viel zutun, wir müssen eilen, solange ich sie noch halten kann.“
„Wen halten?“
Rathma war zunehmend verwirrt. Sie sah ihm tief in die Augen und er konnte in der Schwärze ihrer Pupille leuchtende Sterne sehen.
„Komm mit mir zum Baum der Nacht.“
Garan klopfte Ragul freundschaftlich auf die Schulter. Beinahe wäre der Paladin wieder über den Rand des Plateaus gefallen, aber der Totenbeschwörer hielt ihn fest.
„Das hast du gut hinbekommen, ich dachte schon Shenk könnte dich besiegen.“
„Ich weiss nicht. Irgendwie hab ich im nachhinein das Gefühl, das ich nur mit ihm gespielt hab. Im Grunde hätte ich sofort seinen Geist niederzwingen können, aber so erschien es mir richtiger.“
„Ragul, auch wenn du mich bisweilen mit deiner Grausankeit und Spuren von Hass verwirrst, irgendwie bist du immer noch ein Paladin. Ich kann kaum glauben das du jemanden wie ein Engel versklaven könntest. Du würdest jeden mit Freundschaft, Angst, Bestechung oder was auch immer auf deine Seite ziehen, aber sie wären immer noch frei im Denken.“
Der Paladin sah ihn dankbar an.
„Du glaubst nicht wie wichtig es für mich ist, das du an mich glaubst. Ich trage Hass und Wahnsinn in mir, uralt und gefährlich. Manchmal weiss ich nicht wer die Oberhand hat.“
„Ist das der Preis den du gezahlt hast?“
„Ja, aber er wird wohl nicht von dauer sein.“
„Wie meinst du das?“
„Diablo wird mir so etwas Mächtiges nicht auf Dauer überlassen und wenn Mephisto wieder hergestellt ist wird er seine Macht zurück haben wollen.“
Garan blickte nachdenklich vom Rand des Plateaus über die Monster, die sich zum Aufbruch bereit machten.
„Wie lange wird das hier dauern, was meinst du?“
Ragul blickte abschätzend auf die Massen.
„Sie brechen ihre Lager sehr schnell ab. Aber selbst wenn wir sofort losziehen, wird es gut eine Woche dauern, bis das letzte Monster durch das Portal geht.
Shenk hat Boten ausgesand und die Gebiete zwischen hier und dem Weltsteinturm informiert. Ich denke Baal wird uns schon erwarten.“
Sarka stand zusammen mit Rathma vor dem Baum der Nacht. Langsam zog sie ihren Dolch.
„Vertraust du mir?“
Verschiedene Emotionen spiegelten sich im Gesicht des alten Dunkelelfen, aber dann gab er sich einen Ruck.
„Ja.“
Geschickt schnitt Sarka sich in ihren rechten Zeigefinger und drueckte einen Tropfen Blut herraus. Danach schnitt sie Rathma in den Zeigefinger und legte ihren darüber. Sie führte seine Hand an einen kleinen Ast des Baumes und drueckte ihre Fingerspitze solange gegen seine, bis sich ein Tropfen lösste und auf den Ast tropfte.
Rathma war verwirrt, er wusste nicht was das bedeuten sollte.
„Warum tun wir das?“
Während dessen flüsterte Sarka immer wieder die gleichen Worte, Worte die sie in einer alten, fast verfallen Rolle gefunden hatte.
„Aus Blut und Blut ... aus Blut und Blut ... aus Blut und Blut.“
Sie Konzentrierte sich, suchte in ihrem Inneren, fischte im Dunkeln nach einem Glühwürmchen. Da, sie hatte eins.
„Aus Blut und Blut, gebiert Leben!“
Ein Funken löste sich von ihrem Finger, wanderte in den Bluttropfen und verwandelte ihn in eine Knospe. Jubelnd fiel sie Rathma um den Hals. Dieser beobachtete ungläubig die Knospe, die sich langsam in eine Blüte verwandelte, in ihrer Mitte eine dunkelrote Beere mit einem leuchtenden Funken im Inneren.
Sarka rief ihn mit einem stechenden Scherz in das Hier und Jetzt zurück.
„Weiter, wir haben noch viel zutun.“
Fröhlich Lachend drückte sie einen neuen Blutstropfen aus seiner Fingerspitze.
, oder zeig mir mal in der ganzen Geschichte die Stellen in den Kapiteln wo ich besser hätte aufhören sollen 
omg ^^
einfach geil.. ich schau täglich ob ein neues kapitel da ist 