Kapitel 9 – Stimmen des Gewissens
„Das issie! Das’ meine Figur! Oh, du Goldjunge, wennich wüsse, wiech dir danggen kann!“
Ich schaue mich in Meschifs Kabine um – ein Regal voller Nippesfigürchen aller Motive und Materialien bedeckt eine ganze Wand des knapp bemessenen Raumes im Heck seines Schiffs, ein Elefant aus Knochen, eine...Katze könnte es sein, aus Holz, eine Amethyst-Schlange, ein Messingvogel...Alles umgeben von Wolle, von einer Glassscheibe am Herausfallen gehindert, nur – wo ist der freie Platz der menschlichen Jadestatue? Ah, ich sehe es – der Vogel passt als Einziger nicht genau in die Stelle genau in der Mitte, alle anderen Figuren sind liebevoll eingepasst in ihre Betten aus weicher Polsterung.
An der anderen Wand befindet sich eine hochklappbare Pritsche, auf der er im Moment sitzt. Der Boden dagegen...er ist übersät von Flaschen des billigen Schnapses, den der Kapitän konsumiert, seit er gesehen hat, was aus seiner Heimatstadt geworden ist. Ich bin froh, dass ich meinen Geruchssinn verloren habe, eines der wenigen Dinge, für die ich teils echt dankbar bin. In den zwei Wochen, die ich nicht auf der Bildfläche war, hat er sich nicht rasiert und wohl wenig gewaschen. Abscheu erfüllt mich, wann immer ich erneut durch einen Aussetzer in seiner Sprache oder für ihn noch peinlichere Geräusche daran erinnert werde, dass das Böse den Menschen mehr nehmen kann als nur ihr Leben – nämlich auch Alles, was das Leben lebenswert macht. Abgesehen davon, dass ich selbst wenig davon übrig habe, würde ich jederzeit einen sinnvollen Tod dem Verlust von Freude, Hoffnung und meiner Würde vorziehen. Was ich tun kann, ist, wenigstens eine Änderung hier zu versuchen.
Du willst jetzt nicht den Moralapostel spielen, oder?
„Ich weiß es auch nicht, aber warum denkst du nicht in Ruhe darüber nach Meschif – und nüchtern? Du bekommst das Ding, wenn du aufgehört hast, zu trinken.“
Er fährt hoch, danach unsicher schwankend und mit einem Finger in etwa auf mich deutend.
„Das kannsu nich machen! ’s meine! Unnich trinke, was unwieviel ich will!“
„Ich habe diese Figur aus Jade, die, wie du sagst, deiner ähneln...könnte...im Dschungel hart erkämpft. Egal, wie gut sie in deine Sammlung passt, du bekommst sie genau zu meinem Preis.“
Meschif kommt mit geballten Fäusten näher.
„Jetzt pass ma auf, du...“
„Ach, bin ich nicht mehr der Goldjunge?“
Er versucht, mich zu schlagen, aber ich bin schnell und er betrunken genug, dass ich beide unbeholfenen Schwinger auffangen kann. Fest, aber vorsichtig – ich weiß, dass ich ihm locker die Knochen brechen könnte – halte ich seine Handgelenke umschlossen und drücke ihn, bevor er auf mehr dumme Gedanken kommt, langsam auf die Knie. Er heult auf, aber mir reicht es jetzt.
„Jetzt pass...du...auf.“
Ah, wenn ich die Wörter betonen könnte, statt ominöse Pausen dafür einflechten zu müssen! Wenigstens werde ich darin besser.
„Ich habe eine Aura, die Schläge zurückwirft. Ich weiß nicht, ob der Schmerz von deren Stärke abhängt, aber du willst es nicht testen, ja? Ich lasse hier nicht mit mir handeln. Du hörst auf, zu trinken. Sofort. Dann kriegst du das Gerümpel. Bist du wieder ruhig?“
„...ja...“
Würde mich wundern, aber ich lasse ihn vorsichtig los. Er bleibt am Boden knien. Ich durchsuche seine Regale – da, die Flasche ist noch halb voll. Ich nehme sie und die Figur an mich, die ich auf den Boden gestellt hatte.
„Du hast also Nichts dagegen, dass ich das hier ins Meer kippe?“
Sein Blick schießt hoch, aber schnell stöhnt er und fällt um. Ich drehe ihn unsanft auf den Rücken, die Figur über ihn haltend. Seine Hände greifen nach ihr, aber mein Fuß hält seine Brust unten. Er keucht. Oh, zu fest. Egal.
„Bekomme ich eine Antwort?“
Ich sehe in seinen Augen, wie er mit sich ringt, sie zwischen der Flasche in meiner Linken und der Figur in meiner Rechten hin- und herwandern lässt. Schließlich fasst er sich an den Kopf, wieder stöhnend.
„Ooh...ich...ja. Ich meine, nein! Schaff das Teufelszeug raus! Na geh, geh! Ich bin nüchtern, nächstes Mal, ja.“
Ich trete zur Tür und spreche, ohne mich noch einmal umzublicken.
„Denk während des Wartens darüber nach, ob du mir nicht für mehr als die Figur was schulden könntest, wenn ich wiederkomme.“
Kochend vor Wut laufe ich die Treppe hoch, die Figur fest umklammernd. Meschifs Zustand widert mich an, der Zustand Aller hier widert mich an. Was ist mit diesen Menschen los? Sie sind verzweifelt, egoistisch, gierig, verrückt, dumm. Dieses Drecksloch gehört...
Pass auf, dass du unsere Verhandlungsbasis nicht zerstörst.
Oh. Ich lockere meinen Griff. Die Figur hält was aus.
Oben auf dem Deck des Schiffs halte ich inne, das Wissen des Windes auf meinem nicht-Gesicht mit beiden Händen ergreifend und mich mit Gewalt zwingend, die frische Luft zu genießen, ohne sie spüren, riechen, schmecken zu können. Ich lasse meinen Blick über das Meer wandern, in die Ferne schweifen, statt meine Augen zu schließen. Ihr denkt, ihr dürft Alle zusammenbrechen, wenn ihr Druck bekommt, ja?
Ich leere langsam den Alkohol ins Meer und werfe die Flasche hinterher, dann drehe ich mich nach Kurast um.
„Ihr habt falsch gedacht.“
Redest du öfter mit dir selbst? Oh, natürlich, vergiss die Frage.
Ich hebe meine Faust in den grauen Himmel.
„Beim Himmel, ich schwöre, die Welt wird nicht an der Idiotie ihrer Einwohner zu Grunde gehen!“
Komm, gib mir die Kontrolle über unsere Arme, sonst kann ich nicht klatschen.
Den Zweiten ignorierend gehe ich über die Planke auf den Steg, der zum Hauptplatz der Docks führt. Ich brauche einen Plan, und dafür brauche ich Verbündete. Aber zunächst...
„Hallo, General. Wie geht es dir?“
„Golem. Es ist gut, dich zu sehen.“
Er flüstert nur, auf seinem Bett liegen bleibend. Himmel, hoffentlich geht es ihm nicht schlechter. Ich trete neben ihn, er sieht mich an.
„Wo warst du? Ich hab dich vermisst.“
Als mich Schuld packt, schnürt sich meine Kehle zu...wie geht das? Es ist unmöglich – doch es passiert.
„Ich habe mich ein wenig an diesen Körper gewöhnt...etwas trainiert...“
„Und? Gefällt er dir?“
Seine Stimme, seine Augen, auf einmal so voller Leben, so voller Erwartung...
„...ja, sogar sehr. Ich kann dir nicht genug dafür danken.“
Trag den Zucker noch ein wenig dicker auf, vielleicht schmeckst du selber unter der ganzen Glasur dann nicht die Lüge.
Ja...warum bin ich nur zuerst zu ihm gekommen? Will ich meine Aufgabe wirklich damit beginnen, noch mehr Schuld aufzuhäufen? Sie lässt mich nicht los...
Er lässt sich zurückfallen und blickt mit einem Lächeln an die Decke.
„Oh, dein Dank ist Dank genug...du denkst an den Auftrag?“
„An nichts Anderes.“
„Gut...bitte, enttäusch mich nicht...du, ich bin so müde...“
„Ich verstehe. Schlaf gut und halte durch. Hilfe kommt.“
Nicht übel, ein Drittel deiner Sätze waren Falschaussagen!
Und ich weiß nicht, wann das mich einholt...aber als ich wieder gehe, bleibt mir das Lächeln des Meisters ins Gedächtnis gebrannt, während sich der Knoten um meinen Hals ein wenig lockert. Ja, ich weiß, warum ich zuerst zu ihm gekommen bin...
Also weiter.
„Natürlich kannst du den Schlüssel zur Truhe haben, Golem. Ich habe stets gut auf sie geachtet. Kann ich dir sonst wie helfen?“
„Danke, Deckard, aber um mehr muss ich mich selbst kümmern.“
Wenn ich Verbündete will, müssen es meine Verbündeten sein – da wäre Deckard Cains Hilfe sogar hinderlich. Ganz abgesehen davon, dass meine geplante Taktik nicht wirklich mehr Mitwisser als mich benötigt.
Mit dem dicken Schlüssel zur Verfügung ist unser Vorrat an Schätzen schnell geöffnet. Eine kurze Inventur später komme ich zu dem Schluss, dass der Meister mal wieder die Übertreibung nicht lassen konnte: Pleite sind wir bei Weitem nicht. Mit dem Geld, das wir noch haben, sind keine großen Sprünge möglich, aber wenns nach mir geht, ist das auch nicht das, was wir tun müssen. Dazu kommen einige Edelsteine mehrerer Farben und Qualitäten sowie eine Ral- und eine Sol-Rune. Und...oh!
Ich hebe aus der hintersten Ecke der Kiste einen dreckigen, alten Gürtel aus vier verbundenen Lederbändern hoch. Den hatte ich ja komplett vergessen.
Was eigentlich nicht geht, aber deine Fähigkeit zur Unfähigkeit ist immer wieder fähig, mich zu überraschen.
Als ob du dauernd an Alles denken würdest, was wir getan und gefunden haben, seit wir Bischibosch schlugen...
Ich habe doch sonst Nichts zu tun hier drin.
Weißt du, ich habe beinahe Mitleid.
Der Gürtel tauscht Platz mit der Jadestatue. Die Trophäe aus unserem allerersten Kampf dürfte dem Meister trotz des Trainings, das unsere Reise bisher war, wohl immer noch zu schwer sein; mir dagegen...passt er?
Ich lasse die Schnalle zuschnappen. Tatsächlich. Dabei habe ich wirklich keine schlanken Hüften.
Magie, hm? Ein wunderschönes ding. Sieh dir nur dieses Ornament an!
Was? Ist das mehr als nur ein sehr unregelmäßiger Kreis?
Ach, du verstehst einfach gar Nichts...
Dass ich jetzt die Hände frei habe, das verstehe ich. Der Schlüssel wandert nach erneutem Sichern der Truhe zwischen Gürtel und mich, da ist er gut verstaut und drücken kann er ja nicht. Weiter gehts...
„Seid mir gegrüßt, werte Dame. Auf ein Wort.“
Als ich sah, dass sich meinem neuestem Gesprächsziel eine mögliche Konkurrentin um deren Aufmerksamkeit näherte, hatte ich meine Schritte beschleunigt; und kaum sage ich etwas, überlegt sich die Andere es ganz schnell anders und verschwindet in gleicher Geschwindigkeit. Mein Ziel dagegen dreht sich ruhig um, sieht mich schief an und tritt dann näher, halblaut murmelnd, sodass uns selbst dann Niemand hören könnte, wenn ich nicht Alle verjagt hätte.
„Was spielst du denn für ein Spiel, Golem? Ist nicht so, als ob wir uns nicht kennen würden, oder?“
Ich lasse meinen Blick von oben nach unten über sie wandern. Kein Helm in Sicht, roter Umhang über den Schultern, schwarzer Stoff statt Metall darunter, und ebenso gefärbte Hosen, die in dunklen Lederschuhen münden.
„Du kennst mich, aber ich kenne dich nicht, Nat. Ich dachte nur, dich würde es freuen, wenn nicht gleich Jeder wüsste, dass du gerne mal Ausflüge in den Dschungel machst...wo du dich hier doch so harmlos gibst, als könntest du kein stilles Wässerchen trüben, obwohl das deine doch tiefer ist als Jeder vermutet...habe ich Recht?“
Sie starrt mich an, dann schüttelt sie den Kopf.
„Du bist schlau.“
„Eins der wenigen Dinge, auf die ich mir erlaube, stolz zu sein.“
AHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA
„Wie bescheiden. Komm mit.“
Kurz darauf sind wir bei ihr zu Hause – eine kleine Hütte gleich neben dem Steinplatz, auf dem sie sich wohl meist aufhält, um mit vielen Leuten viel zu reden, so wie ich das beobachtet habe. Es ist recht dunkel, aber ich sehe klar: Ein bekannter Helm gleich über der Tür als Ornament, zwei Klauen wie reine Dekoration auf einem Wandbehang gekreuzt, die Stiefel sind unter dem Bett...nur die Rüstung, poliert und mit drei Edelsteinen verziert, steht auf einem Ständer bereit. Wie sehr das ins Bild passt. Alles getarnt, versteckt...eine Frau voller Geheimnisse. Und ich weiß wohl mehr, als ihr Recht ist. Ob ich daraus Gewinn schlagen kann? Sicher. Ich brauche nur noch ein wenig mehr Informationen. Geduld.
Und da dachte ich, du wärst ein emotionsgesteuerter Vollidiot, das klingt ja fast nach der kalten Berechnung, die ich so gerne bei dir sehen würde!
Alles für den Meister. Denkst du, ich mach das gerne?
Sicher nicht. Immerhin war sie echt nett zu uns. Aber wie du richtig erkannt hast, ein Golem muss tun, was ein Golem tun muss.
„Möchtest du dich setzen?“
Wozu?
„Gerne.“
Du machst das doch nur, um mich zu nerven.
Ich lasse mich vorsichtig auf einem Hocker nieder, den Stuhl wie den zweiten ignorierend. Natalya hebt eine Augenbraue, aber sagt Nichts weiter, während sie sich auf dem Bett niederlässt, entspannt an die Wand gelehnt.
Schau genau hin – sie ist nicht entspannt. Ich glaube, das ist sie nie. Ihre Hand liegt genau richtig, wenn sie muss, kann sie sich in einem Sekundenbruchteil abstoßen und dich mit einem Tritt angreifen.
Ach? Ich würde ihr schlecht bekommen.
Die Stille dehnt sich, aber ich breche sie nicht. Ich bin nur der Gast, und ich habe schon genug gesagt mit dieser grausigen Stimme. Schließlich seufzt sie.
„Normalerweise könnten wir uns jetzt über einer Tasse Tee unterhalten, aber das wird ja leider Nichts. Nun, ich bin wirklich keine Freundin großer Worte, obwohl ich dauernd welche führen muss. Du willst offenbar etwas von mir – ich kann und will dir Nichts sagen, bevor ich weiß, was es ist.“
„Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich nicht nur da bin, um mich mit meiner neuen Freundin zu unterhalten über vergangene Kämpfe...oh, ich vergaß. Du hattest ja keine Lust, dich mit mir zu unterhalten, und das offenbar immer noch nicht, sonst würdest du dich nicht dumm stellen.“
Sofort ist sie auf den Beinen.
Ich hoffe, du bist bereit, sie daran zu hindern, uns zu schlagen.
Natürlich...aber Natalya geht nur zum Fenster und starrt über den Fluss, der die Docks von dem kurzen Grasstreifen vor dem Dschungelrand trennt.
„Ist es also nur eine Entschuldigung, die du suchst?“
„Eine Erklärung wäre mir lieber.“
Lange blickt sie in die Ferne; endlich spricht sie, aber es ist nur ein Flüstern.
„Ich kann nicht.“
Aber du musst – ich weiß, dass du nicht willst, dass Andere etwas über dich herausfinden...
Denkst du, sie ist für Erpressung anfällig? Von dir? Also bitte, das solltest du einem Profi überlassen.
Erpressung...Profi...bietest du mir gerade an, etwas für mich zu tun, das ich gerade selbst tun wollte?
Oh, Himmel, was mache ich hier eigentlich?
Was nötig ist.
Aber ich kann doch nicht...nein! Ich habe gerade eben erst geschworen, all diese schlechten Eigenschaften bekämpfen zu wollen, ich werde nicht selbst auf diese Methoden zurückgreifen!
Jetzt ist sie verwundbar. Nutze doch einfach deinen Charme statt rohe Gewalt, für Irgendwas muss der ja gut sein. Und...hast du eine Wahl?
...nein.
Verzeih mir, Nat.
„Dir scheint auch etwas auf dem Herzen zu liegen...“
Sie dreht sich nicht um, aber in ihrer Stimme liegt ein bittersüßes Lächeln.
„Es ist Nichts, mit dem ich nicht alleine fertig würde.“
Das Schlimme ist: Ich will ihr ja helfen – aber das ist nur ein Nebenziel. Primär geht es mir nur darum, sie zum Reden zu bringen...
„Das dachte ich auch, bis du mir gezeigt hast, dass Probleme leichter zu ertragen werden, wenn man darüber redet.“
Da dreht sie sich um. In ihren Augen steht Zorn.
„Ich glaube, du verstehst nicht, und wenn ichs dir nicht auf die sanfte Tour beibringen kann, dann halt so. Ich werde dir Nichts sagen, weil ich nicht darf. Das hat Nichts mit Wollen zu tun. Du erfährst von mir keinen Ton, also kannst du auch diese plumpen Versuche lassen, zwischen Erpressung und Emotionen etwas aus mir herauszubringen.“
Ich sitze einfach nur da, während ich wieder diesen eingebildeten Schlag mitten ins Gesicht verarbeiten muss.
Ohohoho, sie ist gut. Das hast du mal wieder unglaublich effizient in den Sand gesetzt.
„Ich sehe, dass ich da ins Schwarze getroffen habe. Also, noch einmal die Frage vom Anfang: Was willst du wirklich von mir?“
Noch kurz bleibe ich bewegungslos, dann breche ich zusammen, mein Kopf herabsinkend.
„Es tut mir Leid, Natalya. Nichts. Es ist Nichts von Bedeutung. Ich werde Niemandem etwas erzählen. Wir sehen uns, oder nicht...“
Ich stehe langsam auf und gehe zur Tür, schwer an meiner Schuld tragend. Ganz toll führe ich den Auftrag des Meisters aus. Ich mache mir neue Feinde statt Verbündete, verstoße gegen gerade erst gefundene Prinzipien und der Irre in mir hat auch noch mehr Recht als ich...
„He, Eisenjunge.“
Noch bevor ich wirklich anhalten kann, ist Natalya an mir vorbei gerauscht und stellt sich mit verschränkten Armen vor mich in den Türrahmen.
„Jetzt versink nicht so in Selbstmitleid, das ist ja nicht auszuhalten. Setz dich wieder hin und wir reden wie erwachsene Menschen darüber, und ich meine das genauso, wie ich es sage. Ich kann dir Nichts verraten, aber ich kann dir sicher trotzdem helfen. Auch, wenn es nicht so aussah, bin ich dir trotzdem verdammt dankbar, dass du mir da draußen den Hintern gerettet hast, und das ohne Wenn und Aber.“
Ich starre sie an. Womit habe ich das verdient? Wer vergibt mir meine Sünden?
Mein Blick wandert kurz nach oben. Vielleicht sollte ich aufhören, einfach nur den Meister nachzumachen, wenn ich das Wort „Himmel“ als Fluch benutze.
Dann setze ich mich wieder hin und erzähle ihr Alles.