Früher Samstag, aber heute abend bin ich wahrscheinlich zu geschafft - also bitte sehr:
Kapitel IV - Teil II
Der Kamm der Düne bewegte sich!
War das eine Täuschung?
Nein, sie war sich sicher, es gesehen zu haben und auch das Kamel schien etwas bemerkt zu haben.
Ein weiteres Wiehern erklang.
Irgendetwas stimmte nicht, so viel war klar. Aber was?
Sie war sich nicht sicher, aber ein Gefühl in ihrem Bauch sagte ihr, dass an der ganzen Sache etwas faul war. Es stank zum Himmel.
Vorsorglich holte sie nun die Katare aus ihrer Satteltasche und verbarg sie unter ihrem weiten Gewand.
Zweimal hatte nun ein Pferd gewiehert.
Zweimal.
Ein Pferd.
Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Es gab seit dem Tod des Schimmels kein einziges Pferd mehr in der Karawane.
Woher kamen dann also diese Laute? Wenn hier in der Nähe Pferde waren, dann waren dort auch Menschen und Menschen, die sich in der Dunkelheit verstecken, haben selten etwas Gutes im Sinn. Das wusste keiner besser als sie.
Alarmiert wandte sie sich wieder ihrem Reittier zu und schwang sich in einer fließenden Bewegung auf dessen Rücken.
Erschreckt blökte das Tier auf, es hatte sich wohl vollkommen fasziniert auf die Geschehnisse der Düne konzentriert.
„Shhhh“, beruhigend tätschelte sie dem Tier die kräftige Schulter, „ ruhig, du Biest, ganz leise jetzt...“
Vorsichtig lenkte sie das Tier noch etwas weiter vom Lager weg, weg von den Feuern und dem letzten Licht, das sie hergaben. Im Schatten ließ sie das Tier das Lager in sanftem Passgang umrunden, bis sie sich im rechten Winkel zu Düne und genau auf halber Strecke zwischen ebendieser und dem Lager befand. Flink holte sie ihre Katare unter ihrem Gewand hervor, befreite sie aber noch nicht aus ihrem Stoffumhüllungen, denn sie fürchtete verräterische Lichtreflektionen auf den Klingen.
Sie wartete.
Rabenschwarz und kalt senkte sich die Nacht vollends über die Zeltstadt herab und versteckte barmherzig die unwirtliche Landschaft.
Im schwachen Glimmen des letzten Lagerfeuers erkannte Naeemah, wie sich aus der Zeltstadt langsam eine lange Karawanenschlange gebildet hatte. Anscheinend war Niemandem ihr Verschwinden aufgefallen. Gemächlich begann sich der lange Wurm aus Tieren und Menschen in Bewegung zu setzen.
Es war jetzt wirklich bitterkalt.
So kalt, dass ihr der Atem am Schleier gefror. Dampf stieg aus den Nüstern ihres Kamels in kleinen Wölkchen auf und verflüchtigte sich im aufkommenden Wüstenwind.
„Inshallah!“ Rufe und laute Geräusche von sich schnell nähernden Pferdehufen rissen sie aus ihrem Beobachtungen.
Eine Meute von gut und gerne dreißig Reitern stürmte auf das Ende des Karawanenwurms zu, trotz der Dunkelheit erkannte sie ihre Zahl gut an dem Blinken der Klingen. Nun ja, jetzt nur noch etwa neunundzwanzig. Einer der Reiter war etwas abseits der Hauptgruppe zu nahe an Naeemah vorbeigeritten; so ein hervorragendes Ziel lies sie sich nicht entgehen und erledigte ihn kurzerhand mit einem Shuriken. Er traf den Reiter tief im rechten Auge und bohrte sich durch die Wucht des Wurfs weit in seinen Kopf. Lautlos rutschte er von seinem Reittier, welches sich nun, bar seines Reiters, wieder rasch der Gruppe anschloss. Inzwischen war die Spitze der angreifenden Meute auf das Ende der Karawane gestoßen, traf dort zwar auf Gegenwehr, aber der Großteil der Verteidiger befand sich an der Spitze, um die Vorhut zu sichern. Ehe die Spitze etwas von Angriffen mitbekam, waren die Menschen ganz hinten meistens schon tot, ausgeraubt und die Diebe über alle Berge. Der Emir-al-haddsch und mehrere seiner Leibwächter waren zwar schon auf dem Weg nach hinten, aber sie würden auf dem nachgiebigen Boden noch eine Weile brauchen, ehe sie zu Hilfe eilen konnten.
Aber der junge reittierlose Mann stellte sich mit einem Einhänder den Angreifern. Mit einem gewaltigen Streich holte er den ersten Gegner von seinem Reittier und trennte dem nächsten Tier die Beinsehnen durch.
In hohem Bogen flog der Reiter zu Boden, während das Tier reglos, aber vor Schmerzen schreiend am Boden liegen blieb.
Mit einer schnellen Bewegung durchstieß der junge Mann dem leidenden Tier die Halsschlagader und es wurde still. Dann wandte er sich dem am Boden liegenden Angreifer zu und enthauptete ihn.
Allerdings sah es nicht sehr rosig für ihn aus. Die große Masse der gegnerischen Meute war jetzt auch angekommen und gleich mehrere Gegner zingelten den jungen Streiter ein.
An sich waren die Angreifer den Verteidigern bestimmt drei zu eins überlegen.
Energisch trat Naeemah ihrem Kamel die Füße in die Seiten und spornte es zu einem schnellen Pass an. Erschreckt setzte sich das Kamel unverzüglich in Bewegung. Im gestreckten Passgang hielt es auf den Schauplatz des Kampfes zu.
Einer der Reiter sah sie kommen, wendete sein Tier und ritt ihr mit gezücktem Krummsäbel entgegen. Wütende Kampfschreie ausstoßend und sein Schwert über dem Kopf schwingend, sprengte er ihr entgegen. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, als er erkannte, dass sie eine Frau – leichte Beute – war.
Erst im letzten Moment vor dem Zusammenprall riss sie mit der linken Hand die Zügel und somit das Kamel zu Seite, mit der rechten Hand zog sie ihren Katar aus der Stoffumhüllung, duckte sich geschickt unter dem flachen Streich der breiten Klinge des Angreifers hindurch und setzte selber zum Stoß an. Ihre Klinge fand ihr Ziel in seinen Gedärmen. Blut, Gedärme und Kot quoll aus der Bauchwunde hervor.
Noch ehe der tote Körper ihres Gegners den Boden berührte, hatte sie ihrem Kamel wieder die Sporen gegeben und bewegte sich weiter zu den anderen Angreifern hin.
Zornig blökend fuhr das Kamel unter die Kämpfer.
Mit einem gewaltigen Satz wechselte Naeemah ihr Reittier: von Kamel zu Mann.
Letzterem schnitt sie eiskalt die Kehle durch und landete elegant auf ihren Füßen, als er zusammenbrach.
In einer fließenden Bewegung brach sie dem nächststehenden Angreifer das Genick.
Sich so etwas Raum verschaffend, streifte sie erst einmal das dicke Tuch des Niqab ab. Darunter trug sie, wie immer, ihre Kampfkleidung.
Ein schwarzer hautenger Duhmah aus Leinen stellte optimale Bewegungsfreiheit sicher. An der Außenseite der Schenkel war er geschlitzt, so dass man die darunterliegenden Netzstrumpfhosen erkennen konnte.
Der Duhmah schloss am Hals dicht ab und erlaubte keine neugierigen Blicke, obwohl der durch seine enge Passform mehr enthüllte, als verbarg. Sanft konnte man unter dem Stoff die Form ihres Körpers erkennen. Der empfindliche Bauchraum und die unteren Rippen wurden von einem schwarzen Korsett geschützt, welches zugleich ihre Taille schön in Form brachte. Lange, auch wieder enge Ärmel endeten in ebenso schwarzen Handschuhen.
Schnell strich sie sich das schwarze, lange Haar zurück, steckte es mit Hilfe von zwei Stäbchen hoch und strich Strähnen weg.
Während der schwere Stoff ihres Niqab zu Boden glitt, wurde sie von drei Angreifern umringt.
Mit dem Rücken zu ihrem ursprünglichen Reittier machte sie sich kampfbereit. Geduckt und in Lauerstellung erwartete sie den ersten Narren, der es wagen würde, sie anzugreifen. Alles in ihr lechzte nach Blut, die ersten paar Tropfen, die sie gekostet hatte, hatten sie wieder auf den Geschmack gebracht.
Und schon stürmte der erste Freiwillige heran. Mit einem gezielten Kick gegen das Brustbein stieß sie ihn zurück, fühlte und hörte genießerisch, wie der Knochen unter ihrer harten Sohle brach und sich die Knochensplitter in Lunge, Herz und Magen bohrten. Ah, dieses melodische Knacken eines von zierlichen Kriegsstiefeln zerschmetterten Knochens!
Nach Luft und Leben japsend, kippte der gestoppte Krieger nach hinten um und rührte sich auch nicht mehr.
Sie wandte sich den übrig gebliebenen, etwas verunsicherten beiden Kriegern zu.
Sie wechselten besorgte Blicke, fassten dann aber erneut Mut und stürmten gleichzeitig auf Naeemah zu.
Elegant warf sie sich zu Boden, rollte zwischen den Beiden hindurch und versetzte dem rechten Angreifer beim Aufstehen einen tiefen Schnitt in die Achillessehne seines rechten Fußes. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brach er auf die Knie nieder und fasste sich an den verletzten Fuß.
Der Andere fuhr herum und führte einen gewaltigen Streich gegen ihre Brust. Im letzen Moment ließ sie sich nach hinten fallen, auf Beinen und Händen versuchte sie kriechend etwas Abstand zwischen sich und den Angreifer zu bringen.
Mellilah fehlte ihr. Mit ihren Fallen war es um einiges leichter gewesen, gegen mehrere Gegner auf einmal zu bestehen.
Naeemah würde ihr strategisches Vorgehen deutlich ändern müssen, wenn sie weiterhin durchsetzungsfähig gegenüber mehreren Gegnern bleiben wollte.
Ihr jetziger Kontrahent ließ ihr aber keine Zeit, sich aus seiner Schwertreichweite zu entfernen und setzte ihr mit dem nächsten Streich sofort nach.
Wieder zielte er auf ihre Brust und dieses Mal traf er auch.
Das Schwert schlitzte ihr den Leinenstoff des Duhmahs quer über die Brust auf. Der Stoff klaffte weit auf und ein rötlicher Riss erschien auf ihrer hellen Haut.
Mit einem zuversichtlichen Grinsen trat ihr Gegenüber auf sie zu, die Augen fest auf die klaffende Stoffwunde gerichtet.
Naeemah überlegte. Die große Reichweite seines Schwertes machte einen Angriff praktisch sinnlos.
Sand oder Spiel?
Aufgrund der Blicke ihres Gegners entschied sie sich für die zweite Variante. Behutsam schob sie sich die Katare weit unter ihren Rücken, hoffentlich nahm ihr Kontrahent nichts von dieser Bewegung wahr. Möglichst ängstlich wand sie sich auf dem Boden und brachte dabei einen Katar in die richtige Position in ihrer linken Hand.
„Bitte, tun Sie mir nichts...“, flehte sie und blinzelte unschuldig durch ihre Wimpern.
Mit einer Drehung des rechten Armes brachte sie dabei den kaputten Stoff ihres Duhmahs in eine Position, die tiefe Blicke zuließ.
„Keine Angst meine Kleine, ich wird dir schon nichts tun“, genüsslich strich sich der Mann durch seinen wirren Bart, „lass doch mal sehen, was du da hast – du blutest ja.“
Er kniete sich auf ihre rechte Seite und streckte seine rechte Hand in Richtung ihrer Brust aus, behielt sein Schwert aber in der Linken. Absichtlich atmete Naeemah etwas heftiger als nötig, lenkte so seine Blicke gänzlich ab und schob sich dabei den Katar vollends in die linke Hand. Dabei drehte sie sich zu ihrem Opfer und zog leicht ein Knie an den Körper.
Der Mann trug einen dicken, dunkelblauen Turban und die üblichen Gewänder der Wüstenvölker. Zwei dunkle Augen stachen unter dem Turban hervor. Grinsend streckte er seine dunkelhäutige Hand immer näher an ihre Brust heran.
Die Fingernägel waren dreckig, verformt und vergilbt.
Naeemah unterdrückte die aufkommende Übelkeit, denn ihr Gegenüber übertraf in seinem Gestank sämtliche Gassen Harrogaths im Sommer bei weitem.
Als sie die pergamentartige Haut seiner Hand auf ihrer Brust spürte, entschloss sie sich zu handeln.
Genug gespielt jetzt!
Blitzschnell wich sie seiner Hand aus, holte in der selben Bewegung den Katar hinter ihrem Rücken hervor und rammte ihn genau zwischen die zweite und die dritte Rippe.
Überrascht keuchend sackte der Mann in sich zusammen, versuchte noch, sich auf sie zu werfen, aber mit ihrem Knie stieß sie ihn weg.
Leise pfeifend entwich die Luft seinen Lungen.
Wie ein Fisch auf dem Trockenen lag er da. Sein Gesicht färbte sich allmählich tiefblau.
Zum Abschied trat ihm Naeemah noch einmal kräftig zwischen die Beine.
„Ekelpaket“
Schnell kam sie wieder auf die Beine, klopfte sich den roten Sand von der Kleidung und versuchte, die Lage zu peilen.
Im sanften Glimmen eines zurückgebliebenen Lagerfeuers hielt der junge Krieger mit Hilfe seines mächtigen Einhänders mehrere Angreifer in Schach.
Doch seine schwere Rüstung belastete ihn auf dem weichen Sandboden sehr, außerdem waren seine Gegner durch ihre leichte Panzerung viel beweglicher und brachten ihm immer wieder viele kleine Treffer bei. Mit schnellen Vorstößen und noch schnellerem Rückzug versuchten sie, ihn zu ermüden und aus der Fassung zu bringen.
Naeemah beschloss, ihm als erstes zu helfen.
Schnell rannte sie zu den Kämpfenden, fing einen Schwertstreich, der für den Rücken des jungen Kriegers gedacht war, mit gekreuzten Kataren ab und stieß den Gegner mit einem gezielten Tritt seitlich gegen das Knie zurück, so dass er über seine Kumpanen fiel.
Das verschaffte ihr und ihrem neuen Kampfgefährten eine kurze Verschnaufpause. Schwer atmend dankte ihr der junge Mann: “Ich hatte noch nicht einmal die Zeit, Gott um seinen Segen für den Kampf anzuflehen!“ Verzweifelt legte er die Stirn in Falten, „Haltet sie mir bitte zwei, drei Sekunden vom Leibe, ihr werdet es sicherlich nicht bereuen, edle Kriegerin.“
Naeemah musterte ihn kurz. Zögerlich nickte sie. Besser ein konzentrierter Krieger... außerdem sieht er aus, als könnte er eine kleine Atempause gebrauchen.
„Also gut, ich halte sie euch fern. Beeilt euch aber, wir können hier jede Klinge gebrauchen!“
Aufatmend und erleichtert nickte ihr der junge Mann zu, nur um sich sofort auf die Knie in den Sand fallen zu lassen. Sein hohes Schild lehnte er gegen seine den Gegnern zugewandte Seite, dann faltete er die Hände und senkte den Kopf zum Gebet. Er begann, lateinische Wortfolgen in verschiedenen Klangfarben zu rezitieren.
Naeemah verstand seine Worte nur bruchstückhaft, hätte aber ohnehin nicht die Zeit gehabt, aufmerksam zu lauschen, denn sichtlich unbeeindruckt hatten sich ihre neuen Spielgefährten wieder vom Boden erhoben und griffen mit unverminderter Kraft an.
Der Erste, ein besonders großer, grobschlächtiger Kerl mit rotem Turban, schlug mit einer Schlangenpeitsche nach ihrem Gesicht.
Instinktiv fuhr sie zurück, kassierte aber einen leichten Treffer an der Wange.
Schmerz durchschoss ihren Kopf und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Verfluchter Mist, verfluchter!
Sie stolperte zurück und versuchte sich wieder zu fangen.
Halunke Nummer zwei, mit grünem Turban und dichtem Vollbart, setzte ihr sofort nach. Der Schwertstreich nach ihren Beinen ging ins Leere, Naeemah war pfeilschnell in die Höhe gesprungen und konterte den Angriff mit einem Kick des linken Fußes.
Ihr Knie traf.
Allerdings das anfängliche Opfer, welches bereits Bekanntschaft mit ihren Füßen gemacht hatte. Ursprünglich wollte er ihr wohl einen Säbelstich verpassen und war dabei direkt in ihren Angriff auf den Vollbärtigen geraten. Dummerweise blockte er ihren Angriff...mit seinem Hals. Unwillkürlich ließ er den Säbel fallen und griff sich an die Gurgel. Er röchelte. Dumpf traf der Säbel auf den weichen Sandboden. Genauso dumpf war das Geräusch, als er auf seinen Knien zu Boden ging. Seine Hände sanken kraftlos herunter und verbargen nicht mehr, was Naeemahs Knie angerichtet hatte.
Der Hals sah seltsam deformiert aus. Der Kehlkopf fehlte.
Beißender Schmerz durchzuckte ihren Rücken. Der Bärtige hatte seine Chance ergriffen, als er erkannte, dass Naeemah abgelenkt war und hatte ihr einen Peitschenhieb quer über den Rücken versetzt.
Ein erstickter Schrei entfuhr ihr und sie spürte, wie warmes Blut
ihr Blut den Rücken hinunterlief. Sie stürzte zu Boden, aber es gelang ihr, sich mit einer Rolle abzufangen. Dabei geriet roter Wüstensand in die frische Wunde. Es brannte höllisch, da sich in dem Boden nicht nur Sand, sondern auch noch viel anteiliges Salz aus der Savanne befand. Die Katare entglitten ihren Händen.
Keuchend kam sie wieder auf die Beine, ärgerlich, dass sie immer noch nicht gelernt hatte, ohne fremde Hilfe mit mehreren Gegnern umzugehen. Sie fluchte laut. Wütend und wie eine Katze sprang sie den Verursacher ihrer Schmerzen an. Sie zerkratzte ihm das Gesicht und biss ihm mit aller Macht in den Hals. Sie schmeckte Blut
sein Blut und bar jedes rationalen Handels fuhr sie ihm weiterhin wie eine Furie durchs Gesicht. Ihr Opfer schrie und drehte sich vor Schmerzen, versuchte angestrengt, sie loszuwerden, aber dies gelang ihm erst mit Hilfe zwei seiner Gefährten.
Naeemah landete wieder unsanft auf dem Boden und der neuerliche Schmerz im Rücken brachten sie wieder zu Bewusstsein.
„Verdammt, Krieger, was ist nun? Wollt ihr nur Beten oder haltet ihr ein Kaffeekränzchen mit eurem Gott? Soll ich euch noch ein Stück Kuchen und eine Tasse Mokka vorbeibringen?“, rief sie dem immer noch knienden Mann zu.
In diesem Moment schoss ein greller Lichtblitz vom Himmel hernieder und erfüllte den jungen Krieger mit einer flammenden, wabernden Aura aus Magie.
„Kriegerin, der Heiligste aller Heiligsten ist auf unserer Seite und gemeinsam werden wir siegen!“ Seine Gestalt wirkte auf einmal sehr imposant und überhaupt nicht mehr jünglingshaft und staksig. In wenigen Schritten hatte er sie erreicht und legte seine schwer gepanzerte Hand auf ihre Schulter.
Flammend rot schoss der Nebel um seinen Füßen in einer Säule empor, umwand wie eine Schlange ihren Arm und glitt von seiner Hand auf ihren Körper über.
Auf ihrer nackten Haut spürte sie eine nie gekannte Wärme und als die rote, flammende Wolke sie ganz umfangen hatte, fühlte sie eine nie gekannte Kraft in ihr emporsteigen. Schnell verflüchtigte sich der rote Nebel und bildete auch um ihre Füße die flammend-rote Aura.
Merklich straffte sich ihre Haltung, die Körperspannung kam mühelos zu ihr zurück, ihre Kraft strafte jeden vorherigen Kampf Lügen.
Etwas verwundert fixierte sie den jungen Krieger kurz, stellte aber ihre aufkommenden Fragen für nach dem Kampf zurück.
Wild und bluthungrig fauchte sie: “Dann lasst uns ihnen den Rest geben!“ Ihre Augen blitzten vor Kampfeslust. Der junge Krieger nickte: „ Gut, aber bleibt in meiner Nähe, Kriegerin, und Gottes Segen wird euch nicht verlassen!“
Automatisch und wie ein eingespieltes Team, stellten sie sich Rücken an Rücken und wandten sich ihren verbleibenden Gegnern zu.
Fast symmetrisch führten sie ihre Angriffe aus, tanzten förmlich um ihre verblüfften Widersacher mit einer unmenschlichen Leichtigkeit herum. Beide setzten den rechten Fuß vor, setzten einen tiefen Hieb nach dem Oberschenkel ihrer Gegner an, wirbelten dann herum und verpassten dem jeweils anderen Kämpfer einen Hieb in den Unterleib. Naeemah verpasste ihren Gegner aufgrund der kurzen Reichweite ihres Katars zwar knapp, statt des tödlichen Stichs ritzte sie ihm nur die obere Hautschicht auf.
Der Konter hätte sie beinahe am Arm getroffen, doch im letzten Moment hielt der junge Krieger seinen schweren Schild vor ihren Arm und fing damit den Schlag ab. Dies gab ihr den idealen Schutz, um noch einen Angriff nachzusetzen und den ungeschützten Angreifer ihre Waffe in die Brust zu stoßen. Sie fuhr herum, um den letzten Angreifer abzuwehren und ihrem Kampfpartner den Rücken freizuhalten, aber er hatte die Bauchwunde nicht überlebt.
Erleichtert lächelte sie der junge Mann an. „Nun, Kriegerin, wie mir scheint, sind wir zwei ein gutes Team, so unterschiedlich wir auch sind.“
„Ja“ , entspannt strich sich Naeemah ein paar Strähnen aus dem Gesicht und zog eine Spur aus Blut über ihre Stirn, „ ja, so sieht es aus. Interessante Fähigkeiten habt Ihr da, dazu aber vielleicht später. Zuerst sollten wir sehen, ob wir noch irgendwo etwas tun können.“
„Da habt Ihr recht, lasst uns einmal dort hinten nachsehen“, schlug der junge Krieger vor und deutete auf die Wasserbehälter, „übrigens mein Name ist Ivon.“
Naeemah nickte ihm zu, blieb ihm aber eine Antwort schuldig. Es schien Ivon nichts auszumachen, er lächelte nur auf seine eigentümliche, ruhige Weise. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung.