• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

[Story] Lagerfeuer

Hi Ihr beiden! (und natürlich auch alle anderen...)

- ein improvisiertes Lager - aber mit einem Langhaus darin?
Es handelt sich um ein improvisiertes Langhaus...

- eine Palisade ist plötzlich ein Wall, auf der/dem man sogar gehen kann?
UPS!! Nicht genau genug beschrieben: Der Wall ist HINTER der Palisade...:D

- Greise und Kinder - wenn die Amazonen männerlos als Schwestern eines Ordens leben (was ich einfach mal vermuten würde), wo kommen dann Kinder und Greise her?

Also, die Amazonen sind in meiner Welt kein männerloses Volk. Ich kann und will in meiner Geschichte Magie nicht ganz vermeiden - sonst wäre es nicht die Welt von D2 - aber ich plane, viele Dinge logisch zu erklären. Die Jägerinnen lebten in Tristram als ganz normales Volk. Sie haben nur ihre Besonderheiten: Frauen bilden das Heer, Frauen sind Schmiede und Anführer, Männer haben da eher eine untergeordnete Rolle, z.H. als Sammler, Erzieher oder Heiler (wie später zu sehen).

Und selbstverständlich, BrainBUCK, werden die Alten mit äußerstem Respekt behandelt, schließlich haben sie einst das Volk verteidigt oder ernährt.

Also vielen Dank für Euer Interesse und ich werde mich bemühen, solche Fragen in Zukunft selber bewusst zu sehen und sie im Text zu beantworten.


:hy: Insidias

edit den Heiler hatte ich ja doch schon oben erwähnt...
 
Insidias schrieb:
Die Jägerinnen lebten in Tristram als ganz normales Volk. Sie haben nur ihre Besonderheiten: Frauen bilden das Heer, Frauen sind Schmiede und Anführer, Männer haben da eher eine untergeordnete Rolle, z.H. als Sammler, Erzieher oder Heiler (wie später zu sehen).


Aber wie passt das zu dem Orden?
Deinen Erklärunge zufolge wären dann die Amazonen einfach ein Volk, das matrairchalisch organisiert ist, ansonsten aber ganz normal lebt. Unter einer Kloster'bevölkerung' hatte ich mir nur stets etwas anderes vorgestellt - auch weil deine Amazonen sich mit 'Schwester' anreden und die Abtrünnigen ausschließlich Frauen sind. Das spricht alles nicht gegen Männeranteile unter der Bevölkerung, aber bedeutet das dann, dass diese mit im Kloster gelebt haben?
:hy: Reeba

P.S.: Wann dürfen wir mit einer Fortsetzung rechnen?
 
Ich hab deine geschichte nun in einem durch gelesen und finde sie sehr gelungen. Allerdings gibt es einen fehler: Die jägerinnen sind keine Amzonen, das sorgte bei mir an einigen stellen für verwirrung. Das solltest du überdenken und gegebenenfalls korrigieren.
 
Hi Shorty86, willkommen an Bord!
Du schreibst, dass Jägerinnen keine Amazonen sind. Das stimmt für das Spiel vielleicht, kann ich selber gar nicht genau sagen... :confused:
Ich habe allerdings angefangen, meine eigene kleine Welt zu erschaffen (siehe Vorwort: Ihr kennt sie vielleicht, aber ihr kennt nicht die ganze Wahrheit) und ja, sie unterscheidet sich in einigen Dingen von dem Spiel. Ich hoffte, durch das gleichzeite Nutzen der Worte "Amazone" und "Jägerin" klar zu machen, dass es sich um dieselbe Personengruppe handelt. Dies ist für meine Geschichte sehr wichtig...

@ Reeba
Der Orden der Schwestern vom verborgenen Auge (um Akara) lebte tatsächlich im Kloster und ist einfach ein nur Teil des Volkes der Amazonen wie später erwähnt wird, es hat aber keine große Bedeutung für den Verlauf der Story.
Dass die Amazonen sich mit "Schwester" anreden, hat nichts mit einer klösterlichen Ordnung zu tun... Die gleiche Anrede wird z.B bei Marion Zimmer Bradley im Zusammenhang mit Amazonen-Völkern auch benutzt und da hab ich sie geklaut... :D
Die Abtrünnigen sind logischerweise nur Frauen, weil nur Frauen Kämpfer sind.
Die verweichlichten Männer, die übergelaufen sind, putzen grad die Flure im Kloster, aber die erscheinen nicht auf der Bildfläche. :fight:


Mit wurde grad in einer Mail von einem sehr guten Freund bestätigt, dass ich etwas "quergebürstet" auf die Kritik hier reagiere... Das tut mir leid und ist bestimmt nicht so gemeint. Ich ärgere mich, das stimmt, aber ich ärgere mich nur darüber, dass ich es nicht geschafft habe, die Fragen von vornerein zu vermeiden. Also bitte unbedingt weiterkriteln!! :kiss:



:hy: Insidias


P.S. Die Rechtschreibfehler gehen voll auf meine Kappe, ich schreibe im 2-Finger-Suchsystem und verhau mich dementsprechend oft. WinWord erkennt nur unsinnige Wörter, aber Vertipper und grammatikalische Fehler wie "eine Hund" werden leider nicht bemerkt... Ich gelobe Besserung!
 
Wie ich sehe, hast Du es perfektioniert ;)

Macht Spass ab der ersten Zeile an, ich hoffe nur Du macht mal ein komplettes Dokument, das erleichtert das Lesen..
Sehr schmackhafte Lektüre!

Ich bin imprägniert!

Grüsse,

Damork
 
ich wollte gerade schlafen gehen und bin mit zufall auf diese geschichte gestoßen
und ich muss sagen...RESPEKT...selten hat mich eine geschichte so gefesselt wenn man bedenkt das ich in meinem leben erst 3 bücher gelesen habe
ich warte gespannt auf eine fortsetzung:top: :top: :top:
 
:kiss: @ Damork Ich freue mich, dass Du wieder da bist, und klar, habe Deinen Rat zu Herzen genommen!!

Und "Huhu!" @ CK-Soldier, wenn ich Dich zum Lesen Deines 4. "Buches" animieren konnte, bin ich schon zufrieden :D schnell weiterlesen!








Kapitel 12: Die Höhle des Bösen

Die Sonne streifte bereits die Bäume am Horizont und tauchte die Ebene in ihr warmes rot-goldenes Licht, als Jaella zu Khalid ans Lager trat. Der große Mann war von dem mürrischen Heiler fachgerecht versorgt worden, die kleineren Blessuren hatten einen Tinkturverband bekommen, die Wunde am Bein war aufgeschnitten und gereinigt worden. Er besah sich grad die Kräuter, die auf die Wunde gelegt waren und versuchte sie in sein Gedächtnis einzuprägen.
„Mir wurde gesagt, dass nur die erste Verwundung durch die Stachelratten zu so einer starken Vergiftungserscheinung führt“, begann Jaella. „Danach entwickelt man eine gewisse Immunität dagegen. Die Jägerinnen hier haben anscheinend einen natürlichen Widerstand gegen das Gift und werden meist nicht so hart getroffen wie Du.“
„Das Fieber ist schon gesunken, nachdem der Heiler die Reste des Stachels entfernt hatte. Ein, zwei Nächte der Ruhe in einem warmen Zelt und ich bin wieder einsatzfähig. Übermorgen werde ich dann aufbrechen. Ich will mir mal die Höhle anschauen, wo sich die Ungetüme sammeln.“
„Du solltest Charsi, die Schmiedin des Lagers, aufsuchen, sie kann Dir bestimmt Dein Schwert wieder schärfen...“, plapperte sie weiter, bewusst seinem forschenden Blick ausweichend. „Ich werde mich dann auch hinleg ...“ Khalid bemerkte ihre Unruhe und packte ihren Arm , um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Sag schon, was ist los? Versuchst Du mir zu sagen, dass Du mich nicht weiter begleiten willst? Das war mir längst klar. Du hattest doch nach Deiner Familie gesucht und jetzt hast Du sie gefunden. Natürlich wirst Du hier bleiben.“
Jaella sank seufzend neben ihren Reisegefährten.
„Nachdem Du mir auf dem Pass erzählt hattest, dass es hier niemanden mehr gibt, war ich am Boden zerstört. Ich wusste nicht, wohin ich sollte und dachte mir, ich könnte vielleicht etwas wieder gutmachen, was mein Volk angerichtet hat, indem ich Dir helfe. Doch ich war Dir keine Hilfe, sondern nur eine Last. Ich werde mich hier erst einmal ausbilden lassen und dann ... wer weiß.“ Sie sah flehend zu dem Mann auf. „Sag mir, wie ich Deine Unterstützung vergelten kann.“
Khalid lächelte leise und traurig. „Du warst mir eine größere Hilfe, als Du es Dir vorstellen kannst. Zweimal hast Du mich im Kampf unterstützt, bei dem ich alleine vermutlich unterlegen gewesen wäre. Ich schulde Dir also mein Leben. Doch damit nicht genug. Ich schulde Dir auch meine Seele. Ich war so versessen auf meine sogenannte „heilige Mission“, dass ich weder nach links noch nach rechts schaute. Ich habe mich dabei so aufgerieben, dass ich nie innehielt, um einmal Luft zu holen. Ich hatte ganz vergessen, wie schön es ist, wenn man sich mit jemandem unterhalten kann, wenn man mit einem Freund etwas teilt oder wenn man auf die Hilfe eines anderen angewiesen ist. Du warst mein erster Kamerad seit langer, langer Zeit und dafür danke ich Dir.“
`Was hat man Dir bloß angetan?`, dachte Jaella tief betrübt. Sie versuchte ein Lächeln und wusste um dessen Zittrigkeit. Da sie auf seine Worte keine Erwiderung fand, blieb sie einfach bei ihm sitzen, um durch ihre Gegenwart Trost zu spenden.



Am nächsten Morgen zog Jaella in das Gemeinschaftszelt der Amazonen-Anwärterinnen, die von Kaschya, der Oberbefehlshaberin der Jägerinnen, ausgebildet wurden.
Als sie die langgestreckte Behausung betrat, löste sich ein Mädchen aus dem Schatten und ging auf sie zu.
„Du bist Jaella, nicht wahr? Ich bin Amplisa. Kaschya hat gesagt, ich soll Dir hier alles zeigen, damit Du Dich eingewöhnen kannst. Dafür bin ich heute morgen vom Ausdauertraining befreit und das alleine ist schon ein Grund, warum wir uns prima verstehen werden“, plapperte es munter los und gab Jaella die Gelegenheit, sich ihre neue Freundin in Ruhe anzusehen. Einzelne Strähnen des flachsblonden Haares hatten sich aus dem strengen Pferdeschwanz gelöst und hingen zerzaust in das runde, fröhliche Gesicht. Die winzigen Sommersprossen auf der Stupsnase ließen sie jünger wirken, als sie war, doch konnte sie höchstens 14-15 Sommer zählen. Viel zu jung für eine Kriegerin, doch genau das war sie. Ihre kurze, ärmellose Tunika offenbarte breite Schultern und sehnige, muskulöse Arme. Mit einer Beiläufigkeit, die lange Jahre des Tragens bewies, rückte sie ihren Waffengurt zurecht, in dem ein langes Messer steckte. Auf dem Rücken trug sie einen gewaltigen Langbogen, den sie, wie Jaella später sah, mit Leichtigkeit zu spannen vermochte.
Amplisa wies ihr eine Schlafstätte zu, bei der sie ihr Gepäck ablegte, und begleitete die Neue danach zu der Schmiedin Charsi. Die Schmiede war das einzige steinerne Gebäude im Lager. Die kleine, aber muskelbepackte Frau war gerade dabei, Khalid einen neuen Helm anzupassen, ein Paar Kettenhandschuhe als Ersatz für die mehrfach geflickten aus Leder hingen bereits an seinem breiten Ledergürtel.
Freudig begrüßten sich die beiden, doch sie kamen nicht dazu, sich zu unterhalten, da Amplisa ihre neue Freundin zu den Rüstungsständern zog, die sich in den hinteren Räumen der Schmiede befanden.
„Als erstes brauchst Du ein Paar anständige Handschuhe, sie müssen weich und anschmiegsam sein, damit Du den Bogen führen kannst, aber schau hier, die Handoberseite ist mit Metallringen besetzt, so dass sie einigen Schutz bieten.“ Jaella befühlte sehnsüchtig das weiche Leder, bevor sie die Handschuhe mit einem bedauernden Schulterzucken wieder zurücklegte. „Ich werde sie nicht bezahlen können. Meine paar Kupfermünzen habe ich zum größten Teil für die Aufnahme in die Karawane über den hohen Pass ausgegeben. Der Rest reicht vielleicht, um mich hier zu verpflegen.“
Verlegen errötend wandte sich die junge Frau ab. Amplisa lachte vergnügt: „Du musst hier doch nichts bezahlen, Schwester, Akara hat Charsi bereits ausreichend entlohnt, damit sie Dich vollständig einkleidet. Und die Verpflegung ist für die Anwärterinnen selbstverständlich gratis; wir sollen schließlich trainieren, damit wir unser Lager schützen können und nicht nebenbei arbeiten.“ Das Rot auf Jaellas Gesicht vertiefte sich noch. Sie nahm, nahm und nahm, hoffentlich würde sie auch eines Tages etwas dafür geben können. Sie entschloss sich, schneller und härter als jede andere zu üben, damit sie recht bald wenigstens den Dienst an den Palisaden antreten könnte.
Und während Khalid sich gerade mit Charsi ein freundschaftliches Wortgefecht über die verschiedenen Schwert-Typen lieferte, gingen ein neuer Lederwams, die wunderschönen Handschuhe, ein Waffengurt mit allerlei kleinen Fächern und Taschen und ein neues Paar Stiefel in Jaellas Besitz über.
Die Kleidung aus dem zerstörten Haus bekam der ansässige Schneider und wurde durch eine enganliegende Tunika, wie auch Amplisa sie trug, und weiche Beinkleider ersetzt. Amplisa klärte Jaella jedoch darüber auf, dass kaum jemand die Hosen trug. „Sie beengen Dich und schränken Dich ein. Während des Trainings sind sie eh zu warm. Wir tragen sie meist nur im Winter oder hier im Lager.“

Der Vormittag verging im Nu und die anderen Anwärterinnen waren längst in das Lager zurückgekehrt, und so war es an der Zeit, dass Jaella ihrer Ausbilderin begegnete. Kaschya war eine der größten Frauen, die Jaella je gesehen hatte. Ihr ganzer Körper war unglaublich kräftig gebaut und wären die langen roten Haare nicht gewesen, hätte man ihr kantiges Gesicht für das eines Mannes halten können. Unzählige alte Narben an Gesicht und Armen und auch jüngere Verletzungen verrieten Jaella, dass Kaschya nicht nur ausbildete, sondern auch aktiv an der Verteidigung des Lagers teilnahm.
„Du bist also Jaella, wie? Du solltest wissen, dass Akara unsere geistige Führerin ist, ich aber befehlige die Jägerinnen in der Schlacht. Ich soll versuchen, Dir die Grundbegriffe des Bogenschiessens und des Nahkampfes beizubringen, obwohl ich fürchte, dass Du für letzteres schon viel zu alt bist. Du wirst Dich anstrengen müssen, um mit den Kindern mitzuhalten. Glaube ja nicht, dass Du hier eine Sonderbehandlung erhältst, nur weil Du die Tochter... die Nichte von Akara bist.“
Jaella schluckte sichtlich. Wie sollte sie es bloß schaffen, den Ansprüchen dieser gestrengen Frau gerecht zu werden?
Als deren Aufmerksamkeit durch die sich nähernde Flavie abgelenkt wurde, nutzte Amplisa die Gelegenheit, Jaella beruhigend zuzumurmeln. „Denk Dir nichts dabei! Sie ist immer so streng, aber sie trägt auch eine ungeheure Verantwortung.“
Flavie hatte ein paar Worte mit der Ausbilderin gewechselt und kam dann auf Jaella zu. „Ich sehe schon, Du hast Deine Kleidung angepasst. Ich finde nur, zu Deinem neuen Erscheinungsbild passt Dein alter Bogen gar nicht mehr.“ Mit diesen scherzenden Worten überreichte sie der verdutzten Jung-Jägerin ein in leinene Tücher eingewickeltes Bündel. Jaella fühlte die Umrisse eines Bogens, nur ein wenig größer als ihr bisheriger.
Als sie das Bündel öffnete, pfiff Amplisa bewundernd durch die Zähne.
Es war eine wunderschöne Arbeit: Er war aus dem hellen inneren Holz des Bergahorns gefertigt, glatt und ohne Makel, bis auf ein winziges eingekratztes „R“. Der Griff, ein wenig unterhalb der Mitte, war von starken Händen abgenutzt und rundgeschliffen. Die Sehne war straff gespannt und gut gefettet; dieser Bogen war alt, doch jemand hatte ihn sorgsam gepflegt. Auffallend war nur, dass er zwei Anlegepunkte für Pfeile hatte, einen über dem Griff – wie üblich – und einen darunter.
Fragend sah Jaella zu Flavie auf und bemerkte gerade noch einen merkwürdigen Ausdruck auf Kaschyas Gesicht.
„Das war der Übungsbogen Deiner Mutter, meine Familie hat ihn lange Zeit aufbewahrt, doch nun sollst Du ihn erhalten. Möge er Dir immer ein treuer Begleiter sein. Ich muss nun wieder auf meinen Posten.“
Mit diesen Worten drehte Flavie sich um und lief, die eigene Waffe locker in der Hand, aus dem großen Tor.


Ihre Kameradinnen waren alle wesentlich jünger als Jaella und schon um einiges gewandter. Das Lauf- und Ausdauertraining am nächsten Morgen überstand Jaella schwer keuchend nur, weil ein unbändiger Wille, ihren Schwestern ihren Wert zu beweisen, sie vorantrieb.
Als nächstes standen Geschicklichkeitsübungen auf dem Programm. Die Probanten wurden von mehreren Seiten mit kleinen Beutelchen, gefüllt mit Kies, beworfen und mussten möglichst vielen Angriffen durch geschicktes Ducken und zur-Seite-Springen ausweichen.
Als Jaella sich abends die unzähligen blauen Flecken und abgeschürften Stellen besah, klärte Amplisa sie über den Sinn dieser schmerzhaften Übung auf. „Die meisten von uns können keine so schweren gepanzerten Rüstungen tragen, wie die Barbaren aus dem Osten. Wie müssen blitzschnell spannen und schießen können, und das geht nur ungepanzert. Unsere Stärken sind unsere Schnelligkeit und die Beweglichkeit. Die Übung heute war nur der Anfang, ich werde mittlerweile beim Schießtraining beworfen, damit ich lerne auszuweichen und gleichzeitig noch zielgenau zu schießen. Wenn Du denkst, Dein Tag war hart, dann komm erst mal in meine Riege...“

Hatte Jaella noch geglaubt, das Geschicklichkeitstraining am zweiten Tag würde ihr ein wenig leichter fallen, wurde sie schnell eines Besseren belehrt. Unerbittlich scheuchte Kaschya sie über den Übungsplatz und jeder Lidschlag der Unaufmerksamkeit zeichnete sich später blau-schwarz auf ihrem Körper ab.
„Wenn Du ernsthaft trainieren willst, musst Du Dich mehr anstrengen!“, bellte die Ausbilderin unerbittlich und trieb die vier Mädchen, die Jaella umringten und sie bewarfen, zu mehr Tempo an. „Wer ihren Kopf trifft, hat den Rest des Tages frei!“ Unsicher schauten sich die jungen Jägerinnen an. Konnte Kaschya das wirklich ernst meinen? Aber der strenge Blick sprach Bände und so feuerten sie schneller und härter als zuvor auf ihre Kameradin. Jaella keuchte vor Anstrengung, der Schweiß strömte ihr über das Gesicht und brannte ihr in den Augen. Wild warf sie ihren Kopf hin und her, um die kleinen Geschosse rechtzeitig zu sehen und sie zu meiden. Ihr strenger Zopf hatte sich längst gelöst und die Strähnen nahmen ihr zunehmend die Sicht. Doch darauf nahm ein wirklicher Feind auch keine Rücksicht. Wieder und wieder prallten die Beutelchen an Arme und Schultern und es dauerte nicht lange, bis Jaella, von einem der Kiessäckchen hart an der Schläfe getroffen, benommen zu Boden ging.
„Im wirklichen Leben wäre das ein Pfeil oder ein Wurfmesser gewesen und Du wärst tot, meine Liebe. Abstammung ist eben nicht alles“, zischte Kaschya in ihr Ohr. „Wasch Dich und dann komm zum Schießplatz. Mal sehen, ob Du mit dem Bogen genauso untalentiert bist.“

Doch beim Bogentraining hatte Jaella deutlich mehr Erfolg
Nachdem Kaschya immer wieder missbilligend schnalzend ihre Haltung korrigiert hatte, konnte sie sich durchaus mit den Mädchen ihrer Altersgruppe vergleichen lassen, in deren Gruppe sie rasch aufstieg. Sie hatte eine ruhige Hand und scharfe Augen und sie spürte in den feinen Härchen auf ihren Armen jede Änderung der Windrichtung oder –stärke und konnte sie instinktiv in ihren Zielschuss einplanen. Und nachdem sie aufgehört hatte, den Ellenbogen starr durchzudrücken, und so beim Abschuss den Handschock des Bogens vermied, plagten sie auch am Abend keine Schulterschmerzen mehr. Zudem hatte sie ein seltsames Gefühl der Vertrautheit mit der Waffe ihrer Mutter, mit keinem anderen Bogen erzielte sie bislang solch gute Resultate.
Nachdem sie schließlich bei einem Dutzend Schüssen hintereinander jedes Mal die Zielscheibe genau mittig traf, erntete sie dafür sogar ein Lob der Heerführerin. „Gut gemacht, Du bist wohl doch kein ganz hoffnungsloser Fall. Aber denke immer daran: Ein unbewegtes Ziel zu treffen, ist einfach, doch der Feind bleibt niemals stehen, damit Du in Ruhe anlegen kannst.“

Jaella war so beschäftigt, dass ihr der Abschied Khalids vom Lager vollkommen entging. Ihr ehemaliger Gefährte war am zweiten Tag nach ihrer gemeinsamen Ankunft aufgebrochen, um die Ebenen zu sichern und die Höhle in der Nähe des Lagers von ihren dunklen Bewohnern zu säubern.




Die letzten Erinnerungen an die Begegnung mit der wütenden Stachelratte waren noch nicht verklungen, doch die Bewegung tat ihm gut und vertrieb die letzte Steifheit. Einige Tage lang zog er in weiten Halbkreisen um das Lager und hielt sich mit kleineren Scharmützeln mit den roten Gefallenen, diesen kleinen roten Teufelchen, die er schon von früher kannte und einzelnen Zombies auf. Von einem großen Teil seiner emotionalen Lasten befreit, fühlte er sich beinahe wie bei den Jagdausflügen mit seinem Onkel, obgleich der bloße Gedanke daran, seine Beute zu verzehren, ihm den Magen umdrehte. Er hielt sich lieber an den reichlich mitgegebenen Reiseproviant. Abends schlug er sein Lager im Windschatten einzelner Büsche oder Felsen auf.
Khalid fühlte sich so frei, wie schon lange nicht mehr. Es gab keinen Ort, an den er schnellstmöglich zu gelangen suchte, doch es gab einen, zu dem er zurückkehren konnte, an dem man ihn herzlich aufgenommen hatte, obgleich er ein Fremder war. Er hatte die Möglichkeit, diese Freundlichkeit mit seinen Fähigkeiten zu vergelten, und er brannte regelrecht darauf, seine neue Waffe an den Monstern in der Ebene zu testen.
Er hatte nie geglaubt, mit einer Frau einmal so ein intensives, fachliches Gespräch über Schwerter führen zu können, Charsi war schon erstaunlich. Andere - männliche - Schmiede, die er bisher kennen gelernt hatte, konnten entweder anständig schmieden oder mit einer Waffe umgehen, selten beides. Die fähige Schmiedin der Amazonen dagegen hatte ihm ihre Fertigkeiten mit Bogen und Speer, den typischen Amazonenwaffen, aber auch mit Kurz- und Langschwert bewiesen. Selbst den schweren Bidenhänder hatte sie mühelos führen können. Erneut betrachtete der Krieger sein neuestes Werkzeug. Endlich hatte er wieder seine bevorzugte Waffe in der Hand: ein zweischneidiges Langschwert, das ihm, auf dem Boden aufgestellt, beinahe bis zur Brust reichte. Während der Passage mit der Karawane hatte er mit Mühe sein Kurzschwert verbergen können, an einen Schild oder die riesige Waffe war nicht zu denken gewesen.
Gerne hatte er seine alte schartige Klinge bei Charsi zurückgelassen, vielleicht konnte sie, neu geschärft, einer jungen Amazone dienlich sein. Seinen langen Umhang, den er als Tarnung über dem Kettenhemd getragen hatte, hatte er jedoch nicht abgelegt, auch wenn dieser jetzt offen getragen nicht länger das Wahrzeichen seines Ordens verdeckte. Ein kleines Rundschild aus Holz, mit Leder bezogen um von dunklen Jägerinnen geschossenen Pfeilen die Wucht zu nehmen, hatte er sich auf den Rücken geschnallt.

Doch dann trat er schließlich an den Eingang zu der Höhle des Bösen. Wie ein gieriger Schlund ragte die Öffnung aus dem Boden, mit steinernen Zähnen und dunklen Tiefen. Fremdartige Symbole zierten die Felsformationen in der Nähe und die Tritte unzähliger Füße hatten die schlammige Erde zerwühlt und die zarten Gräser rund um die Höhle zertreten. Der ganze Ort hatte eine düstere Ausstrahlung, als wenn die Strahlen der Herbstsonne nicht bis hierher durchdringen konnten, oder als wenn etwas unsagbar Böses und Mächtiges diesen Ort vor den Blicken des Himmels verbergen wollte.
Trotz des recht milden Wetters fuhr Khalid ein eiskalter Schauer über den breiten Rücken. Er sammelte sich und rief in einem kurzen, rituellen Gebet den Beistand der Götter seines Ordens an. An diesem Ort würde er alle Hilfe brauchen, die er bekommen könnte. Dann rutsche er den steilen Abhang in den dunklen Untergrund hinunter und verschwand von dem unbewegten Antlitz der Erde, als wäre er nie da gewesen.

Die Rutschpartie dauerte nicht lange und bald kam der Paladin auf dem felsigen Boden der dunklen Höhle zum Stehen. Geduckt wich er zunächst hinter einen Felsvorsprung zurück, um sich unbemerkt umschauen zu können. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, doch er wagte es nicht eine Fackel zu entzünden. Als er schließlich genug sehen konnte, bemerkte er einen flackernden Schein aus dem Gang zu seiner Linken. Ein schrilles Quicken und Gackern drang aus der gleichen Richtung. Unendlich langsam und jeden Laut vermeidend schlich er darauf zu und gelangte in einen kleinen Raum, gefüllt mit gut einem halben Dutzend Gefallenen. Doch diesmal waren sie nicht alleine. Ein Wesen, doppelt so groß wie die anderen, aber von ähnlicher Statur und Färbung stand an der gegenüber liegenden Wand. Doch anders als seine kleinen Kameraden hielt es einen Stab in den Klauen und aus seinen Augen sprach eine gewisse Intelligenz, die ein ziemlich ungutes Gefühl in Khalids Magengegend auslöste. Es schien die anderen irgendwie zu kontrollieren.
Hier hieß es schnell und geschickt zuzuschlagen, so dass keines fliehen konnte, um Alarm zu schlagen.
Noch einmal tief durchatmen und alle Kräfte sammeln, dann stürmte Khalid in die Menge. Drei kurze, schnelle Hiebe und schon lagen drei der Monster röchelnd auf dem steinigen Boden. Zwei weitere folgten nur einen Lidschlag später. Als sich Khalid grad dem Großen widmen wollte, warnte ihn sein Unterbewusstsein plötzlich: Irgendetwas regte sich hinter ihm. Er fuhr geduckt herum und konnte gerade noch der Attacke eines dieser Gefallenen mit seinem Schild abblocken. Für eine kurze Sekunde fuhr ihm die Frage durch den Kopf, wo diese Kreatur wohl hergekommen sein mochte.
Im nächsten Moment begann der Krieger an seinen sonst so scharfen Augen zu zweifeln. Eines der eben niedergestreckten Teufelchen bewegte sich, rappelte sich auf und sauste höchst lebendig wieder auf ihn zu. Auch die anderen Kadaver waren verschwunden, statt dessen war die Höhle wieder mit diesen elenden Kreaturen gefüllt. Ein paar kraftvolle Schwünge des Langschwertes dezimierten erneut deren Anzahl, doch diesmal standen sie direkt von Khalids Augen wieder auf. Jetzt bemerkte er allerdings aus den Augenwinkeln, dass der Größere seinen Stab auf die Leichen richtete und in seiner grunzenden, unverständlichen Sprache irgendetwas murmelte.
Dies war also die Erklärung: Es war eine Art Schamane mit der Fähigkeit, seine kleineren Begleiter wiederzuerwecken. Nachdem er dies erkannt hatte, setzte Khalid mit einem gewaltigen Satz über die reanimierten Gefallenen hinweg und attackierte ihn. Doch ganz so wehrlos wie seine kleinen Ebenbilder war er nicht.
Mit einem düster geflüsterten Wort und einer schlagenden Bewegung mit dem Stab schleuderte das Wesen dem angreifenden Helden einen rot-glühenden Feuerball entgegen, der eine schmerzhafte Spur versengten Fleisches auf seinem Schwertarm hinterließ. Ein kräftiger Schlag mit dem Schild lähmte das Untier jedoch für einen kleinen Moment. Genug Zeit um sein Schwert tief in seinen Eingeweiden zu versenken. Die restlichen Gegner stellten dann kaum noch eine Bedrohung da. Ihres Anführers beraubt, ließen sie sich schnell einer nach dem anderen ausschalten.
Erleichtert atmete Khalid auf und wischte mit einer beiläufigen Bewegung die lange Klinge an einem besonderen Filzbesatz an seinem rechten Stiefel sauber.
Nachdem er sich einige Momente der Ruhe gegönnt hatte, machte sich der Paladin wieder auf, den weiteren Verlauf der unterirdischen Grotte zu durchsuchen.

Schon hinter der nächsten Biegung erwartete ihn ein schreckliches Bild: die Leiche einer jungen Jägerin, nicht einmal 20 Sommer alt. Gebrochen lag ihr Körper im Staub, die blonden Haare wie ein Heiligenschein um den Kopf drapiert, auf dem Gesicht hatte sie einen Ausdruck höchster Überraschung. Bevor er es verhindern konnte, drang ihm Jaellas Gesicht in den Sinn, als er ihr an der Hütte den alten Jagdbogen übergab. Sie hatte so erstaunt und so jung gewirkt, und sie besaß so viel Ähnlichkeit mit diesem Mädchen, dass es ihn unwillkürlich schauderte. Gut, dass sie nicht hier war.
Die Waffen der Amazone lagen neben ihr verstreut, Khalid beachtete sie nicht weiter. Doch sie trug ein Amulett um den Hals, das er ihr vorsichtig abnahm. Dieses sollten ihre Angehörigen, falls sie denn noch welche hatte, wiederbekommen. Mit leisem Bedauern, dass er nicht die Gelegenheit hatte, den Leichnam heimzubringen oder zumindest anständig zu begraben, schickte er ein Gebet zu seinen und ihren Göttern, sie mögen die Seele des Mädchens heim begleiten. Dann wandte er sich ab und folgte dem weiteren Weg in das Dunkel.

Noch viele Male begegnete der Krieger Gruppen von Schamanen und Gefallenen. Durch die bisherigen Erfahrung in der Höhle vorbereitet, kämpfte sich Khalid nun schnellstmöglich zu den Anführern durch, um diese auszuschalten, die kleinen Teufelchen waren nur durch die ungeheure Anzahl eine Hindernis, keine wirkliche Bedrohung. Durch die Feuerattacken war sein Holzschild bald zu stark beschädigt, um noch ausreichend Schutz zu bieten, daher sah er sich gezwungen, ein metallenes Rundschild aufzunehmen, das neben einem weiteren Krieger lag, der diese Höhle nicht wieder verlassen würde. Seine Entschuldigung für diese Leichenfledderei murmelnd, nahm er neben dem Schild auch hier ein Schmuckstück – einen kleinen schlichten Silberreif – an sich, um ihn den Jägerinnen zu übergeben. Akara mochte wissen, wem er gehört hatte und wer ein Anrecht auf dessen Besitz und die damit verbundenen Erinnerung an seinen Träger hatte.

Es schien Khalid, als wäre er schon Tage in diesen Tiefen gewandelt, sein Schwertarm schmerzte von der Verbrennung und der Anstrengung, die schwere Klinge zu führen und ein bohrender Schmerz in seinem Kopf, mahnte ihn eine Rast einzulegen, doch noch hatte er seinen Auftrag nicht erfüllt. Er durfte sich jetzt keine Ruhe gönnen.
Mit diesen Gedanken, bog der müde Krieger um eine weitere Ecke und sah ein Rätsel gelöst. Endlich sah er den Träger jener seltsamen Fußspuren, die Jaella bei der verbrannten Hütte gefunden hatte. Wie verblendet er damals gewesen war, anzunehmen, es handle sich um Bärenspuren, erkannte er jetzt mit Schrecken.

Vor langen, langen Jahren, zu den Anfängen seiner Ausbildung, hatte er ältere Paladine seines Ordens begleitet, um in einem alten Zwist zwischen zwei Barbarenstämmen zu vermitteln. Sie waren damals weit in die Berge gezogen, beinahe bis zu den Ausläufern des Arreats, des heiligen Berges der unzivilisierten Götzenanbeter.
Beim gelangweilten Umherstromern in den Gletscherhöhlen war er das erste Mal auf einen leibhaftigen Yeti gestoßen. Nur mit viel Glück hatte er damals entkommen können.
Das Untier, das er nun in dieser Höhle, weit entfernt von jenem unwirklichen Ort, sah, wirkte wie eine verwandte Kreatur. Der massige Körper überragte ihn beinahe um zwei Köpfe, die Schultern waren nahezu doppelt so breit wie seine. Der Rumpf wurde zum Unterleib hin schmaler und endete in zwei geradezu grotesk kurzen Beinen mit riesigen menschenähnlichen Füßen. Ein zotteliger, brauner Pelz bedeckte das Unwesen, das von den Jägerinnen - wie er später erfuhr - Gargantur genannt wurde. Mit stumpfen, dunklen Augen trottete es auf Khalid zu und schlug unter dumpfem Gebrüll unkontrolliert zu. Der Mann tauchte unter dem Arm hindurch und wurde mit Staub und Steinchen berieselt, als die Pranke statt seiner die Felswand traf, die unter der gewaltigen Wucht bröckelte. Den Schlägen auszuweichen war für den gewandten Helden einfach, doch umso schwieriger war es mit seinem Schwert den dichten Pelz zu durchdringen, um eine tödliche Wunde anzubringen. Mehrere Male zog er sein Schwert über den mächtigen Leib und wich immer wieder den gewaltigen Prankenschlägen aus. Endlich wankte das Untier, mittlerweile aus vielen Wunden blutend, und kippte unter lauten Wehschreien krachend zu Boden. Fast schien es Khalid, dass er ein leichtes Beben wahrnahm, als das Monster fiel.

Schwer atmend konnte sich der Sieger nicht lange ausruhen. Durch das Geschrei und den Kampfeslärm angelockt, betraten weitere Gefallene und auch einige Zombies den Ort des Geschehens. Khalid warf das Schild zur Seite, packte sein Langschwert mit beiden Händen, und machte sich wieder an die Arbeit.
Plötzlich nahm er eine Veränderung der Schwingungen um ihn herum wahr, sein Gespür für das Böse oder Gute in den Kreaturen, die ihn umgaben, richtete schlagartig seine Aufmerksamkeit auf eine blassblaue Gestalt am Ende des Ganges. Eine Aura von Macht und starkem Willen umgab das Wesen, das abgesehen von seiner Färbung ein Abbild der Zombies aus der Ebene war. Dies war eindeutig der Heerführer dieses gemischten Verbandes aus Untoten und anderen Unwesen. Khalid schloss kurz die Augen und ersuchte nach dem Beistand des Himmels, dann stellte er sich seinem wichtigsten Gegner. Müdigkeit, Angst oder Zweifel waren vergessen, seine volle Konzentration war auf den Zombie gerichtet.
Schon der zweite Streich durchbrach die Deckung des Unholdes und die Klinge seines Schwertes drang tief in die Schulter seines Widersachers ein, doch dabei durchfuhr den Paladin ein blitzender Energieschlag und minderte für einen Moment seine Konzentration. Er konnte einen schmerzerfüllten Aufschrei nicht verhindern und bei dem Anblick der Brandwunden auf seinen Handflächen war ihm beinahe zum Weinen zu Mute. Trotzdem schlang er seine Finger erneut fest um den Schwertknauf und hieb wieder und wieder auf den Zombie ein. Doch bei jedem Treffer, den er landen konnte, versetzte es ihm einen elektrischen Schlag, der ihn mehr und mehr an Kraft kostete. Das Wesen schien durch irgendeine Magie die Energie der Erde anzapfen zu können und sie bei Berührung gegen seine Feinde freizusetzen. Endlich gelang Khalid der finale Stoß, der Heerführer war geschlagen, doch ein letzter Blitz durchzuckte ihn stärker als alle vorher, und mit einem Mal drückte die gesamte Erschöpfung, die er bisher hatte verdrängen können auf seine Schultern. Die Kraft in seinen Beinen verließ ihn und er sank auf die Knie. Eine Weile hockte er da, das Schwert umklammernd und wartete auf den erlösenden Streich, mit dem einer der verbliebenen Gegner ihn von den Schmerzen seines gemarterten Körpers befreite.
Doch zu seinem Glück hatte die niederen Kreaturen nach dem Ende ihres Anführers die Kampfeslust verlassen und sie waren in andere Stollen der Höhle geflohen und gaben dem Helden die Gelegenheit in tiefer Meditation einen Teil seiner Kraft wieder zu erlangen.
Nachdem er wieder aufstehen konnte warf der Siegreiche einen Blick in die letzte Nische, um vor unerwarteten Überraschungen von dort aus gefeit zu sein. Keine weiteren Untiere erwarteten ihn dort, aber ein Berg von Schwertern, Äxten, Rüstungsteilen und anderem Kriegswerkzeug. Sogar einige Schmuckstücke und Edelsteine fand er dort. Den Schmuck steckte er zu dem bereits geborgenen Amulett der toten Jägerin und dem Silberreif des gefallenen Kriegers, in der Hoffnung, auch diese Erinnerungsstücke würden einem der Menschen im Lager der Jägerinnen helfen, die Trauer um die Verblichenen zu überwinden. Die restlichen Gegenstände sollten die Amazonen bergen, sie konnten in den Schlachten, die ihnen noch bevorstanden überaus nützlich sein.

Die wenigen geflohenen Unwesen mochten keine große Bedrohung mehr darstellen, daher beschloss der Paladin, in das Lager der Jägerinnen zurückzukehren. Er hatte das Gefühl noch nie in seinem Leben so dringend eine weiche Pritsche und einen Becher heiße Brühe gebraucht zu haben. Unendlich langsam machte sich der Held auf den Rückweg.


:hy: Insidias
 
Huhu Insidias :hy:
Man merkt, dass du dich 'eingeschrieben' hast - weit flüssiger zu lesen als noch die ersten Kapitel, und auch die Fehler sind deutlich weniger geworden.
Weiter so :)
So richtig mag ich ja garnicht glauben, dass Jaella und Khalid sich nur noch flüchtig im Lager wiedersehen... Aber abwarten, ich bin gespannt.

Winzige stilistische Kritik: ich würde an deiner Stelle alle Zahlen ausschreiben. Ziffern wirken seltsam mitten im Text, und besonders, wenn es kein offensichtliches Schema gibt. ;)

Liebe Grüße, Reeba
 
Gut ich mag den Namen Jaella immer noch nicht, dafür ist der Charakter sehr nett ;)
Du wirst von Kapitel zu Kapitel besser.

Deine Story ist eine der Wenigen, die mir auch nach mehreren Kapiteln gefallen.

Die Beschreibung von Amplisa und dem Bogenschiessen allgemein fand ich sehr schön.
Überhaupt hast Du eine exellente Bildhafte Beschreibung drauf.
Zum Beispiel die Stelle wo der Held den "loot " findet.

btw. Ich war nie weg, poste aber nur da wo es richtig lohnt
:angel:

Damork
 
Ähm wie, das war schon alles ??

hab die story erst heut entdeckt und durchgelesen,
bitte weiter so :D

mfg
 
tolles update! (mal wieder... :D )

mir gefallen eigentlich nur 2 sachen nicht:

1. der letzte satz... unendlich langsam machte er sich auf den heimweg (oder so)

imho is da schon zu oft unendlich langsam drin, ausserdem passt es irgendwie garnicht...

2. jaella <-> khalid

die 2 waren sich während der reise richtig nahe, und jetzt bekommt die gute nix mehr von seiner abreise mit? irgendwie komisch und imho auch schade ;(

/€dit: okok gegen all meine prinzipien schreib ich auch mal was ich toll fand: (bin schwabe :D )

die "umschreibung" des höhleneintritts... hätt ich ned so gut hingekriegt
die beschreibungen der ganzen charaktere... würde gern mal charsi mit nem zweihänder rumfuchteln sehen :D :D :D
khalids "kennenlernen" der revive fähigkeit von den schamanen...
blitz verzauberung von totenfeuer (müsste der sein imho)
und vieles mehr... ;)
nur kaschya is irgendwie eklig dargestellt, wenn man sich das von der geschichte gegebene bild mal im kopf zusammenbaut... *schüttel* :)
 
Hi @ All! Vielen lieben Dank für die zahlreichen Wortmeldungen!! Ich bin ja ganz rot geworden...

@ Reeba: >>doch konnte sie höchstens 14-15 Sommer zählen<< - meintest Du die Stelle? Ich hatte irgendwie aus der Schulzeit in Erinnerung, dass man Zahlen bis zwölf ausschreiben sollte, größere jedoch in Ziffern schreibt...
Da muss ich doch glatt mal meine Lieblingsromane durchblättern... :read:

@ Der Patch 1.10
>> würde gern mal charsi mit nem zweihänder rumfuchteln sehen << - da musst Du Reeba mal fragen :D

@ ratatazong
Nee, keine Bange, das war noch laaange nicht alles... :no:

@ Damork
Was ist der "loot" ?


:hy: Insidias
 
Der massige Körper überragte ihn beinahe um 2 Köpfe, [...] <--- Ich meinte eher diese Stelle ;)
Aber Kritik kann man das ja garnicht nennen *kiss*, ich finde nur immer, dass Ziffern mitten im Text irgendwie stören.

Aber ich halte dich nur auf. Schnell, schnell weiterschreiben!
Liebe Grüße, Reeba
 
loot heißt so viel wie beute (glaub ich :D )
also halt zb das mit der jägerin der er das amu abnimmt und so...
bin mal gespannt wie das erklärt wird wenn ein schinder ne wf dropt :D

"und urplötzlich und ohne vorwarnung entstand vor dem unfallenden schinder in der luft ein langer bogen, dessen flugbahn eine ausladende kurve beschrieb bevor er zu boden ging. windforce stand drauf, und drunter eingeritzt noch "8% ml". verdutzt fragte jaella sich was das wohl zu bedeuten hätte... :clown: "

:D :D :D
 
Hi,
ich habe die story gestern gefunden und kann bloß sagen sie hat mich gefesselt.

gestern mußte ich weg aber heute habe ich mich gleich nach dem aufstehen an den rechner gehängt und sie durchgelesen.

weiter so ist das einzige was mir dazu groß einfällt. ich bin gespannt drauf.

Gruß, Helldog
 
Hallo Ihr Lieben und willkommen @ Helldog!

Ich weiß, ich habe Euch lange warten lassen, aber dafür bekommt ihr auch gleich zwei Kapitel. Ist das n Deal?
An dieser Stelle möchte ich um einen warmen Applaus für Masiri bitten, der seit Kapitel 12 dafür verantwortlich ist, dass ich weniger Fehler mache als bisher. Danke! :kiss:




Kapitel 13: Eine neue Aufgabe

Als Kahlid vor dem Lager der Jägerinnen auftauchte, sah er wieder die selbe stämmige Jägerin das Tor bewachen, wie schon bei seiner letzten Ankunft. War das wirklich erst einen Zehntag her?
Diesmal blickten ihre dunklen Augen ihm freundlich entgegen. Gutmütiger Spott klang in ihrer Stimme als sie ihn begrüßte: „Seid gegrüßt, Paladin, wart Ihr spazieren?“
Sein Umhang hing ihm in angesengten Fetzten um die Schultern, seine rechte Gesichtshälfte war geschwollen und blutig von einem Treffer, dem er nicht rechtzeitig hatte ausweichen können. Das Schwert an seinem Gürtel war blutverschmiert, er selbst über und über mit dem Schlamm des Höhleneinganges bedeckt, den er mühselig erklimmen musste. Alles in allem sah er aus wie jemand, der gerade einen schönen, erholsamen Sonntagsspaziergang hinter sich hatte.
„Seid gegrüßt, Belinda“, erwiderte er und ein leichtes Lächeln teilte sein verdrecktes Gesicht.
Gut gelaunt lächelte sie zurück und gab den Weg frei. Als er die Wächterin beinahe passiert hatte, legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Er drehte den Kopf zu ihr und beide teilten einen Moment der Stille.
„Schön, dass Ihr unversehrt wieder hier seid, Khalid“ , sprach sie leise und wandte sich wieder ab.
Diese rituelle, den Jägerinnen vorbehaltene, Begrüßung wärmte ihn wie eine weiche, wollene Decke.
Sie sollte nicht die einzige bleiben. Als er das Lager betrat lächelten ihm viele zu, einige grüßten ihn namentlich, so mancher klopfte ihm auf dem Weg zu Lazarett im Vorübergehen auf die Schulter.
Dort angekommen endetet jedoch jegliche Nettigkeit.

„HINAUS mit den dreckigen Sachen aus meinem Lazarett! Fluss! Waschen! Sofort!“ kreischte der verhutzelte Heiler mit mädchenhaft hoher Stimme und wackelte, bedrohlich seinen Stock schwenkend, auf ihn zu. Diesem Gegner war der erfahrene Krieger nicht gewachsen, eilig trat er den Rückzug an.

Leise in sich hineingrinsend marschierte der gebeutelte Held in Richtung des Flusses. Wind und Strömung hatten in der Nähe des Lagers eine kleine Bucht geformt, in der das Wasser ungefähr hüfthoch war. Die Geschwindigkeit des Wassers war hier nicht so stark, so dass auch Kinder ungefährdet darin schwimmen konnten, auch wenn das Becken kaum groß genug für mehr als zwei oder drei Züge war.
Dichtes Strauchwerk schützte die Badenden vor aufdringlichen Blicken, auf einigen ausgelegten Holzplanken an dem abgesenkten Einstieg ins Wasser konnten Kleidungsstücke und Handtuch trocken verwahrt werden. Ein großer Findling mit einen Mulde darin war so platziert worden, dass man darin leicht die Wurzeln des Seifenkrauts, das hier überall wild wuchs, zerstoßen konnte. Der dabei entstehende Schaum roch nicht so gut wie die talghaltigen Seifen, die er aus Kurast gewöhnt war, doch er reinigte gut und war wesentlich schneller zu erzeugen.

Einen kurzen Moment lang sinnierte Khalid müde darüber nach, mitsamt Rüstung, Kleidung und Waffen in das Becken zu springen, denn jedes seiner Besitztümer konnte eine gründliche Reinigung vertragen. Aber eigentlich scheute er das langwierige Walken des Leders, das notwendig war, um es beim Trocknen geschmeidig zu halten. Er würde die Sachen doch lieber nachher abbürsten.
Mühsam schälte er sich aus seiner Kleidung, ließ sie achtlos auf den Holzboden fallen und stieg dann in das frische Flusswasser. Erschrocken jappste er vor Kälte, aber die eisigen Wellen spülten seine Müdigkeit von dannen, so dass er sogar die Kraft fand, sein Untergewand zu reinigen.

Sauber wie ein Baby, ein einfaches Handtuch um die Lenden geschlungen, und ein ganzes Stück zufriedener machte er sich auf den Weg zurück zum Lazarett. Auf dem Weg meinte er kurz, Jaella in einiger Entfernung gesehen zu haben, doch die hagere, gebeugte Gestalt, die dort entlang humpelte, wirkte viel älter als seine ehemalige Wegbegleiterin. Doch durch die Erscheinung an sie erinnert, nahm sich Khalid fest vor, sich nach ihr zu erkundigen.
Eigentlich war es merkwürdig, überlegte er, die vorübereilenden Menschen betrachtend, die wenigsten der hier lebenden Frauen und Männer waren blond und hatten Gesichtszüge wie Jaella. Er sah braunes, schwarzes und sogar rotes Haar, und die Gesichter waren alle verschieden. Und doch hatte er Jaella bei der Querung des Passes mit der Karawane eindeutig als Amazone identifiziert. Sämtliche Zeichnungen der östlichen Kulturen über ihr Volk, die er je gesehen hatte, zeigten ein genaues Abbild ihrer selbst. Das war wohl eines dieser Missverständnisse, die sich zwischen fremden Ländern immer ergaben. Khalid schüttelte den Gedanken ab, er war Krieger, kein Völkerforscher.

Der Empfang des Heilers war dieses Mal wesentlich freundlicher, er winkte sogleich einen Burschen heran, der dem Helden die Kleidung und das restliche Gepäck abnahm und versprach, dass er dieses gereinigt und in Stand gesetzt am Abend wiederbringen würde.
Dann versorgte der Medikus die großflächige Brandwunde und die zahlreichen kleineren Blessuren, wobei er ständig vor sich hinschimpfte, dies sei reine Zeitverschwendung. Wenn der Krieger genesen wieder loszog, würde er sich doch nur wieder die gleichen Verletzungen zuziehen. Doch Khalid kannte diese Art von Humor auch von den Heilerinnen im Osten, wenngleich diese meist feinfühliger arbeiteten, und so ließ er sich auf eine harmlose Kabbelei mit dem Alten ein.

Nachdem der Heiler mit ihm fertig war, suchte Khalid Akara auf, die bereits nach ihm hatte schicken lassen. Sie ließ ihn an einem kleinen runden Holztisch Platz nehmen und tischte eigenhändig Brot, Fleisch und Gemüsesuppe auf.
Khalid war so entkräftet, dass er eine ganze Weile stumm zulangte und erst als das meiste Essen vertilgt war, wandte er sich mit entschuldigenden Worten an die Hohepriesterin. Lachend winkte diese ab.
„Es mag schon einige Sommer her sein, aber auch ich kenne die Anstrengungen eines Feldzuges. Meine Schwester sagte immer, ich hätte danach wohl sogar einem Kind seine Honigwaffeln fortgenommen, so hungrig war ich stets hinterher. Doch nun sagt mir, was Ihr in der Höhle erlebt habt.“
Der Paladin berichtete ausführlich von den Ereignissen unter Tage, von den Gefallenen und ihren wiederbelebenden Schamanen, den bärengleichen Garganturen und von dem mit Blitzen gerüsteten Heerführer dieses gemischten Verbandes aus Untoten und anderen Unwesen.
Nur ab und zu hielt er inne, um einen Schluck Wein zu trinken. Akara unterbrach ihn nicht durch Zwischenfragen, sondern ließ ihn seinen eigenen Erzählrhythmus finden. Und trotzdem war die Kerze auf dem Tisch, die die beginnende Dämmerung vertrieb, ein gutes Stück heruntergebrannt, als der Held schließlich zum Ende kam.
„In der letzten Höhle fand ich dann eine Art Lager: Rüstzeug, Waffen, sogar Edelsteine. Und dies hier.“
Mit diesen Worten holte er die Schmuckstücke hervor und legte sie behutsam auf den Tisch. Das Amulett der gefallenen Jägerin reichte er seiner Gesprächspartnerin.
„Das habe ich einer jungen Jägerin abgenommen. Sie schien schon einige Tage tot in der Höhle zu liegen. Ich dachte, Ihr könntet das ihrer Familie wiedergeben.“

Ein leiser Aufschrei entglitt der Älteren, doch sie erlangte schnell die Fassung wieder. „Das gehörte Paige, wir vermissen sie schon eine Weile. Ich hatte trotz allem irgendwie gehofft...“ Akara schloss für einen Moment die Augen, dann schüttelte sie den Kopf und sah Khalid bedauernd an. „Man hofft immer, wenn diese jungen Dinger das Lager verlassen, dass sie wohlbehalten zurückkehren. Doch wir wissen genau, was da draußen lauert. Wir können sie nicht schützen, dabei sind sie doch noch so jung, viel zu jung...“
Wie viele junge Kriegerinnen würden sie und Kaschya noch in den Tod schicken müssen? Jede der Toten hing wie ein eisernes Gewicht an ihrem Gewissen und krümmte mit unsichtbarer Hand ihren Rücken. Noch hielt sie die Sorge um die Lebenden aufrecht, doch wenn dieser Krieg vorbei wäre, zum Guten oder zum Bösen, würden sie all diese Gesichter, all diese ungelebten Schicksale mit Sicherheit niederwerfen. ´Mögen die Götter mir mein Versagen verzeihen`, dachte sie.
Sie senkte ihren Blick auf die anderen Schmuckstücke. „So viele bekannte Anblicke, so viele Leben. Doch nun ist die Ebene um einiges sicherer, dank Eurer Hilfe. Wie kann ich es Euch vergelten?“
Der Paladin schüttelte den Kopf. „Eine Belohnung brauche ich nicht, ich habe geschworen, diesem Leid ein Ende zu machen und das werde ich tun, aber Ihr könntet Eure Kundschafterinnen bitten, mich zu informieren, wenn sie etwas über Cains Aufenthaltsort herausfinden. Denn auch an ihn bindet mich ein Schwur.“
Akara nickte. „Meine Jägerinnen suchen bereits nach seinen Spuren. Sobald ich etwas höre, werde ich Euch informieren. Ihr sagt, Ihr wollt keinen Lohn, Ihr sollt dennoch einen erhalten. Ich sehe in Euch große mentale Fähigkeiten, die nur noch freigelegt werden müssten. Ich kann Euch eine Meditationstechnik lehren, die es Euch ermöglicht, kleinere Verletzungen schneller heilen zu lassen. Diese Energie könnt Ihr auch durch Berührung auf andere übertragen.“
Sprachlos saß der Held da. Er hatte gehört, dass die Obersten des Ordens der Zakarum ähnliche Fähigkeiten besitzen sollten, dass er nun in diese Geheimnisse eingeweiht würde, erfüllte ihn mit Stolz.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und wuchs dann schließlich zu einem breiten Grinsen. „Das wäre mir angenehm“, erwiderte er. „Euer Heiler ist einer der fähigsten, die ich bislang kennen gelernt habe, aber er ist schrecklich unhöflich.“

Akara stand auf und holte ein Gefäß aus einer mit vielfarbigen Runen bemalten Truhe. Darin war ein zermahlendes Kraut, das sie dem Paladin als Sud aufgoss und ihn trinken ließ.
Zunächst zögerte er ein einen Moment. Es war nicht seine Art, Mittel zu sich zu nehmen, deren Wirkung er nicht kannte, doch Akara nickte ihm ermunternd zu und so schluckte er schließlich das bittere Getränk. Die Wirkung trat sofort ein, der Raum wirkte heller, die Geräusche lauter, er meinte sogar das Gespräch im benachbarten Zelt belauschen zu können, wenn er sich nur bemühte. Er war beruhigt und gleichzeitig voller Anspannung. Es war ihm, als könne er beinahe Akaras Gedanken lesen.
Langsam streckte sie die Hände nach den seinen aus und umfasste sie mit festem Griff. Er spürte die Energie zwischen ihnen knistern und dann drang ein Teil ihres Geistes in seinen Verstand und hinterließ ihm ihr wunderschönes Geschenk. Er erkannte den Verlauf seiner Blutgefäße und der Energiebahnen, die seinen gesamten Körper versorgten. Er konnte jede einzelne Zelle spüren und befehligen. Langsam dirigierte er sie hin und her. Staunend sah er die Hohepriesterin an und bemerkte zum ersten Mal einen Schleier aus weißem Licht um sie herum. Dann zog sie sich aus ihm zurück und die Wirkung der Droge verflog rasch. Sie ließen sich los und sanken beide ermattet auf den Tisch.
Akara erhob sich als erste. „Nun wisst Ihr, wie es funktioniert. Es kostet viel Kraft und Ihr seid gut beraten, danach zu ruhen und wenn möglich zu essen. Einfach Verwundungen solltet ihr heilen können, bei schwereren Verletzungen sucht dennoch einen Heiler auf. Zuviel Energieverlust könnten Euch am Anfang ohnmächtig werden lassen. Wendet diese Fähigkeit oft an und übt, dann werdet Ihr rasch Fortschritte machen.“

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über Belanglosigkeiten, bis Khalid die Müdigkeit schließlich übermannte und er sich zurückzog.
Erst vor dem Zelt der Hohepriesterin fiel ihm ein, dass er sich gar nicht nach Jaella erkundigt hatte.
Er beschloss, dies auf den nächsten Tag zu verschieben, er war so müde, dass er beinahe im Gehen einschlief. Doch sein Abend sollte noch nicht zuende sein.

Als er grade die schwere Plane zurückschlagen wollte, die den Eingang zum Lazarett verschloss, löste sich eine große Gestalt aus dem Dunkel der Nacht. Ein Lichtstrahl aus einem der Zelte ringsum entflammte einen Lidschlag lang einen roten Schopf.
„Auf ein Wort, Paladin“, rief ihn eine dunkle Stimme an.
Khalid öffnete den Eingang einen Fingerbreit, so dass er im entkommenden Licht das Gesicht der anderen erkennen konnte. Kaschya trat zögernd näher. „Ich weiß, dass Ihr erschöpft sein müsst, aber ich würde Euch gern einen Moment sprechen.“
Khalid nickte und hielt den Eingang zum Lazarett auf, damit sie eintreten konnte. Als er sie in die Ecke führte, die ihm zugewiesen war, kam ihm die Situation schon ein wenig komisch vor: Er bot ihr einen Platz auf einem niedrigen Schemel an, ganz so, als sei sie der Fremde und nicht er.
Er selber machte es sich auf seiner Pritsche gemütlich und sah seine Besucherin fragend an.
„Was kann ich für Euch tun, Kaschya?“, fragte er. „Verzeiht, dass ich so direkt frage, aber ich bin wirklich ziemlich erschöpft.“
„Dann will ich ebenso direkt zur Sache kommen. Ihr habt bereits Großes für unsere Gemeinschaft getan und es steht Euch selbstverständlich frei, meine Bitte abzulehnen, aber es gibt eine Sache, die nicht wichtig genug ist, um dafür die Jägerinnen von ihren Wachposten abzuziehen, die mich persönlich dennoch stark beschäftigt.“
Khalid nickte um sie zum Weiterreden zu ermutigen. Was konnte es Unwichtiges geben, das eine so starke Frau genug beunruhigte, um einen fremden Kämpfer darauf anzusetzen?
„Eine meine Kundschafterinnen hat mir heute von etwas Abscheulichem auf dem Friedhof berichtet. Eine der Abtrünnigen hatte sich schon früher für die Nekromantie interessiert. Anscheinend hat Andariel sie damit zu sich locken können, denn sie scheint nun gewisse Fähigkeiten erlangt zu haben. Rabea treibt auf der geheiligten Ruhestätte unserer Vorfahren ihr Unwesen und zwingt deren sterbliche Überreste an die Erdoberfläche zurück. Dort stehen sie dann als seelenlose Skelettkrieger oder Zombies in den Diensten des Bösen. Ich habe es bisher nicht gewagt, dem Lager von diesen schändlichen Taten zu berichten, da ich Unruhe unter den jüngeren Jägerinnen vermeiden wollte, nur Akara weiß noch Bescheid. Rabea war einst meine beste Freundin, wegen Ihres pechschwarzen Haares haben wir sie immer Rabe genannt, nun spricht sie von sich selber als Blutrabe und rühmt sich, eines Tages alle Jägerinnen zu ihren Kreaturen zu machen und dann über sie zu herrschen.“
All das sprudelte in einem Schwall aus der sichtlich mitgenommen Heerführerin. „Ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig ist“, endete sie flüsternd.
Khalid schüttelte es vor Entsetzten. Nekromantie. Gab es eine scheußlichere Art zu kämpfen? Unehrenhafte Magier, die Leichen fledderten, die sich hinter den Toten versteckten und sie für sich kämpfen ließen, waren weniger wert, als der Dreck, der an ihren beschworenen Kreaturen klebte. Der Orden der Zakarum hatte stets gegen diese unnatürlichen Hexenmeister gefochten, keiner von ihnen verließ Kurast lebend.
„Ich bin ein Kämpfer des Zakarum-Ordens“, begann er. „Wir achten die Gebeine unserer Vorfahren und dieselbe Achtung bringen wir auch den Gräbern anderer Völker entgegen. Wir sind stets bestrebt, uns nicht in die Gepflogenheiten anderer Kulturen einzumischen, aber dies geht eindeutig zu weit. Ihr braucht nicht weiter bitten, Kaschya, ich werde dieses Monster zur Strecke bringen und die Toten in ihren verdienten Schlaf entlassen.“
„Ich danke Euch, Khalid. In der Nähe des Friedhofes befindet sich ein alter Wegpunkt, ein magisches Portal, das Euch einen Teil des Rückweges ersparen wird. Flavie bewacht ihn und sie wird Euch morgen in dessen Nutzung einweisen. Sein Gegenstück ist hier im Lager, wir haben diesen Platz nicht willkürlich gewählt.“
Khalid nickte. „Ich werde morgen Mittag aufbrechen.“

Am nächsten Morgen begab sich Khalid allerdings erst erneut zu der Badestelle, trotz des eisigen Wassers hatte er doch Gefallen an dem frischen Vergnügen gefunden. Diesmal war die Stelle allerdings belegt. Um die Jägerin nicht in Verlegenheit zu bringen, wollte er sich grad zurückziehen, als sie sich umdrehte und aus dem Becken stieg. Er erkannte das hagere, verhärmte Gesicht Jaellas beinahe nicht wieder. Als sie seiner gewahr wurde riss sie sich hastig ein Kleidungsstück vor die Blöße, doch er hatte genug gesehen. Ihr ganzer Körper war verschrammt und mit blauen Flecken übersät. Sie sah schlimmer aus als er selber, dabei war sie doch im sicher geglaubtem Lager gewesen und nicht in der Schlacht.
„Wer hat Dir das angetan?“, bellte er barsch.
„Das ist nichts“, stotterte sie. „Das kommt nur vom Training. Ich bin zu ungeschickt, das ist alles.“
Mit großen Schritten eilte er auf sie zu und packte sie grob am Arm. „Das sind keine normalen Trainingsverletzungen! Niemand sonst wurde so misshandelt. Also, sag mir, wer das gewesen ist, oder ich werde jeden einzelnen hier zur Rede stellen!“
„Bitte nicht, Du machst es nur schlimmer. Ich bin einfach noch zu langsam. Sie verzeiht keine Fehler, denn der Feind verzeiht sie auch nicht.“
„Sie? Du redest doch von Kaschya, oder? Weiß Akara davon, wie sie mit Dir umspringt?“
„Nein, und Du wirst es ihr auch nicht sagen! Es ist ganz allein meine Sache!“ Zornig blitzten ihre Augen.
Khalid nickte wiederstrebend und ließ den Arm los. „Es ist Deine Sache und ich habe kein Recht, Dir Vorschriften zu machen. Aber kann ich Dich bitten, Dein Training zu überdenken? Du bist mir keine große Hilfe, wenn ich mir unterwegs Sorgen um Dein Wohlergehen hier im Lager machen muss.“ Den letzten Satz versah er mit einem kleinen Lächeln.
Erleichtert lächelte sie zurück. „Vielleicht hast Du Recht. Ich werde darüber nachdenken, aber kann ich mich zuerst anziehen?“
Puterrot fuhr der Paladin zurück, als hätte er sich verbrannt. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass sie noch vollkommen unbekleidet war.
„Ich habe noch etwas zu erledigen“, murmelte er. „Wir sprechen uns in ein-zwei Tagen, wenn ich zurück bin, ja?“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und eilte ins Lager zurück.
Jaella lächelte. Er war echt süß, wenn er sich wie ein großer Bruder aufspielte. Dann legte sie ihre Stirn in nachdenkliche Falten. So ganz unrecht hatte er wohl nicht. Kaschya wurde immer strenger und strenger mit ihr. Sie läge soweit zurück, daher müsse sie härter als alle anderen an sich arbeiten. Im Bogenschiessen hielt sie gut mit, aber die Geschicklichkeitsübungen oder gar der Nahkampf waren ihr ein Graus. Kaschya hatte den anderen Jägerinnen harte Strafen aufgebrummt, wenn sie versucht hatten, Jaella zu schonen. Womit hatte sie sich bloß den Unmut der Heerführerin zugezogen?
Die junge Amazone seufzte. Auf jeden Fall würde sie noch mehr Probleme bekommen, wenn sie sich verspätete, also zog sie sich rasch an und eilte zum Übungsplatz.





Kapitel 14: Der Friedhof


Gegen Mittag des gleichen Tages traf sich Khalid mit Flavie an dem magischen Wegpunkt.
„Diese Portale sind schon ewig über unser Land verstreut. Wer sie angelegt hat und warum, weiß keiner mehr“, erklärte sie ihm. „Man kann innerhalb eines Lidschlages zwischen ihnen reisen. Um sie für sich nutzbar zu machen, muss jeder einzelne von dem Benutzer durch bloßes Berühren aktiviert werden. Ist dies geschehen, so kann man den entsprechenden Wegpunkt von allen anderen aus ansteuern. Wir werden jetzt den hier im Lager für Euch öffnen, dann marschieren wir in die Kalte Ebene und ich zeige Euch den dort liegenden Wegpunkt. Jeden anderen müsst Ihr selber entdecken, weiter kann ich Euch nicht begleiten, denn meine Aufgabe ist es den Zugang zur Kalten Ebene zu überwachen.“
„Wie steuere ich, zu welchem Ort ich reise?“, fragte Khalid ein wenig nervös. Diese Art von übernatürlicher Magie war ihm nicht ganz geheuer.
„Ihr müsst Euch einfach nur auf den Ort konzentrieren, an den Ihr gelangen wollt. Es ist wirklich ganz einfach, glaubt mir. Ich nutze diese Wegpunkte, seit ich laufen kann.“

Der Wegpunkt bestand aus einer gewaltigen Steinplatte inmitten des Grases, die mit merkwürdigen Symbolen und Schriftzeichen bedeckt war. Als Kahlid nach Flavies Anweisung einen Fuß darauf stellte, schimmerte der Fels für einen Moment bläulich auf und den Paladin durchfuhr ein leichter elektrischer Schlag. Flavie lachte ob seines irritierten Gesichtsausdruckes und begleitete ihn dann aus dem Lager hinaus, zum Wegpunkt in der Kalten Ebene.



„Übertreib es nicht, Kaschya, ich habe das Training beobachtet. Du nimmst das Mädchen zu hart ran!“ Akara hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt und funkelte die Heerführerin an.
„Sie ist verweichlicht, ich muss erst einmal einen Menschen aus ihr machen. Was hattest Du erwartet? Sie ist in einer verfluchten Stadt aufgewachsen“, rechtfertigte sie ihr Handeln.
„Was ich da sehen musste, geht weit über ein normales Training hinaus.“
„Selbstverständlich, sie braucht ein hartes Training. Sie ist nicht ihre Mutter.“
„Genau da liegt die Wahrheit“, nickte die Hohepriesterin. „Sie ist nicht Rexina. Also lass Deinen Zorn und Deine Enttäuschung nicht an Jaella aus. Sie kann nichts dafür.“
„Sie ist doch der Grund für das alles. Rexina hat uns verraten und verkauft und das alles ihretwegen!“, rief Kaschya.
Akara erhob kaum ihre Stimme und doch ging so eine entschlossene Aura der Macht von ihr aus, dass die Ausbilderin sofort verstummte. „Rexina hat uns niemals verraten! Wage es nicht, so etwas noch einmal zu behaupten!“ Dann lächelte sie sanft. „Sie war verliebt. Und sie hat etwas Dummes getan, aber sie hätte den Amazonen nie bewusst geschadet. Lass nicht das Kind ihrer Liebe büßen für den einen dummen Fehler. Sie hat doch so viel Gutes für ihr Volk getan.“
Ein leises Rascheln ließ beide herumfahren.
Jaella stand mit weit aufgerissenem Mund im Eingang zu der Hütte ihrer Trainerin.



Am Abend schlugen Khalid und Flavie ihr Lager bei dem Wegpunkt in der Kalten Ebene auf, wo er wiederum das magische Portal für sich aktivierte. Danach forderte ihn Flavie auf, sich in die Stadt transportieren zu lassen. Mit einem Räuspern, um den kleinen Knoten im Hals zu lösen, trat der Paladin auf die steinerne Platte. Er schloss die Augen, sammelte sich einen Moment lang und konzentrierte sich dann fest auf das Lager. Zunächst geschah nichts. Dann hörte er ein leises Summen, das schnell lauter wurde. Wärme kroch durch seine Beine aufwärts und auf einmal fühlte er einen Ruck durch seinen gesamten Körper fahren. Es war beinahe, als würde er hochgehoben und sanft in den Himmel getragen. Und es war, als würde er sehr schnell und mit wachsendem Tempo im Kreis gewirbelt. Es war kaum zu beschreiben und plötzlich war das Gefühl fort. Khalid öffnete vorsichtig ein Auge und sah in das lachende Gesicht einer alten, zahnlosen Jägerin. „He, so hab ich auch beim ersten Durchgang geguckt“, gluckste sie und humpelte weiter.
Ein wenig verlegen beschloss der Mann, sogleich zu Flavie und zu seinem Auftrag zurückzukehren. Wiederum betrat er den Wegpunkt und dachte angestrengt an dessen Duplikat in der Kalten Ebene. Ein Summen, ein Rucken, ein Wirbeln und schon stand er wieder neben der Amazone.
„Es wird wohl noch etwas dauern, aber wenn ich dadurch einen halben Tagesmarsch sparen kann, werde ich mich schon an diese Art zu Reisen gewöhnen“, lächelte er.
„Kaschya hat mir gesagt, ich soll Euch den Weg zu unserem alten Friedhof weisen, aber ich muss hier bleiben und diesen Ort bewachen. Ich kann Euch also leider nicht weiter begleiten“, meinte die Jägerin und zuckte bedauernd die Schultern.
„Das macht nichts. Ich werde dort nur kurz nach dem Rechten schauen. Ich glaube kaum, dass es dort etwas Aufregendes zu sehen gibt“, erwiderte er ausweichend, schulterte seinen Schild, und ging dann mit einem letzten Gruß in die angewiesene Richtung davon.

Ein alter ausgetretener Pfad schlängelte sich durch die Weite der grasbedeckten Ebene. Bald schon waren der magische Wegpunkt und dessen Hüterin aus seinem Blick verschwunden.
Zunächst konnte Khalid während des Fußmarsches die Gedanken schweifen lassen, doch bald schon begegneten ihm, wie schon in der Nähe des Lagers, die seltsamen Ungetüme, die sich hier breit machten.
Glücklicherweise begegnete er nur selten einem Gargantur, dieses bärenartige Wesen, das er schon in der Höhle des Bösen zu fürchten gelernt hatte. Diese zwar dummen und langsamen Kreaturen hatten ungeheure Kräfte und er war besser beraten, sich nicht von ihren Pranken treffen zu lassen. Und so tanzte der Paladin in einigem Abstand um sie herum und versuchte sie durch Gewandtheit und Schnelligkeit zu überlisten.
Hier und da erblickte er auch einzelne Stachelratten, die, sobald sie seiner gewahr wurden, drohend knurrten und zischten. Wenngleich ihm der Gedanke daran, ihnen seine Vergiftung heimzuzahlen, ein grimmiges Vergnügen bereitete, ließ er sie in Ruhe. Es waren schließlich keine bösartigen Monster aus der Unterwelt, sondern natürliche Bewohner dieser Ebenen, die nur ihren Instinkten folgten. Sie zu töten wäre keine ehrenvolle Aufgabe für einen Krieger des Lichts, also machte er einfach einen Bogen um diese Tiere und kümmerte sich lieber um Anderes.
Am häufigsten begegnete er kleinen Horden Gefallener, die hier immer einen Schamanen in ihrer Mitte hatten. Sie stellten kaum eine ernste Bedrohung für den erfahrenen Krieger dar, dennoch waren sie lästig, denn sie kosteten Zeit und Mühe. Khalid kam dadurch längst nicht so schnell voran, wie er eigentlich vorgehabt hatte.
Als er die Weggabelung erreichte, von der Flavie erzählt hatte, sie läge in etwa in der Mitte seines Weges, dämmerte es bereits, doch er wollte erst kurz vor dem Friedhof eine Rast einlegen, damit er sich frisch und ausgeruht der nekromantischen Amazone stellen konnte. Also marschierte er weiter, solange er noch den sandigen Pfad vor seinen Füßen erkennen konnte.
Und so geschah es, dass Khalid schließlich im Dunkeln unvermittelt in eine Gruppe Zombies geriet. Plötzlich stieg ihm ein eigentümlicher, fauler Gestank in die Nase und er registrierte - mehr instinktiv als mit seinen Augen - eine Bewegung. Zurückspringend schwang er sein langes Schwert im Halbkreis vor sich und erlegte damit gleich zwei der dunklen Gestalten. Doch ein heftiger Hieb traf seine linke Schulter, ein warmes Sickern zeigte dem Paladin an, dass eine der Klauen einen tiefen Einschnitt hinterlassen hatte. Er bewegte den Arm probeweise und stellte fest, dass ihn die Verwundung zwar schmerzte, aber nicht allzu sehr behinderte. Ein Schwert hätte er zwar kaum führen können, doch für das Halten des Schildes reichte es noch. Schnell schickte er seine rituellen Kampfgebete auf die Reise, dann hob er das Schwert und stürzte sich in die Horde. Beinahe blind schlug er um sich, nur vereinzeltes Keuchen und Brummen verrieten ihm die Position der Gegner. Dennoch war Fortuna ihm hold und so lagen die Kreaturen unter den heftigen Schlägen Khalids bald im Staub der Ebene.
Schwer keuchend und zutiefst erschrocken hielt der Sieger inne und überdachte die Lage, in die er sich soeben gebracht hatte. Dies war eigentlich typisch für den Verlauf seines bisherigen Lebens, überlegte der Paladin. Wenn er einmal für eine Aufgabe die Verantwortung übernommen hatte, fiel es ihm sehr schwer, in dessen Erledigung zu pausieren. Es war, als ob er allen ständig beweisen müsste, dass er deren Vertrauen wert war, und nicht selten hatte seine übertriebene Interpretation einer Weisung beinahe zu seinem Ruin geführt.

Ein kleines Stückchen weiter westwärts fand Khalid eine Senke, die beinahe von einem krüppligen Gebüsch verdeckt wurde und er beschloss, dort sein Lager aufzuschlagen. Ein Feuer wagte er nicht zu entzünden, um nicht noch mehr dieser merkwürdigen Kreaturen anzulocken, und so rollte er sich nur in seinen Umhang ein und aktivierte seine neu gewonnenen mentalen Heilungskräfte, um die Wunde zu versorgen. Es fiel ihm erstaunlich leicht, sich nach Akaras Anweisungen richtend, all seine Energien umzulenken, so dass die Blutzellen neues Leben an den versehrten Ort transportierten. Eine prickelndes, warmes Jucken zeigte ihm an, dass dort bereits neue Haut wuchs. Wenn die Sonne aufging, würde nur noch eine kleines rosa-rotes Mal von der Begegnung zeugen, die schlimm hätte enden können.


Am späten Vormittag des folgenden Tages erreichte der Paladin eine steinerne Mauer, hinter dem der Friedhof der Amazonen angelegt war. Die Grabstellen waren einst mit viel Achtung vor den Taten der Verblichenen angelegt worden, so manch emsige Hand hatte dort Immertreu, Schattenglöckchen und andere blühende oder rankende Pflanzen angesiedelt, und mit viel Hingabe deren Wuchs beaufsichtigt und durch sorgsames Stutzen der frischen Triebe gefördert. Viele Statuen derjenigen, die sie unter sich beherbergten, säumten die Pfade, und die Wege zwischen ihnen luden zum Verweilen und Erinnern ein. Diese Ruhe war brutal gestört worden.
Der schmiedeeiserne Zaum um das Gelände, der eher der Zierde als der Abschreckung gedient hatte, war an einigen Stellen verbogen oder gar eingerissen, kaum ein Gedenkstein wachte noch aufrecht über seinem Grab. Die kümmerlichen Reste der Bepflanzung hatten sich verschreckt zurückgezogen und das satte Grün war einem vertrockneten Braun gewichen.
Über diesen traurigen Anblick wachte die große Eiche, die vor vielen Generationen in der Mitte des heiligen Ortes gepflanzt worden war. Doch auch sie war verheert worden; in ihren Ästen hingen Leichen und Leichenteile und zeugten von merkwürdigen und verruchten Ritualen, die hier stattgefunden haben mochten.
In ihrem Schatten bewegten sich die Überreste der gefallenen Jägerinnen in einer neuen unnatürlichen Daseinsform. Je nach Grad der Verwesung hatte Blutrabe die Toten als Skelettkrieger oder halb zersetzte Zombies an ihre Seite gerufen. Fremdgesteuert kamen sie alle auf den vor Schreck und Zorn erbleichten Paladin zu.
Wild und unkontrolliert hieb Khalid nach allen Seiten und fällte einen Untoten nach dem anderen, doch es wurden stetig mehr. Eine unbändige Wut über dieses Sakrileg erfüllte ihn und schaltete sein bewusstes Denken beinahe aus. Von allen Seiten bedrängten ihn die Kreaturen der Nacht und nahmen ihm zunehmend die Bewegungsfreiheit. Plötzlich bohrte sich unter brennendem Schmerz ein Feuerpfeil in seinen rechten Oberschenkel. Die Wucht des Aufprall ließ ihn beinahe einknicken, gerade noch hielt er sich auf den Beinen. Eilig brach der Krieger den Schaft ab und schlug nach dem Schwelen auf der Hose, die unter dem magischen Feuer sofort zu glimmen begonnen hatte. Die Glut fraß sich rasch durch das dünne Leder bis auf die Haut, doch darum durfte er sich jetzt nicht kümmern, sonst würde das nächste Geschoss einen lebenswichtigen Teil seines Körpers durchbohren. Eine weiße Gestalt mit wehendem, schwarzem Haar verschwand wie von Geisterhand wieder hinter dem Mausoleum, hinter dem sie aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen hatte.
Schnell konzentrierte sich Khalid wieder auf die Wesen vor ihm, bevor sie in Schlagreichweite ihrer Dolche und Klauen kamen und hieb deren Arme zu Dutzenden ab. Doch die Reihen lichteten sich kaum, wieder und wieder öffnete sich die Erde und unter murrendem Stöhnen kam eine weitere Leiche zum Vorschein, die sich den anderen im Kampf gegen den Lichtkrieger anschloss.
Zu allem Überfluss kamen ständig die brennenden Pfeile ihrer Beschwörerin aus dem Hinterhalt geflogen, denen er mit viel Geschick und Dank des guten Schildes meist ausweichen konnte. Zu seinem Glück deckten ihn die Reihen der Angreifer ein wenig, so dass Blutrabe selber nicht gut genug zielen konnte, ohne ihre eigenen Soldaten zu gefährden.
Doch er hatte keine Chance, sie selber anzugreifen, zu dicht hatten sich die Zombies und Skelettkämpfer um ihn geschart und machten einen Ausfall unmöglich. Schritt für Schritt wurde der Held rückwärts gedrängt. Schon sah er bei einem flüchtigen Blick über die Schulter den hohen eisernen Zaun immer näher rücken, in dessen Falle ihn die Kreaturen trieben.

Da kam ihm auf einmal eine verrückte Idee. Diese Wesen mochten viele sein, aber sie waren im Vergleich zu einem Menschen ziemlich langsam. Hätte er freies Feld, würde er ihnen wohl davonlaufen können. Also lenkte er vorsichtig, sich weiterhin nach allen Seiten wehrend, so dass keine der verderbten Krallen ihn erreichen könnte, seine Schritte in Richtung einer Stelle, wo zwei Zäune im spitzen Winkel zusammenliefen und die Stangen durch die Witterung und gröbere Einflüsse ein wenig nach außen gebogen waren.
Endlich war er nur noch ein paar Schritt von der Umfriedung entfernt. Ein paar letzte mächtige Schwünge mit der langen Klinge dezimierten die Anzahl der Feinde und deren Kadaver hielten für einen Moment den Fluss der Nachrückenden auf. Khalid drehte sich um und sprintete auf den Zaun zu. Noch im Laufen schleuderte er Schwert und Schild über den Zaun und sprang dann in die Höhe, um das geschmiedete Gitter ebenfalls zu überwinden. Mit den Zähnen knirschend vor Anstrengung und den maternden Schmerz in seinem Bein ignorierend zog er sich an den Querstreben empor, stützte seinen Oberkörper auf den verbogenen Rundungen der Zaunspitzen ab und schwang unter lautem Stöhnen die Beine auf die andere Seite, wo er mit einem wimmernden Aufschrei auf seinem verletzten Bein aufprallte. Rasch schüttelte er den sengenden Schmerz ab, rollte sich auf die andere Seite und sprang dann empor. Der Schild war unglücklich in einem Dornengestrüpp gelandet, daher griff der Krieger nur nach seinem Schwert und rannte, so schnell er konnte, auf das Mausoleum zu, hinter dessen Mauern sich die abtrünnige Jägerin verbarg.
Als sie die heranstürmende Gefahr erkannte, beschwor sie schnell drei weitere Skelettkrieger, die den Paladin aufhalten sollten, und feuerte dann Pfeil um Pfeil auf ihn ab. Kaschya war ihr stets eine gute Lehrmeisterin gewesen und so fanden einige ihrer Geschosse ihr Ziel. Doch Khalid ließ sich durch nichts aufhalten. Einst hatte er vor einer Gefahr gezaudert, und so die wichtigste Frau in seinem Leben verloren, niemals wieder würde er zurückweichen.
Schreiend, das Schwert in beiden Händen führend, stürmte er auf die Bogenschützin zu, wie ein Berserker aus dem hohen Norden. Anders als ihre Schwestern war sie gut gerüstet, doch auch Leder und Stahlringe konnten seinem Ansturm nicht lange widerstehen. Einigen Attacken wich sie behände aus, doch er trieb sie dicht an die verfallende Mauer der Grabkammer heran. Schließlich traf eine gut platzierte Finte ihren Bogen und er zerbarst in seine Einzelteile. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment und es schien als ob ein Teil des dunklen Schleiers aus ihren Augen wich. Der nächste Streich kam seitlich, er war ungenau und ungezielt, doch sie wich ihm nicht aus. Weiterhin seinen Blick haltend fiel sie in die Bahn seiner Klinge, die tief in ihre Seite drang. Khalid riss das Langschwert zu sich ran und stieß es dann der Knienden direkt in die Brust. Bildete er es sich nur ein oder sah er Einverständnis in Ihren Augen? Einen Funken der Erleichterung? Stumm sank sie zu Boden und blieb zunächst regungslos liegen. Doch plötzlich ertönte ein kreischendes Geräusch, Blutrabes Körper erzitterte und ein geisterhaftes Abbild ihrer selbst entstieg ihrem Leichnam. Es schwebte einen Moment über ihr, Blitze zuckten über den Friedhof, doch fuhren sie ohne Schaden zu hinterlassen durch Khalid hindurch und fällten alle beschworenen Kreaturen auf der Stelle. Die Projektion richtet sich auf und blickte auf den Paladin, der erstarrt auf das Schauspiel blickte, und hob dann wie grüßend die Hand. Einen kurzen Moment erhaschte er eine Idee von glückseliger Ewigkeit, dann verging der Geist in einem hellen Aufleuchten. Khalid war alleine.
Er beschloss, sich über das eben erlebte noch keine Gedanken zu machen und versank im Schatten der Krypta in tiefe Meditation, um die zahlreichen Wunden zu heilen. Die Verletzung seines Beines jedoch, in dem immer noch die Spitze des Pfeil steckte, war ein Fall für den Heiler im Lager und so machte er sich bald humpelnd auf den Weg zum magischen Wegpunkt in der Kalten Ebene. Diesmal machte ihm dessen Benutzung keine Sorgen; Hauptsache er ersparte sich einen halben Tagesmarsch.



So, das wars für heute *gähn*

:hy: Insidias
 
Hab deine Story gerade gefunden, und muss sagen Respekt

ichlese nicht viel und deine Geschichte hat mich gefesselt

ich kanns kaum erwarten weiterzulesen:top: :top: :top: :top:
 
Zurück
Oben