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[Story] Naaa

wie machst du das nur, ich habe hier bisher kaum eine geschichte gelesen die einen so ins geschehen hineingezogen hat, ich hatte erst gemerkt wie gefesselt ich war als ich zu ende gelesen hatte :D

super, ich freu mich schon aufs nächste up :top:
 
Familie

Die kurze Begegnung mit Menschen war ihm eine Lehre gewesen und so entschied er sich, vorerst die Menschen zu meiden, verließ die Straße und ging querfeldein. Um das Ganze noch etwas angenehmer zu machen, ging er in die Richtung, wo die Sonne nie schien und ihn somit mit ihren grellen Strahlen nicht ärgern konnte: nach Norden.
So lief er mehrere Tage, begegnete scheuen Rehen, bösartigen Wendigos, flinken Hasen und stumpfsinnigen Zombies, die entweder vor ihm flüchteten oder ihn unbeachtet passieren ließen. Die zunehmende Anzahl an Kreaturen, die von der Hölle berührt waren, bestärkten ihn und ließen ihn manche Mühe, wie dichte, dornige Wälder oder steile Hänge, stoisch ertragen. Einmal sah er sogar kurz einen Dämonenkobold und begrüßte insgeheim das Erstarken der höllischen Kräfte in dieser Welt, auch wenn dieser Dämon so etwas wie eine Konkurrenz bei der Vernichtung der Menschen darstellte.
Nach einiger Zeit - das Wetter schien inzwischen etwas kälter zu werden – kam er an einen Flusslauf, der zu breit und zu tief war, als dass er ihn einfach durchwaten konnte. Also ging er an dem Fluss entlang in der Hoffnung auf eine Furt oder gar eine Brücke.

Einen halben Tagesmarsch später stieß er tatsächlich auf eine Steinbrücke – allerdings konnte er von seinem Platz im Gebüsch am Flussufer erkennen, dass zwei Wächter mit Hellebarden darauf standen und den Weg versperrten. Ein Händler mit seinem Karren wurde nach kurzen Gerede und der Weitergabe von ein paar kleinen runden, goldglänzenden Scheiben zwar durchgelassen, aber ein einzelner Gefallener hatte diese Behandlung wohl nicht zu erwarten.
Zuerst blieb er unschlüssig in seinem Versteck hocken, ging dann jedoch, da ihm nichts anderes einfallen wollte, wieder am Flussufer zurück. Nach ein, zwei Flusswindungen stand er plötzlich – vor einem Teuflischen! Ein Teuflischer gehörte zwar zu der Gattung der Gefallenen, stand allerdings in der Rangfolge der Hölle über den gewöhnlichen Gefallenen, sogar über den Schlächtern. Und dieser Teuflische war mit einem schartigen Handbeil und einem kleinen Holzschild ausgerüstet und schien genauso überrascht, wie er selber. Fast zeitgleich stießen beide ihr „NA!“ aus, was soviel wie Begrüßung und Drohung zugleich war.
Hinter dem Teuflischen konnte er noch zwei weitere, nein drei, nein, einen ganzen Stamm Teuflischer inklusive eines zäh wirkenden Schamanen erkennen, die augenscheinlich wie er vor kurzem etwas ratlos vor dem Fluss als natürliches Hindernis standen.
Augenblicklich packte er einen Entschluss, streckte sich, soweit ihm das möglich war und rief laut „NAAA!“, wobei er darauf achtete, nicht allzu aggressiv zu wirken. Im Nu war er umzingelt und der Schamane kam auf ihn zu.
Nach kurzer Begutachtung wandte sich der Schamane wieder um und er fürchtete schon fast, dass ihm sein Kurzschwert entrissen und er selber hilflos zurückgelassen würde. Doch er konnte noch einmal die Aufmerksamkeit des Schamanen erringen, indem er noch einmal laut „NAA!“ rief und dann auf den Fluss zeigte. Als der Schamane der Teuflischen ihm halb zugewandt ihn misstrauisch ansah, winkte er einladend, ihm zu folgen. Die anderen Teuflischen rückten wieder etwas von ihm ab, als der Stammesführer wieder zu ihm humpelte. Ein leichtes, aufforderndes Nicken des Schamanen, ein zustimmendes, halblautes „Na“, und die Teuflischen folgten ihm, dem Gefallenen den Fluss entlang.
In ausreichendem Abstand vor der Brücke bedeutete er den ihm folgenden Teuflischen, vorsichtig und leise zu sein. Der Schamane, der inmitten seines Stammes gelaufen war, schloss zu ihm auf, so dass sie schließlich gemeinsam aus dem Ufergebüsch die zwei Wächter in Augenschein nehmen konnten.
An der Miene des Teuflischenanführers war nicht zu erkennen, was er dachte, er starrte nur kurze Zeit mit zusammengekniffenen Augen zu der Brücke und wandte sich dann wieder seiner Gruppe zu. Den Arm hinter sich streckend und mit dem Finger auf die Brücke zeigend sagte er einfach „Na“ und die Meute stürmte los.

Die zwei Wächter konnten die Teuflischen schon von Weitem erkennen und auch hören, da einige Teuflische ihren Schlachtruf ausstießen und wild ihre Fackeln oder Waffen schwangen, weshalb sie ihre Hellebarden in Abwehrhaltung brachten, aber man konnte auf ihren Gesichtern lesen, dass die Furcht in ihren Herzen Einzug gehalten hatte.
Er stürmte inmitten der anderen Teuflischen auf die Brückenwächter zu, schwang triumphierend sein Schwert und fühlte sich auf seltsame Weise geborgen und an der richtigen Stelle. Die kleinen und flinken Teuflischen wichen den kraftvollen aber behäbigen Hieben der zwei Menschen leichtfüßig aus und innerhalb kurzer Zeit lag der erste Wächter blutüberströmt und unter einer Handvoll Teuflischer begraben auf dem Boden.
Der andere Wächter blutete schon aus mehreren Wunden und wollte sich zur Flucht wenden, wurde aber gleich von mehreren Teuflischen in den Rücken getroffen und starb wenige Schritte von seinem Kameraden entfernt.
Er hatte zwar selber keinen tödlichen Streich geführt, aber er jubelte nicht weniger als die anderen Teuflischen über den schnellen Sieg.
Inzwischen kam der Schamane der Teuflischen heran, welcher etwas abseits gewartet hatte und kein einziges Mal während diesem kurzen Intermezzo hatte eingreifen müssen. Der Anführer bahnte sich den Weg durch die Schar und blieb vor ihm mit prüfendem Blick stehen. Langsam beruhigte sich die Menge und die Teuflischen wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Führer und ihm, dem Fremdkörper unter ihnen, zu.
Der Schamane war derweil anscheinend zu einem Urteil gekommen und setzte den ursprünglichen Weg zum anderen Ufer jenseits der Brücke fort. Nach ein paar Schritten wandte er sich noch einmal halb herum und deutete ihm durch eine ungeduldige Kopfbewegung an, mitzukommen. Die anderen Teuflischen akzeptierten diese Entscheidung ohne jeglichen Kommentar und folgten ihrem Anführer. Als er ihnen hinterhereilte, wurde dies weder besonders beachtet noch versuchte einer, ihn aufzuhalten. Somit war er in den Stamm der Teuflischen aufgenommen, er hatte eine neue Familie.
Dass er nicht der Kronprinz war, war ihm natürlich klar, er war schon damit zufrieden, wieder zu einem Clan zu gehören und einen Anführer vor sich zu haben, der anscheinend fähig war und ihn bei Bedarf wiederbeleben konnte.
Seinen Plan, Baal zu finden und sich wieder in dessen Dienste zu stellen, wurde einstweilen beiseite gelegt, immerhin ging die Gruppe in dieselbe Richtung, die er zuvor eingeschlagen hatte.
 
Schlachtgesang

Der Schamane der Teuflischen schien ein klares Ziel vor Augen zu haben, der Weg führte immer weiter nach Norden. Es wurde nachts kein Lager aufgeschlagen, sondern durchmarschiert, weiter in ein zunehmend bergiges Land, in dem es kälter war und die ehemals sanfte Brise des Flachlandes von einem schneidenden Bergwind abgelöst wurde. Da er als höllisches Wesen keine Nachtruhe, allenfalls etwas Erholung von einer großen Anstrengung brauchte, war ihm das zügige Tempo durchaus recht. So würde um so früher das Ziel ihrer Mission erreicht und, so wie er hoffte, das Kämpfen beginnen.

Unterwegs gab es durchaus Gelegenheit, die Waffen zu benutzen: sie trafen auf eine kleine Gruppe marodierender Menschensöldner, die ohne erkennbaren Anführer durch das Land zog. Keiner der Menschen verfügte über irgendwelche magische Fähigkeiten oder war wirklich ein Meister im Kämpfen; es waren nur bewaffnete Hasardeure, die ohne Herren nur wehrlose Bauern und schutzlose Leibeigenen bedrohen und quälen konnten.
Immerhin erkannten die Söldner in ihm eine Art Abweichung zu den anderen Teuflischen, weswegen sie ihn wohl als besonderen Kämpfer ansahen und feige versuchten, einer direkten Konfrontation mit ihm auszuweichen. So konnte er zwar selber keinen Treffer landen, aber mit ungewohntem Mut die Menschen vor sich her jagen, meistens direkt in die wartenden Klingen seiner neuen Stammesmitglieder. Der Schamane musste nur einen einzigen Teuflischen wiederbeleben, da dieser auf unglückliche Weise zwischen zwei Söldner geraten war. Ansonsten konnte der Stammesführer genüsslich zuschauen, wie seine Leute die Menschen auseinander nahmen; er griff nur ab und zu ein, indem er einen Feuerball einem ahnungslosen Menschen in den Rücken schleuderte.

Als der Kampf vorbei war, jubelten die Teuflischen über den Leichen ihrer Feinde, entdeckten, dass in den zwei mitgeführten Säcken der Söldner nur uninteressanter goldener Tand und ein paar armselige Essensvorräte waren und zogen dann weiter.
Ein Teuflischer hatte einen Menschenkopf abgeschlagen und trug ihn auf einen Spieß gesteckt als Trophäe eine Weile mit, streifte ihn aber, wohl weil er zu schwer wurde und bei der nächsten Konfrontation hinderlich gewesen wäre, nach einem halben Tagesmarsch wieder ab und ließ ihn mitten auf der Straße liegen.

Eine weitere Begegnung hatte einen ähnlich siegreichen Ausgang.
Der Stamm traf auf einen einzelnen Mann, der ihn an sein erstes Treffen mit den Menschen dieser Welt erinnerte: eine große, kräftige Gestalt, die sichtbaren Körperstellen mit seltsamen blauen Tätowierungen geschmückt, allerdings mit einer aufwändigeren Rüstung und einer langen Lanze als Bewaffnung sowie einem wirklich skurrilen Helm. Oberhalb der Ohren des Mannes waren kleine Flügel angebracht, welche keinen offensichtlichen Nutzen zu haben schienen. Vielleicht wollte der Mann einem Dämon ähneln, jedoch konnte er sich an kein vergleichbares Höllenwesen erinnern, selbst die Höllenfürsten mit ihren Hörnern waren diesem Krieger vollkommen unähnlich.
Jedenfalls war dieser Kämpfer wesentlich versierter, auch er erkannte den Unterschied zwischen ihm, dem Gefallenen und den anderen Teuflischen. Allerdings schien dies eher ein Ansporn zu sein. Anstatt vor der klaren zahlenmäßigen Überlegenheit der Teuflischen zu flüchten, sprang er mit einem unglaublichen Satz mitten unter sie und spießte gleich zu Anfang zwei Teuflische auf einmal mit seiner Lanze auf. In einer eleganten Drehbewegung schleuderte er die toten Körper auf die ihm nahestehenden Angreifer und befand sich schon wieder in der Luft, bevor ein Schwertstreich ihn erreichen konnte.
Augenscheinlich hielt der Mensch ihn entweder für einen besonderen Kämpfer oder gar für den Anführer, ohne den die Gruppe noch leichter zu besiegen sei, denn der nächste Angriff galt ihm. Er wich um Haaresbreite aus und wandte die altvertraute Taktik des Rückzugs an, diesmal allerdings nicht so planlos und panisch wie bei dem Kampf, wo er seinen ersten Schamanen verloren hatte. Während der Krieger immer wieder seine gewaltige Sprungkraft auch unter Zuhilfenahme der Lanze einsetzte, um ihn zu stellen, führte er ihn wohlüberlegt direkt in die dichteste Ansammlung an Teuflischen, die zwar teilweise von dem heftigen Aufprall des Menschen zurückgestoßen wurden, aber dennoch immer wieder einen Treffer landen konnten – wenn nicht gerade die Lanze des Kämpfers das Leben des attackierenden Teuflischen abrupt beendete.
Dieser Kampf war wesentlich verlustreicher als der vorhergehende, besser gesagt, musste der Schamane ein gutes Drittel seines Stammes wiederbeleben, bevor der Mensch aus vielen Wunden blutend zusammenbrach, doch letztendlich war die meisterhafte Kampfkunst des Lanzenträgers der eigenen Besessenheit, den Andersartigen zu treffen und der Raffinesse des Stammesführers unterlegen. Mal hatte ein Feuerball genau bei der Landung den Menschen erwartet, mal war genau dann ein lebloser Körper wieder zum Leben erwacht, als der tätowierte Krieger einer Attacke darüber hinweg ausweichen wollte.
Auch diesmal jubelten die Teuflischen über den Sieg, allerdings hielten einige ihre schmerzenden Wunden.

Diesmal gab es eine Rast, so dass er Gelegenheit hatte darüber nachzusinnen, dass hier in dieser Welt ähnlich wie in der Hölle nicht nur die Anzahl, sondern auch die Art der Gegner entscheidend für den Ausgang eines Kampfes waren. Dass man vom Aussehen des menschlichen Gegners nicht auf seine Fähigkeiten schließen konnte, machte die Sache allerdings um so schwerer.
Seine eigene Andersartigkeit hatte ihn zu einer Art Maskottchen gemacht, allerdings nicht in dem Sinne, dass er liebevoll behütet und gepflegt wurde, eher dass er von jedem anderen Teuflischen beim Vorbeigehen einen fast gutmütigen Tritt oder Schlag abbekam. So lange er aber halbwegs akzeptiert war, konnte er mit der Situation umgehen.
Anderntags ging es weiter und so erreichten sie nachmittags den Ausgang eines Tales. In der Ferne war ein Berg zu erkennen, der die ihn umgebenden Berge majestätisch überragte. Der Schamane schien aufgeregt und deutete ein paar Mal auf diesen Berg, wobei er ein zufriedenes und gleichzeitig erwartungsvolles „NAa“ ausstieß.
Er fragte sich, ob sie ihr Ziel erreicht hätten und was sie an diesem Ziel erwartete.
 
Hui hui hui, es geht voran :)

Zwei, nein drei sehr schöne Kapitel, besonders Blutdurst ist mMn verdammt gut gelungen, die Szene mit dem Baby ist einfach... naja... in Ermangelung eines besseren Wortes sag ich einfach mal "toll" ^^ Schlachtgesang bot zwar einen hübschen Kampf gegen einen Barbaren, inhaltlich fand ich das Kapitel allerdings etwas schwächer.

Trotzdem, Hut ab und so :D

mfg

Löffel
 
Kriegswaise

Der Schamane ließ seine Gruppe nicht zur Ruhe kommen, sie gingen weiter in Richtung des großen Berges.
Da der Stammesführer sichtbar ungeduldig das Ziel herbeisehnte, folgten sie nicht wie bisher der Straße, die um einen kleineren Berg herumführte, sondern schritten querfeldein. Allerdings mussten sie dadurch einen ziemlich steilen Aufstieg bis zu einem Bergsattel in Kauf nehmen. Der Aufstieg kostete sie knapp die andere Hälfte des Tages, so dass sie kurz vor der Abenddämmerung die fast vegetationslose Sattellinie erreichten. Oben angekommen keuchten die Teuflischen ob der Anstrengung, während der ebenfalls schwer atmende Sippenführer zufrieden hinunter in das vor ihnen liegende Panorama blickte.
Unten konnte man mit scharfen Augen eine befestigte Stadt erkennen, die ersten Lichter waren dort schon angezündet. Vor der Stadt jedoch war eine Streitmacht versammelt und schickte sich an, die Stadt zu belagern. Man konnte die Angreifer aus dieser Ferne nicht erkennen, doch als das erste Katapult seine feurige Fracht gen Stadtmauern sandte, seufzte der Schamane wohlig auf und murmelte ein zufriedenes, leises „Na“.
Der Stamm war natürlich trotz der Erschöpfung darauf aufmerksam geworden, ab dem dritten Katapultgeschoss wurden zunehmend Beifallrufe laut, es wurden Waffen geschwenkt und allgemein schien die Erschöpfung gemildert.
Zwar wusste außer dem Schamanen noch keiner, wer eine so große Streitmacht gegen diese Stadt führte oder gar warum, doch schloss jeder aus der positiven Reaktion des Schamanen, dass es unzweifelhaft ein Verbündeter, wohl ein mächtiger Höllendämon sein musste und dass sie selber auch gegen diese Mauern der Menschenstadt anrennen durften. Endlich würden sie wieder unter ihresgleichen kämpfen! Und da die angreifende Höllenschar dermaßen zahlreich war, konnte davon ausgegangen werden, dass der Anführer wirklich mächtig war – womöglich war er gar eines der drei Großen Übel selbst! Die Aussicht, mit ein bisschen Glück sogar unter Baal höchstpersönlich in die Schlacht zu ziehen, berauschte ihn und ließ ihn die vergangenen Strapazen vergessen.
Ein scharfes „NA!“ des Schamanen brachte sie wieder zu Besinnung und zur Ordnung und so begannen sie vorsichtig den Abstieg.

Sie hatten gerade erst die Baumgrenze unterschritten, da brach aus den Büschen eine Schar von bewaffneten Menschen. Alle ähnelten dem Krieger, der ihnen auf dem Marsch begegnet und nach zähem Kampf unterlegen war. Allerdings waren es diesmal sechs muskelbepackte Tätowierte, die ihre Beile und Äxte gegen die Teuflischen erhoben!
Manche trugen zwei Kriegsbeile, manche bloß eine große Kampfaxt, aber alle brüllten einen furchterregenden Kriegsschrei, der sie aufstachelte und zu ihrem überraschenden Auftauchen hinzu die Teuflischen in Schrecken versetzte. Diese Axtkämpfer mussten die Sippe wohl schon aus der Ferne entdeckt und ihnen hier aufgelauert haben, denn gleich beim ersten Angriff streckte jeder Mensch einen vollkommen ahnungslosen Teuflischen nieder. Somit war der Stamm zwar immer noch etwa drei zu eins überlegen, jedoch schienen auch diese Menschen ihr Kriegshandwerk zu verstehen.
Einer wirbelte fast wie ein Wirbelwind durch die Reihen der Teuflischen, so schnell schlug er mit seinen beiden Äxten zu, ein anderer, der von fünf Teuflischen umrundet war, hackte mit der einen Waffe dermaßen zielgerichtet zu und wehrte mit der Anderen so gekonnt die schwächlich wirkenden Attacken ab, dass man meinen konnte, es mit zwei Kämpfern zu tun zu haben. Ab und zu rief ein Mensch, der etwas Luft hatte, einem Anderen eine Warnung oder Ermunterung zu, dass die Anstrengungen der Teuflischen im Vergleich dazu unkoordiniert und tölpelhaft schienen.
Der Schamane, der hinter seiner Gruppe den Berg herab gekommen war, konnte zwar ein paar seiner Gefolgsleute wiederbeleben und schoss auch mit bewundernswerter Kaltblütigkeit einen Feuerball um den anderen, jedoch sah er sich bald von einem hünenhaften Krieger bedrängt, der mit einem gewaltigen Sprung neben ihm gelandet war und sofort den danebenstehenden Teuflischen mit einem einzigen, gewaltigen Hieb seiner Breitaxt aus dem Leben befördert hatte.
Nicht jeder Feuerball des Schamanen hatte sein Ziel gefunden und so leuchtete der Kampfplatz im flackernden Widerschein brennender Bäume.

Er hatte den Streichen und Schlägen der Axtkrieger wenn auch mehrmals nur ganz knapp ausweichen können. Einmal hatte er sogar einem mit einem Kriegbeil und einer Bogenpicke Bewaffneten von hinten einen harmlosen Schnitt in die Wade beibringen können; die einzige Reaktion war ein unwilliges Grunzen und ein Tritt, der ihn beiseite geschleudert hatte, gewesen. Ansonsten war er immer nur eine kleine Strecke davon gerannt, wenn wieder einmal ein Beil direkt in seiner Nähe einen Teuflischen niederstreckte, bevor er selber zustechen konnte.
Er hörte noch den Schlachtruf des Menschen, der bei seinem Schamane stand, da erhielt er einen lähmenden Stoß von einem bärtigen Axtschwinger, so dass er zu Boden ging und wehrlos auf dem Rücken liegend den tödlichen Streich erwarten musste. Der Bärtige hob seine Axt hoch über den Kopf, in den Augen war der Rausch des Berserkers zu sehen. Geistesgegenwärtig rollte er sich auf die Seite, während an der Stelle, wo gerade noch sein Kopf gewesen war, die Axt sich knirschend in den Boden grub. Hatte die Hanglage des Kampfplatzes bisher die Auseinandersetzung zusätzlich erschwert, so rettete sie ihm diesmal doch das Leben. Er hatte ein wenig zuviel Schwung gehabt und kullerte den abschüssigen Hang hinunter, außer dem Lichtradius der brennenden Bäume und Büsche, außer der Reichweite der Waffen der Menschen.
Ab und zu bremsten dornige Sträucher und kleinere Felsen seinen Sturz, bis er gegen einen kräftigen Stamm prallte, was ihm zunächst die Luft aus den Lungen trieb. Wütend über sein Missgeschick krabbelte er die Kratzer und blauen Flecke ignorierend wieder den Abhang hinauf.
Auf halber Strecke bemerkte er, dass er sein Schwert bei dem Sturz verloren hatte, vor lauter Hass und Kampfesgier war ihm das zuvor nicht aufgefallen. Er kletterte weiter, da entweder sicher eine Waffe auf dem Kampffeld zu finden war oder... an die andere Möglichkeit dachte er nicht.
Im Näherkommen wurde der Kampflärm immer schwächer, und als er in sicherem Abstand hinter einem Baum hervorlugte, standen die Barbaren über den kleinen leblosen Körpern der Teuflischen und scherzten und lachten, während vereinzelt mit der stumpfen Seite eines Handaxtkeils ein Schlag gegen den Nacken das Leiden eines Teuflischen beendete.
Entsetzt rutschte er zu Boden, lehnte sich gegen den Stamm und murmelte ein leises „Naa“, in dem seine ganze Erschöpfung und aufkommende Mutlosigkeit mitklang.

Plötzlich hörte er das Geräusch von rennenden Füßen, die auf ihn zu kamen und blickte auf. Durch den schützenden Farn und die Büsche sah er einen Teuflischen, der wohl das Massaker überlebt hatte und nun sein Heil in der Flucht suchen wollte und dabei genau auf sein Versteck zukam.
Bevor er allerdings entsetzt aufschreien konnte, warf einer der Menschen scheinbar lässig eine Wurfaxt hinterher. Die Wurfaxt grub sich zielgenau in den Hinterkopf des Flüchtenden, und der Teuflische sackte ohne einen Mucks zusammen und kam genau vor seinen Füßen zu liegen. Vor lauter Angst kroch er schnell hinter den Stamm und versuchte, kein einziges Geräusch von sich zu geben.
Der Axtwerfer kam locker und sorglos angelaufen, packte den Stiel der Axt und schleifte den toten Körper noch ein paar Schritte mit sich, bevor die Axtklinge sich aus dem Kopf löste. Der Mann hatte nur eine Armlänge von ihm entfernt nach seiner Waffe gegriffen und ihn anscheinend nicht entdeckt, doch blieb er immer noch stocksteif hinter dem Baum. Die Furcht vor einer Entdeckung löste sich erst, als die Barbaren sich wieder gemeinsam scherzend im gespenstischen Schein der Feuer über den vergangenen Kampf unterhielten. Die Menschen trugen dieses Mal die Leichen nicht zusammen, sondern durchsuchten sie nur an Ort und Stelle auf brauchbare Gegenstände. Nachdem die Leichen geplündert und alle Waffen und Metallgegenstände eingesammelt worden waren, brach die Kriegerschar auf und ging den Abhang ohne überflüssige Geräusche zu verursachen hinunter.
Die Büsche waren inzwischen abgebrannt und die brennenden Bäume erloschen langsam wieder, da das Holz zu nass und die Witterung zu kalt war, als dass die Feuer ohne Zutun weiter gebrannt hätten.

Wieder war er allein.
Eine halbe Stunde, nachdem er die letzten Geräusche der sich entfernenden Menschen gehört hatte, raffte er sich auf und folgte ihnen im fahlen Zwielicht der durch die Bäume scheinenden Sterne.
Sein Schwert konnte er nicht wiederfinden, doch da unten in den einsetzenden Kriegswirren musste wohl eine neue Waffe für ihn zu finden sein.
 
Tolle Story, kanns kaum erwarten dass es weiter geht. :top:
Überlege mir grad selber was zu verfassen, weiss aber nicht ob ichs dann genau so spannend rüber bringe. :rolleyes:

Gruss, Dead
 
Aufstieg

Erst am Morgen erreichte er die Talsohle und musste dann immer noch zwei Stunden laufen, bis er die Mauern der belagerten Stadt sehen konnte, da er sich beim Abstieg in der Richtung verschätzt hatte.
Das Herz ging ihm auf, als er die höllische Heerschar, die Menge an Monstern aus allen Bereichen der Unterwelt vor der Stadtmauer sah:
Schlitzer und Dämonenkobolde stellten das größte Kontingent, Ziegenmänner lungerten an manchen Belagerungsmaschinerien herum, Todesprügler waren zu sehen, verschiedene Succubi verwirrten die Sinne der Verteidiger mit ihren aufreizenden Leibern, aber auch Gruppen von Horror - Bogenschützen und Bogenschützen der brennenden Toten nahmen an der Belagerung teil. Gefallene oder Artverwandte konnte er vorerst nicht entdecken, doch das war nicht sein dringendstes Anliegen, er wollte zuerst in Erfahrung bringen, unter wem er dienen würde.

Sein Auftauchen am Rande des Heereslagers wurde vollkommen gleichgültig aufgenommen, er fiel in der schieren Menge an Höllenwesen nicht sonderlich auf. Ihm war dies sogar ganz recht, da er so die Zeit gewann, auf eigene Faust umherzustreifen und sich ein Bild zu machen, bevor ein herrischer Schamane das Kommando über ihn übernehmen würde.
Die Luft war erfüllt vom Rauch der überall brennenden Feuer und von Schmerzensschreien sowohl dämonischer Kämpfer als auch menschlicher Krieger. Das Chaos hatte Einzug gehalten und die üblichen Reste einer Schlacht lagen auf dem Boden verstreut: Blut, geborstene Waffen, Blut, verstümmelte Leichen und nochmals Blut. In dieser Umgebung fühlte er sich heimisch, hier gab es alles, was sein Herz begehrte. Nach kurzer Zeit hatte er schon wieder eine halbwegs brauchbare Waffe, eine kleine handliche Doppelaxt, gefunden.
Gerade als er einen kleinen Hügel erklommen hatte, auf dem ein durch einen Graben und angespitzte Pfähle geschütztes Katapult seine Munition der Stadt entgegenschleuderte, versuchten die Belagerten einen Ausfall. So wie er das erkennen konnte, handelte es sich um solche Krieger, wie sie am Vorabend seine Gruppe niedergemetzelt hatten. Die tätowierten Krieger schlugen wie ein unaufhaltsamer Erdrutsch eine Schneise in ihre Gegner, ihre Schwerter blitzten in der Morgensonne und ihre Kriegshämmer schlugen furchtbare Wunden. Es gelang ihnen, zwei Katapulte in der ersten Belagerungsreihe zu zerstören, doch schließlich mussten sie der erdrückenden Übermacht der Hölle wieder weichen und zogen sich unter dem Schutz der Bogenschützen auf den Mauerzinnen wieder zurück.
Zwar hatten sie furchtbar unter den Belagerern gewütet, doch mussten sie selber etliche schmerzhafte Verluste erleiden – und die Zahl der Dämonen schien sogar noch zuzunehmen!

Aufgrund der Zusammensetzung der Truppen hatte er inzwischen darauf geschlossen, dass der Anführer Baal sein musste, denn jeder Höllenfürst hatte seine eigenen Vorlieben und Vorstellungen von Krieg und Verderben. Baal!
Ihn überkam ein Heimweh, das ihn nicht weiter nach anderen Gefallenen Ausschau halten ließ. Nach so einer langen Zeit sollte er endlich wieder Gelegenheit erhalten, unter seinem wahren Herrn und Meister zu kämpfen!
Die letzte Aktion, die er von der Belagerung mitbekam, war, wie ein Bogenschütze auf der Stadtmauer von einem gezielten Speerwurf einer Speerkatze getroffen wurde, über die Brüstung stürzte und unglücklich landete, so dass der Aufprall ihn nicht tötete, der Speer aber die Wunde noch weiter aufriss. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er sich wegen des grauenhaften Anblicks wohl übergeben müssen, so jubelte er nur wie die Anderen um ihn herum über den gelungenen Wurf.
Dann wandte er sich ab und suchte Baal, den Herrn der Zerstörung.
Er kämpfte sich durch die Massen, die alle der Stadt entgegenstrebten, während er gerade das andere Ende des Kriegstrosses zu erreichen versuchte, wo er Baal vermutete. Jeder höher gestellte Dämon wurde gemieden, um nicht den Befehl zu erhalten, umzukehren. So kam er an einem Platz vorbei, der von sechs Katapulten gesäumt war und in dessen Mitte Shenk, der Aufseher seines Amtes waltete.
Shenk war ihm bekannt, er war einer der fähigsten Generäle unter Baal und trieb die ihm Untergebenen mit einer knotigen, langen Peitsche unerbittlich in den Tod, sofern er sich davon einen taktischen Vorteil versprach. Er vermied es, in den Sichtkreis Shenks zu geraten und war nur froh, da er jetzt die Bestätigung für Baals Anwesenheit hatte.

Hinter dem Platz des Kommandeurs nahm die Zahl der Höllenwesen deutlich ab, jedoch konnte er an einer Spur der Zerstörung erkennen, dass Baal hier entlanggekommen sein musste. Der Boden war niedergetrampelt wie von einem großen Gefolge und alles, was im Wege gewesen war, hatte weichen müssen. Er fühlte flüchtiges Bedauern, da hier die Luft wieder klarer wurde und weniger rauchgeschwängert war, doch wurde dieses Gefühl von der allgemeinen Erregung schnell wieder verdrängt.
Er folgte der Spur und merkte bald, dass der Weg ihn den großen Berg, zu dessen Füßen die Stadt lag, hinaufführte. Auf einer Ebene, auf der ein kalter Wind blies, hatte sich die Erde aufgetan und Baal hatte ein Tor zur Hölle geöffnet. Da Baals Spur jedoch weiterlief, lachte er nur ein kurzes „NaAa“ über die Narren, die bei einer Verfolgung Baals dieser Falle nicht widerstehen und somit in ihr eigenes Verderben rennen würden, anstatt ihren Erzfeind je zu Gesicht zu bekommen.
Er selber eilte weiter, begierig, seinen Herrn wiederzusehen.
Weiter oben auf dem Berg waren befestigte Stellungen, Wälle und Wehrtürme, die inzwischen entweder zerstört oder von Baals Dienern eingenommen worden waren. Er wuselte um Dämonenkobolde, die um und auf den Türmen hockten und herunterkrächzten, rannte durch gesprengte Tore und schlich jedes Mal vorsichtig an den Stellen vorbei, wo ein Aufseher seine Truppe an Schlitzern in einem Hinterhalt sammelte oder als Verstärkung für das höllische Heer vorbereitete.
Schließlich führte die Spur in eine Höhle. Der Eiszapfen bewehrte Eingang gähnte ihm wie ein riesiges hungriges Maul entgegen und er trippelte davor ein paar Augenblicke unschlüssig auf und ab, bevor er sich in die Kälte und Finsternis wagte. Drinnen herrschte ein bläuliches Zwielicht, alles war mit Eis bedeckt. Seine Schritte ergaben unheimliche Geräusche, doch beunruhigender waren die Hintergrundgeräusche: ein asthmatisches Keuchen, ein langsames Schlurfen und ein leise pfeifender Windzug vermischten sich zu einer wahnsinnigen Sinfonie und blieben doch immer knapp an der Hörgrenze.
Vorsichtig schritt er weiter und suchte den richtigen Weg. Ein, zwei Mal kam er in dem Zwielicht von der Spur ab und meinte eine Bewegung in einem der zahlreichen Nebengängen zu erkennen. Ein anderes Mal stieß er fast mit einem Frost-Kriecher zusammen, einer alptraumhaften Mischung aus lebendig gewordenem Eis und dämonisch verdrehtem Tier, als er gerade dem Gang um eine Ecke folgen wollte. Die leblosen Augen des Frostkriechers streiften ihn verständnis- und interesselos und der eisige Atem zauberte ihm eine Raureifschicht auf die Schulter. Hinter dem Frostkriecher standen weitere dieser Art, jedoch reagierten sie allesamt genauso wenig, wie ein Höhlenbär wohl auf einen Maikäfer reagiert hätte. Nachdem er sich durch die Gruppe geschlängelt hatte, peinlich darauf achtend, keine plötzliche Reaktion zu provozieren, kam er wenig später zu einer Art Ausgang der Höhle.
Dahinter war nicht klar zu erkennen, ob es sich bei der diffusen Helligkeit um Tageslicht oder nur eine weitere schimmernde Höhle handelte, doch davor lungerte eine Gruppe Mond-Fürsten mit ihrem Anführer. Die Minotauren ähnelnden Höllenwesen trugen gewaltige Schulterpanzer, die mit gefährlichen Stacheln äußerst unangenehme Eindrücke bei einem Rammstoß hinterlassen würden. In jeder Hand hielten sie einen Morgenstern, bereit im Kampf in einen Blutrausch zu verfallen und nur durch den eigenen Tod oder den ihres Gegners sich wieder zu besänftigen. Bisher hatte er nur wenige dieser rasenden Monster gesehen, in der Hölle hatten sie Doppeläxte getragen und waren oft nur von Balrogs oder anderen Megadämonen zu bändigen gewesen.
Der Anführer, ein besonders großes Exemplar mit rötlicher Haut, wandte den Blick zu ihm und fixierte ihn aus schmalen, boshaften Augen. Die restliche Gruppe bemerkte ebenfalls ihn, so dass nun ein halbes Dutzend Augenpaare auf ihn gerichtet war. Er schluckte kurz und hob seine Doppelaxt zum Gruß, fast wäre ihm reflexartig das sonst übliche „Na!“ herausgerutscht. Doch ein kurzes Zusammenkneifen der Augen des Anführers ließ ihm den Laut im Rachen stecken bleiben. Unterwürfig geduckt näherte er sich der Gruppe, die ihn immer noch wachsam, doch regungslos im Visier hatte. Gerade als ein grimmig dreinblickender Mondfürst ungeduldig mit dem Huf scharrte, schlüpfte er schnell dazwischen hindurch und durchschritt den bogenförmigen Ausgang.
Er landete in einem weiteren Höhlensystem, genauso von einer undefinierbaren Helligkeit erleuchtet, nur schien die Temperatur noch niedriger als in dem vorherigen Durchgang zusein. Langsam wurden seine bloßen Füße gefühllos und er beeilte sich, da er nicht in einer Gletscherhöhle erfrieren wollte. Nicht bevor er sich Baal zu Füßen geworfen hatte.
Wahrscheinlich rettete ihn die Anstrengung, die sein kleines Herz schneller schlagen ließ und warmes Blut in die Gliedmaßen pumpte, denn nach einer endlos scheinenden Weile kam er wieder an die Erdoberfläche. Zitternd und am ganzen Leibe schlotternd rollte er sich von dem schneebedeckten Ausgang zu einer Stelle, an der die nackte Erde zutage trat. Dort wollte er erst liegen bleiben, bemerkte dann aber ein Lagerfeuer, das nur wenige Schritte entfernt lustig brannte. Ihm war es egal, wer das Feuer entfacht hatte, er wollte nur seinen Körper aufwärmen und dann weiter.
Er hatte sich gerade davor gesetzt, als mit einem Mal ein Dämonenkobold mitten aus dem Nichts neben ihm auftauchte. Erschreckt wollte er aufspringen, doch dann erkannte er das höllische Wesen und sank zurück zu dem wärmenden Feuer. Immer mehr Dämonenkobolde tauchten auf. Manche verschwanden einfach wieder und manche liefen zu Gruppen anderer Dämonenkobolde, die sich um ihre Reittiere, den Belagerungsbestien, scharten.
Er wunderte sich zwar, was diese Dämonenkobolde so weit oben wollten und warum sie nicht direkt unten an der Belagerung teilnahmen, doch letzten Endes war es ihm egal. Sie verfolgten ihre Ziele und er seine; vielleicht waren sie von Baal mit einer besonderen Aufgabe betraut worden.

Als er sich wieder so weit fühlte, die Verfolgung aufnehmen zu können, streckte er sich ein paar Mal und machte sich dann wieder auf. Auch hier gab es noch Zeichen von der Wehrhaftigkeit der Menschen, die Dämonen waren auf Widerstand gestoßen und hatten ihn überwunden. Vorbei an brennenden Barrikaden, in Ruinen liegenden Befestigungen, etlichen Menschenleichen und auch den toten Körpern verschiedener Dämonen, ging es immer weiter den Berg hinauf.
Die Spur verlief nicht immer geradeaus, es hatte den Anschein, dass Baal irgendetwas gesucht hatte. Da er selber aber nur der Spur folgen musste, hegte er die Hoffnung, Baal bald einzuholen.
Dann stand er wieder vor einem Höhleneingang, vor dem eine Urne stand. Im Hintergrund lauerte eine Vielzahl an Dämonenkobolden, auch Succubi schwebten herum und warteten auf einen Unbedachten, der die Urne anrühren würde. Als Höllenwesen erkannte er die Falle und scherte sich nicht weiter darum, sondern folgte diesmal ohne Zögern den Schritten seines Herrn in den Berg hinein.
Wieder fühlte er die eisige Kälte, der Weg jedoch innerhalb der Höhle schien vor langer, langer Zeit künstlich angelegt worden zu sein. Die Spur war fast nicht zu erkennen auf dem gefrorenen Boden, was allerdings angesichts des Weges nicht mehr notwendig war.
Als ob Baal ganz sicher gehen wollte, dass kein Sterblicher ihn bei was auch immer stören konnte, war der Weg gesäumt von unterschiedlichsten Höllenwesen, die wahrscheinlich das Gefolge gebildet hatten und nun unliebsame Verfolger aufhalten sollten. Er sah Todesprügler, Stygische Huren, Tölpelträger und sogar ein paar Grubenvipern, die entweder in einem Nebenarm des Höhlensystems auf ihre Opfer warteten oder selbstbewusst mitten auf dem Weg standen und den Durchgang versperrten.
Er jedoch schlüpfte überall ungehindert durch, er war kein Feind, der aufgehalten werden musste und zudem zu unbedeutend, als dass sich eines der Monster um ihn Gedanken gemacht hätte.

Endlich trat er wieder an das – wenn auch verhasste – Sonnenlicht und stand auf einer kleinen Hochebene, an deren anderen Ende gerade ein höllisches Gefolge durch ein eindrucksvolles Portal ein turmähnliches Gebäude betrat.
Dass hinter ihm gerade krachend ein Fallgatter den Rückweg versperrte, war ihm egal, genauso wie die archaischen Stelen auf dem Plateau sowie drei goldenen Statuen von Menschenkrieger in Kampfpose, dieses Gefolge da musste das von seinem Herrn und Meister sein und somit war Baal zum Greifen nahe! Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war und erreichte das Portal gerade, als der letzte Dämon es durchschritt. Der Eingang drohte schon ebenfalls wie der Plateauzutritt von einem Fallgatter, das sowohl von oben als auch von unten von spitzen Speeren gebildet wurde, verschlossen zu werden, da sprang er mit einer Hechtrolle hindurch und landete zu Füßen eines Todesfürsten, einer verwandten Art der Mondfürsten.
Der Todesfürst grunzte nur unwillig und gab ihm einen schmerzhaften Tritt gegen die Rippen, der ihn fast durch den halben Raum schleuderte, doch das war ihm so gut wie egal.
Er fühlte die bösartige Präsenz von Baal in diesem Turm, er war wieder mit seinem Herrn und Meister vereint.
 
Die Geschichte liest sich sehr gut. Der Protagonist ist zwar ziemlich unsympathisch, aber es ist interessant, das Geschehen mal von der anderen Seite zu betrachten.
Und die Dialoge finde ich immer wieder gut :D

Gerade als ein grimmig dreinblickender Mondfürst mit seinen ungeduldig mit dem Huf scharrte
"mit seinen" ist zuviel
 
Vielen Dank für den Hinweis, Esme, der Fehler wurde korrigiert. Vielleicht hätte ich mir doch einen Betaleser anlachen sollen.

Das nächste (letzte!) Kapitel wird ebenfalls länger sein. Wem also manche Kapitel (z.B. Bestimmung) zu kurz waren, kann noch einmal auf seine Kosten kommen.

Und bezüglich "unsympathischer Protagonist" und "Tod den Dämonen" und so - mir ist der Kleine beim Schreiben fast an Herz gewachsen. Aber eigentlich habt ihr ja Recht - Mitleid mit einem Dämonen zu haben ist schon etwas seltsam...
 
Das letzte Kapitel ist schön lang, spannend und liest sich gewohnt flüssig, dennoch muss ich anmerken, dass du da ziemlich durch die Story gehetzt bist. Es erweckt den Eindruck, als wolltest du es schnell hinter dir haben. Wenn das auch sicher nicht deine Intention war, so fand ich die Eile dann doch ein wenig enttäuschend. Da wäre noch Platz für einige aufregende Ereignisse gewesen.

Trotzdem :top: Auf das letzte Kapitel bin ich sehr gespannt. :)
 
Find deine Story auch super! Kanns kaum erwarten am Samstag das (leider :( ) letzte Kapitel zu lesen!

Hoffe du machst dich bald an die Arbeit und schreibst ne neue! ;)

Gruß

S1Ck
 
Triumph

Es war ein herrliches Gefühl.
Der Turm war zwar erfüllt von einer erstaunlich klaren Luft - auch wenn die Staubschicht auf dem Boden darauf hinwies, das seit Ewigkeiten niemand mehr dieses Gebäude betreten hatte, so war es keineswegs stickig oder modrig -, doch füllte Baals Anwesenheit seine Umgebung unmittelbar mit einer besonderen Atmosphäre:
Blut, Hass, Feuer, das lag alles fühlbar und dennoch nicht greifbar in der Luft.

Die Untergebenen Baals schwärmten sofort aus, so dass er in dem ersten Gewusel den Überblick verlor und nicht wusste, wohin er sich wenden sollte. Die kunstvoll behauenen Wände gaben keinen Hinweis, wo das Zentrum des Turms – dort vermutete er seinen Herrn - liegen könnte.
So eilte er einer Gruppe Todesfürsten hinterher, nur um festzustellen, dass sich diese in einer Sackgasse mit ein paar Succubi und Entweihern versammelten. Baal war nicht dabei. Er kehrte wieder um, auch, weil der Todesfürst, der ihm am Eingang durch seinen Tritt fast die Rippen gebrochen hätte, ihn verächtlich und äußerst unfreundlich gemustert hatte.
Kurze Zeit darauf hatte er sich in dem weitläufigen Gebäude hoffnungslos verlaufen. Doch gab er die Hoffnung nicht auf, er wusste, dass Baal mit ihm hier in diesem Turm sein musste. Eine breite Treppe führte zur nächsten Ebene, hier hoffte er seinen Meister zu finden.
Er begegnete Rudeln von Ausgeburten der Hölle, die durch von Entweihern ausgestoßenen Drohwürmern langsam den letzten Rest an Verstand zu verlieren drohten und bald alles angreifen würden, was sich bewegte, die eigenen Artgenossen nicht vollständig ausgeschlossen. An manchen Stellen brach der Boden auf und lieferte eine Vorschau auf das, was man in der Hölle erwarten konnte.
Hin und hergerissen zwischen der Vorfreude auf seinen Herrn und der Qual, ihn nicht zu finden, blieb er mitten in einem größeren Saal stehen und schrie seine Pein hinaus. Wie als Antwort hörte er ein entferntes Fauchen, das von einer Treppe kam. Er rannte hin, sprang die Treppen entlang und erreichte eine weitere Ebene, die gefüllt war mit dem niederen Adel der Hölle.
Waren die drei Großen Übel Diablo, Mephisto und Baal unbestreitbar die Könige der Hölle und galten die Niederen Übel Andariel, Duriel, Belial und Azmodan als der Hochadel, so waren die hier versammelten Todesfürsten, Ritter der Verdammnis und des Vergessens, Höllenhexen und wie sie alle hießen gewiss der gleich darauf folgende Rang.

Voller Ehrfurcht verlangsamte er seinen Schritt und ging in die nächstbeste Richtung.
Dieses Stockwerk war eindeutig kleiner als die vorangegangenen. Trotzdem hatte er die in allen vier Himmelsrichtungen liegenden Eckzimmer betreten – nicht ohne sich demütig wieder entfernt zu haben, nachdem er überall nur mit hochmütigen oder gar spöttischen Blicken begrüßt worden war -, bevor er seinen Fuß in einen prächtigen Thronsaal setzte.
Auf einem Podest stand Baal und betrat ein rötlich schimmerndes Portal, ein Riss im Gefüge der Welt, ein rotes Oval, dass in die Schwärze führte. Er konnte gerade noch den Arm heben und ein klägliches „na“ von sich geben, da war Baal verschwunden.
Er setzte sich verzweifelt gegen eine der prächtigen Säulen und versank in seiner Verzweiflung. Die ihn umgebenden hochgestellten Dämonen ignorierte er völlig, sein Herr und Meister hatte sich ihm entzogen!

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, da hörte er von der Treppe her Kampfeslärm. Langsam hob er ungläubig den Kopf und vernahm immer wieder den Todesschrei einer Höllenhexe, das Dahinscheiden eines höllischen Ritters oder wie ein Todesfürst in seinem eigenen Höllenfeuer verging.
Er stand auf und griff unschlüssig nach seiner Waffe, die neben ihm auf dem Boden gelegen hatte. Er war nur ein Gefallener, wie sollte er etwas aufhalten können, das derartige Höllenwesen besiegen konnte? Die umgebenden Dämonen schienen jedoch gelassen das zu erwarten, was da auf sie zu kam. Nur vereinzelt verließ ein Monster mit einem vor Vorfreude grausam lächelnden Gesicht den Thronsaal.
Gerade als er meinte, es nicht mehr aushalten zu können, kam Baal durch das Portal zurück. Baal überblickte die Szenerie und lachte dann ein Lachen, das ihm eine Gänsehaut den Rücken hinauf und wieder hinunter schickte. Ölig und zugleich kratzend wie von Rauch aus der Hölle, mit weit entfernten Echos und doch so nahe, als stünde der Herr der Zerstörung direkt hinter der eigenen Schulter.
Kaum war das Lachen verklungen, da erfasste ihn eine unglaubliche Zuversicht. Nun war er wieder mit Baal vereint, keine Macht dieser Welt konnte sie nun aufhalten!

Da betrat etwas den Thronsaal. Er konnte es nicht genau erkennen, denn es huschte schattengleich herein und war fast sofort hinter einer der Säulen verschwunden. Die anderen Dämonen der Hölle schienen es nicht bemerkt zu haben, denn sie blieben alle an Ort und Stelle und machten keine Anstalten, die auf einen bevorstehenden Kampf hätten schließen lassen.
Er wollte gerade den Arm heben und eine Warnung ausstoßen, da kam eindeutig ein Gegner durch die verzierte Toröffnung in den Thronsaal. Ein Mensch, ein Mann mit roten Haaren und mit einer Rüstung, die aussah, als wolle sich der Mann in einem Wolfspelz verbergen. Der Mann blutete bereits aus kleineren Wunden und machte einen etwas erschöpften Eindruck, doch als er die versammelte Höllenschar sah, straffte er sich und... schien zu wachsen! Seine Rüstung schien mit seinem Körper zu verschmelzen, nein, er selber wurde zu dem, was seine Rüstung dargestellt hatte: ein Wolf, ein aufrecht stehender, prankenbewehrter, hünenhaft großer Werwolf, der bedrohlich seine Zähne fletschte!
Die Succubi heulten auf und die Todesfürsten eilten dem Feind mit gebleckten Zähnen und vor Kampfeslust wedelnden Schwingen entgegen, da fuhr ein Blitz quer vom Eingang mitten in die Brust des vordersten Todesfürsten, spaltete sich beim Treffer auf und erfasste eine ganze Gruppe der abwartenden Höllenhexen.
Wenige Schritte hinter dem ehemals menschlichen Werwolf stand eine Menschenfrau mit blondem Zopf und wog einen Wurfspeer prüfend in ihrer Hand. Neben ihr stand eine andere Frau, in vollem Harnisch, mit einer mächtigen Pike bewaffnet. Sie schimmerte in einem seltsamen Licht und sah auf eine merkwürdige Art ätherisch aus, als sei sie nicht von dieser Welt.
Der getroffene Todesfürst und seine Gruppe warfen sich brüllend den Feinden entgegen, während die bis dahin passiven Ritter des Vergessens ihre Hände rieben und unheilvolle Kugeln dazwischen aufleuchteten; die wenigen Ritter der Verdammnis bildeten vor ihnen eine abwehrende Phalanx. Die Höllenhexen schwebten mit brennenden Augen an den Seitenwänden dem Eingang zu, um den Eindringlingen in den Rücken zu fallen und ihre durch den Kettenblitz gestorbenen Schwestern zu rächen. Seltsamerweise gingen dabei zwei der Höllenhexen wie aus dem Nichts getroffen zu Boden und krümmten sich schmerzverzerrt, als ob ein unsichtbarer Mörder ihnen einen Dolch in die Seite oder den Rücken gerammt hätte.
Die rasenden Todesfürsten hatten die kampfbereiten Menschen schon fast erreicht, da betrat der letzte menschliche Feind den Thronsaal: kein eindrucksvoller, muskelbepackter Kämpfer, kein Mann in glänzender Rüstung mit schützendem Schild, sondern eine schmächtige Frau mit langen, wehenden, schwarzen Haaren. In den Händen hielt sie einen knorrigen Stab mit einer schimmernden Kugel am oberen Ende, ansonsten war sie unbewaffnet.
Wie auf Kommando traten die Kämpfer vor ihr zur Seite und eine gewaltige Kugel aus Frost und Eis raste von der Dunkelhaarigen auf die Reihe der Todesfürsten zu.
Der durch den Kettenblitz geschwächte Todesfürst barst bei der ersten Berührung dieser Frostsphäre unmittelbar in Myriaden von Eissplittern, die anderen umstehenden Fürsten wurden von einem Schauer aus Eisnadeln überschüttet und bewegten sich wesentlich langsamer, als wären sie eingefroren und kämpften gegen die erstarrende Kälte. Sofort begannen der Werwolf und die Pikenträgerin ihr blutiges Handwerk, die andere Frau mit dem Wurfspeer trat hingegen einen Schritt zurück und deckte die Zauberin.
Die schiere Kraft und Masse der Todesfürsten in Kombination mit den Flüche webenden Rittern des Vergessens, unterstützt von den Höllenhexen und den Rittern der Verdammnis hätte wahrscheinlich ausgereicht, die Menschen zu besiegen, doch als die blonde Frau abermals einen Wurfspeer in die Menge schleuderte, der, bevor er die Hand verließ, sich wieder zu einem verzeigenden Blitz wandelte, musste er mit Entsetzen mit ansehen, wie die Hälfte der dämonischen Angriffswelle zusammenbrach.
Er wandte den Blick zu seinem Herrn und Meister, doch der ließ nur ein amüsiertes Lachen von seinem Podest hören.

Wieder raste eine Frostsphäre der dämonischen Schar entgegen, diesmal in Richtung der Ritter des Vergessens, welche aber von den mächtigen Körpern der Todesfürsten aufgefangen wurde, sehr zu deren Leidwesen. Die Nahkämpfer der Menschen streckten die fast bis zur Bewegungslosigkeit erstarrten verbliebenen Fürsten nieder und wandten sich den restlichen Verteidigern Baals zu, die Frau mit der Pike den Rittern und der Werwolf den Höllenhexen, von denen inzwischen zwei weitere dem unsichtbaren Angreifer zum Opfer gefallen waren.
Der Werwolf wütete wie von Sinnen unter den Succubi und stand bald blutbeschmiert in einem Kreis von Hexenleichen, nur ein, zwei dämonische Huren waren den grausamen Klauen entkommen.
Währenddessen hatten die Ritter des Vergessens sich auf die Pikenträgerin konzentriert und es tatsächlich geschafft, durch geschicktes Ausweichen, eifriges Fluchen und den Ritter der Verdammnis als letzte Verteidigungslinie, diese ätherische Frau in die Knie zu zwingen. Sie sank auf die Knie, hob ein letztes Mal ihre Waffe gen Decke und – verging in einem nebligen Leuchten! Die Ritter starrten noch verwundert auf das unerklärliche Verschwinden ihrer Gegnerin, als eine Frostsphäre und ein Blitz mitten in ihre Gruppe hineinfuhren. Mit einem ohrenbetäubenden Geräusch und unter unmenschlichem Kreischen fuhren die Ritter zur Hölle.

Die ganze Zeit über hatte er sich hinter einer der mächtigen Säulen versteckt und nur vereinzelt aus seiner Deckung hervorgelugt, gerade rechtzeitig immer wieder den Kopf einziehend, wenn ein Eissplitter oder ein Funken in seine Richtung raste.
Aus seinem Versteck heraus hörte er die letzten Todesschreie der höllischen Konkubinen Baals und sah, wie der Werwolf von den Leichen der Höllenhexen erschöpft zu der Seite des letzen verbliebenen Ritters schritt. Die Zauberin hatte ihren Stab müde und doch erwartungsvoll gehoben, die Speerfrau zielte schon auf den letzen Verbliebenen, da schälte sich aus dem Schatten hinter dem Ritter eine weibliche Gestalt, ganz gehüllt in schwarzes Leder, mit zwei gefährlich scharfen Klingen, die direkt aus der Hand zu entspringen schienen. Noch während der dämonische Ritter seine Waffe bereit zum letzten Kampf hob, durchfuhr seinen Hals eine der Klingen von hinten.
Genauso unheimlich, wie die Kämpferin in Schwarz aufgetaucht war, verschwand sie wieder.

Die siegreichen Menschen wandten sich alle langsam Baal zu.
Baal lachte nur, ölig und doch schneidend und hob dann seine Hand über den vor dem Podest liegenden Raum. Funken tanzten, verdichteten sich zu kleinen Kugelblitzen und platzen wieder auseinander in einem langsam wirren Reigen.
Und plötzlich waren sie da. Die Verdrehten Baals, unter der Führung von – Colenzo, dem Vernichter! Dies war die ganz spezielle Gattung Gefallener, die nur von Baal befehligt wurde, angeführt von dem wohl berühmtesten Gefallenenschamanen, den die Hölle kannte!
Er würde kämpfen, oh, ja, er würde kämpfen und seinen Mut vor Baal beweisen, er würde sich einen Namen machen und in die Geschichte der Hölle eingehen!
Er trat aus seinem Versteck, hob seine Axt und rief den Menschen „Naaa!!“ entgegen, welche etwas verwirrt zurückwichen und sich zu sammeln versuchten, da die Verdrehten sofort ausschwärmten und von allen Seiten wieder zurückströmten. Colenzo postierte sich zu Füßen seines Herrn, am Aufgang zu dem Podest, auf dem immer noch unbeirrt Baal und das rote Portal standen.

Die Verdrehten wuselten quer durch den ganzen Saal und boten so kein eindeutiges Ziel für die Attacken der Blitzwerferin oder der Eiszauberin, weswegen die erste geschleuderte Frostsphäre nur einen einzigen Verdrehten erfasste und ihn buchstäblich pulverisierte, während zwei oder drei andere Verdrehte sich sofort hinter die dicken Säulen zurückzogen und dort ihre blau gefrorenen Arme oder Beine rieben.
Colenzo hatte die Wirkung des Zaubers beobachtet und gleich darauf mit einem mächtigen Feuerball in Richtung der Menschenzauberin geantwortet. Diese musste sich mit einer Hechtrolle vor dem höllischen Feuer retten und anschließend mit ihrem Knorrenstab der auftauchenden Verdrehten erwehren. Auch die Frau mit dem Speer hatte kein Ziel ausmachen können und zeigte nun im Nahkampf, dass mit ihr durchaus nicht zu spaßen sei. Jeder Stoß und Treffer wurde von einem Funkenregen begleitet, der zwar nicht den sofortigen Tod bedeutete, jedoch jeden Verdrehten äußerst schmerzhaft traf, sobald er in ihren Gesichtkreis trat.
Der Werwolf hatte die missliche Lage seiner Mitstreiterinnen erkannt und verteilte mit rasend schnellen Prankenhieben den Tod unter denjenigen Verdrehten, die sich zu sehr auf die zwei Frauen konzentriert hatten.
Colenzo im Gegenzug schleuderte Feuerball um Feuerball aus der sicheren Entfernung und ließ zwischendurch die niedergestreckten Verdrehten wieder am Kampf teilhaben.

Er hatte sich die ganze Zeit etwas zurückgehalten und eher in der zweiten Reihe darauf gewartet, dass einer der Menschen einen törichten Ausfall machte und sich dadurch isolierte, insgeheim aber hatte er nach dieser mysteriösen vierten Schattenkämpferin Ausschau gehalten.
Er glaubte im Augenwinkel eine Bewegung zu sehen, da flog eine Art dreibeinige Apparatur an ihm vorbei und schlidderte in Richtung seiner Kameraden. Es lagen inzwischen vier oder fünf Verdrehtenleichen vor den kämpfenden Menschen, die langsam in eine Ecke gedrängt wurden. Er hatte schon gehofft, dass sie zwei Schritte zurückweichen würden und sich dadurch aller Bewegungsfreiheit beraubten, da taten sie ihm den Gefallen und kauerten sich von selbst in die Ecke.
Die attackierenden Verdrehten setzen den Sieg witternd über die Leichen ihrer Gefallenen Artgenossen nach, als etwas Entsetzliches passierte: die am Boden liegenden Kadaver blähten sich in einem Wimperschlag auf, bevor sie in einer gewaltigen Explosion vergingen. Zu allem Unglück verschoss die Apparatur, die anscheinend diese schreckliche Reaktion verursacht hatte, noch Blitze auf die Verdrehten, welche die Explosion und deren Druckwelle überlebt hatten. Die Menschen in der Ecke hatten sich wieder aufgerichtet und nutzen den gewonnenen Freiraum: erst fegte eine Frostsphäre den Verbliebenen entgegen, dann traf ein Blitz, der sich wieder in einen Kettenblitz spaltete, einen Verdrehten, der sich gerade wieder benommen erhoben hatte. Von der ganzen Schar der Verdrehten des Colenzo blieb nicht einmal ein Drittel am Leben und für Colenzo gab es höchstens drei Leichen, die seine restliche Sippe nach einer Wiederbelebung hätten verstärken können!
Entsetzt wandte er sich zu Colenzo und Baal und erhoffte irgendein Wunder.
Neben Colenzo tauchte die Schwarzgewandete wieder wie aus dem Nichts auf und stieß eine ihrer unterarmlangen Klingen quer durch den dürren Brustkorb, in der anderen Hand hielt sie neben der zweiten Klinge eine weitere dreibeinige Apparatur.
Colenzo hob noch den rechten Arm, Blut sprudelte zwischen seinen gelben Zähnen hervor, und brach dann mit einem Gurgeln zusammen.
Hass auf alles, was da war, brach sich in ihm Bahn und er öffnete seinen Mund, um mit einem wilden Schrei sich auf die Menschen zu stürzen. Da spürte er den Biss des Werwolfs in seinem Nacken, spürte, wie sein kleiner Nacken brach und zermalmt wurde, spürte, wie sein warmes Blut in den Rachen des Wolfes gesogen wurde, während vor seinen sich brechenden Augen die letzten Verdrehten Baals in einem Inferno aus Blitzen und eisigen Nadeln vergingen.

Und Baal stand dabei und lachte.
 
Ein würdiges Ende - ohne Kitsch, ohne ins Lächerliche zu verfallen :top:
Schade, dass die Story nun schon rum ist :angel:
Hoffentlich giebts bald noch was anderes von dir zu lesen :D
Ein kleines Fehlerchen:
Der Mann blutete bereits aus kleineren Wunden und machte einen etwas erschöpften Eindruck, doch als er die versammelte Höllenschar sah straffte er sich und... schien zu wachsen!
Das "sah" fehlt.
 
Danke! (Fehler ist korrigiert).

*für etwaigen Kommentar reservier*
edit: Danke auch an Esme, der Fehler wurde ebenfalls korrigiert. /edit

Ich arbeite so halbherzig an einer neuen Geschichte - allerdings mit humoristischem Einschlag.
 
Das Ende passt gut zur Story, Gefallene haben nunmal keine hohe Lebenserwartung.
Es ist trotzdem schade, dass sofort ein Kampf kommt. Ich hatte gedacht, dass der Protagonist sich noch der Truppe von Colenzos Dienern anschließen kann.
Und die Überschrift des letzten Kapitels find ich nicht so toll, weil er von dem Triumph, Baal gefunden zu haben, nicht mehr viel hat.

Wär toll wenn du noch was schreibst, was lustiges würd ich auch gerne lesen.

welche aber von den mächtigen Körpern der Todesfürsten aufgefangen wurde, sehr zu dessen Leidwesen
"deren" statt "dessen", bezieht sich doch auf mehrere
 
Danke noch einmal an meine Leserschaft für das aufmerksame Lesen und die hilfreichen Kommentare. Auf zwei Punkte möchte ich kurz eingehen:

@ TearDrops Bemerkung: beim nochmaligen Durchlesen, bzw. bei der Betrachtung der gesamten Geschichte konnte ich dieses Ungleichgewicht nachvollziehen. Die ersten Kapitel sind im Vergleich zu "Aufstieg" nicht so ausführlich in ihren Beschreibungen, es entsteht der Eindruck, dass irgendwelche Inhalte / storycontent in diesem vorletzten Kapitel übergangen wurde. Aaaaaber... es gibt für diesen Abschnitt keine Story. Der Gefallene eilt hinter Baal den Arreat hinauf. Fertig.
Leider habe ich mich hinreißen lassen und den Aufstieg so umfangreich (und lange) beschrieben, wahrscheinlich, weil uns dieser Abschnitt so wohl vertraut ist und es einfach leichter ist, etwas zu beschreiben, was man kennt, anstatt etwas ganz neu zu erfinden. Ich hätte also einfach weniger schreiben müssen - dann wäre dieser Eindruck und die Erwartung nach mehr Handlung nicht entstanden.
Außerdem wollte ich unbedingt die Kapitelanzahl (13) beibehalten.

@ Esmes Bemerkung: eigentlich ist da sogar ein kleiner Storyfehler eingebaut. Der Gefallene kommt zu Beginn der Belagerung bei Harrrogath an, verfolgt Baal ohne Umwege, wartet kurz im Thronsaal - und stirbt mit der ersten Welle. Wie kommt die Heldengruppe so schnell hinterher? Die müssen sich bei dem Sieg über Shenk, der Befreiung der gefangenen Barbaren, der Erlösung Anyas, der Bestrafung Nilathaks und der Prüfung bei den Ahnen mächtig beeilt haben! Zeitlich stimmt das also nicht so ganz...
Die Kapitelüberschrift fand ich trotzdem passend: das Ziel des Gefallenen war es, sich einen Namen zu machen und dadurch "unsterblich" zu werden oder zumindest beim Versuch dabei zu sterben. Ein anderes Ziel gab es nicht. Nun gut, für das kleine Kerlchen wäre die erstgenannte Lösung die wünschenswertere gewesen, aber immerhin hat er für und vor Baal persönlich sterben können. Ein kleines Bisschen spielt auch mit hinein, dass beim Leser ein kleiner bitterer Nachgeschmack bleiben sollte. Man verfolgt die Geschichte, nimmt Anteil an seinem Schicksal und muss erfahren, dass der einzige Triumph für unseren Protagonisten der Tod für seinen undankbaren Meister ist. Baal ist halt echt ein... ganz Böser.
 
Bin vielleicht ein bisschen spät dran mit meinem Lob, aber egal.

Eine seeeehr schöne Geschichte! Hat 2 Daumen verdient: :top::top:
 
Und noch ein Lob eines begeisterten Lesers - bin erst durch den Eintrag auf der Hauptseite drauf aufmerksam geworden, aber dafür hab ich die Geschichte fast am Stück gelesen.
Einfach faszinierend wie du den Charakter des Gefallenen ausarbeitest, durchweg. Man merkt kaum irgendwelche menschlichen Triebe, klar weil der Gefallene nichts Menschliches hat, aber bei den meisten Geschichten die man so liest haben auch unmenschliche Wesen irgendwo menschliche Züge, was hier kaum der Fall ist. Und der kleine Gefallene (ich kann nichts dafür, ich find das Kerlchen sympathsich, bis auf die Sache mit der Mordlust) bleibt sich stest treu und geht seinen Weg.
Und durch die Beschreibungen und Gedanken kommt so sehr das Gefühl, die Atmosphäre auf ... wie im fünften und ersten Akt ... die gewisse Fanatiker des Spiels so mögen ... einfach 'Daumen hoch' in Potenz.
Spätestens jetzt wird wohl so mancher Spieler anders über die roten Teufel denken, die den Start ins Abenteuer bedeuten.
Weiter so!

Ein aufforderndes, wild begeisterts "Naaa!" und ein geschwungenes Schwert voller Rost und Blut ...
 
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