Nach etwas längerer Wartezeit und einem kleinen KreaTief (blödes Wortspiel, aber ich fand’s toll
) erscheint hier nun das lang ersehnte, nächste Kapitel meiner kleinen Erzählung.
Ich hoffe auf viel Feedback und wünsche euch viel Spaß und Vergnügen mit
The Good, The Bad and The Stupid
6: Totgesagte…
Ein weiterer Tag in der Wüstenstadt Lut Gholein war angebrochen und die ersten zaghaften Sonnenstrahlen streichelten über die Fassade von Atmas Taverne, in deren Gästezimmern unsere drei Helden ihre Nacht verbracht hatten.
Sich im Bett wälzend wachte Pistor, der Nekromant, von der durchs Fenster scheinenden Sonne auf; er streckte sich, setzte sich auf und schaute mit halb geschlossenen Augen aus dem Fenster. Er erblickte die Stadt, die im Tagesanbruch einen goldenen Schimmer angenommen hatte, und wurde sich langsam bewusst, vor welch großer Aufgabe er sich nun wiederfand.
Nach einigen Minuten stand er auf, zog sich an und ging nach unten in die Taverne, um zu frühstücken. Bald nach ihm kam auch Vermin, wobei er weniger die Treppe hinunter ging, als dass er sie unter dumpfem Gepolter hinunter flog.
„Nichts passiert! Bin nur gestolpert!“, versicherte er, nachdem er sich wieder aufraffte und sich den Staub von der Kleidung klopfte.
Pistor blickte kurz auf, schaute dann aber wieder auf seinen Teller.
„Morgen, Pistor“, meinte der Druide.
„Morgen.“, brummte der Nekro zurück.
„Gut geschlafen?“, fragte Vermin, nachdem er sich mit seinem Frühstück an Pistors Tisch gesetzt hatte. Sein Gesicht und seine Arme waren von etlichen Mückenstichen übersät, von denen einzelne auch entzündet waren.
„Ja, ging so…Du siehst aber nicht besonders gut aus.“
“Wirklich? Was ist denn?“
„Du hast ziemlich viele Mückenstiche im Gesicht.“
„Ahja?“
„Ja. Und die wirken eher ungesund.“
Archiclinicus, der Totengräber, kam gerade in die Taverne und setzte sich zu den anderen, als das Gespräch der beiden Helden verebbte.
„Morgen, Archi“, grüßte Pistor.
„Morgen miteinander…uuhhh…du siehst aber gar nicht gut aus, Vermin!“
„Ja, und Mückenstiche hat er auch noch…“, knurrte der Nekro.
„Hrhr…lass mich das mal anschauen…“
Archi rutschte zum Druiden rüber und begutachtete die Stiche in seinem Gesicht.
„Ich habe solche Stiche schon einmal gesehen…aber ich kann sie nicht zuordnen…hmm…ich komme nicht drauf…“
„Lass gut sein, es wird schon abheilen.“, sagte Pistor entnervt.
„Meinst du wirklich?“, fragte Vermin leicht verängstigt.
„Klar doch! Und wenn nicht, dann kannst du immerhin noch Lysander auf Schadensersatz verklagen.“
„Hey, klasse Idee!“
Der Nekro rollte angesichts so grundsolider Infantilität hilfesuchend mit den Augen.
Die Sonne strahlte immer heller und wärmer durch die Fenster der Taverne; auch Geglash erwachte nun unter seinem Tisch nahe der Treppe.
Brummend und grunzend kämpfte er sich zwischen den Stühlen hervor und zog sich am Tischrand nach oben.
„Puuuh…öff…ich geh kurz kotzen…“
Er wankte mit seinem stämmigen Körper in Richtung Treppenaufgang, wo ihm Hermunduris entgegen kam und gerade noch dem vorverdauten Strahl aus Bier, Schnaps und Karottenauflauf ausweichen konnte.
Es tropfte noch aus Geglash’s Mund, als dieser erschöpft stöhnte.
„Uh, da kamen bestimmt ein paar Organe mit!“, meinte Vermin.
„Das nennt man dann wohl ein `gebrochenes Herz´.“, kommentierte Archi.
Pistor lachte kurz auf.
Hermunduris blickte kurz angewidert auf den Brechenden, kam dann aber zu den anderen.
„Guten Morgen!“, rief er überfreundlich.
„Morgen.“, kam es von allen unisono.
„Du bist aber gut gelaunt, Hermi.“, bemerkte der Druide.
„Jap, das bin ich! Mir geht es fabelhaft! Mir ist so, als hätte ich alle schlimmen Sachen der letzten drei Tage vergessen.“
„Ich sagte doch: Lysanders Elixiere wirken Wunder!“, flüsterte Archi Pistor zu.
„Unglaubliches Zeug…“, murmelte der Nekro zurück.
„Nun, da alle da sind, können wir bald aufbrechen, um Duriel zu vernichten.“, sprach der Totengräber zu allen. „Seid ihr alle bereit dafür?“
„Jawohl!“
„Ja.“
„Wenn’s sein muss…“
„Gut, dann gehen wir in zehn Minuten los!“
Unsere vier Helden verließen gerade die Wüstenstadt durch das Nordtor, als die Aasgeier über ihnen ihre Laute von sich gaben.
„Ihr könnt immer noch umkehren.“, meinte Archi.
Vermin schaute auf die Stadt und sah wie die Stadtwachen hastig die Tore schlossen.
„Ähm…nein…wir ziehen das durch! Wir sind ja schließlich Helden, richtig?“
„Das lobe ich mir.“, sprach Archi, der genau wusste, was Vermin gesehen hatte.
„Ja sicher doch…Arschloch…“, murmelte der Druide.
Schon bald hatten sie Lut Gholein hinter dem Horizont gelassen und waren an einigen alten Ruinen vorbeigezogen.
Die Sonne stieg langsam, aber stetig an und heizte die kahle Wüste auf.
Es war ein beschwerlicher Weg, denn der Sand war nicht nur brütend heiß, sondern auch schwer zu durchqueren, da einem die Füße immer wieder darin versanken.
Sie liefen weiter, immer weiter, und kamen an der geleerten Wurmgruft vorbei, wobei Hermunduris im Vorbeigehen einen tiefen Atemzug nahm und bemerkte, wie schön doch die Welt und der Ideenreichtum der Natur eigentlich seien; und das in der Einöde der Wüste, in der sie wanderten, um eine Kreatur der Hölle zu vernichten.
Nach Stunden des Umherwanderns hatten sie nun endlich Tal Haschas Grab erreicht.
„Nun, hier sind wir! Das ist der Eingang in die Gruft, in der Duriel sitzt.“, sprach Archi. „Seid vorsichtig beim Hineingehen! Es lauern große Gefahren auf euch-“
„Warum ist das Grab eigentlich so weit außerhalb der Stadt?“, fragte Vermin neugierig.
„Öhm, ja gute Frage!“, bemerkte Hermi.
Archi atmete kurz ein, brachte aber nur abgehackte Laute von sich.
„Häpp…ömm…also…ömm…“
„Ja is’ gut“, unterbrach Pistor entnervt. „Gehen wir einfach rein…“
Die Helden schritten durch den Eingang in die kühle Gruft, die steinern und düstern die Toten der Wüstenstadt beherbergte.
Einige Fackeln wurden entzündet und die massiven Wände von einem schaurigen Flackern erleuchtet.
„Folgt mir, ich kenne den Weg.“, sprach Archi.
Doch schon hinter der ersten Ecke wartete eine Horde untoter Mumien auf die vier Chaoten.
Archi und Vermin begannen zu schreien, während Hermi sich erst kreischend und dann wimmernd auf dem Boden zusammenrollte.
„Aaaahhh! Sie werden uns umbringen! Waaaahaaaa!“, brüllte der Druide so laut, dass sich sogar die Zombies kurz verwundert anschauten.
„Oh, mein Gott! Ich will nicht sterben! Nein! Bitte nicht! Aaahahaaa!“
„KÖNNTET IHR MAL ALLE DIE FRESSE HALTEN?!“
Pistor hatte genug von dem Blödsinn.
„Ich habe genug von dem Blödsinn!“
Wusst’ ich’s doch.
„Verdammt noch mal! Warum haben eigentlich alle Leute Angst vor so ein paar Mumien? Schaut die euch doch mal an! Die haben nicht mal ´ne Rüstung an, nur diese Stofffetzen. Und ist euch schon mal aufgefallen, wie langsam die sind?“
Der Nekro schaute zornig in die Gesichter seiner Begleiter.
„Die sind noch etwa vier Meter von uns entfernt, obwohl sie schon zwei Minuten lang auf uns zu laufen!“
Noch immer die Hände schützend vors Gesicht haltend blickten die drei anderen langsam auf.
„Stimmt…du hast Recht…“, sagte der Glaubenskrieger, der sich wieder auf die Beine stellte.
„Natürlich hab ich Recht! Und schaut mal: die kann man ganz leicht kaputt machen; das ist doch bereits verwestes Gewebe! Die Knochen sind noch poröser und rissiger als die Haut vom alten Heinz!“
Er schritt zu einem der Zombies hin.
„Passt mal auf.“
Er holte weit aus und schlug mit der Faust auf den Kopf der Mumie, welcher sofort im hohen Bogen davonflog, an einer Wand abprallte, einige Male auf dem Boden aufsetzte und anschließend ins Dunkel der Gänge davonrollte.
„So einfach geht das!“
Der Nekro ging zurück zu den anderen; er zeigte mit dem Finger auf die grunzende und brummende Horde.
„Jetzt seid ihr dran; probiert es mal! Ihr braucht nicht mal eine spezielle Attacke ausführen - oder“, er wendete sich vermin zu, „’kostbare’ Wurfelixiere benutzen; einfach draufhauen.“
Ziemlich erstaunt schritten die zwei zur Tat: Köpfe flogen, Knochen brachen, abgetrennte Arme wirbelten umher und nach wenigen Minuten war der ganze Gang übersät mit Knochenspänen, zerbröselter Haut und abgebrochenen Rümpfen; nur noch die Bänder der Mumien waren übrig und lagen wild verteilt auf dem Boden.
„Das war ja spaßig!“, rief der Druide begeistert
„Ja, finde ich auch! Das macht richtig Laune!“, freute sich Hermi.
„Setzen die Viecher auch Opiate frei?“, fragte Pistor leise.
„Nein“, flüsterte Archi zurück. „Die zwei haben einfach nur Spaß.“
„Hrhr…“
Schon bald hatten sie ihre Wege gesäubert und waren weiter in die verschlungenen Gänge des Grabes eingedrungen.
Hier ein Gemetzel, da ein Gemetzel…Alle hatten ihre Freude, bis auf Vermin, der sich aus Versehen selbst in einem Sarkophag eingeschlossen hatte, nicht mehr herauskam und von den anderen auch erst recht spät vermisst und gerettet wurde.
Endlich hatten sie den Vorraum von Tal Haschas Grabkammer erreicht.
„Hier, hinter dieser Wand befindet sich Duriel.“, erklärte der Totengräber.
„Ja, wunderbar! Wie sollen wir da durch kommen? Das ist eine massive Steinwand!“, schnaufte Pistor.
„Vielleicht gibt es ja einen Lieferanteneingang!“, sagte Vermin.
„Lieferanteneingang?!“, rief Pistor. „So ein Blödsinn! Das ist doch total unsinnig! Wer sollte denn irgendetwas hierhin liefern wollen?! Das wäre ja total be-“
„Er hat Recht.“, warf Archi ein.
„Bitte was?!“
Vermin grinste breit.
„Verdammt!“, schimpfte der Nekro vor sich hin.
„Er hat Recht; es gibt einen Lieferanteneingang. Er wurde auf Wunsch Tal Haschas angelegt, weil er eine gewaltige Angst davor hatte, lebendig begraben zu werden. Das ist zwar unsinnig, weil ihm bei der Mumifizierung sowieso sämtliche Innereien herausgenommen werden, aber Wissen kann man sich eben nicht kaufen. So hat er verfügt, eine Möglichkeit zur Notversorgung einzurichten.“
„Da haben wir ja richtig Glück“, meinte Hermunduris.
„Oh, ja, wir kommen viel schneller zu dem Dämon, der uns alle umbringen wird! Oh, welch Glück!“, kommentierte Pistor.
Bedächtig schritten die vier Helden durch den Lieferanteneingang und schauten vorsichtig um eine Ecke in die Kammer. Duriel stand mit seinem Rücken, aus dem vier, beingroße Stacheln ragten, zu ihnen. Die riesigen, scherenartigen Pranken warfen lange Schatten über den unebenen Boden.
„Also gut“, sprach Pistor, nachdem alle ihre Köpfe wieder zurückgezogen hatten. „Wir müssen dieses hässliche Stück Vieh töten. Ich schlage vor, ihr lenkt es ab und ich schlage mit der Höllenklinge drauf. Einverstanden?“
„Ehm…könntest du nicht einfach…ehm…hinrennen und zuschlagen und wir…ehm…bleiben hier?“, fragte Vermin angsterfüllt.
„Ja, das finde ich auch am besten“, meinte Hermunduris.
Der Nekro rollte entnervt mit den Augen.
„Also schön…“
Er zog das Höllenschwert aus seinem Gürtel und nahm es fest in beide Hände.
Er schloss die Augen und atmete tief durch; es war ganz still.
Plötzlich riss er die Augen auf und blickte mit grimmiger Entschlossenheit auf den Dämon.
Er rannte brüllend los.
„Waaaaaaah! Stirb du exorbitantes Stück Scheiße!“
Er holte weit aus und schlug auf Duriel ein.
Nur wenige Sekunden später kam er im hohen Bogen zu den anderen zurückgeflogen.
„Ah! Verdammt! Die Klinge funktioniert nicht!“
„Was? Das kann nicht sein! Lass mich mal sehen…“, sprach Hermi.
Er nahm Pistor die Klinge ab, während Vermin dem Nekro aufhalf.
„Vielleicht hat das Schwert ja einen Schalter zum Anmachen!“, meinte der Druide.
„Red keinen Mist!“, sprach der Nekro.
„Hey, er hat Recht!“
„Was? Oh, ja, das musste ja wieder so kommen…langsam hab ich keine Lust mehr…“
Der Paladin hatte am Schaft einen Schalter entdeckt.
„Hm…das ist jetzt aber blöd…“
„Was, Hermi?“
„Das Schwert hat nur fünf Stufen: Off, On, Mephisto, Diablo, Baal.“
„Gibt’s da keine Duriel-Stufe?“
„Nicht, dass ich wüsste…“
Es war für einige Momente still.
„Vielleicht“, holte Vermin aus, „hat Duriel eine-„
„Halt bloß den Rand!“, fuhr Pistor den Druiden an, wobei er ihn hart am Arm packte, wodurch einer der Stiche aufplatzte und eine gelb-grüne Flüssigkeit herausspritzte, die in die Steinwand, auf die sie traf, ein Loch ätzte.
Alle schauten erst verdutzt auf das Loch, dann auf Vermins Arm.
„Der Stich der Cedidierens-Fliege…“, sagte der Totengräber leise.
Archi, Hermi und Pistor blickten sich nickend an.
„Was ist denn?“, fragte Vermin, der nur wenige Augenblicke später von den dreien festgehalten und in die Kammer zu Duriel geschleppt wurde.
„Seid ihr bereit?“, fragte Pistor den Paladin und den Totengräber, die jeweils einen Arm des Druiden in den Händen hielten.
„Bereit!“
„Bereit!“
Pistor, der Vermins Kopf festhielt, gab das Kommando.
„Anlegen!“
Die drei nahmen einen Stich zwischen ihre Finger.
„Zielen!“
Vermins Kopf und Arme wurden auf Duriel gerichtet.
„Feuer!“
Die drei Helden drückten einen Mückenstich nach dem anderen aus und bombardierten Duriel so mit der ätzenden Säure, die herausgeschossen kam.
Der Dämon hatte keine Chance; vor Schmerzen aufschreiend fiel er zu Boden, nachdem sich sein schützender Panzer aufgelöst hatte und sein restlicher Körper von Säure zerschossen war.
Unter ohrenbetäubendem Getöse explodierte Duriel und verteilte seine nieder rieselnden Einzelteile auf dem Boden der Grabkammer.
„Yeah!“
„Jawohl!“
„Whuhuhuhuuuu!“
Die vier Helden freuten sich wie ein Schnitzel über den Sieg über den Dämon.
„Das war Spitze!“
„Voll geil!“
„Ich möchte mich bei euch dreien bedanken!“, sprach Archi.
„Kein Ding! Ich war dir sowieso noch etwas schuldig“, entgegnete Pistor.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Vermin.
Der Nekro schaute auf die riesige, einsame Kammer.
„Wartet mal kurz hier…Mir kommt da gerade eine Idee…“
Pistor öffnete ein Stadtportal, ging hindurch und kam bald darauf wieder, mit dem alten Heinz im Schlepptau.
Er zog den Alten an dem Seil, mit dem seine Hände gefesselt waren, durch die Kammer, bis zu einer Wand, wo er ihn an einer Fackelhalterung festband.
„Kommt, gehen wir!“, sprach er gut gelaunt und schritt schnellen Fußes durch das Portal.
Die anderen folgten ohne Widerspruch und das sich schließende Portal ließ den verwunderten Alten allein im Grab zurück.
To be continued, if you want…