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[Story] Adversitas mortalis

So, da ich morgen nicht da bin, werde ich Elins nächstes Kapitel heute noch rausschieben...
 
Den Schein zu wahren...

__„Erzähle uns doch mal etwas über dich, Morwen, über deine Vergangenheit“
Morwen schloss sekundenlang ihre Augen, sie strahlte eisige Kälte aus.
__„Meine Vergangenheit…also…“
Ihre stimme klang plötzlich kraftlos, zögernd. Eigentlich wollte sie den anderen nichts erzählen, zu gerne hätte sie selbst alles vergessen, alles was ihre Vergangenheiten an Grausamkeiten barg.
Manchmal wünschte ich, ich würde alles vergessen, mich nie wieder an das Grauen erinnern welches ich erlebt habe, welches ich Gefühlt habe. Ich möchte es einfach nicht mehr spüren, den Schmerz nicht mehr fühlen. Jede Sekunde in der der Schmerz nicht allgegenwärtig ist, ist eine schöne Sekunde. Ich möchte nicht mehr fühlen nie wieder, es tut so weh…so weh…
Ihr Stummer Klageschrei schien in Amaions Ohren nachzuhallen. Der Schmerz brannte in Morwen, schien sie von innen aufzufressen. Am liebsten wäre sie weggerannt, weggerannt ins Land des Vergessens.
__„Meine Mutter wurde im Kampf getötet als ich Sechs Jahre alt war“
Sie schluckte und blickte zu Boden, was damals wirklich geschehen war konnte sie den anderen einfach nicht sagen, zu grausam war es, zu schmerzlich es einzugestehen. Sie fuhr fort, doch die anderen spürten das Morwen die Erinnerungen innerlich quälten.
Morwen hob ihre Stimme, versuchte es mit einem schwächlichen Lächeln
__„Kennt ihr Casarorn? Es ist der wunderbarste Ort auf Erden“
Ihr lächeln schwand, die Eisigkeit kam zurück
__„Dort lebte ich einige Zeit, doch ich wurde verstoßen. Musste gehen, ohne Grund. Ich habe diesen Ort so geliebt, ich liebe diesen Ort immer noch. Er ist so wunderbar, doch gleichzeitig hasse ich ihn. Er ist all das was ich nicht habe.“
Tränen, ungewollt, standen sie ihr in den Augen. Verzweifelt versuchte sie den faden nicht zu verlieren, weiter zu erzählen.
__„Ich wurde zu einer Assasiene, eine wahre Meisterin ihres Faches, geschickt. Sie bildete mich aus. Kurz bevor ich meine Ausbildung abschließen konnte wurde sie getötet, es waren Auftragsmörder. Doch ich habe alles gelernt was ich brauchte, das Handwerk des Tötens, oft habe ich davon Gebrauch gemacht.“
Morwen lachte leise auf, es klang seltsam, fremd, wie nicht von dieser Welt.
Es kam wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Es war immer da…erinnerte sie an all den Schmerz, um sich davon zu ernähren. Es war ein teil von ihr, am leben erhalten von der Dunkelheit in ihrem Herzen. Es Meldete sich wieder offen, es drängte wieder hoch.
Amaion blickte sie von der Seite her an, runzelte die Stirn, schüttelte leicht den Kopf und blickte dann zu Joreth herüber, der fast unmerklich nickte. Als sie weiter Sprach, sprach nicht mehr das Ängstliche, in seinen Grundfesten erschütterte Mädchen. Dass sich stets um eine Fassade bemühte, die Sicherheit und Stärke wieder spiegeln sollte. Sondern etwas anderes, etwas das Spaß am töten hatte. Was seine Fähigkeiten verherrlichte. Ihre Stimme klang irgendwie Mechanisch, noch nicht mal mehr Kalt.
__„Seltsam das ich nach dem Tod meiner Meisterin auf einen Orden gestoßen bin der meine Fähigkeiten außerordentlich zu schätzen wusste. Ja sie kümmerten sich gut um mich, aber sie wussten wie man ein Kind, das Kämpfte, tötete wie ein Erwachsener am besten einsetzt. Niemand erwartet einen Mord von einem kleinen süßen Mädchen, na gut...einen Mord ist etwas untertrieben…mit welch einer Leichtigkeit man Menschen aus dem Weg räumen kann wenn sie einem für harmlos halten…Hat mir und den Orden viele Male geholfen…“
Es verschwand wieder von der Oberfläche, doch es war wie immer da, unterschwellig. Doch immer bereit Morwen zu quälen um selber stärker zu werden .
__„Der Orden war seid dem alles was ich hatte, sie haben mich gehalten, so viel Leid…so viel Schmerz“
Amaion musterte Morwen eingehend:
_„Seltsam“ dachte Amaion „Das Leid was sie selbst gesät hatte, nimmt sie nicht wahr“
Morwen Kniff die Lippen zusammen, mehr wollte sie nicht vom Orden erzählen. So sehr sie ihn liebte, zu Traurig waren die meisten Erinnerungen. Hastig suchte sie einen Punkt um weiter zu erzählen, blickte Tscha an:
__„Naja dann vor etwas mehr als 3 Jahren haben Tscha und ich uns das erste Mal getroffen…“
Morwens Gesicht versteinerte, Joreth blickte ihr in die Augen, musste jedoch seinen Blick nach wenigen Sekunden abwenden, zu tief war die Schwärze. Sie verlor nun endgültig ihre Fassung. Sie Weinte nicht, Tränen hätten nicht ausdrücken können wie sie sich fühlte. Morwen ertrug die Anwesenheit der anderen nicht mehr, sie ertrug es nicht, dass sie ihre Verletztheit, Schwäche, spürten. Sie Zwang sich dazu ihre Fassade aufrecht zu erhalten, bedacht langsam stand sie auf und verließ betont ruhig die Taverne. Sie brauchte Luft, es schnürte ihr die Kehle zu. Doch kaum hatte sie die Tür wieder hinter sich geschlossen, da brach sie zusammen. Ein Weinkrampf schüttelte sie, als dieser Abklang blieb sie einfach so liegen. Sie brachte nicht mehr die Kraft auf aufzustehen. Sie wollte nicht mehr, nie mehr fühlen, nie mehr Atmen, wollte für immer nur so da liegen.

In der Taverne waren Tscha, Micaya, Amaion und Simon aufgesprungen, sie hatten ganz deutlich Morwens Ängstliche, Verzweifelte Gedanken wahrgenommen die in kalten Wellen wieder her rein geschwappt waren.
__„Setzt euch.“
Joreth wies auf die Stühle.
__„Lasst ihr etwas Zeit.“
Micaya sah den Necromancer wütend an.
__„Ich kann sie doch nicht einfach...“
Joreth stand auf, zog einen Stuhl nach dem andren zurecht, um die anderen wieder auf ihre Plätze zu drücken. Amaion nickte und setzte sich selber.
Der Ältere ließ die Hand einen Moment länger auf Micayas Schulter liegen.
__„Du kannst. Du hast sie gesehen – sie will nichtmal, dass wir irgendetwas bemerken. Wenn Du ihr folgst, stellst Du sie sozusagen bloß – sie kann nicht mehr so tun, als wäre nichts...“

Tscha überlief plötzlich ein eisiger Schauer, ganz deutlich spürte er jetzt, über seine Verbindung zu Morwen, was sie fühlte.
Micaya sah, dass sein Gesicht eine ungute, grünliche Färbung angenommen hatte.
__„Wenn Du Deine Schwester noch ein paar mal ärgerst, brauchst Du Dir über Familienplanung keine Gedanken mehr zu machen... Brauchst Du noch nen Heiltrank?“
Der Druide schüttelte abwesend den Kopf.
Er war gefangen in Erinnerungen an Dinge, die er am Liebsten nie erlebt hätte...

Es dämmerte bereits, als die kleine Gruppe, mit der Tscha seid kurzem das Land durchstreifte, die Lichtung erreichte. Wie immer hatten sich dort Spielleute, Gauner, Diebe und all die anderen, die sich so am Rande des Gesetzes bewegen, eingefunden.
Diese Lichtung war ein wohlbekannter Versammlungsort unter ihresgleichen, und Tschas Trupp beschloss, die Nacht dort zu verbringen.

Tscha lies seinen Blick über die Anwesenden schweifen.
Da war dieses Mädchen.
Sie konnte nicht älter als 16 Jahre sein und sie war ziemlich hübsch. Aber das war es nicht, was ihn fesselte.
Irgendwie schien eine Verbindung zwischen ihnen zu bestehen, und während Tscha entsetzt beobachtete, wie das Mädchen einen Becher nach dem anderen in sich hineinkippte, wurde ihm selber fast schwindelig.
__„Wer ist das?“ fragte er eine Frau, die ebenfalls das Mädchen musterte.
__„Eine von diesem Orden...“
Sie sah ihn an, dann wieder das Mädchen.
__„Ich könnte schwören, dass ihr beide irgendwie verwandt sein müsst...“
Tscha schüttelte den Kopf, er hatte das Mädchen noch nie gesehen.
Er sprach sie an, doch ihre glasigen Augen schienen vollkommen durch ihn hindurchzublicken, ohne ihn zu registrieren.
Also ging er zurück zu seinem Platz, immer wieder, von Zeit zu Zeit wanderten seine Blicke zu dem Mädchen.


Wie so oft saß Morwen am Feuer und trank.
Die meisten Menschen hier kannten sie nicht, und die Gauner, von denen sie umgeben war, waren immer bereit, ihr etwas auszugeben.
Es ließ den Schmerz nicht vollständig verschwinden, aber es betäubte ihn so sehr, dass sie ihn kaum noch fühlen musste.
Und es tat gut, zu vergessen und verdrängen zu können.
Der Mann, der heute neben ihr saß, war ihr etwas unangenehm.
Seine gierigen Blicke auf ihrem Körper verursachten ihr Unbehagen, aber er schenkte ihr ständig nach, und je später es wurde, desto weniger bemerkte sie seine Gegenwart.
Es war schon dunkel, als er sie hochzog und von den anderen wegführte.
Morwens Gehirn arbeitete langsam, der viele Alkohol lähmte sie, aber irgendwas war hier nicht richtig.
Kaum waren sie außer Sichtweite, da begann der Mann, ihr die Kleider vom Leib zu reißen.
Sie öffnete den Mund um zu schreien, begann zu würgen, der Mann hatte ihr einen dreckigen Lappen hineingestopft.
Kein Ton brachte sie mehr heraus.
Panik stieg in ihr auf und ließ sie ein Stückchen nüchterner werden, aber das reichte nicht aus, um sich gegen einen erwachsenen Mann wehren zu können, der doppelt so schwer wie sie selber war...


Irgendetwas war falsch.
Tscha war sich dessen sicher, er konnte es in sämtlichen Knochen fühlen.
Er sah zum Feuer, doch das Mädchen war verschwunden.
Dabei hatte sie schon vor einer Stunde so ausgesehen, als ob sie keinen Schritt mehr tun könnte, und sie hatte nicht aufgehört, einen Becher nach dem Anderen in sich hineinzuschütten.
Das Kribbeln in seinen Knochen wurde zu nackter Panik, und Tscha stand auf.
Er ging zielsicher auf ein großes Gebüsch zu, das ein Stückchen von der Versammlung entfernt wuchs.
__„Wo gehst Du hin?“ rief ihm einer seiner Freunde nach.
Tscha antwortete nicht.
Er sah, wie ein Mann das sich windende Mädchen auf die Erde drückte und dann erinnerte er sich erstmal an nichts mehr.
Die Welt kehrte durch rote Schlieren zu ihm zurück, und er hörte, wie eine bekannte Stimme ihm in ins Ohr schrie, während Hände seine Arme packten und festhielten.
__„Tscha, hör auf! Er ist schon tot! Du machst es nicht besser, wenn Du seine Leiche in Stücke reißt!“


„Starr sie nicht so an, hol lieber eine der Frauen.“
Etwas sagte ihr, dass sie diese Stimme nicht fürchten musste. Eine Hand zog vorsichtig das schmutzige Tuch aus ihrem Mund und hielt sanft ihren Kopf, während sie krampfartig auswürgte, was ihr Magen hergab.
Schmerz, Angst, Scham und Ekel ließen Morwen wieder und wieder würgen, bis sie endlich in die erlösende Dunkelheit der Ohnmacht glitt...


Die Frau schickte den Spielmann sofort wieder weg.
Sie kannte Morwen, den auch sie gehörte zum Leithian-Orden.
Sanft wickelte sie das Mädchen in die mitgebrachte Decke.
__„Armes Kind.“ murmelte sie dabei. „Als hättest Du nicht schon genügend durchgemacht...“
Tscha war neben der Leiche des Mannes, den er getötet hatte zusammengesunken.
Trotz seiner außergewöhnlichen Größe wirkte er hilflos wie ein kleines Kind.
__„Was machen wir jetzt? Ich meine, ins Lager können wir ja schlecht zurückgehen...“
Die Frau nickte.
__„Das möchte ich Morwen nicht antun. Und Du solltest Dich eh dort nicht mehr blicken lassen, denn Du hast einen der Ihren umgebracht.“
Sie wiegte das bewusstlose Mädchen im Arm, wie man es normalerweise mit einem weinenden Kleinkind machte um es zu trösten.
__„Nur ihr Bruder hätte das Recht gehabt, ihren Peiniger zu richten...“
Sie hielt inne und musterte Tscha.
__„Man könnte Dich fast für ihren Bruder halten, so ähnlich wie ihr euch seid... aber sie hat nie erzählt, dass sie Druiden in der Familie hat…“
Tscha schüttelte den Kopf.
__„Das ist jetzt nicht wichtig . Wo bringen wir sie hin?“
Die Frau überlegte einen Moment.
__„Casarorn. Wenn jemand ihre Schmerzen lindern kann, dann die Waldelben...“


Als sie erwachte erbrach sie sich sofort wieder über den Rand ihres Ruhelagers, alles tat ihr weh, ihr Kopf brummte:
Lager…zuviel Getrunken…der Mann…
Weiter wollte sie eigentlich nie mehr denken, doch die Bilder, der Schmerz durchströmte sie…Durchbohrte jede Faser ihres Körpers, sie schämte sich gleichzeitig.
Als sie sich wieder etwas gefangen hatte bemerkte sie dass noch jemand in der Hütte war, erst jetzt blickte sie sich um. Sofort wurde ihr klar dass sie in Casarorn war, nur die Waldelben die in dieser Stadt lebten brauten so. In einer Ecke, der Hütte, saß ein junger rothaariger Mann. Sie erschrak nicht, spürte eine seltsame Vertrautheit, wusste dass er sie gerettet hatte.

 
Zuletzt bearbeitet:
Der Teil war mal richtig gut, großes Lob.
Der Rückblick am Ende ist sehr schön geschrieben.

Allerdings ist das Grau auf dem Hintergrund (also Morwens Teil) nicht besonders gut lesbar, sollte amn vielleicht ein etwas helelres Grau verwenden.
 
Elin wird sich freuen (ihr Kapitel)

Bin übrigens grad dabei, das Gesamte mit ner vernünftigen Dokunentenstruktur in ein Dokument zu stopfen.
Mit Inhaltsverzeichnis.
Wenns fertig ist, kann man das ja dann auch mal irgendwo zur Verfügung stellen...
 
Shar'Tels Ehre

http://planetdiablo.eu/forum/picture.php?albumid=401&pictureid=3136​


Seit vierzehn Tagen saß Shar'Tel nun schon hier in der Taverne und versank immer mehr in eine inzwischen schon chronische Unlust. Soviel hatte sie sich vorgenommen. Mittlerweile war es ihr egal. So gerne würde sie sich zu den Anderen setzten und sich einfach nur unterhalten, aber sie traute sich nicht. Diese selbstverschuldete Einsamkeit, das Abschotten von anderen Personen, das stille Leiden, wenn andere in ihrer Umgebung lachten, machte ihr schwer zu schaffen. Und dann war da noch ihr Stolz, ihr größter Makel, den sie sich selbst nie eingestehen wird.
Morwen sah zu der Kriegerin herüber, ihr Gesicht war von dem gezeichnet, was der Assassine so vertraut war - von der Einsamkeit - einer Einsamkeit, hervorgerufen durch Stolz, aber auch durch Angst – Angst, nicht respektiert zu werden – Angst, nicht gewollt zu sein. Sie kannte dies nur allzu gut.
Deshalb stand sie auf, ging zu der Schwertkämpferin und bat sie, sich zu den Anderen zu setzten.

Der Wirt, der gerade das von der Gruppe bestellte Abendessen servierte, fragte Shar'Tel mürrisch, ob es für sie den auch etwas sein dürfe.

__„Ich glaub der mag uns nicht.“
kommentierte Joreth. Tscha grinste zurück:
__„Wir haben ihm ja auch den Rest der Kundschaft verscheucht. Außerdem mag er den Tumult nicht.“

Tatsächlich war die Taverne bis auf die sieben Abenteurer Micaya, Morwen, Shar'Tel, Amaion, Joreth, Simon und Tscha leer.

__„Kann uns ja nur recht sein.“
meinte Morwen,
__„Kann sich wenigstens niemand daran stören, dass wir hier feiern. Rum für alle!“

Der Wirt, der jetzt auch wieder etwas fröhlicher auftrat, nachdem er sich einiger Goldmünzen in seiner Tasche sicher war, schlurfte heran um die Getränke zu bringen.

__"Auf einen amüsanten Abend."
prostete Simon. Joreth bestellte noch eine Kanne klatschianischen Kaffees und Micaya heißes Wasser, denn sie konnten erahnen, dass sich die jüngere Assassine erneut so betrank.

__"Ich kann auf mich alleine aufpassen!"
bellte diese und bewegte sich in Richtung des Raumes mit den Kacheln an den Wänden. Als sie aufstand, schwankte sie leicht und hielt sich an Simon fest, woraufhin Tscha versuchte, aufzuspringen und dazwischen zu gehen.
Micaya und Joreth hielten ihn von beiden Seiten fest.
Als sie wieder kam, stand an Stelle ihres Bechers mit Rum eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit und passend dazu eine Teekanne.

__"Früchtetee."
erklärte Micaya.
__"Mit ein paar Gewürzen. Nen Löffel Honig dazu und das schmeckt bestimmt auch Dir."

Sie stellte einen Becher und einen Honigtopf vor die Jüngere.
Nach dem Morwen damit fertig war, ihren älteren Bruder anzufunkeln und die Nase über die Teekanne zu rümpfen, wandte sie sich Shar'Tel zu. Letztere lächelte durch die allgemein angeheiterte Stimmung und die nicht gerade geringe Menge Alkohol, die schon in den Mündern verschwunden war.

__„Erzähl' doch mal ein Bisschen von dir. Wo kommst du her? Was hast du auf deiner Reise schon erlebt? Ich meine, muss ja ne weite Reise gewesen sein, von den Amazonen-Inseln bis hier her. Wir sind ja beim letzten Mal nicht wirklich dazu gekommen uns zu unterhalten.“

__„Nun…“
Shar’Tel überlegte, wo sie mit ihrer Geschichte anfangen soll.
__„Wir ihr schon bemerkt habt, bin ich eine Amazone und komme von der Insel Philios. Meine Reise begann, als ich siebzehn Jahre alt war. Alle Mädchen empfangen mit der Pak’Rah-Zeremonie die Weihe, die sie zu erwachsenen Kriegerinnen macht.
Bis zu diesem Alter haben sie sich schon im Umgang mit den traditionellen Waffen Bogen, Speer und Wurfspieß geübt. Dabei wurde man von den Zeremonienmeisterinnen beobachtet. Es gibt drei und meine Mutter ist eine davon. Sie entscheiden, welche Waffe zu einem passt und geben in den folgenden Jahren dann speziellen Unterricht. Mit Eintritt ins Erwachsenenalter bekommt man das Privileg und die Pflicht zu jagen und das Dorf zu verteidigen.
Ich allerdings, …“
Sie nahm einen Schluck Rum und wegte ab, wie sie den Satz formulieren soll.
__„…ich habe mich nicht gerade Geschickt angestellt. Ich hatte schon befürchtet, dass ich die Weihe nicht erhalte, da ich mit keiner der Waffen besonders gut kämpfen kann.“

__„Und sie haben dich fortgeschickt?“
fragte Morwen dazwischen.

__„Nein. Sie haben es ein wenig liebenswürdiger verpackt. Sie haben erkannt, dass ich gut mit einem großen Zweihänderschwert kämpfen kann und mir deshalb den Rat gegeben, nach Harrogarth zu reisen, um meine Kampffertigkeiten zu perfektionieren und das Schwertschmieden zu erlernen.“

__"Mir ist durchaus aufgefallen, dass Du mit einer, für Amazonen, atypischen Waffe rumrennst. Aber wenn Du damit gut zurechtkommst, warum nicht? Wie ging Deine Geschichte weiter?"
fragte Micaya und bemerkte dabei, dass Tscha schon seit einer Weile in ihre Richtung blickte.

__„Da steht etwas drauf.“
bemerkte der Druide als Shar'Tel ihnen ihr Schwert zeigte

__„Darf ich mal?“
Joreth begutachtete die Klinge und entzifferte die Runen.
__„Da steht: 'Shar'Tels Ehre'.“

__„Das hat mir eine junge Priesterin namens Anya eingraviert.
Ich bin wirklich stolz auf dieses Schwert. Die beiden Schwerter, mit denen ich damals losgezogen bin, waren Prunkschwerter; schön hübsch mit Gold und Matronenholz verziert, aber viel zu zerbrechlich für einen Kampf. Um mich zu verteidigen hatte ich einen Dolch, den ich in Lut Gholein für einen erstaunlich hohen Preis an einen Nekromancer verkauft habe. Er heißt 'Calishan Sayew'. Kennt ihr ihn vielleicht?“

__"Der Giftzwerg?"
Joreth verzog das Gesicht.
__"Der hat Dich mit Sicherheit übers Ohr gehauen, was den Wert der Waffe angeht. Konnte ihn nie sonderlich ausstehen, bin ihm immer aus dem Weg gegangen..."

Amaion, der dieses Thema nicht interessant genug fand, da er Calishan nicht kannte, kam wieder auf Shar'Tels Schwert zu sprechen.

__„Weißt du denn, woher deine ungewöhnliche Waffenpräferenz kommt?"
__„Ich habe herausgefunden, dass meine Großmutter, Alleria heißt sie, auch schon in Harrogath war, aber ob sie dort nur Schwerter geschmiedet, oder ob sie auch damit gekämpft hat, kann ich noch nicht eindeutig sagen. Fest steht, dass sie die Schwerter geschmiedet hatte, mit denen ich losgezogen bin. Weil sie nun aber zum kämpfen zu zerbrechlich sind und ich auch nichts mit zwei Staubfängern anfangen konnte, habe ich sie eben an besagten Händler verkauft.“

Amaion guckte verdutzt. Bei dem Namen Alleria war er hellhörig geworden und musterte Shar'Tel genauer.

__„Es kann sein, dass diese Schwerter doch mehr wert sind, als man auf den ersten Blick sieht.“

Hastig griff Amaion zum zweiten Rumglas. Unliebsame Erinnerungen waren wieder hoch gekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ein schöner Teil, bins chon mal gespannt auf die Fortsetzung.

Kleine Verbesserungen:
1. „Wir haben ihm ja auch den Rest der Kundschaft verscheucht. Außerdem mag er den Tumult nicht.[

(die eckige Klammer am Ende)


2. "Auf einen amüsanten Abend."
Prostete Simon.

muss natürlich klein geschrieben werden
 
Das nächste Kapitel kommt - ausnahmsweise - einen Tag früher.
Wir sind übers Wochenende weg, aber genau dieses Kapitel möchte ich eigentlich selber Posten...
Daher eben schon jetzt...
 
Erinnerung...


Joreth musterte seinen Bruder.
Amaion sah ein Wenig bleich aus, als er hastig nach dem nächsten Glas Rum griff.
Er leerte es mit einem Zug.
Der ältere berührte den jüngeren leicht am Arm.
__„Für Dich gilt das gleiche wie für Morwen. Wenn Du das Zeug in dem Tempo in Dich reinkippst kriegst Du gar nichts mehr!“
Morwen murmelte etwas von Bevormundung, während Micaya versuchte, ihr zu Erklären, dass die Nebenwirkungen des Klatschianischen Kaffees nicht unbedingt angenehmer als ein heftiger Kater seien.

Amaion hob mühsam den Kopf.
Blutunterlaufene Augen starrten blicklos durch Joreth hindurch.
__„Lass mich in Frieden. Ich will mich betrinken.“
Joreth runzelt die Stirn.
__„Ich dachte, Du willst nicht, dass Micaya nen schlechten Eindruck von Dir bekommt..“
Amaion lachte trocken, verschluckte sich und hustete.
__„Den hat sie doch eh schon. Und wenn sie rausfindet, was mein dämonischer Teil angestellt hat, bevor er mich fand, weiß ich eh nicht, ob sie mich dann jemals wieder ansehen kann..."
Er griff wieder zum Glas.
Mic schlug es ihm aus der Hand, Joreths Golem macht einen entsetzten Satz nach hinten.
__„Du hattest definitiv genug.“
Die Stimme der Assassin klang unglücklich und wütend gleichzeitig.
Amaion seufzte, den abwesenden Blick an die Wand gerichtet. Er hob das Glas auf, füllte es neu und nahm einen Schluck.
__„Bei weitem nicht...“


_Hallo Brom!
Der junge Barbar sah sich gehetzt um.
Niemand zu sehen – er war alleine.
Aber diese Stimme...
Er hörte sie lachen, in seinem eigenen Kopf.
_Wer bist Du?
Das Lachen schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen. Das Wesen in seinen Gedanken verspottete ihn.
_Mein Name ist Amaion, und wir werden eine nette Zeit miteinander haben.
Da war etwas, etwas fremdes, doch als Brom versuchte, sich gegen dieses Wesen in seinen Gedanken zu wehten, musste er feststellen, daß es aussichtslos war.
Amaion erlaubte ihm nichtmal, auch nur einen Finger zu bewegen.
_Zuerst wirst Du uns ein neues Schwert besorgen...
Die gedankliche Stimme des jungen Barbaren klang wütend und hilflos zugleich.
_Mein Schwert ist vollkommen in Ordnung!
Amaion lachte noch mehr.
_Bist Du Dir da sicher?
Damit zog er mit Broms Händen das schwere, zweihändige Schwert.
Brom konnte Fühlen, wie eine fremde Energie durch seine Hand floss, als seine linke Handfläche die Klinge traf.
Das Schwert zersplitterte, als sei es aus dünnem Glas.
_So
kommentierte der Dämon.
_Würdest Du mir jetzt ein neues Schwert besorgen? Ich bin es leid, alles mehrfach sagen zu müssen...


Amaion fröstelte.
Er hätte viel darum gegeben, Micayas Arme um sich zu fühlen.
Ein wenig Trost, aber das war jetzt zu spät.
Er warf der Assassin, die ihm gegenüber saß, einen vorsichtigen Blick zu.
Sie schien ihn nicht zu beachten, aber er konnte Spuren des Schmerzes in ihrem Gesicht erkennen.
Er wusste, dass er die Alpträume der nächsten Nächte alleine ertragen musste.
Daher konnte er auch noch hier sitzen bleiben, das Vergesse dort suchen, wo es nicht zu finden war...
Mit unsicherer Hand griff er wieder nach der Flasche.

Brom hob zögernd die Hand, um an der Tür zu klopfen.
Hier war das Haus, wo der Schmied wohnen sollte.
Und Amaion hatte ja recht – ohne Waffe war er aufgeschmissen. Er würde keine Nacht draußen in der Wildnis überleben.
Er hatte mit allem gerechnet, aber der Anblick verschlug ihm die Sprache.
Es war kein bulliger Mann, der ihm die Tür öffnete, es war eine hochgewachsene junge Frau.
Ihre langen blonden Haare hatte sie im Nacken zusammengebunden, die sonnengebräunten Arme und Schultern waren muskulös und kräftig von der Handhabung schwerer Werkzeuge.
Und doch war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
__„Was wolltest Du?“
Ihre Stimme klang kräftig und selbstsicher – und wunderschön.
_Ich sollte verschwinden, bevor der Dämon ihr irgendetwas tun kann.
Aber Amaion hatte schon wieder die Kontrolle übernommen und ließ nicht zu, dass er sich davonmachte.
__„Mein Schwert ist auf dem Weg hier her zerbrochen, ich brauche ein Neues. Vielleicht auch zwei, ich kämpfe gerne mit mehreren Waffen.“
Die Frau musterte ihn abschätzend.
__„Ich erwarte einen Teil der Bezahlung im Vorraus, immerhin muss ich für Material sorgen. Ich habe im Moment keine Waffe vorrätig, die zu Deinem Körperbau passen würde, Du musst Dich also gedulden, bis ich sie angefertigt habe.“
Broms Lippen verzogen sich zu einem zuckersüßen Lächeln.
Er nahm einen Beutel Gold von seinem Gürtel und reichte ihn der Schmiedin.
__„Keine Sorge,“ sagte Amaion „Ich habe Zeit.“
Die Frau lächelte.
__„Das hört man gerne. Mein Name ist Alleria. Wenn Du ein bischen mithilfst, kannst Du im Gegenzug auf der Bank da drüben schlafen – ich kann Dich ja nicht ohne Waffe da raus schicken.“
Irgendwo im Inneren des kräftigen Körpers kämpfte Brom vergeblich darum, sich Gehör zu verschaffen.
Amaion war es, der der Alleria ins Haus folgte.


Das Glas war leer.
Mal wieder.
Mit ein wenig unsicherer Hand griff der Necromancer nach der Flasche.

_Wach auf.
Brom fühlte sich desorientiert.
Die letzten Tage waren die Schönsten seines Lebens gewesen.
Es war harte Arbeit, den Blasebalg zu bedienen, aber zur Belohnung hatte er zusehen könnten, wie Alleria den Stahl wieder und wieder faltete, und einen Zauber nach dem anderen in das Metall einarbeitete.
Sie war ihm von Minute zu Minute schöner vorgekommen, wie sie da stand und den Hammer wieder und wieder auf das glühende Stück Metall niedersausen ließ...
Abends hatten sie zusammen am Tisch gesessen und sich unterhalten.
Er war Amaion fast dankbar gewesen, das dieser ihn gezwungen hatte, hier herzukommen.
Allerias Lachen war etwas, das er um nichts in der Welt hätte missen wollen.
Er fühlte weiches Haar und nackte Haut an seinen Armen.
Schlagartig wurde er wach.
Panikartig versuchte er, die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen.
Amaions eiserner Griff hielt ihn in einem winzigen Winkel seines Bewusstseins gefangen.
Er konnte fühlen, was sein Körper tat, aber er konnte es nicht beeinflussen.
_Ich hatte mir gedacht, Du willst das nicht verpassen...
spottete Amaions Stimme in seinen Gedanken, während der Dämon seine Hände über den Körper der Schmiedin wandern lies.
_Ich weiß, was Du jetzt denkst. Du kannst es nicht vor mir verbergen. Aber auch wenn Du einen Moment findest, wenn ich abgelenkt oder unachtsam bin, wirst Du ihr nicht sagen, dass das nicht Du warst.
Amaions Stimme klang bissiger als je zuvor, als er fortfuhr.
_Du willst doch nicht riskieren, sie niemals wieder in Deinen Armen fühlen zu können...


Manchmal war es praktisch, nicht der Einzige am Tisch zu sein, der dem Alkohol etwas stärker zusprach.
Morwen hatte bereits eine neue Flasche organisiert.
Am Rande seines Bewusstseins fragte sich Amaion, wie es sein konnte, dass jemand so junges so viel Alkohol vertrug.
Er war definitiv aus der Übung...

Der Morgengrauen fand Brom auf eine Bank hinter dem Haus, wo er saß und in das Licht der aufgehenden Sonne starrte.
Mit welcher Genehmigung kannte der Dämon ihn so gut?
Wie konnte er es immer schaffen, ihm damit so weh zu tun?
Ihn so übel zu verspotten?
Er merkte es kaum, als Alleria neben ihn trat.
Beide schwiegen eine Weile.
Dann drehte der Barbar seinen Kopf.
Das rote Sonnenlicht ließ Allerias Haar in einem ganz anderen Farbton schimmern, und die Worte, die Brom sich so mühsam zusammengesucht hatte, blieben in seinem Hals stecken.
__„Es tut mir leid...“ murmelte er.
Die Schmiedin legte beide Arme um den Barbaren.
__„Es war schön, es braucht Dir nicht leid zu tun. Aber lauf das nächste Mal nicht wieder weg...“
Diesmal war es tatsächlich Brom, der sie in den Arm nahm und zärtlich küsste.
_Vergiss niemals, ich bin immernoch da...


Amaion hob den Kopf.
Lange musterte er die junge Amazon, die ihm da gegenüber saß.
Warum war ihm diese Ähnlichkeit nicht früher aufgefallen?
Blonde Haare waren bei ihresgleichen nicht außergewöhnlich, und die kräftige Muskulatur kam von der Waffe, die sie nutzte.
Aber das Gesicht...

Brom wusste nicht, was Amaion vorhatte, als er Alleria bat, einen Hohlraum in den Griff einzulassen, eine geheime Kammer, in der man irgendetwas verbergen konnte. Aber er merkte, dass sie langsam Verdacht zu schöpfen begann, das irgendetwas nicht stimmte.
Es waren kleine Hinweise von Amaion, die er zu streuen begonnen hatte, so dass sie bisweilen kurzzeitig in gelbe Dämonenaugen blickte, wenn diese auch nach kurzem Blinzeln wieder Broms Augen waren, die sie weiterhin voll Liebe ansahen.
Es war das genüssliche Grinsen, als einmal eine glühende Kohle herunterfiel und sie traf, das einfach nicht zu Broms sonstigem Verhalten passte.
Wieder und wieder musste sie ihn davon abhalten, panikartig und ohne Waffe davonzulaufen, etwas, was er nicht lange überlebt hätte.
Die Qual in seinen Augen, wenn sie sich ihm in den Weg stellte, tat ihrem eigenen Herzen weh, aber andererseits hatte sie gelernt, ihn ein wenig zu fürchten.
Er fing kleine Tiere in Schlingen, um ihren Kochtopf zu bereichern, aber er sorgte dafür, dass sie lebendig blieben, um sie dann – immernoch lebendig – zu häuten und zu zerlegen.
Manchmal schien es ihr, als würde dieser Mann Schmerz und Angst anderer in sich aufsaugen, als wollte er sich davon ernähren...
Es war, als lebten zwei Persönlichkeiten in dem Körper des jungen Barbaren.
Die eine war liebenswert, sanft und freundlich.
Die andere alt, mächtig und grausam.
Ein kalter Schauer lief Alleria den Rücken hinunter, als sie sich daran erinnerte, was die alte Frau in ihrer Heimat erzählt hatte. Auch auf den Inseln der Amazonen waren hin und wieder Dämonen vorbeigekommen...
Gelbe Dämonenaugen musterten sie amüsiert.
__„So, Du bist also endlich dahintergekommen...“
Der Blick der Amazon wanderte suchend durch den Raum.
Da lag noch ein glühendes Stück Metall zwischen den Kohlen, daneben ihre Zange.
Wenn sie schnell genug war...
Der Dämon war schneller.
Noch während Alleria versuchte, die Situation abzuschätzen, hatte er schon ihre Arme gepackt.
Brutal bog er sie hinter ihrem Rücken nach oben, so dass sie meinte, gleich Knochen brechen hören zu müssen. Sie konnte sich das sadistische Grinsen Amaions nur zu gut vorstellen.
Ein paar vereinzelte Tränen drangen aus den zusammengekniffenen Augen.
__„Versuch es erst gar nicht.“ flüsterte der Dämon fast zärtlich in ihr Ohr.
__„Du würdest nur ihn damit treffen...“
Damit stieß er sie von sich.
Wie gelähmt musste sie ansehen, wie der Mann nach der Zange griff.
Aber die angsterfüllten Augen, die der Zange folgten, als sie das glühende Metallstück auf seinen ausgestreckten Arm fallen ließ, waren Broms.
Alleria meinte den Schmerz am eigenen Leibe fühlen zu müssen...


Amaion verzog das Gesicht.
Ein übler, saurer Geschmack breitete sich langsam in seinem Mund aus, obwohl er wusste, dass dafür eigentlich noch nicht genügend Alkohol durch seine Adern floss.
Er wusste nur zu gut, dass er den Schmerz der beiden damals genossen hatte.
Schmerz, Angst, Hass – wussten die Menschen, wie viel Energie sie in diese Gefühle steckten?
Nahrung für hungrige Dämonen.

Brom saß hinter dem Haus auf einem Stein.
Die Verletzungen an seinen Armen und Beinen brannten, aber all dieser Schmerz konnte ihn nicht davon ablenken, was noch viel mehr weh tat.
Es war Alleria.
Gut, nachts teilten sie noch immer das Bett, aber er wusste nur zu genau, dass das nur war, weil beide Angst hatten, was Amaion sonst tun würde.
Brom konnte der Frau, die er liebte, nicht mehr in die Augen sehen, und er hatte zu seinem Entsetzten erkennen müssen, dass sie bei jeder kleinsten Berührung zusammenzuckte.
Als hätte er sie geschlagen.
Als wollte er sie schlagen.
Weil sie niemals genau wusste, wen sie vor sich hatte...
_Das Schwert ist jetzt fertig.
Brom nickte.
Er hatte zugesehen, wie Alleria das zweite Schwert vollendet hatte.
Er wusste, dass es Zeit war Abschied zu nehmen.
Er wollte nicht fort, konnte den Gedanken nicht ertragen, Alleria niemals wiederzusehen...
_Du wirst nicht fortgehen, aber ich...
Wieder hatte der Dämon seine Gedanken belauscht.
_Sie wird Dich töten.
Brom seufzte.
Das wäre eine Erlösung für ihn.
Nie wieder den Schmerz in ihren Augen sehen zu müssen, zu wissen, dass er schuld daran war...
Seine Hand zog, ohne sein Zutun einen kleinen, schwarzen Stein aus der Tasche.
Die schwarzen Flächen schimmerten leicht in verschiedenen Farben.
Es war ein Stück Regenbogenobsidian, Vulkanglas.
Etwas floss durch seine Hände, in diesen Stein.
_Erinnerungen
kommentierte Amaion.
_Ich muss sie zurücklassen – das gehört zu dem Zauber.
Wieder griff Broms Hand in die Tasche und förderte ein zusammengefaltetes Blatt Papier zu Tage.
Amaion legte beides vorsichtig auf die Bank, daneben das erste, bereits fertige Schwert.
Als Alleria vor die Tür trat, hielt sie das Schwert in der Hand.
Sie legte es auf die Bank.
Brom trat auf sie zu und griff nach ihren Händen. Er merkte, dass die Amazon sich stark zusammenreißen musste, um die Hände nicht sofort zurückzuziehen.
Er konnte sich vorstellen, dass sie einige der Folterspuren, ihr Leben lang mit sich herumtragen würde. Und seine Hände waren es, die ihr das angetan hatten.
Voll Kummer ließ er sie los und wandte sich ab.
__„Ich ertrage das nicht mehr...“
Langsam ging er zu seinem Stein zurück und setzte sich wieder, den Rücken Alleria zugewandt.
Die junge Frau wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
Es war nicht Furcht oder Hass, was sie schließlich dazu bewog, das Schwert wieder in die Hand zu nehmen. Es war einzig und allein der Wunsch, diese gequälte Seele zu befreien und dem Mann, den sie liebte, seinen verdienten Frieden zu schenken.
Brom rührte sich nicht, und auch Amaion hielt still, während die rasiermesserscharfe Klinge auf ihn zu schwang und seinen Kopf vom Körper trennte...


Mit einem leisen Klirren fiel das leere Glas aus der Hand des Necromancers und rollte über den Tisch, bis es vor der Flasche liegenblieb.
Amaion vergrub sein Gesicht in den Händen.
Er hatte es nicht verdient, geliebt zu werden, nicht nach dem, was er den beiden angetan hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
..., aber er wusste nur zu, dass das nur war, weil beide Angst hatten, ...

Weil sie niemals genau wusste, wen sei => sie vor sich hatte...

Schönes Kapitel.
 
Korrektur erledigt, Kapitel in das Gesamtdokument eingefügt.
Wir sind mittlerweile bei 90 Seiten (gut, mit Inhalstsverzeichnis und dem bisher leeren Personenverzeichnis)
 
Ich schiebe dann auch mal wieder ein Kapitel raus...habs ja länger nicht mehr selber gemacht

Ich hoffe es gefällt.
 
...und Verdrängung


Das leise Klirren von Amaions Glas, dass gegen die Rumflasche gerollt war, hatte die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen.
Morwens gehetzter Blick huschte von einem zum Anderen.
Sie waren abgelenkt...
Schnell griff sie zu und kippte unbemerkt eine Flasche Rum in die fast leere Teekanne.
Micaya mochte dieses Gebräu Tee nennen und für wohlschmeckend halten, aber sie fand es geradezu abscheulich und ekelhaft. Sie war ziemlich trinkfest, da sie gut im Training war benötigte sie eine große menge Alkohol um den gewünschten Effekt zu erzielen. Als Micaya einen Blick zu ihr herüber warf, schmiss sie, durch eine unkoordinierte Bewegung einen Becher vom Tisch, der am Boden zerschellte.
__ „’tschuldigung“

Sie Stand auf, schon ziemlich wackelig auf den Beinen, um die Scherben aufzusammeln, was ihr aber einiges an Konzentration abverlangte da die Welt um sie herum aus irgendeinen Grund ständig Schwankte. Wieder an ihrem Platz angekommen warf sie Mic einen Blick zu:
__ „ Lass Amaion doch Saufen, wenn er das für diesen Abend sinnvoll findet“
__ Sicherlich will er auch nur vergessen
Setzte sie in Gedanken dazu.
__ Er ist so voller Schmerz und Einsamkeit… seltsamer Mann…warum fällt mir das auf…ich kenne ihn nicht… er macht mir auf gewisse weise Angst… irgendwie leide ich in gewisser weise wie er…nur aus einem anderem Grund...
Bevor sie sich weiter über irgendwas Gedanken machen konnte, kippte sie, vorsorglich, einen weiteren Becher Rum in sich hinein. Sie Wollte auch vergessen, oder wenigstens weniger fühlen müssen, nur für ein paar Stunden.

Micaya setzte zum Reden an, ließ es dann aber. Sie sah ziemlich sauer aus.
Joreth hatte währenddessen wieder seine Skatkarten ausgepackt und beschäftigte sich demonstrativ mit Micayas Shadow und seinem Golem, während Tscha genauso wenig begeistert vom Alkoholkonsum seiner Schwester wirkte wie Micaya von Amaions.
Tscha fuhr sich durch sein Haar, schaute zu Micaya rüber, die mit ebenso resignierter, säuerlicher Miene zurück starrte. Wenn Tscha Morwen weiter beim bechern zugucken musste rastete er noch aus.
__ „Alkohol ist Teuflisch…“
Tscha senkte Traurig den Kopf:
__ „ Morwen will vergessen, oder wenigstens weniger fühlen. Ihre Angst vor dem, was passieren kann wenn sie betrunken ist, ist kleiner als der Wunsch zu Vergessen. Und das macht mir Angst, was muss sie alles erlebt haben um…“
Er stockte kurz
__ „..Um trotz alle dem in kauf zunehmen das,… das ihr wieder… was… passiert wenn sie betrunken ist… und das alles nur um zu vergessen. Ich würde ihr so gerne helfen. Aber wie, Ich bin doch nur ihr Bruder. Sie bräuchte jemanden der sie hält, der ihr ihre Ängste nimmt.“
Hass klang jetzt bei seinen Worten mit:
__ „Doch die meisten sehen nur ihre Schönheit, ein Objekt an dem sie sich Befriedigen wollen. Ich weiß nur einen Bruchteil von dem was sie erlebt hat, ich würde wahrscheinlich nur bei den Gedanken an diese Sachen verrückt werden. Ich will sie in meinem Leben einmal richtig Glücklich sehen, sie soll nicht irgendwann sterben und sich von der Qual dieser Welt erlöst fühlen. Und schon gar nicht soll sie freiwillig sterben wollen.“


Micaya legte Tscha eine Hand auf die Schulter:
__ „Amaion will auch vergessen, er Erinnert sich, er erinnert sich an Sachen die er nicht mag…er…er versucht sie dann wieder zu vergessen.
Tscha wirkte plötzlich Traurig und alt als er zu Morwen herüber spähte, genau sah er ihre geröteten Wangen und die breiten ringe unter ihren Augen, die darauf hinwiesen das heute Abend bei ihr nicht nur Alkohol im Spiel war. Doch spürte er immer noch Micayas Hand auf seiner Schulter die ihm Trost und wärme gab. Obwohl, so dachte er, diese wunderbare Frau Meilenweit von ihm entfernt sein musste. Er war nur ein kleiner Spielmann und Gauner, nie hatte er mit Frauen Glück gehabt, aber obwohl…auch nie hatte er eine so geliebt. Ihm war zum heulen zumute, seine Tod unglückliche Schwester, diese unerreichbare Frau. Dabei wäre es für ihn doch so leicht glücklich zu sein. Eine Frau…eine kleine Familie…eine glückliche Morwen, mehr wollte er nicht. Aber war das nicht etwas zu viel verlangt? In der heutigen Zeit sollte man froh sein wenn man am Leben und satt war.


Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war.
Micayas Hand lag noch immer auf seiner Schulter, die kleine Assassin aber starrte abwesend an die Wand. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur vergessen, die Hand wieder wegzunehmen.
Joreths Stuhl knarrte widerwillig, als der Necromancer ruckartig aufstand und seinen Bruder am Arm packte.
__ „Du bist blau genug, und ich will das nicht nachher wegputzen müssen, komm mit!“
Damit zog er den Jüngeren in Richtung Tür.
Amaion folgte ihm willenlos mit unsicheren Schritten.
__ „Es hat Nachteile, die Erinnerungen eines Dämons zu teilen...“
Murmelte Micaya, Joreth kam zurück, er hatte diese Worte gehört.
__ „Wobei es zumindest zum Teil Amaion ist, der sich da draußen die Seele aus dem Leib kotzt.
Morwen war auf ihren Stuhl zusammen gesunken, die Augen geschlossen, ihre Hände, die einen Becher umklammerten Zitterten.
__ „Irgendwann wird sie sich mit dem Alkohol…und Gott weiß was für ein Zeug sie noch nimmt zu Grunde richten.“
Tscha Stimme klang verbittert
__ „Ich frage mich sowieso wie sie die Kraft für ihren nächsten Atemzug aufbringt, ich musste selbst viel leiden. Doch wenn ich das fühlen würde was sie fühlt würde ich Selbstmord begehen.“
Unverhofft schlug Morwen ihre Augen auf, Tscha und Sie blickten sich in die Augen. Er sah warum sie Atemzug für Atemzug weiter lebte. In ihr gab es noch einen kleinen Funken Hoffnung genährt von den wenigen schönen Dingen in ihrem Leben.
__ „Tscha!“
Micaya rüttelte ihn an der Schulter, sie hatte bemerkt dass er zu tief in seine Gedanken abgerutscht war. Auch Morwen war aufgeschreckt und ging wieder dazu über Rum in sich hinein zu schütten. Joreth Blickte zwischen den beiden hin und her, er kannte Tscha gut genug um zu wissen was ihm vorging.
__ „Hör auf, Dir anderer Leute Köpfe zu zerbrechen! Wenn sie Deine Hilfe nicht will, kannst Du sie nicht zwingen. Und ich denke, sie wird es schaffen, eines Tages darüber wegzukommen, was auch immer sie bedrückt.“
Der Necromancer unterbrach sich und musterte Morwen.
__ „oder sie wird irgendwann lernen, damit zu leben...“
Jetzt war es an Micaya, das Gesicht in den Händen zu vergraben.
Joreth senkte den Kopf.
__ „Wobei es auch mir schwer fällt, mit anzusehen, wie Micaya in Depressionen verfällt, weil mein lieber Bruder mal wieder einen seiner Anfälle hat...“ murmelte er, mehr zu sich.

__ „Du hast ja Recht Joreth“
Tscha versuchte ein Lächeln aufzusetzen, doch das fiel im sofort wieder aus dem Gesicht als Morwen versuchte aufzustehen (Was ihr fast nicht gelang) und lallte:
__ „I…iich bn Müde, so…lllllll…ten wir ni...nicht Schlafen gehen?
Micaya fauchte wütend die Jüngere an:
__ “Geh erstmal kotzen, ich hab keine Lust, das heute Nacht aufzuputzen!“
Joreth Verdrehte die Augen und packte Morwen am Arm.
__ „Besoffenen-Geleitschutz zur Stelle...“
Mit aller Kraft versuchte sich Morwen loszureißen, doch sie konnte ja kaum stehen geschweige den laufen, Joreth zog sie zur Tür. In Morwen stieg Panik auf, Geistesabwesend griff sie nach einem Becher dieses Kaffees und kippte es herunter. Sofort war sie wieder nüchtern, sie riss sich los. Sie Atmete schwer so als ob sie gerade Kilometer weit gerannt war.
__ „Jetzt bin ich nüchtern aber jetzt ist mir furchtbar schlecht!“
Sie hielt sich schnell eine Hand vor den Mund rannte aus, die Tür war noch nicht ganz hinter ihr zugefallen als ein Brechreiz erregendes Platschen zu hören war.
Joreth sah von Tscha zu Micaya, die bei dem Geräusch zusammengezuckt waren, als hätte sie jemand geschlagen. In beiden Gesichter zeichnete sich Schmerz und leichte Übelkeit ab, die nichts mit eigenem Alkoholkonsum zu tun hatte.
__ „Ok, jetzt reicht es, Bett!“ befahl er und deutete auf die Treppe.
Keiner der Beiden hatte etwas dagegen einzuwenden, und auch Simon und Shar'Tel zogen es vor, ihre Zimmer aufzusuchen.

Amaion stützte sich mit einer Hand an der Hauswand ab. Mit der Magenfüllung war leider ein guter Teil der gnädigen Betäubung in seinem Gehirn verschwunden.
Hin und wieder kamen die Bilder wieder hoch, und mit den Erinnerungen sammelte sich bittere Galle in seinem Mund.
Er wunderte sich nicht darüber das Morwen ihm so plötzlich Gesellschaft leistete, es war viel mehr die Tatsache das sie es geschafft hatte alleine nach draußen zu kommen.
Als Morwen aufblickte war sie Kreidebleich, dunkle Augenringe ließen sie krank, schwach und unheimlich ausgepumpt wirken.
__ „Oltha und dieser Kaffee…“
Sie erbrach wieder
__ „…Sind das schlimmste was es gibt…“
Wieder würgte Morwen
__ „…Ich…ich kann nicht mehr“
Es war ihr, als schnürte es ihr, die Kehle zu. Sie versuchte sich zu sammeln doch es gelang ihr nicht. Sie lehnte sich gegen die Hauswand, ihr Atem ging stoßweise.
__ „Deshalb rühre ich das Zeug nicht an.“
Erschrocken blickte sie zu Amaion herüber, sie hätte nicht gedacht, dass er sie bemerkt hätte.
Oder dazu fähig wäre, zu begreifen, was sie da von sich gab.
Amaion hustete.
Aus einer Tasche zog er ein paar graugrüne, staubig wirkende Blätter, steckte sie aber sofort wieder ein.
__ „Die Wechselwirkung ist noch etwas...“
Er atmete tief durch, richtete sich auf und schüttelte den Kopf.
__ „Vergiss es, Du hast Deine eigenen Probleme, es ist nicht notwendig, dass Du Dir Gedanken über den Beruhigungsmittelkonsum von Dämonen machst, die ein Problem mit ihrem Gewissen haben...“
Morwen schaute Amaion mit großen Augen an, sie Zitterte am ganzen Leib. Warum hatte sie nur vergessen was dieser Kaffee in der Verbindung mit dieser Droge anrichtet, jetzt würde es ihr erst recht dreckig gehen, schon normal hatte dieses Zeug Nebenwirkungen aber so…. Doch sie musste stark sein, sie durfte keine Schwäche zeigen. Morwen rutschte die Hauswand herunter, vergrub das Gesicht in den Händen. Kurz bevor Morwen die Tavernentür zuschlagen hörte spürte sie noch einmal Amaions blick auf sich ruhen.

__ Warum?
Ihre Finger Nägel gruben sich in ihr Gesicht.
__ Warum müssen Menschen so leiden?
Immer dann wen sie Gedacht hatte das es endlich besser wurde, wenn sie dem Gefühl des Glücklich seins nah war, wurde alles noch Schlimmer, das war immer so gewesen.
Ruckartig stand sie auf, sie bereute es das sie nüchtern war jetzt gingen ihr wieder diese Dinge durch den Kopf, der ihr ohnehin schon brummte wegen den Nebenwirkungen. Unsicher ging sie zur Tür, Sekunden lang zögerte sie einzutreten, versuchte sich zu sammeln. Doch Micaya, Tscha, Joreth, Simon und die Amazone waren verschwunden. Auch von Amaion war nichts zu sehen.

Es war eine fast endlose Anstrengung, den Langen Gang entlangzugehen.
Irgendwie schien sich die Wand ihr entgegenzubiegen, immer wieder musste sie die Richtung korrigieren.
Es war etwas irritierend, dass das Hindernis, das sie letztendlich streifte, weich war.
Morwen schwankte und fluchte, während Amaion kurz nach ihrem Arm griff, um ihr zu helfen zu ihrem Gleichgewicht zurückzufinden. Dann lehnte er sich wieder an seinen Türpfosten und Morwen tastete sich weiter die Wand entlang in ihr Zimmer, wo sie auf dem Bett zusammenbrach.
Sie fühlte sich total zerschlagen sofort schlief sie ein, nur um wenig später wieder auf den Beinen zu sein.

Tscha hingegen der schon etwas früher zu Bett gegangen war, wälzte sich von einer Seite des Bettes zur anderen. Seine Gedanken fanden einfach keine Ruhe, sein größter Wunsch war es Micaya nur einmal in seine Arme schließen zu dürfen. Doch das Bewusstsein dies nie zu dürfen, machte ihn unsäglich Traurig, denn gleichzeitig wusste er auch dass er viel zu schüchtern war um eine Frau anzusprechen. Er wollte nichts falsch machen, hielt sich dann lieber im Hintergrund. Er erinnerte sich wie leicht es Joreth damals immer gefallen war.
Joreth hatte selten eine Nacht sein Bett für sich alleine gehabt.
Tscha hatte ihn damals beneidet, bis er die Leere in dem Blick des Älteren gesehen hatte.
Es hatte immer etwas gefehlt. Maurynna, vermutete Tscha jetzt, und das war nichts, was Tscha erleben wollte. Der Verlust mochte er sich nicht mal vorstellen.
Vielleicht war es besser, wenn Micaya keine Notiz von ihm nahm...
Widerwillig schloss Tscha die Augen um in einen unruhigen, von wirren Träumen geplagten Schlaf zu fallen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Elinaranel schrieb:
[COLOR=841818]...und Verdrängung[/COLOR]

Er stockte kurz
    „..Um trotz alle dem in kauf zunehmen, das, => dass… dass ihr wieder… was… passiert wenn sie betrunken ist… und das alles nur um zu vergessen. Ich würde ihr so gerne helfen. Aber wie, => ? Ich bin doch nur ihr Bruder. Sie bräuchte jemanden der sie hält, der ihr ihre Ängste nimmt.“
Hass klang jetzt bei seinen Worten mit:


Micaya legte Tscha eine Hand auf die Schulter:
    „Amaion will auch vergessen, er Erinnert sich, er erinnert sich an Sachen, die er nicht mag…er…er versucht sie dann wieder zu vergessen.


    „Irgendwann wird sie sich mit dem Alkohol…und Gott weiß was für ein Zeug sie noch nimmt zu Grunde richten.“
Tschas Stimme klang verbittert
    „Ich frage mich sowieso, wie sie die Kraft für ihren nächsten Atemzug aufbringt, ich musste selbst viel leiden. Doch wenn ich das fühlen würde was sie fühlt würde ich Selbstmord begehen.“


    „…Ich…ich kann nicht mehr“
Es war ihr, als schnürte es ihr, die Kehle zu. Sie versuchte sich zu sammeln doch es gelang ihr nicht. Sie lehnte sich gegen die Hauswand, ihr Atem ging stoßweise.



  Warum müssen Menschen so leiden?
Immer dann wenn sie Gedacht hatte das es endlich besser wurde, wenn sie dem Gefühl des Glücklich seins nah war, wurde alles noch Schlimmer, das war immer so gewesen.
Ruckartig stand sie auf, sie bereute es, dass sie nüchtern war. Jetzt gingen ihr wieder diese Dinge durch den Kopf, der ihr ohnehin schon brummte wegen den Nebenwirkungen.


Doch das Bewusstsein dies nie zu dürfen, machte ihn unsäglich Traurig, denn gleichzeitig wusste er auch, dass er viel zu schüchtern war um eine Frau anzusprechen.
Widerwillig schloss Tscha die Augen, um in einen unruhigen, von wirren Träumen geplagten Schlaf zu fallen...


Ein schönes Kapitel.
Melanchonisch, aber schön

@ Nerienna unter mir:
Da hast du voll kommen recht.
blue heißt, so wär es besser;
red heißt, dieses Zeichen ist zu viel
 
Änderungen im Hauptdokument nachgezogen bis auf:

„…Ich…ich kann nicht mehr“
Es war ihr, als schnürte es ihr die Kehle zu. Sie versuchte sich zu sammeln doch es gelang ihr nicht. Sie lehnte sich gegen die Hauswand, ihr Atem ging stoßweise.

da ist das rote Komma zu viel des Guten
 
Samstag, Zeit für das nächste Kapitel.
Hier hat mal wieder eine Figur nen Gastauftritt, der Micaya schon einmal besucht hat...
 
Nächtliche Wanderungen


Es war mitten in der Nacht, als Micaya ein Geräusch vernahm.
Anders als normal war sie nicht sofort hellwach.
Diffuse Träume und Erinnerungsfetzen zogen eine gewisse Desorientiertheit nach sich.
Die Menschen hier um sie – sie kannte die meisten zwar noch nicht lange, aber sie hatten etwas von Familie. Kein Wunder, dass sie von Arlorann geträumt hatte.
Was die Bilder von Blut und Tod dazwischen wollten, konnte sie sich nicht vorstellen.
Vielleicht hatte ihre Wut auf Amaion dazu beigetragen...
Sie war wütend, und sie wollte ihn weder sehen noch anfassen, aber ihr Bett kam ihr leer und kalt vor.
Eine unbestimmte Sehnsucht nagte an ihr, sie wollte nach Hause, aber sie konnte sich nicht vorstellen, ihre Freunde zu verlassen.
Rasch wischte sie die Tränen weg und richtete sich auf.
Irgendetwas war, ansonsten wäre sie ja nicht aufgewacht.
Shar'Tel drehte sich leise murmelnd in ihrem Bett auf die andere Seite.
Micayas Blick glitt weiter.
Morwens Bettdecke lag zusammengeknüllt am Fußende ihres Bettes, von der jungen Assassin keine Spur.
Leise Stimmen waren auf dem Flur zu vernehmen.
Micaya seufzte und stand auf, irgendwas war faul hier.

Von der Tür aus konnte sie sehen, dass Morwen sich mit irgendjemandem unterhielt.
Die andere Person trug einen weiten Mantel mit Kapuze, und war insofern nicht zu erkennen, aber sowohl die Stimme, als auch der Clandialekt, den die beiden sprachen, waren Micaya unbekannt.
Schließlich nickte die Gestalt, wandte sich um und ging die Treppe hinunter.
Morwen ging weiter in Richtung der anderen Zimmer.
Micaya schob vorsichtig die Tür weiter auf um ihr zu folgen, doch schon nach wenigen Schritten stolperte sie.
Mit einem leisen Fluchen richtete sich die Assassin wieder auf und versetzte dem schnarchenden Amaion einen heftigen Fußtritt. Der murmelte etwas unverständliches, ohne wirklich aufzuwachen.
Morwen aber war verschwunden.

Das Fluchen der Assassin wurde lauter, und sie erweiterte den benutzten Wortschatz auf mindestens 3 Sprachen, die außer ihr keiner in dieser Welt beherrschte.
__„Micaya, Tochter der Verstoßenen, warum lässt Du Dich immer zum Deppen machen, der auf die anderen aufpasst, wenn die Blödsinn machen!“
Es gab keine Antwort darauf, selbst wenn jemand da gewesen wäre, der hätte antworten können.
Seufzend packte sie den schlafenden Necromancer am Arm und versuchte, ihn sich über sie Schulter zu laden.
Amaion war zu schwer.
Er hing da wie ein nasser Sack, und die kleine Assassin war außerstande den über einen Kopf größeren Mann zu bewegen.
Micaya sah sich hilfesuchend um.
Joreth.
Der musste ihr helfen können.

Leise begab sie sich in das Zimmer, was der ältere Necromancer mit Morwens Bruder teilte.
Sie packte ihn an der Schulter und rüttelte ihn leicht.
Widerwillig schlug Joreth die Augen auf.
__„Was ist?“
__„Amaion. Kannst Du mir helfen, ihn ins Bett zu schaffen?“
Joreth verzog das Gesicht.
__„Soll der doch verrotten, wo er liegt!“
Damit drehte er sich zur Wand und zog die Bettdecke über den Kopf.

Micaya bemerkte eine Bewegung im anderen Bett.
Tscha hatte sich ein Stückweit aufgerichtet und musterte sie.
Hilfesuchend wandte sie sich an den jungen Druiden.
__„Kannst Du mir helfen? Amaion liegt draußen im Flur...“
Tscha nickte.
__„Geh schonmal vor, ich zieh mir nur kurz was an...“

Kurze Zeit später trat er auf den Flur.
Micaya kniete bei Amaion und hatte ihn in eine sitzende Position gezogen.
Der deutlich größere, kräftig gebaute Druide hatte keine Probleme, den knochigen Necromancer auf die Beine zu ziehen.
Irgendwas rumpelte sich im Ausrüstungszimmer.
Erschrocken lies Tscha los.
Amaion landete unsanft auf dem Fußboden.
Der Necromancer setzte sich auf und rieb sich den schmerzenden Schädel.
Dann stand er auf und ging – ohne eine Notiz von Tscha oder Micaya zu nehmen – mit dem konzentrierten, exakten Gang eines Betrunkenen in Richtung des Zimmers, das er mit Simon teilte.
Der Druide sah die Assassin an.
Sie ließ den Kopf hängen und wirkte daher noch kleiner als sowieso schon.
Tscha hatte das dringende Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, aber noch größer war seine Angst, dass sie über seine Reaktion lachen oder wütend sein könnte.
__„Er weiß, dass ich ihm sonst ins Gesicht springe. Er wird mir noch eine Weile aus dem Weg gehen, und ich ihm, wenn immer es möglich ist...“
Micaya rieb sich die Augen.
__„Einmal hat er es nicht getan. Ich...“ sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr, „Ich habe ihm eine Rippe gebrochen. Seitdem versucht er nichtmehr, mich anzufassen, solange ich mich nicht beruhigt habe...“
Alle Wut war verflogen.
Was blieb, war Resignation und Trauer.

Ein weiteres Poltern aus dem eigentlich leeren Zimmer erinnerte die Beiden daran, dass noch etwas gewesen war.
Leise begaben sie sich zu der fraglichen Tür.
Tscha warf unterwegs einen Blick durch die Tür, die Amaion offen stehengelassen hatte.
Der Necromancer lag auf seinem Bett und rührte sich nicht.
Das andere Bett war leer.
Schlagartig blieb Tscha stehen.
__„Was ist?“ flüsterte Micaya.
__„Simon ist weg!“
Seine Stimme klang bekümmert, als er fortfuhr.
__„Ich mache mir Sorgen...“

Wieder war etwas aus dem anderen Zimmer zu hören.
Micaya packte Tscha am Arm und zog ihn hinter sich her.
Ihr Griff war fest, fast brutal, und nicht mal sie selbst wusste dabei, ob sie nur ein wenig Halt suchte, oder ob sie durch den eisernen Griff versuchte, die angestaute Wut, die jetzt wieder hochzukochen begann, ein wenig abzuleiten.
Ruckartig öffnete sie die Tür, ohne aber dabei den Druiden loszulassen.
Durch die zugezogenen Vorhänge fiel nur wenig Licht herein, und die spärliche Beleuchtung des Flures reichte nicht aus, um mehr als ein wenig der durcheinandergewürfelten Gepäckberge zu erkennen.
Allerdings waren Micayas Augen ein wenig besser als die eines durchschnittlichen Menschen, daher konnte sie die erstarrten Umrisse zweier Personen erahnen.
Kraftlos fiel ihr Arm herab.
Tscha rieb die schmerzende Stelle.
Ein Teil von ihm wünschte sich, sie hätte nicht losgelassen.
__„Ich mag nicht mehr.“ murmelte Micaya. „Immer bin ich die blöde, die mit jedem Schritt in Ärger hereinstolpert...“
Müde lehnte sie ihren Kopf gegen die Wand.
__„Kann es nicht einmal jemand anders sein, könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?“
Sanft nahm Tscha die Assassin in den Arm.
Es erschien ihm plötzlich nicht mehr so wichtig, nachzusehen, was da los war.
Micaya lies es geschehen, dass der Mann sie an sich zog und ihr über die kurzgeschnittenen Haare streichelte.
__„Micaya, beruhige Dich. Ich glaub nicht, dass da irgendetwas ist, was so schlimm ist.“
Die zwei Gestalten standen nach wie vor reglos in der Dunkelheit.
Die Assassin warf nochmal einen Blick in das Zimmer.
__„Ich mache die Vorhänge jedenfalls nicht auf...“
Mit einem Mal fiel ihr auf, wie sie hier stand, an einen anderen Mann gelehnt als den, mit dem sie seit Jahren alles teilte. Fast widerwillig riss sie sich los.
__„Es tut mir leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist...“

Tschas war vollkommen durcheinander.
Diese Frau war alles, was er sich je erträumt hatte – und noch viel mehr.
Er würde alles für sie tun, das wusste er, aber genauso konnte er fühlen, dass sie das nicht sah...
Er schüttelte sich, um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen.
__„Ich geh runter, kann eh nicht mehr schlafen.“
Micaya nickte.
__„Ich glaub, ich komm mit. Bin einfach zu wach...“
__„Micaya?“
Joreth trat aus der Tür des Zimmers, das er mit Tscha teilte.
Er sagte etwas in einer Sprache, die der Druide nicht kannte.
Micaya senkte den Kopf und antwortete leise in der gleichen Sprache.
Der Necromancer nahm sie kurz in den Arm, dann verschwand er im Zimmer und kam mit einem nach Kräutern duftenden Beutel zurück.
__„Ich glaub, ich brauch jetzt auch einen Tee...“
Er gab Micaya den Beutel, die damit loszog, um den Wirt zu suchen.
Tscha verzog das Gesicht.
__„Nein, Du hast gar kein Interesse an ihr...“
Joreth sah den Druiden scharf an.
__„Sie ist immer noch mit meinem Bruder liiert. Und sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert, ohne gleich irgendwelche Vorteile daraus ziehen zu wollen.“

Als Micaya sich dem Tisch näherte, wo die beiden Platz genommen hatten, sah sie aus den Augenwinkeln eine Gestalt.
_Hallo, Kleines...
__„Was willst Du hier?“
Tscha und Joreth sahen Micaya ein wenig verwirrt an.
_Sie sehen mich nicht.
Micaya verzog das Gesicht.
_Warum versuchst Du immer wieder, mich in Verlegenheit zu bringen, Bink? Reicht es Dir nicht, was ich sonst an Problemen habe?
Der Deín lächelte schwach.
_Ich wollte nur nachsehen, ob Du den weißhaarigen Narren endlich abgeschossen hast.
Joreth und Tscha wunderten sich über Micayas wütenden Blick.
_Du versuchst immer noch, mich zu Gwyn zurückzutreten. Ich hab Dir gesagt, solange er sich nicht ausdrücklich entschuldigt...
Der Deín lachte, selbst für Micaya lautlos.
_Kleines, ich mag alt sein, aber dumm bin ich nicht. Du hast hier genügend passende Kandidaten um Dich herum, und wenn mein Sohn seinen Mund nicht auf bekommt ist er selber schuld. Im Übrigen...
Bink musterte erst Tscha, dann Joreth genauer
_Nimm den Druiden, er ist mein, und ich mag ihn. Der andere ist zu sehr wie Gwyn.

Bink grinste und wich leichtfüßig aus, als Micayas Hand zu einer schallenden Ohrfeige ausholte. Joreth, der die plötzliche Bewegung der Assassin beobachtet hatte, runzelte die Stirn.
Der Deín winkte Micaya noch einmal zu und verschwand.

Tscha, der nachdenklich in Richtung Treppe gesehen hatte, runzelte plötzlich die Stirn.
__„Warum bist Du überhaupt aufgestanden, Micaya?“
Die Angesprochene verzog schmerzlich das Gesicht.
__„Ich hab was gehört, und Deine Schwester war nicht in ihrem Bett. Ich dachte, ich sollte vielleicht mal nachsehen, und da bin ich über Amaion gestolpert – und ich wäre fast hingefallen...“
Sie nahm einen Schluck Tee und verzog das Gesicht.
Joreth zog die Schultern hoch.
__„Bisschen zu viel Johanniskraut, ich gebs zu, aber die Inwerminze war alle...“
Tscha schüttelte den Kopf.
__„Aber wo ist sie hingegangen? Und wo in aller Welt ist Simon abgeblieben?“
Micaya, die sich wieder an ihrer Teetasse festgehalten hatte, bekam einen heftigen Hustenanfall.
Joreth klopfte ihr auf den Rücken, nahm sich eine Tasse Kaffee und machte sich auf den Weg zur Treppe.
__„Ich geh meinen Bruder wecken.“

Amaion hatte für die Versuche Seines Bruders, ihn zum aufstehen zu bewegen, nur ein ärgerliches grummeln übrig.
Dieser war ein wenig genervt, als er aus dem Zimmer trat.
Eine ein wenig verwirrt und ängstlich wirkende Morwen lief an ihm vorbei zur Treppe.
Joreth seufzte und schnupperte an der Kaffeetasse.
Das Gebräu roch wirklich nicht sonderlich appetitlich. Ob das Amaion abgeschreckt hatte?
Er drückte Simon, der grad im Weg stand, die Tasse in die Hand und ging wieder die Treppe hinunter, um die Taverne auf direktem Weg zu verlassen.
Vielleicht ließ sich ja einer der örtlichen Händler aus dem Bett treten und zum Glücksspiel überreden, das war einigermaßen geeignet, um ein Wenig Ablenkung zu bekommen...
 
Zuletzt bearbeitet:
nerienna schrieb:
Samstag, Zeit für das nächste Kapitel.
Hier hat mal wieder eine Figur nen Gastauftritt, der => die/ welche Micaya schon einmal besucht hat...

Aber im Kapitel sind mir keine Fehler aufgefallen.
 
Hab ich mal wieder weiter gedacht als getippt...
Bink ist nunmal männlich.
Egal, gehört nicht zur Geschichte, ist nur ein Kommentar, das ist wurscht.
Wichtig sind mir die Fehler im Kapitel, die kann ich dann im Hauptdokument korrigieren...
 
So, mal wieder ist es an der Zeit ein Kapitel raus zuschieben.

Dieses neue Kapitel gefällt mir Persönlich recht gut, über Rückmeldungen würde ich mich freuen.
 
Der Spiegel ihrer Seele


Hastige Schritte waren zu vernehmen und schon stolperte Morwen in den Schankraum. Sie wirkte Ängstlich und verwirrt. Ihre Blicke huschten über die anwesenden, Tscha und Micaya saßen zusammen an einem Tisch, jetzt wo sie hier unten war wollte sie wieder alleine sein. Doch wenn sie sich abseits, an einen anderen Tisch setzen würde, würde das sicherlich Tscha und Micaya unangenehm auf die aufmerksam machen. Außerdem spürte sie das Tscha traurig war und sie ahnte schon warum. Da wollte sie ihn nicht auch noch mit ihren Problemen belasten er kümmerte sich schon viel zu viel um sie.
Sie blieb stehen, zögerte, Atmete einmal tief durch und setzte ein Lächeln auf. Es wirkte unecht und leer, wie sooft wenn sie versuchte ihre Fassade krampfhaft aufrecht zu erhalten.

Morwen ließ sich auf einen Stuhl neben Micaya nieder, Gähnte, sie spürte Micayas Blick auf sich ruhen. Auch Tschas blick zeugte von etwas zwischen Unbehagen und Sorge, doch der größte Teil von ihm war viel zu viel mit sich selbst beschäftigt, um sich groß Gedanken darüber zu machen, wer das im Ausrüstungszimmer gewesen war und was dort passiert war.
Er dachte an Micaya, er konnte an fasst nichts anderes denken. Obwohl er sich ein bisschen dafür schämte, immerhin teile Micaya schon lange mit Amaion das Bett.
Er verliebte sich ja sowie so immer in die falsche und stand am Schluss meist als Trottel da.

Simon kam nun ebenfalls die Treppe herunter und Tscha wurde aus seinen Gedanken gerissen, sein Desinteresse an den Vorkommnissen der letzten Nacht war schlagartig verschwunden. Böse funkelte er den jungen Mann an.
Simon setzte sich neben Morwen.
Nur ein sehr guter Beobachter hätte feststellen können, dass sie leicht zusammenzuckte.
Sie wartete ein paar Sekunden, bevor sie ruhig und kontrolliert aufstand.
__„Ich hole mal Frühstück. Für Getränke habt ihr ja schon gesorgt, aber… mein Magen ist leer...“
Simon setzte die Kaffeetasse, die er in der Hand hielt, etwas unsanft ab.
Tscha schreckte aus seinen Gedanken auf und sah den jungen Mann etwas genauer an.
Dessen Blick gefiel dem Druiden überhaupt nicht.
Es war Enttäuschung und Wut zu erkennen.
Sofort Kochte es in Tscha wieder hoch, wenn dieser Kerl seine Schwester angefasst hatte würde Tscha ihm den Hals umdrehen. Er durfte jetzt aber nicht ausrasten, er wusste ja nicht was passiert war.
Micaya musterte Simon ebenfalls, als sie den Ausdruck analysiert hatte, zog sie fragend eine Augenbraue hoch.
Die Spannung, die in der Luft lag, wurde dadurch unterbrochen, dass Morwen mit Wurst und einem Korb Brötchen beladen zurückkam. Simon stand etwas zu hastig auf und nahm ihr den Korb ab. Morwen blieb stocksteif stehen. Schnell stellte sie die Teller auf den Tisch und setzte sich neben Micaya, die den Platzwechsel mit hochgezogenen Augenbrauen registrierte.
Simon ließ sich missmutig wieder auf seinen Platz fallen.
Morwen setzte ein strahlendes Lächeln auf.
__„Möchtest Du noch Kaffee?“

Morwen Bebte innerlich, es fiel ihr immer schwerer ihre Fassade aufrecht zu erhalten es kostete ihr unbeschreiblich viel Willenskraft. Am liebsten wäre sie weggerannt, weggerannt vor all dem. Das letzte Mal, als sie vor sich selbst geflohen war, war sie hier gelandet wo sie alles wieder eingeholt hatte. Man konnte einfach nicht vor sich selbst wegrennen. Sie wollte alleine sein, hatte jedoch zu gleich den Wunsch, dass ihr jemand zuhörte, sie verstand.
__Sei Stark.
__ Zeig keine Schwäche.
__Wenn Du nicht stark bis, tun sie Dir noch viel mehr weh.
__Die Welt ist grausam, wenn Du nicht stark bist, wird sie Dich auffressen…
__Die Dunkelheit wird dich sonst holen.
__Du darfst nicht Schwach sein.
__…sonst…

hallte es durch Morwens Kopf.
Sie Blickte hoch, als sie Micaya sah die gerade mit nachdenklicher Miene in ein Brötchen biss. Kam in ihr der innere drang auf sich jemanden mitzuteilen.
__;„…“
__Nein!
__Du willst dich ihnen ausliefern?
__Was wenn die das nutzen, um Dir weh zu tun?
__Sie verstehen dich sowie so nicht.
__Wie sollten sie Dich verstehen?
__Du bist alleine - niemand wird Dir helfen...
__Du bist ganz alleine – niemand ist da.

Sekunden lang schwieg die Stimme, nur um dann noch eindringlicher in ihren Kopf zu Flüstern.
__Sei Stark.
__Zeig keine Schwäche.
__Wenn Du nicht stark bis, tun sie Dir noch viel mehr weh.
__Die Welt ist grausam, wenn Du nicht stark bist, wird sie Dich auffressen…
__Dunkelheit wird dich sonst überrollen.
__ Du darfst nicht Schwach sein.
__…sonst…


Die Tavernentür öffnete sich knarrend, eine Gestalt im Kapuzenmantel trat ein und kam zügigen Schrittes auf Morwen zu. Micaya schrak zusammen als die Gestalt ihre Kapuze abnahm, doch dann erkannte sie was es war:
__„Dein Schatten, Morwen…?“
Eigentlich war ein Schatten doch das genau Ebenbild seines Schöpfers, doch Morwens Schatten sah viel mehr aus wie ein Kind, wie ein krankes Kind, das unter einer großen Last zusammenzubrechen drohte. Es wirkte so Schwach und Hilflos, einsam, schutzbedürftig und unglaublich Verletzt.
In einem Micaya unbekannten Clandialekt fauchte Morwen ihren Shadow an. Der zog daraufhin die Kapuze wieder über den Kopf.
__„Mein Schatten taucht nicht sehr oft auf“
Es klang als ob sich Morwen dafür entschuldigen wollte.
__ „Er meidet meine Nähe, er kommt nur wenn ich ihm brauche oder wenn er eine Nachricht für mich hat. Er ist eben sehr… eigen, er hört nicht auf mich, er tut nichts für mich auch wenn ich ihn bitte.
Gähnend gesellte sich Shar-Tel zu der kleinen Gruppe, interessiert hörte sie Morwen und Micaya zu. Die Ältere erzählte gerade von ihrem Shadow.
__„Sie ist recht eigen, weigert sich zu sprechen, nutzt stattdessen Zeichensprache. Außerdem muss ich sie bitten, etwas für mich zu tun, und sie macht das dann nur, wenn sie es für sinnvoll hält.“
Micaya lachte
__„Joreth meint, sie betrügt beim Skat spielen…“
__ „Ich wäre ja schon froh wen mein Schatten in meiner nähe bleiben würde, mir kommt es fast so vor als ob er es nicht ertragen würde in meiner nähe zu sein“
__„Mit 'Schatten' meint ihr diese Avatare von euch selbst, oder?“
fragte Shar-Tel dazwischen.
__„Ich frage, weil ich so etwas Ähnliches beschwören kann.“
Sie zauberte ein perfektes Abbild von sich selbst in die Mitte des Raumes.
__„Das ist mein Lockvogel, er sieht genau so aus, wie ich, nur völlig unbeweglich, wie eine Wachsfigur. Ich hätte gern, dass er wenigstens so tut, als würde er kämpfen, oder sich zu mindestens bewegt. Könnt ihr mir vielleicht beibringen, wie ihr das macht?“
Micaya und Morwen betrachteten den Zauber.
Schließlich nickte die ältere Assassin.
__„Es ist nichtmal so weit davon entfernt. Wenn Du den Zauber ein Wenig abänderst...“
Micaya zeigte Shar-Tel eine Komplizierte Handbewegung.
Das Ergebnis glich der Amazone zwar nicht hundertprozentig, da es eine andere Waffe – einen langen Speer – trug, aber es lief herum.

Morwens Schatten verschwand, lautlos und ungesehen. So war es immer, sie kam und ging, wann immer sie es so wollte.
Eine Träne rollte die Wange des Schattens hinab, Morwens Träne.
Eine zweite Träne, Morwens Leid.
Eine dritte Träne, Morwens Schmerz
Eine Vierte Träne, Morwens Angst
Tausend Tränen, Morwens Leben.
Sie, der Schatten weinte, weinte wie es Morwen es sich nie erlaubt hatte.
Sie setzte sich unter den Baum, der mittlerweile allen schon gut bekannt war, schob die Kapuze zurück und Weinte…weinte…weinte…
 
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