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Blutsbrüder [Ich denke, also bin ich: Teil 2]

Kapitel 7 – Streit

Atma begleitet uns vor die Tür ihres Wirtshauses.

„Denk daran, wenn du Hilfe brauchst, bist du immer willkommen.“

Der Meister winkt ab.

„Ja, ja...Danke.“

Er ist immer noch völlig fertig von ihrer Enthüllung...eher lethargisch schlendern wir auf den Marktplatz zu, wo wir uns mit Warriv treffen sollen.
Uns erwartet eine angenehme Überraschung.

„Hallo, General, hallo – Golem, nehme ich an? Habt ihr die Reise auch gut überstanden?“

„Deckard! Bist du auch mitgekommen?“

In der Tat steht der alte Weise der Horadrim fröhlich lächelnd vor uns, inmitten eines Platzes, der für weit mehr Menschen gebaut wurde, als darin stehen.
Er ist quadratisch, ummauert, wobei man diese Mauer an den vier Seiten des Quadrates offen gelassen hat; in der Mitte ein paar Läden, die ein kleineres Quadrat formen, an den Wänden sitzt gelegentlich ein Lut Gholeiner in der Mittagssonne. Aber ansonsten ist hier sehr wenig los. Eine Frau mit roten Haaren tritt gerade aus einer Schmiede heraus.
Deckard runzelt jetzt die Stirn auf den Ausruf des Meisters.

„Das habe ich Euch doch gesagt, mein Freund – ich würde Euch begleiten und mit Rat und Tat an Euerer Seite stehen...“

Dem Meister ist das leicht peinlich.

„Äh, tja...weißt du, ich hatte zu der Zeit andere Dinge im Kopf...“

Deckard winkt ab.

„Vergeben, vergessen, nie ein Problem. Widmen wir uns vielleicht Euerer Aufgabe hier...“

Der Meister seufzt.

„So einfach könnte das nicht werden, wie du vielleicht annimmst...“

Dann erzählt er Deckard von Jerhyns Abweisung. Dem Alten scheint das nicht zu stören.

„Ach, Ihr kennt die Mächtigen – arrogant, immer wollen sie recht haben. Aber das sollte Euch nicht stören, gegen Andariel habt Ihr auch nicht die Hilfe eines Fürsten benötigt.“

Der Meister lässt die Schultern hängen.

„Aber die einer Ortskundigen...“

Deckard legt ihm die Hand auf die Schulter.

„Grämt Euch nicht, mein Freund, was vorbei ist, ist vorbei. Es hat keinen Sinn, über etwas zu trauern, was Kaschya womöglich gar nicht anders erwartet hätte, und was noch dazu gut ausgegangen ist! Konzentriert Euch auf das, was vor Euch liegt, und rächt Euch statt an Euch selbst lieber an dem Bösen, das dieses Leid ursprünglich verursacht.“

Der Meister zieht Luft ein.

„Ja, das Leid, das das Böse verursacht...da habe ich allerdings auch noch eine Rechnung zu begleichen...“

Nun erzählt er Deckard von Radament. Als er geendet hat, legt der Weise den Kopf schief.

„Wisst Ihr, ich kann Euch gut verstehen, und Euer Verlangen nach Rache. Ich selbst habe diesem Verlangen oft nachgegeben in meinem langen Leben, aber eines sei Euch versichert: Es ist nie etwas Gutes daraus erwachsen.
Diablo wird Euch entkommen, wenn Ihr zu lange Zeit verschwendet bei der Tötung dieses Monsters.“

Der Meister schlägt seine Faust in die andere Handfläche.

„Deckard, ohne Unterstützung kann ich hier gar nichts bewirken. Diablo ist in der Wüste, wenn ich da ohne Führer und Plan hinausgehe, bin ich einfach nur tot. Jerhyn muss auf mich aufmerksam werden, die Bevölkerung muss mich unterstützen. Ich muss bekannt werden.
Und das mit einer lange ausstehenden Schuldbegleichung zu verbinden ist doch einfach nur elegant, oder nicht?“

Cain schüttelt den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass Ihr dieser Aufmerksamkeit bedürft. Sie hat höchstens einen angenehmen Nebeneffekt: Euer Ego wird dadurch geschmeichelt.“

Der Meister reißt überrascht die Augen auf. Bisher hat ihn Deckard nicht offen kritisiert, aber er hat Recht.

„Ich...mein...“

Deckard winkt ab.

„Schon gut, mein Freund, ich verstehe Euch. Ich kann Euch sicher nicht davon abhalten, zu tun, was Ihr wollt.
Aber denkt einmal darüber nach, ob persönliche Rachegelüste zu befriedigen das Schicksal einer ganzen Welt in den Hintergrund stellt.“

Dann wendet er sich zum Gehen, und der Meister ist erst einmal geschockt. Dann schüttelt er sich.

„Golem, ich glaube, wir haben etwas zu tun...“

Ja! Deckard hat sein Pflichtbewusstsein wieder geweckt!

„Radament muss sterben, und das wird so schnell wie möglich erledigt. Cain soll sehen, wie nützlich das sein wird!“

Als er mir den Rücken zuwendet, schlage ich meine Hand laut klatschend gegen meine Stirn.

















Kapitel 8 – Irrungen und Wirrungen

„Da soll es runter gehen?“

Eine Falltür aus splittrigen, mit rostigen Nägeln zusammengefügten Holzbohlen bedeckt offenbar den Abgang in die Kanalisation.
Der Mann, der neben eben jener steht, hinter ihm fünf Bewaffnete, nickt.

„Da geht es hinunter in die finsteren Tiefen. Wenn du etwas versuchen willst, dann hier und nirgendwo anders; aber wie gesagt, ich glaube immer noch nicht, dass das nötig ist.“

Der Meister grinst säuerlich.

„Griez, da bist du wohl ganz Jerhyns Meinung, und er zahlt dich und deine Leute ja auch. Wie heißt es so schön? „Wes‘ Brot ich ess, des‘ Lied ich sing“, oder etwa nicht?“

Der Anführer der Söldnerarmee Lut Gholeins spuckt verächtlich in den Staub.

„Wenn du meinst, Kleiner. Aber wir halten die Stellung auch ohne dich, und deinen toten Körper schaffen wir sicher nicht von da unten wieder ans Tageslicht. Oder deinen untoten, nach dem, was man so hört!“

Seine Leute lachen. Der Meister lächelt nur sanft.

„Untote habe ich selbst genug. Ihr werdet schon noch sehen, was ihr an mir habt. Adieu, oh mächtiger Söldner.“

Bis der sarkastische Unterton zu ihm durchgedrungen ist, ist der Meister schon unten. Ich auch. Griez ist nicht der Schnellsten einer.
Über uns schließt sich krachend, begleitet von Flüchen, die Falltür. Dem Meister ist das wohl so egal wie mir, unbekümmert sieht er sich um.

„Eigentlich sollte ich brennenden Fackeln ja misstrauen...“

Ja! Er spricht ein wahres Wort gelassen aus, würde ich sagen. Und in der Tat, warum brennen die Fackeln hier denn...und wer erneuert sie?

„Na ja, was solls. Du gehst einfach voran, aber – bitte! – vorsichtig, ja? Wir wollen ja nicht, dass du blindlings in jedes Gegnernest reinrennst, wie es mein alter Golem gerne getan hat.“

Ha! Wie ich es tat, bevor ich mir meiner Sterblichkeit bewusst wurde.
Ich werde vorsichtig sein. Und diesmal auch in seinem Interesse! Ich kann nicht sagen, dass mir die Ironie nicht gefällt.
Wir umrunden einige Ecken im seltsamen Aufbau dieser Kanalisation. Dreckige, schimmlige Backsteine – Lehmziegel, würde ich sagen – bilden Gewölbe, die erdrückend tief auf den Schultern zu lasten scheinen. Säulen überall, dazwischen feste Mauerfundamente, die Torbögen stützen, der Boden mal mit Fliesen, mal mit den gleichen Steinen wie an der Wand gepflastert, die Fackelhalterungen mal schlicht, mal kunstvoll, mal funktionell, mal ornamentarisch. Baustile vermischen sich, und formen doch ein großes Ganzes, ein erhabenes unterirdisches Verließ des Drecks und Abfalls, verbunden durch den allgegenwärtigen Schmutz, den schlechten Zustand wirklich jeder Bauphase, den scheinbaren Mangel jeglicher architektonischer und sonstiger Logik im Aufbau, und natürlich den Gestank, der hier aus jeder Pore des Gesteins in jede Pore meines Körpers zu dringen versucht.
Die Neuheit dieses unbekannten Sinneseindrucks droht, mich zu überwältigen. Wie um Alles in der Welt kann etwas nur so schlecht riechen? Und warum kann ich mich dagegen nicht wehren? Übelkeit dringt in mich, zerreißt meinen Magen, wenn ich denn einen habe.
Nach nur wenigen Schritten breche ich zusammen und versuche, den nicht vorhandenen Inhalt meines eventuell vorhandenen Verdauungssystems zu entleeren. Der Meister hinter mir schafft es.

„Golem...“

Seine Stimme ist ein flaches Ächzen.

„Würde es dir vielleicht etwas ausmachen, das Atmen durch die Nase sein zu lassen?“

Äh. Nun, ich glaube, das würde mich dann doch stören, aber wenn er meint...
Ich halte also die Luft an. Der Meister seufzt erleichtert, wischt sich den Mund ab, und geht weiter, mir hinterher.
Langsam aber sicher macht sich unangenehmer Druck in meiner Brust bemerkbar, ungleich der Übelkeit von vorher, es ist mehr so ein Verlangen, jetzt sofort einzuatmen, kühlen Sauerstoff in meine Lungen fließen zu lassen...
Schwach trifft mich eine Faust zwischen den Schulterblättern. Ich sauge scharf Luft ein. Und sofort dringt der Gestank wieder in meine Nasenlöcher.

„Sag...mal...spinnst...du?“

Der Meister keucht auch, die Hand langsam sinken lassend.

„Es wäre womöglich angebracht, zu atmen, du Volldepp, weil ohne Luft Leben leicht unmöglich ist?“

Ach ja. Wer hätte das gedacht.
Ich.
Und warum empfiehlt er mir dann, das Atmen sein zu lassen?

„Weißt du, du treibst mich manchmal echt zur Verzweiflung. Wie wäre es denn schlicht mit Luft holen durch den Mund? Dummheit wird sich doch wohl nicht von Golem zu Golem vererben?“

Zwischen Dummheit und Unwissenheit besteht ein gewisser Unterschied. Der nicht zwischen mir und dem Tongolem besteht.
Ich versuche es, atme ein, halte mir dabei die Nase zu und den Mund offen.
Und ich atme ganz normal.

„Na, das hat jetzt aber gedauert. Jetzt bitte weiter so, damit ersticken wir weder am Gestank noch am Sauerstoffmangel.“

Das muss Einem doch gesagt werden!

Einige Kreuzungen im Weg später hält mich der Meister an.

„Sag mal, ich glaub, ich spinne. Haben diese Vollidioten von Stadtplanern schon mal was von „System“ und „Ordnung“ gehört? Wir können hier ja wohl stundenlang herumeiern, und laufen trotzdem immer wieder das gleiche Stück Wegs ab!“

Stimmt nicht. Ich habe einen perfekten Orientierungsinn...hier waren wir noch nicht. Wenn wir vorhin links gegangen wären, wären wir wieder Richtung Eingang in einem bekannten Gang gekommen, aber darum bin ich ja auch geradeaus weiter.
Wie sage ich ihm das jetzt?
Ach, soll er selber draufkommen. Ich gehe einfach weiter.

„He, du...denkst du, ich reg mich hier zum Spaß auf?“

Ich schüttle den Kopf und weise weiter.

„Ach, na gut, na gut. Aber wehe, wir stehen in fünf Minuten wieder vor dem Eingang.“

Keine Sorge, Meister.








Kapitel 9 – Bogeneinmarsch

Ich höre etwas. Bleibe stehen. Zeitgleich mit dem Meister. Ich kenne das Geräusch...

„Sind das nicht Knochen auf Stein?“

Nur geflüstert ist des Meisters Frage, mein Nicken ist völlig lautlos. Seine Skelette klingen gleich, wenn sie marschieren über harten Boden.
Langsam sehen wir um die Ecke, die ein Abknicken des Ganges nach Links signalisiert.
Hinten in dem Quergang stehen einige Skelette, aber was für welche – ihre Knochen scheinen zu glühen, sie geben sanftes rotes Licht ab, die Menge von diesen Eindrücken sich vermischende, flackernde Schatten auf den Wänden hinterlassend. Sie halten Bögen in ihren Händen, Köcher mit Pfeilen sind auf ihrem Rücken.
Und Hitze dringt an mein Gesicht, an den Bereich, den die abgestrahlte Wärme erreicht.
In der Tat, das sind brennende Tote, gekleidet in Feuer.
Jemand tippt mir auf die Schulter. Ich drehe mich um, sehe den Meister.

„OK, Plan. Wir schauen zu, was sie machen, die stehen nicht ewig hier. Wenn sie weggehen, fällst du ihnen in den Rücken, tötest schnell einen, und ich mache ein Skelett; der Rest ist klar. Wenn sie aber herkommen, dann gehen wir um die Ecke da hinten, warten, bis sie vorbeigelaufen sind, und fallen ihnen dann in den Rücken. Klar?“

Ich nicke, dann beobachte ich weiter.
Jetzt schreitet ein weiteres Skelett von hinten um die Phalanx der Schützen herum, ausgerüstet wie sie, aber von grünem Feuer überzogen. Ein Anführer!
Abschätzend der Blick aus den leeren Augenhöhlen, als er seine Truppen inspiziert. Mit dem Rücken zu mir bleibt er stehen. Sein leerer Kiefer klickt ein paar mal auf und ab, dann legt er einen Pfeil auf den Bogen und schießt ihn nach Rechts. Kurz nach dem Verlassen der Sehen flammt das Geschoß auf, trifft in die Wand, ein paar Steine prasseln von einer kleinen Explosion zu Boden; und eine Fackel entzündet sich, eine Nische erhellend.
Darin Stufen, die nach oben führen.
Meine Augen weiten sich. Wir sind im ersten Untergeschoß der Kanalisation, das kann nur eines bedeuten: Die Treppe führt in die Stadt. Eine Invasion! Wir sind gerade rechtzeitig.
Der Anführer deutet auf die Treppe. Seine Krieger salutieren, dann setzen sie sich in Bewegung. Er schaut ihnen nach, wie sie einzeln die schmalen Stufen hinaufwanken.
Kaum hat sich das letzte Skelett in Bewegung gesetzt, und sieht den Grünen nicht mehr, erscheint ein orangenes Flämmchen über seinem Kopf. Er bemerkt nichts.
Ich schleiche sofort los. Der Meister hat getan, was er konnte, um mir zu helfen, indem er den verstärkten Schaden geflucht hat. Fast habe ich den Anführer erreicht, als er herumwirbelt, um den anderen zu folgen.
Und mich sieht, aus den „Augenwinkeln“ – er hat zwar keine, aber es muss ja einen Grund haben, dass urplötzlich ein Pfeil auf meine Brust gerichtet ist. Ich erstarre. Er legt den Kopf schief.
Wieder klackt sein Kiefer. Ich bewege mich nicht, weil ich ihn nicht verstehe.
Er scheint wieder etwas zu sagen, und diesmal strafft er die Bogensehne noch weiter, mit dem Pfeil zur Treppe gestikulierend.
Bevor ich weiß, was ich hier eigentlich mache, gehe ich auf die Stufen zu, mir wohl bewusst der Waffe, die in meinem Rücken liegt...
Aber was für ein Glück. Er hat mich zwar bemerkt, aber, dummer Untoter, der er ist, für einen der seinen gehalten. So skelettiert sehe ich zwar nicht aus, aber grausig wohl schon, und wer ist nicht froh über ein bisschen Unterstützung?
Ich bin es, und das bekannte Klacken von Knochen auf Stein – von vielen Knochen auf Stein – lässt mich sofort anhalten und umdrehen.
In der Tat hat der Meister getan, was ich gehofft habe – er ist auch hinter der Ecke hervorgetreten, hat seinen Stab gezückt und dem Skelett eins übergezogen. Der Metallschädel daran glüht leicht, aber Charsi scheint gute Qualität zu liefern; nichts ist passiert. Dem Meister scheint die Hand zu schmerzen, aber ein Loch im Schädel hat unseren Feind zu einem spontanen Zerfall angeregt.
Noch einmal schüttelt der Totenbeschwörer mit angewidertem Gesichtsausdruck seine Extremität, dann richtet er den Stab auf den Knochenhaufen, und ein weißes Skelett entsteht aus den flammenlosen, aber trotzdem grünen Knochen.
Da höre ich ein Knarzen. Sofort werfe ich mich zur Seite, und ein brennender Pfeil versengt mein Ohr. Ich schätze, die Anderen haben etwas gemerkt...
Aber jetzt haben wir ja ein Skelett. Die Treppe ist eng, und so können uns nicht mehrere Pfeile gleichzeitig treffen; dem Skelett macht ein Treffer alleine wenig aus, stellen wir fest, als es Bogenschützen um verfluchten Bogenschützen mit Knüppelschlägen fällt. Der letzte steht weiter oben, legt gerade an, als ihn ein Schwert köpft.

Ein Mann mit Turban und nacktem Oberkörper sieht die Treppe hinunter. Er schreit laut auf.

„Noch mehr von den Dingern! Ich glaubs ja nicht! Aber an mir kommt ihr nicht vorbei, ihr Abschaum!“

Der Meister tritt heran und schiebt mich zur Seite.

„Schon in Ordnung...die gehören zu mir.“

Der Turbanträger starrt ihn ungläubig an.

„Ahoi, Mensch – wo kommt Ihr denn her? Wunderts mich, dass es hell wird mitten in der Nacht, da kommen diese komischen Gestalten aus dem Kanal, ich fürchte um mein Leben, wo ich leichtfertig herrenne, um sie aufzuhalten, da mach ich einen fertig und der Rest liegt im Staub. Bis auf zwei, habt Ihr die vergessen?“

Ich sehe den Meister an. Der grinst.

„Keine Sorge, Meschif, das sind meine. Ein Golem und ein Skelett, treue Diener. Gratuliere dir zu deinem Mut, und da behauptet Griez, er hätte Alles unter Kontrolle...“

Der Turbanmann in blauen Hosen lacht laut auf.

„Wenn das so ist – woher kennt Ihr mich denn, Totenbeschwörer?“

„Richtig erkannt, so einer bin ich. Wer kennt Meschif nicht in Lut Gholein, der Händler mit dem größten Schiff von Allen? Um ehrlich zu sein, ich hab dir mal ein Fass mit Wein gestohlen...“

Meschif runzelt die Stirn. Dann lacht er wieder.

„Gehört Mut auch dazu, mir das ins Gesicht zu sagen, aber mit zwei so Typen wie denen an deiner Seite ist das wohl nicht schwer, was? Na ja, verziehen. Kennen tu ich dich nicht, warst damals wohl schlau genug, dich nicht mehr bei mir blicken zu lassen. Vielleicht sehen wir uns ja wieder.“

Damit winkt und geht er. Der Meister grinst mich an.

„Ein netter Kerl.“

Dann stocken wir unseren Untotenvorrat wieder auf volle fünf auf und gehen weiter.

„Sag mal, hast du mir nicht versprochen, dass wir nicht wieder zum Aufgang kommen...?“

Wir sind doch durch eine Falltüre gekommen...aber wie...

„Ja, schau nicht so blöd.
Scherz! Schon klar, ein anderer. Aber hey, das hätte mir Griez auch sagen können, dann hätten wir uns den Weg bis hier gespart...mit dem muss ich mal ein Wörtchen reden. Äh, was nun, links oder rechts?“

Wieder eine Kreuzung. Wir kommen von links vorne, weil wir uns einmal im Halbkreis bewegt haben; demnach deute ich nach rechts. Und wirklich, nach nur einer weiteren Biegung, liegt vor uns eine Treppe nach unten.

„Wieder tiefer, was? Wird zur Gewohnheit, dass Böses ganz weit unten lauert. Na ja, hindern wir es am Hochkommen.“

Und damit steigen wir hinab.
 
schick :) vielen Dank. Weiter so.

Kleiner Fehler ist drin - leider finde ich ihn jetzt nicht mehr. Zwei worte sind irgendwo vertauscht. Ich hoffe die findet einer der anderen leser :)

lg, Gandalf
 
super^^
ist ja sehr schön, wie diese kleine skeletttruppe aufgehalten wurde :top:
bin mal gespannt wie der des bei Radament macht Oo
da is ja normal bedeutend mehr los...
 
Ich will nicht eine zu lange Schleimspur hinterlassen, vielleciht nehm ich ne Analogie

wenn geschichten Lebensmittel wären, wäre dieses Up ein Sonntagsessen

Just my 2 cents
scir
 
Scirocco schrieb:
wenn geschichten Lebensmittel wären, wäre dieses Up ein Sonntagsessen

stimmt nicht, ein vier-gänge-menu :angel:
Nein, mal im ernst: super... er steigt genau wie ich beim ersten mal durch die falsche falltür in die kanalisation :D
 
lord freak schrieb:
stimmt nicht, ein vier-gänge-menu :angel:
Nein, mal im ernst: super... er steigt genau wie ich beim ersten mal durch die falsche falltür in die kanalisation :D

Das mach ich immer wieder falsch Ô.o...

Ich bemühe mich ja auch, wie gesagt, so nahe wie möglich an der Spielwirklichkeit zu bleiben...da gehört das dazu :D .

Danke euch!

Simon
 
Danke auch dir :) - diese Idee war das Wichtigste, denn ohne sie hätte ich nicht angefangen...logisch irgendwie, aber sonst stünde hier einfach NICHTS statt eine imho sehr nette Geschichte.

Die sich heute mal wieder erweitert ;) .

Simon
 
Kapitel 10 – Umwege

Ich zähle die Pfeile schon nicht mehr, die um mich herumfliegen, meine Oberfläche versengen und mein Herz einen wilden Rhythmus tanzen lassen (was sonst soll das Pochen in meiner Brust bedeuten?). Horden von Skelettbogenschützen sind im zweiten Untergeschoß Lut Gholeins versammelt, und ich würde sagen, dass es ein Wunder ist, dass ich noch relativ unversehrt bin; aber die Skelette verschieben die Chancen eines solchen Treffers weit in die Richtung „Überleben“, weil sie ihre Sache einfach hervorragend machen: Blocken, blocken, blocken. Im Weg stehen und uns beschützen, während meine Klauen immer wieder zwischen ihnen hervorhuschen und unvorsichtig nahe Gegner mit schnellen Schlägen ausschalten.
Nicht einmal Blut saugen kann ich von den fleischlosen Gerippen, aber das ist nur logisch. Immerhin sind meine Klauen aus hitzeunempfindlichen, blanken Knochen, sonst wäre ich wohl wahnsinnig geworden bis jetzt.

Auch so ist es ein ständiges Schleichen um Ecken, ein Lauschen auf das Klicken untoter Füße, und ein stetes Gefasstsein auf Überraschungen, derer hier eine große Menge vorhanden ist.

Das muss ich wieder feststellen, als ein vorsichtiger Blick um eine steinerne Ecke keine Skelettbogenschützen, die mit schützender Glut bedeckt sind, sondern Skelettkrieger mit Krummschwertern in den Händen aufzeigt – und Bogenschützen.
Ich hebe eine Hand, um unsere Truppe zum Anhalten zu bringen; dann bedeute ich dem Meister durch Gesten, durch Deuten auf unsere Skelette, was uns erwartet.
Er wird immer besser, meine Aussagen zu werten; nur zwei Mal Raten fördert die Wahrheit ans Licht.
Daraufhin winkt er uns in eine Nische, die sein Flüstern von den Gegnern abschirmen sollte.

„In Ordnung, das könnte haarig werden, weil es so viele sind. Aber das ist kein Problem, weil wir schlauer sind.
Du...“

- und damit deutet er auf ein Skelett, zum Glück –

„...gehst, wenn ich „jetzt“ sage, in aller Ruhe um diese Ecke. Greif die Gegner auf keinen Fall an, es sei denn, du hörst ein zweites „jetzt“. Bis dahin reihst du dich einfach bei ihnen ein, und tust so, als gehörtest du dazu. Du...“

- wieder ein Skelett –

„...gehst mit ihm mit, stellst dich dann aber hinter diese Säule. Wieder beim zweiten „jetzt“ angreifen. Ihr zwei bleibt bei mir, Golem: Gibt es eventuell einen Weg in ihren Rücken?“

Ich rufe mir kurz die mentale Karte ins Gedächtnis, die ich von der Kanalisation „gezeichnet“ habe. Dieser unerforschte Quergang vor zwei Abzweigungen könnte gut auch in den Raum mit den vielen Gegnern führen...ich nicke, hebe aber eine Hand: Der Meister soll warten. Diesmal braucht er fünf Versuche, um zu erraten, was ich meine. Aber dann nickt er.

„Fein, du nimmst also das letzte Skelett mit, und siehst nach, ob der Weg frei ist, um ihnen in den Rücken zu fallen. Lass es dann so mit den Füßen auf den Boden klopfen: Tick – Tick – Tick, Pause...wiederholen. Pause, noch einmal. Mein alter Golem hatte mit so etwas keine Probleme, kommst du klar?“

Natürlich. Sein alter Golem, ha! Ich bedeute meinem Skelett, mit mir mit zu kommen, und gehe den Weg zurück, den wir gekommen sind.
Wir biegen nach kurzer Wegstrecke in den unerforschten Quergang, der eine Abzweigung nach Rechts beinhalten könnte, die die gleiche sein sollte, die ich auch in dem Raum voller Gegner gesehen habe.
In der Tat, zwei Fackeln flackern, wie es hier üblich zu sein scheint (wenigstens eine Konstante im Chaos), neben einem Loch in der Wand zur rechten Hand.
Das Skelett geht also vorraus, weil man ja nie wissen kann, und ich folge, vorsichtig.
Da schießt eine Klinge zwischen den im Schatten liegenden Säulen vor, trifft das Skelett am Kopf. Es fällt klappernd um. Was ist denn nun schon wieder...
Gestalten schieben sich aus dem Dunkel. Eins, zwei, drei, sechs vierarmige Dämonen, eineinhalbmal so groß wie ich, in jeder Faust ein Krummschwert. Zöpfe zieren einen hässlichen Kopf nicht sehr, aber dürre Glieder erwecken den Eindruck von Schnelligkeit und Kraft.
Mist, verdammter! Die stehen natürlich genau im Weg. Soll ich den Meister holen? Aber nein, womöglich sind diese Monster schneller als ich, sie sehen zumindest so aus. Ein Schwert im Rücken macht sicher keinen Spaß. Außerdem – was wird aus uns, wenn die ganzen Skelette aus dem anderen Raum im Gegenzug uns in den Rücken fallen?
Argh. Alleine gegen sechs. Aber das schaffen wir schon, vier Arme in engen Räumen können doch nur hinderlich sein – Säulen grenzen natürlich auch schnell Bewegliche ein.
Ich weiche nicht zurück, als sie langsam auf mich zuschlurfen; sie scheinen gespannt wie Federn, Katzen, die bereit sind, zu springen. Stehen bleibe ich aber nicht, sondern trete unauffällig zur Seite, so dass ich von der Wand wegkomme und eine Säule zwischen mir und einem Teil von ihnen steht.
Da erhebt er erste seine Stimme und schreit etwas Unverständliches. Rote Schemen fließen aus seinem Mund, Tropfen, die sein hochgehaltenes Schwert blutrot färben. Was soll das bedeuten? Die Anderen machen es ihm nach...

Halt, Moment, was mache ich hier eigentlich? Das ist doch die Gelegenheit! Schnell springe ich vor, und ramme dem ersten die Klauen in den Bauch, weil ich höher nicht gut komme.
Er keucht und bricht zusammen; mittlerweile hat er sich ganz rot gefärbt, was ein seltsamer Effekt ist. Ich reiße meine Hand aus seinen Gedärmen – meine Brandwunden sind wieder verheilt – und rolle mich nach vorne, als der nächste zwei Schwerter dicht über meinem Kopf vorbeizischen lässt.
Aber er hat ja noch zwei andere, und eines von denen spüre ich sehr unangenehm, als es mir in den Unterschenkel schneidet. Er ist tatsächlich recht schnell. Kein Blut fließt mein Bein herunter; der Schmerz ist zwar immer ein brennender, aber diese Waffe brennt tatsächlich. Es muss mit den Tropfen zusammenhängen.
Wie du mir, so ich dir; meine hochgerissenen Arme zerfetzen seine Beine, als ich mich nach der Rolle aufsetze.
Er fällt nach hinten, wie ich das gewollt habe; und wird auf den Klingen des Nächsten aufgespießt. Meine Wunden sind wieder heil.
So weit, so gut, aber jetzt wird es schwer. Sie haben mich umzingelt, und ihre Klingen schlagen erbarmungslos zu; ich erleide Wunden über Wunden, die sich zwar schnell wieder schließen, aber wann wird eine tödliche dabei sein, die mich sofort erledigt? Außerdem tut es weh.
Ich tue, was ich kann, um mich zu wehren, aber ich verliere. Einen nehme ich noch mit, aber was danach aus mir wird...
Da dringt ein Schwert aus der Brust eines der letzten drei. Er gurgelt und fällt. Und das Skelett, das mich begleitet hat, wendet sich sofort dem nächsten zu.
Ha, natürlich! Diese untoten Diener halten eine Menge aus, aber der Fall muss ihn etwas durchgeschüttelt haben, weswegen er so lange zum Aufstehen gebraucht hat. Dass er nicht zu Staub zerfallen ist, hätte mir zu denken geben sollen, ich Idiot.
Schon ist nur noch einer übrig, der davon laufen will; aber wir erreichen ihn schnell, und Klaue und Schwert gleichzeitig durchstoßen sein Rückgrat.
Und er fällt in die Öffnung in der Wand. Das war jetzt aber nicht beabsichtigt...

Heftiges Klicken erfüllt den Gang, als knöcherne Füße sich auf den toten Körper zubewegen...
Eine Armee brennender Toter strömt in den Gang zu mir.

Ich muss daran denken, dass diese mir meine Gesundheit nicht wiederherstellen können! Also Vorsicht. Es bringt Nichts, sich sinnlos in den Tod zu stürzen.
Der wird früh genug kommen, wenn ich die schiere Anzahl der Gegner und ihre Fernkampfunterstützung bedenke.

Zunächst aber stellt sich das Skelett ihnen tapfer – hah, es hat keinen Mut, es ist dumm! – in den Weg. Zwei ihrer Nahkämpfer fallen, bis ich dort bin, und, hinter meinem Verbündeten stehend, ihre Reihen ausdünne.
Brennende Pfeile habe ich noch nicht gesehen, es sind zu viele von ihnen im Weg, als dass die Bogenschützen sicher zielen könnten. Trotzdem, ich muss daran denken – und noch besser, handeln.
Ich weiche ein paar Schritte zurück von dem Zentrum des Kampfes um unser Skelett, und trete langsam ein wenig zur Seite. Dann renne ich los, wild mit meinem rechten Arm in diese Richtung schlagend, als ich links an den Gegnern vorbeirenne.
Schnell herumgerissene Schwerter von noch nicht beteiligten brennenden Toten hinterlassen brennende Furchen auf meiner Oberfläche, aber ich renne weiter. Die Bogenschützen sind hier das größte Problem.
Ich schieße hinter der Skelettgruppe hervor, in den Raum zwischen Nah – und Fernkämpfern. Sofort werfe ich mich rollend auf den Boden.
Und siehe da, Pfeile zischen über meinen Rücken hinweg, und schlagen hoffentlich in die Gegner hinter mir ein.
Als ich aufspringe, wird mir die Größe der gegnerischen Streitmacht erst bewusst.

Mindestens 10 Bogenschützen stehen in einer Phalanx angeordnet, gerade haben sie ihre Pfeile verschossen, aber schon hat der erste wieder angelegt.
Nicht erschrecken, was tun, sonst bin ich tot. Ich stürze auf ihn zu, hacke seinen Kopf ab. Knie mich hin, zwei Pfeile zischen in entgegengesetzte Richtungen über mir hinweg; meine Klauen schießen in die gleichen Richtungen, treffen auf heißen Widerstand. Dicht auf Dicht verlieren die Bögen ihr Potential, tödlich sind sie trotzdem: Ein Schuss ins Bein lässt mich hinfallen. Könnte ich es, würde ich vor Schmerzen aufheulen.
Da ertönt ein Schrei aus dem Raum, aus dem die gegnerische Armee strömte. Schädel drehen sich kurzzeitig von mir weg.
Und eine zweite Skelettarmee strömt aus dem Raum. Aber diese Skelette brennen nicht. Ja!
Auf dem Boden liegend werfe ich zwei Bogenschützen um, und sofort stürzen sich die Diener des Meisters auf sie, erledigen sie effizient. Ich brauche nur zuzuschauen, als vier weiße Skelette die dreifache Menge (die Nahkämpfer des Gegners sind wohl mit dem einen, das mich begleitet hat, fertig geworden) an rot glühenden niedermähen.
Ein fünftes tritt zu uns dazu, als der Meister mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Querraum humpelt, danach ist es eine Frage von Sekunden, bis verfluchte Gegner zu Knochenhaufen zerfallen.
Der Meister zieht einen Heiltrank aus dem Gürtel und stürzt ihn hinunter. Die blutende Brandwunde an seinem Bein, die meiner absolut gleicht, beginnt, sich zu schließen. Narbengewebe wächst aus dem Krater seines Schienbeines heraus und formt eine kreisrunde, rosa Stelle auf blasser Haut.
Ob er mir auch einen Heiltrank gibt? Schließlich ist mein Bein auch nicht mehr in Ordnung. Was soll er auch sonst machen – so kann ich schlecht kämpfen. Blöd, dass wir doppelt verletzt werden...
Ich gehe also zu ihm hin, die Hand bittend in Richtung seines Gürtels ausstreckend.

Moment mal. Ich gehe hin?

Ich sehe an mir herab. Mein Bein ist völlig in Ordnung.
Jetzt kommt es mir erst! Ich heile ihn durch das Blutsaugen – und er kann auch mich heilen, durch Tränke!
Eine herausragende Entdeckung. Das muss ich im Auge behalten.
Der Meister sieht mich jetzt an und grinst.

„Das ging ja recht gut, muss ich sagen. Aber nächstes Mal sagst du es mir bitte vorher, wenn du den Plan änderst, ja? Besonders, wenn du dabei so Prügel beziehst wie eben, das war nicht gerade angenehm...“

Sagen soll ich es ihm? Können vor Lachen! Aber jetzt grinse ich erst einmal mit.
 
erst0r!:D

ich finde du steigerst dich von kapitel zu Kapitel. das einzige was ich nicht so "realitätsnah" finde, ist das der Golem der stärkste der Armee ist. Aber wie spannend ist schon eine Geschichte in der der Protagonist nur daneben steht und Prügel bezieht^^
 
Wäre schade, wenn es anders wäre :) Das passt schon so. Danke fürs Update.

lg, Gandalf
 
Haggi22 schrieb:
erst0r!:D

ich finde du steigerst dich von kapitel zu Kapitel. das einzige was ich nicht so "realitätsnah" finde, ist das der Golem der stärkste der Armee ist. Aber wie spannend ist schon eine Geschichte in der der Protagonist nur daneben steht und Prügel bezieht^^

Äh, das stimmt doch gar nicht, dass er der Stärkste ist?

Er bemerkt ungefähr zig Mal, wie verdammt stark die Skellis sind, dass hier eines glatt aushält, wenn ein dicker Junge auf es fällt, ist auch kein Zufall - später wird das natürlich weit deutlicher, aber später hat er auch mehr zu tun als nur zu kämpfen. Elaboriere ich mal nicht darüber, ist ja nicht mal geschrieben, aber geplant :D .

Ne, Skellis sind schon stärker - nur ist das noch nicht so deutlich auf dem Level.

Simon
 
Schön wie immer.

Ich warte nur noch darauf, daß der Golem schreiben lernt (und der General lesen).
Naja, vielleicht dupt der General mal ein paar Runen, damit der Golem seine Meinung richtig dar"legen" kann :clown: .
 
Wie immer: Ich würde lügen, wenn ich dich für unbegabt hielte ;)

Ulli
 
TomGrenn schrieb:
Schön wie immer.

Ich warte nur noch darauf, daß der Golem schreiben lernt (und der General lesen).

Hrhr. Lesen kann er schon, nur nicht besonders gut...

Beim Golem ist das anders. Aber ihr werdet sehen, werte Leser.


Naja, vielleicht dupt der General mal ein paar Runen, damit der Golem seine Meinung richtig dar"legen" kann :clown: .

Weißt du, dass ich deine satirischen Fähigkeiten so zu schätzen weiß wie Ulli (:kiss: ) meine Begabung :D?

Simon
 
Wo bleibt das update? *Höflichnachfrag*

ist ja jetzt schon Sonntag...
 
Ich war gestern nicht da, und hab euch das nicht gesagt.

Bin ich aber böse!

Kommt dann halt jetzt :D .

Simon
 
Kapitel 11 – Empfang

Zwei Räume weiter befinden wir uns in einer Sackgasse. Der Meister stampft mit dem Fuß auf den Boden.

„Verdammt, mich kotzt dieses Labyrinth aus stinkenden Gängen echt langsam an!“

Wie Recht er doch hat. Meine Lippen sind schon ganz ausgetrocknet vom ewigen durch – den – Mund – Atmen.
Was soll dieses Gangende eigentlich? Keine Rohre führen von oben hinab, das heißt, es ist keine abgelegener Kanaldeckelmündung. Generell scheint es nutzloser als der ganze Rest der Kanalisation.
Der Meister ist schon gegangen, ich sehe noch einmal ratlos hinein...
Da entdecke ich die Erhöhung im Boden. Ist das etwa...?
Ich hole den Meister mit einem Tippen auf die Schulter zurück. Als er sich beschwert, warum ich ihn aufhalte, deute ich auf das Steinquadrat, das exponiert daliegt. Er versteht erst, was ich meine, als ich einen Teil des Schmutzes wegkratze, der darauf liegt...und arkane Symbole freilege.

„Ein Wegpunkt!“

In der Tat, so einer ist es.

„Was macht denn bitte ein Wegpunkt in der Kanalisation?“

Weiß ich es? Vielleicht als Abkürzung für Arbeiter, die hier allerdings schon ewig nicht mehr waren? Er ist deaktiviert, auf jeden Fall.
Der Meister lässt ein Skelett die schmutzige Arbeit des Kratzens machen, bis die Runenfolge offen liegt. Er aktiviert den Wegpunkt nach nur zwei Versuchen (das Runenalphabet scheint er noch nicht perfekt verinnerlicht zu haben). Passend zu dieser Gelegenheit ruft er gleich eine Pause aus, worüber ich auch froh bin.

In Lut Gholein treffen wir wenige Schritte neben der Falltür nach unten ein, wo Griez und seine Männer ihr Quartier haben. Einer von ihnen hält Wache vor der Garnision, und als auf einmal unsere ganze kleine Armee erscheint, wird er kreidebleich und fängt an, stotternd nach Hilfe zu rufen.
Man kann über Griez‘ Söldner sagen, was man will, aber sie sind keine Feiglinge. Zwar langsam, aber dafür stellt sich schon der erste, der aus der Garnision tritt, uns mutig in den Weg, mit seinem Speer fuchtelnd.

„Ausgeburten der Hölle, ich werde euch besiegen!“

Der Meister grinst ihn fröhlich an.

„Reg dich mal ab, Kleiner. Wir sind hier nicht zum Zerstören, sondern zum Mittagessen.“

Darauf weiß er erst einmal nicht, was er sagen soll. Zum Glück sind längst weitere seiner Kameraden gekommen, die das für ihn übernehmen. Ein wildes Geschrei erfüllt den Platz, bis eine laute, tiefe Stimme Ruhe gebietet.

„Was ist das für ein Lärm?“

Griez tritt aus der Tür. Der Wachehalter salutiert.

„Sir, eine Invasion von Dämonen! Wir haben die Situation unter Kontrolle!“

Griez schüttelt den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass die Dämonen sich von so einem blassen Kind wie ihm hier führen lassen würden.“

Der Meister wird rot, was sich auf seinem Gesicht besonders deutlich zeigt.

„Griez, es reicht, wenn Ihr Eueren Schoßhündchen sagt, dass ich keine Gefahr für die Stadt bin, ja?“

Jetzt verfinstern sich die Mienen der Söldner. Auch die von Griez.

„Du vielleicht nicht, Bübchen, aber wer weiß, was diese Skelette so machen...und was soll das überhaupt für ein Fleischklumpen sein?“

Ein Golem, wenns genehm ist.

„Ich bin mir sozusagen überhaupt nicht sicher, ob du die Kontrolle über sie hast...“

Griez grinst böse.

„...zerstört also seine Skelette und das Ding da, wir wollen ja nicht, dass uns was passiert.“

Sie legen ihre Speere an. Ich muss gestehen, dass mir das nicht besonders gefällt.
Dem Meister auch nicht.

„Griez, das ist sinnlos. Diese Skelette haben keinen Willen außer meinem eigenen. Ich kann ihnen jederzeit befehlen, sich selbst zu vernichten. Meinem Golen könnte ich das auch, wenn es mir nicht selbst schaden würde.“

Ach, könnte er das? Das wäre mir neu. Griez scheint allerdings nicht an einer solchen Lösung interessiert...

„Du wirst wohl verstehen, dass mir das egal ist, was du sagst. Sicherheit geht vor. Macht sie fertig.“

Na super. Soll ich mich jetzt mit denen allen anlegen? Der Meister scheint leicht verzweifelt zu sein...
Die Söldner kommen näher. Da erhebt der Meister seine Stimme.

„Kanalisation, Ebene Zwei!“

Und ein schon bekanntes Reißen erfasst meine Körpermitte, wir landen wieder in der Sackgasse, wo sich der Wegpunkt befindet. Der Meister seufzt.

„So ein Arschloch. Nur, weil ich sinnvolle Arbeit mache, und er auf höchsten Befehl dumm rummstehen muss.
Ich hatte eh keinen Hunger. Machen wir das hier also fertig, bis dahin ist es Nacht, und wir kommen ihm nicht in die Quere.“

Gut, wie er das gemacht hat! Ich hatte schon befürchtet, es könnte zu einem Kampf kommen. Einerseits hätten wir verlieren können, andererseits wäre es eher schlecht für seinen Ruf gewesen, wenn er die ganze Söldnerarmee Lut Gholeins abgeschlachtet hätte.
Da erscheint Griez in unserer Mitte, sofort einen Finger auf den Meister richtend.

„Ja, flieh nur, du Feigling. Aber ich sag dir eins: Wenn du das nächste Mal deinen Fuß in unsere Stadt setzt, und diese Viecher sind dabei, dann mach ich nicht nur die fertig, sondern auch dich. Ist das klar?“

Ohne uns Gelegenheit zur Antwort zu lassen, verschwindet er wieder nach einem gebrülltem „Lut Gholein!“.

Des Meisters Hände ballen sich wortlos zu Fäusten.












Kapitel 12 – Untote

Das dritte Untergeschoß wartet. Die Treppe war leicht zu finden, der einzige Gang, den wir noch nicht erforscht hatten, führte zu ihr.
Der Meister ist nervös und aufgeregt. Weil aufgeregt? Ich verstehe seine Psyche nicht genug, um mir ein Urteil zu erlauben. Ist er wütend, traurig, ängstlich?

Wir biegen um eine Ecke. Am Ende des Korridors, den ich zu sehen bekomme, stehen humanoide Gestalten.
Der Meister tritt neben mich.

„Was soll das denn?“

Ich weiß es nicht...

„Wenn du da vor gehst, um zu sehen, wer das sein könnte, erschrecken die bloß. Ich schau mal.“

Nein! Wer weiß, ob die langsam ziellos vor sich hin schlurfenden Schemen nicht Böses im Sinn haben?
Ohne, dass er es bemerkt, folge ich dem Meister. Er hebt eine Fackel aus einer Wandhalterung und tritt näher.

Zwei Meter von den Schemen entfernt, sieht er, was sie sind, und schluckt.

„Verdammte Scheiße.“

Es sind Leichen. Fauliger Gestank geht von den toten Körpern aus, deren Verfaultheit an Stellen durch eine Wicklung aus Bandagen durchscheint, schlimmerer Gestank als die Grundkulisse olfaktorischer Grausamkeit, an die ich mich bis jetzt gewöhnt habe.
Mumien. Einbalsamierte Tote, gewickelt in Binden; und sie ruhen nicht, wie es geplant war. Sie leben ein untotes Leben, hier unten in Gestank und Dreck.
Ein Stöhnen geht von ihnen aus, verdammte Existenzen, die sie sind. Wer hat sie vom Tod ins Pseudoleben zurückgeholt? Ich fürchte, die Antwort zu kennen.

Sie drehen ihre Köpfe unisono, als der Meister seinen Ausspruch tut. Wie paralysiert steht er da, als sie sich langsam, langsam auf ihn zubewegen.
Ein verfaulter Kadaver hat ihn erreicht...und sein vorheriges Schlurfen Lügen strafend, reißt er seine Hände hoch über den Kopf, die Finger verschränkt zu einer Faust, aus der verwestes Gewebe fällt, dann fällt die Faust, beidhändig geführt, Knochen blitzen zwischen dreckigem Stoff hervor...
...und treffen das Knie, das, alt, verrottet, fleischlos, zerbricht. Die Mumie fällt um, sie hat sich selbst verstümmelt.

Ich habe den Meister weggerissen. Er starrt auf die Hand auf seiner Schulter, auf die am Boden liegenden Überreste eines menschlichen Körpers, die immer noch leben. Dann schüttelt er sich. Nein, er zittert. Ich muss ihn wegziehen von den anderen Leichen.
Die Skelette bleiben, wo sie sind. Verdammt, könnten sie nicht wenigstens einen Funken Verstand im Leibe haben? Ich winke sie her.
Nichts geschieht. Sie hören auf den Meister.
Ich hebe seine Hand, die schlaff herabhängt, und deute auf die Gegner.
Sofort rennen unsere Untoten nach vorne und machen die Leichen nieder. Keine verfaulte Leiche steht mehr nach nur kurzer Zeit.
Da hebt sich zwischen den Bandagen eine Wolke in die Luft. Grünlich schimmernd ist sie, als sie sich ausbreitet über den endgültig toten Körpern.
Ich kenne das Schimmern. Der Meister auch, der sich endlich aus seiner Starre löst.

„Gift! Zurück, Skelette!“

Die mitten zwischen den gefallenen Gegner verstreuten Knochenkrieger rennen sofort auf ihn zu...durch Giftwolken, statt um sie herum.
Alle bis auf eines glühen plötzlich mit grünem Schimmer. Und sie lösen sich auf, wie schon bei Knochenasches Gift.
Teuflische Kreaturen. Im untoten Leben kämpfend, im Tode verseuchend.
Die Wolken haben sich aufgelöst, sie müssen magieerschaffen gewesen sein, erzeugt aus Verwesung, aber kurzlebig, sobald diese verbraucht war. In der Tat, als der Meister vorsichtig eine tote Leiche tritt, zerfallen die Binden ausgetrocknet zu Staub, und blanker Knochen wird sichtbar.

„Zu einfach.“

Er deutet auf fünf Kadaver, und fünf Kadaver stehen einfach wieder auf, derweil Waffen wachsen aus ihren Armen.
Wir sind wieder vollzählig. Aber warum war der Meister so erstarrt?

Er seufzt, als er über eine Mumie hinwegtritt, die er nicht zum Erschaffen eines Skelettes gebraucht hat.

„Golem, das hast du gut gemacht. Ich war einfach zu geschockt, um zu reagieren...das hier waren einmal Leute aus Lut Gholein, die Binden, die Wicklung...so werden die Armen bestattet, und die Kanalisation ist nicht so groß, weil die Leute oben so viel Abfall produzieren.
Dies hier sind gleichzeitig die Katakomben, der einzige Ort, an dem Verwesung Niemandem etwas ausmacht. Hier sollen die Toten ihre Ruhe finden!
Jetzt stell dir einmal vor, wer hier liegen könnte...mein Urgroßvater, mein Großvater, meine Großmutter...meine Eltern, verdammt! Atmas Sohn, Atmas Mann, wer weiß?“

Er wird sie wohl nicht extra in Mullbinden gewickelt haben – aber das bedeutet, wenn wir ihre Leichen nicht finden, nur, dass sie als Skelette unterwegs sind...

„Alle sind sie hier geendet, und wenn ich mir die allgemeine Leere so ansehe, sind die meisten von ihnen untot zurückgekehrt, als Skelett, als Mumie, je nach Zustand bei der Erweckung...
Bei den Skeletten viel es mir nicht auf. Aber das hier sind ja noch komplette Leichen, und sie sind eindeutig aus unseren Gräbern genommen worden.
Wir glauben daran, dass die Seele eines Menschen nach seinem Tod immer noch im Körper wohnt, der ihre ewige Heimat darstellt. Jetzt sieh dir das an. Was ist mit ihren Seelen passiert, als der Körper wiederbelebt wurde? Sie müssen immer noch in den Körpern wohnen. Sind sie dort gefangen, oder gar übernommen worden von einer dämonischen Präsenz?
Habe ich vielleicht die Seele meiner Verwandten dem ewigen Nichts übergeben, indem ich ihre Körper zerstörte?“

Nein...du hast sie erlöst.

„Ich meine, ich habe kein Problem damit, den Körper eines Dämons als Skelett zu beleben. Aber was ist mit diesen Körpern?
Schlummert womöglich ein Teil der Seele des vorherigen Besitzers dieses Mumienkörpers in meinem Skelett?“

Er sieht den Knochenkrieger schief an, der keine Antwort gibt.

Schließlich schüttelt der Meister den Kopf.

„Ich weiß nicht, warum ich dir das Alles erzähle. Gehen wir weiter, wir können so oder so Nichts tun.
Die Blasphemie ist geschehen, ich kann sie nicht mehr verschlimmern, nur noch die Gebeine meiner Vorfahren nutzen, um das Böse zu besiegen...das würden sie sicher wollen, oder?“

Ich nicke. Das würden sie. Und ich weiß genau, warum du mir das anvertraust...

Damit lässt du den Dämon frei, der in deiner Seele schlummert. Jetzt bekämpfe ihn, und du wirst schon alleine durch diesen Mut des sich – ihm - Stellens siegen.
Aber verstecke ihn nicht.

Reden tut gut.








Kapitel 13 – Herr der Untoten

Längst ist unsere Truppe wieder leise unterwegs, wenn man mal von den klickenden Schritten der Skelette absieht. Aber diese Schritte haben Echos, und nicht nur von den Wänden kommende, in fast jedem Gang hier; diese Echos, erzeugt von Füßen brennender Toter mit Schwertern und Bögen versuchen wir allerdings auch so gut wie möglich zum Verstummen zu bringen.
Und unsere Möglichkeiten sind vielfältig; die meisten bieten die fünf Skelette, welche schnell und effizient ihre glühenden Abbilder zerschmettern. Verloren haben wir keines mehr seit wir auf die verfaulten Leichen getroffen sind.
Von denen wir jetzt aber wieder eine Gruppe vor uns finden. Mist.
Der Meister hebt die Hand und hält die Skelette so an. Dann winkt er mich zu sich.

„Also, du scheinst ja taktisch auch nicht ganz unversiert zu sein, wie mein erster Golem.“

Stimmt wohl genau so.

„Demnach versuchen wir jetzt einen etwas komplizierteren Plan. Wir müssen die so gut, wie es geht, aus der Ferne erledigen, sonst haben wir zu hohe Verluste durch diese Giftwolken, und dich will ich so oder so nicht in einer riskieren. Du nimmst also drei Skelette mit dir mit und bugsierst sie durch diese toten Gestalten durch, wie auch immer. Wirf sie meinetwegen auf die andere Seite des Ganges, aber an ihnen vorbei solltest du schon kommen.
So viele Skelette, wie es mit dir hinüber schaffen, kannst du danach benutzen, um irgendwelche Leichen zu erzeugen – ungiftige, wenns geht. Du oder sie nehmen die Leichen dann wieder hierher zurück, werfen sie unter die Gegner, und ich sprenge. Klar?“

Klar. Ich muss also da durch, und er bleibt hier, weil es zu gefährlich ist für ihn. Aber warum nehmen wir nicht einfach Leichen, die weiter hinten liegen? Wir haben doch genug Skelette erledigt, um die hier völlig auszubomben. Ich deute auf den Gang hinter uns und sehe den Meister fragend an.

„Aah, du meinst, wir könnten Leichen von weiter hinten nehmen?“

Ja...

„So einfach ist das nicht. Erstens sind da nur Skelette, wie du ja weißt. Aber diese Skelette haben doch nichts an sich, sozusagen! Die Sprengung lebt ja davon, dass das ganze Fleisch, das an den Knochen haftet, blitzschnell brennend in alle Richtungen geschleudert wird. Aber die Gegner von früher haben doch gar kein Fleisch an ihnen! Also bleibt da nur die Druckwelle der gesprengten Knochen selbst, und die wird nicht reichen, um gleich mit Sicherheit zu töten.
Zweitens will ich, dass nach der ersten Sprengung fast alle Mumien sofort am Boden liegen und endgültig tot sind. Ich kann keine Armee von Toten brauchen, die nach der ersten Überraschung sofort auf mich zu kommt, womöglich ohne, dass bei ihnen schon Verluste stattgefunden haben...wäre blöd, weil dann müssten wir wieder in den Nahkampf, und das können wir gleich vergessen. Ich brauche also Körper wie die von den Sandräubern mit den vier Schwertern, aber da renn ich nicht wieder hoch. Klar jetzt?“

Na gut. Er hat ja auch Recht. Also wähle ich drei Skelette aus, die aus den stärkeren Mumien erzeugt wurden und damit nicht ganz so schäbig wirken, wie es Tote nun mal an sich haben, deren Knochen längst ausgetrocknet und sogar noch von Feuer geschwärzt wurden, und weise ihnen an, wie sie sich zu verhalten haben...mir nach. Das sollten sie, hoffe ich, anhand meiner Gesten verstehen.
Dann renne ich sofort los, keine Zeit ist zu verschwenden. Die erste Mumie passiere ich, ohne dass sie mich groß bemerkt – die Toten schlurfen recht ziellos umher. Die zweite ist im Umdrehen, als ich an ihr vorbeirrenne. Die dritte starrt mich an, als ich die flache Hand vorhalte, um sie nur umzuschubsen, ohne gleich die Klauen in ihren Hals zu bohren.
Dann schlage ich einen Haken, um einem Schlag des nächsten Gegners auszuweichen, rolle mich zwischen zwei von ihnen durch, und renne um die nächste Ecke, die Toten hinter mir lassend. Dort presse ich mich flach an die Wand, schwer atmend. So ein Sprint erschöpft – etwas, das mir bisher auch noch nicht passier ist...
Zwei Skelette, eines davon mit nur einem Arm, taumeln kurz darauf in mein Sichtfeld. Na ja, gar nicht mal so schlecht; ich hatte schon befürchtet, ganz alleine gehen zu müssen.
Keine Mumie folgt uns, das hatte ich mir schon gedacht; diese Toten sind völlig hirnlos.
Eine Gruppe brennender Nahkämpfer ist auf uns aufmerksam geworden. Als ich auf sie weise, sind die Skelette schon losgelaufen, um sich ihnen zu stellen. Und schon sind wir sie los.
Ich habe eine Idee; ich nehme mir eines der am Boden liegenden Gegnerskelette und trage es zurück zu dem Gang, aus dem ich gekommen bin, an den Mumien vorbei.
An dessem Ende sehe ich ein Skelett, das Wache steht; die bandagierten Toten beachten es nicht. Kaum „sieht“ mich unser Knochenkrieger, geht er um die Ecke. Der Meister erscheint. Als er den fleischlosen Leichnahm sieht, den ich mitgebracht habe, runzelt er die Stirn und schüttelt den Kopf.
Ich schüttele auch den Kopf und deute auf eines meiner Skelette. Der Meister sieht mich fragend an, dann versteht er und erschafft aus dem Knochenhaufen ein drittes Skelett für mich.
So, damit ist „meine“ Truppe auch wieder vollzählig. Ich mache mich auf, eine Leiche voller Fleisch zu besorgen, um dem Meister Durchgang zu ermöglichen.

Hier ist Alles ruhig. Schon fünf Minuten wandere ich Gänge entlang, und keine Gegner sind in Sicht. Was soll das? Vorher wimmelte es von ihnen. Diese Abzweigung sehe ich noch durch, und dann werden wir wohl den Verlust einiger Skelette in dem Mumiengang riskieren müssen...
Als ich um die Ecke biege, erstarre ich.
Dutzende von Skeletten und Mumien wimmeln in einem riesigen Raum, dessen Ende ich nicht sehe vor lauter Bewegung davor. Aus mehreren Seitengängen bringen die Untoten Leichen herbei, manche davon sehr frisch, das Blut noch nicht getrocknet: Schafe, Ziegen...ein menschliches Kind. Als ich sehe, wohin sie diese Körper bringen, stockt mir der Atem.
Eine riesige Mumie steht in der Mitte des Raumes, aber sie ist nicht wie die anderen. Der Kopf ist unbandagiert, und ein bleicher Schädel ist gekrönt von einem goldglänzenden Kopfschmuck. Halb verfaulter Stoff, der über ganz verfaultem Fleisch drapiert ist, ist noch als Kleidung zu erkennen. Eine Sichel von der Länge meines gesamten Armes hält dieser König der Untoten in der linken Hand, die Rechte ist kunstvoll umwickelt von sauberen Mullbinden.
Er hebt die Sichel über den Schafskadaver und schlitzt ihn mit ein paar schnellen Hieben auf. Dann hebt sich seine Brust, als er Luft einsaugt. Er beugt sich tief über das tote Tier und atmet aus.
Sein Hauch ist eine grüne Wolke, die in das tote Fleisch einsinkt. Der Körper zuckt, das Fleisch verfault in Sekundenschnelle. Die Knochen heben sich in die Luft, grausig vertraut der Anblick; ein Skelett entsteht, und wie beim Meister ist es ein menschliches. Weiß steht es vor dem untoten Totenbeschwörer, da tritt ein brennender Toter an es heran, der weder Schwert noch Bogen in den Händen hält, sondern diese von Kugeln umgeben hat, die rot pulsieren.
Ein Magier. Als er diese Kugeln zusammenbringt und über den Kopf des neuen Skelettes hält, fließt flüssiges Feuer von ihnen herunter und umgibt es. Als letzten Schritt in der Erschaffung eines neuen untoten Dieners bekommt der brennende Tote einen Bogen in die Skeletthände gedrückt. Er hängt ihn sich um die knochigen Schultern und verbeugt sich tief vor seinem Erschaffer.

Ich habe Radament gefunden.




















Kapitel 14 – Vision

Und Radament hat mich gefunden. Sein Blick zumindest, als er den Kopf hebt; ich bin gerade dabei, langsam zurückzuweichen. Verdammt...

„He, du!“

Was?

„Was zum Henker machst du hier?“

Die Stimme spricht langsam und keuchend, wie ein Flüstern aus dem Grab. Aber dennoch kraftvoll, befehlsgewohnt; Radament kann sprechen!
Ich bleibe stehen und zucke mit den Schultern.

„Rede, oder stirb!“

Untote beginnen, mich auf allen Seiten einzuschließen. Soll ich laufen? Ich hätte sie im Rücken, und wer weiß, ob nicht von weiter hinten welche auf mich zukommen? Ich habe hinten keine Augen. Aber was soll ich denn sagen? Ich kann nicht reden!
Darum halte ich meine Hand über den Mund und schüttle den Kopf. Radament legt den seinen schief. Dann sehe ich ein Zurückzucken, nur leicht; aber dennoch, diese Geste ist eines: Erkennen.

„Bringt ihn her.“

Sofort packen mich verfaulte Hände, knochige Hände, eine ganze Menge von Händen, und reichen mich über den Schädeln und Köpfen der Untoten bis knapp vor ihren König. Recht unzeremoniell werde ich vor Radaments Füße geworfen.

„Schau mal Einer an...du bist ein Golem, nicht wahr?“

Ich fürchte, dass mir Lügen hier Nichts bringt, da er es einerseits so oder so genau zu wissen scheint, und ich andererseits einfach mitspielen muss, nur um zu überleben. Also nicke ich.

„Ich wusste es. Das bedeutet wohl auch, dass dein Herr und Meister hier irgendwo in der Nähe ist?“

Oh...was soll ich jetzt sagen?

„Du bist nicht blöd, das weiß ich. Und du kannst mich auch nicht zum Narren halten. Ist dein Meister hier? Wir können dich meinetwegen auch Foltern...und ihn gleich mit.“

Er weiß von unserer Verbindung! Argh. Ich nicke also. Was soll ich sonst tun?
Radament lacht; ein dunkler, keuchender Ton. Höhnisch.

„Sehr schön, wirklich. Sehr schön. Ich habe dir ein Angebot zu machen.“

Was?

„In der Tat. Hat sich nicht jeder Golem einmal gewünscht, von der Fuchtel seines Meisters loszukommen?“

Na ja...ab und zu...

„Ich biete dir die Gelegenheit. Sind wir nicht alle untot, auch du? Du könntest in unserer Rebellion gegen die Lebenden mitmachen, sogar eine hohe Stelle einnehmen. Wir fangen deinen Meister, lebend natürlich, und sorgen dafür, dass er es nicht lange bleibt. Aber kurz bevor er stirbt, mache ich ihn zu einem von uns, wenn er an der Grenze zum Tod steht. Das hat den Vorteil, dass er nicht verfault, und damit passiert auch dir Nichts; aber er ist mir anschließend untertan. Oder dir, wenn du das möchtest.“

Was ist das für ein wahnsinniger Plan? Ich, der Meister des Meisters? Nie im Leben. Immerhin lebe ich ja. Radament kann mir viel erzählen, aber ich bin nicht untot. Trotzdem lege ich den Kopf schief, als ob ich nachdenken würde.

„Nicht überzeugt? Sieh es mal so: Diese Welt gehört den Untoten. Wir können nicht sterben, wie das schwache Fleisch. Trotzdem werden wir nie zu viele, denn wir können uns auch nicht fortpflanzen wie die Sandspringer, das ist eine völlig sinnlose Verschwendung von Zeit und Energie. Wir essen Nichts, das bedeutet, dass wir Nichts verbrauchen. Auch keine Atemluft. Wir erzeugen keinen Abfall und nehmen der Welt Nichts weg! Wir sind einfach. Wir kennen keine Kriege, keine Schmerzen, kein Leid. Jeder benimmt sich so, wie er sollte, weil er sich so benimmt, wie ich das will. Es ist eine Gesellschaft ohne Probleme. Dieses Geschenk erhalten die Lebenden von uns: Sie erkennen leider dessen Wert nicht...darum müssen wir sie zu ihrem Glück zwingen. Und sie töten. Aber der Tod ist nicht das Ende! Auch diese Angst können wir den Sterblichen nehmen, und ihren ewigen Traum der Unsterblichkeit erfüllen!“

Oh.
Mein.
Gott.
Diese Mumie ist völlig wahnsinnig. Völlig. Ich bin mir sicher, dass jeder Mensch gerne stirbt, um danach diesem Typen zu Diensten zu sein, natürlich! Er muss so bald als möglich erledigt werden.
Soll ich es gleich tun? Es wäre einfach, meine Klauen in seinen Hals zu rammen...
Aber nein. Ich weiß nicht, ob ich ihn sofort töten kann, und eine zweite Chance wird es nicht geben. Die Untoten werden mich so oder so in Stücke reißen, und das wäre der Gesundheit des Meisters sicher nicht zuträglich.
Also tue ich so, als würde mir sein Vorschlag gefallen. Ich nicke. Empathisch.

„Sehr schön! Du führst also jetzt meine Verbündeten zu deinem Meister, sie können ihn besser lebendig festnehmen als die Untoten.“

Damit treten fünf Gestalten aus dem Dunkel des Raumes ins Licht der Fackeln, unter denen Radament steht. Sie sind humanoid, aber ihre Körper sind anders proportioniert wie die von Menschen. Muskelstränge und Sehnen sind unter einem Fell zu sehen, das jeden Quadratzentimeter ihrer Haut bedeckt; drahtig, mit langen Gliedern, bewegen sie sich mit einer tödlichen Grazie. Die Stimme des Anführers ist weiblich, samtig, schnurrend. Es sind Katzen auf zwei Beinen!

„Ah, Radament, sind die Untoten wohl doch nicht die letzte Lösung?“

Der Angesprochene schnaubt.

„Ihr seid nur Mittel zum Zweck, warmes Fleisch. Die Mächte, die größer sind als ich, haben diese Allianz auf mich gezwungen, aber wenn der Sieg erst einmal stattgefunden hat, werdet auch ihr an unserer Vision des ewigen Glücks teilhaben.“

„Dann können wir nur hoffen, dass sich der Sieg Zeit lässt, was? Du, Golem, mitkommen. Wir suchen deinen Meister.“

Und ehe ich mich versehe, bin ich umgeben von einem Kordon Katzenkrieger, die mich aus Radaments „Thronsaal“ bugsieren. Dann zeige ich ihnen den Weg, auf dem ich gekommen bin.
Das ist überhaupt die Gelegenheit! Ich gegen Fünf, das ist zu schaffen.
Schon sind wir im Gang mit den Mumien angelangt. An der letzten Abzweigung habe ich mich vorgedrängelt, unauffällig, eifrig scheinend; so sieht mich das Skelett, das für den Meister Wache hält, und verschwindet um die Ecke, bevor die Katzen es erblicken.
Die Mumien kommen auf mich zugeschlurft. Was jetzt?
An mir vorbei rennt die Katzenanführerin – sie ist schnell! – und faucht die Leiche an. Sofort weichen die Untoten stöhnend zurück und bilden eine Gasse.
Da taucht der Meister vor uns auf und sieht mich fragend an. Die Katzen halten inne.
Ich springe zurück. Zwei stehen nahe beeinander. Ich ramme ihnen die Klauen in den Rücken. Ziehe sie raus, und durchbohre die Kehle eines dritten.
Die Anführerin wirbelt herum, als sie die Schreie der ersten beiden hört. Wut blitzt in ihren Augen, als sie die Peitsche, die ihre Bewaffnung darstellt, hochreißt und auf mich zufliegen lässt. Ich ducke mich weg, und rolle auf sie zu. Sie fällt hin, fluchend.
Ich trete ihr ins Gesicht, als ich über sie hinwegspringe. Der Raum ist Chaos; die Mumien schlurfen auf mich zu, und haben den letzten Katzenkrieger gerade in ein Gefecht verwickelt! Sie scheinen zu blöd zu sein, Freund von Feind zu unterscheiden. Halt, nicht Freund; Verbündeter. Kann es sein, dass Radament genau dies wollte: Entledigung der unliebsamen Alliierten?
Egal. Ich komme noch zwischen den schlagenden Armen zweier Mumien durch, und renne fast den Meister um; der schiebt mich beiseite, hebt den Stab. Rotes Licht erscheint davor, zwei Mal, drei Mal, und orange Flämmchen tanzen über allen Kämpfern vor uns.
Die Katzenanführerin hebt den Kopf und starrt mich an, Hass in den Augen. Die sich auf einmal weiten, als der Meister den Stab erneut hebt.

Explosionen füllen den Raum mit Leichensplittern und Feuer.
 
stylischer kampf...
sowas hätte ich mir eher für radament selber erwartet :cool:
aber so kriegen wir ja wohl zwei gute kämpfe: einen für die suchenden und einen für radament :D
wie lange noch bis zum nächsten samstag? :go:
danke für dieses echt tolle up :kiss:
 
joa wunderbar :top:
sehr spannend diesmal, weiter so :)

Bin echt mal auf radament selbst gespannt, die Magier sollten da sicherlich viel probleme machen^^
 
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