Ich weigere mich - insbesondere in Anbetracht des zuletzt eher gemäßigten Programms - jeden aus der Zielgruppe der NPD als Ausländerhasser, Gewalttäter etc einzustufen.
Tu ich ja auch nicht. Nur scheint es in dem vorliegenden Fall wohl so zu sein, dass diverse Menschen, u.a. der Minister, davon überzeugt sind, dass der fragliche Kaminfeger rechtsextrem ist. Ich vermute, es gibt gute Gründe für diese Einschätzung. Und somit gehe ich in dem Beispiel davon aus, dass die Sachlage eindeutig ist. Es ist völlig klar, dass ich nicht auf einen bloßen Verdacht hin, da könnte mal jemand einen gekannt haben, dessen Onkel vor 20 Jahren mal NPD-Mitglied war... du weißt, was ich meine. Wenn ich in der Ich-Form schreibe, dann sehe ich mich ohnehin nur als Beispiel für einen beliebigen Hausbesitzer, um die Gedankengänge darstellen zu können.
Woher weiß ich aber bspw., daß der Typ ein Schwein ist?
Die Sache ist doch die: WENN ich es weiß, möchte ich gerne reagieren. Aber hier kann ich nicht reagieren und das ist doch offenbar der Punkt, der den Minister in Sa-An stört.
Sicherlich kannst Du für Dich in Anspruch nehmen, die richtige Ideologie zu pflegen, argumentativ ermöglicht sie es mir aber - überspitzt gesagt - mich mit dem gleichen Recht gegen den schwulen, pazifistischen, veganen, linken Handwerker zu sträuben, welcher keineswegs in mein Weltbild paßt.
Genau deshalb bin ich ja auch der Meinung, dass der Minister zu weit gegangen ist. ER darf in seiner Rolle als Minister so eine Entscheidung nicht treffen. Aber ICH als Verbraucher darf. Ich kann mir den Handwerker aussuchen, den ich will. Ob ich den Pazifisten, NPD-Wähler oder schwulen Handwerker ablehne, ist grundsätzlich meine persönliche Sache.
Das Problem ist doch, dass mir im aktuellen Fall der Staat per Gesetz einen Handwerker aufzwingt, den ich normalerweise nicht nehmen würde. Das heißt, das Hauptproblem ist die Monopolstellung dieses Kaminkehrers. Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass das Berufsverbot zu weit geht, da sind wir wohl derselben Meinung. Es wäre wohl sinniger gewesen, das Monopol aufzuheben. Aber möglicherweise ist das für den Minister keine Handhabe, weil er DAZU nicht die rechtliche Kompetenz hat. Vielleicht geht er deshalb diesen harten Weg.
Das Übel läßt sich nur an der Wurzel über das BVerfG packen, falschverstandene Zivilcourage schadet m.E. mehr, als sie nützt.
Man könnte sogar vermuten, dass der eingeschlagene Weg direkt dorthin führt.