TomGrenn
Kolumnenkönig 2010
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Die Spieler sind weiter gerannt, sie schnetzeln in D3 genauso gedankenlos und gierig wie in DII die Monster und Gegner. Kein Innehalten, der nächste Monstertod verspricht Beute und einen weiteren Schritt zum nächsten Level.
Der folgende Text spielt zu der Zeit, bevor Baal im Weltsteinturm eine Niederlage erlitt, bevor Mephisto in Travincal seinen Brüdern in die Hölle vorausging. Allerdings ist er so trostlos und pessimistisch, dass eine Fortsetzung unnötig erscheint.
Aber vielleicht regt er zur Selbstreflexion an…
Die Schwesternschaft des blinden Auges
Prolog
Der Schatten war vertrieben, Tristram vom schwärenden Unheil befreit. Und wie es der Lauf der Welt ist, folgte nach kurzer Atempause die nächste Bedrückung. Die Schwesternschaft oben am Jägerpass streckte ihre Hand über das Land aus und kontrollierte den Handel mit Aranoch, die Neubesetzung von Priesterstellen, die Steuereintreibungen für den König in Westmark und schließlich das Leben jedes einzelnen Bauers und Handwerkers in Khanduras. Als der Held Tristram verließ und den Siegesfeiern den Rücken kehrte, war der höllische Schrecken zwar gewichen, der Hunger, die Armut und die Krankheiten jedoch drückten die Bevölkerung unbarmherzig, so wie es auch die Jägerinnen vom Kloster taten. Bis eine Gruppe von Jägerinnen sich gegen die Oberin auflehnte und die Schwesternschaft zerbrach in die, welche die Unterdrückung nicht aufgeben wollten und die, welche das Leid des Volkes erbarmte.
„Ah, ein Paladin! Seid gegrüßt in unserer bescheidenen Hütte, wir können Euch leider keine Unterkunft bieten, wie es sich für einen edlen Streiter des Lichtes geziemt. Ich bin Akara, die Führerin der Schwesternschaft vom verborgenen Auge und heiße Euch willkommen. Uns ist großes Übel widerfahren. Wir wurden aus unserem angestammten Heim vertrieben und fristen nun in dieser Einöde unser karges Leben. Könnt Ihr als Streiter des Lichtes uns in unserem Kampf um unser rechtmäßiges Eigentum unterstützen? Euer starker Arm wäre eine willkommene Hilfe in diesen schweren Zeiten. Draußen vor unserem Lager haben sich Einige zusammengerottet und bedrängen uns, ihr Stöhnen und Heulen kann man manchmal bis hierher hören!“
„Seid ebenfalls gegrüßt, werte Oberin Akara! Meine Zepter und mein Schild werden Euch dienen und diesen Abschaum in die Schranken weisen; ich werde nicht zulassen, dass Euer Orden dermaßen in Bedrängnis gerät. Als Lohn erbitte ich mir nur die Habseligkeiten dieser Schurken an mich nehmen zu dürfen, allein um Euch Eure Gastfreundschaft angemessen vergelten zu können.“
„Das gewähre ich Euch gerne, uns geht es nur um unsere Sicherheit.“
„So lebt einstweilen wohl! Ich werde diese Wildnis säubern, auf dass Ihr Euch unbesorgt und in Sicherheit auf die Befreiung Eures Stammsitzes vorbereiten könnt.“
Die Höhle des Bösen
Die Kinder drängten sich in der Grotte zusammen und suchten Schutz vor dem unablässigen Regen draußen und der klammen Kälte drinnen. Im hinteren Bereich saßen ein paar ausgemergelte Männer beisammen und beratschlagten, wie sie die Herzen der Jägerinnen in dem Lager erweichen könnten, ihnen wenigsten für die Kinder etwas Nahrung zu überlassen. Die alte Frau, die zur Betreuung der Kinder abgestellt worden war, humpelte zwischen den Gruppen hin und her und hoffte, ein Hoffnungszeichen in den Gesichtern zu erhaschen. Doch außer Hunger und Verzweiflung gab es nichts zu entdecken.
Auch wenn ihr bewusst war, dass dort draußen noch mehr Waisen und Verhungernde umherirrten, wagte sie es nicht ihre Schützlinge zu verlassen, um jenen verlorenen Seelen den Weg zu dieser dürftigen Zuflucht zu weisen. Sie war einfach selber zu schwach und die Kinder in der Grotte brauchten ihren fadenscheinigen Trost.
Welcher Bedürftige auch immer jetzt noch im Freien unterwegs war, er war auf die Gnade und die Almosen der Reisenden angewiesen.
„Ich schwor, diese Wildnis von dem Übel zu befreien und bei den Engeln, ich tat mein Bestes. Kaum hatte ich Euer schützendes Lager verlassen, kamen mir grässliche Gestalten mit ausgestreckten Armen entgegen. Abgemagert, stinkend und mit stumpfen Augen krochen sie teilweise auf allen Vieren auf mich zu, andere wankten umher und schienen den Verstand verloren zu haben...“
„Eurer Beschreibung nach muss es sich um wahrlich höllische Wesen gehandelt haben. Untote wäre wohl der passende Ausdruck.“
„Nun, diese Untoten waren jedenfalls keine ernsthafte Bedrohung. Ein kräftiger Schlag mit meinem Zepter, und sie legten sich für immer zur ewigen Ruhe. Viel schlimmer empfand ich diese kleinen, flinken Dinger, die auf mich zueilten und dabei einen Ausdruck in den Augen hatten, also wirklich, da konnte einem angst und bange werden. Eine Gier, als wollten sie mir mein Hab und Gut und womöglich auch mein Leben entreißen. Kaum hatte ich das erste niedergestreckt, stoben sie auseinander. Vielleicht habe ich etwas überreagiert, schließlich waren die Kleinen unbewaffnet, aber so, wie die angerannt kamen... Anschließend versteckten sich manche, aber ich fand sie trotzdem. Sie werden harmlose Reisende zukünftig nicht mehr belästigen.“
„Da habt Ihr recht getan, diese Brut war schon länger ein Ärgernis für unsere Kontemplation.“
„Und wisst Ihr was? Ursprünglich wollte ich ja nur unter dieser Menge vor Eurem Lager aufräumen, doch dann bin ich noch ein wenig den Pfad entlanggelaufen.
Plötzlich vernahm ich aus einer Höhle unheimliche Geräusche. Der Schlund war mit wilden Kritzeleien beschmiert, schmutzige Arme reckten sich mir entgegen als ich bemerkt wurde und eine krumme, abscheuliche Gestalt beäugte mich aus dem Zwielicht heraus – wenn das nicht der Böse Blick war, dann weiß ich auch nicht weiter. Es erforderte einigen Mut, aber schließlich wagte ich mich hinein und räumte unter dieser Brut auf. Ihr glaubt gar nicht, was für Geräusche diese Dinger ausstießen, als ich mein Zepter unter ihnen schwang. Im hinteren Bereich hatten sich wieder solche – wie sagtet Ihr? – Untote zusammengerottet und wollten mich offensichtlich angreifen. Einer von ihnen war besonders stark, er schien der Anführer zu sein. Als er die kleinen Leiber am Eingang der Höhle in ihrem Blut liegen sah, stürzte er sich mit einem unmenschlichen Schrei auf mich. Doch meinem heiligen Eifer war auch er nicht gewachsen. Ich habe also ganz allein diese Meute erledigt und glaubt mir, es waren nicht wenige. Ihr könnt Euch selbst überzeugen, ihre Kadaver liegen alle noch dort, auch wenn Ihr nichts mehr von Wert bei ihnen finden werdet. Die armseligen Habseligkeiten musste ich konfiszieren.
Nimmt Eure Schmiedin auch Naturalien anstatt Münzen? Ich glaube, mein Schild wurde von einem Steinwurf angekratzt.“
„Ihr seid ein wahrer Held. Wahrscheinlich wollte diese dämonische Brut einen heimtückischen Angriff auf unsere friedliche Gemeinschaft vorbereiten. Ich bin mir sicher, ohne Eure selbstlose Tat wären wir alle in allergrößter Gefahr. Charsi wird Euch sicherlich gerne behilflich sein, doch solltet Ihr zukünftig auch ein paar Münzen parat haben, Gold wäre genehm. Ihr müsst wissen, auch wir haben gewisse Ausgaben um uns hier angemessen halten zu können. Dieser Warriv verlangt aber auch horrende Preise für die Weintrauben und Fasane...
Bevor Ihr Euch aber Eure wohlverdiente Ruhe gönnt, möchte ich noch eine kleine Bitte an Euch herantragen. Es ist mir fast peinlich zu sagen, aber es gibt da einen gewissen Störfaktor unserer hehren Schwesternschaft. Wenn Ihr dem Pfad noch weiter gefolgt wärt, so hättet Ihr einer Abtrünnigen unseres Ordens begegnen können. Eigentlich war sie bei uns nur so etwas wie eine Waschfrau, jedoch hat sie sich eigenmächtig aus ihrem Dienstverhältnis gelöst und versucht nun, unsere Bemühungen um ein ordentlich geführtes Land und die Aufrechterhaltung der wahren Moral zu untergraben.
Wir hatten nämlich einmal, müsst Ihr wissen, eine Art Strafexpedition unternommen. Besser gesagt, unternehmen müssen, die Umstände ließen quasi nichts Anderes zu. Nichts Großes, nur ein gutes Dutzend aufsässige Bauern zur Abschreckung aufknüpfen. Es waren harte Zeiten und ein Exempel war unumgänglich um die öffentlich Ordnung aufrecht zu erhalten. Dieses Weib schien jedenfalls mit unserer Auslegung der Gesetze nicht einverstanden. Als sie gestern unseren Tross unerlaubterweise verließ, faselte sie irgendetwas davon, dass jeder Mensch ein Recht auf ein anständiges Begräbnis hätte und sie diese armen Kreaturen nicht den Krähen überlassen könne. Das müsst Ihr Euch einmal vorstellen! Eine Dienstmagd wagt es, den Richterspruch der Oberin der Schwesternschaft in Frage zu stellen! Unglaublich!
Unsere Bitte ist daher, dass Ihr dieses Weibsstück uns zurückbringt, damit sie nicht noch mehr Aufruhr verursachen kann. Ich wende mich an Euch, da das Vorgehen von aufrichtigen Jägerinnen gegen eine Ehemalige unseres Ordens, und sei es auch nur eine niedere Waschfrau, gewisse Spannungen verursachen könnte. Schleift sie einfach an ihren Haaren wieder zu uns, eine gerechte Strafe werden wir uns dann schon einfallen lassen.“
Blutrabe
Das Mädchen wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit Hilfe einiger armer Bauern aus der Umgebung hatte sie es geschafft, wenigstens die Hälfte der Opfer des Massakers in ein mehr oder weniger würdiges Grab zu bringen. Anstatt Grabsteine hatten sie kleine Haufen aus herumliegenden Steinen auf jede Grabstätte geschichtet. Hätten sich die Leichen im Feld der Steine befunden, hätte die kleine Schar wohl keine Gräber ausgehoben, sondern die Leichen einfach zur Gänze mit Steinen zugedeckt.
Die Helfer blickten sich immer wieder furchtsam um. Sie fürchteten sich davor, dass die Jägerinnen zurückkehrten und sie dafür bestrafen würden, dass sie den armen Opfern ein anständiges Begräbnis verschafft hatten, anstatt sie so zu belassen, wie sie sie vorgefunden hatten: aufgeknüpft, einfach auf dem Wegpflaster erschlagen liegen gelassen oder teilweise dermaßen zerstückelt und verstreut, dass es nicht wenigen der gutmütigen Bauern schlecht geworden war.
Doch das Mädchen war zufrieden. Noch nie hatte es sich so frei gefühlt und der Schluck kühlen Wassers aus der nahegelegenen Steinhütte erfrischte sie. Auch wenn ihr ehemals weißes Leinenkleid inzwischen einige Blutflecken von der Arbeit mit den vor dem Tod Verstümmelten abbekommen hatte, so fühlte sie sich hier mit den Helfern doch reiner als in den Tagen zuvor, die sie bei den dekadenten Jägerinnen verbracht hatte. Ein halbes Tagewerk noch und sie würden sich mit dem Gewissen, eine gute Tat vollbracht zu haben, wieder trennen. Die Bauern würden wieder hungrig und entkräftet in ihr Leben unter der Knute der Herrschenden zurückkriechen und sie selber...
Die Zukunft sah düster aus für eine entflohene Leibeigene ohne herrschaftlichen Schutz, aber sie bereute nichts. Ihre innere Stimme hatte ein solches Unrecht nicht zugelassen und nun musste das Schicksal entscheiden, wie es weitergehen sollte. Vielleicht begegnete sie ja sogar mit etwas Glück einem freundlichen Wandergesellen auf der Walz, fanden aneinander Gefallen, heirateten und gründeten eine kleine Familie...
„Hochverehrte Oberin, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht vollbracht habe, die von Euch benannte Aufrührerin lebendig Eurem weisen Richterspruch zuzuführen: sie fand ihr ruchloses Ende inmitten einer augenscheinlich höllischen Anhängerschaft.
Doch lasst mich der Reihe nach erzählen:
Ich beschritt Eurem Ratspruch gedenkend den Pfad in die Wildnis und kam alsbald an einer Abzweigung an, die mich aufmerken ließ. Der Wind trieb mir unheimliche Geräusche zu, es waren ein Scharren und Kratzen, Stöhnen und anderes Schauriges zu hören. Diesem unheimlichen Tönen folgend gelangte ich an eine etwas abgeschiedene Stelle, an der sich mir ein wahrhaft dämonisches Treiben darbot. Ein Dutzend und mehr Untote, Zombies und augenscheinlich auch skeletthafte Wiedergänger grub unter der Anleitung einer blutbefleckten Frauengestalt im Boden, versuchte offenbar noch mehr höllische Streiter dem unheiligen Grund zu entreißen. Sicherlich sollten die gerechterweise bestraften Bauern durch teuflische Magie als Zombies wiedererweckt werden.
Als sie meiner gewahr wurden, brach Chaos aus. Einige wankten mit ausgestreckten Armen auf mich zu, andere versteckten offenbar in Panik die verstorbenen Überreste, an denen sie noch hantiert hatten, im Erdreich und andere wiederum wandten sich an die Abtrünnige und erwarteten wohl ihre ruchlosen Anweisungen. Eigentlich hatte ich nur mit einem armen, verwirrten Mädchen gerechnet, das ich wieder den fürsorglichen und gerechten Armen seiner ehemaligen Gemeinschaft zuführen müsste. Dieses Ding aber reckte die Arme und hetzte seine dämonische Gefolgschaft auf mich. Wie aus der Hölle stiegen die Untoten aus der Erde und trachteten danach, mich zu Einem der Ihren zu machen. Ich erwehrte mich, so gut es ging und führte die Höllenbrut ihrer endgültigen Ruhe zu. Kaum hatte ich die ersten Widersacher erschlagen, holte die Blutjungfer aus einem Steinbau einen versteckten Bogen und versuchte, mich mit einem feigen Pfeilschuss zur Strecke zu bringen. Der Pfeil streifte mich sogar an der Wange, Ihr seht die Schramme hier. Die Wunde brannte höllisch, womöglich war sogar Gift im Spiel. Jedenfalls musste ich mich wehren, an eine einvernehmliche Rückführung war nicht mehr zu denken. So erschlug ich sie alle.
Danach untersuchte ich das Gebäude, rein aus Vorsicht versteht sich, damit mir kein höllisches Wesen in den Rücken falle. Ich entdeckte eine Bodenluke, unter der sich nur ein kleiner Kellerraum mit relativ wertlosem Tand befand. Den Zombie, der diese „Schätze“ bewachte, musste ich natürlich niederstrecken.“
„So habt Ihr unsere gerechte vorbeugende Bestrafung auf diesem Friedhof des Grauens und der angeschlossenen Krypta vollzogen, über den notwendigen Tod dieser Teufelin sollten wir nicht gram sein. Um Eure Wunde werde ich mich persönlich kümmern - eine Unverfrorenheit sondergleichen, Euch edlen Streiter mit teuflischer Magie anzugreifen! Die gefundenen Kostbarkeiten mögen Eure wohlverdiente Belohnung sein. Und unsere Führerin des bewaffneten Arms der Schwesternschaft, Kashya, soll Euch eine persönliche Begleitung zur Seite stellen. Eine junge Bogenschützin könnte sicher noch viel von Euch lernen und dabei helfen, die unangenehme Plackerei mit den Hinterlassenschaften der Dämonenbrut zu bewältigen.
Es ist aber nun klar, dass wir es mit etwas abgrundtief Bösem zu tun haben. Wie sehr vermisse ich den weisen Ratschlag eines alten Bekannten, des ehrwürdigen Deckard Cain. Er war als ehemaliger Inquisitor in allen Dingen, die solche Unannehmlichkeiten betreffen, wohlbeschlagen und wusste manch guten Kniff, die unbotmäßigen Angriffe schon im Vorhinein zu unterbinden. Wie ich hörte, wurde er zuletzt in Tristram gesehen. Ein Ort, über den schon früher wenig Gutes zu berichten gewesen ist…“
Der folgende Text spielt zu der Zeit, bevor Baal im Weltsteinturm eine Niederlage erlitt, bevor Mephisto in Travincal seinen Brüdern in die Hölle vorausging. Allerdings ist er so trostlos und pessimistisch, dass eine Fortsetzung unnötig erscheint.
Aber vielleicht regt er zur Selbstreflexion an…
Die Schwesternschaft des blinden Auges
Prolog
Der Schatten war vertrieben, Tristram vom schwärenden Unheil befreit. Und wie es der Lauf der Welt ist, folgte nach kurzer Atempause die nächste Bedrückung. Die Schwesternschaft oben am Jägerpass streckte ihre Hand über das Land aus und kontrollierte den Handel mit Aranoch, die Neubesetzung von Priesterstellen, die Steuereintreibungen für den König in Westmark und schließlich das Leben jedes einzelnen Bauers und Handwerkers in Khanduras. Als der Held Tristram verließ und den Siegesfeiern den Rücken kehrte, war der höllische Schrecken zwar gewichen, der Hunger, die Armut und die Krankheiten jedoch drückten die Bevölkerung unbarmherzig, so wie es auch die Jägerinnen vom Kloster taten. Bis eine Gruppe von Jägerinnen sich gegen die Oberin auflehnte und die Schwesternschaft zerbrach in die, welche die Unterdrückung nicht aufgeben wollten und die, welche das Leid des Volkes erbarmte.
„Ah, ein Paladin! Seid gegrüßt in unserer bescheidenen Hütte, wir können Euch leider keine Unterkunft bieten, wie es sich für einen edlen Streiter des Lichtes geziemt. Ich bin Akara, die Führerin der Schwesternschaft vom verborgenen Auge und heiße Euch willkommen. Uns ist großes Übel widerfahren. Wir wurden aus unserem angestammten Heim vertrieben und fristen nun in dieser Einöde unser karges Leben. Könnt Ihr als Streiter des Lichtes uns in unserem Kampf um unser rechtmäßiges Eigentum unterstützen? Euer starker Arm wäre eine willkommene Hilfe in diesen schweren Zeiten. Draußen vor unserem Lager haben sich Einige zusammengerottet und bedrängen uns, ihr Stöhnen und Heulen kann man manchmal bis hierher hören!“
„Seid ebenfalls gegrüßt, werte Oberin Akara! Meine Zepter und mein Schild werden Euch dienen und diesen Abschaum in die Schranken weisen; ich werde nicht zulassen, dass Euer Orden dermaßen in Bedrängnis gerät. Als Lohn erbitte ich mir nur die Habseligkeiten dieser Schurken an mich nehmen zu dürfen, allein um Euch Eure Gastfreundschaft angemessen vergelten zu können.“
„Das gewähre ich Euch gerne, uns geht es nur um unsere Sicherheit.“
„So lebt einstweilen wohl! Ich werde diese Wildnis säubern, auf dass Ihr Euch unbesorgt und in Sicherheit auf die Befreiung Eures Stammsitzes vorbereiten könnt.“
Die Höhle des Bösen
Die Kinder drängten sich in der Grotte zusammen und suchten Schutz vor dem unablässigen Regen draußen und der klammen Kälte drinnen. Im hinteren Bereich saßen ein paar ausgemergelte Männer beisammen und beratschlagten, wie sie die Herzen der Jägerinnen in dem Lager erweichen könnten, ihnen wenigsten für die Kinder etwas Nahrung zu überlassen. Die alte Frau, die zur Betreuung der Kinder abgestellt worden war, humpelte zwischen den Gruppen hin und her und hoffte, ein Hoffnungszeichen in den Gesichtern zu erhaschen. Doch außer Hunger und Verzweiflung gab es nichts zu entdecken.
Auch wenn ihr bewusst war, dass dort draußen noch mehr Waisen und Verhungernde umherirrten, wagte sie es nicht ihre Schützlinge zu verlassen, um jenen verlorenen Seelen den Weg zu dieser dürftigen Zuflucht zu weisen. Sie war einfach selber zu schwach und die Kinder in der Grotte brauchten ihren fadenscheinigen Trost.
Welcher Bedürftige auch immer jetzt noch im Freien unterwegs war, er war auf die Gnade und die Almosen der Reisenden angewiesen.
„Ich schwor, diese Wildnis von dem Übel zu befreien und bei den Engeln, ich tat mein Bestes. Kaum hatte ich Euer schützendes Lager verlassen, kamen mir grässliche Gestalten mit ausgestreckten Armen entgegen. Abgemagert, stinkend und mit stumpfen Augen krochen sie teilweise auf allen Vieren auf mich zu, andere wankten umher und schienen den Verstand verloren zu haben...“
„Eurer Beschreibung nach muss es sich um wahrlich höllische Wesen gehandelt haben. Untote wäre wohl der passende Ausdruck.“
„Nun, diese Untoten waren jedenfalls keine ernsthafte Bedrohung. Ein kräftiger Schlag mit meinem Zepter, und sie legten sich für immer zur ewigen Ruhe. Viel schlimmer empfand ich diese kleinen, flinken Dinger, die auf mich zueilten und dabei einen Ausdruck in den Augen hatten, also wirklich, da konnte einem angst und bange werden. Eine Gier, als wollten sie mir mein Hab und Gut und womöglich auch mein Leben entreißen. Kaum hatte ich das erste niedergestreckt, stoben sie auseinander. Vielleicht habe ich etwas überreagiert, schließlich waren die Kleinen unbewaffnet, aber so, wie die angerannt kamen... Anschließend versteckten sich manche, aber ich fand sie trotzdem. Sie werden harmlose Reisende zukünftig nicht mehr belästigen.“
„Da habt Ihr recht getan, diese Brut war schon länger ein Ärgernis für unsere Kontemplation.“
„Und wisst Ihr was? Ursprünglich wollte ich ja nur unter dieser Menge vor Eurem Lager aufräumen, doch dann bin ich noch ein wenig den Pfad entlanggelaufen.
Plötzlich vernahm ich aus einer Höhle unheimliche Geräusche. Der Schlund war mit wilden Kritzeleien beschmiert, schmutzige Arme reckten sich mir entgegen als ich bemerkt wurde und eine krumme, abscheuliche Gestalt beäugte mich aus dem Zwielicht heraus – wenn das nicht der Böse Blick war, dann weiß ich auch nicht weiter. Es erforderte einigen Mut, aber schließlich wagte ich mich hinein und räumte unter dieser Brut auf. Ihr glaubt gar nicht, was für Geräusche diese Dinger ausstießen, als ich mein Zepter unter ihnen schwang. Im hinteren Bereich hatten sich wieder solche – wie sagtet Ihr? – Untote zusammengerottet und wollten mich offensichtlich angreifen. Einer von ihnen war besonders stark, er schien der Anführer zu sein. Als er die kleinen Leiber am Eingang der Höhle in ihrem Blut liegen sah, stürzte er sich mit einem unmenschlichen Schrei auf mich. Doch meinem heiligen Eifer war auch er nicht gewachsen. Ich habe also ganz allein diese Meute erledigt und glaubt mir, es waren nicht wenige. Ihr könnt Euch selbst überzeugen, ihre Kadaver liegen alle noch dort, auch wenn Ihr nichts mehr von Wert bei ihnen finden werdet. Die armseligen Habseligkeiten musste ich konfiszieren.
Nimmt Eure Schmiedin auch Naturalien anstatt Münzen? Ich glaube, mein Schild wurde von einem Steinwurf angekratzt.“
„Ihr seid ein wahrer Held. Wahrscheinlich wollte diese dämonische Brut einen heimtückischen Angriff auf unsere friedliche Gemeinschaft vorbereiten. Ich bin mir sicher, ohne Eure selbstlose Tat wären wir alle in allergrößter Gefahr. Charsi wird Euch sicherlich gerne behilflich sein, doch solltet Ihr zukünftig auch ein paar Münzen parat haben, Gold wäre genehm. Ihr müsst wissen, auch wir haben gewisse Ausgaben um uns hier angemessen halten zu können. Dieser Warriv verlangt aber auch horrende Preise für die Weintrauben und Fasane...
Bevor Ihr Euch aber Eure wohlverdiente Ruhe gönnt, möchte ich noch eine kleine Bitte an Euch herantragen. Es ist mir fast peinlich zu sagen, aber es gibt da einen gewissen Störfaktor unserer hehren Schwesternschaft. Wenn Ihr dem Pfad noch weiter gefolgt wärt, so hättet Ihr einer Abtrünnigen unseres Ordens begegnen können. Eigentlich war sie bei uns nur so etwas wie eine Waschfrau, jedoch hat sie sich eigenmächtig aus ihrem Dienstverhältnis gelöst und versucht nun, unsere Bemühungen um ein ordentlich geführtes Land und die Aufrechterhaltung der wahren Moral zu untergraben.
Wir hatten nämlich einmal, müsst Ihr wissen, eine Art Strafexpedition unternommen. Besser gesagt, unternehmen müssen, die Umstände ließen quasi nichts Anderes zu. Nichts Großes, nur ein gutes Dutzend aufsässige Bauern zur Abschreckung aufknüpfen. Es waren harte Zeiten und ein Exempel war unumgänglich um die öffentlich Ordnung aufrecht zu erhalten. Dieses Weib schien jedenfalls mit unserer Auslegung der Gesetze nicht einverstanden. Als sie gestern unseren Tross unerlaubterweise verließ, faselte sie irgendetwas davon, dass jeder Mensch ein Recht auf ein anständiges Begräbnis hätte und sie diese armen Kreaturen nicht den Krähen überlassen könne. Das müsst Ihr Euch einmal vorstellen! Eine Dienstmagd wagt es, den Richterspruch der Oberin der Schwesternschaft in Frage zu stellen! Unglaublich!
Unsere Bitte ist daher, dass Ihr dieses Weibsstück uns zurückbringt, damit sie nicht noch mehr Aufruhr verursachen kann. Ich wende mich an Euch, da das Vorgehen von aufrichtigen Jägerinnen gegen eine Ehemalige unseres Ordens, und sei es auch nur eine niedere Waschfrau, gewisse Spannungen verursachen könnte. Schleift sie einfach an ihren Haaren wieder zu uns, eine gerechte Strafe werden wir uns dann schon einfallen lassen.“
Blutrabe
Das Mädchen wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit Hilfe einiger armer Bauern aus der Umgebung hatte sie es geschafft, wenigstens die Hälfte der Opfer des Massakers in ein mehr oder weniger würdiges Grab zu bringen. Anstatt Grabsteine hatten sie kleine Haufen aus herumliegenden Steinen auf jede Grabstätte geschichtet. Hätten sich die Leichen im Feld der Steine befunden, hätte die kleine Schar wohl keine Gräber ausgehoben, sondern die Leichen einfach zur Gänze mit Steinen zugedeckt.
Die Helfer blickten sich immer wieder furchtsam um. Sie fürchteten sich davor, dass die Jägerinnen zurückkehrten und sie dafür bestrafen würden, dass sie den armen Opfern ein anständiges Begräbnis verschafft hatten, anstatt sie so zu belassen, wie sie sie vorgefunden hatten: aufgeknüpft, einfach auf dem Wegpflaster erschlagen liegen gelassen oder teilweise dermaßen zerstückelt und verstreut, dass es nicht wenigen der gutmütigen Bauern schlecht geworden war.
Doch das Mädchen war zufrieden. Noch nie hatte es sich so frei gefühlt und der Schluck kühlen Wassers aus der nahegelegenen Steinhütte erfrischte sie. Auch wenn ihr ehemals weißes Leinenkleid inzwischen einige Blutflecken von der Arbeit mit den vor dem Tod Verstümmelten abbekommen hatte, so fühlte sie sich hier mit den Helfern doch reiner als in den Tagen zuvor, die sie bei den dekadenten Jägerinnen verbracht hatte. Ein halbes Tagewerk noch und sie würden sich mit dem Gewissen, eine gute Tat vollbracht zu haben, wieder trennen. Die Bauern würden wieder hungrig und entkräftet in ihr Leben unter der Knute der Herrschenden zurückkriechen und sie selber...
Die Zukunft sah düster aus für eine entflohene Leibeigene ohne herrschaftlichen Schutz, aber sie bereute nichts. Ihre innere Stimme hatte ein solches Unrecht nicht zugelassen und nun musste das Schicksal entscheiden, wie es weitergehen sollte. Vielleicht begegnete sie ja sogar mit etwas Glück einem freundlichen Wandergesellen auf der Walz, fanden aneinander Gefallen, heirateten und gründeten eine kleine Familie...
„Hochverehrte Oberin, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht vollbracht habe, die von Euch benannte Aufrührerin lebendig Eurem weisen Richterspruch zuzuführen: sie fand ihr ruchloses Ende inmitten einer augenscheinlich höllischen Anhängerschaft.
Doch lasst mich der Reihe nach erzählen:
Ich beschritt Eurem Ratspruch gedenkend den Pfad in die Wildnis und kam alsbald an einer Abzweigung an, die mich aufmerken ließ. Der Wind trieb mir unheimliche Geräusche zu, es waren ein Scharren und Kratzen, Stöhnen und anderes Schauriges zu hören. Diesem unheimlichen Tönen folgend gelangte ich an eine etwas abgeschiedene Stelle, an der sich mir ein wahrhaft dämonisches Treiben darbot. Ein Dutzend und mehr Untote, Zombies und augenscheinlich auch skeletthafte Wiedergänger grub unter der Anleitung einer blutbefleckten Frauengestalt im Boden, versuchte offenbar noch mehr höllische Streiter dem unheiligen Grund zu entreißen. Sicherlich sollten die gerechterweise bestraften Bauern durch teuflische Magie als Zombies wiedererweckt werden.
Als sie meiner gewahr wurden, brach Chaos aus. Einige wankten mit ausgestreckten Armen auf mich zu, andere versteckten offenbar in Panik die verstorbenen Überreste, an denen sie noch hantiert hatten, im Erdreich und andere wiederum wandten sich an die Abtrünnige und erwarteten wohl ihre ruchlosen Anweisungen. Eigentlich hatte ich nur mit einem armen, verwirrten Mädchen gerechnet, das ich wieder den fürsorglichen und gerechten Armen seiner ehemaligen Gemeinschaft zuführen müsste. Dieses Ding aber reckte die Arme und hetzte seine dämonische Gefolgschaft auf mich. Wie aus der Hölle stiegen die Untoten aus der Erde und trachteten danach, mich zu Einem der Ihren zu machen. Ich erwehrte mich, so gut es ging und führte die Höllenbrut ihrer endgültigen Ruhe zu. Kaum hatte ich die ersten Widersacher erschlagen, holte die Blutjungfer aus einem Steinbau einen versteckten Bogen und versuchte, mich mit einem feigen Pfeilschuss zur Strecke zu bringen. Der Pfeil streifte mich sogar an der Wange, Ihr seht die Schramme hier. Die Wunde brannte höllisch, womöglich war sogar Gift im Spiel. Jedenfalls musste ich mich wehren, an eine einvernehmliche Rückführung war nicht mehr zu denken. So erschlug ich sie alle.
Danach untersuchte ich das Gebäude, rein aus Vorsicht versteht sich, damit mir kein höllisches Wesen in den Rücken falle. Ich entdeckte eine Bodenluke, unter der sich nur ein kleiner Kellerraum mit relativ wertlosem Tand befand. Den Zombie, der diese „Schätze“ bewachte, musste ich natürlich niederstrecken.“
„So habt Ihr unsere gerechte vorbeugende Bestrafung auf diesem Friedhof des Grauens und der angeschlossenen Krypta vollzogen, über den notwendigen Tod dieser Teufelin sollten wir nicht gram sein. Um Eure Wunde werde ich mich persönlich kümmern - eine Unverfrorenheit sondergleichen, Euch edlen Streiter mit teuflischer Magie anzugreifen! Die gefundenen Kostbarkeiten mögen Eure wohlverdiente Belohnung sein. Und unsere Führerin des bewaffneten Arms der Schwesternschaft, Kashya, soll Euch eine persönliche Begleitung zur Seite stellen. Eine junge Bogenschützin könnte sicher noch viel von Euch lernen und dabei helfen, die unangenehme Plackerei mit den Hinterlassenschaften der Dämonenbrut zu bewältigen.
Es ist aber nun klar, dass wir es mit etwas abgrundtief Bösem zu tun haben. Wie sehr vermisse ich den weisen Ratschlag eines alten Bekannten, des ehrwürdigen Deckard Cain. Er war als ehemaliger Inquisitor in allen Dingen, die solche Unannehmlichkeiten betreffen, wohlbeschlagen und wusste manch guten Kniff, die unbotmäßigen Angriffe schon im Vorhinein zu unterbinden. Wie ich hörte, wurde er zuletzt in Tristram gesehen. Ein Ort, über den schon früher wenig Gutes zu berichten gewesen ist…“
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