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Die Schwesternschaft des blinden Auges

TomGrenn

Kolumnenkönig 2010
Registriert
12 September 2006
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Die Spieler sind weiter gerannt, sie schnetzeln in D3 genauso gedankenlos und gierig wie in DII die Monster und Gegner. Kein Innehalten, der nächste Monstertod verspricht Beute und einen weiteren Schritt zum nächsten Level.
Der folgende Text spielt zu der Zeit, bevor Baal im Weltsteinturm eine Niederlage erlitt, bevor Mephisto in Travincal seinen Brüdern in die Hölle vorausging. Allerdings ist er so trostlos und pessimistisch, dass eine Fortsetzung unnötig erscheint.
Aber vielleicht regt er zur Selbstreflexion an…






Die Schwesternschaft des blinden Auges

Prolog

Der Schatten war vertrieben, Tristram vom schwärenden Unheil befreit. Und wie es der Lauf der Welt ist, folgte nach kurzer Atempause die nächste Bedrückung. Die Schwesternschaft oben am Jägerpass streckte ihre Hand über das Land aus und kontrollierte den Handel mit Aranoch, die Neubesetzung von Priesterstellen, die Steuereintreibungen für den König in Westmark und schließlich das Leben jedes einzelnen Bauers und Handwerkers in Khanduras. Als der Held Tristram verließ und den Siegesfeiern den Rücken kehrte, war der höllische Schrecken zwar gewichen, der Hunger, die Armut und die Krankheiten jedoch drückten die Bevölkerung unbarmherzig, so wie es auch die Jägerinnen vom Kloster taten. Bis eine Gruppe von Jägerinnen sich gegen die Oberin auflehnte und die Schwesternschaft zerbrach in die, welche die Unterdrückung nicht aufgeben wollten und die, welche das Leid des Volkes erbarmte.

„Ah, ein Paladin! Seid gegrüßt in unserer bescheidenen Hütte, wir können Euch leider keine Unterkunft bieten, wie es sich für einen edlen Streiter des Lichtes geziemt. Ich bin Akara, die Führerin der Schwesternschaft vom verborgenen Auge und heiße Euch willkommen. Uns ist großes Übel widerfahren. Wir wurden aus unserem angestammten Heim vertrieben und fristen nun in dieser Einöde unser karges Leben. Könnt Ihr als Streiter des Lichtes uns in unserem Kampf um unser rechtmäßiges Eigentum unterstützen? Euer starker Arm wäre eine willkommene Hilfe in diesen schweren Zeiten. Draußen vor unserem Lager haben sich Einige zusammengerottet und bedrängen uns, ihr Stöhnen und Heulen kann man manchmal bis hierher hören!“
„Seid ebenfalls gegrüßt, werte Oberin Akara! Meine Zepter und mein Schild werden Euch dienen und diesen Abschaum in die Schranken weisen; ich werde nicht zulassen, dass Euer Orden dermaßen in Bedrängnis gerät. Als Lohn erbitte ich mir nur die Habseligkeiten dieser Schurken an mich nehmen zu dürfen, allein um Euch Eure Gastfreundschaft angemessen vergelten zu können.“
„Das gewähre ich Euch gerne, uns geht es nur um unsere Sicherheit.“
„So lebt einstweilen wohl! Ich werde diese Wildnis säubern, auf dass Ihr Euch unbesorgt und in Sicherheit auf die Befreiung Eures Stammsitzes vorbereiten könnt.“

Die Höhle des Bösen


Die Kinder drängten sich in der Grotte zusammen und suchten Schutz vor dem unablässigen Regen draußen und der klammen Kälte drinnen. Im hinteren Bereich saßen ein paar ausgemergelte Männer beisammen und beratschlagten, wie sie die Herzen der Jägerinnen in dem Lager erweichen könnten, ihnen wenigsten für die Kinder etwas Nahrung zu überlassen. Die alte Frau, die zur Betreuung der Kinder abgestellt worden war, humpelte zwischen den Gruppen hin und her und hoffte, ein Hoffnungszeichen in den Gesichtern zu erhaschen. Doch außer Hunger und Verzweiflung gab es nichts zu entdecken.
Auch wenn ihr bewusst war, dass dort draußen noch mehr Waisen und Verhungernde umherirrten, wagte sie es nicht ihre Schützlinge zu verlassen, um jenen verlorenen Seelen den Weg zu dieser dürftigen Zuflucht zu weisen. Sie war einfach selber zu schwach und die Kinder in der Grotte brauchten ihren fadenscheinigen Trost.
Welcher Bedürftige auch immer jetzt noch im Freien unterwegs war, er war auf die Gnade und die Almosen der Reisenden angewiesen.


„Ich schwor, diese Wildnis von dem Übel zu befreien und bei den Engeln, ich tat mein Bestes. Kaum hatte ich Euer schützendes Lager verlassen, kamen mir grässliche Gestalten mit ausgestreckten Armen entgegen. Abgemagert, stinkend und mit stumpfen Augen krochen sie teilweise auf allen Vieren auf mich zu, andere wankten umher und schienen den Verstand verloren zu haben...“
„Eurer Beschreibung nach muss es sich um wahrlich höllische Wesen gehandelt haben. Untote wäre wohl der passende Ausdruck.“
„Nun, diese Untoten waren jedenfalls keine ernsthafte Bedrohung. Ein kräftiger Schlag mit meinem Zepter, und sie legten sich für immer zur ewigen Ruhe. Viel schlimmer empfand ich diese kleinen, flinken Dinger, die auf mich zueilten und dabei einen Ausdruck in den Augen hatten, also wirklich, da konnte einem angst und bange werden. Eine Gier, als wollten sie mir mein Hab und Gut und womöglich auch mein Leben entreißen. Kaum hatte ich das erste niedergestreckt, stoben sie auseinander. Vielleicht habe ich etwas überreagiert, schließlich waren die Kleinen unbewaffnet, aber so, wie die angerannt kamen... Anschließend versteckten sich manche, aber ich fand sie trotzdem. Sie werden harmlose Reisende zukünftig nicht mehr belästigen.“
„Da habt Ihr recht getan, diese Brut war schon länger ein Ärgernis für unsere Kontemplation.“
„Und wisst Ihr was? Ursprünglich wollte ich ja nur unter dieser Menge vor Eurem Lager aufräumen, doch dann bin ich noch ein wenig den Pfad entlanggelaufen.
Plötzlich vernahm ich aus einer Höhle unheimliche Geräusche. Der Schlund war mit wilden Kritzeleien beschmiert, schmutzige Arme reckten sich mir entgegen als ich bemerkt wurde und eine krumme, abscheuliche Gestalt beäugte mich aus dem Zwielicht heraus – wenn das nicht der Böse Blick war, dann weiß ich auch nicht weiter. Es erforderte einigen Mut, aber schließlich wagte ich mich hinein und räumte unter dieser Brut auf. Ihr glaubt gar nicht, was für Geräusche diese Dinger ausstießen, als ich mein Zepter unter ihnen schwang. Im hinteren Bereich hatten sich wieder solche – wie sagtet Ihr? – Untote zusammengerottet und wollten mich offensichtlich angreifen. Einer von ihnen war besonders stark, er schien der Anführer zu sein. Als er die kleinen Leiber am Eingang der Höhle in ihrem Blut liegen sah, stürzte er sich mit einem unmenschlichen Schrei auf mich. Doch meinem heiligen Eifer war auch er nicht gewachsen. Ich habe also ganz allein diese Meute erledigt und glaubt mir, es waren nicht wenige. Ihr könnt Euch selbst überzeugen, ihre Kadaver liegen alle noch dort, auch wenn Ihr nichts mehr von Wert bei ihnen finden werdet. Die armseligen Habseligkeiten musste ich konfiszieren.
Nimmt Eure Schmiedin auch Naturalien anstatt Münzen? Ich glaube, mein Schild wurde von einem Steinwurf angekratzt.“
„Ihr seid ein wahrer Held. Wahrscheinlich wollte diese dämonische Brut einen heimtückischen Angriff auf unsere friedliche Gemeinschaft vorbereiten. Ich bin mir sicher, ohne Eure selbstlose Tat wären wir alle in allergrößter Gefahr. Charsi wird Euch sicherlich gerne behilflich sein, doch solltet Ihr zukünftig auch ein paar Münzen parat haben, Gold wäre genehm. Ihr müsst wissen, auch wir haben gewisse Ausgaben um uns hier angemessen halten zu können. Dieser Warriv verlangt aber auch horrende Preise für die Weintrauben und Fasane...
Bevor Ihr Euch aber Eure wohlverdiente Ruhe gönnt, möchte ich noch eine kleine Bitte an Euch herantragen. Es ist mir fast peinlich zu sagen, aber es gibt da einen gewissen Störfaktor unserer hehren Schwesternschaft. Wenn Ihr dem Pfad noch weiter gefolgt wärt, so hättet Ihr einer Abtrünnigen unseres Ordens begegnen können. Eigentlich war sie bei uns nur so etwas wie eine Waschfrau, jedoch hat sie sich eigenmächtig aus ihrem Dienstverhältnis gelöst und versucht nun, unsere Bemühungen um ein ordentlich geführtes Land und die Aufrechterhaltung der wahren Moral zu untergraben.
Wir hatten nämlich einmal, müsst Ihr wissen, eine Art Strafexpedition unternommen. Besser gesagt, unternehmen müssen, die Umstände ließen quasi nichts Anderes zu. Nichts Großes, nur ein gutes Dutzend aufsässige Bauern zur Abschreckung aufknüpfen. Es waren harte Zeiten und ein Exempel war unumgänglich um die öffentlich Ordnung aufrecht zu erhalten. Dieses Weib schien jedenfalls mit unserer Auslegung der Gesetze nicht einverstanden. Als sie gestern unseren Tross unerlaubterweise verließ, faselte sie irgendetwas davon, dass jeder Mensch ein Recht auf ein anständiges Begräbnis hätte und sie diese armen Kreaturen nicht den Krähen überlassen könne. Das müsst Ihr Euch einmal vorstellen! Eine Dienstmagd wagt es, den Richterspruch der Oberin der Schwesternschaft in Frage zu stellen! Unglaublich!
Unsere Bitte ist daher, dass Ihr dieses Weibsstück uns zurückbringt, damit sie nicht noch mehr Aufruhr verursachen kann. Ich wende mich an Euch, da das Vorgehen von aufrichtigen Jägerinnen gegen eine Ehemalige unseres Ordens, und sei es auch nur eine niedere Waschfrau, gewisse Spannungen verursachen könnte. Schleift sie einfach an ihren Haaren wieder zu uns, eine gerechte Strafe werden wir uns dann schon einfallen lassen.“

Blutrabe


Das Mädchen wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit Hilfe einiger armer Bauern aus der Umgebung hatte sie es geschafft, wenigstens die Hälfte der Opfer des Massakers in ein mehr oder weniger würdiges Grab zu bringen. Anstatt Grabsteine hatten sie kleine Haufen aus herumliegenden Steinen auf jede Grabstätte geschichtet. Hätten sich die Leichen im Feld der Steine befunden, hätte die kleine Schar wohl keine Gräber ausgehoben, sondern die Leichen einfach zur Gänze mit Steinen zugedeckt.
Die Helfer blickten sich immer wieder furchtsam um. Sie fürchteten sich davor, dass die Jägerinnen zurückkehrten und sie dafür bestrafen würden, dass sie den armen Opfern ein anständiges Begräbnis verschafft hatten, anstatt sie so zu belassen, wie sie sie vorgefunden hatten: aufgeknüpft, einfach auf dem Wegpflaster erschlagen liegen gelassen oder teilweise dermaßen zerstückelt und verstreut, dass es nicht wenigen der gutmütigen Bauern schlecht geworden war.
Doch das Mädchen war zufrieden. Noch nie hatte es sich so frei gefühlt und der Schluck kühlen Wassers aus der nahegelegenen Steinhütte erfrischte sie. Auch wenn ihr ehemals weißes Leinenkleid inzwischen einige Blutflecken von der Arbeit mit den vor dem Tod Verstümmelten abbekommen hatte, so fühlte sie sich hier mit den Helfern doch reiner als in den Tagen zuvor, die sie bei den dekadenten Jägerinnen verbracht hatte. Ein halbes Tagewerk noch und sie würden sich mit dem Gewissen, eine gute Tat vollbracht zu haben, wieder trennen. Die Bauern würden wieder hungrig und entkräftet in ihr Leben unter der Knute der Herrschenden zurückkriechen und sie selber...
Die Zukunft sah düster aus für eine entflohene Leibeigene ohne herrschaftlichen Schutz, aber sie bereute nichts. Ihre innere Stimme hatte ein solches Unrecht nicht zugelassen und nun musste das Schicksal entscheiden, wie es weitergehen sollte. Vielleicht begegnete sie ja sogar mit etwas Glück einem freundlichen Wandergesellen auf der Walz, fanden aneinander Gefallen, heirateten und gründeten eine kleine Familie...


„Hochverehrte Oberin, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht vollbracht habe, die von Euch benannte Aufrührerin lebendig Eurem weisen Richterspruch zuzuführen: sie fand ihr ruchloses Ende inmitten einer augenscheinlich höllischen Anhängerschaft.
Doch lasst mich der Reihe nach erzählen:
Ich beschritt Eurem Ratspruch gedenkend den Pfad in die Wildnis und kam alsbald an einer Abzweigung an, die mich aufmerken ließ. Der Wind trieb mir unheimliche Geräusche zu, es waren ein Scharren und Kratzen, Stöhnen und anderes Schauriges zu hören. Diesem unheimlichen Tönen folgend gelangte ich an eine etwas abgeschiedene Stelle, an der sich mir ein wahrhaft dämonisches Treiben darbot. Ein Dutzend und mehr Untote, Zombies und augenscheinlich auch skeletthafte Wiedergänger grub unter der Anleitung einer blutbefleckten Frauengestalt im Boden, versuchte offenbar noch mehr höllische Streiter dem unheiligen Grund zu entreißen. Sicherlich sollten die gerechterweise bestraften Bauern durch teuflische Magie als Zombies wiedererweckt werden.
Als sie meiner gewahr wurden, brach Chaos aus. Einige wankten mit ausgestreckten Armen auf mich zu, andere versteckten offenbar in Panik die verstorbenen Überreste, an denen sie noch hantiert hatten, im Erdreich und andere wiederum wandten sich an die Abtrünnige und erwarteten wohl ihre ruchlosen Anweisungen. Eigentlich hatte ich nur mit einem armen, verwirrten Mädchen gerechnet, das ich wieder den fürsorglichen und gerechten Armen seiner ehemaligen Gemeinschaft zuführen müsste. Dieses Ding aber reckte die Arme und hetzte seine dämonische Gefolgschaft auf mich. Wie aus der Hölle stiegen die Untoten aus der Erde und trachteten danach, mich zu Einem der Ihren zu machen. Ich erwehrte mich, so gut es ging und führte die Höllenbrut ihrer endgültigen Ruhe zu. Kaum hatte ich die ersten Widersacher erschlagen, holte die Blutjungfer aus einem Steinbau einen versteckten Bogen und versuchte, mich mit einem feigen Pfeilschuss zur Strecke zu bringen. Der Pfeil streifte mich sogar an der Wange, Ihr seht die Schramme hier. Die Wunde brannte höllisch, womöglich war sogar Gift im Spiel. Jedenfalls musste ich mich wehren, an eine einvernehmliche Rückführung war nicht mehr zu denken. So erschlug ich sie alle.
Danach untersuchte ich das Gebäude, rein aus Vorsicht versteht sich, damit mir kein höllisches Wesen in den Rücken falle. Ich entdeckte eine Bodenluke, unter der sich nur ein kleiner Kellerraum mit relativ wertlosem Tand befand. Den Zombie, der diese „Schätze“ bewachte, musste ich natürlich niederstrecken.“
„So habt Ihr unsere gerechte vorbeugende Bestrafung auf diesem Friedhof des Grauens und der angeschlossenen Krypta vollzogen, über den notwendigen Tod dieser Teufelin sollten wir nicht gram sein. Um Eure Wunde werde ich mich persönlich kümmern - eine Unverfrorenheit sondergleichen, Euch edlen Streiter mit teuflischer Magie anzugreifen! Die gefundenen Kostbarkeiten mögen Eure wohlverdiente Belohnung sein. Und unsere Führerin des bewaffneten Arms der Schwesternschaft, Kashya, soll Euch eine persönliche Begleitung zur Seite stellen. Eine junge Bogenschützin könnte sicher noch viel von Euch lernen und dabei helfen, die unangenehme Plackerei mit den Hinterlassenschaften der Dämonenbrut zu bewältigen.
Es ist aber nun klar, dass wir es mit etwas abgrundtief Bösem zu tun haben. Wie sehr vermisse ich den weisen Ratschlag eines alten Bekannten, des ehrwürdigen Deckard Cain. Er war als ehemaliger Inquisitor in allen Dingen, die solche Unannehmlichkeiten betreffen, wohlbeschlagen und wusste manch guten Kniff, die unbotmäßigen Angriffe schon im Vorhinein zu unterbinden. Wie ich hörte, wurde er zuletzt in Tristram gesehen. Ein Ort, über den schon früher wenig Gutes zu berichten gewesen ist…“
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessante Sichtweise - bitte mehr davon!
 
Ja, ich muss sagen, Engel hat einfach immer Recht :D

Ich finde es ist schon eine Kunst was du machst. Du zeigst zwei Sichtweisen und beide sind in sich logisch. So kann man sich auch mal in die andere Seite hineinversetzen :D Das die Gefallenen Kinder sind und die Zombies ausgemergelte Menschen... herrlich ^^ Ganz besonders gut hat mir das weiße Kleid gefallen, dass mit Blut beschmiert ist :D Nur wie du die Skelette erklärst, weiß ich noch nicht so recht.
Und wie wird das mit Andariel und in Akt 2 mit den Katzen?


//ieh, ein pick up :ugly:
 
[...] Der [...] Text [...] ist [...] so trostlos und pessimistisch, dass eine Fortsetzung unnötig erscheint. […]
Da scheine ich eine falsche Annahme getroffen zu haben. Die Grundidee hatte ich zwar bis Andariel fortgesponnen, beim Schreiben jedoch gemerkt, dass diese pessimistische Sichtweise keine komplette Story tragen kann.

Aber bei solchen Kritiken aus berufenen Schreiber-Händen...
... werde ich versuchen, zumindest die Cain Quest abzuschließen.
Dies ist keine Terminankündigung!
 
Wann gehts denn weiter? Ich wollte mehr lesen über die verschrobenen Sichtweisen der Schwestern des blinden Auges :D
 
Interessante Perspektive :top:

So eine kleine Fortsetzung wäre tatsächlich nicht schlecht :)
 
Ein bisschen was hab ich, richtig lang ist's nicht - ich stell's dennoch mal hier rein. Da ich gemerkt habe, dass bis zur Befreiung Cains der Text fast zu groß wird (und vor allem Euch zu lange warten lässt) kommt's trotzdem.

Ob noch ein Inhaltsverzeichnis im Startpost platziert wird, weiß ich noch nicht. So sehr die Perspektive reizt, ich denke immer noch, dass sie nicht über die volle DII Story (hihi, der war gut) trägt.
 
„Ist dieser Deckard Cain denn eine so wichtige Persönlichkeit? Ihr sagtet, er sei Inquisitor – er dient also der gerechten Sache und hat sich dadurch womöglich so manche Feindschaft zugezogen. Wenn ihm aber nur durch meine Hilfe aus Unannehmlichkeiten geholfen wäre, würde ich mich glücklich schätzen, Euch meine Hilfe anbieten zu können. Natürlich nicht nur des Ruhmes und der Ehre wegen, nein, allein die gute Sache wäre mir Ansporn genug.“
„Oh, er ist sehr wohl über die Grenzen unseres Herrschaftsbereiches berüchtigt, ich will sagen gerühmt und bekannt. Wenn Ihr uns Deckard Cain zuführen solltet, so wären wir Euch sehr dankbar – ich fürchte, dass die derzeit angespannte Lage es uns nicht erlaubt, selber Jägerinnen auszusenden. Wir benötigen - wie Ihr gemerkt habt - jeden Arm zur Verteidigung unserer Güter. Und unseres Lebens, versteht sich.“
„Dann mache ich mich nun nur durch Zakarums Segen geschützt alleine in die Wildnis auf, jenen gerechten Mann in Eure sichere Obhut zu geleiten. Sollte ich in der Gefahr umkommen, so sagt Eurer Chronistin, dass es Goz Udin war, der Euch ganz alleine vor der Höllenmeute vor Eurem Lager rettete.“
„Wir werden Euren Namen preisen, sobald Ihr von Eurer Suche erfolgreich und wohlbehalten zurückgekehrt seid!“

Baumkopf

Am Fuße des alten Baumes saßen die Holzfäller und kauten auf ihren harten Brotkanten herum, die sie als Vesper mitgenommen hatten. Sie hatten sich hier verabredet, da dieser hochgewachsene, hässliche, abgestorbene Baum als markante Landmarke inmitten all der niedrig gewachsenen Laubbäume bekannt war. Auch wenn die Natur hier nahe der Baumgrenze die Bäume nur mit einigem Abstand zueinander wachsen ließ, so wurde die Gegend doch Dunkelwald genannt, da sie meistens im Schatten eines Berghanges lag, der dem Gebirgspass, auf dem das Kloster der Schwestern lag, vorgelagert war. Man munkelte zwar, dass in dieser Gegend eine Gruppe Jägerinnen bei einer Jagd die Zeit vergessen hätte und deshalb abends in der Dämmerung bei schlechter Sicht zwei Bauernkinder, die beim Reisig Sammeln gewesen waren, irrtümlicherweise erschossen hätte. Aber wer eine Verbindung zwischen der Benennung Dunkelwald und den damaligen Ereignissen zog, für den sah es recht bald recht finster aus. Zumal die Jägerinnen für ihre scharfen Augen berühmt waren und so etwas vielleicht in einem unübersichtlichen, dichten Tannenwald denkbar war aber doch nicht hier, wo es quasi mehr Lichtungen als Bäume gab.
Richtig ergiebig war das Holzschlagen in diesem Baumstück also nicht. Dennoch waren die Männer hierhergekommen und hatten sogar ihre Kinder mitgebracht mitsamt zwei, drei Großmütter, die im heimischen Haushalt keine große Hilfe, für das Kinderhüten aber gerade recht waren. Die Kinder spielten Haschmich und Verstecken unter den Bäumen und ab und zu grüßte eine abtrünnige Jägerin die fröhliche Schar.
Das Kloster wurde nur von einem Teil der aufrührerischen Schwestern gegen die ehemalige, dekadente Führungsriege besetzt und verteidigt. Es gab auch Einige, die in kleinen Gruppen durch das Land streiften und das Unrecht und die Bedrohung, die von dem Lager im Blutmoor (wie es inzwischen genannt wurde) ausgingen, wo immer sie sie auch antrafen, bekämpften. So eine Gruppe hatte derzeit im Dunkelwald ihr Lager aufgeschlagen. Sie beratschlagten ihre nächsten Schritte und hielten sich ansonsten von den Holzfällern und ihren Angehörigen fern - ihnen war nur allzu bewusst, wie sehr die Bevölkerung unter der alten Herrschaft hatte leiden müssen.


„Seid gegrüßt, Goz Udin! Ihr seid einige Zeit unterwegs gewesen, es ist schon recht spät am Tag. Und wie ich sehe, ist Deckard Cain nicht mit Euch. Habt Ihr etwa schon aufgegeben oder wart Ihr etwa noch gar nicht in Tristram?“
„Werte Oberin Akara, meine Suche dauert noch an. Erst will ich noch kurz berichten, was mir auf meiner selbstlosen Suche widerfahren ist: ich folgte weiter dem Pfad und stieß dabei auf eine scheinbar verlassene Hütte. Als ich eintrat und niemanden bemerkte, durchsuchte ich in guter Absicht das Inventar in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden - womöglich war den ehemaligen Bewohnern etwas zugestoßen. Wie ich so eine Truhe öffne, steht plötzlich eine spindeldürre, ausgemergelte Gestalt vor mir. Die Augen und Wangen waren derart eingefallen, ich dachte zuerst, ich werde von einem Wiedergänger angefallen. Ich habe das Ding vor lauter Schreck niedergestreckt. Über die wahre Natur dieses, dieses… Skeletts bin ich mir immer noch nicht im Klaren. Mag es der halb verhungerte Hausherr gewesen sein, mag es ein verzweifelter Dieb oder gar tatsächlich ein aus der Hölle Zurückgekehrter gewesen sein - was ich durchaus für wahrscheinlich halte -, jetzt ist es tot. Falls etwaige Angehörige sich wegen einem Begräbnis melden sollten, so wäre ich unter Umständen bereit, mich an den Unkosten zu beteiligen. Wenn ich die nur zum Schutz vor unbefugtem Diebstahl sichergestellten Habseligkeiten veräußere, würde ich von dem Erlös wohl drei, nein, zwei Münzen für eine Totenfeier spenden.“
„Ihr seid recht großzügig. Ich bin mir jedoch sicher, dass niemand so dreist wäre, einen edlen Streiter des Lichts wegen so einer Lappalie anzugehen. Um noch einmal die Sprache auf Deckard Cain zu bringen – Alisa, unsere Euch anvertraute Jägerin, kann Euch gerne den Weg…“
„Als Paladin von Zakarum, als geborener Anführer, ziemt es sich nicht, von einer Untergebenen wie ein kleines Kind durch das Land geführt zu werden. Ich werde dieses ominöse Tristram schon finden. Hört erst einmal meine Schilderung der weiteren Erlebnisse an, dann werdet Ihr schnell erkennen, welche Beschwernisse hinter mir liegen und welche Erfolge ich inzwischen errungen habe.
Auf meinem weiteren Weg gelangte ich in eine felsige, unwirtliche Gegend. Alsbald verlor sich der Pfad zwischen dem Geröll und den Steinen und zudem setzte ein Unwetter ein. Ich suchte Unterschlupf an einer überhängenden Felswand und bemerkte dabei einen schmalen Spalt, der mir Schutz vor der Nässe bot. Allerdings war ich wohl nicht der einzige, der hier Zuflucht suchte: im hinteren Bereich des sich weitenden Spaltes hatte sich eine gräuliche Menge zusammengerottet. Vielleicht waren sie von meiner ehrfurchtsgebietenden Gestalt erschreckt, vielleicht empfanden sie den fürsorglich zur Verteidigung gespannten Bogen meiner Begleiterin als Bedrohung -“
„Sie heißt Alisa.“
„- wie auch immer, jedenfalls kam es zum Kampf. Missgestaltete, krankhaft Verwachsene, diese kleinen, wuseligen Dinger, Untote oder Zombies, wie Ihr sie genannt hattet, eine fast unzählbare Menge scheußlicher Kreaturen drängte sich uns entgegen. Ich und die Jägerin hielten jedoch dem Ansturm stand und schlugen sie zurück. Schlussendlich haben wir sie alle dort unter dem Felsen zur allerletzten Ruhe gelegt. Allerdings muss ich anmerken, dass ich den Großteil dieser dämonischen Horde besiegte. Dadurch war der Weg frei und wir konnten einen Pfad, der unter einem umgestürzten großen Felsblock hindurchführte, ausmachen. Wir durchstiegen diesen quasi unterirdischen Durchgang und kamen auf der anderen Seite auf einer auf den ersten Blick idyllisch anmutenden, mit vereinzelten Bäumen bewachsenen Ebene an.
Dort sollte aber die größte Herausforderung auf uns noch warten:
Zuerst schritten wir friedlich und nichts Böses ahnend durch diesen Hain. Nach einer Weile kamen wir nicht umhin zu bemerken, dass sich hinter einzelnen Bäumen wieder diese kleinen teuflischen Dinger versteckten. Noch hatten sie uns nicht angegriffen, doch war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Feigheit überwinden und uns aus ihrem heimtückischen Hinterhalt heraus angreifen würden. In diesem Augenblick höchster Anspannung erreichten wir so etwas wie eine Lichtung, in dessen Mitte ein wundersamer Baum seine Zweige gen Himmel reckte. Der Baum überragte alles in seiner Umgebung und widerstand wie durch Zauber dem Wandel der Zeit; erkennbar an seiner bleichen, blattlosen Gestalt.“
„Ihr müsst den Inifuss-Baum meinen, er ist weithin bekannt.“
„Dieser heilige, wie sagt Ihr, Inifuss-Baum wurde von einer Schar riesenhafter, behaarter Schrate umlagert, wie um ein unheiliges, dunkles Ritual zur Verderbung dieser natürlichen Schönheit durchzuführen. Als der Erste uns bemerkte, stand er auf und kam uns mit erhobenen Händen entgegen. Riesige Pranken an fast baumstarken Armen - ich kann es der Jägerin nicht verdenken, dass sie ihn mit einem wohlgezielten Schuss begrüßte. Auch wenn der erste Streich natürlich mir gebührt. Jedenfalls brach darauf die Hölle los. Es herrschte ein Gebrüll und ein Durcheinander, mein Zepter fand ein ums andere Mal sein Ziel, zum Glück konnten wir diese Waldbewohner niederkämpfen, bevor sie zu ihren fürchterlichen Schlachtäxten griffen. Auch die Kleinen und ihre buckligen Beschützer mussten allesamt daran glauben; wir ließen ihre blutigen Leiber zur Mahnung für alle uns Böses Wollende auf dem Schlachtfeld liegen.
Zum Beweis, dass diese Baumschänder etwas Unheilvolles planten, habe ich ein Stück der Rinde mitgebracht: Ihr seht hier etwas geschrieben, das haben diese Schrate hineingeritzt. Ich kann es leider nicht entziffern, aber es muss etwas Schlimmes sein, da bin ich mir ganz sicher.“
„Jaja, ich könnte das für Euch entziffern, während Ihr Euch endlich Eurer wahren Aufgabe gewahr werdet und nach Tristram geht.“
„Dann hört so lange noch, was danach geschah: nachdem ich die Leichen untersucht hatte, gingen wir weiter durch diesen Wald und stießen zu guter Letzt auf eine Patrouille von Jägerinnen. Ich verspürte eigentlich kein Bedürfnis, diese Frauen zu behelligen, schließlich war ich mit den bisherigen Gefahren spielend allein zurecht gekommen. Sie waren uns allerdings nicht wohl gesonnen, sondern griffen unvermittelt an!“
„Das müssen Abtrünnige gewesen sein, Jägerinnen, die den hehren Idealen unseres Ordens abgeschworen haben und nun Aufruhr verbreitend durch die Lande vagabundieren. Ich hatte Euch ja schon von unserem Unglück berichtet. Diese Verräterinnen sind schuld an unserer Misere, die Engel mögen sie verdammen! Sicherlich haben sie Alisa erkannt und Euch deswegen angegriffen! Diese weiblichen Dämonen sind von Grund auf verdorben, schamlos, ehrlos, bösartig, man kann gar nicht in Worte fassen, wie, wie - wie böse diese Teufelshuren sind. Sie mögen einstmals Mitglieder unseres ehrwürdigen Ordens gewesen sein, aber ich kann nur wünschen, dass Ihr so viele wie möglich in die Hölle geschickt habt!“
„Das habe ich. Wenn auch die Waldschrate große und kräftige Gegner gewesen waren, so waren diese verdorbenen Jägerinnen ernstzunehmende Gegnerinnen. Bewaffnet und ausgebildet, zum Glück jedoch nicht auf einen gewappneten Paladin vorbereitet, wie ich es einer bin. Eure Kampfausbildung umfasst wohl nicht die Abwehr eines Schildschlages? Drei Gegnerinnen konnte ich alleine überwältigen, eine war während des Kampfes von Eurer mir zugeteilten Jägerin kampfunfähig geschossen worden. Die Letzte kämpfte bis zum Schluss, ihren Mut mag ich anerkennen. Doch als sie ihre Unterlegenheit endlich erkannte und aufgeben wollte, traf sie der strafende Pfeil von, wie heißt sie noch mal, von meiner Begleiterin. Ich beendete noch das Leiden der Anderen und machte mich dann wieder auf den Weg zurück zu Euch, da es anfing zu dämmern.“
 
Auch sehr gut :)

Am besten fand ich, dass die Ebene, in der der Pala das Gemetzel angerichtet hat (Höhle des Bösen) deswegen jetzt Blutmoor genannt wird :D

Ich finde es sehr originell und genial wie du alles aus der umgekehrten Sicht heraus schreiben kannst und die Sachverhalte dementsprechend änderst. Dadurch wird der Blick des Lesers ein ganz anderer. Total cool :top:
 
Zum Glück hat keiner gedrängelt.
Und zum Glück hat dieser andere Schreiberling ;-) seit Ende Oktober nichts mehr neues gebracht - da kann man viel leichter die Aufmerksamkeit der Leserschaft erringen.

Nein, der "arme" Cain ist immer noch nicht befreit.

Viel Spaß!


edit: wohoo, picpup!
 
Rakanischu

Überall lagen nur Steine. Zwischen der Kalten Ebene und dem westlichen Ausläufer des Gebirges, das die gemäßigten Laubwälder Khanduras von der Wüste Aranochs trennte, kämpfte die Vegetation sich ihren Weg nur mühsam durch eine vor langer Zeit niedergegangene Moräne. Kein Baum, nur Felsblöcke und Geröll, dazwischen ein paar grüne Halme, die vorwitzig grüne Flecken zwischen den Steinen bildeten.
An Landwirtschaft war nicht zu denken, auch wenn die Ordensschwestern die Bauern angewiesen hatten diese Gegend zu kultivieren, um noch mehr Abgaben erpressen zu können. Dass der Untergrund frühestens in zwei-, dreihundert Jahren eine ausreichende Humusschicht bieten würde, dass das Regenwasser nur abfloss und nicht im Boden gespeichert werden konnte und dass dieses Feld der Steine zwei Stunden strammen Fußmarsches von den bäuerlichen Gehöften entfernt lag, war den Jägerinnen egal. Die Bauern hatten zusätzliche Flächen zugestanden bekommen und somit hatten sie gefälligst ihre Ernteabgaben im gleichen Maße anzupassen.
Also hatten die Bauern sich notgedrungen zusammengeschlossen und schickten eine Gruppe von kräftigen Männern los, welche die größten Brocken beiseite räumen sollten. Begleitet wurden sie von einer Schar Kinder, welche die mühselige Arbeit übertragen bekam, all die kleineren Steine zusammenzuklauben. Dadurch konnte man – so die Hoffnung der Geknechteten – doch noch ein karges Feld dem steinigen Boden abringen und gleichzeitig Material für die Trennwälle unten in der Ebene gewinnen. Da die Arbeit gewiss nicht an einem Tag vollbracht war, mussten die Steineräumer ihr Nachtlager zwischen den größten Felsbrocken einrichten. An ein schützendes Dach über dem Kopf oder den Komfort eines ordentlichen Herdes, Bettes oder gar eines Waschzubers war dabei nicht zu denken.
Aber immerhin heiterte das fröhliche Gewusel der Kinder die schwer arbeitenden Männer auf, wenn sie sich um die Mittagszeit im Schatten einiger besonders großer Felsblöcken ihr kärgliches Vesper gönnten. Zwei oder drei noch jung verliebte Burschen versuchten auch, ihre Namenszeichen in die Steine zu ritzen, bevor sie von den älteren und besonneneren dazu aufgefordert wurden, sich ihre Kräfte für die Arbeit aufzusparen.
Die Kinder allerdings wurden trotz der harten Arbeit nicht müde, Fange und andere Kinderspiele zwischen den übermannsgroßen Findlingen zu spielen. Ganz besonders fiel der kleingewachsene Nishu auf, der nicht ruhen wollte und wie der Blitz umherrannte. Er konnte seine Spielkameraden immer wieder ermuntern und von ihrer Ruhepause ablenken, so dass die Erwachsenen vor Verwunderung ob seiner Ausdauer die Köpfe schüttelten und sich gegenseitig versicherten, dass die Steinesammelei wohl die Kinder nicht überanstrenge.


„Werte Oberin Akara, langsam beginne ich, Eure Sorge um die Verwahrlosung des Landes und seiner Bewohner zu teilen. Ihr habt Euch sicherlich Mühe gegeben, diese Wilden zu zivilisieren und zu einer anständigen, Zakarum gefälligen Lebensweise zu erziehen. Aber was ich da draußen in dieser Wildnis erleben muss, lässt mich an einem Erfolg eurer ehrenwerten Bemühungen, ja gar an der schieren Aussicht auf einen Erfolg zweifeln.
Wie ich schon darlegte, führte mich meine gestriger Weg durch eine recht steinige Gegend, bevor ich diesen Durchgang und den wundersamen Baum erreichte. Ihr hattet ja angedeutet, dass der Weg nach Tristram von diesem Geröllfeld aus leichter zu finden sei, und so machte ich mich heute noch einmal auf den Weg gen Tristram, in dem Ihr den hochverehrten und weithin geschätzten Deckard Cain vermutet.
Wie ich mir so meinen Weg bahne und der ein oder anderen Knochengestalt oder einem Siechenträger die selige Ruhe des Grabes verschaffe, stoße ich bei einigen größeren Felsbrocken auf eine Gruppe Lumpenpack: ungepflegte, stinkende Burschen und eine ganze Schar von Rotzbengeln. Und wenn ich sage, dass die älteren stanken, dann meine ich, dass man ihren Stallgeruch zehn Meter gegen den Wind roch! Das waren eher Ziegenböcke als Menschen!
Kaum trat ich in ihr Sichtfeld, rannte mich so ein Rotzlöffel auch schon fast um, ohne jeglichen Respekt wie es sich einem heiligen Mann gegenüber gebührt. Ich habe ihn reflexartig erst einmal von mir gestoßen. Er muss dabei wohl mit dem Hinterkopf aufgeschlagen sein, jedenfalls kamen schließlich alle angelaufen und glotzten mich so komisch an. Kein ehrerbietiger Gruß, keine Demut, nichts! Dabei hatte jeder sehen können, dass der Gefallene selber schuld war, im Grunde genommen hätte er sich bei mir entschuldigen müssen. Jedenfalls schaue ich auf den kleinen Schädel wie er so blutend neben dem Stein liegt, schaue die Ziegenmänner an und schaue auch ganz beiläufig auf mein ruhmreiches Zepter, an dem noch ein kleines bisschen von dem zuletzt Erschlagenen klebt. Dies hat wohl nicht als Warnung gereicht, denn als nächstes war schon eine wilde Keilerei im Gange. Ich vermag gar nicht genau zu sagen, von wem der erste Schlag ausging, ich weiß nur, dass ich den letzten austeilte. Zuerst waren die Größeren dran, sie gingen mit Stangen auf mich los, während die Kleinen wie wild durcheinander rannten. Zum Glück waren sie – wenn auch recht kräftig – so doch nicht kampferprobt, teilweise behinderten sie sich gegenseitig. Erst recht, als meine Begleiterin die ersten Winzlinge mit ihren Pfeilschüssen von den Beinen holte. Da fällt mir noch ein, dass einer dieser Kleinen, der von den anderen mit Nishu gerufen wurde, wirklich erstaunlich flink war. Er rannte wie der Blitz und wich geistesgegenwärtig fast allen Angriffen aus. Zu seinem Pech nutzte dieser Racker Nishu seine Schnelligkeit nicht zur Flucht – als er wieder einmal um einen Hinkelstein herum aus dem Schussfeld meiner Jägerin fliehen wollte, kam er mir gerade recht: er lief geradewegs in mich hinein, fiel zu Boden und fing an zu wimmern. Da bis auf ein, zwei Gegner zu diesem Zeitpunkt niemand mehr auf zwei Beinen lief, schlug ich ihm vorsorglich beide Kniescheiben kaputt. Dann widmete ich mich in aller Ruhe den Verbliebenen, erbarmte mich den Kampf- und Laufunfähigen und kehrte zu ihm zurück. Er war inzwischen fast schon blau angelaufen vor lauter Schmerz und ich… Ah, genug davon, nicht dass noch der Anschein entsteht, ich hätte Spaß am Leiden dieser Kreaturen.
Bei der anschließenden Untersuchung der Kadaver fielen mir mystische Zeichen auf den Menhiren auf – könnten sie der lange gesuchte Hinweis auf den Weg nach Tristram sein? Ehrlich gesagt fällt mir das Lesen solcher Runen schwer, ich verliere schnell die Geduld bei der Entschlüsselung. Womöglich lassen sie sich ja auch mit Hilfe der Schriftzeichen von dem heiligen Baum deuten.“
„Ihr wart noch gar nicht in Tristram? Ich hatte Euch den Weg doch beschrieben –“
„Als Ihr irgendetwas von ein, zwei Wegkreuzungen und Wegweisern oder so erzählt habt, war ich wohl abgelenkt. Ihr seid eine weise Frau, die sich mit Magie und Zauberei bestens auskennt – auf diese Weise lässt sich die Wegsuche sicher einfacher und bequemer gestalten als mühevoll irgendwelche Schilder am Wegesrand zu entziffern.“
„Ohne das Geschreibsel auf den Steinen zu kennen? Ach… geht am Besten noch einmal zu den „geweihten Steinen“, haltet die „heilige Rindenschriftrolle“ in der Linken und berührt jeden zweiten Stein. Anschließend streicht ihr über die restlichen Steine –“
„In welcher Weise?“
„ – äh, von, hm, von oben nach unten, diesmal mit der Schriftrolle, jeweils zweimal, so dass sich die Rolle beim letzten Stein aufgelöst hat. Ihr braucht sie nicht wieder zu mir bringen. Sprecht dabei dreimal laut „sum magnus baceolus“ aus, genau. Und wenn Ihr dieses Ritual vollzogen habt, dann müsst ihr geradewegs in süd-westlicher Richtung marschieren; Ihr werdet dann nach etwa einer Stunde Fußmarsch Tristram erreichen.“
„Ich wusste doch, dass diese uralten Steine und der Inifuss-Baum mit meinem Schicksal durch die Vorhersehung miteinander verknüpft sind!“
 
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"vor Schmerz blau angelaufen" :lol:

Geil, ich hoffe es kommt schnell ein neues Kapitel :D

Bin mal gespannt was du aus der Gräfin machst. Vielleicht ist das die abtrünnige Schwester von Akara oder so :D
 
Deckard Cain

Die Dachstühle der Schmiede und des Gasthofs Zur aufgehenden Sonne loderten hell in der Feuersbrunst, heiße Flammen bleckten und fauchten aus den ehemals heimeligen Behausungen. An anderen Stellen war das Feuer schon fast vorüber, verkohlte Balken knisterten am Boden liegend vor Hitze. Aber die meisten Bewohner waren mit dem Leben davongekommen. Die meisten.
Peppin der Heiler lag bis zur Unendlichkeit verbrannt in seinem Heim, der ewig betrunkene Farnham war von der Feuerwoge überrascht worden, als er wie üblich seinen Rausch ausschlief, und der Wirt Ogden hatte beim Versuch, alle seine Gäste in Sicherheit zu bringen, sein Leben gelassen.
Griswold, der ansonsten so raubeinige Schmied des Dorfes, organisierte mit Tränen in den Augen die Lösch- und Rettungsarbeiten, während zwei Großmütter die wenigen Kinder des Dorfes aus der Gefahrenzone brachten.
Der Schuldige saß in einem Käfig mitten auf dem Dorfplatz neben dem Brunnen, der knapp an der Grenze seiner Kapazität war, da mehr Wasser zum Löschen entnommen wurde, als die wenig ergiebige Quelle nachfördern konnte. Der eiserne Käfig war auf sein eigenes Betreiben angeschafft und aufgestellt worden; wochenlang hatte er darin „in höherem Auftrag Ketzer und Häretiker“ eingesperrt und manchmal auch gequält. Als das Feuer entdeckt worden war, hatten die aufgebrachten Dorfbewohner den von Verdammnis schwadronierenden Brandstifter geschnappt und in den Käfig gesperrt. Nicht einmal als Bestrafung, sondern zur Vorsorge, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Häuser brannten und die Fackel in seiner Hand beredtes Zeugnis davon ablegte, dass er nicht ruhen würde, bis ganz Tristram ein Raub der Flammen würde – was sich inzwischen bedauerlicherweise dennoch zu erfüllen schien.
Nun saß also Deckard Cain im eigenen Käfig, höhnte über die vergeblichen Versuche, die Feuersbrunst zu zähmen, schmähte die Verzweifelten und faselte von einer okkulten Bedrohung, die nur er erkennen könne und deren Ursprung in der Verderbtheit und heidnischen Unbekümmertheit Tristrams begründet liege.


„Ich bin Eurem weisen Ratspruch folgend noch einmal zu dem Heiligen Steinkreis gegangen und vollzog dort das von Euch beschriebene Ritual. Als die letzten Reste der Rindenschriftrolle aus dem Heiligen Inifussbaum zwischen meinen Fingern zerbröselten, wandte ich meinen Blick nach Südwesten. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Wie ein Fanal, ein Fingerzeig Zakarums, erhob sich eine weithin sichtbare Feuersäule und wies mir den Weg meiner Bestimmung nach Tristram.
Dort angekommen bot sich mir ein Bild wie aus der Hölle. Alle Häuser brannten oder glimmten zumindest noch, schwarze, furchterregende Gestalten huschten zwischen den Überresten umher und in der Luft lag der widerwärtige Gestank von verbranntem Fleisch. Mir war klar, dass diese Invasion der Hölle nur einen Zweck verfolgt haben konnte, nämlich den edlen Streiter für das Licht, unseren verehrten Deckard Cain in Bande zu schlagen, womöglich sogar in die Hölle selbst zu entführen und somit unsere letzte Hoffnung auf Rettung vor der Apokalypse zu vernichten. Mich packte ein heiliger Zorn, ich stürmte auf die dämonischen Gestalten ein wie ein Herold Zakarums, der die Erlösung von Tod und Teufel zu verkünden hat. In meinem Eifer streckte ich alles nieder, was mir da aus den rauchenden Trümmern entgegen wankte. Bevor ich den Dorfplatz erreichte, stellte sich mir ein grässlicher Hüne entgegen. Er sah zwar noch entfernt menschlich aus, aber diese rot unterlaufenen Augen in seinem rußgeschwärzten Gesicht zeigten eindeutig, dass er besessen oder zumindest verflucht war – seine Seele war der Dunkelheit der Hölle verfallen. Es entspann sich ein epischer Kampf, denn der Gegner war zäh und stark. Selbst zwei Treffer von Dingens, na, von meiner Begleiterin konnten ihn nicht zum Einhalt bewegen. Er kämpfte wie wild bis zum Schluss. Zu seinem Schluss, wohlgemerkt.
Am Dorfbrunnen fand ich schließlich einen Käfig vor, in dem in schändlicher Weise der edle Inquisitor Deckard Cain kauern musste. Schnell befreite ich den Erbarmungswürdigen und riet ihm, sich bei Euch in Sicherheit zu bringen. Er verschwand dann auch recht hurtig, so dass ich ihn gar nicht zu Euch geleiten konnte, obwohl ich wirklich nur ganz kurz die nähere Umgebung nach weiteren Bedrohungen absuchte. In der westlichen Ecke zum Beispiel fand ich ein erschütterndes Beispiel für die Grausamkeiten, die sich in Tristram abgespielt haben müssen: ich fand die Leiche eines kleinen, verkrüppelten Jungen. Die Höllenwesen waren wohl so sehr damit beschäftigt ihm das Leben zu nehmen, dass sie die beträchtliche Goldmenge, die er bei sich führte, glatt übersehen haben. Ich habe diesen Schatz natürlich sichergestellt, außerdem habe ich sein Holzbein als Andenken mitgenommen. Um an die Gräueltaten in Tristram zu erinnern. Und meinen heldenhaften Einsatz zur Rettung Deckard Cains. Die anderen Gegenstände, die ich nach meiner Säuerungsaktion herrenlos vorfand, werde ich aber veräußern müssen, um meine Unkosten und meinen bescheidenen Unterhalt bestreiten zu können.
Ah, da ist ja unser hochverehrter Deckard Cain!“
„Ich danke Euch, mein Freund, dass Ihr mich aus dieser misslichen Lage befreit habt. Ihr habt wohl mein Leben gerettet. Wie ich vorausgesehen hatte, hat sich das Übel erhoben und sein hässliches Haupt gezeigt. Auch wenn unter den Dorfbewohnern die ein oder andere unschuldige Seele geweilt haben mag, so ist deren Tod allemal dem ständigen Ausgesetztsein eines solch Verderbnis erweckenden Einflusses vorzuziehen. Ihr habt also Recht getan, Eure gerechte Rache ist in jedem Fall als Erlösung für diesen von allen Engeln verfluchten Ort zu sehen.
Als Zeichen meiner Dankbarkeit werde ich all Eure Fundstücke untersuchen und jeglichen bösen wie auch stärkenden Einfluss benennen. Nicht umsonst entstamme ich dem Geschlecht der weisen und ratkräftigen Horadrim. Ihr könnt Euch quasi glücklich schätzen, dass ich nun mit meinem umfassenden Wissen Euch treu zur Seite stehe. So wie ich das sehe, seid Ihr zu Großem berufen. Womöglich rettet Ihr nicht nur die Schwesternschaft, sondern ganz Khanduras, was sage ich, ganz Sanctuario vor dem Bösen!“
„Mein guter, geschätzter Deckard Cain! Wir wollen doch nicht gleich den Teufel an die Wand malen! Richten wir unser Bestreben doch erst auf das Naheliegende, die dringend erforderliche Rückkehr unseres Ordens an seinen angestammten Platz, das Kloster. Ihr habt sicherlich schon bemerkt, dass dessen Besetzung durch dieses fürchterliche Teufelsweib eines der größten Übel unserer Zeit ist. Beratet uns, helft uns, dass unser wackerer Paladin ohne Unbill seiner Bestimmung folgen und so bald wie möglich verkünden kann, dass die gerechte Herrschaft der Schwesternschaft vom verborgenen Auge wieder eingesetzt ist.“


Die Bauern und Leibeigenen berichteten später von einem unbekannten Kämpfer, der nach einer kurzen Periode der Auflehnung gegen Willkür und Gewalt, einer Zeit der Hoffnung auf ein friedliches und gerechtes Zusammenleben zielstrebig und gnadenlos die ehemalige Schreckensherrschaft des Jägerinnenordens wieder aufrichtete. Unzählige waren seinem heiligen Eifer zum Opfer gefallen. Verblendet vom kurzen Ruhm und getrieben von einer unerklärlichen Gier nach Gold hatte er die aufrührerischen Jägerinnen gejagt, erschlagen und jegliches Hab und Gut, sei es der Abtrünnigen oder der unschuldigen Bevölkerung, kurzerhand konfisziert. Die Schwesternschaft hatte keinen Einspruch erhoben, für sie zählte nur die Rückgewinnung der Macht.
So thronte auf dem Pass wieder die für Nächstenliebe und Gerechtigkeit blinde Schwesternschaft vom verborgenen Auge und herrschte mit eiserner Hand und scharfem Pfeil über die Leute von Khanduras. Der Krieger allerdings war weitergezogen, nach Aranoch und weiter, so munkelte man. Dass der unbarmherzige Inquisitor mit ihm gezogen war, wurde insgeheim als ein Segen empfunden, zu lange hatte man seinen endlosen hasserfüllten Reden lauschen müssen. Letztlich wünschte man beiden, dass sie in der Hölle landen würden.
 
Hab mir jetzt alles durchgelesen, konnte kaum aufhören :)

Ist echt klasse, würde mich auch über mehr freuen!
 
Ich finde es wird auch Zeit für einen neuen Teil *Baseballschläger hol*
 
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