Vielleicht sollte man auch aus diesem Thread wiederum einen auslagern. Denn die Fragen, ob eine kommunistische Gesellschaft existieren kann und die, ob in einem Computerspiel alle Spieler freien Zugriff auf alle Items haben sollen, unterscheiden sich doch sehr stark von einander.
Wenn im Spiel von Beginn an alle auf alles zugreifen können, ist die Entsprechung dafür weniger "Kommunismus", sondern "Schlaraffenland".
Diese schlaraffenlandartigen Zustände im Spiel haben allerdings auch Nachteile. Die Seltenheit einiger Items lässt beim Fund besondere Freude entstehen. Ich weiß noch, wie ich mich beim Fund meiner einzigen Hr, einer Ber, gefühlt habe, nämlich sehr gut. Diese Freude ist natürlich überhaupt nicht vorhanden, wenn man schon zu Beginn des Spiels unbegrenzt Berrunen zur Verfügung hat.
Der Anreiz zum Diebstahl wäre zwar erloschen, der zum Spielen nach kurzer Zeit aber auch.
Davon ganz verschieden ist natürlich die Frage nach dem Funktionieren des Kommunismus.
Ein Grundproblem des historischen Materialismus ist die Tatsache, dass seine Annahme von der kommunistischen Urgesellschaft schlicht unzutreffend ist. Marx und Engels waren beim Aufstellen ihrer Theorie natürlich dem damaligen, aus heutiger Sicht völlig unzulänglichen Forschungsstand verhaftet. Die Quellenkritik der antiken Autoren steckte noch in den Kinderschuhen, wissenschaftliche Archäologie gab es noch nicht.
Eine Leseprobe von F. Engels dazu, die belegt, wie einfältig das damalige Geschichtsverständnis war:
http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_425.htm
Ein Zitat zur Beleuchtung des damaligen Forschungsstandes:
Auch diese Eskimos, die bis jetzt nur nördlich von den Pyrenäen und Alpen nachgewiesen, sind vom europäischen Boden verschwunden. Wie die amerikanischen Rothäute noch im vorigen Jahrhundert die Eskimos durch einen unerbittlichen Vernichtungskrieg nach dem äußersten Norden zurückdrängten, so scheint auch in Europa die nun auftretende neue Race sie allmählich zurückgetrieben und endlich ausgerottet zu haben, ohne sich mit ihnen zu vermischen.
Weil sie selbstverständlich dem historischen Erkenntnisstand des 19. jahrhunderts verhaftet waren, haben Marx und Engels im Anschluss etwa an Georg Ludwig v. Maurer, der in der Frage häufiger von ihnen zitiert wird, auch Textstellen wie Cäsar, Bellum Gallicum VI, 22 für bare Münze genommen und als Beleg für einen angeblichen Urkommunismus verwendet.
Heute ist aber, ganz im Gegensatz zu Cäsars Angabe und damit zu der Theorie von Marx und Engels archäologisch bewiesen (Gudmund Hatt), daß die urzeitlichen Felder durch Ackerraine ganz klar voneinander abgetrennt waren und außerdem im Laufe der Zeit mehrmals in gleichgroße Stücke geteilt wurden, die wiederum einzeln mit Ackerrainen abgegrenzt wurden, was auf Realteilung im Erbfall hinweist.
Mithin gab es schon bei den frühesten Ackerbauern Eigentum an Grund und Boden, also eben keine kommunistische Urgesellschaft.
Die ganze Theorie des historischen Materialismus ruht somit auf tönernen Füßen.