• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

Neulich in der Hoelle / Die Komplette Story

Der WAHRE Zisar

Guest
Ja hallo, wie schon angekuendigt, hier ist sie, dass heisst: Neulich in der Hoelle I, II, III und die verlorenen Kapitel!!!
Viel Spass an die, welche die Story noch nicht kennen


Eine Fortsetzung ist nicht in Planung, sorry.
Grund nenne ich jetzt nicht, da ich immer noch zu schockiert und frustriert bin.
An die, die es wirklich erfahren wollen, sollen mir bitte eine Email schreiben.
Ich habe keine Lust, das in publicity herumzuposaunen um die grosse Dramafigur zu spielen.


Euer Zisard


KAPITEL 1 - Der Auftrag
Der azurblaue Himmel erstrahlt im hellen Licht der Sonne. Eine sanfte Brise umspielt die Halme des saftigen, grünen Grases und die Luft ist erfüllt mit dem Duft des Frühlings. In der Nähe weiden ein paar Kühe und ein kristallklarer See erstreckt sich vom nahen Waldrand bis hin zum Horizont, wo sich die majestätischen Berge erheben. An einem schattigen Plätzchen lasse ich mich nieder und blicke gen Himmel wo die Vögel ihre unermüdlichen Bahnen ziehen. Schön, nicht? Hier will ich bleiben. Für immer... Ich lege mich ins Gras und schließe die Augen.
Ich muß wohl eingenickt sein, denn als ich wieder die Augen öffne riecht die Luft irgendwie gar nicht mehr so frisch. Ich schaue nach Oben und, oh Gott, ein riesiger Hintern schiebt sich in mein Blickfeld. Ich höre noch ein genüßliches ”Muhhh” und dann scheißt mir das Rindvieh direkt auf den Kopf.
Schreiend wache ich auf!! Ahhhhhhhh!!! - Nur ein Traum...Satan sei Dank.
Fluchend ziehe ich mir einen gammeligen, nassen Lappen aus dem Gesicht und schmeiß’ ihn an die Wand (wo er zunächst kleben bleibt und dann mit einem schmatzenden Geräusch auf den Boden klatscht).
ASTAROD (mit der üblichen dreckigen Lache): Du hast heut’ Putzdienst, Boni. Schon vergessen?
ICH: Scheiße.
Mühsam rappele ich mich auf.
ICH: Ich heiß’ Mephisto, du Arsch. Und zwar schon seit fast 300 Jahren!
ASTAROD (keck): Is’ gut Boni. Und jetzt putz!
Ich geb’s auf... Ich heb’ den ekeligen Lumpen auf und schnapp mir einen Putzkübel.
ICH: Hab’ dich hier lang nich’ mehr gesehen. Was hast’n so gemacht, die letzten 30 Jahre.
ASTAROD: Och, ‘n paar verlorene Seelen gequält, mich mit heißen Bräuten aus der Abteilung für Hexenverbrennungen vergnügt... Hab’ auch ein paar coole Typen aus’m Krematorium kennengelernt. Aber du kennst das ja, das Übliche halt...
ICH (frustriert): Ja, schön wär’s. Du weist doch, seit der Sache mit Dr. Faust, läßt mich der Alte hier nicht mehr raus. Dabei hatte ich den Vertrag schon so gut wie in der Tasche. Er war schon unterschrieben!
ASTAROD (achselzuckend): Ja, aber nicht notariell beglaubigt. Dir als ehemaligen Steuereintreiber dürfte sowas eigentlich nicht passieren. Peinlich!
ICH: Ich war damals noch nicht lange bei euch und wußte nicht, daß das für einen ”Ich-Verkauf-meine-Seele-für’n-Spottpreis-Vertrag” auch gilt.
ASTAROD: Ja was glaubst du denn, wer das Vertragswesen erfunden hat? Der liebe Gott vielleicht? Der bringt doch sowas Fieses gar nicht auf die Reihe.
ICH: Ich dachte früher immer die Juden waren das! Ach, apropos Gott. Da fällt mir ein, hast du meinen Antrag auf Fegefeuer beim Alten abgegeben?
ASTAROD (sich an den gehörnten Kopf greifend): Ja richtig! Ich wußte doch, daß ich irgendwas vergessen habe! Mach’ ich gleich Morgen!
ICH (entsetzt): Morgen? Der Abgabetermin war vor 20 Jahren!
ASTAROD: Hm, was soll`s. Der nächste Termin ist, glaub ich, schon in 500 Jahren.
ICH: Toll.
ASTAROD: Gefällt’s dir hier etwa nicht? Ich bin schon seit 10000 Jahren hier.
ICH: Ja, aber du bist ein Erzteufel, ich nur ein einfacher Beelzebub. Du kannst hier machen was du willst.
ASTAROD (abwehrend): Dafür mußt du dir nicht dauernd das Gesülze vom Alten anhören. Immer diese ewige Jammerrei: ‘Ach, hätt’ ich damals nicht... Ach, wäre ich damals nur... und Gabriel dieser Verräter...’. Du kannst dir nicht vorstellen wie einem das nach 10000 Jahren auf die Nerven geht.
ICH: O.K., dann tauschen wir!
ASTAROD: Niemals, hä,hä,hä! Putz du nur schön das Blut vom Opferaltar und sieh’ zu das du die Eingeweide fachgerecht entsorgst, Bonilein.
ICH (genervt): Bist du eigentlich nur gekommen um mir auf den Geist zu gehen oder wolltest du was Bestimmtes von mir?
ASTAROD: Hm, ja richtig. Da war noch irgendwas. Wo hab’ ich nur meinen Kopf?
ICH: Für gewöhnlich zwischen den Beinen einer Höllenschlampe.
ASTAROD: Hey, für sarkastische Sprüche bin ich zuständig! Also was wollt’ ich sagen? Genau! Der Alte will dich sehen. Und zwar sobald du hier fertig bist.
Mir wird etwas flau im Magen...
ICH (vorsichtig): Und warum...?
ASTAROD: Hmpf, was weis ich. Vielleicht wirst du ja versetzt...in die Folterabteilung.
ICH: Wäre nicht das Schlechteste...
ASTAROD: Dacht’ ich mir schon, daß dir das gefallen würde, du kleines perverses Schwein, du ,hä, hä.
ICH: Nein, nicht deswegen, du Arsch! Aber es gibt immer genug zu essen, frisch und sogar noch warm. Ich hab’s satt immer nur das kalte Gedärm vom Boden essen zu müssen. Ich sehne mich schon seit Ewigkeiten nach einem saftigen Herz!
ASTAROD: Und genau deshalb wirst du’s nie bekommen. Vergiß nicht, du bist hier in der Hölle! Har, har, har!
ICH: Dir macht das hier wirklich Spaß, oder?
ASTAROD: Ich bin ein Erzteufel! Natürlich macht es mir Spaß andere zu quälen. Und du solltest langsam auch Gefallen daran finden, wenn du nicht ewig so ein kleiner Beelzebub bleiben willst.
ICH (seufzend): Was hab’ ich nur getan, daß ich hier her gekommen bin?
ASTAROD (schallend lachend): Du warst Beamter. Das ist ja wohl Grund genug! Du hast Glück, daß wir dich nicht gleich zu den verlorenen Seelen abgeschoben haben so wie Louis Trenker und Mutter Theresa.
ICH (erstaunt): Mutter Theresa ist in die Hölle gekommen?
ASTAROD: Na ja, eigentlich hätte sie das Jüngste Gericht freisprechen müssen. Aber irgendwie hat so ein dusseliger Gerichtsdiener ihre Akte mit der von Charles Manson vertauscht. Da war’s natürlich Essig mit Paradies, und so. Azrael hat dann gleich kurzen Prozeß gemacht. Zack, zack Rübe ab. Und ab mit ihr in die Ewige Verdammnis. Der kennt da nix. Tja, Justizirrtum sozusagen. HÄ, HÄ, HÄ.
ICH: Laß’ mich raten. Du hast den Gerichtsdiener bestochen.
Astarod grinst hämisch:-))))
ASTAROD: Man tut halt was man kann!
ICH: Du fieses Schwein!
ASTAROD: Danke auch. So, ich muß jetzt wieder, adios.
Astarod breitet seine gewaltigen Flügel aus und schwingt sich in die ewige Nacht hinaus. Weg isser! Kann nicht behaupten, daß er mir fehlen wird...
4 Stunden später stehe ich vor dem gigantischen Eingangstor zu der Zitadelle des Satans. Der ”Kathedrale der Schmerzen”. Ihr merkt schon, er hat so einen leichten Hang zum Theatralischen. Belial der Todesengel hat heut’ Wachdienst. Gelangweilt sitzt er auf einem Knochenhaufen und stochert lustlos in einer zerstückelten Leiche rum. Als er mich kommen sieht, richtet er sich müde auf und zeigt mit seinem Flammenschwert auf mich.
BELIAL (genervt): Willkommen, in der Heimstatt des Bösen, Residenz unseres grausamen und ungnädigen Herrschers, bla, bla, bla...fürchte sein Antlitz und so weiter...was ist dein Begehr niedere Kreatur...?
ICH: Oh, das war aber jetzt nicht sehr enthusiastisch.
BELIAL (murrend): Hm, war die Kurzfassung. Hätte ich die ganze Litanei aufgesagt, wären wir morgen noch nicht fertig.
ICH: Bist wohl nicht sehr glücklich mit dem Job hier, was?
BELIAL: Hach, das is’ alles so ungerecht. 3000 Jahre hatte ich den geilsten Job hier unten. War Scharfrichter. Das war Action, sag ich dir. Da sind die Köpfe nur so gerollt.
ICH: Und warum jetzt nich’ mehr?
BELIAL (säuerlich): Ach, scheiß die Wand an. Der Alte hat doch jetzt diesen Azrael eingestellt. Meinte, er hätte irgendwie die bessere Ausstrahlung. Nur weil er kein Gesicht mehr hat und nie das Maul aufbringt. Na ja. Recht hat er schon irgendwie. War vielleicht etwas unpassend, daß ich bei jeder Hinrichtung ‘Always look on the bright side of live’ gepfiffen hab’. Außerdem hat Azrael eine Art, da läuft’s sogar mir eiskalt den Buckel runter.
ICH: Kenn’ ihn nich’. Bei meiner Verurteilung war der noch nicht da.
BELIAL: Irgendwie trau’ ich dem nicht. Hat früher mal für Gott gearbeitet. Dieses bibeltreue Pack ist hinterhältiger als wir es je sein können. Bestes Beispiel: Katholische Kirche. Aber was soll’s. Der Alte hatte wahrscheinlich mal wieder einen Anfall von Nostalgie. Du weißt ja, er war früher selber mal einer von denen.
ICH: Mhm. Du, was anderes. Astarod sagte der große Meister will mich sprechen. Stimmt das, oder hat er mich bloß wieder verarscht?
BELIAL: Doch, doch, das stimmt schon. Ich glaub’ er erwartet dich bereits. Geh’ nur. Du kennst ja den Weg.
ICH: Jo. Mach’s gut.
BELIAL: Und tschüs...
Ich wandere durch die finstren blutbeschmierten Korridore der Festung. Hin und wieder stolpere ich über einen Totenschädel oder irgendwelches Gedärm. Dem Satan kann man ja vieles nachsagen aber viel Sinn für Ästhetik hat der nicht. Was hier ein paar Lampen und Raufasertapeten alles bewirken könnten! Na ja, aber immerhin ist das seine Burg. Soll er leben wie er will. Irgendwann komme ich an die Tür zum Thronsaal. Ein zweiflügliges Tor mit hübschen Ornamenten drauf. Mal sehen: Zwei fickende Hyänen. Eine Hexenverbrennung. Die Schlacht um Rom... Hey, das hier ist neu: 3 Schwule Bergziegen treiben es mit einem Gummihuhn. Na ja, Geschmackssache. Ich klopfe an... Zunächst passiert nichts. Dann aber wächst plötzlich ein Kopf aus der Tür. Es ist Hasi, der Kobold. Armer Kerl. Ist wirklich tragisch ums Leben gekommen. Erstickt an seinen eigenen Eiern. War aber selber schuld. Man geht auch nicht als Mann, unbekleidet in ein Lesbenlokal. Schon gar nicht wenn man sich ”Bunnys laßt euch vögeln” auf die Brust tätowiert hat.
HASI: Boni!! Lang nich’ mehr gesehen!
ICH: Hi, Hasi. Ich muß zum Boß.
HASI: Ooch, das hat noch Zeit. Hab’ ich dir eigentlich schon erzählt wie Jimmy Hendrix und ich ...
ICH: Ja, hast du. Ungefähr 1000 mal.
HASI: Du kennst bestimmt noch nicht die ganze Geschichte...
ICH (genervt): Doch. und jetzt laß mich durch.
HASI: Aber ich bin doch immer so einsam und überhaupt...
ICH: Hasi halt’s Maul und laß mich durch!!!!!!!
HASI: is’ ja gut, is’ ja gut...
Das Tor öffnet sich. Ich betrete eine riesige Halle. Die Wände sind aus schwarzem Obsidianstein. Gewaltige Leuchter mit schwarzen Kerzen hängen von der Decke. Ein hübscher Lavaspringbrunnen mit obszönen Verzierungen blubbert friedlich vor sich hin. Es riecht nach Schwefel und dichte Dampfwolken steigen aus Bodenspalten nach oben. Beeindruckend. Aber Satans Knochenthron ist leer.
ICH: Hasi?
HASI: Hm?
ICH: Wo ist er?
HASI: Beim pokern. Wird wohl noch ‘ne Weile dauern. Immerhin geht’s dabei um 500 verlorene Seelen. Ich sagte doch wir ham’ noch Zeit.
ICH: Wer ist so blöd und glaubt, daß er dem Teufel beim pokern 500 Seelen abknöpfen kann.
HASI: Der liebe Gott.
ICH: Ups.
Also warten wir und ich darf mir zum 1001ten mal Hasis bescheuerte Story anhören. Immer diese Hippies! Bin froh, daß ich ein früherer Jahrgang bin. Er ist noch nicht lange hier. 30 Jahre oder so. Aber der lernt auch noch wann er’s Maul halten muß. Nach ungefähr einer Stunde unterbreche ich seinen Redeschwall.
ICH: Sag’ mal Hasi, kannst du mir erklären wie ein Volltrottel wie du Satans Leibdiener werden kann.
HASI: Huh? Connections Alter!!! Was sonst! Ich weis wo’s den besten Stoff gibt!
ICH: Sowas dacht’ ich mir schon.
Plötzlich wird die Halle von einem donnernden Dröhnen heimgesucht, der Boden scheint zu vibrieren und Splitter so groß wie mein Kopf, fallen von der Decke.
SATAN: SCHEIßE!!!!!
Hasi schaut mich mit schreckensgeweiteten Kulleraugen an. Jegliche Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen.
HASI (äußerst besorgt): Mist, schon wieder verloren.
ICH: Das bedeutet nichts Gutes, oder?
HASI (kopfschüttelnd): Eher nich’, nee...
Satans bebende Schritte kommen immer näher. Ich kann seine Schwefelausdünstungen schon riechen. Seine Hufe lassen die Halle erzittern. Klack, klack, klack...flutsch...WUMMS...klonk, klonk, klonk!
Satan kommt eine Treppe heruntergepurzelt.
SATAN: Ahhh, Kaaaacke. Haaaaasiiiiii!!! Du verkommenes Stück Dreck!
Obwohl es kaum mehr möglich scheint...Hasi wird noch etwas blasser.
SATAN: Hasi!! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst deine Eingeweide nicht auf der Treppe rumliegen lassen! HASI !!! Wo steckt dieser elende kleine Wurm!! Ich beiß’ ihm den Kopf ab und scheiß’ ihm in den Hals!
Hasi ist verschwunden! Wohl besser für ihn.
Der Alte richtet sich mühevoll auf, seine Flügel sind zerknautscht und auf dem Kopf scheint langsam ein drittes Horn zu wachsen. Außerdem starrt er vor Dreck. Nicht sehr furchteinflößend. Eher bemitleidenswert. Verwirrt wirft er einen Blick in die Runde bis sein stechender Blick an mir haften bleibt. Da steh’ ich nun, einsam und verloren im riesigen Thronsaal des Teufels. Seine Augen scheinen mich sezieren zu wollen. Kein behagliches Gefühl, kann ich Euch sagen!
SATAN: Und wer bist du?
ICH: Ähm, ähh, also ähm...
SATAN (belustigt): Ähm? Seltsamer Name.
ICH: Nein, Meister..ich, ich heiß’ Mephisto.
Der Alte kommt, schief grinsend, auf mich zu und legt freundschaftlich eine seiner gewaltigen Pranken um meine Schultern.
SATAN: Mephisto, interessant. Also, Mephisto, das was eben passiert ist, also das hast du natürlich nicht gesehen, nicht wahr?
Seine Krallen bohren sich tief in meine Schultern. Ein widerliches knirschen ist zu vernehmen und ich hab das Gefühl mein Schlüsselbein hat sich so eben verabschiedet.
SATAN (zuckersüß): Ansonsten könntest du nämlich ziemliche Schwierigkeiten mit dem Auflesen deiner Körperteile bekommen. Wir haben uns verstanden, oder?
ICH (gequält): Und wie!!
SATAN (fröhlich): Gut!! Dann laß uns mal deine Akten überprüfen. Azrael!!
Plop! Wie aus dem Nichts taucht Azrael der Racheengel auf. Er sieht wahrhaft teuflisch aus. Er ist in eine lange schwarze Kutte gehüllt. Riesige Engelsschwingen wachsen aus seinem Rücken. Dort wo sein Gesicht sein sollte befindet sich nur eine graue, wabernde Masse. Nur zwei grünlich schimmernde Augen stechen daraus hervor. Diese Augen... grauenhaft!! Sein schwarzes Schwert ist fast doppelt so groß wie ich. Belial hatte recht. Der Kerl ist wirklich nicht ganz sauber...
Azrael kramt ein, in Menschenhaut gebundenes, Buch unter seiner Robe hervor und reicht es dem Alten.
SATAN: So, wollen mal seh’n... ah ja! Bonifatius Kleinmeier. Geboren 1680, gestorben 1704. Oh, so Jung?
ICH (schulterzuckend): Pest.
SATAN: Ah so. Ah ja, hier steht’s. Also weiter. Ausbildung als königlicher Steuereintreiber. Hm, ganz schön fies. Ahh, jetzt wird’s interessant. Verurteilt zu 1000 Jahren Hölle mit Antrag auf Fegefeuer und Erlösung. Bis jetzt noch keiner gestellt. Gefällt’s dir hier so gut, oder was?
ICH: Astarod hat vergessen den Antrag abzugeben.
SATAN: Hm, das sieht ihm ähnlich. Nun gut, weiter. Vor 270 Jahren in den satanischen Staatsdienst übernommen als Mephistopheles der Beelzebub. Einige erfolgreiche Vertragsabschlüsse. Hm, ganz nett. Ups, wasn’n das? Ach ja! Diese leidige Geschichte mit Dr. Faust. Das war ganz schön übel, Freundchen.
ICH (kleinlaut): Äh, ich weiß.
SATAN: Na, ja. Sowieso schon verjährt. Die letzten 200 Jahre Putzdienst bei den Opferaltären.
Der Alte schließt das Buch und gibt es Azrael zurück. Dieser schwebt lautlos davon.
SATAN (grinsend): Und du fragst dich jetzt sicher warum ich dich gerufen habe, nich’?
ICH: Ja, Eure Niederträchtigkeit.
SATAN: Ich hab’ einen Spezialauftrag für dich, mein kleiner Beelzebub. Freu’ dich! Du wirst wieder in den Außendienst versetzt. Ich schicke dich und noch ein paar andere wieder auf die Erde. Dort sollt ihr die Seele einer ganz bestimmten Person einfangen. Einzelheiten erfährst du, wenn deine Mitstreiter hier sind. So und jetzt ab mit dir.
Der Alte schnippt mit den Fingern und ich finde mich im Wartesaal wieder. Hier war ich schon einmal. Dort mußte ich auf meine Verurteilung warten. Der Saal ist sehr hoch und wird von schwarzen Marmorsäulen getragen. Er hat keine sichtbaren Ausgänge und die Wände sind mit gekreuzigten Skeletten geschmückt. Wenn man das Erstemal hier ist wirkt das ganz schön gruselig. Aber mit der Zeit, entlockt es einem höchstens noch ein amüsiertes Lächeln. Der Alte steht halt auf solches Zeug. Der Saal scheint sonst leer zu sein. Hm, ich denke das wird wohl noch ‘ne Zeit dauern. Also setzt ich mich auf eine der Totenschädelbänke.
STIMME: Aua!
ICH: Huh, wer ist da!
STIMME: Ich! Und könntest du bitte deinen stinkenden Hintern von meinem zartbesaiteten Haupt nehmen.
Schnell spring ich auf.
STIMME: Puh, fast hättest du mich erdrückt!
Ich hab mich auf einen Totenkopf gesetzt.
ICH: Wer bist du?
STIMME: Ich bin Baphomet. Meine Freunde nennen mich Baphy.
ICH: Und was machst du hier, Baphy?
BAPHOMET: Hab’ ich gesagt, daß ich dein Freund sein will? Hab’ ich? Ich glaub nicht! Also nenn’ mich gefälligst Baphomet.
ICH: Is’ ja gut. Mann, hast du ‘ne Laune.
BAPHOMET: Was würdest du sagen wenn plötzlich so ein riesiger Hintern über dir auftauchen würde und du Angst haben müßtest, daß er dir auf den Kopf scheißt!?!
ICH: Also, ich hatte da mal einen Traum...
BAPHOMET: Ich will’s nicht hören, verstanden!!
ICH: O.k.
BAPHOMET: ...
ICH: Also sag’ schon. Warum bist du hier?
BAPHOMET: Ich war Leiter des Höllenpuffs. Du weißt schon, da wo sie die geilen Bräute abfackeln.
ICH: Bei den Hexen? Cool...
BAPHOMET: Nein, heiß! Heiß, sag ich dir! Hä, hä.
ICH: Und jetzt?
BAPHOMET: Der Alte sagte, er hat einen anderen Job für mich. Das war vor 200 Jahren. Und so lange sitz’ ich hier schon. Hat mich wohl vergessen. Hier gibt’s nix Anständiges zu beißen. Sieh’ mal wie ich abgemagert bin. Nur noch Haut und Knochen!
ICH (schmunzelnd) Eher nur noch Knochen!
BAHPOMET (wütend): Halt’s Maul. Hab’ ich dir erlaubt dich über mich lustig zu machen? Hab’ ich? Nein hab’ ich nicht!! Wer bist du überhaupt!
ICH: Mephisto.
BAPHOMET: Ah, von dir hab’ ich gehört. Dr. Faust und so. Sag’ mal heißt du nicht Boni?
ICH (sauer): Hab’ ich dir erlaubt mich Boni zu nennen? Hab’ ich. Nein, hab’ ich nicht, Baphy!!
BAPHOMET (lachend): Ha, ha. Du scheinst mir ein lustiges Bürschchen zu sein. Aber wenn du mich nochmal Baphy nennst dann reiß ich dir den Kopf ab.
ICH: Gut, gleichfalls.
Da sitzen wir nun und warten... ziemlich lange... verdammt lange.
Plop. Plötzlich taucht ein ziemlich blutverschmiertes kleines Etwas aus dem Nichts auf. Es schwebt mitten im Raum bis es unsanft auf den Boden klatscht.
HASI: Hey, könnte mich bitte irgend Jemand wieder zusammenbauen!
ICH: Hasi!
Ich springe von meinem Sitzplatz auf und lauf’ zu dem Klumpen der mal Hasi gewesen war.
BAPHOMET: Hey nimm mich mit! Ich will’s auch seh’n!!
Also lauf’ ich zurück, klemm’ mir Baphomets Schädel untern Arm und begebe mich wieder zu Hasi. Dieser sieht ziemlich übel aus. Ein Matschhaufen aus dem zwei traurige Augen gucken.
ICH: Der Alte hat dich wohl doch noch erwischt, was?
HASI: Der nich’. Aber seine Höllenhunde.
BAPHOMET: Ouh, übel, übel.
HASI: So’n Mist. Das Meiste von mir is’ jetzt im Bauch von so’m blöden Drecksviech.
BAPHOMET (fies lachend): Ach, mach dir nichts draus. Früher oder später scheißen sie’s schon wieder aus! Hä, hä, hä...
Da muß sogar ich lachen! Bißchen schlechtes Gewissen hab` ich ja schon. Da liegt der arme Hasi zerschmettert am Boden und wir lachen nur recht dreckig. Aber was soll’s. Astarod hat Recht. So wie’s aussieht muß ich wohl noch ‘ne ganze Weile in der Hölle verbringen, dann kann ich wenigstens ein bißchen Spaß dabei haben! Wir verspotten Hasi noch ‘ne ganze Weile. Is’ richtig lustig, weil er sich nicht wehren kann! Ich nehm’ Hasis Augen und setzte sie in Baphomets Schädel ein. Wir brüllen vor Lachen!
ASTAROD: Hey, hört auf mit dem Blödsinn. Der Alte will euch jetzt sehen.
ICH: Ui, hab’ dich garnicht kommen hören.
BAHPHOMET (gehässig): Leise wie ein Karnickelfurz, hä,hä.
ASTAROD: Ja, ja. Los Boni! Schnapp dir den Matsch da am Boden und komm!
BAPHOMET: Hey, und ich? Bitte nehmt mich mit!
ASTAROD: Von dir hat der Alte nix gesagt, Bowlingkugel.
ICH: Komm schon, Astarod. Gib deinem vergammelten Herz einen Ruck!
Ich weis nicht warum, aber irgendwie mag ich diesen Baphomet.
ASTAROD (seufzend): Na gut, aber du hast die Verantwortung für ihn. Du weißt nicht was du dir da antust, Alter.
ICH: O.k.
Ich heb’ Hasis Überreste auf und stopf’ sie in Baphomets leeren Schädel. So fertig. Astarod schnippt mit den Fingern und -schwupp- sind wir wieder im Thronsaal.
Satan sitzt auf seinem Thron. Er ist sauber und seine Flügel sind auch wieder gerade gebogen. Er hat seine offizielle Hornkrone aufgesetzt. (Wahrscheinlich um die Beule am Kopf zu verdecken.) Jetzt sieht er wieder aus wie der Fürst der Finsternis. Wirklich sehr hübsch. Außer ihm sind noch Belial und dieser abscheuliche Azreal im Saal. Na da bin ich ja mal gespannt was der Alte so zu sagen hat.
SATAN: War das mein Stichwort? Ich glaub’ ja. Also, jetzt da alle hier sind kann’s ja losgehen! Vor einiger Zeit ist es im Paradies zu einem kleinen Unfall gekommen. Sehr bedauerlich. Hä, hä, hä.
Erwartungsvoll blickt der Alte in die Runde. Pflichtschuldig lachen alle. Nur nicht Azrael. Der hat ja keinen Mund.
SATAN: Im Institut für Genschöpfung und Wiederauferstehung auf Wolke 13 ist ein hochgefährliches Versuchsobjekt ausgebrochen. Das Vieh ist eine Zeitlang im Garten Eden untergetaucht und hat sich dann durch die Sicherheitskontrollen am Himmelstor geschmuggelt. Hat sich als Kröte ausgegeben. Hm, der Engel der dort Wache schob war wahrscheinlich ein Österreicher. Wie auch immer. Das Ding lebt jetzt auf der Erde unter dem Namen Stalf Riegl. Hat sich dort einen Namen als Folterknecht und akustischer Umweltverschmutzer gemacht. Er bildet psychisch kranke Gehirnmutanten aus, die die Welt mit Volksliedern und anderen seelischen Grausamkeiten heimsuchen. Erst kürzlich ist ihm ein wahres Meisterwerk gelungen. Ein augenloses Monstrum mit tödlichem Jodelvibrato. Er nennt es Corinna May.
ASTAROD (mit großen Augen): Ist das die, mit der wir immer die Gefangenen foltern?
SATAN: Jo.
ASTAROD: Boah, brutal!!!
SATAN: Ja! Ich muß diesen irren Psychopathen haben! Der würde gut hierher passen! Petrus wollte die Sache zwar geheimhalten aber das kann er vergessen! Har, har, har!
BELIAL: Verzeiht die Frage, Eure Abscheulichkeit, aber woher habt Ihr das erfahren?
SATAN: Ha! Vom guten, alten, lieben Gott. Das hat er mir beim Pokern verraten. Hab’ ihn das Gras vom Hasi rauchen lassen. Übles Zeug. Der war so dicht, der hätte seine eigene Mutter nicht wiedererkannt.
ICH: Aber der hat doch gar keine Mutter....oder?
Alle schauen mich an. Ups, ich halt wohl besser den Mund.
SATAN: Auf jeden Fall wurde er nach dem zwölften Dübel recht redselig und er hat’s ausgeplaudert. Wollt’ gar nicht mehr aufhören. War aber auch nich’ einfach. Hat mich 500 Seelen gekostet, der Spaß. Aber dieser Stalf Riegl ist die Sache wert. Har, har, har.
ASTAROD: Und jetzt?
SATAN (mit glühenden Augen): Ich will seine Seele! Ich will daß er zur Hölle fährt!! Sofort!
ICH: Aber Eure Blutrünstigkeit, müssen wir nicht warten bis er gestorben ist um seine Seele zu hohlen?
SATAN: Dann werdet ihr eben dafür sorgen müssen, daß er eher als geplant aus dem Leben scheidet, har, har, har.
ICH: Ist das denn nicht gegen die Regeln, Eure Gnadenlosigkeit?
Der Alte erhebt sich und kommt auf mich zu gestampft, packt mich am Kragen und hebt mich vor sein Gesicht. Er hat üblen Mundgeruch.
SATAN (zischend): Dann dürft ihr euch wohl nicht dabei erwischen lassen. Laßt es wie einen Unfall aussehen. Oder überredet ihn. Vielleicht geht er ja freiwillig mit. Egal wie, ich will seine Seele!!!
Ich: Aber...
SATAN (brüllend): Und wenn dir das nicht paßt, Mephisto, wirst du die nächsten 1000 Jahre damit verbringen die Harphyenkäfige zu reinigen und ihre Scheiße zu fressen!!! Und deinen verdammten Antrag auf Erlösung kannst du dir dann in den Arsch schieben, weil nicht mehr genug von dir übrig sein wird, was man erlösen könnte. Hab’ ich mich deutlich ausgedrückt, du nichtswürdiger Abkömmling einer Schmeißfliege!!
ICH: Sehr deutlich... und äußerst bildlich...
Satan läßt mich fallen. Platsch. Gott, ich glaub ich bin taub! Ich lande neben Baphomet, der mich höhnisch angrinst.
BAPHOMET: Du weißt wohl auch nich’, wann du’s Maul halten mußt, was? Hä, hä.
Er läßt ein bösartiges Kichern vom Stapel, dabei kullern Hasis Augen aus seinen Höhlen.
HASI: Hey, mir wird ganz schwindlig!
Allgemeines Gelächter.
SATAN: So, das war der theoretische Teil. Jetzt kommt die Praxis.
Der Alte nimmt seine Hornkrone ab und ersetzt sie durch einen überdimensionalen Stahlhelm. Er zeiht eine qualmende Havanna hervor und klemmt sie sich zwischen die Mundwinkel.
SATAN: Marines, hier ist euer Einsatzplan! Das wollt’ ich schon immer mal sagen!
Jetz’ is’ er völlig durchgeknallt.
SATAN: Astarod, du bist der Kopf der Operation. Du hast die Leitung und bist für die Koordination der Einsätze verantwortlich. Du hältst ständig Verbindung mit dem HQ.
ASTAROD: Ja, Sir!
SATAN: Baphomet ist ein hinterhältiges, verkommenes Schwein! Genau der Richtige um sich fiese Schlachtpläne auszudenken! Er wird der Planer eurer Einsätze sein.
BAPHOMET: Jo, Sir!
SATAN: Belial, du wirst diese Pläne ausführen! Du bist mein bester Todesengel, brutal und gnadenlos! Außerdem weiß ich, daß dir dein jetziger Job nicht sehr gut gefällt. Ein bißchen Abwechslung tut dir sicher ganz gut!
BELIAL: Sir, ja Sir!!!
SATAN: Mephisto! Du hast im Umgang mit den Menschen am meisten Erfahrung denn du bist noch nicht solange tot wie die anderen und weißt am besten wie’s da Oben jetzt läuft. Außerdem bist du als Beelzebub als einziger in der Lage menschliche Gestalt anzunehmen. Du wirst unser Kundschafter und Verbindungsmann sein!
ICH: Jawohl, Sir!
SATAN: Azrael, wird die Exekutive sein. Wenn ihr diesen Riegl habt, wird Azrael gleich Vorort die Hinrichtung vornehmen und seine Seele zu mir befördern. Außerdem wird er euch im Auge behalten. Dies ist ein ernster Einsatz und ich will nicht, daß ihr Chaoten diese Operation als kostenlosen Urlaub anseht und nur Blödsinn fabriziert.
AZRAEL: ...
SATAN: Und vergeßt nicht, dieser Einsatz ist streng Geheim. Der da oben darf auf keinen Fall Wind von der Sache kriegen. Also haltet euch von Pfaffen und Geistlichen fern. Klar?
ALLE: Ja, Sir!
HASI: Und ich? Was ist mit mir?
SATAN: Ah ja, dich hätt’ ich fast vergessen. Astarod!
ASTAROD: Ja?
SATAN: Nehmt ihn mit! Und seht zu, daß ihr ihn irgendwo loswerdet...

KAPITEL 2 - Gelandet!
Wer an diesem schicksalhaften Abend aufmerksam die Fernsehnachrichten verfolgt oder die Abendzeitung gelesen hat, der hat vermutlich auch den Bericht über die erneuten Aktivitäten des Etna bemerkt. Ein Augenzeuge behauptet, er habe fünf Feuerbälle aus dem inneren des Vulkans aufsteigen sehen, die dann mit Getöse am Horizont verschwunden sind. Natürlich glaubt dem Mann keine Sau. Und das ist gut so.
2 Tage später...
Wir haben uns im Abwassersystem versteckt. Dort ist es dunkel und es stinkt - fast wie zu Hause. Aber es ist eisig! Ich wußte gar nicht mehr wie kalt es auf der Erde sein kann. Wir haben uns alle mit frischen Fäkalien eingerieben damit uns etwas wärmer wird. Nur Azrael scheint das nichts auszumachen. Er steht stumm in der Ecke und rührt sich nicht. Langsam erinnert er mich an einen Kleiderständer. Belial haben wir auf eine Erkundungstour durch die Kanäle geschickt. Wir warten auf seine Rückkehr. Astarod läuft nervös im Kreis herum. Seine gewaltigen Füße, hinterlassen tiefe Abdrücke in der Scheiße die hier überall rumliegt. In regelmäßigen Abständen haut er sich dabei die Birne an der Decke an. Er ist halt viel zu groß für die niedrigen Gänge.
BAPHOMET: Uah! Kannst du ein Feuerchen zaubern, Astarod? Ich frier’ bis auf die Knochen! (Ha, ha)
ASTAROD: Nee. Nur blaues Höllenfeuer. Und das ist bekanntlich kalt!
BAPHOMET: Toll. Und sowas schimpft sich Erzteufel.
ASTAROD (böse): Vielleicht wird’s dir wärmer wenn ich dich in Azraels Arsch schiebe!
AZRAEL: ...
ICH: Gebt ruh! Ich muß mich konzentrieren!
Ich versuch’ gerade meine Gestalt in eine humane Form zu bringen. Mit meinen langen Zähnen, dem Horn auf meinem Kopf und der feuerroten Haut sollte ich mich lieber nicht der Öffentlichkeit präsentieren. Ich muß mich ganz schön konzentrieren. Hab’ ich lang’ nicht mehr gemacht. Gar nicht so einfach! Nach einiger Zeit gelingt es mir aber doch. So, fertig.
HASI (entsetzt): Um Satans Willen, wie siehst du denn aus!
ICH: Warum?
HASI: Du bist ja wohl absolut nicht mehr Up-to-date! Schwarzer Umhang. Wildlederhose und Samthemd. Und dieser Spitzbart! Das ist ja schrecklich.
ICH (beleidigt): Zu meiner Zeit war das ”In”.
HASI: Vergiß es! Hier, so muß man heute aussehen!
Hasi, den wir inzwischen wieder halbwegs zusammengeflickt haben, kramt ein vergilbtes Bild von Jimmy Hendrix hervor und hält es mir unter die Nase.
HASI: Afro-look! Das is’ cool!
ICH: Du spinnst doch!
HASI (auf meinen Umhang deutend): Aber wenn du SO auf die Straße gehst, kann es passieren, daß sie dich einsperren!
ICH (auf des Bild zeigend): Und wenn ich SO nach oben geh’, erschießen sie mich gleich, weil sie mich für einen entlaufenen Gorilla halten!!
ASTAROD (brüllend): Jetzt hört mal zu, ihr Blödmänner! Es ist mir scheißegal wie Boni da rauf geht. Meinetwegen steckt er sich ‘ne Feder in den Arsch und geht als Thomas Anders, der schwule Gockel. Aber mir frieren hier unten schön langsam die Klöten ein, und wenn ihr nicht in 3 Sekunden Eure vergammelten Kadaver nach oben geschafft habt reiß ich euch die Ohren ab und benütze sie als Eierwärmer, klar!
HASI: Du hörst dich schon an wie der Alte.
ICH: Wer ist Thomas Anders?
BAPHOMET: Eierwärmer. Ha! Der war gut!
ASTAROD (verzweifelt): Ahh! Ich halt’s nich’ aus! Lauter Vollidioten! Azrael, sag’ du doch auch mal was!
AZRAEL:...
BAPHOMET (boshaft): Ja, Azrael! Sag was! Oder Sing was! Wie wär’s mit ”The silent man”, Wahahah!! Oder bist du auf den Mund gefallen? Oh, ich vergaß, du hast ja gar keinen! Hahaha!
AZRAEL:...
HASI: Ich könnt’ was singen! ‘Hey, Joe... heard you shot your woman down... yeah!’
ASTAROD: ...schluchz...
Habt ihr schon mal einen Erzteufel weinen sehen? Ich bisher auch noch nicht! Sieht irgendwie niedlich aus.
HASI: Was hat er denn?
BAPHOMET: Vielleicht’n Hörsturtz?
ICH: Willst’e ‘n Taschentuch?
Er will keins. Und der seltsam starre Blick in seinen Augen zeigt mir, daß es wohl besser wäre ihn erstmal in Ruhe zu lassen. Wahrscheinlich denkt er sich schon ein paar Foltermethoden für uns aus wenn wir wieder zu Hause sind. Falls wir jemals wieder nach Hause kommen!
ICH: Und was soll’n wir jetz’ machen?
BAPHOMET: Is’ doch ganz einfach, du Träne! Du wartest bis es dunkel ist, dann sieht dich sowieso Keiner! Du besorgst dir ein paar neue Klamotten die nich’ auffallen und kommst wieder her. Da fällt mir ein, du könntest ein paar Decken und so’n Zeugs mitnehmen. Mich nervt das andauernde Geklapper meiner Zähne!
ICH: Toll! Ich, Mephisto, der sich in jede beliebige Gestalt verwandeln kann, muß sich Klamotten kaufen wie jeder gewöhnliche Sterbliche auch! Wie Stillos.
BAPHOMET (keck): Wer sagt denn, daß du sie kaufen sollst! Überfall’ einen blinden Penner oder ‘nen alten Opa.
ICH: Wie entwürdigend!
BAPHOMET (kichernd): Ja, aber höllisch gemein! Hi, hi!
HASI: Ich will auch mit nach oben! Ich war seit 30 Jahren nicht mehr an der frischen Luft. Bitte, bitte, laß mich mitgehen!
ICH: Und bitte wie soll ich den Leuten da oben klar machen, warum ich ständig einen quasselnden Haufen Gedärme mit mir herumschleppe?!
HASI: Du mußt mich nicht tragen! Ein halbes Bein ist schon wieder nachgewachsen und mit der Rechten Hand kann ich sogar schon wieder Nasenbohren!
ICH: Nein!
HASI: Ich kann ganz von alleine kriechen, ehrlich!
ICH (ärgerlich): Oh! Das ist natürlich was anderes. Das fällt sicher auch garnicht auf, wenn ein blutverschmierter Zombie-Kobold hinter mir herkriecht.
Hasi fällt auf seine nichtvorhandenen Knie und guckt mich aus traurigen Augen an.
HASI (flehend): Biiiitteeee!
Jetzt tut er mir fast leid, der Hasi. Ich kann einfach keine Leiche weinen sehen.
ICH: Na gut. Aber erst wieder wenn du wieder völlig zusammengewachsen bist! Und wenn Belial von seiner Erkundungstour zurück ist.
HASI: Danke, danke, danke!!!
BAPHOMET: Hast dich wieder breitschlagen lassen was, he,he!
ICH: Wenn hier einer breitgeschlagen ist, dann der Hasi!
Baphomet und Ich kichern boshaft. Ich verstumme jedoch schlagartig als mich eine eiskalte Pranke von hinten an der Schulter packt und grob herumreißt. Ich glotze in die blitzenden Augen von Azrael.
BAPHOMET (kichernd): Hey, Azzi. Was’n das für ‘ne schwule Anmache!? Hä,hä!
Azrael legt einen Finger auf seine nichtvorhandenen Lippen und deutet dann in einen der Abwasserschächte! Ein heiseres Flüstern weht mir aus dem finsteren Loch entgegen.
ICH (frierend): Ist da jemand?
BAPHOMET: Wahrscheinlich die Katzen, die Hasi mit seinem furchtbaren Gejohle angelockt hat!!! Har, har!
Ich hätte eigentlich gelacht, aber die eisige Klaue Azraels umschloß immer noch meine Schulter. Boa, kalt! Der is’ so cool, der kackt bestimmt Eiswürfel.
ICH: Sag mal, Alter. Wie hältst du das aus? Du bist schweinskalt. Säufst du Frostschutzmittel oder so’n Zeug?
Azrael gibt wie immer keine Antwort. Er zuckt nur mit den Schultern und läßt mich dann los.
ASTAROD (hat sich inzwischen beruhigt): Halt mal ‘s Maul Boni! Ich glaub’ da is’ tatsächlich jemand!
Die Geräusche sind lauter geworden. Hört sich an wie hecheln. Ich rufe lauthals in den finsteren Gang hinein.
ICH : Belial! Bist du das !?
ASTAROD (ärgerlich): Was fällt dir ein so rumzuplärren!
Ein seltsam blökender Laut kommt aus dem Schacht, gefolgt von einem gequältem Stöhnen. Klingt ganz schön unheimlich. Wenn ich nich’ schon tot wär’, hät’ ich ,glaub’ ich, ganz schön Angst. Hasi guckt mit großen Augen abwechselnd zu mir und dann wieder zu Astarod.
HASI (flüsternd): Was is’ das?
BAPHOMET: Hörte sich an wie’n Schaf.
Astarods Augen verengen sich zu Schlitzen und er macht einen entschlossenen Schritt in Richtung Schacht. Wieder ist ein dumpfes Blöken zu vernehmen. Diesmal lauter.
ASTAROD (knurrend): Was immer das ist, wir finden’s raus. Azrael! Kümmer dich drum!
Azrael schwebt wortlos (wie immer) an uns vorbei und in den Gang hinein. Dabei zieht er sein wahrhaft gigantisches Schwert.
BAPHOMET (freudig grinsend): Jetzt gibt’s endlich was zu lachen! Hoffentlich läßt Azzi mir was über. Hä! Wäre doch schade wenn er allein den ganzen Spaß hat!
Wir warten. Das Blöken ist etwas leiser geworden. Aber dafür steigert sich dieses unmenschliche Stöhnen zu einem wahren Urgeschrei. Eine johlende Stimme dröhnt aus dem Gang.
STIMME: Ahhhh, jaa, komm her du geile Sau! Ahh, Ahhh. Ja so ist’s gut. Boah!
ANDERE STIMME: Mähhh, mähähä.
Verdutzt glotzen wir uns an. Der wird doch wohl nicht...
Doch mit einem Mal ist es vorbei. Stille. Fast eine Minute passiert gar nichts. Dann plötzlich ein markerschütternder Schrei.
STIMME: AHH!!. Was zur Hölle ist DAS?
BAPHOMET: Zur Hölle? Wie recht er doch hat. Har, har.
Keine zwei Sekunden später stürmt ein nackter Mann in heller Panik aus dem Gang. Dicht gefolgt von einem schwarzen Lämchen. Als sie uns sehen ergreifen sie schreiend (und blökend) die Flucht und sind in nullkommanichts in der Dunkelheit der Kanäle verschwunden.
ASTAROD (grunzend): Abartiger Kinderficker.
ICH (kichernd): Als ob du sowas noch nie gemacht hättest!
ASTAROD (grinsend): Ein paar mal schon, aber die waren alle schon erwachsen. Außerdem bevorzuge ich lieber ein paar geile Bräute aus’m Höllenpuff!
Azrael kommt aus dem Schacht geschwebt. Sein Schwert hat er weggesteckt. Dafür hält er jetzt einen ellenlangen schwarzen Gummiphallus in der Hand. Triumphierend schwingt er seine Beute über den Kopf. Ziemlich grotesk. Dann schwebt er zu Hasi und schiebt den Schwanz mit einem unappetitlichen Knirschen in seine Leistengegend. Äußerst grotesk! Hasi guckt mit leuchtenden Augen auf sein neues Teil. Alle brüllen vor lachen! Wußte garnicht das Azrael Humor hat, der alte Eiszapfen. Nur Baphy sieht etwas enttäuscht aus der Wäsche.
BAPHOMET: Warum haste ihn nich’ in tausend Stücke gehau’n?
ICH (lachend):Was soll’s! Der hatte eh’ genug.
BAPHOMET (brüllend): Nein! Ich will BLUT sehen!!!!
ASTAROD: Genau, du Volldepp. Wir bringen ihn um und kaum is’ er tot, rennt er zu Petrus und verklickert ihm alles!
BAPHOMET (schmollend): Wäre eh’ zu uns runter gekommen!
ASTAROD: Ja, aber vorher wäre er vor’s jüngste Gericht gestellt worden. Dann hätte Petrus seine Akte gelesen. Und da steht dann drin: ‘Von Dämonen aus der Hölle zerfleischt’. Was glaubst du wie schnell wir dann die ”Weiße Macht” am Arsch hätten? Geht das nicht in deinen leeren Schädel, du unnützer Türstopper!?!
Erklärung: Weiße Macht = Geheimdienst des Vatikans. Alles Irre, die sich für den Exorzisten oder Jesus halten.
BAPHOMET: Hach, meno!
Schmollend kugelt Baphy von dannen. Hasi spielt begeistert mit seinem Gummipenis und Azrael schwebt wieder in seine Ecke und nimmt seine ‘Kleiderständer’-Haltung ein. Astarod beginnt wieder nervös auf und ab zu rennen und meine Wenigkeit ist damit beschäftigt sein Outfit der Außenwelt anzupassen. Also alles wieder beim Alten!
Es vergehen ungefähr zwei Stunden als plötzlich ein triumphierendes, irres Gelächter durch die Tunnel des Abwassersystems dröhnt. Belial! Eindeutig! Und da kommt er auch schon angerauscht. Sein loderndes Flammenschwert wirft einen unheimlichen Schein an die glitschigen Wände. Seine Augen sprühen Feuer und seine schuppige, rote Haut ist von oben bis unten mit Blut bespritzt. Stolz hält er einen menschlichen Kopf in der Hand, wirft ihn in die Luft und kickt ihn ca. 100 Meter weit durch den Gang. Platschend landet er irgendwo im Dunkeln.
Baphomet und Hasi grölen begeistert. Astarod hingegen scheint das Herz stehengeblieben zu sein. Mit finsterer Mine stiert er Belial an.
ASTAROD: Was, um Satans Willen, hast du jetzt gemacht!?!
BELIAL (gleichmütig): Fußball gespielt. Warum?
BAPHOMET(kugelt sich vor lachen): Har, har, is’ das geil!!
ASTAROD: Du...dududu... VOLLIDIOT!!! Du hast ihn umgebracht!!
BELIAL (verdutzt): Was hast’n du jetzt? Hast du mir doch selbst beigebracht!
Astarod packt Belial am Kragen, hebt ihn mit einer Hand hoch und donnert ihn gegen die Kanalwand. Belial, der gar nich’ weis wie ihm geschieht, bleibt erstmal benommen liegen.
ASTAROD: Unsere Tarnung wird auffliegen , du Gehirnmutant! Wenn Petrus das erfährt ist es aus! Wir werden alle verdammt!!
HASI (angstvoll): Oh, nein! Ich will nich’ exorziert werden!
BELIAL (stammelnd): Aber, aber ... wiwiso... ich hatte doch nur die besten Absichten! Ich..ich wollte doch nur das Lämchen vor dem Sodomisten retten...
Wie zur Antwort tönt plötzlich ein Blöken aus dem Tunnel und das schwarze Schaf kommt angelaufen. Schützend stellt es sich vor Belial und blökt trotzig in Astarods Richtung. Baphomet und mich ereilt ein spontaner Lachanfall. Astarod klatscht sich mit der flachen Hand auf die hornbewährte Stirn.
ASTAROD: Ouhhh!
Belial fletscht grinsend sein Haifischgebiß und tätschelt dem Schaf liebevoll den Kopf. Sieht abartig aus. Immerhin könnte er das Vieh mit zwei Fingern zerquetschen.
BELIAL (stolz): Ich hab’ es Luzi getauft!
Ich dachte schon, Astarod würde wieder einen Weinkrampf bekommen aber er reißt sich zusammen.
ASTAROD (gefaßt): Gut, was passiert ist, ist nun mal passiert. Schreiten wir also zur Schadensbegrenzung. Azrael! Ich brauch ‘ne Verbindung zum Alten.
Azrael schnippt lässig mit den Fingern und ein wabbelnder Kreis aus leuchtendem Nebel erschien vor ihm. Es dauert nicht lange und ich kann die Fratze des Alten darin erkennen.
SATAN (wütend): Wer stört mich beim Pokern?
ASTAROD: Wir sind’s Eure Spielsüchtigkeit! Wir haben einen Code 2. Wiederhole, wir haben einen Code 2.
SATAN: Waaas? Ich sagte doch ihr sollt da oben keinen Scheiß machen!
ASTAROD: Sorry, Eure Übellaunigkeit aber es war unvermeidbar.
Astarod wirft Belial einen bösen Blick zu.
SATAN: Nun, gut. Wer ist es?
ASTAROD: Seinen Namen wissen wir nicht. Aber er ist ein Sodomist und Belial hat ihm den Kopf abgehackt.
SATAN: Hm, das is’ wenig. Na gut, mal sehen ob ich seine Seele noch abfangen kann. Ich schicke Vertigo. HQ over!
ASTAROD: Einsatz Team 1, Over and out.
ICH: Scheiße, auch!
ASTAROD (zuversichtlich): Laß das mal den Alten machen. Keine Sorge!
So jetzt hieß es warten und hoffen...

KAPITEL 3 - Ende eines Sodomisten
Die Eingangshalle war brechend voll! Die Ausmaße des Doms waren gewaltig aber er war dennoch zu klein um die riesige Menge an Personen aufzunehmen die, als scheinbar endloser Strom, durch das Eingangstor drängten. An den 100 Meter hohen grau polierten Marmorwänden der Halle waren Lautsprecher angebracht worden, die unaufhörlich Anweisungen und Informationen ausspien. Zwischen den Menschenmassen wuselten unzählige, in graue Umhänge gehüllte, kleine Gestalten scheinbar ziellos umher und versuchten verzweifelt Ordnung in das Chaos zu bringen. Auf der anderen Seite des Doms gab es mehrere Ausgänge. Auch dort standen einige der grauen Ordner und verteilten Kärtchen an die wartenden Personen.
Vertigo, der Höllenhund, steht nervös vor einem der Ausgänge über dem ein Schild mit der Aufschrift ‘Mordopfer’ prangt. Ungeduldig tritt er von einem Bein auf das andere. Er wartet auf ein ganz bestimmtes Zeichen.
Eine bleiche Gestalt taucht vor ihm aus der Menge auf und kommt mit schlurfenden Schritten auf ihn zu.
VERTIGO: Mordopfer?
GESTALT: Nee, Herzinfarkt.
VERTIGO (enttäuscht): Zweiter Ausgang von links, bitte.
GESTALT: Danke...
Verdammt! Wieder nicht der Richtige. Drei weitere Personen drängen auf ihn zu.
VERTIGO (hoffnungsvoll): Mordopfer?
Alle drei nicken.
VERTIGO: Na, super!! Äh...äh ich meine wie traurig. Todesursache?
PERSON: La Familia hat uns in Beton gegossen.
VERTIGO: Alle drei?
PERSON: Si, senior
VERTIGO (säufzend): Hmm. Na gut. Der Ausgang hinter mir, bitte.
PERSON: Grazie, senior.
Vertigo reicht jedem eine Eintrittskarte. Dann konzentriert er sich wieder auf das Geschehen in der Halle. Es kann doch wohl nicht so schwer sein jemanden ausfindig zu machen, der von einem Dämon in zwei Hälften gehackt wurde! Er stand hier schon seit Stunden! Nichts! Keine Spur von ihm! Vielleicht hat er sich verlaufen? Kann wohl auch nicht sein. Plötzlich tippt jemand Vertigo von hinten auf die Schulter. Als er sich umdreht, kann er nur mit Mühe einen Fluch unterdrücken. Das mußte ja kommen! Hinter ihm steht Petrus.
PETRUS (mit gespielter Überraschung): Vertigo! Sowas. Du hier? Was treibt dich den aus deinem finsteren Loch?
VERTIGO: Ähäm... also. Ich mach hier nur meine Job, weißt du.
PETRUS: Hat dich Luzifer degradiert? Zu solch niederen Aufgaben warst du dir doch sonst immer zu schade!
VERTIGO (stammelnd): I..ich brauchte m..mal ‘n bißchen Abwechslung. Seelen jagen wird auf die Dauer langweilig, ähäm...
PETRUS (nachdenklich): Hm, verstehe. Und du bist nicht zufällig hier weil du etwas für deinen Herrn ausspionieren sollst? Etwas von dem ich nichts wissen soll?
Verdammt. So leicht ist Petrus nicht einzuwickeln! Ist ja nicht umsonst Chef der Himmlischen Spionageabwehr. Da hilft nur Trick 17.
VERTIGO: Ok, ok. Du hast mich durchschaut! Ich soll für meinen Boß einen neuen Leibdiener besorgen. Den alten hat Luzifer bei einem seiner Wutausbrüche zermanscht.
PETRUS: Heute werden noch genug verlorene Seelen verurteilt. Warum suchst du dir nicht eine davon aus?
VERTIGO: Du weißt doch wie ungeduldig der Alt..äh Luzifer manchmal sein kann. Wenn er was will, dann immer gleich, und auf der Stelle. (Erinnert mich an meine Freundin).
PETRUS: Du weißt aber schon, daß es gegen die Regeln ist eine Seele vor ihrer rechtskräftigen Verurteilung zu hohlen.
VERTIGO: Was glaubst du denn, warum ich mir hier schon den ganzen Tag die Beine in den Bauch steh’ und die Leute nach ihrer Todesart ausquetsche? Ich werde natürlich nur jemanden mitnehmen, der sowieso zu uns runter gekommen wäre. Außerdem kann er ja nachträglich noch eine Verhandlung beantragen.
PETRUS (stöhnend): Und der Papierkrieg der dabei wieder entsteht? Ich sehe schon die Berge von Akten vor mir. Anträge, Berufungsschreiben, Verhandlungsaufschiebungen, Verwaltungskosten, Verfahrensnachweise etc.
VERTIGO (aufmunternd) Du schaffst das schon!
PETRUS: Hm, ok. Aber ich behalte dich im Auge, Vertigo! Verstanden?
VERTIGO: Geht schon klar.
Petrus macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet in der Menge. Puh! Das war knapp. Vielleicht doch etwas subtiler vorgehen, beim nächsten mal. Vertigo holt tief Luft und begibt sich dann wieder auf seine vergeblich scheinende Suche.
VERTIGO (zu sich selbst): Wenn ich den Typen verpaßt hab’, schlägt mir der Alte den Schädel ein! Das fehlt noch.
Kawumps!! Vertigo rennt gedankenverloren einen der grauen Ordner um. Dabei verliert er selbst das Gleichgewicht und fliegt ganz übel auf die Fresse. Vertigos Umhang zerreißt und seine, mit dolchartigen Zähnen gespickte, Höllenhundfratze kommt zum Vorschein. Andere Ordner werden aufmerksam und blicken mißtrauisch zu ihm herüber.
VERTIGO: Aua, du Vollidiot! Mein Tarnung!!
ORDNER: Himmel Arsch und Zwirn, so ‘ne verdammte Scheiße nochmal. Kannst du nich’ aufpass’n du Sohn eines arschgewixten... Vertigo?
VERTIGO: Gabriel?
Mühevoll rappeln sich die beiden auf und glotzen sich verdutzt an.
VERTIGO: Was machst’n du hier? Und warum läufst du in dieser bescheuerten Kluft rum.
GABRIEL: Das Selbe könnt’ ich dich auch fragen, Hundeschnauze!
Beide sehen sich gehetzt um und versuchen sich wieder unauffällig in ihre grauen Kutten zu hüllen.
GABRIEL: Ah, wie ich seh’ willst du auch nich’ erkannt werden!
VERTIGO: Ganz recht. Aber du bist doch ein Erzengel. Wo sind deine Flügel? Und dein Heiligenschein? Und warum versteckst du dich?
GABRIEL: Wir sind heut’ aber wieder besonders neugierig, hm?
VERTIGO: Berufsgewohnheit.
GABRIEL (heißer lachend): Das sieht dir ähnlich. Suchst wohl nach ‘ner extra Zwischenmalzeit. So ‘ne Seele am Morgen, vertreibt Hunger und Sorgen, was? Hä, hä.
VERTIGO: Äh, so in der Art, ja.
GABRIEL: Hab’ da vorhin beim Eingang so‘nen Kerl rumlungern seh’n. Genau deine Kragenweite. War schon in leckere kleine Häppchen zerteilt. Hä, hä.
VERTIGO (hellhörig): Was? Wie meinst du das?
GABRIEL: Na ja, so’n Typ halt. Trug seinen Kopf unter’m Arm. Sah witzig aus!
VERTIGO: Genau sowas such’ ich! Danke für den Tipp.
Vertigo läßt sich auf alle vier Pfoten fallen und spurtet zähnefletschend davon. Er hatte schließlich einen Auftrag zu erfüllen!!

GABRIEL (hinterher brüllend): Hey, und wenn Michael nach mir fragt, die schwule Sau, du hast mich nicht gesehen!!! Klar?!?
VERTIGO: Alles klar!
GABRIEL (etwas leiser): Hach, ist das alles aufregend. Ich hätte damals doch die Seiten wechseln sollen...
Vertigo bahnt sich beißend und knurrend einen Weg durch die Menschenmasse, wobei er auf seine Tarnung scheißt und rücksichtslos alles niedermäht was ihm in die Quere kommt. Nach kurzer Zeit erreicht er den Eingang. Und tatsächlich, da vorne steht er! Das muß er sein! Vertigo beobachtet aus den Augenwinkeln wie einige der Ordner scharfe Schwerter ziehen und auf ihn zurennen. Jetzt aber hurtig...
Das einzige was der Sodomist noch sah, war ein dunkler, verschwommener Schatten der mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zuschoß, ein silbern glänzendes Haifischgebiß und dann...Schwärze...
PETRUS: Sauerei!! Er hat eine Seele gestohlen! Haltet ihn!!
Doch Vertigo und der unglückselige ‘Schafzüchter’ waren spurlos verschwunden...

KAPITEL 4 - Das Höllenloch
Der Alte tobte.
Und zwar schon seit Stunden! Regungslos und mit furchtsamen Augen stehen wir um den wabbernden Nebelkreis herum und starren auf die haßverzerrte Fratze des Satans. Seine mächtige Stimme poltert durch die Tunnel des Abwassersystems und sein Zorn scheint kein Ende zu finden.
SATAN (brüllend): Welcher Engel hat mich geritten als ich diese erbärmliche Filzlaus da auf diese Mission geschickt hab’?!?
Dabei deutet er auf Belial, der immer tiefer in sich zusammensinkt.
SATAN: Hab’ ich nicht gesagt ihr sollt da oben keinen Blödsinn veranstalten!?! Hab’ ich nicht gesagt bleibt unauffällig? Und was macht ihr! Metzelt den Erstbesten ab, der euch unter die Finger kommt! Es ist nicht zu glauben! Und du, Astarod! Ist das das Beste was du nach 10000 Jahren Hölle zu bieten hast? Du kannst nich’ mal auf deine eigenen Leute aufpassen!! Warum, glaubst du hab’ ich dich zum Erzteufel ernannt? Aus Nettigkeit, vielleicht?
ATSAROD (kleinlaut): Aber wir konnten ja nich’ wissen, daß der Kerl ein Priester war.
SATAN: Verdammt sollst du sein, du Narr! Hab’ ich nich’ gesagt, haltet euch von Geistlichen fern? Ich halt´s nich’ aus, lauter unfähige Vollidioten!
ICH: Aber Vertigo hat ihn doch erwischt, oder?
SATAN: Vertigo! Diese elende nichtswürdige Kreatur! Ich sagte, halt’ dich bedeckt und schlag’ unauffällig zu. Und was macht dieser Sohn einer Hündin? Veranstaltet in der Eingangshalle ein Massaker! Zwölf unschuldige Seelen hat er geholt. Könnt’ ihr euch eigentlich vorstellen welchen Ärger ich jetz’ am Hals hab’? Petrus hat mich auf 250 Seelen Schadensersatz verklagt! Und die Gerichtskosten erst! Am liebsten würd’ ich euch alle zurückholen und für 1000 Jahre in die Gaskammer sperren! Aber diese Sache hat mich inzwischen schon zuviel gekostet. Jetzt machen wir weiter!
BAPHOMET (warnend): Vorsicht, Eure Ruchlosigkeit, das könnte einen neuen Krieg zwischen Gut und Böse heraufbeschwören!
SATAN (hysterisch kreischend): Und wenn’s die Apokalypse is’! Scheißegal! ICH WILL DIESE VERDAMMTE SEELE HABEN!!
Plop! Der Kreis löst sich auf und angenehme Ruhe erfüllt die Kanalschächte.
ASTAROD: So getobt hat er nich’ mehr, seit ihn Michael aus dem Paradies geschmissen hat.
ICH: Ich bin immer noch taub!
BAPHOMET (grinsend): Wär’ ich auch, wenn ich Ohren hätt’.
ICH: Und wie geht`s jetzt weiter?
ASTAROD: Weiter nach Plan. Du gehst nach oben und bringst in Erfahrung wo sich dieser Riegl aufhält. Dann wird Azrael den Rest besorgen. Und Belial!
BELIAL: Äh, jo?
ASTAROD: Keine Extratouren mehr! Ist das klar?
BELIAL: Is’ klar, Chef.
LUZI: Mähhh!
ASTAROD: Hasi! Zieh deinen Schwanz aus dem Schaf!!
HASI: ‘Tschuldigung...
Mitternacht. Vollmond. Nebel. Perfekt!! Ich schleiche auf leisen Sohlen durch die Nacht. Meinen schwarzen Kapuzenumhang hab’ ich verwegen über meine Schultern geschlungen und die Lederstiefel erzeugen ein bedrohlich wirkendes Klacken auf dem Asphalt. Ha, fast wie Früher! Über 200 Jahre hat es gedauert, aber nun wandelt Mephisto wieder auf Erden!! Leider gibt es keine Gaslaternen mehr. Nur noch diese ekelhaften Halogenstrahler die die ganze düstere Atmosphäre kaputt machen. Außerdem nervt mich das dröhnen dieser lästigen Automobile die andauernd an mir vorbeifahren. Keine Kutschen mehr - wie unromantisch. Nach etwa einer Stunde ziellosem Umherirren durch menschenleere Straßen (ich weiß ja nicht mal in welcher Stadt ich mich befinde) begegne ich zum erstenmal seit 200 Jahren wieder einem lebenden Menschen. (Den Irren im Kanal wollen wir jetzt mal nicht mitzählen. Der war ja auch kein richtiger Mensch, sondern Priester.) Er sitz auf einer Parkbank und nuckelt genüßlich an einer Dose Bier. Seine langen grünen Haare fallen ihm bis auf die Schultern herab. Er hat sich Ringe durch Nase und Ohren gesteckt und ist komplett in Schwarz gekleidet. Ein langer, vergammelter Ledermantel hängt an ihm herab und dicke eisenbeschlagene Ketten sind um seine Stiefel geschlungen. Der sieht ja furchterregend aus! Als er mich sieht fängt er an zu grinsen und kommt auf mich zu gewankt.
MANN: Ey, geil ey. Wußt’ gar nich’ das Heut’ ‘ne Gruftparty steigt! Siehst voll Kraß aus, ey! Kann ich mitkomm’n?
ICH: Wie, äh. ‘Ne Party in einer Gruft?
MANN: Boahahaha, du bist ja voll kraß drauf, ey. Will’se ‘n Bier? Rülps!
ICH: Äh...Warum nicht.
MANN: Da Alter voll’s geile Zeuch.
Er reicht mir die Dose Bier und ich nehm’ einen kräftigen Schluck. Sofort wird mir klar was ich all die Jahre vermißt habe!
MANN: Boah, hast du’n Zug. Sag’ ma’, ey, wie heißt’n du?
ICH: Man nennt mich Mephisto.
MANN: Yeah, kommt voll cool. Echt kraß geil! Ich bin Rasierklinge!
Begeistert klopft mir der Kerl auf die Schulter. Hm, die Zeiten in denen mein Name Furcht und Schrecken verbreitet hat, sind wohl endgültig vorbei.
ICH: Rasierklinge?
RASIERKLINGE: Jo, und du bist Mephisto! Mephisto und Rasierklinge! Hört sich echt scharf an, ha, ha. Ich glaub wir funken auf der gleichen Wellenlänge!
ICH: Bitte was?
Begeistert zieht Rasierklinge seinen Mantel aus. Darunter kommt ein T-Shirt zum Vorschein. In großen Lettern steht darauf geschrieben ‘SONS OF SATAN’
ICH (verdutz): Äh, hübsches Shirt. Wo hast’n das her?
RASIERKLINGE: Im Heavyshop gekauft, wieso?
ICH (entsetzt): Sowas kann man heute kaufen?
RASIERKLINGE: Äh, ja klar. Wo hast’n du deine Kluft her?
ICH (unsicher): Selbst gemacht?
RASIERKLINGE: Boah geil. Du bist echt Megakraß!! Weißte was? Hab’ gehört die mach’n im ‘Höllenloch’ heut’ voll die geil Black Metal Party. Woll’n ma hin?
ICH: Höllenloch? Black Metal?
RASIERKLINGE: Logo, ‘Höllenloch’, kennst’e doch. Voll die geile Kneipe! Da geht der Punk ab!!
Ich sollte mich wohl schleunigst an die Lebensweise der heutigen Menschen gewöhnen. Sonst mach ich mich hier noch zum Affen! Also willige ich ein, und laß mich von Rasierklinge mitschleifen.
Er hatte recht. Es war die Hölle!
Schon an der Eingangstür lauert eine riesige, muskelbepackte Gestalt die vom Aussehen her, Belial gar nicht so unähnlich ist. Statt einem Flammenschwert hält er aber einen Baseballschläger in der Hand und statt der Haifischzähne hat er sich Sicherheitsnadeln durch die Lippen gesteckt.
TÜRSTEHER(unfreundlich): Wos’n der Clubausweis?
ICH: Der was?
RASIERKLINGE: Hey Bull! Ey, man, ey. Bist’e bescheuert! Das is’ Mephisto!
BULL (genervt) : Kein Clubausweis, keine Party.
RASIERKLINGE: Aber der...
ICH: Laß’ nur Rasierklinge. Wie kann ich denn Clubmitglied werden?
BULL: Hm, hast’n Joint?
Verdammt, jetzt hätt’ ich Hasi gut gebrauchen können!
ICH: Nee.
BULL: Hast’e Pech gehabt, hä,hä!
RASIERKLINGE (triumphierend): Ich hab einen!
BULL: Von dir will ich keinen. Du hast ja schon ‘nen Ausweis!
Das wird mir jetzt zu blöd. Ich pack den Riesen am Kragen, heb’ ihn hoch, wirbele ihn dreimal im Kreis herum und schmeiß ihn weg. Er segelt, mit ungläubig aufgerissenen Augen, ungefähr zehn Meter durch die Luft und landet dann mit lautem Krachen zwischen ein paar Mülltonnen. Benommen bleibt er liegen.
RASIERKLIGE: Booooaaahh! Kraß! Scheiße, mir haut’s den Vogel raus! Wie hast’n das gemacht?
Gleichmütig zucke ich die Achseln. Dieses Menschlein hatte meinen Höllenkräften nichts entgegenzusetzen.
ICH: Äh...ich hatte Glück...
RASIERKLINGE: Waahhnsinn! Du bist so cool! Boah! Das muß ich gleich Kiefer und Scheißhaufen erzählen! Komm’ mit!
Ich folge Rasierklinge in das ‘Höllenloch’. Es ist fast wie daheim. Ziemlich tot wirkende Gestalten, die man zu meiner Zeit sicherlich alle verbrannt hätte, tummeln sich im gespenstischen Halbdunkel. Fackeln brennen an den gemauerten Wänden und Nebel steigt aus allen Ritzen. Aus großen Lautsprechern dröhnt satanisches Gebrüll und seltsam anmutende, rauschende Windgeräusche. Hier handelt es sich wohl um das Black Metal. Totenköpfe grinsen von den Wänden und rote Scheinwerfer tauchen die ganze Szenerie in ein wahrhaft höllisches Licht. Es stinkt nach Rauch, Bier und Exkrementen. Hier gefällts mir!!!
Rasierklinge stellt mich Kiefer und Scheißhaufen vor. Beide Namen sind ziemlich zutreffend für die beiden Typen. Kiefer hat ein Kinn wie ein Hammerhai und seine Zähne sind spitz zugefeilt. Und Scheißhaufen stinkt wie der Selbige.
RASIERKLINGE: Boah! Mephisto is’ voll fertig! Hättet ihr seh’n soll’n! Hat Bull einfach so in der Luft rumgeschmissen. Fast wie bei ‘Rückkehr der fliegenden Karate-Zomies ,Teil 3’!
SCHEIßHAUFEN: Echt?!
KIEFER: Is’ ja voll krank!
Wenn alle Menschen heute so leben, frage ich mich ernsthaft wofür es noch die Hölle gibt.
RASIERKLINGE: Hey, Mephisto! Wills’n Bier?
ICH: Immer!
Aus dem Bier wurden dann doch mehr...so 30 ungefähr. Da ich ja schon tot bin kann ich natürlich saufen wie’n Loch ohne besoffen zu werden. Ich war der Brüller des Abends! Ich hätte die nächsten 500 Jahre hier sitzen können aber leider war ich ja nicht zum Spaß hier. Dummerweise war es mir nicht möglich, auch nur ein Sterbenswörtchen aus dem besoffenen Haufen herauszuholen. Immer wenn ich nach Stalf Riegl fragte bekam ich entweder eine lallende Antwort oder gar keine. Als ich es mit Corrinna May versuchte kotzte mir Kiefer prompt auf die Schuhe. Mist. Na ja ein bißchen was hat der Abend schon gebracht. Rasierklinge hat mir sein ‘SONS OF SATAN’ - Shirt geschenkt. Und Ozzie der Wirt hat mich zum Stammgast erklärt. Kein Wunder. Ich hab’ geblecht wie’n Großer. War aber kein Problem. Geld herbeizaubern kann ich aus’m ff. Als mich Rasierklinge und sein schräger Haufen endlich gehen lassen wird es schon wieder hell.
RASIERKLINGE: Hey, Mephisto. Wie sieht’s aus. Geh’n wir noch’n bißchen über’n Friedhof, die Gräber anpissen?
ICH: Waas?
KIEFER: Na, strullern, halt. Und den Nachtwächter im Scheißhaus einsperren!! Hi, hi!
ICH: Äh, nein danke. Ich glaub’ ich geh’ jetzt lieber heim.
RASIERKLINGE: Wo wohnst’n?
ICH: Im Abwasserkanal, adios.
Schnell mach’ ich mich vom Acker. Und such’ den nächstbesten Zugang zum Kanal. Rasierklinge und seine Gang blicken mir nach.
KIEFER: Der ist cool.
SCHEIßHAUFEN: Hoffentlich kommt der mal wieder vorbei.
RASIERKLINGE: Jo, ein Teufelskerl!

KAPITEL 5 - Baphomets Fluch
ASTAROD (brüllend): Das ist alles? Ein vergammeltes T-Shirt und ein Clubausweis?
ICH: Na ja, irgendwie schon.
ASTAROD: Eine Meisterleistung, Boni! Wirklich toll! Ich hätte genauso gut das Schaf schicken können!
BAPHOMET: Wieso? Is’ doch’n hübsches Shirt, hä, hä! Boni hat Geschmack.
ICH (wütend): Halt’ die Fresse, Baphy!
BAPHOMET (streitlustig): Wen nennst du hier Baphy, hä?
ICH (Baphy ignorierend): Und jetzt?
ASTAROD: Wir suchen weiter. Vielleicht besser am Tag. In der Nacht scheinen sich ja merkwürdige Typen herumzutreiben.
ICH: Also ich fand die ganz nett.
ASTAROD (wieder brüllend): Du sollst aber niemanden nett finden, du sollst diesen scheiß Riegl finden! Kapiert!
Astarod war in letzter Zeit ziemlich leicht reizbar, ist mir aufgefallen. Ein heißes Lavabad würde seinen Nerven sicher gut tun. Aber sowas ist auf Erden leider nicht an jeder Ecke zu finden.
ICH: Ok, ok. Ich mach mich gleich auf die Socken, reg’ dich ab. Und ich würde gerne Baphomet dabei haben.
ASTAROD: Meinetwegen.
BAPHOMET: Au ja!
HASI: Und ich!
ASTAROD: Wachs du erstmal wieder richtig zusammen, klar? So wie du aussiehst kannst du dich nirgends blicken lassen!
HASI: Aber ihr könnt mich an die Leine nehmen und sagen ich bin euer Hund!!
ICH (grinsend): Der gerade vom Bus überfahren worden is’?
Baphomet bricht in schallendes Gelächter aus.
ICH: Wo is’ eigentlich Belial?
ASTAROD: Der vergnügt sich irgendwo mit dem Schaf.
ICH: Ach so. Na gut dann geh ich mal wieder.
Ich klemm’ mir Baphomet unter den Arm und gehe. Astarod plärrt uns hinterher.
ASTAROD: Hey Boni! Fällt das nich’ auf mit ‘nem sprechenden Totenschädel unter’m Arm?
ICH: Das laß nur meine Sorge sein!
Keine Sekunde später hat uns auch schon die Dunkelheit des Tunnels verschluckt.

BAHPOMET: Das is’ entwürdigend!
ICH: Halt die Klappe.
BAPHOMET: Ich ersticke hier drin!
ICH: Du bist schon tot.
BAPHOMET: Hey, wackel nich’ so. Mir wird ganz flau im Magen!
ICH: Du hast überhaupt keinen Magen.
BAPHOMET: Ich will HIER RAUS!
ICH: Keine Chance.
BAPHOMET: Ich schrei!
ICH: Dann werf’ ich dich in die nächstbeste Mülltonne.
BAPHOMET: Dann mach’ wenigstens den Deckel hoch, damit ich was sehen kann.
ICH (seufzend): Na gut, du Nervensäge!
Ich öffne den Deckel des vergammelten Schuhkartons, den ich im Abwasser gefunden hab’. Baphomet’s Schädel kommt röchelnd zum Vorschein.
BAPHOMET: Satan sei Dank. Ich dachte schon ich muß ein zweites mal den Löffel abgeben.
ICH: Sei nich’ so mädchenhaft. Wie bist du eigentlich gestorben?
BAPHOMET: Das erzähl’ ich dir wenn du groß bist, Bonilein.
ICH: Noch so ‘ne Antwort und der Deckel kommt wieder drauf!
BAPHOMET: Bloß nich’!!
ICH: Sei jetz’ mal still. Ich muß mich konzentrieren.
Angestrengt versuch’ ich mich in dem Chaos des Verkehrs zurechtzufinden. So viele Menschen! So viel Qualm von den Autos. Ich wünschte es wäre wieder Nacht. Und dieser Lärm. Ich sehne mich nach dem leisen blubbern unserer Lavaseen und der herrlichen Stille der Gebeinfelder. Toll wär’ jetzt auch ein bißchen von dieser neumodischen Black Metal Musik. Die war zwar auch laut, aber wenigstens irgendwie schön. Andauernd kommen irgendwelche Leute auf mich zu und woll’n ‘ne Mark von mir oder fragen mich ob ich ‘n Zehner wechseln kann. Bin ich die Heilsarmee? Andere wollen mir irgendwelche Heftchen andrehen und fragen ob ich an Gott glaube. Ich hab’ nur einmal mit ‘ja’ geantwortet, was sich als böser Fehler erwies, weil ich den Knilch ‘ne halbe Stunde nicht mehr losgeworden bin. Danach war ich aber geheilt, das sag’ ich Euch. Viele Menschen denen ich begegne gucken entgeistert auf mein schönes T-Shirt und schütteln pikiert den Kopf. Kunstbanausen! Eine alte Dame wollte mich sogar mit ihrem Regenschirm verdreschen.... Sie hatte einen tragischen Unfall an der nächsten Kreuzung als ich die Ampel von Grün auf Rot umspringen lies. Keiner schlägt Mephisto ungestraft! Wir kommen an Geschäften und Imbissbuden vorbei. Beim Anblick dieser ‘Hot Dogs’, schmecken mir sogar die kalten Gedärme wieder. Von allen Hauswänden grinsen mich halbnackte Weiber an die versprechen das ‘Blinki-Waschpulver jetzt noch weißer wäscht!’. Schon verrückt. Wenn die Menschen wüßten was sie nach dem Tod erwartet, würde es ihnen wahrscheinlich ziemlich egal sein wie weiß diese Blinki-Scheiße wäscht. Die Seele kann man nur im Höllenfeuer reinwaschen, und zwar porentief, hä,hä! Ich renn’ ziellos durch die Straßen bis mir ein Plakat ins Auge sticht, daß sich von all den anderen Werbeplakaten abhebt. Es ist schwarz und mit silbergrauer Farbe ist ein verblüffend gutes Portrait des Satans aufgemalt. Darunter steht in großen Buchstaben:
‘SONS OF SATAN, LIVEKONZERT, HEUTE ABEND IM HÖLLENLOCH, EINLASS 20.30’
ICH: Baphy, ich glaub’ das is’ ein Zeichen.
BAPHOMET: Ein Zeichen! Spinnst du? Was für ein Zeichen?
ICH: Ein Wink des Schicksals, sozusagen. Wir müssen da hin!
BAPHOMET: Wieso? Was soll das überhaupt sein?
ICH: Black Metal.
BAPHOMET: Was? Du bist doch behämmert. Dort sollen wir Riegl finden?
ICH: Ihn vielleicht nicht. Aber sicher einen Hinweis.
BAPHOMET: Warum bist du dir da so sicher?
ICH: Mein inneres Gefühl sagt mir, daß wir dort die Antworten finden die wir brauchen.
BAHOMET (höhnisch): Ah ja? Mein inneres Gefühl sagt mir, daß du jetzt völlig übergeschnappt bist. Eine Woche Folterkammer würde dir wohl ganz gut tun...
Ich mach’ den Deckel wieder drauf und geh’ pfeifend meines Weges.
BAHPHOMET (brüllend): Hey, du Arschloch. Mach den Deckel wieder auf! Hörst du mich, du bekloppter Gehirnmutant. Hey! Laß mich raus! Hilfe!!! Drecksau!! Hey! Hallo!! Hilfeeeee!
Ich ignoriere den plärrenden Baphomet und mach’ mich wieder auf den Weg in die Kanalisation. Ich war schon fast da. Aber leider nur fast! Ich will gerade die Schachtabdeckung anheben da erklingt hinter mir eine laute Stimme.
MANN: Was machen Sie da?
Erschrocken dreh’ ich mich um. Ein fetter, schwitzender Mann in einem Grünen Gehrock und einer lustigen Kapitänsmütze auf dem Kopf steht vor mir und mustert mich argwöhnisch mit seinen zusammengekniffenen Schweinsäuglein. Der Kerl sieht wirklich witzig aus. Ob das die Hofnarren des 20. Jahrhunderts sind? Ich lache freundlich und werfe ihm ein paar Groschen hin. Auf diese Reaktion war ich nicht gefaßt: der Typ explodiert!!
MANN (brüllend): Was, zum Teufel, soll das? Wollen Sie mich verarschen, oder was! Was glauben Sie wer Sie sind, sie Zivilist!!!
ICH (verdutzt): Äh, ich bin Mephisto.
MANN: Und ich bin Mutter Theresa!!! Glauben Sie ich bin blöd! Ich will sofort Ihren Ausweis sehen! Und so wie Sie aussehen, geben Sie mir noch gleich die Anschrift Ihres Bewährungshelfers!
ICH: Ähm, hören Sie mein Herr. Ich glaub’ hier liegt ein Mißverständnis vor...
MANN: Ich bin nicht Ihr Herr. Ich bin Oberwachtmeister Meier! Und jetzt her mit Ihren Papieren!!
Oberwachtmeister? Hier muß es sich wohl um eine Art Stadtgardisten handeln. Aber zu meiner Zeit trugen die noch Helebarden und hatten eine grimmig Visage. Respektspersonen halt. Dieser Kerl hier war eine Witzfigur!
ICH (verlegen): Ähm, ich glaub’ meine Papiere hab’ ich grad’ nicht bei mir!
OWM MEIER (grinsend): Dacht’ ich’s mir doch. Immer das selbe mit euch Gesindel!
BAPHOMET: Hey, Boni. Was is’ da draußen los?
Meier starrt auf die Schachtel.
OWM MEIER (lauernd): Was ist da drin?
ICH: Also, das wollen Sie bestimmt nicht sehen.
OWM MEIER: Das müssen Sie schon mir überlassen. Los, Deckel runter!
ICH (genervt): Na gut.
Ich nehm’ den Deckel ab und verblüfft glotzt der Wachtmeister auf Baphomets Totenschädel.
OWM MEIER (unsicher): Also, das ist doch...das ist aber kein Echter?
Baphomet reagiert prompt. Mechanisch läßt er seinen Unterkiefer auf- und abklappen und gibt surrende Geräusche von sich.
BAPHOMET: Ich bin Baphy der sprechende Schädel. Ich will mit dir spielen. Ich bin Baphy der sprechende....
OWM MEIER: Ein Totenschädel zum Aufziehen! Also, wo kriegt man denn so einen Schund her?
Ich sag’ das Erstbeste was mir einfällt.
ICH: Ähm, den hab’ ich im Heavyshop gekauft!
OWM MEIER (boshaft): Gekauft? Wohl eher geklaut, was?
ICH (langsam sauer): Hören Sie, ich hab’s absolut nicht nötig zu klau’n!
OWM MEIER: Oh, natürlich nicht, Sie ‘ham ja die Goldene American Express, har, har.
Ich weiß zwar nicht was eine American Express ist, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß ich gerade beleidigt worden bin. Langsam geht mir die fette Sau auf die Nerven.
ICH: Ich kann in einer Minute mehr Kohle herbeischaffen, als Sie fettes Schwein in ihrem ganzen lächerlichen, kleinen Leben jemals verdienen werden. Außerdem, wußten Sie schon das Beamte in die Hölle kommen?
OWM MEIER (mit hochrotem Kopf) Aber, aber....das ist ja eine Ungeheuerlichkeit. Ich werde Sie Anzeigen wegen Beamtenbeleidigung, Sie unverschämter Tagedieb. Hiermit verhafte ich Sie im Namen des Gesetzes...
Mir reichts jetzt, das Gespräch wird allmählich langweilig. Doch noch ehe ich diesen Deppen zum schweigen bringen kann hüpft Baphy mit einem Urschrei aus seiner Schachtel und beißt sich in der Nase des Typen fest. Mit einem Entsetzensschrei taumelt der fette Wachtmeister nach hinten und fällt auf seinen Riesenarsch. Dabei löst er ein Erdbeben der Stärke 4 aus!
ICH: Baphy, nicht!
BAPHOMET: Ich beiß’ dem Arsch den Zinken ab!
OWM MEIER: AUAAAA! Hiieelfeee!
Irgendwie schafft es Meier wieder auf seine dicken Stampfer zu kommen. Schreiend nimmt er Reißaus. Ich renn’ hinterher. Baphy hängt immer noch an seiner Nase.
ICH: Laß los, Baphy!
BAPHOMET: Neeee.
OWM MEIER: AAHHHHH!!
Ich verfolge die Beiden einige Zeit durch (Satan sei Dank) menschenleere Hinterhöfe und Seitenstraßen. Plötzlich ist ein unappetitlicher Laut zu vernehmen und Dumpf poltert Baphomet zu Boden. Er hat ein Stück von Meiers Zinken im Maul. Durch den Schwung kugelt er noch einige Meter weit über den Boden, um dann mit einem hilflosen Quieken in einem offenen Kellerschacht zu verschwinden.
ICH: Baphy!! Verdammt! Wo bist du?
BAPHOMET (von sehr weit weg): Vergiß mich. Fang das fette Schwein, ich will es bluten sehen!!!!
ICH: Ich komme wieder!
BAPHOMET (noch weiter weg): Das will ich hoffen!
Ich wende mich ab und will die Verfolgung wieder aufnehmen. Da steht plötzlich Meier mit einer gezückten Waffe vor mir. Er blutet heftig aus der Nase (besser gesagt, das was davon übrig ist).
ICH: Lassen Sie den scheiß!
OWM MEIER: Ich bning Snie vors Genicht! Dnas war ein gnatter Mordversuch!!!
ICH: Sie sollten besser ins Hospital. Ihre Nase sieht übel aus.
OWM MEIER: Dnas bezahl’n Snie mir. Terrnonistnpack!
Dem Kerl ist einfach nicht zu helfen. Ich stürme auf ihn zu und versuche ihm seine Waffe aus der Hand zu reißen. Der Arsch drückt ab. Ein trockener knall hallt durch die Straße.
ICH: Aua! Scheiße, das doch tut weh!
Ein klaffendes Einschußloch prangt auf meiner Brust. Meier reißt ungläubig die Glubscher auf, als ich unbeeindruckt meinen Finger durch das Loch in meinem Umhang stecke und theatralisch den Kopf schüttle.
ICH: Wissen Sie eigentlich, wie lange ich gebraucht habe dieses Kostüm zu machen?
OWM MEIER (mit glasigen Augen): Aber, aber...
ICH: Und können Sie sich vorstellen, wie lange es dauert bis so eine Narbe verheilt?
Ich reiß’ mein Hemd auf und wühle wutschnaubend in der Wunde herum wobei ich genau darauf achte, auch reichlich Blut und Gedärm zu verspritzen! Schadenfroh beobachte ich aus den Augenwinkeln, wie’s den Meier würgt. So, jetzt setzten wir noch einen drauf! Mit einem grauseligen Schmatzen steck ich meine Hand bis zum Anschlag in das Loch und fördere mit einem Ruck mein Herz zutage. Vorwurfsvoll halte ich es dem Wachtmeister unter die Nase.
ICH: Seh’n Sie sich das an! Wissen Sie was sowas kostet? Glauben Sie ich hab’ ‘nen leibeigenen Organspender zu dem ich einfach so hin rennen kann wenn ich mal wieder ‘n neues Herz brauch oder ‘ne Niere ?
Das hat gesessen! Der Mann kippt kommentarlos aus den Latschen und bleibt ohnmächtig liegen. So, daß wär erledigt. Ich pack mein Herz wieder ein und stülp’ mein ‘SONS OF SATAN’-Shirt über das blutverschmierte Loch. Jetzt muß ich erstmal Baphy da raus holen. Ich geh’ rüber zum Kellerschacht und brüll’ hinein.
ICH: Baphomet!
Keine Antwort...
ICH: Hey, Baphy! Wo steckst du?!?
Immer noch keine Antwort. Ich versuch’ es ein drittes mal, aber das Ergebnis is’ das Selbe. Wieder keine Antwort. Verdammt und zugenäht! Wo steckt dieser Chaot? Da bleibt mir keine andere Wahl. Ich muß ihn suchen. Also spring ich in das dunkle Kellerloch. Das war ein Fehler! Ich stürze ungefähr 10 Meter senkrecht in die Tiefe. AUA! Dem Aufprall nach zu urteilen, waren es wohl mehrere hundert! Der harte Schlag preßt mir die Luft aus den Lungen und mit einem saftigen Platschen reißt meine Wunde noch weiter auf. Plop! Ich spüre wie mein Herz in irgendeine Richtung davonschießt. Scheiße. Es ist stockfinster. Wie soll ich es je wiederfinden? Nicht das ich es wirklich gebraucht hätte. Aber man hängt halt an solchen Sachen. Mist! Da hock’ ich jetzt im Dunkeln, krieche am Boden entlang und wühle im Matsch. Das kommt davon wenn man Späße mit seinen Eingeweiden treibt. Ich wünschte Belial wär hier, der kann im Dunkeln sehen. Nach einer halben Stunde gebe ich auf. Was soll’s. Wenn ich wieder daheim bin muß ich mir halt in der Entsorgungsstelle ein neues Herz besorgen. Ich sollte mich lieber wieder meiner eigentlichen Aufgabe zuwenden: Baphy suchen.
ICH: Baphy! Bist du hier irgendwo?....BAPHOMET!!!!!
Wieder krieg’ ich keine Antwort. Verdammt! Ich robbe weiter durch das miefende Kellerloch, wobei ich nach Leibeskräften Baphy’s Namen brülle...wenn auch ohne Erfolg. Dabei stoß ich auf etwas Weiches, Stinkendes. Bäh! Eine tote Ratte. Was ist das hier eigentlich? Ein Kerker? Ich taste weiter, da kann ich eine fingerdicke Ritze im Boden erfühlen durch die ein leichter Luftzug pfeift. Hm. Was’n das? Doch noch bevor ich mich näher mit dem Spalt auseinandersetzten kann, kippt plötzlich der komplette Boden mit einem häßlichen Quietschen unter meinen Füßen weg und ich falle. Nicht sehr tief, aber dafür um so schmerzhafter. Ich lande auf zackenbewährten Laufrädern, die mich der Länge nach aufspießen und unter sich begraben. Shit! Ich bin in einer Müllzerkleinerungsanlage gelandet!! Ahhhh!
10 Minuten später. Der Kampf mit dem Müllschlucker hat mich einen halben Arm und einige Eingeweide gekostet. Doch ich bin siegreich! Die Maschine liegt zerdeppert und in 1000 Einzelteile zerkleinert in einer Ecke. Was sich die heutigen Menschen denken, solche Ungetüme herzustellen! Ich will wieder ins 17. Jahrhundert, oder wenigstens nach Hause in die Hölle! Na ja! Keine Zeit zum Jammern. Ich fange an meine Einzelteile einzusammeln. Glücklicherweise muß ich nicht, wie Hasi, warten bis sie nachgewachsen sind. Es reicht wenn ich sie mir da hinhalte wo sie hingehören und warte bis sie zusammenkleben. Mein Herz hab’ ich leider immer noch nicht gefunden, aber dafür etwas anderes. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Es ist Baphys Unterkiefer!!!! Oh, oh. Deshalb konnte er nicht antworten! Verzweifelt wühle ich in den Resten des Müllschluckers aber Baphy’s Schädel kann ich nirgendwo finden. Verdammt noch mal! Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als ohne ihn zurück zu kehren. Vielleicht hat ja der Alte eine Ahnung wo wir ihn finden können...

Baphomet tat der Schädel weh. (Was auch sonst). Diese verdammte Maschine hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte Mephisto rufen hören, aber er konnte nicht antworten. Ohne Kiefer leider unmöglich. Dabei hatte er ja nicht mal Stimmbänder und konnte trotzdem sprechen! Die Hölle folgte manchmal schon einer komischen Logik. Wie auch immer jetzt lag er hier, mitten im Müll, ganz allein. Nachdem ihn der Müllhechsler das Maul abgerissen hatte, wurde er auf einem Laufband nach oben in einen Container befördert. Und da lag er immer noch. Welch ein tragisches Schicksal! Er, der große Baphomet, endete auf einer Müllhalde! Zum erstenmal in seinem untoten Leben wünschte er sich er könnte sterben...

Das donnern des angebohrten Auspuffs seiner 1400’er Intruder erfüllte denn ganzen Schrottplatz. Er konnte mit Fug und Recht behaupten, daß er die lauteste Maschine der ganzen Stadt fuhr. Darauf war er stolz! Kiefer war mal wieder auf Ersatzteilsuche. Er lenkte sein Motorrad über den harten Schotterweg wobei er heftig durchgeschüttelt wurde. Er fand’s geil! Heute Abend wollte er die Show abliefern. Ein ‘SONS OF SATAN’-Konzert war immer etwas Besonderes und da mußte er den anderen schon etwas bieten können. Rasierklinge würde begeistert sein! Er wußte noch nicht genau, was er eigentlich suchte...aber er würde es schon finden. Den Aufhauer schlechthin! Er umrundete schon das zweite mal die Deponie, als er in einem der Müllcontainer etwas aufblitzen sah. Nur kurz. Ein schwaches rötliches Glimmen. Er stieg ab und näherte sich dem Container.
KIEFER (mit leuchtenden Augen): Boah! Des is’ ja wohl die Härte! Kraß! Voll der Schädel ey!
Kiefer hebt Baphomet aus dem Müll und betrachtet selig die rot glühenden Augen.
KIEFER: Du bist ja echt heftig. Yeah! Die anderen werden platzen vor Neid!! Hä, hä. Boah!
Kiefer fingert ein Klebeband aus seiner Manteltasche und klebt Baphomets Schädel kurzerhand auf die Frontverkleidung seiner Maschine.
KIEFER: Jo! Das is’ ja ober-Titten-geil!! Ich glaub’ wir werden voll die geilen Kumpels, Alter! Hä,hä!
Baphomet war da anderer Meinung. Aber leider konnte er weder sprechen noch sonst irgend etwas dagegen unternehmen. Außerdem hätte es schlimmer kommen können. Aber nicht viel schlimmer. Insgeheim verfluchte er den Tag an dem er zur Hölle gefahren war...
INTERMEZZO(-mix)™
Er war allein. Er kauerte im Schneidersitz am Boden seines schäbigen Hotelzimmers. Vor sich hatte er eine Anzahl furchterregender Instrumente ausgebreitet. Mit zitternden Händen hielt er ein stabiles Holzkreuz, das sich nach unten hin zu einem scharf geschliffenen Dolch verjüngte. Schweiß floß in Bächen über seinem Gesicht, troff zu Boden und bildete eine glänzende Lache auf dem harten Parket. In seinen Augen funkelte der Wahnsinn. Gestern hatte ihn eine Vision ereilt. Zur Morgenstunde, gerade als er beim Kacken war. Michael, der erste der Erzengel selbst, war ihm erschienen. Hatte einen leicht angeschwulten Touch, der Knabe. Aber so sahen die ja alle aus. ”Das Böse wandelt wieder auf Erden”, hatte er verkündet. ”Geh’ und tue deine Pflicht! Tilge es aus dieser Welt!”, danach war die Erscheinung wieder verblaßt. Sofort hatte er Rom verlassen und hatte das erstbeste Flugzeug genommen. Jetzt saß er hier. Seine Hände schlossen sich so fest um das Kreuz, daß sich seine Knöchel weiß färbten und das Holz bedenklich zu knarzen begann. Er war bereit! Er wußte noch nicht genau wo er suchen sollte, aber das Böse war ganz in der Nähe, das spürte er. Bald würde er zuschlagen, er Antonio Luberto, der Exorzist!

KAPITEL 6 - Ein Dämon auf Abwegen
ASTAROD (übellaunig): Wie spät ist es?
HASI: Woher soll ich das wissen?
ASTAROD: Die beiden sind schon viel zu lange weg! Es wird bald dunkel!
HASI: Die kommen schon. Keine Panik.
ASTAROD (brüllend) Keine Panik?!? Du wirst ja auch keinen Kopf kürzer gemacht wenn das hier in die Hosen geht, du Arschloch!!!
Hasi duckt sich kleinlaut in eine Ecke.
ASTAROD: Mir reichts! Wo ist Belial, dieser Schwachsinnige?
Hasi zuckt hilflos mit den Schultern.
HASI: Der is’ mit seinem Schaf unterwegs. Ich denk’ der wird noch’ne Weile beschäftigt sein.
ASTAROD (wieder brüllend): Is’ mir scheißegal! Wenn er nich’ in einer Minute hier antrabt dann kriegt er Probleme! Aber ganz übelster Sorte!! Kapiert!?!
Belial hatte momentan andere Probleme... ganz andere! Er stand bis zu den Knien in der Scheiße und watete durch die dunklen Kanäle.
BELIAL: Luzi! Luzi, wo bist du? Koooom! Huhu!
LUZI (von weit weg): Mähähä!
BELIAL: Komm, zu Papi. Stell dich nicht so an!
LUZI: Mäh.
BELIAL: Ach, komm schon. Sei nicht beleidigt! Ich versprech’ dir auch, daß wir nach dem nächsten Mal ganz lange kuscheln! Ehrlich!
LUZI (von noch weiter weg): Mäh! Mäh! Mäh!
BELIAL: Kommst du jetzt endlich her, du blödes Drecksviech!!
LUZI: Bähähä!
BELIAL (genervt): Hach! Weiber!!

Belial stapft mürrisch weiter durch das Abwasser und versucht das Schaf einzufangen. Es dauert nicht lange dann hat er es in eine Sackgasse gescheucht. Luzi steht ratlos vor einer Wand.
BELIAL (siegessicher): Koooomm. Ja wo ist denn mein kleines Luzilein?
Langsam nähert er sich dem gequälten Tier, dann springt er mit einem Satz nach vorn und... landet Kopfüber in der Scheiße. Luzi rennt meckernd an ihm vorbei.
BELIAL: Verdammt Luzi! Sei doch vernünftig! Ich find‘das nicht mehr lustig.
LUZI (schadenfroh): Mäh mähmäh mähmhääää mäh!
Belial rappelt sich hoch und nimmt die Verfolgung wieder auf. Es kann doch nich’ so schwer sein ein Schaf zu fangen! Er jagt Luzi kreuz und quer durch die Kanalisation. Aber das listige
Tierchen trickst ihn immer wieder aus. Nach etwa einer Stunde zermürbender Jagd und einigen unfreiwilligen Bädern in der Kloake, sieht Belial trübes Tageslicht durch einen der Tunnel schimmern. Dort muß ein Ausgang sein! Neugierig nähert sich Belial dem Schacht. Er späht vorsichtig um die Ecke und sieht einen Kreisrunden Ausgang in der Betonmauer. Ein von Rost zerfressenes Gitter versperrt den Durchgang. Mit einer lockeren Handbewegung reißt er das vergammelte Teil aus der Verankerung und wirft es achtlos in eine Ecke. Wie lange war es her, daß er richtiges Tageslicht gesehen hatte! 4000 Jahre. Mindestens! Belial zwängt sich durch den, für ihn viel zu kleinen, Durchgang und tritt aus dem Schatten der Kanalisation. Mit einem zufriedenem Seufzer saugt er die frische Luft ein. Wenn auch nicht mehr ganz so frisch wie damals, aber trotzdem noch gut. Er streckt seine gewaltigen Pranken gen Himmel, rekelt sich genüßlich und nimmt nochmals einen kräftigen Zug. Dann beginnt er sich umzusehen. Keine Menschenseele in der Nähe. Gut so. Die meisten Leute reagieren etwas ungehalten wenn sie ein zweieinhalb Meter großes, geflügeltes, rotes Monstrum sehen, daß aussieht wie eine Mischung aus einem Haifisch und Godzilla. Wie auch immer. Er sollte zusehen, daß er sich schleunigst wieder in die Kanäle verzog. Astarod war sicherlich schon sauer auf ihn. Gerade will er wieder in den Schacht kriechen, da sticht ihm ein rotes Reklame Leuchtschild ins Auge. Mit großem Interesse studiert Belial dessen Inhalt. Dann zieht er sein Gebiß zu einem dümmlichen Grinsen auseinander. Eine zweite Zahnreihe mit messerscharfen Hauern kommt zum Vorschein, und hätte er keine Ohren gehabt hätte er um den ganzen Kopf gegrinst. In seinen Augen glimmt plötzlich ein merkwürdiges Feuer und ein seltsam tierisch klingender Laut entringt sich seiner Kehle.
BELIAL (selig) :Boah, das is’ ja wohl nich’ war, oder?
Belial der Todesengel wendet sich ab und verschwindet, leise kichernd, in den Straßen der Stadt. Das Schaf hat er vergessen.
Kaum ist Belial in einer Querstraße verschwunden, tritt eine weiß gekleidete Gestalt aus dem Schatten einer Hausmauer. Gehetzt blickt sich der Mann um und zieht seinen Umhang enger. Er will gerade die Verfolgung aufnehmen, da ertönt aus dem Kanalschacht ein leises ‘Mäh’. Verdutzt dreht sich der Mann um und blickt auf ein schwarzes Lämchen, daß neugierig den Kopf aus dem Schacht steckt. Ein wölfisches Grinsen erscheint auf dem hageren Gesicht des Kerls. Er greift unter seinen weißen Umhang und zieht einen ellenlangen Dolch darunter hervor.
LUBERTO: Ja, wo ist denn das kleine Schafischafi? Na kooomm. Har, har, har....
 
Astarod tigert nervös die Gänge auf und ab. Hin und wieder bleibt er stehen und stößt einen langen Seufzer aus. Azrael steht wie immer unbeweglich in der Ecke. Hasi hockt lässig auf einer kaputten Kloschüssel, die hier irgendjemand entsorgt hat, und ist gerade dabei seine neu nachgewachsenen Fingernägel zu feilen. (Wobei sich die Frage stellt, wo hat er die Feile her?)
ASTAROD: Wir können nich’ mehr warten. Azrael!
Als hätte jemand einen Schalter betätigt, blitzen plötzlich Azraels grüne Eisaugen auf. Lautlos kommt er angeschwebt.
ASTAROD: Du wirst sie suchen gehen! Fang mit Belial an! Er kann ja wohl noch nicht weit sein. Wenn es dunkel wird gehst du nach oben und bringst mir die anderen beiden Chaoten. Falls sie in Schwierigkeiten stecken, will ich, daß du mich benachrichtigst bevor du irgend jemand den Schädel einschlägst. Wenn sie bloß wieder auf Sauftour sind, dann geh’ ja nicht zu zimperlich mit ihnen um. Wenn es sein muß prügelst du sie hier runter. Klar?
Azrael nickt und schwebt von dannen.
HASI: Ich würd’ auch gern mitkommen. Bitte, bitte. Ich wart’ schon so lang!
Astarods Hals schwillt zu gigantischer größe an und eine Ader so dick wie eine Schlange pulsiert auf seinem roten Schädel. Er scheint kurz vor einer Kopfexplosion zu stehen.
ASTAROD (grunzt wie eine Sau): Jetzt halt endlich dein dummes Maul, du elende Mißgeburt!! Ich werde dich nie an die Oberfläche lassen, weil du nämlich ein verkommenes, kleines Stückchen Scheiße bist, das nich’ mal die Würmer fressen würden. Du bist die niedrigste, dämlichste und unnützeste Kreatur die mir je begenet ist. Jeder Urinstein hat mehr Grips als du! Du verdienst es ja nich’ mal bepisst zu werden !!! Du... du, du unfertiger, lächerlichr Abklatsch einer Zombiekarikatur!
Hasi verkriecht sich so tief er kann in die Kloschüssel und äugt verängstigt über den Rand.
HASI: Aber...aber....
ASTAROD: Nichts aber !! Und jetzt’ halt deine blöde Fresse ich muß mit dem Alten reden!!
Astarod wendet sich ab und schnippt mit den Fingern. Sofort erscheint der Nebelkreis und der Alte ist zu sehen. Doch diesmal taucht nicht sein haßverzerrtes Gesicht auf. Stattdessen füllen zwei gigantische, wabbelnde Pobacken den Kreis aus, die sich rhytmisch auf und ab bewegen. Unmenschlich, grunzende Laute sind zu vernehmen. Als der Alte auch nach fünf Minuten keine Anstallten macht sein Treiben zu unterbrechen, räuspert sich Astarod lautstark. Mit verlegenem Grinsen dreht sich Satan um.
SATAN (verschämt): Äh, Astarod! Ähäm, du sollst mich doch nicht auf dem Privatkanal anrufen!!
ASTAROD: Es is’ aber wichtig.
SATAN: Oh...ja. Also dann...
Der Alte wendet sich kurz an seinen Lustknaben. Einem kleinen, häßlichen Männlein mit einem bescheuerten Schnauzbart.
SATAN: Es ist gut Adi. Du kannst geh’n.
ADI: Jawohl, mein Führer!
Der Kerl zieht seine Hose rauf und macht sich, etwas entäuscht dreinblickend, vom Acker.
SATAN (wieder zu Astarod): Also was gibt’s?
ASTAROD: Wir haben Probleme, Eure Abartigkeit.
SATAN (böse kichernd) Is’ das was Neues?
ASTAROD (verlegen): Äh, aber... hä tja.
SATAN: Jetz’ komm zum Punkt, meine Zeit is’ kostbar!
Astarod druckst zuerst ein wenig herum und erntet einen mißbilligenden Blick vom Alten, dann aber sprudelt es plötzlich aus ihm heraus und erzählt dem Alten die ganze Geschichte. Hier die Kurzfassung:
ASTAROD (verzweifelt): Mephisto und Baphomet sind verschwunden, wahrscheinlich beim Saufen im Höllenloch mit dieser Rasierklinge und Belial treibt’s mit dem Schaf weil doch Azrael dem Pfarrer seinen langen Gummischwanz geklaut hat und dem Hasi reingesteckt hat und der immer damit spielt, weil er nicht an die Oberfläche kann und er keinen Afro-look hat, weil Mephisto doch im Höllenloch ist und er das SONS OF SATAN-Shirt nich’ hergeben will, weil er jetzt doch Clubmitglied ist und dem Belial so schnell langweilig wird und Sodomisten den Kopf abhackt wenn er selber das Schaf ficken will, und weil es hier unten immer so kalt ist und Baphomet dauernd nach der Heizdecke schreit, und keiner nimmt mich ernst und jeder macht was er will...und...undundund ICH WILL NACH HAUSE!!!!
Astarod heult wie ein Schloßhund. Der Alte sieht ihm eine Weile zu, dann fängt er aus vollem Halse zu lachen an! Er kann garnicht mehr aufhören. Er hält sich den Bauch und Tränen schießen ihm in die Augen.
SATAN: Wahaha! Das is’ ja wohl das komischste was du je abgeliefert hast, har, har, har...soviel Spaß hat’ ich seit 10000 Jahren nich’ mehr, ich.. hi, hi, hi...schnief...Wahhaha...ich halt’s nich aus...der Gummischwanz, haha... und das Schaf... Wahahahahaaa!
ASTAROD (total baff): Aber, aber... du schimpfst gar nich’ ? Ich meine äh...
SATAN (kriegt sich gar nicht mehr ein): Was? Schimpfen? Pffffffwaharhar! Das is’, das is’ hahaha. Das is’ so geil! Ich wußte ja, daß ihr nur Scheiße bauen würdet, aber das!!! Ha, ha, ha, das is’ wirklich die Krönung, hi,hi,hi!! Wenn ich gewußt hätte was für Versager ihr alle seid, hätte ich nochmal 500 Seelen investiert, har,har!!
Astarod versteht die Welt nicht mehr.
ASTAROD: Aber, Eure Lachhaftigkeit, was sollen wir denn jetz’ machen?
SATAN (munter grinsend): Nix! Ihr macht weiter wie zuvor! Das is’ besser als Kino, hi,hi. Das is’ sogar lustiger als Nonnen ihre ungeborenen Kinder rausschneiden! Ich hab’ mich lang’ nicht mehr so gut amüsiert.
ASTAROD: Aber wenn was schief geht...
SATAN: Ah, quatsch! So lang Euch kein Exorzist über den Weg läuft ist mir doch wurscht was ihr da oben macht. Ich hab’ schon soviele Seelen verloren, daß es für ein halbes Jahrhundert reicht, aber die Show die ihr hier abliefert ist Glod wert, har, har. Also ich hab’ noch einiges zu erledigen. Bleib fröhlich! Adios!
Der Nebelkreis verpufft. Astarod schüttelt nachdenklich den Kopf.
ASTAROD (murmelnd): Bei dem weiß man auch nie woran man is’. Zuerst platzt er fast vor Wut und dann lacht er sich wieder krumm und schief. Launischer Kerl. Ich glaub’ das ewige Höllenfeuer hat schon so’n paar kleine Löcher in sein Hirn gebrannt. Oder was sagst du, Hasi?...Hasi?
Verwirrt glotzt Astarod in die Runde. Hasi ist verschwunden...

Der schummerige Schein einer roten Laterne tauchte den heruntergekommenen Hinterhof in ein gespenstisches Licht. Die letzten Sonnenstrahlen waren gerade von der herreinbrechenden Nacht verschluckt worden und es hatte angefangen zu regnen. Im Schatten der Hauswände näherte sich vorsichtig eine riesenhafte Gestalt der kleinen Eingangstür, die sich zwischen dem ganzen Unrat duckte als wolle sie sich verstecken. Ein Blitz zuckte vom Himmel und für wenige Augenblicke war der düstere Innenhof von gleißendem Licht erfüllt und gab den Blick auf ein alptraumhaftes Höllenwesen frei. Es war in eine alte Autoplane gehüllt und nur der hammerhaiartige Kiefer und ein rot glühendes Augenpaar lugten darunter hervor.
Auf leisen Sohlen schleicht Belial auf den Eingang zu. Er hat immer noch dieses dümmliche Grinsen im Gesicht und Geifer läuft aus seinem Maul. Mit gierigen Augen stiert er auf das große Schild, das über der Tür hängt.
LOLITAS MASSAGESALON
FREAKS SIND HERZLICH WILLKOMMEN
BELIAL (seufzend): Ich bin im Paradies!!
Mit einem zufriedenem Grunzen klopft er an die Tür und muß dabei aufpassen, daß er sie vor Aufregung nicht aus den Angeln reißt. Zunächst passiert nichts. Ungeduldig läuft Belial vorm Eingang auf und ab, bis endlich ein Guckloch aufgeschoben wird und das Gesicht eines alten, verschrumpelten Mannes zum vorschein kommt.
MANN (unfreundlich): Ja?
BELIAL: Ist das hier Lolitas Massagesalon?
MANN (zerknirscht): Steht doch drauf, oder?
BELIAL: Ich hätte auch gern eine...äh... Massage.
MANN (abweisend): Kenn’ dich nicht.
BELIAL: Ähm, ich bin...äh...neu hier. Ein neuer Kunde, sozusagen!
MANN (unverschämt): Siehst bescheuert aus.
BELIAL: Ich...äh...ich hatte eine schwere Kindheit.
Der Mann starrt ihn einige Zeit an, dann schiebt er das Guckloch wieder zu.
MANN (von drinnen): Vergiß es. Bei uns waren ja schon viele Irre, aber so was wie dich hatten wir hier noch nie!
Belial steht da, wie bestellt und nicht abgeholt. Er macht ein dämliches Gesicht und grunzt entäuscht. Das kann ja wohl nich’ sein! Na warte du alter Stinkstiefel! Belial holt aus und schlägt ein faustgroßes Loch in die Eingangstür.
MANN: Hey, spinnst du? Hör gefälligst auf, du Irrer!
BELIAL: Laß mich rein, du Arschloch!!
Belial schlägt nochmal zu und die halbe Einganstür fliegt dem alten Knilch um die Ohren.
MANN: Verschwinde, sonst ruf ich die Bullen!
BELIAL: Ich liebe Bullen! Gebraten am Spieß! Hä,hä.
MANN: Hilfäää!
Belial demontiert die Tür fachgerecht in ihre Bestandteile. Mit einem tiereschen Gebrüll packt er den Mann am Kragen und hebt ihn vor sein Raubtiergebiß.
MANN (stammelt): Ey... wenn ‘de Drogen brauchst oder so, ey ich, ich ... hab’ echt nix, Mann!
BELIAL (brüllend): ICH WILL FICKEN, DU ARSCHLOCH!!!!
MANN: Äh, kein Problem, Mann, äh... Ich kenn da eine tolle Braut, die wohnt ganz in der nähe, äh... und die...
BELIAL (noch lauter brüllend): ICH WILL JETZT FICKEN!!! FICKEN, FICKEN, FICKEN !!!!
Kurzerhand packt Belial den Kopf des Typen... und knipst ihn lässig mit zwei Fingern ab. Eine Blutfontäne schießt aus dem Kerl und besudelt die Wände, den Boden und Belial. Der Kopf rollt noch ein Stück, dann kickt ihn der Todesengel (wie üblich) in die Nacht hinaus. Platschend fällt der Körper des Unglücklichen auf den Boden.
BELIAL (hämisch lachend): Vertigo, ich glaub’ es gibt wieder Arbeit für dich, har, har!
Achtlos steigt er über die Leiche hinweg ins innere des ‘Massagesalons’.
BELIAL (geifernd): Kommt meine süßen Mädls. Das wird die Nacht eures Lebens, hä, hä, hä!!!

Ich hetze durch die düsteren, feuchten Kanäle des Abwassersystems. Draußen ist es schon dunkel geworden und ich muß mich beeilen. Hoffentlich komm’ ich nicht zu spät. Das Konzert hat sicher schon begonnen. Astarod wird nicht sehr erfreut sein, wenn er hört, daß ich Baphy verloren hab’, aber das ist jetzt unwichtig. Irgendwie fühle ich, daß es verdammt wichtig ist dieses SONS OF SATAN - Konzert nicht zu verpassen, fragt mich bloß nicht warum. Wahrscheinlich weil der Autor dieser Geschichte ein Heavy Metal - Freak ist. Ich gelange endlich an die Stelle wo wir unser Hauptquartier eingerichtet haben. Astarod hockt im Schneidersitz am Boden und starrt stoisch an die Wand. Leise summt er eine Melodie vor sich hin. Hört sich ein bißchen an wie ‘Lapaloma’.
ICH (verwundert): Astarod! Was machst du?
Astarod sieht auf und glotzt mich vorwurfsvoll an.
ASTAROD: Ah, sieh an! Der Herr kommt auch mal wieder vorbei. Hast du dich gut amüsiert?
ICH (ärgerlich): Amüsiert?!? Oh, ja! köstlich sogar! Ich bin verhaftet, erschossen und gevierteilt worden. Mein Herz hab’ ich mir rausreißen müssen und den Baphy hat’s total zerlegt! Danke, ich hab mich wirklich königlich amüsiert!!
ASTAROD (verdutzt): Um Satan’s Willen, was ist denn da oben passiert?!?
ICH: Keine Zeit für Erklärungen! Wir müssen an die Oberfläche. Ich hab’, glaube ich, eine ganz heiße Spur. Ruf die anderen und laß uns abziehen!
ASTAROD (traurig lachend): Die anderen? Die sind alle weg. Verschwunden! Keine Ahnung wo hin. Ist mir mittlerweile auch wurscht. Den Alten kümmert’s auch ‘nen Dreck. Der findet das höchst unterhaltsam und lustig.
ICH: Was?
ASTAROD (resignierend): Ja! Der verarscht uns hier nur, sag’ ich dir. Am liebsten würd’ ich hier abhauen.
ICH: Hey, reiß dich zusammen! Was ist denn nur aus dem bösen, sadistischen Erzteufel geworden den ich kenne und liebe?
ASTAROD (müde): Der is’ da geblieben wo er hingehört, in der Hölle.
ICH: Jetzt komm’ schon. Ich will auch hier weg. Aber solang wir unseren Auftrag nicht erfüllt haben, läßt uns der Alte sicher nicht nach Hause.
ASTAROD (genervt): Na gut. Is’ jetzt sowiso schon alles egal. Also wo gehen wir hin?
ICH (grinsend): Zu einem Konzert. Wird dir gefallen, glaub mir...

Belial liegt glücklich und mit glasigen Augen auf einem riesigen Wasserbett. Neben ihm liegen Candy, Susi, Lola, Vanessa, Natascha, Sweety, Mona, Bunny, Pam, Funny, Jessica, Tanja und Naomi. Boah! 13 Mädels - in nur 20 Minuten! Dabei hatte er sich wirklich Zeit gelassen! Zufrieden streckt er seine Pranken von sich und plantscht mit seinen Füßen in der Wasserlache, die sich langsam am Ende das Bettes ausbreitet. Er hatte vorhin aus versehen in die Matratze gebissen. Kommt nicht gut bei Wasserbetten.
BELIAL (schnurrend): Ah, zwei Minütchen noch, Mädels. Dann kann ich wieder!
SUSI (mit süßem Zungenschlag): Ok, du. Aber vorher muft du noch die letpften 13 mal betfalen.
BELIAL (verwirrt): Bezahlen?
LOLA: Logisch, glaubst du wir arbeiten hier zum Vergnügen?
BELIAL: Arbeiten? Hat’s denn keinen Spaß gemacht?
TANJA: Oh, dir sicherlich. Aber mir tut immer noch der Hintern weh!
BELIAL: Also, äh. Aber... ich hab’ gar kein Geld!
PAM: WAAAS!!!!
BELIAL (verlegen): Da wo ich herkomm’ is’ sowas umsonst, ähä.
FUNNY: Du kommst wohl vom Mars, du Scheißkerl was?
BELIAL: Äh, Mars?
CANDY: Los rück’ die Kohle raus, du Arschloch!
LOLA: Ja, aber ‘n bißchen dali!
BELIAL: Ich hab’ aber wirklich nichts!
NATASCHA: Du, scheiß Wichser!
Wie Furien gehen die Mädels plötzlich auf ihn los. Schlagen, zwicken, kratzen, spucken, beißen. In wilder Panik ergreift Belial die Flucht. Er hatte allein gegen ganze Armeen gekämpft, hatte Harphien und Höllenhunde besiegt, aber gegen diese Meute wildgewordener Weiber hatte er keine Chance. Mit den Händen über dem Kopf rennt er aus dem Zimmer. Unzählige Schläge prasseln auf ihn nieder. Bunny schießt eine Salve eines merkwürdig riechenden Gases auf ihn ab, das irgendwie gut riecht, aber höllisch in den Augen brennt. Plötzlich durchfährt Belial ein grausiger Schmerz. Er blickt an sich herab. Susi (die mit dem Zungenschlag) hat sich an seinem Glied festgebissen.
BELIAL (brüllend): AUAAA, Scheiße! Laß los du Luder!!!
SUSI: Hmhm, hmnn.
Unter lautem Geschrei der Prostituierten hastet Belial eine Treppe hinunter. Er rennt durch die eingeschlagene Tür nach draußen, wobei er dem toten Türsteher nochmal kräftig in die Eingeweide tritt. Susi mitschleifend, die immer noch an seinem Schniedel hängt. Das reicht! Belial war eigentlich schon ein ganz netter Kerl, aber was zuviel ist, ist zuviel. Er packt Susi am Arm... und reißt ihn ab. Mit einem gurgelnden Schmerzensschrei läßt Susi los. Gehetzt spurtet Belial in eine Seitenstraße und sucht so schnell er kann das Weite. Nach kurzer Zeit scheint ihn die wütende Meute nicht mehr zu verfolgen. Glück gehabt.
MANN (höhnisch): Sieh an, sieh an. Ein Dämon auf Abwegen! Hast du dich verirrt?
Erschrocken dreht sich Belial um. Schuldbewußt läßt er Susi’s Arm fallen, den er bis jetzt umklammert hatte. Ein Mann in einem weißen Umhang und fiesem Gesicht tritt aus dem Schatten. Er hält ein Holzkreuz in der Hand, das am Ende zu einem scharfen Dolch ausläuft. Langsam tänzelt der Mann auf Belial zu und fuchtelt drohend mit seinem Messer.
BELIAL (die Zähne bleckend): Und wer bist du? Ein Vollidiot?
MANN (der Wahnsinn blitzt in seinen Augen): Ich bin Antonio Luberto, der Exorzist! Und das ist dein Ende du finstere Höllenkreatur!!!
BELIAL: Ouuhh, Scheiße! Du hast mir gerade noch gefehlt.
LUBERTO: Deine verdammte Seele wird im Höllenfeuer vergehen. Deine Zeit auf Erden ist abgelaufen, du Teufel! Mache dich bereit für deine finale Nemesis!!
BELIAL: Sag‘ mal, reden alle Exorzisten so geschwollen daher wie du?
LUBERTO (verwirrt): Äh...also....ja!
BELIAL: Dacht ich mir! Und jetzt...STIRB!!!
Mit diesen Worten stürzt Belial nach vorn, sein gewaltiges Maul aufgerissen, die Pranken erhoben. Er war schnell, aber nicht schnell genug! Mit einer Behändigkeit, die man dem kleinen rattengesichtigen Mann kaum zugetraut hätte, weicht Luberto aus und stößt seinen Dolch tief zwischen Belials Rippen. Ein merkwürdiges Zischen erklingt und dampfendes Blut schießt fontänenartig aus der tiefen Wunde.
BELIAL: Aua!! Verdammt, tut das weh! Was ist das für eine Scheiße!?!
LUBERTO (trumpfierend): Har, har! Erzittere vor der Macht des Guten, du niedere Ausgeburt der Hölle!!!
Wütend hält sich Belial die schmerzende Stelle. Na warte diesem Wurm würde er den garaus machen!
BELIAL: Dafür zahlst du, du elendige Mistgeburt!
LUBERTO: So möge er doch kommen und seine letzte Salbung entfangen, hä,hä.
BELIAL: Du abgedrehtes Arschloch, dir ham’se wohl ins Hirn geschissen!
LUBERTO: Hi,hi,hi!!
Mit einem graueneregenden Kampfschrei schwingt sich Belial in die Höhe. Seine Flügel füllen die ganze Straße aus und pfeiffen wie Sensenblätter durch die Luft.
Belial: Ich werd‘ dich wegblasen, du kleiner Idiot!
Der Sog der gewaltigen Dämonenschwingen läßt Luberto nach vorne taumeln. Er strauchelt, rudert einen Moment hilflos mit den Armen, und knallt schließlich der Länge nach auf das Straßenpflaster. Fast wäre er in sein eigenes Messer gefallen. Belial nützt die Gelegenheit und schießt nach vorn. Den Unterkiefer ausgefahren und die Zähne gebleckt. Sein Flammenschwert zum tödlichen Stoß erhoben.
BELIAL: Adios, du Ritter von der traurigen Gestallt, har, har, har!!
Belial kommt angerauscht, aber der Exorzist rollt sich gekonnt zur Seite, und läßt seinen Dolch nach oben saußen. Ein häßlich, reißendes Geräusch erklingt und der rechte Flügel des Todesengels wirbelt davon. Belial trudelt an Luberto vorbei und rast mit wahnwitziger Geschwindigkeit in eine Straßenlaterne, die in tausend Teile zerspringt.
BELIAL: AHH, Scheiße!!
Belial bleibt benommen liegen. Der Exorzist fällt auf die Knie und streckt seinen Kreuzdolch gen Himmel.
LUBERTO: Gelobet seist du, unser Gott Vater, daß du mir die Kraft gabest diese Kreatur des Bösen zu besiegen.
BELIAL (sich wieder aufrappelnd): Hey! Was soll das! Wir sind noch lang nich’ fertig, Freundchen. Komm, es geht weiter.
LUBERTO (verdutzt): Was? Du hast noch nicht genug, du dämonischer Abschaum?
BELIAL: Warte nur bis mein Flügel wieder nachwächst, dann bist du dran, du Wichser!!
LUBERTO (boshaft kichernd): Da kannst du lange warten, hi,hi. Der Dolch ist aus geweihtem Silber. Dir wird nie wieder irgend etwas nachwachsen har,har!
BELIAL (mit feurigen Augen): So? Nimm das!!
Aus Belials Augen schießt ein gut 10 Meter langer Feuerstrahl, der dem Exorzisten das Haar und die Kleidung versengt. Qualmend taumelt Luberto nach hinten und fällt auf den Hintern.
LUBERTO: Ahh! Das Höllenfeuer! Hilfe!
BELIAL: Höllenfeuer? Har, har. Nein, Kleiner, das war nur mein Zigarrenanzünder!! Hä,hä!
Luberto stemmt sich hoch und ergreift die Flucht.
BELIAL: Hey! Hast du schon genug? Bleib hier. Jetzt geht’s doch erst richtig los!! Was hältst du davon?
Mit diesen Worten schleudert er dem Exorzisten einen gigantischen Feuerball hinterher. Luberto hechtet mit letzter Not in eine Seitengasse. Der Feuerball schlägt an der gegenüberliegenden Hauswand ein und sprengt einen Menschengroßen Krater hinein. Belial wendet sich kichernd ab und hebt seinen Flügel vom Boden auf. Der sah wirklich nicht mehr gut aus. Kaum noch zu gebrauchen. Na warte, du kleine Mißgeburt! Dich wenn ich erwische! Plötzlich wird die Nacht von einem gellenden Schrei zerissen. Das war der Exorzist! In wilder Panik stürzt Luberto aus der Gasse in der er nur Sekunden zuvor verschwunden war. Ein riesenhafter Schatten ist hinter ihm aufgetaucht. Ein mannsgroßes, schwarzes Schwert schwingend und grün leuchtenden Augen.
BELIAL: Azrael!!
LUBERTO (angstvoll): Ahh! Ihr seid ja gleich zwei!!
BELIAL (schadenfroh): Ja! Aber keine Sorge du wirst auch gleich zu zweit sein. Weil dich Azrael gleich in zwei Hälften hacken wird, har, har!
Azrael der Racheengel hebt sein gewaltiges Richtschwert zum finalen Rettungsstoß (hi,hi), da reiß der Exorzist im letzten Moment die Arme hoch.
Luberto: Halt! Wartet noch!
Belial (genervt): Was ist denn noch. Wir haben’s eilig!
Luberto greift unter seinen Umhang und fördert eine schwarze Locke zutage.
LUBERTO (böse grinsend): Wenn ihr euer Schaf jemals lebend wiedersehen wollt, dann wär’ es besser für euch mich am leben zu lassen.
BELIAL: Scheiße.
AZRAEL:..??
Belial zieht den quiekenden Exorzisten an den versengten Haaren hoch und hebt ihn vor sein geiferndes Monstergebiß. Hilflos baumelt Luberto in der Luft.
BELIAL: Wo hast du Luzi hingebracht? Rede! Oder du frißt deinen eigenen Schwanz!
LUBERTO (kreischend): Wenn du mich tötest wirst du nie erfahren wo sie ist!!
BELIAL (trocken): Ich muß dich ja nich’ gleich töten. Gekreuzigte leben noch ‘ne ganze weile bevor sie ausbluten.
LUBERTO: Das...das wagst du nicht! Ich bin ein Abgesandter Gottes!!!
BELIAL (dreckig lachend): Das war Jesus auch, der alte Hippie. Und Pilatus war einer meiner besten Schüler, har, har!
LUBERTO (fassungslos): Du...du. Du dreckiger Mörder du!! Du Monster!! Du hast den Sohn Gottes auf dem Gewissen!!
BELIAL: Nimm’s nich’ so schwer, Junge. Cheeses und ich sind alte Kumpels. Is’ mir sogar dankbar dafür. Der sitzt jetzt auf Wolke 7, zieht sich einen Joint nach dem andern rein, Spielt Karten mit Jim Morrison und darf sich sogar noch Sohn Gottes schimpfen, obwohl er eigentlich nur ein Ausrutscher vom Heiligen Geist war, der alten Sau!
LUBERTO (außer sich): Das ist Blasphemie!! Hinfort du Kreatur der Finsternis!!!
BELIAL: Is’ ja gut. Also wo ist Luzi??
Belial verleiht seiner Frage etwas Nachdruck indem er Luberto mit einer Kralle in die Nase fährt um dort ausgiebig und gründlich nach Popeln zu suchen.
LUBERTO (heulend): Also gut...also gut...ich zeig’s Euch....


INTERMEZZO(-mix)™ - Teil 2
Das Grauen war unterwegs...
Das pfeifen der überbeanspruchten Lungen, die verzweifelt versuchten genügend Sauerstoff aufzubringen um die gewaltigen Fleischmassen vorwärts zu bewegen, hallte durch den engen Korridor. Es übertönte sogar das regelmäßige, erdbebengleiche donnern, wenn einer der gigantischen Elefantenstampfer wie ein Rammbock auf den ausgetretenen Linoleum-boden herunterkrachte. Der Schweiß, der in den unendlich tiefen Fettschluchten wahre Seen bildete um sich dann sturzbachartig auf den Stoff des blutverschmierten Kittels zu verteilen, verströmte eine ganze Palette der atemberaubendsten Düfte. Verängstigte, weißgekleidete Gestalten stoben in geduckter Haltung vor der wahren Urgewalt auseinander, die sich rücksichtslos ihren Weg durch den Gang des Krankenhauses bahnte. Ruth, Oberschwester der städtischen Urologie-station war auf Visite. Wer ihren Weg kreuzte wurde gnadenlos von ihren gigantischen, wabbelnden Megabrüsten zur Seite gefegt. Allein die Nippel erreichten Kinderkopfgröße. Die gesamte Belegschaft der Urologie brachte sich mit einem beherzten Sprung in das Schwesternzimmer in Sicherheit, als ihre donnernde, wohl kaum mehr menschlich zu nennende Stimme, wie ein Feuersturm durch den Gang fegte und alles Leben auslöschte welches sich in direkter Hörweite befand.
RUTH (brüllend): Schwester Gundula!!! Ich brauch’ eine Katheterspülung auf der 3!!!!
Das Grauen war unterwegs....

KAPITEL 7 - Der Zombie und die Krankenschwester
Die Nacht war kalt und regnerisch. Dichter Bodennebel kroch über den Asphalt und nur selten durchbrachen die dünnen Lichtstrahlen der Straßenlaternen die Dunkelheit. Bis auf das stetige prasseln des Regens war es still. Nur selten fuhr hier ein Auto vorbei. Doch leise, kaum wahrnehmbar, mischte sich ein anderes Geräusch in das monotone Plätschern. Ein hohes, in regelmäßigen Abständen wiederkehrendes Quietschen. Quiek - quiek - quiek. Das Geräusch wurde lauter und eine gedrungene Gestalt schob sich langsam ins fahle Licht einer Laterne...
Das war alles so ungerecht! Er war doch nur ein armer mittelloser Zombie. Wie konnte Astarod so gemein zu ihm sein! Hasi bleibt im Licht der Straßenlampe stehen und sieht an sich herab. Mist! Seine Beine sind noch kein Stück länger geworden. Nur ein Paar vergammelter Stümpfe! Das dauert Ewigkeiten bis das alles nachwächst. Solange will Hasi aber nicht warten. Er hat einen Plan! Einen todsicheren. Er braucht Ersatzteile. Und wo gibt es frische Leichenteile in Hülle und Fülle? Im Krankenhaus natürlich!
HASI: Ha! Von wegen ein Urinstein hat mehr Grips als ich.
Händereibend sitzt Hasi in seinem Rollstuhl und grinst zufrieden. Er hatte vorhin einem ahnungslosen Gehbehinderten aufgelauert und ihm von hinten seinen Gummischwanz über die Rübe gezogen. Das war zwar nicht sehr nett gewesen aber er hatte es satt gehabt auf dem glitschigen Boden dahinzurobben wie eine Nacktschnecke. Der Rollstuhl sollte zwar mal geölt werden, denn er quietscht fürchterlich, aber er erfüllt seinen Zweck . Selig lächelnd setzt Hasi sein Gefährt in Bewegung und rollt von dannen.

Kiefer donnert, vergnügt grunzend, die Straße hinunter. Sein Ledermantel flattert im Fahrtwind und der Regen klatscht ihm ins Gesicht. Baphomet klebt hilflos an der Frontverkleidung seiner Maschine.
Kiefer: Ey, Alter! Zeit für’n Bier, ey!
Mit diesen Worten zieht Kiefer eine Flasche Bier aus seiner Seitentasche und hebelt sie an Baphomets verbliebenen Oberkiefer auf. Zischend fliegt der Kronkorken davon einschließlich zwei von Baphys Zähnen.
KIEFER: Ey, geil! Prost Alter!
BAPHOMET (böse denkend): Das wirst du mir eines Tages büßen, du Volltrottel!
Kiefer nimmt einen langen Zug aus der Flasche und läßt einen gigantischen Rülpser vom Stapel, der sogar das Brüllen seines Motors übertönt. Als er sein Augenmerk wieder auf die Fahrbahn richtet ist es bereits zu spät. Er sieht gerade noch ein schreckensbleiches Gesicht auf sich zurasen, dann wird das halbe Stadtviertel von einem ohrenbetäubenden Krachen heimgesucht und ein zerdepperter Rollstuhl schießt an Kiefers Maschine vorbei.
KIEFER: Ouhh, Kacke!
Kiefer legt eine Vollbremsung hin, daß der Rauch aufgeht. Mit hochrotem Gesicht steigt er von seiner Intruder und stapft auf die reglose Gestalt zu, die auf dem Asphalt verteilt liegt.
KIEFER: Ey, du abgefuckter Contergan! Dir ham’se wohl in‘e Birne gekackt! Is‘ dein Hirn zusammen mit deinen Beinen abgefault?
Kiefer packt die reglose Gestalt und hebt sie vom Boden auf um sie gleich darauf wieder fallen zu lassen und ausgiebig in sie rein zu treten.
KIEFER: Boah, du Arsch. Wenn mein Baby auch nur’n Kratzer hat, dann fährs’e zur Hölle, ich schwör. Dummer verwichster Blödkopp! Wärs’e im Behindertenheim geblieben bei den andern Spastis!
Hasi gibt keinen Laut von sich. Nicht, daß ihm irgend etwas weh getan hätte, aber er hatte sich beim Zusammenprall die Zunge abgebissen und verschluckt. Von den Flüchen Kiefers begleitet, kommt er stöhnend auf die Stumpen, nur um von einen harten Tritt wieder auf das nasse Straßenpflaster geschickt zu werden.
HASI: Hng! Hmpff!
KIEFER: Und richtich red’n, kanne auch nich‘ der Behindi!
BAPHOMET: (in sich hineinlachend): Dann seid ihr ja schon zwei.
KIEFER: Los! Steh auf! Ich bin noch nich‘ fertich mit dir, Alter. Du wirs‘n Tag verfluchen an dem ‘de aus de‘ Retorte gekrochen bist, ich schwör!
1 Stunde Später...
Dr. Blinkmann steht vor der Notaufnahme um etwas frische Luft zu schnappen. Er versucht gerade vergeblich einen Fleischbatzen unter seinem Daumennagel hervor zu pulen als ein Krankenwagen mit kreischendem Martinshorn vorfährt. Mit rauchenden Reifen bleibt er stehen und zwei Sanitäter springen aus dem Führerhaus. Dr. Blinkmann betrachtet interessiert wie die beiden hektisch die Heckklappe öffnen und die Trage herausholen. Die Person darauf ist kaum mehr als solche zu erkennen. Ein blutverschmierter Klumpen ohne Beine oder sonst irgendwelchen Extremitäten liegt auf der Trage. Die zerschundene Haut schillert in den buntesten Farben und ein schwarzer langer Gummmiphallus steckt an der Stelle, an der mal ein Gesicht gewesen sein mußte.
SANITÄTER 1: Beeilung!! Der is‘ schon ganz blau!
Die beiden hasten mit dem armen Hasi die Treppe hinauf und an Dr. Blinkmann vorbei.
DR. BLINKMANN: Mooomentchen mal. Wo wollt ihr hin mit diesem ... Ding?
SANITÄTER 1 (verdutzt): Ähm, in die Notaufnahme.
DR. BLINKMANN: Und was soll er da?
SANITÄTER 2: Er is’n Notfall, Doc.
DR. BLINKMANN (erbost): Notfall? Tot ist der! Tot! Wo habt ihr eigentlich eure Ausbildung gemacht, daß ihr einen Notfall nicht von einer Leiche unterscheiden könnt? Bei der Caritas?
SANITÄTER 1: Äh, ja!
DR. BLINKMANN: Das dacht‘ ich mir. Los, ab mit ihm in die Leichenhalle. Ich stell‘ ‘nen Totenschein aus wenn ich Zeit hab‘.
HASI: Hmgn! Hmgn!!
SANITÄTER 2: Aber, Doktor! Er bewegt sich noch. Und er gibt auch Geräusche von sich.
HASI (schüttelt verzweifelt den Kopf): Ich bn hot! Hnich bn hiaklich hot.
DR. BLINKMANN: Das sind nur die letzten Zuckungen!
HASI (nickend): Henau, henau!!
SANITÄTER 1: Aber er spricht doch.
HASI: Hein, hein! Hnich bn hot!!
DR. BLINKMANN: Da hört ihr’s doch. Er sagt selbst, daß er tot ist.
HASI (heftig nickend): Henau, henau!!!
SANITÄTER 2: Aber wenn er tot ist, kann er doch nicht mehr sprechen...oder?
DR. BLINKMANN: Ahaa! Wohl ein ganz ein Schlauer, was!?! Ist euch eigentlich schon aufgefallen, daß der Kerl nicht mehr atmet? Und wißt ihr auch warum? Weil seine Lunge neben ihm auf der Trage liegt!! Da drängt sich doch die Frage auf, ist ein Mensch ohne Lunge Lebensfähig?? Oder ohne Magen? Den habt ihr nämlich auf der Treppe verloren.
Schuldbewußt dreht sich der Sani um und starrt auf das schleimige Ding, das am Fuß der Treppe liegt.
SANITÄTER 2: Also, ähh...Aber wir...
DR. BLINKMANN: Also gut, also gut. Stellt ihn irgendwo hin. Ich entscheide später ob er tot ist oder nicht.
HASI (verzweifelt): Hein!! Hich bn hot!! Hot!! Definihif!!! Hich hill hn hie Heichnhahe!!
SANITÄTER 1: Is‘ ja gut, is‘ ja gut. Der Doktor glaubt Ihnen ja! Sie kommen noch früh genug in die Leichenhalle.
Angewidert kratzt einer der Sanitäter Hasis Magen von der Treppe und packt ihn auf die Trage. Dann machen sich die beiden vom Acker.
SANITÄTER 1: Das Beste ist, wir fahren ihn ins Bettenhaus 5, da sind eh‘ nur Halbtote.
SANITÄTER 2: Geht doch nicht. Ist gesperrt weil letzte Woche der Kammerjäger da war!
SANITÄTER 1 (witzelnd): Ach ja richtig! Hät' ich fast vergessen. Hat aber wohl nich‘ viel genützt. Die Halbtoten sind immer noch da, hä, hä!
SANITÄTER 2: Und wohin dann?
SANITÄTER 1: Mir egal, ich hab jetzt Pause. Laß ihn hier stehen. Wir überlegen später wohin mit ihm.
SANITÄTER 2: O.k. Ich glaub heut gibt’s Saumagen in der Kantine.
Der andere Sani hebt Hasis Magen hoch und betrachtet ihn interessiert.
SANITÄTER 1: Nimm doch den hier. Der is‘ umsonst.
SANITÄTER 2: Nein Danke, wer weiß was der vorher gegessen hat.
Lachend gehen die Sanis ihrer Wege und lassen den Hasi einfach im Gang stehen. Da liegt er nun mit seinem Magen und dem Gummizipfel. Er kann nicht mal aufstehen, weil er mit festen Lederriemen auf die Trage geschnallt ist. Also fügt sich Hasi seinem Schicksal und wartet...
2 Stunden später...
Das gibt’s doch nicht! Wie lange haben diese scheiß Wichser Pause! Hasi steht immer noch an der selben Stelle wie vorhin und keine Sau hat sich bis jetzt blicken lassen. Oder doch, einmal ist eine Putze aufgetaucht und hat seinen Magen und seine Lunge fachgerecht in einen blauen Müllbeutel gepackt und entsorgt. Frechheit! Das war glatter Diebstahl. Aber der Gipfel der Unverschämtheit war, als sich so ein kleiner Drecksfratz seinen schönen Gummischniedel unter den Nagel gerissen hat. Das wäre sogar noch zu verkraften gewesen. Doch dann fing dieses miese Balg an, mit dem Teil in Hasis diversen Körperöffnungen herumzustochern. ,Mama! Was is‘n das? Kann ich das mitheimnehmen? Ist das liebe Hundi tot?‘ Liebes Hundi? Am liebsten hätte Hasi der kleinen Schmeißfliege den Kopf abgebissen. Glücklicherweise kam dann ein alter Mann mit Tropf vorbeigeschlurft. Da ist Hasi schnell uninteressant geworden. ‚Mami, warum hat der Opi einen Kleiderständer dabei?‘ Ui!! Der hat ja Rollen. Darf ich auch mal fahren?‘ Hasi hatte in seinem ganzen untoten Leben noch keinen 90-jährigen gesehen, der so schnell gelaufen ist wie dieser. Richtig spannend wurde es allerdings erst, als der alte Zausel über sein Infusionskabel gestolpert ist. Hasi hatte auch noch nie einen 90-jährigen gesehen, der so elegant auf die Fresse geflogen ist wie dieser. Mit lautem Gejodel und schwanengleicher Grazie vollführte der runzelige Greis eine Bauchlandung sondersgleichen. Das Gebiß schlitterte klappernd über den gebohnerten PVC-Boden und zerbarst mit einem trockenen Knirschen, als die Putzfrau, die vorhin Hasis Eingeweide geklaut hatte, darauf ausrutschte und Kopf voraus, mitsamt ihren Putzwägelchen, eine Treppe hinunter donnerte. Mit einem Übelkeit erregenden Platscher, klatschten Putzfrau und Wägelchen an eine Wand, wobei ihr blauer Müllbeutel aufplatze und ein wahrer Schwall aus Körperteilen und schleimigen Gedärm das Treppenhaus versaute. Hasi konnte ein boshaftes Grinsen nicht unterdrücken. Die Schweinerei wurde aber recht schnell beseitigt, allerdings von einer anderen Putzfrau. Die Eingeweideklauerin hatte sich beide Arme gebrochen. Das war vor einer Stunde gewesen. Hasi liegt immer noch festgeschnallt auf dieser beschissenen Trage...
15 Minuten später...
So! Das reicht jetzt. Selbst ist der Zombie, denkt sich Hasi und fängt an wie wild an den Riemen herum zu beißen. Was leider nicht viel bringt. Dieser Rocker hatte ihm sämtliche Zähne ausgeschlagen. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Das bringt nichts. Na gut, dann eben mit Köpfchen. Immerhin ist er eine Höllenkreatur und den sterblichen haushoch überlegen...das sagt zumindest immer die Psychotussie aus seiner Höllenselbsthilfegruppe. Mal nachdenken ...
Hasi wird aus seinen Gedanken gerissen als ein junger, weißbekittelter Zivi über den Gang schlurft. Die eine Hand in der Hosentasche mit der anderen eine randvolle Nachtschüssel haltend trottet er pfeifend an Hasis Trage vorbei.
HASI: Hey! Hey hu!! Haho!!!
ZIVI: Hm?
HASI: Ha, hich hein hich! Hommha heah!
ZIVI (genervt): Ich hab keine Schmerztabletten. Rufen sie ‘nen Doc.
HASI: Hein, hein. Hart hal.
Hasi schafft es mit einiger Anstrengung in sein Hosentasche zu greifen. Mit seiner verkrüppelten Klaue zieht er ein Päckchen Gras hervor. Wenn der Hasi was konnte, dann war es Gras besorgen. Darin war er sogar zu seinen Lebzeiten schon der Beste. Die Augen des Zivis weiten sich. Ein gieriges Leuchten glimmt in seinen Augen.
ZIVI: Is‘ das das was ich denke?
HASI (grinsend): Hja! Hä, hä.
ZIVI (mißtrauisch): Was soll ich dafür tun? Brauchen Sie Morphium. Oder soll ich jemanden umlegen?
HASI: Hein, hein. Hach hie Hiemn hos!
ZIVI: Was?
HASI: Hich, hill hauhehen! Hach hich hos!
ZIVI: Ich versteh Sie nicht.
HASI: Hie Hiemen hoshachen!!
ZIVI: Ah! Jetzt! Sie wollen das ...
Plötzlich wird der PVC-Boden von einer starken Erschütterung heimgesucht. Sichtlich erschrocken blickt sich der Zivi um. Hasi läßt resignierend seinen Kopf auf die Trage sinken. Auch das noch! Ein Erdbeben! Es war zum verrückt werden. Ein weiteres Beben läßt den Boden erzittern. Jetzt eine Spur stärker.
ZIVI (in Panik): Ach du Scheiße!
Mit wahrer Urgewalt donnert plötzlich ein Schrei über den Flur. Hasi glaubt zuerst, er wäre noch mal gestorben und wieder in der Hölle gelandet. Dieser Schrei war definitiv nicht von dieser Welt.
GRAUSAME STIMME: BOBY!!! BOOOBYY! Wo steckt dieser nichtsnutzige Kriegsdiensverweigerer!!! Boooobyyy!
ZIVI (kreidebleich): Tut mir leid für Sie. Aber ich muß weg. Viel Glück und... Gott schütze sie.
Der Zivi reißt Hasi das Gras aus der Hand und sucht eiligst das Weite.
HASI: Hey! Ha hol hah heihen!! Hey hathe!!!
Das war ja wohl der Gipfel. Nicht mal einem Zivi kann man heute mehr trauen. Dieses Arschloch. Die Höllenhunde sollen seine Eingeweide fressen. Und was meinte er mit ‚Viel Glück‘?
Diese Frage wird Hasi schneller beantwortet als ihm lieb ist. Das Poltern wird lauter und Hasi wird auf seiner Trage durchgeschüttelt. Ein drohender Schatten verdunkelt plötzlich das Licht der Neonröhren an der Decke und eine riesenhafte Gestalt tauch über Hasi auf. Der beißende Geruch von Blut und Schweiß dringt in Hasis Nase und löscht alles andere in seinem Bewußtsein aus. Kein Zweifel, er war wieder in der Hölle. Bei Satan, das ist die Apokalypse! Armageddon!
Ein Eiskalter Blick aus unmenschlich, bösen Schweinsäuglein durchbohrt den armen Hasi, der sich schreckensbleich auf seiner Trage windet. Da könnte sogar Azrael noch einiges lernen.
RUTH: Ja wen haben wir den da? Ein Neuzugang?
Ihre fettigen Wurstfinger grapschen gierig nach seiner Leistengegend. Hasi ist gelähmt vor Schreck.
RUTH (grinsend): Was haben wir denn für ein Problemchen? Wir sehen ja richtig ausgehungert aus. Ist es die Prostata?
Uargh! Schau in den Spiegel und du weist welches Problem wir haben, denkt Hasi angewidert.
RUTH (boshaft): Das wollen wir uns doch mal genauer ansehen! Ich seh‘ gleich mal zu, daß Sie ein Einzelzimmer bekommen. Direkt neben dem Schwesternzimmer. Da hab‘ ich Sie immer gut im Auge. Ich werde mich persönlich um Sie kümmern ...
HASI (kreischend) Heiiinnn!
Mit diesen Worten packt das Walroß seine Trage und schiebt sie schnaubend in das nächstgelegene Krankenzimmer. Hasi beschleicht ein furchtbares Gefühl der Endgültigkeit. Auch ein Zombie hatte seine physikalischen Grenzen und diese waren nun erreicht. Er hatte sich immer die Frage gestellt ob es ein Leben nach dem Leben nach dem Tod gibt und wo die toten Toten landen wenn sie tot sind. Er hatte das unbehagliche Gefühl, es bald zu erfahren. Dieses Schlachthaus würde er jedenfalls nicht wieder verlassen. Zumindest nicht in diesem Leben...

ASTAROD: Das soll ich anziehen!!! So ganz knusper bist du aber nicht mehr, oder !?!
ICH: Ich hab nichts anderes in deiner Größe gefunden. Die wenigsten Menschen haben den Brustumfang eines Elefanten.
ASTAROD: So, geh‘ ich jedenfalls nicht auf die Straße. Wo bleibt denn da die Würde!
ICH (genervt): Würde? Sowas hat dich doch sonst nie interessiert! Weißt du noch, als du dich mit Hyänenscheiße eingeschmiert hast und nackt um ein brennendes Kreuz getanzt bist. War das würdevoll?
ASTAROD: Das war was anderes. Das ist gute, alte Höllentradition. Das hat was mit Imagepflege zu tun, weißt du?
ICH: Ja, ja, dann betrachte das hier einfach auch als Imagepflege.
ASTAROD (empört): Im Umstandskleid auf ein Heavy Metall-Konzert zu gehen gehört zum guten Image eines Erzteufels? Ich glaub der Scheißhaufen in deinem Kopf, den du Gehirn nennst, hat Lochfraß!
ICH (wütend): Hör‘ zu. Auf dem Konzert is‘ es mir scheißegal ob du diesen Fetzen anhast oder nich‘, da sehen sowieso alle aus wie wir. Aber auf dem Weg dorthin wirst du dieses Ding tragen. Wenn man dich sieht, bricht eine Panik aus!
ASTAROD (noch wütender): Erstens, ist es Sinn und Zweck eines Erzteufels Panik zu verbreiten. Das is‘ mein Job! Zweitens, ist es draußen dunkel und kein Mensch wird uns sehen. Drittens, wenn uns Jemand sieht wird er nicht mehr in der Lage sein es irgend jemanden zu berichten. Viertens ...
ICH: Aber du selbst hast gesagt, daß wir uns unauffällig verhalten sollen. Und der Alte wird nicht begeistert sein wenn wir hier ein Schlachtfest feiern.
ASTAROD (brüllend): ...Viertens, ist es mir mittlerweile vollkommen wurscht was der Alte sagt, weil sich der Arsch nur auf unsere Kosten amüsiert und fünftens, wenn du es noch einmal wagst einen Erzteufel zu unterbrechen wirst du 1000 Jahre am Kreuz brennen!! Verstanden!!!!
Ich bin klug genug diese Drohung ernst zu nehmen. Was soll’s. Dann halt nicht. Die heutige Welt ist so verdreht, vielleicht fällt es ja wirklich niemanden auf wenn ein Pferdefüßiger Gigant mit einer Flügelspannweite von 12 Metern durch die Straßen stampft und dabei Brandspuren und 10 cm tiefe Abdrücke im Asphalt hinterläßt.
ICH: Is‘ ja gut, is‘ ja gut. Jetzt laß‘ uns gehen. Wir kommen ohnehin schon zu spät.
ASTAROD (grinsend) Kein Problem. Wir fliegen einfach dorthin. Das geht schneller. Außerdem brauchen wir dann deine dämliche Verkleidung nicht zu benutzen.
ICH (verlegen): Ähm, ich... ich hab‘ doch keine Flügel. Da müßte ich mich doch in meine richtige Gestalt zurückverwandeln und das dauert Stunden.
ASTAROD (lächelnd): Tja, hättest in deiner Freizeit mehr üben sollen.
ICH (aufgebracht): In meiner Freizeit? In meiner Freizeit hatte ich das zweifelhafte Vergnügen die Altäre putzen zu dürfen. 200 Jahre lang, falls du dich entsinnst.
ASTAROD: Oh, jaa! Und zwar verdient, mein Lieber. Aber keine Sorge, wir machen das anders. Ich trag dich einfach.
ICH (resignierend): Na super...
2 Minuten später rasten zwei Dämonen über die hell erleuchtete Skyline der Stadt.

Platsch!
LUBERTO: Aua!
Hart schlug Der Exorzist auf den nassen Asphalt. Hoch aufgerichtet und mit Funken sprühenden Augen stand der Todesengel über ihm.
BELIAL: Was soll das, Schwachkopf!? Willst du uns verarschen?
LUBERTO (sich mühevoll aufrappelnd): Äh, nein ...warum?
BELIAL: Das ist eine Kirche, du miese, kleine Küchenschabe.
LUBERTO: Ich weiß, und?
BELAL (explodiert vor Haß): UND?!? Wir sind Höllenkreaturen, was sollen wir hier!!!!
LUBERTO (kichernd): Ihr wollt euer Schaf? Bitte sehr! Es ist in der Kirche, gleich hinterm Altar. Holt es Euch doch...oder habt ihr etwa Angst, hi,hi??
AZRAEL: ...
BELIAL: Du fiese Ratte! Das wirst du bezahlen. Ich zieh‘ dir die Haut in Streifen ab und häng' dich an den nächstbesten Telefonmast!!!
LUBERTO (grinsend): Aber natürlich! Zu dumm, daß es dann niemanden mehr gibt, der das Schaf aus der Kirche holen könnte, har, har. Oder willst du es selbst versuchen? Bist du so mutig ...oder so blöde?
BELIAL: Hngrrr!
LUBERTO (an Azrael gewandt): Und was ist mit dir, du stummer Bettvorleger. Wird es dir zu heiß unter deiner Kutte? Hä, hä.
AZRAEL: ...
LUBERTO (fröhlich): Also, ich mach euch einen Vorschlag. Ich geh‘ jetzt da rein und laß‘ eure Luzi frei. Und ich bleib' in der Kirche sitzen, bis ihr verschwindet. So kriegt ihr Euer Schaf und ich bleib‘ am Leben. Is‘ das nicht toll, hä, hä?!?
BELIAL (zerknirscht): Vergiß es! Dämonen lassen nicht mit sich handeln. Wir werden...
Doch Azrael legt Belial eine Hand auf die Schulter und zieht ihn zur Seite. Mit einem leichten nicken bekundet er sein Einverständnis.
BELIAL (außer sich): Was? Das können wir nicht tun, Azzi! Wir sind Dämonen. Wir Verhandeln nicht. Besonders nicht mit Exorzisten. Wir löschen sie aus!!!
Belial schenkt Luberto einen bösen Blick. Doch Azrael schüttelt den Kopf. War er jetzt total verrückt? Dieser Deal würde ihre Dämonenehre beflecken. Auf schändlichste Weise!!
BELIAL (ungläubig): Du willst wirklich auf diese Scheiße eingehen?
Azrael nickt abermals. Abar war da nicht ein funkeln in seinen Augen? Ein höhnisches Grinsen, hätte er einen Mund gehabt??
BELIAL (knurrend): Na gut! Tu‘ was du nich‘ lassen kannst, Exorzist.
Fröhlich keckernd reißt Luberto die Eingangstür auf und verschwindet im Inneren.
LUBERTO: Bis später ihr Trottel, wir sehen uns beim Jüngsten Gericht hi,hi. Und Euer Schaf werde ich zu Ehren Gottes schlachten, har, har, har.
Mit einem dumpfen Knall fällt die Eingangspforte ins Schloß. Azrael und Belial stehen draußen im Regen und sehen ziemlich dämlich aus.
BELIAL (sauer): Verdammt, ich hab’s gewußt. Der hat uns verarscht. Das hast du nun davon, du Blödmann! Unser Ruf ist im Eimer. Ich kann mich in der Hölle nirgendwo mehr blicken lassen.
Doch Azrael zieht ungerührt sein langes Richtschwert und macht eine lässig wirkende Handbewegung. Wie von Geisterhand schwingt die Eingangspforte auf und Azrael schwebt langsam drauf zu.
BELIAL (entsetzt): Hey, du Größenwahnsinniger! Was machst du? Du kannst da nich‘ einfach so reinspazieren. Das ist eine Kirche! Du wirst verbrennen, du Idiot!!
Unbeeindruckt schwebt Azrael durch den Eingang ins innere des Gotteshauses.
BELIAL (kopfschüttelnd): Na dann, fröhliches Grillfest, du Niete.
Doch dann passiert etwas völlig Unerwartetes. In seiner 3000-jährigen Existenz hatte Belial so etwas noch nie gesehen. Eine goldene, pulsierende Aura flammt um Azrael herum auf. Schlagartig wird das dunkle Kirchenschiff mit gleißender Helligkeit erfüllt. Blitze zucken aus dem Nichts und fahren in die hoch aufgerichtete Gestalt des Racheengels. Die Goldene Aura verdichtet sich zu einem sonnengleichen Ball aus Licht und verschluckt Azrael völlig. Belial gafft mit runden Augen auf des Schauspiel.
BELIAL (fassungslos): Das nenn‘ ich einen starken Abgang!
Als das Licht wieder verblaßt, ist Azrael verschwunden. Statt dessen füllt ein riesiger Engel mit goldener Rüstung die Stelle aus, an der nur Sekunden zuvor Azrael gestanden hatte. Auch der Engel trägt ein mannsgroßes Schwert, doch ist es nicht schwarz, sondern golden wie seine Rüstung. Sein schönes, ebenmäßiges Gesicht lächelt weise, doch strahlt dieses Lächeln eine Kälte aus, die sogar Belial das Blut gefrieren läßt. Und die Augen. Diese grün leuchtenden, eisigen Augen! Irgendwie abstoßend, aber doch vertraut.
BELIAL (staunend): Nein... das glaub‘ ich einfach nicht... Azrael!
Belial war nicht der einzige der diese absurde Szenerie beobachtet hatte. Luberto steht mit ungläubig, aufgerissenen Augen hinter dem Altar. Sein Dolch entgleitet ihm und fällt klirrend zu Boden. Luzi packt die Gelegenheit am Schopfe, windet sich aus dem Griff des starren Exorzisten und ergreift meckernd die Flucht. Luberto merkt es nicht einmal. Er schüttelt immer nur mit Unglauben den Kopf.
LUBERTO (keuchend): Du?
AZRAEL: Ja.
LUBERTO: Du bist ...
AZRAEL: Jo, ich bin Azrael. Der Reiter des Himmels. Der Gerechte. Richter und Henker zu gleich. Der Überbringer des Schicksals. Der Racheengel und so weiter... So wie ich dich kenne, hast du sicher schon ‘ne Menge über mich gelesen. Und ich werde dich jetzt schlachten, alles Klar?
LUBERTO (schluchzend): Aber...aber du gehörst doch zu uns! Ich meine... Also ich...
AZRAEL: Nun krieg' dich wieder ein. Es geht auch ganz schnell.
LUBERTO : Aber du bist doch ein Diener des Herrn.
AZRAEL (abwehrend): Ach was, das is‘ schon so lang‘ her. Das is‘ schon gar nich‘ mehr wahr. Und jetzt hör auf zu zappeln sonst wird es kein sauberer Cut.
LUBERTO (heulend): Aber wie konntest du so etwas tun? Wie konntest du unserem Herrn entsagen!?!
AZRAEL: Sorry Alter, aber die Gegenseite zahlt einfach mehr.
LUBERTO (brüllend): WAS? Du... dudu dreckiger Söldner du! Verräter! Du Hure Babylons! Dafür wirst du ganz fürchterlich bestraft , das schwör‘ ich dir!!!
AZRAEL (trocken): Ich glaub‘ nicht, daß du das entscheiden kannst, Sterblicher.
LUBERTO (wimmernd) Ich hab‘ doch gar nix gemacht! Ich mußte euch doch exorzieren. Das ist doch mein Job!!!
AZRAEL: Dafür wirst du auch nicht bestraft. Aber du hast uns belogen und wolltest uns verarschen. Lügen ist eine der fünf Todsünden. Oder waren es sieben? Egal. Die Betonung liegt jedenfalls auf Todsünden. So und jetzt halt still. Lieber quer oder der Länge nach durchschneiden?
LUBERTO: Was?
AZRAEL (ungeduldig): Deinen Kopf, du Blödmann!
LUBERTO (verzweifelt): Damit kommst du nicht durch...!!!
Der Racheengel prüft mit der freien Hand die Klinge seines Schwertes und nickt zufrieden.
AZRAEL (wölfisch grinsend): Doch das glaub‘ ich schon. Es ist frisch geschliffen.
LUBERTO: Ich meine nicht dein blödes...
Mit einer für das Auge kaum wahrnehmbaren, halbkreisförmigen Bewegung läßt Azrael Sein Schwert heruntersausen. Ein kurzes, helles kreischen durchbricht die Stille gefolgt von einem unangenehmen, reißenden Geräusch.
LUBERTO (keuchend): ...Schwert...
Dann kippt der Oberkörper des Exorzisten nach hinten weg, und landet platschend auf dem Kirchenboden. Seine untere Hälfte bleibt wie angewurzelt stehen. Während Lubertos Torso den Kirchenboden mit Eingeweiden und Gedärm versaut, spritzen aus der stehengebliebenen Hälfte lustige, springbrunnenartige Blutfontänen. Azrael bückt sich zu Lubertos Oberkörper hinunter und blickt kalt in seine leblosen Augen.
AZRAEL: Schönen Gruß an Michael... Sag‘ ihm er soll das nächste mal seinen schwulen Arsch persönlich herunter bewegen wenn er ein Problem hat...
Lässig schiebt Azrael sein Schwert ein und verläßt die Kirche. Mit einem breiten lächeln spaziert er an Belial vorbei und wischt sich das Blut von seiner Rüstung.
AZRAEL: Mach den Mund zu Beli, es zieht.
BELIAL: A...aber...gagaga.
AZRAEL: Noch nie ‘n Engel gesehen!
BELIAL: Doch...aber. Warum diese Verkleidung? Warum diese ‚Ich bin der stumme, böse Kuttenmann‘ - Nummer?
AZRAEL: Na, Image halt. Als Engel seh‘ ich zu ‚vertrauenserweckend‘ aus. Der schöne, weise und gerechte Engel. Das ist doch zum kotzen! Das paßt halt einfach nicht zu meinem jetzigen Job. Immerhin bin ich Scharfrichter und zerlege Leute in ihre Einzelteile.
BELAIL: Das versteh‘ ich.
AZRAEL: Eben! So, pack dein Schaf und laß uns gehen...
Noch während er spricht verwandelt sich Azrael wieder in eine dunkle, gesichtslose Schattengestalt. Kurz darauf machen sich zwei Dämonen und ein Schaf auf den Heimweg.

ICH (schreiend): Da unten ist was.
ASTAROD (auch schreiend): Waaas? Ich versteh‘ dich nich‘!
ICH: Lande mal! Ich glaub‘ ich hab‘ Belial gesehen!
ASTAROD: Ich versteh kein Wort. Ich lande mal!
ICH: Oder so.
Wir landen auf einer wenig befahrenen Straße. Tatsächlich! Ich hatte recht. Es sind Belial und Azrael...und das Schaf. Als sie uns sehen kommen sie zu uns gelaufen (bzw. geschwebt).
BELIAL: Hey, Astarod! Du glaubst nich‘ was gerade passiert ist...
Er läuft direkt in eine gerade Rechte. Astarods Schlag hätte jedes irdische Leben ausgeknipst. Belial jedoch bleibt nur mitten im Schritt stehen und reibt sich verwundert das Kinn. Etwas benommen und reichlich verwirrt glotzt er Astarod an.
BELIAL: Wofür war der denn?
ASTAROD (brüllend): Wenn du, lästiges Krebsgeschwür, dich noch einmal unerlaubt von der Truppe entfernst reiß ich dir einen Flügel aus!!
BELAIL (schief grinsend): Da kommst du etwas zu spät, Alter. Daß hat schon ein anderer für dich erledigt.
Belial dreht Astarod den Rücken zu und zeigt ihm die Stelle aus der mal ein Flügel gewachsen ist. Nur noch ein Stumpen ragt aus der Schulter.
ASTAROD (wütend): Was hast du nun schon wieder angestellt, du Idiot. Als Krüppel kann ich dich nicht gebrauchen. Oh man, meine Nerven!
BELIAL: Was glaubst du wie’s mir geht. Ich bin nicht krankenversichert!
ASTAROD: Autsch.
Tja, da hatte ich Glück. Als offizieller Außendienstler hatte ich unbeschränkten Zugriff auf das Ersatzteillager.
ICH: Wie is‘ das passiert.
BELIAL (säuerlich): das wollt ich euch gerade erzählen. Aber unser Obermotz mußte ja einen auf ‚Iron Mike‘ machen.
ICH (beschwichtigend): Ja, ja. Das war sicher nicht so gemeint.
ASTAROD: Und ob das so gemeint war!
BELIAL: Wollt ihr jetzt die Story hören oder nicht?
ICH: Dann erzähl.
BELIAL: Also, Luzi ist weggelaufen, da wollte ich sie einfangen dabei ist mir einer dieser irren Exorzisten über den Weg gelaufen (die Sache mit dem Bordell läßt er wohlweislich aus). Wir haben ein bißchen gerauft, dabei hat mit das Arschloch den Flügel abgerissen. Dann kam Azzi vorbeigerauscht um mir zu helfen aber dieser Blödmann hatte Luzi entführt. Er hat sie in einer Kirche versteckt. Doch Azrael hat sich einfach in einen Engel verwandelt und ist schnurstracks reinmarschiert und hat den Kerl abserviert. Und jetzt sind wir hier.
ASTAROD: ...sag mal, was erzählst du hier eigentlich für eine Scheiße? Azrael in der Kirche? Ein Engel? Ein Exorzist der ein Schaf entführt? Für wie dämlich hältst du mich?
BELIAL: Doch es stimmt! Nicht war Azzi? Los zeig’s ihm.
AZRAEL: ...
BELAIL: Nun komm, sag‘ was!
AZRAEL: ...
BELIAL: Los jetzt, laß mich nich‘ so hängen. Zeig ihm mal deine golden Rüstung!
AZRAEL: ...
BELAIL: Azzi?
ASTAROD (grinsend): Gib’s zu. Du warst im Puff.
BELAIL (schluckend): Ähh...nein...
ASTAROD: Dann im Zoo.
BELIAL: Nein, ich geb‘ dir mein Wort!!!
ASTAROD (lauernd): Das Wort eines Dämonen? Is‘ wohl nich‘ viel wert oder?
BELAI: Aber...
ASTAROD (lachend) Vergiß es, wir haben Wichtigeres zu tun. Los ab mit Euch wir müssen zu einem Konzert. Unsere Spürnase hier (dabei zeigt er auf mich), weis wo dieser Riegl ist.
ICH (abwehrend): Ich sagte, ich hab‘ vielleicht eine Spur!
ASTAROD: Mir wurscht, los geh’n wir. Mitkommen, Bonilein.
ICH: Ich heiß‘ Mephisto!!
Astarod wendet sich ab, packt mich am Kragen und schleift mich kurzerhand mit. Belial wirft Azrael einen vernichtenden Blick zu.
BELAIL: Arschloch!
AZRAEL: ...hi,hi...

DR. BLINKMANN (zornig): Was haben Sie gemacht?
RUTH (kleinlaut): Nur die üblichen Routinetersuchungen.
DR. BLINKAMNN: Und was soll das sein?
RUTH: Äh, Einlauf, Darmspiegelung, Katheterspülung, Hämorieden- und Prostatauntersuchung, Beschneidung, Hormonbehandlung, Enthaarung und Filzlausbeseitigung. Außerdem die üblichen Tripper, - Syphillis, - und HIV-Tests.
DR. BLINKMANN (ärgerlich): Waas! Das ist ja das volle Programm. Und das, obwohl Sie nicht mal wußten was er eigentlich hat?
RUTH: Äh, eben drum!
DR. BLINKMANN: Wissen sie was solche Untersuchungen dem Krankenhaus kosten? Sehen Sie ihn sich an. Der ist doch nur noch eine Hülle. Das ist ja wie Perlen vor die Säue werfen. Haben Sie denn nicht gemerkt, daß der Kerl tot ist!!!
RUTH (abwehrend): Aber er hat geschrien! Ganz fürchterlich sogar. Der war nicht tot.
DR. BLINKMANN: Und jetzt?
RUTH: Äh, also...seit einer viertel Stunde bewegt er sich nicht mehr.
DR. BLINKMANN (ernst): Tja, so wie’s aussieht haben Sie ihn zu tode gepflegt, Schwester.
RUTH: Aber es entsprach alles genau den Vorschriften, Herr Doktor.
Der Doktor beugt sich über den Leichnahm und mustert ihn mit geübten Blick.
DR. BLINKMANN: Hmmm, womit haben sie den Einlauf gemacht? Sein Hintern sieht aus als sei er Explodiert.
RUTH (verlegen): Äh, wir hatten kein frisches Klistir mehr. Ich hab‘ das hier genommen.
DR. BLINKMANN (kopfschüttelnd): Das ist ein Kompressor, Schwester Ruth.
RUTH: Äh, ich weis.
DR: BLINKMANN (auf ein anderes Gerät zeigend): Und das ist eine Benzineinspritzpumpe. Für was haben Sie das benutzt?
RUTH: Also, die benutze ich, äh... für die Darmspiegelung, ähem.
DR. BLINKMANN: Aha. Und was sind das für Gerätschaften? Sieht ja hier aus wie in ‚Hellraiser‘.
RUTH (schwitzend): Ach wissen Sie... also...Hämoriedenuntersuchung?
DR. BLINKMANN: Kein Wunder, das hier die Sterberate so hoch ist. Lassen sie ihn in die Leichenhalle bringen. Ich stell‘ einen Totenschein aus.
RUTH: Jawohl, Herr Doktor.
 
Plastik! Er haßte Plastik. Zum Glück mußte er nicht atmen. Warum, zum Teufel, war es hier so dunkel und so scheiß Kalt? War er tot? War er wirklich tot? Das Ende eines Untoten? Sah‘ so die ewige Verdammnis aus?
Diese Fragen geistern Hasi durch den Kopf als die beiden Pfleger seinen Leichnahm in eine Kühlbox schieben. Das heißt...sie versuchen es. Hasi beginnt sich in seinem Plastiksack zu regen. Erschrocken läßt einer der Pfleger den Sack los und Hasi platscht mit der Kopfseite auf den harten Fliesenboden.
HASI: Aua!
PFLEGER 1: Huah! Der bewegt sich!
PFLEGER 2: Spinnst du?
PFLEGER 1: Hast du nich‘ gehört. Der hat was gesagt!
PFLEGER 2: Du wirst zu alt für den Job, was?
PFLEGER 1 Nein! Ich spinn‘ doch nicht, mensch.
HASI: Hey, has holl hie feiffe!!
Entsetzt läßt auch der andere Pfleger den Plastiksack fallen.
HASI: Ahhh! Hfpinnt hier?
PFLEGER 2: Scheiße! Der lebt ja noch. Los mach‘ den Sack auf.
PFLEGER 1: Mach du ihn doch auf!
PFLEGER 2: Feiges Schwein!
Der mutigere der Beiden packt entschlossen den Reißverschluß und zieht ihn mit einem Ruck auf. Eine Moderwolke schlägt ihm um die Ohren und betört sein Sinne.
PFLEGER 2: Buoh, stinkt der.
Hasis eingeschlagene, fahle Totenfratze kommt zum Vorschein und ein haufen Gedärm flutscht aus dem Sack.
HASI: Puh! Hanke!
PFLEGER 1: AHHH! Ein Zombie!!
PFLEGER 2: AHHH! Ein Zombie!!
HASI: Wo, wo?
In Panik flüchten die beiden Pfleger aus der Pathologie.
HASI: Hey, hatet hal! Hey!!
Weg sind sie. Was soll’s, denkt sich Hasi. Die Blindgänger wären eh keine Hilfe gewesen. Also eins steht schon mal fest. Hasi ist nicht tot. Jedenfalls nicht wirklich. Wenn er gewußt hätte, was so ein Zombie-Kobold alles aushalten kann, hätte er sich nicht so von den Höllenhunden rumschubsen lassen.
HASI (selbstbewußt): Na warte Vertigo! Du hast mich das letzte mal gefressen.
So, und nun zum eigentlichen Grund seines Hierseins - Ersatzteile. Mal sehen, das ist ja eine gigantische Auswahl!! Fast wie im Discountmarkt. Ob’s hier auch Markenartikel gibt? Na dann, an die Arbeit...

Als der Sicherheitsdienst und das Notfallteam in die Leichenhalle stürmen bietet sich ihnen ein Bild des Grauens. Körperteile, Gedärm und Innerein liegen über den ganzen Raum verstreut und die weiße Wand hat jetzt auch ein neues Muster. Fast alle Schubfächer sind aufgebrochen worden und vom Inhalt fehlt jegliche Spur. Wie Girlanden hängen meterweise Därme von der Decke.
DR. BLINKMANN: Wie erklär‘ ich das nur dem Putzdienst...

Hasi ist im Nirvana. Fröhlich pfeiffend schlendert er den Krankenhausgang entlang und dreht sich mit seinen neuen Händen, genüßlich, einen Joint. Keiner der Passanten schenkt ihm Beachtung. Keine gaffenden, neugierigen Blicke. Kein angewidertes Wegdrehen mehr. Sie halten ihn für einen normalen Menschen. Für einen etwas blaßen Menschen, vielleicht. Aber, für einen Menschen. Seine zerfetzte Kleidung hat er gegen frische, nach ‘Bergfrühling‘ duftende, Krankenhauswäsche eingetauscht. Sein neuer Körper ist einfach perfekt. Nur seine Leber schmerzt ein wenig. Der frühere Besitzer war offensichtlich Alkoholiker. Aber das war die einzig halbwegs brauchbare gewesen. Seine neuen Beine sind eine Schau. Marlene Dietrich wäre neidisch geworden. Teuflisch grinsend spaziert er weiter den Gang hinunter. Vergnügt die Hände reibend und irr kichernd. Er hatte noch eine Rechnung offen.
HASI (bösartig): So du kleines Drecksgör. Jetzt hol‘ ich mir den Gummischwanz zurück ...


KAPITEL 8 - Das letzte Kapitel
GRÖHLER: Hear the screams of the lost souls!!! AVE SATANAS!! AVE SATANAS! WWUUAHHHHH!!!!!
Es ist herrlich! Genauso hab‘ ich mir das vorgestellt! Vor der Bühne ist eine wilde Prügelei im Gange währen der Sänger, der Belial wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht, Unvertändliches in die Menge brüllt. Auf der Bühne sind brennende Holzpentagramme aufgestellt und Rotlicht strahlt aus grinsenden, blutbeschmierten Totenköpfen. (Auch wenn’s nur Kunstblut ist und die Schädel aus Hartplastik) Der Lärmpegel hat die Schmezgrenze schon mehr als nur leicht überschritten. Doch das stört hier niemanden. Im Gegenteil! Das Gedröhne heitz die Meute noch richtig an und verwandelt das ‘Höllenloch‘ in einen Hexenkessel. Einfach geil!
Wie ich vorhergesehen habe, nimmt kein Mensch von uns Notiz. Da stehen vier Kreaturen der Finsternis (und ein Schaf) in mitten von vielen. Nur mit einem Unterschied. Wir sind echt! Astarod überragt alle anwesenden um mindestens drei Köpfe. Mit verschränkten Armen und amüsierter Miene, betrachtet er das schrecklich schöne Schauspiel. Belial hat nicht lang gefackelt und sich kopfüber in die Prügelei gestürzt. Jeder hat halt seine eigene Auffassung von Spaß. Azrael steht (wie sollte es auch anders sein) ungerührt in einer Ecke und starrt mit seinen boshaften, grünen Augen ins Nirgendwo. Ich steh‘ grinsend neben Astarod und laß‘ mich von der ‘höllisch‘ guten Musik zudröhnen. Da werden Erinnerungen an zu Hause wach. Die unendlichen weiten der Todesebenen. Die Katakomben der Wiedergänger. Das Meer der Tränen. Die Steilen Klippen der Lavaschluchten. Hach...
Ein unsanfter stoß zwischen die Rippen holt mich in die Wirklichkeit zurück. Neben mir steht Rasierklinge.
RASIERKLINGE: Mephisto, du alter Satanist!!! Boahh, hey Alter! Is‘ das geil, daß du auch da bist. Hätt‘ ich mir ja denken können.
ICH: Hallo, auch.
RASIERKLINGE: Los Mann, machen wir die Bar unsicher. Ozzie hat ‘ne Runde Freibier geschmissen!!
ICH: Freibier?
Das laß‘ ich mir nicht zweimal sagen. Frohgemut marschiere ich meinem menschlichen Kumpan hinterher, da zieht mich jemand unsanft am Kragen zurück.
ASTAROD (tadelnd): Wo hin so eilig Bonilein? Das alles hier ist zwar recht amüsant, aber wir sind nicht zum Spaß hier, klar?
RASIERKLINGE (mit riesigen Augen): BOOOAHH!!. Dein Kumpel is‘ ja voll der Oberkrasse! Jeah! Machs ‘de Bodybuilding oder is‘ das ‘ne Verkleidung?
ASTAROD (verdutzt): Body...was?
RASIERKLINGE: Krass. Mensch, Mephisto. Dein Kumpel is‘ ja noch cooler als du.
ICH: Äh, Rasierklinge. Wolltest du nicht an die Bar?
ASTAROD: Wer is‘ der Komiker?
ICH: Äh, das is‘ Ras...
RASIERKLINGE (mir ins Wort fallend): Ich bin Rasierklinge, ey. Und du Alter? Echt geile Visage, wo hast’n die Maske her?
Rasierklinge schlägt Astarod freundschaftlich gegen die Brust. Das war ein Fehler. Astarod, der ja schon als Dämon geboren wurde und deshalb keine Ahnung von menschlichen Umgangsformen hat, faßt diesen Stubser ganz und garnicht als freundschaftliche Geste auf. In seinen Augen lodert das Höllenfeuer. Weit holt er mit seinen gewaltigen Pranken aus und ...
ICH: Ach du Scheiße!
... schlägt ins Leere. Durch seinen eigenen Schwung dreht sich Astarod um seine eigene Achse und erwischt einen unbeteiligten Konzertgast, der ungefähr 10 Meter durch die Luft geschleudert wird, an eine Wand klatscht und regungslos liegenbleibt.
Rasierklinge und ich liegen am Boden. Im letzten Moment hatte ich Rasierklinge zur Seite geschubst, so daß Astarods Klauen nur um Haaresbreite an uns vorbeigepfiffen sind.
RASIERKLINGE (erbost): Ey! Du bist zwar mein Kumpel, aber ich bin nich‘ schwul, mann. Runter da!
Er scheint garnicht gemerkt zu haben wie knapp er dem Tod entgangen ist.
ICH (verlegen): Äh, ich bin ausgerutscht...äh...auf einer Bierlache!
RASIERKLINGE: Ach so. Krass. Los, Alter, laß uns saufen gehen!
ICH: Äh, geh‘ du schon vor. Ich komm‘ gleich.
RASIERKLINGE: Jo! Let’s Rock!!
Damit verschwand er in der Menge. Mit kaum verholenem Zorn stierte ich in Astarods Richtung.
ICH (säuerlich): Das wäre nicht nötig gewesen!
ASTAROD: Was? Dieses Menschlein hat gewagt mich zu berühren. Das kommt einem Todesurteil gleich. Ich bin ein Erzteufel, ein Höllenfürst!
ICH: Du bist ein Volltrottel. Und wir sind nicht mehr in der Hölle. Wir müßen uns hier anpassen, verdammt!
ASTAROD (ärgerlich): Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß. Sieh zu, daß du diesen Stalf Siegl findest. Falls er wirklich hier ist. Der Alte sagte er wäre ein akustischer Umweltverschmutzer. Ich höre hier nur wunderbare, wohlklingende Töne. Hier hat dieser Siegl doch gar nichts verloren!
ICH: Ich sagte, ich könnte möglichweise eine Spur finden!
ASTAROD (fies grinsend): Dann finde eine! Sonst könnte ich dir möglicherweise die Haut abziehen lassen.
Das war deutlich. Und wenn ich es zugebe... ich weis auch nicht mehr warum ich darauf bestanden habe hierher zu kommen. Astarod hat recht. Was sollte Siegl hier? Dies hier ist wahrscheinlich der letzte Ort auf der Welt an dem sich Siegl aufhalten würde. Aber trotzdem, irgendwie habe ich so das Gefühl hier richtig zu sein. Warum auch immer.
ICH: O.k ich mach mich an die Arbeit. Und du versuchst bitte so wenig Leute zu killen wie möglich.
ASTAROD (schmunzeld) Ich kann’s nich‘ versprechen. Außerdem lebt der andere ja noch. Siehst du.
Tatsächlich. Der Kerl, der bis vor kurzem noch an der Wand klebte, hat sich schon wieder aufgerichtet und sich in die Menge gestürzt. Diese Grufties sind hart im nehmen. Ich mach mich auf den Weg nach draußen.
ICH: Azzi, komm‘ mit. Du stehst hier eh‘ nur blöd rum.
Azrael folg mir wortlos. Wir verlassen die stickige Räucherkammer und treten ins Freie. Auch vor dem ‘Höllenloch‘ ist die Hölle los. Die Musik ist hier kaum leiser als drinnen. Ganze Horden von schwarzgekleideten, übel aussehenden Gestalten tummeln sich vorm Eingang. Berge von leeren Bierdosen und anderem Müll säumen den Gehweg. Es stinkt nach Urin und Erbrochenem. Wie Daheim halt. Ich spiele mit dem Gedanken für immer hier zu bleiben. Einige Leute kenn‘ ich noch vom letzten mal. Ich seh‘ Scheißhaufen der mit Bull, dem Türsteher, in ein Gespräch vertieft ist. Als Scheißhaufen mich erkennt kommt er prompt zu uns herübergelatscht.
SCHEIßHAUFEN: Ey, Mephisto! Cool das’e auch da bist.
ICH: Hi, Scheißhaufen.
AZRAEL: ???
ICH: Sag‘ mal Scheißhaufen, heißt du eigentlich wirklich Scheißhaufen?
SCHEIßHAUFEN: Was? Ähh... Natürlich nicht. Aber alle nennen mich so. Ich glaub‘ ich weis garnich‘ mehr wie ich wirklich heiß‘.
ICH: Ah, ja... Ähm, was anderes. Hast du ‘ne Ahnung wo sich Stalf Siegl im Moment aufhält?
SCHEIßHAUFEN: Fängst’e schon wieder mit dies’m Kerl an. Woher soll ich das wissen? Bist mir letztes mal schon auf’m Senkel gegangen mit deinem blöden Siegl. Aber eins sag‘ ich dir. Wenn der hier auftaucht kriegt er ‘n paar vor’n Latz geknallt. Des kannst’e aber glauben Alter!!! Warum willst’e überhaupt wissen wo der Kacker is‘.
ICH (wahrheitsgemäß): Och, ich will nur seine Seele.
SCHEIßHAUFEN (bricht zusammen): Wahahahah! Du bist so geil, har, har! Seine Seele, har, har!!! Der war gut!
Azrael schüttelt nur den Kopf. Er hat recht. Scheißhaufen ist uns keine große Hilfe. Verdammt und zugenäht. Astarod wird mir den Kopf abreißen, wenn ich ihm nicht wenigstens einen kleinen Hinweis auf Stalf Siegls Verbleib präsentieren kann.
ICH: Also, wir geh‘n dann. Machs gut Scheißhaufen.
BULL: Nich‘ so eilig, Pappnase!
Der muskelbepackte Türsteher des ‘Höllenlochs‘ taucht neben Scheißhaufen auf.
BULL: Wir ha’m noch ‘ne Rechnung zu begleichen.
ICH (genervt): Ouh man, du fehlst mir noch. Hat dir dein kostenloser Freiflug gestern noch nicht gereicht?
BULL (knirschend) Das war reines Glück. Diesmal mach‘ ich dich fertig.
ICH (seufzend): Leck mich.
Kopfschüttelnd dreh‘ ich mich um und geh‘. Da packt mich dieses Rinderhirn grob von hinten an der Schulter.
BULL: Hey, du feige Sau ich...
Mit einer blitzschnellen Bewegung fahr‘ ich herum, pack den Trottel am Arm, heb‘ ihn daran hoch und brech‘ ihn durch. Ein abscheuliches Knacken ist zu vernehmen. Bull geht wimmernd zu Boden.
BULL (heulend): Du Arschloch. Du hast mir den Arm gebrochen. Auaa!!
ICH (kalt): Ich weiß. Sei froh. Belial hätte ihn dir abgebissen.
BULL: Irgendwann mach ich dich fertig, du Niete!!
SCHEIßHAUFEN (grinsend): Gib’s auf Bully. Gegen den kannst’e nich‘ anstinken, hä,hä. Das is‘ Mephisto.
BULL: Das werden wir ja seh’n! Ich piss‘ auf dein‘ Grabstein, du dummer Schwanzlutscher!
Ihr müßt mich verstehen. Ich bin wirklich kein gewalttätiger Mensch. O.k., ich bin eine Höllenkreatur und diene dem Satan, fresse Gedärme und verbringe die meiste Zeit meines Daseins damit unschuldige Seelen einzufangen. Gewalttätig bin ich deshalb nicht! Aber wenn mich diese, zu groß geratene, Kakerlacke noch einmal anfaßt, schneid‘ ich ihm das Herz raus und stopf es ihm in sein großes Maul. Vorerst jedoch scheint der Kerl genug zu haben.
ICH: Komm Azzi, gehen wir.
Plötzlich wird der Platz von einem Höllenlärm erfüllt, grelle Scheinwerfer blenden auf und die Luft riecht plötzlich ganz fürchterlich nach Öl und anderen ekligen Sachen. Eines dieser lauten, stinkenden Motoräder bahnt sich seinen Weg durch die Menge. Den Fahrer erkenn‘ ich sofort.
KIEFER: Tach, Leute!!
ICH: Hey, Kiefer!
SCHEIßHAUFEN: Boah! Kiefer, alter Sack. Da bist’e ja endlich. Wo hast’n dich wieder rumgewälzt?
Kiefer stellt den Motor ab und läßt einen beeindruckenden Rülpser vom Stapel.
KIEFER: Ach! So’n scheiß Behindi is‘ mir unter die Räder gekommen.
SCHEIßHAUFEN: Was? Hast’e ihn wenigstens gleich richtig verdroschen?
KIEFER: Logo, man. Was glaubs’n du. Ich denk‘ der steht nich‘ mehr auf. Konnte vorher schon nich‘ richtig laufen und sprechen, der Spasti. Hab ihm seinen Gumizipfel fressen lassen, har, har.
SCHEIßHAUFEN: Har, har!
AZRAEL: ...
ICH (hellhörig): Was? Gummizipfel? Sagtest du Gummizipfel?
KIEFER: Jo, der war wahrscheinlich sogar zum ficken zu blöd, har,har.
SCHEIßHAUFEN: So wie ich dich kenn‘, is‘ der ‘n Fall für‘s Leichenhaus, oder Kiefer?
KIEFER (böse lachend): Jo! Hä, hä.
ICH: Äh, tja. Da wär ich mir nich‘ so sicher.
Es war offensichtlich, das Kiefer unseren Hasi in die Mangel genommen hatte. Aber ich bin nicht sauer. Erstens hält‘s der Hasi aus und zweitens tut ihm eine Abreibung mal ganz gut. Vielleicht labert er dann nich‘ mehr so viel.
KIEFER (stolz): Ey, guckt mal was ich cooles im Müll gefunden habe.
Mit einem triumphierenden Grinsen, hält uns Kiefer einen Totenschädel mit rot glühenden Augen unter die Nase!
ICH (freudig): Bahpy!!!
BAPHOMET: hng...hng
ICH: Das is‘ ja toll! Nur her mit ihm!
Kiefer hält schützend die Hand vor Baphy.
KIEFER: Hey, was soll’n das?! Den hab‘ ich gefunden. Des is‘ meiner.
ICH: Äh, nein. Du verstehst das nicht. Baphy und ich sind alte Kumpels.
KIEFER: Hä? Ich hab‘ ihn aber gefunden. Jetzt is‘ er mein Kumpel. Nich‘ war?
Baphomet quittiert die frage mit einem bösen Augenglühen.
ICH: Na gut, dann fragen wir ihn doch selbst.
Kiefer und Scheißhaufen glotzen mich aus fragenden Augen an. Augenzwinkernd hohle ich Baphys Kiefer aus meiner Tasche und montiere ihn fachgerecht an seinem Schädel.
KIEFER: Boah! Geil! Jetz‘ is er perfekt!
BAPHOMET (plärrend): UND DU BIST TOT, DU WICHSER!!!!
Erschrocken läßt Kiefer, den brüllenden Schädel fallen. Mit einem dumpfen Poltern schlägt er am Boden auf.
BAPHOMET: Du Hurensohn, Sau, Arschloch, Flachwichser, Vollidiot!! Du hast mir zwei Zähne ausgerissen. Dafür fährst du zur Hölle, Bastard. AHHH!! Ich zerhack ihn!! Ich spieß ihn auf, zieh seine Haut ab, laß ihn ausbluten, vierteilen, rädern und verfüttere seine Eingeweide an die Höllenhunde!! Du Schwein wirst büßen!!!
ICH: Hey, hey, hey! Ganz ruhig Baphy. Bleib cool, das is‘ mein Kumpel.
BAPHOMET: Ah ja? Dein Kumpel? Schöne Freunde suchst du dir aus, Boni. Dieser Hirndübel hat mich vorn an seine blöde Schrottmühle gebunden und als Frontleuchte benutzt. Wie demütigend! Ich bin der große Bahpomet!!
ICH (besänftigend) : Äh, is‘ ja gut, is‘ ja gut. Er hat’s sicher nicht so gemeint.
BAPHOMET: Aber ich mein‘ es so. Ich will diese Sau bluten sehen!!!
Kiefer, Scheißhaufen, Bull und noch ein paar andere Schaulustige stehen um den brüllenden Baphomet herum und starren ihn aus verwunderten und ungläubigen Augen an.
BAPHOMET: Was glotz ihr den so blöde? Noch nie ‘n sprechenden Totenschädel gesehen?
ICH: Baphy, ich glaub es reicht jetzt. Komm.
Ich heb‘ den brüllenden Kopf auf und wende mich zum gehen.
SCHEIßHAUFEN: Boah. Des is‘ ja wohl die coolste Bauchrednernummer die je gesehen habe.
KIEFER: Yeah! Echt Krass man. Wo hast’n das gelernt?
BAPHOMET (fassungslos): Bauchredner? BAUCHREDNER?!? Ich beiß‘ dir ein Loch in deinen dicken Wanzt! Dann kannst’e bauchbluten, du Saukopf!!!
ICH: Baphy! Jetzt gib endlich ruh!
BAPHOMET: Nein, Niemals! Und mit dir hab‘ ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen, Bonilein! Läßt mich einfach auf dem Müll liegen, wo ich in alle Ewigkeit verrottet wäre, hätte mich dieser Neandertaler hier nich‘ gefunden.
ICH (kichernd): Na, dann sei doch froh, daß er dich entdeckt hat!
BAPHOMET: Machst du dich schon wieder über mich lustig, du Arschloch! Warte nur bis wir zu Hause sind, dann spiel‘ ich mit deinen Eiern Fußball!!
ICH: Baphy.
BAPHOMET: Was? Was!?
ICH: Du hast keine Füße!
BAPHOMET: AHHHHHHHH!!!
ICH (an die anderen gewandt): Tut mir leid Leute, ich glaub ich muß ihm erst ein paar Beruhigungstabletten geben. Ich geh‘ dann mal.
Azrael, Baphy und ich gehen wieder zurück ins Höllenloch, wobei ich krampfhaft versuch‘ Baphys Maul zu zuhalten. Was mir allerdings nicht so ganz gelingt.
BAPHOMET: Hmpf, wenn du miff nift gleif lofläßft beif ich dir in den finger!!! Hmpf,hrglgrl.
ICH (ärgerlich): Wenn du nicht gleich dein dummes Maul hälst, reiß ich dir den Kiefer wieder ab.
BAPHOMET: Daf wagst du nift!!
ICH: Ohh, doch mein lieber Baphomet, ich hab’s nämlich langsam...
In dem Moment kommt ein hilfeschreiender, armrudernder Körper an mir vorbeigeflogen gefolgt von einem zweiten und dritten. Im ‘Höllenloch‘ ist der Teufel los - wie passend!
ICH: Ach du Schande...!
Das Gekloppe vor der Bühne hat sich zu einer ausgewachsenen Maßenschlägerei entwickelt. Und mittendrin - wer sonst - Belial und Astarod. Die beiden scheinen nicht gerade zimperlich mit ihren Kontrahenten umzugehen. Da fliegen die Fetzen im wahrsten Sinne des Wortes. Aus dem Tumult kommt Rasierklinge auf uns zugehumpelt.
RASIERKLINGE (atemlos): Booooaaah! Megakrass! Hey, Mephisto. Deine Kumpels machen voll die Randalika. Is‘ ja echt heftich. Sowas hatten wir hier noch nie!
ICH: Äh, das...ähh, tut mir wirklich leid...
RASIERKLINGE (verständnislos): Leid? Des is‘ voll geil, mensch!!!! Sowas cooles hab‘ ich seit ‘Monsters of Rock‘ nich mehr gesehen!
ICH (entsetzt): Geil? Rasierklinge! Du kapierst das nich‘. Das sind Dämonen! Die werden sie umbringen. Alle!
Um meine Worte zu unterstützen fliegt auch schon der erste abgetrennte Kopf an uns vorbei und besudelt alle in seiner Flugbahn mit Blut. Astarod stößt einen gröhlenden Triumpfschrei aus und hackt mit seinen riesigen Klauen weiter auf die Beteiligten ein. Belial hat sich in der Schulter eines Kerls festgebissen und schleudert ihn wie eine Pupe durch die Luft. Literweise Blut wird auf der Tanzfläche verspritzt.
RASIERKLINGE: Yeah! Des sind ja voll die fetten Spezialeffekte. So blutig wars noch nie!!
ICH (mir mit der falchen Hand auf die Stirn klatschend): Ouuh! Hast du’s noch nicht geschnallt. Das ist alles echt, mensch!!!!
BAPHOMET (gröhlend): Ja!! Endlich! Dann hat sich dieser Höllentrip ja doch noch gelohnt! Har, har!
Astarod hat jemanden den Arm abgerissen und schwingt ihn wie eine Keule. Die meisten Leute haben anscheinend immer noch nicht kapiert was hier vorgeht. Sie stehen um das Knäul aus Körperteilen herum und jubeln begeistert! Astarod und Belial scheinen völlig durchzudrehen. Die beiden packen ein schreiendes Opfer und reißen es mitten auseinander. Schleimiges Gedärm und Innerein werden auf die gröhlende Menge verteilt.
BAPHOMET: Laß mich los! Ich will mitmachen! Ich will mitmachen!!
ICH: Scheiße! Seid ihr jetzt alle irre geworden. Azrael! Tu‘ doch was!!
AZRAEL: ...
ICH (flehend): Bitte, irgendwas!!
AZRAEL: ...hi,hi.
Hab‘ ich mich nur getäuscht oder hab‘ ich gerade ein fieses Kichern gehört? Na gut. Wenn keiner hier was tut gegen diesen Irrsinn, dann muß ich halt eingreifen. Ich geb‘ Baphy in die Obhut Azraels, dann stürze ich mich in das Chaos und kämpfe mich mit Müh und Not zu den beiden wahnsinnigen Dämonen durch.
ICH (brüllend): Astarod!!! Was soll der Schwachsinn! Wir sind hier nicht zu Hause, du Arschloch!
Der Erzteufel scheint mich garnicht zu hören. Mit einem gewaltigen Rundumschlag schickt er gleich drei Leute auf die Matte. Irr kichernd springt er auf ihnen herum. Den Anblick muß ich wohl nicht beschreiben. Es sei nur soviel gesagt: Astarod hat das Gewicht von zwei Elefanten.
ICH: Hey du Blödmann, ich ...
Dann trifft mich ein Dampfhammer. Ich weiß garnicht wie mir geschieht. Sterne tanzen vor meinen Augen und alles dreht sich.
BELAIL (fröhlich): ‘Tschuldige Boni, hab dich nich‘ gesehen.
Benommen krache ich zu Boden. Moment mal! Da stimmt was nicht. Ich liege auf dem blutbespritzten Parketboden zwischen Gedärmen und Leichenteilen, aber ich fühle immer noch Grund unter meinen Füßen. Etwas verwirrt blicke ich zu meinem Körper hinauf, der immer noch so dasteht wie vorhin. Oh, verdammt. Belial hat mir den Kopf abgerissen! Na super. Da kommt Baphomet an mir vorbeigekugelt.
BAPHOMET (kichernd): Hi, hi, hallo Kollege! Wie fühlt man sich so als lebende Bowlingkugel, hä,hä.
ICH (verärgert): Sehr witzig.
Mit einiger Mühe schaft es mein Körper, meinen und Baphys Kopf vom Boden aufzuheben. Das schaurige Schauspiel wird vom jubelnden Beifall der Konzertbesucher begleitet. Diese Vollidioten haben echt nix kapiert. Mit einem ekeleregendem knirschen schraub‘ ich mein Haupt wieder an Ort und Stelle.
BAPHOMET: Oh ja! Das ist viel besser!
Shit! Ich hab‘ aus versehen die Köpfe verwechselt und mir Baphys Totenschädel aufgesetzt!
BAPHOMET: Nach 200 Jahren endlich wieder einen Körper. Wow! Das fühlt sich echt gut an, Boni!
ICH: Runter da!
BAPHOMET: Nein!
ICH: Doch!
BAPHOMET: Vergiß es. Das is‘ jetzt meiner.
ICH: Na warte!
Mit aller Kraft versuch‘ ich Baphys Schädel wieder abzuschrauben. Es geht nicht. Der sitzt bombenfest. Während ich mit der einen Hand meinen eigenen Kopf festhalten muß, schlag‘ ich verzeifelt mit der anderen auf Baphy ein.
ICH: Runter, runter, runter du Holzkopf!
BAPHOMET: Hey! Laß den Scheiß. Da liegen genug tote Körper am Boden. Such dir einen aus!
ICH: Nein! Ich will meinen wieder haben!
BAPHOMET (höhnisch kichernd): Da kannst’e lange warten.
ICH: O.k. Du hast es nicht anders gewollt.
Ich nehme Anlauf, soweit das bei diesem Gedränge hier möglich ist, und mache einen Hechtsprung gegen die Wand. Leider treffe ich sie nicht, denn im selben Moment kommt Rasieklinge angesegelt. Mit einem saftigen Platscher prallen wir zusammen. Ächzend stürzen wir zu Boden. Aua! Das tat weh. Automatisch faß ich mir an den Kopf - verzeihung an Baphys Kopf. Aber da ist nichts mehr.
BAPHOMET: Ahh, verdammt. Hol mich hier raus, Boni!
Baphy steck bis zum Hals im Bauch von Rasierklinge. Nur noch ein Stückchen Wirbelsäule guckt heraus. Hey! Das is‘ ja meine! Rasierklinge glotz ungläubig auf sein riesen Loch im Bauch. Därme und ein Stück seines Magens hängen heraus. Oh jemine. Ich setze schnell meinen eigenen Kopf wieder auf, was sich als äußerst schwierig herausstellt, ohne Wirbelsäule.
ICH (besorgt): Rasierklinge! Bist du verletzt? Wie geht es dir?
Als Antwort erhalte ich ein ersticktes Röcheln und ein Ladung Blut, die mir ins Gesicht spritzt.
ICH: Verdammt! Rasierklinge! Hörst du mich? Hey!
RASIERKLINGE (keuchend): Boah...des war die geilste Show meines Lebens...
ICH: Hör mal, kratz ja nich‘ ab hier!
RASIERKLINGE: Mephisto...du alter Satanist... hä,hä... Tu mir ‘nen Gefallen und sorg‘ dafür, daß ich in die Hölle komm‘...Ich will keinen Heiligenschein...röchel, röchel...schaut schwul aus...uargl....
ICH: Werd’s versuchen, alter Freund.
BAPHOMET: Laber nich‘ so viel! Hohl mich hier raus!
Mit einem ekelhaft saugenden Laut ziehe ich Baphys Kopf aus Rasierklinges Körper. Ein warer Schwall aus undefinierbaren Innereien ploppt mir entgegen. Baphy spuckt röcheld eine Niere aus.
BAPHOMET: Buah, pfui Teufel. War wohl ziemlich zusammengesoffen der Kerl. Das schmeckt ja wie Schnapspralinen.
ICH: Halt’s Maul, du Arsch. Wegen dir mußte er ins Gras beißen.
BAPHOMET (aufbrausend): Wegen mir ?!? Wer von uns beiden hat denn einen auf fliegenden Holländer gemacht. Du! Du wolltest dich gegen die Wand schmeißen. Ich hätte in tausend Teile zerbrechen können, das ist dir hoffentlich klar!
ICH (böse): Das war ja auch der Sinn der Sache. Schade daß es nicht geklappt hat!
In dem Moment kracht ein weiterer kopfloser Torso auf das Parkett.
BAPHOMET (freudig): Perfekt! Den will ich haben. Boni! Schraub‘ mich mal auf diese Leiche!
ICH: Schraub‘ dich doch selber!
Ich habe jetzt wirklich wichtigeres zu tun als Doktor Frankenstein zu spielen. Ich muß diese beiden Wahnsinnigen von der Tanzfläche bringen. Baphomet schein meine Gedanken gelesen zu haben, denn er schüttelt nur den Kopf.
BAPHOMET: Vergiß es, Boni. Niemand hält einen rasenden Dämon auf. Nicht mal du.
ICH: Verflucht noch mal! Kannst du dir vorstellen wie begeistert der Alte sein wird, wenn Petrus ihm die Rechnung für diesen kleinen Spaß hier präsentiert? Der Alte wird toben!
BAPHOMET: Wird er nicht. Weil es gar niemand erfahren wird. Die offizielle Version wird lauten: ‘Auf Metall-Konzert totgetrampelt‘. Überleg doch mal. Jeder hier glaubt, daß das alles hier zur Show gehört. Die kapieren garnicht, daß wir echte Dämonen sind, folglich können sie Petrus auch nichts von uns erzählen. Kapito?
ICH: Ja aber... aber diese Leute hier sind unschuldige Seelen, wir können sie doch nicht einfach abschlachten! Das ist doch unmoralisch.
BAPHOMET (lachend): Oh mann, Boni! Schnall’s endlich. Wir sind Geschöpfe der Hölle! Es is‘ unser Job unmoralisch zu sein. Wir sind hinterhältig, fies, gemein und niederträchtig.
ICH (verzweifelt) Aber warum?
BAPHOMET: Weil man das von uns erwartet. So einfach ist das, Mr. Meisterphilosoph. Mach dir nicht so viele Gedanken. Du hast zu lange mit dem alten Faust rumgehangen! Sei einfach böse, o.k.?
ICH (resignierend): Ich versuch’s. Aber was is‘ jetzt mit unserem Auftrag?
BAHPOMET: Den hast du wohl verbockt. Hier finden wir Siegl sicher nicht.
Da fliegt die Eingangstür auf und Bull kommt mit gehetztem Blick hereingestürzt.
BULL: Hey, Leute! Macht euch vom Acker. Die Bullerei ist im anmarsch! Razzia!!
ICH: Wie, was. Bullerei? Könnt ihr nicht besser auf eure Rinder aufpassen?
Etwas verwirrt glotzt mich Bull an.
BULL: Äh, Rinder? Was? Das is‘ wohl nich‘ die Zeit für Scherze, Blödkopp. Sieh zu das du hier verschwindest ehe sie dich einlochen.
ICH (verständnislos): Was?
BULL (brüllend): Das Konzert ist von der Stadt nicht genehmigt worden! Diese Veranstaltung hier is‘ illegal! Hast du’s jetzt gecheckt, du Arsch!
Langsam beginne ich zu begreifen, aber da ist es auch schon zu spät. Gleich drei von den Typen im grünen Hofnarrenkostüm stehen in der Tür. Einen davon kenn‘ ich! Es ist Oberwachtmeister Meier! Er hat einen dicken Mullverband um seine Nase gewickelt und rotes Blut sickert hindurch. Irgendwie errinert er mich an einen Clown.
OWM MEIER: O.k., dies ist eine Razzia. Alle Anwesenden sind vorläufig festgenommen. Bitte stellen sie sich alle... du lieber Himmel was ist das?
Mit vor Schreck geweiteten Augen glotzen OWM Meier und seine beiden Kollegen auf das Schlachtfest vorn an der Bühne. Unglauben steht allen dreien ins Gesicht geschreiben.
OWM MEIER: Dadadas... das ist ja ein Krieg hier!
Ich versuche zu retten was noch zu retten ist.
ICH (boshaft): Guten Abend, Herr Wachtmeister. Nette Show, was?
OWM MEIER (stammelnd): S..s..Sie?
ICH: Oh, Sie erinnern sich.
OWM MEIER: Aber...aber Sie... ich hab‘ Sie doch...
ICH: Nur keine Panik. Das mit dem Loch in meinem Mantel hab‘ ich Ihnen schon verziehen und mein Herz hab‘ ich auch wieder gefunden.
Der Meier beginnt heftig zu würgen und dicke Schweißperlen laufen über sein rotes, fettes Gesicht. Aber die gewünschte Wirkung bleibt aus. Diesmal wird er nicht ohnmächtig. Verdammt.
OWM MEIER (langsam seine Fassung zurück gewinnend): Was ist das für ein Spektakel hier? Wir haben Beschwerden aus allen umliegenden Wohnblocks. Erklären Sie mir das, Herr...äh
ICH: Mephisto ist mein Name, Herr Wachtmeister.
OWM MEIER: Ja richtig! Das war ja klar, das Sie sich hier herumtreiben. Da fällt mir ein, wollt‘ ich Sie nicht verhaften?!?
ICH (sarkastisch): Ja, aber das war bevor Sie mich erschossen haben, Herr Meier.
Meier schluckt.
ICH (seine Unsicherheit schamlos ausnutzend): Ach ja. Ich denke Sie beide kennen sich schon. Das ist Baphomet!!
Mit einem höllischen Grinsen halt‘ ich dem fetten Polizisten Baphy’s Schädel unter die nicht mehr vorhandene Nase.
BAPHOMET: Hallo!
OWM MEIER: AHHHHH! Tu das Ding weg! Nimm’s Weg!!!
BAPHOMET: Wie geht’s Ihrer Nase?
OWM MEIER (kreischend): Hilfe! Weg mit ihm!
ICH: Das is‘ aber nich‘ sehr höflich Herr Wachtmeister.
OWM MEIER (hysterisch): Ihr seid alle verhaftet!! Los nehmt sie fest die ganze Bande!!
Unschlüssig glotzen Meiers Begleiter in die Runde. Offensichtlich weis keiner so recht, was er von diesem abstrusen Spektakel halten soll.
POLIZIST: Äh...Chef. Vielleicht sollten wir erst noch auf Verstärkung warten und...
Ich fackel nich‘ lang und werf‘ dem Doofbatz Baphy‘s Schädel in die Fresse. Mit einem erstickten Aufschrei geht dieser zu Boden und Baphometh waltet seines blutigen Amtes.
Die Schlacht vor der Bühne neigt sich langsam ihrem Ende zu. Zum einen weil Belial und Astarod langsam das Material ausgeht, zum andern weil das Geschehen an der Eingangstür die Aufmerksamkeit der meisten verbliebenen Konzertbesucher auf sich gelenkt hat. Währenddessen hat der fette Meier seine Knarre gezogen, (ist wahrscheinlich seine Lieblingsbeschäftigung) und fuchtelt wild damit in der Gegend rum.
OWM MEIER (brüllend): Rufen sie Ihren Killerschädel zurück, Sie Irrer, oder...
ICH (spitzbübisch): ...oder was? Erschießen Sie mich wieder?
POLIZIST (am Boden winselnd): Ahh! Es beißt mir in die Eier!! Hilfe!!
Ich laß mein übelstes Kichern vom Stapel und erhalte prommt die Antwort in Form einer Kugel die mir um die Ohren fliegt. AUA! Berichtigung: Nicht um die Ohren sondern mitten durch. Dieser schießwütige fette Bastard! Das is‘ schon das zweite mal, daß er mein Outfit ruiniert.
ICH: Du dummes Arschloch! Jetzt bin ich echt sauer!
Als der Meier schnallt, daß seine bescheuerte Ballerei keine Wirkung erziehlt feuert er intelligenterweise sein ganzes Magazin auf mich ab.
OWM MEIER (kreischend): Stirb endlich du SAU!!
Was denkt der sich. Vielleicht glaubt er ja, daß sechs Kugeln die keine Wirkung erzielen mehr bringen als eine Kugel die keine Wirkung erziehlt? Vielleicht ist er auch einfach nur doof? Jedenfalls bin ich jetzt echt stinkig. Vier stunden hab ich an dieser scheiß Verkleidung gebastelt aber jetzt fällt alles auseinander und ich verwandle mich langsam in meine Urgestallt zurück.
Auch Meiers Kollege zieht jetzt seinen Revolver und feuert munter drauf los. Der Unglückliche, den Baphy erwischt hat macht gar nix mehr.
Langsam werden meine Knie weich und drehen tut sich auch alles. Aber keine Sorge! Mephisto läßt sich nicht erschießen. Aber so eine Verwandlung kostet ganz schön viel Kraft. Ich hab wirklich Mühe meine menschliche Form zu halten. Außerdem tut das ganz schön weh. Was würdet ihr sagen wenn euch plötzlich ein 50 cm langes Horn aus dem Hirn schießt (Pickel mal ausgenommen).
Die Anwesenden scheinen meine momentane Schwäche wohl falsch zu deuten. Meier stößt einen Triumphschrei aus und lädt gleich ein frisches Magazin ein. Jetzt wird mir wirklich schwarz vor Augen und brech zusammen.
BULL (entsetzt): Die Schweine haben Mephisto umgelegt!!! Na wartet!!
Bull stürzt sich mit einem wilden Kampfschrei auf den fetten Meier. Wow! Soviel Mum hätt‘ ich ihm garnicht zugetraut. Wie auf ein Zeichen werfen sich nun auch Kiefer und Scheißhaufen, die alles von draußen beobachtet hatten, in den Kampf. Ein wildes Gerangel entsteht. Bull drischt Meier, Meier drischt Kiefer, Kiefer vermöbelt Meiers Kolegen, dieser schlägt wie blöde auf Scheißhaufen ein und Scheißhaufen tritt mit aller Kraft gegen den am Boden liegenden Polizisten. Ich kann gerade noch erkennen wie ein ganzer Trupp der grünen Ordnungsmänchen plötzlich durch den Eingang des ‘Höllenlochs‘ stürmt dann wird mir endgültig schwarz vor Augen...

23.48 Uhr. Flug RT711 Frankfurt - Miami. First class. Irgendwo über dem Pazifik.
Ein feister Mann mit schütterem Haar und einem zusammengerollten Geldschein in der Nase sitzt in vornübergebeugter Haltung in seinem Sessel (mit Beinfreiheit und Klapptisch, der nicht bei der ersten Berührung in sich zusammenfällt) und gibt merkwürdig schnüffelnde Laute von sich. Plötzlich reißt er seine Arme in die Höhe und brüllt.
STALF RIEGEL: Boahhh, Geeiiiil!!!
Riegel ist auf dem Weg nach Miami um seinen alten Kumpel Christopf Daum zu besuchen. Mit blutunterlaufenen Augen thront er auf seinen First-class Sessel und trällert in den furchtbarsten Tönen ‘Ein bißchen Frieden‘ vor sich hin, wobei er den ohnehin schon schrecklichen Text mit fürchterlichen Eigenkreationen noch um ein vielfaches verschlimmert. Da kommt eine flotte Stewardess vorbeigewackelt.
STEWARDESS (mit hoher Stimme): Herr Riegel? Darf ich ihnen noch was bringen?
RIEGEL (erbost): Wuah! Halt’s Maul du Schlampe! Nich‘ ma‘ in Ruhe eine Line zieh’n kann man hier, Mensch! Wasndas für’n Service! Sieh‘ zu dasse Land gewinnst bevor ich dir deine Silicon-Möpse um die Ohren hau‘, du kleines Flitchen du!!
STEWARDESS (entsetzt): Aber Herr Riegel!
RIEGEL: Nix Aberherrriegel, blödeSau! Hol ma‘ lieber noch ‘ne Flasche Bier. Und bring’n Spiegel mit. Auf dem blöd’n Tittenmagazin läßt sich keine vernünftige Straße bau’n!!
STEWARDESS (beleidigt): Wie Sie wollen Herr Riegel.
Die Stewardess macht auf dem Absatz kehrt und will davonmarschieren, da versetzt der Riegel ihr einen Patscher auf’s Hinterteil, daß das arme Mädel durch die halbe Kabine fliegt.
RIEGEL (grinsend): Und hör‘ auf mit der Herr-Riegel-Scheiße. Kannst mich Stalfi nennen, hä, hä! Bist ja noch verklemmter als Nicole, die alte Kachel. Wahaha!
Die Junge Frau schenkt Riegel einen giftigen Blick, während der sich vor lachen kugelt. Wäre er nicht so zugedröhnt gewesen, hätte er vielleicht ihre Nadelspitzen Reißzähne und die rot glühenden Augen bemerkt die ihn mit unverholenem Haß anstarrten. Doch natürlich hat der alte Unsympath keinen Peiler und schnupft fröhlich weiter vor sich hin. Mit wehenden Haaren verläßt die Stewardess Riegels Kokskatakombe (cooles Wort oder?)
RIEGEL (singend): A little peace and a little shit and a little snow und wir alle sind froh! Jo! Jo!!!
Die Stewardess jagt wie von Furien gehetzt auf die Toilette, die ausnahmsweise mal nicht besetzt ist, verschließt die Tür hinter sich und reißt sich mit einem Wutschrei die Haut vom Kopf. Darunter kommt eine überdimensionale Wolfsschnautze mit dolchartigen Zähnen zum vorschein. Geifer läuft in Strömen daraus hervor und spritzt nach allen Seiten davon.
Vertigo ist mehr als nur sauer. Das ist ja wohl der erniedrigenste und entwürdigendste Job den er jemals vom Alten aufgebrummt bekommen hat! So hat er sich bis jetzt noch von keinem sterblichen Wesen beschimpfen lassen müssen. Unverschämtheit! Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein? Wenn es nach ihm ginge hätte er dieser niedrigen Kreatur schon lange den Kopf abgebissen und aus seinem Herz ein hübsches Stecknadelkissen gebastelt. Aber nein! Der Alte besteht felsenfest auf einen offiziellen Seelen- Kaufvertrag. Weis der Geier warum. Und wenn dieser Mephisto seine Arbeit antsändig erledigen würde, dann hätte er jetzt nicht diese Kacke am Hals. Aber o.k., ‘hätte‘ und ‘würde‘ helfen hier auch nicht weiter. Er war nun mal Chef des höllischen Geheimdienstes und es war sein Job die ganze Drecksarbeit zu erledigen.
Da poltert es plötzlich an der Klotür. Vertigo fährt erschrocken zusammen.
RIEGEL (gröhlend): Hey! Ich muß auch ma‘ pissen, hier!!
Scheiße, das auch noch!
VERTIGO (mit hoher Stimme): Ich bin gleich fertig. Nur noch den Lidstrich nachziehen.
Wieder ein donnern an der Tür.
RIEGEL: Du blöde Kuh du! Zieh dir dein Lid-Dings woanders nach!
Panisch versucht sich Vertigo wieder seine Gummimaske über den Kopf zu ziehen, aber in der Eile reißt er sie mit seinen Krallen in tausend Teile!
VERTIGO: Moment! Ich muß noch schnell, äh, Pipi!
RIEGEL (brüllend): Du dumme Schlampe! Wenn du nich‘ gleich rauskommst, dann hau ich dir die Grütze aus der Melone, des schwör‘ ich dir du blondes Stück Scheiße!!
In seiner Verzweiflung durchwühlt Vertigo den Bindenabfalleimer um etwas Brauchbares zu finden mit der er seine Maske wieder zusammenkleben kann. Oh! Benutzte Tampons! Das könnte klappen. Er grapscht sich einen der bereitliegenden Einwegrasierer und fängt an sein Fell vom Kopf zu schaben. Seine schönen Haare! Das würde dieser Riegel büßen!
RIEGEL: Wenn de nich‘ gleich rauswackelst dann piss‘ ich an die Tür! Nein! Ich piss‘ das ganze verkackte Flugzeug voll! Hey! Hörst du mich!!
Vertigo ist fertig. Das ist mal wieder typisch: kein Rasierwasser! Jetzt presst er die Tampons über seinem Schädel aus und läßt sich die Pampe über sein Gesicht laufen. Ui, die sind noch warm und klebrig. Perfekt! Mit fachmännischen Handgriffen klebt er jetzt die Reste seiner Maske schnipselweise über seinen kahlrasierten Kopf! Zufrieden betrachtet er sich im Spiegel. Ja, das könnte klappen. Er sieht zwar nicht aus wie ein Mensch, aber auch nicht mehr wie ein Höllenhund.
(So, und wem‘s jetzt noch nicht übel geworden ist, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen)
RIEGEL (tobend): Mir reichts jetzt!! Ich komm‘ jetzt rein und tret‘ dir in deine fette Kompostlucke du dumme Nuß, du !!!
Vertigo öffnet die Tür.
RIEGEL: Wurde auch Zeit, du ...boah! Bist du auf einmal alt geworden. Pfui Teufel! Hau bloß ab hier!
Das läßt sich der verkleidete Höllenhund nicht zweimal sagen. Schnell rennt er nach vorn in richtung Cockpit. Von hinten kann er Riegel brüllen hören.
RIEGEL: Bää! Alles voller Haare. Hey, du alte Sau. Hätt’ste dich nich‘ daheim shaven können? Eklig. Was für ein Bär!
Vertigo beachtet ihn nicht weiter und betritt statdessen die Pilotenkanzel. Pilot und Co-Pilot drehen sich zu ihm um.
CO-PILOT: Kommt jetzt dann bald mal mein Kaffe oder muß ich mir selber einen machen?!
PILOT: Und auf das Schinken-Sandwich wart‘ ich auch schon ‘ne dreiviertel Stunde.
VERTIGO: (verdutzt): Kaffe? Sandwich?
CO-PILOT: Oh mann! Immer diese unqualifizierten Teilzeitkräfte.
PILOT (säuerlich): Du verstähn. Braunes, heisses Naß was schmeck und wird gemacht in großes, viereckiges Ding was blubbert und blinkt, comprende?
VERTIGO: Si, Senior.
Mit einer einzigen Bewegung packt Vertigo den Kopf des Co-Piloten, reißt ihn nach unten und rammt den armen Kerl den Steuerknüppel durch den Hals. Ein Blutschwall ergießt sich mit einem ekligen platscher über die Aparaturen und spritzt an die gegenüberliegende Scheibe.
CO-PILOT: Glglgll...
PILOT (ungläubig): Aber...aber...
Mit einem hyänenhaften Grinsen reißt sich Vertigo seine improvisierte Maske vom Schädel.
VERTIGO: So die brauch ich jetzt nich‘ mehr. Hauptsache der Riegel is‘ darauf reingefallen.
Der Höllenhund schiebt den Co-Piloten von seinem Sessel der wie ein nasser Sack zu Boden gleitet. Fröhlich schwingt sich Vertigo hinter das Steuer. Das da noch der Kopf vom Co-Piloten drauf steckt scheint ihn nicht weiter zu stören. Mit heruntergeklapptem Kiefer starrt ihn der Käpt’n an. Immer wieder den Kopf schüttelnd und sabbernd kann er seinen Augen nicht trauen.
VERTIGO: Was guckst’n so doof? Paßt dir was nich‘?
PILOT: Äh, ha...gaga...
VERTIGO: Ja, ja, ich weiß! Ich müßte mal wieder zum Friseur. Aber so schlimm is es doch nicht, oder doch?
PILOT: Ähhlglgl...aber...aber das is‘ doch...
VERTIGO: Halt den Rand und flieg lieber. Wir machen eine kleine Kurskorrektur. 45 Grad West, minus 140 Fuß, Kurs 0670. Was glotzt du schon wieder so? Noch nie ein Monster gesehn, das was von Navigation versteht?
PILOT: Du...du hast ihn umgebracht!
VERTIGO: Oh, mann! Immer dieses unqualifizierte Teilzeitpersonal! Du nehmen Ding was vor dir mit Griff und mit was du kannst steuern Ding das fliegt, comprende?
PILOT (stotternd): O...oo o.k.
VERTIGO: Brav! Ist doch nützlich wenn man ein paar Fremdsprachen beherrscht. Und flieg nich‘ so wild sonst kotzt uns Riegelchen noch das ganze Flugzeug voll...

Überall herrscht das pure Chaos! Genau wie daheim - nur nicht so lustig. Um mich herum tobt eine wahre Schlacht. Ich war nur einen Moment weggetreten, aber das hatte gereicht. Nur mühsam gelingt es mir mich aufzurappeln und bemerke im selben Augenblick, daß man mir die Hände auf den Rücken gefesselt hat. So was blödes. OWM Meier und seine Kumpane haben mich so voll Blei gepummt, das es für eine ganze Elefantenherde gereicht hätte. Da muß mir dieser Doofkopp auch noch Handschellen anlegen. Ein normaler Mensch wäre nie wieder aufgestanden. Aber ich bin eben nicht normal und ich fürchte das Meier das endlich kapiert hat. Einfach zu blöd! Versteht mich nicht falsch. Im Normalfall hätte ich drüber gelacht und die lächerlichen Armkettchen einfach aufgesprengt aber meine Rückverwandlung hat mich einiges an Kraft gekostet. Und so muß ich hilflos mitansehen wie sich eine ganze Hundertschaft dieser grün uniformierten Witzfiguren auf meine Freunde stürzt. Baphy haben sie gleich drei Polizeiknüppel quer ins Maul geschoben, das hält nicht mal der stärkste Kiefer aus. Apropos Kiefer. Kiefer liegt am Boden - über ihm fünf Bullen die nach herzenslust hineinstiefeln (und dabei sind wir gar nicht in Amerika und schwarz ist er auch nicht!). Bull hat auch so seine Schwierigkeiten sich die Meute vom Hals zu halten. Ich hätte ihm vorhin nicht den Arm brechen sollen! Scheißhaufen geht es nicht besser, der sieht warhaft beschissen aus der Wäsche. Der Rest der Konzertbesucher ist auch nicht mehr so ganz fit. Das gepoge mit Astarod und Belial hat sie wohl arg geschlaucht. Ach übrigens - wo sind die beiden? Ich kann sie nirgendwo sehen. Auch Azrael ist verschwunden. Diese Bastarde! Das sieht ihnen ähnlich. Haben sich einfach verdrückt. Von Astarod und Azrael hab‘ ich ja nix anderes erwartet, aber daß uns Belial so schmächlich im Stich läßt, das tut mir schon irgendwie weh. Na ja, Dämonenpack halt. Die unerwünschte Präsenz der Polizei wird übermächtig als auch noch die Band (die bisher tapfer durchgehalten hat) hastig ihre Instrumente einpackt und schleunigst das Weite sucht. Es sieht nich‘ gut aus. Mit einem Ächzen richte ich mich zu voller Größe auf. Tonk! Aua! Shit jetzt hab ich mir mein Horn an der verdammten Decke angehau‘n. Ganz vergessen, daß ich in meiner echten Gestalt viel größer bin. Ich überrage alle Anwesenden um mindestens zwei Köpfe! Mein neues Aussehen erregt natürlich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Besonders die OWM Meiers.
OWM MEIER: Hey! Wer sind Sie...ähh was sind Sie? Was haben Sie mit Herrn Mephdingsda gemacht?
POLIZIST: Mehpisto, Chef.
OWM MEIER: Oder wie auch immer!! Wo ist dieser Kerl schon wieder?
Na sowas. Durch den ganzen Tumult ist anscheinend niemanden meine Rückverwandlung aufgefallen.
ICH: Äh...also. Der is‘ mal wieder getürmt so wie‘s aussieht.
OWM MEIER: Und was haben Sie hier zu suchen, Sie Freak?
Beste Gelegenheit meinen Gruselfaktor zu testen! Ich schieb‘ meinen Unterkiefer weit nach vorn und laß meine langen Zähne blitzen. Geifer tropft mir aus dem Maul. Weit breite ich meine Flügel aus und mein Horn laß ich in einem unheilvollem Rotton aufglühen. Effektvoller wär’s wenn meine Hände nicht gefesselt wären. Ich geb‘ zu, Astarod und Belial beherrschen sowas sicher besser aber für den dicken Meier muß das reichen. Mit der tiefsten Stimme die ich aufzubieten habe (leider nich‘ sehr tief) brülle ich OWM Meier in sein fettes Gesicht.
ICH: Ich bin das, was ihr kleinen sterblichen das personifizierte Böse nennt. Ich bin euer Schicksal und eure letzte Bestimmung. Ich fresse eure nutzlosen Seelen, brat sie mir am Spieß! Denn ich bin der Geist der stets verneint. Ich bin der SATAN! Wuhahah! Ha,ha,ha! Wuah har, har, har!!
Alle Anwesenden (einschließlich Baphy!) werden von einer spontanen Lachattacke heimgesucht. Scheiße. Wie erniedrigend. Die lachen ja alle über mich! Baphy besonders. Der kugelt sich vor Lachen. Ich wünsche ihm einen Hals. Dann würde er nämlich an den Polizeiknüppeln ersticken, der Drecksack. OWM Meier kriegt kaum noch Luft.
OWM MEIER: Das is‘...har,har... das is‘ wirklich sehr amüsant Herr ... Satan, wahaha! Tolle Stimme! Har,har,har!
Ich lauf an wie eine Tomate - oh, wie peinlich!
ICH (zornig): Was lacht ihr alle so blöd! Bin ich wirklich so witzig, ja?
OWM MEIER (kichernd): Oh, entschuldigt Höllenfürst. Aber ich wußte nicht das Ihr ein Eunuch seid, wahaha. Aber eins muß ich Euch lassen, die Verkleidung ist echt klasse.
Verkleidung? Eunuch? Ist meine Stimme wirklich so hoch? Ich hab‘ doch noch alle meine Eier! Jetzt bin ich wirklich sauer. Ich hab‘ mir solche Mühe gegeben ‘böse‘ zu klingen.
ICH (zornig): Ah, ja? Ich bin also ein Eunuch? Hat dir schon mal ein Eunuch den Kopf abgerissen, du Arschloch!?!
Ich kann einfach nicht anders. Wenn ich meine Ehre nicht rette wird man noch in 1000 Jahren über mich lachen. Die Wut gibt mir genügend Kraft meine Handschellen zu sprengen. Mit einem Satz bin ich bei OWM Meier, pack ihn mit meiner Pranke am Kopf und heb ihn dran hoch. Hilflos schreiend zappelt der fette Polizist in meinem Griff.
OWM MEIER: Mpfff...lassen Sie mich sofort runter Sie Psychopath.
ICH: Aber gern!
Ich wirble den 120 Kilo Koloß an seinem Kopf einmal um meine eigene Achse, dann werf ich ihn senkrecht nach oben. Was für ein Schleudertrauma. Er klatscht mit einem wiederlichen Geräusch an die Decke und fällt wie ein Stein nach unten. Blöderweise stehen ich und mein Horn genau in seiner Flugbahn. Tja, dumm gelaufen für die fette Sau. Mit einem hellen quiecken spießt er sich dran auf. Boah is‘ der schwer! Ein übles Knirschen läßt darauf schließen das ich mir bei dieser Aktion das Genick gebrochen hab‘. Was soll’s. Heilt schon wieder. Hoch aufgerichtet steh‘ ich da mit dem aufgespießten Meier auf dem Kopf. Blut und Eingeweide spritzen in alle Richtungen davon, daß es nur so rauscht. Doch der Kerl is‘ noch nich‘ hin. Leise grunzend zuckt er noch ein bißchen. Langsam schlafen mir die Schultern ein, wird Zeit ihn runter zu lassen. Mist! Mein Horn hat sich verkeilt. Wild werfe ich meinen Schädel hin und her um dieses läßtige Ekelpaket abzuschütteln. Das hat den witzigen Nebeneffekt, daß es jetzt auch den letzten Anwesenden endgültig schlecht wird. Irgendwann gelingt es mir mich von dem Fettkloß zu befreien. Meier is‘ nur noch ein wimmerndes Stück Fleisch. Aber er is‘ immer noch nicht ganz tot. Jetzt geb‘ ich ihm den Rest.
Mit einer theatralischen Geste spreize ich meine Flügel und lasse kleine Flammen aus meinen Pranken züngeln. Wow! Sieht cool aus. Diesen Trick hat mir Astarod vor ein paar Jahrzehnten gezeigt. Hab’s aber noch nie selber ausprobiert.
ICH (donnernd): Deine Seele gehört mir, du Wurm!!
Ein Raunen geht durch die Anwesenden und Meier bäumt sich in letzter Verzweiflung auf. In seinen verquollenen Augen lese ich das blanke Entsetzen.
(Ganz unter uns: Ohne rechtsgültigen Vertrag kann ich mir überhaupt gar keine Seele holen, aber das wissen die ja nicht, hi,hi.)
Aber bevor ich so richtig übel loslegen kann, zieht sich Meier mit einem ganz fiesen Trick aus der Affäre. Er wird einfach ohnmächtig. Ach meno! Jetzt wo’s gerade anfing lustig zu werden. Spielverderber! Übellaunig werfe ich einen Blick in die Runde.
ICH: Na, wer von Euch will der nächste sein?
Polizisten sowie Konzertbesucher gaffen mich ungläubig und furchtsam an. Mit glühenden Augen deute ich auf einen der Bullen, der mitgeholfen hat Kiefer zu verprügeln.
ICH: Du! Wie wärs mit dir! Har,har.
Erschrocken zuckt der arme Teufel zusammen. Seine Augen scheinen aus den Höhlen zu kullern.
BULLE: Hilfe! Nein! Erbarmen!
Heulend sucht er das Weite. Ich kann ein höhnisches Grinsen nicht unterdrücken. Das macht ja Spaß! Baphomet hat es inzwischen irgendwie geschaft die Polizeiknüppel zu zerkauen und grinst mir anerkenned entgegen. So, und jetzt das große Finale: mit einem Urschrei, der mich selbst erschreckt stürze ich mich auf die Anwesenden wobei ich alles niedermähe was mir so vor die Krallen läuft. (Und das war so einiges!) Eine wilde Panik bricht aus und der Mob ergreift die Flucht. In Sekunden ist das Höllenloch leergefegt. Nur Baphy, Kiefer und Scheißhaufen sind noch da. Ah ja, und Bull. Aber den haben die Bullen bewußtlos gedroschen.
ICH (wie von Sinnen): Wo wollt ihr denn alle hin? In der Hölle ist noch Platz für ein paar erbärmliche Kadaver! Ich Zieh Euch die Haut ab und näh‘ mir daraus einen neuen Klodeckelüberzug, wahahahar!!
Hinter mir ertönt plötzlich schallender Beifall. Verdutzt drehe ich mich um. Astarod, Belial und Azrael stehen vor mir und klatschen vergnügt Applaus. Wo kommen die auf einmal her?
ASTAROD: Nicht schlecht Bonilein. Ich wußte aus dir wird noch mal ein richtiger Teufel!
BELIAL: Yeah! Das hätt‘ ich nicht besser machen können. Wirklich cool Boni!
AZRAEL (nickt anerkennend): ...
BAPHOMET: Für einen Moment hat‘ ich wirklich angst vor dir.
ICH: Hä?
BAPHOMET: Jetzt kuck nich‘ so blöd. Gib‘s zu es hat dir doch Spaß gemacht diese armen, wehrlosen Leute in Angst und Schrecken zu versetzen, hä,hä!
ICH (verlegen): Na, ja. Lustig war es schon irgendwie.
Kiefer meldet sich zu Wort. Er sieht übel zugerichtet aus.
KIEFER: Boah! Hey des war voll die megkrasse Prügelei. Des mach’n wir bald ma‘ wieder oder? Ey wo is’n Rasierklinge?
BAPHOMET: Ich fürchte, der is‘ über die Klinge gesprungen.
KIEFER (traurig): Schade, der schuldet mir noch 20 Mark.
ICH: Keine Sorge Alter, der kriegt einen Stammplatz bei uns unten.
KIEFER: Ihr seid echt echt, oder? Ich meine ...also ihr...kommt...
ICH: Wir kommen aus der guten, alten Hölle wenn du das meinst.
KIEFER (ganz baff): Boah, geil...

Irgendwo über Deutschland schlingert ein Flugzeug seines Weges.
PILOT(kreischend): Du bringst uns um, du Idiot!
VERTIGO: Halts’s Maul! Ich bin schon tot.
PILOT: Aber ich noch nicht!
VERTIGO (grinst): Da wär ich mir nich‘ so sicher. Jetzt schalt diesen blöden Autopiloten aus!
PILOT: Wir sind viel zu dicht! Wir werden abschmieren.
VERTIGO: Aber das will ich ja!
PILOT: Du bist nicht nur häßlich sondern auch total irr!
VERTIGO: Danke! Und jetzt runter mit dem Vogel.
PILOT: Wir verlieren viel zu schnell an Höhe. Wir brechen auseinander noch bevor wir unten aufkommen.
VERTIGO: Du Weichei. Laß mich mal an das verdammte Steuer.
PILOT (panisch): Nein! Wir stürzen sonst ab.
VERTIGO: Vertrau mir einfach, o.k.?
PILOT: Vertrauen? Du hast meinen Co-Piloten mit dem Steuerknüppel gepfählt!
VERTIGO (sauer): Wenn du mich nicht endlich ans Steuer läßt mache ich mit dir das gleiche. Und jetzt halt endlich deinen unqualifizierten Rand!
PILOT (aufbrausend): Unqualifiziert?! Unqualifiziert?! Hast du einen Pilotenschein? Hast du? Du armseeliges Aushilfsungeheuer, niemand nennt mich unqualifiziert! Paß mal auf wie ich das mach. Ich leg‘ den schönsten Crash hin, den du je gesehen hast! Das wird die größte Katastrophe seit Lockerby. Baaanzaiii!!!
VERTIGO (murmelnd): Fragt sich nur wer hier total irr is‘...

Das Höllenloch gleicht einem Schlachthof. Alles voller Blut, Leichenteile und Mageninhalte. Es stinkt fürchterlich nach allem Möglichen (ich geh‘ nicht weiter darauf ein). Es ist totenstill geworden, nur noch das Knistern der Fackeln ist zu vernehmen. Irgendwie schön. Doch trotz der heimischen Atmosphäre fühle ich mich nicht mehr sehr wohl hier. Unsere Mission war bis jetzt ein totaler Reinfall. Besser gesagt eine Katastrophe. So viele Opfer, so wenig Erfolg. Auch wenn’s irgendwie schon lustig war. Stalf Riegel haben wir immer noch nicht gefunden - und werden es wahrscheinlich auch nie.
Wir müßen uns von Scheißhaufen, Kiefer und Bull verabschieden. Scheißhaufen und Kiefer haben Frühschicht im Altenheim und Bull muß dringend aufs Klo. Es ist ein sehr herzlicher und auch etwas trauriger Abschied. Aber was solll’s, wir werden uns bald wieder sehen. Alle unterzeichnen mit Freuden einen Exklusiv Vertrag der dem Alten alle Rechte an ihrer Seele zusichert. Als Gegenleistung wird für sie ein Spitzenposten in der Hölle freigehalten. Die haben gute Chancen in den gehobenen Dienst zu kommen.
ASTAROD (etwas säuerlich): Und? Was is‘ nun Boni. Hast du noch so einen geistreichen Einfall. Wo sollen wir als nächstes nach Riegel suchen. Im Bordell?
Belial läuft rot an. Auch wenn von uns keiner weis warum.
BAPHOMET: Sei nich‘ so hart mit unserem Boni. Immerhin war das hier ein Höllenspaß, oder nicht?
ASTAROD: Sicher, aber Riegel haben wir immer noch nicht gefunden.
BELIAL: Und was sollen wir...
Plötzlich wird die Kneipe von einem dumpfen Dröhnen erfüllt. Der Boden beginnt zu zittern. Und was bei der Schlägerei nicht zu bruch gegangen ist wird jetzt erneut auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Gläser zerspringen Tische und Stühle kippen um.
ASTAROD: Na super! Ein Erdbeben hat uns jetzt gerade noch gefehlt!
Das Gedröhne schwillt zu einem Ohrenbetäubenden Donnern an und der Putz bröckelt von der Decke.
BAPHOMET: Was zur Hölle...?
Eine gewaltige Explosion reißt das Dach des Höllenlochs in tausend Fetzten, überall Feuer. Glühende Metallteile pfeiffen durch die Luft und schlagen gewaltige Krater in den Boden. Ich werde von einem herrunterstürzenden Balken getroffen und nach hinten geschleudert. Ich kann gerade noch erkennen wie Belial von einem Metallsplitter in zwei Hälften gespalten und Baphy unter einer Schuttlawine zermalmt wird, dann seh ich erstmal gar nix mehr.

Als ich wieder zu mir komme fühle ich etwas glitschiges, warmes im Gesicht.
VERTIGO: Ey, Boni! Wach endlich auf!
Angewiedert zucke ich zurück.
ICH: Bäh! Hör auf mich abzulecken. Du bist kein Lawinenhund, Vertigo!
VERTIGO: Also im Moment irgendwie schon.
ICH: Was is‘ passiert? Und warum hast du dir eine Glaze rasiert?
VERTIGO: Wie ein schönes Sprichwort schon sagt: ‘Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muß halt der Berg zum Propheten‘. Ich hab‘ euch Riegel vorbeigebracht - und das frei Haus, hä,hä!
ICH (verwirrt): Du hast was?!?
VERTIGO: Ja, und nicht nur das! Ich hab‘ euren Arsch gerettet. Jeder wird glauben, daß die Leute die ihr hier abgeschlachtet habt, bei den Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind! Schlau nicht?
ICH: Aber...wie hast du Riegel gefunden? Ich meine...
VERTIGO: Immer der Nase nach. Sein billiges Parfüm kann man bis in die Niederhöllen riechen, har, har.
Mühsam befrei ich mich aus dem Schutthaufen. Besorgt sehe ich mich um.
ICH: Wie geht es den anderen?
VERTIGO: Belial hat ein paar Probleme seine Einzelteile wiederzufinden. Ziemlich blöd, daß er nicht versichert ist aber das wird wieder. Astarod ist ein alter Dickschädel dem fehlt nichts. Baphy hat’s schlimmer erwischt. Der sieht etwas ...zerknittert aus, hi,hi.
ICH: Wo is‘ Riegel?
VERTIGO: Der liegt irgendwo dort drüben. Er lebt...glaub ich.
Es scheint doch noch alles gut zu werden! Schnell haste ich in die Richtung die mir der rasierte Höllenhund gewiesen hat. Und tatsächlich. Da liegt er! Er ist bei Bewußtsein und flucht lauthals vor sich hin. Na dann an die Arbeit! Innerlich bereite ich mich auf das härteste Verkaufsgespräch meiner Laufbahn vor. Was soll ich jemanden bieten der schon alles hat. Hm...ein neues Gesicht vielleicht? Bei der Visage wäre das kein schlechtes Angebot. Riegel mustert mich mit trüben Blick.
RIEGEL: Schwester? Schwester ich bin verletzt...
Schwester?
RIEGEL: Sie sind aber eine hübsche Schwester. Bin ich in einer Privatklinik? Das will ich doch hoffen.
Oh mann! Der is‘ ja total stoned! Eine fiese Idee keimt in mir auf. Har,har.
ICH (mit verstellter Stimme): Aber sicher doch, mein Herr. Unterschreiben Sie mir nur noch die Einweisungspapiere und alles wird zu ihrer vollen Zufriedenheit verlaufen (grins).
Ich halte ihn den ‘Ich-schenk-euch-meine-Seele-ganz-umsonst-Vertrag Deluxe‘ unter die Nase. Riegel glotzt mich verständnislos an. Jetzt unterschreib schon, du Arsch!!
RIEGEL: Ohne meine Anwälte unterschreib ich gar nix, Schwester.
Verdammt! Dieser Mistkerl. So dicht ist er wohl auch wieder nicht.
ICH: Also gut. Wie sie wünschen. Dann stufe ich Sie als AOK-patienten ein.
RIEGEL: Waaas? Schlampe! Was fällt dir ein! Ich zahl mich dumm und dämlich an meiner Privatversicherung! Und dafür muß ich dann mit so armseeligen Hungerleidern ein Zimmer teilen und diesen Krankenhaus Schlangenfraß fressen. Nicht mit mir du Kuh!
ICH: Tut mir leid - keine Unterschrift, kein Privatpatient.
RIEGEL: Herrgott nochmal, dann gib den Wisch schon her. Blöde Sau. Ich werd‘ mich beschweren, darauf kannst’e Gift nehmen!
ICH (höhnisch grinsend): Wie Sie wollen mein Herr.
JAAAA!! Ich hab’s geschaft! Er hat unterschrieben! Ha,ha,ha. Seine Seele gehört mir!! Yes! YESSS! Hurra! Ich bin der Größte, hä,hä! Leute! Das muß gefeiert werden!! Aber zuerst muß ich noch etwas erledigen...
ICH: Herr Riegel?
RIEGEL: Was’n noch?
Unvermittelt schlag ich ihm in seine blöde Fresse. Er macht eine etwas unelegante Pirouette und fällt wie ein nasser Sack in sich zusammen.
ICH: Das war für Rasierklinge, du Bastard!

Riegel erwacht in einem Krankenbett. In seinem Schädel dröhnt ein ganzels Orgelorchester. Liegt das am Koks oder an dem Kinnhacken den er von der frechen Schwester bekommen hat? Egal jedenfalls würde er sich beschweren! Soviel steht fest.
RIEGEL (schreiend): Hallo! Ist da jemand? Schwester!! Hey! Ich will sofort mit einem Arzt sprechen. Hallo! Hört ihr mich ihr Arschlöcher!
Chefarzt Dr. Blinkmann betritt Riegels Krankenzimmer.
DR. BLINKMANN: Geht es Ihnen nicht gut, Herr Riegel?
RIEGEL (brüllend): Einen Scheißdreck du ...! Ihr unfähigen Kurpfuscher. Welcher Wichser stellt hier das Personal ein, hä !?!
DR. BLINKMANN (kalt): Der Wichser bin ich, Herr Riegel.
RIEGEL: Sie unfähiger Trottel! Eine ihrer Schwestern hat mir eine gelangt!! Das ist ungeheuerlich. Ich will hier vollen Service haben, sonst zeige ich sie an! Verstanden!!
Der Doc überlegt ein Weilchen, dann huscht plötzlich ein wölfisches Grinsen über sein Gesicht.
DR.BLINKMANN: Aber natürlich. Schwester Ruth wird Sie bestens betreuen. Das verspreche ich Ihnen...das verspreche ich Ihnen ....


NACHWORT (oder: Wie ich zu meinen Kindern sprach)
Es herrscht volkommene Finsternis. Kein laut dringt an meine Ohren nur das ewige Schweigen der Toten. Wir haben es uns auf einem Gebeinfeld gemütlich gemacht. Um mich herum hat sich eine kleine Rotte Höllen-Sprösse zusammengeschart die gebannt meinen Worten lauschen.
ICH: Tja, so war das damals. Ich hoffe meine kleine Geschichte hat euch gefallen meine jungen Abkömmlinge. Ob ihr’s glaubt oder nicht, obwohl dieser Auftrag damals ein wahrer Horror Trip war, denke ich doch noch gerne an die Zeit mit Astarod, Belial und den anderen zurück.
Nach meinem erfolgreichen Vertragsabschluß wurde ich vom Beelzebub zum Todesengel befördert. Ich mußte zwar mein schönes Horn abgeben, dafür bekam ich aber ein Riesiges Gebiß und ein tolles Flammenschwert. Es leuchtete noch heller als das von Belial. Weil ich als Außendienstler so erfolgreich war durfte ich meine Verwandlungsfähigkeiten behalten. Das is‘ sehr praktisch, glaubt mir. So kann ich ab und zu Kiefer und Scheißhaufen im Sanatorium besuchen - sofern es Astarod erlaubt natürlich. Wie ihr wißt, meine Höllenkinder, ging der alte Luzifer vor einiger Zeit in Rente. Astarod ist sein neuer Job wie auf den Leib geschrieben. Manchmal, wenn er so richtig tobt, bin ich fast ein kleines bißchen stolz auf ihn. Er macht dem Namen ‘Satan‘ alle Ehre.
Einer der kleinen Teufelchen meldet sich zu Wort.
TEUFELCHEN: Du Mephisto, was is‘ eigentlich mit deinem Antrag auf Erlösung?
ICH: Och. Das ganze ist jetzt 60 Jahre her und wie du siehst, mein kleiner, bin ich immer noch hier. Der Alte meinte damals, ich sei leider unentbehrlich. Aber was soll’s, mir gefällts hier. Außerdem war ich schon mal kurz im Paradies. So toll ist es da auch nicht.
TEUFELCHEN: Was? Du im Paradies?
ICH: Ja, aber das ist eine andere Geschichte.
TEUFELCHEN: Und was ist aus den anderen geworden?
ICH: Na,ja. Azrael befördert nach wie vor die verlorenen Seelen in die ewige Verdammnis. Es scheint ihm Spaß zu machen. Von Belial hab‘ ich lange nichts mehr gehört. Das erste was er nach unserer Ankunft tat, war eine Ganzkörperversicherung abzuschließen. Dannach brach er nach Westen in die Lavasümpfe auf um einen Abenteuerurlaub zu machen. Wahrscheinlich ist er immer noch dort und jagt Feuersalamander. Luzi hat er übrigens mitgenommen, der alte Sodomist. Baphy hat sich einen neuen Körper besorgt. Hat aber nichts geholfen. Er ist immer noch ein dürres Klappergerüst. Liegt sicher an seinen wahrhaft auszehrenden Job. Er ist wieder Leiter des Höllenpuffs geworden. Einige von Euch kleinen Ferkeln werden das sicher wissen.
Ich werfe einen gehässigen Blick in die Runde und ernte allgemeines verlegenes Grinsen.
ICH: Rasierklinge ist übrigens der Türsteher.
TEUFELCHEN (erstaunt): Dieser fiese Höllenhund mit den drei Köpfen ist Rasierklinge?
ICH: Er ist kein Höllenhund, sondern ein Zerberus. Ich wollte ihn von diesem Körper abraten, aber er wollte unbedingt so aussehen und weil er uns damals so brav geholfen hat, hat ihm der Alte diesen Wunsch gewährt.
TEUFELCHEN: Boa. Nicht zu glauben, daß dieses Ungeheuer mal ein Mensch war. Der is‘ richtig übel.
ICH: Jo. Da haben wir einen guten Fang gemacht.
TEUFELCHEN: Hast du eigentlich diesen Hasi jemals wiedergesehen.
ICH: Oh ja! Ich hab‘ ihn vor kurzem auf Jamaica getroffen. Der ist der größte Drogendealer der westlichen Hemisphäre geworden. Ich hätte ihn beinahe nicht wiedererkannt. Hat was aus sich gemacht der Kerl. Richtig smart sah der aus. Aber sein schwarzer Gummizipfel hat ihn dann doch verraten. Er hat mir erzählt, daß er sich an dem kleinen Bengel der ihm den Gummizipfel geklaut hat übel gerächt hat. Er meinte ‘wie du mir, so ich dir‘ und hat dem Kleinen den Schwanz abgerissen.
Allgemeines Gelächter.
ICH: Ja, wenn’s um seinen Gummiphallus geht, versteht der Hasi keinen Spaß.
TEUFELCHEN: Mephisto! Willst du uns noch eine Geschichte erzählen?
ICH: Es ist schon spät Kinder. Es wird Zeit für die Abendopferung. Außerdem ist euer Folterpensum für heute noch nicht erfüllt.
ALLE TEUFELCHEN: Ooooch! Biiiittteee!
ICH: Na gut! Dann erzähl ich Euch mal wie Baphy und ich den Erzengel Gabriel im Himmel besuchten. Okay! Also das war so ...
 
KAPITEL 1 - Der Abschied
Dunkelheit. Unendliche Stille. Die Luft ist erfüllt von nach Moder und Tod stinkenden Nebelschwaden, die über die scheinbar endlosen Weiten der Ebene treiben. So weit das Auge reicht Gebeinfelder und Totenacker. Nur vereinzelt erhebt sich hier und dort ein verwittertes Kreuz aus den von Grünspann überzogenen Schädelhaufen. Die Ebenen der Wiedergänger ist einer der wenigen Orte in unserer Heimat an denen man als einfacher Dämon zumindest halbwegs seine Ruhe hat. Ich habe es mir auf einen niedrigen Grabstein gemütlich gemacht und beobachte übellaunig, wie Belial der Todesengel seine wenigen Habseligkeiten in einen Beutel aus Menschenhaut stopft.
ICH: Willst du’s dir nicht noch mal überlegen, Beli?
BELIAL: Nö, nö. Laß nur Mephisto.
ICH: Du läßt uns einfach so im Stich? Einfach so?
BELIAL: Jo! Einfach so.
ICH (sauer): Was soll die Kacke? Seit du beim Doc warst kenn‘ ich dich nicht wieder. Hat Dr. Mengele vergessen dein Gehirn wieder einzusetzen?
BELIAL: Was soll ich hier denn noch, Boni? Seit deiner Beförderung bist du Satans Todesengel Nr. 1. Ich hab‘ keine Lust die nächsten 1000 Jahre Wachdienst vor der Hütte des Alten zu schieben. 10 Jahre reichen für ein ganzes Leben auch wenn’s unendlich ist.
ICH: Aber warum ausgerechnet die Lavasümpfe? Du spinnst doch! Da gibts Grotenmoloche so groß wie ein Haus und mit den Gogs ist auch nicht zu spaßen.
BELIAL (kichernd): Ich hab schon Grottenmoloche gejagt, da hast du noch deine Hosen vollgekackt. Außerdem hab‘ ich mich jetzt endlich versichern lassen. Bis zu 500 neue Körperteile sind steuerfrei!
ICH: Wow! So eine Versicherung is‘ bestimmt scheissen-teuer.
BELIAL: Allerdings. 12 Seelen bar auf die Kralle.
ICH (ungläubig): Boah. Das is‘ ja glatter Betrug!
BELIAL: ‘Türlich. Wir sind hier in der Hölle und nicht bei der Heilsarmee.
ICH: Und wo hast du so viele Seelen her?
BELIAL (gleichmütig): Och, in 3000 Jahren kommt so einiges zusammen.
ICH: Hmm. Und? Wirst du dich nicht einsam fühlen? Ich könnte dich begleiten.
BELIAL: Ha! Keine Chance. Der Alte läßt dich hier niemals weg. Du bist jetzt ein Todesengel und hast Pflichten!
ICH: Und du hast keine?
BELIAL (grinsend): Doch. Aber was der Alte nich‘ weiß, macht ihn nicht heiß, oder?
ICH (frech): Tja. Wenn du mich nicht mitnimmst, könnte möglicherweise doch etwas durchsickern.
BELIAL (lachend): Netter Versuch, Boni. Aber du bist noch nicht lang genug hier um so verkommen zu sein einen Freund zu verraten.
ICH (traurig): Hm. Das stimmt wohl...
BELIAL: Mach dir nix draus, ich schreib dir mal ‘ne Ansichtskarte.
Ich versuch ihn mit allen Mitteln aufzuhalten.
ICH: Und was wird aus Luzi? Willst du sie hier allein lassen? Das arme Tier kommt ohne dich doch niemals zurecht.
BELIAL: Quatsch. Die nehm‘ ich natürlich mit. Schließlich brauch‘ ich ja auch ein bißchen Unterhaltung. Wenn du verstehst was ich meine, hä, hä!
ICH (grinsend): Du bist ‘ne alte Sau, Beli.
BELIAL: Hab‘ niemals was anderes behauptet. So, ich bin fertig. Dann mach ich mich mal auf die Socken. Bestell Astarod und den anderen einen schönen Gruß von mir.
ICH: Du wirst mir fehlen, Beli.
BELIAL: Du mir auch, Kleiner. Aber ich komm‘ ja wieder. Also, adios Amigo.
Mit diesen Worten öffnet er seine gewaltigen Flügel und schwingt sich in die ewige Nacht hinaus. Bald ist er außer Sichtweite und ich bleibe allein zurück.
ICH (traurig): Adios, mein Freund. Mögen die Höllenwinde dich begleiten...
Tja, und was mach‘ ich jetzt. Ich hab‘ keine Ahnung was man von einem Todesengel so erwartet, außer daß er brutal und gemein ist. Der Alte hat seit meiner Beförderung nichts mehr von sich hören lassen. Auch nicht Astarod. Na ja, Astarod ist wahrscheinlich wie immer damit beschäftigt an Satans Stuhl zu sägen. Wenn er weiter so eifrig bei der Sache ist könnte ihm das in ein paar hundert Jahren auch gelingen. Was soll’s. Wenn sich keiner von den beiden meldet hab‘ ich wohl erstmal frei. Ich glaub es wird Zeit meinen alten Kumpels einen Besuch abzustatten.
Azrael ist wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt verlorene Seelen in die ewige Verdammnis zu befördern, außerdem ist er nicht sehr gesprächig (wie einige von Euch wahrscheinlich schon wissen). Vertigo is‘ wie immer unterwegs um die Drecksarbeit des Alten zu erledigen. Wie der das aushält? Ich hätt‘ an seiner Stelle wahrscheinlich schon lang gekündigt. Auf der anderen Seite hat er natürlich Privilegien die ein gewöhnlicher Durchschnittsdämon wie ich nicht hat. Das fängt schon beim Höllenpuff an. Drei Freificks pro Tag, das nenn‘ ich Service.
Moment mal. Höllenpuff! Das ist die Idee. Ich denke ich schau mal bei Rasierklinge und Baphy vorbei. Die beiden Schwerenöter haben mit ihrem Job ja wohl den absoluten Hauptgewinn gezogen. Bei der Gelegenheit kann ich bei Lilith und Gomorah mal einen kurzen Stechversuch wagen. Ich sage mit Absicht Versuch. So was frigides wie diese beiden Weiber hat die Welt noch nicht gesehen - und die Hölle schon gar nicht. Die sind so Gefühlskalt da vergeht’s einem, das kann ich Euch sagen. Aber dafür sind sie umsonst. Wie auch immer. Ich sollte mich auf die Socken machen. Nach Babylon ist’s noch ein weiter Weg und bald haben die Beelzebuben Schichtwechsel. Dann ist alles überfüllt und ich komm‘ nie zu meinem wohlverdienten Stich.

KAPITEL 2 - Ein Quickie in Ehren...
Nicht mal eine Stunde später lande ich auf dem Vorplatz des ersten offiziellen Höllenbordels. Es ist kaum zu glauben. Meine neuen Flügel sind um ein vielfaches effektiver als ich zu hoffen gewagt hatte. Mit meinen alten hätte ich mindestens einen halben Tag für diese Strecke gebraucht. Obwohl’s eigentlich egal ist. Hierzulande mißt man dem Begriff Zeit nur sehr wenig Bedeutung zu. Vor allem dann wenn man noch mindestens 1000 Jahre hier absitzen muß. Na ja was soll‘s, so schlecht is‘ es hier garnicht. Versteht mich nicht falsch! Die ersten 300 Jahre hier unten waren tatsächlich die Hölle, aber seit ich zum Todesengel befördert wurde bin ich durchaus in den Genuß einiger, sagen wir mal, Vergünstigungen gekommen. Tja, hier unten läuft's halt nicht anders als anderswo. Wenn man pariert und immer schön brav seinem Vorgesetzten in den Arsch kriecht kommt man vorwärts. Und je weiter man vorwärts kommt um so größer muß das eigene Arschloch sein.
Ich scheine das Glück auf meiner Seite zu haben. Hier ist kaum etwas los. Eigentlich garnix. Die Pforten des Puffs sind geschlossen und von Rasierklinge keine Spur. Hm, vielleicht ist er selber gerade beim Vögeln. Dann klopfen wir halt mal an und schauen ob jemand da ist.
Ich nähere mich dem Tor, das die Form eines überdimensionalen weiblichen Geschlechtsorgans besitzt. Sowas doofes konnte natürlich nur Baphy einfallen. Aber das ist nicht alles. Seit er wieder Chef des Höllenpuffs ist jagt ein kreativer Anfall den nächsten. Er hat auf dem Vorplatz eine gigantische Obsidianstatue in Form eines - na was wohl? Richtig! In Form eines Phallus aufstellen lassen. Ich frag‘ mich ob der auch noch an was anderes denken kann.
Noch bevor ich überhaupt dazu komme an die Tür zu klopfen, springt sie mit lautem Getöse von selbst aus den Angeln und donnert um Haaresbreite an mir vorbei. Dicht gefolgt von einem wimmernden, blutigen Bündel das mit einem ekligen Geräusch über den Boden kugelt und ihn dabei mit allerlei organischen Unrat besudelt. Aus dem Inneren des Gebäudes dröhnt eine mißtönende, heisere Stimme. Eindeutig Baphy!
BAPHOMETH (kreischend): Sieh‘ bloß zu, daß du endlich Land gewinnst du elendes, nichtswürdiges Erzeugnis einer Scheißhausfliege!! Hau ab oder ich reiß‘ dir deinen vergammelten Schwanz aus und schieb‘ ihn dir höchstpersönlich in deinen fauligen Arsch!
Das Bündel richtet sich mühsam auf und ich guck in zwei verständnislos dreinblickende Augen. Im ersten Moment muß ich unwillkürlich an Hasi denken. Dieser Kerl sieht ihm zum verwechseln ähnlich. Aber Hasi haben wir ja auf der Erde zurückgelassen. Was wohl aus ihm geworden ist?
ZOMBIE (traurig): Aber...aber ich will doch auch mal... fick’n.
BAPHOMET (brüllend): Und wieder deinen Zipfel in meinen Nutten stecken lassen, ja? Einen Scheißdreck du...!!
Baphomet erscheint in der Tür. Seine hagere Gestalt hat er gekonnt mit einer langen rot-goldenen Robe kaschiert. Seine glühenden Augen starren unter der Kaputze hervor und sein skelettierter Unterkiefer klappert bedrohlich. Geschmack hat er, der Baphy. Sieht sehr eindrucksoll aus. Er ist zu einem echten Necron geworden.
Der arme Zombie guckt verängstigt in Baphys haßverzerrte Fratze. Na, ja, was man halt davon sieht. Ist ja fast alles unter der Kaputze verhüllt.
ZOMBIE: Aber..aber ich darf auch...
BAPHOMET (kreischend): Du darfst mir den Arsch küssen, du Gehirnmutant. Verzieh‘ dich!
ZOMBIE (heulend): I...i...ich...ich werd‘ mich beschweren!
BAPHOMET (grinsend): Ah ja? Wie denn ohne Kopf!
Aus Baphys Augen schießt ein zischender, rot glühender Strahl, der dem armen Kerl die halbe Birne wegdampft.
ZOMBIE: AUUUAAA!
BAHPHOMET (brüllt vor Lachen): Waharharhar!!
Ich schüttel pikiert den Kopf.
ICH (grinsend): Baphy, Baphy, Baphy... Du hast dich kein bißchen verändert.
BAPHOMET (erfreut): Oh! Hallo Boni! Schön dich zu sehen. Was treibt dich denn hier her? Ah, sag‘ nix. Ich weiß schon, du schwanzgesteuertes, kleines Schweinchen du.
ICH: Ich wollt‘ Euch mal besuchen und...
BAPHOMET (kichernd): ...und nebenbei dein Ding in eins meiner Mädels reinhängen, nich‘ wahr?
ICH (grinsend): Och...wenn sich’s nicht vermeiden läßt.
BAPHOMET: Warharhar. Komm‘ rein!
ZOMBIE (wimmernd): A...Aber...aber warum darf er...und ich nicht?
BAPHOMET (explodiert): Weil das Mephisto ist, du Saukopf! Verstehst du! MEPHISTO! Und du bist NICHTS! Du bist weniger als nichts. Ein Haufen Scheiße ist mehr wert als du. Du kleines lästiges Arschweh!
ZOMBIE (mit großen Augen): Der mächtige Mephisto? Ohhhh.
Der mächtige? Ich scheine mir hier unten schön langsam einen gewissen Ruf aufzubauen.
BAPHOMET: Mach endlich die Socken scharf oder ich brutzle dir deine andere nichtsnutzige Gehirnhälfte auch noch weg!
Beleidigt macht sich der überständige Zombie vom Acker. Ich guck‘ ihm etwas traurig hinterher. Ich muß schon wieder an Hasi denken. Irgendwie fehlt mir der ständig quasselnde, nervige, kleine Quälgeist.
BAPOMET (legt mir eine Knochenhand auf die Schulter): Und? Wie läuft’s so als frisch gebackener Todesengel. Hast hier ja mächtig viel Aufsehen erregt.
ICH (etwas verwirrt): Wieso?
BAPHOMET: Wieso? Na dein fieser Seelenklau. Jeder spricht davon.
ICH: Das war kein Klau! Riegel hat einen Vertrag unterschrieben.
BAPHOMET (kichernd): Ja! Aber er hatte keine Ahnung was für einen Vertrag er da unterschrieben hat. Ich geb’s ungern zu, Boni, aber das war genial! Richtig hinterhältig und gemein. So wie eine Höllenkreatur sein sollte!
ICH (etwas genervt): Zuviel der Ehre. Laß uns lieber ...
BAPHOMET: ...ficken gehen? Gerne! Har, har.
ICH: Also eigentlich, hätt‘ ich vorher noch ‘n bißchen mit Rasierklinge gequatscht. Hab‘ ihn seit seiner Ankunft nich‘ mehr gesehen. Wie macht er sich denn so?
BAPHOMET (lachend): Der? Wahaha! Der is‘ der Hammer. War gut ihn hier runter zu hohlen. Der paßt perfekt hierher. Führt sich auf als gehöre ihm der Laden, pöbelt jeden an, säuft, furzt und fickt wild durch die Gegend - kurzum ein richtiges Arschloch. Was soll ich noch sagen - ich liebe ihn!
ICH (verdutzt): Das klingt aber gar nicht nach Rasierklinge.
BAPHOMET: Seit er ein Zerberus ist hat er vielleicht eine kleine, na sagen wir mal, Persönlichkeitsstörung. Aber man gewöhnt sich dran.
ICH (grinsend): Und du hast natürlich überhaupt nichts damit zu tun, nicht war?
BAPHOMET: Ich? Willst du sagen ich hätte einen schlechten Einfluß auf den Kerl? Ich, die Unschuld in Person?
ICH: Laß es Baphy, die Nummer kauft dir keiner ab. Gehen wir rein.
BAPHOMET: Au ja! Laß uns Vögeln gehen...he,he.
ICH: Sag mal Baphy. Du bist doch ein Skelett. Wie äh...fickst du eigentlich?
BAPHOMET: Das geht dich gar nix an.
ICH (fies grinsend): Bist du etwa impotent?
BAPHOMET (aufbrausend): Ich sagte, das geht dich gar nix an, o.k.?
ICH (gehässig): Schwanzloser! Schwanzloser! Hi,hi,hi.
Baphy gibt keine Antwort sondern schubst mich rüde in richtung Eingangstür. Lachend purzele ich hindurch.
BAHPOMET: Los jetzt, Vollidiot...
Wir sind drin. Oh ja, und wie!!
LILITH: Runter da! Deine Zeit is‘ um.
ICH: Was schon?
LILITH: Für umsonst gibt’s nich‘ mehr. Und jetzt runter mit dir!
ICH (entäuscht): Hoch, meno!
Na super. Das is‘ eine der Höllenqualen hier unten. Man darf nie solange wie man eigentlich braucht um fertig zu werden. Echt beschissen. Da muß ich noch ganz schön üben bis ich so schnell bin wie Belial. Der schafts zehn mal in zwanzig Minuten. Na ja, der steht ja eigentlich mehr auf Tiere. Muß ich nich‘ unbedingt haben.
BAPHOMET: Ooooch. Wieder nix Boni? Wer is‘ hier jetzt der Impotente?
ICH (sauer): Ich hab‘ wenigstens was zum ausfahren und du?
BAPHOMET(kichernd): Wenn du wüßtest was ich alles ausfahren kann, hi,hi.
LILITH (zischend): Und wenn du nicht gleich dein Ding aus mir entfernst, entferne ich es - für immer.
ICH: Ups. Verzeihung.
Shit, sie hat’s gemerkt. Umständlich steige ich ab. Was für ein boshaftes Höllenweib. Aber wen kümmert‘s wenn’s umsonst ist.
BAPHOMET: Wie wär’s jetzt mit ‘nem kühlen Drink danach.
ICH: Danach? Ich bin eigentlich noch mittendrin.
LILITH: Aber nicht bei mir. Ich hab‘ jetzt frei.
BAPHOMET (aufgebracht): Was? Hab‘ ich dir erlaubt schon Feierabend zu machen, du Flittchen.
Die vollbusige Hexe mit dem langen schwarzen Haar fährt in einer geschmeidigen Bewegung herum, packt Baphy am Hals (‘tschuldigung, an der Wirbelsäule wollt‘ ich sagen) und hebt ihn hoch. Seine Beine baumeln einige Zentimeter über dem Boden und er gibt erstickte, röchelnde Laute von sich. Komisch, er hat doch gar keine Luftröhre. Gewohnheit vielleicht.
LILITH (geifernd): Soll ich dir dein dürres Hälschen brechen?
BAPHOMET: Aglagl...laß mich...grlgrlgrl...los...
Eigentlich ist es ja gar nicht möglich, aber ich hab‘ den Eindruck, daß Baphy blau anläuft. Ich frag‘ mich was Lilith in ihrem früheren Leben gemacht hat. Schlammcatchen oder so, vermute ich mal. Sie läßt den armen Baphomet noch ‘ne Weile zappeln, dann erlöst sie ihn von seinem Leid. Tonk. Baphy fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
BAPHOMET: Aua! Du hast mir sämtliche Knochen gebrochen, du blöde Kuh!
LILITH (lächelnd): Darauf stehst du doch, oder Baphy.
BAPHOMET: Hey, nur Boni darf mich Baphy nennen, klar!
LILITH: Klar Baphy. So macht’s gut. Ich nehm jetzt ein schönes heißes Lavabad. Und wenn du schön brav bleibst geb‘ ichs dir vielleicht später noch mal mit der Peitsche. Adios.
Mit einem Ploppen verschwindet sie und ich bleibe mit dem lädierten Baphy allein zurück. Mühsam richtet sich das alte Gerippe wieder auf.
ICH: Peitsche? Und du bist sicher, daß du hier der Boss bist?
BAPHOMET (ächzend): Bei ihr is‘ das was anderes. Ich bin nicht ihr Boss. Sie arbeitet freiberuflich hier.
ICH (verdutzt): Freiberuflich? Wer bitte macht hier unten etwas Freiberuflich. Entweder man wird zu irgendwas eingeteilt oder schlichtweg verdonnert!
BAPHOMET: Sie nicht. Sie is‘ die Tochter vom Alten.
ICH: WAAASS?
BAPHOMET: Ja. Aber sag‘ bloß keinem, daß sie hier arbeitet. Satan weiß es nämlich nicht. Nicht mal Astarod.
ICH (hysterisch): Ahh! Du Vollidiot! Du läßt mich hier mit der Tochter vom Alten rumvögeln und sagst keinen Piep?!? Wenn das der Alte rauskriegt bin ich geliefert. Ich werd‘ den Rest meines Daseins damit verbringen Günther Stracks Scheißhaus zu putzen, wenn nicht noch Schlimmeres!
BAPHOMET: Das könnte gut sein, Boni. Aber keine Angst. Die halbe Belegschaft durfte bei ihr schon mal drüber. Da verrät sicher keiner was und du wohl auch nicht, oder?
ICH (sauer): Sicher nicht. Ich bin doch nicht Lebensmüde.
BAPHOMET (kichernd): Der war gut. Du bist schon tot. Hi,hi.
ICH: Und du bist hirntot. Du denkst wohl auch nur mit deinem nicht vorhandenen Schwanz? Kannst du dir vorstellen was passiert wenn sie ihrem Daddy steckt mit wem sie alles in die Kiste hüpft. Die hat uns doch voll in der Hand, die Tussie! Tanzen wir nich‘ nach ihrer Pfeiffe rennt sie zum Alten und verpetzt uns. Und du, mein Lieber, verlierst deine Lizenz und wirst zum Kompost geworfen.
BAPHOMET: Quatsch. Glaub‘ mir, die macht das zu ihrem Privatvergnügen. Und die is‘ selber dran wenn sie was erzählt. Wenn’s um sein einziges Balg geht wird der Alte zum Moralapostel. Der bringt’s fertig und schiebt sie ins Paradies zu den Klosterschwestern ab. Obwohl’s da ja angeblich auch ganz schön zur Sache gehen soll, hä,hä,hä. Außerdem passiert dir schon nix, du Feigling. Ich glaub sie mag dich.
ICH: Die? Du spinnst doch!
BAPHOMET: Logisch! Wie oft warst du jetzt schon hier?
ICH: Schon ‘n paar mal.
BAPHOMET: Hat sie dir schon mal in die Eier getreten oder dich zusammengeschlagen?
ICH: Äh, Nee.
BAPHOMET: Hat sie versucht dir den Piephahn abzubeißen?
ICH: Was? Nein.
BAPHOMET: Oder hat sie dir schon mal deine Flügel gebrochen?
ICH: Nein!
BAPHOMET: Na also!
ICH (erschrocken): Sowas macht die?
RASIERKLINGE: Oh ja!
Der dreiköpfige Höllenhund steht an der Tür und grinst mich schief an. Er ist wahrhaft furchterregend. Drei mit dolchartigen Zähnen gespickte Mäuler blecken mich an. Das einzige was an seine ursprüngliche, menschliche Gestalt erinnert sind seine grün gefärbten Zottelhaare und die Sicherheitsnadeln, die er sich durch alle sechs Ohren gesteckt hat.
ICH: Rasierklinge! Schön dich zu sehen!
RASIERKLINGE (Kopf 1): Ich freu mich auch, ey. Is‘ schon ‘n Weilchen her, wa‘.
RASIERKLINGE (Kopf 2): Boah ey, ich freu mich viel mehr als der Klötenheini da!
RASIERKLINGE (Kopf 1): Halt’s Maul!
RASIERKLINGE (Kopf 2): Kanns‘ mich ma‘ am Arsch kratzen, du Pissnelke!
RASIERKLINGE (Kopf 3): Und ich? Und ich? Wat‘ glaubt ihr wich ich mich erst freu! Ihr seid alle voll die krassen Penner, mann. (Rülps)
Langsam kapiere ich was Baphy vorhin mit Persönlichkeitsstörung gemeint hat.
ICH (vosrichtig): Äh, geht’s dir auch gut?
RASIERKLINGE (Kopf 1): Ey, logisch Alter, alles voll geil mann! Kann’ste mir glauben, Mephi!
RASIERKLINGE (Kopf 2): Mir geht’s aber viel besser als dir. Bin voll krass drauf heut‘, yeah!
RASIERKLINGE (Kopf 1): Halt’s Maul!
RASIERKLINGE (Kopf 3): Keiner fragt wie’s mir geht. Mir geht’s nämlich voll beschissen, ey!
RASIERKLINGE (Kopf 1+2): Halt’s Maul!!
Rasierklinge hoch drei, das hält der stärkste Dämon nicht aus. Baphy steht in der Ecke und biegt sich vor lachen.
ICH: Das findest du lustig? Du hast einen Psychopathen aus ihm gemacht!
BAPHOMET (kichernd): Ich? Nö. Der Kerl hat sich selbst dazu gemacht. Kann ich doch nix dafür, wen er mit seinem Ego nicht‘ klar kommt.
RASIERKLINGE (Kopf 1): Ey! Labert kein‘ Scheiß mann. Wir komm’n gut miteinander aus.
RASIERKLINGE (Kopf 2): Genau!
RASIERKLINGE (Kopf 3): Gar nich‘ wahr. Ihr beide seid immer voll fies zu mir.
RASIERKLINGE (Kopf 1+2): Halt’s Maul!!
ICH: Das is‘ ja nich‘ auszuhalten.
RASIERKLINGE (Kopf 3): Du sagst es Alter. Ich bin für eine Kopftransplantadingsda... oder wie des heißt!
RASIERKLINGE (Kopf 1+2): Halt die Klappe!
RASIERKLINGE (Kopf 3): Ey, Ihr habt gut reden, Jungs! Immer muß ich uns den Arsch ausputzen.
RASIERKLINGE (Kopf 2): Is‘ doch voll scheiße, du Weichei. Ich würd‘ mir viel lieber so’n paar oberkrassgeile Werwolfpranken abziehen. Solche wie der Vertigo hat. Es kotzt mich voll an, dauernd mein Bier aus ‘ner Wasserschüssel zu sauf’n.
RASIERKLINGE (Kopf 1): Oh yeah! So wie in ‘Rückkehr der schwangeren Werwolfmutanten, Teil 6‘.
RASIERKLINGE (Kopf 2): Was? Der war doch oberschwul, der Film!
ICH: Ok., ok. es reicht! Ich verzieh mich lieber.
RASIERKLINGE (Kopf 1): Was jetz‘? Grad‘ wa’s cool wird. Wir mach’n heut‘ noch voll krass Party, Alter!
ICH: Danke kein Bedarf! Ich mach mich wieder auf die Socken.
BAPHOMET: Wo willst’n hin?
ICH: Wurscht! Nur raus hier. Das is‘ kein Puff das ist ein Affenhaus.
Ich seh‘ zu das ich hier so schnell wie möglich weg komm‘. Der ehemalige Punker ist total durchgedreht. Na ja. Eigentlich is‘ er so wie immer. Aber drei von seiner Sorte ertrage nicht mal ich. Baphy kichert vor sich hin. Klar. Der findet sowas lustig. Kaum zu glauben wie viel Scheiße in seinem Kopf steck. O.k., hat ja auch ‘ne Menge Platz. Is‘ ja innen hohl. Ich bin schon auf der Treppe, da plärrt mir Baphy hinterher.
BAPHOMET: Warte! Ich komm mit! Ich hol nur noch meinen Nekromantenstab!
Also wart‘ ich bis der irre Knochenmann angeklappert kommt.
ICH: Nekro...was? Das Ding sieht aus wie’n Dildo. Wozu brauchst du so’n Teil?
BAPHOMET: Hey das ist mein Ordenszeichen. Und das ist auch kein Dildo, kapiert?
Gleichmütig zucke ich mit den Schultern. Ordenszeichen? Wenn er meint. Aber das Teil sieht trotzdem aus wie ein Dildo. Mit Totenköpfen verziert. Wie originell. Ich glaub ich weiß schon wofür er das Teil braucht. Ich sag‘ nur: Schwanzersatz. Und jetzt klebt mir die alte Sau auch noch an den Hacken. Baphy ist zwar mein bester Freund aber manchmal wünsche ich mir ich hätte seinen Schädel damals in Satans Kathedrale vergammeln lassen. Ich kann mich noch gut an Astarods Worte erinnern: ”Nimm‘ ihn ruhig mit Boni, aber du hast die Verantwortung für ihn. Du weist nich‘ was du dir da antust, Alter.”
Wie recht er doch hatte. Versteht mich nicht falsch. Irgendwie mag ich das irre Klappergerüst. Aber momentan geht er mir ziemlich auf’n Geist. Er hat einfach das Talent dazu, uns von einer Scheiße in die nächste zu reiten.
ICH: Sag mal Baphy, mußt du nich‘ arbeiten?
BAPHOMET: Nö. Rasierklinge und meine Mädels schmeißen den Laden schon.
ICH: Hat das einen bestimmten Grund, daß du mich begleitest?
BAPHOMET: Tja, is‘ schon ein Weilchen her, daß wir beide um die Häuser Babylons gezogen sind, nich wahr?
ICH: Baphy?
BAPHOMET: Ja?
ICH: Wir sind noch nie zusammen um die Häuser Babylons gezogen.
BAPHOMET: Na dann wird’s aber mal Zeit!!
ICH (resignierend): Hat wohl keinen Sinn dir das ausreden zu wollen, oder?
BAPHOMET (fröhlich): Nö!
ICH: Hm. War ja klar. Und was machen wir jetzt?
BAPHOMET: Ein kleiner Ausflug ins Krematorium gefällig? Da geht’s immer heiß her, har,har! Ich hab‘ gehört diese Woche wollen ‘se Johanna von Orleans ein bißchen grillen.
ICH: Die is’ hier unten?
BAPHOMET: Jo. Die war wohl doch nich‘ mehr so ganz jungfräulich, hab‘ ich mir sagen lassen. Die Kleine hat sich durch das halbe französische Heer gepoppt.
ICH (etwas unentschlossen): Also ich weiß nich‘...
BAPHOMET: Nein! Mir fällt da gerade was Besseres ein. Wir verzupfen uns in die Empfangshalle und verhöhnen ein bißchen die Neuankömmlinge. Und dann machen wir da oben ein wenig Rabatz!! Das ist gut, har,har!
ICH: Mensch Baphy! Die Halle ist neutrales Gebiet. Ohne gültigen Paß kommen weder Engel noch Dämonen da rein. Und ausstellen werden sie uns sicher keinen - dir schon dreimal nicht.
BAPHOMET: Na und! Dann machen wir uns halt welche. Glaubst du Vertigo’s Paß ist echt? Wir kommen da schon rein. Also was is‘?
ICH: Ich seh’s schon kommen. Dank dir hocken wir bald wieder bis zum Hals in der Scheiße.
BAPHOMET (lauernd): Ist das ein ‘ja‘?
ICH (stöhnend): Also...ja. Meinetwegen.
BAPHOMET: Hä, hä. Du wirst es nich‘ bereuen.
ICH: Ich bereue es jetzt schon...

Einige Zeit später...
VERTIGO (fauchend): Seid ihr denn nich‘ noch blöder?
Baphomet guckt etwas verwundert in die Runde. Ich nicht. Ich kann das gut verstehen.
BAPHOMET (verständnislos): Warum?
VERTIGO: Warum? WARUM? Seit der Sache mit Stalf Riegel stehen wir bei Petrus auf der Abschußliste ganz oben! Und du, mein lieber Mephisto, hast gute Changen auf den Titel: Staatsfeind Nr. 1!!
ICH (trocken): Fragwürdige Ehre.
VERTIGO: Oh ja! Da oben wimmelt es von himmlischen Agenten, die nur darauf warten uns den Arsch aufzureißen!
BAPHOMET (kichernd): Na, dann wird’s wenigstens spannend, oder?
VERTIGO: Das ist kein Spiel, du Eierkopf. Die löschen uns aus. Verstehst du? Finito. Tutti completto! Ewige Verdammnis eternico, comprende?
BAPHOMET: Ach was, so schlimm wird das schon nich‘. Jetzt gib uns endlich die blöden Pässe. Ich war seit Jahrhunderten nich‘ mehr in der neutralen Zone.
ICH: Also mir wird das ganze etwas zu heiß. Du bist wirklich irre, Baphy.
VERTIGO: Größenwahnsinnig ist der! Sonst nichts. Und das passiert jeden Sterblichen der zu lange hier unten ist. Aber ihr Kreuzritter wart ja schon zu Lebzeiten bescheuert.
BAPHOMET: Nichts gegen den heiligen Orden der Templer, du feiger Nuttenfiffi!
VERTIGO: Feige? Ich? Ohne mich seid ihr da oben aufgeschmissen.
BAPHOMET: Dann komm doch mit!
VERTIGO: Das werde ich auch. Aber wenn’s brenzlig wird mach ich ‘nen Abgang. Dann müßt ihr sehen wie ihr zurechtkommt.
ICH: Also ich geh‘ da ohne echten Paß nich‘ rauf. Wenn, dann hohl‘ ich mir beim Alten diplomatische Immunität.
VERTIGO: Darauf is‘ geschissen. Ob mit oder ohne Genehmigung, wenn sie uns am Arsch kriegen sind wir fett. Die ach so heiligen Heinis da oben pfeiffen genauso auf die Regeln wie wir hier unten.
ICH: O.k. Ich bin draußen.
BAPHOMET (erstaunt): Was? Mein bester Kumpel kneift den Schwanz ein. Wie heldenhaft.
ICH: Vor allem intelligent. Ich weiß, Baphy, das ist ein Fremdwort für dich.
BAPHOMET: Na gut, dann bleib du hier unten hocken und laß dir von Asraod auf der Nase herumtanzen. Aber ich will Spaß! Komm Vertigo wir gehen.
Der Höllenhund schüttelt resignierend den Kopf und setzt eine leidvolle Mine auf. Aber er folgt dem dürren Gerippe in der roten Kutte. Doch bevor er sich entgültig zum Gehen abwendet dreht er sich noch einmal um. Seine Werwolfpranken wandern zu seinem Hals und er streift sich ein silbernes Amulett ab, daß ich bis jetzt nicht bemerkt habe. Er läßt es in meine Hand gleiten und zwinkert mir zu.
VERTIGO: Das is’n Peilsender. Polarisiert auf unsere Aura. Voll Hightech und so. Wenn er piepst, dann geh‘ zum Alten und sag‘ wir haben ‘nen CODE 3. Der weis dann schon was läuft. Der steht auf so’n James-Bond Scheiß. Alles klar?
Ich versteh‘ kein Wort aber ich sag:
ICH: Klar.
VERTIGO: Gut, ciao.
ICH: Äh, viel Glück.
VERTIGO (zeigt auf Baphomet): Das werden wir brauchen...

KAPITEL 3 - Die Jagd
Die Eingangshalle war wie immer brechend voll! Die Ausmaße des Doms waren mehr als nur gewaltig aber er war dennoch um einiges zu klein um die riesige Menge an kürzlich verstorbenen Personen aufzunehmen die, als scheinbar endloser Strom, durch das Eingangstor drängten. An den 100 Meter hohen grau polierten Marmorwänden der Halle waren Lautsprecher angebracht worden, die unaufhörlich Anweisungen und Informationen ausspien, mit denen jedoch keine Sau etwas anfangen konnte. Zwischen den Menschenmassen wuselten unzählige, in graue Umhänge gehüllte, kleine Gestalten scheinbar ziellos umher und versuchten verzweifelt Ordnung in das Chaos zu bringen. Auf der anderen Seite des Doms gab es mehrere Ausgänge. Auch dort standen einige der grauen Ordner und verteilten Kärtchen an die wartenden Personen.
VERTIGO: Zeig bloß keinem deine Fresse, sonst sind wir geliefert.
BAPHOMET: Du mußt gerade reden. Dein elender Gestank wird uns noch verraten.
VERTIGO: Was willst du hier eigentlich?
BAPHOMET: Rumpöbeln, was sonst.
VERTIGO: Vergiß es. Seit ich hier das letzte mal rumgepöbelt hab‘, haben sie die Sicherheitsvorkehrungen um einiges verschärft.
BAPHOMET (grinst): Du hast hier ein mittelgroßes Massaker angerichtet. Das verstehe ich nicht unter einer kleinen Pöbelei.
VERTIGO: Wenn ihr euren Auftrag nicht vermasselt hättet...
PETRUS (freudig): Ja wen haben wir denn da?
VERTIGO: Ach du Scheiße!
PETRUS: Vertigo! Welch ein außerordentliches Vergnügen dich zu sehen.
BAPHOMET (zischend): Ich sag‘s doch. Dein Gestank bricht uns das Genick!
VERTIGO (wütend): Halt jetz‘ bloß die Klappe.
PETRUS: Oh! Heute mit Begleitung. Na? Wer versteckt sich denn da hinter der Kaputze?
VERTIGO: Ähh, das is’n Verurteilter. Ich bring ihn zum Satan.
Petrus, Chef des himmlischen Geheimdienstes, hebt skeptisch eine Augenbraue und grinst amüsiert.
VERTIGO: Wirkllich! Du kannst es in seiner Akte nachlesen. Das ist Baphomet. Verurteilt zu 12000 Jahren Hölle.
BAPHOMET (flüsternd): Spinnst du? Du kannst ihm doch nich‘ meinen Namen sagen!!
PETRUS: Ah! Das ist also der große Baphomet? Ich hätte ihn mir anders vorgestellt. Nicht so... dürr.
VERTIGO: Ähm... ah... er hat... Bolemie.
BAPHOMET: Waaas??
PETRUS (schallend lachend): Ha, ha, ha. Ihr seid sooo witzig. Es tut mir fast leid Euch liquidieren zu müßen.
VERTIGO (schluckt): Wwwas meinst du damit... liquidieren?
PETRUS (kalt lächelnd): Das was es heißt. Ihr werdet exorziert und in die ewige Verdammnis gestoßen. Welch ein Verlußt.
BAPHOMET (verzweifelt): Aber wir sind bereits verurteilt! Das könnt ihr nich‘ machen!
PETRUS: Oh! Bei Vertigo is‘ das möglicherweise ein Problem. Er wurde in der Hölle geboren und untersteht der Gerichtsbarkeit des Satans. Wir werden gute Anwälte brauchen. Bei dir, mein lieber Baphometh is‘ das einfach. Wenn wir ein bißchen in deinem früheren Leben herumstochern, finden wir sicher noch ein paar Kleinigkeiten, die deine 12000 Jahre in ewige Verdammnis umwandeln können, har,har,har.
VERTIGO (zähnefletschend): Das wird ein Nachspiel haben!
PETRUS: Oh ja? Da freu‘ ich mich aber. Los nehmt sie fest!!
Petrus winkt und wie aus dem Nichts erscheinen links und rechts von ihm zwei hell leuchtende, pulsierende Lichtkreise. Mit einem ‘Plop‘ materialisieren sich Michael und Gabriel die Erzengel.
VERTIGO: Oh, Kacke. Der fährt die ganze Kavallerie auf!
BAPHOMET: Lebend holen die uns nie! Was red‘ ich da? Ich bin schon tot.
PETRUS: Hinfort mit dem Gewürm!!
VERTIGO: Baphy, lauf!!!!!!
Plötzlich geht alles ganz schnell. Die beiden Engel zücken ihre goldenen Schwerter und schweben auf die beiden bemitleidenswerten Dämonen zu. Michael setzt zu einem gewaltigen Hieb an. Baphy fackelt nicht lange und donnert seinen Nekromantenstab zwischen die Beine des Erzengels. Dieser jault gequält auf und fällt auf die Knie. Gabriel versucht sich an einem Rundumschlag, der aber dermaßen langsam und plump ausgeführt ist, daß man sich zwischendurch ‘ne Pizza hätte reinziehen können. Vertigo duckt sich locker drunter weg und Gabriels Schlag trifft den, immer noch vor Schmerz winselnden, Michael voll in die Fresse. (Glücklicherweise nur mit der Breitseite, sonst hätte das Paradies einen Engel weniger gehabt.) Mit dem Gesicht nach unten bleibt er liegen. Doch dem ist nicht genug. Von seinem eigenen Schwung mitgerissen schlittert Gabriel, wild mit den Flügeln rudernd, über den Boden und donnert Vertigo über den Haufen. In einem Knäuel aus Gliedmaßen verkeilt, kugeln die beiden durch die Halle wobei sie massenweise Passanten umbügeln.
GABRIEL (zischend): Beiß mich.
VERTIGO: Was?
GABRIEL: Du sollst mich beißen. Und dann lauf zum Südausgang. Wir treffen uns da.
VERTIGO (verwirrt): Spinnst du? Was soll das?
GABRIEL: Das ist dafür, weil du mich beim letzten mal nich‘ verpfiffen hast (siehe ”Hölle I”, Kapitel 3). Und jetzt beiß!
VERTIGO: Danke, du hast was gut bei mir.
Schnapp!!
GABRIEL: AUA!! Du Idiot nicht so fest!
Der Höllenhund reißt sich los, wischt mit wahnwiziger Geschwindigkeit an dem verdutzten Petrus vorbei und reißt Baphy mit einem Schlag den Kopf von den Schultern, daß er meterweit durch durch den Saal fliegt. Sein Skelettkörper fällt augenblicklich in sich zusammen.
BAPHOMET: AUA! Was soll der Scheiß!!!
Vertigo schnappt sich im vorbeirennen Baphys Kopf und stürzt sich in die herumstehende Menge aus Schaulustigen.
BAPHOMET (kreischend): Ich will auf der Stelle wieder meinen Körper haben, du sabberndes Rindvieh!!
VERTIGO: Dein Körper is‘ ersetzbar. Der wäre nur hinderlich.
BAPHOMET: Du dummes Arschloch! Das bezahlst du irgendwann!
VERTIGO: Du wirst es mir noch danken, du Wichskopf. Jetz‘ halt’s Maul.
Mit gespielter Empörung plärrt Gabriel durch die Halle, macht aber keinerlei Anstallten die beiden Flüchtigen zu verfolgen.
GABRIEL: Aua! Vertigo hat mich gebissen! Aua! Haltet sie. Haltet sie!!
Michael liegt immer noch am Boden. Petrus Kiefer klappt ungläubig auf und zu. Einige Wachen sind herbeigeeilt aber der schnelle Höllenhund ist viel zu flink für sie. Mühelos weicht er ihren Hieben aus und ist schon bald in der Menge untergetaucht.
PETRUS (zerknirscht): Euch krieg ich noch. Euch und eure ganze erbärmliche Bande. Das verspreche ich euch...
MICHAEL (benommen): ...war was? Bösschen?
Petrus funkelt den Erzengel böse an. Er nimmt seinen Bischofsstab in beide Hände und zieht Michael das Teil mit Wucht über die Rübe.
MICHAEL (weinerlich): AUA! Was...?
PETRUS (brüllend): Und du willst ein Erzengel sein? Du Arschloch! Fällst auf den ältesten Trick der Welt rein. So was saudummes! Du besoffenes, schwules Warzenschein! Hier, da hast du!!
Tonk!
MICHAEL: Aua! Nich‘ Bösschen.
PETRUS: Da! Noch eine!
Tonk! Tonk!
MICHAEL: AUA!! Nein! Bitte nich‘...!
PETRUS: Und nenn‘ mich nicht Bösschen.
Gabriel hat‘ s momentan äußerst schwer. Vergeblich ist er darum bemüht, sich dieses Schauspiel anzusehen ohne dabei lauthals in Gelächter auszubrechen..
PETRUS: UND DU!
GABRIEL: Schluck...
PETRUS: Was lachst du so dämlich, du Null!
GABRIEL: Ähhh.
PETRUS (Gabriel nachäffend): Aua, er hat mich gebissen, aua, aua. Haltet ihn. Aua.
GABRIEL: Aber...
PETRUS (tobend): Du Mädchen!! Du Weichei!! Läßt ihn entkommen. Sowas sind meine Heeresführer!! Was soll ich mit euch machen wenn es zur Apokalypse kommt? Ich kann euch höchstens zum Kochdienst einteilen!!!!
MICHAEL: Äh...ich hab‘ mal einen Film gesehen, da hat so ein ganz hübscher Schiffskoch ganz allein eine Truppe böser Terroristen...
PETRUS: Halt’s Maaaaaul!!!
GABRIEL: Die waren einfach zu schnell, Chef.
PETRUS: Zu schnell? Das war ja wohl mit Abstand das Schlechteste was du je abgeliefert hast, Gabriel! Wenn ich’s nich‘ besser wüßte würde ich sagen, du hast sie mit Absicht entkommen lassen. Bei dem da (er deuted auf Michael) war das ja klar, weil er blöd im Kopf ist. Wie konnte der es jemals schaffen Luzifer aus dem Paradies zu stoßen?
GABRIEL: Mit Gottes Segen halt.
PETRUS: Wie?
GABRIEL: Du weißt doch, seelig sind die Armen im Geiste. (Und die Schwulen auch. Aber das sagt Gebriel nicht. Das denkt er sich nur).
PETRUS: Sucht sie! Ich will sie haben. Koste es was es wolle. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!
GABRIEL: Geht klar, Chef.
MICHAEL: Na, logo, Bösschen.
PETRUS: Und nenn‘ mich nicht Bösschen!!
Einige Zeit später.
Vertigo und Baphys Schädel haben sich in den Sanitären Einrichtungen der neutralen Zone verkrochen. Prustend taucht der Kopf des Höllenhundes am Rand der Kloschüssel auf.
VERTIGO (hustend): Bäh! Pfui Teufel. Sind sie weg? Baphomet? Hey, Baphomet?
BAPHOMET: ...
VERTIGO: Hey Baphomet, was is‘ los? Bist du noch da?
BAPHOMET (leise): Die ham‘ mir auf den Kopf geschissen.
VERTIGO: Was?
BAPHOMET (langsam lauter werdend): Die haben es gewagt dem großen Baphomet auf den Kopf zu scheissen!
VERTIGO: Zeig mal! Uah! Is‘ ja eklig.
BAPHOMET (noch lauter): Die haben es gewagt dem großen Baphomet auf den Kopf zu scheissen und vergessen runterzuspülen!!!
VARTIGO: Nimm’s nich‘ so schwer. Du hast schon immer beschissen ausgesehen.
BAPHOMET (sehr laut): ... Die haben es gewagt dem großen Baphomet auf den Kopf zu scheissen, vergessen runterzuspülen und Klopapier mit Lawendelduft benutzt! Lawendel!!!
VERTIGO (grinsend): Was hast du? Riecht doch gut.
BAPHOMET (brüllend): Ich hasse Lawendel!! ICH HASSE LAWENDEL!! AHHHH!!!!
VERTIGO: Das hast du jetzt davon. Ich hab’s dir gleich gesagt, daß wieder nur Kacke bei dieser Sache rauskommen wird. Mephisto hat das kapiert. Aber du mußtest ja den Abenteurer spielen.
BAPHOMET: Halt den Rand und heb‘ mich lieber in das Waschbecken da.
VERTIGO: Bäh! Hüpf doch selber rein. Ich faß dich bestimmt nicht an, du kleiner Kackhaufen.
BAPHOMET: Wenn du mich nicht geköpft hättest, könnte ich jetzt selbst zum Waschbecken gehen. Jetzt heb‘ mich endlich hier raus und wasch mir die Scheiße ab!!
VERTIGO: Sicher nicht. Aber ich zieh‘ die Spülung. Dann wirst du auch sauber.
BAPHOMET (entsetzt): ...Hey!...Moment mal! Das ...
WUUUSCHHH!
Etwas später...
Baphomet und Vertigo schleichen zum Südausgang der neutralen Zone.
BAPHOMET (säuerlich): Das zahl‘ ich dir irgendwann heim, das schwör‘ ich dir.
VERTIGO: Quatsch keine Opern. Sei froh daß ich dich aus dem Abflußrohr heraus geholt hab‘.
BAPHOMET: Du hast mich da erst reingespült!!!
VERTIGO: Aber jetzt bist du wenigstens sauber.
BAPHOMET: Ja,danke auch. Dafür klebt mir jetz dieser blöde Abflußsaugstopfen am Kopf fest.
VERTIGO: Konnt‘ ja nich ahnen, daß der so gut an dir haftet. Außerdem mußt du die positiven Seiten an der Sache sehen. Jetzt kann ich dich prima tragen. Eine perfekter Haltegriff!
BAPHOMET: Arschloch...
VERTIGO: Mach jetzt mal den Mund zu. Da gucken schon wieder welche ganz argwöhnisch.
BAPHOMET: Hach. Wenn du mich fragst ist das eine Falle. Diesem Gabriel ist nicht zu trauen.
VERTIGO: Dem trau‘ ich mehr als dir. Außerdem hätten sie uns vorhin mit Leichtigkeit einfangen können. Daß wir entkommen sind verdanken wir nur Gabriel.
BAPHOMET (in sich hineingrummelnd): Blödsinn...
So warten die beiden abenteuerlustigen Dämonen am Südtor, wie Gabriel es ihnen geheißen hat...
Viel später.
Im Jenseits vergeht die Zeit anders als in unseren weltlichen Gefilden und so können unsere beiden Freunde beim besten Willen nicht sagen, wie lange sie nun wirklich schon vor dem Tor stehen. Aber es scheint wohl verdammt lange zu sein. Auf Baphomeths Schädel scheinen sich schon Kalkablagerungen zu bilden. Das kann allerdings auch von den Folgen seines unfreiwilligen Tauchgangs herrühren. Vertigo läuft nervös auf allen Vieren im Kreis herum. Wäre der Boden nicht betoniert gewesen, hätte er wahrscheinlich schon einen Graben gezogen. Glücklicherweise nimmt keiner der umherwandernden Passanten die beiden zur Kenntnis. Die sind wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Irgendwann wird es Baphy zu blöd.
BAPHOMET: Also mir reichts jetz‘. Der kommt nich‘ mehr.
VERTIGO (nachdenklich): Hmm. Vielleicht hast du recht. Wir sollten nach Hause gehen.
BAPHOMET: Nach Hause?? Ich laß mir doch nich‘ von so‘n paar Engel in den Arsch treten und auf den Kopf scheißen! Die werden uns kennenlernen. Tod all denen die unser Verderben wollen! Tod allen Ungläubigen!! Heil Satanas!!!
VERTIGO (grinsend): Tod allen Ungläubigen? Hä,hä. Als du das letzte mal sowas gesagt hast, bist du von den Sarazenen in kleine, handliche Scheibchen zerschnippelt worden.
BAPHOMET (fanatisch): Das is‘ über 500 Jahre her. Heut is‘ das was anderes. Ich bin der großartige Baphomet!
VERTIGO (sauer): Das is‘ nix anderes! Du bist heute noch genau so dämlich wie früher. Hast du nich‘ geschnallt, daß wir ohne Unterstützung vom Alten nicht den Hauch einer Change gegen Petrus und seine Blödelbande haben?
BAPHOMET: Das werden wir ja...
Plötzlich wird das allgemeine Stimmengewirr, der umher eilenden Passanten von einem donnernden, gewaltigen Dröhnen durchbrochen. Es übertönt sogar die Lautsprecherdurchsagen. Ein vertrauter Duft steigt Baphomet in die Nase und ihn packt das kalte Grausen. Durch die endlos scheinenden Warteschlangen bahnt sich ein Motorrad mit lautem Gebrüll seinen Weg. Die Massen stieben vor dem Gefährt auseinander. Einige Unglückliche werden von der Maschine erfaßt und wie Puppen durch die Luft gewirbelt. Auf dem Motorad hockt ein in Lederkluft gehüllter Kerl mit langem Zauselbart. Er trägt eine alte Fliegerbrille und einen Stahlhelm aus dem 2. Weltkrieg. Nur die beiden Engelsschwingen, die aus seinem Rücken ragen wirken etwas fehl am Platz. Über das jaulen der Motoren hinweg brüllt der Kerl den beiden Dämonen etwas entgegen.
BIKER: Springt auf! Schnell!
VERTIGO (verdutzt): Was bist’n du für einer?
BIKER: Ich bin Judas! Gabriel schickt mich.
VERTIGO: Wo bringst du uns hin...?
JUDES: Später. Springt auf! Los jetzt!
BAPHOMET (entsetzt): Niemals! Auf dieses Ding kriegen mich keine zehn Höllenhunde.
JUDAS: Macht schon. Die sind mir dicht auf den Fersen!!
BAPHOMET: Vergiß es! Als ich das letzte mal auf so’n Teil mitgefahren bin wurde ich als Frontleuchte mißbraucht!
VERTIGO: Halt’s Maul!
Der Höllenhund klemmt sich den protestierenden Schädel Baphomets unter den Arm und zwängt sich hinter Judas auf die Maschine. Sofort schießt das Vehikel los und brettert rücksichtslos durch die Menge. Dabei werden die Ordner genauso gnadenlos niedergebügelt wie die umherstehenden kürzlich Verstorbenen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fährt Judas einen Ticketautomaten über den Haufen, daß die Einzelteile nur so fliegen. Vertigo klammert sich verzeifelt an die Maschine, wohl darauf bedacht Baphys Kopf nicht fallen zu lassen.
VERTIGO (brüllend): Spinnst du? Was soll das?
BAPHOMET: Hiiiiilfääää!
Gehetzt blickt sich Judas nach hinten um. Dabei haut er Vertigo versehentlich mit seinen Flügeln eins auf die Nuß.
VERTIGO: Aua! Paß gefälligst auf. Was fährst’e wie’n Verrückter?
JUDAS: Schau, da hinten!

Der Höllenhund dreht sich um und erstarrt noch in der Bewegung. Eine hünenhafte Gestalt ist aus der Menge aufgetaucht. Eisblaue, haßerfüllt Augen starren den Flüchtlingen hinterher. Sein nackter Oberkörper wird von zahllosen, schwarzen Tatoos geziert und hornartige Auswüchse stehen wie nadelspitze Dornen daraus hervor. Mächtige, lederne Dämonenschwingen umrahmen sein kahlrasiertes Haupt.
VERTIGO (entsetzt): Damokles!
JUDAS: Genau.
VERTIGO: Scheiße! Was hat der alte Grieche hier verloren?!?
JUDAS: Petrus hat ihn kürzlich eingestellt. Hades hat ihn rausgeschmissen.
VERTIGO: Vor dem würde sich wahrscheinlich sogar Azrael einscheissen.
JUDAS: Azrael? Der is‘ ein Witz gegen Damokles. Der Kerl ist echt Krank!
Wie auf Komando öffnet Damokles seine gewaltigen Schwingen und stößt sich vom Boden ab. Noch im Sprung zieht er eine lange, scharfe Sense hervor. Gefährlich pflügt sie durch die Luft.
BAPHOMET (kreischend): Scheiße, er kommt! Scheiße, er kommt!
VERTIGO: Schneller Judas! Schneller!!
JUDAS (verzweifelt) Schneller geht’s aber nich‘!!
BAPHOMET (heulend): Ich will noch nich‘ sterben!! Vertigo, mach doch irgendwas!!
Vertigo zaubert eine futuristisch anmutende Gerätschaft aus seiner Tasche (haben Höllenhunde Taschen?) und fängt an wild darauf herumzutippen.
VERTIGO (murmelnd): Hoffentlich hörst du das, Mephisto...
BAPHOMET: Du sollst hier nicht Game-Boy spielen du Idiot. Du sollst uns hier raus bringen.
VERTIGO: Das ist alles deine Schuld du Sülzkopp!
JUDAS: Achtung! Da vorne ist ein loooooooooch.......
Mit einem plötzlichen Ruck und quietschenden Reifen kippt das Gefährt samt Insassen (oder besser gesagt aufsassen) nach vorne in einen offen stehenden Fahrstuhlschacht. Mit lautem Geschrei stürzen unsere Freunde in die Tiefe...

KAPITEL 4 - Code 3
Wow! Was für ein Feuer! Die Flammen des Scheiterhaufens schlagen meterweit in den feurig roten Himmel. Das knistern der brennenden Holzscheite verbreitet eine angenehm entspannende Atmosphäre. Zu meinen Lebzeiten waren Hexenverbrennungen schon fast wieder ”out” und mir wurde leider nie die Ehre zu teil an solch einem Spektakel teilzunehmen.
In den Flammen rekelt sich ein halbnacktes, bildhübsches Mädchen. Frivol grinst es zu uns herunter. Johanna is‘ wirklich ‘ne geile Sau, wenn ich das jetzt mal so sagen darf. Der Scheiterhaufen wird umringt von einigen Höllensprössen die begeistert gröhlen und sich nebenbei einen runter holen. Einige Todesengel und ich stehen etwas abseits und genießen im Stillen.
Tja, ehrlich gesagt ist mir ohne Baphy etwas langweilig geworden. Da habe ich mich von ein paar Todesengeln breitschlagen lassen und bin halt dann doch in’s Krematorium gegangen. Und ich muß sagen, es hat sich gelohnt! Das kleine Luder legt einen Strip hin, da könnte sogar Lilith noch was lernen.
Plötzlich stößt mich jemand mit dem Ellenbogen in die Seite. Es ist Kain der Todesengel.
KAIN: Geil, hä?
ICH: Jo.
KAIN (grinst): Nach der Show is‘se für jedermann zu haben.
ICH (auch grinsend): Wieviel?
KAIN: Ein oder zwei Seelen und sie macht was du willst.
ICH (erschrocken): Ein oder zwei Seelen! Wucher! Damit kann ich ja bei Baphomet ein ganzes Jahr lang umsonst vögeln!!
KAIN (lachend): Sicher. Aber nicht so!
ICH: Und du bist ihr Zuhälter, oder was?
KAIN (scheinheilig): Ich? Nö! Ich kassiere nur 10% des Umsatzes.
ICH (sarkastisch): Aha. Schneidet ihr die Seelen in Scheibchen oder wie?
KAIN: Quatsch! Nach jedem 10ten Fick krieg ich eine Seele, du Hirni.
ICH: Und das funktioniert?
KAIN: Und wie. Mittlerweile bin fast an allen Geschäften im Erotikbereich beteiligt. Ich hab‘ einen eigenen Puff...äh Begleitservice meine ich natürlich mit allen Schikanen. Mir gehört der ”Club der Tierfreunde” und der Babystrich und selbstverständlich auch die Gay-Zone im Nordviertel von Babylon. Ich exportiere unsere Dienstleistungen sogar ins Ausland, wenn man das so nennen kann. Ich hab‘ neulich sogar meinem Bruder Abel ein kleines ”Geschenkpaket” ins Paradis geschickt. Zur Versöhnung sozusagen.
ICH (erstaunt): Ach! Du bist der Kain der seinen Bruder von hinten mit ‘ner Axt erschlagen hat?
KAIN (böse): Scheiß Gerüchteküche! Das war alles ein Mißverständnis. Dieser Trottel hat sich beim Holzhacken selbst geköpft. Ich war nur zufällig in der Nähe. Aber lassen wir das. Jedenfalls hab‘ ich meine Mittel und Wege überall hin zu liefern. Sogar ins Paradies. Oder zu dir nach Hause. Unfrei natürlich. Ganz wie du willst. Aber es gibt keine Rücknahmegarantie, nur daß du‘s weißt.
ICH (zaghaft): Äh, hast du auch...äh...Sonderangebote.
KAIN: Selbstverständlich! Und der berühmte Mephisto hat bei mir sowieso unlimited credit. Ohne Zinsen natürlich.
ICH: Wow...Ich glaub wir könnten...
PIEP, PIEP, PIEP, PIEP, PIEP...
KAIN: Was’n das?
ICH: Ach du Scheeeiiiiße!
KAIN: Hey, laß‘ ma‘ sehen. Das is‘ ja heftig. Is‘ das eine Art Sexspielzeug?
ICH: Quatsch! Ich muß schnell weg hier.
KAIN: Is‘ das ‘ne Bombe?
ICH: Nö. Aber ich muß los. Wir sehen uns.
KAIN (mir hinterherbrüllend): Hey! Was wird jetzt aus unserem Geschäft?
ICH: Später. Ich muß zum Alten...ein Notfall!
KAIN (kopfschüttelnd): ...was du nich‘ alles mußt...
Keine 10 Minuten später steh‘ ich vor der Festung des Satans. Neue Rekordzeit. Das alte Gemäuer ist immer noch so unansehnlich wie früher. Das Tor is‘ verschlossen. Hm. Eigentlich nichts besonderes. Aber ich seh‘ auch keine Wachen davor. Es scheint als hätte der Alte für Belial noch keinen Ersatz gefunden. Wie auch, er weiß ja noch garnicht das sich Beli Urlaub genommen hat. Aber wie komm‘ ich jetzt da rein? Mal Klopfen? Tonk, tonk... Nix. Rufen?
ICH: Haaaaalllloooo! Aufmachen!!
Das Echo meiner Stimme hallt tausendfach von den gewaltigen Wänden der Burg. Aber nix tut sich. Na gut. Es gibt sicher hier noch andere Eingänge. Vielleicht ein paar Etagen höher? Es muß doch so eine Art Hangar geben für die geflügelten Diener des Alten. Also schwinge ich mich in die Luft und kreise ein paar mal über dem alten Gemäuer. Plötzlich knallt ein Schuß durch die Nacht, gefolgt von einem sirrenden Geräusch. Nur um Haaresbreite pfeifft ein glühendes Geschoss an meinem Kopf vorbei. Von einem der Türme ist irres Gelächter zu vernehmen. Plötzlich donnert eine ganze Salve dieser kreischenden Teile auf mich zu. Mit Mühe gelingt es mir auszuweichen. Ich muß mich erst an die größe meiner neuen Flügel gewöhnen.
ICH (erschrocken): Hey!! Aufhören.
Noch mehr irres Gelächter.
ICH (sauer): Was soll der Scheiß?!?
STIMME VOM TURM (brüllend): Feindlicher Jäger auf 6 Uhr. Neue Peilung. Zielkoordinaten setzen und nachladen!
ICH: Hey! Ich bin einer von Euch ihr Doofköppe.
Als Antwort erhalte ich einen direkten Treffer in den Sack. Das Geschoss explodiert und wäre ich kein Todesengel gewesen hätte man meine Einzelteile noch 100 Meilen weiter südlich von Nirgendwo gefunden. Aber ich leb‘ noch. Dennoch ist der Schlag gewaltig und ich werde wie eine Puppe durch die Luft geschleudert. Triumphierendes Gejohle schlägt mir vom Geschützturm entgegen. Wie ein Stein falle ich nach unten. Der Aufprall ist mörderisch. Ich glaub‘ meine Wirbelsäule hat sich soeben verabschiedet. Na wartet ihr Schweine. Ihr wollt Krieg? Könnt ihr haben! Höchste Zeit mein Flammenschwert auszuprobieren.
Ich Schnippe lässig mit der recht Hand und ein fast zwei Meter langer Flammenstrahl wächst daraus hervor. Boah! Im Inneren des Strahls glüht ein unheilvolles, giftgrünes Licht und die Flammen lodern beständig nach oben um dort, allen Naturgesetzten zum trotz, eine pulsierende, weiß glimmende Spitze zu bilden. Sieht ja geil aus. Abermals öffne ich meine Schwingen und stoße mich vom Boden ab. Doch diesmal hock ich mich nich‘ auf den Präsentierteller. Ich schwebe ganz nah an der Mauer des Turms nach oben um im toten Winkel zu bleiben. Als ich oben an den Zinnen ankomme, spähe ich vorsichtig über den Rand. Eine kleine Horde Höllenspröße und Koboldzombies stehen an einem uralten Flaggeschütz und hantieren begeistert dran herum. Ein besonders fetter, kleiner Kobold mit einer deutschen SS-Uniform steht wild gestikulierend auf einer Munitionskiste und kichert wie verrückt.
Ein Höllensproß guckt mit einem Fernrohr über die Burgmauer.
HÖLLENSPROß: Nix mehr zu sehen, Major.
MAJOR (ungläubig): Waaat??? Dat jibt es doch jar nischt. Der kann dosch noch nit alle sein.
HÖLLENSPROß: Der is‘ aber nicht mehr da!
MAJOR: So ‘ne Scheese och. Wir ham‘ nosch tonn’weise Muni zu verballern hier.
Alle Anwesenden drehen mir den Rücken zu und keiner hat mich bemerkt. Oh wie Schade auch. Zeit für einen coolen Auftritt. Lautlos schwebe ich über die Zinnen.
ICH (kalt lächelnd): Kann ich Euch irgendwie helfen?
Allgemeines Entsetzen.
MAJOR (verblüfft): Heilisches Kanonenröhrschen!!
Ich hole aus und zerhack den Erstbesten, der mir über den Weg läuft. In diesem Fall ein kleiner Höllensproß. Die Eingeweide des Unglücklichen verteilen sich gleichmäßig auf die Anwesenden. Stolz betrachte ich mein Schwert. Das ging ja wie durch Butter, wow!
MAJOR (brüllend): So’ne Kacke och. Det is‘ nisch lustisch!!
ICH (brülle zurück): Nein. Lustig is‘ das wirklich nicht!!!
Dabei pack ich einen fliehenden Kobold am Genick und schnippe ihn lässig über die Burgmauer. Quiekend verschwindet er in der Tiefe.
MAJOR: Hörs’te jetz‘ sofort uf meene Leude zu killen, du Arschloch!
ICH (sauer): Nö.
Der Höllensproß mit dem Fernrohr löst sich von der Mauer und kommt auf mich zugeschossen. Seine langen Krallen zum Schlag erhoben. Er is‘ zwar klein aber sehr schnell, das muß man ihm lassen. Nur zu blöd, daß mein Gebiß größer is‘ als er selber. Ich muß nur das Maul aufreißen. Bremsen kann der eh‘ nicht mehr. SLURP!! Pfui Teufel, schmeckt der Scheiße. Tonk. Aua! Jetzt hab‘ ich mir an seinem blöden Fernrohr einen Zahn ausgebissen. Fluchend spuke ich es aus.
MAJOR (gröhlend): Macht die Sau ferdisch!
ICH (grinsend): Tja. Keiner mehr da, du kleiner Fettsack.
MAJOR (bibbernd): Waawawad willst’e von mir??
Ich heb den kleinen Major am Kragen hoch und halt ihn vor mein Gesicht. Eine wahrhaft jämmerliche Gestalt. Er zittert am ganzen Leib und ist so blaß wie ein Toter nur sein kann.
ICH: Was fällt euch Gewürm eigentlich ein auf mich zu ballern? Wißt ihr nicht wer ich bin? Ich bin der große Mephisto!!
Der Koboldmajor wird noch ein bißchen blasser.
MAJOR (heulend): Det jut mir jetz‘ leid, aber wir hem die Anweisungen jeden Eindringling eens vor‘n Latz zu knall‘n.
ICH: Welcher Idiot gibt solche Anweisungen?
MAJOR: Lord Astarod!
ICH: So ein Depp!
MAJOR (entrüsted): Wat? Wie redst‘n du über jen großen Lord Astarod!?
ICH: Halt’s Maul.
Ohne mit der Wimper zu zucken werfe ich den kleinen Komplexer über die Mauer. Ein heller Aufschrei erklingt, gefolgt von einem ekelerregenden Pflatscher. Was soll’s. Er wird’s überleben. Wir sind hier schließlich schon alle tot. Da fällt mir ein, mein unverhofftes Abendessen scheint mir aufzustoßen. Is‘ schon irgendwie ein blödes Gefühl wenn man etwas frißt, daß nicht verdaut werden kann. Der kleine Arsch in meinem Bauch tritt dauernd gegen die Magenwand. Ich glaub ich krieg Sodbrennen.
Dieser Turm scheint keinen sichtbaren Zugang zur Burg zu besitzen. Aber irgendwie müssen dieser Major und seine kleinen Quälgeister hier heraufgekommen sein. Kobolde und Höllensprösse haben keine Flügel. Es muß also noch einen anderen Weg geben.
Aua! Dieses Mistvieh in meinem Magen fängt an zu randalieren. Ich glaub ich muß kotzen.
BUAHHHGLGL!
Ich möchte jetzt nicht näher auf die folgenden Minuten eingehen. Aber eins kann ich Euch sagen, sowas hab' ich zum letzen mal gemacht. Einfach grauslich.
Inmitten diverser Körpersäfte liegt der Höllensproß wimmernd am Boden. Er sieht wahrhaft aus wie ausgekotzt.
HÖLLENSPROß (keuchend): Ich hoffe du bist jetzt zufrieden du Arschloch!
ICH: Reg‘ dich ab. Zeig mir lieber den Weg zum Alten. Ich muß ihn dringend sprechen.
HÖLLENSPROß: Du kannst mich mal.
ICH: Danke, ich verzichte. Wie heißt du.
HÖLLENSPROß: Dimmpy. Und jetzt laß mich in Ruhe.
ICH (boshaft): O.k., aber vorher laß mich dir noch schnell das Rückgrat brechen und deinen dummen Affenkopf abschrauben.
DIMMPY (verunsichert): Das würdest du doch nicht machen, oder?
ICH (kichernd): Ich hab‘ schon ganz andere Dinge getan. Ich bin der große Mephisto!!
DIMMPY (verständnislos): Meff...was? Muffti? Nie gehört.
Scheiße! Meine ”Ich bin der große Mephisto”- Nummer läuft hier wohl nicht. Kurzerhand scheuer ich dem kleinen eine, daß es nur so pfeift. Dimmpy schlittert lauthals plärrend über den Boden. Ups. Ich kenne mich nicht wieder. So brutal war ich doch früher nicht? Ich führe mich ja schon auf wie Astarod. Jetzt tut mir der Kleine richtig leid. Ich pack den Höllensproß am Kopf und stell ihn wieder auf die Füße.
ICH: Tut mir leid, Kleiner. Hast du dich verletzt? Das wollt‘ ich nicht. Aber ich reagiere etwas ungehalten wenn man versucht mir die Eier weg zu sprengen.
DIMMPY: Nimm‘ die Hände weg. Es geht schon wieder.
ICH: Also was is‘ jetzt. Bringst du mich in die Festung oder nich‘?
DIMMPY: Meinetwegen. Aber wenn uns Lord Astarod erwischt sind wir fällig.
ICH: Glaub‘ ich nicht. Er is’n alter Kumpel von mir.
DIMMPY: Ach deshalb bist du so’n Arschloch.
ICH (tadelnd): Hey! Noch so ‘ne Frechheit und du landest wieder in meinem Magen!! Loß jetzt, gehen wir...


Zur gleichen Zeit, aber eine Etage höher...
BAPHOMET: Ouuuh! Mein Kopf. Mein armer, armer Kopf.
VERTIGO: Bei allen Höllenwürmern! Wo sind wir?
JUDAS: Keine Ahnung. Irgendwo zwischen der neutralen Zone und der Hölle.
VERTIGO: Eine Zwischenwelt?
JUDAS: Vermutlich.
BAPHOMET: Oh, nein. Wir sind verloren! Wie sollen wir hier je wieder hinaus finden?
VERTIGO (sauer): Keine Ahnung. Aber wie immer ist alles deine Schuld, du Volltrottel!!!
BAPHOMET: Ich?? Wer hat uns denn in dieses verdammte Loch geschippert? Dieser Megaidiot von einem Engel!!
JUDAS: Ich bin kein Engel, nur Anwärter. Obwohl ich schon fast 2000 Jahre hier bin hat man mir den Verrat an Cheesus noch nich‘ wirklich verziehen.
VERTIGO (kichernd): Und jetzt bescheißt du sie schon wieder, hä,hä. Wieviel hat dir Gabriel bezahlt?
JUDAS (grinsend): 30 Seelen. Was denn sonst.
Allgemeines Gegrinse.
BAPHOMET: Und jetzt? Wo sollen wir hin? Es is‘ so dunkel, ich seh‘ nicht mal die Hand vor Augen.
VERTIGO: Du hast überhaupt keine Hand, Dumpfbacke.
BAPHOMET (böse): Mußt du mich immer daran erinnern, du Schweinsnase?
JUDAS: Jetzt hört auf. Immerhin sind wir Damokles losgeworden.
BAPHOMET: Ja Toll. Also ich würde lieber einen schnellen Tod durch das Damokles-Schwert vorziehen als bis in alle Ewigkeit hier unten herum zu irren.
JUDAS (spitz): Damokles hat noch nie jemanden schnell getötet. Das kannst du dir hinter deine nicht vorhandenen Ohren schreiben, Bowlingkugel.
BAPHOMET (sauer): Hört, hört. Der Kerl der uns vom Regen in die Traufe gehetzt hat, hat gesprochen. Und wie soll’s jetzt weitergehen?
VERTIGO: Wir warten.
BAPHOMET: Bitte?
VERTIGO: Wir warten bis uns Mephisto findet. Ich konnte noch ein Notsignal senden, bevor wir in das Loch gefallen sind.
JUDAS: Dann können wir nur hoffen das er uns findet bevor Damokles auftaucht. Sonst sind wir geliefert...

Zurück in der Hölle.
ICH: Is‘ es noch weit, Dimmpy?
DIMMPY: Weit genug. Jetzt halt die Klappe, Blödmann.
ICH: Du kleine, dreckige Eidechse! Hör auf mich zu beleidigen sonst trete ich dir in den Arsch. Aber gehörig.
DIMMPY: Oh ja. Ich höre den alten Astarod aus dir sprechen. Aber eins sag‘ ich dir. Wenn ich groß bin wirst du dafür bezahlen daß du mich geschlagen hast. Soviel is‘ sicher.
ICH (kichernd): Halt lieber deinen frechen Rand oder ich sorge dafür, daß du niemals groß wirst. Verstanden, du Made?
DIMMPY: Grummel, grummel...
Wir wandern durch die unwirtlichen Gänge des alten Gemäuers. Es scheint als wären wir schon eine Ewigkeit unterwegs. So groß kann die Festung doch gar nicht sein, oder? Was soll’s. Im Jenseits ist halt alles anders. Ich hab‘ längst aufgehört mich über irgend welche Dinge zu wundern. Doch irgendwann gelangen wir an das riesige schwarze Tor des Thronsaals. Die geschmackvollen Ornamente darauf wurden leider entfernt. Stattdessen prankt jetzt dort ein Schild mit der Aufschrift:
BIN IM URLAUB!
Diese Institution ist bis auf Weiters geschlossen.
Bei wichtigen Anliegen steht Ihnen mein Stellvertreter
Astarod gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Mit höllischen Grüßen,
Ihr über alles gefürchteter, ungnädiger Herrscher
LUZIFER
Ich weiß ja nich‘, aber ich glaub irgendwas ist gerade in mir zerbrochen.
ICH (stammelnd): Da..da..dada..das kann der doch nicht machen, oder? Ich meine... er is‘ der Satan. Er kann sich doch nich‘ einfach so aus dem Staub machen. Der hat doch Verpflichtungen!!! Das is’n Scherz! Genau!
DIMMPY (kichernd): Wie du schon sagtest, er is‘ der Satan. Er is‘ hier der Boss. Und genau deshalb kann er machen was er will. Wer sollte ihn denn Aufhalten? Du vielleicht, hä, hä, hä.
Ich grapsche mir den kleinen Höllensproß an den Ohren und schüttle ihn kräftig durch.
ICH (brüllend): Gib’s zu! Du hast es gewußt, du Schmeißfliege!! Du hast mich die ganze Zeit verarscht. Du Rindvieh! Du weißt ja gar nicht was du angerichtet hast. Es geht hier um Leben und Tod und du läßt mich eine halbe Ewigkeit durch dieses Scheißgemäuer rennen obwohl du genau weißt, daß der Alte gar nicht da ist. Dafür zertrete ich dich. Du dummes Arschloch!!
DIMMPY (schreiend): Halt! Nein! Ich bin unschuldig. Kann ich doch nix für, daß du ‘ne Doofnuß bist!
Trotz meiner höllischen Abstammung hab‘ ich bisher immer versucht, mich einigermaßen zivilisiert aufzuführen. Aber jetzt platzt mir entgültig der Kragen. Ich konzentriere meinen ganzen Haß auf diese jämmerliche Kreatur und mit gewaltigem Getöse entlädt sich ein weißglühender Feuerball aus meinen Händen der auf Dimmpy zurast. Ein unglaubliches Inferno aus Flammen bricht los, erfüllt den ganzen Gang und läßt seine Wände schmelzen Ein hallender Donnerschlag läßt mir fast das Trommelfell platzen. Ich werde von der Wucht zurückgeworfen und bin für einen kurzen Moment blind. War ich das etwa?
Als sich der Rauch langsam verzieht ist der Höllensproß verschwunden. Eine andere Gestalt steht plötzlich vor mir. Der massige Körper füllt die gesamte Breite des demolierten Ganges aus.
ASTAROD (hustend): Boah. Der war aber nich‘ von schlechten Eltern, Boni. Kannst wirklich stolz auf dich sein.
ICH (ungläubig): Astarod!?!
ASTAROD: Höchstpersönlich.
ICH: Aber wo is‘ Dimmpy?
ASTAROD: Dimmpy? Hätte es ihn wirklich gegeben würde Dr. Mengele Jahre brauchen um ihn zusammenzuflicken. Du hast wirklich ‘nen harten Schuß drauf, Baby.
ICH: Was?
ASTAROD: Stehst du auf der Leitung? Ich war Dimmpy. Ich wollte nur mal deine Reizgrenze austesten. Hast ja ganz schön lange durchgehalten. Aber ich wußte daß auch dir irgendwann mal der Kragen platzt.
ICH (wütend): Was soll das? Ich dachte wir sind Freunde?
ASTAROD: Natürlich. Aber ich bin auch dein Lehrmeister und Mentor. Und Lektion Nr. 1 für einen frisch ernannten Todesengel: Sei böse. Und du kannst wirklich sehr böse werden, daß hab‘ ich gemerkt.
ICH (brüllend): Du Arschloch. Wir haben einen CODE 3 und du spielst hier deine blöden Spielchen mit mir!!
ASTAROD (erschrocken): CODE 3? Warum hast du mir das nicht gleich gesagt du Idiot!! Das is‘ was ganz anderes!!
ICH: Ich konnte doch nich‘ ahnen das du Dimmpy bist. Du Depp. Wenn wir Pech haben, dann Vertigo und Baphy bereits Futter für die Würmer!!
ASTAROD: Was is‘ passiert?
ICH: Die beiden haben sich auf den Weg in die neutrale Zone gemacht. Mit gefäschten Ausweisen! Keine Ahnung was sie wieder angestellt haben, aber Vertigo hat mir diesen Pieper gegeben und er hat gesagt wenn das Ding los geht dann...
ASTAROD: ...stecken die ganz, ganz übel in der Klemme. Verdammt noch mal! Irgendwann dreh‘ ich Baphomet eigenhändig den Hals um.
ICH: Was heißt eigentlich CODE 3?
ASTAROD: ”Agent in höchster Not.” Wahrscheinlich ist ein Exorzist wenn nicht sogar Schlimmeres hinter ihnen her. Und wenn sich Petrus auch noch eingeschaltet hat, könnte das einen Internationalen Konflikt heraufbeschwören. Wir sollten uns verdammt noch mal beeilen.
ICH: Das sag‘ ich doch schon die ganze Zeit...

KAPITEL 5 - Damokles
Der Weltraum... Unendliche Weiten... Ups, falscher Film. Aber der Vergleich ist gar nicht mal so schlecht. So weit das Auge reicht nur düstere Schwärze und wabbernde, finstere Nebelschleier. Die Luft ist angereichert mit eigenartigen Gerüchen, sphärische Klänge hallen durch die unendliche Leere und es ist kalt - schweinekalt. (Das erinnert mich an eine alte Folge von Raumschiff Enterprise, wo Cpt. Kirk und Pille ... aber lassen wir das)
Baphomet, Vertigo und Judas hocken am Boden im Kreis und warten auf Rettung...
BAPHOMET (mürrisch): Wenn du glaubst, daß Boni unseren Arsch rettet, dann irrst du dich aber gewaltig. So blöd kann nich‘ mal der sein. Niemand legt sich freiwillig mit Damokles an.
VERTIGO: Sei dir mal da nich‘ so sicher. Boni is‘ ja nich‘ so verkommen wie du. Er würde nie seine Kumpels im Stich lassen. Er is’n ehrenhafter Dämon.
JUDAS: Ehrenhafter Dämon? So’n Quatsch. Sowas gibt’s doch gar nicht.
BAPHOMET: Oh, doch. Der is‘ manchmal so liebenswürdig und hilfsbereit, daß es schon beihnahe wieder zum kotzen is‘.
VERTIGO: Und eben deshalb wird er kommen.
BAPHOMET: Er is‘ aber auch nich‘ dämlich oder lebensmüde. Was soll Bönchen denn machen wenn er hier is‘? Um unser jämmerliches Leben betteln? Das kann ich alleine auch.
JUDAS: Entschuldigt wenn ich euch unterbreche, aber von wem redet ihr da eigentlich?
VERTIGO: Bonifatius Kleinmeier. Besser bekannt als Mehphisto.
JUDAS: Mephisto? Der Mephisto?
BAPHOMET (grinsend): Hört, hört! Boni ist in aller Munde, hä,hä.
VERTIGO: Sach‘ bloß. Wohl auch schon von ihm gehört?
JUDAS: Wer nicht? Seinetwegen wurden die halben Streitkräfte mobilgemacht. Petrus schreit nach seinem Kopf! Er will Blut sehen. Er hat eine eigene Taskforce zusammenstellen lassen. Die „M-for“.
BAPHOMET: Waas? Nur wegen dieser lächerlichen Geschichte damals?
JUDAS: Lächerlich? Ich glaub‘ ihr schnallt garnicht was ihr da angerichtet habt, oder?
VERTIGO: Warum? Wir ham‘ uns eine einzige kleine Seele gekrallt. Zugegebenermaßen etwas unrechtmäßig. Na und?
JUDAS: Erstens war es nich‘ eine Seele sondern genau 387. Und zweitens geht‘s Petrus da ums Prinzip. Dämonen haben auf Erden einfach nix verloren!
BAPHOMET: 387 Seelen! Du machst Scherze.
JUDAS: 197 Menschen kamen bei dem Flugzeugabsturz ums leben, den Vertigo verursacht hat. 171 starben auf diesem Black-Metal-Konzert dank eurem durchgedrehten Todesengel. Wie hieß er noch gleich ... Blinki?
VERTIGO: Belial.
JUDAS: Genau! Außerdem hat er noch so’n Zuhälter und ‘ne Nutte auf dem Gewissen. Ach ja und diesen Pfarrer!
BAPHOMET: Hi,hi,hi. Affengeil!
JUDAS: Zwölf weitere Seelen wurden gefressen beim Versuch, den Pfaffen zum schweigen zu bringen. Das geht auf dein Konto, mein lieber Vertigo. Und Azrael, auf den ist Petrus übrigens besonders sauer, hat einen seiner besten Exorzisten gekillt.
VERTIGO: War nich‘ schade drum.
JUDAS: Aber die allerübelsten Schandtaten hat dieser Mephisto zu verantworten.
VERTIGO: Was der ??
JUDAS: Zunächst hat er durch eine fiese Manipulation der Realität eine alte, arme Dame, bei rot über die Straße laufen lassen. War ‘ne wüste Sache. Ihre Därme hatten sich um das Getriebe gewickelt. Es hat Tage gedauert bis sie alles von ihr gefunden haben. Außerdem hat sich der Fahrer des Wagens eine Woche nach diesem traumatischen Erlebnis erhängt!
BAPHOMET (gröhlend): Wahhahahaha! Scheiße ich brech' ab! Hahahahaar!! Zu blöd, daß ich keine Schenkel mehr hab‘ auf die ich mir klopfen könnte!
JUDAS: Dann hat er die Seele eines jungen und vielversprechenden Mannes direkt zur Hölle fahren lassen!
VERTIGO (verblüfft): Wen meint der?
BAPHOMET: Doch nicht etwa unseren guten, alten Rasierklinge? Hahahaha!
JUDAS: Nicht zu vergessen, die beiden Unglücklichen, die Ihre Seele an ihn verkauft haben. Und zu guter letzt natürlich die Seele von Ralf Siegl! Ach ja und dann war da noch dieser Polizeibeamte, der den Rest seines Lebens als irrer, sabbernder Lappen in einer geschlossenen Anstalt verbringen wird.
BAPHOMET: Was? Der hat überlebt? Zähes Kerlchen. Hätt‘ ich im garnicht zugetraut, so übel wie ihn Boni zugerichtet hat.
VERTIGO: Kaum zu glauben! Reden wir über den selben Mephisto den ich kenne?
JUDAS: Na ja. Keiner von uns da oben hat Mephisto je gesehen. Aber wenn man den Ausführungen von Petrus glauben schenken will, dann ist euer Boni ein 12-Köpfiger gift -und gallespeiender Seelenfresser, mindestens so groß wie ein Haus und das übelste Ungetüm, daß die Hölle je hervorgebracht hat.
BAPHOMET (bricht ab): Wahahahaha! Boni das Ungetüm? Wahahaha! Hör‘ auf, ich lach‘ mich tot. Hihihi!
JUDAS (trocken): Aufgrund deiner Reaktion, gehe ich davon aus, daß diese Informationen nicht ganz der Realität entsprechen.
VERTIGO: Realität? Ha, ha. Du könntest ihm eins seiner Eier abreißen und er würde dich fragen ob du das andere auch noch willst. Hi,hi.
JUDAS: Wenn er so ein Schlappschwanz ist warum erwartet ihr ihn dann so sehnsüchtig?
BAPHOMET (böse geiffernd): Hey! Boni ist kein Schlappschwanz! Nur manchmal ein bißchen zu nett für eine Höllenkreatur.
VERTIGO: Außerdem würde er uns niemals wegen dreißig lächerlichen Seelen verraten, wie das gewisse Anwesende dauernd praktizieren!
JUDAS: Seit doch froh darüber! Schließlich hab‘ ich euren Arsch vor Damokles gerettet. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
VERTIGO: Was soll das heißen?
JUDAS: Tut nich‘ so doof. Ihr wißt doch auf was die alten Griechen scharf waren, oder?
VERTIGO (entsetzt): Du meinst ... er steckt... er steckt sein Ding in unsere...!?
JUDAS: Korrekt!
VERTIGO: Scheiße!
BAPHOMET (grinsend): Kannst du dich noch erinnern als du zu mir sagtest ich würde dir noch dafür dankbar sein, daß du meinen Körper zerstört hast?
VERTIGO: Ja!
BAPHOMET: Danke, nochmal.
VERTIGO: Arschloch. Hach was soll’s. Er treibt’s doch wohl nich‘ mit Höllenhunden?
JUDAS UND BAPHOMET (im Chor): Am liebsten!!
VERTIGO: Vielen Dank, ihr Wichsköppe...

Drohend hallt Astarods mächtige Stimme durch die finsteren Hallen der Satanszitadelle.
ASTAROD: Wo is‘ dieser Gottverdammte Azrael!!
ICH (gequält): Was fällt dir ein mir dermaßen ins Ohr zu plärren?
ASTAROD: Halt den Rand du jämmerliche Napfsülze!
ICH: Dann laß wenigstens meinen Kopf los! Ich kann auch ohne deine Hilfe fliegen!
Mit wahnwitziger Geschwindigkeit jagen wir durch die Gänge und Säle der schwarzen Festung. Kurz nachdem er die schlechten Neuigkeiten erfahren hatte ist der alte Astarod total ausgetickt. Ehe ich mich versah hatte er mich auch schon am Kragen gepackt und ist mit mir wie ein Kugelblitz davongezischt. Das alte Ekelpaket hält mich mit eisernem Griff und die Wände der Festung rasen so unglaublich schnell an uns vorbei, ich glaub mir wird übel.
ICH: Laß mich endlich los! Oder ich kotz‘ dir die Hucke voll.
ASTAROD: O.k.
Das war ein Fehler.
Ohne Vorwarnung läßt mich der schlechtgelaunte Erzteufel fallen. Währen er eine scharfe Rechtskurve einschlägt, jage ich mit hilflos rudernden Flügelchen und Ärmchen geradeaus weiter. Wie eine Kanonenkugel donnere ich in die nächstgelegene Wand.
ICH: Scheißeeee...KAWUMS.
Ich erwache als Astarod gerade damit beschäftigt ist mich an den Ohren aus dem riesen Felshaufen zu ziehen, der mich verschüttet hat.
ASTAROD: Dich kann man keine Sekunde allein lassen, oder?
ICH: Hmpf...
ASTAROD: Hab‘ ich dir schon gesagt, daß du dämlich aussiehst, Boni?
ICH (aufbrausend): Was sollte der Scheiß jetzt wieder! Wolltest du mich umbringen ?
Astarod setzt seine berühmte Unschuldsmine auf, die ihm nicht mal ein blinder Grottenwurm abgekauft hätte und schüttelt in einer abwehrenden Geste den Kopf.
ASTAROD: Aber du wolltest doch alleine fliegen. Von sanft absetzen war nie die Rede gewesen (grins).
ICH: Wichser... Ach ja und übrigens, du kannst meine Ohren jetzt wieder loslassen.
ASTAROD: Ups, ‘tschuldigung.
Noch etwas belämmert guck ich mich um. In diesem Teil der Festung war ich noch nie. Wahrscheinlich hätte ich das garnicht gemerkt. Hier sieht’s eigentlich genau so langweilig aus wie überall in Satans Heimstatt. Schwarzes Obsidiangestein, Lavabrunnen, Schädelhaufen, Leichen – geschmacklos halt. Aber etwas ist doch anders. In der Mitte des Raumes thront ein mannshoher, ovaler Spiegel. Seine Oberfläche ist dunkel und fast blind. Umschlossen wird er von einem aus Stein gemeiselten Rahmen der mich stark an einen überdimensionalen Hintern erinnert, wobei die Fläche des Spiegels wohl das Arschloch darstellen soll. Sehr apart – gelinde gesagt.
ICH: Wo sind wir hier?
ASTAROD (geheimnisvoll): In der geheimen Überwachungszentrale.
ICH: Nie gehört.
ASTAROD: Natürlich nicht, Doofbatz. Sonst wär’s ja nicht geheim.
ICH: Hm, schon klar...
ASTAROD (sichtlich angefressen): Was heißt hier „Hm“? Ein bißchen mehr Begeisterung wenn ich bitten darf. Du stehst hier vor einer der größten Schöpfungen in der Höllengeschichte!
ICH (trocken): Eine Statue von Satans Arsch? Großartige Schöpfung.
ASTAROD (jetzt schon recht sauer): Ein bißchen mehr Ehrfurcht wenn ich bitten darf. Du befindest dich im Allerheiligsten! Dem großartigen Sanctus Rektum !
ICH: Heiliger Arsch. Passend.
ASTAROD (wütend): Du kleiner, nichtswissender Blödian. Du hast ja keine Ahnung!
ICH (amüsiert): Wie denn auch? Wenn er doch sooo geheim ist, dieser ...Arsch.
ASTAROD (drohend): Machst du dich über mich lustig? Mich? Einen Erzteufel! Ich warne dich Boni!
ICH (grinsend): Ich würde dich doch nie verarschen. Mir geht jetzt schon der Arsch auf Grundeis.
ASTAROD (brüllend). Blasphemie! Wenn ich noch einmal das Wort „Arsch“ aus deinem Mund höre dann...
ICH: ...was dann? Reißt du mir dann den Arsch auf? Hi, hi, hi!
An Astarods Hirn scheinen sich unzählige, blaue Adern zu bilden, jede einzelne so dick wie ein Arm. Er läuft rot an und Dampf steigt aus seinen Ohren. Jetzt kocht er! Hi, hi. Aber ich glaub, ich übertreib’s besser nicht.
ICH (spitz): Is‘ ja gut. Beruhige dich. Ich wollte nur mal deine Reizgrenze austesten. Oder wie war das vorhin?
ASTAROD (grunzend): Leck mich doch.
ICH: Am Arsch?
Einen Moment lang scheint es so, als wolle er mir den Kopf abbeißen. Aber dann überlegt er es sich wohl anders. Mit einer wegwerfenden Handbewegung dreht sich der hühnenhafte Erzteufel um und wendet sich dem häßlichen Satansarschspiegel zu.
ASTAROD (grübelnd): Wenn ich nur wüßte wo dieser verdammte Azrael steckt.
ICH: Was willst‘n von Azzi?
ASTAROD (mich ignorierend): Na gut. Dann muß ich es halt selber machen. Selbst ist der Satan.
Beschwörend faltet er seine gewaltigen Pranken und aus heiterem Himmel (äh...heiterer Höhlendecke) beginnt er plötzlich einen schaurigen Gesang zu intonieren.
ASTAROD: Hnnnng. Haaarg. Hmmmmng!
ICH: Hast du Blähungen?
ASTAROD (übellaunig): Hör zu. Wenn du deine dämlichen Kumpels jemals wiedersehen willst, dann halt jetzt endlich die Klappe, o.k.?
ICH: Ja, ja.
Fast eine halbe Ewigkeit beobachte ich das merkwürdige Treiben des Erzteufels, der angestrengt mit den Armen rudert und abartige Geräusche von sich gibt. Ein bißchen sieht es so aus als wolle er kacken und kann aber nicht. Irgendwann scheint sich dann auch tatsächlich etwas zu tun. Kleine blaue Fünkchen erscheinen und beginnen auf der Spiegeloberfläche zu tanzen. Die ganze Halle wird von einem unheilvollen Licht erfüllt. Astarods schrecklicher Gesang wird lauter und nimmt eine neue schrille Tonlage an. Kommt’s ihm jetzt? Es ist auch merklich kühler geworden. Genaugenommen scheint es zu frieren. In meinem Nacken bilden sich langsam Eiskristalle. Ein eisiger Windhauch streift mich von hinten und erschrocken drehe ich mich um.
Ich blicke in die seelenlosen, kalten Augen eines zwei Meter großen schwarzen Ungetüms mit gigantischen Engelsschwingen. Es ist in eine dunkle Robe gehüllt und an der Stelle an der sich das Gesicht hätte befinden müssen ist nur eine wabbernde schwarze Masse zu erkennen. Einzig und allein seine Augen starren mich an und die grausige Kälte die von ihm ausgeht läßt meine nichtvorhandenen Augenbrauen vereisen.
Kein sterblicher hätte diesen Anblick überlebt. Ich hingegen freu‘ mich wie ein Schnitzel.
ICH (lachend): Hey Azzi! Alter Schwede! Was geht’n!!
Astarod fährt mit einem Urschrei auf und prallt zurück. Sofort verschwinden die kleinen Funken und die Halle wird wieder dunkel.
ASTAROD: Uahh! Scheiße! Verdammt noch mal! Was fällt dir Dämlack ein hier so herumzubrüllen? Ich hab mich zu Tode erschreckt. Und jetzt kann ich auch noch von vorne Anfangen! Weist du Arschgesicht eigentlich was das jedesmal für eine Mühe macht!?!
Azraels Augen starren mich fragend an.
ICH: Ach weißt du, er versucht anscheinend diesen Heiligen Arsch in Gang zu bringen.
Azrael zuckt gleichmütig mit den Schultern, schnippt einmal lässig mit dem Finger und aus dem Sanctus Rektum schießen ellenlange Feuerzungen hervor. Die Halle wird erleuchtet und die Spiegeloberfläche erwacht zum Leben.
ICH: Hey, cool! Jetzt funktioniert’s!

Schade, daß Ihr das nicht miterleben könnt. Es ist mir nämlich leider nicht möglich Astarods Gesichtsausdruck in Worte zu fassen. Ich glaub für ihn ist soeben eine Welt zusammengebrochen. Unglauben und blanker Haß spiegeln sich auf seinem verdatterten Antlitz wieder.
ASTAROD (peinlich berührt): Äh...ja... das is‘ wohl der Vorführeffekt. Ähem.
ICH (grinsend): Sicher.
ATSAROD: Wie auch immer. Auf jeden fall finden wir Vertigo und die Bowlingkugel mit diesem Ding.
ICH: Und wie?
ASTAROD: Mit dem Spiegel bin ich in der Lage alle Orte in dieser und jeder anderen Dimension zu finden. Ich geb‘ nur das zu findende Objekt an und schon bin ich mittendrin, statt nur dabei, Hä,hä!
ICH: Aha. Und die Eingabe erfolgt durch deine Gedankenströme. Richtig?
ASTAROD (erstaunt): Das stimmt! Wie bist du darauf gekommen?
ICH (grinsend): Weil ich im Spiegel gerade drei nackte, blutjunge Englein sehe, die „Hasch mich“ mit einem Pitbull spielen. Sowas Krankes kann nur aus deinem Hirn kommen.
ASTAROD: Wouh!
Schnell verschwindet das Bild wieder.
ASTAROD: Aber... äh... das is‘ nur der Bildschirmschoner.
ICH: Bildschirm...was?
ASTAROD: Das kapierst du sowieso nich‘. Und jetzt halt’s Maul.
Dann wendet sich der Erzteufel wieder dem Spiegel zu und würdigt mich keines weiteren Blickes. Ich tausche einen fragenden Blick mit Azrael. Der zuckt wie immer gleichmütig mit den Schultern und zeigt Astarod einen Vogel.
ICH: Wie recht du hast, Azzi.
Ein neues Bild entsteht auf dem Spiegel. Inmitten von düsteren Nebelschwaden kann ich ganz deutlich die Umrisse mehrerer Gestalten erkennen. Das müssen sie sein. Vertigos Riesenschnautze erkenne ich auf 100 Meilen.
ICH: Aber das is‘ doch nicht die neutrale Zone, oder?
ASTAROD: Wohl nicht. Is‘ mir auch scheißegal. Die soll’n mir mal nach Hause kommen, dann setzt es aber was!
Gespannt starre ich weiter auf die Spiegeloberfläche. Ein kleiner hüpfender Gegenstand liegt neben Vertigo auf dem Boden. Ist das vielleicht...? Tatsächlich! Das Bild wird jetzt klarer. Es ist Baphys Kopf! Aber wo is‘ sein Körper? Das ist ja mal wieder typisch für ihn. Auf nix kann der aufpassen! Aber da ist noch jemand. Träum , ich? Ein...Engel?
ASTAROD (plötzlich losbrüllend): Waaaas? Was fällt diesen elenden Bastarden ein sich mit dreckigem Engelszeugs rumzutreiben? Das is‘ ja ungeheuerlich!
ICH: Beruhige dich! Das hat sicher einen guten Grund.
ASTAROD (immer noch brüllend): Einen Grund? Einen Grund? Natürlich hat das einen Grund – Verrat!!! Diese Vaterlandsverbrecher werd‘ ich mir kaufen. Ich werd‘ sie...
Urplötzlich zerschneidet ein klirrendes Geräusch die Luft und sogar Astarods Gebrüll geht darin unter. Azrael steht mit funkelnden Augen hinter uns und hat sein mannsgroßes schwarzes Schwert gezogen. Wow, das nenn‘ ich Showeffekt. Mit der freien Hand deutet er auf eine Stelle hinter Vertigo und Baphomet. Und tatsächlich, kaum sichtbar schält sich ein hühnenhafter dunkler Umriß aus dem dichten Nebel.
ICH: Wer ist das?
ASTAROD (ungläubig): Oh nein, das auch noch!
Azrael schwebt langsam nach vorne um sich direkt vor dem magischen Spiegel in Position zu bringen. Sein Schwert zum Schlag erhoben und fauchende, unheimliche Laute von sich gebend. Wie macht er das? Er hat doch gar keinen Mund? Jetzt wird das Bild deutlicher. Ein Glatzköpfiger Riese mit nacktem Oberkörper und mächtigen, ledernen Dämonenschwingen tritt aus dem Nebel.
ASTAROD: Damokles!
AZRAEL: (fauch, zisch)
ICH: Wer?
ASTAROD (entsetzt): Wir müssen unsere Jungs da raus holen! Sonst bohrt er ihnen ein zweites Arschloch!! Scheiße verdammt!
ICH: Was?
ASTAROD: Das ist Damokles! Er ist ein ...
AZRAEL: (fauch, zisch)
ASTAROD: ...Dämon aus dem Hades. Keine Ahnung was der hier tut, aber mit Damokles ...
AZRAEL: (fauch, zisch)
ASTAROD: Verdammte Kacke, Azrael! Kannst du mal mit deinem dämlichen Gefauche aufhören!
Hm... Das bringt mich auf eine Idee.
ICH: Damokles, Damokles, Damokles!
AZRAEL: (fauch,zisch, fauch zisch, fauch, zisch)
ICH: Hahahaha!
Mit einem Wutschrei fährt Astarod herum und rammt mir aus der Bewegung heraus seine riesige Faust in den Körper. Mit einem scheußlichen Krachen kommt sie aus meinem Rücken wieder heraus. Aua! Ich hatte fast schon vergessen wie weh das tut. In der Vorhölle machen sie sowas andauernd mit einem. Gurgelnd sacke ich in mich zusammen.
ASTAROD: So! Und jetzt is‘ Ruh‘. Schluß mit den Blödeleien.
ICH (keuchend): Aber sonst findest du sowas auch komisch ...
ASTAROD: Das ist aber nicht „sonst“. Siehst du das Schwert das Damokles trägt?
AZRAEL: (fauch, zisch)
ICH: Hat Azzi eine Allergie?
ASTAROD (ernst): Oh ja. Und die wirst du auch bald bekommen. Das Schwert, das Dam ... äh, dieser Kerl dort trägt ist dem von Azrael ganz ähnlich. Es ist ein Seelenfresser. Wer damit berührt wird, wandert unwiederbringlich in die ewige Verdammnis. Verstehst du? UNWIEDERBRINGLICH! Oder glaubst du Vertigo hätte CODE 3 zum Spaß ausgelöst?
Scheiße. Plötzlich find‘ ich die Sache überhaupt nicht mehr komisch.
ASTAROD (im gewohnten Befehlston): Azrael! Such‘ Lilith! Sie soll ihren hübschen Arsch hier runter schwingen. Aber zackig!
ICH: Was hast du vor?
ASTAROD (mit wölfischem Grinsen): Das wirst du gleich sehen...
 
Auf der anderen Seite des Spiegels...
BAPHOMET: Ich hab‘ jetzt keine Lust mehr hier auf mein Ende zu warten. Laßt uns von hier verschwinden.
VERTIGO (sauer): Und wohin? Wir sitzen hier fest du Armleuchter schon vergessen?
BAPHOMET: Das wissen wir gar nicht! Wir haben uns seit unserer Ankunft keinen Zentimeter von der Stelle gerührt, du Halbaffe!
Vertigo gibt dem quengelnden Totenschädel eine Kopfnuß (was auch sonst). Baphy rollt schreiend von dannen.
BAPHOMET: Auaaa!
VERTIGO: Wen nennst du hier Halbaffe, du Hohlkopf?!
BAPHOMET: Halbaffe, Halbaffe, Halbaffe...
VERTIGO: Bin ich nicht!
BAPHOMET: Bist du doch!
VERTIGO: Ich reiß dir gleich den Kiefer ab, ich schwör’s du lästige Scheißhausfliege!
Mit diesen Worten packt der Höllenhund Baphys Kopf und hämmert ihn mehrmals gegen den Boden.
BAPHOMET: Ah, ahhhh... Arschloch.
JUDAS (kopfschüttelnd): Geht’s bei Euch eigentlich immer so zu?
VERTIGO: Was hast du denn? Das sind doch nur freundschaftliche Neckereien.
JUDAS: Herr im Himmel! Wenn das „freundschaftliche Neckereien“ sind, dann möcht‘ ich gar nicht erst wissen wie ihr mit euren Feinden umspringt.
BAPHOMET (irre kichernd): Soll ich’s dir zeigen, ja? Soll ich? Hä,hä,hä.
DAMOKLES (näselnd): Entschuldigt bitte... hatschie... ich stör‘ ja nur ungern... schnief... aber könnt‘ ich ma‘ kurz um eure geschätzte Aufmerksamkeit bitten ...hust, hust.
Über unseren drei Freunden taucht eine riesige Schattengestalt aus dem Nebel auf. Eine gewaltige Sense in der Hand und die Dämonenschwingen zu voller Größe aufgerichtet. Beim Anblick des Ungetüms bricht erst mal heillose Panik aus. Wild schreiend und gestikulierend purzeln Vertigo, Baphy und Judas durcheinander ohne allerdings wirklich vom Fleck zu kommen.
BAPHOMET: AHHHH!
JUDAS: AHHHH!
VERTIGO: AHHHH!
Sichtlich gelangweilt steht Damokles auf seiner Sense gestützt daneben und betrachtet das absurde Schauspiel. Ab und zu fährt er sich mit der Hand unter die Nase und schnippt sich den Rotz von der Oberlippe. Nach einiger Zeit räuspert er sich theatralisch.
DAMOKLES (keuchend): Ähem... Würdet ihr mir mal freundlicherweise... ha...ha...ha-tschie! Oh, beim Hades, dieser verdammte Schnupfen...schnief. Hätte ich gewußt wie kalt es im Paradies ist, hätte ich diesen Auftrag nie im Leben angenommen.
Langsam kommt wieder etwas Ruhe in unsere drei furchtsamen „Helden“. Und anstelle der Panik tritt Neugier.
BAPHOMET: Paradies? Du...du meinst wir sind hier im Paradies?
DAMOKLES (schniefend): Was? Nein. Aber nicht weit davon entfernt... hust,hust. Mit einem schnellen Sprungschiff höchstens zwei bis drei klicks.
JUDAS: Hä?
DAMOKLES: Vergeßt es. Haaatschieee!!!
VERTIGO: Gesundheit.
DAMOKLES: Vielen Dank! Gut, dann laßt uns mal zum geschäftlichen Teil kommen...schnief.
Mit diesen Worten zieht er ein zwei Meter langes schwarzes Schwert aus der Scheide. Ein grausiges klirren zerreißt die Stille und Blitze zucken aus der Klinge.
BAPHOMET (stotternd): Da-da-das Damoklesschwert! Der S-s-s-seelenfresser!!
DAMOKLES: Was? Nein. Ich nenne es Seelenvertilger. Hört sich gepflegter an. Findet ihr nich‘ auch? Also wer will zuerst?
Allgemeine Panik!
BAPHOMET: AHHHH!
VERTIGO: AHHHH!
JUDAS: AHHHH!
DAMOKLES (sichtlich entäuscht): Ach, kommt schon Jungs! Ich dachte ihr seid Profis...schnief. Ihr dürft das nich‘ persönlich nehmen.
BAPHOMET (kreischend): Persönlich? Persönlich? Du willst mich in die ewige Verdammnis befördern und ich soll’s nich‘ persönlich nehmen? Du Arschloch!!
DAMOKLES: Wir müssen doch nicht gleich ausfallend werden, oder? Macht es mir doch nicht so schwer. Ich hab‘ heut noch zwei andere Hinrichtungen, hust, hust und ich muß zur Apotheke. Ich brauch dringend was für die Nebenhöhlen. Die bringen mich noch um. Hatschie!
BAPHOMET(verzweifelt): Sag‘ mir was Petrus dir bezahlt! Sag es! Was auch immer! Unser Boß zahlt das doppelte!!
DAMOKLES (schniefend): Oh, je. Jetzt kommt der „Ich-bettle-um-mein-Leben-Teil“. Ich hatte gehofft den könnten wir uns sparen. Hört zu, mir wäre es auch lieber wenn wir Freunde wären aber Job ist Job.
VERTIGO (hoffnungsvoll): Du könntest dir wirklich vorstellen unser Freund zu werden?
DAMOKLES: Nein. Du?
Unvermittelt holt Damokles aus und mit einem einzigen Schlag seiner Sense säbelt er Vertigo in zwei gleiche Hälften. Einen ganzen Schwall von Eingeweiden und Blut hinter sich herziehend segelt Vertigos Oberkörper durch die Luft, während seine Beine leblos in sich zusammenfallen. Wie ein nasser Sack klatscht der Höllenhund auf dem Boden auf, wo er noch einige Meter auf seinen Innereien dahinschlittert.
VERTIGO (brüllend): AHHHH! Heilige Scheiße!
BAPHOMET: Boahh! Was für eine Schweinerei!
JUDAS: Grundgütiger!
DAMOKLES : Har har har! Ich liebe diesen Job!!! Der Nächste bitte.
JUDAS: Lauft!!
VERTIGO: Wie denn ohne Beine!?!
BAPHOMET: Halt wartet auf mich!
Judas grapscht sich Baphy’s Schädel und klemmt sich Vertigos zappelnden Oberkörper unter den Arm. Keuchend spurtet er los.
Fassungslos glotzen die drei Flüchtenden auf Vertigos Beine, als diese im Eiltempo an ihnen vorbei galoppieren.
VERTIGO: Hey, kommt zurück ihr Verräter. Laßt mich nicht im Stich!!
JUDAS (keuchend): Die sind ganz schön schnell.
BAPHOMET: Is‘ ja klar! Die müssen Vertigos fette Wampe nicht mehr tragen.
VERTIGO: Halt’s Maul! Sonst benutz ich dich als Analkugel!
BAPHOMET: So siehst du aus! Hi, hi, hi. Aber leider macht sich dein Arsch gerade aus dem Staub. Sieh mal wie flink der ohne dich ist. Hä, hä.
JUDAS (verzweifelt ): Wie könnt‘ ihr in so einem Augenblick Witze reißen!?! Wie werden alle sterben!
BAPHOMET: Na und! Ich bin eine Höllenkreatur. Ich lache dem Tod ins Gesicht. Ha, ha. Ich werde nicht heulend untergehen!
DAMOKLES (ist ihnen dicht auf den Fersen): Na das höre ich aber gern. Dann bist du gleich der Nächste!
BAPHOMET (heulend): Nein, bitte, bitte nicht!
VERTIGO (kreischend): Kannst du nich‘ schneller laufen.
JUDAS: Geht nicht!
VERTIGO: Wozu hast Flügel du Hohlkopf. Benutz sie gefälligst!
JUDAS (kreischend): Die sind doch nur Attrappe. Ich bin nur Engelsanwärter! Ich kann nich‘ fliegen.
BAPHOMET (entsetzt): Waaas! Ahhh! Wir werden alle sterben!
JUDAS: Das sag‘ ich doch!!
DAMOKLES: Gleich hab‘ ich euch! Hatschie!
JUDAS: Gesundheit!
DAMOKLES: Dankeschön.
VERTIGO: Was fällt dir ein diesem Monster auch noch Gesundheit zu wünschen!
JUDAS: Bin christlich erzogen.
DAMOKLES: Jetzt seid ihr dran, ha,ha!
Kreischend pfeifen abwechselnd das Damoklesschwert und die Sense dicht über den Köpfen der Flüchtenden hinweg. Obwohl er die beiden lädierten Dämonen im Schlepptau hat, schafft es Judas jedes mal mit knapper Not auszuweichen. Doch die gefährlichen Waffen kommen immer näher und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis eine von ihnen trifft. Doch plötzlich hält Damokles inne.
DAMOKLES: Oh, scheiße. Hey! Wartet mal ‘nen Moment, bitte.
Verdutzt bleibt Judas stehen und blickt sich um.
JUDAS: Was is‘?
DAMOKLES (triumphierend): Daaaa!!!
Mit unglaublicher Wucht rammt Damokles seinen Seelenfresser in Judas Brust. Ein gewaltiger Donnerschlag läßt die Erde erbeben. Blitze zucken aus der Klinge und hüllen den armen Judas in blaues Feuer. In Sekundenschnelle verglüht sein Körper und löst sich in Nichts auf. Ächzend stürzen Baphomets Schädel und Vertigos Oberkörper auf dem Boden. Dort wo Judas noch vor Augenblicken gestanden hatte, befindet sich jetzt nur noch ein schwarzer Brandfleck und sein verkohlter Stahlhelm.
DAMOKLES (biegt sich vor lachen): Wahrharharhar. Sie fallen doch immer wieder drauf rein. Har, har, har, har!
BAPHOMET (heulend): Du...dududu du Ungeheuer! Du hast ihn echt ausgelöscht. Du hast seine Seele vernichtet!
DAMOKLES (kann sich kaum noch beruhigen): Hi, hi,hi. Habt ihr gesehen wie doof der geguckt hat bevor er verdampft is‘? Ha, ha Ha-tschie!! Verdammter Schnupfen!
VERTIGO: Du elender Bastard! Ich werde dir...
DAMOKLES: Was? Mir in den Zeh beißen? Ha, ha, ha!
BAPHOMET: Oh, nein wir werden alle sterben!
DAMOKLES: Genau! So aber jetzt Spaß bei Seite. Ich glaub den dämlichen Totenkopf heb‘ ich mir bis zuletzt auf. Der jammert so schön.
BAPHOMET: Du krankes Schwein!
DAMOKLES: Na, na. Warum so böse? Was dagegen, daß ich Spaß an meiner Arbeit hab‘?
Verzweifelt versucht Vertigo davon zu kriechen, während Baphy versucht mit krotesken Hüpfbewegungen vorwärts zu kommen.
VERTIGO (zerknirscht): Welch jämmerliches Ende...
DAMOKLES: So, jetzt geb‘ ich dir den Rest, mein Bester...
Mit diesen Worten hebt er sein tödliches Schwert und... verschwindet gröhlend in einem Inferno aus explodierenden Feuerbällen.
DAMOKLES: Scheißeeee...!
Der glatzköpfige Dämon wird von den Füßen gerissen und meterweit durch die Luft geschleudert.
ASTAROD (jubelnd): Ja!! Ha, ha! So is‘ es gut Boni. Baller ihm die Hacken weg. Laß deinem Zorn freien Lauf!!
Meinem Zorn freien lauf lassen? Meinem Zorn? Astarod soll froh sein, daß ich‘s mir nicht frei in die Hose laufen lasse. (Wenn ich eine anhätte). Ich hab‘ Schiß ohne Ende. Immerhin ist dies mein erster offizieller Kampfeinsatz als Todesengel. Astarod, Azrael und ich stehen auf einer kleinen Anhöhe und verballern Feuerbälle und Eisblitze was das Zeug hält. Stück um Stück wird Damokles zurückgedrängt.
Astarod hatte nicht zuviel versprochen. Der Sanctus Rectum hat mehr drauf als ich dachte. Er ist nämlich nicht nur eine Beobachtungsplattform sondern fungiert auch gleichzeitig noch als Teleporter. Cool nicht!
BAPHOMET (gröhlend): Hurra! Mephisto! Ich wußte du kommst!
VERTIGO: So, jetzt kriegt dieser überhebliche Großkotz gewaltig eine aufs Maul, har, har, har!
ASTAROD (brüllend): Seht zu daß ihr eure fauligen Kadaver hier rüber schafft. Bewegung, Bewegung!
Mir bietet sich ein Bild des Schreckens. Was ist denn mit Vertigo passiert? Der sieht ja fürchterlich aus. Langsam kommen er und Baphomet auf uns zu gekrochen bzw. gehüpft. Und hinter ihnen... Damokles. Er sieht mitgenommen aus. Aber auch ziemlich sauer!
ASTAROD (zähnefletschend): Das gibt’s ja wohl nich‘. Sag ma‘, wie kann dieser Scheißer eigentlich noch leben! Na gut. Geben wir ihm eine volle Breitseite!!
ICH (stöhnend): Ich kann nich‘ mehr. Mir glühen schon die Fingernägel!
ASTAROD (brüllend): Jammern kannst du später! Feuer frei!
Und wieder schleudern wir eine Salve aus Feuer und Eis gegen den zähen, schwer bewaffneten Riesen. Obwohl ich das Gefühl hab‘, meine Hände würden gleich abfallen und jeder Tropfen Lebensenergie aus mir rausgesaugt wird, gelingt es mir dennoch einen Feuerball von beachtlicher Größe zu erschaffen. Zu blöd daß ich keine Kraft mehr zum abfeuern hab. Mit einem gewaltigen Tosen explodiert das Teil und reißt die Anhöhe, samt uns in tausend Fetzen. Für mich ist der Ofen erst mal aus. Mir wird schwarz vor Augen und ich spüre meinen Körper nicht mehr. Uh Kacke, ich glaub ich bin gerade nochmal gestorben.
ASTAROD (brüllend): Booooniiii! Du verblödetes Arschloch!!
Oh nein. Doch nicht.
ASTAROD (lauter brüllend): Dafür laß ich dich 100 Jahre am Kreuz brennen, wenn wir wieder zu Hause sind!
ICH: Wa..wawawas is‘ los?
ASTAROD: Was los ist???? Du hast ... oh, nein, NEIN... was macht den dieser Volltrottel da? Baphomet! Bist du völlig bescheuert!?!
Azrael ist von der Explosion wohl ziemlich unbeeindruckt geblieben. Ohne Unterlaß feuert er einen Eisblitz nach dem anderen auf Damokles ab um Vertigos und Baphys Flucht zu decken. Aber was macht der irre Baphy da? Er hüpft in die falsche Richtung! Auf Damokles zu! Flink rollt er zwischen den Beinen des verdutzen Damokles hindurch, springt in die Höhe und beißt das Ungeheuer in den Allerwertesten.
DAMOKLES (gequält): AUAAA!
BAPHOMET: Ha, ha!! Wer ist jetzt die Heulsuße du zu groß geratener Bimsstein.
ICH: Der is‘ verrückt. Kein Zweifel der ist verrückt!
In diesem Moment erreicht uns der zu Tode erschöpfte Vertigo.
VERTIGO (keuchend): Das hab‘ ich ... hechel, hechel... doch schon immer gesagt... keuch, keuch...aber du hörst ja nie auf mich...Scheiße, bin ich fertig.
ASTAROD (plärrend): Na los! Was steht ihr so dumm rum? Helft der dämlichen Bowlingkugel gefälligst! Zum Angriff! Alle mir nach!
Mit einem gefährlichen “Tschak“ läßt Astarod ellenlange Klingen aus seinen Fingern Wachsen und rennt los.
ASTAROD: Die wollt‘ ich schon lange mal wieder ausprobieren! Auf in den Nahkampf!
ICH: Aber hast du nicht gesagt das hier wäre eine...
ASTAROD: Taktikänderung. Beweg deinen Arsch! Los!
ICH: Wenn’s denn sein muß.
Die Vorstellung mit diesem Riesen auf Tuchfühlung zu gehen behagt mir irgendwie überhaupt nicht. Azrael hingegen scheint auf einen Kampf zu brennen. Er zieht sein gewaltiges Schwert, öffnet seine Schwingen und stößt sich vom Boden ab. Gemeinsam stürmen wir an Vertigo vorbei in Richtung Damokles.
VERTIGO (stöhnend): Oh nein. Nich‘ den ganzen Weg nochmal zurück...
Hechelnd dreht der halbe Höllenhund sich um und beginnt ungelenk loszukrabbeln.
Inzwischen hat sich Damokles wieder etwas gefaßt und versucht den hin und her hüpfenden Baphy mit der Sense zu erwischen.
BAPHOMET: Hä, hä. Fang mich doch! Fang mich d...
DAMOKLES (grinsend): Hab‘ dich schon!
BAPHOMET: Wa...?
Tonk!
BAPHOMET: Aua!
Mit voller Kraft zieht Damokles Baphy die Sense über die Rübe. Glücklicherweise erwischt er ihn aber nur mit der stumpfen Seite. Dennoch reicht es um ihn kurzzeitig ins Reich der Träume zu schicken. Besinnungslos bleibt Baphy liegen.
DAMOKLES: Und jetzt sag‘ adios, Kürbiskopf!
ASTAROD: Nein! Du sagst adios, Freundchen.
Gerade als Damokles seinen Seelenfresser zum entscheidenden Schlag erhebt, erreicht ihn Astarod und bügelt ihn brutal über den Haufen. In einem Knäuel aus Gliedmaßen stürzen die beiden zu Boden. In diesem Augenblick erreiche auch ich den Ort des Geschehens. Ich überleg‘ mir wie ich wohl meinen ersten heldenhaften Kampfeinsatz gestalten sollte. Am besten theatralisch. Ich laß‘ mein Flammenschwert hervorschießen und meine tiefste Stimme ertönen.
ICH (gekünstelt): Hinfort du nichtswürdige Kreatur! Erzittere vor der unendlichen Macht der Hölle, Har, har, har!
ASTAROD (keuchend): Boni laß den Blödsinn. Hilf mir lieber!
Azrael schwebt mit erhobenem Schwert und glühenden Augen an mir vorüber. Dabei bedeutet er mir mit einer unmißverständlichen Geste, was er von meinem Auftritt hält. Is‘ ja gut, is‘ ja gut. Ich hör‘ ja schon auf. Ich versuch nur ein bißchen Heldenmut und Epik in die Geschichte zu bekommen. Aber wenn’s Keinen interessiert, dann halt nicht. Wie auch immer.
Der Erzteufel und der Killerdämon liegen am Boden und knüppeln aufeinander ein was das Zeug hält. Azrael steht ratlos daneben. Bei diesem Wirrwarr aus Gliedmaßen ist es unmöglich zu unterscheiden wer nun wer ist. Achselzuckend schiebt er sein Schwert ein und stürzt sich kopfüber ins Gegloppe. Ein wahrhaft höllischer Kampf auf Leben und Tod entbrennt.
ASTAROD (brüllend): Boni! Jetzt steh nich‘ so blöd rum! Auf in den Kampf du Memme sonst...Aua, laß mein Gehänge in Ruhe, du...
DAMOKLES: Dir werd ich‘s zeigen...hatschie...Nimm die Hand aus meiner Nase!!
Tja, ich fürchte jetzt bin ich wohl an der Reihe. Nun denn, ans Werk!
ICH (brüllend): Für den Satan!
Mit einem Hechtsprung werfe ich mich ins Geschehen... und lande übelst auf der Fresse als sich Damokles blitzschnell zur Seite dreht um einem vernichtenden Schlag Astarods auszuweichen. Aber Astarods Schlag trifft trotzdem – nämlich mich. Ein Dampfhammer läßt mich bunte Kreise sehen und ich höre die Glocken läuten. Na wartet. Jetzt bin ich an der Reihe auszuteilen. Blind vor Wut brüllend und wild um mich tretend stürze ich mich auf Damokles. Leider erreiche ich ihn nicht. Mit einem seiner langen Arme hält er mich am Kopf fest und hebt mich dran hoch. Meine Schläge gehen alle ins Leere. Lachend packt mich Damokles an meinen...äh...
Der Vorteil am Geschichtenschreiben ist, daß man tolle Momente hervorheben und peinliche Augenblicke beschönigen oder sogar ganz weglassen kann, und keiner merkt‘s. Dies tue ich hiermit. Ihr sollt kein allzu schlechtes Bild von mir bekommen. Es sei nur soviel gesagt, daß ich bei meinem ersten Kampfeinsatz wohl keine so gute Figur gemacht habe...
Was soll’s. Egal wieviel Prügel ich auch eingesteckt hab. Wir haben gewonnen. Gegen zwei Dämonen wie Astarod und Azrael und einen halben (mich), hat nicht mal Damokles eine Chance. Grün und blau geschlagen liegt der zertretene Killerdämon am Boden.
ASTAROD (grunzend): Ha, ha! Und jetzt gib ihm den Rest Azzi! Nimm Deinen Seelenfresser und zerleg die Sau! Oder nein! Nimm sein Schwert und richtet ihn durch seine eigene Waffe. Har, har! Bin ich heut‘ wieder genial fies! Hä, hä, hä.
ICH: (erschrocken): Hey! Das kannst du nicht machen. Damit vernichtest du ihn! Das ist unmenschlich.
ASTAROD (trocken): Sieh uns an Mephisto. Sind wir Menschen?
ICH: Ich war zumindest mal einer.
ASTAROD (haut sich mit der flachen Hand auf’s Hirn): Ouhh nein. Jetzt geht das wieder los. Ich dachte damit sind wir durch? Mußt du immer im unpassendsten Moment deinen Moralischen kriegen?
ICH: Wir könnten ihn doch mitnehmen und foltern... oder so.
ASTAROD: Nein! So ein Pack kommt mir nicht ins Haus. Der wird zerquetsch, hier und jetzt. Hast du vergessen wie er dich gerade eben zerlegt hat. Wie er deine Klöten...
Ups, das wollt ich ja nicht schreiben.
ICH: Schon, aber...
Ein zischendes Geräusch unterbricht mich mitten im Satz. In der Dunkelheit dieser Zwischenwelt hat sich plötzlich ein langer Riß in der Realität manifestiert. (Realität manifestiert? Coole Wortwahl oder?). Eine kreischende, boshafte Stimme dröhnt uns daraus entgegen. Oh, wie ich diese Stimme liebe.
LILITH‘S STIMME: Beeilt euch mal ihr Pfurzköppe. Ich kann das Tor nicht mehr lange offenhalten. Wenn es sich schließt find‘ ich euch wahrscheinlich nie wieder!
ASTAROD: Da hörst du’s! Azrael, bring Damokles um!
ICH: Nein Azzi, tu’s nicht!
ASTAROD: Das ist Hochverrat du kleine, miese Kreatur.
ICH: Gar nich‘ wahr!
ASTAROD: Und wie!
ICH: Gar nich‘ wahr!!
Azraels Blick wandert verdutzt zwischen mir und meinem übellaunigen Vorgesetzten hin und her. Er weiß wohl auch nicht recht was er machen soll. Einerseits sehe ich ihm an wie er regelrecht darauf brennt die Seele von Damokles in die Ewige Verdammnis zu befördern. Andererseits scheint er das bißchen Freundschaft daß sich zwischen ihm und mir entwickelt hat nicht so leichtfertig auf’s Spiel setzen zu wollen. Vielleicht leidet er auch nur am Parkinsonsyndrom und kann seinen Kopf nicht mehr richtig unter Kontrolle halten.
BAPHOMET (wieder erwacht): Äh...darf ich auch mal was sagen?
ASTAROD und ICH (gleichzeitig): NEIN!!!
BAPHOMET: Aber da hinten tut sich irgendwas!
ASTAROD und ICH (wieder gleichzeitig):NA UND?!?
BAPHOMET: Äh...
LILITH‘S STIMME (plärrend): Scheiße! Die Kavallerie ist im Anmarsch!
ICH: Was?
ASTAROD: Häh!
BAPHOMET: Schnell weg Jungs!
Am Horizont, wenn man diese düstere Nebelbrühe überhaupt als solchen bezeichnen kann, taucht, begleitet von grellen Blitzen, eine ganze Schar von Reitern auf. Auf weißen gepanzerten Pferden reitend und die goldenen Schwerter und Lanzen zum Kampf erhoben.
AZRAEL: Ach du Scheiße! Meine Ex-Kameraden aus der 7ten. Schnell weg.
Wie ein Pfeil schießt der schwarze Engel davon.
ICH (ungläubig): Hat der gerade was gesagt?
BAPHOMET: Was ???
ASTAROD (verblüfft): Nee, oder...?
LILITH’S STIMME: Beeilt euch! Das Tor schließt sich!!!
Für einen Moment stehen wir alle ziemlich dämlich dreinglotzend da. Dann gewinnt Astarod seine Fassung zurück.
ASTAROD: RÜCKZUG!!!!
Wie von allen guten Geistern gehetzt (nun irgendwie stimmt das ja auch) ergreifen Astarod, Baphy und ich die Flucht. Den heulenden Totenschädel hab‘ ich mir wie immer unter den Arm geklemmt. Das getrappel der himmlischen Armee kommt unaufhaltsam näher und näher. Schreiend rennen wir an Verigo vorbei, der ziemlich verzweifelt aussieht.
ICH: Hey Vertigo! Rückzug!
VERTIGO (stöhnend): Nein! Jetzt hatte ich’s fast geschafft! Den ganzen Scheißweg wieder zurück!
ICH: Sieh‘ zu daß du Land gewinnst. Nimm deine Beine in die Hand und... oh, ‘tschuldigung.
VERTIGO (kreischend): Sehr witzig du Arsch. Hilf mir!.
Also laufe ich zurück pack den Höllenhund an den Ohren und schleif ihn mit.
ASTAROD (entsetzt): Boni! Was machst du da! Laß ihn hier, du schaffst es sonst nicht!!
Mit schreckensgeweiteten Augen werfe ich einen Blick nach hinten. Um Satans Willen! Die sind ja gleich da!! Wie eine Wand rollen die auf mich zu. Allen voran ein Engel in weißer Rüstung mit wallenden langen Haaren. Seine Lanze zum tödlichen Stoß erhoben und mit Mordlust in den fanatisch flackernden Augen. Hurra! Welch‘ dramatisches Ende. Ich sag’s Euch Leute, zum ersten mal seit über dreihundert Jahren empfinde ich wieder echte Todesangst. Und soll ich Euch noch was sagen? Ein echtes Scheißgefühl!! Ich bin so geplättet, ich kann keinen Finger rühren. Wie gelähmt und leichenblaß starre ich meinem sicheren Ende entgegen.
VERTIGO (panisch): Nun lauf schon!
ICH (ängstlich):...oh, Scheiße...
VERTIG (kreischend): Was is‘ los Boni? Ich will noch nicht sterben! Beweg dich endlich!!
LILITH’S STIMME: Das Tor schließt sich! Nun kommt schon!!
Nur noch ein paar Meter trennen mich und Vertigo vor dem sicheren Aus. Die Engel erstrahlen in einem ehrfurchtgebietendem Licht und allein ihr Anblick läßt mir das Blut in den Adern gefrieren. So hatte ich sie mir zu Lebzeiten immer vorgestellt. Ihre unvergleichliche Schönheit ist atemberaubend... im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich nicht gleich hier verschwinde dann erstick‘ noch vor lauter Glanz und Glorie. Natürlich nur wenn ich noch so lange lebe.
ASTAROD: Boni!!! Du Versager! Lauf endlich!
Astarods Geplärre läßt mich auffahren und in die Wirklichkeit zurück kehren. Mit einem erstickten Aufschrei löse ich mich von dem anmutigen Anblick. Aber es ist zu spät. Ich sehe noch eine silberne Lanze auf mich zufliegen (täusch ich mich, oder hängt da tatsächlich ein Fuchsschwanz dran?), dann versinkt alles um mich herum in blauem Feuer ...
 
Hab ich was vergessen??? Falls ja, sprecht mich darauf an!\\


Bis Dann, Euer kranker, untalentierter ABER humorvoller Autor



Zisard
 
dem Kranken mal 5 Sterne und bloß keine Genesungswünsche spendier :D
 
jupp von mir gibts auch 5 sterne
die genesungswünsche kommen erst wenn du weiterschreibst :D
 
Ob Dus glaubst oder nich, aber ich habe jetzt den ganzen Text gelesen :D

(So, und wem‘s jetzt noch nicht übel geworden ist, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen)

Ich glaub das Zitat triffts am Besten :D
 
Oh man.. saugeile und VERDAMMT lustige Geschichte =) Ich musste mir verdammt oft einen Lachanfall verkneifen.. weil ich hier in der Arbeit sitze :D Ich hoffe du schreibst noch weiter.. will wissen ob Boni sich nochmal retten kann :)
 
Göttlich, ups meine natürlich höllisch :D
selten so eine gute und lange geschichte gelesen
gibt nur eine wertung dafür :top:

bitte, bitte, bitte weiterschreiben
 
>> Außerdem war ich schon mal kurz im Paradies. So toll ist es da auch nicht.

endlich nen kleinen Hinweis gefunden, dass es wirklich noch weiter geht ^^
 
Hardcore !!!11eins

Respekt ur Work!
Hab erst die erste Geschichte durch aber kommt schon goil. Goiler wurds als ich bemerkte das es weiter geht. Kann leider aber erst morgen weiterlesen weil ich noch Hausaufagben machen muss. Wenn die Hölle so is will ich auch dahin das is das reinste Paradies
 
ASTAROD: Damokles!
AZRAEL: (fauch, zisch)
ICH: Wer?
ASTAROD (entsetzt): Wir müssen unsere Jungs da raus holen! Sonst bohrt er ihnen ein zweites Arschloch!! Scheiße verdammt!
ICH: Was?
ASTAROD: Das ist Damokles! Er ist ein ...
AZRAEL: (fauch, zisch)
ASTAROD: ...Dämon aus dem Hades. Keine Ahnung was der hier tut, aber mit Damokles ...
AZRAEL: (fauch, zisch)
ASTAROD: Verdammte Kacke, Azrael! Kannst du mal mit deinem dämlichen Gefauche aufhören!
Hm... Das bringt mich auf eine Idee.
ICH: Damokles, Damokles, Damokles!
AZRAEL: (fauch,zisch, fauch zisch, fauch, zisch)
ICH: Hahahaha!

Bei der Szene musste ich so anfangen zu lachen :D genauso bei der "Arsch-Szene" einfach nur geil :D
 
@alle die hoffen das es ncoh weitergeht.

ICH: Es ist schon spät Kinder. Es wird Zeit für die Abendopferung. Außerdem ist euer Folterpensum für heute noch nicht erfüllt.
ALLE TEUFELCHEN: Ooooch! Biiiittteee!
ICH: Na gut! Dann erzähl ich Euch mal wie Baphy und ich den Erzengel Gabriel im Himmel besuchten. Okay! Also das war so ...

Er MUß ja überlebt haben sonst könnte er die Geschichte ja gar nicht erzählen :read:
 
wie lange müssen wir denn auf ein update warten? ich liebe die geschichte!
 
Also ich bin noch nicht ganz durch mit der Geschichte aber ich muss sagen die ist echt super gelungen. Einfach :top: und weiter so!!
 
Und wann geht es weiter ? :confused:

Es wäre eine Schande, uns einfach so hier hängen zu lassen :D
 
Zurück
Oben