sphire
Guest
[Story] Tagebuch eines Spielsüchtigen
Mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich hoffe niemanden damit in irgendeiner Weise vor den Kopf zu stoßen oder seinen Enthusiasmus für das Spiel zu dämpfen. Es sei nur gesagt, dass ich mich selbst durchaus zu jenen Süchtigen zählen, die hier in mehr karikativer Form geschildert sind.
Ich werde zunächst das Feedback zu diesem Text abwarten, bevor ich mich an die Fortsetzungen mache.
Einleitung
Langsam versinkt die Sonne am Horizont, die Wolken färben sich in einem blassen orangenen Ton und das Licht schwindet sachte dahin.
All dies geschieht ohne jegliche Kenntnisnahme des Diablo-Spielers, bei dem die Grenze zwischen RL und Spiel bereits schwere Schläge hinnehmen musste. Genauer, er verpasst dieses Ereignis gleich doppelt, denn das geschilderte Naturschauspiel draußen in der schon zur Legende erhöhten Realität mitzuerleben würde die Konfrontation mit dem Tageslicht voraussetzen, was dem Spieler an sich zum natürlichen Feind geworden ist. Dem Diablo-Spieler im Besonderen wird nun aber die Bürde auferlegt ebensowenig Notiz von selbigen Geschehnissen im Spiel zu nehmen, denn durch seine fixierte, isometrische Ansicht der Landschaft ist ihm kein Blick auf Horizont oder vor ihm Liegendes gestattet. Somit fokusiert er auf seine unmittelbare Umgebung und wendet sich wieder den wirklich wichtigen Dingen des Heldenlebens zu, der Vernichtung von misverstandenen Kreaturen in Zahlen, die ihn selbst in den friedlichsten Ländern dieser Welt für einen von außen geförderten Tod prädestiniert hätten.
Dem Spieler wird die tiefschürfende Problematik, an der er sich schuldig macht, kaum, wenn überhaupt, bewusst. Viel zu beschäftigt ist er mit seinem systematischen Genozid, der ein ganzes Land verwüstet. Liebevoll eingerichtete Kerker erliegen genauso seiner Zerstörungswut, wie die Hölle selbst, deren in Jahrtausenden entstandenen rustikalen Charme er in Minuten zunichte macht. Während diesem beispiellosen Akt der Gewalt plündert und brandschatzt der Spieler, häufig gar in kleinen Banden organisiert. An seinen Rückzugsort zurückgekehrt brüstet er sich vor dem Rest seiner Artgenossen mit den Schätzen, die er den Kadavern seiner Opfer entrissen hat.
In den seltenen Fällen, in denen das Morden mangels passenden abschlachtbaren Materials zum Erliegen zu kommen scheint, zögert der Spieler keinen Moment und fällt in seinem Blutrausch einem seiner Bandenmitglieder in den Rücken. Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod, eine grausame und menschenverachtende Darstellung von Brutatilät und aufgestauter Agression.
Dennoch, selbst in der begrenzten, maßgeblich durch Blutvergießen geprägten, Fantasie dieses zur Bestie verkommenen Wesens begegnet man Fragmenten der Rationalität. Ein nagender Gedanke ist jedem Diablo-Spieler gemeinsam, ist in jedem Ausbruch dieses vernichtenden Wahnsinns anzutreffen. Dieser Gedanke ist auf eine Frage gerichtet, die wohl selten eine stärkere Ausprägung erfahren hat als hier, die Frage nach Logik. Und, bei genauem Hinsehen, lässt sich ausmachen, dass es sich eigentlich nicht um eine Frage handelt, sondern um Hunderte, gar Tausende, die zur erstgenannten hinführen. Diese alle formulieren zu wollen würde eine Aufgabe schaffen, die die des Herakles wie einen Gang zum nächsten Fast-Food-Restaurant erscheinen ließe, um aber die Neugier des bis zu dieser Zeile vorgedrungenen Lesers bestmöglich zu befriedigen, soll auf die etwas dringlicheren Vertreter näher eingegangen werden und gleichsam der Versuch gemacht werden, ein besseres Verständnis für eine besondere Spezies Mensch zu ermöglichen, die in kleinen Pixelhaufen eine ganze Weltanschauung unterbringen können.
Mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich hoffe niemanden damit in irgendeiner Weise vor den Kopf zu stoßen oder seinen Enthusiasmus für das Spiel zu dämpfen. Es sei nur gesagt, dass ich mich selbst durchaus zu jenen Süchtigen zählen, die hier in mehr karikativer Form geschildert sind.
Ich werde zunächst das Feedback zu diesem Text abwarten, bevor ich mich an die Fortsetzungen mache.
Einleitung
Langsam versinkt die Sonne am Horizont, die Wolken färben sich in einem blassen orangenen Ton und das Licht schwindet sachte dahin.
All dies geschieht ohne jegliche Kenntnisnahme des Diablo-Spielers, bei dem die Grenze zwischen RL und Spiel bereits schwere Schläge hinnehmen musste. Genauer, er verpasst dieses Ereignis gleich doppelt, denn das geschilderte Naturschauspiel draußen in der schon zur Legende erhöhten Realität mitzuerleben würde die Konfrontation mit dem Tageslicht voraussetzen, was dem Spieler an sich zum natürlichen Feind geworden ist. Dem Diablo-Spieler im Besonderen wird nun aber die Bürde auferlegt ebensowenig Notiz von selbigen Geschehnissen im Spiel zu nehmen, denn durch seine fixierte, isometrische Ansicht der Landschaft ist ihm kein Blick auf Horizont oder vor ihm Liegendes gestattet. Somit fokusiert er auf seine unmittelbare Umgebung und wendet sich wieder den wirklich wichtigen Dingen des Heldenlebens zu, der Vernichtung von misverstandenen Kreaturen in Zahlen, die ihn selbst in den friedlichsten Ländern dieser Welt für einen von außen geförderten Tod prädestiniert hätten.
Dem Spieler wird die tiefschürfende Problematik, an der er sich schuldig macht, kaum, wenn überhaupt, bewusst. Viel zu beschäftigt ist er mit seinem systematischen Genozid, der ein ganzes Land verwüstet. Liebevoll eingerichtete Kerker erliegen genauso seiner Zerstörungswut, wie die Hölle selbst, deren in Jahrtausenden entstandenen rustikalen Charme er in Minuten zunichte macht. Während diesem beispiellosen Akt der Gewalt plündert und brandschatzt der Spieler, häufig gar in kleinen Banden organisiert. An seinen Rückzugsort zurückgekehrt brüstet er sich vor dem Rest seiner Artgenossen mit den Schätzen, die er den Kadavern seiner Opfer entrissen hat.
In den seltenen Fällen, in denen das Morden mangels passenden abschlachtbaren Materials zum Erliegen zu kommen scheint, zögert der Spieler keinen Moment und fällt in seinem Blutrausch einem seiner Bandenmitglieder in den Rücken. Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod, eine grausame und menschenverachtende Darstellung von Brutatilät und aufgestauter Agression.
Dennoch, selbst in der begrenzten, maßgeblich durch Blutvergießen geprägten, Fantasie dieses zur Bestie verkommenen Wesens begegnet man Fragmenten der Rationalität. Ein nagender Gedanke ist jedem Diablo-Spieler gemeinsam, ist in jedem Ausbruch dieses vernichtenden Wahnsinns anzutreffen. Dieser Gedanke ist auf eine Frage gerichtet, die wohl selten eine stärkere Ausprägung erfahren hat als hier, die Frage nach Logik. Und, bei genauem Hinsehen, lässt sich ausmachen, dass es sich eigentlich nicht um eine Frage handelt, sondern um Hunderte, gar Tausende, die zur erstgenannten hinführen. Diese alle formulieren zu wollen würde eine Aufgabe schaffen, die die des Herakles wie einen Gang zum nächsten Fast-Food-Restaurant erscheinen ließe, um aber die Neugier des bis zu dieser Zeile vorgedrungenen Lesers bestmöglich zu befriedigen, soll auf die etwas dringlicheren Vertreter näher eingegangen werden und gleichsam der Versuch gemacht werden, ein besseres Verständnis für eine besondere Spezies Mensch zu ermöglichen, die in kleinen Pixelhaufen eine ganze Weltanschauung unterbringen können.