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Seid Ihr stolz auf die Menschheit?

Es gibt durchaus auch menschliche Mütter, die von Zukunftsängsten gepeinigt ihre Kinder töten. Dass hier in Deutschland Nahrungsknappheit nicht unbedingt zu diesen Ängsten gehört ist ja durchaus logisch.
Trotz aller Selbsterkenntnis bleibt der Mensch ein Vertreter der Hominidae (Menschenaffen) und ist durchaus bis zu einem gewissen Grad seinen Instinkten und der Evolution unterworfen. Wer da mehr wissen will: http://www.amazon.com/Naked-Ape-Zoologists-Study-Animal/dp/0385334303
Ist auch durchaus amüsant formuliert.

Überhaupt sollten die Individuen hier, die die Ausbeutung der Natur durch den Menschen anprangern imho mit gutem Beispiel vorrausgehen und keine Produkte mehr nutzen, die durch dieses Vorgehen entstehen. D.h. kaum noch Kunststoffe (Erdöl), kaum noch stärkehaltige Lebensmittel (Monokulturen, Pestizideinsatz), kein Fleisch mehr (Massentierhaltung), ...
Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Wo weniger Nachfrage, da auch weniger Markt. Ein gewisses Maß an Egoismus und maximale Nutzbarmachung der natürlichen Ressourcen ist kein Grund zur Sorge sondern der evolutionsbiologische Motor der Weiterentwicklung.
 
Viele sind hier doch nur nicht stolz auf die Menschheit, weil sie wissen, dass moralisch besseres Handeln theoretisch möglich wäre.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sein Handeln danach ausrichtet, dass die Menschheit mehr Ehre verdient. Gute Taten, hervorragende Leistungen werden nicht vollbracht, weil man der gesamten Menschheit eine Grund liefern will, stolz zu sein. Anerkennung (Ruhmsucht?), Nächstenliebe (soziale Akzeptanz?) und ähnliche Beweggründe (bin zu faul, noch mehr zu suchen / zu nennen) sind die Motivation für sowas.
Im Gegenzug ist die kollektive "Schande" offenbar kein Beweggrund, nachhaltig daran etwas zu ändern. Friedensbewegungen, Spendenaktionen und Umweltschutz ergeben sich aus dem Bedürfnis, ganz konkreten Zeilgruppen zu helfen: den Notleidenden, den eigenen Kindern, einer bestimmten Volksgruppe.
Der Stolz, bzw. die Schande ist also nicht der Grund für unser Handeln, sondern die Konsequenz daraus.

Der Vergleich mit den ach so guten Tieren ist sicherlich sehr subjektiv. Kuschelige Kätzchen können doch nicht grausam sein, gierige Elstern und Raben sind eher schlau, Vergewaltigung durch die tierischen Männchen ist eben triebbedingt, aber sicher nicht verwerflich.
Eben weil sie Tiere sind, wird aus der Sicht "Nichtstolzer" vieles nur positiv wahrgenommen, während die Handlungsweise der Menschen immer an moralischen Maßstäben gemessen wird. Dabei wird dauernd übersehen, welche Leistungen die Menschheit erbracht hat, weil der homo sapiens (okay, die Bezeichnung ist eigentlich ein bißchen selbstverliebt) zu moralischer Beurteilung fähig ist.

Kein Tier ist dazu in der Lage, mehrere komplizierte Prozesse darauf abzustimmen, dass schlussendlich eine Dienstleistung oder ein technisches Produkt für viele (unbekannte!) Individuen in ausreichender Güte zur Verfügung steht. Klar ist ein Ameisenhaufen auch auf bestimmte Art organisiert, aber dieses Gebilde ist nicht bewußt geplant und gezielt errichtet, wie es beispielsweise bei einem Automobil oder gar einem Krankenhaus der Fall ist (man denke nur an das Vorwissen und die Vorarbeit, die für die genannten Beispiele notwendig sind).

Kein Tier organisiert weltweit Hilfe, um einzelnen Individuen zu retten oder zumindest zu unterstützen.

Kein Tier greift in den Konflikt zweier anderer Parteien, die es nicht unmittelbar betrifft (wie z.B. den Sexualpartner) ein, um Frieden zu stiften.


Da stellt sich doch wieder die Frage, was die Basis ist, um auf etwas stolz zu sein.
Die Fähigkeiten? Die eigenen Leistungen? Die Zugehörigkeit?
Ich kann nach wie vor nicht stolz auf die Menschheit sein, weil Fähigkeiten oder Zugehörigkeiten keine Basis dafür bilden. Würden die Taten "der Menschheit" kollektiv begangen und würde ich mich bewußt als ein Teil der Menschheit sehen (mich für eine "Mitgliedschaft" entscheiden und somit mitverantwortlich sein), käme für mich eine derartige moralische Betrachtung in Frage.
Ich kann jedoch nicht bewußt entscheiden, ob ich ein Teil der Menschheit sein will oder nicht. Ich bin eben ein Mensch, ob ich will oder nicht. Die reine Zugehörigkeit zur menschlichen Rasse kann somit kein Grund sein.
Die verwerfliche Taten, die von Menschen begangen werden, sind auch nicht der gesamten Menschheit anzulasten. Oder kann ein Yanomami Indianer mehr stolz sein auf die Menschheit, weil er selber nichts zur Umweltverschmutzung beiträgt? Er ist doch schließlich auch ein Teil dieser Menschheit! Kann ein Mann in Belgien weniger stolz auf die Menschheit sein als eine Frau im tiefsten Himalaya, nur weil er aus den Medien weiß, dass irgendwo Krieg geführt wird, den er zumindest durch persönlichen Protest verurteilen könnte? Von kollektiver Schuld bzw. Ehre kann somit keine Rede sein.

Es geht hier nicht darum, ob die Diskussion sinnvoll ist oder nicht. Aber bevor es um eine moralische Bewertung der Menschheit geht, muß diskutiert werden, ob die kausalen Zusammenhänge gegeben sind, auf die Menschheit stolz zu sein.


Edit: auf die Menschheit stolz zu sein ist, wie wenn man persönlich stolz ist auf ein Gemälde von Michelangelo: man schmückt sich mit fremden Federn und meint, stolz darauf sein zu können. Auf die Menschheit nicht stolz zu sein ist, wie wenn man sich persönlich für den Streit vor 147 Jahren zwischen zwei Schulkindern in China schämt. Man übernimmt eine Schuld, obwohl man damit nichts zu tun hat.

Natürlich kann jeder für sich die Welt verbessern. Und kann dann stolz sein auf sich, aber nicht auf die gesamte Menschheit.
 
*Unterschreib


"Natürlich kann jeder für sich die Welt verbessern. Und kann dann stolz sein auf sich, aber nicht auf die gesamte Menschheit."


Das ist das Wunder der Persönlichkeit.

Kollektives Denken gibts eben nur bei den Borg oder in einem Bienenstock.

Das hat für den Einzelnen sicher Vorteile, Selbstverwirklichung, Ehrgeiz, Egoismus etc.
Fürs Kollektiv eher schädlicher Individualismus.


Aktionen wie Krebsspende SOS Kinderdorf sind für mich der absolute Witz.
Es sollte eigentlich Selbstverständlich sein, das ein Teil der Steuereinnahmen eines jeden Bürgers, auch für die schwachen, kranken und armen verwendet werden.

Aber der CityTunnel und die Privatisierung der Stadtwerke sind bestimmt viel sinnvoller und helfen ja auch so vielen Menschen ..........

Wenn ich sehe wie knapp eine Milliarde Euronen für das schwachsinnigste Projekt aller Zeiten aufgebracht werden (Tunnel unter Leipzigs Innenstadt),
da frag ich mich echt ob man überhaupt auf irgendetwas stolz sein kann was der mensch so verzapft.
 
@TomGrenn:

Ich bin richtig beeindruckt von deinem Text... Form und Inhalt ergänzen einander perfekt...

Mal eine andere Sache: Wie viele von uns wären den gerne Stolz auf die Menschheit? Welche Bedingungen müssten dafür erfüllt sein?

Ich spreche mal von mir. Ich wäre gerne Stolz auf die Menschheit. Einschränkend vorläufig auf die Menschen in Deutschland. Das wäre dann der Fall wenn Deutschland eine Vorbildfunktion einnehmen würde. Beispielsweise wenn Deutschland der modernste demokratische Staat wäre. Dazu würden auch die Lösung einiger drängender Probleme zählen.

Dann könnte ich auf Deutschland und die Deutschen erstrangig stolz sein. Den eine gute Politik würde bedeuten, dass sich die Vernunft und Kooperationsbereitschaft in Deutschland durchgesetzt hätte. Im weiteren Umfeld könnte ich dann Stolz sein wenn sich der Gedanke der Vernunft nach und nach in anderen Staaten verbreiten würde...

Aktuell sehe ich für Deutschland nur ein Feld in dem sich Nacheifern für andere Staaten lohnt: Erneuerbare Energien...
 
Fanazealord schrieb:
Aktionen wie Krebsspende SOS Kinderdorf sind für mich der absolute Witz.
Es sollte eigentlich Selbstverständlich sein, das ein Teil der Steuereinnahmen eines jeden Bürgers, auch für die schwachen, kranken und armen verwendet werden.

Das ist doch längst der Fall.
Hier ist der Ausgabenplan des Bundeshaushalts von '07. Der größte Batzen geht an das Ministerium für Arbeit und Soziales, welches die Grundsicherung jedes Bundesbürgers garantiert. Woher das Geld kommt, kannst ja sicher auch ohne meine Hilfe beantworten, wenn du auf deine Lohnsteuerkarte siehst. Der liebe Sozialstaat ist doch eine tolle (menschliche) Erfindung, ihr Misanthropen.
 
Ich persönlich fühle mich schon irgendwie stolz, weil ausgerechnet ein Deutscher namens Hannawald der einzige Vierschanzen-Tournee-Sieger war, der alle Springen gewonnen hat. Logisch gesehen macht das aber gar keinen Sinn, denn was habe ich mit seiner Leistung zu tun?

Ich glaube, ein wesentliches Problem der Diskussion liegt in folgenden zwei Punkten

a) Der Begriff "Stolz" ist nicht klar
b) Der Begriff "die Menschheit" ist zu allgemein, zu pauschal, zu umfassend

Was ist denn "die Menschheit"? Es gibt doch DEN Menschen überhaupt nicht. Es gibt Menschen, die einfach so vor sich hinleben, andere versuchen, die Welt zu verbessern, noch andere beuten ihresgleichen aus, wieder andere leben noch in Zuständen wie wir Deutschen vor 2000 Jahren. Viele sind religiös, aber finde mal welche, die darunter dasselbe verstehen. Viele sind zivilisiert, manche nicht.

Und was Stolz angeht: Allein die Definition bei Wikipedia bietet Anlass zum Nachdenken: Stolz kann man demnach nur auf die eigene Leistung sein. Stolz auf die Leistung anderer wird dort als "Neurotischer Stolz" bezeichnet.

Und speziell dieser neurotische Stolz ist doch wohl der Kern dieser Diskussion. Es geht nicht um die eigene Leistung, sondern um das Empfinden, was Italiener haben, wenn ihre Mannschaft Fußballweltmeister wird, oder das Gefühl eines Deutschen, wenn ihren Handballern dasselbe gelingt.

Vielleicht sollte man die Begriffe ein wenig klären, bevor man sich die Köpfe heiß diskutiert und dabei gerne aneinander vorbeiredet.

Das wäre dann der Fall wenn Deutschland eine Vorbildfunktion einnehmen würde. Beispielsweise wenn Deutschland der modernste demokratische Staat wäre. Dazu würden auch die Lösung einiger drängender Probleme zählen.
Deutschland war und ist für viele in der Welt ein sehr großes und leuchtendes Vorbild. Du übersiehst, dass Deutschland in gewissen Dingen immer noch das Paradies auf Erden ist, wenn man aus einem anderen Land dieser Erde hierher schaut. Und wenn dir dazu nichts einfällt, dann finde ich das relativ traurig. 80% aller Völker und Länder hätten gerne ein Gesundheitssystem wie das unsere, unsere Infrastruktur, unsere Technologie, unsere Rechtsprechung, Rede-/Pressefreiheit, schulische Bildung (das wäre dank eines h zu viel beinahe was für die silberne Zitrone geworden... schuhlische Bildung :D )

Wenn du auf Deutschland stolz sein willst, warum dann nicht jetzt schon? Warum bist du nicht stolz auf deine Eltern und Großeltern und ihre Generation, die das alles aus einem Trümmerhaufen nach dem Krieg wieder aufgebaut haben? Muss Deutschland wirklich in allem an Nummer eins stehen, bevor man darauf stolz sein kann? Könnte es sein, dass deine persönliche Unzufriedenheit da im Spiel ist?
 
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