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[Story] Adversitas mortalis

Soo, mal noch ein paar Korrekturen nachgezogen und das Hauptdokument ergänzt (Leute, war ich faul, da fehlten ganze 3 Kapitel!)
Das Kapitel für Sa ist soweit fertig, bei der Korrektur, 2 weitere sind in Arbeit...
 
Samstag - Zeit für ein Update.
Ich hatte angedroht, es ist fertig (die 2 nächsten auch annähernd)
für die nächsten 2 Wochen gibts also keine Nachschubprobleme...
Viel Spaß beim Lesen.
Und: ja, in diesem Kapitel passiert wirklich überhaupt nichts - wie Merric ja so treffend bemerkt...
 
Unwichtige Enthüllungen



Der Schatten gewann sofort wieder Konturen nachdem er festgestellt hatte, dass es Joreth war, der die Treppe heruntergekommen war.
Joreth – und Micaya.
Mara verdrehte die Augen und legte ihre Spielkarten auf dem Tisch ab.
Der Schatten lächelte und wies auf die freien Plätze.
Asanriel winkte dem Wirt, mehr Kaffee zu bringen. Dann wandte er sich an den Schatten.
__„Merric, wie lange willst Du Dich noch verstecken? Die anderen dürften fast alle sowieso gemerkt haben, dass sie beobachtet werden.“
Micaya nickte.
__„Ich konnte es nicht zuordnen, aber...“
Der Mann, der jetzt fast so stofflich und fest wie die anderen wirkte, nickte langsam.
__„Wie mein Freund Asanriel hier schon bemerkte – mein Name ist Merric. Man nennt mich auch den Geheimnismann, und ich bin – oder war – Amaions Lehrer.“
__„Und bist jetzt hier, um ihn zu beobachten.“
Joreths stimme klang trocken.
Merric schüttelte den Kopf.
__„Nicht ganz.“

Der Wirt brachte Frühstück, und kurze Zeit später erschien Tscha.
Er sah nicht ganz ausgeschlafen aus und kaute schweigend auf seinem Brotstück.
Er wandte den Blick ab, als Morwen und Amaion sich zu den Anderen gesellten.
Mara, die sich bei Tschas Erscheinen wieder verwandelt hatte, schnurrte leise.
Amaion musterte Merric abschätzend.
__„So, der Herr beliebt also, seine Anwesenheit Offiziell zu machen...“
Der Ältere lächelte.
__„Dein Bruder hat mich dazu genötigt. Er meinte, es sei sowieso kein Geheimnis mehr...“
Ein Aufschrei von Morwen beendete die Unterhaltung.
Sie hielt die zerkratzte Hand Asanriel vor die Nase, der die schwarze Katze auf seinem Schoß beruhigend streichelte.
Maras Fell war gesträubt, die Ohren angelegt, und ein leises Grollen, zwischen Knurren und Fauchen erklang aus ihrer Kehle.
__„Pass besser auf Dein Monster auf! Ich wollte nur freundlich sein, und sie zerkratzt mir die ganze Hand!“
Der Blick des jungen Mannes war verärgert.
__„Sie hat Angst vor Dir. Du solltest drauf achten, wie eine Katze auf Dich reagiert, bevor Du sie anfasst! Es sind ausgesprochen sensible Wesen...“
__„Ach ja, und ich nicht? Auf mich muss keiner Rücksicht nehmen?“
Morwen war wütend, und das übertrug sich auch auf Asanriel.
__„Du kannst auch Menschen gegenüber keine Rücksicht nehmen.“
Nur kurz lag sein Blick auf Amaion, dann wanderte er weiter zu Tscha, der versuchte, im Boden zu versinken – bei seiner Körpergröße ein recht aussichtsloses Unterfangen.
Das Gesicht der jungen Assassin verlor ein Wenig an Farbe.
Der Schlag hatte gesessen, sie konnte sehr wohl fühlen, wie es Amaion quälte, sich so zurückhalten zu müssen – und wie sehr ihr Bruder litt.
Aber gerade letzterer würde sich daran gewöhnen müssen.
Und Asanriel hatte ihr da nichts zu sagen – oder gar zu kritisieren!
Die Wut kehrte zurück.

__„Eifersüchtig, der Kleine, weil Du kein menschliches Wesen zum Anfassen hast?“
Die Katze stand auf.
Sie streckte sich nach Katzenart und setzte dann zum Sprung an.
Aber es waren menschliche Füße, die auf dem Boden auftrafen.
Eine durchaus weibliche, erwachsene Mara stand vor Morwen, die Hände vor der Brust gekreuzt.
Sie neigte den Kopf leicht, wie zum Gruß.
__„Rücksicht.“ kommentierte sie.
__„Und vielleicht, ein bisschen Ärger aus dem Weg gehen – aber ich denke, das hat sich inzwischen erledigt.“
Damit wandte Mara sich Amaion zu.
Sie wechselte die Position der Arme – nun war der linke vorne – und neigte den Kopf.
Micaya stieß zischend die Luft aus – sie kannte diese Gesten.
Zum Glück war sie die Einzige.
Morwen brauchte keine offensichtliche Beleidigung um in die Luft zu gehen, was hatte sich das Mädchen dabei gedacht?
Mara strich eine Strähne grünlich schimmerndes schwarzes Haar beiseite und setzte sich zu Asanriel, der sofort den Arm um sie legte.
_Was in aller Welt war das? Wenn ich mir Deine Mutter ansehe, hast Du mehr getan als die beiden begrüßt.
Mara lehnte sich an den jungen Mann.
_Habe ich nicht. Aber während ich bei Amaion die Variante, die gleich- bis höhergestellten gegenüber verwendet wird nutzte, wählte ich bei Morwen...
Asanriel versteifte sich etwas.
Jetzt konnte er Micayas Reaktion nachvollziehen.
_Sie hatte es verdient. Sie hat Dich angegriffen.
_Sie leidet darunter genauso wie er.
Asanriel verlagerte seine Position so, dass Mara gezwungen war, in Amaions Richtung zu sehen.
_Kein Grund, das an anderen auszulassen.

Morwen sah langsam in die Runde.
__„Ihr seht nicht sonderlich überrascht aus. Ihr wusstet, dass die Katze Mara ist?“
Micaya nickte.
__„Nicht alle von Anfang an, aber schon eine ganze Weile. Sie hatte Angst vor Dir, wollte uns aber nicht sagen warum...“
Amaions Gesicht war ausdruckslos und beherrscht, aber Joreth und Merric bemerkten die leichte Verfärbung.
Die beiden Männer sahen sich an, dann Mara.
Mit einem leisen seufzen hob die junge Frau ihre Hände über den Tisch.
_Ich werde dies nicht kommentieren.
Sechs Finger an jeder Hand, und doch schrieb sie die Symbole der Zeichensprache so deutlich, dass sie nicht zu missverstehen waren.
Micaya nickte, auch sie konnte sich denken, worum es ging, und so versuchte sie, ein wenig abzulenken.
__„Du hast nicht vor, uns Dein chronoligisches Alter mitzuteilen?“
Ihre Tochter schüttelte den Kopf.
__„Doch so schlimm...“ murmelte Micaya.
_Schlimmer...
Asanriel war der Einzige, der diesen Gedanken hörte, und er nahm sich vor, sie irgendwann danach zu fragen.
Für den Moment begnügte er sich damit, sie näher zu ziehen und seine Nase in ihrem nach Wald duftenden Haar zu vergraben.

__„Asanriel, Mara...“
Unterdrückter Schmerz war aus Amaions Stimme zu erkennen.
__„Könnt ihr das bitte nach oben verlegen? Ich...“
_kann es nicht ertragen, weil ich Morwen nicht anfassen darf?
Die zweite Satzhälfte klang komisch.
Nicht geeignet, sie auszusprechen.
Aber die beiden hatten verstanden.
Mara blieb im Vorbeigehen stehen, nahm Amaions Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn kurz.
__„Bist Du glücklich?“
Der Necromancer nickte langsam.
__„In gewisser Weise mehr, als ich es mir je hätte erträumen können. Und Du?“
Ein strahlendes Lächeln erschien auf dem feingeschnittenen Gesicht.
__„Es war die Richtige Entscheidung, auch wenn ich es bereue, wenn ich Dich so sehe...“
Schnell ließ sie ihn los und zog Asanriel hinter sich her, in Richtung Treppe.
Joreth zog die Augenbrauen hoch.
Micaya sah Amaion an.
__„Sie kann Schmerz anderer Leute nicht ertragen.“
Die Stimme des Necromancers war leise.
__„Ein schlechtes Zeichen.“ kommentierte Micaya.
Amaion zog die Schultern hoch.
__„Würde es Dich sehr stören, mit Tscha ebenfalls nach oben zu gehen? Ich würde lieber zusehen, dass Morwen noch etwas isst, bevor wir den Tisch verlassen...“

Das war zu viel.
Der Hochgewachsene Druide hob den Kopf und sah den Necromancer direkt an.
Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt und die Lippen zogen sich gerade genügend zurück, um die Spitzen der Eckzähne freizulegen.
__„Es reicht wohl nicht, dass dieser alte Mann seine Finger nicht von meiner Schwester lassen kann, er kann nichtmal höflich genug sein, mit mir direkt zu reden!“
Joreth griff nach Tschas Arm.
Sämtliche Haare waren gesträubt, die Muskeln angespannt.
Joreths Stimme war leise, kaum hörbar.
Nur die feinen Ohren des Druiden konnten seine Worte verstehen.
__„Tscha – würde er dann Probleme mit Dir und Micaya oder Asanriel und Mara haben?“
Der Druide stand auf.
Seine verengten Augen fixierten noch immer Amaion.
__„Wir gehen – aber nicht, um Dir einen Gefallen zu tun!“

Langsam wich die Anspannung aus Amaion.
Mit einem leichten Lächeln beobachtete er, wie Morwen aß. Es tat gut zu sehen, wie die herausstehenden Knochen im Laufe der letzten Tage – Wochen? wieder verschwunden waren – Morwen sah langsam wieder mehr einem Menschen ähnlich als einem Gerippe.
Und sie wurde mit jedem Tag schöner.
Eine Hand berührte ihn am Arm, und er sah zu Joreth hinüber.
Der Ältere sah seine Hände an und ließ die neben dem Tisch verschwinden.
Morwen würde nicht mitlesen können, das sah Amaion. Und Merric, der gesehen hatte, dass Joreth seinem Bruder etwas mitzuteilen hatte, hatte es tatsächlich geschafft, die junge Assassin in ein belangloses Gespräch zu verwickeln.
_Amaion – so geht das nicht weiter. Du kannst nicht Micaya und Tscha die ganze Zeit aus dem Weg gehen – und was Du nicht weißt, Asanriel und Mara waren heute morgen noch eher zurückhaltend.
Joreths flinke Finger, die noch immer mit unverändertem Geschick Taschen leeren konnten – wen er es für angebracht hielt – schreiben schnell und deutlich ein Wort nach dem Anderen in die Luft.
Die Antwort war eher zögerlich.
_Sie ist noch nicht so weit. Sieh sie Dir an – willst Du die Fortschritte, die sie so mühsam macht, gefährden?
Joreth verdrehte die Augen.
_Dann geh zu Lia. Dein Zustand macht es nicht besser.
Diesmal brauchte Amaion eine Weile, bis er antwortete.
_Ich kann nicht – es fühlt sich falsch an.
Der Ältere verzog das Gesicht.
_Und Micaya? Ich bin mir sicher, sie würde Dich nicht zurückweisen...
Er zuckte zusammen, als der Fuß des anderen sein Schienbein traf.

_Dass Du keinen Respekt vor anderer Leuten Bindungen hast, bedeutet nicht, dass ich genauso bin! Abgesehen davon – ich habe sie fortgeschickt.
Joreths unterdrücktes Lachen irritierte Morwen, die sich aber schnell wieder von Merric ablenken lies.
_Ihr beide seid euch zu ähnlich – zu viel falscher Stolz. Dein Mädchen ist übrigens fertig mit Essen, was habt ihr jetzt vor?
Statt einer Antwort erhob sich Amaion und legte Morwen die Hand leicht auf die Schulter.
__„Was hältst Du von einem kleinen Spaziergang? Die Gesellschaft hier ist ausnahmslos vollkommen übergeschnappt – und ich würde gerne die paar letzten Sonnenstrahlen des Jahres genießen...“

Joreths Blick lag noch einer Weile auf der Tür, nachdem sie sich geschlossen hatte.
Dann warf er dem Wirt einen kleinen Beutel mit Münzen zu.
Der verschwand – wie erwartet – sofort, um den Inhalt zu inspizieren.
Der Necromancer wandte sich an den Lehrer seines Bruders.
__„Und, was hältst Du von der Situation hier?“
Merric hatte das Kinn auf die Hand gestützt und sah ebenfalls etwas nachdenklich aus.
__„Nichts – es passiert einfach gar nichts hier.“
Joreth nickte.
__„Viele Probleme, keine Lösungen.“
__„Und niemanden, der darüber spricht.“
Das schräge Lächeln auf dem Gesicht der beiden Männer war das Spiegelbild des jeweils anderen.
__„Du bist mir sympathisch, Geheimnismann...“
__„Und Du mir ähnlich, in Deiner Art, alles zu sehen.“
_...und in unserer beider Einsamkeit.
Merrics Gesicht wurde zu Stein, während er sich erinnerte. An Schmerz, Verlust – und Schuld.
Joreths Gedanken dagegen waren bei der Frau, die er einem Anderen in die Arme geschoben hatte – der sie nie vollständig verstehen würde.
Er liebte Micaya – genauso wie Tscha, genauso wie Gwyn.
Und Micaya liebte jeden von ihnen – auf unterschiedliche Art und Weise.
Das wusste und verstand er, so wie Gwyn es auch verstand und respektierte.
Aber Tscha war anders aufgewachsen, und so verstand er nicht...

Jeder von ihnen hatte seine Probleme, und keiner hatte eine Lösung dafür.
Jeder für sich alleine, vergraben in seinem Schmerz, versteckt hinter seinen eigenen Problemen...
Joreth dachte an Tschas Lachen, und an das Gefühl, wenn seine Hand Micayas Gesicht berührte.
Er konnte auf beides nicht verzichten, und der Druide würde das nicht verstehen.
Was bedeutete, dass sie beide verlieren würden, das sah er jetzt.
Micaya hatte es ihm gesagt, aber er hatte es nicht verstanden...
_Ich werde nicht zwischen euch wählen.
 
Unwichtige Enthüllungen



__„Es war die Richtige => richtige Entscheidung, auch wenn ich es bereue, wenn ich Dich so sehe...“

Joreths flinke Finger, die noch immer mit unverändertem Geschick Taschen leeren konnten – wenn er es für angebracht hielt – schreiben schnell und deutlich ein Wort nach dem Anderen in die Luft.
 
Es ist wieder Zeit für ein Kapitel.
Dieses Kapitel ist wiedermal ein Beispiel für gute zusammenarbeit, der Anfang wurde vor langer Zeit geschrieben und nun überarbeitet und weitergeführt. Wie der geneigte Leser vll. vom Stil her merkt ist der erste teil ein tick mehr aus meiner Feder und der zweite aus neries.
 
Berührungen


Bleierne Müdigkeit lastete auf Morwens Gliedern, sie gähnte und ließ sich in die Kissen sinken. Ihr Kopf ruhte auf Amaions Arm als sie einschlief, sonst berührten sie sich wie in der ganzen letzten Zeit nicht.
Amaion seinerseits kam nicht zur Ruhe.
Er war Lia aus dem Weg gegangen, seit Morwen ihm ihre Zuneigung gezeigt hatte.
Nicht, dass er das Bedürfnis gehabt hätte, eine andere Frau auch nur anzusehen, aber er hatte Morwen auch keinen Anlass geben wollen, irgendetwas zu sehen, was nicht da war.
Aber es wurde mit jeder Nacht schwerer, das Gewicht von Morwens Kopf auf seinem Arm zu fühlen, ihren Geruch in der Nase zu haben, ohne dass er sie anfassen durfte...
Mit einem leisen Seufzen zog er langsam seinen Arm unter Morwens Kopf weg und stand auf.
Vielleicht hatte Micaya ihre Teezutaten ja irgendwo für ihn erreichbar gelagert, ein Schluck von ihrem Beruhigungstee wäre jetzt genau das Richtige.
In Ordnung, nicht genau das Richtige, aber nach dem anderen Mittel wagte er nicht zu fragen...
Auf Zehenspitzen, um Morwen nicht aufzuwecken, schlich er zur Tür, doch er stolperte über ihre Schuhe und stieß darauf schmerzhaft mit dem Kopf an einen niedrigen Dachbalken. Er Fluchte, besorgt sah er sich um, doch Morwen schlief tief und fest.

Als Amaion das Zimmer verlassen hatte wurde Morwens Schlaf wurde unruhiger, ihre Träume wirrer.
Wie die Kalten Wogen der Brandung überrollte sie der Alptraum der nun nach ihr Griff. Sie wollte aufwachen, konnte aber nicht. Angst bohrte sich wie ein Dolch in ihr Herz, noch einmal erlebte sie den Abend, an dem sie ihren Bruder, Tscha, das erste Mal getroffen hatte. Noch einmal fühlte sie all den Schmerz, als die Schmach, die Angst die sie damals gespürt hatte, als…

Amaion kam wieder ins Zimmer geschlichen.
Der Tee hatte nicht geholfen, und auch die kalte Luft vor der Tür hatte es nicht geschafft, seinen Kopf wieder klar zu bekommen.
Die Angst, die ihm aus dem Zimmer entgegenflutete, war so stark, dass auch er sie wie Messerstiche in seinem Herzen spürte. Sekunden lang stand er da, gelähmt durch die Wellen der Angst, die ihn überrollten und über ihm zusammen schlugen.
Er löste sich gewaltsam aus seiner Erstarrung und setze sich auf die Bettkante.
Mit leiser Stimme redete er auf Morwen ein.
Er rüttelte sie leicht an ihrer Schulter, nannte immer wieder ihren Namen, damit sie aufwachte und sich beruhigte. Doch als sie die Augen aufschlug, war nur nackte Panik in ihren Augen zu erkennen, und sie fing an, um sich zu schlagen.
__ „Nein, nein...fass mich nicht an...“
Amaion fing ihre Hände ein. Er bemerkte, wie sich ihr Körper versteifte, aber dann entspannte sie sich wieder, als sie seine Stimme erkannte. Sanft half er ihr, sich aufzusetzen und nahm sie in den Arm. Morwen ließ es zu.
__„Ich würde dich doch nie zu etwas zwingen, oder etwas tun, was du nicht willst.“
Morwen klammerte sich an Amaion wie eine Ertrinkende.
__„Es tut mir Leid…ich…“
Gefühle der tiefsten Zuneigung erreichten Amaion, so intensiv, dass sie ihn überraschten.
Er hielt sie sanft im Arm und streichelte ihr über die Haare, immer bereit, sofort loszulassen, wenn es ihr zu viel werden könnte.

Ein nie gekanntes körperliches Verlangen stieg urplötzlich in Morwen auf.
Die Klarheit über die Sinnlosigkeit ihres Verhaltens weckte in ihr diese vorher ihr unbekannten Gefühle.
Sie liebte Amaion über alles, vertraute ihm zutiefst, aber hatte nicht gewollt, dass er ihr zu nahe kam. Dieser Widerspruch in sich kam ihr erst jetzt richtig zu Bewusstsein.
Sachte befreite sich Morwen aus Amaions Armen.
Diese neuen Gefühle machten ihr Angst, auch wenn sie sich wunderbar anfühlten.
Sie strich sich, wie so oft, eine Strähne ihres pechschwarzen Haares aus dem Gesicht, und blickte Amaion an. Sofort fesselten sie seine wunderschönen Augen, und auch er schien wie magisch angezogen von ihrem Gesicht, konnte seinen Blick nicht von ihren Augen abwenden. In Morwens Inneren tobte es, die Luft schien vor Spannung zu knistern. Ihr innerer Drang, ihm nahe zu sein, so nahe wie noch nie zuvor, wurde immer stärker...
Nein. Mit größter Anstrengung schob sie das Verlangen von sich und löste ihren Blick von ihm, die erwartungsvoll gespannte Atmosphäre zerplatzte wie eine Seifenblase. Sie wendete sich mühsam ab, ließ sich wieder in die Kissen sinken, peinlich bemüht, Amaion möglichst viel Platz zu lassen.
Amaion sah sie einen Moment lang irritiert an, bevor auch er sich wieder hinlegte.
Alles in ihm schrie danach, Morwen in den Arm zu nehmen und festzuhalten.
Er hatte ganz deutlich ihr Verlangen gespürt, die Angst war für Sekunden in den Hintergrund gerutscht. Doch nun spürte er eine neue Angst bei ihr, die Angst vor ihren eigenen Gefühlen.
Er schloss die Augen und atmete tief durch, er fühlte sich unsicherer als jemals zuvor. Dieses Verlangen in Morwen, das sie ihm entgegen gebracht hatte, war es nicht genau das, wonach er sich im Grunde seines Herzens sehnte? Morwen war sein ein und alles, er liebte nichts mehr als sie, und dies war bei Weitem keine rein körperliche Anziehung, aber...

Sie sah so friedlich aus im Schlaf - und jetzt sogar ein wenig glücklich. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen, das sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, als ihre Gedanken die Seinen leicht streiften.
__„Zur Abwechslung mal ein schöner Traum.“
Vorsichtig streckte Amaion seine Hand aus und berührte Morwens Gesicht.
Sie schlug die Augen auf.
Einen Moment erstarrte der Necromancer in seiner Bewegung, dann zog er zögernd die Hand zurück. Morwen griff nach seiner Hand und drückte sie an ihr Gesicht. Dann ließ sie sie los, um ihrerseits vorsichtig sein Gesicht zu streicheln.
Amaion schloss einen Moment lang seine Augen.
Alleine diese schüchterne und doch so zärtliche Berührung war unglaublich.
Langsam und vorsichtig wandte er sich ihr zu, während seine Finger mit ihrem Haar spielten.
Sein Lächeln war warm und liebevoll, und sie antwortete mit einem unsicheren Lächeln.
Lange sah er sie einfach nur an, dann berührten seine Lippen ihr Gesicht.
Und trafen auf Feuer.
Amaion fühlte, wie Morwens Finger sich in sein Hemd krallten, während zwei unterschiedliche Wesen in ihr um die Kontrolle zu kämpfen schienen. Er konnte nicht sagen, wer es war, die die Oberhand hatte, aber er fühlte, wie ihre Hände sich auf seinem Körper fortbewegten und immer mehr von ihm erforschten. Auch seine Hände machten sich selbstständig, und eine lange Zeit lagen sie einfach nur da und genossen die Gegenwart de jeweils anderen.

Irgendwann in dieser Zeit war ihre Kleidung abhanden gekommen.
Amaion merkte es erst, als Morwens an dem Band ankam, was seinen Lendenschurz hielt. Sanft griff er nach ihrer Hand.
__„Nein, Morwen. Das brauche ich – als Grenze.“
Er konnte fühlen, wie sich ihre Finger verkrampften, aber sie nahm sie nicht weg.
__„Bist Du Dir sicher?“
Die Assassin nickte.
__„Ich werde mich nicht zurückhalten können.
Diesmal schüttelte sie den Kopf.
__„Du hast Recht, ich bin mir nicht sicher. Ich habe Angst. Aber ich will es.“
Einige Augenblicke hielt der Necromancer ihre Hand noch fest, dann ließ er sie gewähren.

Morwens Finger zitterten, als sie langsam den Knoten löste.
All das Feuer, das in ihr brannte, dass von jeder zärtlichen Berührung des Necromancers immer stärker angefacht wurde, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, woran sie sich erinnerte.
Abgesehen von Ekel vor dem ungewaschenen Mannes und seinem Gestank hatte es weh getan.
Ihr ganzer Körper schrie nach Amaion, dessen Finger inzwischen an Stellen angekommen waren, deren Existenz sie so lange am Liebsten vergessen hätte.
Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er sie endlich in seine Arme ziehen möge, aber als sie seinen Körper an den ihren gepresst fühlte, konnte sie nur mühsam die aufkeimende Panik unterdrücken.
Mit einem leisen Seufzen schloss Morwen die Augen, holte tief Luft und machte sich bereit für den Schmerz – der niemals kam...
 
Berührungen


Doch als sie die Augen aufschlug, war nur nackte Panik in ihren Augen zu erkennen, und sie fing an, um sich zu schlagen.

Zweimal 'Augen' in dem Satz klingt nicht so gut.
'Doch als sie die Augen aufschlug, war nur nackte Panik darin zu erkennen und ...'
klingt besser.

Ein schönes Kapitel, wenn auch ein Bisschen traurig, weil die beiden sich nicht trauen ihre Gefühle zu zeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, wieder Samstag, und es kommt auch das nächste Kapitel.
Danach haben wir aber ein paar Wochen Pause drin, Elin ist um Urlaub, und das nächste Kapitel noch nicht fertig.
Gibt also ne kleine Sommerpause von ca. 3 Wochen oder so, und Ende August/Anfang September nochmal 2, da bin ich dann weg.
Wollte das nur schonmal androhen...

Ansonsten: viel Spaß mit dem heutigen Kapitel
 
Schmerzhafte Erfahrungen


Tscha hatte ein merkwürdiges Gefühl.
Micayas Körper in seinen Armen fühlte sich großartig an, aber abgesehen von seinen eigenen Empfindungen, von dem was sein Körper ihm mitteilte, war da noch etwas anderes.
Etwas, wie ein leichtes Echo in seinem Kopf...
Es war schwierig sich darauf zu konzentrieren, oder auch nur einzuordnen, was es war.
Es irritierte – aber in gewisser Weise verstärkte es nur seine eigene Lust.
Bis mit einem Mal die Angst nach ihm griff.
Tscha setzte sich ruckartig auf.
Micaya, die noch immer auf seinem Schoß saß, vor ihm griff nach seiner Kehle.
__„Wenn Du jetzt rüber gehst, brauchst Du nicht wieder zu kommen.“
Ihre Stimme war ruhig, aber ihr Blick war hart und der Griff ihrer kleinen Hand schmerzte.
Aber die Angst war verschwunden, ersetzt durch eine Intensität, die seinen Körper nicht kalt ließ...
Als er erschöpft zurücksank, fühlte er Micayas Gewicht, und wie sie ihre Ellenbogen auf ihn stützte.
Mühsam öffnete er die Augen.
Die Frau sah ihn mit einem leicht schrägen Lächeln an.
__„Ist es soo schwer zu ertragen, wenn Deine Schwester auch mal sowas hat? Und: bevor Du fragst: ich kann sie nicht fühlen. Aber Amaion hat mich teilhaben lassen.“
Tscha verzog das Gesicht.
__„Sie hatte Angst! Und Du weißt...“
Micaya schnaubte.
__„Ich weiß, dass Amaion durchaus dazu fähig ist, eine Frau alles vergessen zu lassen. Und, hat er ihr weh getan? Nein? Wo ist dann Dein Problem?“
Der Druide schwieg.
Er hatte keine Antwort – eigentlich hatte sie ja Recht, aber der Gedanke, dass dieser alte Mann Morwen berührte...

Irgendwann übermannte ihn die Erschöpfung.
Micaya beobachtete, wie die Atemzüge des Mannes langsam und ruhig wurden, dann stand sie auf und zog sich an.
Leise verließ sie den Raum, um ein paar Türen weiter in das Zimmer zu schlüpfen, das Joreth alleine bewohnte.
Der Necromancer war wach, und er setzte sich langsam auf, als sie den Raum betrat.
Es war relativ hell – auch wenn die Sonne noch nicht aufgegangen war, leuchtete der tiefstehende Mond doch erbarmungslos in den Raum und offenbarte in grausamer Weise Micayas verkniffenen Gesichtsausdruck.
Joreth schwang die Beine aus dem Bett und griff nach seiner Kleidung.
Er nickte der Frau zu.
__„Frühstück?“
Die Assassin nickte.
__„Fantastische Idee...“
Gemeinsam gingen sie nach unten.
Ein Tritt gegen die Tür des Wirts signalisierte dem, dass es Zeit war aufzustehen.
Aus der Küche drang der Duft von frischem Brot und Brötchen – die Dienstboten waren bereits wieder bei der Arbeit, gerade weil sie wussten, dass zumindest ein Teil der gut zahlenden Gäste der Taverne oft recht früh auf den Beinen Waren.
Der Wirt war durchaus bedacht, seine Gäste zufriedenzustellen...
Micaya und Joreth setzten sich, während sich zu dem Duft des Brotes der nach Kaffee, gebratenem Speck und Eiern gesellte.

__„Was ist passiert, kleines?“
Joreth legte Micaya den Arm um die Schulter.
Die Antwort kam von der Tür.
__„Das dürfte ich gewesen sein. Tscha hat es gefühlt, nichtwahr? Und er dürfte nicht begeistert gewesen sein...“
Langsam ging Amaion zum Tisch und setzte sich.
Micaya lächelte schwach.
__„Solltest Du nicht bei Morwen sein?“
Der Necromancer zog die Schultern hoch.
Seine Finger spielten nervös mit einem kleinen, mit magischen Zeichen verzierten Stein.
__„Sie schläft. Tiefer und ruhiger, als sie es in den letzten Monaten je getan hat... ich wollte nur einen Schluck trinken.“
Eine schweigsame Dienstmagd stellte eine dampfende Kanne auf dem Tisch ab, von der ein dem Necromancer durchaus bekannter Duft ausging.
__„Dein Beruhigungstee?“
Micaya nickte.
__„Den brauche ich jetzt.“
Amaion lächelte.
__„Kann ich Dir eine Tasse davon abschwatzen?“
Die Assassin zog die Schultern hoch. Dann griff sie aber nach dem Stein in seiner Hand.
__„Darf ich?“
Der Mann überließ ihr den Gegenstand.
Interessiert musterte Micaya die Zeichen, dann gab sie dem Mann den Zauber zurück.
Amaion stand auf.
__„Ich bin – später wieder da...“
Damit verschwand er nach oben.

__„Hoffentlich verlässt er sich nicht zu sehr darauf...“
Micayas stimme war ausdruckslos.
__„Hm?“
Sie zog eine Kette aus der Tasche, dessen silberner Anhänger die gleichen geschwungenen Linien und magischen Zeichen zeigte wie Amaions Stein.
__„Es ist ein Zauber, der eine Schwangerschaft verhindern soll, aber er funktioniert nicht – wenn bei einem der Beteiligten der menschliche Anteil zu klein ist. Bei mir hat er drei mal versagt.“
Joreth nickte, wieder ein Puzzleteil, das vor Jahren einmal gefehlt hatte.
__„Also doch. Es war recht am Anfang, als ich Amaion entwischt bin und er mich gesucht hat. Er sagte, Du seist krank.. Der kleine Mann?“
__„Sag ruhig Zwerg, er selber nutzt diese Bezeichnung. Durin war da, um mich zu heilen – und zu trösten. Mein Körper war nicht bereit für das Kind eines Dämons...“
Joreth nahm die Frau sanft in den Arm.
Er fühlte ihren Schmerz und konnte ihn nachvollziehen – auch er hatte einst ein Kind verloren.
__„Das erste waren die Zwillinge, das ist klar, Gwyn hat keinen Tropfen menschlichen Blutes in sich. Dieses Mal – bin ich das Problem. Es gibt einen Vorgang, der nennt sich Anpassung, und die meisten Menschen, die mit drachenartigen Kontakt haben, durchlaufen ihn irgendwann. Bei mir – es fehlt nicht viel, und auch ich hätte Schuppen... Was Amaion anbelangt...“
Sie brauchte den Satz nicht fortzuführen.
Die beiden aßen, langsam und schweigend, bis irgendwann Amaion wieder auftauchte, Morwen fest an sich gedrückt, während die junge Assassin strahlte, als habe sie das erste Mal in ihrem, Leben die Sonne aufgehen sehen.
Amaion hatte seine Zurückhaltung aufgegeben, da es nicht mehr nötig war, so wie sich Morwen an ihn drückte, hätten die beiden Mara und Asanriel sein können, die ja auch keine Sekunde lang ohne die Berührung des jeweils anderen auskamen...

Morwen aß mit herzhaftem Appetit, und Amaions zärtliche Berührungen zauberten Farbe in ihr sonst so blasses Gesicht.
Joreth sah durchaus zufrieden aus – er hatte seinen Bruder oft genug darauf hingewiesen, dass die junge Assassin nur lernen musste, an ihrem Schmerz vorbeizusehen, und dass das dann beide glücklich machen würde.
Micaya dagegen musterte die beiden mit gemischten Gefühlen.
Einerseits freute sie sich für beide, sie war froh, die Menschen, die sie liebte, glücklich zu sehen.
Andererseits war da Tscha – und der war eindeutig nicht glücklich mit der Angelegenheit.
Als hätte er diesen Gedanken vernommen, erschien der hochgewachsene Druide.
Seine Stimme war leise, aber der grollende Unterton war genauso eine Drohung wie die freigelegten Eckzähne und die schlitzförmig verengten Augen.
__„Ich habe Dir gesagt, Du sollst Deine dreckigen Finger von meiner Schwester lassen!“
Amaion stand auf.
Er stellte sich mit verschränkten Armen vor dem größeren, massiver gebauten Mann und fixierte ihn seinerseits.
__„Warum habe ich nur den Eindruck, dass sich hier jemand in Angelegenheiten einmischt, die ihn nichts angehen?“
Morwen hatte sich ebenfalls erhoben und stand jetzt neben dem Necromancer, der seinen Arm um sie legte und sie kurz zärtlich an sich drückte.
Tscha griff nach Amaions Arm.
__„Ich sagte: Finger von...“
Weiter kam er nicht.
Wut sprühte aus Morwens Augen, während ihre geballte Faust vorwärts schnellte und ihrem Bruder das Nasenbein zerschmetterte.
Die Wut in den Augen des hochgewachsenen Druiden wurde zu Schmerz, und seine Hände versuchten vergeblich, den Blutstrom abzufangen, der ihm über Kinn und Brust lief.
Amaion war ruhig, aber gerade in dieser Ruhe lag etwas bedrohliches.
Er griff nach Morwens Händen und hielt sie fest, dabei sah er der Assassin die ganze Zeit in die Augen.
Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, wandte er sich Tscha zu
__„Du bist ein Narr. Kannst Du nicht Deinen eigenen Gefühlen vertrauen? Ich liebe Morwen – glaubst Du ich wäre irgendwie imstande, sie zu verletzen? Oder auch nur zuzuassen, daß ihr jemand weh tut?“
Damit wandte er sich ab, fasste Morwen an den Schultern und wendete sie in seine Richtung.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und sie schlang willig die Arme um den Hals des Necromancer, als seine Lippen die Ihren berührten.
Sie drängte sich mit einer kaum gebremsten Wildheit an ihn, dann löste sie sich von ihm, nur um nach seiner Hand zu greifen und den Mann, der sich nicht sonderlich wehrte, in Richtung der Treppe zu ziehen.
Tscha blieb stehen, während noch immer Tränen und Blut in Strömen über sein Gesicht rannen.

Eine Hand legte sich auf die Schulter des Druiden, und Joreth drückte ihm ein Taschentuch in die Hand. Dann ging der ältere Necromancer schweigend zur Tür und verließ die Taverne.
Micaya verdrehte die Augen.
Sie führte Tscha zu einem Stuhl, dann ließ sie ihn dort sitzen.
__„Ich sehe zu, ob ich meine Tochter finde, die kann das in Ordnung bringen...“

Joreth fand Micaya vor Asanriels Tür stehend – mit leicht schiefgelegten Kopf.
__„Doch so eilig?“
Die Assassin zog die Schultern hoch.
__„Ich möchte nicht ... stören. Und Tscha hat es verdient. Er kann ruhig auch noch ein Weilchen leiden. Aber was machst Du hier, warst Du nicht gegangen?“
Der Necromancer runzelte die Stirn.
__„Nur bis zur Hintertür. Micaya – ich wollte mit Dir reden.“
Die Frau wandte sich ab, aber er hielt sie fest.
__„Micaya, was hast Du vor, wenn sich die Schwangerschaft nicht mehr verbergen lässt?
Er fühlte, wie sie in seinen Armen zusammensackte.
__„Ich hatte vor, nach Arlorann zu gehen – von dort aus an einen anderen Ort, wo die Zeit noch weniger synchron läuft. Ich wäre ein paar Tage fort gewesen, das wäre kaum aufgefallen. Und Gwyn war schon den Zwillingen ein guter Vater, er hätte auch ein weiteres Kind von mir liebevoll aufgezogen...“
Joreth hielt sie fest und fühlte, wie die Tränen langsam durch den dicken Stoff seines Hemds sickerten.
__„Was ist dazwischengekommen?“
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie bereit war zu antworten.
__„Mara...“
__„Mara ist eine wunderbare junge Frau, eine Tochter, auf die Du stolz sein kannst.“
Micaya wand sich aus den Armen des Necromancers.
__„Du verstehst es nicht, gerade das ist das Problem! Sie war ein Kind, als ich sie verließ, und jetzt... ich habe so viel verpasst, noch einmal könnte ich das nicht ertragen!“
__„Und deshalb wirst Du gehen.“
Die Assassin nickte langsam.
__„Arlorann ist mein Zuhause – mehr als jemals ein anderer Ort es war.“
Vorsichtig nahm er sie wieder in den Arm.
__„Ich möchte Dich nicht verlieren, Micaya...“
Sie wollte das auch nicht, das konnte er fühlen.
Die kleine Frau klammerte sich an ihn, und auch, wenn er wusste, dass dies weder die Zeit noch der Ort davon war, so drängten seine Schritte doch unwiderruflich in Richtung seines Zimmers.

Es dauerte ein Weilchen, bis Micaya doch an Asanriels Tür klopfte.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür wie von Geisterhand.
Mara saß neben Asanriel auf dem Bett, beide – wieder – voll bekleidet.
Die junge Frau musterte die beiden in der Tür stehenden Gestalten und rümpfte missbilligend die Nase.
__„Irgendwann wird er es riechen. Meine Güte, ich rieche...“
Micaya unterbrach ihre Tochter.
__„Heute nicht, das ist der Grund warum ich hier bin. Morwen hat ihm die Nase gebrochen.“
Sie sah sich um.
__„Was die andere Sache betrifft...“
Maras Augen verengten sich schlitzförmig.
__„Raus!“ fauchte sie Joreth an.
Ihre Mutter hob die Augenbrauen, während der Mann die Tür hinter sich schloss.
__„Du kannst sicher sein, dass er lauscht.“
Eine sechsfingrige Hand fuhr durch grünschwarzes Haar, und das Lächeln enthielt leichten Spott.
__„Aber Du kannst so tun, als wüsstest Du es nicht, und somit ignorieren, was er weiß...“
Sie stand auf.
__„Du weißt, dass Du schwanger bist, also kann Deine Frage sich nur darauf beziehen, wer der beiden der Vater ist.“
Micaya nickte.
Ihre Tochter berührte kurz mit einer Hand ihren Bauch.
Dann verzog sie das Gesicht.
__„Ich würde mal vermuten: schlimmster Fall.“
__„Also Joreth.“
Mara schüttelte den Kopf.
__„Du scheinst zu Zwillingsschwangerschaften zu neigen, Már... und meine Brüder werden sich genetisch so stark voneinander unterscheiden wie von mir.“
Sie schlug mit der Faust gegen die Tür, bevor sie sie öffnete und vor ihrer Mutter her in Richtung Treppe ging.
Joreth war weit und breit nicht zu sehen, aber Micaya bezweifelte, dass sie ihn wahrgenommen hätte, als sie wie im Traum ihrer Tochter in den Schankraum folgte.
Nur am Rande nahm sie wahr, wie Mara irgendetwas zu Tscha sagte und dann leicht mit den Fingern das gebrochene Nasenbein berührte.

Tscha schrie auf, als die zersplitterten Knochen wieder an ihren ursprünglichen Platz glitten.
Der scharfe Schmerz lies nach, und Kühle breitete sich über seinem Gesicht aus.
Mara lies geplatzte Gefäße verheilen, während die Schwellung zurückging.
Als sie fertig war, war Tschas Nase gerader als vorher.
__„Das war nicht das erste Mal, dass irgendjemand Dein Riechorgan zerlegt hat, oder?“ kommentierte die junge Frau.
Der Druide verzog das Gesicht.
Er fasste nach seiner Nase – sie fühlte sich gut an, aber etwas stimmte nicht...
Mara nickte.
__„Der Geruchssinn wird in 1-2 Tagen zurückkehren. Ich musste ein paar Nerven blockieren – sonst wäre der Schmerz zu übel gewesen. Und das hat sich ein Wenig stärker ausgewirkt...“
_Már, die verengten Gänge durch frühere Verletzungen sind jetzt frei, er wird deutlich besser riechen, wenn die Nervenlähmung nachlässt...
Micaya schüttelte sich.
Sie wollte nicht darüber nachdenken.
Lieber ging sie jetzt zu Tscha, um ihn in die Arme zu schließen, zu trösten, und zu vergessen, wie wenig Zeit ihnen nur noch blieb.
Keinem der Anwesenden fiel auf, dass Joreth noch immer nicht zurückgekehrt war.
 
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Du hast das flasche Kapitel gepostet. Unwichtige Enthüllungen hatten wir schon.


€dit: Jetzt is richtig
 
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Ja, habsch ja auch schon gemerkt und das andere genommen...
bin im Hauptdokument grad paar Wochen hinterher, daher lag das als Oberstes in dem Ordner.
 
Schmerzhafte Erfahrungen


__„Sie schläft. Tiefer und ruhiger, als sie es in den letzten Monaten je getan hat... ich wollte nur einen Schluck etwas trinken.“

Die beiden aßen, langsam und schweigend, bis irgendwann Amaion wieder auftauchte, Morwen fest an sich gedrückt, während die junge Assassin strahlte, als habe sie das erste Mal in ihrem, Leben die Sonne aufgehen sehen.

Joreth war weit und breit nicht zu sehen, aber Micaya bezweifelte, dass sie ihn wahrgenommen hätte, als sie wir => wie im Traum ihrer Tochter in den Schankraum folgte.

Dann ist Tscha also der Vater und Micayas Kinder werden ein Mensch und ein Wolfswere sein?
 
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das Komma in Deiner Korrektur ist definitiv falsch.

und: nein, das wäre definitiv nicht der schlimmste Fall.
Tscha ist zwar der Vater - aber nur von dem einen
 
durchaus, bei zweiigen zumindest.
Und das ist ja schon bei Mara und ihrem Bruder der Fall.
 
Sorry für die Verzögerung, aber ich konnte bis grad das Kapitel nicht durchgucken.
Der Provider hat uns die Flat zum 31.8. gekündigt - und am 1. unter den Füßen weggezogen.
Stand 31.7. in ihrem System...
Danke auch!
Wie findet man ohne Internet und Mail nen neuen Provider?
Ja, klar, mir andererleuten Internetanschluß.
Netterweise das Ganze auch noch an nem Wochenende...
 
Ach nerie, du musst dich doch nicht Entschuldigen ich war doch auch Abwesend - Und da dass Kapitel jetzt ja fertig ist werd ich es auch mal sofort rausschieben....
 
Eine neue Welt


Er sah sein Gesicht, sein fröhlich lachendes Gesicht, das ihm nun vielmehr wie die verzehrte Fratze eines Dämons erschien.
Der Dämon neben seiner Schwester, die lachte, die so glücklich war wie..., wie er sie noch nie gesehen hatte.
Tscha senkte den Kopf.
Er wollte nicht sehen dass sie nun glücklich war, dass dieser Mann sie glücklich machte, dass
e Unrecht hatte.
Am liebsten hätte er die Augen zugemacht. Die Hände auf die Ohren gepresst. Nicht sehen. Nicht hören. Nicht eingestehen.

Morwen riss sich Gewaltsam von Amaions Gesicht los und ließ ihren Blick durch den Schankraum gleiten, noch immer hatte sie Amaions Lachen, sein wunderbares Lachen in den Ohren. Es klang so wundervoll, so fantastisch, so…
Ihre Finger verkrampften sich. Tschas Gesichtsausdruck. Wut stieg in ihr auf, Wut auf diesen Trottel von Bruder.
Wut fürchterliche Wut.
Warum musste er sich überall einmischen, soll er sich doch um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Das wäre vielleicht mal ratsamer….
Amaion drückte sie sanft an sich.
Eine beruhigende Geste, die ihre Wut kaum dämpfen konnte. Am liebsten hätte sie ihrem Bruder noch einmal, und diesmal endgültig, die Nase gebrochen.
Mara war plötzlich aufgesprungen.
Morwen war so erstaunt, dass ihre Wut schwand.
Die Junge Frau mit dem so seltsam grünen Schimmer in den Haaren war blass, ihre Lippen zitterten ganz leicht.
Jäh legte sich eine unnatürliche Stille über die Szene, eine Stille die danach schrie, dass endlich die Normalität hergestellt wird. Es war eine bedrückende Stille, die jedoch nur einen kleinen Augenblick herrschte, ein kurzer Augenblick und dann schien die Welt wieder normal weiterzulaufen. Mara setze sich wieder und auch Morwen fügte sich endlich Amaions sanfter Gewalt der die ganze Zeit schon versuchte sie zu einem Tisch zu bugsieren.

__ „Hass kann angehörige meines Volkes töten…“
Morwen schreckte aus ihren Gedanken auf. Sie hatte nicht bemerkt wie Mara neben sie getreten war und die Hand auf ihre Schulter gelegt hatte, ganz Vorsichtig so als wäre sie jederzeit bereit sie wieder zurück zu ziehen.
__ „Gedankentechniker lernen, sich gegen den Hass der Menschen abzuschirmen - und sich dagegen zu verteidigen. Wenn das auf mich gerichtet gewesen wäre - ich hätte jemanden damit umbringen können. ich hätte Dich umbringen können,... es ist nicht gefährlich für mich, wenn es mich nicht selber betrifft, aber es tut weh.“
Maras Blick suchte einen Moment Amaions, dann nahm sie die Hand von Morwens Schulter und wandte sich ab.

Morwen biss sich auf die Lippen. Hass der töten konnte…
Und sie war so voller Hass, Hass und Wut.
Bewussten Hass und unbewussten Hass, Hass auf so vieles und Frieden, Frieden gab es nur in Amaions Armen.
Es Bewusst wahrzunehmen tat weh, zu erkennen dass der Hass und die Wut genauso ein teil von ihr war wie die Angst und die Traurigkeit war hart. Und sie war froh als Amaion nach ihrer Hand griff und sie sacht drückte.
Halt, Halt in dieser Welt. Halt der er ihr gab.
Sie stand auf, sie wusste eigentlich nicht was sie tat oder warum sie es tat als sie auf Mara zuging ihr in die Augen Blickte:
__ „Erzähl mir von deinem Volk, von deiner Welt,… bitte.“
Mara lächelte traurig.
__ "Glaub nicht, dass wir so friedlich sind, wie es sinnvoll wäre. Einige ... Familien haben die Konditionierung durchbrochen, die uns hindert, anderen weh zu tun, und die Menschen unserer Welt machen sich oft einen Spaß daraus, meinesgleichen zu quälen."
Sie hielt einen Moment inne.
__ "Es ist nicht gefährlich für uns, solange der Hass nicht die eigene Person betrifft, aber es tut weh. Sehr weh."
Einen Moment überlegte sie, dann fuhr sie noch einmal fort.
__ "Jonathan hat sein Möglichstes getan, um die verschiedenen Völker aneinander anzunähern, und es ist auch deutlich besser geworden. Es ist friedlich in Erandor. Was aber nichts daran ändert, dass Tiras noch immer die Grenze bedroht und alles, was nicht 100% menschlich ist, verbannen will, und dass die Ylenars und die Arylens sich bis aufs Blut bekriegen. Einzig der Wald ist ein Ort, wo all dies fernbleibt. Der Baum würde eine Störung seines Friedens nicht dulden..."
In Morwens Augen weiteten sich was Mara zu einem Lächeln veranlasste, sie zögerte einen Moment dann fing sie an zu erzählen – vom Wald, von Arbor, dem Baum, von der Stadt zwischen seinen Wurzeln.
Und Morwen lauschte erschrocken und fasziniert zu gleich.
__ „Wie gerne würde ich alles einmal mit eigenen Augen sehen…“

Amaions Blick ruhte auf den beiden Frauen, er lächelte. Der erste Schritt war getan, blieb zu hoffen, dass weitere folgten.
 
@ Nerienna:
Hab mich schon gewundert.

@ Elin:
Welcome Back

@ Kapitel:
zu kurz!

Eine neue Welt


Er wollte nicht sehen dass, sie nun glücklich war, dass dieser Mann sie glücklich machte, dass
er Unrecht hatte.
Am liebsten hätte er die Augen [zugemacht].
[] 'geschlossen', klingt besser

Halt, der => den er ihr gab.
 
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ich mach mich gleich mal an die Formatierung, dann gibts das nächste Kapitel.
Auto suchen ist ja soo stressig...
Leute, haltet euch von AFT-Motoren fern, die fressen ihre eigenen Schrauben und kauen sie durch, bis der Motorblock tot ist.
 
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