viel Freude damit
Kapitel 5 - Teil 2
Tag 1
Eroberung lag auf dem Rücken und guckte hinauf zum Himmel während hinter ihm die Sonne über den Horizont kroch. Die ersten Strahlen berührten seine Krone und wurden reflektiert.
Er war sich sicher, dass es ein schöner Tag werden würde. Ein klarer, hellblauer Himmel, der im laufe des Tages vom Staub verschwimmt und letztendlich, ohne Bewunderer, nicht mehr bemerkenswert sein wird.
Eroberung setzte sich auf und nahm seinen Bogen. Schlicht, massiv, größer als er selbst brauchte er Pfeile, die mehr Kurzspeeren als richtigen Pfeilen ähnelten. Ein Grinsen umspielte seinen Mund, er brauchte den Bogen eigentlich gar nicht zu spannen, er konnte ihn ausschließlich als Keule benutzen.
Schnaufend spannte er das Unding und rammte seinen Köcher vor sich in den Boden. Sein Pferd trat etwas unruhig auf der Stelle herum und stupste ihn mit den Nüstern an.
´Zucker gibt es später, ´, flüsterte er und nahm den ersten Pfeil aus dem Köcher, ließ neun übrig.
Er legte an, schätzte die Entfernung ab, zielte nach oben und ließ los.
Woanders
Krieg spuckte Blut. Sein schon zotteliger Bart wurde immer dreckiger. Alles tat ihm weh. Über ihm kreisten die Geier. Vor ihm färbte er die Welt rot. Sein Schwert führte ihn, er führte sein Schwert, beide wurden geführt, gelenkt.
Ein Name brannte sich in seinen Kopf.
Er holte tief Luft - zerriss die Luft mit seinem Schrei. Geier fielen in seinem Blickfeld, zerborsten. Krieger fielen zu Boden, blutend aus Ohren, Augen und Mund. Er ging über sie hinweg, beschleunigte seine Schritte und katapultierte sich in die Luft. Sein Aufprall brach Knochen, sein Schwert nahm Leben.
Über ihm kreisten immer noch Geier, fünf waren noch übrig. Sie guckten sich gegenseitig an und flogen etwas höher.
Krieg war in seinem Element.
Er kämpfte, zerstörte - gründlich, schnell, auslöschend.
´Tod muss das Wort geben! ´ Kreischte einer der Geier.
Ein anderer schüttelte den federlosen Kopf. ´Wir warten. Wir handeln erst, wenn es verlangt wird. ´
´Wann lassen wir die Schatten los? ´ Fragte ein dritter Geier.
´Bald. Sehr bald, wenn es so weiterläuft. ´
Krieg rammte den Knauf seines Schwertes in die Stirn eines Soldaten, riss ihn heraus und sprang auf das Katapult. Er trat den Stein aus dem Arm und zerschnitt das Seil hinter ihm. Sein Magen sank und er flog.
Er hatte sich durch die Nachhut geschnitten, jetzt würde er den Kopf der Schlange abschlagen. Er konnte sie sehen, den General, seinen Bannerträger, seinen Kommandostab.
Er spreizte seine übrigen Gliedmaßen, der linke Arm flatterte unbrauchbar in der Luft, und umarmte den Bannerträger. Wie ein nasses Handtuch faltete er sich um den Körper des Trägers, drückte ihn auf das Pferd hinunter bis sein rechter Arm und seine Beine zuschnappten. Der Körper unter ihm brach, der Sattel bog und die Beine des Pferdes gaben nach. Er rollte sich ab, schüttelte die Überreste des Bannerträgers von seiner Front und sprang hinten auf das Pferd des Generals.
Er streckte seine Beine vor dem Aufprall auf und brach die Hüfte des Pferdes. Sein linker Füß berührte indirekt durch Haut, Muskeln und Knochen den Boden während er mit dem rechten nochmals auf das Pferd stampfte. Der Brustkasten gab nach, der General sackte noch weiter ab und wurde wie bei einer Hinrichtung enthauptet.
Krieg drehte sich auf der Stelle, immer noch mit dem Kopf auf der Breite seines Schwertes, und schleuderte seine Trophäe in den Kommandostab vor ihm.
Sein Schwert war an sich nichts Besonderes. Es war nicht schärfer als andere Schwerter, hatte keine Geschichte, keine besonderen Qualitäten. Es war einfach sein persönlicher Zweihänder. Der sich durch Knochen fraß, angetrieben von einem Arm, welcher wiederum von Wut und Hass gespeist wurde.
Krieg brach aus dem toten Kommandostab hervor und fiel in die Ritter ein. Er schnitt sich eine Schneise durch die gepanzerten Krieger und traf endlich auf das gemeine Heer. Sein Gesicht verzog sich wieder, diesmal nicht zu einer Maske des Hasses, sondern eines der Freude. Mit einem zufriedenen Lächeln wütete er durch das Meer aus Leder und Leinen. Krieg nickte während er im Blut badete. Heute wird ein guter Tag. Der Beste.
Vor Caels Stadt
Kurz vor Sonnenaufgang
Hunger saß auf seinem Pferd, er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und schien nachzudenken. In Wirklichkeit wollte er nur beschäftigt erscheinen.
Er konnte nicht mit seinen Pfeilen die Sonne verdecken, noch ein Miasma aus Krankheit entfesseln. Kämpfen war nicht wirklich seine Stärke und Leute töten lag ihm einfach nicht. Nicht direkt.
Seufzend guckte er zum Himmel hoch. Es wurde langsam heller. Er musste sich etwas ausdenken, sonst würde er den Staub der anderen Reiter fressen. Seine Hände wanderten. Die rechte nahm die Waage in die Hand - die Waage beruhigte ihn immer - die linke berührte die Kette, die ihn von Yersin gegeben wurde. Der kranke Gott hat gesagt, dass es von der schönen Frau gewesen sei, es soll ihn Gesund halten.
Er legte seinen Kopf schief und nahm die Kette ab. Sie war schön, sauber, fragil. Am besten gab er sie einem anderen Reiter, sonst würde er sie im Chaos der Stadt verlieren, oder sie würde ihm gestohlen werden. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, er würde die Kette nicht verlieren wollen.
Langsam stieg er vom Pferd ab, seine Gelenke waren nicht mehr das, was sie mal waren, und stellte sich vor seine kränkliche Stute. Sie guckte ihn aus leeren Augen an, vielleicht mit einem Funken Liebe. Seine Unterlippe zitterte als er sie umarmte und ihr die Kette um das Sattelhorn legte.
Dann stellte sich wieder vor sie, diesmal aufrecht.
´Pass auf. Du bewegst dich nicht von der Stelle, du passt auf dich auf, du wartest auf mich, ´, befahl er ihr unsicher und drückte seine Brust etwas weiter raus. ´Hast du mich verstanden? ´
Die Stute schien zu nicken und leckte kurz mit ihrer trockenen Zunge sein Gesicht. Hunger nickte und machte sich zum Stadttor auf. Er würde sich einen guten Tag machen. Schließlich konnte er sich alles leisten.
Azrael guckte zu, wie der Pfeil gen Himmel stieg, immer weiter und weiter bis er nicht mehr zu erkennen war. Er zog seine Kapuze hoch und nahm die Sense in die linke Hand. Das Pfeifen wurde lauter. Seine Sense fing an in der Hand zu vibrieren. Zuerst sah er nur kleine Punkte, die immer länger und größer wurden. Dann sah er, dass es eine Wolke aus beinlangen Pfeilen war.
Die erste Salve fiel.
Lärm erhob sich aus der Stadt. Zerberstende Steine, Menschengeschrei, zersplitterndes Glas. Er holte eine Laterne raus und machte sie auf. In ihr brannte eine kleine, grüne Flamme, die langsam immer heller wurde. Er guckte sie an, dachte darüber nach, wie er sie eigentlich für besondere Personen reserviert hat, die er wirklich nicht ausstehen konnte. Vielleicht sogar hasste, aber dieses Gefühl verlor immer mehr an Bedeutung für ihn. Er fühlte sich mit Abneigung sicherer. Vielleicht würde er sogar selbst in seiner Laterne enden?
Wie würde die Flamme nach der zehnten Salve aussehen? Würden zehn Salven gegen Cael eine Herausforderung darstellen? So sehr wie Armageddon ein Urteil sein soll hat es Cael geschafft es zu einem Kampf zu machen.
Azrael schürzte kurz seine Lippen und guckte zu seiner linken. Tod stand dort. Der wirkliche Tod.
´Ich nehme an, dass ihr mich kennst? ´ Fragte Azrael und guckte zu, wie die zweite Salve fiel. ´Ich kann das selbe nicht von euch behaupten. ´
WIR SIND BEKANNTE.
Azrael nickte. ´Wisst ihr … ich habe vieles Gesehen. Zu viel, vielleicht. ´
DU BESCHWERST DICH? BEI MIR?
´Vielleicht, ´ antwortete er und zuckte mit seinen Schultern. ´Warum ich? ´ Fragte er dann direkt.
DU WARST EINER DER BESSEREN.
´Ich war? Bin ich jetzt der Beste? ´
NEIN. DU BIST JETZT DER ERSTE UNTER GLEICHEN.
´Hah. ´
Die vierte Salve fiel. Azrael guckte zu Caels Turm hoch. Eine einsame Figur stand auf der Kuppel, mit einem flammenden Schwert und einer goldenen Rüstung.
´Und er? Was ist mit ihm? ´
Tod, der wirkliche, drehte seinen Kopf und guckte auch zu Cael.
WAS IST MIT IHM?
´Er trotzt Armageddon, dem Tod, stellt fast Paral in den Schatten. ´
Tod, der wirkliche, zuckte mit seinen Schultern.
ER IST EINER UNTER VIELEN.
Azrael hob eine Augenbraue und lachte. ´Heißt das, dass ich noch weitere Armageddon … 's bringen muss? ´
NEIN. ANDERE MEINER AGENTEN KÜMMERN SICH DARUM.
Der ehemalige Eidwahrer legte seinen Kopf schief und fing an zu nicken.
Die siebte Salve fiel. Die kleine, grüne Flamme fauchte bereits in der Laterne.
DEIN STREICH IST BEMERKENSWERT.
´Wirklich? Es ist nur ein weiterer, leuchtender Ball. Wir groß kann die Sonne schon sein? ´ Tod, der wirkliche, fing langsam an zu lachen. Was zuerst an malende Steine erinnerte wurde zu einem Erdrutsch, der mit einer Lawine zusammentraf und dann als Endrutsch Glas zerbrach.
ICH WERDE MEINE … KREATIVITÄT ZURÜCKHALTEN.
Azrael hob beide Augenbrauen und lauschte mit dem Tod den zehnten Pfeil gen Himmel pfeifen.
´Gleich, ´, flüsterte Azrael und befestigte die Laterne an seiner Hüfte. Die Ausbeute der neun Salven plus seiner eigenen Reserven dürfte ausreichen. Die zehnte Salve würde er sofort benutzen.
Tod, der wirkliche, zog sich langsam zurück bis er ganz die Stadt von Cael und deren Umland sehen konnte.
Zum letzten Mal senkte sich ein Schatten auf die Stadt. Die zehnte Salve traf auf und erhob nochmals Geschrei aus der Stadt.
Zur gleichen Zeit entflammte eine kleine, grüne Flamme vor der Stadt. In deren Mitte stand ein einzelner Mann, der seinen rechten Arm hob und die Hand zu einer Faust ballte.
Teils Kriegserklärung, teils Urteil brachte er den Arm herunter.
Die Sonne löste sich vom Himmel, kam näher.
Die kleine, grüne Flamme erlosch.
Azrael guckte zur Sonne hoch und wunderte sich, was sich die übrigen Bewohner Caels Stadt wohl dachten. Ist die Sonne eine Scheibe, ein Ball, ist sie heiß oder kalt? Gehört sie zu einem anderen Lebewesen? Ist sie das Auge eines Gottes? Ist sie ein Gott? Er zuckte mit seinen Schultern. Darauf konnte er leider keinen Einfluss nehmen.
Es wurde immer heller.
Sehr hell, so hell, dass er seine Kapuze über die Augen ziehen musste.
Eroberung guckte zum Himmel hoch und fluchte. warf sich mit dem Gesicht zuerst in den Sand hinein und kniff seine Augen zu.
Hunger wunderte sich warum es auf einmal so dunkel wurde. Dann wurde ihm klar, dass der Schatten, in dem sich sein Pferd und er befand dunkler wurde während die Umwelt immer heller wurde. Er zuckte mit seinen Schultern und klopfte an das Tor.
´Ich verlange Einlass! ´
Tod, der wirkliche, versuchte sich so sehr wie möglich auf triviale Dinge zu konzentrieren während er zusah, wie die Sonne auf Caels Stadt raste. Er dachte über Mistkäfer und deren Mistbälle nach, wunderte sich über Wassertropfen und redete sich letztendlich ein, dass es einfach eine Illusion sei. Die wirkliche Sonne war hinter einer Illusion verborgen während diese Sonne eine andere Illusion war. Er hatte Recht, nur waren die Illusionen so überzeugend.
Er hatte auch Erfolg mit seinen Bemühungen. Es war noch nicht alles gestorben, der Stein noch nicht zerlaufen, der Sand kein Glas und die Szenerie vor ihm nicht Asche.
Schließlich schüttelte er seinen Kopf, es hatte keinen Sinn mehr sich selber abzulenken. Er hatte seinen Zweck erfüllt. Tod, der wirkliche, verabschiedete sich von dieser Welt.
Azrael fragte sich, ob nicht etwas schiefgegangen war. Es wurde nicht nur immer heller, sondern auch unerträglich heiß.
Schließlich entschloss er sich dazu in die Sonne zu schauen.
´Oh Scheiße, ´, hauchte er und ließ die Sense los. ´Oh Scheiße, ´, sagte er wieder, diesmal lauter.
Er drehte sich auf der Stelle, suchte nach seiner Sense und klaubte sie vom Boden auf. Zitternd steckte er sie in den Boden und schüttelte seine Arme aus. ´Also gut, was ich geschaffen habe, sollte ich auch zerstören können. Schließlich geht das ja auch mit Dingen, die ich nicht geschaffen habe, ´, flüsterte er sich selber zu und stellte sich etwas breitbeiniger hin.
Hunger stand immer noch vor dem Tor. Etwas frustriert, da er noch nicht in der Stadt war, ging er zu seinem Pferd und dann aus dem Schatten hinaus, da es ihm langsam kalt wurde. Er guckte zum Himmel hoch und in die Sonne. Seine Augenbrauen hoben sich. Er konnte problemlos in die Sonne sehen. Verwirrt kratzte er sich am Kopf und kam zu einem Entschluss.
Das war nicht die Sonne. Es war ein Hungerbauch, der etwas leuchtendes beinhaltete.
Zufrieden nickend ging er zurück in den Schatten und dann wieder hinaus als ihm ein neuer Gedanke kam.
Konnte ein Hungerbauch platzen?
Mit zugekniffenen Augen hob er einen Arm und streckte einen Finger mit einem dreckigen Nagel aus. Er machte eine stechende Bewegung.
Eroberung wurde durch eine plötzliche Erschütterung zuerst vom Boden gehoben und dann wieder in den Sand hineingepresst. Er spürte, wie seine Rippen immer stärker belastet wurden bis sie alle hätten brechen müssen. Adern platzen in seinen Augen, sein Kopf schien innerlich zu zerbersten während sein Herz gegen seine Rippen hämmerte. Der Druck verflüchtigte sich. Zögernd atmete er, so gut es unter dem Sand ging und drehte sich um.
Sein Atem stockte, dann breitete sich ein zähnefletschendes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Jetzt hatte er ihn. Seinen Regen aus Feuer. Er tauschte seinen Bogen gegen das rostige Kurzschwert aus, dass er in einen seiner Ruinen gefunden hatte und trabte in Weltuntergangsstimmung auf die Stadt zu.
Die ersten dicken, riesigen Tropfen fielen auf die Ebene, verbrannten sie, machten sie zu einer Aschelandschaft. Eine traf auf Caels Stadt, aber anstatt einzuschlagen floss der Tropfen wie an einem Schirm ab. Sein Grinsen wurde immer breiter, drohte seine Lippen zu spalten. Wahrlich, eine Stadt, die es sich lohnt dem Erdboden gleich zu machen. Er watete durch eine Höllenlandschaft und berührte das Tor.
Es war aus Holz, verstärkt, dick, zuverlässig. Nickend zog er sein rostiges Kurzschwert. Sein Krone verlor an ihren Glanz während seine rechte Körperseite verschrumpelte. ´Sesam, öffne dich, ´, keckerte er mit verzerrter Stimme und rammte das Kurzschwert in das Tor. ´Oder ich zwinge dich dazu. ´
Die Beschläge aus einem ihm unbekannten Metall verrosteten vor seinen Augen, zerfielen zu Flocken während das Holz unter ihnen langsam zerfloss und der Stein zu Staub wurde. Kichernd zog er sein Kurzschwert aus dem Tor und stieg über die Masse. Er rutschte auf der anderen Seite hinunter und guckte in die Stadt hinein.
Die Rampe, die ihn zum ersten Marktplatz hätten führen soll war von seinen Pfeilen bespikt und aufgeplatzt. Etwas beunruhigt stellte er fest, dass es keine engen Gassen gab, die er benutzen konnte, jede Straße war breit genug für drei Kutschen. Schweigend schnitt er sich seinen Weg durch die Pfeile und wurde immer schneller.
Doran nickte. Er konnte das Trappeln hören. Er drehte sich um und Ecke, nahm Schwung mit seinem riesigen Schild, den er in der Rechten trug und rammte den Schildrand dem Eindringling quer ins Gesicht. Knirschend kugelte sich seine massive Schulter aus während dem Eindringling die Füße vom Boden gefegt wurden. Er flog weiter, machte zwei Drehungen nach hinten bis er von einem anderen Turmschild auf den Boden genagelt wurden.
Doran nickte während er schweigend seine Schulter wieder richtete. Damast, sein Bruder, sollte klarkommen.
Damast hob einen gepanzerten Fuß und hämmerte ihn auf den Kopf der Person, die er unter seinem Schild gefangen hielt. Er verbog die Krone, konnte aber nicht den Schädel zerstören. Plötzlich steckte ein Kurzschwert in seiner Wade und er verlor alle Kraft. Der Eindringling, zur Hälfte dreckig und kränklich weiß zur anderen Hälfte fast engelsgleich riss das Schwert aus seinem Bein und zog sich an seinem Waffenrock nach oben bis er wieder auf dem Boden stand. Das Kurzschwert steckte wieder in ihm, diesmal in seinem Herz.
Doran schüttelte seinen Kopf. Zu schade. Aber andererseits, er hatte noch achtzehn andere Brüder. Fünf von ihnen waren sogar mit ihm blutsverwandt.
Er nahm Anlauf, trat dem Mann auf den Fuß als er sich umdrehte und brachte wieder seinen Schild gegen dessen Antlitz.
Der Fremde wurde wieder auf den Boden gehämmert, sein Schädel splitterte den Stein während sein Körper sich weigerte zu brechen. Doran hob nochmals seinen Schild, nahm ihn beidhändig und brachte ihn mit dem Körper des Fremden in Vollkontakt.
Endlich vernahm er ein Brechen, vielleicht war es die Nase des Fremden, die ihm ins Gehirn gerammt wurde, oder sein Brustkorb mit dem Rippen, die jetzt Lungen und Herz durchstachen? Er richtete sich wieder auf und guckte auf den zersplitterten Boden.
Geflohen. Grummelnd nahm er seinen Schild einhändig und begutachtete ihn auf Schäden. Er stockte, dann lächelte er unter seinem Helm. Der Fremde hielt sich an seinem Turmschild fest.
Er ging langsam weiter, näherte sich einer Ecke und schlug mit seinem Schild auf die Ecke ein. Stein splitterte und ein Körper viel vor ihm auf den Boden. Schweigend hob er seinen rechten Fuß und rammte ihn zwischen die Schulterplatten des Eindringlings.
Pestilenz ließ die Marter über sich ergehen, er hatte keine andere Wahl. Er hatte die Krone verloren, sie wurde zerstört. Jetzt war er alleine damit beauftragt sich bis zu Cael vorzukämpfen und auf dem Weg alle Lebewesen zu töten.
An sich wäre das keine schwere Aufgabe, er könnte ein Miasma entfesseln, dass sich selbst durch Metall und Stein fressen konnte und nur eine schleimige Masse zurücklassen würde. Erschütterungen näherten sich ihm und er seufzte innerlich. Die Krieger überragten ihm um mindestens drei Köpfe und waren in Rüstungen gekleidet, die sie effektiv zu laufenden Bollwerken machten. Dazu kamen noch ihre Turmschilde, die wie Stein gestaltet waren und ihn bisher mindestens achtmal hätten töten müssen.
Weitere Schläge hagelten auf ihn herab, Pestilenz kümmerte sich nicht um diese Trivialitäten, in einer Weise war er sogar froh darüber, dass ihm Widerstand geboten wurden.
Mehr und mehr Schläge verfehlten ihr Ziel, trafen seine Arme und anstatt seines Körper und er wunderte sich warum, dann hob er seinen Kopf und konnte nichts mehr sehen. Zähnefletschend dachte er, dass es Tod geschafft hat. Er hatte die Sonne gelöscht.
Hunger sprang auf vor Freude, als das Tor unter seinen Schlägen nachgab. Ein Spalt öffnete sich und er zwängte sich hindurch, er musste seinen Hungerbauch ein wenig quetschen, aber er war endlich in der Stadt. Er guckte sich in der Dunkelheit um. Einzeln baumelten Laternen über der Straße, ignorant für das Chaos, das sich unter ihnen abspielte.
Hunger war sich nicht ganz sicher, ob er das Treiben vor ihm als sexuelle Orgie oder als kannibalistisches Chaos bezeichnen sollte. Vorsichtig trat er auf von Fleisch nicht bedecktem Boden und begutachtete die Gesichter der Hungernden unter ihm.
Teils in Ekstase erstarrt, nicht vorhanden oder damit beschäftigt in Gedärmen zu wühlen wurde der Reiter ignoriert und er konnte mehr oder weniger ungestört passieren.
Er kam an einem Stand für Honigbrot vorbei, die Kinder, die sich angestellt haben prügelten sich gegenseitig und aßen sich auf anstatt etwas vom Brot zu nehmen. Der Händler war nirgends zu sehen. Hunger kramte eine Hand voll Münzen aus seinen Gürteltaschen und ließ sie auf den Tisch fallen. Er hielt ein Honigbrot gegen das spärliche Licht, begutachtete es und machte sich darüber Gedanken, ob er jetzt, da er fast am Ziel war, sich seinen Gelüsten hingeben konnte. Er nahm etwas vom Geruch des Brotes war und führte es an seine trockenen Lippen. Langsam biss er ab, rollte den Happen in seinem Mund herum und schluckte ihn letztendlich runter. Sein Magen rumorte, rebellierte gegen das Brot und drohte überzulaufen wäre da nicht seine herausragende Willenskraft gewesen.
Er behielt den Bissen im Magen und konnte sich nicht anders entscheiden als den Hedonismus zu umarmen, zu küssen und sich ihm vollkommen hinzugeben.
Er warf das Brot in die Menge, stieß Stände um und guckte zu, wie die Früchte zwischen die Menschen rollten und brach Kornsilos auf, um Trauben zu enthüllen. Mit einer Armbewegung ließ er Wasser zu Wein werden und machte, dass Tiere aus den Ritzen krochen, um gegessen zu werden. Er wählte sich ein wohlgenährtes, noch lebendes Exemplar der menschlichen Rasse aus der Menge aus und ernannte sie zu seiner Frau. Danach öffnete er Stellen für Konkubinen. Später machte er diese seinem Volk vereint im Hunger zugänglich.
Tragen wurden herangebracht und sein Körper und die seines Gefolges hinauf gehievt. Als feierliche Prozession zogen sie durch die Stadt, um die Hungernden zu erleuchten und sich dem falschen König entgegenzustellen.
Azrael saß in der Asche, erleuchtet von einer Laterne, die er vor sich abgestellt hat. Er atmete durch und deckte sie ab, ließ sich von kompletter Dunkelheit umgeben. Um ihn herum versammelte sich seine Armee. Überreste der Hölle, die er verpflichtet hat und seine eigene Armee, die sich in seinem Schatten getummelt hat. Eine Hand wurde ihm auf die Schultern gelegt und er wurde vom Boden aufgehoben. Ein Dämon atmete ihm ins Gesicht und grollte.
´Derillus, ´, nickte Azrael und wurde losgelassen. Er landete wieder in der Asche und stand auf. ´Bandage, Nadel, ´, benannte er zwei der Sprosse, die er auf Anhieb erkannte. Er breitet seine Arme aus und drehte sich um.
´Das, ´, er sprach in Richtung der Stadt. ´Ist der Preis. Der Hauptpreis. ´ Er drehte sich zu seiner Armee um, die sich bis zum Horizont aufgestellt hat. ´Alles endet, ´, sagte er während er sich zur Stadt aufmachte.
Hinter ihm schlug Derillus auf den Boden und brüllte in die Luft. Seine restlichen Dämonen fielen mit ein und stürmten mit ihm an Azrael vorbei. Die Armee aus Schatten floss um Azrael zusammen und hüllte ihn beinahe ein.
Das Tor brach unter Derillus' Ansturm, gab einfach nach innen nach als der riesige Dämon mit seinem Schwertknauf zuschlug und mit seinen Pranken in den Bogen griff.
Azrael nahm seine Laterne, deckte sie wieder auf und befestigte sie an seinem Gürtel. Ein Tor blieb noch übrig. Er gab das Wort.
Die drei letzten Geier zuckten zusammen und fielen vom Himmel, direkt auf Krieg zu.
Krieg, vollkommen im Delirium, ritt auf einem Pferd, einem Pferd, dessen er sich würdig erwiesen hat, nicht andersrum. Er ritt auf einen Gott zu, Schwert in der Rechten, mit der Linken an den Zügeln und bereit zum Schlag.
Ein Schatten traf ihn an der linken Schulter, zersplitterte sie, verkrüppelte ihn und raubte ihm die Kontrolle über sein Pferd. Ein zweiter Schatten nahm dem Pferd den Kopf. Krieg fiel gen Boden und wurde von einem dritten Schatten verschluckt.
Azrael hielt inne, guckte zum dunklen Himmel hoch. Mit titanischem Brüllen fiel Krieg vom Himmel. Er drückte seine Wut, seinen Hass, seine ungestillte Blutlust und seinen Frust aus. Ihm wurde der Hieb geklaut, der eine Hieb gegen einen arroganten Gott. Dazu wurden ihn wieder Pferd und Arm genommen. Azrael hatte ein wenig Mitleid mit ihm. Dann hob er eine Augenbraue und zog die Kapuze hoch. Er ließ sich zurück und ging als Tod voran.
Sein Weg war mit Leichen gepflastert. Seufzend stellte er fest, dass Cael ihm ein Heer aus Zivilisten entgegengestellt hat. Vorsichtig versuchte nicht auf Gesichter zu treten oder gar auf den blutigen Leibern auszurutschen. In der Ferne wütete Derillus.
Sein Schwert brach Häuser auf, riss Familien auseinander während seine Dämonen Fliehende abschlachteten und Sprosse die Stadt fluteten. Einzeln stellten sich wirkliche Kämpfer dem Heer entgegen. Wie eine Flut ergoss es sich über sie und verschluckte sie in infernalischem Treiben.
Tod nahm seine Sense schweigend in beide Hände und begann zu ernten.
Cael drehte sich auf der Kuppel. Er war dabei seine letzte Stadt zu verlieren. Abgesehen der dutzend Kriegerorden hat er es nicht für nötig gesehen ein stehendes Heer einzurichten, da er keinen Krieg mehr führen musste. Jemand kletterte auf die Kuppel, er drehte sich nochmals um und stand Leben gegenüber.
´Du. ´
Sie nickte und setzte sich hin.
´Was habe ich falsch gemacht, sodass er wieder aufgetaucht ist? Ich dachte, du hättest ihn … beschäftigt. ´
Sie legte sich auf die Kuppel und breitete die Arme aus, als ob sie die Welt umarmen wollte. ´Ich habe ihm mehr Arbeit gegeben, das war alles. ´
Cael griff sein Schwert etwas fester und trat zu ihr.
´Du hattest lange genug, jeder andere Herrscher hätte Welten in Brand gesetzt, um das zu erreichen, was du erreicht hast ´, meinte sie und guckte ihn aus den Augenwinkeln an.
´Warum dann die Münze? Wozu, wenn er es schon vor Jahrtausenden hätte beenden können? ´ Schrie Cael und hob sein Schwert.
´Er hat sich um persönliche Sachen gekümmert. Er wollte das Urteil vollstrecken, wann er es wollte, ´, flüsterte sie und lauschte dem Lärm, der bis zum Turm reichte. ´Hörst du das? Der letzte Reiter ist angekommen. Krieg ist in deiner Stadt, schreit, klagt, tötet ohne Nachsicht. Bald ist alles zu Ende. ´
Cael kniete sich zu ihr, ließ die Tränen aus seinen Augen quellen. ´Ich will nicht das es aufhört, ´, sagte er und senkte seinen Kopf.
Leben seufzte und legte ihm eine Hand auf den Kopf. ´Natürlich nicht, du bist ein guter Herrscher, ´, meinte sie und nahm eine Wange in ihre Hand. ´Du bist der Beste. ´
Cael stand auf und wischte sich die Tränen weg. ´Warum hilfst du mir? ´
Leben zuckte mit ihren Schultern. ´Warum nicht? Mir war langweilig. ´ Sie stand auf und ging zum Rand. ´Lass mich dir ein letztes Mal helfen, oder willst du meine Hilfe nicht mehr? ´
Cael guckte sie an und nickte dann langsam. ´Bitte, hilf mir. ´
Leben schenkte ihm ein trauriges Lächeln und stürzte sich von der Kuppel.
Tod hielt abermals inne und setzte sich wieder in Bewegung. Schließlich fiel er auf den Boden und rappelte sich wieder auf.
´Was ist? ´ Fragte ihn Bandage.
Er schüttelte seinen Kopf. ´Nichts, ´, log er und ging weiter. Irgendetwas war ihm abhanden gekommen, er wusste nur nicht was.
Bandage schüttelte schweigend seinen Kopf und folgte ihm. ´Derillus schneidet eine Schneise durch die Stadt. Wenn er so weiter macht müssen wir schon in zwei Stunden zu ihm stoßen und ihn ablösen. ´
Tod nickte. ´Widerstand? ´
´Eroberung hat es anscheinend am schlimmsten, er ist in Unterzahl und seine Gegner sind schwer zu töten. Hunger wird von seinen Feinden getragen, er löst jeden Widerstand mit einer Handbewegung auf. Krieg ist bereits jenseits der dritten Mauer, er sucht nach einem Feind. Uns wird spärlicher Widerstand geboten, wir befinden uns immer noch im weltlichen Ring, die zweite Mauer schließt den des Klerus ein, die dritte dient als Garten für den Regenten, die vierte Mauer trennt den Turm von der Stadt ab, ´, antwortete Bandage sachlich und drehte seine Schultern. ´Darf ich eine weiter Frage stellen? ´
´Stell sie. ´
Bandage zögerte ein wenig. ´Was passiert danach? ´
Tod zuckte mit seinen Schultern. ´Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie den Weltuntergang gebracht. ´
Der Spross nickte und die beiden Gestalten gingen eine Weile weiter nebeneinander über die leere Straße. Tod hielt an und zeigte zum Turn, der sich vor ihnen in die Höhe erstreckte und den Himmel berührte.
´Cael, ´, sagte er.
Bandage nickte. ´Er steigt zu uns herab. ´
Krieg saß vor einem weißen, sanft glühenden Körper inmitten seiner Opfer. Er befand sich in einem sich immer ausbreitendem Garten, der den Körper zum Mittelpunkt hatte. Zwischen seinen Beinen spross ein kleiner Baum, der ihn fast am Kinn berührte während sein Schwert von einem Bett aus Blumen getragen wurde. Seufzend ließ sich eine andere Gestalt neben ihm nieder.
´Sie macht einen guten Dünger, ´, meinte der alte Mann und zeigte auf den Körper. ´Man muss sie nicht mal begraben. ´
Krieg drehte seinen Kopf und strich sich die Blütenblätter aus dem Bart. Er guckte auf eine Gestalt mit nussbrauner Haut, die gänzlich aus Haut und Sehnen zu bestehen schien. Das Gesicht war haarlos und alt, wie der ganze schlanke Körper. Vier Arme waren vor der Brust verschränkt.
´Wer ist sie? ´ Fragte er und griff nach seinem Schwert.
Der Gärtner hob beide Augenbrauen und seufzte nochmals. ´Sie ist Leben, ´, sagte er und half Krieg auf die Beine. ´Wer seid ihr? ´ Fragte er dann als er auf den Reiter hinabblickte. Krieg guckte hoch und zuckte dann mit seiner massiven, rechten Schulter. ´Ein Krüppel, der zweite Reiter, Krieg. ´
Der Gärtner lachte rasselnd und bot ihm zwei rechte Unterarme an. Krieg grinst ein wenig und erwiderte den Gruß mit seinem rechten Unterarm.
´Ich bin erfahren im Krieg, ´, meinte der Gärtner. ´Und in Diplomatie. Ich kämpfe meinen niemals endenden Krieg gegen den Unkraut, Ungeziefer und dem Wetter während ich meinen Verbündeten Honig um den Mund schmiere oder sie zwinge. ´
Krieg lachte lautlos und schulterte sein Schwert, als beide Riesen, einer größer als der andere, durch den Garten gingen. ´Mir laufen die Kriege davon, es gibt nur noch einen letzten Krieg für mich, ´, sagte er und seufzte. ´In Wirklichkeit warten nur noch mehr Kriege auf mich. Ich werde müde, ´, gestand er schließlich und guckte hoch durch die Bäume. Er konnte noch eine Gestalt durch die Luft gleiten sehen, eine Spur aus Flammen hinter sich herziehend.
Der Gärtner verschränkte seine Arme vor der Brust und nickte. ´Für mich ist das nur ein neuer Tag, nicht eine neue Aufgabe, ´, teilte er dem Reiter schulterzuckend mit. ´Du machst deine Berufung zum Beruf. ´
Krieg guckte dem Gärtner ungläubig ins Gesicht, unsicher ob er ihn auslachen, anbrüllen oder danken sollte. Sein Schwertarm wurde hart als er seine Muskeln anspannte.
Der Gärtner nickte ihm ermutigend zu.
´Ich bin einer von vieren, deren Beruf, oder Berufung es ist Welten in Brand zu setzten und deren Lebewesen auszulöschen. Es gibt keine Abwechslung in meinem Beruf, ´, sagte der zweite Reiter schließlich und seine rechte Schulter sackte.
Der vierarmige Gärtner nickte wieder und klopfte ihm auf den Rücken. ´Morgen, morgen werden wir beide Krieg gegen das Unkraut führen, nicht gegen Gegner aus Fleisch und Blut, ´, sagte er und führte den Reiter zu einer Feuerstelle. ´Lasst uns beide aber erstmal den Vorabend der Schlacht zelebrieren. ´
Der Gärtner warf die Hände feierlich in die Luft und erntete einen skeptischen Blick vom Reiter. Seine Miene verzog sich und er spuckte aus.
´Pflanz' deinen Arsch ans Feuer, oder ich pflanze dich sechs Fuß tief unter die Erde, ´, grummelte der Gärtner. Diesmal grinste Krieg und folgte der Anweisung.
Tod saß mit Bandage und Derillus vor seiner Laterne. Er hatte beschlossen halbwegs durch den Tag aufzuhören und kurz vor der zweiten Mauer zu rasten und erst am nächsten Morgen weiterzumachen. Derillus war immer noch wütend über diese Entscheidung. Sein heißer Atem rauschte immer wieder über den Boden und hüllte den Tod ein. ´Warum, ´, fragte der Dämon wieder. ´Warum schlagen wir ein Lager auf, wenn diese Mauer problemlos niedergerissen werden kann? ´
Tod streckte seine Beine aus und lehnte sich nach hinten. Seine wippenden Füße warfen meterlange Schatten hinter ihn. ´Hast du Angst vor einer Belagerung? ´ Fragte er dann und lehnte sich nach vorne.
Derillus' Atem stockte für eine Sekunde bis er dann wieder ausatmete. Diesmal direkt in das Gesicht von Tod. ´Angst? ´
Bandage legte seinen Kopf in seine Hände und seufzte. ´Cael befindet sich hinter dieser Mauer, ´, sagte er dann und erntete einen bösen Blick vom Tod.
´Spielverderber, ´, meinte dieser und ließ den Spross weitermachen.
´Cael, der Gottkönig, ´, spie Derillus und lehnte sich beinahe ins Gesicht vom Spross. ´Warum jagen wir ihn nicht, warum sitzen wir hier und warten darauf, dass er zu uns kommt? ´
´Weil wir Gäste sind, ´, sagte Tod gelangweilt. ´Wir sind bei Cael zu Gast, das heißt, wir warten, bis er uns einen Platz zuweist. Du hast zwar recht Derillus, dass Cael ein miserabler Gastgeber ist, aber dagegen können wir nichts tun. Also lass uns höflich bleiben und auf ihn warten. Es wird nicht lange dauern bis er genug von Hunger hat, Pestilenz unausstehlich findet und Krieg nicht finden kann. Dann muss er zu uns, zu mir kommen. ´
Er legte sich auf den Boden und blies in die Luft.
Einsehend, dass er nichts gegen die Entscheidung seines Feldherrn tun konnte ließ sich Derillus auf den Boden fallen. Er erzeugte ein kleines Beben und verschränkte seine Arme vor der Brust. ´Ich werde mich während der monumentalsten Exekution, dem jüngsten Gericht, den Tagen der Abrechnung in meiner … Geduld üben, ´, grollte er leise und ließ eine dicke Rauchwolke aus seinem Maul quellen.
Tod grinste leicht.
Doran saß hinter seinem Schild, schottete sich in einer Ecke von seiner Umwelt ab. Hinter ihm gab es nur Stein. Er mochte den Stein, der Stein konnte ihn nicht wehtun, der Stein umarmte ihn.
Stur schüttelte er seinen Kopf und schlug gegen seinen Schild. Der Eindringling hatte sie ausgelöscht. Seine Beine waren schwarze Schlacke unter seiner Rüstung und die Seuche fraß sich immer weiter durch seinen Körper. Seine Brüder lagen als Pfützen in ihren Rüstungen oder versickerten im Erdreich. Bald wäre auch seine Hüfte porös und sein Darm voller Löcher. Er würde ausbluten.
Der Eindringling klopfte ihm von vorne auf sein Schild.
´Lebst du noch? ´ Fragte die runzelige Gestalt versuchte ihren Kopf durch einen Spalt zwischen Schild und Mauer zu zwängen. ´Aha! ´ Meinte sie triumphal als sie den Atem des Kriegers sehen konnte. ´Du lebst noch. Was halst von meinem Kunstwerk? ´ Fragte sie und schob ihn einen Tonbecher in Griffreichweite.
´Trink, trink, es wird dich gesund machen, ´, keckerte der Eindringling schlürfte die Schlacke aus seinem eigenen Becher. ´Das war gelogen, aber was dich nicht umbringt kann dich ja nur noch stärker machen, oder? ´ Gestand sie und schob noch einen weiteren Becher durch den Spalt.
´Oh, ´, meinte der verschrumpelte Mann und streckte eine Hand durch den Spalt. ´Ich heiße Pestilenz, meines Zeichen einer der vier Reiter der Apokalypse. Mir gefiel immer ´einer der Vier´ oder ´der erste Reiter´ besser, aber na ja, Titel. ´
Doran konzentriere sich auf sein Hinterteil. Versuchte die Muskeln anzuspannen, um zu erfahren, ob er noch etwas fühlen konnte.
´Oh, ´, hauchte Pestilenz und drehte sich um. ´Der Spielverderber kommt, ´, seufzte er und schlürfte wieder aus seinem Becher.
Caels flammendes Schwert flackerte in der Dunkelheit und erleuchtete seine Umwelt. Er mochte es nicht. Es sah ihm, wie seine Rüstung, zu pompös aus. Aber es was ein gutes Schwert, das beste, was er jemals geführt hat. Er schritt langsam auf den letzten Krieger in diesem Distrikt zu. Es waren Kerzen um ihn herum aufgestellt und Becher wie Opfergaben dargeboten. Ein einzelner Greis saß an eine Wand gelehnt und schabte mit einem Kurzschwert über den Boden. Sein Krieger hatte den Schild über sich gelegt und saß in der Ecke.
Der Gottkönig wischte den Greis mit seiner Hand weg, verbannte ihn aus seiner Stadt. Der Greis fing an zu kichern und stoppte als beide so etwas wie rasselnde Knochen vernehmen konnten.
´Du, ´, keuchte der Greis und zeigte auf ihn. ´Du willst mich, ´, er stieß sich den Daumen fast in die Brust. ´Mich, den ersten Reiter, Pestilenz, Vollstrecker von Völkern, die Plage, und andere Titel, die mir nicht gefallen, aus deiner Pissfütze von Stadt verbannen? ´ Der Reiter hauchte das letzte Wort und stand auf, torkelte langsam auf Cael zu. ´Du bist nichts weiter als ein Hosenscheißer, der eine große Sandburg aufgebaut hat und es nicht in seinen Kopf kriegt, dass die Flut kommen wird, um seine Kreation auszulöschen, ´, sagte er heiser während er seine linke Faust kraftlos gegen die Rüstung hämmerte. Er ließ schwarze Flecken übrig, die zu Flocken trockneten und auf den Boden regneten. ´Du musst lernen loszulassen, wo wären wir, wenn wir alles horten würden? Was würde der Mensch ohne einen Weg gepflastert mit Enttäuschung, Schmerzen und Verlust sein? ´ Fuhr der Greis fort und hob sein Schwert mit beiden Händen. ´Ich bitte dich. Lasse los, verabschiede dich von deiner Stadt, ´, er riss seine Augen auf und fletschte seine Zähne. Cael konnte sehen wie sich die seilartigen Muskeln des Greises anspannten. ´Und von deinem Leben. ´ Das Kurzschwert senkte sich wie eine Henkersaxt auf Cael hinab.
Der Gottkönig machte einen Schritt zur Seite und zog sein Schwert hoch. Die Ellbogen trafen auf die Schneide und wurden durchtrennt. Cael trat mit seinem linken Bein zwischen die, des Reiters und stieß ihn zu Boden. Pestilenz guckte seine Stummel an, wo seine Arme am Ellbogen geteilt wurden. Schwarze Schlacke floss aus seinen Adern hinaus und tropfte dickflüssig auf den Boden. Seine Hände bewegten sich auf dem Boden und krabbelten an seinen Beinen wieder entlang. Er kicherte und wand sich auf dem Boden als sie über seinen Bauch krabbelten und sich jeweils an seinen geteilten Ellbogen festhielten. Behutsam hielt er die Schnittstellen zusammen.
´Alles wieder verheilt, ´, grinste er und kratzte sich dann am Kopf. ´Verdammt, ´, zischte er und rollte zur Seite, um Caels Schwert auszuweichen. ´Würdest du es in Betracht ziehen meine Arme nochmals abzuschneiden? Ich scheine eine linke Hand am rechten Arm und eine rechte Hand am linken Arm zu haben. ´
Cael stockte und guckte auf die Hände, die ihm entgegengehalten wurde. Sie waren vollkommen normal, Pestilenz hatte gelogen. Für seine Mühen wurde ihm vom Reiter in den Schritt getreten. Der Erste stieß eine Litanei an Flüchen aus und floh humpelnd vor dem gepanzerten Schritt des verstutzten Gottkönigs.
Pestilenz guckte über seine Schulter und beschleunigte sein linkes Bein. Cael folgte ihm. Er fluchte wieder ausführlich, spie über den Schritt des Gottkönigs und spuckte auf dessen Panzerung. Sein Nacken fühlte sich kurz heiß an und er fing an zu schwitzen. Er hüpfte um die Ecke und fiel auf sein Gesicht. Das flammende Schwert bohrte sich durch seinen Brustkorb und nagelte ihn auf den Boden fest.
Seufzend stellte er fest, dass ihm eine ähnliche Situation schon mal widerfahren war. Er drückte sich vom Boden und nahm das Schwert mit aus dem Stein. Es schien in ihm festzustecken. Er wurde zwei Schritte nach hinten gezogen und ein Fuß grub sich in sein Kreuz. Das Schwert bewegte sich nicht in seiner Wunde.
Pestilenz brachte seinen Hinterkopf mit der Nase von Cael in eine Kollision und floh wieder humpelnd vom Gottkönig, diesmal mit dessen Schwert in der Brust.
Der Reiter wurde wieder angehalten, diesmal wurde er in die Luft gehoben und von Cael getragen. Wie ein Kind schlug Pestilenz durch die Luft, konnte aber den Gottkönig unter ihm nicht erreichen. Schließlich gab er seine Fluchtbemühungen auf und machte sich schlaff.
´Jetzt bin ich also deine Parierstange aus Fleisch? ´ Fragte er und guckte dem Gottkönig ins Gesicht. ´Verdammt, du siehst gar nicht so schlecht aus. ´
Cael knirschte mit seinen Zähnen und guckte seinen letzten Krieger hinter seinem Schild an. ´Er ist tot. Bilde dir nichts ein, er ist tot. Vollkommen. Wie die anderen. ´
Der Gottkönig wandte sich ab.
´Oh, wohin gehen wir? ´ Fragte Pestilenz und sprach sofort weiter. ´Oh, oh. Ich weiß es! Wir gehen zu Hunger! ´
Cael guckte den Reiter an. ´Wirst du jemals schweigen? ´ Fragte er ihn.
Pestilenz hob beide Augenbrauen und dachte für eine Weile nach. ´Nein, ´, antwortete er. ´Außer, ´, er legte sich die Faust auf die Lippen. ´Du gibst dein Schwert auf, ich finde es passt hervorragend zu meinen Kleidern. ´
Schweigend ging Cael weiter, diesmal mit einem aufgespießten, plappernden Reiter.
Inmitten seines Festes lag Hunger auf seiner Trage und breite seine Arme aus. Sein Gesicht entspannte sich aus Freude zu einer Mimik des Friedens. Er hieß die Welt in seinen Armen willkommen.
Langsam zog er sie ein und faltete sie vor seiner Brust.
Er umarmte die Welt. Er fühlte sich endlich zu Hause.
Nacht 1
Ein Meer aus Fackeln erstreckte sich durch einen Distrikt der Stadt. Wie ein Geschwür schmiegte es sich an die zweite Mauer und pulsierte vor Dämonen, die bereit waren wie Eiter aus ihrem Lager zu fließen.
Der grüne Punkt im Meer aus Feuer schien besonders zu sein, er war alleine, man ließ ihm Platz. Um den grünen Punkt herum waren drei Gestalten. Einer wie ein Vulkan, ständig Rauch blasend, zwei wie dunkle Umrisse in der Welt, einer von ihnen liegend, der andere sitzend.
Schweigend erhob sich Derillus und fuhr mit einer Hand durch die Luft. Bandage legte seinen Kopf schief. Der Dämon schnaubte. ´Gehen wir eine Runde, ´, sagte er dann und der Spross verstand. Die Geste war eine Einladung gewesen.
Bandage nickte und erhob sich. ´Nach euch. ´
Derillus pustete eine Rauchwolke in die Luft und schulterte sein massives Schwert. Bandage spielte mit dem Gedanken dem Dämon zu sagen, dass er mehr Belagerungsturm als Krieger war, entschied sich aber dagegen.
´Worüber wollen wir reden? ´ Fragte der Spross und musterte das Schwert.
´Es wächst mit mir, ´, sagte Derillus als er Bandages Blick auf sein Schwert bemerkte. ´Es wird immer größer, je älter ich werde. Ich habe es zur Angewohnheit gemacht es jedes Jahr auf diese Größe zu meißeln, ´, erklärte er und streckte es wie eine Verlängerung seines Armes aus. ´Der Fingernagel eines Gottes. Vielleicht sogar des Weltendrachens. ´
Der Spross nickte und drehte sich zur zweiten Mauer um. ´Was denkt ihr, erwartet uns jenseits der Mauer? ´
Derillus guckte über seine Schulter und ließ die Spitze seines Schwertes den Boden berühren. ´Noch mehr angsterfüllte Zivilisten. Cael, ´, grollte er.
Bandage hob seine Arme und zuckte mit seinen schattenartigen Schultern. ´Die Stadt ist leer. Der Klerus ist tot. Alles ist tot, ´, der Spross hob beide Arme. ´Oder so gut wie. ´
Derillus schulterte wieder sein Schwert und ging am Spross vorbei, in Richtung Lager. ´Und Tod, weiß er davon? ´
Bandage ließ seine Arme sinken. ´Vielleicht. Ich denke nicht. ´
Der Dämon ließ wieder Unmengen an Rauch aus seinem Maul quellen. Bandage blieb alleine auf der Straße zurück.
Tod, der wirkliche, saß neben einem Künstler und guckte ihm über die Schulter, als er die Landschaft auf seiner Leinwand verewigte. Als Liebhaber der schönen Künste nickte Tod, der wirkliche, anerkennend. Ein Ziehen an seiner Robe beanspruchte seine Aufmerksamkeit und er drehte sich um.
Zwei Personen, ein Mann und eine junge Frau standen hinter ihm. Tod, der wirkliche, fasste sich an den Kopf und seufzte rasselnd. ALSO GUT, ALSO GUT. ICH KRIEGE DAS HIN, IRGENDWIE.