Kapitel 6
Tief in der Höhle war eine seltsame Stimme zu hören, die für die drei Streiter noch nicht in Hörweite war. Sie waren erst am Anfang der Höhle, sahen sie zurück, konnten sie sogar noch ein bisschen Licht von der Stadt sehen.
Die Stimme war in Ekstase, mit einer Art Besessenheit hallte ein Echo durch die Höhle. „Jaaaa.. hier ist es gut... und da.. tiefer rein.. oh mein Gott, das ist sooo guuut! Bald gibt es eine Überraschung... Jaaaaaaaaaaaaaaah, mehr, viiiiiiiieeel mehr. Ohhh, die Stelle ist gut! Weiter, weiter, mehr, mehr! Das ist so genial!“
Ein Paar blauer Augen schwebte wie verrückt durch die Höhle, hier und da blieb es stehen und hinterließ Fallenkonstruktionen. Als sie sich wieder in Nichts auflösten sprang ein kleines Kind, ein Mädchen hinter einem Stein hervor und begutachtete die Fallenkonstruktionen. Raffiniert versteckt, kaum sichtbar und dennoch tödlich. Genau dann kamen auch schon die drei Reisenden an der Stelle an. Das Kind hielt sie auf und berichtete, was es gesehen hatte. „Was hat ein Kind hier unten in den Höhlen zu suchen?“ „Ich lebe hier unten, seitdem meine Eltern mich verstoßen haben, aber ich möchte nicht weiter darüber reden..“ Die Gefährten erzählten dem Kind welche Abenteuer sie durchlebt hatten und welche ihnen noch bevorstanden, und beflügelt von göttlicher Motivation etwas gutes für die Welt zu tun schlug das Kind vor, sie durch die Höhlen, an den Fallen vorbei, zu führen. Eigentlich wäre der mit Fallen bestückte Weg der einzige, sicherste und beste Weg gewesen, doch das Mädchen kannte die Höhle praktisch auswendig.
Nach einer langen Wanderung durch die Höhle, lies das Kind sie allein. „Ab hier müsst ihr alleine klarkommen, der Weg ist voll mit Monstern, ich kann euch nicht mehr helfen. Ich hoffe ihr werdet die Monster besiegen. Ihr müsst einfach nur an dieser Schlucht entlang weitergehen, dann kommt ihr zum Ausgang der Höhle. Nehmt euch auch in Acht vor den Fledermäusen!“ Und so verabschiedete sich das Kind und lief zurück. „Monster, ja? Na dann mal los“, meinte Rigad. Sie gingen weiter, und tatsächlich trafen sie auch auf Monster, eine riesige Fledermaus griff die Gruppe mit Blitzstößen an, jedoch war der einzelne Feind kein Gegner. Als die Fledermaus in die Schlucht stürzte, schrie sie so laut durch die Höhle, dass jedoch ein ganzer Schwarm von diesen Dämonen angeflogen kam. Viele stürzten sich sofort auf Thanya, ihre dünne Rüstung hielt so vielen Krallen zugleich nicht stand. In Fetzen gerissen lag die Rüstung schließlich am Boden, und die Amazone war den Angriffen ihrer Widersache schutzlos ausgeliefert, Cynn und Rigad konnten nichts tun, sie waren selbst damit beschäftigt die vielen Fledermäuse zu töten. „Rennt raus, ich werde sie für euch ablenken!“ schrie Thanya und war bereit sich für die Mission der beiden zu opfern. Sie sorgte dafür, dass sämtliche Feinde sich ihrer annahmen, und so kam es, dass sie, nackt wie sie war, zurück in Höhle rannte, und die Fledermäuse ihr folgten. Aussichtslos versuchte sie noch, sich zu wehren, doch ohne Rüstung hatte sie noch weniger Chancen, als ohnehin schon mit der Rüstung. Tiefe Schnitte durchzogen bald ihren Körper, bis sie bewusstlos am Boden lag, immer noch Blitzstöße einsteckend. Sie war verloren.
Keuchend machten Rigad und Cynn vor der Höhle halt. Sie waren gut fünf Meilen nur gerannt, um endlich aus dem Dunkel herauszukommen, doch sehr viel heller war es auch außerhalb der Höhle nicht. In Cynns Augen spiegelten sich Tränen, die Trauer um Thanya war groß, denn inzwischen hatten die beiden die junge Amazone sehr lieb gewonnen, sie gehörte zum Team, und nun war sie tot. Rigad tröstete seine Begleiterin, doch hielt er sie an, aus diesem Verlust neue Kraft zu ziehen, als Motivation für den nächsten Kampf. Immerhin waren sie nun aus der Höhle draußen, es war nicht mehr weit, und sie würden endlich den Dämonen treffen, den sie so lange suchten, und endlich ihren Auftrag zu beenden und den Spiegel zu zerstören. Cynn willigte ein und fing sich. Sie machten sich weiter auf den Weg und folgten einer alten Straße, die sie zum nächsten Dorf bringen würde. Sie wussten, dass der Dämon in einem Dorf war, wenn sie Glück hatten, würden sie ihn gleich im nächsten antreffen.
Alles um sie herum war karg und leer, eine lebensfeindliche Landschaft, es war still, nur die Krähen waren zu hören, der Himmel war dunkelgrau und schien förmlich über ihnen zu hängen, alte, morsche Bäume, ohne jegliches Blattwerk bestärkten den Eindruck der Lebensfeindlichkeit. Sie kamen an einem von Unkraut übersäten Feld vorbei, die Krähen saßen dort und starrten zu ihnen hinüber. Das Krächzen der Biester war furchteinflößend, und hinter ihnen zog Nebel auf, eine unheimliche Perspektive. Ein leichter Nieselregen setzte ein, und es wurde sehr kalt. Schließlich kamen die beiden an ein Dorf, es war total kaputt, der Regen musste das Feuer gelöscht haben, das in diesem Dorf wütete. In dem Dorf bot einen schauderhaften Anblick. Überall lagen Leichen herum, teilweise verwest. In der Mitte des Dorfes, am Dorfbrunnen saß Kjord, es war an der Zeit zu kämpfen, es war an der Zeit diese Geschichte zu beenden, entweder zum Guten oder zum Bösen.
Ohne ein Wort zu sagen stand Kjord auf und erhob seine Waffe. Er überragte sogar Rigad, seine Aura leuchtete hell. „Na dann mal los“, sagte Rigad und begann zu beten, um eine eigene Aura zu erbitten. In göttliches Licht getaucht entstand um ihn herum eine Aura, die Cynn nie zuvor gesehen hatte, aber doch ansatzweise kannte, es musste eine Mischung aus allen starken Angriffsauren, die Rigad erhalten konnte, sein. Cynn verzauberte des Paladins Schwert und machte sich selbst auch kampfbereit, indem sie durch einen Zauber ihre Haut stählte, um ihren Rüstungsgrat weiter zu verbessern. Kjord näherte sich und holte mit seinem neuen Schwert aus. Er hatte es sich erst kürzlich geschmiedet, es war so groß, wie sein halber Körper. Rigad wich ohne Probleme aus und schlug zurück. Große Lichtblitze entstanden, wo ihre Waffen sich berührten, riesige Mächte waren am Werk. Man sah deutlich die Anspannung beider Kämpfer, ihre Muskeln waren zum Zerbersten angespannt und hatten sich um ein Vielfaches vergrößert. Während Rigad sich um Kjord kümmerte, machte sich Cynn auf den Weg den Spiegel zu finden, oder gar noch den Dämonen. Rigad würde mit dem Jungen schon fertig werden, er war ein starker Paladin, und sie wollte allein mit dem Dämonen fertig werden, andernfalls wäre sie des Lebens nicht mehr würdig gewesen, so schwor sie sich, den Dämonen mit den grellen, hellblauen Augen umzubringen und zurück in die Hölle zu schicken.
Sie lief weiter durch das Dorf und suchte nach einem Anhaltspunkt. Irgendwo musste es doch eine Spur geben, wo sie ihren Erzfeind finden würde. Und nach einigem Suchen fand sie tatsächlich auch etwas, den Spiegel der Gier! Wunderschön stand er vor ihr, versehen mit der üblichen hellblauen Aura. Eine Zeit lang wunderte die junge Zauberin sich, wieso der Spiegel so allein und unbewacht mitten in der Gegend herumstand, doch sie wollte nicht zögern und schnappte sich ein großes Stück Holz und wollte auf den Spiegel einschlagen, jedoch hielt sie etwas auf. Hinter ihr war ein Paar hellblaue Augen zu sehen.
„So sieht man sich wieder. Auch wenn ich dich in die Welt gesetzt habe, heißt das nicht, dass ich dich nicht wieder ihrer entreißen kann!“ „Ach halt den Mund!“
Sofort begann der Kampf, Cynn machte sich bereit, indem sie ihren Gegner mit ein paar kleinen Feuerblitzen einheizte. Dadurch gewann sie etwas Zeit, um einen größeren Zauber vorzubereiten, einen flächendeckenden, dem der Dämon bestimmt nicht ausweichen können würde. „Zeit für eine kleine Nova!“ Nachdem die Zauberin ihre magischen Formeln gesprochen hatte, breitete sich sofort ein beständiger Blitzkreis um sie herum aus, alles um ihn herum zerbarst und fiel in sich zusammen, der Dämon hatte keine Chance auszuweichen. Schwer getroffen atmete der Dämon tief ein und aus, nur er und der Spiegel waren in Cynns Umgebung zurückgeblieben. Nach eine kurzen Zeit fing er sich jedoch wieder. Er bereitete nun auch einen Zauber vor. Der Himmel verdunkelte sich über den Kämpfern, als ein magisch beschworener Blizzard seine eisige Wut über dem Schlachtfeld austobte. Hart trafen die Eiskörner auf alles und jeden, ein Schmerz, der sich über den ganzen Körper hinweg verteilte. Die Eiseskälte verstärkte den Schaden, den der Blizzard anrichtete. „Ist ein kleiner Schneesturm schon zu viel für dich?“ ein grelles Grinsen zeichnete sich unter den Augen ab, Augen und Mund waren deutlich vom Hagel zu unterscheiden. „Na dann will ich dir mal einen Zauber zeigen, den ich von Meister Mephisto persönlich gelernt habe, kein menschliches Wesen kann ihm standhalten. Er wird dich in die Knie zwingen, bevor dieser Kampf überhaupt richtig begonnen hat!“
Von der anderen Seite des Spiegels beobachtete eben dieses Übel das Geschehen zwischen Cynn und dem Dämonen. Mephisto war wutentbrannt. Es war klar zu erkennen, dass jede Störung nun mit dem Tode bestraft würde, so war es um ihn herum, in seinem Tempel, leer und totenstill. Dampfwaben hüllten das dritte der großen Übel ein, seine Handknochen zu Fäusten geballt, die Augenhöhlen so verzerrt, dass man nie hätte hindurchschauen können. Dieser Thor! Viel zu früh setzt er seinen stärksten Zauber ein. Ich hab ihm den Zauber beigebracht, um wirklich sichergehen zu können, dass mein Plan nicht vereitelt werden wird. Aber er wird es nicht schaffen. Dass er so früh die Blitzkanone einsetzen will, ist ein Zeichen seiner Schwäche. Ich bezweifle, dass die Zauberin das übersehen hat, sie wird ihm keine Chance lassen, meine einzige Hoffnung wäre dann nur noch der Barbarenjunge, aber ob man sich auf den verlassen kann? Ich weiß es nicht.. Wieso habe ich ihm diesen Zauber nur gelehrt? Ich habe mir wohl tatsächlich die Illusion gemacht, es könnte nicht schaden. Doch das Gegenteil ist eingetreten! Die Zauberin wird diesen Spruch kopieren und schließlich selbst anwenden, ich bin sicher der schwarzen Magie ist sie durchaus vertraut, auch wenn sie sie nicht anwendet. Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch klug wäre, diesen Narren dort weiter meine Angriffe ausführen zu lassen, wenn er doch sowieso verlieren wird.. Die Kleine ist zu gut für ihn, sie wird ihn mit Leichtigkeit besiegen.
In seinen Monolog vertieft schwebte Mephisto davon, in die Tiefen seines Tempels, er war sich bereits der Tatsache bewusst, dass es keine Chance mehr für den Dämonen mit den hellblauen Augen gibt, all seine Hoffnung lag nun bei Kjord, der in einen erbitterten Kampf mit Rigad vertieft war.
Ein Kampf, der über normale Kämpfe hinausging. Kein Schwertmeister auf der Welt hätte es je mit Kjord aufnehmen können, keiner hätte sich seiner Kraft und seiner Macht stellen können, doch Rigad wusste sich zu verteidigen, ebenso wusste er, wie er angreifen musste, um Kjords unwahrscheinliche Heilfähigkeiten zu umgehen. Er musste nur tiefe Risse den Stellen des Körpers zufügen, die nicht so einfach wieder zuwachsen, die aber trotzdem für den Kampf wichtig sind. So konzentrierte er seine Angriffe auf Kjords Beine. Immer wieder fügte er ihnen tiefe Risse, gepaart mit Brandwunden zu, wenn Kjord es nicht schaffte, seinen Schlag abzuwehren. Doch der Paladin war viel zu schnell, als dass Kjord jeden Schlag hätte abwehren können. Die gebündelten Kräfte Rigads waren zu groß für den Jungen, er hatte keine Chance, dennoch hielt er sich gut. So kam es dann auch, dass Rigad es schaffte, mit einer gut geplanten Attacke den Jungen niederzustrecken, sein flammendes Schwert riss wieder ein tiefes Loch in Kjords Bein, eine Vene war gerissen und Kjord kam ins Schwanken. Nun, da der Halbdämon sich nicht mehr wehren konnte, konnte Rigad seine Angriffe auf die obere Hälfte von Kjords Körper konzentrieren, er tat dies auch mit großem Erfolg. Er schaffte es tiefe Risse in die Rüstung seines Widersachers zu schlagen und so war Kjords Schutz nach und nach weg. Mit einem finalen Schlag mit dem Schild streckte er den Barbaren vollends nieder, dessen entgültiges Schicksal lag nun in Rigads Händen. Er hätte vielleicht etwas Mitleid mit dem Jungen gehabt, wenn er dessen Vorgeschichte gekannt hätte, doch so kam es, dass im Schatten des Nachthimmels Kjord umgebracht wurde. Rigad stellte sein rechtes Bein an Kjords Kehle und hob sein immer noch verzaubertes Schwert gen Himmel, Regentropfen verdampften in der Hitze der Flamme, und Rigads monströs mächtige Aura flackerte an ihm hoch und runter, während die gelbe Aura des Barbaren erlosch und schlussendlich nur noch ein kleiner, toter Junge in einer großen, kaputten Rüstung dalag. „Das habe ich nur für dich gemacht, Cynn. Zerstöre den Spiegel, für uns beide zusammen.“ Im Monolog setzte sich Rigad an ein Feuer neben ihm. Er wollte Cynn nicht helfen, es war ihre Aufgabe den Spiegel zu zerstören und er wollte sie nicht daran hindern. Er wusste, dass Cynns Stolz sehr verletzt gewesen wäre, hätte er den Spiegel zerstört, und er wusste ebenso, dass Cynn auf jeden Fall lebend zu ihm zurückkehren und den Auftrag beenden würde. So genoss der Paladin im Schein des Feuers den leichten Nieselregen und sah nach seinen Wunden, die nicht wirklich schlimm waren. Seine Heilkräfte und –kenntnisse waren stark genug, um sich selbst zu verarzten.
Rigad wandte seinen Kopf in die Richtung, in der der Kampf zwischen Cynn und dem Dämonen stattfinden musste, jedenfalls konnte er diverse Lichteffekte, die durch Beschwören von Zaubern ausgelöst werden, ausmachen. Nun konnte er warten, bis der Kampf vorbei war. Cynn hingegen konnte nicht einfach warten, bis der Kampf vorbei war, der Dämon ließ einen Zauber nach dem anderen auf sie herabregnen, sie war so sehr damit beschäftigt, diese Zauber zu blocken und ihnen auszuweichen, dass sie selber kaum einen Fluch hätte aussprechen können. So kam es, dass der Dämon immer und immer wieder Mephistos Blitzkugel erschuf und sie gen Cynn warf, bis er sie schließlich schwer traf. Am Boden liegend keuchte die Zauberin, während immer noch klar erkennbar Stromstöße durch ihren Körper flossen. Der Dämon näherte sich und machte sich bereit, Cynn den finalen Angriff zu verpassen. Über ihr thronend murmelte er eine Zauberformel, die wenig später eine Wolke aus purem Giftgas entstehen ließ. Die ohnehin schon kaum zu Luft kommende Zauberin drückte ihren Körper eng an den Boden, um nicht so viel von dem Gas einatmen zu müssen. Jedoch war dies vergebens. Der Dämon hingegen beschwor einen Feuerball und hielt ihn in seiner unsichtbaren Hand. „Dieses Giftgas, meine Liebe, ist verbrennt, wenn es mit Feuer in Berührung kommt. Außerdem wird es dir nicht mehr von der Seite weichen. Du hast gut gekämpft, aber ich bin nun mal besser.“ Das Gas ging schließlich in Flammen auf. Cynn war eingeschlossen in einem Gefängnis aus Feuer und Gas, und sie konnte es nicht loswerden. Tränen rannen ihr aus den Augen, es konnte doch nicht sein, dass sie scheiterte, es konnte einfach nicht. Schließlich war es ihr Schicksal, das sie hierher geführt hat. Es kann doch nicht sein, dass sie, nachdem sie so weit gekommen war, jetzt scheiterte. Was würde Rigad nur von ihr denken? Er würde bestimmt nicht scheitern.. Sie richtete den Kopf auf, sie wollte in Würde sterben, soweit das noch möglich war, und starrte ihrem Feind in die hellblauen Augen. Dieser wandte sich jedoch ab, mithilfe des Spiegels kontaktierte er seinen Meister, er sollte mit ansehen, wie diese Person, die so oft die Pläne des Mephisto zerstört hatte, verbrannte. „Seht ihr das, Meister? Wunderschön, nicht?“ Mephisto starrte aus dem Spiegel hinaus, doch er wollte nicht wahrhaben was er sah. Dieses Mädchen vor ihm lebte noch immer. Das bemerkte auch Cynn. Wieso lebte sie noch? Jedes menschliche Wesen wäre schon längst verbrannt gewesen, und nun, da sie mehr darauf achtete, fiel ihr auf, dass sie nicht einmal Schmerz verspürte, jedenfalls keinen nennenswerten. „Natürlich...“ Cynn stand auf, umringt von Feuer machte sie einige Schritte auf den Spiegel zu. „Du Narr! Erledige sie endlich!“ tönte es aus dem Spiegel, ein gewisser Unterton der Angst war deutlich herauszuhören. Doch es sollte ganz anders kommen. Die Flammen um Cynn herum färbten sich schwarz, mit hellblauem Rand. Trotz dessen, dass der Himmel auch noch schwarz war, waren die Flammen noch deutlich erkennbar. Cynn hob ihre Arme, eine dämonische Stimme färbte den Schrei, den sie zum Himmel richtete. Dann baute sie eine riesige Menge an Energie auf, selbst der Kettenblitz im Dschungel war kein Vergleich dazu, was sie da aufbaute. Eine lila pulsierende Energiekugel, die wuchs und wuchs. Der Dämon war verwirrt. Wie konnte es sein, dass sie auf einmal doch zum Gegenangriff kommen konnte? Und was war das für eine Magie, die sie anzuwenden gedachte? Niemals hatte er eine solche Magie gesehen. Mephisto ging es ähnlich, nur dass sein Leben nicht gleich beendet sein würde. Inzwischen hatte Cynns Magieball mächtige Ausmaße angenommen, in dem schwarzen Nachthimmel wuchs sie immer weiter. Rigad konnte diese Magie von seinem Platz aus nicht übersehen, er war sich jedoch nicht sicher, welcher der beiden gerade diese alles vernichtende Energie in den Himmel schickte. Auf dem Schlachtfeld der beiden Zauberkundigen war nun ein Chaos ausgebrochen. Aus dem Himmel flogen Blitze direkt zur Erde und schlugen in der Nähe des Dämonen ein, sobald diese Aufschlugen setzten sie je eine Nova frei, die sich dann auch ausbreitete. Ein riesiger, flächendeckender Schaden entstand auf diese Weise. Ebenso bildeten sich Feuerwände, die den Dämonen einschlossen, ihm keinen Fluchtweg mehr ließen. Mit dem Umfang des Dorfes war die Magiekugel Cynns nicht mehr zu vergleichen, lila pulsierte die Energie immer noch stark darin. Schließlich wandte Cynn wieder ihren Blick zu dem Dämonen. Mit ihrer eigenen dämonischen Stimme schrie sie voller Hass zu ihm hinüber: „Irgendetwas Gutes muss es ja mit sich bringen, von einem Wesen wie dir abzustammen! Deine Magie konnte mir praktisch nichts anhaben, nun aber wirst du für deine Taten büßen!“ Als diese Worte gesprochen waren, färbten sich Cynns Augen auf einmal hellblau. Sie sahen nun genau so aus, wie die des Dämonen. Ihre Haare flackerten im Aufwind. Die Kugel senkte sich zur Erde, sie kam ihr langsam näher, somit stieg der Wind sturmartig auf in den Himmel. Mit dem Blick einer Besessenen senkte auch Cynn ihre Arme, wodurch sich die Geschwindigkeit der Kugel vergrößerte. Die Wolken über der Kugel begannen zu rotieren, es bildete sich eine Helix, deren Mittelpunkt direkt über der Kugel war. Die Kugel kam immer näher, sie zog die Wolken mit sich hinab auf die Erde. Rigad begann sich langsam aber sicher doch ernsthaft zu fragen, wer diese mächtige Magie ausübte. Sobald diese Kugel die Erde berühre, würde nichts an dieser Stelle überleben. Doch zum Weglaufen war es zu spät, so starrte er einfach nur gebannt auf die Kugel, die immer kleiner wurde. Cynn formte Fäuste mit ihren Händen, sie bündelte die Kraft der Kugel auf einen minimalen Umfang. Nun war sie nur noch so groß, wie das Gebiet, das sie mit ihren Feuerwänden markiert hatte. Dadurch jedoch ist die Macht dieser Kugel noch einmal gestiegen. Elektrische Entladungen fanden statt, kleine lila Blitze griffen nun um sich, und sie rissen tiefe Löcher in den Boden, wo sie aufschlugen. „Nun stirb!“ Cynn riss ihre Arme nach unten, und mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit stob die Kugel auf den Boden. Sie bahnte sich ihren Weg in den Boden hinein, explodierte aber noch nicht, als sie den Dämonen passierte. Sie flog einfach weiter in die Erde hinein. Die Wolken, die immer noch von der Kugel angezogen wurden, flogen ebenfalls an dem Dämonen vorbei, ihre elektrische Ladung machte dem Dämonen sehr zu schaffen, da er nun von einem Blitz nach dem anderen getroffen wurde. Schließlich jedoch explodierte die Kugel, meilenweit in der Erde drin. Ein lila Energiestrahl schoss aus dem Loch in den Himmel, bündelte sich noch mal und flog wieder in das Loch hinein. Nun war es vorbei. Tot lag der Dämon am Boden des Loches. Dies hätte nichts und niemand überleben können, doch er war das einzige Wesen, das von dieser unglaublichen Macht berührt wurde. Rigad kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und beschloss nun doch dorthin zu gehen. Er wusste, dass es Cynn war, die gewonnen hatte, denn andererseits wäre diese Macht auf die ganze Umgebung entfesselt worden.
Schließlich kam er an dem großen Loch an, das in den Boden gestanzt wurde. Er sah sich um. Von Cynn war nichts zu sehen. Hatte sie sich geopfert? Nein! Das durfte nicht wahr sein. Rigad rannte durch die Ruinen, er suchte in jedem Winkel nach seiner Cynn. Dann stolperte er. Etwas goldenes hatte sich ihm in den Weg gestellt. Verwirrt sah er zurück, dort sah er einen Spiegel stehen. Ein Spiegel, der einfach so aufstand um ihm ein Bein zu stellen? Das konnte nicht sein.. Er zog seine Waffe, doch gerade in dem Moment lugte hinter dem Spiegel Cynn hervor und streckte ihm die Zunge heraus. Sie lachte ihm ins Gesicht. So glücklich hatte Rigad die Zauberin schon ewig nicht mehr erlebt. „Gleich ist unser Auftrag endgültig beendet.“ sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie schleppten den Spiegel zusammen nun zum Loch. Mephistos Gesicht war schon aus dem Spiegel gewichen, als Cynns Zauber die Erde berührte. „Den schmeißen wir jetzt da rein. Da ist er sicher gut aufgehoben.“ Gesagt, getan. Der Spiegel wurde in das tiefe Loch geworfen, er zersprang als er aufschlug. „Was, beim Tyrael, war das für ein Zauber, Cynn?“ „Ich weiß es nicht. Ich wusste nur, dass ich ihn wirken musste. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihn gewirkt habe, ich werde ihn wohl nie mehr wirken können, ich glaube aber, es liegt an meiner speziellen Bindung zu dem Dämonen.“ erwiderte Cynn nachdenklich. „Hm, ich werde es wohl sowieso nie verstehen... Aber lass die ansehen, du siehst völlig fertig aus, und bist total zerkratzt, woher hast du so viele Schürfwunden? Naja, egal, ich kenne die perfekte Medizin!“ Der Paladin schloss seine Augen und küsste Cynn leidenschaftlich, die Zauberin zögerte nicht eine Sekunde und erwiderte den Kuss. „Cynn.“ „Ja?“ „Ich will mit dir alt werden!“ „Dann lass uns keine Zeit verlieren.“