Lord Nechris
Guest
Ich danke für das Lob! Ich werde auch mit wenigen Posts weitermachen ! Dafür gibt es jetzt erstmal einen neuen Teil. Viel Spass
so long
Nechris
PS: Kann mir einer mit der Sig helfen??
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Sturm auf Lut Gholein
--- Teil 6 ---
Behutsam öffnete Dakard die Tür und er und Gildor traten hinein. Dakard blickte sich kurz um. An sich hatte sich in den letzten zwanzig Jahren hier nichts verändert, nur das er nun in die freundlichen Augen Lord Pedros, seinem alten Freund von der Ausbildung, blickte und nicht mehr den strengen Blick Lord Andres ertragen musste.
„Ich grüße dich, Dakard! Lange hab ich dich nicht mehr gesehen! Sag, was führt dich zu mir?“
„Ich grüße auch, Lord Pedro...“
Der Paladinführer unterbrach ihn.
„Lass doch die Formalitäten. Wir kennen uns nun schon solange, fang nun nicht damit an, mich, wenn wir unter uns sind, mit meinem Titel anzureden. Und steht dort nicht so steif rum, kommt setzt euch!“
Er bot ihnen zwei Sessel an und die beiden setzten sich dankbar hin.
„Pedro, ich will nicht lange drum herum reden! Decaiel, der Erzengel, ist uns vor einer guten Woche erschienen. Er berichtet, dass Baal, der Herr der Zerstörung wieder Auferstanden sei. Er hat die Stadt Lut Gholein erobert und plant von dort aus nun seinen Feldzug gegen die Menschheit. Die Erzengel sind nicht in der Lage, ihm alleine die Stirn zu bieten und fordern die Unterstützung aller Magiergilden und Kampfverbände Sanktuarios an!“
Pedro blickte erschrocken und zu gleich besorgt drein.
„Und ihr seid euch ganz sicher? Ich meine, ihr habt das nicht nur geträumt!“
„Nein, das hat er bestimmt nicht! Ich war auch dabei, als der Erzengel mit meinem Vater und meiner Mutter gesprochen hat! Es wäre schon ein verdammter Zufall, falls wir alle dasselbe geträumt haben sollten!“
Gildor war etwas aufgebracht Wie konnte Lord Pedro nur an der Glaubhaftigkeit seines Vaters zweifeln.
„Dann sind die Gerüchte also doch wahr!“
Nun setzte auch der Paladinführer in seinen Sessel. Die Sorge stand ihm in die Augen geschrieben und etwas abwesend blickte er die beiden an.
„Was für Gerüchte?“
„Die Gerüchte von diesem Nekromaten, Ker’zâhl hieß er, glaub ich! Er kam letzten Monat im Namen der Nekromaten zu uns, und berichtet, dass sich das Böse wieder rührt, dass die Dämonen wieder auferstanden sein! Wir taten ihn damals als einen Spinner ab und schickten ihn zurück, doch wenn ihr das nun auch behauptet, und das im Namen eines Erzengels! Mein Gott, wir hätten schon früher reagieren können, vielleicht hätten wir Lut Gholein helfen können! Wenn wir doch nur schon früher etwas getan hätten.“
Lord Pedro seufzte. Dakard stand auf und ging zu ihm. Vorsichtig probierte er, seinen alten Freund zu beruhigen.
„Keiner von uns wollte dies glauben, nicht mal die Erzengel, Pedro! Mach dir keine Vorwürfe, wer glaubt schon gerne den Hiobsbotschaften eines Nekromaten. Vielleicht hätten wir Lut Gholein retten können, doch nun es ist zu spät! Aber jetzt müssen wir handeln! Decaiel hat mich gebeten, einen Paladintrupp zusammenzustellen und wieder in den Krieg zu ziehen. Jetzt ist es für uns an der Zeit, den Angriff auf das Juwel der Wüste zu rächen und die Stadt zu säubern! Im Namen des Lichtes!“
Pedro wachte wieder aus seiner Erstarrung auf.
„Du? Du willst wieder einen Paladintrupp anführen? Du bist vor über zehn Jahren aus dem Kriegsdienst ausgeschieden! Du hast damals meine Stelle angeboten bekommen, doch du lehntest ab! Und jetzt willst du, dass ich dir wieder das Kommando über einen Paladintrupp verleihe? Das kann ich nicht, Dakard und das weißt du auch! Du hast dich vor über zehn Jahren aus unserem Orden zurückgezogen und dich zur Ruhe gesetzt. Ich habe damals deine Entscheidung respektiert und verstanden, doch kannst du doch nun nicht wieder zurückkehren! Du bist alt geworden, auch wenn du es nicht wahr haben willst, ich kann dir das Kommando nicht übergeben!“
Er betonte die letzten Worte besonders. Das brachte Gildor zur Weißglut und er sprang auf.
„Bei allem Respekt, aber mein Vater ist einer der größten Paladine unseres Ordens! Sein Gesicht ziert die Tür eures Zimmers und nun verweigert ihr ihm die Armee, damit er gegen das Böse ziehen und es vernichten kann, so wie einst vor über zwanzig Jahren in Harrogath?“
„Es tut mir leid, junger Gildor, doch wie du weißt, hat auch unser Orden seine Regeln und Gesetzte, ich kann deinem Vater das Kommando nicht übergeben!“
Gildor wollte etwas erwidern, doch Dakard unterbrach ihn.
„Lass es, mein Sohn! Ich werde mich selbst darum kümmern!“, und dann zu Pedro gewandt, „Pedro, mein alter Freund, schau mir in die Augen!“
Pedro tat wie ihm gehießen, auch wenn er etwas verwundert darüber war, schließlich war er der oberste Lord der Paladine. Dakard blickte ihn mit seinen blauen, weisen Augen tief an.
„Pedro, du weißt, wie ich damals gegen Lister in Harrogath gekämpft haben. Ich habe nie aus dieser Tat einen Vorteil ziehen wollen und möchte es auch jetzt nicht, aber wem willst du das Kommando den sonst übergeben? Wer von deinen jungen Paladinführern hat den schon im wirklichen Krieg gekämpft? Nur Firnafin, du und ich sind die einzigen, die noch als Truppführer in der vergangenen Zeit gekämpft haben und Schlachten um Leben oder Tod geschlagen haben. Keiner deiner jungen Paladine hat die Ehrfahrung, um gegen eines der drei großen Übel zu bestehen! Es handelt sich hier nicht um eine dahergelaufene Verbrecherbande aus Kurast, sondern um Baal! Ich habe ihn damals erlebt, Pedro, ich habe damals gesehen, wie es ihm Freude bereitet hat, Tausende von Menschen abzuschlachten, wie er gelacht hat und es genossen hat. Deine Führer werden gegen ihn nicht bestehen. Du darfst nicht mehr in den Krieg ziehen, das verbieten dir deine Pflichten als oberster Lord und Firnafin ist vor Jahren gefallen, als er gegen die Krautschmuggler in Kurst vorging. Der Schmugglerboss, dieser Gheed, hat ihn damals erschlagen, als er mit seinen Männern das Versteck der Bande stürmte. Du kannst nur mich schicken!“
Dakard endete und blickte bittend, fast flehend den etwas überrumpelten Pedro an. Dieser grübelte kurz, dann sah man ein leichtes Nicken.
„Nun gut Dakard!“, er stand auf und holte das Schwert aus seiner Scheide hervor. Dakard kniete sich vor ihm hin und senkte den Kopf.
„Schwöre, das du niemals etwas unrechtes tun wirst, deine Klinge verteidigt nur das Gute, dein Kampfesstolz schützt die Armen, dein Herz kennt nur die Tugend, deine Wut ist nichts, dein Geist ist rein und frei vom Dunkel und stets nur vom Licht erfüllt.“
„Ich schwöre!“
„Damit“, Pedro tippte ihm mit der Schwertspitze einmal auf beide Schultern, „damit erhebe ich dich wieder in den Rang eines Truppführers! Ich erteile dir hiermit das Kommando über den Trupp von Parzival. Er ist noch ein junger Paladin und wird meine Entscheidung verstehen, hier“, er kramte kurz auf seinem Tisch herum und holte ein Pergament hervor und schrieb etwas darauf, „zeige ihm das! Ich hoffe, er wird meine Entscheidung verstehen.“
Dakard erhob sich und verneigte sich kurz vor Pedro. Im Hintergrund räusperte sich Gildor.
„Natürlich! Nimm den Bogenschützentrupp mit, Dakard! Es wird eine gute Gelegenheit sein, ihre Effizienz ihm Kampf zu teste.“
Noch einmal verneigte sich Dakard vor Pedro, dann verabschiedeten sich die beiden von ihm und traten hinaus. Obwohl es bereits spät abends war, ging Dakard noch in die Kaserne. Hinten in der Schmiede traf er auf Parzival. Er zeigte ihm das Dokument Pedros und berichtete ihm die Einzelheiten. Der junge Paladin schien etwas enttäuscht, doch war er froh, an Seiten der Legende, dem berühmtesten Paladins ihres Ordens in den Kampf zu ziehen. Er verabschiedete sich von Dakard und ging los, um seinen Trupp davon zu informieren. Es war zu spät, um sich noch zu den Docks zurückzukehren und sich von Tel’lion und seinen Töchtern zu verabschieden.
Er wird sie sicher nach Scosglen bringen!
Damit ging er auf ein Zimmer, welches ihm Parzival zur Verfügung gestellt hatte und schlief ein.
Am nächsten Morgen wurde er in aller Frühe geweckt. Parzival erschien in seinem Zimmer und berichtete, dass der Trupp bereitstände. Schnell legte Dakard die Tracht der Paladine an, dann trat er hinaus aus der Kaserne und blickte auf den Platz vor dem Tempel. Fünfhundert Paladine hatten sich in aller frühe in Travincal versammelt und erwarteten nun die Befehle ihres Anführers. Silberrot glänzten ihre Rüstungen in der Aufgehenden Morgensonne und ein leichtes murmeln ging durch die Reihen. Sie alle hatten etwas von den Vorkommnissen der Nacht gehört, doch keiner war sich vollkommen im Klaren darüber, was denn nun eigentlich geschehen war. Einzig und allein ein kleiner Trupp in leichten Lederrüstungen stand ruhig in einer Ecke und erwartete den neuen Führer. Es handelte sich um den Trupp von Gildor und er hatte seinen Leuten alles berichtet. Dann betrat Dakard zusammen mit Parzival den Tempelplatz. Sofort stellten sich alle in Reihe und Glied auf und ein Raunen ging durch die Menge.
„Ist das Dakard? Der Bezwinger Listers? Die Legende unter den Paladinen?“, so was und ähnliches konnte man in dem Stimmenwirrwarr vernehmen. Dann erhob Dakard die Stimme und das Raunen hatte ein Ende.
„Liebe Paladine! Pedro hat mir das Kommando für euren Trupp übertagen. Ich bin hier, weil wir wieder in den Krieg ziehen werden!“
Wieder erhoben sich Stimmen in der Masse und unruhig begannen alle durcheinander zu reden.
„Schweigt!“, Parzivals Stimme unterbrach das Gemurmel, „hört zu, was euch Dakard zu sagen hat!“
Die Paladine schwiegen wieder und Dakard fuhr fort.
„Die Legionen des Bösen haben sich wieder erhoben, Baal hat die Stadt Lut Gholein unter seine Herrschaft gerissen! Jerhyn und alle Bewohner sind allen Anschein nach tot! Wir wissen nicht, wie ihm das gelungen ist, doch eines ist klar: Baal wird nicht eher ruhen, bis das er die Menschheit vernichtet hat. Die Erzengel haben an Macht eingebüsst und sie sind nun auf unsere Hilfe angewiesen! Wir werden nach Kurast ziehen und zusammen mit allen anderen Völkern Sanktuarios dem Bösen Einhalt gebieten. Es liegt nun an uns, Baal ein für alle mal aus dieser Welt zu verbannen! Beim nächsten Vollmond brechen wir auf! Bringt eure Waffen und Rüstungen noch einmal in die Schmiede, sie werden bis zum Aufbruch noch einmal auf Hochglanz poliert und geschliffen. Möge dies die letzte Schlacht werden, die wir gegen die Dämonen zu bestreiten haben, so war uns das Licht helfe!“
„So war uns das Licht helfe!“
Die Menge wirkte betroffen, mit solch einer Wendung der Ereignisse hatten sie nicht gerechnet, doch waren sie alle bereit, Dakard in die Wüsten zu folgen und Lut Gholein von der Fessel Baals zu befreien. Damit marschierte die Truppe ab Richtung Schmiede, schließlich wollten sie alle noch eine Generalüberholung ihrer Ausrüstung. Dakard lies einen Boten mit einen Brief in die Docks entsenden, indem er Hratli und Alkor bat, sich ihrer Reise nach Lut Gholein anzuschließen. Gegen Nachmittag erschienen die beiden, in Begleitung von Aschara und ungefähr dreihundert Eisenwölfen.
„Diesmal wollen wir nicht zu spät kommen!“, meinte sie nur, dann quartierte Dakard sie in der Paladinkaserne mit ein.
„Deine Kinder sind mit Tel’lion weitergereist! Wie ich gehört habe, sind sie problemlos in Scosglen angekommen! Ich soll dir viele Grüße von ihnen ausrichten!“, fügte sie noch hinzu, als sie Dakards besorgtes Gesicht sah.
Die Tage vergingen rasch und jeder, der etwas von der Schmiedekunst verstand, hatte sich in der Kaserne eingefunden und half bei der Ausbesserung der Rüstungen, Schwerter und Schilder. Denn ganzen Tag und die ganze Nacht hörte man das Hämmern und Klopfen der Schmiede und Hratli war den ganzen Tag damit beschäftigt, neue Ambosse und Schmiedehämmer herzustellen, denn die alten verkrafteten diesen Ansturm nicht. Dann waren die Tage vergangen und die Nacht zum nächsten Vollmond stand an. Gegen Abend versammelten sich dreihundert Eisenwölfe, fünfhundert Paladine, Alkor und Hratli auf dem Tempelplatz. Die roten Umhänge der Eisenwölfe wehten leicht in der sanften Brise, die durch Travincal wehte. Ihre sonnengegerbten Gesichter wirkten fest und entschlossen, genauso wie die der Paladine. Wiedereinmal glühten die Rüstungen der Paladine silberrot in der untergehenden Sonne und die Schwerter der Paladine und Eisenwölfe blitzten ein letztes Mal in den letzten Sonnenstrahlen auf. Dann war sie untergegangen und sie alle erwarteten, was nun geschehen würde. Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Schützend hielten sich einige die Hand vors Gesicht, den das gleißend helle Licht blendete sie. Die Rüstungen glänzten in einem Silber, wie es schöner und reiner noch nie vorher in Kurast gesehen worden war und auch die Umhänge der Eisenwölfe leuchteten feuerrot. Die ganze Stadt war in ein reines Licht getaucht. Lord Pedro war aus dem Tempel hervorgekommen und beobachtete das Schauspiel und dann erschien der Erzengel, direkt neben Dakard. Sein Umhang strahlte in einem reinen Weiß und sanft schwang er die Flügel. Statt des sonst typischen Schwertes hielt dieser jedoch einen langen Stab aus reinem Weiß in beiden Händen, welcher sich oben teilte und zu einer schönen Krone verflechtete.
Dakard stand wie gebannt daneben. Obwohl er dies nun schon ein paar mal erlebt hatte, fand er den Auftritt eines Erzengels doch jedes Mal faszinierend. Vorsichtig warf der Erzengel seine Kapuze nach hinten und ein freundliches Gesicht lächelte ihn an. Dakard und Aschara blickten etwas verwundert.
„Akara? Bist du es?“
„Akarviélle, wenn es dir nichts ausmacht!“, sie lächelte gutmütig, „aber ja, im Prinzip bin ich es! Doch nun genug, ich erzähle es eich später!“
Sie schwang die Flügel und erhob sich leichtfüßig in die Lüfte. Mitten über der Truppe aus Paladinen und Eisenwölfen machte sie halt. Eine Stimme durchschnitt die Luft, eine Stimme die in der alten und wundervollen Sprache der Erzengel sprach.
„Allién, neé zûm alion!“
Daraufhin wurde der ganze Platz in ein gleißendes Licht getaucht. Jeder Mensch wurde von ihm erfasst und alle leuchteten in einem reinen Weiß, so als wären sie selber Erzengel. Dann begannen sie sich alle in Licht aufzulösen und jedes dieser kleinen Lichter sammelte sich in der Mitte um Akarviélle. Immer schneller begannen sich alle Lichter auf diesen Punkt zu konzentrieren. Dann begann auch der Akarviélle damit, sich in ein weißes Licht zu tauchen und das ganze Gebilde begann wie wild zu rotieren. Noch einmal blickte Pedro gebannt auf dieses Licht, dann gab es eine hellen Lichtblitz. Eine gleißende Explosion vollzog sich am Nachthimmel und erleuchtete Travincal und Kurast kurzzeitig taghell, dann war das Licht verschwunden und Dunkelheit legte sich wieder über die Stadt.
Vorsichtig öffnete Dakard die Augen. Eine Schwüle umfing ihn, eine Schwüle, wie er sie so früh im Jahr nicht gewohnt war. Kurzzeitig sah er nichts, dann gewöhnten sich seine Augen an die nächtliche Umgebung. Er stand auf einer Düne. Leise knirschte der Sand unter seinen stählernen Stiefeln, dann hob er seinen Blick. Unter ihm lag Lut Gholein, das Juwel der Wüste. Er erschrak bei dem Anblick. Schon früher war er hier gewesen, doch alles hatte sich verändert. Aus der fröhlichen kleinen Hafenstadt war nun eine dunkle Trutzburg des Bösen geworden.
so long
Nechris
PS: Kann mir einer mit der Sig helfen??
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Sturm auf Lut Gholein
--- Teil 6 ---
Behutsam öffnete Dakard die Tür und er und Gildor traten hinein. Dakard blickte sich kurz um. An sich hatte sich in den letzten zwanzig Jahren hier nichts verändert, nur das er nun in die freundlichen Augen Lord Pedros, seinem alten Freund von der Ausbildung, blickte und nicht mehr den strengen Blick Lord Andres ertragen musste.
„Ich grüße dich, Dakard! Lange hab ich dich nicht mehr gesehen! Sag, was führt dich zu mir?“
„Ich grüße auch, Lord Pedro...“
Der Paladinführer unterbrach ihn.
„Lass doch die Formalitäten. Wir kennen uns nun schon solange, fang nun nicht damit an, mich, wenn wir unter uns sind, mit meinem Titel anzureden. Und steht dort nicht so steif rum, kommt setzt euch!“
Er bot ihnen zwei Sessel an und die beiden setzten sich dankbar hin.
„Pedro, ich will nicht lange drum herum reden! Decaiel, der Erzengel, ist uns vor einer guten Woche erschienen. Er berichtet, dass Baal, der Herr der Zerstörung wieder Auferstanden sei. Er hat die Stadt Lut Gholein erobert und plant von dort aus nun seinen Feldzug gegen die Menschheit. Die Erzengel sind nicht in der Lage, ihm alleine die Stirn zu bieten und fordern die Unterstützung aller Magiergilden und Kampfverbände Sanktuarios an!“
Pedro blickte erschrocken und zu gleich besorgt drein.
„Und ihr seid euch ganz sicher? Ich meine, ihr habt das nicht nur geträumt!“
„Nein, das hat er bestimmt nicht! Ich war auch dabei, als der Erzengel mit meinem Vater und meiner Mutter gesprochen hat! Es wäre schon ein verdammter Zufall, falls wir alle dasselbe geträumt haben sollten!“
Gildor war etwas aufgebracht Wie konnte Lord Pedro nur an der Glaubhaftigkeit seines Vaters zweifeln.
„Dann sind die Gerüchte also doch wahr!“
Nun setzte auch der Paladinführer in seinen Sessel. Die Sorge stand ihm in die Augen geschrieben und etwas abwesend blickte er die beiden an.
„Was für Gerüchte?“
„Die Gerüchte von diesem Nekromaten, Ker’zâhl hieß er, glaub ich! Er kam letzten Monat im Namen der Nekromaten zu uns, und berichtet, dass sich das Böse wieder rührt, dass die Dämonen wieder auferstanden sein! Wir taten ihn damals als einen Spinner ab und schickten ihn zurück, doch wenn ihr das nun auch behauptet, und das im Namen eines Erzengels! Mein Gott, wir hätten schon früher reagieren können, vielleicht hätten wir Lut Gholein helfen können! Wenn wir doch nur schon früher etwas getan hätten.“
Lord Pedro seufzte. Dakard stand auf und ging zu ihm. Vorsichtig probierte er, seinen alten Freund zu beruhigen.
„Keiner von uns wollte dies glauben, nicht mal die Erzengel, Pedro! Mach dir keine Vorwürfe, wer glaubt schon gerne den Hiobsbotschaften eines Nekromaten. Vielleicht hätten wir Lut Gholein retten können, doch nun es ist zu spät! Aber jetzt müssen wir handeln! Decaiel hat mich gebeten, einen Paladintrupp zusammenzustellen und wieder in den Krieg zu ziehen. Jetzt ist es für uns an der Zeit, den Angriff auf das Juwel der Wüste zu rächen und die Stadt zu säubern! Im Namen des Lichtes!“
Pedro wachte wieder aus seiner Erstarrung auf.
„Du? Du willst wieder einen Paladintrupp anführen? Du bist vor über zehn Jahren aus dem Kriegsdienst ausgeschieden! Du hast damals meine Stelle angeboten bekommen, doch du lehntest ab! Und jetzt willst du, dass ich dir wieder das Kommando über einen Paladintrupp verleihe? Das kann ich nicht, Dakard und das weißt du auch! Du hast dich vor über zehn Jahren aus unserem Orden zurückgezogen und dich zur Ruhe gesetzt. Ich habe damals deine Entscheidung respektiert und verstanden, doch kannst du doch nun nicht wieder zurückkehren! Du bist alt geworden, auch wenn du es nicht wahr haben willst, ich kann dir das Kommando nicht übergeben!“
Er betonte die letzten Worte besonders. Das brachte Gildor zur Weißglut und er sprang auf.
„Bei allem Respekt, aber mein Vater ist einer der größten Paladine unseres Ordens! Sein Gesicht ziert die Tür eures Zimmers und nun verweigert ihr ihm die Armee, damit er gegen das Böse ziehen und es vernichten kann, so wie einst vor über zwanzig Jahren in Harrogath?“
„Es tut mir leid, junger Gildor, doch wie du weißt, hat auch unser Orden seine Regeln und Gesetzte, ich kann deinem Vater das Kommando nicht übergeben!“
Gildor wollte etwas erwidern, doch Dakard unterbrach ihn.
„Lass es, mein Sohn! Ich werde mich selbst darum kümmern!“, und dann zu Pedro gewandt, „Pedro, mein alter Freund, schau mir in die Augen!“
Pedro tat wie ihm gehießen, auch wenn er etwas verwundert darüber war, schließlich war er der oberste Lord der Paladine. Dakard blickte ihn mit seinen blauen, weisen Augen tief an.
„Pedro, du weißt, wie ich damals gegen Lister in Harrogath gekämpft haben. Ich habe nie aus dieser Tat einen Vorteil ziehen wollen und möchte es auch jetzt nicht, aber wem willst du das Kommando den sonst übergeben? Wer von deinen jungen Paladinführern hat den schon im wirklichen Krieg gekämpft? Nur Firnafin, du und ich sind die einzigen, die noch als Truppführer in der vergangenen Zeit gekämpft haben und Schlachten um Leben oder Tod geschlagen haben. Keiner deiner jungen Paladine hat die Ehrfahrung, um gegen eines der drei großen Übel zu bestehen! Es handelt sich hier nicht um eine dahergelaufene Verbrecherbande aus Kurast, sondern um Baal! Ich habe ihn damals erlebt, Pedro, ich habe damals gesehen, wie es ihm Freude bereitet hat, Tausende von Menschen abzuschlachten, wie er gelacht hat und es genossen hat. Deine Führer werden gegen ihn nicht bestehen. Du darfst nicht mehr in den Krieg ziehen, das verbieten dir deine Pflichten als oberster Lord und Firnafin ist vor Jahren gefallen, als er gegen die Krautschmuggler in Kurst vorging. Der Schmugglerboss, dieser Gheed, hat ihn damals erschlagen, als er mit seinen Männern das Versteck der Bande stürmte. Du kannst nur mich schicken!“
Dakard endete und blickte bittend, fast flehend den etwas überrumpelten Pedro an. Dieser grübelte kurz, dann sah man ein leichtes Nicken.
„Nun gut Dakard!“, er stand auf und holte das Schwert aus seiner Scheide hervor. Dakard kniete sich vor ihm hin und senkte den Kopf.
„Schwöre, das du niemals etwas unrechtes tun wirst, deine Klinge verteidigt nur das Gute, dein Kampfesstolz schützt die Armen, dein Herz kennt nur die Tugend, deine Wut ist nichts, dein Geist ist rein und frei vom Dunkel und stets nur vom Licht erfüllt.“
„Ich schwöre!“
„Damit“, Pedro tippte ihm mit der Schwertspitze einmal auf beide Schultern, „damit erhebe ich dich wieder in den Rang eines Truppführers! Ich erteile dir hiermit das Kommando über den Trupp von Parzival. Er ist noch ein junger Paladin und wird meine Entscheidung verstehen, hier“, er kramte kurz auf seinem Tisch herum und holte ein Pergament hervor und schrieb etwas darauf, „zeige ihm das! Ich hoffe, er wird meine Entscheidung verstehen.“
Dakard erhob sich und verneigte sich kurz vor Pedro. Im Hintergrund räusperte sich Gildor.
„Natürlich! Nimm den Bogenschützentrupp mit, Dakard! Es wird eine gute Gelegenheit sein, ihre Effizienz ihm Kampf zu teste.“
Noch einmal verneigte sich Dakard vor Pedro, dann verabschiedeten sich die beiden von ihm und traten hinaus. Obwohl es bereits spät abends war, ging Dakard noch in die Kaserne. Hinten in der Schmiede traf er auf Parzival. Er zeigte ihm das Dokument Pedros und berichtete ihm die Einzelheiten. Der junge Paladin schien etwas enttäuscht, doch war er froh, an Seiten der Legende, dem berühmtesten Paladins ihres Ordens in den Kampf zu ziehen. Er verabschiedete sich von Dakard und ging los, um seinen Trupp davon zu informieren. Es war zu spät, um sich noch zu den Docks zurückzukehren und sich von Tel’lion und seinen Töchtern zu verabschieden.
Er wird sie sicher nach Scosglen bringen!
Damit ging er auf ein Zimmer, welches ihm Parzival zur Verfügung gestellt hatte und schlief ein.
Am nächsten Morgen wurde er in aller Frühe geweckt. Parzival erschien in seinem Zimmer und berichtete, dass der Trupp bereitstände. Schnell legte Dakard die Tracht der Paladine an, dann trat er hinaus aus der Kaserne und blickte auf den Platz vor dem Tempel. Fünfhundert Paladine hatten sich in aller frühe in Travincal versammelt und erwarteten nun die Befehle ihres Anführers. Silberrot glänzten ihre Rüstungen in der Aufgehenden Morgensonne und ein leichtes murmeln ging durch die Reihen. Sie alle hatten etwas von den Vorkommnissen der Nacht gehört, doch keiner war sich vollkommen im Klaren darüber, was denn nun eigentlich geschehen war. Einzig und allein ein kleiner Trupp in leichten Lederrüstungen stand ruhig in einer Ecke und erwartete den neuen Führer. Es handelte sich um den Trupp von Gildor und er hatte seinen Leuten alles berichtet. Dann betrat Dakard zusammen mit Parzival den Tempelplatz. Sofort stellten sich alle in Reihe und Glied auf und ein Raunen ging durch die Menge.
„Ist das Dakard? Der Bezwinger Listers? Die Legende unter den Paladinen?“, so was und ähnliches konnte man in dem Stimmenwirrwarr vernehmen. Dann erhob Dakard die Stimme und das Raunen hatte ein Ende.
„Liebe Paladine! Pedro hat mir das Kommando für euren Trupp übertagen. Ich bin hier, weil wir wieder in den Krieg ziehen werden!“
Wieder erhoben sich Stimmen in der Masse und unruhig begannen alle durcheinander zu reden.
„Schweigt!“, Parzivals Stimme unterbrach das Gemurmel, „hört zu, was euch Dakard zu sagen hat!“
Die Paladine schwiegen wieder und Dakard fuhr fort.
„Die Legionen des Bösen haben sich wieder erhoben, Baal hat die Stadt Lut Gholein unter seine Herrschaft gerissen! Jerhyn und alle Bewohner sind allen Anschein nach tot! Wir wissen nicht, wie ihm das gelungen ist, doch eines ist klar: Baal wird nicht eher ruhen, bis das er die Menschheit vernichtet hat. Die Erzengel haben an Macht eingebüsst und sie sind nun auf unsere Hilfe angewiesen! Wir werden nach Kurast ziehen und zusammen mit allen anderen Völkern Sanktuarios dem Bösen Einhalt gebieten. Es liegt nun an uns, Baal ein für alle mal aus dieser Welt zu verbannen! Beim nächsten Vollmond brechen wir auf! Bringt eure Waffen und Rüstungen noch einmal in die Schmiede, sie werden bis zum Aufbruch noch einmal auf Hochglanz poliert und geschliffen. Möge dies die letzte Schlacht werden, die wir gegen die Dämonen zu bestreiten haben, so war uns das Licht helfe!“
„So war uns das Licht helfe!“
Die Menge wirkte betroffen, mit solch einer Wendung der Ereignisse hatten sie nicht gerechnet, doch waren sie alle bereit, Dakard in die Wüsten zu folgen und Lut Gholein von der Fessel Baals zu befreien. Damit marschierte die Truppe ab Richtung Schmiede, schließlich wollten sie alle noch eine Generalüberholung ihrer Ausrüstung. Dakard lies einen Boten mit einen Brief in die Docks entsenden, indem er Hratli und Alkor bat, sich ihrer Reise nach Lut Gholein anzuschließen. Gegen Nachmittag erschienen die beiden, in Begleitung von Aschara und ungefähr dreihundert Eisenwölfen.
„Diesmal wollen wir nicht zu spät kommen!“, meinte sie nur, dann quartierte Dakard sie in der Paladinkaserne mit ein.
„Deine Kinder sind mit Tel’lion weitergereist! Wie ich gehört habe, sind sie problemlos in Scosglen angekommen! Ich soll dir viele Grüße von ihnen ausrichten!“, fügte sie noch hinzu, als sie Dakards besorgtes Gesicht sah.
Die Tage vergingen rasch und jeder, der etwas von der Schmiedekunst verstand, hatte sich in der Kaserne eingefunden und half bei der Ausbesserung der Rüstungen, Schwerter und Schilder. Denn ganzen Tag und die ganze Nacht hörte man das Hämmern und Klopfen der Schmiede und Hratli war den ganzen Tag damit beschäftigt, neue Ambosse und Schmiedehämmer herzustellen, denn die alten verkrafteten diesen Ansturm nicht. Dann waren die Tage vergangen und die Nacht zum nächsten Vollmond stand an. Gegen Abend versammelten sich dreihundert Eisenwölfe, fünfhundert Paladine, Alkor und Hratli auf dem Tempelplatz. Die roten Umhänge der Eisenwölfe wehten leicht in der sanften Brise, die durch Travincal wehte. Ihre sonnengegerbten Gesichter wirkten fest und entschlossen, genauso wie die der Paladine. Wiedereinmal glühten die Rüstungen der Paladine silberrot in der untergehenden Sonne und die Schwerter der Paladine und Eisenwölfe blitzten ein letztes Mal in den letzten Sonnenstrahlen auf. Dann war sie untergegangen und sie alle erwarteten, was nun geschehen würde. Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Schützend hielten sich einige die Hand vors Gesicht, den das gleißend helle Licht blendete sie. Die Rüstungen glänzten in einem Silber, wie es schöner und reiner noch nie vorher in Kurast gesehen worden war und auch die Umhänge der Eisenwölfe leuchteten feuerrot. Die ganze Stadt war in ein reines Licht getaucht. Lord Pedro war aus dem Tempel hervorgekommen und beobachtete das Schauspiel und dann erschien der Erzengel, direkt neben Dakard. Sein Umhang strahlte in einem reinen Weiß und sanft schwang er die Flügel. Statt des sonst typischen Schwertes hielt dieser jedoch einen langen Stab aus reinem Weiß in beiden Händen, welcher sich oben teilte und zu einer schönen Krone verflechtete.
Dakard stand wie gebannt daneben. Obwohl er dies nun schon ein paar mal erlebt hatte, fand er den Auftritt eines Erzengels doch jedes Mal faszinierend. Vorsichtig warf der Erzengel seine Kapuze nach hinten und ein freundliches Gesicht lächelte ihn an. Dakard und Aschara blickten etwas verwundert.
„Akara? Bist du es?“
„Akarviélle, wenn es dir nichts ausmacht!“, sie lächelte gutmütig, „aber ja, im Prinzip bin ich es! Doch nun genug, ich erzähle es eich später!“
Sie schwang die Flügel und erhob sich leichtfüßig in die Lüfte. Mitten über der Truppe aus Paladinen und Eisenwölfen machte sie halt. Eine Stimme durchschnitt die Luft, eine Stimme die in der alten und wundervollen Sprache der Erzengel sprach.
„Allién, neé zûm alion!“
Daraufhin wurde der ganze Platz in ein gleißendes Licht getaucht. Jeder Mensch wurde von ihm erfasst und alle leuchteten in einem reinen Weiß, so als wären sie selber Erzengel. Dann begannen sie sich alle in Licht aufzulösen und jedes dieser kleinen Lichter sammelte sich in der Mitte um Akarviélle. Immer schneller begannen sich alle Lichter auf diesen Punkt zu konzentrieren. Dann begann auch der Akarviélle damit, sich in ein weißes Licht zu tauchen und das ganze Gebilde begann wie wild zu rotieren. Noch einmal blickte Pedro gebannt auf dieses Licht, dann gab es eine hellen Lichtblitz. Eine gleißende Explosion vollzog sich am Nachthimmel und erleuchtete Travincal und Kurast kurzzeitig taghell, dann war das Licht verschwunden und Dunkelheit legte sich wieder über die Stadt.
Vorsichtig öffnete Dakard die Augen. Eine Schwüle umfing ihn, eine Schwüle, wie er sie so früh im Jahr nicht gewohnt war. Kurzzeitig sah er nichts, dann gewöhnten sich seine Augen an die nächtliche Umgebung. Er stand auf einer Düne. Leise knirschte der Sand unter seinen stählernen Stiefeln, dann hob er seinen Blick. Unter ihm lag Lut Gholein, das Juwel der Wüste. Er erschrak bei dem Anblick. Schon früher war er hier gewesen, doch alles hatte sich verändert. Aus der fröhlichen kleinen Hafenstadt war nun eine dunkle Trutzburg des Bösen geworden.