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[Story] Der Weg in den Himmel

Sehr Sehr Sehr Sehr Sehr geile Geschicht!!

Das lesen geht einem sehr(ich mag dieses Wort:)) gut von der Hand, und die Story ist auch richtig gut gelungen.

Hoffe es geht bald weiter.
 
Ich muss den Thread einfach noch mal an die Spitze der Liste setzen.

*aufdieam24.angekündigtefoertsetzungwart*
 
*GeschichtewiederandieSpitzesetz*

bin schon ganz gespannt auf die Fortsetzung
 
Wollte eigentlich schon vor geraumer Zeit ins Bett gehen, doch die Geschichte hat mich erstmal davon abgehalten. *aufdieUhrschauunderschreck * Super, gefällt mir sehr gut. :top:

Doch jetzt will ich mehr! Warte sehnsüchtig auf eine Fortsetzung. :read:

Nekomata
 
Sogar wenn ich gewollt hätt, aufhören unmöglich....
MEHR!!!!!!

Gr33z chi
 
hmmm wann kommt denn hier das neue up???

wenn nichts kommt gibs stress:go:

also mach weiter
 
Hab bisher nur den ersten Teil gelesen, hat doch schon was!

Nur fühle ich mich schlecht. Ganz schlecht. Denn ich habe aus Verseheh eine Zeile übersprungen beim Lesen und so ward' aus

rschöpft in den Schlamm hinuntersank und einfach nur schlafen wollte. Sie war gerade dabei von ihrer Mutter zu träumen, als sie auf einmal etwas spitzes in ihrem Gesicht spürte, etwas spitzes, das aber nicht scharf war.

dieses

rschöpft in den Schlamm hinuntersank und einfach nur scharf war.

Und das bei der Geschichte einer Sechsjährigen. :eek:
 
Leute, ich habe gute Nachrichten!
Inzwischen ist mein Abitur rum und mein FSJ läuft. Ich habe jetzt ganz normale Arbeitszeiten und habe tatsächlich die Zeit zwei bis vier Stunden pro Woche an der Geschichte weiterzuschreiben. Ich fand es immer schade, dass die Geschichte seit über zwei Jahren hier verstaubt, aber mir haben einfach immer die Zeit, oder manchmal auch die Lust gefehlt. Jetzt allerdings habe ich gerade auch wieder die Motivation hier weiterzuschreiben.

Ich hoffe mein Stil hat nicht allzusehr gelitten und ich hoffe auch, dass mir der Anschluss an die Geschichte wieder einigermaßen geglückt ist. Besonders deswegen bin ich jetzt auf Kritiken angewiesen!
Aber was sitze ich hier und labere, ihr wollt doch sicher den nächsten Teil lesen:




Kapitel 4: Geisteskraft

Larissa genoss die liebevolle Pflege die sie von dem kleinen Dämonen erhielt. Es war eine bequeme Art zu lernen. Im Bett liegen und nebenher die Heilkunst zu studieren, das gefiel Larissa sehr. Einem kleinen Dämonen beim Herumwuseln zuzusehen, stets bemüht ihn immer zu verbessern bereitete ihr da noch mehr Freude. Xamir konnte sich auch keine bessere Art der Schulung vorstellen. Manchmal war er zwar doch recht gefordert, aber er arbeitete lieber unter Larissas Diktatur, als unter der seines Lehrmeisters. Und ganz so schlimm war es ja auch nicht. Abends saßen sie beide nebeneinander und lasen in dem Buch mit dem Titel Spiriti. Meran hatte einen Zauber gewirkt, der die beiden die fremdartigen Schriftzeichen verstehen ließ. Besonders die handgemalten Bilder der heraufbeschworenen Geister waren bestaunenswert. Xamir war beeindruckt vom roten Herz des Wiesels. Die Linienführung wirkte berauschend auf ihn und besonders die glimmend aussehenden Augen des Geistes gingen nicht spurlos an ihm vorüber. „.. an den zu beschwörenden Geist denken und mithilfe der geistigen Kraft beschwören und am Leben erhalten..“ zitierte Larissa aus dem Text, als sie auch schon eine Eiseskälte, wie es sie nicht einmal im Arreat Gebirge gab, um ihren Kopf spürte. „Uahh, was ist das?“ Xamir hatte tatsächlich aus dem Nichts ein Herz des Wiesels erschaffen, unglücklicherweise erschien der Geist direkt um Larissas Haupt.
Das rot schimmernde Wesen schwebte eine Weile durch den Raum, da verschwand es auch schon wieder mit einem Lichtblitz. Gespannt starrten Larissa und Xamir auf die Stelle, wo eben noch ein Geist fröhlich durch den Raum schwebend seine Bahnen gezogen hatte. „Das war ja einfach..“ unterbrach der Dämon schließlich das Schweigen. „Los Larissa, versuch’s auch mal!“ Larissa gab sich Mühe und dachte stets an das Herz des Wiesels, das sie gerade gesehen hatte. Nach kurzer Zeit erschien tatsächlich ein solcher Geist. Freude brach herein, als er wieder verschwand. Sie waren wirklich in der Lage Geister zu beschwören! Sofort mussten sie das gesamte Kapitel, das sich auf diesen Geist bezog sorgfältig studieren. Nachdem sie fertig waren, verbrachten sie den Rest des Abends damit, Geister aus dem Nichts zu rufen, jedoch verschwanden diese schon nach kurzer Zeit wieder.
Als der Mond schon hoch über den Bäumen des Dschungels thronte, fielen sie in ihre Betten. Ohne zu wissen, warum, waren sie total ausgelaugt, ihr Bedürfnis nach Schlaf war unendlich groß.


„Was geht da drinnen vor?“ „Ich weiß es nicht, hör auf dumme Fragen zu stellen! Der Meister führt bestimmt gerade ein wichtiges Ritual durch! Ich mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn wir ihn stören sollten..“
Vor einer riesigen, aus edelstem Holz gefertigter Tür standen zwei Sklaven und flüsterten in Furcht. Grelle Lichtblitze schossen unter der Tür hervor, sodass man die mit Gold und wertvollen Farben verzierte Holzarbeit bestaunen konnte. Dennoch war die Stimmung angespannt. Beide waren sie nicht sicher, was sie tun sollten. Einerseits drängte sie die Neugier dazu, genauer nachzusehen, andererseits hatten sie zu große Angst, dem Geschehen hinter der Tür zu begegnen. „Lass uns schnell abhauen, und so tun, als sei nichts passiert.“ schlug einer von ihnen vor, der andere jedoch zögerte. Kniend versuchte er unter der Tür hindurch zu spähen, doch immer wenn er seinen Kopf in einen günstigen Winkel gebracht hatte, erschien ein weiterer Lichtblitz und er musste seine Augen abwenden. Als er sich schließlich ein weiteres Mal bückte, schlug die Tür auf. Die Tür maß mindestens zwei Fuß Dicke und dennoch schlug sie mit einer Kraft auf, wie es selbst der stärkste Kämpfer nicht fertig bringen würde. Ein lautes Knacken war zu hören, als diese Pforte den Schädel des Sklaven zwischen ihr und der Wand zerbersten ließ. Mehr als rennen stand für den Anderen da nicht mehr zur Diskussion. Er floh, als wäre Diablo persönlich hinter ihm her und war nach kürzester Zeit verschwunden.
Durch die Pforte wuselte ein kleiner, dicker Mann in einer weißen Robe. Von magischer Hand bewegt, schloss die Türe sich wieder, während dahinter nur ein lebloser Menschenkörper auf den Boden sackte. Durch das Geräusch aufgeschreckt warf der Priester einen Blick über die Schulter. „Tz.. Versager.“ meinte er nur beiläufig und begab sich zurück in sein Gemach, wo er sich wieder dem Pergament, das er vor seinem Ritual beiseite gelegt hatte, zuwandte. Zurück ließ er einen Raum voller Frauenleichen.
Auf dem Stück Papier in seiner Hand befanden sich diverse magische Symbole, die ein normaler Mensch nicht zu entziffern vermochte. Keinerlei Anhaltspunkt zur Entschlüsselung dieser Symbole war gegeben, doch der Priester schien keine Probleme damit zu haben, sie zu lesen. Dennoch ließen ihn die Worte stutzen, er konnte sich keinerlei Reim darauf bilden, was sie ihm sagen sollten:

Die Tür ist fest verschlossen,
seit Jahrhunderten ungeöffnet,
doch der kleine Rote,
er wird sie öffnen,
und tun, was noch keiner hat getan.


Welche Tür? Welcher Rote? Welcher Schrecken? Diese Fragen geisterten durch den Kopf des Priesters, verzweifelt auf der Suche nach einer Antwort, die er nicht zu finden im Stande war. War es die Höllenpforte, die von Diablo geöffnet werden sollte, um sich selbst in der Welt zu manifestieren? Diese Möglichkeit klang plausibel, doch konnte es nicht sein. Diablo würde niemals freiwillig aus seinen Gefilden in die Welt der Sterblichen hinaufsteigen, da er wusste, was ihm dann bevorstünde. Engelscharen würden aus dem Himmel hinabschweben und ein weiterer Sündenkrieg würde beginnen. Niemand wollte einen neuen Sündenkrieg in dieser Welt von Sanktuario, weder Menschen, noch Dämonen, noch Engel, denn es ist nichts weiter, als ein zeitraubendes, Ressourcen verschlingendes Gemetzel. Da konzentrierte Diablo lieber seine Kraft auf einen Punkt, als einen solchen Krieg auszulösen.
„Schwachsinn..“ murrte der alte Mann und begann wieder mit jugendlicher Leichtigkeit durch sein Gemach zu hetzen. Hin und her, tief in seine Gedanken verstrickt und dennoch konnte er keine Lösung für dieses Omen finden.
Entnervt gab er für den heutigen Tag auf und begab sich auf den Balkon. In der Hand eine Pfeife sah er sich den Sonnenuntergang gedankenverloren an. Unter ihm erstreckte sich eine Metropole von riesigen Ausmaßen. Bis zum Horizont standen die Häuser. Unter ihm waren die Menschen, die von den Märkten ihre Hotels oder Heime aufsuchten. Amüsiert über den Anblick verschluckte sich der Priester. „Wie kleine Ameisen..“
Er wandte sich zur linken Seite seines Balkons und sah gen Süden. Die große Hafenanlage war eine richtige Sehenswürdigkeit. Viele Absteigen waren dort erbaut worden, damit die Seemänner auch ihr Geld hier ließen. Kneipen gab es natürlich auch zu genüge, genauso wie die Toten. Mindestens zwei Tote gab es in der Woche, aufgrund von Schlägereien oder irgendwelchen belanglosen Mordgedanken. Manchmal ließ der Priester die Toten in seine Kirche karren. ‚Aus medizinischen Gründen’, meinte er immer nur, wenn er danach gefragt wurde, was er eigentlich mit den ganzen toten Menschen wolle. Doch eigentlich studierte er viel mehr die Magie, schwarze Magie der Nekromantik, sie faszinierte ihn. Bemerkt werden durfte das jedoch nicht, das wäre sein Todesurteil und er würde selbst irgendwann als starre Leiche auf dem Leichentisch eines korrupten Heilers oder Priesters landen.
Kingsport war eine große, reiche Stadt. Im Süden Westmarchs an dem großen Ozean gelegen, war es eine berühmte Stadt, die von allerlei Reisenden durchquert wurde. Mit seiner riesigen Kathedrale konnte er sein Amt ausüben, ohne jemals zu viel arbeiten zu müssen. Ein anderer Priester führte mit seinen Dienern die Gottesdienste aus und ihm selbst waren zahlreiche Bedienstete unterstellt, von denen jedoch immer mal wieder welche auf ‚mysteriöse Weise’ verschwanden. Er nutzte sein Studium von Religionen und Magie in Kurast, um sich weiterzubilden, weiterzubilden in der Art von Magie, die man sich nur durch das Lesen verbotener Bücher aneignen konnte, denn sie wurde nirgendwo gelehrt und solche Bücher existierten für den normalen Menschen nicht.

Während der Zeit bei den Druiden waren Xamir und Larissa langsam aber stetig älter geworden. Larissa hatte nun schon acht Sommer in der Welt Sanctuarios erlebt. Und inzwischen hatte sie zwei weitere ‚Neugeburten’ des kleinen Dämonen miterlebt. Mit jedem Mal gewann sie mehr Erfahrung, wie sie ihrem Gefährten am besten helfen konnte und dennoch waren die ‚Neugeburten’ mit jedem Mal schlimmer und heftiger für den Dämonen geworden, allerdings war seine Stärke auch mit jedem Mal um ein Vielfaches angewachsen.
Das konnte er besonders an seinen Trainingseinheiten in der kleinen Kampfarena feststellen. Inzwischen war er in der Lage einigen der Druiden das Wasser reichen zu können. Würde er gegen einen alleine antreten, hätte er aufgrund seiner dämonischen Herkunft sogar einen Vorteil gehabt und könnte ihn sogar besiegen. Seine Fortschritte waren nicht zu übersehen und sein Lehrmeister lobte ihn nach jedem Training. Das tat dem kleinen Dämonen wirklich gut, er war ein ziemlich sanftmütiges Wesen geworden, was man ihm beim bloßen Anblick niemals zugetraut hätte. Seine Grundkampfausbildung war bald abgeschlossen, dann würde er mit den speziellen Kampftechniken der Druiden vertraut gemacht werden. Xamir fieberte dem Tag schon entgegen, als er seiner Prüfung unterzogen werden sollte. Diese Prüfung musste er bestehen, ansonsten würde er vorerst nicht in die Geheimnisse der Kampfkünste des Fiacla-Géar, des Vaters der Druiden, eingeweiht werden.
Und so kam schließlich der Tag der großen Prüfung. Jahrelang hatte Xamir auf diesen Tag hingearbeitet und jahrelang hatte er sich stetig weiterentwickelt. In der Arena sollte dieser Kampf stattfinden. Gegen wen er kämpfen würde, wusste der Dämon nicht. Er wollte einfach nur sein Bestes geben und mit Bravur bestehen. Um die Arena waren schon alle Druiden, die sich für Xamirs Prüfung interessierten eingetroffen. Auch Larissa und Meran standen im Publikum und riefen ihm letzte, anfeuernde Worte zu. Sein Lehrmeister war bei ihm und stand ihm zur Seite auf dem Weg in die Arena. Das Herz klopfte Xamir bis zum Hals, es raste vor Aufregung. Was würde ihn nun erwarten? Gegen wen würde er antreten müssen? Er hoffte nur, dass nicht sein eigener Lehrmeister der Gegner sein würde, das hätte ihm viele Probleme bereitet. Welcher Schüler wäre schon in der Lage seinen eigenen Lehrer zu besiegen? Xamir wartete in der Arena. Er war nun alleine und der prasselnde Regen des Dschungels lief an seiner roten Haut herunter. Die Hörner, die aus Kinn und Wirbelsäule wuchsen, waren durch die letzten beiden ‚Neugeburten’ weiter gewachsen, auch seine Krallen an Füßen und Händen waren größer geworden. Er würde sie sogar schon als Waffe einsetzen können, wenn er nur hart genug mit dem Arm zustieß. Darauf wollte Xamir aber verzichten. Er wartete weiter in der Arena und der Regen fiel unablässlich.
Aus dem Dschungel hörte er Schreie und ein lautes Grunzen. Er machte sich darauf gefasst, dass seine Aufgabe wohl aus der Wand von riesigen Blättern hervorgeschossen kommen würde. Und so geschah es auch. Ein riesiger Keiler sprang aus dem Dschungel auf die Lichtung, wo sich die Arena befand. Er war fixiert auf Xamir, da der Dämon das erste Wesen war, das er zu Gesicht bekam. Das Publikum war in sicherer Entfernung und die Druiden, die den Keiler hierher getrieben hatten, waren auch schon verschwunden.
Das Biest war gigantisch. Allein der Kopf maß die Höhe des Dämonen, wenn er sich streckte. Ein Lauf war so breit wie Xamir selbst und ein Huf des Monstrums so groß wie sein Kopf. Xamir schluckte vor Respekt und war sich seines Sieges nicht mehr ganz so sicher. Die Hauer, die aus dem Maul kommend bedrohlich nach vorne wuchsen, wären geeignet gewesen den Dämonen sofort aufzuspießen. „Denen sollte ich wohl besser nicht zu nahe kommen..“ meinte Xamir zu sich selbst. Die Augen des Keilers waren weit aufgerissen und fast komplett weiß, die Pupillen stark verengt, wie kleine schwarze Pünktchen auf sein Gegenüber fixiert. Aus seinem Rüssel stob Dampf, wenn das Biest ausatmete. Sein tief braunes Fell war nass vom trommelnden Regen.
„Wo haben die denn den gefunden?“ meinte Meran im Publikum noch ganz gelassen zu Larissa. Diese aber wollte am liebsten jetzt schon nicht mehr hinsehen und hielt die Hand des Druiden ganz fest. Der Kampf begann. Der Keiler war es leid, noch länger zu warten. Er war wütend und gewillt schnell anzugreifen. Der Boden vibrierte, als das Biest sich in Bewegung setzte und mit einer Geschwindigkeit, die einem so großen Wesen eigentlich nicht zuzutrauen war, auf Xamir zurannte. Dieser wusste sich vorerst nicht anders zu helfen, als einfach auszuweichen. Dies war einer der wenigen Vorteile, die er hatte. Er war auf engem Raum wendiger als das wuchtige Tier. Außerdem gelang es ihm einmal über den Schlamm rutschend sich zwischen den Beinen des Keilers davonzustehlen. Er hatte nun doch beschlossen, seine Krallen und nicht nur seine Fäuste einzusetzen, gegen einen solchen Gegner war das die bessere Wahl. Außerdem baute er darauf, dass er ausdauernder sein musste als das Biest, ansonsten wäre das schlecht.
So kam es dann, als Xamir der Meinung war, seinen Gegner nun richtig einschätzen zu können, zu den ersten Schlagabtauschen. Xamir wuselte um das Monstrum herum und schlug mehrere Male mit seinen Krallen in den Leib seines Widersachers. Klaffende Wunden waren das Resultat dieser Schläge, was dem Dämonen wieder mehr Selbstvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten schenkte. Einmal gelang es ihm sogar, seine Krallen genau zwischen den Rippen des Keilers zu rammen, der daraufhin rasend zur Seite sprang. Der Dämon wurde mitgerissen, woraufhin sich die Wunde zu einem tiefen, langen Schnitt vergrößerte. Das allerdings sorgte dafür, dass der Keiler noch weiter in seine Raserei verfiel. Er schüttelte Xamir ab und verpasste ihm einen heftigen Tritt mit den Hinterläufen, direkt in die Magengegend, sodass dieser einige Meter weggeschleudert wurde. Benommen von so heftigen Schmerzen, wie er sie bisher nur von seiner ‚Neugeburt’ kannte, lag Xamir am Boden und versuchte verzweifelt sich zu orientieren. Seine Augen jedoch waren noch nicht in der Lage, sich auf etwas oder jemanden zu konzentrieren. Er hörte nur, wie das hünenhafte Tier auf ihn zuraste. Kaum fähig sich zu bewegen, schaffte er es gerade noch, seinen Körper so weit zu drehen, dass er vom Hauer des Keilers nicht aufgespießt wurde, sondern nur wieder auf heftigste Weise fortgeschleudert wurde.
Larissa war fassungslos bei dem Anblick, den sie zu ertragen hatte. Sie zitterte am ganze Leib und war sich unsicher, was sie denn jetzt tun sollte. Am liebsten wäre sie sofort in die Arena gestürmt und hätte sich dem Biest in den Weg gestellt, das nun immer weiter auf Xamir losging, aber Meran hielt sie zurück. Die Verantwortung lag allein beim Lehrmeister des Dämonen. Er musste entscheiden, wann die Prüfung abzubrechen war. Dieser hatte nun auch genug gesehen und kam in die Arena. Er wollte Xamir von seinem Leid erlösen und lenkte die Aufmerksamkeit des Biestes auf sich. Um völlig sicherzustellen, dass es von seinem Schützling ablassen würde, vermied er es vorerst, dem Tier irgendwelchen Schaden zuzufügen und tänzelte mit ihm nur durch die Arena. Er schickte währenddessen zwei andere seiner Schüler den Dämonen in Sicherheit zu bringen.
Doch die Zeit, die das Biest bereits von Xamir abgelenkt war, war genug gewesen, dass er sich einigermaßen erholen konnte. Er stand wieder – wenn auch nur auf wackeligen Beinen – und merkte, wie ihm das Blut vom Kopf herab strömte und wie ihm jeder Knochen seines Körpers so schmerzte, als sei er gebrochen. Die anderen beiden wollten ihn gerade fortzerren, als Xamir einen Schrei ausstieß, der nicht einmal im annäherndsten etwas Menschliches mehr hatte. Er schlug die beiden Schüler weg von sich und dachte an das Herz des Wiesels, den Geist, dessen Macht er zu kontrollieren gelernt hatte. Die Augen weit aufgerissen konzentrierte er sich und langsam entstand eine blassrote Sphäre vor ihm, die immer weiter anwuchs und die Gestalt des Geistes annahm. Sein Lehrmeister, der kurz von Xamirs Schrei abgelenkt wurde, musste einen schweren Treffer des Keiler erleiden. Ein Hauer bohrte sich tief in den Bauch des Druiden. „NEIN!“ war alles, was der Dämon noch sagen konnte, bevor er auch noch den letzten Rest seiner Menschlichkeit verlor und mit ungekannter Geschwindigkeit auf den Keiler zurannte. Er sprang auf den Rücken des Biestes und klammerte sich an dessen Fell fest. Das Monstrum seinerseits begann zu springen und tat sein Bestes, den unerwünschten Reiter loszuwerden. Doch daraus wurde nichts mehr. Xamir drosch, vom sicheren Buckel des Keilers aus, auf denselben ein. Als die Haut schon mit so vielen Wunden übersäht war, dass sie im Begriff war abzufallen, sprang er geschickt auf den Rüssel des Tieres. Sie tauschten einen letzten Blick, der von beiden nichts anderes als puren Hass gepaart mit purem Blutrausch bedeutete. Dann stach Xamir seine ganze Hand, zu einer Art Trichter geformt, in das rechte Auge des Keilers. Dieser stellte sich auf seine Hinterläufe und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, von dem der Dämon sich aber nicht beirren ließ. Er blendete nun auch das übrige Auge und das Tier ging zu Boden.
Der Dämon, seiner Raserei noch verfallen, prügelte aber weiter auf das todgeweihte, blutige Etwas am Boden ein. Die Knochen des Schädels verformten sich in sichtbarer Weise mit jedem Schlag mehr. Der Geist, der dem Dämon die Möglichkeit gegeben hatte, seinen Gegner zu besiegen, war schon lange verschwunden, als Xamir immer noch auf dem, was einmal so etwas wie ein Gesicht war, saß und darauf einprügelte. Die Knochen und die Kopfhaut des Keilers hatten schon lange nachgegeben und den Inhalt freigegeben. Der letzte Atemzug und der letzte Herzschlag des Biestes waren schon lange getan, als Xamir mit dämonischer Entschlossenheit unverändert seiner Wut freien Lauf ließ. Erst als er bereits so geschwächt war, dass er kaum noch seinen Arm heben konnte, sackte er schließlich in sich zusammen und atmete tief ein.
Sein Blick war auf den Himmel gerichtet, wo es schon dunkel geworden war. Erst jetzt fiel ihm wieder auf, dass es noch in Strömen auf ihn herabregnete. Er kam langsam zur Besinnung und realisierte, was eigentlich geschehen war. Tief atmend wandte er seinen Kopf. Er nahm wahr, wie sein Lehrmeister, von anderen gestützt, die Arena verließ. In der anderen Richtung sah er Larissa und Meran. Der Druide sah finster drein, er machte kein sehr glückliches Gesicht. Und seine kleine Freundin Larissa blickte nur schockiert auf ihn herab. Ihre Augen schienen nichtssagend leer zu sein. Dann wurde Xamir von der Anstrengung, von dem Schmerz, von dem Leid, das er erlebt hatte, übermannt. Er konnte nicht anders, als die Augen zu schließen. Er wollte schlafen. Wie schön angenehm der Regen auf seinen gepeinigten Körper fiel. Das tat gut.
Xamir wachte in einem ihm unbekannten Raum auf. Er war nicht in seiner Hütte, das stand fest. Er lag in einem warmen Bett. Neben ihm stand ein Teller mit heißer Suppe auf einem kleinen Tisch. Der Dampf, der von der Suppe aufstieg, spielte mit ihm, er hatte Schwierigkeiten, mit seinen Augen dem Dampf zu folgen. Dann sah er, dass da noch jemand neben ihm stand. Es war Larissa. Sie blickte ihn mit denselben leeren Augen an, die ihm auch von der Arena aus entgegengestarrt hatten. Als er seine Hand hob und den Mund aufmachen wollte, verließ sie wortlos den Raum. Diese Geste verletzte ihn sehr. Mit dem Klacken der ins Schloss fallenden Tür, bemerkte Xamir, dass noch ein weiteres Bett im Raum stand. Darin lag sein Lehrmeister, er schien ohnmächtig zu sein oder, was Xamir hoffte, einfach nur zu schlafen. Die Tür fiel ein weiteres Mal ins Schloss. Jemand hatte den Raum betreten. Es war Meran. Mit demselben finsteren Blick, den Xamir auch schon einmal gesehen hatte, trat er auf den kleinen Dämonen zu. Dieser wollte sich für seine Raserei entschuldigen, doch ihm fehlte die Kraft die Worte zu sprechen. Es war Meran, der das Wort ergriff, nachdem er einige Momente nur auf Xamir herabgesehen hatte. „Das vorhin war ein guter Kampf von dir. Der Einsatz des Herz des Wiesels war genau richtig.“ Er stockte. „Wie du den Kampf allerdings zu Ende gebracht hast, war..“ wieder eine Pause, dann: „unmenschlich.“ Der Druide wandte seinen Blick ab. „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Angriff des Keilers auf deinen Meister, die dir innewohnenden dämonischen Instinkte geweckt haben muss. Das musst du unbedingt unter Kontrolle bekommen. Diese ... blutrünstige Grausamkeit ist...“ Mehr Worte kamen nicht über seine Lippen. Er verließ den Raum wieder. Xamir starrte eine Weile an die Decke und Tränen sammelten sich in seinen wieder normalen Augen. War er das Monstrum gewesen und nicht der Keiler? Diese Frage beschäftigte ihn sehr, doch er schlief wieder ein.
 
Ui so etwas entdeckt man gerne - eine seit langer Zeit ruhende Story wird zu neuem Leben erweckt :) Hab gerade nur nicht die Zeit alles noch mal neu zu lesen, werde aber die Tage eine Kritik zu den neuen Kapitel schreiben. Freut mich einfach nur sehr, dass du weiter schreibst.

lg, Gandalf
 
Hallo,

erst mal sry 4 doppelpost aber ich wollte den Thread hier auch noch mal raus holen. Das neue Kapitel hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Anschluss ist dir gut gelungen - obwohl ich das vorige Kapitel noch mal lesen musste, um mich wieder halbwegs zu erinnern. Auch weil ich die Beiden Kapitel nacheinander gelesen habe, glaube ich mit Sicherheit sagen zu können, dass dieses Kapitel kein Bruch in der Geschichte ist.

Dein Schreibstil - ich finde ihn nach wie vor gut. Doch rate ich dir, Dinge genauer zu beschreiben. Der keiler ist zwar von der Größe her einigermaßen beschrieben aber das könnte man auch noch detailierter. Was mich dabei wirklich stört ist der Begriff "Rüssel" - musste sehr schmunzeln - im Jägerlatein bezeichnet man dies als "Gebräch" weil damit der Boden aufgebrochen wird um z.B. Würmer o.ä. zu suchen.

Schade, dass Larissa sich gleich so stark von ihm abwendet. Bin gespannt wie es diesbzgl. weiter geht. Sehr gut hat mir auch die Länge des Kapitels gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung - vielleicht ja noch an diesem Wochenende?

lg, Gandalf
 
Jo natürlich. War grad ne Woche auf Seminar, hab aber schon ganz genau im Kopf, wies weiter geht, muss es nur noch niederschreiben. ;)
 
Kapitel 5: Magnus Naratun

Schon vor Hunderten von Jahren wurde in Kingsport ein Tempel errichtet, der monumentale Ausmaße erreichte. Jeder Königspalast wurde von diesem Tempel in den Schatten gestellt. Dies war mit ein Grund dafür, warum sich Königshäuser in Kingsport nicht lange halten konnten. Die Macht des Tempels war einfach zu groß. Von überall her kamen Seefahrer und andere Abenteurer und jeder besuchte mindestens ein Mal dieses Monument des Glaubens. Manche aus Interesse, manche um ihrem Glauben gerecht zu werden, wieder andere um eine Anstellung zu finden, weil sie sesshaft werden wollten. Das attraktive Angebot des Tempels war für viele Menschen interessant. Man musste nur nach den Regeln des Hohepriesters leben. Das bedeutete dreimal am Tag zu beten und ansonsten dienlich für das Gesamte des Tempels zu sein. Das konnte mittels bäuerlicher Arbeit geschehen, andere hatten dafür Sorge zu tragen, dass man den Tempel sauberen Fußes durchstreifen konnte. Wieder andere, die den Dienst mit der Waffe geübt waren, wurden in die eigene Garde aufgenommen. Der Tempel vereinte alles in sich. Die Stadt war abhängig von ihm. Sie lieferte ihm ein Zehntel aller Erträge. Sei es Gold, Waffen und Rüstungen oder Nahrung. So konnte man als Teil dieser Einrichtung gut leben. Man hatte immer etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Endlich ein ruhiges Leben führen zu können, das war für die meisten der Grund, warum sie sich in den Dienst des Glaubens gestellt hatten.
Die Jünger des Tempels beteten zum Licht. Es handelt sich um eine Tochtereinrichtung der Kirche von Zakarum. Auch Magnus Naratun kam einst als armer Jüngling nach Kingsport. Er war dem Ruf der Kirche gefolgt, die ihre Macht in den westlichen Königreichen vergrößern wollte. Der Einfluss auf die Bevölkerung sollte maximiert und daher musste expandiert werden. Er kam als armer, junger Tagelöhner nach Kingsport. Ohne Perspektive oder irgendwelche Referenzen. Das Angebot der Kirche, ihn aufzunehmen und für seine Sicherheit zu garantieren war dem Jüngling mehr als genehm.
So wurde Magnus Naratun ein Novize der Kirche, ein Diener der Zakarum. Anfangs war er glücklich damit, die wenigen seiner Kenntnisse aus dem Agrarwesen der Kirche zu schenken. Doch er wollte höher hinaus. Er lernte zu lesen und lernte die alten Schriften der Zakarum zu verstehen. Das fiel auch den Priestern auf. Sie befanden, dass Naratun für eine Priesterlaufbahn im größten aller Tempel des Westens geeignet sei. So wurde er ausgebildet. Er war ein gläubiger Vertreter des Lichts, stets bereit sich für die Sache der Kirche hinzugeben. Eine beispiellose Laufbahn hatte er eingeschlagen. Er ließ nach und nach seine Lehrmeister hinter sich. Ein gewisses Talent für die weiße Magie ließ den Mann in kürzester Zeit unentbehrlich für die Kirche werden. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis er ins Amt des zweiten Hohepriesters aufgestiegen war. Auch wenn es eine lange Zeit war. Magnus war inzwischen weit über siebzig Jahre in der Welt Sanktuarios gewesen, als er diesen Posten vom ersten Hohepriester angeboten bekam. Er hatte nun so viel Macht, wie ein König in jedem kleineren Königreich. Er befehligte eine eigene kleine Heerschar und war vertraut mit der weißen Magie der Zakarum. Nun wurden ihm auch Schriften zugänglich, die ihn die Festen der Zeit selbst durchbrechen lassen konnten. So wie es schon dem ersten Hohepriester gelungen war, würde auch Magnus sein Leben auf magische Weise verlängern. Der einzige Unterschied zum ersten Hohepriester war, dass Magnus Naratun nicht in der Lage war, eine so lange Lebenszeit zu ertragen. Er wollte nichts mehr von den Belangen der Kirche wissen und zog sich weiter zurück. Er berief neue Priester in neue, hohe Ämter, die seine Arbeiten erledigen sollten, sodass er sich weiter zurückziehen konnte. Er spaltete sich ab von der Kirche und recherchierte in neuen Gebieten. Sein einziges Interesse war, alle Macht in diesen Landen in sich zu vereinen. Das würde er nur schaffen, wenn er von allen magischen Ressourcen dieser Welt Gebrauch machen konnte. So kam er schließlich zur Nekromantik. Doch er folgte nicht den Lehren Rathmas, die seiner Meinung nach minderwertig waren, da sie nur dem Gleichgewicht der Welt dienlich waren. Nein, er wollte eine Macht für sich beanspruchen, die gleichsam mächtig wie zerstörerisch sein sollte. Um dies zu schaffen, musste er tief in den Bibliotheken der alten Städte in dieser Welt forschen. Schriften, die schon vergessen waren, die man nur in den untersten aller Räume finden konnte, verborgen hinter seit Jahrhunderten verschlossenen Türen. Und so kam es, dass dieser alte, gebrechlich aussehende Mann tatsächlich fündig wurde. Nach jahrzehntelanger Suche stieß er auf ein Pergament. Ganz unscheinbar zwischen Schriften über alte Kriege und denen der Vizjerei in einer Bibliothek in Kurast. Auf diesem Pergament stand in Lettern, die die heutige Welt nicht in der Lage gewesen wäre zu entziffern:

„Ich habe sie tatsächlich gefunden. Die Legende ist tatsächlich wahr.
Die alte Hexe Iriona, die seit Ewigkeiten auf dieser Welt wandeln soll. Ich habe sie gefunden. Sie ist im Besitz von alten Artefakten längst untergegangener Kulturen. Eine garstige, alte Frau. Sie versuchte mich zu umschmeicheln, um mich dann mithilfe ihrer Zauberkünste gefügig zu machen. Und sie war erfolgreich damit. Ich kann mich nicht mehr von ihr losreißen. Ich werde bleiben müssen, bis meine sterbliche Hülle vergangen ist. Ein Sklave ihrer für den Rest meiner Zeit...
Ab und zu spricht sie mit mir. Sie erzählt mir Dinge, die ich nicht zu glauben imstande bin. Sie sagte, sie habe ein Mittel gefunden, dass sie älter werden lässt, als die Zeit. Sie verweile schon so lange auf dieser Welt, dass sie nicht mehr Teil ihrer sei. Losgelöst von jeglichen Konflikten dieser Welt. Sie sei auf niemandes Seite, denn niemand sei auf ihrer Seite. So kam es, dass sie zu einem neutralen Knotenpunkt wurde. Sie bekomme ab und zu Besuch, erzählte sie mir. Von Dämonen, aber auch von Gestalten des Lichts, die in ihrem Machtbereich keine Feindschaft kennen würden. Wer zu ihr komme und befähigt ihrer Macht für kurze Zeit zu widerstehen, dem würde sie zu Diensten sein, so hat sie mir gesagt.
Wir befinden uns in einem Höhlensystem, tief im Dschungel von Kehjistan. Südöstlich von Kurast. Hier, wo die Welt aufhört, wo der Wald in schroffe Gebirge mündet, irgendwo im Nirgendwo verweile ich, bis zu meinem Tode. Ich schreibe diese Zeilen um meines eigenen Seelenheil willen. Mögen sie niemals die Zivilisation erreichen...“


Diese Zeilen waren schon sehr alt.
Magnus Naratun hatte sie gelernt, diese tote Sprache, in der diese Zeilen verfasst wurden. Er machte sich auf den Weg zu dieser Hexe Iriona und fand sie sogar tatsächlich. Er war mächtig genug geworden, ihrer Macht für kurze Zeit zu widerstehen, ja sogar offensiv auf sie zu reagieren. Das beeindruckte die Hexe ziemlich. Sie erklärte sich bereit, ihm zu Diensten zu sein. Und Naratun zögerte nicht lange, seine Forderungen zu stellen. Er verlangte nach einer Quelle von Macht, die ihm die Wege zur Nekromantik offen legen sollte. Die Hexe musste nur kurz überlegen, um zu verstehen, was Naratun wirklich wollte. Und sie begab sich in eine der vielen verzweigten Gänge des Höhlensystems und kam erst nach einer Weile wieder heraus. In der Hand hielt sie ein schwarzes Buch, es war verfasst in der Sprache der brennenden Höllen. Sie habe das Buch im Tausch von einem mächtigen Dämonen erhalten, erzählte sie. „Dann ist es das, was ich suche..“ gab Naratun zurück. Als Gegenwert überreichte er der Hexe ein Buch mit den geheimsten Weisheiten der Zakarum. Es existierten nicht viele dieser Bücher in der Welt Sanktuarios, weswegen die Hexe auch gerne den Tausch vollzog. Magnus Naratun, einer der Hohepriester von Kingsport hatte keine Verwendung mehr für es. Er wusste Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz den kompletten Inhalt des Buches auswendig, er fand er hatte ein gutes Geschäft gemacht.

Dieser unheilbringende Tausch war schon einige Jahre her. Da klopfte ein Bote an seiner Tür. „Der Hohepriester möchte Euch sehen, Meister!“ „Ich komme..“ antwortete er nachdenklich. Was könnte der Hohepriester von ihm wollen? Er hatte nie viel Kontakt mit ihm gepflegt. Wozu auch? Dieser Posten würde nur neu besetzt werden, wenn der Hohepriester starb. Als Nachfolger musste er keine Eile haben, denn beide hatten ihre Lebenszeit auf magische Weise verlängert.
Als er durch die Gänge dieser monumentalen Niederlassung der Zakarum schritt und sich in die höchsten Bereiche begab, wo nur die oberen zehn Priester überhaupt Zutritt hatten, dachte über das nach, was er in seinem Leben alles erreicht hatte und wonach er eigentlich immer streben wollte. Eigentlich war er immer ein guter Mensch gewesen. Er verrichtete brav seine Arbeiten, erfüllte jede Aufgabe, die ihm gestellt wurde zur vollsten Zufriedenheit. Doch als ihm die Möglichkeit aufgezeigt wurde, weiter innerhalb der Kirche aufzusteigen, gab es einen Bruch in seinem sonst so frommen Inneren. Er merkte, wie er Spaß daran hatte, arme Knechte umherzuschicken um die unwichtigsten Arbeiten auszuführen. Arbeiten die jeder im Vorbeigehen hätte verrichten können. Sah er einen Fleck am Fußboden beharrte er immer darauf, dass dieser Fleck schnellstmöglich entfernt wurde und das mit einer Vehemenz, die ihm viele Leute sicherlich übelgenommen haben. Doch was kümmerte ihn das? Die in der Hierarchie über ihm angesiedelten Menschen schienen sein Verhalten als Zielstrebigkeit aufzufassen. Immer weiter stieg er auf und immer mehr merkte er, was er eigentlich wirklich wollte. Macht. Die pure und alleinige Macht. Das wollte er. Nichts anderes. Und das schwarze Buch, das er dereinst von der Hexe erhalten hatte, das wollte er als Mittel zum Zweck verwenden. Die unheiligsten aller Zauber waren ihm gerade Recht, wenn sie ihn nur zu seiner Macht brachten.
Magnus Naratun kam zu Halt, als eine riesige Tür ein weiteres Fortkommen unmöglich für ihn machte. Sie war gut und gerne zehn Mann hoch. An den Rändern war sie verziert mit Elfenbein, nämlich solchem, das nur von den größten und stärksten aller Elefanten kommen konnte. Auf der Tür selbst waren viele Verzierungen in der heiligen Schriftsprache der Zakarum aufgemalt. Sie boten demjenigen Schutz, der in er Lage war, diese Runen zu kontrollieren, ihren Zauber zu wecken und für sich zu nutzen. Auch die Grundsätze der Kirche waren hier aufgeschrieben worden, als Mahntafel für jeden Diener der Zakarum, der an dieser Tür vorbeischritt. „Uneingeschränkt und nur dem Licht dienen.“ Er musste lächeln. Ihm war es egal, wem er dienen sollte, um an sein Ziel zu gelangen. Am Ende sollten sowieso alle ihm dienen. Dieser Zustand der Unterwerfung einer Sache war für ihn nur ein Alibi zum Schutz für seine wahren Absichten.
Die Tür öffnete sich. Der zweite Hohepriester trat ein und sah an einem großen Tisch seinen einzigen Vorgesetzten innerhalb dieses Tempels. Der Hohepriester stand vor dem Tisch und hatte seinen Blick auf ein weißes Buch gerichtet. Das restliche Zimmer war pompös eingerichtet. Ein Bett, groß genug für drei ganze Familien. Bücherregale vom Boden bis zur Decke, gefüllt mit jeglichem magischen Wissen, das der Kirche zur Verfügung stand, einige schon mehrere tausend Jahre alt, säumten die Wände. Dazwischen gab es immer wieder genau so große Fensterfronten, die den Raum bei gutem Wetter mit hellem Licht durchfluteten, egal zu welcher Stunde des Tages. Auch der Hohepriester war in eine weiße Robe gehüllt, doch er trug ein goldenes Band um die Schultern. Er war ein sehr alter Mann, gezeichnet von Wetter, Wissen und Weisheit. Er hob den Kopf und blickte sein Gegenüber an, das sich ehrfürchtig vor ihm verbeugte. „Magnus..“ setzte er an. Tiefe Trauer klang mit diesem einen Wort mit. „Magnus, es ist Zeit.“ Wieder dieser traurige Unterton.. „Wofür, Hohepriester?“ Naratun wusste nicht ganz, was er mit diesem traurigen Tonfall anfangen sollte. Er war etwas verwirrt.
„Magnus, ich weiß, was Ihr vorhabt.“ Stille, dann atmete der Hohepriester tief durch. „Ich weiß was für ein Buch sich in eurem Besitz befindet und dass Ihr eifrigst daraus studiert. Ich kann nicht dulden, dass schwarze Magie Einzug in diese Hallen hält. Ich werde Euch von der Kirche ausschließen müssen, Magnus.“ Eine Träne lief dem Hohepriester über das Gesicht. Er trauerte. Für ihn war Naratun ein verloren gegangenes Kind, das nicht mehr wiedergefunden werden konnte. Was er nicht verstehen konnte, war, warum ein Diener des Lichts mit dunklen Mächten herumexperimentierte. Wieso hatte er es überhaupt nötig? Das Licht bringt einem alles, das Dunkel nichts. Eine veraltete Vorstellung. Dem Hohepriester war nicht bewusst, welche Macht die dunklen Künste tatsächlich beinhalteten. Ein folgenschwerer Fehler. Naratun wusste genau, dass er nicht in der Lage wäre, eine ähnliche Machtposition zu erhalten, wenn er aus dem Schoß der Kirche verbannt worden wäre. Er musste gar nicht erst lange zögern, um seine Entscheidung zu treffen.
Wolken zogen auf über Kingsport. Dunkel, unnatürliche Wolken, die einen unnatürlichen Regen mit sich brachten.
„Kommt Magnus, ich muss Euch noch etwas zeigen.“ Der Hohepriester ging zum Fenster. Ein riesiger Balkon befand sich davor. Dass dieses Unwetter nicht normalen Ursprungs war, bemerkte er nicht in seiner Trauer um das verlorene Kind. „Magnus, mit dem Austritt aus der Kirche werden sämtliche Zauber, die ihr mit der weißen Magie Zakarums auf Euren Körper gewirkt habt erlöschen. Ihr werdet nicht mehr lange Leben.“ Wieder kullerten Tränen die Wangen dieses barmherzigen Mannes hinab. „Verzeiht mir Magnus, aber mit meiner Entscheidung habe ich euch zum Tode verurteilt.“
„Hier, das Wasser soll Euch ein Spiegel sein,“ sagte der Hohepriester und deutete auf den Balkon, wo sich inzwischen ein kleiner See gebildet hatte. Naratun trat vor, doch er sah nicht. „Erst wenn es glatt ist, Magnus, werdet Ihr sehen, wie viel Märchen Euch noch bleibt.“ Er wirkte einen Zauber und ein unsichtbares Dach bildete sich über dem See, das das Wasser an den Seiten des Balkons herunterleitete. Naratun trat vor und starrte ungläubig in das Wasser. Vor sich sah er eine Gestalt, von der er niemals geglaubt hätte, dass er das hätte sein können. Seine Haut im Gesicht hing stark über seine Wangenknochen herab. Er konnte nicht mehr zählen, wie viele Falten er im Gesicht hatte und sein Haar war aschfahl. Seine Augen schimmerten nicht mehr, so als hätte das Leben sie bereits verlassen. „Und um Erlösung werdet Ihr flehen...“ eine letzte Träne verließ die Sicherheit des Augenlids des Hohepriesters und vereinigte sich mit dem Wasser, das sich am Boden gesammelt hatte. Und genau als dieser Tropfen das Wasser berührte schlug ein Blitz auf dem Balkon ein. Er traf Naratun direkt, der seine Arme gen Himmel gestreckt hatte. Doch statt den alten Mann, der nur noch ein Schatten seiner selbst war zu zerschmettern, schien er ihn mit Kraft zu versorgen. Schockiert sah der Hohepriester das Schauspiel vor seinen Augen an. Mit unmenschlich verzerrter Stimme sprach Magnus Naratun: „Ihr habt keine Ahnung, Hohepriester, welche Macht mir dieses Buch verliehen hat.“ Dann richtete er seine Hände auf das Oberhaupt des Tempels. Der Hohepriester hatte nicht einmal die Zeit gehabt, wahrzunehmen, dass er nun sterben würde, so schnell ging es. Der Blitz trat auf Höhe des Bauches in den Mann ein und sammelte sich zu einer Kugel, die schließlich explodierte. Überall auf dem Balkon verstreut lagen menschliche Überreste. Einige Fleischfetzen waren so groß, als hätte ein Wolf sie aus dem Menschen herausgerissen. Blut säumte den Boden, die Wand, das Geländer und am wichtigsten noch: es säumte Magnus Naratun, der es sich genüsslich vom Finger leckte. Die Knochen des ehemals mächtigsten Mannes der Kirche von Zakarum in den westlichen Königreichen eilten auf einer magisch gelenkten Flugbahn genau in die Mitte des Raumes, wo die spirituelle Anhäufung magischer Energien am stärksten war. Dort landete es in einem Muster, das Naratun nur zu bekannt war. Es war der erste Schritt für ihn auf dem Weg zur absoluten Macht. Dieses Muster beschrieb einen Kreis mit genau sechs speerförmig hervorstehenden Kanten. Innerhalb des Kreises war ein Kreuz, das, verzerrt wie es war, schon fast die Form eines Kreuzes verloren hatte. Ein Unwissender würde darin lediglich eine Anhäufung von Knochen erkennen. Im Mittelpunkt des Kreises und des Kreuzes erhob sich eine speerförmige Form geradewegs nach oben. Vielerlei Gerede bedurfte dieser Zauber nicht. Nein. Lediglich die uneingeschränkte Konzentration des Mannes, der ihn ausführte. All sein Willen, all sein Verlangen und all seine Lust nach der Macht, nach der er strebte, musste in den Zauber gelegt werden. Dabei sprach er einige Worte, die direkt aus der Hölle entstammten. Um seine Hände bildeten sich Kugeln aus wabernder Energie, die stetig anwuchsen. Schließlich waren sie so groß, dass sie, bei in die Höhe gestreckten Armen, ineinander übergingen. Ein weiterer Kreis bildete sich von Naratuns Standpunkt aus, der, in der Höhe seiner Arme, genau um das Muster auf dem Boden verlief. Tiefblau waberte die Energie umher, ohne seine vom Ursprung mitgegebene Form aufzugeben. Es sah aus wie dichter Rauch, in dem hier und da eine Flamme herauszüngelte. Als Naratun mit der Größe des Kreises zufrieden war, stellte er sich in die Mitte des Knochenmusters und sprach einen letzten Satz in der höllischen Sprache. Mit einer fast nicht wahrnehmbaren Geschwindigkeit begann der Kreis aus Energie sich zu drehen und zog dabei seine Bahn um den Mann in der Mitte immer enger. Schließlich dran sie wieder in ihn ein und wurde direkt auf den nach oben gerichteten Knochen geleitet. Das Muster aus Knochen explodierte und eine kreisförmig verlaufende Flutwelle aus teuflischer Macht entstand, die sich gnadenlos fortbewegte.
Zuerst drang sie in jeden Raum des Tempels ein. Gläubige beim Gebet wurden einfach ausradiert, als hätten sie niemals existiert. Knechte bei der Arbeit verbrannten bei lebendigem Leib und hatten nicht einmal die Chance zu entfleuchen. Diese Flutwelle des Todes konnte niemand aufhalten. Sie breitete sich vom Tempel als Mittelpunkt stetig weiter aus und sollte die gesamte Stadt in sich einschließen. Schwächer gebaute Häuser zerfielen bis auf ihre Grundmauern. Familien, die gerade bemerkten wie die Mauern ihres Hauses dem Druck des Zaubers nachgaben, sahen durch die Wand nur noch tiefblauen Rauch auf sich zukommen und waren sofort tot. Kinder wurden mitgerissen, während sich ihnen das Fleisch von den Knochen schälte. Gestandene Männer in den Docks, die die Entstehung dieser Todeswelle beobachtet hatten, rannten weinend und nach ihren Müttern schreiend um ihr Leben. Doch auch sie wurden nicht verschont. Alle starben. Eine ganze Stadt binnen einiger Augenblicke von der Landkarte getilgt. Erst am Meer machte die Todeswelle halt, genauso auf der anderen Seite an den Stadtmauern, die teilweise auch noch einstürzten. Allein der Tempel stand unversehrt und majestätisch mitten in einem Areal, das bis eben noch vor Leben blühte und jetzt nichts weiter war als ein trostloser, Tod schreiender Fleck verdörrtes Land. Auf dem Balkon des Hohepriesters stand Magnus Naratun und sog alle Lebensgeister, die er soeben von ihren sterblichen Hüllen befreit hatte in sich auf. Er brauchte keine heiligen Schriften Zakarums, um sich am Leben zu erhalten. Die Höllen wussten genau so, wie sie sich etwas zu beschaffen hatte. Er stand da und beobachtete sein Werk. Er war beinahe zufrieden. Nur eine Kleinigkeit fehlte noch.
Wieder wirkte er einen Zauber. Dieser war weniger spektakulär und weniger aufwändig. Dennoch war der für seine Absichten eigentlich wichtigere Zauber. Mit einer Formel, die jeder Schüler Rathmas nach jahrelangem Studium beherrschte, beschwor Magnus Naratun die Körper seiner Opfer. Er beschwor sie zu ihm zu kommen und ihm zu dienen. Das war sein erster Schritt zur absoluten Macht. Erst eine Stadt, dann die westlichen Königreiche, die Wüste Aranochs dann die Dschungel Kehjistans. Zu guter letzt sollten die weniger einfach erreichbaren Stellen unter sein Joch gepresst werden. Und dann würde Magnus Naratun, ein ehemals einfacher Bauernjunge der mächtigste Mann in dieser Welt werden.
Weit unter ihm regten sich schon schwarze Punkte, die alle in das Innere des Tempels strömten und sich in einer großen Halle zu einer riesigen Menge von untoten Marionetten bildete. Einige von ihnen waren nur noch einfache Skelette. Andere waren Zombies, die an denen mehr Verbranntes, als Fleisch zu erkennen war. Wieder andere waren am Bauch so weit aufgerissen, dass Gedärme aus dem Loch hervorquollen und herunterhingen. Sie waren die ersten, die Magnus’ Schlüssel zur Macht stellen sollte. Es bedurfte nur noch einigen Vorbereitungen, damit Naratun in der Lage war, auch größere Landstriche auf diese Weise ihrer Bevölkerung zu entledigen...
 
Krass... da hast dir ja echt was übles einfallen lassen. Bist du sicher, dass es Nekromantik heißt - nicht Nekromantie? Im großen und ganzen finde ich das Kapitel sehr gut - auch wenn mir die ganzen Leute in Kingsporn leid tun :cry:

Ich hoffe mal, dass wir im nächsten Kapitel wieder was von unseren beiden Helden hören werden und wie das Verhältnis zwischen dem kleinen Roten und Larissa ist. Ich freue mich sehr auf ne Fortsetzung.

lg, Gandalf
 
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