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[Story] IIlene

Dun_king.gif


-Teil 2-

Leise schwang die Türe auf, eine Frau schaute heraus. Prüfend zuckte ihr Blick durch den Raum, bis sie sicher war, dass sich keiner hier befand. Eilig huschte sie durch den Raum, über die teuren, blutroten Teppiche. Hinter ihr eine jüngere Frau, leise Schritt haltend.
"Keiner da", flüsterte IIlene und versteckte ihren Seesack mit dem Kleid hinter einer großen Truhe.
"Sehr prächtig hier. Ich war schon bei vielen reichen Händlern zu Gast, das hier gehört zweifelsfrei zur Oberklasse", meinte Marie leise.
"Reich und mächtig, diese Sekte wird mit jeder Erkenntnis noch mächtiger, als ich bisher dachte", grollte IIlene. Marie schritt zu einem der Regale, betrachtete die Bücher.
"Die Sprache der Alten?", fragte sie verblüfft und besah sich einen Buchtitel.
"Sag bloß, du kannst die auch?" Die ebenfalls verblüffte IIlene sah sie an.
"Ja, weil viele alte Rezepte und Mixturen in dieser Sprache hinterlassen wurden. Die Alchemisten schreiben ihre Formeln gerne in der Sprache der Alten auf, so kann sie nicht jeder lesen. Nicht, dass böswillige, primitive Naturen, welche in den Besitz solcher Bücher kommen, damit was anfangen können. Es hat sich über all die Jahrhunderte gut bewährt...", erklärte Marie mit einem Seitenblick.
"Das habe ich nicht gewusst. Über die Alchemistengilde ist sowieso wenig bekannt", seufzte IIlene.
"Mit Absicht, wir helfen jedem, dem wir können, aber wir wollen auch nicht, das unsere Macht missbraucht wird", sagte Marie und stellte das Buch zurück an den Platz.
"Erzähl es mir ein andermal. Komm jetzt, wir müssen weiter", nickte die Ältere und huschte zur nächsten Türe. Marie folgte ihr.
Ein leichtes Knarren erfüllte die Luft, als die Türe langsam aufglitt. IIlene hielt den Atem an, aber zu ihrer Erleichterung schien es keiner gehört zu haben. Vor ihnen lag ein schlichter Korridor, Türen lagen auf beiden Seiten. Was wohl hinter diesen lag?
Beide Frauen schlichen sich zu einer der Türen, sie war zu. Wieder schaute IIlene durch das Schlüsselloch, der Raum war leer. Es schien ein persönlicher Raum zu sein, ein Bett war in der rechten Ecke.
"Sehen wir uns das mal genauer an", flüsterte IIlene und öffnete die Türe. Kaum war sie im Raum, konnte sie hören, wie unweit von ihnen eine andere Türe aufschwang. Verdammt! Marie stand noch draußen.
"Hey, wer bist du denn?", rief eine Männerstimme überrascht. IIlene stand in dem Raum, sah ihn nicht. Blitzschnell drehte sich die junge Frau um, wollte hinausstürmen, um den Störenfried zu beseitigen.
"Ich suche meinen Vater, man sagte mir, dass ich ihn hier antreffen kann. Wißt Ihr vielleicht, wo er ist?", fragte Marie ganz ruhig und gab IIlene ein Zeichen, dass diese im Raum bleiben sollte. Überrascht blieb diese stehen, sah, wie Marie von der Türe verschwand. Ihre Schritte hallten durch den Korridor.
"Wer hat dir gesagt, dass du hier deinen Vater finden kannst!?", fragte die Männerstimme verblüfft.
"Meine Mutter. Sie bat mich, ihn hier zu suchen, da mein Vater vergessen hat, seine Medizin einzunehmen. Wißt Ihr, er hat es mit dem Herzen, und muss das hier wirklich dringend einnehmen", erklärte Marie im Plauderton.
Der Mann schien völlig verwirrt zu sein, auf jeden Fall sagte er nichts. Ein leises Ploppen vernahm IIlene, es klang so, als würde jemand einen Korken von einer Flasche nehmen.
"Ja, das Mittel hier... och, Entschuldigung, jetzt hab ich sie damit bespritzt!", sagte die Alchemistin erschrocken.
"Was soll das Ganze hier, ich hole .....die........", fing der Mann an, dann kam nur noch ein dumpfer Aufprall. IIlene schaute aus dem Zimmer, sah, wie ein Mann in schwarzer Robe auf dem Boden lag. Marie wich zurück, hatte eine kleine Ampulle in der Hand.
"Blieb zurück, das muss sich erst verflüchtigen!", flüsterte sie ernst, hielt sich den Ärmel vor den Mund.

Ein paar Momente später schleiften die beiden den Körper des Sektenmitgliedes in den Raum, schlossen die Türe.
"Ich bin hier drin echt tausend Tode gestorben aus Sorge, das war ziemlich riskant", schüttelte IIlene den Kopf.
"Keine Sorge, das ist nur ein starkes Betäubungsmittel. Es war etwas gewagt, selbst so nah dran zu sein, aber ich hab es dem Kerl direkt auf den Kragen gespritzt. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah", grinste Marie erleichtert und verstaute die Ampulle wieder in ihrem kleinen Seesack.
"Woher weißt du bloß, wo was da drin ist?", fragte die Ältere verwundert.
"Ordnung ist das halbe Leben", zwinkerte Marie ihr zu. IIlene hob den Bewusstlosen auf das Bett und deckte ihn zu.
"Mal sehen, was wir hier haben...", brummte sie dann und fing an das Zimmer zu durchsuchen. Marie stand etwas unschlüssig daneben.
"Meinst du, es ist richtig, in privaten Sachen zu schnüffeln?", fragte sie unsicher. IIlene sah sie nur schräg an.
"Ich frag ja nur...", erwiderte die Jüngere etwas beleidigt und hielt sich neben der Türe auf. IIlene bemerkte, dass, wie auch im Nebenraum, die Bücher in den Regalen in der Schrift der Alten verfasst war. Dies interessierte sie aber nicht weiter, daher öffnete IIlene die Schubladen und durchsuchte diese. Mitteilungen befanden sich darin, interessiert begann IIlene, diese zu überfliegen.
"Hör dir das einmal an. Hier steht, dass in naher Zukunft wieder ein Angriff gegen das Kloster hier geplant ist. Dass zu diesem Zweck von den auswärtigen Mitgliedern Informationen gebraucht werden, die auch unter Androhung von Gewalt zu erlangen sind. Diese Informationen sind dann bei dem Stützpunktkommandanten selber vorzutragen... Zabulon der Verdorbene....", las IIlene vor.
"Wer ist Zabulon?", fragte Marie.
"Keine Ahnung, aber er hat unter jede Mitteilung seine Unterschrift gesetzt. Anscheinend der Anführer hier in Duncraig", zuckte IIlene mit den Schultern.
"Ob er auch hier ist?", fragte Marie etwas versichert.
"Das weiß ich nicht. Aber sollte er hier sein, dann werden die Blutritter wahrscheinlich auch nicht weit sein. Wir müssen vorsichtig sein", erwiderte die junge Frau.
"Blutritter?", Marie wurde immer nervöser.
"Ihr Helm ist das Wappen dieser Sekte. Sie sind es, welche die Überfälle auf die Kloster und Kirchen durchführen, mehr weiß ich auch nicht über sie", erklärte IIlene.
"Gefällt mir überhaupt nicht", meinte Marie und verzog das Gesicht.
"Mir auch nicht....", seufzte IIlene und suchte weiter. Doch außer ein paar persönlichen Sachen fand sie nichts weiter in den Schubladen. Und diese waren nicht hilfreich.
"Schade, ich hatte mir mehr erhofft", grummelte sie anschließend.
"Immerhin wissen wir jetzt, wie der Anführer heißt", meinte Marie beschwichtigend.
"Ich hätte gerne einen besseren Einblick in das Leben der Sektenmitglieder gehabt. Was sie denken, warum sie so denken. Ob alle von ihnen so gewaltbereit sind", erwiderte IIlene.
"Das sind alles Fanatiker hier, die sind unberechenbar", sagte die jüngere fest.
"Da stimme ich dir zu. Lass und weitergehen", nickte IIlene. Beide Frauen verließen das Zimmer und schlichen durch den Korridor.
"So wenig los hier. Wo die alle stecken?", flüsterte Marie.
"Gebet, Essen, keine Ahnung. Wir werden es noch früh genug herausfinden", flüsterte IIlene zurück.
Wie schon so oft davor, der Korridor endete an einer schweren Türe. Geräusche tönten hinter dieser, viele Stimmen konnten die beiden vernehmen.
"Ich schätze, wir haben sie gefunden", flüsterte IIlene sarkastisch.
"Und was jetzt?", fragte die jüngere vorsichtig. Die andere zuckte mit den Schultern.
"Reinstürmen und sie erledigen wäre töricht, wenn, dann sollten wir sie hierher locken. In den engen Korridor. Du hast doch dieses Betäubungsmittel....", fing IIlene an, doch Marie schüttelte den Kopf.
"Um einen ganzen Raum damit zu füllen, dazu habe ich viel zu wenig bei mir", winkte sie ab.
"Irgendwas anderes, was uns weiterhelfen könnte?", bohrte IIlene weiter. Marie überlegte.
"Hilft dir Rauch?", fragte sie dann.
"Sicher, das stiftet Verwirrung und die Leute wissen dann nicht wer wir sind", erwiderte die Ältere schnell.
"Also gut. Wart einen Moment....", flüsterte Marie und setzt sich auf den Boden. Schnell zog sie mehrere Ampullen aus dem Seesack, füllte eine größere, leere Ampulle mit den Inhalten der anderen. IIlene sah schweigend zu, sie wollte jetzt nicht durch Fragen stören. Schließlich packte Marie die Sachen weg, hielt in der einen die große Ampulle mit dem leicht grünlichen Inhalt. In der anderen eine kleine mit klarer Flüssigkeit.
"Ich bin bereit", meinte sie dann.
"Wenn mir irgendwas passieren sollte, dann verschwinde so schnell du kannst. Hast du verstanden?", flüsterte IIlene ernst, während sie den Sitz der Krallen kontrollierte.
"Pass auf dich auf, in Ordnung?", sagte Marie. Sie tat locker, doch IIlene sah wie ihre Hände zitterten, ihr Blick unruhig umherging. Angst, das konnte man deutlich sehen. Doch IIlene sagte nichts, es war unnötig, sie darauf aufmerksam zu machen. Mit einem Ruck öffnete IIlene die Türe und trat beiseite. Aus dem Augenwinkel konnte sie einen großen Raum ausmachen, in dem viele der Schwarzkutten anscheinend an Büchern arbeiteten.
Marie huschte in ihr Sichtfeld, sie kippte den Inhalt der großen Ampulle auf den Boden. Die Schwarzkutten sprangen auf, schrieen nach der Wache. Marie trat zurück durch die Türe, wartete ein paar Momente. Dann schmiss sie die kleine Ampulle in die Lache, es gab ein leises Klirren. Eine Verpuffung krachte, und die ersten Rauchschwaden waberten den Boden entlang.
"Weg hier!", zischte IIlene zu Marie, und stellte sich in den Türrahmen.
Die erste Schwarzkutte stürmte durch den Rauch, mit gezücktem Dolch. Leichtes Spiel für IIlene, mit einem Querhieb sackte der Mann zu Boden. Immer mehr Schwarzkutten kamen durch, brüllten Verwünschungen. IIlene sah den Hass in ihren Augen, wie sie blindlings auf den Eindringling zustürmten. Die Krallen zuckten durch die Luft, blockten Dolche ab und zerfetzten Stoff wie Fleisch. IIlene überlegte nicht, was sie tat, hatte gar keine Zeit dazu. Wie ein schwarzer Strom quell es aus der Türe, zahlreiche Körper bedeckten den Boden des Korridors. Immer weiter zurück musste sie weichen, es nahm kein Ende. Das Geschrei der Leute, das Kreischen der Getroffenen und Sterbenden erfüllte die Luft. Einer der Schwarzkutten hatte sich im Gedränge an der Wandfackel entzündet, steckte seine Mitstreiter an. Flammen loderten auf, fraßen sich begierig durch den Stoff zu der Haut durch. Blut soweit das Auge reichte, Leid soweit das Auge reichte, Hass soweit das Auge reichte. Es nahm einen gefangen, ließ alle Sinne aufschreien. IIlene schlug nicht mehr zu, weil es ihr Auftrag war, sondern weil sie überleben wollte. Sich gegen das Chaos wehrte, welches über sie hineingebrochen war.
Schließlich brach der Letzte von ihnen vor ihr zusammen. Dunst lag in der Luft, erschwerte die Sicht. Der Gestank von Blut und Verbranntem ließ einem schlecht werden, Flammen züngelten an manchen Stellen. Blut klebte an den Wänden, am Boden. Färbte alles dunkel, ließ das Holz glitschig werden. IIlene keuchte, stand immer noch in Angriffstellung da. Konnte nicht fassen, dass plötzlich alles vorbei war. Ihr Blick erfasste alles, ein Bild des Grauens. Marie! Der Gedanke zuckte ihr plötzlich durch den Kopf und sie sah hinter sich. Dort stand sie, stocksteif. Ihre Augen aufgerissen, zitternd am ganzen Körper. Die Ältere rannte zu ihr, packte sie und zog sie in den Eingangsraum, machte die Türe zu.
"Oh mein Gott...", stammelte die Jüngere, IIlene drückte sie an sich. Mitleid und Wut kam in ihr hoch. Das Mädchen war behütet aufgewachsen, hatte wahrscheinlich noch nie einen von Waffen getöteten Mensch gesehen. Der Anblick musste sie total geschockt haben.
"Ist ja gut, lass es raus. Verbirg es nicht", flüsterte die Ältere und hielt sie fest. Blut rann noch von den Krallen, tropfte hinab. Schweiß perlte ihr von der Stirn, ihre rechte Hand zitterte etwas. Aber die Jüngere in ihren Armen zitterte am ganzen Körper, weinte das Grauen heraus.

Der Kopf war leer, bis auf ein paar Fragen. Warum das alles? Warum hatten sich diese Menschen so blindlings ins Verderben geworfen? Dieser Fanatismus, das hatte IIlene noch nie erlebt. Der Blick der Schwarzkutten, der ließ sie frösteln. So viel Hass. Was hatte die Sekte nur aus ihnen gemacht? Ungern gab sie es zu, aber sie war geschockt. Und langsam dämmerte es ihr, wie gefährlich das war, was sie gerade machte. Die Feinde vernichten, um jeden Preis. Um jeden.
"Rede mit mir, Marie, sprich aus, was du denkst", flüsterte IIlene ihr zu.
"Es war so schlimm... so grausam. Was ist nur mit diesen Menschen passiert, dass sie so sind?", schluchzte Marie.
"Ich weiß es nicht. Ich bin hier, um darauf eine Antwort zu kriegen. Geht es wieder?", fragte die Ältere vorsichtig. Marie nickte langsam.
"Danke. Aber ich gehe da nicht mehr rein!", sagte dann entschieden.
"Das brauchst du nicht. Blieb hier, ich sehe mich da drin noch einmal um", flüsterte IIlene beruhigend.
"Pass auf, wer weiß, ob da nicht noch einer lebt", sagte Marie mit leicht zitternder Stimme.
"Ich komm bald wieder. Und dann verschwinden wir von hier, versprochen. Wenn jemand kommt, versteck dich da hinter der großen Truhe, verstanden?", sagte IIlene ernst. Die andere nickte nur.

Wenig später stieg IIlene über die Leichen der Schwarzkutten, schlug die kleinen Feuer aus. Die Luft war schneidend dick, oft musste sie husten. Langsam kam sie voran, bis sie endlich in den Arbeitsraum gelangte. Hier war der Rauch nicht so dick, hatte sich etwas verflüchtigt. Niemand war mehr hier, alles war ruhig. Die Stille war unheimlich, schlimmer als alle Schreie zuvor. Wo waren die Blutritter? Gab es hier keine?
Wieder unzählige Bücher, Notizen und Schriftrollen. Wenn man das alles prüfte, sass man Wochen hier. IIlene wusste das, suchte nur sporadisch. Was sie brauchte, das war das Zimmer des Anführers hier. Irgendwo musste dieses doch sein?
Aus dem Raum führten zwei weitere Türen. Die Rechte führte zu einem weiteren Korridor, der dem bekannten sehr ähnelte. Wahrscheinlich wieder Unterkünfte.
Die linke Türe war verschlossen. Doch IIlene konnte sie schnell aufbrechen, und sah einen breiten Gang. In Nischen links und rechts standen alte Rüstungen, schwach beleuchtet von Fackeln. Die junge Frau lief vorsichtig durch diesen Gang, besah diese Rüstungen. Während die erste noch relativ normal aussah, wurde das Design der folgenden immer mehr verändert. Das Metal wurde dunkel, aufwendige Extrapanzerungen kamen dazu. War das so etwas wie eine Evolutionsreihe?
Vor der letzten Rüstung blieb IIlene stehen. Sie zeigte eine Rüstung, welche schon beim Anblick Unbehagen auslöste. Der Harnischurspung war kaum noch zu erkennen, alle Gelenke waren extra gepanzert und mit scharfen Stacheln versehen. Breite Schultern mit Stacheln..... sie hielt den Atem an. Der Helm! Wie auf dem Wappen!
IIlene schluckte, fast bildete sie sich ein, die Augen eines Mannes in den Sehschlitzen zu sehen. Mit dem gleichen fanatischen Blick wie die Schwarzkutten. Was mochte ein so fanatischer Mensch mit so einer Rüstung alles anzustellen? Viele von ihnen? Entsetzt wich die junge Frau etwas zurück. Zweifel kamen hoch, wie sollte sie so ein gepanzertes Monster töten? Durch den Stahl kommen, geschweige denn das Fleisch verletzen?

blood_knight.jpg

(Sorry für das miese Bild, aber es gab zu Bloodknights nichts besseres in der Größe)

IIlene schloss die Augen, atmete tief durch. Beruhige dich, murmelte sie immer wieder vor sich hin. Es wurde Zeit, dass das ängstliche Mädchen der Killerin wich. Mehrmals im Kopf diesen Satz sagend öffnete sie die Augen. Die Rüstung stand vor ihr, immer noch genauso gefährlich dunkel wie zuvor. Doch die junge Frau hatte sich gefangen, langsam schritt sie auf ihren Angstfeind zu. Was man nicht kennt, das fürchtet man. Der Mensch war so. Doch wenn man sich mit dem Unbekannten auseinander setzte, so verlor es seine angsteinflössende Wirkung. IIlene fuhr über das kalte Metall, die saubere Verarbeitung erkannte sie als Schmiedstochter sofort. Akribisch suchte sie nach Schwachstellen, verwundbare Stellen. Schnell entpuppte sich das Monstrum als angreifbar, viele Stellen waren gar nicht so schwer gepanzert, wie es schien. Material wurde gespart, weil die Rüstung sonst zu schwer wurde. Am Schluss trat die junge Frau zurück, besah sich nochmals dieses Monstrum. Es war einschüchternd, keine Frage. Doch schützte diese Rüstung nicht besser als andere, sollte sie auch nie. Die Blutritter waren ein Mythos unter Eingeweihten, was auch von ihrem eindrucksvollen Äußeren herrühmte. Doch.... unbesiegbar waren sie nicht. IIlene lächelte wissend.
"Ich hab dich", sagte sie wieder, wie so oft, wenn sie vor einem Geschlagenen stand.

Langsam wandte sie sich von der Rüstung ab, öffnete die nächste Türe. Auch hier wieder Bücherregale an der Wand, an der Rückwand ein großer Schreibtisch. Was sofort auffiel, war die Fahne mit dem Wappen der Sekte an der Rückwand. Schwarz mit rot umrandetem Helm. Passend zu Dunkelheit.
Der Schreibtisch mit seinen Schubladen war ihr erstes Ziel. Überraschenderweise waren diese nicht abgeschlossen, so dass sie schnell allerlei Papierrollen auf dem Tisch hatte. Als IIlene diese überflog, wusste sie schnell, dass dies wichtige Dokumente waren. Abrechnungen von Erpressungsgeldern, Auflistungen von Bestechungsausgaben, Berichte über wichtige Vorgehen und Entscheidungen in dieser Stadt. Vorgehen gegen Feinde oder widerspenstige Mitglieder der Sekte, alles genau beschrieben. Eine Gänsehaut fuhr IIlene über den Rücken, als sie las, wie ein Stadtrat gefügig gemacht worden war. Man vergewaltigte seine Frau, und drohte, es mit seiner Tochter gleichzutun. Alles stand hier drin, so nüchtern beschrieben, als ginge es um eine alltägliche Sache. Was waren das nur für verblendete Menschen? Wie konnten sie anderen so viel Leid zufügen?
Auf dem Schreibtisch entdeckte IIlene einen weiteren Bericht. Als sie den Namen von Augstein las, hielt sie die Luft an. Schnell flog ihr Blick über die Zeilen, es war der Mordbefehl an der Tochter und der Frau. Unterschrieben von Zabulon dem Verdorbenen.
"Diese Subjekte sind schnellstmöglich zu beseitigen, ihre Neugierde und Nachforschungen könnten uns schaden. Heuert zuverlässige Auftragsmörder dazu an, lasst es wie einen misslungenen Überfall aussehen. Vermeidet alles, was diese Angelegenheit mit uns in Verbindung bringen könnte, es liegt in Eurm Ermessen, die Auftragsmörder endgültig zum Schweigen zu bringen. Euch stehen zu diesem Zweck Mittel aus Eurem Standortvermögen zu, führt diese in Eurem abschließenden Bericht auf.

Zum Wohle unserer Vereinigung!
Zabulon der Verdorbene"

IIlene stutzte. An wen war diese Mitteilung gerichtet? Und wo war Zabulon, wenn nicht hier? Gab es etwa noch einen anderen Stützpunkt hier in Duncraig?
Das Knallen einer Türe riss sie aus ihren Gedanken. Sofort rannte IIlene um den Tisch, sah, das die Türe zu dem Lesesaal zu war. Verdammt!
Eilig packte sie ihr kleines Werkzeug aus, knackte die Türe. Doch sie ließ dich trotzdem nicht öffnet, der Mistkerl musste sie irgendwie blockiert haben! Marie!
Eilig sah die junge Frau sich um, packte ein Schwert, welches an einer Rüstung lehnte. Damit hieb sie auf die schwere Türe ein, doch das Holz war sehr solide. Sie würde Stunden brauchen, um dort durchzukommen. Verzweiflung machte sich breit, was würde mit Marie passieren? In ihrer aufkommenden Wut schlug IIlene weiter auf die Türe ein, wusste nicht, was sie sonst machen sollte.
"IIlene, bist du da drin?", konnte sie nach einer Weile plötzlich eine Stimme hinter der Türe hören.
"Marie, bist du das!?", rief IIlene überrascht.
"Ja, einen Moment...", tönte die Stimme von der anderen Seite. Man konnte etwas schleifen hören, dann einen Knall. Danach schwang die Türe auf, und die Alchemistin stand im Türrahmen. IIlene nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.
"Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist, ich hab mir wirklich Sorgen gemacht. Wie konnte ich nur so nachlässig sein", seufzte die Ältere erleichtert.
"Es war nur einer. Er trug eine reich verzierte Robe, und hatte es anscheinend eilig, hier rauszukommen. Doch ich konnte ihn mit einem wirksamen Gift im Korridor aufhalten, warf es ihm einfach hinterher und schloss die Türe. Ich hatte wirklich Angst, dass noch mehr kommen, aber noch mehr, dass dir etwas passiert ist. Ich musste wieder durch den Gang.... es ist war schrecklich. Aber ich musste gehen, die Ungewissheit trieb mich", erwiderte Marie dumpf.
"Ich danke dir. Ich weiß, wie schwer das für dich gewesen sein muss", tröstete IIlene so gut sie konnte.
"Es geht schon. Es muss gehen", sagte Marie fest. Aber man konnte hören, das sie dennoch zu kämpfen hatte.
"Komm mal mit", sagte IIlene und führte die jüngere in das Büro. Jetzt wusste sie, an wen diese Mitteilungen geschrieben waren. Zu schade, dass sie ihn nicht befragen konnte, jetzt mussten sie auf eigene Faust herausfinden, wo Zabulon sich aufhielt.
IIlene reichte Marie ein paar der Berichte, den über ihren Mordauftrag war ganz unten.
"Lies dir das durch, ich denke, dass dürfte dir einiges erleichtern. Diese Mitglieder haben kein Mitleid verdient", sagte sie ernst.
Die Alchemistin las die Berichte, verzog dabei immer wieder das Gesicht. Als sie schließlich bei dem letzten ankam, bekam sie große Augen.
"Also hatte ich doch Recht...", stammelte sie, Tränen liefen die Wangen hinab.
"Ja, du hattest Recht. Sie haben sicher deinen Vater umgebracht, deine Mutter.... und dein Leben zerstört. Solche Monster verdienen es nicht anders, als dass sie in ihrem eigenen Blut enden", zischte IIlene. Marie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ließ den Bericht fallen.
"Wenn wir so denken, sind wir auch nicht besser als sie", schluchzte sie dann. IIlene sah Marie überrascht an.
"Blut kann man nicht mit Blut reinwaschen. Auch wenn es mir schwer fällt, so zu denken, es ist der einzig richtige Weg", seufzte die Gebrochene weiter.
"Warum hast du dann den Anführer vorhin vergiftet und nicht stattdessen noch die Türe aufgehalten?", fragte IIlene scharf.
"Weil er sonst Alarm geschlagen hätte, es war weil wir uns verteidigen mussten!", erwiderte Marie.
"Du hättest ihn auch betäuben können", bohrte die Ältere weiter.
"Hör auf! Du weißt genau, dass ich am liebsten alle diese Bastarde für ihre Taten büßen lassen würde, aber es ist falsch!", rief Marie mit fester Stimme. Wieder liefen ihr die Tränen über die Wange. Schweigen.
"Hast du selbst nicht gesagt, dass Rache dein Verderben war? Warum klammerst du dich immer noch an diesen Glauben?", flüsterte Marie.
"Weil es das einzige ist, was mit in diesem Leben noch geblieben ist", erwidert IIlene mit hängendem Kopf.
"Wir müssen tun, was nötig ist, um diese Sekte auszuschalten. Aber wir sollten niemals vergessen, wer wir sind, und wer sie sind. Wir dürfen Hass nicht unseren Idealen vorziehen, es ist falsch", sagte Marie leise und sah IIlene an.
"Ideale... die habe ich vor langer Zeit verloren", erwiderte die Ältere verbittert.
"Das stimmt nicht, und das weißt du auch. Es mag sein, dass dein Herz durch all die Verbitterung und den Hass härter geworden ist, aber es immer noch weich genug, um zu fühlen. Lass deine Gefühle nicht absterben, sonst stirbt der letzte Rest von dir", sagte Marie. IIlene schwieg.
"Suchen wir weiter", sagte sie dann dumpf, öffnete die nächste Schublade. Aber richtig konzentrieren konnte sie sich nicht, die Gedanken ließen ihr keine Ruhe. Immer wieder gingen ihr Maries Worte durch den Kopf.

Aber auch Marie war unruhig, blätterte durch alle möglichen Schriftrollen. Auch sie kämpfte mit ihren Gedanken, irgendwie wurde ihr das alles langsam zu viel. Es war wie ein Alptraum, der nie enden wollte. Das einzige, an was sie sich klammern konnte, war diese Auftragsmörderin. Wenn IIlene sterben sollte... was sollte sie dann machen? Die Sekte würde sie überall suchen, jetzt erst Recht. Zu tief steckte sie schon drinnen, und langsam dämmerte es ihr, was IIlene gemeint hatte, als sie sagte, dass sie nicht mehr entkommen konnte. Jetzt ging es ihr selber so.

"Nichts!", stieß die junge Frau nach lange Suche frustriert aus.
"Kein Hinweis, wo der Befehlshaber sein könnte, überall seine Befehle und seine Unterschrift, aber keine Silbe über seinen Aufenthaltsort hier", fluchte sie weiter und sah Marie an. Diese zuckte nur mit den Schultern, doch dann hielt sie inne. Auch IIlene kam plötzlich ein Einfall.
"Wenn er die Befehle unterzeichnet hat...", fing IIlene an.
"..und selbst nicht hier ist...", redete Marie weiter.
"...dann muss es einen geben, der sie hierher bringt. Einen Boten!", vollendete IIlene den Satz.
"Und da es fast für jeden Tag einen Befehl gibt, nur nicht für heute, sollte der Bote noch erscheinen.... wenn dem nicht schon so war", gab Marie zu bedenken.
"Du hast Recht, vielleicht war es schon da, hat die Leichen gesehen und ist geflohen. In dem Fall dürften wir hier bald ziemlich Ärger bekommen", grollte IIlene nachdenklich.
"Als ich in dem Raum war, ist keiner erschienen", sagte die Alchimistin.
"Ja, aber danach könnte er jederzeit aufgetaucht sein. Abgesehen davon, abends kommen ja die ganzen auswärtigen Mitglieder hierher", erwiderte IIlene.
"Das muss aber nicht heißen, dass sie hier rein kommen, sie könnten auch nur in der Taverne bleiben", winkte Marie ab.
"So oder so, ich fürchte, außer Warten bleibt und nichts anderes übrig", schüttelte die Ältere den Kopf.
"Wir müssen aber die Leiche des Anführers aus dem Geheimgang schaffen, ansonsten drehen die sofort wieder um und flüchten", gab Marie zu bedenken.
"Du hast Recht, such hier weiter, ich mach das", nickte IIlene und wollte schon weg.
"Warte, gibt mir deine Maske!", rief ihr Marie hinterher. Die Ältere blieb verdutzt stehen, tat aber, wie ihr geheißen. Verwundert sah sie, wie Marie diese mit einer Flüssigkeit aus einer Ampulle tränkte.
"Warum das?", fragte sie unsicher.
"Es kann noch sein, dass sich das Gift da unten noch nicht ganz verflüchtig hat. Es tötet sicher nicht mehr, aber es kann dennoch Folgen haben, wenn du zu viel davon einatmest. Das hier wird dir helfen, beeil dich, bevor die Flüssigkeit eintrocknet", erklärte Marie hastig. IIlene eilte durch den Raum und den Korridor. Die Flüssigkeit in der feuchten Maske roch scharf, aber immer noch besser als der Geruch des Todes an diesem Ort.
IIlene fand den Anführer nicht weit von der Treppe entfernt, weit war er nicht gekommen. Die zerbrochene Ampulle lag ein Stück vor ihm, eilig fegte IIlene die Splitter vorsichtig mit ihren Schuhen beiseite und packte den Körper des Mannes. Seine schwarze Robbe hatte goldene Ornamente und Zeichen, der jungen Frau sagten sie nichts. Schnell hievte sie den Toten auf ihre Schulter, trug ihn zurück in den Vorraum. Dort warf IIlene ihn in eine der großen Truhen, schloss den Deckel. Schon wollte sie weg, doch dann hatte sie plötzlich eine Idee.....

Ein Mann öffnete die geheime Türe, trug die Kluft eines normalen Händlers. Zielstrebig lief er durch den Gang, bog um die Ecke und erreichte schließlich die Türe. Das plötzliche Brennen in den Augen nahm er nur beiläufig war, dafür aber die beiden Schriftrollen vor der Türe. Eine war klar als "Für den Boten!" beschriftet, in der alten Schrift. Ruhig beugte sich das Mann runter, hob die Rollen auf und öffnete die Beschriftete. Die andere trug ein Siegel. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er den Text las.
"Ich gebe dir den Auftrag, diese Schriftrollen sofort zu Zabulon zu bringen!
Komm nicht herein, gehe jedem anderen Mitglied aus dem Weg und verteidige diese Rolle mit deinem Leben! Es gibt Subjekte in unserer Gemeinschaft, welche uns ausspionieren, uns verraten. Traue niemanden, diese Nachricht muss sofort an Zabulon!"
Der Mann sah verwundert auf. Hinter der Türe bete IIlene im Stillen, dass er den Köder schlucken würde, sah durchs Schlüsselloch. Der Mann schien zu überlegen, doch dann drehte er um und eilte den Gang entlang. Innerlich jubelte die junge Frau auf.
"Hinterher!", flüsterte sie, wartete, bis der Fremde weg war. Dann öffneten die Frauen die Türe, rannten ihm leise hinterher. IIlene hatte sich umgezogen, trug wieder ihr Kleid.
"Bist du bereit?", flüsterte sie nach hinten, Marie nickte. Wieder trug sie zwei ungleiche Ampullen in der Hand, jetzt kam es auf das Timing an.
Sie sahen gerade noch, wie die Geheimtüre zuging, die Geräusche aus der Taverne abrupt abgeschnitten wurden. Es schien viel los zu sein, umso besser.
"Warte!", flüsterte die Ältere energisch, stoppte an der Türe. Sie mussten warten, bis der Bote aus der Taverne war. Nach ein paar Momenten betätigte IIlene den Schalter, beide Frauen duckten sich. Die Geheimtüre schwang auf, da flog auch schon die Flüssigkeit nach vorne. Niemand sah die zwei Frauen, wurden sie doch so geduckt von der Theke verdeckt.
"Augen zu!", zischte Marie und kippte den Inhalt der kleinen Ampulle in die große Lache. Es gab eine dumpfe Verpuffung, Rauch schlug ihnen um die Ohren. Eher die ersten Leute in der Taverne aufschreien konnten, stürmten IIlene und Marie raus, auf den Ausgang zu. Es kam zu Tumulten, immer wieder schrie jemand 'Feuer'. Doch IIlene interessierte die aufkommende Panik nicht, in dem Chaos bemerkte sie niemand. Fast auf die Straße fallend kamen beide schließlich aus der Taverne, sofort suchte ihr Blick den Boten. Da! Am Ende der Gasse! Schnell zeigte sie Marie den Mann, dann rannten sie los. Die ersten schreienden Gäste kamen hustend auf die Gasse, Rauch quoll aus der Türe.
Der Fremde, welcher mittlerweile die zwei Schriftrollen in seinem Gewand versteckt hatte drehte sich um, seine Augen wurden größer. Unauffällig sah er in der Gasse um, beschleunigte seine Schritte. Doch IIlene blieb an ihm dran, Marie hinten nach. Immer wieder spähte die junge Frau um die nächste Ecke, beobachtete, wo der Bote einbog. Bloß nicht selbst gesehen werden, das war im Moment das Wichtigste. Keiner der Sekte durfte wissen, wer das alles angerichtet hatte, ansonsten würden sie beide keine ruhige Minute mehr haben.. das war sicher.
Durch die halbe Stadt eilte der Bote, schlug Haken, drehte um und blieb manchmal irgendwo an einem Stand stehen. IIlene fluchte innerlich, der Kerl wollte wohl sichergehen, dass er nicht verfolgt wurde!
"Wie lange will der noch durch die Gegend rennen, langsam nervt es", meinte Marie neben ihr an die Hauswand gelehnt, während die Ältere um die Ecke spickte. Das Bote stand vor einem Händler, fuhr durch die Stoffware und sah sich dabei unauffällig um. Schließlich löste der Fremde sich und eilte weiter.
"Es geht wieder weiter", seufzte IIlene und beide eilten um die Ecke. Die junge Frau sah sich auch gewissenhaft um, nicht, dass sie selbst verfolgt wurden. In diesem Spiel konnte sich die Katze jederzeit in der Rolle der Maus wiederfinden.
"Was hast du eigentlich in die zweite Rolle geschrieben?", platzte die Neugierde aus Marie heraus. IIlene sah kurz zurück und lächelte kalt.
"Ut sementem feceris, ita metes", antworte sie.
"Ich schätze, das wird ihm nicht gefallen", erwiderte Marie keuchend, die Rennerei nahm sie mit.
"Er wird es hoffentlich bald zu spüren bekommen...", murmelte IIlene in sich hinein.
"Und was ist, wenn er die Rolle einfach an einem Stand übergibt, oder irgendwo dort verschwinden lässt?", gab Marie zu bedenken.
"In der Rolle stand, er soll keinem anderen vertrauen, und die Mitteilung persönlich abgeben. Nach dem Anschlag auf die Taverne wird er schon keine Dummheiten machen, der wird genau das machen, was ihm befohlen wurde", erwiderte IIlene zurück.
"Hoffen wir es", seufzte Marie.

Der Bote führte sie in ein abgelegenes Stadtgebiet. Wieder reihten sich Villen am Straßenrand, der Fremde verschwand wenig später durch ein Tor.
"Das muss es sein", meinte IIlene und fuhr sich erschöpft durch das Haar. Ein altes Gutshaus mit großem Garten, wie es sich anscheinend für einen Anführer gehörte.
"Das Haus kenn ich", stammelte Marie mit erschrockenen Blick.
"Was? Wer wohnt da drin?", fragte IIlene überrascht.
"Da drin residiert der Bischof von Duncraig!", schluckte die Alchemistin ungläubig. IIlene blieb die Luft weg, sagte keinen Ton.
"Du willst mich auf den Arm nehmen oder?", stieß sie dann aus. Doch Marie schüttelte nur den Kopf.
"Das wird Izual gar nicht gefallen, fürchte ich", brummte IIlene.
"Aber warum sollte er diese Sekte unterstützen? Sie sind doch gegen die Kirche?", stammelte Marie.
"Fragen wir ihn doch selbst", erwiderte IIlene.
"Kann ich zuvor nicht noch meine Ampullen nachfüllen?", fragte die Jüngere erschrocken.
"Ich fürchte nein, wenn Zabulon diese Schriftrolle sieht, wird er gleich Alarm schlagen. Ich möchte den Boten abfangen, bevor er die anderen Stützpunkte alarmieren kann", schüttelte IIlene den Kopf.
"Dann wird das nichts mehr mit Rauch....", brummte Marie.
IIlene eilte schon zum Tor, prüfte, ob es verschlossen war. Marie behielt währenddessen die Gassen im Auge.
Nach kurzer Zeit öffnete sich das Tor, beide huschten durch und schlossen dieses wieder.
"So weit so gut. Ich zieh mich kurz um", flüsterte IIlene und huschte hinter einen Busch. Die Alchemistin sah sich nervös um, ihr war das alles nicht geheuer.
"Das muss ein Irrtum sein, der Bischof kann nicht zu der Sekte gehören", flüsterte sie nochmals.
"Vielleicht tut er das auch nicht, und einer seiner Untergebenen ist Zabulon. Wir werden es noch herausfinden", erwiderte die Ältere etwas ungehalten.
Den Seesack mit dem Kleid ließ sie im Gebüsch liegen, beide huschten vor. IIlene behielt die Fenster im Auge, konnte aber niemanden ausmachen. Schließlich erreichten beide die Nebentüre, welche überraschenderweise offen war.
"Jetzt wird es ernst", flüsterte IIlene, warf Marie noch einen Blick zu. Diese war nervös, nickte dennoch ernst. Kurz darauf waren beide im Haus verschwunden, nichts deutete darauf hin, dass vor kurzem noch jemand im Garten war.

Die beiden landeten in einem Flur, welcher leer war. Wahrscheinlich der Ausgang für die Bediensteten. Leise schlichen die zwei Eindringlinge weiter, immer an der Wand entlang.
In der Ferne konnte man Türen zuschlagen hören, Gerede erfüllte die Luft. IIlene drückte sich in eine dunkle Ecke, Marie sah sich etwas hilflos um.
"Gehe zurück und warte dort!", ermahnte die Ältere sie. Die Angesprochene wollte gerade protestieren, aber IIlene machte mit der Hand energische Handbewegungen welche anzeigten, dass sie keine Widerrede duldete. Gekränkt drehte sich die Alchemistin um, kam sich nutzlos vor und eilte zurück zu dem Eingang. IIlene sah ihr hinterher, ein Schmerz durchzuckte ihr Herz. Schuldgefühle, Himmel war das lange her, dass sie das zuletzt verspürt hatte. Sie wollte doch nur das beste für Marie, fast wäre sie der jungen Frau hinterhergerannt, aber sie hielt sich zurück. Weitermachen, bevor alles zu spät war. Bevor diese Schriftrolle geöffnet wurde und alles alarmiert war. Die Fäuste ballend huschte IIlene weiter, schob den Gedanken an Marie beiseite. Nichts machte sie richtig bei ihr, eine helfende Hand brauchte dieses Mädchen... und sie gab ihr nur den Hauch des Todes, die Kälte ihres tauben Herzens.

Marie lehnte gegen die Wand, Tränen in den Augen. Wie konnte sie nur so dumm sein und glauben, dass IIlene mit ihr zusammen das hier durchziehen wollte. So unerfahren und nutzlos wie sie war. Ein bisschen Rauch machen, das war alles, wozu sie anscheinend gebraucht wurde. Maries Blick ruhte auf dem Boden, krampfhaft versuchte sie, die Bilder der Nacht zu verdrängen. Dieses Gefühl, plötzlich alleine zu sein, so alleine. Jetzt fühlte sie sich wieder so, und das war so grausam. Schlimmer als alle anderen Schmerzen, es peinigte ihre Seele. Nur langsam drang das Gemurmel von Stimmen an ihre Ohren und sie sah auf. Da kam der Bischof von Duncraig die Treppe hinab, neben sich der Fremde Mann mit der Händlerbekleidung. Ihr Herz setzte aus, und eine fixe Idee schoss ihr auf einmal in den Kopf. Sie lief aus dem Seitengang, mitten in den Empfangssaal mit der Treppe. Der Bischof und der Fremde blieben überrascht stehen.
"Wer seid denn Ihr?", fragte der Geistliche sie. Man sah ihm an, dass es ihm gerade ungelegen kam. Marie stellte sich vor beide hin und erwiderte deren Blicke.
"Seid ihr Zabulon der Verdorbene?", fragte sie frei raus. Ihr Geist schrie auf, doch es war ihr egal. Ihre Welt lag in Scherben, sie wollte wenigstens Gewissheit haben. Das einzige, was sie sich noch erhoffte. Der Bischof sah sie an, und der Blick wurde kälter.
"Wart Ihr das mit der Schriftrolle?", fragte er dumpf, der Fremde trat etwas zur Seite.
"Wie konntet ihr nur... Wir haben euch alle geachtet und ihr tötet zum Dank meinen Vater und meine Mutter?", fragte die Alchemistin in Trauer.
"Wenn interessieren deine Eltern? Es wird schon Gründe gegeben haben, warum sie getötet wurden. Was zählt, ist unser Kampf gegen das Licht, und dafür ist kein Preis zu hoch! Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber du weißt zu viel", zischte der Bischhof und kam seinem Begleiter ein Zeichen. Dieser zückte ein Messer und kam auf Marie zu. Diese schritt zurück, zog eine Ampulle aus dem Seesack. Doch eher sie oder der Fremde etwas machen konnten, zischte etwas aus einer Ecke heraus. Licht erfüllte den Saal, es gab ein Gurgeln. Der Fremde brach zusammen, sein Blut färbte den Teppich dunkel. Marie blieb starr vor Schreck stehen, neben ihr schwebte eine große Gestalt in alter Rüstung, seine leuchtenden Schwingen ruhten in der Luft und tanzten leicht wie in einer Wasserströmung.
"Wachen!", brüllte der Bischof kreidebleich, doch der Engel schwebte vor und sein flammendes Schwert schlug ihm den Kopf ab. Polternd fiel dieser zu Boden, Marie wendete sich ab. Der Rumpf prallte auf.
"Izual!", IIlene stand am Türrahmen zum Gang und sah den Engel überrascht an. Gleichzeitig stürmten überall Männer hervor, ihr Schreien erfüllte das Haus.

"Zurück!", sagte Izual emotionslos und zog sich mit Marie zu IIlene zurück. Der Kampf begann, mit dem gleichen fanatischen Eifer wie in dem Stützpunkt zuvor. IIlene wand sich durch die Gegnermassen, ließ ihre Klauen durch die Körper der Sektenmitglieder reißen. Izual schwang seine Klinge, reihenweise gingen seine Gegner in die Knie. Marie mischte verbissen an einer Ampulle und warf diese im hohen Bogen auf die große Freitreppe. Es gab einen Knall, Holzsplitter schossen durch den Raum. Zahlreiche Männer erwischte es auf einen Schlag, und immer mehr kamen aus den Durchgängen und Türrahmen gequollen. Verwünschungen, Flüche oder schlichtes Schreien ließ die Frauen fast wahnsinnig werden, fast panisch kämpften sie um ihr Leben. Izual glitt immer wieder hoch, seine Schwingen wischten so manch Unvorsichtigen von den Füßen. Seinen schnellen und flüssigen Schwertstreichen hatten die Fanatiker nichts entgegenzusetzen.

Stille. Nur das Keuchen einer Frau war zu hören. Wieder diese grausame Ruhe, welche fast greifbar über dem Schrecken der Leichen lag. Izual schwebte wieder auf den Boden, sah sich um.
"Selten habe ich Sterbliche so fanatisch gesehen. Was haben diese Monster nur mir ihnen angestellt, dass sie alle so verblendet waren? Dass selbst ein Bischof das Licht verrät?", sagte er leise.
IIlene lief wieder zu Marie, nahm diese in die Arme und verbarg das Gesicht. Sie hatte wieder diesen Blick, die Ältere hoffte, dass sie dies alles verkraften konnte.
"Ich halte es für keine gute Idee, sie da mit reinzuziehen", meinte der Erzengel und packte seine bläulich brennende Klinge weg.
"Sie wollte unbedingt, ich wollte es ihr auch ausreden. Aber sie erinnert mich so an meine Kindheit... sie muss genau das gleiche durchmachen", erwiderte IIlene und streichelte der zitternden Marie über den Kopf.
"Ich weiß, Ihr wollt sie vor Eurem Schicksal bewahren, doch meint Ihr, dass dies der richtige Weg ist?", fragte Izual.
"Was soll sie denn sonst machen? Hat sie überhaupt einen andere Möglichkeit? So alleine, von der Sekte gejagt!?", schrie IIlene ihn an, Tränen liefen die heißen Wangen hinab. Izual schwieg einen Moment.
"Sie kann eine neue Existenz aufbauen und so ihre Ruhe finden", meinte er dann.
"Mit dem brennenden Hass im Herzen? Mit dem Gelüste nach Rache, der quälenden Frage, warum das alles? Nein Izual, das versteht Ihr nicht. Das könnt Ihr nie verstehen", schüttelte die junge Frau den Kopf, drückte sich noch mehr an Marie.
"Und Ihr meint, dass hier verschafft Linderung? Blut kann kein Blut reinwaschen, es wird immer nur mehr fließen, je mehr man versucht, das alte damit zu überdecken. Ist Euer Schicksal nicht Warnung genug? Wollt Ihr, dass dieses Mädchen genauso endet wie Ihr?", bohrte Izual nach.
"Was ich gemacht habe, war falsch. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie so wird wie ich, darum will ich sie vor diesem Schicksal bewahren. Doch sie wird nur in Frieden leben können, wenn diese Sekte weg ist. Ansonsten wird die quälende Angst, irgendwann doch entdeckt zu werden, sie wahnsinnig machen. Ich weiß es, ich muss mit diesen Ängsten leben. Und das will ich ihr ebenso ersparen. Sie hat niemanden, dem sie vertrauen kann, nicht mal mir. Ich bin aber der einzige Halt, den Marie hat, ich kann nicht anders", flüsterte IIlene leise.
"Dann zeigt Ihr, was hier passiert", sagte Izual und drückte mit einer Schwinge IIlene weg. Dann nahm er Marie an die Hand und drehte sie etwas.
"Sieh dir das an", befahl er sanft, und die Alchemisten sah sich schnaufend um. Immer wieder ging ihr Blick zurück an IIlene, welche durch die Schwinge an die Wand gedrückt wurde.
"Was machst du mit ihr?", schrie diese aufgebracht.
"Sieh dir das an. Was siehst du?", fragte Izual unbewegt die jüngere. Marie sagte nichts.
"Was siehst du?", fragte der Engel nochmal.
"Tote..", erwiderte Marie stumpf. Ihre Augen waren feucht, und sie zitterte.
"Lass das!", rief IIlene wieder und versuchte sich zu befreien. Eine der zahlreichen Schwingenteile zuckte plötzlich raus, erwische die Ältere am Kopf und ließ diese bewußtlos zusammensinken.
"IIlene!", rief Marie geschockt.
"Keine Angst, sie kommt bald wieder zu sich. Ihre Zwischenrufe haben gestört. Sie meint es gut mir dir, aber sie macht einen entscheidenden Fehler mit dir. Siehst du all das vor dir? Diese Körper? Diese Toten? Wir haben sie umgebracht, Marie, einen nach dem anderen. Kuck hin!", sagte Izual sanft aber bestimmt. Marie schluchzte.
"Schau dir das an, und vergiss es nicht. Dieses Leid haben wir über sie gebracht, sieh dir die Konsequenzen dieses Handelns an, Marie. Siehst du es?", bohrte der Engel weiter nach. Die Alchemistin nickte nur zitternd.
"Warum haben wir es gemacht, Marie? Warum mussten wir diese Leute umbringen?", fragte Izual wieder. Keine Antwort.
"Du hast kein Motiv für deine Tat? Denk nach Marie, warum?", fragte Izual abermals.
"Weil sie schlecht sind, andere Menschen quälen und umbringen!", schrie sie hinaus, verbarg ihr Gesicht in Tränen.
"Du hast sie umbringen müssen, bevor sie dich töten. Sie wollten es, sie hätten es ohne zu Zögern getan. Sieh sie dir an, erinnere dich an ihre Schreie und Flüche. Spüre ihren Hass, ihren Zorn. Denk an ihre Blicke voller Verachtung. Halte dir das vor Augen, Marie, und dieses Bild hier. IIlene hat ihre Folgen immer versucht zu vertuschen, hat sich dieses Grauen selber nie eingestanden. Versuchte es damit zu bewältigen, dass sie sich quasi zwei Persönlichkeiten geschaffen hat. Eine Wunschpersönlichkeit für den Tag, eine Realitätsperson in der Nacht. Und sie glaubt, dass sie in der Realität den Wunsch im Griff hat, sie peinigt und quält. Doch ein Wunsch kann nie zur Realität werden, Marie, sie belügt sich selber. IIlene setzt sich nicht mit ihrem Handeln auseinander, sie blendet alles Schlechte aus. Man könnte sagen, sie hält sich selber die Augen zu, so wie dir vorhin. Sieh nicht weg, verleugne nicht die Wahrheit. Sieh hin, auch wenn es schrecklich und grausam ist. Es ist der einzige Weg, damit fertig zu werden, mit sich selber ins reine zu kommen. Gewalt muss nicht immer das letzte Mittel sein, aber wenn man dieses einsetzt, sollte man auch die Folgen tragen und erkennen... und versuchen, diese zu vermeiden. Aber sieh nicht nur das Jetzt, sieh auch das Später. Diese Menschen hier können anderen kein Leid mehr zufügen. Im Moment. Andere werden folgen und ihren Platz einnehmen. Selbst wenn die Sekte eines Tages nicht mehr bestehen sollte. Es ist ein Kreislauf, der immer besteht, solange es Menschen gibt", erklärte Izual geduldig.
"Dann ist alles umsonst, was wie hier gemacht haben?", fragte Marie zitternd.
"Nein. Ich frage dich, ist es nicht ehrenwert, Leid von anderen und dir selbst fernzuhalten, auch wenn es nur eine zeitlang ist?", fragte Izual zurück.
"Doch.... aber es ist grausam, so zu handeln", sagte Marie dumpf.
"Es gab keinen anderen Weg mehr. Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, aber wir müssen uns wehren. Soweit er uns betrifft......", meinte Izual.
"Betrifft er uns wirklich?", fragte Marie leise und sah ihn an.
"Diese Frage musst du dir selbst beantworten", nickte Izual. Die Alchemistin holte schniefend Luft.
"Vergiss nicht, was hier passiert ist. Es wird wieder passieren, willst du die Verantwortung dafür mitragen? Bist du dir sicher, dass du diesen steinigen Weg gehen willst, der dich auch verschlingen kann?", fragte der Erzengel.
"Ich habe keine andere Wahl", schüttelte Marie den Kopf.
"Wenn du diesen Weg eingeschlagen hast, gibt es kein zurück mehr. Dann musst du ihn bis zum Schluss gehen, von ihm runtergehen kannst du nicht mehr. Die Geister der Vergangenheit würden dich nie mehr in Ruhe lassen, das ganze Leben lang. Sieh hin, verdeckte nicht die Wahrheit. Ansonsten werden die kurzen Erinnerungen im Kopf viel schlimmer, die Toten in deiner Phantasie auferstehen und dich peinigen. Sieh hin, das tun sie in Wahrheit nicht. Steh immer zu deinen Entscheidungen, Marie, trage immer die Konsequenzen. Versuche sie nicht zu schönen oder zu verstecken, das klappt nicht", nickte der Erzengel.
"Woher wisst Ihr das alles?", fragte Marie leise.
"Ich war selbst lange in Gefangenschaft, litt furchtbare Qualen für meine Torheit. Oft habe ich mich gefragt, ob es richtig war, was ich gemacht habe. Zweifelte an meinen Handlungen. Doch ich merkte, dass es nicht brachte, was geschehen ist, ist geschehen. Es liegt an einem selbst, das zu akzeptieren oder nicht. Ich habe es akzeptiert, und die Strafe erduldet, welche mir auferlegt wurde. Aus seinen Fehlern lernt man, aber nur, wenn man sie deren auch bewusst wird", sagte Izual nachdenklich.
Ein Stöhnen lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf IIlene. Diese rieb sich den Kopf. Marie lief zu ihr, holte eine Ampulle aus dem Seesack.
"Was ist passiert?", fragte die Ältere. Sie bemerkte sehr wohl, dass Marie ruhiger war, gefasster wirkte. Die Alchemistin sagte nichts, reichte ihr nach kurzer Zeit eine der kleinen Ampullen mit einer klaren Flüssigkeit.
"Trink, ist gegen die Kopfschmerzen", meinte sie mit feuchten Augen. Doch sie wirkten nicht mehr geschockt oder verzweifelt, eher traurig. IIlene sah zu Izual.
"Was habt Ihr mit ihr gemacht?", fragte sie ihn.
"Etwas, zu dem Ihr im Moment nicht in der Lage wart", erwiderte dieser nur.
"Habt Ihr sie irgendwie verzaubert oder was?", bohrte IIlene nach und trank den Inhalt des kleinen Glasgefäßes aus. Es war ziemlich bitter, und sie verzog sofort das Gesicht.
"Nein, das habe ich nicht. Keine Sorge, ich will ihr nichts böses", winkte Izual ab. Dann wurde er wieder ernster.
"Ihr überrascht mich wirklich, ich habe nicht gedacht, daß Ihr so schnell Erfolg habt. Ein Verräter in unseren eigenen Reihen, ich kann es nicht fassen. Ein Glück, dass ich nicht seine erbärmliche Rechtfertigung anhören musste, und das dies Übel hier in Duncraig mit ziemlicher Sicherheit erstmal ausgelöscht ist. Mein Kompliment", nickte der Erzengel.
"Und Ihr habt mich die ganze Zeit belauert. Weit ist es mit Eurem Vertrauen ja nicht hin", erwiderte IIlene und verzog den Mund.
"Was erwartet Ihr? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Jetzt weiß ich wenigstens, voran ich bei Euch bin", sagte Izual unberührt.
"Warum habt Ihr dann nicht einfach alle Bewohner dieser Stadt überwacht und selbst herausgefunden, wer hinter dem allem steckt?", meinte die Ältere sarkastisch und stand auf.
"Seid nicht töricht, ich kann immer nur einen Sterblichen beschatten. Und wie ich sehe, seid Ihr im Aufspüren von kriminellen Elementen um einiges gewandter als ich. Der Jäger geht selbst ja auch nicht auf die Suche, sondern schickt seine Hunde los, welche das Vieh für ihn aufscheuchen und meist erledigen", erwiderte der Erzengel.
"Ich habe mir schon fast gedacht, dass es so laufen wird....", brummte IIlene.
"Warum ärgert ihr Euch dann so über diesen Umstand?", fragte Izual verwirrt nach.
"Weil ich mich benutzt fühle, darum!", zischte die junge Frau beleidigt.
"Nun, Ihr wisst, was euch nach dem erfolgreichen Beenden dieses Auftrags winkt, ist das nicht genug, um diese Mühen auf sich zu nehmen?", bohrte er weiter.
"Das schon, aber Eure Beschattung beleidigt mich. Ein wenig trauen könntet Ihr mir ja schon", erwiderte IIlene.
"Das habt Ihr Mittlerweile, aber meine Beschattung werde ich trotzdem nicht einstellen. So kann ich Euch jederzeit helfen, wenn es meine Kräfte zulassen, wie man gerade gesehen hat. Ohne mich wärt Ihr in ziemliche Bedrängnis geraten, ein wenig Dankbarkeit könnte auch ruhig von Eurer Seite kommen. Ursprünglich wollte ich mich überhaupt nicht einmischen!", sagte der Erzengel etwas schärfer.
Marie zuckte zusammen, sie konnte die Augen nicht von dem Erzengel abwenden. Ein Engel vor ihr, so langsam wurde ihr die Tragweite dieser Begegnung bewusst.
"Ihr könntet mir mal danken, dass ich so schnell die Sekte hier gefunden habe, wie wäre es damit!?", zickte IIlene zurück.
"Warum sollte ich Dankbarkeit zeigen, es ist schließlich Euer Auftrag!", zischte Izual zurück.
"Hört doch auf ihr beiden!", ging Marie dazwischen. Die beiden anderen schnauften wütend aus, sahen etwas verlegen zur Seite.
"Gehen wir raus, mir wird von dem Gestank hier drinnen schlecht", brummte die Alchemistin betrübt und lief zwischen den Streithähnen in den Gang. IIlene warf Izual einen bösen Blick zu, bevor sie Marie folgte. Draussen holte diese erstmal tief Luft und schloss die Augen, genoss die Sonne.
"Alles in Ordnung?", fragte die Ältere, als sie neben sie trat.
"Nein, ist es nicht. Warum streitet ihr beiden?", fragte Marie mürrisch zurück.
"Wenn er mir Undankbarkeit vorwirft....", brummte IIlene und lehnte sich gegen die Hausmauer.
"Zum Streiten gehören immer zwei", meinte Marie und sah sie an.
"In Ordnung, soll ich mich bei ihm entschuldigen oder was?", seufzte IIlene resigniert.
"Streitet einfach nicht mehr, es ist unnötig. Und an so einem Ort unpassend. All die Toten....", erwiderte die Alchemistin trocken. Der Erzengel kam aus dem Haus, seine Gestalt von dem schwarzen Umhang verdeckt.
"Damit sollte die Macht der Sekte hier in Duncraig gebrochen sein", meinte er leise und schwebte neben die zwei Frauen.
"Sie könnten noch woanders eine Nebenstelle haben", seufzte IIlene nachdenklich.
"Das glaube ich nicht. Mit jedem Anlaufpunkt mehr steigt die Gefahr entdeckt zu werden, und ohne ihren Befehlsgeber sollten wir die restlichen Mitglieder schnell finden. Ich werde den kirchlichen Einrichtungen hier entsprechende Anweisungen geben, aufzupassen", schüttelte Izual den Kopf.
"Und wo sind die Blutritter?", fragte die junge Frau misstrauisch.
"Anscheinend an einem anderen Ort als hier. Ich habe das fast erwartet, dass diese Krieger nicht in den Städten selbst leben, sondern woanders", erwiderte der Erzengel.
"Ihr meint außerhalb der Städte?", bohrte IIlene nach.
"Ich denke da eher an einen zentralen Stützpunkt. Vielleicht in einem der anderen Städten, Duncraig war ein relativ junger Stützpunkt?", meinte Izual.
"Das würde vieles hier erklären. Aus welcher Stadt kamen denn die ersten Angriffe?", fragte die junge Frau nachdenklich.
"Das können wir nicht genau sagen, Zeitgleich zu Lut Gholein kamen auch Angriffe in Kurast dazu. Aber in Kurast gab es zu dem Zeitpunkt die ersten Versuche von uns, unsere Lehre vom Licht zu verbreiten, davor gab es keine nennenswerte Präsenz des Lichts", erklärte der Erzengel.
"Das soll heißen, die Sekte könnte schon seit langer Zeit in Kurast tätig sein, ohne dass Ihr es wusstet?", bohrte IIlene nach.
"Richtig. Die Religion der Zakarum ist dort seit Jahrhunderten vorherrschend, und es ist mühsam Anhänger, für unsere Sache dort zu gewinnen. Es ist so, dass die Zakarum auch an das Licht glauben, aber es durch ihre Wurzeln sehr mit ihrem Götzendienst und Voodoo verbinden. Dennoch haben wir mit ihnen einen Pakt und ihnen sogar die Bewachung von Mephistos Seelenstein anvertraut. Sollte die Sekte dort wirklich ihren Ursprung haben, sorge ich mich um die Sicherheit des Volkes. Wer weiß, ob sie nicht irgendwann den Höllenlord befreien...", meinte Izual.
"Tolle Aussichten", brummte IIlene.
"Darum ist es wichtig, dass Ihr weiterzieht. Jeder Tag zählt, wenn die erstmal merken, dass hier etwas nicht stimmt, werden diese Ungläubigen Alarm schlagen. Und das dürfte euch die Mission erschweren und Anschläge auf unsere Einrichtungen hervorrufen. Der Weg ist noch weit, und je näher ihr dem Ursprung der Sekte kommt, umso gefährlicher wird es. Keiner weiß, wie tief Obscuritas in diesen Städten schon drinsteckt, aber wenn sie hier schon nach kurzer Zeit so viele Verbindungen haben, dann wird es in ihren Machtzentren fast unmöglich, alle Sympathisanten auszumachen. Und je mehr ihr über diese Sekte zutagebringt wird mir bewusst, dass wir diese Gefahr zu lange übersehen haben", sagte Izual bedauernd.
"Also Lut Gholein", seufzte IIlene und sah Marie an.
"Ihr könnt hier bleiben, und in unserem Kloster ein neues Leben beginnen", bot der Erzengel ihr an, nachdem er dem Blick der Älteren gefolgt war. Die Angesprochene sah auf.
"Danke für das Angebot, aber ich werde es nicht wahrnehmen. Ich werde hier wegziehen und woanders neu beginnen. Der Verlust wird mich sicher mein Leben lang schmerzen, aber es ist der einzig vernünftige Weg. Ihr beide habt mir gezeigt, wie falsch eure Wege sind, das Rache und Gewalt keine Lösung ist. Ich kann das nicht mehr ertragen, all das Leid. Irgendwann muss es enden. Bei mir hört es hier und jetzt auf. Nur so kann die Wunde heilen, und ich will versuchen, ein normales Leben zu beginnen", flüsterte Marie und sah die beiden sprachlosen Gestalten an. Ein Stich zuckte durch IIlenes Herz, und sie wandte sich ab.
"Eure Entscheidung ist weise, Sterbliche, und ich hoffe, dass Ihr findet, wonach Ihr sucht. Doch denkt daran, Ihr seid immer willkommen, Trost und Hoffnung bei uns zu holen, das Licht steht Euch Eurer Leben lang zur Seite", nickte Izual.
"Trost werde ich nicht in Euren Kirchen und Klostern finden, sondern nur in der Zeit. Irgendwo auf dieser Welt", erwiderte Marie. Dann wandte sie sich an IIlene.
"Bist du enttäuscht?", fragte sie diese dann. Die junge Frau drehte sich wieder zu ihr hin.
"Wie könnte ich. Ich wünschte, ich hätte damals diese Entscheidung treffen können", sagte diese mitgenommen. Marie kam auf sie zu, und beiden umarmten sich noch einmal.
"Was wirst du machen?", flüsterte IIlene, mit den Tränen kämpfend.
"Irgendwo als Alchemistin anfangen, mal sehen. Ich weiß es nicht, das kann niemand sagen, was auf mich wartet. Danke für alles IIlene, und bitte pass auf dich auf. Ich werde für dich beten", flüsterte Marie betroffen. Dann löste sie sich von der Älteren, lächelte nochmal kurz auf, drehte sich um und rannte aus dem Garten. Das Schlagen der schweren Eisentüre war das Letzte, was IIlene von ihr noch mitbekam. Schweigend blieben beide stehen.
"Da geht sie hin....", flüsterte sie dann.
"Sie wird ihren Weg finden. Ihr Frieden wird auch von Eurem Erfolg abhängen", meinte Izual.
"Das weiß ich. Ich hoffe nur, ich werde sie nicht enttäuschen", sagte IIlene und sah in den Himmel.
"Darüber könnt Ihr Euch noch Gedanken machen, wenn es so weit ist. Nicht früher", erwiderte der Erzengel. Innerlich wusste sie, dass er recht hatte, aber ihr Herz ließ ihr keine Ruhe.
"Es ist schade, dass sie den Weg das Lichts als falschen missversteht, ich hoffe, sie findet irgendwann ihre Erleuchtung. Doch jetzt zu Euch, am besten Ihr ruht euch diese Nacht noch hier aus und zieht morgen weiter", wandte sich der Erzengel an IIlene.
"Alles wieder von vorne", seufzte die Angesprochene.
"Ich denke, wenn Ihr nach den gleichen Hinweisen wie hier sucht, solltet ihr schnell fündig werden. In Lut Gholein ist die Sekte seit längerem ansässig, ihre Spuren sind sicher weiter gefächert als hier. Seid vorsichtig, wenn sie merken, was hier passiert ist, werden sie alarmiert sein. Möge das Licht Euch beschützen", schloss Izual und verschwand wieder vor ihren Augen.
Verächtlich schnaufte IIlene auf. Sie durfte wieder die Arbeit machen, und er strich den Erfolg ein. Doch nun hatte sie nebst ihrer Belohnung noch ein anderen Ziel für ihre Mühen. Sollte die Sekte nicht zerschlagen werden, dann wäre Maries Schicksal besiegelt. Dafür musste sie kämpfen, sie konnte immer noch was Gutes in ihrem Leben machen. Auch wenn Marie nicht mehr an ihrer Seite war. So plötzlich. Innerlich hatte sie gehofft, dass sich die Alchemistin ihr anschloss und mitkam, sogar fast damit gerechnet. Diese Abkehr schmerzte, doch sie war auch verständlich. Der leichte Vorwurf nicht zu überhören.

IIlene zog sich im Gebüsch um, huschte durch das Tor. Eilig sah sie zu, dass sie verschwand, jederzeit konnte jemand das Massaker entdecken. Der Abend brach an über Duncraig, der Himmel färbte sich blutrot. Ein Schauer lief über den Rücken der jungen Frau, es erinnerte sie an all das Blut. Jetzt bedeckte es kurzfristig die ganze Stadt.
An der Taverne ankommen passte sie der Wirt ab.
"Eure Freundin ist ausgezogen. Sie machte einen sehr aufgelösten Eindruck auf mich, ist etwas passiert?", fragte er sich hinter der Theke.
"Jemand in ihrer Bekanntschaft ist gestorben", gab IIlene dumpf von sich.
"Das tut mir Leid", meinte der Wirt mitfühlend, und doch distanziert. Er musste sich wahrscheinlich jeden Tag das Leid der besoffenen Gäste anhören, so das ihm persönliche Schicksale mittlerweile egal waren.
"Ich werde morgen früh ebenfalls weiterziehen", sagte IIlene beiläufig, bevor sie den Raum verließ und im Treppenhaus verschwand. Neugierige Fragen seitens des Wirtes wollte sie im Moment nicht haben, sondern nur noch Ruhe. Ihre Gliedmaßen schmerzten, ebenso wie ihr Herz. Einem anderen Menschen an seiner Seite zu haben, ihm zu vetrauen... das war so ungewohnt. Und nun schmerzte das Alleinesein noch mehr, wenn dieser Mensch weg war. Alte Wunden brachen auf, was als Vergessen galt, kam wieder hoch. IIlene hasste es, sie hatte diese Einsamkeit doch schon verdrängt? Es würde wieder viel Zeit brauchen, bis alles verdrängt war.
Müde trat sie in ihren Raum ein, sah zu dem Bett. Dort hatte Marie letzt Nacht neben ihr geschlafen. Es war so still im Raum. So leer. So leblos. Wie viele Nächte hatte sie so zugebracht? Hatte ihr Herz gequält und sie vereinsamen lassen? Der Schmerz, so lange verdrängt kam wieder. Krachte in Wogen gegen ihr Gemüt, ihre Seele. Trost, keiner spendete ihn ihr. Damals nicht, und auch heute nicht.
Tränen standen ihr im Gesicht. Plötzlich konnte sie in den salzigen Tropfen eine Bewegung im Hintergrund sehen. IIlene hechtete nach vorne, ein enttäuschtes Zischen ertönte hinter ihr. Sofort wirbelte die junge Frau herum, konnte eine in schwarz gekleidete Person mit blitzenden Klingen ausmachen, welche auf sie zustürmte. Eine Attentäterin!
Wild zuckten ihren langen, dünnen Klingen nach vorne, versuchten, IIlene zu erwischen. Doch diese ging in die Knie und wich zur Seite aus. Ihre Krallen waren in dem kleinen Seesack an ihrer Hüfte, unereichbar in dem Moment. Die Attentäterin nahm Schwung, war sich siegessicher ob ihres unbewaffneten Opfers. Doch IIlene ballte die Faust, schoss hoch. Flüssig in ihrer Bewegung traf der Auswärtshaken das Kinn der fremden Frau. Diese wurde nach hinten geschleudert, verwirrt krachte diese auf den Boden. Hätte IIlene ihre Krallen angehabt, wäre sie jetzt tot, es war die gleiche Angriffsbewegung. Während sich die Attentäterin aufrappelte und die Sterne aus ihrem Gesichtfeld mit Kopfschütteln vertrieb, legte die blonde zitternde Frau ihre Krallen an.
"Das wird dir nichts nützen, du Miststück!", zischte die Attentäterin und griff erneut an. Metallisches Krachen erfüllte den Raum, als die Waffen immer wieder zusammenprallten. In schnellen, flüssigen Bewegungen schossen die zwei Frauen durch den Raum, blockten Schläge ab und schlugen ihrerseits zu. IIlene merkte, dass die Attentäterin gut war, doch diese steigerte sich zu arg in ihre Angriffe hinein. Mit jedem Schlag welcher ins Leere ging stieg ihre Wut, und sie würde Fehler machen. Mit einer schnelle Bewegung riss IIlene das Abdecklaken vom Bett und wirbelte es durch die Luft. Die Attentäterin riss ihre Krallen hoch, wütend wischte sie den Störkörper beiseite. Das wurde ihr zum Verhängnis, denn kaum hatte sie den weißen Stoff aus ihrem Blickfeld entfernt, sah sie auch schon IIlene auf sich zukommen. Deren Klingen durchschlugen den Lederpanzer, ohne dass die Attentäterin etwas dagegen machen konnte. Dumpf bohrten sich die Klingen in ihren Leib, mitten ins Herz. Entsetzen flackerte in den Augen der Getroffenen auf, sie röchelte.
Mit der anderen Hand packte IIlene den Krallenarm der Attentäterin und hielt diesen fest. Er zuckte, der ganze Körper der Geschlagenen zitterte. Beide sahen sich in die Augen, Wut und Panik lag in dem Blick der Fremden. Schließlich, mit einem letzten Knurren brach der Blick, und IIlene zog die Klinge aus dem Körper. Mit einem dumpfen Poltern schlug der Leichnam auf dem Boden auf. Nur noch das Keuchen von IIlene lag in der Luft. Woher kam sie? Woher wusste sie, dass sie hier war? Die Tarnung musste aufgeflogen sein, aber warum? Wie war das möglich?
Sofort packte IIlene ihre Sachen zusammen, dachte dabei nach. Die Kleidung am Fluss, vielleicht hatte sie nicht den gewünschten Effekt gehabt. Sie hätte diese ebenfalls in den Fluss schmeißen sollen, wie konnte sie nur so dumm sein? Fluchend haderte IIlene mit sich selber, sie musste hier sofort raus. Doch zuvor musste sie wieder ihre Spur verwischen. Die Attentäterin zog sie aus, legte diese ins Bett. Die Lederrüstung und deren Krallen nahm IIlene an sich. Dann machte sie Feuer, ließ die Kerze neben dem Nachtisch umkippen, so das diese das Bettzeug in Brand setzte. Ein Unfall, keiner würde die verkohlte Leiche identifizieren können. Zumindest hofft IIlene das.
Nachdem das Feuer loderte öffnete sie das Fenster und sprang raus, eilte durch den Garten auf die Gasse und rannte fort. Die Krallen und die Rüstung ließ sie durch eine Abwasseröffnung verschwinden, dort würde sie so schnell kaum jemand finden.

Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wie waren die Attentäterinnen ihr so schnell auf die Schliche gekommen? Verdammt, fast wäre sie an dieser Dummheit mit dem Fluss gestorben. Die Straße am Fluss führte direkt nach Duncraig. Es war für ihre Verfolger leicht, das nachzuvollziehen. Doch wie kamen sie auf ihre Person in der Taverne? Hatte sie sich irgendwo auffällig verhalten? Wie lange hatten die Attentäterinnen sie schon beobachtet? Und vor allem, taten sie es immer noch? Waren noch mehr in der Stadt?
Angst beschleunigte die Schritte der jungen Frau als sie durch die belebten Gassen eilte.
Außer Atem kam sie am Tor an, musste jedoch feststellen, dass dieses verschlossen war. Verdammt! Unauffällig schlenderte die junge Frau zu einer der Wachen, lächelte sie an.
"Guten Abend. Darf ich fragen, warum das Tor geschlossen ist?", fragte sie einen der schwer bewaffneten Männer freundlich.
"Habt Ihr noch nichts davon mitbekommen? Der Bischof und viele andere Leute wurden ermordet. Darum wurde die Stadt abgeschottet, niemand darf mehr heraus. Man denkt, dass der Mörder sich noch hier befindet. Man will ihn suchen", erklärte die Wache.
IIlene schluckte, ihr Erstaunen war nicht gespielt. Sie hatte geahnt, dass die Leichen früher oder später gefunden wurden, aber so schnell? Hatte sich heute alles gegen sie verschworen?
"Das ist ja schrecklich, ich hoffe, sie finden denjenigen schnell. Da kommt man sich ja wirklich unsicher hier vor", erwiderte sie nervös lächelnd.
"Keine Sorge, wir passen auch euch auf. Wäre doch jammerschade, wenn einem so hübschen Mädchen was passieren würde", zwinkerte ihr die Wache zu. IIlene lachte nur einmal auf, drehte sich mit einem eiligen gute Nacht um und eilte davon. Raus! Sie musste hier raus, und das so schnell wie möglich. Die Attentäterinnen waren ihr auf den Fersen, an jeder Hausecke konnten sie lauern. Doch wie entkommen?
 
Sch..... Doppelpost. Könnte ein Mod bitte mal wenn er Zeit hat diesen Eintrag löschen? :rolleyes:
Aber wenn ich schon mal hier bin..

@ Saturn
Was heißt denn hier mosern, ich hab immer versucht ne gute Kritik abzugeben. Du weißt doch, beim besten ist man kritisch ;)
Was deine Meinung zu Kritik hier angeht, da schließe ich mich an. Ohne Kritik kann man sich nicht weiterentwickeln, und ich bin immer froh wenn ich eine gute bekomme.

Ich hab jetzt in einem Schlag das ganze Kapitel 1 gepostet weil es mir schon zu nervig war immer so einen kleinen Teil rauszusuchen und zu posten. Dafür wird es auch wieder etwas dauern bis Nachschub kommt, also teilt es euch ein :lol:;)
 
gggggg ifu, du hast ja meine kommentare gar net rausgelöscht :D machs schnell weg, bevor saturn das sieht :D :D
 
ThePitmistress schrieb:
gggggg ifu, du hast ja meine kommentare gar net rausgelöscht :D machs schnell weg, bevor saturn das sieht :D :D

*lol Scheisse, habs schon ausgebessert gehabt. Allerdings bei dem Doppelpost, welches ich dann wieder gelöscht habe :hammer:
Danke für den Hinweis, habs nochmal korrigiert :)
 
Verdammt ist das viel! Wird ne Weile dauern, bis ich Zeit habe das alles zu lesen :D

So, erste Fehler gefunden:
Ifurita schrieb:
"<Text einfügen>", antworte der Mönch und lächelte.
Ifurita schrieb:
<Text einfügen> ,Dunkelheit wird euch verzehren.
Ifurita schrieb:
"Die Sprache der Alten?", fragte sie verblüfft und besah sich einen Buchtitel.
"Sag bloß, du kannst die auch?" Die ebenfalls verblüffte IIlene sah sie an.
"Ja, weil viele alte Rezepte und Mixturen in dieser Sprache hinterlassen wurden.
...und vorher weiß sie nicht, was Saevitia bedeutet, tztz. Ok, jetzt sagst Du wahrscheinlich, daß sie entweder nicht so gut ist, oder halt nur dieses Wort nicht kannte, aber ich weiß, daß es in Wirklichkeit ein Fehler war :p :D

Außerdem hast Du das betäubte Sektenmitglied vergessen, das Marie gesehen hat. Der könnte (oder wird?) noch Schwierigkeiten machen.

Und noch was. Wie schaffst Du es, immer an einer spannenden Stelle aufzuhören? Liegt wohl daran, daß Deine Geschichten an fast jeder Stelle spannend sind :D
 
Geil! .... Endlich die richtige Einstellung was die Update-Länge an geht ... hab ich wenigstens ordentlich was zu lesen *g*


Kann dir noch kein Feedback geben, mach ich nahher.
 
:eek:

OMG hey sag mir mal wann ich als armer gequälter nie Zeit habender (ich hab schon wieder schlechtes Gewissen dass ich grad nicht im Labor bin obwohl ich garnix wirklich zu tun hätte)das alles lesen soll!!!

Musst also auf mein Gemotze bis zum Wochenende warten, fürchte ich ;)

Tsk, der postet Kapitel die praktisch bereits die Länge der Hälfte meiner ganzen Stories haben... ;(
 
:eek: das war ja ne mordsarbeit, dass ales durchzulesen
habe meine beiden freistunden darfür aufbruachen müssen konnte jetzt aber erst mein kommentar schreiben

erst ma das negative (diesesmal gibts sogar was :D )

die paar rechtschreibfehler (sehr wenig)

dazu das was runabout bereits gesagt hat mit dem <text einfügen> (bist du etwa nicht fertig geworden :confused: ) und das mit der sprache

und zu guter letzt das alss du kursiv schreiben wolltest
da darfste nicht [k] verwenden wie in Word, sondern musst nehmen (im englischen heißt kursiv italic glaub ich)

ach ja das positive

die länge :top: wenn auch etwas übertrieben (hättest locker noch nen update draus machen können)
ansonsten ist wieder alles ganz stimmig beschriben und gut durchgesetzt

mach weiter so
 
Runabout schrieb:
Verdammt ist das viel! Wird ne Weile dauern, bis ich Zeit habe das alles zu lesen :D

So, erste Fehler gefunden: <bitte Text einfügen>

Mist Mist Mist, Pitti hat schon den Verdacht geäußert das es eine alte, korrigierte Version ist. Ich hasse Word, das es den fertig gestalteten Text nicht gespeichert hat ;(
Werde es sofort ändern, da kommt noch ein lateinischer Satz rein(Danke nochmal an Nightcamp für die Übersetzung! :) )

...und vorher weiß sie nicht, was Saevitia bedeutet, tztz. Ok, jetzt sagst Du wahrscheinlich, daß sie entweder nicht so gut ist, oder halt nur dieses Wort nicht kannte, aber ich weiß, daß es in Wirklichkeit ein Fehler war :p :D

Das ist mir nach dem nochmaligen Durchlesen auch aufgefallen, und darum habe ich den Satz bei der korrigierten Version auch draussen. Siehe oben, scheiss Word. Werde es auch gleich korrigieren*seuftz*

Außerdem hast Du das betäubte Sektenmitglied vergessen, das Marie gesehen hat. Der könnte (oder wird?) noch Schwierigkeiten machen.

Das schlummert friedlich im Zimmer vor sich hin, weil es ich schlichtweg vergessen habe :rolleyes:
Bei so vielen Gegner verliert man halt mal den Überblick. Aber das trifft sich ganz gut, dann hab ich wenigtens schon mal eine Erklärung für nachher :D

Und noch was. Wie schaffst Du es, immer an einer spannenden Stelle aufzuhören? Liegt wohl daran, daß Deine Geschichten an fast jeder Stelle spannend sind :D

Das liegt daran das hier das erste Kapitel aufhört. Das zweite folgt, aber erstmal muss ich wieder meinen Puffer auffüllen... das hat ziemlich übel abgenommen*schluck*;)

@ NeoLucius
Die Sache mit dem kursiven Text ist auch gerichtet, danke!

@ Saturn
sorry, ich hab auch nicht gedacht das es so viel beim ersten Kapitel wird. Die anderen sind kleiner, zumindest 2 & 3. Das letzte dürfte wieder etwas größer ausfallen, mal sehen. Bis jetzt bin ich mit meinem Puffer Anfang Kapitel 3, und hänge gerade etwas. Muss erstmal noch ein paar Ideen aus dem meiner irren Phantasie rausholen :D

EDIT:
hrhr, schon Seite zwei. Ich könnte hier schon das ganze zweite Kapitel posten und kein Schwein merkt es :D
Nur euer Glück das ich im Moment zu faul bin :lol:
 
Hi Ifurita

Nachdem Du ja jetzt Dein Bild passend zur Storry fertig hast könnte es doch auch hier weitergehen oder ;)

Das liegt daran das hier das erste Kapitel aufhört. Das zweite folgt, aber erstmal muss ich wieder meinen Puffer auffüllen... das hat ziemlich übel abgenommen*schluck*

hrhr, schon Seite zwei. Ich könnte hier schon das ganze zweite Kapitel posten und kein Schwein merkt es
Nur euer Glück das ich im Moment zu faul bin:

Ist der Puffer jetzt wieder etwas voller ? Ich warte täglich auf ein Update und ich hätte bestimmt auch auf Seite 2 nachgeschaut ;)

Ne mal im Ernst :

Ifurita Deine Storry´s sind immer super spannend und wenn mein Arbeitgeber wüsste das ich die meiste Zeit damit verbringe deine Storry´s zu lesen würde er Dich bestimmt hier im Forum Bannen damit ich mehr arbeite ;)

Mach wieter so und lass mich nicht zu lange warten !
 
Nana, man surft doch nicht zur Arbeitszeit... kein Wunder geht es der Wirtschaft so schlecht :rolleyes::D
Naja, der Puffer füllt sich nur langsam. Aber ich denke ein Update könnte ich mal wieder bringen ;)

Dun_lut.gif


-Update 13.05
-Update 14.05
-Update 15.05
-Update 19.05
-Abgeschlossen 27.05

Während IIlene durch die Gassen strich, versuchte sie, klare Gedanken zu fassen und die aufkommende Panik zu unterdrücken. Sie musste aufpassen, ansonsten würde sie womöglich kopflos in Fallen tappen. Gerade als sie wieder eine dunkle Ecke gemustert hatte, fiel ihr ein Lagerhaus auf. Es war typisch aufgebaut, hatte einen dicken Balken unter dem Dach, an dem ein Flaschenzug befestigt war. Damit konnte man Lasten in das Dachgeschoss heben. Die Mauer war nicht weit vom Lagerhaus entfernt. Eine Idee zuckte durch ihren Kopf, eilig sah sie sich um. Kaum ein Mensch war hier unterwegs.
So huschte die junge Frau an die Türe des Lagers, zog ihr kleines Werkzeug heraus und öffnete das primitive Schloss. Sekunden später stand sie im Dunkeln, konnte nur schemenhaft Dinge in dem Lager ausmachen. Irgendwo hier musste es eine Leiter geben, welche hoch führte. Vorsichtig durch die Dunkelheit tastend schlich IIlene vor, bis sie schließlich endlich die Leiter ertastete. Knarrend stieg sie hinauf, in das Dachgeschoss des Lagers. Hier galt es, noch vorsichtiger zu sein, nicht, dass sie durch ein Loch im Boden runterflog. Es roch nach Weizen, Heu und Holz. Bei jedem Schritt knarrte der Holzboden, und die junge Frau verwünschte die Bodendielen.
Schließlich erreichte sie das kleine Tor im Dachgeschoss, welches sie öffnete. Hier wurden die Waren, nachdem diese hochgezogen wurden, ins Lager selbst gezogen. Ein Blick auf die Gasse, keiner da. Eilig zog sie das Seil mit dem schweren Haken zu sich her, rollte das Seil hinter sich in das Lager aus. So weit so gut, jetzt brauchte sie aber etwas, das sich an der Kante der Mauer einhakte, wenn sie es über diese warf. Durch das geöffnete Tor konnte sie ein Stück weit in das Lager sehen, jede Menge Säcke standen dort herum. Werkzeuge an der Wand erregten ihre Aufmerksamkeit. Eilig rannte sie vor, besah sich, was dort war. Ein Enterhaken wäre ideal, aber so etwas gab es hier nicht. Beim Anblick von ein paar Zangen kam ihr erneut eine Idee. Sie schnappe sich drei dieser Metallzangen und ein Seil und rannte wieder vor. Dort wickelte sie das Seil so um die Zangen herum, dass diese immer offen standen, jeweils einen Schenkel der Werkzeuge hielt sie in der Mitte zusammen und umwickelte diese fest mit dem Seil. Nach dem Verknoten besah sich IIlene ihr Werk. Es hatte durchaus Ähnlichkeit mit einem Enterhaken, hoffentlich hielt die Sache auch.
Anschließend löste sie den Haken vom Seil, befestigte ihren provisorischen Enterhaken stattdessen an dessen Ende. Nochmals einen Blich in die Gasse werfend, dann ließ sie den Haken über sich wirbeln. Mit kräftigem Schwung zischte dieser Sekunden später durch die Luft, IIlene hielt die Luft an. Zu ihrer Erleichterung schaffte sie es über die Mauer, es hab ein dumpfes metallisches Krachen, als der Haken an der anderen Seite gegen die Mauer schlug. Hoffentlich hatte es das Provisorium dabei nicht zerstört. Die junge Frau hielt die Luft an, als sie vorsichtig an dem Seil zog. Ein leichtes Schaben des höherrutschenden Haken konnte man leise hören. Immer näher kam er an die Kante. Mit einem kräftigen Ruck zog IIlene, und sie spürte tatsächlich Widerstand. Er hatte sich verkantet!
Innerlich jubelte sie auf, doch jetzt musste sie das Seil irgendwo anbinden, es durfte nicht an Spannung verlieren. Ansonsten würde der Haken womöglich abrutschen. Die junge Frau band das Seil um einen Balken, machte ebenfalls einen festen Knoten rein. Dann schnaufte sie nochmals aus, trat vor. Stimmen in der Nacht. Jemand lief durch die Gasse! Eilig machte IIlene das kleine Tor zu, in dem Spalt zwischen den Toren das Seil. Hoffentlich übersahen es die Leute in der Dunkelheit. Einen ängstlichen Blick durch den Torspalt werfend sah IIlene in die Gasse. Da waren sie, ein Paar schlenderte durch die Gasse, händchenhaltend. Sie lachten leise, küssten sich hin und wieder, die Frau kicherte. Ohne das Seil zu bemerken, liefen sie am Lager vorbei, immer wieder konnte man das Kichern der Frau hören. IIlene atmete aus, sie hatte Glück gehabt. Dieses verliebte Pärchen hatte nur Augen für sich gehabt.
Wieder öffnete sie das kleine Tor, prüfte nochmals das Seil und hängte sich schließlich ganz dran. Es schien zu halten, IIlene kreuzte die Beine über dem Seil und zog sich so hängend mit den Armen Stück für Stück vorwärts. Schließlich kam sie an die Kante der Mauer, zog sich hoch. Dort schnaufte sie erstmal aus, löste dann den Knoten an dem provisorischen Enterhaken. Das Seil schoss zurück in die Gasse, die Zangen platschten an den mit Wasser gefüllten Stadtgraben. Zu einfach wollte IIlene es den Verfolgern nicht machen, die würden erstmal nachvollziehen müssen, was das Seil in der Gasse sollte. Sie hoffte nur, dass der Lagerbesitzer wegen dieser Sache nicht zur Stadtmiliz ging, damit die Attentäterinnen nicht so schnell auf ihre Spur kamen. Aber das war sicher nur Wunschdenken. Nochmals einen Blick zurückwerfend, dann sprang die junge Frau von der Mauer. Es gab wieder ein Platschen, das kalte Wasser raubte ihr für einen Moment den Atem. Eilig schwamm IIlene an die andere Seite des Grabens, ihre Kleidung wurde immer schwerer. Dort stieg sie aus dem Wasser, rannte sofort los. Sie fand dank des fahlen Mondlichtes den Weg vor der Stadt, folgte diesem zurück. Sie fror etwas in ihrer nassen Kleidung, aber es war trotz der Nacht noch relativ warm. IIlene holte ihre Kralle, befestigte diese am Arm. In der Nacht durch die Wälder zu gehen war gefährlich, selbst wenn man leise war. IIlene musste aber dieses Risiko in Kauf nehmen, wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Attentäterinnen bringen. So lief sie die ganze Nacht, folgte dem Weg, welcher von Duncraig wegführte. Der Mond leuchtete ihr den Weg, Kälte und Hunger nebst Müdigkeit zerrten an dem Willen der jungen Frau. Aber sie musste durchhalten, hielt sich mit Theorien ihres Entdeckens wach. Diese verdammten Nonnenkleider am Fluss, nur wegen ihnen war das alles passiert!

Die Nacht war ihr Freund, und auch diesmal ließ er sie nicht im Stich. Unbeschadet lief IIlene die Nacht durch, bis das die Sonne sich anschickte, in Bälde aufzugehen. Die junge Frau war müde und erschöpft, Hunger und Durst quälte sie. Doch sie lief weiter, trieb sich selbst immer weiter. Die Krallen hatte sie mittlerweile abgenommen, die Gefahr, dass sie gesehen wurde, war zu groß. Bald würden die ersten Händler mit ihren Karren auftauchen, mit ihr nach Kingsport strömen. Ihre Beine waren taub, fühlten sich an wie Stelzen. sie fühlte sich, als würde sie jeder Sekunde umkippen, kämpfte gegen den Drang an, sich irgendwo hinzusetzen. Keine Pause, sonst würde sie einschlafen.

Etwas später konnte sie eine Karre hinter sich rumpeln hören.
"Hallo junge Frau! Was macht Ihr denn hier in aller Herrgottsfrüh alleine?", rief der Mann vom Kutscherbock. Es schien ein Händler zu sein, hinten im Wagen klapperte allerlei Kupfergeschirr.
"Ich bin auf dem Weg zum Markt in Kingsport, einkaufen", winkte IIlene zurück.
"Wirklich? Das ist ziemlich gefährlich, erst vor kurzem hat man eine tote Nonne in Kingsport gefunden. Unsichere Zeiten. Wollt Ihr nicht mit aufsteigen? Ihr seht erschöpft aus, keine Angst. Kein Hintergedanken dabei", grinste der Mann und hielt neben ihr.
"Wenn es Euch nichts ausmacht?", erwiderte die junge Frau etwas überrascht. Also doch, sie hatten die Kleidung am Fluss schon gefunden. Das erklärte vieles, aber warum so schnell? So viel Pech.....
"Natürlich nicht, steigt ruhig auf. Nicht, dass Euch hier noch etwas passiert", winkte der Händler freundlich ab, und IIlene stieg hinten auf den Karren. Nachdem sich der Mann vergewissert hatte, dass sie richtig saß, trieb er seinen Esel an und rumpelte weiter.
"Es muss aber wirklich.... oh", meinte der Händler und drehte sich um. Schwieg aber sofort, als er sah, dass IIlene die Augen geschlossen hatte und zu schlafen schien.
"Armes Ding", schüttelte der Händler mitfühlend den Kopf und wandte sich wieder dem Weg zu.

Ein Rufen riss IIlene aus dem Schlaf, mühsam öffnete sie die Augen und musste sie wegen der Sonne wieder zukneifen. Ihr Blick fiel zum Händler, der sie anlachte.
"Endlich seid Ihr wach, ich dachte schon Ihr seid da hinten gestorben", grinste er.
IIlene rappelte sich auf, alles tat ihr weh. Sofort sah sie die Schlange der Karren vor dem Eingangstor von Kingsport. Fußgänger strömten an ihr vorbei, manche trieben Vieh über die Wiese neben dem Weg. Alles strömte in die Stadt.
"Sind wir schon da?", fragte sie ungläubig, rieb sich den Kopf.
"So ist es, ich frage mich immer noch, wie Ihr bei dem Geschaukel schlafen konntet", meinte der Händler.
"Ich war halt müde", zuckte IIlene unschuldig mit den Schultern, kletterte von dem Karren.
"Den Eindruck hatte ich auch", lachte der Mann. Als er sah, dass IIlene an ihrem Seesack nestelte, winkte er sofort ab.
"Ihr braucht mich nicht zu bezahlen, dem Esel ist es egal, wenn er ein paar Kilo mehr ziehen muss. Macht Euren Kindern lieber mit dem Geld eine Freude und kauft ihnen was Süßes", lachte er und kratzte sich am Nacken. Gerade wollte IIlene protestieren, dass sie keine Kinder hatte, aber sie verkniff es sich.
"Ich danke Euch, ihr habt mir sehr geholfen. Ich hoffe, Ihr macht heute Eurer Glück", danke sie ihm stattdessen.
"Das wünsche ich Euch auch. Lebt wohl!", winkte der Händler ihr nach, während sie der Schlange der Karren zum Tor folgte.
Es war zwar nicht gerade klug gewesen, sich mitnehmen zu lassen, aber zu Fuß hätte sie es sicher nicht bis hierher geschafft. Trotz der Holzkarre und der unsanften Fahrt fühlte sie sich einigermaßen erholt, sah man von den Fußschmerzen ab. Die Wachen prüften sie auch diesmal nicht, IIlene atmete auf. Die Kralle war zwar etwas versteckt, aber man konnte nie wissen. Unbehelligt kämpfte sie sich in die Stadt, eilte sofort zum Hafen. Ein Schiff nach Lut Gholein, das brachte sie. So schnell wie möglich.
Immer wieder einen Blick zurückwerfend, ob sie nicht verfolgt wurde, so schlich sie durch die Nebengassen. Bald erreichte sie den Hafen, viele Boote liefen ein. Jede Menge Trubel, jeder suchte einen Pier, an dem er andocken konnte. IIlene suchte sich die Schiffe aus, welche gerade beladen wurden, und wurde schnell fündig. Ein Getreideschiff, welches fast fertigbeladen war, nahm sie gegen einen Wucherpreis mit. Aber das war ihr im Moment egal, nur raus hier.
"Ihr scheit es aber eilig zu haben", grinste der Kapitän, als IIlene ihm die zehn Goldstücke in die Hand drückte.
"Genauso eilig wie Ihr", erwiderte IIlene und kletterte an Bord. Der Kapitän zeigte ihr ihre karge Kajüte, doch alles was sie im Moment wollte, war eine Koje.
"Wir laufen bald aus, ich hole Euch zum Essen ab. Macht es Euch bequem", grinste der Mann und schloss die Türe hinter sich. IIlene war er unsympathisch, er roch nach Rum. Wenigstens war er gepflegt, ebenso wie sein Schiff. Ein großer Einmaster, welcher einen robusten Eindruck erweckte... soweit sie es beurteilen konnte.
IIlene warf ihren Seesack in die Ecke und trat wieder an Deck. Sie war noch hundemüde, aber sie wollte sich erst schlafen legen, wenn sie unterwegs waren. Sicher war sicher. Daher besah sich die junge Frau gelangweilt den Ladevorgang, wie die Matrosen das Getreide eimerweise in den Laderaum kippten. Es schien eine sehr harte Arbeit zu sein, verschwitzt keuchten die Männer bei jedem neuen vollen Eimer. IIlene musterte sie, bei diesen Leuten musste sie sich vorsehen. Nicht, dass einer auf die Idee kam, ihr bei Nacht einen ungebetenen Besuch abzustatten.

Die frische Seeluft ließ die junge Frau an der Reling aufatmen, während sie das hektische Treiber im Hafen ansah. Matrosen, Händler, Arbeiter... alles rannte kreuz und quer. Es wurde verladen, gehandelt und abtransportiert, sobald der Handel stand. Alltag im einem so großen Hafen, und IIlene hoffte, dass sich hier ihre Spur für die Attentäterinnen verlor. Natürlich nicht dauerhaft, aber insgeheim hoffte sie, dass ihr Auftrag längst abgeschlossen war, bevor die Damen Lunte rochen. Denn dumm waren sie nicht, das bewies alleine schon der Umstand, dass sie IIlene in Duncraig aufgelauert hatten. Schon seit Stunden grübelte IIlene, was sie falsch gemacht hatte. Wie die Attentäterinnen auf ihre Spur gekommen waren.
Gut, die Nonnenkleider am Fluss waren klar, aber dass sie so schnell auf ihre Person gekommen waren. Wahrscheinlich hatten die Frauen nach diesem Vorfall ihre Verdachtspersonen kontrolliert und bemerkt, dass sie weg war. Alles war möglich. Denn eines war sicher, sie wussten nun, wer hinter Saevitia steckte. Oder doch nicht? Vielleicht war es nur die eine Attentäterin im Zimmer, die sie entdeckt hatte?
IIlene fuhr sich frustriert durch die Haare und gähnte. Sie sollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen, ändern konnten sie es eh nicht mehr. Und wenn sie die Sekte wirklich auslöschen sollte, dann kümmerte sie das alles eh nicht mehr. Ihre Gedanken streiften ab zu Marie, wo diese wohl gerade war? Ob es ihr gut ging?

- Update 14.05

Nachdem die Fracht endlich komplett im Laderaum war wurden die Leinen gelöst und Segel gesetzt. Innerlich jubelte IIlene, sie hatte es geschafft. Keine Attentäterin weit und breit. Und auf hoher See würden sie sie nie bekommen.
Möwen kreischten, als der schwer beladene Segler aus dem Hafen von Kingsport aufs offene Meer glitt. Das Wetter war gut, es wehte eine steife Brise. Die Segel blähten sich voll auf, trieben das Schiff immer weiter vorwärts durch das kalte Wasser. Matrosen sprangen herum, zurrten Leinen fest. Der Kapitän stand am Ruder, wachte über seine Mannschaft. Unter ihm, in einer kleinen Kajüte, lag eine blonde Frau verklemmt in der kleinen Koje und schlief trotz des leichten Wellengangs friedlich. Wenn man müde war, konnte man fast überall schlafen....

Die Tage auf See waren ereignislos, außer Essen, schlafen und auf die See hinaussehen gab es für IIlene nichts zu tun. Gerne hätte sie geübt, fand aber keinen unbeobachteten Platz auf dem Schiff. Nur in ihrer Kajüte konnte sie etwas Training betreiben, fern von allen Zuschauern. Viel hatte die junge Frau nachgedacht, über sich und ihren Auftrag. Was sie in Lut Gholein machen würde, wie sie vorgehen sollte. IIlene kannte die Stadt nicht, wusste nicht, was sie erwarten würde. Ungewissheit quälte sie, wusste die Sekte schon über Duncraig bescheit? War es doch einem Boten gelungen, aus der abgeriegelten Stadt auszubrechen und die anderen zu warnen? So viele Fragen, aber keine Antorten.

Am Nachmittag des fünften Tages erreichten sie schließlich die Perle der Wüste. IIlene stand an der Rehling und besah staunend die vielen Häuser aus Sandstein, rundherum nichts weiter als Dünen und Wüste. Wovon lebten die Menschen hier nur?
Der Schiff legte an dem langen Pier an, auch hier herrschte geschäftiges Treiben. Männer und Frauen in leichter Kleidung zogen durch die Gassen, überall Händler, welche ihre Läden in den Häusern hatten. Es roch nach Gewürzen, feinen Stoffen, benebelte die Sinne. IIlene ließ sich treiben in dieser ihr fremden Welt, bestaunte alles. Der Orient nahm sie gefangen, faszinierte die junge Frau. Nach den ruhigen Tagen auf See schlauchten sie das Treiben in der Stadt und die gnadenlose Hitze der Sonne gehörig, schnell ermüdete IIlene zusehends. Zeit, sich eine Bleibe zu suchen.
Etwas am Rand der Stadt fand sich ein kleines Wirtshaus. Der Wirt verstand kaum, was sie sagte, doch mit einigen Mühen konnten sie sich verständigen. Anschließend zeigte ihr der dunkelhäutige Mann das Zimmer, verbeugte sich kurz und schloss die Türe hinter sich. Fenster gab es hier keine, stattdessen hing ein dünner Vorhang vor der Öffnung in der Wand, hielt die Sonnenstrahlen draußen. Der Sandstein hier war völlig naturbelassen, eine schlichte Liege nebst einem Stuhl und Tisch, das war alles, mit dem der Raum aufwarten konnte. Ein Badezimmer gab es keines, wahrscheinlich gab es irgendwo in der Stadt ein öffentliches Bad. Wasser war kostbar, das konnte sich IIlene gut ausmalen. Sie schwitzte, hatte Durst. Daher holte sie den kleinen Seesack mit ihrer Ausrüstung und verließ den stickigen Raum schnell wieder, stieg erstmal in die Taverne hinab, um dort etwas zu trinken. Dass die Leute kaum ihre Sprache konnten, war hinderlich, so und durch ihr Äußeres fiel die junge Frau sofort überall auf. Es wurde Zeit, sich der Umgebung anzupassen. So war das erste, was IIlene machte, auf den Markt zu gehen, um sich mit der örtlichen Mode vertaut zu machen. Sie brauchte etwas, um ihre bleiche Haut komplett zu verdecken. Ein Gewand, welches aussah wie eine lange Stoffbahn, welche um den Körper gewickelt wurde, und ein Schleier erfüllten schließlich ihren Zweck. So vermummt kam sich IIlene etwas sonderbar vor, aber es schütze etwas vor neugierigen Blicken.

Die junge Frau streifte durch die belebten Gassen, suchte den örtlichen Friedhof. Unterwegs fielen ihr der prächtige Palast auf, reich verziert mir bunten Kacheln. Wer da wohl drin wohnte, fragte sich IIlene, wahrscheinlich irgendein Herrscher. Ob der wohl auch zur Sekte gehörte?
Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass hier in dieser lebensfrohen Stadt Obscuritas tätig war, es passte gar nicht dazu.

Auf einem kleinen Hügel wurde sie schließlich fündig. Heiß flimmerte die Luft über dem Friedhof und seinen Grabsteinen. Hier gab es keine Blumen, nur Steine schmückten die schlichten Gräber. Es gab kaum Leute hier, nur vereinzelt kniete jemand vor einem Grab und betete für dessen Seele.
IIlene schritt zum ersten Grabstein, erschrak. Der Text war komplett in der Sprache der Alten verfasste. Eilig zog sie durch die Reihen der Grabsteine, überall das gleiche Bild. Geschockt blieb IIlene schließlich an der kleinen Mauer um den Friedhof stehen, sah zu Boden. Wie konnte das sein?
Die Erkenntnis kam ihr langsam. Duncraig war eine junge Stadt, Lut Gholein dagegen uralt. Hier wurde sie damals noch gesprochen, die Sprache der Alten. Es war daher sicher üblich, die Inschriften an den Grabsteinen in dieser zu verfassen, aus Tradition. Verdammt! Die junge Frau fluchte innerlich, dieser Anlaufpunkt war damit gescheitert. Nun hatte sie nur noch eine Hoffnung, eine Taverne zu finden, deren Namen biblisch klang. Doch bis sie ganz Lut Gholein danach abgeklappert hatte..... das würde dauern. Hatte sie aber eine andere Wahl? Seufzend löste sich IIlene von der Mauer und verließ den Friedhof. Es wäre auch zu schön gewesen......

Wieder in der Stadt selbst lief sie durch die Gassen, sah sich die Tavernenschilder an. Es gab auch viele ohne, aber die, so hoffte sie zumindest, konnten es nicht sein. Als Treffpunkt war ein deutliches Erkennungszeichen sicher von Vorteil, darauf baute die junge Frau. Heiß und stickig, so stand die Luft in Lut Gholein. Menschen drückten sich an ihr vorbei, überall Gefeilsche und laute Unterhaltungen. Der anfängliche Zauber der Fremde war verflogen, all die Strapazen nagten an ihrem Gemüt. Die Hitze tat ihr übriges dazu, IIlene wurde langsam schwindelig. Zwar trank sie hin und wieder etwas, aber die ungewohnten Verhältnisse hier forderten ihren Tribut. Schließlich setzte sich die junge Frau irgendwo erschöpft auf eine kleine Mauer im Schatten. Sie schwitzte kaum, dazu war es zu heiß. Ihre Füße juckten, die Haut spannte und schmerzte. Elend war ihr zumute, würde sich am liebsten irgendwo hinlegen. Zudem wusste IIlene nicht mehr genau, wo sie war. Verzweiflung machte sich in ihr breit, wie lange würde sie suchen müssen? Würde sie überhaupt etwas finden? Da kam ihr wieder Marie in den Sinn, und sie rappelte sich murrend wieder auf. Nicht aufgeben, um ihretwillen!

Langsam suchte sie weiter, müde einen Schritt nach dem anderen setzend. Doch dann erstarrte sie. Ein Holzschild hing an einer Hauswand, drauf groß geschrieben "Zur Schande". Es war in der Schrift der Alten verfasst, das kam noch dazu. War es das, oder nur die seltsame Laune eines Tavernenbesitzers? IIlene schnaufte nochmals aus, dann lief sie auf das Gebäude zu und trat ein. Auch hier wieder die lebhaften Diskussionen der Gäste, welche auf Kissen und Teppichen saßen. Viele Wasserpfeifen waren in der Taverne, es roch nach kräftigem Tee. IIlene kam sich vor wie in einer anderen Welt, ihr Blick streifte durch die volle Taverne. Gäste drückten sich an ihr vorbei, ein Kommen und Gehen. Die Regale an der Wand erregten ihre Aufmerksamkeit, aber sie konnte keine Geheimtüre ausmachen. Zudem waren alle Regale bis zum Bersten mit Flaschen und Teedosen gefüllt. Wieder nichts? IIlene war kurz davor, die Hoffnung zu verlieren. Ermattet setzte sie sich an den Tresen, bestellte sich einen Krug Wasser. Nachdenklich nippte sie an dem Getränk, was sollte sie jetzt machen? Weitersuchen? Innerlich schrie alles auf, sie wollte einfach nicht mehr. Das Klima machte sie fertig, ruhte auf ihren Schultern wie Gewichte.
Zwei aufreizend angezogene Frauen kamen zum Wirt, tuschelten. IIlene warf beiläufig einen Blick rüber. Der Wirt verließ seinen Platz, lief zu einer Gruppe Männer an einer Wasserpfeife. Dort verbeugte er sich kurz vor einem prächtig gekleideten Mann, welcher langsam zu ihm aufsah. Nach einem kurzen Gespräch warf der Fremde einen Blick auf die zwei Frauen. Diese lächelten zurück, lachten leise.
Der Fremde nickte nur, und der Wirt verbeugte sich abermals, bevor er zum Tresen kam. Dort flüsterte er den beiden Frauen etwas zu, worauf diese schnell nickten und freudestrahlend aus der Taverne verschwanden. IIlene, welche sich mit dem Kopf gelangweilt auf ihrem Arm lehnte, horchte auf. Was war das gewesen? Die Frauen schienen Huren gewesen zu sein, zumindest machten sie stark den Eindruck. Worüber haben die sich denn so gefreut? Ihr Blick ging zu dem Fremden, der langsam an der Pfeife zog. Dunkelbraun seine Haut, weiß das aufwendige Gewand. Es schien, als sei er etwas mächtigeres hier, doch in welcher Funktion? Warum musste der Wirt ihn fragen? Für was wurden die Huren ausgesucht?
Der Dunst in der Luft brannte leicht in den Augen, und das Schwindelgefühl ließ nicht nach. Doch IIlene versuchte, das auszublenden, dachte nach. Wer brauchte ausgesuchte Huren? Der Herrscher vielleicht? Der hatte doch sicher seinen Harem. Vielleicht ein berühmtes Freudenhaus hier vor Ort? IIlene war lange genug in der Unterwelt unterwegs gewesen, aber so ein Auswahlverfahren war ihr fremd. Und wie ein Zuhälter wirkte der Fremde auch nicht. Eher wie ein hoher Würdenträger.
Izuals Worte gingen ihr durch den Kopf. Obscuritas war eine Sekte, welche die weltliche Dinge hochhielt, alles was unter dem Licht als schlecht dastand. Gehörte etwa......
Eine Idee kam hoch, wurden diese Huren etwas für die Mitglieder von Obscuritas ausgesucht? Sofort schüttelte IIlene den Kopf, das war doch verrückt. Aber was hatte sie schon zu verlieren?
Ihr Herz klopfte, als sie den Wirt zu sich winkte.
"Was kann ich für euch tun?", fragte der kräftige Mann in ihrer Sprache. IIlene sagte nichts, nahm nur den Schleier ab. So mancher Gast zeigte auf die Unbekannte, raunte.
"Ich habe gehört hier kann man als Frau gut verdienen......", säuselte sie und machte dem Wirt schöne Augen. Dieser sah sie überrascht an, dann fragte er flüsternd "Wer sagt das?".
"Ist das so wichtig? Ich bin weit rumgekommen, und sehr erfahren... wenn ihr wisst, was ich meine", säuselte IIlene weiter und lehnte sich über den Tresen sehr nah zum Wirt. Ihr Schmachtblick irritierte ihn für einen Moment, doch dann winkte er ab.
"ich weiß nicht wovon ihr redet junge Frau, ihr müsst euch da verhört haben...", fing der Mann an, dann stutzte er. Sein Blick ging an IIlene vorbei. Diese drehte sich langsam um, der Fremde sah zu ihnen rüber. Seine Augen weiteten sich kurz, als er sie ansah. Kurz blickten sich beide an, dann gab er dem Wirt irgendein Zeichen und wandte sich wieder seinen Mitgästen zu. IIlene wusste nicht warum, aber er schien einen etwas nervöseren Eindruck zu machen als vorher.
"In Ordnung, kommt heute Abend am neunten Glockenschlag zum Hintereingang des Palastes", flüsterte der Wirt schnell und entfernte sich gleich, tat so, als müsse er dringend einen Gast bedienen. Palast? Waren die Huren doch für den Herrscher gewesen? IIlene warf sich wieder den Schleier über und verließ die Taverne, Gedanken zuckten ihr durch den Kopf. War das jetzt ein Reinfall oder nicht? Der Palast, das hieße ja, der Herrscher von Lut Gholein wäre ein Mitglied der Obscuritas. War das möglich? Ihr Herz schlug immer schneller, aufgeregt eilte IIlene durch die Gassen. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, sie musste heute Abend dort auftauchen. Aber nicht als das, was die Kerle erwarteten.....

-Update 15.05

Es war immer noch heiß, als die Sonne hinter dem sandigen Horizont verschwunden war, und die ersten Fackeln in Lut Gholein brannten. Die Läden waren geschlossen, das Volk strömte in die Tavernen und Lokale. Die Nacht legte langsam ihren Schleier über die Wüste, bereitete einem durch die dunklen Gassen eilenden Schatten viele Wege der Dunkelheit. Dieser verharrte vor dem Palast, schlüpfte durch ein Gebüsch weiter zu der Rückseite des großen Gebäudes. Überall brannten Lichter in der Residenz, man konnte Frauen und Männer darin lachen hören. IIlene huschte weiter an der Mauer entlang, bis sie schließlich einen Teil des Palastes bemerkte, der anscheinend im Moment unbenutzt war. Auf jedenfall war dort kein Licht zu sehen. Flink kletterte die junge Frau an der Mauer hoch, hechtete durch Fenster und den Vorhang durch in den Raum. Sofort blieb sie stehen, sah sich um.
"IIlene!", konnte sie plötzlich eine Schreien vernehmen. Der Angesprochene blieb fast das Herz stehen, die Stimme kannte sie doch....
Eher sie reagieren konnte, flammten plötzlich mehrere Fackeln im Raum auf. Die am Boden knieende IIlene musste kurz die Augen zusammenkneifen, das Licht blendete sie. Doch dann nahm sie langsam die Hand vom Gesicht weg und hielt panisch die Luft an. Mehrere Männer standen schwer bewaffnet in dem mit farbigen Mosaiken ausgeschmückten Raum. Sanft wehten die roten Vorhänge der Fenster in der Brise, zur Mitte des Raumes hin bewegte sich ein prächtig angezogener Mann. Doch IIlene hatte in dem Moment nur Augen für die gegenüberliegende Mauer. Dort hin Marie, angekettet. Der Fremde aus der Taverne hielt ihr ein Messer an den Hals. Der jungen Frau wurde heiß und kalt zugleich, das durfte nicht sein!
"Wir haben Euch bereits erwartet, Saevitia.... Ihr habt uns warten lassen", sprach der Fremde in der Mitte des Raumes plötzlich, spöttisch und vorwurfsvoll war seine Stimme.
"Wer seid Ihr?", fragte IIlene und versuchte, das Zittern zu unterdrücken.
"Ihr solltet doch wissen, wer ich bin... Ungläubige!", zischte der Mann und stand mit verschränkten Armen da. Wieder dieser Hass in den Augen, bei allen Anwesenden. Sie grinsten, ließen ihre Waffen kreisen.
"Lasst sie gehen, Ihr habt ihr schon genug Leid zugefügt!", grollte IIlene und stand auf.
"Ihr seid gar nicht in der Position, irgendwelche Forderungen zu stellen. Legt Eure Waffe ab und ergebt Euch, ansonsten wird mit dem Mädchen da hinten kurzer Prozess gemacht!", drohte der Mann.
IIlenes Herz krampfte sich zusammen, wenn sie das machte, waren sie beide tot. Marie und sie. Die Krieger hier im Raum machten keinen Hehl daraus, was sie vorhatten. Sie schienen ihr Handwerk zu verstehen, und es waren ziemlich viele. Zu viele, um siegreich aus dieser Schlacht hervorzugehen. IIlenes Herz raste, ihr Atem ging stoßweise. Was sollte sie tun? Marie, sie musste sie irgendwie retten!
"Legt Eure Waffen ab, sofort!", zischte der Mann und holte sie aus ihren Gedanken.
"Woher habt Ihr gewusst, dass ich komme?", fragte sie dumpf, um Zeit zu schinden. Dabei nestelte sie an ihren Krallen herum, tat so, als würde sie die Verschlüsse öffnen.
"Nachdem, was Ihr in Duncraig angerichtet habt, unsere Brüder so grausam niederzumetzeln... wundert Euch das noch, Ungläubige? Wir werden Euch für Eurer Verbrechen bestrafen, Euch zeigen, was Obscuritas mit Feinden der Sache macht! Jetzt legt endlich die Waffe ab!", rief der Fremde ungehalten. Jemand musste das Massaker doch überlebt haben. Und vor ihr hier aufgetaucht sein, schoss es IIlene durch den Kopf. Dieser Gedanke lähmte sie fast.
"IIlene, bitte hilf mir!", rief Marie weinend, Ketten rasselten, als sie sich bewegte. Es brach IIlene fast das Herz, sie so leiden zu sehen.
"Du willst nicht gehorchen?", rief der Mann entzürnt und gab ein Zeichen. Der Mann mit dem Messer rammte die Klinge in die Schulter von Marie, ein Kreischen ging durch den Raum.
"Marie!", brüllte IIlene und stürmte kopflos los. Sofort lösten sich die Krieger von den Wänden und rannten ebenso auf IIlene zu. Der Fremde grinste boshaft und trat zurück.
"Da Ihr sowieso bald sterben werdet, werden wir Euch noch die letzten Sekunden Eures Leben leiden lassen, so wie Ihr unsere Brüder!", lachte der Mann und gab abermals ein Zeichen. IIlene blockte gerade den ersten Krummsäbel ab, als sie völlig geschockt zusehen musste, wie der Mann aus der Taverne das Messer an Maries Hals setze und zudrückte. Langsam zog er das Messer rüber, Marie schrie kurz auf bevor es in einem Gurgeln endete. Blut schoss den Hals hinab, färbte des Kleid rot.
"Marieeee!", brüllte IIlene außer sich, drehte sich um und rannte zu dem Fenster wo sie herkam.
"Was? Hinterher!", rief der Anführer überrascht, aber IIlene hörte es nicht mehr. Sie rannte, Tränen schössen ihn in die Augen. Sie sprang aus dem Fenster, rollte sich ab und rannte weiter. Panik trieb sie an, doch dann kam wieder ein Gefühl hoch, welches sie schon einmal hatte. Unbändige Wut kochte hoch, ließ sie die Zähne knirschen und die Fäuste ballen. Marie! Diese Schweine! Immer wieder war der entsetzte Blick von ihr vor ihrem inneren Augen, wie die Klinge langsam den Hals aufschlitzte. IIlene brüllte ihren Schmerz raus, rannte durch die Gassen von Lut Gholein.

Atemlos kletterte die junge Frau in ihre Zimmer, ging in die Knie und weinte bittere Tränen.
"Was ist passiert?", konnte sie plötzlich hören, und Licht erfüllte den Raum. Izual.
"Was passiert ist!? Sie haben Marie umgebracht, die Schweine! Wo wart Ihr!?", rief IIlene aufgebracht.
"Ich kann nicht überall gleichzeitig sein.... Marie haben sie umgebracht, sagt Ihr? Die arme Seele....", meinte der Erzengel bedauernd. IIlene schwieg. Ihr letzter Satz hallte ihr im Kopf nach. Wo war Izual? Er war doch sonst immer aufgetaucht, wenn es wichtig war. Warum jetzt nicht?
Sie sah den Erzengel an, irgendwie hatte sie plötzlich ein mieses Gefühl. Und ihr Gefühl hatte sie noch nie betrogen. Warum? IIlene keuchte, fieberhaft versuchte sie Herr ihrer Gedanken und Gefühle zu werden. In einem Moment schluchzte sie auf, im anderen hieb sie mit der Faust vor Wut auf den Boden. Irgendwas war in ihr, wollte raus. Was war es? Plötzlich kam ihr der Händler auf der Karre in den Sinn. Warum?
"Das ist ziemlich gefährlich, erst vor kurzem hat man eine tote Nonne in Kingsport gefunden", so hallte der Satz in ihrem Kopf nach. IIlene hielt die Luft an, warum kam diese Erinnerung, irgendwas in ihr schlug Alarm. Immer wieder ging sie den Satz in Gedanken durch. Eine tote Nonne in Kingsport.... Nonne.... IN Kingsport!? IN KINGSPORT! IIlene riss die Augen auf, er musste einen Mord in Kingsport selber meinen, nicht am Fluss.
"Was ist los?", fragte Izual besorgt. IIlene keuchte. Izual hatte ihr doch die Kleidung einer Nonne gegeben. Und dann eine tote Nonne in Kingsport. Als wäre ein Damm gebrochen, stürmten weitere Gedanken in ihren Kopf. Warum war Izual in Duncraig so schnell zur Stelle? Hatte den Bischof gleich getötet, obwohl man ihn hätte ausfragen können? Das Gesicht... des Bischofs. Diese Überraschung. Sie dachte, das sei wegen dem ersten Anblick des Erzengels... aber es konnte auch der überraschte Blick eines Menschen sein, der einen Bekannten in getauschter Rolle sieht. Wenn Izual sie immer verfolgte, warum war er vorhin nicht da?
"IIlene, beruhigt Euch wieder", sagte der Erzengel und hob ihr die Hand hin. Izual. IIlene sah ihn an, war er.... er konnte doch nicht?
Die junge Frau sprang auf, schnappte sich ihren großen Seesack und sprang wieder aus dem Fenster. Kaum war sie auf dem Boden konnte sie hinter sich etwas hören. Instinktiv rollte sie sich ab, als knapp neben ihr eine Klinge in den Boden schlug. IIlene rappelte sich auf und rannte aus dem Hinterhof. Sie warf einen Blick zurück, sah Izual mit gezogenen Schwert, wie er hinter ihr hersah. Dann verschwand er, anscheinend wollte er nicht, dass er von den Leuten in der Gasse gesehen wurde. IIlene rannte weiter, die Anwohner von Lut Gholein wichen angstvoll zurück, als die Fremde mit dem schwarzen Anzug und den Klauen vorbeirannte. IIlene keuchte, alles schrie innerlich auf. Benutzt! Sie wurde nur benutzt! Die ganze Wut und der Hass spülte das letzt bisschen Menschlichkeit aus der jungen Frau, beißender Schmerz peinigte ihr Herz. Feuer schien durch ihre Venen zu fließen, ohnmächtige Wut. IIlene sah rot, war wie ein geschundenes Tier welche in die Ecke zurückgedrückt wurde und nun Amok lief. Der Verlust von Marie und der Verrat hatten aus der jungen Frau das gemacht, was sie die ganze Zeit über unterdrückt hatte... eine Killerin, welche nichts mehr zu verlieren hatte.

Dunkelheit. Es umgab sie. Sie konnte ihr Herz schlagen hören. Ansonsten nichts. Langsam öffnete IIlene die Augen und sah auf das Grab unter sich. Zusammengekauert, mit dem Kopf auf dem Knie saß sie auf einem großen Grabstein. Mitten im dunklen Friedhof. Ihr Blick ging dumpf runter, er war leer. Kalt. Ohne Gefühle. Sie bemerkte frisches Blut an ihren Krallen, wie es auf den Grabstein tropfte. Zwei Fackeln brannten am Eingang des Friedhofs, unruhig ihre Flammen. So, als würden sie ängstlich versuchen, vor ihr zurückzuweichen. IIlene war ruhig. Kein inneres Schreien mehr, keine Gefühle, welche sie quälten. Ruhig. Taub. Leise. Kein Gedanke. So saß sie da. Wusste nicht, was nach dem Blackout in der Gasse passiert war. Sie konnte sich nicht erinnern. Aber es war ihr auch egal. Das Blut an ihrer Klinge. Egal.
Langsam richtete sie sich auf, sprang elegant vom Grabstein hinab. Izual. Er hatte sie verraten. Auch an die Attentäterinnen. Es gab alles einen Sinn. Er wusste genau, wo der Stützpunkt in Duncraig war, er brauchte dort nur warten. Und er wusste auch, dass sie nach der Flucht aus Duncraig hierher kam. Alles hatte er gewusst. Die Attentäterin auf seinem Zimmer, das war auch er gewesen. Hatte der Gilde mitgeteilt, wo sie war. Nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatte. IIlene dachte nach. Izual steckte drin. Wie tief, das wusste sie nicht. Er wollte, dass sie in Duncraig aufräumte. Warum? Warum legte er selbst Hand an? Um einen Konkurrenten einzuschüchtern? Um in der Sekte aufzusteigen?
Er hatte sie belogen, missbraucht. Er wollte sie töten, schon in Duncraig. Mit Hilfe der Attentäterinnen. Und hier hatte er auf sie gewartet. Mit dieser unmenschlichen Falle. Dachte wohl, dass sie ihre Waffen abgelegt hätte und zusammen mit Marie gestorben wäre? Was hätte es beiden genützt, wenn sie so gehandelt hätte? Sie lebte noch, und sie wusste alles. Izual. Sie würde sich rächen. Kein Versuch mehr, sich dagegen zu wehren, gegen ihre Wut. Ihren Hass, der wie Feuer in ihr brannte.
Kühl und emotionslos, so dachte IIlene nach. Izual hatte den Stützpunkt in Duncraig vernichtet. Aber diesen hier wollte er schonen. Wahrscheinlich sein Stützpunkt, oder der Anführer hier war ihm wohlgesonnen. Der Mann in der Mitte des Raumes....
War Izual der Anführer von Obscuritas? Nein, das konnte nicht sein. Sonst hätte er das Problem selbst gelöst. Also musste es einen Anführer über ihm geben. Ein Machtkampf. Sie war eine Waffe gewesen für seine Sache. Um seine Macht auszubauen. Aber... es hieß auch, Izual hatte einen Konkurrenten. Irgendwo. Wahrscheinlich in Kurast. Sie selbst konnte nicht alleine gegen ihn bestehen. Er war zu stark, ihre Waffen konnten ihm nichts anhaben. Aber sein Gegner... der wusste sicher seine Schwachstellen. In Kurast lag womöglich die Antwort.
Doch.... sie jagten sie. Izual musste sicherstellen, dass sie aus dem Weg geschafft wurde. Hier war die ideale Falle. Lut Gholein. Von Wüste umgeben, der Hafen sicher unter Kontrolle der Sekte. Kein Entkommen. Er hatte Zeit, würde sie suchen gehen. Oder suchen lassen. Wie sagte er so schön, ein Jäger schickte seine Bluthunde. Blutritter. Ein Grinsen umspielte ihren Mund. Teuflisch. Alles hatte er geplant, sie waren nur Marionetten in seiner Hand. Doch er unterschätzte sie. Sie würde sich rächen. Egal, wie falsch dieses Gefühl sein sollte, es interessierte sie nicht mehr. Es interessierte sie auch nicht mehr, wie sie dorthin kam. Egal. Sie war Saevitia die Killerin, IIlene war mit Marie verblutet. Jetzt spielte sie nach seinen Spielregeln. Brutal. Böse. Es war ihr egal. Rache.
IIlene dachte weiter nach, wie sollte sie nach Kurast kommen? Wie dort überleben? Eine Idee kam ihr in den Sinn, ein Plan. Ruhig schritt sie zwischen den Grabsteinen durch, auf den Ausgang zu. Mit unbewegter Miene verschwand die Frau in die Nacht, in die Gassen von Lut Gholein.

- Update 19.05

Ein Matrose fluchte, musste er doch mitten in der Nacht die verdammte Ladung noch einladen. Sie waren spät dran, der Händler hatte nicht geliefert. Schnaufend trug er ein Fass an Bord, rollte es in den Lagerraum. Dann trat er wieder an Deck, ging zum Pier. Wo war Dagan? Hatte sich der faule Hund verzogen?
"Dagan, wo steckst du? Komm her und hilf mir!", rief der Matrose wütend über den Pier. Keine Antwort. Murrend fing der Mann an zu suchen, vielleicht lag der Armleuchter irgendwo und schlief. Zutrauen würde er es ihm ja.,
"Dagan!", rief er immer wieder in die Dunkelheit. Er ging an einem Kistenstapel vorbei, sah im Schein einer Fackel die Mauer einer Lagerhalle. Und erstarrte.
"Mein Gott!", keuchte der Matrose, dreht sich um und rannte fort. An der Wand hing sein Kollege, mit dem eigenen Säbel durch den Schädel getrieben. Mit dem Dolch war ein Zettel an seine Brust gerammt. "Stellt mich in Kurast..... Saevitia", stand dort mit Blut geschrieben. Eine Botschaft, welche sicher nicht überlesen wurde.....

IIlene huschte durch die Nacht, drückte sich an eine Hausecke in den Schatten. Still musterte sie die Umgebung, Patrouillen überall. Nicht, dass sie das irgendwie beunruhigte, hatte sie dieses doch schon geahnt. Vor allem, nachdem sie den Matrosen an der Wand gefunden hatten. Bald würde sich das in ganz Lut Gholein herumsprechen, das konnte selbst die Sekte nicht verhindern. Irgendein Spitzel der Attentäterinnen würde davon Wind bekommen, auch ihren Text. Darauf baute IIlene. Die Attentäterinnen würden in Kurast ausschwärmen und die Sekte dort schön unter Druck setzen. Denn die junge Frau war sich sicher, mit Obscuritas würden die nicht zusammen unter einer Decke stecken. Izual hatte sich sicher als göttlicher Bote ausgegeben, wie er es bei ihr getan hatte. Hatte auch die Attentäterinnen getäuscht. Das Spiel war riskant, denn die Gilde suchte sie jetzt in Kurast. Und sie wussten, wer sie war. Aber das nahm sie in Kauf, Hauptsache, die Sekte wurde bei ihrer Suche behindert. Vielleicht konnte man die beiden Parteien später gegeneinander hetzen, wenn sich eine Möglichkeit bot. Doch erstmal musste sie aus Lut Gholein heraus.
Kaum hatte ihr die Patrouille den Rücken zugedreht, stürmte sie leise nach vorne. Ihre Krallen zerrissen ihm den Nacken, er hatte nicht mal Zeit, zu schreien. Kaum war er zu Boden gesunken, packte die junge Frau ihn und zerrte ihn in eine dunkle Ecke. Dann schlich sie weiter zum Hafen, ruhig und ohne Hast.
Mit einem Sprung flog sie hinter einen Kistenhaufen, duckte sich. Zwei Wachen direkt an der Hafenmauer, neben den Schiffen. Doch IIlene wollte gar nicht auf ein Schiff, sie hatte andere Pläne. Flink stahl sie sich von Kiste zu Kiste, an den Rand des Hafens. Ruhig musterte sie den Pier mit seinem Brackwasser. Und fand, was sie suchte. Ein kleines Ruderboot, welche in der Nähe der Kanalisation festgezogen war. Ein letztes Mal sah sie sich um, die Wachen waren weit genug weg.
Leise stieg sie ins Ruderboot, legte den Seesack ab. Dann löste sie das Tau und stieg ins Wasser, hielt sich hinten am dem Boot fest. Rudern war zu laut, also musste sie aus dem Hafen schwimmen. Lautlos, so glitt das kleine Ruderboot durch den Hafen, angetrieben durch ihre Füße. Ihr Blick wanderte, musterte die Umgebung. Ruhig schwamm sie mit dem Boot aus dem Hafen, stieg dann ein und ruderte ein Stück hinaus auf die offene See. Nun hieß es warten, bis ein Schiff den Hafen verließ. Geduld hatte die junge Frau, und alle Zeit der Welt. Wie eine Spinne, welche im Netz auf ihr Opfer lauerte. Ruhig starrte sie zu der hell erleuchteten Stadt, nur das Plätschern der Wellen gegen den Rumpf war zu vernehmen.

Missmutig sah der Kapitän zu, wie sein Schiff durchsucht wurde. Von oben bis unten, jeder Kiste, jedes Fass wurde geöffnet. Er wollte so schnell wie möglich hier weg, die Sache stank. Überall diese Stadtmiliz, mitten in der Nacht. Und dann noch der Mord an einem Matrosen hier, der Mörder konnte jederzeit wieder zuschlagen. Eigentlich wollte der Mann erst morgen früh auslaufen, aber die Umstände waren ihm zu heiß. Gerüchte von einem Auslaufverbot machten die Runde, und sie waren wirklich glaubhaft.
Die Matrosen nahmen es mehr oder weniger gelassen, ein großer Teil von ihnen war besoffen. Lange hatte er sie in den Tavernen zusammensuchen müssen, jeden einzelnen.
"In Ordnung, alles sauber", kam einer der Krieger aus dem Lagerraum und nickte. Die Bewaffneten verließen das Schiff ohne weitere Worte. Eilig gab der Kapitän seine Befehle, Leinen los und raus hier! Trotz ihres Alkoholsspiegels verlief alles mehr oder weniger ohne Probleme, und der kleine Frachter löste sich von dem Pier. Die Krieger wachten mir Argusaugen über das Geschehen, Patrouillen überall. Was immer diese Kerle suchten, es musste wichtig sein. Kein Wort war aus denen rauszubekommen, verschwiegen und ruhig standen sie immer da.
Die Segel wurden gesetzt, und langsam trieb der Frachter durch den stillen Hafen. Der Kapitän war nervös, seine Anspannung löste sich erst,als er die schützende Hafenmauer mit den Wellenbrechern passierte hatte. Erleichtert schnaufte er aus, überließ das Ruder einem der nüchternen Männer und ging in seine Kajüte. Er musste die Frachtpapiere noch fertig stellen, es war alles Hals über Kopf reingeschmissen worden am Abend.

IIlene bemerkte den Schatten, welcher im Vordergrund der Stadtlichter aus dem Hafen glitt. Sofort fing sie zu rudern an, immer auf das Schiff zu. Die leichte Brise in der Nacht trieb des große Schiff kaum an, sie konnte es gut abpassen.

Die Matrosen zurrten die Leinen fest, murrten, dass sie so früh raus mussten. Nur weil der Kapitän paranoid war, was hatten sie sich auf dieses Besäufnis gefreut. Diskussionen brachen unter ihnen aus, keiner bemerkte das kleine Ruderboot, welches von hinten auf das Schiff zukam.

IIlene hörte die Männer auf dem Schiff rumstreiten, der Rudergänger am Steuerrad schien sie nicht zu hören. Die junge Frau ruderte so leise wie möglich an das Heck des Schiffes, schnappte ihren Seesack und sprang auf das Ruder des Schiffes. Während das Ruderboot langsam wegtrieb, sprang IIlene auf das Oberdeck über den Kajüten. Eher der Rudergänger reagieren konnte hatte IIlene ihn ihre Krallen in den Rücken beim Herz geschlagen. Sein Schrei ließ die übrigen aufhorchen, erstaunt sahen sie hoch. IIlene packte den Rudergänger uns schmiss ihn ins Wasser, ließ den Seesack fallen und sprang auf das Deck. Die Matrosen eilten zum Waffenständer, aber IIlene schnitt ihnen des Weg ab. Manche zückten einen Dolch, doch auch ohne ihren Suff hätten sie keine Chance gegen die flinke Gegnerin gehabt. Immer wieder zuckten die Krallen vor, trafen einen der Matrosen. Schreie halten über das Meer, Körper bedeckten das Holzdeck. Der Kapitän stürmte heraus, lief kreidebleich an. Dann drehte er sich um, rannte zurück in die Kajüte und schloss die Türe ab. IIlene wich einem ungefährlichen Seitenhieb aus und schlug ihre Krallen in den Hals des unglücklichen Angreifers. Ruhig und ohne Emotionen sprang sie zur Seite, wirbelte um ihre eigene Achse und stieß vor. Der letzte Matrose ging keuchend in die Knie, eher sie ihm den Schädel einschlug. Ihr Blick huschte über das nun glitschige Deck, dann lief sie gemütlich zur Kapitänskajüte. Mit einem wuchtigen Schlag flog die Türe auf, das primitive Schloss bot kaum Widerstand gegenüber ihren wuchtigen Klauen. Der Kapitän hielt einen Säbel in der Hand, musterte sie ängstlich.
"Wer zum Teufel seid Ihr?", fragte er sie keuchend, panisch.
IIlene sagte nichts, griff sofort an. Der Kapitän versuchte noch mit einem Seitenhieb, sich den Gegner vom Leib zu halten, doch sie blockte den Schlag mit ihren Krallen ab. Dabei drehte sich sie einmal um ihre Achse, zog die Krallen nach und ließ sie mit Schwung durch den Hals des Unglücklichen schießen. Blut spritzte durch den Raum, der Mann hielt sich röchelnd den zerschnittenen Hals. IIlene sah emotionslos zu, wie der Fremde in die Knie ging und langsam zu Boden sank. Mit einem schnellen Blick musterte sie den Raum, kein Gegner mehr. Dann packte sie den toten Kapitän und zog ihn an Deck. In den nächsten Minuten konnte man immer wieder ein Platschen hören, in unregelmäßigen Abständen. Dann wendete das Schiff, der Segel schwang um. Fuhr nicht mehr an der Küste entlang, sondern hielt auf die offene See zu. Richtung andere Seite des Kontinents.
Hinter dem langsam davongleitenden Schiff trieben die Leichen der Matrosen in der See, ihre Blick immer noch verzerrt, überrascht. Unter ihnen ihr Kapitän, der dem Grauen entkommen wollte und sie doch alle genau zu diesem geführt hatte.

- Abgeschlosse 27.05

Anfangs hatte IIlene Schwierigkeiten das Schiff zu lenken, doch langsam bekam sie raus wie sie das Segel zu schwenken hatte damit der Wind es Antrieb. Ihr Vater hatte ihr mal vor langer Zeit erklärt wie ein Segelschiff mit dem Wind geführt werden musste, wie man gegen den Wind fahren konnte. Damals hatte sie nur als neugieriges Mädchen gefragt, jetzt kam ihr diese Erinnerung zugute. Eine Seekarte fand sich in der Kajüte des Kapitäns, sie konnte zwar keinen Kurs setzen, sah aber das sie relativ gerade über das Meer fahren musste um nach Kurast zu gelangen. Dazu orientierte sie sich an den Sternen, tagsüber würde sie schlafen und das Schiff einfach mit festgestelltem Ruder treiben lassen. Es war egal ob sie dadurch länger brauchen würde, sie hatte Zeit. Erst mussten sich alle einfinden, die Attentäterinnen würde auch ein paar Tage brauchen um ihre Mitglieder in Kurast zu benachrichtigen. IIlene überlegte viel während sie nachts am Ruder saß und in die Nacht hinaussah. Der Mond ließ das Wasser wie Silber erscheinen, das gurgeln das Wassers am Rumpf.... es beeindruckte sie nicht. Ihre Gedanken drehte sich nur um das Geschehene... und was noch passieren würde. Es gab ein entkommen aus ihrem Leben, die Hoffnung all das hier zu vergessen. Geplatzt. Der Hoffnungsschimmer entpuppte sich als Irrlicht, mit grausamen Folgen. Es hatte keinen Sinn mehr dagegen anzukämpfen, es war ihr Schicksal. Zu morden, zu kämpfen. Damit abfinden, das war das einzige was ihr übrig geblieben war. Der Hass hatte sich ihrer nun komplett angenommen. Durch ihre Adern floss nur Wut, ihr Herz war taub. Keine Gefühle mehr, nichts. Total abgestumpft, total kalt. Was war ein Menschenleben überhaupt noch wert? Sie hatte versucht eine zu beschützen, erfolglos. Wie immer. Wozu das alles? Die Sekte kannte keine Gnade, warum sollte sie diese gewähren? Es machte sie verletzlich, es war unnötig. Warum sich mit dem Schicksal fremder Leute belasten, sich Gedanken um diese machen? Der Tod war schnell und gnädig, es war egal warum und weshalb. Es interessierte sie nicht mehr. Sie hatte ein Ziel vor Augen, und dieses würde sie mit allen Mitteln versuchen zu erreichten. Nur der Tod konnte sie davon abhalten, davor würde sie nicht aufgeben. Den Wendepunkt hatte sie schon lange überschritten, so lange das sie sich nicht mehr daran erinnern konnte diesen jemals vor sich gehabt zu haben. Es gab nur noch diesen Weg durch die Hölle, ohne Wiederkehr. Die Sekte wollte den totalen Krieg, sie würde ihn bekommen. Ohne Skrupel, ohne Hemmungen, bis zum bitteren Ende.
 
So, jetzt hatte ich mal Zeit und Lust zu lesen. Und schon gehts los mit der üblichen Kritik. ;)

Vorsichtig einen Fuß nach dem anderen setzend, um niemanden auf die Füße zu treten.
Das klingt für mich als würde Sie rückwärts gehen. Ich würde es "..Fuß vor den...." formulieren.

Als mal wieder alles stand schloss sie seufzend die Augen und genoss die Sonne, welche ihr ins Gesicht schien.

Eine letzte Gasse erklimmend erreichte die junge Frau ein älteres Haus, blieb davor stehen.
Eine Gasse erklimmend klingt auch nicht so toll. Man erklimmt einen Berg, aber keine Gasse.

So manches Licht brannte noch in den Tavernen, immer wieder drang der grölen der Trunkenen durch die Nacht.
das Gröhlen ;)

Er vor einer kleinen Villa verharrte dieser, schien sich umzusehen.
Das "Er" ist zuviel.

Ohne zu zögern öffnete die Gestalt die Türe und schlüpfte ins Zimmer. Ohne einen laut schloss sich die Türe wieder hinter ihr.
Die Wiederholungen könntest Du rausbringen in dem Du die Beiden Sätze zu einem zusammenführst. Ohne zu zögern öffnete die Gestalt die Türe, schlüpfte sie ins Zimmer und geräuschlos wurde der Zugang wieder geschlossen.

So, ich hab mal den ersten Teil gelesen. Die Geschichte entwickelt sich recht gut. Ich habe die Rechtschreibfehler NICHT beachtet, nur so ein paar Dinge vom Satzbau her.
 
Nachdem ich so lange nichts von mir habe hören lassen, ich bin wie immer begeistert und ich habe natürlich auch die andere Geschichte Wie die Faust aufs Auge gelesen, endlich mal was fürs Herz, das war bestimmt der gute Einfluss von Pitmistress. Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht, vor allem voher die Attentäterinnen wußten, wo sich Illene befand. So ich werde dann mal das neuste Up-Date lesen.
Liebe Grüße an alle
Samira
 
Hallo zusammen.

Hab mir erstmal die Story im Bann der Dämonen gelesen. Fand ich echt sehr gut. Bin deswegen kaum zum Schlafen gekommen weil ich immer Nachts gelesen hab. :D

Die Neue hab ich angefangen und bin sehr gespannt wie es weitergeht. Fängt auf jeden Fall schon mal gut an :top: .

Schade nur das du mit den "Gereizt" Stories aufgehört hast. Die hab ich auch sehr gern gelesen.

Vielen Dank dafür mir und den anderen den Tag zu verschönern!

barbMa
 
Ich hab ne schlechte Nachricht Ifu, ich muss deine Story hier leider erstmal aus meiner Lese-Liste streichen. ich bin froh wenn ich zeit hab alle anderen zu lesen, und du postest halt doch die grössten Updates. Aber ich hol alles nach, versprochen :angel:
 
@ Redwood
Hab deine Kritikpunkte ausgebessert....was?..... was kuckst mich so an?... Ja wirklich, ich hab sie diesmal echt ausgebessert! :D

@ Samira
Danke für das Lob, Ich und Pitti freuen uns wenn dir das lesen unseres gemeinsames Werkes gefallen hat. Und wie diese Story hier weitergeht, lasse dich überraschen ;)

@ barbMa
Den einen halte ich vom schaffen ab, den anderem vom schlafen... bin doch echt ne dumme Sau :cry:













:lol:;)
Auch hier, freut mich sehr das es dir bisher gefällt. Hoffe ich kann den Eindruck bis zum Schluss halten :)
Wegen der Gereizt!-Reihe, wenn man selber nicht mehr spielt kommen einem kaum noch Ideen dafür. Das Diablothema bietet zwar an sich noch eine Menge Potential, aber um die Spieler in dem Ba(e)ttelnet auf die Schippe zu nehmen... das geht nicht mehr. Das machen die mittlerweile selbst perfekt :(

Warum macht das eigentlich kein neuer Autor mehr, ich meine ne witzige Reihe verfassen? Das kann doch nicht sein das her lauter humorlose Geister rumrennen, wäre das mal wieder ne Abwechslung ;)

@ Saturn
gerade noch gesehen. Macht doch nichts, die Story rennt nicht weg :)
Sorry wenn du gerade so viel Stress hast, hoffe du gönnst dir auch mal etwas Ruhe.
 
Ruhe, was ist das?! An mir kann man im Moment Strom abzapfen... ;(

Wenn du ne witzige Reihe suchst übersiehst du wohl eine gewisse (un)regelmässig erscheinende Kolumne von mir?! :no:
 
Deswegen hab ich gerne nicht geschlafen. Ist eh Zeitverschwendung :D (also das schlafen natürlich).

Wenn ich die Erlaubnis von dir krieg würde ich die Reihe weitermachen wollen. Also mal versuchen. Spiel zwar nicht im Bettelnet (haha, ist aber zu geil) aber Ideen hab ich auch. Denke ich. Auf jeden fall kann man das schön aufgreifen. Überleg dirs mal. Wenn du nicht willst ist es auch ok.
 
Saturn schrieb:
Ruhe, was ist das?! An mir kann man im Moment Strom abzapfen... ;(

Wenn du ne witzige Reihe suchst übersiehst du wohl eine gewisse (un)regelmässig erscheinende Kolumne von mir?! :no:

Ich sagte witzig....

















Neeeein, bitte nicht schlagen, war doch nur ein dummer Witz!*flücht*duck* :D
Deine Ausführungen sind in der Tat erheiternd, aber sie handeln nicht so sehr von Diablo und den alltäglichen Dingen des Battlenets, was ich eigentlich meinte. Die allermeisten hier versuchens sich gleich an einer großen, ernsten Story. Die lustigen Seiten des Irrsinns hier finden dagegen weniger Anhänger...

@ barbMa
Du kannst ruhig über Diablo und Co weiterschreiben, aber ich würde es im eigenen Namen machen. Sosnt wirkt es ein Stück weit nachgemacht, und das wäre doch Schade wenn man sich erstmal durch Vorurteile kämpfen müsste ;)

Dann mach dich mal ran, bin gespannt was rauskommt :)
 
Klar mach ich das unter meinen Namen. Will ja deinen guten nicht beschmutzen :angel: .

Schreib dann "Inspired bei Ifurita" . Ist das OK für dich?

Wieviel Zeit hast du den so ungefähr für so eine Geschichte gebraucht? Damit ich das ein bissl einschätzen kann.
 
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