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Ehre und Lob der Walküre und Behäbigkeit
oder: wie ich lernte, von Killspeed loszukommen
oder: Erlebnisse einer verwirrten Palastwache
„Ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, warum mich drei Walküren begleiteten, aber ich nicht eine Amazone sehen konnte, die sie herbeigerufen hatte.“
(Fassel, Mitglied der Palastwache zu Lut Gholein)
Ich liebe Speeramazonen. Ich kann unmöglich die rosarote Brille ablegen, wenn ich sie betrachte. Ich würde nicht so weit gehen, mir Negatives, das ich an ihnen finde, nicht einzugestehen; allein – es fällt mir überaus schwer, dergleichen wahrzunehmen. Speeramazonen sind einfach großartig, wunderschön und mächtig. Ich liebe Speeramazonen. Es war eine Liebe auf den ersten Blick: mein allererster Charakter in Diablo 2 war eine Speeramazone. Sie hieß Laetitia (*). Und es war damals nicht abzusehen, wie prägend diese erste Mal für mich sein würde.
Es seien also all diejenigen gewarnt, deren Kriterien bei der Auswahl der Charaktere einzig und allein die „Effektivität“ ist. Diese kann ich nicht versprechen, denn sie ist mir gleichgültig. Diablo 2 ist ein Spiel, also geht es um Spaß. Und Spaß hatte ich habe ich mit Amazonen, die lange, todbringende Lanzen in ihren zarten und geschickten Händen tragen. Wenn ich an diese blonden Schönheiten denke, sind meine ersten Gedanken nicht, welchen Nutzen sie mir bringen könnten. Es gibt Charaktere, die andere Charaktere schneller durch die Schwierigkeitsgrade tragen, auf dass sie sich am Ende wie Blutegel an der Erfahrung laben, die sie zur Genüge im Thronsaal finden. Es gibt Charaktere, die geeigneter sind, den Monstern kostbare Schätze abzuringen. Aber was schert mich das? Es geht um ein Spiel, und damit um Spaß – und es geht um eine große Liebe meines Lebens (eine rein platonische, das nur am Rande).
Der Speeramazone stehen drei verschiedene Speerangriffe zur Verfügung, die physischen Schaden austeilen. Einer davon ist ein Klassiker, „Stoß“ (engl.: Jab) genannt, der die Vorbedingung für alle anderen ist.
Der nächste ist zumindest zu manchen Zeiten von manchen Spielern benutzt worden. Zu Recht, „Widersetzen“ (engl.: fend) ist bei weitem nicht so schlecht, wie heute von vielen angenommen wird.
Der dritte und letzte stand immer im Schatten der beiden oben genannten. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein seltsamer Scherz seitens Blizzards. Die Angriffs-“Geschwindigkeit“ gehört wohl zu den langsamsten im ganzen Spiel, es wird nur ein einzelner Gegner damit attackiert, er hat eine hohe Chance darauf, dass die Waffe Haltbarkeitspunkte einbüßt und als ob das alles nicht abschreckend genug klänge, ist er auch noch „unterbrechbar“: wird die Amazone angegriffen, während sie versucht ihn auszuführen, bringt sie ihn nicht zu Ende.
Es ist der Angriff, den auch die treueste Begleiterin der Amazone verwendet. Er heißt... „Aufspießen“ (engl.: impale).
Um „Aufspießen“ ging es mir, also ich fühlte, dass es wieder an der Zeit sei, mit einer speerbewehrten Amazone in Sanktuario nach dem rechten zu sehen. Ich hatte „Aufspießen“ in meiner ganzen Spielerlaufbahn noch nie ernsthaft als Alternative zu „Stoß“ oder „Widersetzen“ in Betracht gezogen. Nach fast 7 Jahren war es also höchste Zeit, ihm wenigstens eine Chance zu geben.
„Aufspießen“ hat ja auch durchaus positives zu bieten: der Schadensbonus ist enorm, gigantisch, traumhaft. Der Bonus auf den Angriffswert nicht minder. Das Problem mit der Laaangsamkeit lässt sich zumindest abmildern, indem man ein wenig auf erhöhte Angriffsgeschwindigkeit achtet. Der ärgerliche Verlust von Haltbarkeitspunkten ist mit selbstreparierenden oder gar unzerstörbaren Waffen nicht mehr so tragisch. Und die Gefahr des Unterbrechens kann verringert werden, indem man alle Möglichkeiten nutzt, um Feinde zu verlangsamen, verwirren oder verkrüppeln oder gar erstarren zu lassen.
Julchens Werdegang
Julchen erblickte das Licht der Welt und die Welt war feindselig. Kaum geboren, standen ihr schon die ersten Aufgaben bevor: einen anstehenden Angriff auf das Lager der Jägerinnen abwehren. Die diabolischen Horden versammelten sich in einer nahen Höhle. Julchen war klein, sie war schwach doch statt Furcht waren nur Neugierde und Tatendrang in ihrer Brust. Mit dem ersten erbeuteten Gold kaufte sie sich bei Charsi einen Speer und schwor sich, niemals wieder Wurfspieße zu benutzen. Wurfspieße sind keine Speere!
Sie erlernte die Grundlagen des Speerkampfes, „Stoß“ und stach sich anmutig und gewandt durch die Schergen des Bösen. Nichts konnte sie aufhalten und als sie das 12. Level erreichte war es endlich soweit: das Studium des „Aufspießens“ stand ihr offen. Ein erster Fertigkeitenpunkt, die ersten Praxistests. Was für ein Schaden! Brutal druchbohrte sie die Herzen der Feinde und streckte sie auf einen Streich nieder. Aber es war noch ein weiter Weg bis zu der Meisterschaft dieser rohen Kunst. Es gab viele Hindernisse aus dem Weg zu schaffen:
die Verminderung der Haltbarkeit war nicht nur lästig, sondern unbeschreiblich grausam lästig. Charsi lächelte spöttisch, wenn Julchen alle 2 – 3 Minuten in das Lager zurückkehrte und um eine Reparatur ihrer Waffe bat.
Die Angriffsgeschwindigkeit war quälend langsam. Zwar trug sie kostbare und nützliche Ausrüstungsgegenstände, die ihr von ihrem Gönner und Liebhaber überreicht worden waren, die Handschuhe und die Schärpe aus dem Satz „Tod und Teufel“ und die legendäre Rüstung „Zuckzappel“, aber das Ergbnis war unbefriedgend.
Dazu stellte sich die Jägerin als liebenswerte aber ungeeignete Begleiterin heraus: zwar verlangsamten deren Eispfeile die Monster, aber eben nicht alle. Julchen wünschte sich einen starken Recken, hinter dessen Rücken sie sich verstecken konnte. Und sie sehnte sich nach der traditionellen Begleiterin jeder Amazone, der göttlichen Walküre. Sie wusste, dass sie sich in Geduld üben musste, denn erst in Lut Gholein konnte man Palastwachen anheuern und bis die Götter sie für würdig befinden würden, eine himmlische Begleiterin zu erlangen, musste sie gar die 30. Stufe erreicht haben!
Der Mut des Anfangs versickerte, zwar besiegte sie die Maid der Schmerzen und öffnete sich somit den Weg nach Lut Gholein, der Perle der Wüste, aber dennoch hatte sie das Gefühl, nicht schnell und gut genug voran zu kommen.
Wird Julchen aufgeben und den Rest ihrer Tage in Atmas Schenke zubringen? Wird sie die Zähne zusammen beißen und weitermachen um ihr Ziel zu erreichen?
Vielleicht erfahren wir das ein anderes Mal, so Interesse in ausreichendem Maße bekundet wird. Bis dahin allen Lesern einen freundlichen Gruß, aufrichtigen Dank für die Geduld, diesen Text gelesen zu haben und den Mut, den Schritt zu wagen und eine neue Speeramazone in die Welt zu setzen.
(*)
(nicht zufällige Namenscousine)
oder: wie ich lernte, von Killspeed loszukommen
oder: Erlebnisse einer verwirrten Palastwache
„Ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, warum mich drei Walküren begleiteten, aber ich nicht eine Amazone sehen konnte, die sie herbeigerufen hatte.“
(Fassel, Mitglied der Palastwache zu Lut Gholein)
Ich liebe Speeramazonen. Ich kann unmöglich die rosarote Brille ablegen, wenn ich sie betrachte. Ich würde nicht so weit gehen, mir Negatives, das ich an ihnen finde, nicht einzugestehen; allein – es fällt mir überaus schwer, dergleichen wahrzunehmen. Speeramazonen sind einfach großartig, wunderschön und mächtig. Ich liebe Speeramazonen. Es war eine Liebe auf den ersten Blick: mein allererster Charakter in Diablo 2 war eine Speeramazone. Sie hieß Laetitia (*). Und es war damals nicht abzusehen, wie prägend diese erste Mal für mich sein würde.
Es seien also all diejenigen gewarnt, deren Kriterien bei der Auswahl der Charaktere einzig und allein die „Effektivität“ ist. Diese kann ich nicht versprechen, denn sie ist mir gleichgültig. Diablo 2 ist ein Spiel, also geht es um Spaß. Und Spaß hatte ich habe ich mit Amazonen, die lange, todbringende Lanzen in ihren zarten und geschickten Händen tragen. Wenn ich an diese blonden Schönheiten denke, sind meine ersten Gedanken nicht, welchen Nutzen sie mir bringen könnten. Es gibt Charaktere, die andere Charaktere schneller durch die Schwierigkeitsgrade tragen, auf dass sie sich am Ende wie Blutegel an der Erfahrung laben, die sie zur Genüge im Thronsaal finden. Es gibt Charaktere, die geeigneter sind, den Monstern kostbare Schätze abzuringen. Aber was schert mich das? Es geht um ein Spiel, und damit um Spaß – und es geht um eine große Liebe meines Lebens (eine rein platonische, das nur am Rande).
Der Speeramazone stehen drei verschiedene Speerangriffe zur Verfügung, die physischen Schaden austeilen. Einer davon ist ein Klassiker, „Stoß“ (engl.: Jab) genannt, der die Vorbedingung für alle anderen ist.
Der nächste ist zumindest zu manchen Zeiten von manchen Spielern benutzt worden. Zu Recht, „Widersetzen“ (engl.: fend) ist bei weitem nicht so schlecht, wie heute von vielen angenommen wird.
Der dritte und letzte stand immer im Schatten der beiden oben genannten. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein seltsamer Scherz seitens Blizzards. Die Angriffs-“Geschwindigkeit“ gehört wohl zu den langsamsten im ganzen Spiel, es wird nur ein einzelner Gegner damit attackiert, er hat eine hohe Chance darauf, dass die Waffe Haltbarkeitspunkte einbüßt und als ob das alles nicht abschreckend genug klänge, ist er auch noch „unterbrechbar“: wird die Amazone angegriffen, während sie versucht ihn auszuführen, bringt sie ihn nicht zu Ende.
Es ist der Angriff, den auch die treueste Begleiterin der Amazone verwendet. Er heißt... „Aufspießen“ (engl.: impale).
Um „Aufspießen“ ging es mir, also ich fühlte, dass es wieder an der Zeit sei, mit einer speerbewehrten Amazone in Sanktuario nach dem rechten zu sehen. Ich hatte „Aufspießen“ in meiner ganzen Spielerlaufbahn noch nie ernsthaft als Alternative zu „Stoß“ oder „Widersetzen“ in Betracht gezogen. Nach fast 7 Jahren war es also höchste Zeit, ihm wenigstens eine Chance zu geben.
„Aufspießen“ hat ja auch durchaus positives zu bieten: der Schadensbonus ist enorm, gigantisch, traumhaft. Der Bonus auf den Angriffswert nicht minder. Das Problem mit der Laaangsamkeit lässt sich zumindest abmildern, indem man ein wenig auf erhöhte Angriffsgeschwindigkeit achtet. Der ärgerliche Verlust von Haltbarkeitspunkten ist mit selbstreparierenden oder gar unzerstörbaren Waffen nicht mehr so tragisch. Und die Gefahr des Unterbrechens kann verringert werden, indem man alle Möglichkeiten nutzt, um Feinde zu verlangsamen, verwirren oder verkrüppeln oder gar erstarren zu lassen.
Julchens Werdegang
Julchen erblickte das Licht der Welt und die Welt war feindselig. Kaum geboren, standen ihr schon die ersten Aufgaben bevor: einen anstehenden Angriff auf das Lager der Jägerinnen abwehren. Die diabolischen Horden versammelten sich in einer nahen Höhle. Julchen war klein, sie war schwach doch statt Furcht waren nur Neugierde und Tatendrang in ihrer Brust. Mit dem ersten erbeuteten Gold kaufte sie sich bei Charsi einen Speer und schwor sich, niemals wieder Wurfspieße zu benutzen. Wurfspieße sind keine Speere!
Sie erlernte die Grundlagen des Speerkampfes, „Stoß“ und stach sich anmutig und gewandt durch die Schergen des Bösen. Nichts konnte sie aufhalten und als sie das 12. Level erreichte war es endlich soweit: das Studium des „Aufspießens“ stand ihr offen. Ein erster Fertigkeitenpunkt, die ersten Praxistests. Was für ein Schaden! Brutal druchbohrte sie die Herzen der Feinde und streckte sie auf einen Streich nieder. Aber es war noch ein weiter Weg bis zu der Meisterschaft dieser rohen Kunst. Es gab viele Hindernisse aus dem Weg zu schaffen:
die Verminderung der Haltbarkeit war nicht nur lästig, sondern unbeschreiblich grausam lästig. Charsi lächelte spöttisch, wenn Julchen alle 2 – 3 Minuten in das Lager zurückkehrte und um eine Reparatur ihrer Waffe bat.
Die Angriffsgeschwindigkeit war quälend langsam. Zwar trug sie kostbare und nützliche Ausrüstungsgegenstände, die ihr von ihrem Gönner und Liebhaber überreicht worden waren, die Handschuhe und die Schärpe aus dem Satz „Tod und Teufel“ und die legendäre Rüstung „Zuckzappel“, aber das Ergbnis war unbefriedgend.
Dazu stellte sich die Jägerin als liebenswerte aber ungeeignete Begleiterin heraus: zwar verlangsamten deren Eispfeile die Monster, aber eben nicht alle. Julchen wünschte sich einen starken Recken, hinter dessen Rücken sie sich verstecken konnte. Und sie sehnte sich nach der traditionellen Begleiterin jeder Amazone, der göttlichen Walküre. Sie wusste, dass sie sich in Geduld üben musste, denn erst in Lut Gholein konnte man Palastwachen anheuern und bis die Götter sie für würdig befinden würden, eine himmlische Begleiterin zu erlangen, musste sie gar die 30. Stufe erreicht haben!
Der Mut des Anfangs versickerte, zwar besiegte sie die Maid der Schmerzen und öffnete sich somit den Weg nach Lut Gholein, der Perle der Wüste, aber dennoch hatte sie das Gefühl, nicht schnell und gut genug voran zu kommen.
Wird Julchen aufgeben und den Rest ihrer Tage in Atmas Schenke zubringen? Wird sie die Zähne zusammen beißen und weitermachen um ihr Ziel zu erreichen?
Vielleicht erfahren wir das ein anderes Mal, so Interesse in ausreichendem Maße bekundet wird. Bis dahin allen Lesern einen freundlichen Gruß, aufrichtigen Dank für die Geduld, diesen Text gelesen zu haben und den Mut, den Schritt zu wagen und eine neue Speeramazone in die Welt zu setzen.
(*)