Hmm.. ich kann es gut nachvollziehen, dass der Unmut in vielen Dingen groß ist. Dennoch: Blizzard hat sich bisher eigentlich immer sehr gut um "seine" Community gekümmert - jahrelanges, wohl abgewägtes patchen, die Blizzcon, Turniere und die direkte Kommunikation mit der Fanbasis lassen sich da als Beispiele nennen.
Ja, die Balance ist schlecht, aber das war sie auch bei WC3, Starcraft und Diablo2. Alle diese Titel haben ihren Ruf eben dadurch bekommen, dass Blizzard jahrelang kontinuierlich nachgebessert hat, und das selten bis nie im wilden Aktionismuswahn sondern fast immer überlegt und sinnvoll.
Selbst beim aktuellen IAS Nerf ist es doch so, dass immerhin alle gleichsam betroffen sind und nicht nur Barbaren und Mönche. Ja, es trifft manche Builds und, je nach Gear, manche Spieler stärker, aber dafür ist die Lösung demokratischer und vorallem durchsichtiger, als wenn die Stats generft werden die die größten Probleme berreiten (LoH) und gleichzeitig die alten "Schwellen" aus D2 wieder eingeführt werden. Dass einzelne jetzt gefrustet sind kann ich zwar verstehen, aber Mitleid muss mit niemandem haben - in der Patchvorschau waren die Pläne ziemlich eindeutig offen gelegt und man hatte wirklich genug Zeit sein Equip schon vor dem Patch etwas anzupassen.
Thema AH: inwiefern unterscheidet sich das Spielen mit dem Auktionshaus jetzt großartig von (Tausch-)Börsen in Internetforen? Bis auf den Fakt, dass es deutlich komfortabler ist? Dass nur Müll dropt ist nebenbei bemerkt glatt gelogen, nur hat man die Vorstellung von Items die man im AH sieht und denkt, dass man halt das Gleiche finden müsste. Somit kann man sich über die 600er 1Handwaffe mit Mainstat und Sockel nicht mehr freuen und denkt, dass nur nutzloser Kram droppen würde.
Ja, es stimmt: es dropt nur wenig Zeug das man wirklich für einen dicken Batzen Ca$h im Auktionshaus verjubeln kann, aber wer konsequent selffound spielt der findet sehr viele nützliche Sachen. Einzig die Droprate und Nützlichkeit von legendären Items und Sets finde ich etwas zu gering, aber vielleicht bessert Blizzard da noch nach.
Und Thema RMAH: ist das jetzt so viel schlimmer, als wenn alle zu Ebay rennen? Oder diversen Anbietern, die die Chatkanäle vollspammen? Ob jetzt Blizzard oder Ebay eine Verkaufsgebühr erhebt ist doch wirklich mal total egal. Geldgeile Spieler hätten ihren Kram auch bei Ebay reingestellt... ich kann die Aufregung ehrlich gesagt hier schwer nachvollziehen. Ich jedenfalls hatte noch an keinem Punkt das Gefühl, dass Blizzard das Spiel aufs RMAH hin abgestimmt hat. Dass sie die Option praktisch und komfortabel anbieten freut mich für alle, die gerne ihr hart verdientes Echtgeld für ein paar Zeilen Programmiercode auf den Kopf hauen möchten - mir selbst aber kanns doch wirklich egal sein, da ich keine spürbaren Nachteile erfahre.
Selbst bei dem Punkt den ich am häufigsten kritisiere, nämlich das sehr schwache Balancing der Skills, kann man Blizzard immerhin nicht vorwerfen hier wahl-, ideen- oder lieblos vorgegangen zu sein - egal wie nutzlos eine Rune oder ein Spell auch sein mag, alle haben ihre eigene Animation, teilweise eigene Soundsets, eine zugrundeliegende Idee (selbst wenn diese z.Z. nicht funktionieren mag). Und wenn man ehrlich ist hatten bisher alle Blizzardtitel diese Probleme. Bei Wc3 waren es nutzlose Einheiten, Gebäude, Upgrades oder schwache Völker, bei D2 waren es komplett nutzlose Items oder Fähigkeiten, bei WoW waren viele Builds oder Fähigkeiten enorm viel schwächer, Bugs bei Content oder Bossen gabs auch zu Hauf...
Wenn Blizzard die Probleme, die man grob unter "Balance" zusammenfassen kann, nicht in einem halben Jahr oder Jahr in den Griff bekommen oder zumindest gezielt angegangen hat, DANN können wir nochmal darüber reden ob Blizzard die Community im Stich lässt und wir alle nur bezahlende Betatester sind. Andernfalls bleiben sie schlicht ihrer Linie treu und veröffentlichen Spiele, welche für ihre perfekte Balance in spe noch Jahre oder Monate brauchen.
Wer heutzutage von Diablo2 als Meilenstein spricht und Diablo3 alle Qualitäten abspricht, der hat wohl Diablo2 nicht direkt nach dem Release gespielt. Dass Diablo3 dabei teilweise deutlich auch hinter meinen Erwartungen und Wünschen zurückgeblieben ist steht außer Frage, damit ist es dennoch die für meinen Geschmack beste Neuveröffentlichung seit Civilization 4 im Jahre 2005.
Es wäre jedenfalls schön, wenn Debatten um das Spiel mal weniger von den eigenen Vorstellungen geprägt und realistisch-nüchtern geführt werden würden. Jeder hat das Recht das Spiel nicht zu mögen, aber das ewige "Ich betrachte es jetzt mal objektiv aus meiner Sicht: das Spiel ist deshalb und deshalb scheisse, weil ist halt so" brauchen wir doch wirklich nicht mehr.
Vollkommen objektive Gründe, weshalb das AH oder das RMAH schlecht sind, habe ich jedenfalls noch nicht gesehen. Dass Blizzard seine Fanbasis bewusst vergraulen würde um die Casuals zu umschmeicheln ist ebenso aus der Luft gegriffen - natürlich will auch Blizzard Geld verdienen, aber wie sie sich dabei kümmern hat eine ganz andere Qualität.
Beim IAS Nerf gilt immerhin "Es ist blöd an bestehenden Items rumzupfuschen", aber solange niemand eine bessere, gleichsam durchsichtige wie ähnlich demokratische Lösung findet sehe ich auch diesen Schritt als gelungen an.