Patch 1.0.4: Ein Kommentar
Der kommende Patch ist der bisher größte Einschnitt in der noch jungen Geschichte Diablo 3's, einem Spiel, welches nicht nur aufgrund fehlender Langzeitmotivatioren überwiegend als gescheiterter Nachfolger mittlerweilen berüchtigt ist. Viele Spieler spielen kaum noch oder haben sich längst anderen Titeln zugewendet.
Das Dasein in Diablo 3 ist schnell aufgeschlüsselt: Man erstellt sich ein Spiel und fängt dort an, Champion Packs zu jagen, um den Nephalem Buff auf 5 zu bringen. Dieser erhöht die Abenteurerwerte deutlich und garantiert sogar einen extra seltenen Gegenstand beim Ableben besagter Packs. Danach je nach Gusto hastet der Spieler am so genannten Trash vorbei auf der Suche nach weiteren Packs und Schatzgoblins, um bei vollem Inventar letztlich in der Stadt zu landen und entnervt alles beim NPC abzuladen, weil mal wieder nur wertloser Plunder dabei war. Neues Spiel, selbe Prozedur. Das Auktionshaus spielt dabei keine unerhebliche Rolle, ist es der einzige verlässliche Weg, seinen Charakter, der, wie nie zuvor in diesem Franchise, auf gute Gegenstände angewiesen ist, um bestehen zu können. Dass dies der Mehrheit nicht genügt, sollte klar sein. Blizzard muss sich wirklich sicher gewesen sein, dass ein vierter Schwierigkeitsgrad ausreicht, um das Gros der Fans für sehr lange Zeit über anderen fehlenden Inhalt hinwegzutrösten. Inhalt, der in den Vorgängern enthalten war. Frust und Ärger überwiegen und mündeten in Abwanderungen zu vergleichbaren Spielen wie 'Torchlight 2', 'Path of Exile' und dem etwas genreferneren, aber nicht uninteressantem 'Guild Wars 2'.
Folglich musste Blizzard etwas tun. Das Spiel gibt den Spielern nicht ausreichend Grund, es sehr viel länger zu spielen als über Akt 1 Inferno hinaus, denn es gibt nichts, was er dort nicht schon auch auf Hölle gesehen hätte.
Neben der längst überfälligen, aber mutmaßlich übertriebenen Aufwertung der legendären Gegenstände, offenbaren sich auch einige andere Änderungen am Spiel und obwohl man nie sicher sein kann, was letztlich passiert, so ist doch schon jetzt sehr klar zu erkennen, wie sich Diablo 3 mit Patch 1.0.4 spielerisch entwickeln wird.
Zunächst wird jeder versuchen, herauszufinden, wo und wie sich das neue Paragon System am effektivsten leveln lässt. Da es lt. Blizzard so lange dauern soll wie ein Level 99 Charakter in Diablo 2 (da wissen wir, dies dauert ungefähr drei Wochen, wenn man den ganzen Tag nichts anderes tut), macht es durchaus Sinn, herauszufinden ob sich ein Gebiet oder eine bestimmte Route als besonders lohnend entpuppen wird.
Dann, oder auch möglicherweise im Gleichschritt, wird sich eine Rückwanderung in den Mehrspieler entwickeln. Bisher war bzw. ist es noch so, dass es weitaus besser ist, alleine in einem Spiel den Nephalem Buff aufzubauen und dann jede Karte des Aktes nach Bosspacks abzusuchen, um hier stets die höchste Chance auf seltene Gegenstände zu haben. Das eigene Equipment ist dabei unterstützend mit Boni auf MF und GF.
Da der Nephalem Buff verändert wird und keine Abenteurerwerte mehr gibt, ist es zum einem nicht mehr notwendig, den gesamten Akt zu farmen. Die Aktbossruns à la Diablo 2 werden zurückkehren. Was zum einen daran liegt, dass der Mehrspieler leichter wird. Die Monster haben weitaus weniger Lebenspunkte. Ausserdem entfällt die Nivelierung des Gegenständefindens aller Gruppenteilnehmer, was auch dazu führte, dass sich niemand gerne im Mehrspieler herumtrieb. Die Gefahr, dass das eigene Spiel und die Ausbeute durch andere, schlechter ausgerüstete oder spielende Spieler beeinträchtigt würde, war schlicht zu hoch.
Wenn sich nach und nach die Spieler dem Maximum des neuen Systems annähern und damit auch das neu angesetzte Maximum von 300 % erreichen, entfällt mehr und mehr die Notwendigkeit, Gegenstände mit Abenteurerwerten anzuziehen. Es erfolgt eine Gleichschaltung aller Spieler und damit der Wegfall der Wichtigkeit von Magic Find. Dies ist mit die beste Änderung, die Blizzard an Diablo 3 je vorgenommen hat. Der Zwang, sich bei dem derzeitigen System auf MF verlassen zu müssen, weil es eben nicht nur die Chance an sich erhöht, sondern auch die Qualität, lässt bei der aktuellen Ausbeute mehr als genug Wut aufkommen, denn keiner ackert gerne stundenlang, um dann nichts in der Hand zu haben.
Bleibt zu hoffen, dass Patch 1.0.4 der Schritt in die richtige Richtung (die derzeit eindeutig pro Diablo 2) ist und wir alle den Spaß wiederfinden bzw. ihn das erste Mal entdecken.
Edit: @Unter mir, okay, das habe ich dann falsch interpretiert, ich verstand es so, dass der Erfahrungsbonus ANSTELLE des MF/GF Bonus kommt und nicht ZUSÄTZLICH. Im deutschen Artikel war das nicht so deutlich wie im von Dir zitierten Englischen. Aber so richtig ändern tut es ja nichts daran, denn sobald man im Paragon hoch genug ist, bringen einem diese zusätzlichen Boni auch nichts, oder?