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Ich weiß, absolut off-topic und deshalb genau richtig hier.
Ich hab mir gerade folgenden Film auf Arte angesehen
https://www.arte.tv/de/videos/050775-000-A/thorium-atomkraft-ohne-risiko/
weil noch frisch im Gedächtnis, folgendes:
Dort geht es um einen Reaktortyp, der mit Thorium in einem Flüssigsalzmedium betrieben wird, ein so genannter Flüssigbrennstoffreaktor. Das heißt, in einem Medium aus Flüssigsalz (sieht aus wie Wasser) bei etwa 900 Grad C° schwimmt Thorium als Spaltmaterial und erzeugt durch Kernspaltung einen Haufen Wärme.
In den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es zwei ungefähr gleich weit entwickelte Technologien für die Erzeugung von Energie durch Kernkraft: Der Flüssigsalzreaktor und der Reaktor wie wir ihn heute kennen, ein Leichtwasserreaktor .
Wir wissen wie die Geschichte ausging: Der Leichtwassereaktor in Form des Druckreaktors mit den bekannten Brennstäben hat gewonnen weil sich vor allem die Staaten oder ihre Militärs (kalter Krieg damals) Vorteile davon versprachen, dass bei den Kernspaltungsprozessen auch Plutonium entsteht welches grundsätzlich zur Herstellung von Kernwaffen verwendet werden könnte. Heute aber wird Plutonium anders hergestellt (Brutreaktoren mit einer ganzen Kette von Zentrifugen am Ende).
Was man damit aber einkaufte war folgendes:
1) Jede Menge zu entsorgendes Material das für hunderttausende oder Millionen Jahre strahlt.
Eine Lösung ist immer noch nicht in Sicht ...
2) Strukturelle Sicherheitsprobleme: Fällt die Wasserkühlung aus (Fukushima und Tschernobyl) fliegt einem das Ding um die Ohren und verstrahlt alles im weitem Umkreis. Mehrfach redundante Systeme sind dann doch nicht alles.
3) Gleiches gilt für den zu erhaltenden Druck im System
4) Um das Uran vollständig auszunutzen muss es ungefähr sieben mal recycelt werden ... mit den entsprechenden Kosten und dem Abfall.
Der Flüssigsalzreaktor scheint besser weil:
1) Nur 20% des zu entsorgenden Materials im Vergleich zum DWR (Druckwasserreaktor).
2) Das strahlt auch nur für einige Jahrhunderte, weil einfach andere Spaltprodukte entstehen. Keine Actinine wie bei Leichtwassereaktoren die eine Halbwertszeit von 2 Milionen Jahren haben.
3) Kann bei normalem Druck betrieben werden. (einfacher zu bauen)
4)Das Medium Flüssigsalz ist selbstregulierend, wird es zu heiß, sinkt die Kernspaltungsrate (durch die Ausdehnung der Flüssigkeit), das Medium kühlt sich wieder ab. Zur Not kann das Medium in Tanks abgelassen werden wo es zu Salz aushärtet ... Flüssig wird dieses Salz erst bei etwa 450° C, es fliegt einem nichts um die Ohren.
5) Es gibt ungefähr fünfmal so viel Thorium wie Uran und es ist recht gleichmässig in der Erdkruste verteilt. Also keine OPEC wie beim Erdöl möglich. Die Technologie könnte jeder interessierte Staat anwenden. Mit 60 Tonnen Thorium/Jahr könnte Frankreich seinen gesamten Energiebedarf abdecken. Auf lager hat Frankreich ungefähr 10.000 Tonnen weil hier Thorium als Abfallprodukt bei der Gewinnung seltener Erden anfällt.
Problem: Flüssigsalz ist ziemlich korrosiv aber das haben wohl amerikanische Forscher in den 70'ern in den Griff bekommen.
Warum ist nichts daraus geworden?
Ist erst einmal eine Technologie voll entwickelt, ist es ziemlich schwer diesen Riesenapparat in eine andere Richtung zu lenken. Die daran verdienenden Unternehmen haben kein Interesse daran mehr Geld für eine Technologie aufzuwenden welche die alte, gut laufende ersetzen soll. Der Umweltgedanke steht hinten an. Staatliche Zulassungsverfahren existieren nicht und müssten aufwändig entwickelt werden.
Der Film zeigt, dass China (welches zu 66% mit Kohle Strom erzeugt) bereits erste Flüssigsalzreaktoren entwickelt und im Testbetrieb hat ( wie es früher auch schon der Fall war).
Für mich eine vergleichsweise "grüne" Energie, welche das Problem der Grundlast abfangen könnte, sozusagen die Ergänzung zu Wind- und Sonnenkraft mit deutlich geringeren Folgerisiken als die bisherige eingesetzte Reaktortechnologie.
Was haltet Ihr davon?
Ich hab mir gerade folgenden Film auf Arte angesehen
https://www.arte.tv/de/videos/050775-000-A/thorium-atomkraft-ohne-risiko/
weil noch frisch im Gedächtnis, folgendes:
Dort geht es um einen Reaktortyp, der mit Thorium in einem Flüssigsalzmedium betrieben wird, ein so genannter Flüssigbrennstoffreaktor. Das heißt, in einem Medium aus Flüssigsalz (sieht aus wie Wasser) bei etwa 900 Grad C° schwimmt Thorium als Spaltmaterial und erzeugt durch Kernspaltung einen Haufen Wärme.
In den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es zwei ungefähr gleich weit entwickelte Technologien für die Erzeugung von Energie durch Kernkraft: Der Flüssigsalzreaktor und der Reaktor wie wir ihn heute kennen, ein Leichtwasserreaktor .
Wir wissen wie die Geschichte ausging: Der Leichtwassereaktor in Form des Druckreaktors mit den bekannten Brennstäben hat gewonnen weil sich vor allem die Staaten oder ihre Militärs (kalter Krieg damals) Vorteile davon versprachen, dass bei den Kernspaltungsprozessen auch Plutonium entsteht welches grundsätzlich zur Herstellung von Kernwaffen verwendet werden könnte. Heute aber wird Plutonium anders hergestellt (Brutreaktoren mit einer ganzen Kette von Zentrifugen am Ende).
Was man damit aber einkaufte war folgendes:
1) Jede Menge zu entsorgendes Material das für hunderttausende oder Millionen Jahre strahlt.
Eine Lösung ist immer noch nicht in Sicht ...
2) Strukturelle Sicherheitsprobleme: Fällt die Wasserkühlung aus (Fukushima und Tschernobyl) fliegt einem das Ding um die Ohren und verstrahlt alles im weitem Umkreis. Mehrfach redundante Systeme sind dann doch nicht alles.
3) Gleiches gilt für den zu erhaltenden Druck im System
4) Um das Uran vollständig auszunutzen muss es ungefähr sieben mal recycelt werden ... mit den entsprechenden Kosten und dem Abfall.
Der Flüssigsalzreaktor scheint besser weil:
1) Nur 20% des zu entsorgenden Materials im Vergleich zum DWR (Druckwasserreaktor).
2) Das strahlt auch nur für einige Jahrhunderte, weil einfach andere Spaltprodukte entstehen. Keine Actinine wie bei Leichtwassereaktoren die eine Halbwertszeit von 2 Milionen Jahren haben.
3) Kann bei normalem Druck betrieben werden. (einfacher zu bauen)
4)Das Medium Flüssigsalz ist selbstregulierend, wird es zu heiß, sinkt die Kernspaltungsrate (durch die Ausdehnung der Flüssigkeit), das Medium kühlt sich wieder ab. Zur Not kann das Medium in Tanks abgelassen werden wo es zu Salz aushärtet ... Flüssig wird dieses Salz erst bei etwa 450° C, es fliegt einem nichts um die Ohren.
5) Es gibt ungefähr fünfmal so viel Thorium wie Uran und es ist recht gleichmässig in der Erdkruste verteilt. Also keine OPEC wie beim Erdöl möglich. Die Technologie könnte jeder interessierte Staat anwenden. Mit 60 Tonnen Thorium/Jahr könnte Frankreich seinen gesamten Energiebedarf abdecken. Auf lager hat Frankreich ungefähr 10.000 Tonnen weil hier Thorium als Abfallprodukt bei der Gewinnung seltener Erden anfällt.
Problem: Flüssigsalz ist ziemlich korrosiv aber das haben wohl amerikanische Forscher in den 70'ern in den Griff bekommen.
Warum ist nichts daraus geworden?
Ist erst einmal eine Technologie voll entwickelt, ist es ziemlich schwer diesen Riesenapparat in eine andere Richtung zu lenken. Die daran verdienenden Unternehmen haben kein Interesse daran mehr Geld für eine Technologie aufzuwenden welche die alte, gut laufende ersetzen soll. Der Umweltgedanke steht hinten an. Staatliche Zulassungsverfahren existieren nicht und müssten aufwändig entwickelt werden.
Der Film zeigt, dass China (welches zu 66% mit Kohle Strom erzeugt) bereits erste Flüssigsalzreaktoren entwickelt und im Testbetrieb hat ( wie es früher auch schon der Fall war).
Für mich eine vergleichsweise "grüne" Energie, welche das Problem der Grundlast abfangen könnte, sozusagen die Ergänzung zu Wind- und Sonnenkraft mit deutlich geringeren Folgerisiken als die bisherige eingesetzte Reaktortechnologie.
Was haltet Ihr davon?