Kapitel 2 – Die Festung des Wahnsinns
Der Meister und ich verschränken fast zeitgleich die Arme. Tyrael hingegen streckt einen Arm aus. Die Lichttentakel hinter ihm züngeln träge, und ich stelle fest, dass seine Flügel immer noch gestutzt sind...aber schon länger als das letzte Mal, als wir ihn sahen. Er heilt.
„Bitte legt Euere Feindseligkeit ab, es gibt keinen Grund dafür. Ihr seid hier in Sicherheit.“
Was gleich meine naheliegendste Frage aufwirft.
„Wo ist denn 'hier' überhaupt?“
Tyrael hält seinen Blick auf den Meister gerichtet und tut so, als hätte er mich nicht gehört. Ich balle meine Fäuste, ohne dass er es sieht.
„Ihr befindet Euch hier in dem einzigen Zugeständnis, das der Himmel sich im Krieg gegen die Hölle erlaubt – in einer kleinen Bastion, die sich direkt in der Unterwelt befindet.“
„Was, ihr habt es geschafft, im Vorgarten des Feindes heimlich einen Außenposten aufzubauen?“
„Von 'heimlich' kann keine Rede sein, General. Genausowenig von 'ihr'. Wobei eine gewisse...Ablenkung der Hölle sehr gelegen kam, als die Übel um die Vorherrschaft stritten, was ja zur Verbannung der Brüder nach Sanktuario führte. Ich nutzte diese Gelegenheit, um diesen Ort der Ruhe zu schaffen, sicher, dass wir ihn einmal benötigen würden. Diese Zeit ist jetzt.“
Der Meister sieht sich um.
„Ruhig ist es hier ja schon...etwas zu ruhig. Hast du das hier mit dem Gedanken entworfen, dass auch mal Menschen sich hier aufhalten würden?“
„Natürlich. Sonst hättet Ihr keine saubere Luft zu atmen, die Temperatur wäre Euch unangenehm, und ohne starke Zauber wärt ihr innerhalb von Sekunden von Dämonen angegriffen worden.“
„...das Alles in Ehren, mein flügelfreier 'Freund', aber allzusehr hast du über menschliche Bedürfnisse nicht nachgedacht, oder?“
„Was meint Ihr denn damit?“
„Das merke sogar ich.“
Ich habe keine Lust mehr, ignoriert zu werden.
„Alles hier ist viel zu perfekt. So perfekt, dass es unwirklich wird. Wir Lebenden brauchen...Abwechslung, das bisschen Chaos, das der Natur immer innewohnt. Dieser Ort weist uns stets darauf hin, dass er falsch ist – Nichts könnte die Illusion aber stärker betonen als die paar Grad, die der Boden zu warm ist.“
Diesmal fährt Tyraels Kopf zu mir herum. Die Schwärze unter seiner Kapuze nimmt eine Intensität an, die sich mich innerlich zusammenziehen lässt, aber ich stähle mich mit dem Gedanken, dass ich schon Großen Übeln ins Gesicht gesehen habe...die in der Hierarchie der anderen Seite höher stehen als dieser hier.
„Das ist unmöglich.“
Der Meister kniet sich hin, zieht einen Handschuh aus und befühlt den Boden. Er runzelt die Stirn.
„Es ist schwach, aber Golem hat Recht.“
„Meine Schutzzauber...“
„Die in Ehren, aber wir sind in der Hölle, oder? Logischerweise ist die heiß, und ich denke auch nicht, dass du das Alles fernhalten kannst, nie im Leben, nicht mit aller Macht des Himmels, weil wir hier bei denen sind. Ich sage, dass sie langsam, aber sicher an deinen Zaubern kauen, bis sie diesen Eindringling hier verschlingen können. Und du hättest es nicht mal gemerkt...weißt du warum? Weil du ständig über den Dingen schwebst. Wäre nicht der erste Fehler, den du deswegen begehst.“
Tyrael ist kurz still. Dann bewegt er seine Hand.
„Das Leck ist Behoben.“
Plötzlich fühlt der Boden sich kalt an – weil meine Füße im Vergleich jetzt wärmer sind. Nach kurzer Zeit aber haben sie sich angepasst, und nun ist endgültig Alles neutral. Ich werde wieder ganz...nervös, ohne die Quelle bestimmen zu können. Wobei klar ist, dass sie um mich herum liegt.
„Das ist schön. Guter Hinweis übrigens, Golem, mit meinen Sohlen hätte ich das nie bemerkt.“
„Es ist wunderbar, wieder etwas fühlen zu können, das über Schmerz hinausgeht in diesem Körper, das musste ich doch genau auskosten. Zu schade, dass es hier sonst so wenig zu fühlen gibt.“
Der Meister seufzt.
„Ja, siehst du, Tyrael, das ist ein weiteres Problem. Das hier ist Alles so...leer. Keine besonders herausstechenden...“
„Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr nur hier seid, um Euch zu beschweren. Wobei mich das bei Sterblichen eigentlich nicht mehr überraschen sollte.“
Der Meister ändert seinen Blick von nachdenklich sofort zu böse.
„Grundsätzlich ist mir der Ort auch ziemlich egal. Wie gesagt, theoretisch ist er auch recht faszinierend. Beschweren tu ich mich eigentlich nur über dich. Du hast uns eine Menge zu erklären.“
„General, nehmt Euch einmal eine Sekunde Zeit, um nachzudenken, wen Ihr da vor Euch habt.“
„Das ist mir scheißegal, Tyrael, ich habe gerade gesehen, wie mein Golem ein Großes Übel in seiner Faust zerquetscht hat. Nach Allem, was ich erlebt habe, lass ich mich doch nicht von einem dahergelaufenen Erzengel verarschen. Ich bin im Geschäft, Höllenherrscher zu töten!“
Ich lebe ihm eine Hand auf die Schulter.
„General...“
„Habe ich nicht Recht?“
„Wir haben viel getan...aber das ist kein Grund, arrogant zu werden.“
Er schließt die Augen und atmet kurz durch.
„In Ordnung. Es tut mir Leid. Ich sollte nicht so überreagieren. Aber sauer bin ich trotzdem auf dich, Tyrael, und ich habe das vage Gefühl, dass du keine Ahnung hast, warum.“
„Auch nach so vielen Jahrhunderten Interaktion sind mir die Menschen immer noch ein Mysterium...ich könnte durchaus fundiert raten, aber Ihr werdet es mir ohnehin gleich sagen, nicht wahr?“
„Darauf kannst du Gift nehmen...oder was auch immer dir schaden würde. Wir haben Marius getroffen, und er hat uns einige sehr interessante Dinge erzählt, auch über dich.“
Tyrael weicht kurz zurück.
„Ihr habt...mit ihm geredet? Und was ist mit Baals Seelenstein? Er hätte längst hier ankommen sollen!“
Der Meister und ich wechseln einen kurzen Blick. Seine Miene wird kurz säuerlich, aber dann schüttelt er den Kopf; er weiß auch, dass ich keine Möglichkeit hatte, Marius zu retten, außer ihn davonkommen zu lassen...und die Alternative wäre weit schlimmer gewesen.
„Marius ist davongelaufen wie der rückgratslose Feigling, der er ist, was uns zum Kern des Problems bringt...warum zur Hölle hast du diesem unfähigen Idioten den Seelenstein tragen lassen? Er hat es ganz allein zu verantworten, dass du Diablo und Baal nicht direkt in Tal Rashas Grab aufhalten konntest, wenn ich das richtig verstanden habe!“
Tyrael legt die behandschuhten Hände zusammen und nimmt sich einen Moment Zeit.
„Soweit habt Ihr das richtig verstanden, ja. Die Frage ist nur...wem hätte ich den Seelenstein sonst geben sollen? Es war sonst Niemand da. Marius hat sich seinen Weg ausgesucht, er ist freiwillig mit dem Wanderer mitgegangen. Dass schwere Aufgaben auf ihn zukommen würden, musste ihm klar sein.“
„Moment Mal, das sehe ich aber komplett anders, auch als der General.“
Ich hebe eine Hand in entschuldigender Geste.
„Marius konnte nie etwas für das, was er tat. Seiner Erklärung nach ist er dem Wanderer gefolgt, weil dieser ihn um Hilfe gebeten hat...was stimmen kann. Vielleicht ist er ihm aber auch einfach nur nachgegangen, weil gerade um ihn herum eine ganze Taverne voller Menschen brutalst niedergemetzelt worden war, der ganze Raum brannte und man in so einer Situation nicht wirklich der Ursache des ganzen Chaos' 'nein' sagen kann. Von dieser ersten Entscheidung an war Marius zu keinem Zeitpunkt Herr seines Schicksals. Er wurde von Diablo durch die Wüste mitgeschleppt, im Grab von Baal manipuliert, dann von Euch auf einen unmöglichen Auftrag geschickt...er ist kein Held. Natürlich schafft der so etwas nicht.“
„All das ist völlig irrelevant. Meine Frage steht nämlich noch im Raum: Wenn er davongelaufen ist, wohin? Baals Seelenstein muss in der Höllenschmiede zerstört werden!“
Der Meister zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung, wo er steckt. Es war etwas chaotisch, in Ordnung? Kannst du nicht deine Engelskräfte benutzen, um ihn zu finden?“
„Es ist nicht so einfach, wie Ihr Euch das vorstellt.“
„Na super. Aber wir sollen die Probleme lösen können, die du selbst verursacht hast? Ich bin auch nur ein Mensch, verdammt! Trotzdem scheine ich ja deine niedrigen Erwartungen zu übertreffen, immerhin hast du uns von Anfang an nicht zugetraut, rechtzeitig zu kommen, um die Übel an ihrer Wiedervereinigung zu hindern.“
Tyrael legt den Kopf schief.
„Woher schließt Ihr das?“
„Du hast Marius gesagt, er soll durch ein Höllenportal unter dem Tempel des Lichts in Kurast gehen – das hat sich aber nur geöffnet, weil wir zu spät gekommen sind! Deine Annahme war von Anfang an, dass wir scheitern!“
„War sie denn so falsch?“
„Pech war es, weswegen wir zu spät kamen, sonst Nichts! Wir haben uns jede erdenkliche Mühe gegeben, und am Ende wenigstens einen der drei vernichtet!“
Er hebt Mephistos Seelenstein in Triumph. Tyrael betrachtet ihn lange.
„Ja...sein Tod war deutlich zu spüren. Dadurch ist noch nicht Alles verloren. Wenn Ihr den Stein in der Schmiede zerstört, wird seine Seele über die Hölle verstreut, bis er wieder zu sich findet hier unten, könnten Jahrzehnte vergehen. Solltet Ihr es schaffen, auch noch Die anderen beiden auszuschalten, wird die Hölle erneut in einen Bürgerkrieg versinken durch das Machtvakuum, das so entsteht...nach Andariels und Duriels Tod sind nur noch Asmodan und Belial von den Geringeren Übeln übrig. Und diese sind untereinander zerstritten. So oder so sind die Bande der Großen Übel nach Sanktuario durchtrennt, wenn Ihr die Seelensteine zerschmettert!“
„Das ist also der große Vorteil dahinter...na schön. Stellt sich mir natürlich die Frage, warum ihr es überhaupt für eine so gute Idee gehalten habt, die Übel damals in diese Dinger einzusperren. Nein, spar mir die Erklärung, ist mir auch egal. Mir entgeht auch nicht, dass du wieder das Thema gewechselt hast. Sind meine bohrenden Fragen dir so unangenehm?“
„Ich war bisher in der Überzeugung, alle zu Euerer Zufriedenheit beantwortet zu haben. Wenn dem nicht der Fall ist, entschuldige ich mich. Wir haben hier viel Zeit zu reden, also sprecht, wenn Euch etwas auf dem Herzen liegt.“
Der Meister schnaubt.
„Sehr nett von dir, aber ich merke schon, der Moment, in dem du einen Fehler zugibst, kommt, wenn die Hölle zufriert. Aber wie gesagt, ist mir auch egal. Ich muss dich nicht mögen, um mit dir zusammenarbeiten zu können. Das ist nicht der Zeitpunkt für verletzten Stolz, und ich habs auch bis obenhin damit, dass zwischen mir und meinen Verbündeten Gräben entstehen, die da nicht sein sollten, dafür hat Mephisto gesorgt. Du sagtest, wir haben etwas Zeit?“
„Nicht alle Zeit der Welt, aber für den Moment Könnt Ihr Euch etwas Ruhe gönnen.“
„Siehst du, ist doch nicht so schwer, das wollte ich hören. Ich brauche jetzt nämlich dringend ein paar Tage Schlaf, fühlt sich zumindest so an. Wo kann ich mich denn hier waschen und hinlegen?“
Ich lasse meinen Blick etwas wandern. Wenn das hier den Eingangsbereich ist, sind die Räume vielleicht hinter den Säulen...?
„Nun, unsere Bastion ist nicht direkt auf Komfort ausgelegt...jedoch kann ich Euch erschaffen, was Ihr benötigt, solange es in einem vernünftigen Rahmen liegt.“
Der Meister schlägt eine Hand vors Gesicht.
„Du hast das Ding hier gebaut, damit einmal Menschen hier unterkommen können, aber an kein einziges Grundbedürfnis selbiger Menschen gedacht?“
„Sämtliche Grundbedürfnisse sind vorhanden.“
Langsam schließt der Meister seine Hand zu einer Faust, dann lässt er sie mit Anstrengung sinken.
„Na schön. Ich würde dann um ein Bett bitten, einen Eimer Wasser mit Lappen und das Ganze in einem eigenen Raum. Ich denke nicht, dass dich interessiert, was ich so mache, aber ich brauche etwas Privatssphäre.“
„Kommt bitte kurz mit.“
Er schwebt zwischen den Säulen hindurch. Wir folgen zögerlich den züngelnden Lichtfäden, die von seinen Schulterblättern ausgehen und deren Leuchten uns blenden sollte – aber das von überall her kommende Umgebungslicht passt sich so an, dass es überall exakt gleich hell ist, egal, wo sich der Engel befindet. Ein kurzer Blick nach unten verrät mir, dass es hier auch keine Schatten gibt. Ich seufze, und freue mich, dass wenigstens das ordentlich funktioniert. Luft verlässt meine Lippen und kühlt sie leicht!
Hinter den Säulen führen zwei Stufen in einen abgesenkten rechteckigen Bereich, der insgesamt von diesen Stufen begrenzt ist; links und rechts sind auf Ebene unseres Ankunftspunktes zwei quadratische Bereiche, etwa zwei auf zwei Meter, mit etwas dunklerer Täfelung. Ist das...ein Wegpunkt auf dem linken? Die einzige Unterbrechung der absoluten Symmetrie bisher!
Geradeaus führt eine längere Treppe nach unten, an deren Ende sich wieder ein Raum auftut, der sich nach links und rechts erstreckt. Direkt voraus aber ist die regelmäßig marmorierte Mauer unterbrochen...und hinter einem engen Tor tut sich eine Schwärze auf, die nur von einem leichten Rotschimmer unterbrochen wird.
Der Ausgang.
Als wir zwischen den Säulen hinaustreten, bemerke ich aber etwas, das noch beunruhigender ist als dieses Tor, das wir sicher bald durchschreiten werden...und das komplett offen steht...nämlich, dass der gesamte Ort nach oben offen ist.
Die Außenmauer, außer der um den Bereich hinter den Säulen, ist gerade hüfthoch.
Wir befinden uns auf einer Anhöhe – der einzigen weit und breit. Die Fernsicht ist nicht besonders...was daran liegt, dass es verdammt dunkel ist hier. Aber was man sehen kann...ist das Panorama der Hölle, ohne Zweifel. Überall um uns herum brennen kleine Feuer, die für den diffusen Rotschimmer verantwortlich sind. Wobei...dieser kommt mehr aus der Luft selbst, wie es scheint...hier drin ist alles gleich steril weiß, was die Aussicht leicht übertönt, denn hell ist die Hölle sicher nicht. Der Boden, soweit ich ihn in der Nähe erkennen kann, ist braun, leer, völlig ohne Leben. Glatt an den meisten Stellen, aber ich sehe mehr als eine Stelle, die dem Auge Abwechslung bereitet...plötzlich gepflasterte Bereiche. Seltsame Gebilde darauf. Schwebende Unmöglichkeiten. Und überall...teils in den Flammen, die das wenige Licht spenden...sich windende menschliche Gestalten.
„Wolltet Ihr...uns das zeigen?“
Der Meister reibt sich die Schläfen, wie um Kopfweh zu vertreiben.
„Ich denke eher...es ist die Tatsache, dass es hier nicht wirklich irgendwelche Nebenräume gibt, oder?“
Jetzt, wo er es sagt...die Bastion des Himmels ist winzig. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen – und tatsächlich, über die kleinen Mäuerchen hinweg sehe ich die ganze Begrenzung des unteren, abgesenkten Teils am Ende der Treppe. Es ist wieder nur ein rechteckiges Areal, so groß wie das hier oben.
Der Meister wendet seinen Blick nach oben. Der Himmel besteht ebenfalls nur aus leicht rötlich gefärbter Schwärze...
„Und für eine Decke hat das Budget auch nicht gereicht, hm? Was hast du denn hier für eine Festung des Wahnsinns gebaut?“
„Es ist unmöglich, mehr Raum zu schützen als den schon vorhandenen. Seid Euch gewiss, dass auch nach oben vollkommene Sicherheit besteht. Abgesehen davon, dass die Hölle nie von oben angreift. Also...wo wollt Ihr euch betten?“
„Ja, Planänderung, nicht? Ich hätte gern ein Zelt. Mit dickem Stoff, so dass ich den verfluchten...“Himmel“...nicht sehen muss. Stehen würde ich trotzdem noch gerne könne. Eine Strohmatratze mit Kissen darin, ein Schemel und immer noch der Eimer mit Wasser!“
„Hinter Euch.“
Tatsächlich steht da ein Zelt – perfekt aufgespannt, obwohl man es in diesem Steinboden tatsächlich nicht festmachen könnte, wäre es echt. Ich gehe davon aus, dass jeder Strohhalm in der Matratze genau gleich lang ist. Da fällt mir aber noch so Einiges ein...
„Was ist mit Wechselwäsche, Essen, Trinken und sonstigem, was man zum Leben benötigt?“
„Wie schon erwähnt, kann ich alles Nötige erschaffen, sofern es im Rahmen bleibt.“
Der Meister ist am Eingang des Zeltes angekommen und sieht sich noch einmal um.
„Wir sind etwas überhastet hier angekommen...gibt es trotzdem eine Möglichkeit, zurückzugehen nach...oben...und den Leuten wenigstens zu sagen, dass Alles in Ordnung ist mit uns?“
„Es gibt einen Wegpunkt, aber der Transfer ist extrem schwierig, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Ich muss viel Kraft aufwenden, um ihn überhaupt möglich zu machen, ohne dass Ihr verloren geht auf dem Weg. Vergleichbar schwer war es, dafür zu sorgen, dass Ihr durch das Portal hierher geleitet wurdet und nicht mitten in Diablos und Baals Händen gelandet seid.“
„Und was ist, wenn das geschehen wäre? Wir hätten sie gleich töten können!“
„In Euerem Zustand und in ihrer Heimat?“
„Ich seh schon, das ist wieder nur die alte Frage des Vertrauens. Egal! Ich gehe jetzt schlafen. Was ist mit dir, Golem?“
Ich reibe mein Kinn.
„Wäre es möglich, dass ich alleine zurückgehe – schon jetzt?“
„Das sollte sich als bedeutend leichter erweisen als einen Menschen zu schicken.“
Ich nicke. Vielleicht ist das ein Fehler, aber die Überlebenden von Kurast sind mir wichtiger als mich selbst auszuruhen. Und natürlich der Meister...er braucht mehr als was dieser Engel ohne Ahnung von wahrer Menschlichkeit ihm bieten kann.
„Dann wäre es schön, wenn ich wieder einen Metallkörper bekommen könnte – dieser spürt die Müdigkeit auch deutlich. Die Leute müssen informiert werden, und ich kann sicher einige Sachen holen. Ist das Portal im Kerker sicher, oder soll ich über den Wegpunkt zurück kommen?“
„Das Portal wäre fortan einfacher, zumindest für Menschen.“
Der Meister kommt noch einmal zu mir.
„Golem, du hast auch Ruhe verdient.“
„Ist schon in Ordnung – als Eisengolem muss ich nicht schlafen.“
„Es geht nicht nur um Schlaf.“
„Ich weiß...aber ich ruhe mich schon aus, keine Sorge. Aber die Anderen müssen von unserem Erfolg erfahren, und ich werde dir was Ordentliches zum Essen holen.“
„Das ist schön...“
Er gähnt.
„Also dann...du bist dir sicher damit?“
Ich nicke.
„Wir brauchen einen Rohling, Tyrael.“
„Wie diesen?“
Er deutet neben mich, wo eine Rüstung liegt. Ein schnörkelloser Brustpanzer, sicher von hervorragender Qualität und ohne einen einzigen Fehler. Ich hebe einen Daumen. Der Meister verzieht das Gesicht.
„Vielen Dank, Golem. Danach gehe ich aber wirklich schlafen...“
Die Schwärze dauert nur einen kurzen Augenblick, dann bin ich wieder aus Metall. Irgendwie ist der Eindruck meiner Umgebung nicht wirklich anders, obwohl meine Sinne hier sehr beschränkt sind...
„Ruh dich gut aus. Wir sehen uns!“
Ich trete zum Wegpunkt, plötzlich nervös werdend. Ich bin kein großer Redner wie der Meister, wie soll ich einer Horde von Menschen erzählen, dass sie gerade von einer gewaltigen Gefahr erlöst wurden?
Fang mit „Freut euch“ an, das kommt nie schlecht.