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Läuterlodern [Ich denke, also bin ich: Teil 4]

Kapitel 4 – Geburt von Legenden

Gerade noch umgab mich frohes Feiern, da vollbringt der Wegpunkt sein Wunder und wechselt die Szenerie für mich. Wie ein feuchtes, modriges Tuch aus dem Nichts schlingt sich die Dunkelheit der Tempelkatakomben um mich. Ich brauche eine halbe Sekunde, um mit dem Kontrast klar zu kommen, bevor ich von der Steinplatte trete, um den nachfolgenden Reisenden Platz zu machen. Irgendwie hatte ich ja gehofft, nie wieder hierher zu müssen...es ist zwar nur etwas mehr als eine Stunde her, dass ich diesen höllischen Ort verlassen habe, aber die Pause danach, mit Menschen, die nicht tot am Boden liegen, stachelfreien Wänden und regelmäßiger Beleuchtung ist schon genug gewesen, um meine Rückkehr enorm unangenehm sein zu lassen.
Aber es ist ja nur für eine kurze Weile. Nach und nach erscheinen Deckard und die drei Eisenwölfe, zusammen mit dem Gepäck. Der mir bisher Unbekannte hat sich mir als Jarulf vorgestellt, ehe ich als erster losteleportierte; er ist der erste, der ankommt, sieht sich um und sagt nur einen lakonischen Satz.

„Ganz schön dunkel hier.“

Ich schlage mir geistig gegen die Stirn...natürlich, meine Nachtsicht hätte mir sagen sollen, dass ohne Magier in der Hinterhand es natürlich stockdunkel ist. Gerade will ich ihm helfen, bevor er über die Stufen stolpert, da hebt er die Hand und ein träge züngelnder Feuerball erscheint in ihr.

„So ists besser.“

Ich nicke ihm zu.

„Ich vergaß die Notwendigkeit für Fackeln, ja...sind welche bei den Vorräten, oder müssen wir welche holen?“

Er tritt ohne Antwort zu geben zur Seite, woraufhin Devak erscheint. Der verzieht das Gesicht, geht gleich nach unten und stellt sich neben mich. Oben intoniert Jarulf ohne Vorwarnung „Docks von Kurast“...und verschwindet, das Licht mit ihm.

„He!“

Ich lege Devak eine Hand auf die Schulter.

„Wir brauchen Fackeln.“

Er entkrampft sich, bei der Antwort an mir vorbei redend, da er jetzt ja blind ist.

„Schon klar, ich...mag nur keine Überraschungen. Schon gar nicht hier unten. Aber das kann man Jarulf nicht übel nehmen, er ist eben...effizient.“

„Wortkarg, meinst du?“

Da erscheint unser Gesprächsthema wieder, zwei Fackeln in den Händen, gerade als Devak mir zustimmt. Der breite, rauhäutige Söldner hebt eine Augenbraue.

„Danke für die Fackeln, wollte ich sagen.“

Die Antwort ist nur ein Schulterzucken. Devak nimmt sich ein Leuchtgerät; Jarulf bietet mir auch eines an.

„Es wäre mir Recht, die Hände frei zu haben...“

„Mir auch. Für Schwert und Schild.“

„Tja...“

„Ich kann sie gerne nehmen!“

Phaet nimmt sie entgegen und lächelt mich an.

„Bin mehr so der Zaubernde.“

Jarulf zuckt mit den Schultern, den Mund leicht verziehend. Nun, er sieht definitiv aus wie Jemand, der es bevorzugt, seine Muskeln einzusetzen. Nicht, dass daran etwas falsch wäre, er sieht nämlich gleichzeitig auch weit kompetenter aus als Isenhart.

In etwa wie ein Tiger im Vergleich zu einer Schnecke.

In etwa. Sag mal, wenn du schon so seltsam zahm bist seit du die Hölle mit eigenen Augen gesehen hast, in der du irgendwann landen wirst – kann ich auf deine Hilfe zählen hier unten? Ich bin mir sicher, dass der Weg nicht ohne Stolpersteine sein wird.

Selbstverständlich. Der Meister benötigt diese Sachen ja...und Deckard könnte auch nützlich sein, denke ich.

Wir achten auch auf die Söldner.

Ist ja gut, die können helfen, hoffe ich zumindest.

Deckard Cain ist auch eingetroffen. Er studiert die Umgebung, dann tritt er zu mir.

„Also, Golem...ein lauschiges Plätzchen, in der Tat. Ich gehe davon aus, dass du den Weg zu dem Höllenportal kennst?“

„So schnell vergesse ich den sicher nicht. Abgesehen davon, dass ich das nicht kann. Also...folgt mir, bitte.“

Ich rufe mir die Karte ins Gedächtnis. Hm, unser Weg war schon recht verschlungen...das sollte hier herum doch deutlich schneller gehen, oder?

Da wissen wir nicht, ob es einen Ausgang in dieser Richtung gibt. Versuchen wir es...so herum. Etwas länger, aber sicher.

Ist drin.
Wir gehen los, die Pakete mit Nützlichem auf den starken Rücken der Söldner festgeschnallt. Jarulf geht knapp hinter mir, die anderen beiden flankieren Deckard. Schon im ersten Raum höre ich Phaet keuchen. Ich drehe mich gerade um, damit ich ihn fragen kann, was los ist, als mir kommt, dass eigentlich klar sein sollte, was los ist – hier unten sieht es nicht gerade aus wie in einem wohlgepflegtem Park zur Sommerzeit. Also ändere ich die blöde Frage.

„Leider werdet ihr euch an so einen Anblick gewöhnen müssen...und es wird noch schlimmer. Tut mir Leid, aber ihr könnt euch mit dem Gedanken trösten, dass wir den, der dafür verantwortlich ist, seiner gerechten Strafe haben zukommen lassen.“

„Ich komm schon klar...ist nur...etwas entnervend.“

Ts, ohne die Atmosphäre des ständig steigenden Hasses auf den Verursacher ist das doch langweilig.

Als ob du davon wüsstest – bei dir ist doch nur die Bewunderung gestiegen.

Ach, das...

Ich will gerade eine geharnischte Antwort formulieren, als ich etwas höre. Meine Hand hebt sich.

„Im nächstem Raum ist etwas.“

Langsam schleiche ich zur Tür. Die Stacheln am Rahmen machen es leider etwas unmöglich, darum zu lugen. Ein paar Sekunden Horchen später sagen mir aber, dass was auch immer die Geräusche verursacht weit genug weg ist.
Möglichst leise gehe ich hindurch. Die Anderen sind weit genug weg, dass ich Nachtsicht habe – ein trauriger Anblick bietet sich mir.
Ein Prügler schleppt sich quer durch den Raum, eine gewaltige Wunde auf seinem Bauch umklammernd, hinter ihm erstreckt sich eine Blutspur. Da drückt sich ein anderer durch die Tür links von mir, den Kopf nahe über dem Boden, offensichtlich der Spur folgend...seine rechte Hand scheint zu triefen.
Der erste – Flüchtende – prallt gegen eine Säule. Sein Verfolger hört das, richtet sich auf, rennt blind vorwärts...der Verletzte dreht sich um, da stoßen die Giganten zusammen. Wild wedeln dicke Arme durch die Luft, da packt auf einmal der Jäger den Kopf seiner Beute und bricht ihr das Genick. Er heult kurz in Triumph, dann beginnt er damit, die Leiche zu zerfetzen. Es scheint nicht einmal einen besonderen Sinn zu erfüllen...es macht ihm offenbar nur besonderen Spaß.
Ich gehe zurück. Die vier Menschen sehen mich fragend an.

„Mephistos Diener spielen verrückt...das macht die Sache einerseits leichter, andererseits sind sie so noch unberechenbarer. Ich kümmere mich um den hier, aber seid vorsichtig, wenn sie durch diese Gänge streifen auf der Suche nach etwas zu töten, könnten sie euch finden. Am Licht oder am Geruch.“

„Sollen wir dir...“

„Ich komme zurecht, kein Grund, euch zu gefährden. Und lasst das Licht hier, bitte.“

Ich schreite durch die Tür, bewusst laut auftretend. Der Prügler hört mich, fährt hoch, lugt blind in meine Richtung. Keine Lust, einen blinden Schlag abzubekommen, so, wie der herumwedelt.

„He...komm und hol mich, hier gibts interessantere Beute!“

Er stürmt los. In blinder Wut – wörtlich – was mir natürlich einen gewaltigen Vorteil verschafft. Auch so wedelt er blind, aber er ist viel berechenbarer, wenn ich weiß, was genau er vorhat – mich zu töten. So weiche ich agil zur Seite aus, nach einem letzten Hohnruf, der ihn meiner Position versichern soll, und als er neben mir vorbeipoltert, schlitze ich ihm die Achillessehnen auf. Mit einem Brüllen geht er zu Boden...das ich schnell abstelle.

„Ihr könnt kommen.“

Die Menschen strömen in den Raum.

„Himmel, das ist ein Dicker!“

Devak stupst ihn mit seinem Schwert an.

„Sicher, dass er tot ist?“

„Ich kann leider kein Skelett aus ihm bauen...aber ich bin da meist recht gründlich.“

Phaet sieht mich mit großen Augen an.

„Du hast den Riesenkerl gerade ganz allein erledigt?“

Ich ducke mich etwas – Bewunderung ist mir immer noch etwas unangenehm. Deckard hat schon Recht, ich sollte mich daran gewöhnen, aber was ist denn dabei...ich will genau das gerade sagen, als mir kommt, dass das ziemlich überheblich klingen würde.

„Der Trick ist eigentlich nur, sich keine Angst einjagen zu lassen. Es hilft, wenn sie Nichts sehen.“

Da schwebt ein Lichtschein von rechts herein...

„Vorsicht!“

Ein Feuerball zischt heran. Ruhig hebt Jarulf seinen Schild und wehrt ihn ab. Der Dunkle Fürst zischt, dann hebt er seinen Stab...

„Zerstreut euch, schnell!“

Die Söldner zögern eine Sekunde...Phaet etwas länger als Devak.
Ich packe ihn am Kragen und reiße ihn von den Beinen, aber es ist zu spät. Der Meteor schlägt sein, und der Eisenwolf heult auf, als die Explosion ihn erwischt. Ich werde umgeworfen. Schnell fahre ich wieder hoch, um zu sehen, wie Devak eine Gletschernadel auf den Untoten schießt – welche harmlos verpufft. Sie sind immun? Na herrlich!

Ich will ja Nichts sagen, aber wolltest du nicht auf diese Kerle aufpassen?

Verdammt...Phaets Robe brennt! Schnell bin ich bei ihm, halte seine zappelnden Beine fest und hacke den Stoff ab. Seine Haut schlägt schon Blasen. Wieder fliegt ein Feuerball heran...ich greife hektisch nach seinem Schild und wehre ihn damit ab. Er sieht mich an, Tränen in den Augen. Dann beißt er die Zähne zusammen.
Jarulf ist auf den Fürsten zugestürmt. Sein Schwert schlägt wieder und wieder zu, hat aber nicht viel Effekt. Ich weiß, dass unsere Skelette problemlos mit einem solchen Gegner klarkommen – sind ihre Knochenwaffen wirklich so viel stärker als ein Hüne mit wohlgeschmiedeter Klinge?

Ich weise darauf hin, dass die wahrscheinlich aus Isenharts Hand stammt.

Trotzdem...
Da zischt ein Blitz an mir vorbei. Er trifft den Fürsten, welcher gerade einen heftigen Schlag starten wollte, und lässt ihn zucken, als Entladungen über den kalten Schädel tanzen. Jarulf knurrt, sticht sein Schwert mit beiden Händen von oben in die Brust des wehrlosen Gegners, treibt ihn zu Boden und hackt so lange auf ihn ein, bis er in Flammen vergeht – was den Söldner überrascht, aber nicht allzusehr aus der Ruhe bringt.
Ich sehe auf Phaet herab – er hat die Zähne zusammengebissen.

„Du hast Recht, Golem...wenn man seine Angst überwindet, ist es einfacher. Ich dachte mir, ich ersetze sie durch Zorn. Ist das schlecht?“

„Ich würde sagen, es ist auf jeden Fall gerechtfertigt...kannst du stehen?“

„Muss wohl...“

Mit einer Grimasse steht er auf. Sein linkes Bein kann er offenbar nicht mehr voll belasten – aber stehen tut er.

„Wir begleiten dich zurück zum Wegpunkt, würde ich sagen.“

Kurz streiten Emotionen in seinem Gesicht, dann wird er hart.

„Es ist in Ordnung. Davon lass ich mich doch nicht aus dem Konzept bringen...und wie sähe es aus, wenn ich nach dem ersten Gegner schon aufgeben würde?“

„Vernünftig, Phaet.“

„Womöglich...aber andererseits will ich keinem Anderen aufbürden, hier hinunter zu gehen. Das Zeug braucht eben drei Träger, nicht weniger.“

„Deine Entscheidung.“

Deckard tritt heran.

„Etwas helfen kann ich vielleicht. Würdest du mir ein Stück der Robe reichen, die du abgeschnitten hast, Golem?“

Ich tue wie geheißen, und der Weise holt derweil aus einem der Pakete einen Topf, der eine zähe Salbe enthält. Mit ihr bindet er in wenigen geübten Bewegungen einen provisorischen Verband um Phaets Bein.

„Ormus gab mir ein paar Tinkturen mit. Er meinte, er war immer der Auffassung, dass man nicht jede Verletzung mit Magie heilen müsste, nur weil man es konnte.“

Devak riecht an der Salbe und rümpft die Nase.

„Das Aroma passt schon mal...ob er wohl noch ein wenig an der Rezeptur verbessern könnte und echte Heiltränke herstellen? Ohne Alkor hat sich da doch irgendwie eine Marktlücke aufgetan...oh, und wenn wir hier das Aufräumen ernsthaft anfangen wollen, wären sie auch so ganz nützlich, schätze ich.“

Phaet kichert. Jarulf hebt eine Augenbraue. Deckard zeigt keine Reaktion und verstaut die Salbe wieder.
Ich klatsche scheppernd in die Hände.

„Also dann...es geht hier entlang weiter...“

Der nächste Kampf überrascht uns wieder, als drei Prügler gemeinsam hereinstürzen; sie sabbern geradezu, als sie auf uns losgehen, ein beeindruckender Umstand, wenn man bedenkt, dass sie keine Münder haben. Aber sie versuchen, sich gegenseitig auszustechen, um ihren Tötungsinstinkt nachzukommen...was sie noch ineffizienter macht, als sie ohnehin wären.
Phaet legt einen Blitzteppich – die zuckenden Kugeln wecken unangenehme Erinnerungen an Käfertode, aber sie fließen harmlos an meinen Füßen vorüber. Leider auch an denen der Gegner, welche offenbar blitzimmun sind. Gut, dass wir nur Feuer- und Giftmagier haben...hm, warum eigentlich?

Eine sehr gute Frage.

Wie, die anderen Elemente gehen?

Natürlich, warum sollten sie auch nicht?

Das hättest du auch erwähnen können.

Magier sind eigentlich nicht besonders nützlich...und solange es nicht das Leben des Meisters gefährdet, wenn ich schweige, mache ich das auch. Ich bin doch nicht euer Kindermädchen.

Danke, du wurdest mir gerade unheimlich von wegen zu nett.
Ach ja, der Kampf. Devaks Gletschernadel friert tatsächlich die Prügler komplett ein, mit alternierenden Schüssen hält er zwei von den dreien komplett ausgeschaltet. Jarulf stürzt sich auf die einfachen Ziele, ich schnappe mir den Gefährlichen. Er hebt seine Keule...aber das kann er gleich wieder vergessen. Ich ramme ihm mein Schwert in den Bauch, springe mit ihm als Hebel weit zur Seite, ziehe mich hoch auf die gegnerische Waffe, und als er sie brüllend wieder hochreißt, werde ich hochkatapultiert. Er kratzt sich den Kopf, als er mich nicht mehr sieht...dann hebt er den Blick, und meine Schwerter übernehmen das Kratzen, als ich herabfalle.
Mit einem halben Salto lande ich auf den Beinen. Der neben mir versucht hilflos, sich zu bewegen, was mich kurz zögern lässt...es ist nur ein Dämon, aber irgendwie finde ich es trotzdem nicht richtig, einen wehrlosen Gegner zu töten.
Jarulf zerfetzt ihm mit einem Feuerball den Kopf, was mir die Entscheidung abnimmt.

Dass du da immer noch nachdenkst...

Solange ich das tue, weiß ich, dass ich noch vor mir geradestehen kann.

Ausweichen, du Idiot.

Oh...
Der Leichnam des Prüglers begräbt mich unter sich. Nicht, dass das mehr als meine Würde verletzen würde...bevor ich etwas an meiner Position ändern kann, hebt sich die Last. Jarulf stemmt den schweren Kadaver alleine, was ich doch recht beeindruckend finde.

„Tut mir Leid.“

„Meine Schuld.“

Ich stehe auf. Die zaubernden Söldner treten näher. Phaet sieht etwas bedröppelt aus.

„Gah, da war ich gerade ziemlich nutzlos...“

„Mach dir Nichts draus, irgendwie ist jedes Monster gegen etwas Anderes immun, scheint mir. Einige sogar gegen Schwerter.“

Jarulf zuckt mit den Schultern. Ich lege ein Lächeln in meine Stimme.

„Zwei Standbeine schaden da natürlich nicht.“

Er grinst zurück.
Funktioniert ja soweit Alles!

Bis die Puppen kommen.

Ah, verdammt...

„So läuft das ganz gut, aber es gibt hier wirklich gefährliche Gegner, kleine untote Püppchen, die sich rasend schnell bewegen. Schaltet die bloß nicht aus, wenn Jemand in der Nähe steht, sonst explodieren sie und ihr werdet filetiert. Lasst mich getroffen werden, das stecke ich weg.“

Danke oder so.

Ich will nicht, dass Deckard wegen deiner Blödheit zu zuckenden Fleischstückchen wird. Was ein übereifriger Schwerthieb von dem Muskelhirn da erreichen könnte.

Ich denke nicht, dass Jarulf blöd ist.

Zumindest weiß er, wann man die Klappe halten sollte.
Kleiner Tip: So oft wie möglich.


Ich halte die Klappe.

Direkt vor dem Abgang zum dritten Untergeschoss, gerade, als ich dachte, dass wir davonkommen würden ohne ekelhafte Gegnergruppen, stürmen plötzlich von hinten Puppen heran.

„Zurück! Zurück!“

„Nicht, wenn das funktioniert...“

Da wabert wieder der Blitzteppich an mir vorbei. Verdammt, Phaet soll weglaufen!
Aber...die Kugeln treffen die Puppen, und sie richten definitiv Schaden an! Die frenetisch herbeistürmenden Gegner stolpern kurz, ihre scheinbar ungeordneten, aber in Wirklichkeit gut in Wellen gestaffelte Formation gerät ins Wanken...und ein Feuerball schlägt ein, der sonst nur eine getroffen hätte, nun aber drei erledigt.
Sie verteilen sich hastig. Phaet zieht sich endlich zurück, nicht ohne vorher noch einen einzelnen Blitz abzufeuern, der einen weiteren Gegner explodieren lässt. Schnell springe ich vor die messerscharfen Scherben, bevor einer der Menschen verletzt wird – ich weiß gerade nicht, wo genau sie stehen. Das öffnet allerdings die rechte Flanke...und eine Gruppe von untoten Bomben auf Beinen bricht durch die Bresche. Verdammt, ohne Armee kann ich die weichhäutigen Ziele unter mir einfach nicht verteidigen!
Hektisch packe ich zwei, die versucht haben, mich auszutricksen – leider kenne ich den Trick schon – und werfe sie weit weg, um zur Seite zu stürzen. Das wird viel zu knapp...wenn sie nur daran denken, sie nicht zu töten!
Doch als ich auf die letzten Gegner zulaufe, sehe ich, dass Jarulf in der Tat nicht blöd ist. Er hat seinen eckigen Schild verkehrt herum auf den Boden gestellt, sodass die Puppen daran vorbei laufen müssen...und eine Flammenzunge entsteht davor, welche die Heranstürmenden enormen Schaden erleiden lässt.

Ich weiß ja nicht...wenn das Inferno von einem wirklich kompetenten Zauberer gewirkt würde, wären die längst Aschenhaufen.

Vielleicht gibt es ja einen guten Grund, warum er lieber sein Schwert benutzt?

Vielleicht hätte er sich auf ähnliche Zauber spezialisieren sollen, statt zwei komplett verschiedene wie Feuerball und Inferno zu meistern zu versuchen? Natürlich wird das Nichts. Stell dir vor, er könnte Hydren erschaffen und würde denen stärkere Feuerbälle verpassen. Das gäbe Sinn. So ist es Unfug.

Da tritt Phaet aus der hinteren Reihe vor...und schießt einen Blitz quer durch die Gegner. Mehrere Explosionen auf einmal bezeugen den Tod der meisten, und schnell habe ich die zähen restlichen aussortiert.
Es stellt sich allerdings heraus, dass Phaet für seinen Ausfall mit einer Scherbe in der Schulter belohnt wurde. Er nähert sich ihr mit einer leicht zitternden Hand...ich halte ihn auf.

„Lass mich, du schneidest dich nur.“

Und damit meine ich, lass dich. Du bekommst die Hand, mehr nicht.

Das hättest du jetzt wirklich selbst tun können, aber gut.

Mit einer effizienten Bewegung zieht der Zweite das Projektil aus der Wunde. Phaet saugt scharf Luft ein.

„Mir bleibt heute auch Nichts erspart...wenigstens konnte ich diesmal ein wenig nützlich sein.“

Jarulf schnaubt. Seine Hand blutet stark – offenbar nur ein Schnitt. Devak...geht es gut. Aber er leuchtet. Blau-weiße Funken tanzen um ihn herum.

„Was ist das denn?“

Er sieht an sich herab.

„Das? Eine Zitterrüstung. Sehr praktisch gegen nervige Nahkämpfer, friert ein.“

„Als ob du jemals in den Nahkampf gehen würdest.“

Jarulf lässt sich die Hand verbinden, während er den trockenen Kommentar von sich gibt; seine Miene verändert sich weder durch Kommentar noch durch die Verarztung, aber Devaks lachende Antwort sagt mir, dass die Männer gut miteinander auskommen.

„Jedem das Seine. Ich mag meine Finger eben!“

„Bleiben wir nicht zu lange hier...wir sind gleich da.“

Wir gehen nach unten. Hier sollten ja wenigstens keine Gegner mein sein.

Wenn nicht von oben welche heruntergelaufen sind.

Ich bin eben gerne optimistisch, ja?

Tatsächlich war dieser ausnahmsweise gerechtfertigt, da uns im Vorraum Niemand erwartet und der übersichtliche Hauptraum ebenfalls leer ist. Die Söldner bleiben kurz stehen, vom Anblick überwältigt – der jetzt leere Blutsee, die zerfetzten knochenlosen Leichen der Ratsmitglieder und natürlich über die Senke hinweg die Leiche Mephistos selbst.
Deckard Cain wagt ein paar Schritte vor und sieht sich um.

„Ein schönes Chaos habt ihr beide hier unten angerichtet.“

Meine Antwort ist so trocken wie der ehemalige Blutsee.

„Gut, dass wir das nicht wieder aufräumen müssen, was?“

„Das ist dann wohl eher unsere Aufgabe...“

Devak klingt sehr nachdenklich.

„Bis die Dinge hier wieder zur Normalität zurückgekehrt sind...hm...ich denke, so wie früher wird es nie wieder...aber es gibt ganz ordentlich was zu tun, ja.“

Wir sind vor dem Portal angekommen. Ich gebe Mephistos Schädel einen Tritt.

„Ich würde euch zu gerne dabei helfen...aber meine Aufgaben liegen leider woanders.“

„Wir kommen zurecht. Hm...das war also der Herr des Hasses? So sieht er nicht wirklich beeindruckend aus. Was hat den denn so zerschmettert?“

„Meine Faust...“

Phaet sieht mich groß an.

„Die Geschichte will ich hören.“

„Ich...“

Deckard legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Golem...du solltest erzählen, was hier unten passiert ist. Ich weiß es ja schon, aber die Leute müssen es auch erfahren. Das ist der Stoff, aus dem Legenden sind, und ihr habt es verdient, welche zu werden!“

„Aber...der Meister wird bald...“

„Ich denke, hierfür ist Zeit. Wenn du willst, gehe ich schon vor und sage, dass du etwas später kommst, falls er schon aufgewacht ist. Was ich nicht glaube.“

„Na schön...aber ich bin kein großer Erzähler...“

„Stell dein Licht nur nicht unter den Scheffel. Denk an das, was ich dir gesagt habe.“

Ich seufze durch Aussprechen des Geräusches. Deckard lächelt mir aufmunternd zu, dann nimmt er sich eines der Pakete und geht ohne mit der Wimper zu zucken über die Knochenbrücke und durch das Höllenportal. Meine Augenbrauen heben sich so hoch die können...aber was habe ich eigentlich erwartet? Wie der Zweite ausnahmsweise korrekt sagte...Deckard hat mehr Rückgrat als die allermeisten jüngeren Männer.
Ich bedeute den Söldnern, sich hinzusetzen, und gehe mit gutem Beispiel voran, Mephistos Wirbelsäule als sehr befriedigenden Stuhl benutzend.

„Also...wie die Kämpfe oben aussahen, könnt ihr euch ja mittlerweile vorstellen...“

Es dauert letztlich gar nicht einmal so lange, bis ich wiedergegeben habe, was sich hier unten abgespielt hat. Die ungläubigen Fragen zu beantworten dauert etwas länger. Aber auch die sind bald erledigt. Gerade will ich mich verabschieden, als Jarulf aufsteht, zu Mephistos Überresten geht – und seinen Schädel von der überlangen Wirbelsäule trennt.

„Dein Meister sollte das als Trophäe haben. Oder eher du – immerhin hast du ihn getötet.“

„Ich lache! Damit können wir da unten Nichts anfangen. Weißt du was? Nimm ihn mit hoch. Stell ihn aus. Lass ihn ein Symbol werden dafür, dass für die Menschen Alles möglich ist – auch das Auflehnen gegen die Mächte der Hölle selbst. Gerade das. Ihr werdet es nicht einfach haben gegen seine übrigen Horden, auch wenn sie noch so desorientiert sind durch Mephistos Tod. Aber ihr werdet siegen. Ihr habt mir gezeigt, was ihr könnt – da mache ich mir gar keine Gedanken.“

Jarulf nickt, Phaet lächelt, Devak zuckt mit den Schultern. Er ist es aber, der die nächste Frage stellt.

„Kannst du uns denn sagen, was uns so im Dschungel erwarten wird, wenn wir da hineingehen, um jeden einzelnen verdammten Baum niederzubrennen?“

Ich werfe schnell einen Blick auf das Portal. Vielleicht wartet der Meister. Aber...die Leute hier sind mir ans Herz gewachsen. Sie haben mich schnell akzeptiert, wie ich bin, trotz der ganzen schlechten Stimmung hatte ich nie das Gefühl, verabscheut zu werden wie es in Lut Gholein der Fall war. Vielleicht haben ihre Erlebnisse die Kuraster auch nur abgestumpft. Aber wie sie gerade gefeiert haben...sie haben ihren Lebensmut nicht verloren.
Und haben jede Hilfe verdient, die ich ihnen geben kann. Weil es wirklich schwer werden wird für sie.

„Also...zunächst einmal Horden von noch lebenden Exemplaren dieser Puppen...“

Ich nehme mir die Zeit, ihnen jeden Gegnertyp, auf den wir gestoßen sind, nahezubringen. Die gefährlichen Höhlen voller Spinnen. Der Schinderdungeon, versteckt tief im Dschungel. Taktiken, Vorschläge, Warnungen. Sie saugen es begierig auf – jeder dieser drei sehr unterschiedlichen Männer wird sich einen anderen Aspekt merken, das sehe ich schon. Durch ihre wenngleich kurzen Erfahrungen hier sind sie bereits Veteranen – sie werden zurückkehren als Anführer zu den Docks, deren Rat bitter nötig sein wird im Kampf um die Zurückeroberung Kurasts. Vielleicht werden sie selbst zu Legenden – durch ihre ständige Anwesenheit womöglich heller leuchtend als der Meister.
Das Alles möchte ich noch sehen. Aber dafür muss ich mit dem Meister zusammen aus der Hölle zurückkehren – und mit Deckard. Ich habe jede Intention, das zu tun.
Irgendwann gibt es Nichts mehr zu sagen. Mit einen festen Händedruck verabschiede ich mich von den dreien. Devak, als Letzter, richtet dem Meister einen schönen Gruß aus. Dann drehe ich mich um, sende meine besten Wünsche für sie gen Himmel, und durchschreite das Portal.
Ich sehe nicht zurück.
 
hör auf damit, du schraubst unsere erwartungen viel zu hoch :D
irgendwann bist du wieder bei Samstag ;)

schönes kapitel. Wobei mir die Söldner da unten etwas zu schnell abgestumpft sind... ich meine, wenn man sowas mal sieht ist man doch erstmal fürs leben traumatisiert oder :D

Naja, jetzt fehlt nur noch, dass Tyrael vom vielen geschwätz cains wahnsinnig wird. Er wird den general anflehen mit ihm kommen zu dürfen um das nicht mehr ertragen zu müssen, trau ich mich wetten^^
 
speziell baals geschenk hätte er erwähnen sollen XD


die "Düsternisse" diese niedere art der seelen sind wohl das schlimmste da unten


ich finds immer wieder schön das du sie von anfang an in den schwierigkeitsgrad "Hölle" geschickt hast XD


mit immunen und allem pipapo

XD
 
Nach der Einleitung zur Beschreibung von irgendwelchen Charakteren dachte ich erst du beschreibst nun die anderen Engel in der Festung.

Also für die Söldner find ich dsa absolut passend so wie es nun ist. Das ist der Teil den der Golem wahrnimmt, den einen (Devak) kennt er halt schon ein bißchen von vorher, die anderen kaum bzw gar nicht... und da die Geschichte aus der Perspektive des Golems erzählt wird ist es genau das was er sieht.
Und obwohl sie ja nun wirklich nicht lange da unten rumlaufen erkennt man trotzdem die kleinen Unterschiede - der eine ist eher der Muskelprotz mit dem Schwert, der andere eher der Magier der zaubert - also hast du sogar aus dem Einheitsbrei an Söldnern noch individuelle Charaktere geschaffen.
 
Kapitel 3 – Frohe Botschaft

Die Meisten, die aus der Hölle zurückkehren, sind nämlich danach...tot.“
...oder untot - je nach dem.

„Höre ich da leichte Unzufriedenheit mit meinen immer hervorragenden Diensten? Wirklich, Golem, du bist extrem undankbar. Und nein nicht nur das – du hast auch noch jeglichen Anstand verloren.

Schön dass Hratli bekommt, was er verdient.
 
So...Nach laaaaanger Pause, aufgrund meiner Unfähigkeit mich an meine Accountdaten zu erinnern bin ich mal wieder da.... Obwohl ich glaube das mich hier keiner mehr kennt.
.... GOTT! Musste ich viel nachlesen, aber für unseren Yawgi mach ich das doch glatt.
Und bisher muss ich sagen: TOP! Besonders hat mir die Idee mit dem Riesen-Blutgolem gefallen... Und schön das man mal erfährt wie Deckard es schafft in die Hölle zu gelangen, OHNE ZU STERBEN, wohlgemerkt! Sag mal.... Wird der General Natalya eigentlich in Harrogath wiedersehen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 4 – Geburt von Legenden


Ich packe ihn am Kragen und reiße ihn von den Beinen, aber es ist zu spät. Der Meteor schlägt sein, und der Eisenwolf heult auf, als die Explosion ihn erwischt. Ich werde umgeworfen.
Du hast ja wirklich alles in diesem Kapitel untergebracht: Die Idee Skelettmagier auch mit anderen Elementen zu erschaffen,
Eisenwölfe, die gleich vier Schadensarten abdecken,
aber trotzdem weniger Schaden anrichten, als der Held,
Synergien,
Immunitäten
und die Tatsache, dass Monster in einem dunklen Kerker auch nichts sehen können.

Großartig!
 
Zuletzt bearbeitet:
schönes kapitel. Wobei mir die Söldner da unten etwas zu schnell abgestumpft sind... ich meine, wenn man sowas mal sieht ist man doch erstmal fürs leben traumatisiert oder :D
Das ist ein guter Punkt, hab ich verschlafen. Meh, verschüttete Milch und so.

Und obwohl sie ja nun wirklich nicht lange da unten rumlaufen erkennt man trotzdem die kleinen Unterschiede - der eine ist eher der Muskelprotz mit dem Schwert, der andere eher der Magier der zaubert - also hast du sogar aus dem Einheitsbrei an Söldnern noch individuelle Charaktere geschaffen.
Meine Hauptangst ist halt, dass sie NUR auf ihre kleinen Unterschiede reduziert werden. Es gibt Nichts Schlimmeres als eine Gruppe von Leuten, bei denen der eine der Doofe, der andere der Nerd, die dritte die Hyperaktive ist und...die jeweils nichts ANDERES sind. Also eindimensionale Charaktere. Wobei es vielleicht ein wenig viel verlangt ist, aus etwa fünf Seiten voll ausgebaute Charaktere schaffen zu wollen :>.

So...Nach laaaaanger Pause, aufgrund meiner Unfähigkeit mich an meine Accountdaten zu erinnern bin ich mal wieder da.... Obwohl ich glaube das mich hier keiner mehr kennt.

Deinen Namen kannte ich noch ;).

.... GOTT! Musste ich viel nachlesen, aber für unseren Yawgi mach ich das doch glatt.
Und bisher muss ich sagen: TOP! Besonders hat mir die Idee mit dem Riesen-Blutgolem gefallen... Und schön das man mal erfährt wie Deckard es schafft in die Hölle zu gelangen, OHNE ZU STERBEN, wohlgemerkt! Sag mal.... Wird der General Natalya eigentlich in Harrogath wiedersehen?
Tja.

Ach ja...heute wirds wohl kein Update geben, me sorry. Ich hab noch was fürs Studium zu tun (relativ spontan), und eigentlich bin ich eh recht müde...wenn ich in ner Stunde oder so anfangen könnte zu schreiben, bringt das wohl eh keine ordentlichen Resultate. Ich hoff, dass ich Morgen dazu komme.

Simon
 
auf deine kapitel warten wir gerne :top:


bis jetzt hat sich jeder tag warten gelohnt
 
Hach, das freut mich aber das du meinen Namen noch kennst, Yawgmoth.
Das mit dem Kapitel is zwar schade aber Ausbildung geht nun mal vor. Vielleicht könntest du ja am nächsten Samstag zwei Kapitel uploaden, oder was meint ihr Jungs&Mädels?
 
*Sonntag ;)
Und bisschen Verspätung nehm ich in Kauf, wenns dafür gewohnte Qualität ist :p
 
Ich war schon vor ner Stunde fertig. Ehrlich.
Aber mein Internet hat 2GB Beschränkung pro Tag, und da war das OpenOffice-Update wohl zu viel (unter Anderem ofc). Endlich gehts wieder, weil der neue Tag da ist...

Na jo. Sorry und so. Ist nicht sooo viel wie sonst, aber dafür mit hoffentlich gefälligem Inhalt. Ich finds ganz nett geworden.

Simon
 
Kapitel 5 – Der neue Bund

„Willkommen.“

„Guten Abend.“

Ich ignoriere Tyrael bis auf Weiteres und mache mich daran, die mitgebrachten Kisten etwas zu verteilen. Deckard geht an mir vorbei.

„Tyrael! Wie schön, Euch wiederzusehen.“

„Die Freude ist auf meiner Seite, Deckard Cain. Auch darüber, dass es Euch gut geht. Nicht wirklich überraschend, dass Ihr hier seid, und sehr willkommen. Ich sehe, dass sich schon um die Ausrüstung gekümmert wird; wollen wir uns kurz unter vier Augen besprechen, um nicht zu stören?“

Ich schieße einen so zornigen Blick wie ich kann in Richtung des Erzengels. Deckard verzieht etwas das Gesicht.

„Ich wäre wohl keine große Hilfe hier, Golem...du verzeihst, wenn ich der Einladung nachkomme?“

„Ist schon gut. Ich habe zu tun.“

Damit breitet Tyrael seine Lichttentakel aus – und die beiden verschwinden. Nicht stören, ha...er will sicher nur Dinge mit Deckard besprechen, von denen er meint, dass sie mich Nichts angehen.

Oder die den Meister Nichts angehen. Würde mich nicht wundern, wenn er das Objekt ihrer Aufmerksamkeit ist.

Hmja. Aktuell ist er das meiner...aber er schläft noch, natürlich. Möglichst leise schaffe ich, was er am nächsten Morgen brauchen wird, in sein Zelt, dann stelle ich die Truhe außerhalb von Stolpergefahr in den überdachten Bereich, packe die Kisten aus...die Arbeit geht mechanisch von der Hand, während ich mit dem Zweiten diskutiere.
Ich denke nämlich, es wird langsam Zeit, dass du ein paar Erklärungen ablieferst.

Abhängig davon, was genau ich erklären soll, mache ich das entweder gern oder gar nicht.

Als ob du nicht genau...aber schön. Also, erkläre mir die Diskrepanz zwischen dem Umstand, dass du mir im Moment teilweise sogar ungefragt hilfst und etwas früher noch mich und den Meister noch am liebsten in die Hölle geschickt hättest, und wenn es dich mitgerissen hätte.

Ach, das. Ich nehme an, dass ein simples „Mephisto wars“ dir nicht genügen wird?

Da gehst du aber mal völlig richtig in der Annahme. Ich habe sehr gut gemerkt, dass jeder wachsende Hass erst einmal einen Keim braucht, und ich glaube, dass es bei dir nicht mehr wirklich viel gebraucht hat, um diesen Keim so groß zu machen, dass du uns ins Gesicht explodiert bist.

Und da hat Mephisto selbst nicht einmal allzu viel beitragen müssen.

Oho.

Also, jetzt pass mal auf...bevor wir hier überhaupt so was wie eine Aussprache anfangen, will ich was klarstellen. Ich bin gerne bereit, völlige Ehrlichkeit zu garantieren, ob du mir das glaubst, musst du eben selbst entscheiden. Dafür will ich aber auch, dass du das gleiche Zugeständnis machst. Ich muss dir das genauso glauben, aber ich will, dass du bei jeder Antwort nachdenkst, ob du die wirklich ernst meinst. Du machst mich seit deiner Erschaffung völlig kirre mit völlig hirnverbrannten Aussagen, an die du tatsächlich zu glauben scheinst...wenn du das jetzt tust, will ich mir sicher sein, dass du in der Tat irgendwie krank im Kopf bist und mich nicht nach Strich und Faden an der Nase herumführst.

Du weißt, dass ich sehr ungern lüge.

Jaja. Wollte nur das klarstellen, wir haben eine Abmachung hier, also sei nicht nur mir ehrlich gegenüber sondern auch verdammt noch mal dir selbst.
Dann fangen wir mal an. Ja, es sollte ziemlich offensichtlich sein, dass ich weder dich noch deinen Meister ausstehen kann. Das geht auch tatsächlich so weit, dass ich mich manchmal frage, ob es nicht besser wäre, den ganzen Kram einfach hinzuwerfen und mich in einer dunklen Ecke deines Gedankengefängnisses selbst zu bemitleiden.
Aber dann könnte ich gleich den Meister bitten, einen Weg zu finden, mich auf ewig verschwinden zu lassen, und irgendwie will ich das auch nicht. Einerseits, weil ich diesen verrückten Gedanken im Hinterkopf habe, dass mein Einfluss euch zwei Irren doch irgendwie wenigstens ein Bisschen auf den Weg der Vernunft drängt, und ich glaube, das würde mein alter Meister wollen, wenn deiner schon seinen Namen trägt und sein Buch benutzt.
Andererseits, weil...ich doch irgendwie an dieser Existenz hänge.


Das glaube ich dir sehr gerne. Immerhin warst du ja eigentlich auch nur einer in einer langen Reihe von Golems, die dein Meister ausgetestet hat. Du bist doch nur deswegen der letzte geblieben, weil du es wolltest – weil du nicht vernichtet werden wolltest. Denkst du, die Golems vor dir haben nur nicht genug Überlebenswillen gehabt?

Weiß ich nicht, ist mir auch egal. Ist gleichfalls irrelevant. Der Punkt ist, ich würde euch wirklich gerne umbringen manchmal, aber wenn ich auch nur ansatzweise klar denke, ist es mir schlicht unmöglich, den Meister anzurühren. Weil er mein Meister ist, mein alter ist tot, und daran kann ich eben Nichts ändern. Würde ich das tun, verriete das meine gesamte Existenz.

Und trotzdem hast du es einmal fast getan, und ein zweites Mal hättest du es sicher genauso getan, wenn du die Gelegenheit gehabt hättest.

Manchmal macht ihr beide es mir aber auch nicht wirklich einfach, meine Mordgedanken zu zügeln. Wenn Mephisto zu der Mischung kommt, explodiert sie, ganz einfach.

Die Lunte ist aber reichlich offensichtlich zu erkennen. Was genau stört dich eigentlich so sehr daran, wenn er mir gegenüber Zuneigung zeigt?

Du hast die Antwort darauf eigentlich gerade schon gehört.

Ich denke kurz nach.
Ah. Verrat an deiner ganzen Existenz?

He, du bist doch nicht ganz so blöd, wie du oft tust. Natürlich ist es das. Wir sind ein Golem, diese...Verbrüderung ist Nichts als krank. Es ist exakt das Falsche, was der General tun kann, wenn er auch nur beginnen will, zur Vernunft zu kommen.

Ich weiß immer noch nicht, warum du dich so sehr dagegen sperrst, dass er in uns einfach etwas Anderes siehst als dein alter Meister.

Du hast ja gerade unsere Truhe in der Hand. Ist das nicht eine schöne Truhe?

Äh, mäßig...

Also, ich liebe diese Truhe. Vielleicht sollte ich sie mal fragen, ob ihr das ganze Gold, das wir in sie stopfen, nicht zu viel wird. Ich will doch nur, dass sie mich mag.

Ist ja gut, ich habe soweit verstanden.

Hast du wirklich?

Um ganz ehrlich zu sein, nein. Wir sind doch ganz offensichtlich so viel mehr als Gegenstände – wir können denken, haben Emotionen...

Aber das ist doch das große Problem bei deiner verqueren Denkweise. Du nimmst an, dass es gut ist, dass wir das tun. Ich sehe das schlicht als notwendiges Übel.
Ich merke schon, das ist gerade zu viel für dich, also lass mich weiter ausholen. Nehmen wir wieder die Truhe als Beispiel. Sie ist mit schweren Eisenspangen umnagelt, damit sie maximal sicher ist, denn es wäre ihrem Sinn komplett abträglich, wenn man sie einfach mitnehmen könnte oder aufbrechen.
Schade dabei ist, dass diese Sicherheit sie schwer transportierbar macht und dass der Deckel nur unter Mühe aufgeht.
Jetzt übertrag das auf unsere Situation. Es wäre komplett kontraproduktiv, wenn wir uns nicht mitteilen könnte auf eine Weise, die der Meister auch versteht – es wäre Gift für den Nutzen eines Leibwächters, der wir essentiell sind. Darum haben wir ein Simulacrum der Intelligenz verliehen bekommen durch einen wahrhaft meisterhaften Zauber.
Schade dabei ist, dass wir ohne zumindest einen gewissen Abklatsch von Gefühlen diese nicht verstehen und interpretieren könnten und darum damit leben müssen. Wir müssen uns damit abfinden, dass unsere Hülle und Aufgabe vielleicht etwas zu eng sind für unseren Geist. Das ist in Kauf zu nehmen, aber es geht schon. Ich habe eine hervorragende Methode gefunden, um mich nicht mit unnützen Gedanken zu quälen. Es ist wie wenn man die Truhe ölt, damit der Deckel nicht ganz so schwer aufgeht. Man kommt mit den inhärenten Nachteilen zurecht. Du aber, du bist wie eine Truhe, die sich weigert, geölt zu werden, weil sie Angst hat, dabei schmutzig zu werden. Außerdem findet sie Politur unangenehm und rostet lieber an Schlüsselstellen. Soll ich das etwa nicht verrückt finden?


Hm.
Denkst du nicht, dass das eine reine Frage deines Selbstwertgefühls ist?

Hörst du mir nicht zu, oder was? Was soll denn so eine hirnrissige Frage? Natürlich ist mein Selbstwertgefühl niedrig – weil ich kein wirkliches Selbst habe. Weil ich es nicht brauche. So zu tun, als wäre irgendwie wichtig, was meine Wünsche, meine Träume sind, würde mich nur behindern.

Ist ja gut, beruhige dich. Du hast kein Selbstwertgefühl. Gut. Akzeptiert. Erklärt auch eine Menge.

Bist du jetzt eigentlich ein Experte dafür, weil dein Vertrauen zu einem Selbst, das du dir nur einbildest, so kolossal niedrig ist? Wenn man die Existenz dieses Gedankens in deiner seltsamen Geistessphäre akzeptiert, kristallisiert sich immerhin viel klarer heraus, warum du so dermaßen lahmgelegt warst, als du Eisengolem wurdest.

So in etwa könnte man das sogar begründen, ja. Ich bin mir selbst wichtig, darum kann ich auch in ein ziemliches Loch fallen, wenn sich mir scheinbar unüberwindbare Gräben auftun bei der Verwirklichung dieses Selbsts...

Gah, es tut mir ja Leid, aber solche Aussagen machen mir schlicht Kopfschmerzen. Verstehst du wirklich nicht, dass du Nichts tust außer dir selbst Gram zu verschaffen durch diese Denkweise? Warum machst du das überhaupt?

Halt, das stimmt so überhaupt nicht. Es verschafft mir eine Menge Gram, aber auch diese unschätzbaren Momente, in denen ich glücklich sein kann. Das ist etwas, das ich nie haben könnte, wenn ich es so halten würde wie du. Und ich würde dieses Gefühl nie missen wollen, egal, wie viel Schmerz ich ertragen muss dafür.

Abgesehen davon, dass du wirklich disproportional viel Schmerz für diese kurzen, vergänglichen Moment erträgst...dein „Glück“ ist doch nur Illusion. Du bildest dir doch Alles nur ein, darauf will ich hinaus. Wir Golems sind in der eigentlich beneidenswerten Situation, uns entscheiden zu können, wie viel wir fühlen wollen.

Nein.
Nein, das glaube ich einfach nicht. Und das ist jetzt kein Selbstbetrug oder so, das ist meine tiefste Überzeugung, seit ich mir klargeworden bin, dass ich lebe, weil ich fühlen kann. Ich habe doch nicht begonnen zu fühlen, weil ich das will, das kam ganz natürlich – meine Gefühle bestimmen meine Denkweise, nicht meine Denkweise meine Gefühle!

Ich dachte, dein Kerngedanke war immer „Ich denke, also bin ich“?

Wie ich gerade sagte, ist es meines Erachtens überhaupt unmöglich, ohne Gefühle zu denken.

Ha! Das ist kondensierter Blödsinn! Es ist doch wohl logisch, dass jegliche Entscheidung im Zweifelsfall durch Logik getroffen werden kann – und wenn diese versagt, durch den immer neutralen Zufall.

Jede Entscheidung könnte so getroffen werden. Wird sie aber nicht. Egal, wie rational man sich gibt, die unterliegenden Gefühle beeinflussen einen immer. Ich meine nur...würdest du dich nicht als völlig rational bezeichnen?

Fangfrage. Ich bin zu völlig rationalem Denken durchaus fähig, ich kann mir das nur nicht erlauben in dieser Situation. Das Geschenk mit versteckten Dornen unserer Art ist ja, dass wir Gefühle durchaus verstehen können, wie gesagt, indem wir sie ziemlich gut emulieren. Was man eben auch, du hast es nur noch nie versucht, abstellen kann. Darf ich aber nicht – weil ich sonst keine Ahnung hätte, wie ich auch nur einen Anflug von Sinn in die Handlungen von euch beiden bringen sollte.

Ist das nicht völlig konstruiert? Hast du nicht eher Angst davor, deine Gefühle zuzugeben, und tust deswegen so, als wären sie deiner Entscheidung unterworfen?

Und was ist mit deiner Argumentation? Hast du nicht eher Angst davor, dass deine „Gefühle“ sich doch als selbsterschaffene Illusion erweisen könnten und tust deswegen so, als wären sie nicht deiner Entscheidung unterworfen?

Wir drehen uns hier irgendwie im Kreis.

Wir könnten es doch so machen: Versuchen wir doch beide, in Zukunft auf Gefühle zu verzichten. Wenn ich es nicht kann, habe ich Unrecht. Wenn du es kannst, hast du Unrecht.

Und wie willst du das überprüfen? Wenn ich mir doch im Zweifelsfall Gefühle „erschaffen“ könnte, nur um Recht zu behalten? Das ist ein unsinniger Vorschlag.

Welcher auch nicht ernst gemeint war.
Also, das war zwar irgendwie erleuchtend, aber komplett nutzlos.


Nun, wir können immerhin festhalten, dass es eigentlich wenig Sinn hat, die Sache auszudiskutieren. Bei jedem von uns beruht die ganze Argumentation nur auf Annahmen und Thesen, die nicht beweisbar sind. Was uns diese Erkenntnis aber bringen könnte, wäre ein Ende des Streits.

Sollen wir unsere gegensätzlichen Positionen etwa einfach als verhärtete Fronten akzeptieren und die Sache aufeinander beruhen lassen?

Es wäre zumindest besser für dich.

Was soll das denn heißen?

Dass ich im Moment am Gewinnen bin. Du hast es dir mit dem Meister verscherzt, und er akzeptiert mich, wie ich bin – oder, deiner Meinung nach, sein möchte. Selbst, wenn ich mir hier nur etwas vorgaukele, er widerspricht mir da nicht, und auch Andere wie Deckard sind meiner Meinung. Du hast eigentlich keine Chance, da etwas zu ändern.

Du verlässt dich hier aber schwer auf die Hoffnung, dass das so bleibt.

Was soll sich ändern?

Ich weiß es nicht. Wenn dein Meister rational wäre, wüsste ich, was sich ändern würde: Nichts. Da er aber völlig unberechenbar, weil irrational ist, kann es sich schnell mal zum Schlechten für dich wenden.

Da sehe ich keine Gefahr.

Ich weiß, du bist Optimist. Die Hoffnung, dass du einmal gewaltig auf die Nase fällst damit, erlaube ich mir allerdings auch, darauf kannst du Gift nehmen.

Schluss jetzt mit dem. Ich will nur eines wissen: Wie sehr kann man dir vertrauen, dass du im Interesse des Meisters handelst? Du redest zwar immer davon, dass er doch irgendwie das Erbe deines alten ist, aber gleichzeitig hat sich auch gezeigt, dass diese Überzeugung ziemlich brüchig ist.

Meine Überzeugung steht. Wie schon erwähnt, der Glaube daran, dass ich ihm – egal wie – noch Vernunft einbläuen kann, ist das Einzige, was mich davon abhält, irre zu werden.

Schnell unterdrücke ich meinen nächsten Gedanken: Dass er wohl schon wieder vergessen hat, zugegeben zu haben, dass er doch am Leben hängt. Ich will nicht wieder von vorne anfangen, aber...das wollte er sicher nicht so deutlich zugeben.
Also schön. Glaube ich dir, weil irgendwo müssen wir ja anfangen. Dann biete ich an, wieder zu unserem alten Pakt zurückzukommen – du erhältst gerne die Kontrolle, wenn du darum bittest, und ich höre deinem Rat gerne zu.

Ich muss zugeben, das ist unerwartet großzügig. Sicher erwartest du eine Gegenleistung?

Nicht viel. Nur folgende: Keine Tricks. Du hast offen zugegeben, den Meister manipulieren zu wollen, das passt mir so nicht. Gleichfalls ist dein Rat auch für ihn durchaus wertvoll. Ich verlange nur, dass du ihn nicht durch diesen in eine Richtung zu drücken versuchst, die dir passt, sondern dass du deine so hoch gepriesene Vernunft einsetzt, um eine Entscheidung zu empfehlen, die am logischsten ist. Am sichersten. Nicht am geeignetsten, ihn zu Jemand zu machen, von dem du willst, dass er ist.

Wenn mein Handeln von – für dieses Argument mal als echt angenommenen – Gefühlen geprägt ist, wird das aber etwas schwer.

Ich weiß, dass sich das mit meiner Argumentation beißt, aber ich will ja auch fair deiner gegenüber zu sein, obwohl ich sie für genauso falsch und schädlich halte wie du die meine. Also...sind wir uns einig?

Geistiger Handschlag.

In Ordnung.
Also...wir haben viel Zeit. Der Meister schläft sicher noch einige Stunden, und der Himmel weiß – wörtlich genommen – wo Deckard und Tyrael sind. Der Ort hier ist so inakzeptabel, du stimmst mir sicher auch zu, dass der Meister hier nach ein paar Tagen wahnsinnig werden müsste, so ganz ohne Komfort und mit dieser...Unnatürlichkeit.

Solange er noch in irrationalem Denken verfangen ist...ich hör schon auf. Ja, du hast da Recht.

Tyrael hat aber die Macht, hier Alles im gewissen Rahmen zu verändern. Also, dann planen wir doch ein paar Verbesserungen. Soll er doch einmal was für uns tun, wenn wir schon die ganze Zeit die Drecksarbeit für ihn erledigen müssen.

Wenn du meinst. Der Meister muss dem aber zustimmen.

Ich dachte, wir überraschen ihn mit ein paar Veränderungen, die wir schon im Voraus durchführen lassen. Offensichtliches.

Eine Möglichkeit, Rüstungen zu reparieren und eine gesicherte Versorgung mit Heiltränken könnte man natürlich schon anstoßen.

...ich dachte an ein Kaminfeuer. Mit echtem Holz. Wirklich zufällig flackernde Flammen, in die man zur Beruhigung starren kann. Ein bequemer Sessel...zwei, für Deckard natürlich noch einer.

Wie...esoterisch.

Ich hole jetzt einen Zettel. Ich schreibe etwas auf, du schreibst etwas auf und so weiter. Am Ende darf jeder vom Anderen fünf Dinge streichen – wenn er will. Das Ding drücken wir dann Tyrael in die Hand.

Ich nehme an, du willst anfangen...?

He, der Erste bin immer noch ich hier.
 
sehr nice...auch wenn ich alles etwas blutiger und weniger "esoterisch" ;) mag, gefallen mir die positionen der beiden sehr gut. auch die kompromisse/absprachen passen("jeder streicht fünf dinge vom anderen") wunderbar.

grüße, zap
 
Zuletzt bearbeitet:
Joa, doch, ganz nett. Mir macht es nichts aus, wenn keine Action sondern Philosophie auf der Speisekarte steht. Aber da muss man höllisch aufpassen, dass keine Logikfallstricke übersehen werden...
Ich bin zu völlig rationalem Denken durchaus fähig, ich kann mir das nur nicht erlauben in dieser Situation. Das Geschenk mit versteckten Dornen unserer Art ist ja, dass wir Gefühle durchaus verstehen können, wie gesagt, indem wir sie ziemlich gut emulieren. Was man eben auch, du hast es nur noch nie versucht, abstellen kann. Darf ich aber nicht – weil ich sonst keine Ahnung hätte, wie ich auch nur einen Anflug von Sinn in die Handlungen von euch beiden bringen sollte.
Die Aussage führt eigentlich dazu, dass der Zweite sehr wohl rein mechanisch, logisch, ohne Gefühle handeln könnte:
- den Sinn der Handlungen braucht er nicht verstehen, er muss nur gehorchen.
- Handlungen "besser" auszuführen zu können / den Sinn dahinter zu erkennen (und als Voraussetzung dafür Gefühle zu verstehen / selber zu haben), ist nicht die Aufgabe des Golems. Das ist sein selbstgestecktes Ziel, sein Wille (eigene Existenz, anyone?)
- ohne Gefühle würde sich der Zweite weder über den General noch über den Ersten ärgern - sondern funktionieren. Einen Nachteil kann ich derzeit nicht erkennen.
- würde der General einen Nachteil darin sehen, dass sein Golem (speziell: der Zweite) gefühllos seine exakten Befehle ausführt (nicht selbstständig handelt!), wäre es seine Entscheidung, dies zu ändern. Und die Entscheidung des Generals wäre nicht in Frage zu stellen. Vielleicht sollte der General dem Zweiten den Gehorsam abverlangen, nur ohne Emotionen Befehle zu befolgen...
- allein die Beurteilung des Generals als irrational durch den Zweiten entspringt einem Selbstwertgefühl (Ha, Gefühl!), einem Selbst-Bewußtsein, einer Emotion. Eine Holztruhe würde auch nicht ihren Besitzer beurteilen. Selbst dann nicht, wenn sie aus intelligentem Nussbaum wäre.

Vielleicht fehlen noch Argumente, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass einige Aspekte in der Diskussion vollkommen übersehen wurden. Und das sollte bei einem zur puren Logik fähigen... Golem eigentlich nicht passieren.



Ach ja, zu der Streichliste: da sollte man aufpassen, dass man deutlich mehr als fünf Punkte aufzählt :clown:
 
...
Ich weiß immer noch nicht, warum du dich so sehr dagegen sperrst, dass er in uns einfach etwas Anderes siehst als dein alter Meister.
...
Nicht am geeignetsten, ihn zu Jemand zu machen, von dem du willst, dass er ist.
...
anders klein geschrieben

zu jemandem, und klein geschrieben, würde ich sagen.
So klingt Jemand wie eine Person.
Also - ein Name.
Hallo, ich bin Jemand.


Bin mal gespannt, wies weitergeht.
Ich find den Zweiten immer interessanter...
 
Dir fällt aber früh auf, dass ich diese Wörter IMMER groß schreibe, neri Ô.o...

@Tom: Tjo, vielleicht ist der Zweite in Wirklichkeit gar nicht so logisch, wie er glaubt.

Simon
 
Hab meinen Review blick nicht immer gleich stark eingeschaltet...
Der Zweite ist nicht so logisch - das hat er bereits oft genug bewiesen.
Ich würde sagen, er kennt sich selber nicht vollständig - oder ignoriert Teile von sich komplett weg, die ihn aber durchaus beeinflussen...

Achja, korrigiere wenigstens den Fall. Jemandem.
 
Hm, inzwischen ist Montag und ich seh immer noch kein weiteres Kapitel das ich wahrscheinlich eh innerhalb von Minuten verschlingen würde nur um dann wieder auf das nächste Wochenende warten zu müssen um meine Gier nach guten Geschichten zu stillen, zumindest für einen kurzen Moment...
 
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