Letztendlich geht es doch nicht darum, dass
alles im Fernsehen nur schwachsinnig / primitiv ist oder das
alles, was gesendet wird, ein höheres Niveua haben sollte, auch wenn H. Ranicki in diesem Punkt globalisiert. Es gibt unleugbar viel "Abscheuliches" (besser wohl Schwachsinniges / Primitives / Niveauloses) im Fernsehen und es gibt genauso unleugbar intellektuell Ansprechendes, nur eben in unterschiedlicher Gewichtung und Häufung.
Ehrlich gesagt möchte ich keinen 50% Anteil der Sendezeit mit Kultursendungen, in denen in hochgeistigen Gespräche eine "intellektuelle Elite" oder "wahre Kunst kenner und -könner" etwas zerpflücken und sezieren, was mich - ehrlich gesagt - nicht im Geringsten interessiert. Aber im Großen und Ganzen wäre es wünschenswert, wenn etwas mehr Kultur und (sinnvolle) Bildung auch in den Massensendern RTL und Konsorten vertreten wäre.
Zur Zeit wird dies in Randsender abgedrängt und die kommerzionellen Sender überschlagen sich damit, das geistige Niveau zu unterbieten. Mich wundert bloß, dass die japanischen Schwachsinnsformate noch nicht ins Hauptprogramm gehoben wurden. Takeshis Castle o.ä. als Ersatz für Wer wird Millionär - das wäre dann wohl doch ein zu deutliches Zeichen.
Versteht mich nicht falsch - ich finde Takeshis Castle zwischendurch auch ganz lustig, mit einigermaßen gutem Willen kann man davon reden, dass es sich dabei um die japanische heutige Version des Unterhaltungsklassikers Ratet mal mit Rosenthal handelt. Und ein bißchen Unterhaltung ist sicher nicht zu verteufeln.
Wenn aber die Unterhaltung zur Maxime erhoben wird, wenn bloß noch Blödsinn als das moderne Fernsehen schlechthin verkauft wird, dann haben meiner Meinung nach die Intendanten und Co. versagt.
H. Ranicki müsste man zustimmen, wenn er die sinnvolle Alternative genannt hätte: intelligentes Infotainment, welches als Kern wahre Bildung vermittelt (und nicht so hirnrissige Themen behandelt wie "wo gibt es den größten Hamburger weltweit / kann eine Footballmanschaft ein Wasserbett kaputtmachen / ..."), Familiensendungen mit einem gewissen künstlerischen Anteil (klassische Musik, Kunstwerke,... aber kein seichtes RetortenBohlenPopMöchtegerneGedudel) oder ein anderes Format, welches ausreichend Niveau bietet (schlagt mich bitte nicht, wenn ich es mir nach dem zweiten Beispiel genauso bequem mache wie MRR).
Aber mit eine Brecht oder Schiller Verfilmung, wie es H. Ranicki vorschwebt, ist sicher kein Staat zu machen: selbst die Verfilmung von Dürrenmatts Der Besuch einer alten Dame im ARD wurde von ihm verrissen und hat wohl auch nicht die jugendlichen Zielgruppen von den Stühlen gerissen. Wenn das Fernsehen mit aller Gewalt ("Oh, Herr R. gesagt, dass wir mehr Kultur brauchen, lasst uns nur noch Literaturverfilmungen senden!") in diese Richtung schwenken würde, hätte dies wohl vor allem einen (positiven) Effekt: die Jugend würde weniger Zeit vor der Glotze verbringen und vielleicht wieder an die frische Luft. Abends um 20:15 Uhr

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Nein, das ist sicher der falsche Weg.
Von dem her ist also unser lieber Kulturpapst, der sich medienwirksam so lange im Zaume halten konnte, bis die Kameras auf ihn gerichtet waren, auf dem Holzweg.
Gottschalks Fatalismus, die Gunst des Publikums als alleinige richtungsgebende Kraft zu akzeptieren, ist aber ebenso unangebracht. Wer etwas anbietet, muss sich nicht immer nur nach dem Kunden richten, meist genügt eine persönliche Note, ein bißchen Widerstreben zum Populismus und ein Mehr an Qualität, um einen Trend aufzuhalten oder umzulenken.
Beispiel: ein Kunde wollte einen Mixer ohne Deckel (geringere Kosten) konstruiert haben. Nach EU Richtlinie steht dem entgegen (wegen Sicherheitsrisiko),
ist aber nicht gesetzlich bindend! Von dem her durchaus zulässig, solange der Dienstleister mitspielt. Hätte dieser nun gebuckelt und nur an den Umsatz gedacht, wäre sowas wohl in Südeuropa auf dem Markt. Durch Widerspruch und Hinweis an die höhere Managementebene wurde das Projekt aber verworfen.
Man sieht: ein gesundes Gewissen und Menschenverstand kann durchaus etwas bewegen, nicht immer muss blindlings dem vermeintlichen Kundenwunsch und dem Geld hinterhergrannt werden (

inSkills).#
Genug idealisiert, ihr seid dran.