Aber du hast mich ja schon in eine Schublade gesteckt. Daumen hoch für diese Diskussionskultur.
Dafür erstmal sorry, war nicht persönlich gemeint (ja, ich weiß, dass ich "Du" benutzt hab). Ging mir nur drum es anschaulich zu machen.
Das Autobeispiel bleibt allerdings dumm: Beim AKW wird nämlich etwas vielen, vielen Menschen auferlegt sozusagen, beim Auto verteilt sich das auf ganz schön viele Eigenverantwortliche, die tagtäglich immer wieder vor der Entscheidung stehen, das Ding zu benutzen oder nicht (ja, ich weiß, dass es Massenkarambolagen gibt und so).
Dass es schwieriger ist, aus dem "System Auto" auszusteigen als aus dem "System AKW" wird dadurch vielleicht auch etwas anschaulicher. Darum geht's mir aber auch gar nicht; ich wollte ja genau das zum Ausdruck bringen, dass ich diese Totale-Argumente zum Kotzen finde: Auch ein lediglich deutschlandweiter Ausstieg wäre nicht sinnlos! Es besteht ja immerhin die Chance, z.B. als "gutes Beispiel" voranzugehen, so peinlich und illusionär das jetzt klingen mag. Hey, stell Dir vor, Deutschland als eines der führenden industriellen Exportländer inmitten der EU schaltet komplett auf Parabolrinnen oder whatever um! Ich glaube schon, dass das Eindruck auf umliegende Länder machen wird - zumindest auf Wählergruppen, dadurch aber wiederum auch wieder auf Bauernfänger auf den politischen Sitzen. Bin überzeugt davon, dass einer der Gründe, warum hierzulande nichts geschieht, auf so vielen Ebenen, auch der ist, dass man Angst davor hat, zu scheitern. Man hat Angst davor, nicht vorab ein schon perfekt ausgeklügeltes System neu einzubinden - und Fehler zu machen. Dabei gibt's doch immer Fehler und wird's auch immer geben, weil Praxis eben etwas anderes ist als Theorie. Das ist genau wie bei der Diskussion um's Grundeinkommen: Solange das nicht ausprobiert wird, können beide Lager nur damit verbleiben, dass die einen sagen, der Mensch werde faul werden, und die anderen: Der Mensch wird kreativer denn je! Aber beide finden das Modell grundsätzlich "wunderschön". Ist doch verrückt!
(Ich hasse Diskussionen über Internet; wir sollten lieber mal bei einem Bier quatschen.)
Was ich noch sagen wollte ist: Atomstrom ist auch nicht ohne Grund spottbillig! Der wird nämlich ganz schön "massiv"
subventioniert - und wenn die Konzerne die Preise anheben, so liegt das lediglich daran, dass sie mehr Profit machen wollen und mit dem Abschalten der AKWs ein ziemlich griffiger Grund für eine Anhebung vorliegt. Einfach so kann man's ja nicht machen, das gibt böses Blut.
Ich bin schon auch der Meinung, dass Grundversorgungen NICHT vollkommen dem freien Markt und seiner "unsichtbaren Hand, die lenkt" überlassen werden darf. Wieder zum Beispiel Wohnraum: Menschen in Berlin MÜSSEN auch in Berlin leben können; durch den Verkauf des kommunalen Wohnraums und der Überlassung an private Investoren aber wird folgendes geschaffen: Ein freier Markt, der sich allerdings eine gewisse "Zwangssituation" vieler Menschen zunutze macht. Was will eine arbeitende Person in Berlin anderes machen, als auf die immer abstruseren Konditionen des neuen Vermieters einzugehen, wenn es schon die vierzigste Bewerbung um eine Wohnung ist, wenn schon wieder zehn andere Pärchen darum mitwerben, die allesamt denken: "Ach, wir zahlen ja nur einmal jetzt dieses Provisiönchen." "Ach, sind ja nur 5% über dem Mietspiegel, das geht schon." usf. Und schwupps steigt der Mietspiegel in einem Jahr mal wieder um schlappe 5%, weil eben alle so denken. "Gilt ja nur für mich." "NEIN tut's nicht, Du krasser Depp!"
(Übrigens an Labarna: Und das soll jetzt am "Sozialismus" liegen, oder um was ging's Dir in Deinem Beitrag? Verstehe die Bemerkungen nicht.)
Zum Strom nochmal: Hab gestern nen Radiobeitrag zum Szenario "Alle AKWs abschalten" gehört. Eine der vom Interviewpartner angesprochenen Probleme war, dass es "ab dann die Zwangssituation gibt, dass jeder Einzelne tatsächlich anfangen müsste, achtsamer mit Strom umzugehen, um eben einzusparen." Hahaha. Merkst Du was? Das ist doch total Banane! Ein Problem sei, dass man nicht mehr verschwenderisch sein dürfe - sprich:
verantwortungslos mit Strom umgehen dürfe! Das ist doch lächerlich! Verdammt, ich WILL, dass Menschen wieder Verantwortung übernehmen MÜSSEN. Deshalb will ich auch mit Dir von Angesicht zu Angesicht sprechen: Da kann ich nämlich nicht einfach meinen Senf abgeben (antworten klicken) und mich danach umdrehen und gehen (Browser schließen). Da muss ich antworten, weil Du mir gegenüber sitzt. Ist das nicht schön?
Genauso schön wäre es, wenn Menschen mit ihrem eigenen Handeln konfrontiert würden! Wenn sie
sich selbst dazu zwingen müssten, über ihr Tun zu reflektieren und vielleicht auch manchmal einzugestehen: "Ja, das war jetzt ziemlich dumm. Daraus ziehe ich eine
Konsequenz." Ich hab den Eindruck, jeder brödelt hier halt so vor sich hin, ist scharf auf "Privatsphäre" und will eigentlich nichts anderes, als sich nicht dafür verantworten zu müssen, was man tut. Ist ja auch anstrengend! Aber was genau bringt Dir denn eigentlich diese Privatsphäre? Welche Qualität steckt da eigentlich dahinter? Würd mich mal interessieren.
Ich könnte mir auch Modelle vorstellen, die z.B. eine Kopfpauschale von 500kWh/Jahr frei zur Verfügung stellen und danach gestaffelte Preise verlangen. Verschwender sollen mehr zahlen! Wieso denn nicht? Wieso zahlen manche genauso viel Cent pro kWh wie ich, wenn sie z.B. ihre zwei PCs, ihren TV, zwei Radios und drei Gefrierschränke durchgehend am Netz haben, dazu noch diverse Küchengeräte, die mit Strom laufen, ne dicke Gartenbeleuchtung, einen beheizten Pool im Winter und fünf iPads usf. haben, wo ich sogar winters meinen Kühlschrank ausstecke, um Strom zu sparen, meinen Kaffee per Hand mahle, Teig für's Backen per Hand knete, einen Besen und ein feuchtes Tuch statt einen Staubsauger verwende usw.?? Find ich ziemlich unfair, ehrlichgesagt. Und mein Mitbewohner und ich haben tatsächlich nen Jahresverbrauch von guten 800kWh im Jahr! Das ist ungefähr ein Fünftel von dem, was meine Eltern, die auch nur zu zweit sind, verbrauchen - die zahlen aber nur marginal mehr, weil die Grundpauschale schonmal viel zu hoch ist und weil sie bei'm e.on Billigtarif sind.
Egal, ich palaver schon wieder zu viel. Ein letztes noch: Die potenzielle Gefahr, die ein AKW darstellt, kann man meiner Meinung nach nicht mit der potenziellen Gefahr irgend eines anderen KW vergleichen - überhaupt Techniken, außer vielleicht Labore, die hochgiftiges Zeug erforschen (auch so'n Ding: für WAS ist das eigentlich gut?), oder Sprengkopf-Lager. Das macht das sog "Restrisiko", welches man richtigerweise bei jeder Art von Technik hat, aber ungleich bedenklicher! Findest Du nicht? Es müsste doch ein Bestreben geben, diese Technologie, in dem Maßen, in dem WIR es können, und das ist leider eben erstmal nur deutschlandweit, wirklich so schnell wie möglich wieder abzustellen... Bei einer Laufzeitverlängerung bis 2000-irgendwann muss ich mir aber doch an den Kopf fassen und mich ernsthaft fragen: Bin ich zu paranoid? Oder was denken "die" sich dabei eigentlich?
(Erstmal over jetzt, keine Lust mehr.)