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[Story] Chaos II - Die Erben des Rings

Irgendwie erkenne ich in diesem Update einen sehr großen Sprung in deinem Können. Die Beziehung zwischen Jukka und Ryan ist wunderbar beschrieben. Ebenfalls das Gefühl von Mephistos Präsenz, da war ich für einen Moment sogar neidisch, ich hab das Gefühl ich bekomme das nie so unterschwellig-unheimlich hin.

Elias ist so das was für mich Kojan ist, oder? Übermächtiger Zauberer, der aber dauernd eins auf die Mütze kriegt... :angel:
 
Sorry, das mit dem Doppelpost, ist mir gar nicht aufgefallen, kann man den irgendwie löschen?

Herzlich willkommen Ratopher, schön mal jemand Neuem zu begegnen!!!

@Saturn: Du bist ja auch meine größte Inspirationsquelle!
Danke für das Lob, aber das kann ich sowieso gleich zurück geben, weil ich in Sachen gut durchgestylte, fesselnde Handlung und Dialoge echt noch Nachholebedarf hab. Schön, wenns dir mal wieder gefallen hat.

Aber ich muss sagen, mir hat das neue Update auch schreiberisch viel mehr Spass gemacht als die letzten. Warum auch immer.
Aber das ist wahrscheinlich das Problem mit Amateurautoren... Ein tolles Kapitel kriegt irgendwie jeder hin, aber das Niveau über hundert oder zweihundert Seiten zu halten ist, sagen wir zumindest schwierig.

Das Neue Up ist schon in Arbeit und kommt vielleicht noch irgendwann vorm Wochenende oder spätestens Sonnatgs
 
Ok, ... dann willich dir auch mal wieder nen Post gönnen ;)

Ich hab die Geschichte sehr interressiert mitgelesen, udn eigentlich jedes Update verschlungen.
Ich kann mich Sturn nur anschliessen: Das neue Update ist ein Glanzstück geworden.

eNBeWe

P.S. Ich kümmer mich mal um den Doppelpost ;)
 
Dankeschön fürs Löschen... Und schön dass du auch mal wieder was von dir hören lässt, ich dachte schon du wärst irgendwo abgestorben :D
Ja, jetzt kommt mal wieder ein barbscher Aussetzer, aber ich zieh grad zuhause aus und hab deshalb ein klein wenig Stress - naja, ein kurzes Update ist trotzdem zustande gekommen.
Viel Spaß an alle Leser (und die stillen Teilhaber)

Eine Stimme erhebt sich
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Langsam drehte der Roboter den Kopf, als Jukka aus der schützenden Dunkelheit hervortrat und seine Tarnung ablegte. Unter seinen Händen hielt er zwei Totenköpfe, die wie groteske Marionetten mit den Kiefern klapperten.
" Waffe fallen lassen Cyborg, oder du bist in zwei Sekunden nicht mehr als wertloses Altmetall."
Klickend entsicherte der, ohne das Gesicht zu verziehen, die Waffe, sein Auge funkelte wie loderndes Feuer.
" Sieht aus wie das klassische Patt, Ajaton. Kein Zauber kann mich schnell genug töten, dass ich nicht dazu komme, abzudrücken."
Aus dem Leib des Cyborgs baumelten einige Drähte, die sich der Roboter in seiner Besessenheit selbst herausgerissen hatte. Immer wenn diese mit dem Metall der Brustpanzerung in Berührung kamen spieen sie blaue, elektrische Funken aus und knisterten bösartig, wie brennendes Plaste. Das einzige Geräusch in dem dunklen Gang, außer den sanften Atemzügen Elias.
Erst jetzt wurde Jukka bewusst, wie stark Mephistos Präsenz geworden war.
Es schien, als wäre die Aura in ihrer übernatürlichen Kraft eine Art Schwingung, die selbst die Wände erbeben und den Boden schauern ließ, wie ein Ton dessen Vibrationen zwar zu spüren sind, der aber viel zu tief ist, um vom menschlichen Ohr wahrgenommen zu werden.
Dunkle Stimmen schienen direkt aus Mephistos Gruft in Jukkas Ohren zu steigen.
Verhöhnendes Gelächter drang aus dem Mund des Cyborgs.
Jukka bekam eine Gänsehaut und sah dem ehemaligen Gehilfen Elias zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Die künstliche Haut hing in dicken Streifen von dem, was einst sein Kopf gewesen war herunter und entblößte das saubere, glänzende, garantiert rostfreie Metall. Es war paradox, wie echt die Haut wirkte und wie unwirklich sie doch war, allein durch die Abwesenheit jeglichen Bluts.
Und Jukka kannte das Blut gut. Jahrelang war er auf der Suche danach gewesen. Dickes, rotes, fast schon braunes, geronnenes Blut hätte die Unterseite der Haut bedecken müssen, doch war sie klinisch rein: Unwirklich, künstlich, tot.
Eine kalte Maschine in deren Herz ein Prozessor kläglich versuchte, menschliches Leben zu imitieren.
Wie hatte Mephisto eine Maschine verführen können?
Just in diesem Moment, da Jukka dem Cyborg ins Gesicht blickte und sich diese Frage stellte, rutschte das Lachen des Roboters plötzlich vier Oktaven nach unten.
Ein fast bodenloses, unglaublich bösartiges Vibrieren durchsetzte den Raum, erfüllte alle Steine, alle Gegenstände mit seiner bösartigen Präsenz. Der Geruch von Moder schoss beinahe aus dem Nichts aus den Mauerritzen. Eine dicke, braune Flüssigkeit quoll daraus hervor und bedeckte den Boden mit schmierigen Streifen. Diesmal schien es nicht nur so, als würde das Gemäuer beben, nein, diesmal hörte Jukka ganz eindeutig, wie die uralten Balken ächzten und wie dünner Putz von der Decke rieselte.
Der Roboterkopf stand plötzlich in Flammen, eine unglaubliche Hitze erfüllte den Raum, sodass Jukka instinktiv die freie Hand vors Gesicht hielt.
Selbst die Totenköpfe in seiner Hand erzitterten, wandten sich dem Bösen zu und verneigten sich vor seiner Macht, als es die Gänge und Gemäuer erfüllte.
Jukka sah Mephistos Gesicht als Projektion in dem Feuerball der noch eben Stephanus' Kopf gewesen war. Dessen Körper bäumte sich derweil ob der Überlastung auf, wurde hin und her geworfen. Leitungen platzten und schossen ganze Schauer blauer Funken durch den Raum.
" Hast du mich etwa in all den Jahren vergessen, Ajaton? Mephisto hatte schon immer seine Diener überall, Blutfresser." Mephistos Stimme war gespalten, zum einen war da die tiefe, dröhnende Bassstimme, die für die Höllenfürsten so eigen war, doch wurde diese überlagert von einem hasserfüllten Kreischen, dass in Jukkas Ohren sirrte und ihn glauben ließ, sein Trommelfell würde platzen.
Warum wachte Elias nicht auf? Noch immer zeigte die Waffe starr auf Elias Schädel und folgte jeder seiner Bewegungen, obwohl der Cyborg in die andere Richtung schaute..
" Diesmal wirst du endgültig sterben. Die Macht der Prophezeiung wird dich umbringen, Mephisto, niederster der Drei.." brüllte ihm Jukka ins Gesicht.
Nur ganz kurz huschte Unsicherheit über das verzerrte Gesicht, dann erneut Gelächter.
" Niemand kann mich be..."
Mit einem lauten Splittern zerbrach die ganze Illusion.
Von einem auf den anderen Augenblick verschwanden alle Anzeichen für Mephistos Anwesenheit. Sogar der Verwesungsgeruch verschwand zurück in die Tiefen des Gemäuers.
Nur Stephanus stand noch immer in der Mitte des Raumes, wie erstarrt.
Das spitze Ende eines Eisspeers ragte aus seiner Brust hervor, nagelte ihn regungslos in eisiger Kälte fest, einzig die freien Gliedmaßen zuckten noch, als die Schaltkreise zusammenbrachen.
Knirschen gaben die Gelenke langsam nach, als der Strom aufhörte zu fließen und mit einem Scheppern landete der Cyborg auf dem Boden.
" Danke." Rang es aus seinem hilflosen Mund.
Jukkas erstaunter Blick hob sich und fiel direkt in das verunsicherte, ängstliche Gesicht Elias, dessen Hände noch immer in der Zauberhaltung erstarrt waren.

In diesem Moment öffneten Ryan und Doro die Tür in das Zimmer.
" Ihr werdet nicht glauben, was wir erlebt ha..." Doro brach mitten im Satz ab, als sie den verschmorten, toten Cyborg auf dem Boden liegen sah.
" Was ist denn hier los?" fragte Ryan hinterher.
" Äh ... Mephisto hat uns gerade Gesellschaft vorbeigeschickt, um uns zu töten." Antwortete Jukka und wich Elias' prüfendem Blick aus.
" Da denkt man mal, man hat was erlebt und verpasst eigentlich wieder das Wichtigste." Maulte Doro.
" Was war denn?" fragte Elias.
" Ne, klärt ihr uns erst mal auf, was hier gelaufen ist."
" Da fragt ihr mal besser unseren Dämonenexperten." Elias deutete auf Jukka.
Dessen Antwort wurde von Szarah unterbrochen, die völlig zerzaust und verschlafen in das Zimmer stolperte.
" Könnt ihr mal ein bisschen leiser machen. Ich bin hundemüde und brauch noch ein bisschen Schla..." Auch sie verstummte beim Anblick der verkohlten Roboterteile. " Er war zwar etwas unfreundlich, aber warum, denn gleich so endgültig?"
Jukka seufzte.
" Also noch mal von vorne. Mephisto hat, wie auch immer, die Kontrolle über den Roboter übernommen, hat versucht Elias umzubringen. Ich hab es glücklicherweise bemerkt und wollte ihn stellen. Daraufhin hat Mephisto sich gezeigt und eine typische Höllenerklärung abgelassen, bevor Elias ihn von hinten mit dem Speer erdolcht hat."
Szarah kratzte sich am Kopf
" Heißt da Mephisto ist tot, oder was?"
" Ne, nur sein Projektionskörper. Das heißt, wenn es noch andere Besessene in der Stadt gibt, könnte er die jederzeit übernehmen und auf uns hetzen. Aber was war denn nun bei euch eigentlich los."
Ryan ließ seine Gelenke knacken:
" Naja, Besessene ist vielleicht eine gute Vorlage."
Doro gab ihm von hinten einen Klapps:
" Halt dich an die Fakten."
Ryan schaute Doro zwar erstaunt an, begann dann aber zu erzählen:
"Also... Wir waren in der Stadt und haben uns das alles angeschaut..."

" Ich glaube wir sollten mal ganz dringend mit diesem Askhadius reden. Ich habe das ungute Gefühl, dass etwas mit diesem ganzen Ort nicht stimmt." Folgerte Jukka, als Ryan fertig war von ihren Erlebnissen zu erzählen.
Szarah gähnte:
"Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich glaube was wir ganz dringend brauchen ist ein bisschen Schlaf."
Zustimmendes Murmeln erhob sich unter den Anwesenden, sodass Jukka zähneknirschend einwilligte:
" Meinetwegen, aber es wird wahrscheinlich für's Erste besser sein, wenn wir uns nicht mehr Alleine bewegen. Ihr wisst ja aus einschlägigen Horrorfilmen, was dann passieren kann."
Doro stöhnte:
" Und wenn ich mal auf's Klo muss?"
" Dann geht entweder Szarah mit, oder Einer von uns Dreien steht Schmiere." Antwortete Ryan auch gähnend "Aber sollen wir wirklich alle hier drinnen pennen, ich meine, das wird verdammt eng."
Jukka grinste:
" Ich hoffe ihr habt alle Zähne geputzt."

Als Szarah aufwachte wusste sie zunächst nicht, welche Uhrzeit, oder überhaupt welche Tageszeit war, da das Kellergewölbe jegliches natürliches Licht sicher verbannte und es daher ohne eine künstliche Lichtquelle immer stockduster war.
Aber ihre schweren Lieder sagten ihr sehr zuverlässig, dass sie kaum zwei Stunden geschlafen haben konnte und außerdem begannen sich Kopfschmerzen wie rhythmische Hammerschläge in ihrem Kopf breit zu machen. Szarah wollte ins Bad gehen, erinnerte sich aber dann noch an Jukkas warnende Worte.
" Ach verdammt." Sie wollte sich gerade zu Doro umdrehen und sie wecken, da war es ihr als hielt sie eine unsichtbare Kraft zurück.
‚Warum sie wecken?' Sagte die innere Stimme nach der langen Schweigephase.
‚Weil ich aufs Klo muss.'
Die Stimme kicherte, wurde aber sofort wieder ernst.
‚Weißt du eigentlich, auf was du dich einlässt?'
‚Was meinst du?' fragte Szarah, die sich langsam mit der Stimme im Kopf abgefunden hatte.
‚ Na den Kampf gegen Mephisto. Du willst gegen einen Höllenfürsten kämpfen. Das ist nicht der popelige Duriel, das ist Mephisto, der Älteste der drei Brüder. Die Höllenfürsten sind durch ihre eigene Magie so stark geschützt, dass ihr mit euren Zaubern ihnen gar nichts anhaben könnt! Was willst du gegen ihn machen? Das wäre dein Todesurteil.'
Szarah dachte kurz nach.
‚Wir haben die Prophezeiung.'
‚Glaubst du etwa an zehntausend Jahre alten Hokuspokus? Das sind alles nur Geschichten, die sich irgendwelche erfindungsreichen Geister haben einfallen lassen und ihr versucht auf Zwang sie zusammen zu setzen, dabei kann nichts heraus kommen. Bitte glaub mir, das wird nichts bringen außer eurem Tod.'
Szarah schnaubte.
" Wenn wir gerade bei erfindungsreichen Geistern sind. Wer bist du eigentlich. Es fällt mir nämlich langsam schwer dich in meinem Kopf zu akzeptieren.'
Die Stimme kicherte.
‚Nun sagen wir, ich bin ein alte Macht und habe da noch eine kleine Rechnung mit Mephisto und seinen Brüdern offen. Dafür brauche ich dich - ich bin nur um dich besorgt und will nur dein Bestes.'
‚ Ach übrigens. Selbst wenn die Prophezeiungen nur Quatsch sein sollten, was ich nicht glaube, haben Elias, Ryan und Doro Diablo schon besiegt - ohne Prophezeiungen.'
Jetzt war es an der Stimme ein verächtliches Schnauben auszustoßen.
‚ Und auf welchem Weg? Elias lag mehr tot als lebendig in der Ecke, Doro war fast zu schwach, ihr Gewehr zu halten und Ryan, Ryan der große Held entfesselte in einem Moment höchster Verzweiflung die Kräfte des Buches in sich und verwandelte sich in einen Höllendämon, der mächtig genug war, Diablo zu zerfleischen, aber auch Ryan fast umgebracht hätte, wäre es ihm nicht durch einen unglaublichen Trick gelungen, den Ring des Buches von seinem Finger zu lösen."
Szarah lächelte:
" Das glaube ich nicht."
" Du glaubst es so nicht? Bitteschön du wolltest es nichta dners."
Szarahs Blickfeld verschwamm, die Umgebung löste sich in dreckige Farbschlieren auf, die sich erst nach und nach wieder zu einem Bild zusammen setzten. Doch war es ein unglaubliches Bild, dass sich ihr darbot.
Sie sah Elias neben einem Haufen Schutt liegen. Sein blondes Haar blutverschmiert, dass Gesicht auf den Boden gepresst. Ein riesiger Sanktuarium baute sich Stück für Stück aus tiefer Dunkelheit auf, beinahe fließend.
Überall waren Stück aus der Wand gebrochen, die oberen Emporen lagen zerstückelt auf dem Boden. Aus geborstenen Plasmaleitungen rann hellsprudelndes Plasma hervor, floss über die Steine und zerschmolz sie zu dreckigen, schwarzen Klumpen.
In der Mitte des Raumes - ein tiefer Riss, durch den Szarah in die tiefsten Höllentiefen schauen konnte, in der sich blutrote Lava, durchsetzt von hellgelben Streifen langsam dahinschob. Der Rauch darüber formte sich zu Kriegszenen. Tod und Verderben überall. Gestürzte Menschen, tote Menschen. Kanonen, Gewehre, Messer, Gift.
Szarah erkannte, dass es sich dabei um die verdammten Seelen handeln musste, die in der Hölle die Momente ihrer tiefsten Qual wieder und wieder erleiden mussten.
Unfassbares Leid breitete sich vor ihr aus, nur Verdammnis und Verderben, soweit das Auge reichte. In diesem Moment akzeptierte sie stillschweigend, dass sie sich in der Hölle befand. Diese gemeine Perversion des Lebens nach dem Tode konnte nur das Werk von den Höllenkönigen sein.
Währenddessen schritt die Metamorphose fort.
Doro wurde sichtbar, das Gesicht in Schrecken verzerrt auf etwas fixiert, das sich noch außerhalb des sichtbaren Bereichs befand. Erstarrt hockte sie da, die Waffe gesenkt. Kaum mehr dreißig Schuss zeigte die Munitionsüberwachung. Doro war schwer verwundet. Ein Riss zog sich quer über ihr Gesicht und hellrotes Blut kam aus zahlreichen Wunden an Armen und Beinen. Sie war erstarrt, die Szene wie eingefroren.
Undefinierbare, magische Projektile schlugen noch in die Wände ein, rissen Steinbrocken heraus, doch bewegte sich nichts, selbst das Feuer war in einer komplizierten Aufwärtsbewegung erstarrt.
Erst jetzt wurde das sichtbar, worauf Doro starrte.
Diablo, der Höllenfürst in seiner unverkennbaren Majestät hing da in der Luft, gehalten von etwas, dass sich langsam aus zahllosen Farbschlieren zusammensetzte.
Szarah hielt den Atem an. Es war Ryan und doch so unverkennbar ein Dämon.
Ein über dreißig Meter großes Echsenwesen, stachelbewehrt. Drahtig und dünn hatte sein Körper doch die unverkennbare äußere Form Ryans übernommen. Er stand wie ein Art Projetion über den skelettähnlichen Umrissen des Dämons.
Langsam, da die Szene nun vollständig sichtbar war, setzten sich die Bilder in Bewegung.
In Zeitlupe sah Szarah, wie Ryan in der Dämonengestalt Diablo zerfleischte, ihm mit den Klauen das Fleisch von den Knochen riss und ihn mit Hilfe des Höllenfeuers der Vernichtung übergab.
Der Körper des Dämons waberte. Immer wieder wurde Ryan sichtbar, trat fast körperlich aus den eisgleich glitzernden Gliedmaßen hervor, dann wieder wurde sein Abbild dämonischer, verblasste schließlich fast ganz und wurde schlussendlich unsichtbar.
Szarah hielt den Atem an, als sich Ryan gegen Doro wandte.
Sie erstarrte, als Doro die Waffe anhob und auf den nun völlig dämonischen Widersacher anlegte.
Da trat Ryan plötzlich so statisch wie nie zuvor aus dem Monster hervor. Der Schuss dröhnte - und fetzte den Ring vom Finger. Der Dämon zerfiel.
Szarah schloss vor Freude die Augen.

Als sie die wieder öffnete befand sie sich wieder eingekeilt zwischen Jukka und Ryan.
‚Du siehst, was ich meine?' fragte die Stimme.
‚ Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?' erwiderte Szarah nachdenklich.
‚ Sie dir Ryans rechte Hand an. Ist dir nie aufgefallen, dass sein Mittelfinger kürzer ist, als der Ringfinger.'
Szarah beugte sich hinunter und hob vorsichtig Ryans Hand an. Tatsächlich reichte der Mittelfinger kaum bis zum zweiten Gelenk des Ringfingers, noch dazu war er viel heller und dünner, fast unwirklich, auf jeden Fall nicht natürlich.
‚ Er ist durch Elias Zauberkraft nachgewachsen, deshalb wird er nie wieder so aussehen wir früher. Glaubst du mir jetzt?'
Szarah nickte stumm, Worte waren völlig überflüssig.
‚Willst du dass es wieder so endet? Diesmal habt ihr keinen Ring, kein Buch.'
Wortloses Kopfschütteln.
Mit einem leisen Knacken öffnete sich die Zimmertür, schwang lautlos auf und gab den Blick auf den langen, leeren Gang frei.
‚Das ist deine letzte Chance! Geh, nur so kannst du dich retten.'
Ohne ganz zu wissen, was sie tat, stand Szarah gegen ihren Willen auf. Strauchelnd setzte sie sich in Bewegung, den Blick auf die Tür gerichtet. Im Dunkel trat sie hart auf Doros Hand, die ausgestreckt auf dem Boden lag.
" Autsch!" Doro fuhr aus dem Schlaf hoch.
" Sorry." Szarah schüttelte den Kopf, die Stimme war verschwunden.
" Was hast du da eigentlich vor?" fragte Doro halblaut und setzte sich auf.
Szarah zögerte:
" Ich, ich muss mal auf s Klo."
Doro schüttelte den Kopf:
" Du hast doch gehört, was er gesagt hat, keine Alleingänge. Ich komme mit."

Ich hoffe es hat allen gefallen, kann aber über den Zeitpunkt des nächsten Updates noch keine genauen Vorhersagen machen.
 
Ich hätte wohl mit I'll be back abschließen sollen, hm?
Hallo? Is da noch wer?
Ich hoffe ihr seid nicht zu erschöpft von den vielen Antworten und könnt das Kapitel noch lesen und mir dann evtl sagen, wie ihr's findet... :D
Büddä!

Sommersonnenwende
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Ein Hämmern weckte die fünf am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Ryan war als Erster auf den Beinen und lief schnell zur Eingangstür.
Draußen standen Askhadius und Askhadia, umgeben von einer dicht gedrängten Menschenmenge. Als Askhadius Ryan fast völlig unbekleidet sah, wich er instinktiv zurück und errötete:
„ Ich hoffe, ich meine, Entschuldigung für die frühe Störung.“
In diesem Moment trat Jukka, der es wenigstens geschafft hatte, einen Mantel überzuwerfen hinter Jukka:
„ Guten Morgen. Was gibt es denn so wichtiges.“
„ Nun, eigentlich sind wir hier...“
„ Um uns zu entschuldigen.“ Setzte Askhadia fort.
Als Elias, Szarah und Doro die Eingangstür erreichten, drehte sich Askhadius Doro zu.
„ Guten Morgen, ich möchte mich für mein Verhalten gestern Abend entschuldigen, Doro.“
Askhadia und Doro runzelten beide kaum merklich die Stirn, dann lächelte Doro und fragte:
„ Woher der plötzliche Gesinnungswandel?“
„ Nun, leider ist ein wirklich peinliche Situation eingetreten.“
„ Wie wir gestern Abend schon verlauten ließen, haben wir euch bewachen lassen.“
„ Gerade eben war Schichtwechsel bei den Wachen und wir waren anwesend, um zu erfahren, ob es irgendwelche Probleme gegeben hat.“
„ Und da erfuhren wir...“
Askhadius hob die Hand:
„ Fragt bitte nicht woher,...“
„ Dass gestern während unseres Gespräches ein Attentat auf euch verübt wurde.“
„ Von einem, der Mephistos Zeichen trug.“
Die Dorfbewohner zogen erschrocken die Luft ein. Ryan registrierte nebenbei, dass die Sonne schon fast im Zenit stand. Sie hatten wirklich lange geschlafen.
Askhadius drehte sich mit seiner Schwester den Kurastern zu:
„ Ja, ihr habt richtig gehört. Es ist Mephisto, der für all das verantwortlich ist, was uns die letzten Wochen heimgesucht hat.“
„ Die Fremden haben die Wahrheit gesprochen.“
Sie drehten sich wieder den Fünf zu.
„ Wir möchten uns für unser Misstrauen entschuldigen und auch dafür, was gestern Abend in der Taverne passiert ist. Entschuldigung im Namen Kurasts.“
„ Wir würden euch dafür zum Sommersonnenwendefest heute Abend einladen. Ich weiß, dass ihr eigentlich keine Zeit für Feste habt, aber vielleicht könntet ihr diese Ablenkung ja gebrauchen?“

„ Ich glaub es nicht, das kann doch nicht euer Ernst sein!!!“ keifte Jukka „ Wir müssen in wenigen Tagen gegen einen Höllenfürsten kämpfen und ihr wollt feiern gehen? Ihr habt doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.“
„ Reg dich ab, das ist nicht gut für deinen Blutdruck.“ Sagte Doro mahnend „ Ich glaube auch dir kann ein bisschen Ablenkung von diesem Dämonenkrimskrams nicht schaden.“
Jukka blieb stehen und holte tief Luft:
„ DÄMONENKRIMSKRAMS? Ich, ich glaub das einfach alles nicht. Ihr seid solche Dilettanten, glaubt ihr, mit der Haltung könnt ihr Mephisto besiegen?“
Szarah schmiegte sich eng an Jukka:
„ Ach bitte, es wird bestimmt spaßig.“
Jukka machte sich los und verschränkte bockig die Arme vor der Brust:
„ Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich mitkomme, oder? Einer muss ja vernünftig sein und sich darum kümmern, dass wir überleben. Ich werde weiter die Prophezeiungen studieren.“
Doro grinste:
„ Wird schwierig, du hast gestern verlauten lassen, dass niemand mehr alleine irgendwohin gehen darf. Also wirst du wohl oder übel mitkommen müssen.“
Jukka blieb glatt die Spucke weg:
„ Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen – und außerdem wird Elias mit mir hier bleiben. Oder etwa nicht?“
Vier Augenpaare richteten sich auf den Magier, drängend, sein Urteil zu fällen.
„ Also, ähm...“ druckste Elias herum „Ich glaube, ich würde mir das schon gerne anschauen..“
„ Na klasse...“ Jukka drehte sich um und knallte die Tür zu seinem Zimmer zu.

Ein paar Stunden später liefen sie gemeinsam die lange Straße in den Urwald entlang. In der Ferne, umgeben von den satten, grünen Bäumen des Kuraster Urwalds konnte man schon die großen Feuerplätze sehen, an denen die Feier stattfinden sollte.
Verglichen mit dem letzten Abend wirkte Kurast unwahrscheinlich friedlich und lebendig. Mephistos Präsenz war verschwunden in den Tiefen des Urwalds. Wahrscheinlich hatte ihn der erneute Fehlschlag wieder zurückgetrieben und ihn seine eigene Schwäche erkennen lassen.
Doro und Szarah liefen fröhlich vorne weg. Dahinter gingen Elias und Ryan, in ein Gespräch verstrickt, während Jukka maulend hinterher trottete.
Doro und Szarah drehten sich um:
„ Was ist denn, wenn wir weiter mit dem Tempo laufen, kommen wir vielleicht übermorgen dort an.“
Ryan schaute Doro ins Gesicht und prallte verwundert zurück. Etwas war falsch an diesem Gesicht, es wirkte so anders:
„ Doro, seit wann trägst du LIPGLOSS?“ fragte er völlig perplex „ Und was um alles in der Welt hast du mit deinen Haaren gemacht?“
Doro lachte:
„ Tja, Szarah und ich haben uns ein wenig auf die Feier vorbereitet. Gefällt’s dir?“
„ Es ist auf jeden Fall sehr ungewohnt...“


Als sie auf dem Festplatz angekommen waren, hatte sich die Nacht schon längst mit ihren kühlen Schwingen über das Land gelegt und mit ihr waren die Schatten gekommen. Die Schatten des Waldes, die sich im Schatten der Lagerfeuer wanden und zuckten wie menschliche Leiber.
Der Festplatz befand auf sich einer großen Lichtung inmitten des Urwalds nahe dem südlichen Ende von Kurast, aber weit genug, um die Geräusche der Stadt nicht mehr wahrnehmen zu können.
Umgeben von den uralten, knorrigen Bäumen kam sich Ryan klein und bedeutungslos vor, als wäre er wieder vier Jahre und zu Hause in dem kleinen Dörfchen, weit weg von diesem Planeten, den sie Erde nennen.
Ein durchaus angenehmes Gefühl.
Auf der Wiese standen fünf große Feuer, deren Schein sie schon vom weitem gesehen hatten, ringförmig angeordnet auf der Wiese und erhellten mit ihrem warmen Schein das Umfeld, sodass sie die Bewohner Kurasts zum ersten Mal richtig betrachten konnten..
Dort inmitten der Feuer standen Männer in der traditionellen Kleidung der Kuraster Dschungelkrieger auf einer Art kleinen Tribüne.
Ryan war verwundert, weil etwas an den Gesichtern der Menschen so falsch wirkte, aber Doros Ausruf erklärte ihm das Phänomen.
„ Sieh mal, die tragen Masken.“
Aber auch das war noch nicht die ganze Wahrheit. Es waren nicht nur irgendwelche Masken, sondern es waren die Masken von Dämonen. Lange, spitz zulaufende Köpfe in deren Mitte ein klaffendes Maul riesige Zähne bleckte. Ihre Augen grinsten bösartig und fixierten die Umstehenden.
‚Ein Dämonenbannritual – wie passend.’ Dachte Ryan düster.
Ihm gefiel dieser Ort trotz seiner durchaus romantischen Aura ganz und gar nicht.
Zu schwarz war der Wald umher und zu rot leuchteten die Feuer. Er konnte nicht genau sagen, warum, aber er spürte, dass etwas geschehen würde – in dieser Nacht- was den Lauf der Dinge nicht unwesentlich verändern würde.
Wieder tauchte das Gefühl auf, irgendetwas daran hier zu sein sei falsch, falsch und fatal..

‚Wenn Dinge geschehen werden, von denen du weißt, dass sie geschehen werden, werden sie dann auch geschehen, wenn du mit aller Kraft ihren Verlauf zu ändern versuchst?’

Eine Frage, die so alt war, wie der Begriff ‚Schicksal’ an selbst. War es überhaupt möglich ein eventuell existentes Schicksal zu ändern?.
War es Schicksal, dass sie bis an diesem Punkt gebracht hat?
War es Bestimmung?
Das Buch hatte das damals unter der Geisterbahn mit kraftvollen Worten verneint, aber das Buch war ja auch eine Ausgeburt der Hölle gewesen, wie die Zeit gezeigt hatte.
Waren sie immer noch ein Teil des Plans des Buches? Oder bewegten sie sich schon außerhalb dessen Machtbefugnissen?
Ryan zermarterte sich den Kopf über diese Fragen, konnte aber zu keinem befriedigenderem Ergebnis kommen, als der Erkenntnis, dass sie das wahrscheinlich erst merken würden, wenn es zu spät war. Also konnten sie nur von dem Standpunkt ausgehen, dass dem nicht so war, denn sonst wäre ja sowieso alles verloren gewesen.

Doch der Festplatz ließ Ryan einfach nicht los. Er schloss die Augen und ließ seinen Kräften vollen Lauf. Sofort erfasste ihn ein Strudel magischer Energie, die auch Elias und Jukka bemerkt haben mussten, denn sie schauten sich ebenso verwundert wie Ryan um.
Der Ort schien ein Brennpunkt der Kräfte zu sein, ein magischer Ort, an dem die Kräfte der Menschen gebündelt werden konnten.
An diesem Ort vereinte sich die Gegenwart mit der Vergangenheit. Die beiden Zeitlinien schienen sich zu krümmen und zu vereinen, um die Zukunft zu gebären.
So schien es zumindest.
Es war zu einem Treffen der Generationen geworden. Magier und alte Stammeskrieger saßen an den Feuer, ebenso wie junge Menschen in moderner Kleidung, die gemütlich schwatzten.
‚Aus Vergangenheit und Gegenwart wird die Zukunft geboren’ so hieß es zumindest.
Nun denn. Ryan hoffte nur inständig, dass die Zukunft nicht so düster war, wie seine Gedanken.
Askhadius stand in einiger Entfernung und unterhielt sich mit zwei jungen Männern, die ebenso wie er der Magiergilde zugehörig schienen.
Offensichtlich waren doch nicht alle Magier vernichtet wurden.
Irgendwie erleichterte dieses Wissen Ryan, auch wenn er nicht wusste, wieso. Die Zauber der Magier würden gegen Mephistos Macht sowieso nichts bewirken können.
Als er die Fünf am Eingang des Zeltplatzes sah, kam er ohne Umschweife auf sie zu und Ryans Laune sank noch weiter, wenn das überhaupt möglich war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und zog sich ein wenig in den Schatten zurück, wo auch Jukka schon stand.
„ Hallo Fremde.“ Begrüßte er sie und allein seine Freundlichkeit war ein weiterer Grund Ryans Gedanken zu verfinstern, irgendetwas verbarg sich hinter dieser lächelnden Maske
„ Schön dass ihr euer Kommen ermöglicht habe. Ich meine es ist das Beste, wenn ich euch zunächst diesen Ort etwas näher bringe, oder?“
Ryan zuckte missmutig mit den Schultern, aber Doro und Szarah stimmten der Frage lebhaft zu. Ryan stand kurz davor Jukka zu fragen, ob sie nicht zurück kehren wollten, konnte sich aber schlussendlich nicht dazu durchringen, um die Gefühle der Kuraster nicht zu verletzen..
„ Gut, dann kommt doch ihr beide..“ Askhadius zeigte auf Doro und Szarah „...Mit mir, während ihr euch bitte meinen Novizen anschließt.“

Ryan hatte sich, während er den wirklich nicht uninteressanten Ausführung über die zeremonielle Bedeutung des Platzes lauschte, dazu durchgerungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und seine schlechte Laune zu verbergen.
„ Der Ort hat durch seine magische Kraft besondere Bedeutungen für die Magier. Hier war es, wo Holthor den ersten Tempel von Kurast baute, nachdem er Lemuria verlassen hatte. Das sagen zumindest die Legenden.“
Jukka starrte den jungen Magier ebenso missmutig an wie Ryan es noch bis vor kurzem getan hatte und dachte:
‚ Stell dir vor, Kleiner, ich kenne deine Legende sogar persönlich.“
Der sprach nichtsahnend weiter.
„ Hier ist das Herz des Dschungels, der Ort, dem der Wald seine Kraft entnimmt. Wir Magier werden geschult, diese Kraft zu fühlen und sie für uns zu nutzen. Die Perfektion dieses Ortes, gebündelt mit seiner naturmagischen Kra...“
„ Entschuldigung, wenn ich dich unterbreche. Aber ich hab da eine Frage. Warum tragt ihr diese Metallknüppel mit euch rum. Ich meine, ihr seid doch Magier, tut ihr das bloß aus Tradition?“
Das Lächeln des Magiers verengte sich um einen Hauch, als er Ryan fixierte.
„ Mit verlaub nein, Assassini Die Waffen helfen uns in ihrer Perfektion, die magischen Kräfte zu bündeln und zu verstärken, das ist alles. Eine Abart des ursprünglichen Zauberstabs.“
Ryan ließ sich wieder zurück fallen und beobachtete den zweiten Magier. Er tat es zwar professionell, aber trotzdem fiel es Ryan auf, wie er ihn beobachtete. Er hatte sich schon gewundert, warum Askhadius ihnen zwei Leute mit auf den Weg gab, um sie herumzuführen, aber jetzt, wo er seinen Verdacht bestätigt fühlte musste er lächeln.
So vorbehaltlos schien ihnen Askhadius dann doch nicht zu vertrauen.
Seltsamerweise beruhigte Ryan das. Es wäre eher unnatürlich gewesen, wenn Askhadius’ begründetes Misstrauen so einfach zu vernichten gewesen wäre.
Ryan sah in die Menge der Leute und erkannte sofort, dass die meisten der Älteren bewaffnet waren. Eine Vorsichtsmaßnahme ob der kürzlich geschehenen Zwischenfälle, oder eine ernstliche Bedrohung?
Ryan rechnete, doch da begann der Tanz und er hatte keine Zeit mehr dieser Frage nachzugehen

Zunächst nur ein dumpfes Dröhnen der großen Trommel, dass ihre Köpfe herumschnellen ließ. Rhythmisch, langsam grollten die Basstöne wie Donnerschläge durch die Nacht. Mit zitternder Vibration erfüllten sie die Körper der wartenden Menge. Ein elektrisierendes Zittern, dass das Blut schneller strömen ließ und den Atem etwas beschleunigte - Vorfreude.
Der Boden erbebte unter den Füßen und die Menschen begannen sich langsam im Takt der Töne zu regen. Tänzelnde, leichte Schritte hin und her, wie eine gigantische Marionettensammlung.
Obwohl kein weiteres Instrument in der Nähe war, schein die Luft erfüllt von zögerlichen, lustvollen, auf und abschwellenden Tönen, die zunächst näher, dann ferner schienen, bis sie sich in einem sanften Summen vereinigten und in die Länge zogen..
Durch sonderbare Magie tausendfach verstärkt setzten alle Trommeln auf einmal ein. Ein zügelloser, ekstatischer Tanz setzte ein, nahm, sich selbst zu überschlagen scheinend seinen Lauf und füllte, was sich in den Köpfen der Umstehenden befand mit seinen Tönen, zerfetzte jeden einzelnen Gedanken und ersetzte ihn durch sein unbändiges, nicht fassbaren Verlangen.
Wild sprang die Menge auf und ab, drehte sich zu den Schlägen, die mit ihrer Präsenz sogar die Luft von der Lichtung zu vertreiben schienen, als versuchten sie mit aller Macht das zu erreichen, was der Tanz versprach.
Hitze breitete sich aus, heißer als jedes Feuer und dennoch nicht unangenehm.
Hitze intensiver als die Hölle selbst, aber keinesfalls schmerzhaft.
Die Flammen kochten wie psychedelische, verschwommene Tänzer auf und nieder, drehten sich wie in ihrem eigenen, seltsamen Tanz. Die Luft erzitterte unter der Hitze, verlieh die Szene eine Unschärfe, die sie seltsam irreal und dennoch kraftvoller erscheinen ließ. Die Nacht war in dem Lichtertaumel verschwunden und war doch präsent wie nie zuvor. Die Nacht, Zeit der Kraft, Zeit der Träume, Zeit der Sünde.
Die zwei Hauptakteure erschienen in der Mitte der Menge. Ein Mann und eine Frau.
Beiläufig bemerkte Ryan, dass sie kleidlos waren, doch schien das nicht fehl am Platz, nein es verstärkte die Wirkung noch, steigerte das Verlangen, bis es fast nicht mehr zu ertragen war. Diese Brennpunktwirkung hatte sich in ihrer Deutlichkeit noch verstärkt, er fühlte regelrecht, wie der Platz jedem einzelnen die Kraft aussaugte, wie sie vibrierend in der Luft lag, wie es den Wald in sich zu verschlingen schien, um ihn zu komprimieren und jeden von ihn, egal ob jung oder alt mit der selben goldglänzenden Macht zu erfüllen. Sie schoss durch die Glieder wie ein belebendes Allheilmittel, fast vergleichbar mit der Wirkung von starken Drogen, doch ohne den gefährlichen Nebengeschmack, nein, es war die Droge der Versuchung.
Die Geschwindigkeit der Trommeln steigerte sich, als sich der Mann und die Frau mit fließenden, gleitenden Bewegungen zu umkreisen begannen. Auch sie trugen Masken, doch waren diese nicht schrecklich, sondern wirkten eher wie barocke Karnevalsmasken. Ihre Körper glitzerten golden im Schein der Flammen, während der Mann die Frau an der linken Hand fasste und sanft mit dem Mund über ihren Arm striff.
Sanft zuckten die Muskeln, zurückgehalten nur durch den Wille des Genusses, erfüllt von inniger Vorfreude, die den Rahmen jeglicher Normalität zu sprengen schien.
Die Menge sprang in einem zuckenden, ekstatischen Tanz umher, als wären sie ganz erfüllt von den Trommelschlägen. Nackte, vom Schweiß benetzte Leiber drängten sich aneinander und wieder auseinander, umkreisten sich wie Raubtiere, aber ohne Feindseligkeit, mit der Anmut von Katzen, auch mit ihrer Kraft, doch in ihren Blicken war kein Platz für Kälte und Planung, nein, da war nur das kochende Feuer der Leidenschaft.
Die Luft war erfüllt von wabernder Erotik, die sich zu der Kraft mischte, sich mit ihr vereinigte und sich so selbst potenzierend weit über die Grenzen der Lichtung ausbreitete.
Die Menge warf die Arme in die Luft, während die feingliedrigen Finger des Liebhabers sanft über den wohlgerundeten Körper der Frau glitten, liebkosend, suchend, drängend presste sich sein Mund auf ihre Schultern, fuhr seine Nase über ihren Nacken, tiefer, immer tiefer hinab in den alles verschlingenden Strudel.
Ein unartikulierter, vielstimmiger Ruf erhob sich im Takt der Trommeln, als sie zu Boden gingen.
Rhythmisch, ekstatisch schwingend vereinigten sich die Körper der Liebenden, noch immer tanzend rangen sie am Boden miteinander in schlangengleicher Anmut. Ein einziger, feiner Schweißtropfen löste sich von der Nase des Mannes und troff auf die in heißer Lust emporgehobene Brust, während sich die Beine der beiden umschlangen um ihre Berührung noch näher, noch enger werden zulassen.
Pantherartig krümmten sie die Körper, das nasse Haar hing in Strähnen purer Lust herab, als sie weiter vordrangen, hinzustrebten auf den Punkt ohne Wiederkehr, den Moment alles Vergessens.
Die Luft erbebte auf diesem schier unglaublichen Trip, die flirrende Hitze und der seltsame Tanz der Trommeln ließen Gefühle ausstreben, die so stark waren, dass sie farbigen Schlieren gleich sich nah am Bereich des sichtbaren bewegten. Ryan war eins geworden mit der Menge an ölig glänzenden Körpern die sich im puren Gefühlstaumel aneinander drängten, auf und ab rieben und berührten.
Die Menge umtanzte die Feuer und das Feuer umtanzte sie, vereinigt mit der Lust warf es seine Strahlen auf die Körper, verlieh ihnen Schattierungen und Tiefen, die das unsichtbare sichtbar machten, sie realer und ungleich begehrenswerter erschienen lassen. Ihre Reflexionen auf der feuchten Haut betonte nur noch stärker die versteckte Begierde nach mehr, mehr, und immer mehr, mehr von dieser Lust, dieser unglaublichen, unbeschreiblichen Droge die ohne Nebenwirkung durch alle Glieder schoss.
Schrille, vielstimmige Rufe erhoben sich, bis die Welt plötzlich stillzustehen schien.
Dies war der Moment, Ryan fühlte es. Es war, als wäre die Zeit gestolpert und hätte kurz in ihrem Lauft eingehalten, als hätte die Erde aufgehört sich zu drehen, während eine schwere Süße seinen Körper hinaufstieg.
Freude durchzuckte ihn wie ein Blitz der unglaublichsten aller Mächte.
Seine Gedanken wurden zu einem einzigen wirbelnden Farbenstrom, verloren sich irgendwo zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einer magischen Leere, die so gefüllt war mit diesem blanken jeder Beschreibung trotzendem Gefühl, dass es ihn zu zerquetschen und gleichzeitig zu zerreißen schien. Es war wie schweben nur tausendfach intensiver und durchdringender. Seine Augen waren geschlossen, sein Rückrat bog sich durch. Kein Laut der Welt konnte ausdrücken, was er fühlte und so schwieg er, ließ sich packen von dieser Welle stofflich gewordener Verzückung und davon tragen, weit weg von seiner stofflichen Hülle.

Schwer atmend bahnte sich Ryan seinen Weg durch die Menschen, obwohl die Menge im Vergleich zum Beginn des Festes bedeutend abgenommen hatte. Die offiziellen Feiern waren mit dem Liebesritual abgeschlossen und das hier war das, was man auf neudeutsch eine Aftershow Party nannte.
Ein bedrückendes Gefühl erfüllte ihn, nachdem das Glück in den vergangenen Minuten Stück für Stück abgeschwollen war und eine Leere hinterließ, die Ryan zu füllen nicht im Stande war. Die Kraft, die er durch das Ritual aufgenommen hatte kochte zwar immer noch wie flüssiges Magma in seinen Adern, aber das Hochgefühl schwand mit jedem Sandkorn, dass in der Uhr der unendlichen Zeit zu Boden fiel.
Ryan senkte den Blick zu Boden. Rund um ihn herum tanzten junge Paare zu einer romantischen, Streichermusik, die irgendwer vor einiger Zeit aufgelegt hatte. Ein Meer von verschlungenen Körper, die ihr Glück wie feurige Wärme ausstrahlten und die Eiseskälte nur noch mehr hervorhoben, die Ryans Gefühlswelt dominierte.
Er redete sich ein, dass er so etwas nicht brauchte, dass er sowieso ein Einzelgänger war und für dieses romantische Liebesgequatsche eh keine Verwendung fand, aber tief drinnen wusste er, dass dem nicht so war, dass es Einsamkeit war, ein Gefühl des Verlorenseins inmitten dieser glücklichen Menschen, die ihre Gefühle teilten, die sich ihre Sorgen anvertrauen konnten, die ihn so schaudern ließ.
Er war auf der Suche nach Doro, Szarah oder Jukka, um jemanden zu finden, mit dem er sich auf den Rückweg machen konnte. Er schluckte, wenn er daran dachte, allein durch den tiefen, schwarzen Wald zu gehen, die Musik, das Glück und die Wärme hinter sich zu lassen und allein zu sein mit seinen düsteren Gedanken.
Elias hatte sich schon vor einiger Zeit verabschiedet und war mit den zwei Novizen in die Stadt zurückgekehrt, um sich mit ihnen über die hiesige Magie auszutauschen.
Als er seine Suche schon fast aufgeben wollte, sah er plötzlich Doros Rücken inmitten der Tanzenden.
Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich aus seiner Kehle, der ihm bitter zurückgestoßen wurde, als er sah, wen ihr Rücken da verdeckte.
Askhadius linker Arm lag locker auf ihrer Hüfte, während der rechte Doros Schulter fasste und sie fest an sich drückte. Ihre Augen waren geschlossen und ein verträumtes Lächeln erfüllte die Gesichter.
Bei dem Anblick ihrer sich sanft im Takt der Musik wiegenden Körper wurde Ryan schlecht. Unbändiger Zorn schoss rot in sein Gesicht. Er fühlte den schwer zu unterdrückenden Zwang seine Faust in irgend etwas zu rammen oder einfach zu schreien.
Wirbelnd drehte er sich um und rammte fast ein Mädchen aus dem Weg.
„ Hallo.“ Sie lächelte „ Du bist nicht von hier, oder?“
„ Nein.“ Antwortete Ryan schroff.
Sie hatte wunderschönes, blondes Haar, dass ihr in großen Locken über die Schulter fiel. Ihr Gesicht war sanft gerundet, was ihr ein frisches, jugendliches Aussehen gab und ihr Kopf reichte gerade bis an sein Kinn, was ihm eigentlich gefiel.
Aber dafür hatte Ryan jetzt keine Augen. Sein entfesselter Zorn ließ ihn erblinden und verbat ihm jegliche Annäherung.
„ Möchtest du tanzen?“
Ein goldbraune Hand erhob sich und hing vor ihm in der Luft.
„ Nein danke.“
Ryan stapfte wütend an ihr vorbei und ließ sie irritiert zurück.
Wenig später verließ sie das Fest.

Ryan saß außerhalb des Feuerscheins auf einem kleinen Abhang, der zu einem Fluss führte, der sanft zwischen den Bäumen verschwand und in dem sich Ryans Abbild spiegelte.
Er riss das umliegende Gras büschelweise aus und warf es hinunter in den Fluss, der es gleichsam davon trug und Ryans Spiegelbild entblößte.
Ryan kam sich unglaublich dreckig vor. Dreckig und alleine. Ihm war kalt trotz der warmen Temperaturen.
Wieder und wieder entstand das Bild der jungen Frau vor ihm, wieder und wieder dieses Lächeln.
Er rammte die Faust in die Erde und entwurzelte ein neues Büschel Gras.
Gefühle waren schlecht, Gefühle behinderten klares Denken in einem Kampf, Gefühle machten nur Probleme. Jeder Konflikt, jeder Verlust entstand aus Gefühlen.
Leben ohne Gefühle bedeutet Leben ohne Leiden.
Als Kämpfer hatten sie gelernt, ihre Gefühle auszustellen und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Kalt wie ein Stück geschliffener Stahl.
Doch alle Techniken, alles Versenken nutzte nichts, Ryan konnte seine Verwirrung nicht abschalten.
„ Sie wollte mich nur verführen, sie wollte mich wahrscheinlich nur verspotten, Gefühle sind schlecht, Gefühle sind schlecht, Gefühle sind...“ murmelte er vor sich hin und riss im Takt seiner Worte die Blumen und Gräser heraus.
„ Willst du die ganze Wiese kahl rupfen?“ ertönte eine volle Stimme hinter ihm.
Ryan fuhr herum, wischte sich schnell über die Augen, um den Anflug von Feuchtigkeit zu verwischen. Auch Jukka sah voller, kräftiger, jünger aus als vorher.
„ Ich, ich habe dich gar nicht kommen gehört.“
Jukka stieß ein spöttische Lachen aus.
„ Nein, wie solltest du auch, du sitzt ja hier, wirfst mit Erde um dich und verfluchst dich selbst.“
„ Ich verfluche mich nicht selbst!“ widersprach Ryan.
„ Nein? Sind es nicht deine Gefühle, die du verfluchst? Wie definierst du dich denn selbst, wenn nicht über dein Innerstes?“
Ryan brauchte nicht nachzudenken, um zu antworten.
„ Meine Kampfkünste, meine Kräfte, das ist es, was mich ausmacht.“
Jukka kam ganz dicht an ihn heran und Ryan roch einen süßlichen Hauch, der von ihm ausging.
„ Ich will dir mal was sagen, Superkämpfer. Deine ‚Kampfkraft’ sagt überhaupt nichts über dich aus. Jeder Idiot kann durch ausreichendes Training Kampfkraft aufnehmen, jeder Roboter kann kämpfen. Aber es gibt etwas, dass uns von Maschinen unterscheidet, mein Lieber und das sind unsere Gefühle, unser Denken, unser Charakter. Sogar die alten Kuraster hatten das erkannt. Ihre Religion ist ganz der Liebe gewidmet, das was du heute gesehen hast war nur ein Teil davon und ich möchte mal sagen, das trivialste Bisschen. Aber den Grundgedanken kannst du erkennen. Kraft durch Liebe. Ob es nun der unmittelbare Rausch der erotischen Vereinigung, der ekstatischen, körperlichen Liebe ist, oder die geistige Liebe als Stütze des Lebens macht fürs erste keinen Unterschied. Aber wusstest du, dass im alten Kurast niemand in die Reihen der Krieger aufsteigen konnte, wenn er nicht eine Frau hatte, die er so innig liebte, dass er für sie sterben würde? Nur durch diese Liebe konnte er seine Kräfte bündeln und im Kampf zum Äußersten auflaufen. Interessant, nicht?“
Ryan schnaubte und verdrängte die bohrenden Fragen.
„ Das ist doch alles bloß pseudoromantisches Geschwafel.“
Jukkas Schultern zuckten.
„ Gut, wenn du das so gut weißt, hab ich dir persönlich erst mal nichts mehr zu sagen.“
Jukka ließ sich nieder und starrte nun seinerseits ins Wasser, während er eine Art Pfeife hervorholte und anzündete.
Fassungslos starrte Ryan auf den ihm zugewandten Rücken, doch dort sah er auch nicht mehr als seine fragenden Augen, die ihm ohne Antworten entgegenstarrten.
 
Sorry für den Triple Post, aber ich versuch ganz verzweifelt das Update auch nach oben zu bekommen
 
jetzt hat es funktioniert und es gefällt mir persönlich sehr gut. es verbreitet eine sehr düstere gesammtstimmung die mich großes konfliktpotential erahnen läßt.

ich bin gespannt darauf wie es weitergeht und wünsche dir bis dahin eine gute zeit.

Gruß, Helldog
 
Hey, schön dass mal wieder jemand mitliest. Hab mir schon Sorgen gemacht!
Heute gibts leider nur ein Kapitelchen, das allerdings den Handlungsstrang mal wieder ordentlich auf Touren bringt, schließlich sind ja itze schon 150 Seiten und alle Höllenfürsten leben noch - Das kann man ja nicht so lassen, oder?

Also, viel Spaß mit einem weiteren Chaos-Kapitel

Das Spiel beginnt
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Der Fremde war keinen halben Meter hinter ihr und betrachtete sie.
„ Oh mein Gott.“ Stieß sie hervor „ Du hast mich erschreckt, warum schleichst du dich so an?“
Der Fremde antwortete ihr nicht. Er hob nur stumm die Hand.
„ Willst du tanzen.“ Er grinste. „ Ich werde dir meinen Tanz zeigen.“
Sie nahm ihn an der Hand und realisierte erst im allerletzten Augenblick die unglaublich langen, blendend weißen Zähne, die auf ihr Gesicht zufuhren.
Dann zerfleischte er sie, wie er die anderen zerfleischt hatte.
Und die Bäume wurden Zeugen der Bluttat, wie sie auch jede der Anderen hätten bezeugen können.

Nach einer Weile ließ sich Ryan neben Jukka auf der Erde nieder.
Sie schwiegen. Jukka hatte offensichtlich nicht vor, die Unterhaltung wieder aufzunehmen und Ryan war so verwirrt, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte.
Er räusperte sich.
„ Es ist so seltsam...“ Jukka schwieg. Ryan stöhnte auf. „ Also gut, ich werde dir jetzt einfach alles erzählen, was mir einfällt, egal ob du mir zuhörst, oder nicht.“
Es war wie in dem kleinen Zimmer in der Ausgrabungsstätte. Ryan redete und redete, Sekunden wurden zu Minuten, aber er sprach weiter. Es war ein sehr verwirrender Monolog, denn Ryan redete wirklich, wie ihm die Gedanken in den Kopf kamen. Über seine Kindheit, über Doro, über seine Selbstanschuldigungen, über das Kämpfen, einfach über alles.
Jukka saß schweigend da und starrte in die Ferne. Er sagte nichts, zog nur hin und wieder an seiner Pfeife und blies den Rauch in die Kälte der Nacht. Ryan konnte es nicht sehen, aber auch in Jukka tobte ein Sturm. Seine Gefühle standen Kopf. Erst jetzt merkte er, wie ähnlich sie sich waren. Wie sie ihre Geheimnisse mit sich herum trugen, unfähig mit irgend jemanden darüber zu reden.
Vielleicht war es das, was die Menschen so anfällig für das Böse machte.
Man lebte alleine, egal ob mit einem Partner oder ohne, seine tiefsten, inneren Probleme musste man alleine tragen, wollte man nicht als schwach und lächerlich gelten. Es war unmöglich, einem anderen Menschen seine Gedankengänge darzulegen und so erstarb die Fähigkeit der Menschen zu kommunizieren. Gespräche wurden zu lapidaren, mechanisch ausgetauschten Floskeln, ohne dass man seinem Gesprächspartner wirklich zuhörte.
Man redete nur noch das nötigste, aber seine Konflikte blieben existent und die musste man alleine tragen und fraß sie so immer tiefer in sich hinein.
Ryan wurde ruhig. Das Schweigen breitete sich wieder aus. Jukka wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Es war wie die Stille nach einem gigantischen Feuerwerk, wenn man sich erst mal sammeln musste, um überhaupt wieder sprechen zu können.
Ryan schaute Jukka bittend an, der drehte seinen Kopf und sah Ryan wieder in die Augen.
„ Ich hoffe du erwartest nicht, dass ich dir helfen kann, Ryan.“ Sagte er schließlich, obwohl er wusste, wie herzlos das klingen musste. Es war einfach das einzige, was ihm einfiel.
Ryan zuckte zusammen:
„ Nein, ich dachte nur...“
„ Es muss sich schrecklich anhören, aber ich kann es einfach nicht. Ich kann dir kein Rezept geben, wie dein Leben morgen besser wird, weil ich es selbst noch nicht gefunden habe. Ryan, ich habe früher auch so gelebt wie du, ich bin dem Fanatismus unterlegen, habe nur noch für die Magie gelebt, habe ständig gekämpft und meine Gefühle hinter einer Wand aus Knochen und Blut versteckt, habe zerstört, habe Menschenleben ausgelöscht, schuldig und unschuldig, es war mir egal, ich wurde selbst zum Tod, weil nur der Blutrausch die grausamen Gedanken verdrängen konnte. Ich habe mein Leben damit zerstört und es tut mir weh, zu sehen, wie du deins zerstörst.“
Er berührte Ryans Wange und Ryan ließ die Berührung geschehen, obwohl die Hand eiskalt war, wie tot.
„ Du wirst es nicht glauben, wie ähnlich wir uns waren Ryan, aber im Spiegel deiner Seele sehe ich mich selbst und das ist es, was mir Angst macht. Diese Wut, die aus deiner Angst und Verzweiflung erwachsen ist, diese Zerstörungslust, der Wille etwas kaputt zu machen. Elias und Doro konnten das von dir abwenden, sie haben dir geholfen, aber jetzt fühlst du dich auch von ihnen betrogen. Das hat die Wunde geöffnet, das Feuer, dass dich selbst verbrennt lodert wieder und das macht mir Angst.
Deine Wut war es, die dich im Kampf gegen Diablo zu dem Ring hat greifen lassen und nur deine Liebe zu Elias und Doro hat es vermocht den Ring zu zerstören. Du glaubst zwar, deine Wut hilft dir im Kampf, aber in Wirklichkeit macht sie dich so schwach, so schwach gegen die Dämonen, dass du es selbst nicht einmal ansatzweise erkennen kannst. Dein Innerstes sieht aus wie ein Dämon, Ryan, ein zerrissener, blutrünstiger Dämon. Wenn dich die Hölle nicht zerstört, dann wirst du es selbst tun, wenn du es nicht schaffst, deine Vergangenheit zu vergessen und die Dinge wieder objektiv zu sehen.“
Jukkas Hand lag noch immer auf seiner Wange, er wischte mit dem Daumen sanft die Tränen weg.
Jukka wollte die Hand wegziehen. Er fühlte etwas in sich aufsteigen, etwas das falsch war, aber Ryan hob nur selbst seine Hand und hielt ihn fest.
„ Ich glaube kein Mensch hat mich jeh...“ begann er.
„ Ryan.“ entfuhr es Jukka. Hastig versuchte sein Gehirn die Worte zu verhindern, die nun aus dem Mund drangen, wild und unzusammenhängend, als wüssten sie, dass wenn sie Zweit zum nachdenken beanspruchen würden, nie ausgesprochen werden würden. Aber ehrliche Geständnisse kamen selten als geschliffene Formulierung.
„Du weißt nicht was du tust. Ich bin ein Monster, ich habe unzählige getötet, ich habe sie absichtlich getötet, unschuldige Menschen Ryan. Ich bin mehr ein Dämon als jeder von uns.“
Ryan lächelte immer noch.
„ Jukka, das ist mir egal. Deine Vergangenheit ist mir egal. Für mich bist du nur Jukka, nicht Ajaton, mich interessiert, was jetzt ist.“
Noch immer wehrte sich Jukka:
„ Du verstehst es nicht, es ist nicht vorb...“
Ein vielstimmiger Aufschrei unterbrach Jukka, ein Schrei puren Entsetzens, der aus dem Wald jenseits des Festplatzes drang Ryan hörte auch Doros Stimme und sprang auf die Beine.
„ Doro, etwas ist passiert, komm.“
Mit diesen Worten stürzte er davon.
Jukka blieb noch eine Weile fassungslos, wie gelähmt sitzen und kämpfte gegen die wütende Traurigkeit an, die in seinen Gliedern aufstieg. Er war so kurz davor gewesen, Ryan in alles einzuweihen, ihm zu erzählen, wie er so lange überleben konnte, ihm die dunkelsten Ecken seiner Seele zu zeigen, aber jetzt war die Chance vertan.
Seufzend erhob er sich.

Die Menge stand mit entsetzten Gesichtern vor der Toten. Sie bot einen schrecklichen Anblick. Ihr Körper war über die ganze Mitte hin aufgeschlitzt und die Haut wie eine groteske Verkleidung zur Seite geschoben um die verstreuten Innereien freizulegen, von denen einige angefressen aussahen. Das Gesicht war mehr ein blutiger Klumpen als alles andere, aber trotzdem war sie durch den blutigen Schleier noch zu erkennen.
Ryan brach zusammen, als er am Tatort ankam. Im einen Moment flogen seine Beine noch über Stöcke und Äste, getragen von der Sorge um Doro und im nächsten Augenblick gaben sie nach wie Pudding, sodass er der Länge nach hinschlug.
„ Nein.“ Entrang es sich aus seiner Kehle.
Es war zu eindeutig, ihr Gesicht hatte sich wie ein Polaroid in seinen Kopf gebrannt und es brauchte nicht viel Überlegung, um die Züge hinter der grausamen Maske des Todes zu erkennen.
Die anderen schauten ihn unverständlich an, aber da trieb sein Geist schon in einer schwarzen Spirale abwärts in die Dunkelheit

„ Wir können nicht einfach losziehen und Mephisto töten, verstehst du das denn nicht.“
Brüllte Jukka aufgebracht.
„ Warum denn nicht.“ Schrie Doro, nicht weniger deutlich zurück.
„ Weil wir erstens die Prophezeiung noch nicht entschlüsselt haben und Ryan mindestens noch eine Woche Ruhe braucht.“
Ryan schlug die Augen auf und stellte fest, dass dies alles doch kein Alptraum gewesen war.
„ Papperlapapp, du mit deiner Prophezeiung. Gegen einen Hagel aus Blei hilft dir keine Prophezeiung.“
„ Wenn du es nicht vergessen haben solltest, gegen den Höllenfürsten hilft dein Geballer nicht mehr als ein Hauch heißer Luft.“
Doro atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Stimme zitterte, so aufgebracht war sie.
„ Wenn wir jetzt nicht mit ihnen aufbrechen, dann werden sie alleine gehen. Du würdest die ganze Bevölkerung opfern, ganz Kurast.“
Jukka drehte sich um.
„ Siehst du denn nicht, dass Mephisto ganz genau will, dass wir jetzt aufbrechen? Wenn sie so verbohrt sind, dann müssen sie eben sterben, aber wenn wir jetzt mitgehen, dann opfern wir sie, uns und den Rest der Welt.“
Es sah so aus, als würde Doro von innen heraus explodieren. Ihr Schädel war dunkelrot vor Wut. Ryan wollte etwas sagen, aber sein Kiefer gehorchte ihm nicht.
„ HAT DIE SCHON MAL JEMAND GESAGT; WAS FÜR EIN HERZLOSES SCHWEIN DU BIST? DU WÜRDEST DIE GANZEN KURASTER EINFACH SO INS VERDERBEN RENNEN LASSEN?“
Jukka antwortete ruhig.
„ Wir würden dabei nicht draufgehen.“
Doro drehte sich um und wollte aus dem Zimmer stürmen, vor der Tür hielt sie noch einmal an und drehte sich um.
„ Du bist so was von verabscheuungswürdig, ich spucke auf dich.“
Mit diesen Worten riss sie die Tür auf.
Draußen standen Elias und Szarah, die sie sanft zurück ins Zimmer schoben.
„ Alleine geht hier niemand weg.“ Sagte Elias.
„ Ich lass Askhadius nicht allein gehen.“
Elias lächelte.
„ Das wirst du auch nicht. Wir werden alle gehen.“
Jukka schnaubte:
„ Ich habe doch schon ge...“
Szarah drehte sich zu ihm.
„ Jetzt hältst du auch mal deinen Mund, in Ordnung. Lasst Elias einfach reden.“
Elias räusperte sich und hob ein Buch der Prophezeiung hoch.
„ Ich habe es weit genug entschlüsselt, dass wir Mephisto besiegen können. Ich kann es euch jetzt leider nicht im ganzen erklären, aber glaubt mir ich werde dafür sorgen, dass sich alles wie vorgesehen fügt.“
Jukka blinzelte misstrauisch.
„ Wie hast du das in so kurzer Zeit geschafft?“
„ Die beiden Novizen haben mir geholfen. Sie haben mir die Augen geöffnet. Unser Fehler war, dass wir das Auge immer so wörtlich genommen haben. Das Auge hat aber noch viele andere Bedeutungen.“
„ Und die wären?“
Elias schmunzelte:
„ Nun, zum Beispiel den bösen Blick, oder was hältst du davon, wenn ich auf eine Pyramide mit einem Auge anspiele? Du weißt nicht zufällig, was Lemuria bedeutet, oder?“
Jukka blieb stur:
„ Was haben wir zu tun?“
Elias schmunzelte nicht mehr.
„ Wie wär’s, wenn du dich auf den Kampf vorbereitest? Die Menge sammelt sich schon.“
„ Aber was ist mit Ryan?“ fragte Jukka und deutete über seine Schultern.
Ryan hatte es in der Zwischenzeit geschafft, sich aufzusetzen und sagte:
„ Ich bin okay. Danke.“
Achselzuckend verschwand Jukka aus dem Zimmer, irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd.
Auch Doro und Szarah gingen, um ihre Ausrüstung anzulegen, so dass nur noch Ryan und Elias da waren, die sich prüfend anschauten.
„ Bist du wirklich in Ordnung. Ich habe das Gefühl, dass du uns in letzter Zeit richtig gehend fremd geworden bist, als ob du dich abschottest.“
Ryan nickte:
„ Tut mir Leid, ich weiß im Moment echt nicht so richtig, was ich denke und was ich fühle, ich bin so verwirrt durch das alles. Ich erklär dir’s später mal, okay.“
Elias nickte:
„ Gut, so lange du wieder der alte bist, soll mir egal sein, was passiert ist.“
Ryan blickte Elias in die Augen:
„ Du hast sie nicht wirklich entschlüsselt, oder?“
Elias schaute betreten nach unten.
„ Nein, aber mir fällt schon was ein, ich werd wohl improvisieren müssen.“
Ryan lachte:
„ Na wenigstens bist du noch der Alte.“
Mit diesen Worten schwang er sich aus dem Bett, um seine Waffen zu holen


CU
 
ich bin sicher nicht der einzige der hier mitliest, aber wohl der erste der sich zu wort meldet.
wie du schon gesagt hast, ist es nur ein kapitel. du solltest schneller schreiben *g*

nein nun mal ganz ernst; ich finde, wie schon gesagt, deine art zu schreiben und die spannung langsam aber unaufhörlich aufzubauen klasse. bald muss die erste stufe des "showdowns" kommen und ich freu mich drauf.

Wir werden uns spätestens beim nächsten kapitel wieder hören und bis dahin wünsche ich dir eine schöne zeit.

Gruß, Helldog
 
Ich bin's mal wieder :D

Das Update: Inzwischen stabile, gewohnte Qualität!
@Jukka und Ryan:
*räusper* Miiiimimimiii *räusper*

SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜSS!!!!!!!!!!!! :D:D:D
 
Hi, endlich kann ich mich auch mal zu Wort melden, hab nähmlich erst vor kurzem angefangen den zweiten Teil zu lesen.

Zuerst möchte ich dir für diese tolle Story (oder soll ich Kunstwerk sagen :D )
danken. Sie hat mich, genauso wie der erste teil, einfach in ihren Bann gezogen. Du hast einen klasse Stil und kannst wahnsinnig gut die Gefühle der Personen darstellen. Es macht einfach freude die Geschichte zu lesen und in gedanken selbst weiter zu spinnen. Hoffe das bald ein UP kommt, das auf jedenfall klasse sein wird.
 
Besten Dank God! Freut mich immer wieder solch überschwengliche Kommentare zu lesen!
@Saturn: Da gibt man sich Mühe ernsthaft zu schreiben und du machst dich wieder lustig *böser Blick* :D
Das neue (ziemlich kurze) Update ist endlich da und Mephisto rückt immer...
Aber keine Sorge, das nächste wird wieder länger... sitz schon drüber!
Viel Spass



Das Spiel beginnt II
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Als die Vorbereitungen getroffen waren, traten die fünf geschlossen aus der unterirdischen Anlage. Draußen waren die Bürger Kurast versammelt.
Im Osten war die Sonne dabei aufzugehen. Ein tiefrotes, warmes Glühen spannte sich über den Horizont und tauchte die Szene in ein unwirkliches Licht.
Das Bild erinnerte Jukka an die alten Zeiten, als die Völker geeint gegen die Teufel vorgegangen waren. Jeder Bewohner hatte sich in seinem Haushalt die beste Waffe ausgesucht, die zu finden war. Es war eine wilde Ansammlung von Pistolen, Äxten, Wurfgeschossen und Bögen, aber in jedem Auge war die wilde Entschlossenheit zu sehen, die sie dazu trieb gegen den Teufel vorzugehen, der sie seit Monaten terrorisierte..
Ein starker Sturm war aufgezogen und zerrte an den Palmen am Stadtrand. Die Menge wurde durchgeschüttelt, blieb aber standhaft. Ryan sah in die Gesichter der umstehenden.
Wut und Angst spiegelte sich darin, wie eine Projektion seiner eigenen Gedanken.
Es tat gut zu wissen, dass es nicht nur ihm so ging.
Die Menge spaltete sich wie das Meer seinerzeit vor Moses, als sie auf den Pulk zuschritten. An der Spitze standen Askhadius und Askhadia mit wehenden Gewändern, die Waffen zum Kampf erhoben. Ihre Gesichter waren ernst und angespannt. Niemand sprach ein Wort, kein Laut als das unablässige Heulen des Windes drang an ihre Ohren. Selbst die Menge schwieg.
Askhadius nickte ihnen leicht zu und sie nickten nur zurück, Worte waren unnötig.
Die beiden drehten sich um und so setzte sich der Zug in Bewegung zum Herrn des Hasses.
Es war, als spürte die Natur das bevorstehende Kräftemessen und als würde auch sie die Wut und die Angst fühlen, die von den Menschen ausging, die sie abstrahlten wie eine glutheiße Sonne.
Der Sturm peitschte sich auf zu einem ohrenbetäubenden Orkan, der bedrohlich an den Bäumen rüttelte, kurze Zeit später setzte der Regen ein, der als gigantische Wasserwand vom Himmel zu donnern schien. Die Schiffe im Hafen wurden von meterhohen Brechern gegeneinandergetrieben und knirschten bedrohlich.
Aber nichts konnte die Menschenmasse aufhalten, die sich mit grimmigen Mienen den Weg durch das schlammige Unterholz des Urwalds bahnte.

Erstaunlicherweise hielt es Mephisto nicht einmal für nötig, die Menschenmenge die verstreut und ungeschützt durch den Dschungel stolperte anzugreifen und zu dezimieren.
Vielleicht hatte er in der langen Zeit seiner Verbannung vergessen, wie mächtig ein verzweifeltes Volk sein konnte, dass mit aller Kraft sein Leib und Boden verteidigte, aber durchweg alle waren sich einig, dass es kein gutes Zeichen war, wenn sich Mephisto so sicher fühlte.
Während Ryan zwanghaft versuchte nicht in einer der unzähligen Wurzeln hängen zubleiben und sich den Fuß zu brechen, roch er den Gestank. Diesmal war es nicht mehr einfach nur der Hauch von Moder, diesmal war der Verwesungsgestank so stark, dass man glauben konnte direkt durch eine mehrere Wochen alte Leiche zu laufen.
Dazu passten die weißen Maden, die hin und wieder über den Weg krochen und die zahlenmäßig immer mehr zunahmen, je näher sie dem alten Tempel kamen. Dicke, fette weiße Maden, die in sinnloser Verzweiflung wibbelnd über die nassen Äste krochen, auf der Suche nach Fleisch, dass sie fressen konnten.
Bald war der Boden übersäht mit ihnen, ein unglaublicher Gestank ging von ihnen aus, hart wie eine Wand und grün wie der Urwald stand er in der Luft und machte den Weg durch den Wald noch abstoßender.

Dann plötzlich standen sie vor der Quelle dieses Ekels und der Verwesung.
Es war so unglaublich, dass Ryan sich beinahe in den Arm gekniffen hätte, um festzustellen, dass er nicht träumte, einen garstigen Alptraum..
Es war eindeutig der Tempel der Zacharum, aber das was Mephisto daraus gemacht hatte war die ekelhafteste Perversion, die Ryan jemals zu Gesicht bekommen hatte.
Die dicken Mauer waren überwuchert von einer stinkenden, fleischigen Masse, die wie ein organisches Gewebe pulsierte und langsam vorankroch. Totes, verfaultes Fleisch fiel immer wieder davon ab und spie einen neuen Schwall der Maden aus, die eilig auf die Menschen zukrochen. Schleim überzog das Fleisch, dass seine Form verändernd weiter vorankroch und immer neue Maden produzierte. Mit Entsetzen stellte Ryan fest, dass diese Maden viel größer waren, als die ersten und durchaus aussahen, als würden sie auch lebendes Fleisch nicht verschmähen.
Eine Stimme kreischte vor Entsetzen auf, der penetrante, metallische Geruch von Panik stieg in der Menge auf, denn dass hier war einfach zuviel, Mephistos Phantasien übersteigerten das Vorstellungsvermögen der Bürger und brachte sie gefährlich nah an einen Nervenzusammenbruch. Überall kreischten die Leute auf, als sie die Überreste des Tempels sahen, nur die mutigsten blieben starr stehen und nicht wenige liefen davon.
Gerade als die Menge begann vor der weißen Horde zurückzuweichen und auseinander zu brechen begann der Boden unter ihren Füßen zu vibrieren, ganz leicht, als ob sie nur die Ausläufer eines sehr weit entfernten Erdbebens spüren würden. Elias war vorgetreten und hatte die Arme ausgestreckt, sein Gesicht war zerfurchtet von Konzentration, er murmelte dunkle Worte. Plötzlich stand der ganze Platz in Flammen.
Orangenes Feuer brach aus dem Boden hervor, so heiß, dass selbst die Steine anfingen zu schmelzen. Die Maden zersprangen sofort wie überreife Tomaten und verspritzten ihren weißen, ätzenden Saft, der in der flirrenden Hitze sofort zerkochte.
Gnädigerweise stieg das rote Tosen so hoch, dass der Tempel der Zacharum hinter dem Flammenmeer verschwand. Die Menge erstarrte und nicht wenige, die schon umgedreht waren um wegzulaufen kamen ungläubig starrend zurück.
Ryan übergab sich geräuschvoll auf den Boden und hörte erleichtert, wie andere es ihm gleichtaten. Sein Magen weigerte sich einfach den Geruch von verbrannten, süßlich verwestem Fleisch hinzunehmen, verbunden mit den Bildern, die die zerplatzenden Maden in seinen Kopf projezierten.
Elias senkte seine ausgestreckten Arme ein wenig zur Seite, ein Schwall flirrender Luft stieg daraus hervor und überzog die Außenmauer des Tempels. Das Fleisch der Kreatur, die das Bauwerk in ihrem Griff hielt wurde nun ebenso von den Flammen überzogen. Schwarze, verkohlte Haut brach auf und spie einen Schwall kleiner, unfertiger Maden, vermischt mit durchsichtigem Fleisch aus. Als würde es die Schmerzen spüren, begann sich der Organismus von den Wänden zurückzuziehen.
Etwas explodierte kochend im Inneren des Wesen und ein Fleischbrocken flog genau auf die Menschenmenge zu. Ryan sah die Maden, die wie in einem übervollen Krug darin lauerten und zerteilte ihn mit einem Sprung in der Luft. Er trat schnell zur Seite, als die Würmer sich auf ihn stürzen wollten. Donnernd knalle Doros Schrotflinte und zermatschte die meisten der auf dem Boden kriechenden Maden.
Zischend brannte sich der Saft in den Boden.
Das Wesen hatte seine Gliedmaßen mittlerweile über die Mauer zurückgezogen und Elias wandte sich um.
Ryan spürte es wieder. Diese Macht, die von Elias ausging, die ihn durchdrang und von innen heraus beinahe strahlen ließ. Alle anderen schienen es auch zu spüren, denn sämtliche Blick wandten sich ihm jetzt zu.
Er war der eigentliche Anführer, dass wussten sie spätestens jetzt.
„ Hört mir zu Bürger Kurasts.“ Seine Stimme war voller und von einem angenehmen Bariton erfüllt, der Ryans Übelkeit fast sofort vertrieb „Euer Aufgabenbereich endete hier. Wenn ihr mit ins Innere des Tempels kommt, werdet ihr sterben und euer Tod wird Mephisto stärken. Das darf auf keinen Fall passieren. Ich bitte euch inständig hier zu bleiben. Das heißt nicht, dass ihr untätig sein werdet, nein ihr werdet vielmehr darauf achten, dass keines dieser Höllenkreaturen den Tempel verlässt. Ihr werdet die Tore bewachen, während wir uns Mephisto vorknöpfen.“
Seltsamerweise wagte keiner der Anwesenden Widerworte. Ein leichtes Grummeln erhob sich zwar, aber das verebbte schneller als es gekommen war.
Doro, Jukka, Szarah und Ryan traten an Elias Seite und fühlten die Macht, die Elias umgab sie durchdringen. Die Kraft schien im Verband der Fünf noch weiter anzuschwellen, als ob etwas in ihnen sei, dass sich durch Elias spirituelle Berührung öffnete wie eine Rose im Sonnenlicht und ihrerseits seine Machtzurückfließen ließ.
Askhadius und Askhadia lösten sich aus der Menschenmenge und traten an Elias heran.
„ Wir werden mit euch kommen und wagt es nicht zu widersprechen...“
„ Unsere Eltern sind noch dort drin und wir müssen sie finden. Koste es, was es wolle. Die Zacharum müssen erhalten bleiben.“
Elias nickte stumm, er wusste, dass es müßig war, den beiden zu erklären, wie gering die Chancen waren, dass ihr Eltern noch lebten.

Sie wandten sich um und betraten den entweihten Tempel.




Tut mir Leid euch immer nur so kurze Bröckchen, quasi appetithappen vor die Füße zu werfen, aber ... mehr schaff ich irgendwie z.ZT. nicht.
Also bitte noch ein wenig Geduld, geht bald weiter!!!
cu
 
ich danke dir trotzdem, auch wenn es wie du selber schon bemerkt hast "nur" ein kurzes up ist.

ich wünsche dir und uns für das nächste viel zeit und muse.

Gruß, Helldog
 
Wer mich ein wenig besser kennt, der weiss dass ich den Post da weiter oben durchaus um ein höheres Maß ernster gemeint habe, als man glauben möchte ;)

Und du hättest ruhig warnen können, dass man nicht gleichzeitig zu Abend essen sollte, wenn man dein Update liest...
 
Sorry Saturn, is mir ganz entfallen das reinzuschreiben.:D
Und Sorry an alle andern, die nebenbei gemampft haben, war nicht meine Absicht.

@Helldog... Naja, mit Zeit siehts grad schlecht aus und meine Muse will z.Zt. och net ganz so ran, könnte also evtl. noch bis zum WE dauern... , ach verdammt, ich glaub bis Sonntag brauch ich noch... Sorry

@Saturn: Es war auch in der Story durchaus ernst gemeint.
 
Huhu! *winke-winke*

Es hat ein wenig gedauert, aber nu bin ich auch da! Ich habe in den letzten Tagen Deine Story verschlungen (ja, ja auch ganz brav erst den ersten Teil :) ) und komme nun endlich dazu, mein Dasein als stiller Views-Produzierer aufzugeben und ein echter Poster zu werden.

Als allererstes und noch bevor ich ein Urteil abgebe: Was zum Kuckuck heisst "die Augen verleiern"? :confused: Bin wohl ein Dutzend mal auf die Wendung gestoßen...

Aber lass uns zum Urteil schreiten: Zunächst einmal sind Chaos I und Chaos II WELTEN von einander entfernt, was Deinen Stil angeht. Du hast Dich merklich gesteigert und der zweite Teil ist wesentlich flüssiger zu lesen, hat weniger Fehler, die Story ist vielschichtiger etc. und sie hat mich in ihren Bann gelockt!

Manche Stellen (z.B. Kampfszenen, Beschreibungen von Umständen) haben mich allerdings schlicht weggleiten lassen, ich habe dann angefangen querzulesen und denke, ich habe dennoch nicht viel Wichtiges verpasst. Das ist schade bei Deinem sonst so interessanten Stil, z.B. wenn Du Zwischenmenschliches beschreibst - das ist echt top.
Z.B. Ryan und Jukka *schmelz*

So, mehr fällt mir grad net ein.

Ach so, hab ich schon erwähnt, dass mir die Geschichte gefällt? :D
Also, ruh Dich nicht so lange aus :hopp:, will wissen, wie es weitergeht!

:hy: Insidias
 
Schön wenns dir gefällt und herzlich willkommen in der (noch relativ kleinen) Riege der Poster... Jaja, ich weiß, dass ich schon länger hätte posten sollen, aber ich steck grad in dem Kapitel und es will und will einfach nich werden... hab das ganze jetz schon mindestens fünfmal angefangen, wieder verworfen, angefangen, verworfen... Mir fällt einfach nichts so richtig gutes ein, hab wahrscheinlich sowas wie ne klassische Schreibblockade. Die Story an sich ist eigentlich bis zum Ende durchgearbeitet, brauch nur noch ein paar Feinheiten und muss dann verfasst werden, aber daran haperts gerade... Tut mir Leid liebe treue Leser, aber bis ins neue Jahr wirds schon noch dauern...

Ach ja Kampfszenen, ich weiß auch nicht, wenn du dir meine ersten Sachen anschaust (auch wenn ich sie mittlerweile nur noch gruselig finde...Flach und schlecht formuliert) eirst du merken, dass die eigentlich nur aus Kampfszenen mit dazwischen gestreuten Dialogen bestehen. Mittlerweile hab ich mit den Kampfszenen irgendwie Probleme, aber dafür fallen mir die Zwischenparts einfacher, weiß auch nicht woran das liegt. Wenn hier irgendjemand das verloren gegangene Geheimnis der ersten Kampfszenen auffält, er möge es mir posten und ich verspreche ewige Dankbarkeit :D

Die Augen verleiern ehißt die Augen nach oben verdrehen um deinem Gegenüber zu signalisieren, dass seine Bemerkung
a) überflüssig
b) total zum Kotzen
oder
c) irgendwie dir unpassend, nervig, sonstwas vorkam...
Allgemeine Schulpraxis sozusagen.... :D
:rolleyes:
Sowas hier

Naja, hoffe es geht bald weiter, auch wenn ich für Ryan und Jukka erst mal dunkle Zeiten prophezeien muss... (Blöde Angewohnheit von mir, soll wohl sowas wie Spannung erzeugen :D)

: Schöne Weihnachten euch allen und einen guten Rutsch
Euer euch allen dankbar ergebener barb@work:hy:
 
Jeah, yes ooooOOOOOOH!!!
Ich habe fertig!!!
Ich hab ja schon selber nicht mehr dran geglaubt,aber ich bin wirklich und ehrlich mit dem Kapitel nach unzähligen Flüchen, Verzweiflungsschreien, verzweifelten Löschaktionen und Nochmal-Von-Vorn-Beginnen endlich fertig geworden. Das ganze ist jetzt zwar viel länger als ursprünglich geplant und weist immer noch ein paar sprachliche Defizite auf, aber besser wirds einfach nimmer. Vielleicht nehm ich's mir in ein paar Monaten nach eurer Kritik nochmal vor.
Aber erst mal einen wunderschönen guten Abend allen zusammen und ein fröhliches neues Jahr... :D Ich hoffe ihr lebt alle noch

Ich hoffe wie immer, dass euch das Kapitel gefällt und warte gespannt auf die Reaktionen.
Is euch eigentlich schon mal aufgefallen, wie lang die Storys immer werden. Ich hab mal Anne Rice's "Tanz der Hexen" vermessen (ca. A5 Format) und die Geschichte so formatiert und komm auf 238 Seiten (mit gleicher Schriftgröße, Schriftart und allem) und das hier ist ja wirklich noch nicht die längste Geschichte, die's gibt .... Das heißt, wenn man nicht so dilletantisch schreiben würde könnte man schon richtig Geld damit verdienen :D
Naja, aber Geld is ja auch nich alles, oder?

Auf jeden Fall viel Spaß und schön viel kritisieren...
Damit ich bald Geld verdienen kan, hehehehehe :D

Ach ja, vorsicht: LAAANG!

Legt die Karten auf den Tisch
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Sie wandten sich um und betraten den entweihten Tempel.


Hatte sich das Monster auch über die Mauern zurückgezogen, so beanspruchte es noch immer den kompletten Innenhof für sich. Die Ornamente, die einst am Boden zu sehen gewesen waren wurden nun von dieser roten, schleimigen Masse überzogen. Sie war allgegenwärtig, kein Türmchen, kein Tor war davon verschont wurden, keine Pflanze, kein Fenster war mehr zu sehen.
Jetzt erst war die Struktur des Wesens zu erkennen, denn es war nicht nur diese fleischige Masse, die das Monster darstellte, nein, immer und immer wieder wurden die roten Stränge durchbrochen von schwarzen Öffnungen, die in die Tiefe führten und von weißen, messerscharfen Zähnen gesäumt waren. Fallen, die sie, wenn sie in sie stürzen würden nicht wieder lebendig freigeben würden.
Die Welt im Inneren dieses fleischigen Reichs schien eine andere zu sein, als außerhalb.
Vorsichtig sahen sich die sieben Gefährten um. Ihre Füße waren noch Zentimeter von dem Monster entfernt, aber wenn sie sich den Weg nicht frei brennen wollten, würde ihnen wohl nichts übrig bleiben, als es zu betreten.
Der Wind hatte aufgehört zu wehen, es war still bis auf das leise, unterschwellige Summen, dass von außen herein drang. Es war, als wären sie durch ein Portal auf einen anderen Planeten getreten, der, wie in einem schlechten Science-Fiction Film aus einem einzigen riesigen Organismus bestand.
Doro sah Ryan fragend an, aber der zuckte nur die Schulter und setzte dann vorsichtig einen Fuß auf die rote Masse.
Es war, als würde man über Götterspeise laufen, rote blutige Götterspeise, die bei jedem Tritt nachgab und federte und sich bewegte, aber es schien nicht gefährlich zu sein.
Askhadius trat neben ihn auf das Monster und zeigte nach vorn.
„ Dort ist der Haupteingang zum Gebäude.“
In der allumfassenden Stille wirkte seine fast geflüsterten Worte so absurd laut, dass Ryan unwillkürlich zusammen zuckte.
Das war Mephistos Talent, Angst zu erzeugen Angst und Schrecken, der die Menschen schon ans Umdenken ließ, bevor sie ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hatten – und wirklich, es war, als redete eine innere Stimme zu ihnen, als flüsterte sie ihnen zu, umzukehren.
Doro trampelte fast auf das Monster und feuerte einen Schuss in die Luft, der ohrenbetäubend von den Wänden wiederhallte.
„Das ist laut. Wir werden doch nicht vor Mephisto kuschen, obwohl er es nicht mal für nötig hält, uns Gegenwehr zu stellen.“
Entschlossen ging sie auf das Tor zu und die anderen schlossen sich ihr zögerlich an.

Als sie ungefähr auf der Mitte des Platzes waren, entschloss sich Mephisto die Karten auf den Tisch zu legen. Eines der unzähligen Mäuler öffnete sich schmatzend und entlud sein Innerstes im hohen Bogen auf die Angreifer.
Ein Flammenschirm spannte sich über die Gruppe und fing die Maden und die Säure in der Luft ab, aber da griffen die ersten Skelette an. Es waren nicht die einfachen, trägen Skelette Diablos, sondern Skelette toter Attentäter und Scharfschützen. Eine Plasmaladung schlug auf Ryans Brustpanzer auf und warf ihn zurück. Die Gruppe brach auseinander, wäre es doch töricht gewesen ein solchermaßen gutes Ziel zu bieten und sich wie Kälber abknallen zu lassen.
Die Scharfschützenskelette standen in einer Reihe vor dem Ausgang, ihre Rüstungen noch immer glänzend, wenn auch mit Dreck bedeckt und bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt. Ihre Münder zu einem sinnlosen Grinsen verzerrt entluden sie eine um die andere tödliche Feuerwalze auf die Gegner.
Ryan achtete nicht mehr auf die anderen, sondern versuchte nur noch sein eigenes Leben zu retten, denn er wurde von gleich vier Attentäter in die Mangel genommen, die darüber hinaus von mehreren Scharfschützen unterstützt wurden. Außerdem brannte das Plasma langsam ein gefährliches Loch in seine Brust, die von dem Stoß des Schusses noch bedenklich schmerzte.
Ryan versetzte sich auf die Astralebene und aktivierte den Tempoblitz um Zeit zu gewinnen. Drei Handgriffe später hatte er die Luft ausreichend verdichtet um eine Spiegelung zu erzeugen. Es war ein unterdurchschnittlicher Schattenkrieger, den er geschaffen hatte, aber für den Moment würde es reichen. Er brauchte nur etwas Zeit.
Elias sah die Laserklinge schneller als Ryan es konnte und feuerte ein klirrend kaltes Geschoss auf das maskierte Skelett. Zentimeter vor Ryans Hals blieb die Klinge mitten in der Luft stehen. Blaue Frostkristalle überzogen den Körper von seiner Hand aus und Ryan hätte schwören können, dass er Überraschung in den Augen des Monsters sehen konnte.
Aber er ließ ihm keine Zeit, diese zu überwinden. Ein Tritt ließ die alten Knochen klirrend zerspringen.
Jukka fluchte. Wieder ein Gegner weniger, den er konvertieren konnte, was weniger anstrengend und vor allem viel effektiver war, als ständig neue Skelette zu beschwören, die kaum als Kanonenfutter gegen die unglaublich gewandten Gegner dienen konnten. Knallend schlug eine Kugel neben ihm ein. Er warf sich wirbelnd herum und erkannte aus den Augenwinkeln den Gegner, der in den Höhen eines Turms damit beschäftigt war, die Waffe nachzuladen. Sekundenbruchteile später riss ihm ein brennender Schädel den Seinigen von den Schultern. Zwei der Nahkämpfer griffen ihn frontal an, wohl in der Erwartung, ein Nekromancer könnte ihnen nichts an offensiven Zauber entgegensetzen. Die Skelette, die Jukka erschaffen hatte zerfielen unter ihrem Hieben wie Papier, aber der Totenbeschwörer hatte die kurze Verzögerung genutzt um einen Knochenspeer zu schaffen. Zischend sauste er durch die Luft, jedoch genau zwischen den beiden Gegner hindurch.
Deren Grinsen wurde noch breiter, als sie den offensichtlich so wehrlosen Gegner sahen, aber auch Jukkas Mundwinkel gingen auseinander, denn hinter den wehrlosen Rücken der Skelette flirrte der Speer plötzlich in der Luft.
Er teilte sich und beide Stücken flogen in einem schnellen Bogen auf jeweils einen Gegner zu. Die beiden Assassini wurden quasi an das rote Fleisch genagelt, bevor sie zuckend vergingen.
Wenig später hörte Jukka das heisere Bellen einer Schrotflinte und bekam einen solchen Schlag in den Rücken, dass er glaubte, getroffen zu sein, bis ihm auffiel, dass der Gegner, der auf ihm lag sich nicht bewegte.
Doro hatte sich gerade damit beschäftigt, die Überreste der Maden zu beseitigen, als sie Jukkas Verderben von hinten auf ihn zurennen sah. Kurze Zeit sah es aus, als würde das Monster lange genug leben, um Jukka zu erreichen, bis sie erkannte, dass es der Stoß des Treffers gewesen war, der das Monster auf ihn katapultierte.
Aus der Drehung heraus zerlegte sie ein weiteres Monster, dass über den Platz rannte, aber beim nächsten Schuss versagte ihr Zielvermögen. Die Kugeln schlugen in das rote Monster am Boden ein und ließen eine wahrhafte Fontäne dicken, dunkelroten Blutes hervorschießen.
Irgendwo tief unter ihr stieg ein gellendes Kreischen auf, dass kaum zwei Sekunden später von hoch oben auf den Türmen erwidert wurde. Ein Schwarm Succumbi erhob sich von den schwarzen Dächern und stieß auf die Menge hinab. Doro zückte den Infernal Destructor und legte auf den Turm an.
Das Fiepen des Freizeichens wurde von einem donnernden Dröhnen beantwortet, als der Turm begann, sich in seine Einzelteil aufzulösen.
Ächzend gaben die Steine unter dem Beschuss nach, knirschend rutschte der gesamte Turm in sich zusammen, ein Stein nach dem anderen kollabierte, bis die Spitze schließlich einfach abknickte und zu Boden stürzte, ein weiteres Dutzend Monster unter sich begrabend.
Askhadius und Askhadia standen etwas abseits. Geschockt von der Zerstörung, die Mephisto angerichtet hatte waren sie zunächst unfähig gewesen, irgendetwas zu tun, aber jetzt verwandelte sich das Entsetzen in blanke Wut.
Die beiden Schwerter standen senkrecht vor ihren Körpern in der Luft. Die wenigen Sonnenstrahlen wurden von der Waffe aufgesaugt und reflektiert, was ihnen das Aussehen gab, im Ganzen, quasi von innen heraus zu leuchten.
Mit geübten Schritten traten sie auseinander, drehten die Waffen und hielten sie schließlich ausgestreckt vor ihren Körpern. Ein blauer Strahl wand sich verflechtend von den beiden aufeinander zu. Als sie sich in der Mitte trafen, schien die Luft zu erbeben, als sie der verschmelzenden Entstehung der Magie Platz bot.
Knallend entlud sich der Zauber in einem einzigen Geschoss, dass wie ferngesteuert über den Platz raste, die Monster reihenweise durchschlug und Szarah aus der misslichen Lage befreite, von einem Monster enthauptet zu werden.
Wie in Zeitlupe wirbelte Ryan herum und zertrat den Schädel eines weiteren Angreifers, bevor er mit einem Wurfgeschoss eine Gruppe Scharfschützen zurück in die Hölle schickte. Mit einem geschickten Salto vorwärts schlitzte er das nächststehende Monster über die gesamte Länge der Wirbelsäule hinweg auf, um kurz darauf direkt auf den Schultern des nächsten Attentäters zu landen und ihn zu enthaupten.
Der nächste Untote, der den beiden Magiern zu nahe kam wurde von Askhadius Klinge zerschnitten, denn die beiden trugen ihre Waffen schließlich nicht nur ausschließlich um zu zaubern.
War das beeindruckend, so war es doch nichts im Gegensatz zu dem, was Elias leistete.
Krachend wurden fünf der Monster, die lauernd und gebückt im Kreis um den Magier schlichen und ihn mit toten Augen fixierten von einer flammenden Faust zerschmettert, die um Elias kreiste, nur Sekundenbruchteile später überzog ein Eisschauer den gesamten Platz und ließ die beschworenen Gegner zerspringen. Kurzzeitig waren die Monster alle verschwunden, bis die klaffenden Mäuler die nächste Welle Untoter hervorkotzte und der Kampf in eine neue Runde trat.
Die Hinhaltetaktik war eine der gefährlichsten Manöver der Hölle, denn ein Magier wie Mephisto konnte tagelang ständig immer wieder neue Monster erzeugen, die einzeln zwar nicht im geringsten gefährlich waren, doch umso länger der Kampf andauerte umso müder wurden die sich Verteidigenden, bis sie schließlich so schwach wurden, dass sie wehrlos waren.
Kämpfend pirschte sich Elias an die anderen heran und bedeutete ihnen, sich um ihn zu sammeln.
Kreisförmig umringten die Sieben ihn.
Elias fiel auf die Knie und hob die Hände mit nach oben gewandten Handflächen. Eine durchsichtige Kugel überzog ihn. Das Licht brach sich darin, wurde aufgespalten und spiegelte sich wie in einer Seifenblase. Elias verschwand fast dahinter, nur hin und wieder war sein Gesicht durch einen grünen oder roten Schimmer zu erahnen.
Er sammelte sich und atmete ein letztes Mal tief durch.
Dann hob er die Hände und sprach die Worte, die ihm Bheid gelehrt hatte.
Die Blase zerplatzte und zersprang in zahllose, feste Splitter die wirbelnd tanzend zu Boden fielen und klirrend Lichtblitze über den Platz sandten. Ein unglaublich helles Leuchten ging von den Punkten gebündelten und verstärkten Lichts aus, die langsam zu Elias Füße sanken. Der Boden zuckte, als er von ihnen berührt wurde, rhythmisch hob und senkte sich die Welt wellenartig um den Ort, als erfasste sie ein wohliger Schauer.
Linienartig breitete sich das Eis von Elias weg aus wie ein Stern aus Abermillionen scharfkantigen Kristallen aus, fraß sich über die Haut des riesigen Monsters und fror es ein. Donnernd schoben sich Wolken am Himmel zusammen und ließen einen neuen Regen funkelnder Diamanten zu Boden sinken. Elias hielt eine Eislanze in der Hand, die das Sonnenlicht auffing, spiegelte und wiedergab. Er malte mit ihr gleißende Zeichen reinsten Lichts in die Luft, die leuchtend in der Luft stehen blieben und leise zu sirren schienen, uralte Runen, deren Bedeutung eigentlich mit dem Fall Lemurias ins Vergessen geraten waren. Das Eis überzog nun auch seinen Körper. Erst schien es, als würde er blau anlaufen, ein sanfter, fast wasserfarbener Schimmer überzog das helle Weiß, sich immer mehr verstärkend verschluckte es langsam die Feinheiten, begann es die Konturen auszulöschen, bis es Elias in eine gesichtslose Statue verwandelt hatte.
Dann stoppte es seinen Vormarsch, Elias reckte die gefrorene Hand in die Höhe und zielte mit dem Speer nach vorn.
Als ihn das Eis ganz überzogen hatte, öffnete sich seine Hand wie von selbst und der Speer fiel mit unwirklicher Langsamkeit zu Boden. Mit dem Fall der Waffe begannen die Zeichen immer stärker zu glühen, bis sie sich schließlich exakt gleichzeitig mit dem Auftreffen der Lanze auf dem Boden auflösten. Das Klirren, dass das Zerspringen der Waffe ankündigte war so hell, dass alle noch vorhandenen Fenster im Tempel sofort in winzige Bruchstücke zerfielen. Weiße Linien fraßen sich durch die klare, glatte Form der Waffe, verunreinigten sie mit ihrer geometrischen Planlosigkeit und leiteten so den Zerfall ein.
Die Splitter segelten nicht zu Boden, nein, sie wurden erfasst von einem Wirbel eiskalter Luft, der vom Boden aus aufstieg. Das Eis begann sich zusammenzuziehen, formte sich neu zu einer Gestalt reinster Kälte und eisiger, tiefblauer Schönheit, die sich an Elias statt vom Boden erhob. Ein Engel aus blauem Frost breitete seine Schwingen aus und erhob sich mit einem sanften Flügelschlag vom Boden. Die Luft, die seine Flügel aussandten überzog die Umgebung mit einem Eisschauer. Eisiger Regen senkte sich vom Himmel herab und ließ den Tempel in hellem Glitzern erstrahlen und aus dem Regen kalt erwachte der Eissturm von dessen Wellen sich der Engel des Eises herniedersenkte. Ihr ganzer Körper schien von kristallklarer Schönheit. Die Formen zwar klar abgegrenzt, doch durch die Spiegelungen und Reflexionen verschleiert, schienen umgeben von einem Schleier aus Licht. Das Haar tanzte durch die Luft und reflektierte das Licht so stark, dass die Augen aller Zuschauer zu Tränen begannen. Ihr Körper, halb durchsichtig, zeigte den Anwesenden ihr eigenes Spiegelbild.
Nur in ihrem Gesicht konnte man die Züge ihres Schöpfers erkennen, der mit entschlossenem Blick aus glasklaren Augen nun die Feinde fixierte. Selbst Mephistos Horde war gebannt von der Schönheit und Eleganz der Erscheinung und blieb wie erstarrt stehen.
Mit einer anmutigen, fließenden Bewegung hob die beschworene Eisgöttin ihre Hand und schüttete etwas, dass wie Diamantensand aussah auf die Monster herab.
Aus den Samen entwickelte sich im Fallen ein Blizzard, dessen unbändige Kraft die Kämpfer von einem Moment auf den nächsten gefrieren ließ. Schwarze Wolken entstanden direkt über den Statuen, fauchend erhob sich der Donner, bis zahllose weiße Blitze die gefrorenen Gestalten zerspringen ließ und in einem Hagel aus zersprungenem Glas zu Boden gehen ließ, grell ausgeleuchtet von der weißen Macht des Blitzes.
Die restlichen wurden von kalten Chaosblitzen zerfetzt, die aus den Fingern der Erscheinung drangen, bevor sie einen riesigen Stab zückte und ihn in das Monster am Boden rammte.
Die Anderen fünf starrten, unfähig sich zu bewegen, nur stumm auf diese titanische Kraft deren Schönheit nur noch von ihrer alles Dagewesene übertreffenden Kraft überboten wurde. So mussten es sich angefühlt haben, den Göttern des Jupiters beim Kampf gegen die Titanen zuzusehen. Diese eisige Macht, die von der Gestalt ausging war durch keine Worte zu beschreiben. Nur Jukka lächelte sanft, als der Stab das Monster zerstörte, als rotes Blut aus der klaffenden Wunde einem Geysir gleich in den Himmel stieg. Es war wieder ein Puzzlestück, dass sich in das Rätsel einfügte. Die Macht Lemurias stand vor ihm, greifbar in der Luft. Seine Augen fällten sich mit Tränen, als er in der Perfektion der Gestalt die ganze Macht der alten Kultur vereinigt sah.
Der Erbe war aus der Dunkelheit hervorgetreten und ein glänzendes Freudenfeuer umtanzte seine schmächtige Gestalt.
Das dunkelrote Blut überzog die Erscheinung, besudelte ihre schöne, klare Perfektion mit öligen Flecken. Sie sah nun mehr aus wie eine uralte Blutgöttin, doch jetzt, da sie ihr Werk vollendet hatte, blieb sie plötzlich wie gebannt in der Luft stehen. Das Monster unter ihr zerfiel Stück für Stück. Fleischfetzen explodierten und verspritzten Fontäne um Fontäne das Leben des Ungeheuers.
Der Engel aber erstarrte in der Luft, Flügel wie Arme vom Körper abgespreizt und ausgebreitet, den Mund in Überraschung weit geöffnet, die Augen starr in den Himmel gerichtet.
Zunächst begriff niemand, was vor sich ging, bis sich von einer Stelle in der Mitte des Rückens der Kreatur plötzlich weiße Fäden durch ihren Körper zogen.
Ein einziges Geschoss stak dort, doch reichte es, den Engel zu zerstören. In einer anmutigen weißblauen Explosion segelten die Bruchstücke zu Boden, gaben Elias frei, der mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel und sich fluchend aufrappelte.
Langsam drehte sich die Gemeinschaft um. Dort, an der Treppe des Haupteingangs, die vom Monster befreit in alter Pracht glänzte, nicht befleckt vom Blut, dass den restlichen Hof in einen roten See verwandelte, in dem noch immer die Verwesung schwamm, standen sie:
Der hohe Rat der Zacharum.
Oder das, was von ihnen übrig geblieben war.
Noch immer leuchteten ihre Waffen und tauchten ihre direkte Umgebung in ein helles, orangenes Leuchten, aber ansonsten war nichts, das von der grausamen, diabolischen Metamorphose verschont worden war.
Ihre einst so prachtvolle Kleidung, die Roben und Talare waren zerfressen, bespritzt von unheiligen Sekreten, zerrissen von der Besessenheit, verdreckt mit der dunklen Kellererde wie das Kleid einer Leiche. Ihre Haut schimmerte seltsam bläulich, wie die einer zu lange im Wasser ertränkten Leiche, auch war sie aufgedunsen, wie aufgeblähtes Fleisch kurz vor der Explosion. Die unzähligen klebrigen, ekelhaft braunen Wunden, waren trocken schorfig, sodass der Eiter unmittelbar daran vertrocknete und seltsame Muster auf die Körper malte, gleich einer teuflischen Kriegsbemalung. An den Fingern ihrer Hände fehlten einzelne Glieder, blutige Stümpfe, zerfetzte und zerkaute Enden bemühten sich zitternd zusammen mit den wenigen heilen Gliedern die Waffen zu halten und wirkten doch so gefährlich, wie es ein vollständiges Glied nie gekonnt hätte.
Die Gesichter der Ratsmitglieder waren von Mephisto vollständig entmenscht worden. Ihre Augen waren verschwunden, blutige Höhlen klafften dort, ebenso wie da, wo einst die Nase saß. Ihre Ohren schienen zerfressen oder hingen teilweise noch an wenigen Fäden auf die Schultern herunter, sodass sie eigentlich mehr Ähnlichkeit mit den Skeletten hatten, als mit den Menschen die sie einst gewesen waren.
Doch hatte es Mephisto in seiner perfiden Boshaftigkeit geschafft, die charakteristischen Merkmale der Einzelnen durchaus zu erhalten, sodass ein Erkennen noch möglich war.
Und dieses Erkennen war es, dass Askhadius und Askhadia nach einem kurzen Moment des fassungslosen Erstaunens zu Boden gehen ließ.
„ NEIN!“ entrang es ihren Kehlen.
„ Vater, Mutter!!!“
Ihre Fäuste donnerten in maßlosem Entsetzen zu Boden, heiße Tränen befleckten die Wangen mit Traurigkeit, doch die Monster warfen ihnen ihr sinnentleertes Grinsen entgehen ohne auch nur den Hauch eines Erkennens zu zeigen und hoben die Waffen drohend. Sie grunzten Etwas, das für menschliche Ohren unverständlich war.
„ Mutter, Vater!!!“ brüllte Askhadius erneut.
Es war Mephisto, der die Ratsherren steuerte, das wurde den fünf Kämpfern plötzlich bewusst, als das Monster, das einst Askhadius Vater gewesen war, hervortrat, doch statt etwas zu sagen nur einen scharfkantigen Stern auf den ehemaligen Sohn schleuderte.
„ Du bist nicht mehr unser Sohn.“ Waren die Worte, die über den Platz hallten.
Sie alle waren so geschockt von der Wende der Dinge, dass Elias beinahe das Eingreifen vergaß. Im letzten Moment spannte sich sein Schild lautlos vor ihnen auf und reflektierte das Geschoss.
Mutig und Entschlossen trat er zu den Beiden und sagte:
„ Geht, dass hier ist nicht mehr euer Kampf!“
Ein Zittern lief durch die Körper der Magier. Mit tränenerstickter Stimme antwortete dann Askhadia:
„ Dieses Monster hat unsere Eltern dazu gemacht.“ zitternd deutete sie auf die besessenen Hohepriester „ Wessen Kampf ist es, wenn nicht Unserer?“
Jukka fasste ihr auf die Schulter:
„ Ihr würdet sterben bei dem Versuch. Glaubt ihr wirklich, dass es das ist, was eure Eltern gewollt hätten?“
Akhadius warf den geifernden Monstern, die einst die liebsten und vertrautesten Menschen seines Lebens gewesen waren einen scheinbar unendlich langen Blick zu, der von solcher Trauer erfüllt war, dass es sich tief in Elias Herz schnitt. Dann wandte er sich quälend langsam von dem durch Elias Schutzschild verzerrten Bild ab und schaute eben dem so tief in die Augen, dass man meinen konnte, er wolle auf dessen Seele schauen. Langsam stand er auf, doch trennten sich ihre Blicke dabei nicht, auch während der folgenden Worte blieben sie wie ein magisches Band verbunden, noch verstärkt durch Askhadia, die sich schutzsuchend an ihren Bruder schmiegte und ihm das Reden überließ.
„ Elias, ich kenne dich nicht, du und deine Freunde, ihr seid Fremde für uns. Ich weiß nicht, wer ihr seid, weiß nicht, was ihr wollt, aber ich habe ein Gefühl - und wenn mich das Leben eines gelehrt hat, dann dass es manchmal besser ist, auf sein Gefühl zu hören. Du bist der Anführer dieser Gruppe, deswegen spreche ich zu dir, aber mein Wort gilt für Alle von euch. Ihr seid unsere letzte Hoffnung. Wenn wir beide, Askhadia und ich uns jetzt zurück ziehen, so liegt das Schicksal Kurasts und aller seiner Anwohner in eurer Hand. Ihr müsst unsere Frauen und Kinder und Männer davor bewahren, das gleiche Schicksal zu erleiden, wie diese Monster.“ Seine Stimme schwankte und von seinen Augen aus zogen sich kleine klare Striche zu den Mundwinkel hinab. „ Es waren meine Eltern, meine Freunde, alles was mir in meinem Leben irgend etwas bedeutet hat, alles wird durch diesen Tempel verkörpert. Durch diesen sinnlosen, zerstörerischen Akt hat Mephisto nicht nur eine Familie, einen Haufen Zauberer und einen Tempel zerstört, nein, er hat mehr getan. Er hat einen Glauben zerfetzt, eine Religion wenn ihr es so nennen wollt. Diese Menschen, die uns begleitet haben, sie haben die Hoffnung verloren, ihr Glauben ist zerstört außer vielleicht denen, die nur an sich glauben, aber auch die werden an der Wirklichkeit zerbrechen. In eurer Hand liegt nicht nur die Vernichtung eines Monsters, sondern es liegt an euch wieder Hoffnung in diese Welt zu bringen, denn, machen wir uns nichts vor, die Drei werden sich nicht mit Kurast zufrieden geben, wenn sie erst befreit sind.“
Askhadius stockte kurz, jetzt, zum ersten Mal lösten sich seine Augen von Elias Gesicht und schweiften zu den Tempelmauern hinter denen die Bürger Kurasts warteten.
„Und dennoch, wenn auch diese Kreaturen nichts mehr mit dem gemeinsam haben, was einst unsere Eltern waren, so bitte ich euch um einen Gefallen. Macht es kurz, es war nicht ihre Schuld, bitte bedenkt das.“
Elias nickte. Eine feierliche Stille lag über der Szene, die Monster durch den Schild abgeschirmt waren verstummt und starrten nur bösartig zu ihnen. Es war, als würde das Leuchten, das von Askhadius ausging auf Elias übertragen, wie das Zeichen eines Stammesoberhaupts. Askhadia schluchzte, ebenso ihr Bruder und sogar Doro und Jukka schluckten schwer.
Askhadius und Askhadia schienen sich plötzlich aufzulösen, um kurz darauf am Tempeleingang zu stehen und hinaus zu gehen.

Elias drehte sich wieder dem Hohen Rat zu.
„ Ich habe immer gesagt, es wäre schön, euch wiederzusehen, da ich euch immer sehr geschätzt habe, aber ich glaube die Umstände haben mich eines Besseren belehrt.“
Der oberste Hohepriester trat hervor.
„ Töne nicht so hohe Worte. Sie werden noch dein Verderben sein. Unsere Macht ist grenzenlos.“
Wie zur Bestätigung seiner Worte hob er seine Hand nach oben und ließ die Finger einen nach dem anderen umknicken.
Der ganze Tempel begann rot zu leuchten. An den Wänden flammten seltsame Zeichen auf, goldene Linien zogen sich hindurch und dann – dann war es verschwunden.
Der Tempel erstrahlte in hellem Sonnenlicht. Der Turm der durch Doros Beschuss zerfallen war ragte nun wieder stolz in die Höhe. Erst beim zweitem Hinsehen fiel Ryan die eigentliche Veränderung auf. Wo die Mauern einst aus kaltem Metall bestanden machte sich nun roter Backstein breit. Schwarze Fahnen wehten auf den Türmen und selbst die verloren geglaubten die Mosaike waren wieder vollständig.
„ Selbst die Zeit gehorcht uns nun.“
Aus den umliegenden Gebäuden erhob sich ein vielstimmiges Brüllen und Rufen. Gefallene Zauberer, Wächter, Skelette und Höllenhunde, tausende Gestalten traten an die Fenster, bevölkerten die Treppenaufgänge, die Emporen und die Mauern. Ein beängstigendes Bild, wie die zerfressenen Höllengestalten mit wehenden Kleidern und Umhängen dastanden, die schwarzen Waffen, die das Sonnenlicht schluckten, gezückt, nur wartend auf das Zeichen zum Angriff. Die Monster waren so vielzählig, dass sie vor den Augen zu einer einzigen rot-schwarzen, fauchenden Masse verschwammen. Das Sonnenlicht wurde so gleißend hell, dass es sie einen Moment blendete. Als sie die Augen das nächste Mal öffnen konnten stand der Hohepriester direkt vor ihnen. Seine Robe strahlte in frischem Rot, er selbst wirkte wieder jung und stark, musste er sich doch nicht mehr schwer auf seinen Stab stützen, sondern bewegte er sich schnell und gelenkig, wie ein Jüngling. Die Illusion wäre perfekt gewesen, hätte nicht sein Gesicht noch immer den wahren Quell seiner Macht preisgegeben. Der Verwesungsgestank war wieder da, ganz deutlich drang er aus jeder Pore des Magiers.
Die Kristallkugel am Ende seines Stabes funkelte bösartig.
Er trat so dicht vor Elias, dass der jeden Einzelnen seiner verfaulten Zähne betrachten konnte. Die braune, pergamentartige Haut spannte sich so fest um den Schädel, dass es schien, als wäre es ein einfacher Totenschädel, doch hatte diese Kreatur ihre Ohren noch, was dem Schädel wie einen indianischen Schrumpfkopf wirken ließ.
Elias fasste all seinen Mut zusammen:
„ Wenn ihr so mächtig seid, dann kämpft doch alleine gegen uns, oder braucht ihr etwa niedere Monster, um euch zu verteidigen?“
Der Hohepriester grinste und die Monster verschwanden.
„ Fühle die Macht der Unsterblichkeit.“
Er riss die Kugel nach vorn. Elias konnte nicht wegsehen. Er sah ein verbranntes Dorf, brennende Ruinen, dicke Rauchschwaden schoben sich vor einem schwarzen Himmel umher. Eine Schar Menschen wurden unter Peitschenhieben von schwarzen Rittern aus ihren Verstecken getrieben und brutal misshandelt. Die unsichtbare Kamera fuhr zurück, enthüllte weitere brennende Städte, den Untergang der Zivilisation, immer neue Schrecken türmten sich auf, bis über allem der Thron der Drei sichtbar wurde.

Das Ende der Zeit, wenn alles Dagewesene in die Drei zurückfließen sollte, um die unendliche Leere zu füllen, die in ihnen klaffte und die sie so wütend auf alles Lebende machte.

Sie waren die Negation des Lebens, die Negation des Seienden, sie waren das sprichwörtliche Nichts, das totale Gegenstück zu Licht und Leben und sich fochten den unendlichen Kampf gegen das Licht um selbst den Glanz des Seienden anzunehmen, ein weiteres Ziel kannten sie nicht. Wenn sie dereinst alles Lebende vernichtet hätten, würden sie sich gegenseitig vernichten, zu einem einzigen unendlichen Nichts vereinigen – und dann?
Dann würde sich das Schwarze Nichts niederlassen um weiter auf das Nichts zu warten.
Der Kampf gegen die himmlischen Heerscharen war nur das sichtbare Abbild dieses Kampfes, nur eine Etappe in den ewigen Zeiten, eine Kampfform, die beide Mächte beeindruckt von den Erscheinungen auf der Erde angenommen hatten, um sich quasi sichtbar zu machen für die Erdlinge, um sie mit in den Kampf zu ziehen, denn die Menschen waren aus ihnen Beiden hervorgegangen. Sie hatten zwar zum Einen einen vorhandenen Körper und ein Leben, doch zum anderen wohnte ihnen auch der unbändige Wille zur Zerstörung und Vernichtung, was sie für beide Seiten attraktiv machte, nutzbar machte für ihre Zwecke.
Das war der Kern, die Wahrheit um die herum sich alle Mythen und Sagen von der Entstehung der Welt rankten. Ein Kampf des Seienden gegen das Nichts.
Die letzte Offenbarung.
Das alles sagte Elias das Bild der Kristallkugel. In den letzten Sekunden sah er das Nichts, sah er das Ende der Dimensionen, wenn alle Zeit längst geendet hatte und der Raum mit den letzten rudimentären Versatzstücken der Zeit in ein unendliches Chaos stürzen würde um von den Drei verschlungen zu werden. Die schwarze Leere die sich ausbreitete war selbst im Abbild der Kugel so allumfassend, dass es sich tief in Elias Kopf bohrte. Sie zog ihn an, dass merkte er erst, als er die Kugel fast schon berührte, sie wollte ihn, der noch lebte zu sich holen, ihn vernichten. Er taumelte zurück.
„ Nun, wollt ihr nicht teilhaben? Glaubt mir es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man die Macht zum, ersten Mal fühlt, wie sie, wie heißes Eisen durch die Adern fährt. Es neigt sich sowieso alles dem Ende entgegen, warum wollt ihr es dann nicht in Macht und Frieden erwarten? Rettet doch eure Seelenruhe, denn die Drei belohnen ihre Diener reichlich.“
Elias Gedanken rasten. Der Hohepriester hatte den Tempel circa fünftausend Jahre in die Vergangenheit gesetzt, das hieße, die Monster hatten die Macht über die Zeit erlangt, das, was Bheid mit seiner ganzen Macht zu verhindern versucht hatte.
Bis hierhin war alles nur eine logische Schlussfolgerung aus den Bildern gewesen, die ihm seine Augen übermittelt hatten, jetzt aber stockte Elias, als er begann zu abstrahieren.

‚Das wäre das Ende, eindeutig. Wenn die Drei die Zeit erobert hätten, könnten sie ständig in die Vergangenheit reisen und ihre Fehler ausgleichen.
Aber wenn alles vorbei war, hätte dann nicht irgendetwas passieren müssen? Ein großer Knall, ein Leuchten, irgendetwas, dass ihnen verkündete, dass das Spiel zu Ende war? Warum lebten sie noch? Kam das Ende vielleicht schleichend?’

Da keimte ein Gedanke in ihm. Was, wenn das eine weitere Täuschung Mephistos war, ein weiterer Trick, um sie zu entmutigen? Eine geschickte Spiegelung oder sonst Etwas?
Wäre das nicht möglich oder eher sogar wahrscheinlich?
Er riss sich mühsam von den Bildern in seinem Kopf los.

Der Hohepriester schnellte zurück.
Ein Blutschwall schoss aus seinem Mund hervor und ergoss sich in hohem Bogen auf den Boden. Er taumelte, hielt die Hände fest auf den Bauch gepresst, in dem ein scharfkantiges Geschoss stak.
„ Für Unsterblich siehst du ganz schön tot aus.“ Höhnte Elias, bevor er ihn mit einer Feuerwalze überrollte. „ Das Angebot ist hiermit gewissermaßen annulliert. Ohne Gegenquittung.“
Er wandte sich den anderen Priestern zu, die fauchend und zischend am Eingang zum Turm standen.
„ Hat dem noch irgend jemand etwas hinzuzufügen.“
Die Monster, die erst jetzt den endgültigen, unumkehrbaren Tod ihres Herrn begriffen, traten auseinander. Blitzende Zeichen entstanden in der Luft.
Ein blutroter Teppich entstand unter ihnen, sie saßen auf einmal alle auf schwarzen Thronen, die Hände vor der Brust verschränkt, mit erstarrtem Gesicht, wie altägyptische Mumien, im Halbkreis wie verzierende Statuen um die Tür angeordnet..
Sie beschworen Etwas.
Es waren nur Sekunden, doch reichten sie um die Vorbereitungen für den Kampf zu treffen.
Doro lud ihre Waffen durch, schüttelte ihren Kopf und wischte sich die letzten Überreste der brennenden Traurigkeit aus den Augen, Ryan rief sein Kampfzeichen herbei und die Zauberer ließen die Magie frei durch ihren Körper schießen.
Knirschend prasselte ein Regen schwarzer Geschosse auf sie zu, die von Elias abgewehrt wurden. Er stand allein vor den Anderen. Seine Augen funkelten. Er war der Anführer der Gruppe und jetzt war der Moment es zu beweisen. Flammen züngelnden an seinen Beinen hinauf, bis sie über seinem Kopf zusammenschlugen. Binnen Sekunden stand der gesamte Tempel in Flammen. Knirschend fraßen die Flammen die Holzbalken. Knackend wurden sie zerfressen und Stück für Stück zerfiel die Illusion. Schwarzer Rauch erhob sich über der Stätte. Die Magier aber schwebten in der Luft, von den Flammen unberührt und schickten ihr sinnentleertes Grinsen auf sie hinunter.
Dort wo das Feuer das Mauerwerk zerfraß konnte man Stück für Stück durch kleine Brandlöcher hindurch die Realität erkennen, die von der Spiegelung nur unsauber übertüncht wurde.
Nun entstand ein hellroter Kreis um die Gruppe, seltsame Zeichen leuchteten auf und der Kreist löste sich zu einem orangenen Wirbel der in die Luft stieg und sie umrahmte.
Gelassen spannte Elias ein weiteres Schild auf und fing die donnernden Meteoriten auf, die die Priester zu Boden regnen ließen.
Elias feuerte einen Kettenblitz auf den äußersten Priester, der taumelnd zur Seite auswich. Das hatte Doro vorhergesehen und so erwischte ihr Geschoss das Monster genau im Rücken. Das Fleisch des Priester löste sich wie Papier im Feuer auf, doch die anderen überlegten sich nun, dass es doch besser war zu unfairen Mittel zu greifen.
Sie setzten die begonnene Beschwörung fort, nun aber geschützt durch einen starken Schild. Elias krachte auf die Knie, hob eine Hand zur Sonne und die Andere zu Boden. Pfeifend wurden Mosaiksteine aus dem Boden gesprengt, ein brennendes Glühen erhob sich aus den Untiefen die sich darunter auftaten.
Vier schwarze, schuppige Köpfe, jeder von der Länge eines durchschnittlichen Helikopters, die spitz zulaufenden Schnäbel halb geöffnet und so einen Blick auf die Gluthölle zulassend, die sich darunter verbarg drangen mit einem Pfeifenden Zischen daraus hervor. Ihre Zungen schlängelten sich wie rotglühende Schlangen daraus hervor, doch die tiefgelben Augen folgten Elias ausgestrecktem Finger und erfassten die Feinde.
Elias hatte die Medusen zum Kampf herbeigerufen.
Ein vielstimmiges Fauchen ertönte, bevor ein ganzer Hagel aus weißen Feuerbällen auf das Schild der Hohepriester prasselte. Im selben Moment feuerte Doro den Infernal Destructor auf die Hohepriester und Elias einen Schildbrecher. Das hatte zur Folge, dass der Schild regelrecht zerfetzt wurde, sich wand und bog, bevor er schlich und ergreifend verschwand, doch das breite Grinsen der Priester verhieß nichts Gutes.
Donnernd erzitterte der ganze Platz, die Erde warf sich auf, als der Zauber seine Wirkung tat. Mit einem erstaunlich leisen Knirschen begann der gesamte Tempel zu zerfallen. Donnernd sausten die Steine nach unten, um etwas Größerem Platz zu machen. Der gigantische, massige Körper des Lindwurms der sich aus den Überresten des Gebäudes hervorschob wirkte im Ersten Moment seltsam unfassbar, wie etwas das soweit von der Realität entfernt ist, dass man es nicht mehr als real erkennen kann, obwohl einem alle Sinne krampfhaft das Gegenteil zu bewiesen versuchen, verstärkt noch durch den dichten Nebel aus zerstoßenen Steien der sich aus den Ruinen erhob.
Noch war die Kreatur mit eisernen Ketten an die Tiefe gefesselt, aber seine Wut war entflammt. Der dunkle Körper erhob sich majestätisch in die Höhe und schickte eine vernichtende Flammenwolke auf Ryan und seine Begleiter.
Die Medusen zogen sich fauchend in die Erde zurück.
Ein vielstimmiges Kreischen erhob sich, auf einen Wink der Magier hin waren mit einem Mal die Monster wieder da. Aus allen Ecken und Ende drangen sie und umzingelten die vor den Flammen flüchtenden Kämpfer. Doch mussten auch sie hinter den Trümmern in Deckung gehen, denn das Feuer des Drachens verschlang alles, ob gut oder böse, lebendig oder untot in seiner gierigen Hitze.
Jeder der Fünf war in seinen eigenen Kampf verwickelt, als sie versuchten, Deckung zu finden. Nur Elias blieb stehen und spuckte Gift und Verderben auf die Monsterwellen. Die ganze Kraft Lemurias strahlte aus ihm hervor, so dass der Engel aus der Retrospektive nur wie ein billiger Abglanz wirkte. Elias selbst schwebte über dem Boden umgeben von einer solch gigantischen Zauberkraft, dass jeder Höllendiener der ihm zunahe kam sofort vernichtet wurde.
Es schien, als wäre Elias nicht selbst der Ursprung dieser Kräfte, die er entfesselte, sondern als gäbe es irgendwo eine Quelle, eine schier unerschöpfliche Quelle, die der kleine, zerbrechliche Magier anzapfte und deren unglaubliches Potenzial er in einer Ode der Vernichtung und Zerstörung über den Platz diktierte. Grünes, gelbes, blaues, weißes Licht vereinigte sich zu einem einzigen farblosen Strahl, der auf das schwarze Monster zusauste. Die Steine über die er hinwegraste zersprangen sofort in abertausende Bruchstücke, die Luft selbst schien um ihn zu brennen, so hoch war die Macht verdichtet.
Doro versuchte rückwärts laufend den Geschossen eines der Priester zu entkommen, der sie verfolgte. Fluchend feuerte sie ein um das andere Mal ihre Schrotflinte auf den Verfolger, aber der spannte jedes Mal ein Schild vor ihr sich auf, dass die Bleikörner schluckte.
Doro versuchte nachzuladen, stieß im selben Moment an einen besonders großen Stein und fiel. Klirrend fiel die Schrotflinte zu Boden und rutschte außer Reichweite. Der Infernal Destructor war unwirksam, denn das Monster war zu nah, sodass es sie selbst zerfetzt hätte, wenn sie ihn benutzt hätte..
Sie versuchte sich aufzurappeln, aber da war er über ihr. Die langen Klauen der rechten zum Schlag erhoben packte er sie mit der linken Faust und hielt sie hoch.
Es war ihr nicht einmal vergönnt zu schreien, denn die kleine, schmächtige, verstümmelte Hand packte mit unglaublicher Kraft zu. Die roten Augen fixierten sie und Doro sah darin das virtuelle „Game Over“, dass ihr auch das breite Grinsen versprach. Sie schloss die Augen. Dann wollte sie wenigstens in Würde sterben.
In Gedanken verabschiedete sie sich von dem Leben auf dieser Erde, sie versuchte sich an das zu erinnern, was sie mitnehmen wollt, mitnehmen auf die andere Seite, aber da war nichts als Kampf, Zerstörung und Tod. Es schien, als bestünde ihr ganzes Leben nur aus Vernichtung und Leid, als wäre es ein einziger, langer Kampf gewesen. Nur kurz flackerten die Gesichter ihrer Freunde in diesem wirren Chaos auf, aber das reichte, um sie lächeln zu lassen, als die Klauen auf ihre Kehle zurasten.
Unsanft knallte sie zu Boden. Sie schlug die Augen auf, als ihr der Kopf des Priesters in den Schoß fiel, da schrie sie dann doch auf.
Erst dann hob sie den Blick und sah Ryan hinter dem zuckenden Körper des Priesters, der sein Blut wild in der Gegen versprühte.
„ Danke“ formten ihre Lippen, aber er hatte sich schon umgedreht um sich gegen das nächste Monster zu wehren.
Doro griff ihre Schrotflinte und lud schnell nach. Das war knapp gewesen. Noch einmal durfte so ein Patzer nicht passieren.
In dem Moment als Doro gerade erleichtert aufatmen wollte, da ein Großteil der Monster vernichtet schien traf Elias Strahl genau auf des Drachens Brust, doch anstatt ihn zu vernichten schnitt es vielmehr die Fesseln des Monsters durch.
Donnernd brach es los und ließ einen Hagel aus übermenschengroßen Gesteinsbrocken regnen, die er bei seiner Befreiung aus dem Boden riss. Der Lindwurm reckte seinen gesamten hässlichen, stachelbewehrten Leib aus dem Boden und füllte in seiner schier unglaublichen Länge fast den halben Platz aus.
Elias Leib flirrte in der vom Kampf erhitzten Luft. Kurz darauf stand er genau vor der Bestie.
Ein Feld aus weißen Blitzen zog sich über seinem Leib zusammen, raste vom Boden hinauf bis zu seinem Kopf. Kurz darauf passierte dem Monster das Gleiche, ein Spinnenetz aus Blitzen zog sich kurz über ihm zusammen um dann scheinbar unverrichteter Dinge zu verschwinden.
Doch das Monster taumelte schwer, wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, versuchte sich zu fangen, schlug aber ob seines enormen Gewichts hart auf dem Boden auf.
Elias nutzte diese Gelegenheit und ging wieder in Deckung.
Brüllend erhob sich der Lindwurm und versprühte erneut sein flammendes Inferno über den Platz. Anstatt der Angreifer traf er aber nur einen der Ratsmitglieder, der mit schmerzverzerrten Gesicht zu Boden ging.


Mit einem hässliche Knirschen brachen die Knochen des letzten Skeletts bevor kurzzeitig Ruhe einkehrte.
Für wenige Sekunden wirkte das Trümmerfeld, das einst der Tempel gewesen war seltsam leer und still, fast wie eine Momentaufnahme. Die Trümmer lagen regungslos, einige glühten tiefrot, andere hellorange bis weiß, alles was vom Feuer des Dämons getroffen worden war begann haltlos zu brennen. Vom Tempel selbst war fast nichts mehr zu sehen. Die Grundmauern die die Beschwörung des Dämons noch übrig gelassen hatten waren von den trampelnden Gliedern des Lindwurms vernichtet worden. Nicht mehr als Schutthaufen, immer wieder durchsetzt von größeren Steinbrocken, Knochen und Waffen war übrig geblieben. Die Hitze ließ die Luft flirren, unterband einen Blick auf das ganze Ausmaß der Zerstörung, als Elias beschloss den Kampf ein für allemal zu beenden. Glücklicherweise waren alle fünf weit genug vom Feuer des Dämons entfernt gewesen, und hatten es geschafft, hinter den Trümmern in Deckung zu gehen. Vorsichtig schob Doro ihr Visier aus dem Versteck.
Es war nur noch der Lindwurm und der letzte Ratspriester da. Der Drachen war stark geschwächt, blutete aus zahlreichen Wunden. Offensichtlich hatte ihm Elias Stromschock einiges zugesetzt, obwohl er gar nicht so mächtig ausgesehen hatte.
Der Wurm hatte alle anderen Höllenmonster mit seiner Glutwalze niedergestreckt und grunzte nun, ob des scheinbaren Erfolgs selbstzufrieden.
Doro kam nicht umhin die wundersame Verschmelzung von Grazilität und massiger Brachialität in dessen Erscheinungsbild zu bewundern. Der massige, schwarze Körper erhob sich auf vier länglichen, relativ dünnen Beinen in die Höhe, die Stacheln auf dem Rücken, die sich wie Stalagmiten in die Höhe reckten gaukelten eine Leichtheit vor die der Körper ob seiner schwerfälligen Bewegungen offensichtlich nicht hatte. Nach vorn und nach hinten verengte sich der Körper zu einem langen, dünnen Fortsatz, der am hinteren Ende in den unglaublich langen, peitschenartigen Schwanz mündete und vorn den deutlich kürzeren, dicken Hals trug an dessen Ende der pfeilförmige Kopf saß, dessen rote Auge starr den Hohepriester fixierten.
Der war deutlich misstrauischer als der hirnlose Lindwurm und glitt leise und vorsichtig über den Platz, auf der Suche nach Überlebenden.
Sie beide sahen ihr Verderben erst, als es zu spät war.

Als der Boden zum ersten Mal erbebte schnellte der gefallene Priester sofort herum. Seine verfaulten Augen fixierten sofort die kleine, blonde Gestalt, die hinter den noch verbliebenen Überresten eines Turmes kauerte. Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich in diese Richtung und hätte Elias auch erreicht, wäre nicht in diesem Szarah in Aktion getreten. Aus ihrem ausgestreckten Arm schoss eine überlange Ranke und wickelte sich fest um den faulenden Körper. Er wurde in der Luft regelrecht zurückgerissen und knickte scharf Luft einsaugend zusammen. Das aber rief den Lindwurm auf den Plan, der sofort auf die Druidin zustürzte.
‚Geh!’ brüllte die Stimme in ihrem Kopf ‚Tot nützt du uns beiden nichts!’
Szarah biss die Zähne zusammen, hielt mit aller Kraft den Priester fest, der verzweifelt versuchte sich loszureißen, formte die Lippen zu einem schmalen Schlitz und stieß einen hellen, krächzenden Ruf aus . Im Hintergrund brach langsam der Boden auf, während die Schritte des Lindwurms den Boden erbeben ließen.
Der Priester schoss ein giftgrünes Geschoss auf Elias, der reglos am Boden lag, aber ein viereckiger Schutzwall aus Knochen wuchs im selben Augenblick schützend um dessen Körper, so dass der Zauber verpuffte. Langsam traten Doro, Ryan und Jukka aus ihrem Versteck, denn allen war klar, dass es an Elias lag die Situation zu retten und dass sie nur gewinnen konnten, wenn sie ihn schützten.
Ein Schwarm großer, schwarzer Krähen schoss vom Himmel hinab, genau in das Gesicht des Lindwurms, krächzend umkreisten sie seinen Kopf und begannen nach den Augen des Monsters zu hacken.
Irritiert blieb das Monster stehen und schnappte wild nach den kleinen Störenfrieden. Die waren aber viel zu schnell für den langsamen massigen Drachen, sodass der begann wütend über den Platz zu trampeln und zu schnappen und die anderen Angreifer dabei völlig vergaß.
Auch der Hohepriester musste seine Versuche, Elias zu erreichen mit einem wütenden Aufschrei abbrechen, als die Geschosse von Doro und Ryan auf ihn einprasselten und er sich mit einem starken Schild vor der Vernichtung schützen musste.
Plötzlich gab es einen Ruck und die Ranke riss. Mit einem triumphierenden Aufschrei stürzte das Monster zu Boden, aber Elias – war verschwunden.
Nur ein klaffendes, schwarzes Loch zeugte von seiner Existenz.

Unbeirrt griff Ryan an und schlug dem Monster seine Klauen in den Rücken, doch in diesem Moment erhob sich endlich Elias Gestalt aus den Untiefen des Loches.
Es war der Elementarkrieger der ihnen auch schon in dem ersten Kampf gegen Bhaal geholfen hatte.
Er packte den schwer verletzten Priester und pfählte ihn auf den Stacheln des von ihm selbst beschworenen Monsters.
Sein Schwert schlug hart gegen den Rücken des Lindwurms, prallte aber an dem harten Panzer ab. Der wandte sich sofort von den Raben weg und stürzte sich auf den neuen Feind. Der Krieger hob sich schnell in die Luft, um dem Flammenmeer zu entgehen, da breitete auch der Lindwurm schwarze, zerfressene Flügel aus und folgte ihm.
Die Luft erbebte unter der gigantischen Schlacht. Immer und immer wieder prallten die schweren Körper aufeinander, rammten sich Waffe und Klauen in den Gegner.
Beide Körper zeigten klaffende Wunden, bis der Kampf endlich entschieden war. Des Drachens Kopf schnellte nach vorn, genau auf den Kopf des Ritters zu. Im letzten Moment hob sich die Spitze des Schwertes und rammte sich durch die Eigenkraft des Drachens tief in den Rachen hinab. Der Lindwurm stockte mitten in der Bewegung. Langsam, wie in Zeitlupe zog er den Kopf zurück. Dickes, dunkelrotes Blut klebte an der Klinge. Der Drachen hustete Blut, wand sich in Schmerzen und zappelte wie aufgespießt in der Luft. Beinahe spastisch zuckten seine Gliedmaßen vor und zurück, bevor er ganz langsam zu Boden sank, um dort auszubluten.
Wenig später setzte auch der Elementarkrieger auf dem Boden auf. Ein helles Leuchten strahlte aus ihm heraus, in dessen Licht sich die Konturen auflösten und Elias freigaben.
Er lächelte sichtbar glücklich, taumelte dann und fiel zu Boden.
„ Elias.“ Rief Doro, die selbigen als Erste erreichte.
Elias drehte sich auf den Rücken.
„ Was ist denn?“
„ Geht es dir gut?“ fragte Ryan, der als nächste ankam.
„ Seht mal.“ Elias deutete in den Himmel „Es klart auf. Man kann wieder die Sonne sehen.“
Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht.
Jukkas Schatten legte sich auf Elias Gesicht, als der große, hagere Nekromancer zu der Gruppe trat.
„ Aber Mephisto lebt noch. Seid sicher, er beobachtet uns und sucht einen Weg aus dieser Situation zu entkommen. Er musste jetzt zum ersten Mal erkennen, dass wir eine ernste Bedrohung sind. Wir sollten ihn nicht unterschätzen.“
Doro erhob sich, ihre Hände in die Seiten gestützt.
„ Er wird sich doch wohl ein bisschen ausruhen dürfen. Er hat schließlich gerade den Drachen besiegt und nicht du. Wenn ich mich erinnern kann, dann warst du ziemlich passiv, oder?“
Jukka drehte sich ihr zu und legte die Stirn in Falten:
„ Hab ich irgendwas gesagt, das wir gleich aufbrechen müssen? Du könntest dich mit deinen Kommentaren ruhig ein bisschen zurücknehmen, alte Emanze.“
„ Hey.“ Ryan ging zwischen die Streitenden “Wir werden doch jetzt nicht wieder mit so was anfangen, bitte, ...“ Sein Blick huschte zwischen Jukkas und Doros Gesicht hin und her, unsicher, wen er anschauen sollte „Bitte, beruhigt euch.“
„ Er hat doch angefangen.“ Doro zeigte mit dem Zeigefinger auf Jukka.
Ryan legte ihr beschwichtigend die Hände auf die Schulter.
„ Komm schon, das stimmt doch nicht ...“
Doro schüttelte den Kopf
„ Ach du stehst jetzt also auf seiner Seite, toll, danke mein Freund.“
„ Hey, kommt wieder runter.“ mischte sich Elias ein „Mephisto hat euch ziemlich schnell geködert, oder? Der Herr des Hasses. Spürt ihr ihn.“
Er legte die Stirn in Falten und schaute Doro und Jukka böse an.
Mit hochrotem Kopf ließen sich die Beiden nieder. Sie kuschelten sich vorsichtig aneinander und genossen alle Fünf zusammen die wenigen Sekunden Ruhe vor dem finalen Kampf.


Wer bis hierher gekommen ist, is'n Held
Wie war's?
 
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHRRRRRRRRRRRRGGGGGGHHH

Hoch mit dir!!!!!!
 
Hey, dir ist schon klar, dass du grad 12 Seiten (Zwölf!) gepostet hast, ja?
R-E-S-P-E-K-T
Ich habe es jetzt zweimal gelesen, und habe schon einmal gesammelt, was mir so aufgefallen ist.

Das Kapitel ist klasse! Die Dauer des Wartens (für uns Leser) und die des Schreibens, Verwerfens, Neu-Formulierens (die deinige) hat sich gelohnt.
Am Anfang musste ich allerdings ein wenig stocken und nachlesen, da mir das sich über den ganzen Hof erstreckende Monster nicht deutlich wurde... da hätte ein wenig mehr äußere Beschreibung gut getan.
Der folgende Kampf hat AUF dem schleimigen Monster (Wackelpudding?) statt gefunden, ja? Dann hätte es durchaus auch mal Schwierigkeiten mit Balance-Halten geben können, oder ein Einsacken in die glibberige Masse.

Ein unglaublich helles Leuchten...
Unglaublich? Dann dimme es doch auf glaubwürdigere Helligkeit... :D
Ich habe das Wort bei Beschreibungen auch schon verwandt und es hat mich bei mir genauso gestört wie in deinem Text.


Die Kampfszene ist schon besser geworden, als die letzten. Immer noch ein wenig lang und auch die Sätze sind zu lang. In einem Kampf herrscht Durcheinander, Schnelligkeit, Hektik. Kurze Gedanken - kurze Sätze... Auch hier: Mein eigener Fehler, daher fällt er mir auf.


Es gab da noch so manche ... hmm „unglückliche“ Umschreibung, die aber wirklich nur Kleinigkeiten sind. Und pass mit „das“ und „dass“ auf, die beiden verwechselst du ab und zu.


Als sie sich in der Mitte trafen, schien die Luft zu erbeben, als sie der verschmelzenden Entstehung der Magie Platz bot.
Ich kann es dir nicht einmal sagen warum, aber dieser Satz ist großartig. *schulterzuck*

Ebenso die Beschreibung der Beschwörung der Eisgöttin. Eindeutig zu lang, aber extrem schöne Formulierungen. :D



wie die einer zu lange im Wasser ertränkten Leiche
Nur eine Kleinigkeit: Statt ertränkten, lieber liegenden oder verweilenden.
Zu lange ertränken kann man nicht; entweder der Ertränkte ist dann tot, oder auch nicht. Aber wenn eine Leiche zu lange in der Brühe schwimmt, schaut sie eklig aus.
Der Rest der Beschreibung der Ratsmitglieder ist sonst echt top! Gruselig!


sinnentleertes Grinsen
Die Formulierung mag ich schlichtweg nicht *wieder schulterzuck* Vielleicht mein ureigenstes Problem, vielleicht sehen es andere ähnlich.

Ach ja, ein wenig unwahrscheinlich finde ich es, dass die Ratsherren den Gegnern die Zeit lassen, sich in aller Ruhe darüber zu unterhalten, wer denn jetzt geht oder bleibt. Ich hätte in dem Moment der Verwirrung angegriffen...



Der Hohepriester schnellte zurück.
Ein Blutschwall schoss aus seinem Mund hervor und ergoss sich in hohem Bogen auf den Boden. Er taumelte, hielt die Hände fest auf den Bauch gepresst, in dem ein scharfkantiges Geschoss stak.
„ Für Unsterblich siehst du ganz schön tot aus.“ Höhnte Elias, bevor...

Zum einen stellte sich mir bei diesem Satz die Frage: Woher kommt das scharfkantige Geschoss? Von Elias? Von einem der Anderen?
Zum anderen (ok, zugegeben auch unwichtig) nach wörtlicher Rede kommt ein Komma und man schreibt klein weiter, wenn der eigentliche Satz weitergeht.
„Wie geht’s es dir?“, fragte sie. „Nicht gut“, entgegnete er.
Aber: „Na, das ist schade.“ Schulterzuckend drehte sie sich um und ging weg.



Soooo... büdde, büdde nicht böse sein, dass ich so viel zu meckern gefunden habe, ja?
Ich finde das Kapitel echt toll, und ich hätte mindestens zwanzig Sätze rausfischen können, bei denen ich gedacht habe: „Boah, wat schöne Umschreibung!“ ... aber so ist das nun mal mit uns Menschen, Fehler finden macht doch mehr Spaß :angel: Ich glaube, dass du deinen Stil noch verbessern kannst, nur deswegen kritisiere ich, und damit du dann mit der nächsten Story Geld verdienen kannst!

:hy: Insidias
 
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