Ups das warens schon fast zwei Monate... Naja, was lange währt wird ja zumeist auch endlich gut, aber wenn ich mir überleg das Stephen King die Rohfassung der meisten Bücher in drei Monaten fertig hat, komm ich ins Grübeln...
Aber nix für ungut, jetzt gehts auf jeden Fall weiter, ich hoffe natürlich wie immer dass es allen gefällt (mir hats jedenfalls gefallen

) und hoffe auf eure antworten, also bis bald (Ich hoffe mal nicht wieder zwei Monate...)
Stirb!!!
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Sie waren noch nicht lange gegangen, da bemerkte Szarah, dass sie die Dämonen anstarrten. Gierig saugten ihre Blicke sich an ihrem Körper fest, schienen sie auszusaugen.
In einer Art seltsamer Vorahnung drehte sie sich Jukka zu:
„ Jukka, ich wollte mich bei dir bedanken.“
Jukka blieb verdutzt stehen „ Wofür?“
„ Nun, ich kann mich zwar nicht wirklich erinnern, aber du hast mich gerettet .. Irgendwann, vor irgendetwas.“
Jukka war noch immer erstaunt
„ Danke.“
Mit einer anmutigen Bewegung warf sich Szarah an seinen Hals.
„ Du warst mein ganzes Leben lang mein einziger wirklicher Freund, ich glaube das habe ich dir noch nie gesagt.“
Jukka wusste nicht, wie ihm geschah, vorsichtig legte er seine Hände auf Szarahs Rücken, die ihn nicht loslassen wollte.
„ Du hast mich auch lange Zeit begleitet, Szarah.“
Szarah schaute ihm ins Gesicht.
„ Wir sind ein tolles Team, weißt du das.“ Und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange.
„ Nicht rot werden.“ Sie kicherte „ Lass uns weitergehen. Ich dachte ein bisschen Liebe und Freundschaft tut dem Herrn des Hasses vielleicht nicht so gut.“ Freudestrahlend hakte sie sich bei Jukka unter und streichelte seinen Rücken.
Grinsend packte auch Doro Elias und Ryan und hakte sich bei ihnen unter und zu Fünft schritten sie mit neuem Mut Mephisto entgegen.
Die Szene, die sich vor den staunenden Augen aufbaute trug den düsteren, bedeutungsschwangeren Geruch der Veränderung.
Egal wie, ein Abschnitt ihrer Reise würde hier zu Ende gehen, ein Abschnitt auf der Reise an dessen Ende ein noch unbekanntes Ziel stand, dass langsam seine Schatten auswarf und immer mehr Details enthüllte, je näher sie ihm kamen.
Hier wartete einer der Overlords, der zweithöchste der Drei auf sie, hier in diesem riesigen Kerkergewölbe würde einmal mehr das Schicksal der Menschheit auf das Spiel gesetzt werden, als Einsatz im gigantischen Spiel der Mächte Licht und Finsternis.
Somit war dieser Moment in vielerlei Hinsicht bedeutungsschwanger.
Die Schwaden der Apokalypse hoben sich in einem letzten verzweifelten Klimax der Geisterchöre. Mit einem Donnerschlag stoben die Bilder auseinander, um einem neuen Schreckensszenario Platz einzugestehen.
Mephistos Kerker, in dem er Jahrhunderte gefangen war.
Doch das erste, was Ryan überwältigte war nicht das Bild selbst, sondern vielmehr der Geruch, der diesem Bild apokalyptischen Grauens entstieg.
Moder, der Geruch von Moder war es, der ihn in einen Abgrund des deja vu’s taumeln ließ. Erst jetzt erkannte er die Bedeutung des Modergeruchs, die ihn beschäftigt hatte, seitdem er ihn zum ersten Mal in Kurast wahrgenommen hatte.
Es war der Duft alter Geschichtsbücher.
In dem letzten Wirbel strömender Farben, die nun in die Wände Mephistos Kerker übergingen sah er die Bilder unzähliger Menschen, bekannte und unbekannte Kulturen, Hochkulturen vergangener Tage, zerfallen und vergessen.
Zerbrochen am Moder.
Die menschliche Geschichte ist eine Geschichte voller Hass und Tod. Es war nichts weiter als der simple Hass, der Rom am Glanzpunkt seiner Macht taumeln ließ und niederstreckte. Hass verbrannte Ägypter, Inkas und Perser, Hass zerstörte die weißen Türme der Paladine, Hass ließ auch Lemuria im Staub vergehen und Hass würde auch die heutige Welt irgendwann im Feuersturm aufgehen lassen.
Wer aus der Vergangenheit nicht lernt ist dazu verdammt sie zu wiederholen, hat jemand mal gesagt und in diesem Moment, da sich die Zeiten zusammenballten, um den weiteren Verlauf der Geschichte zu betrachten wurde ihm die abgrundtief düstere Wahrheit des Spruches klar.
Das war die grausame Wirklichkeit der „Menschenbrecher“, wie Jukka sie bezeichnete. Die einzigartige Einflussnahme der Übel auf die Menschen. Doch nicht nur Einflussnahme, nein, das Böse steckte im Menschen selbst. Der Hass und die Wut, die uns durchsetzen ermöglicht es den Übeln ihre Verbindungen herzustellen, ihren Einflussbereich auszuweiten, bis sich jemand fand, der sie aus der Verbannung befreite, was letztendlich immer passierte.
Nur durch uns Menschen konnten sie trotz tödlichen Verletzungen wieder zu Kräften kommen.
Die donnernde Stimme Mephistos überflutete ihn mit einer neuen Reizwelle.
„ Ihr wollt mich also töten? Versuchts doch, ich habe schon Cain dazu gebracht, seinen Bruder zu töten.“
Die Bilder veränderten sich. Waren vormals noch geschichtsträchtige Bilder vergangener Zeiten zu sehen, so wurden sie jetzt durch nacktes Grauen beherrscht. Ryan sah das Colloseum, sah, wie Oswald Kennedy die Schädeldecke wegfetzte, sah wie Mütter ihre Kinder misshandelten, sah Selbstmordattentäter...
Dann trat Mephistos Fratze vor das alles. Zusammengesetzt aus einzelnen bewegten Bilder entstand mosaikartig Mephistos Kopf und wieder erscholl seine Stimme:
„Ich bin viele. Ich bin in jedem von euch“
Erst dann ließ er sie ganz gehen um die Realität seines Kerkers freizugeben.
Der Kerker selbst wirkte im Vergleich zu den bisherigen Bildern beinahe bedeutungslos und normal.
Ein weitläufiger, schwarzer Boden erstreckte sich unter ihren Füßen bis zu den ebenso schwarzen Wänden, die sich senkrecht in die Höhe erhoben. Beides war aus der Art Magmagestein errichtet, aus dem auch das Gemälde auf der Rückwand einer der Mauern bestand.
Nach einigen Metern krümmten sich die geraden Mauern nach innen um in ein riesiges Kuppeldach überzugehen, in dessen Mitte ein Pentagrammstein stand.
In einiger Entfernung von den Wänden erhoben sich schwarze Säulen, die das bedenklich bröckelnde Gemäuer hielten.
Der ganze Kerker schien geradezu vor ihren Augen zu verfallen. Überall fehlten Steine, waren Streben gebrochen, krochen kränklich anmutende Pilze aus den Fugen hervor, und überall herrschte der Moder und der Zerfall, die langsam an dem Gemäuer und der Welt darum nagten, verdarben und zerstörten.
Ryan hob den Blick und sah an die gegenüberliegende Wand. Dort führte ein kleiner Treppenabsatz in eine Nische, in der sich Mephistos Thron befand. Zwischen ihnen lag nur noch ein Loch von mehreren Metern Durchmesser, dass in unergründliche Tiefen herabführte.
Mephistos Thron hob sich deutlich von den umliegenden Wänden ab, denn er war weiß wie frischer Schnee. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Ryan den Grund:
Die ganze Konstruktion, die sich mehrere Meter in die Höhe erhob war aus menschlichen Knochen erbaut worden. Beckenknochen kleideten die Sitzfläche aus, während Unterschenkel und –arme die Lehne stützen. Beide Armlehnen mündeten in eine Erhebung, die aus drei Schädeln gefertigt, als Handablage diente. Auch links und rechts an der Lehne waren kleine Säulen aus Menschenschädeln errichtet, die die Ankömmlinge traurig anschauten, hatte man ihnen doch die Unterkiefer abgeschlagen.
Doch auf diesem Thron saß nicht Mephisto, sondern vielmehr eine nackte Frau Diese Frau hätte Askhadius vielleicht erkannt, aber keiner der Anwesenden war gut genug mit dem Orden der Zacharum bekannt, als dass sie alle Magier des Ordens gekannt hätten, denn es war eine von ihnen, die nun vor ihnen saß. Ihre einst braune Haut hatte sich violett gefärbt und ihre Augen leuchteten gelb wie die von Katzen. Ihre Finger spielten gelassen auf den Schädeln, während ihre Augen die Gruppe kalt fixierten.
Ryan bewunderte ihren perfekt geformten Körper, als Jukka brüllte:
„ Brauchst du immer noch einen Menschen, um dich zu verstecken, Mephisto?“
Die Lady fauchte und spie ihre gespaltene Zunge aus dem Rachen. Ein Feuerschwall drang daraus hervor, war aber nicht stark genug um die drei zu erreichen. Mit dämonischer Geschwindigkeit sprang sie auf und baute sich vor ihnen auf:
„ Ihr ssseid alle dessss Todessss.“ Zischte sie und kratze mit ihren zu Krallen verformten Fingernägeln durch die Luft. Auf der Seite des Schädels konnte Ryan die pulsierende Wunde sehen, in die sich die Frau den Seelenstein gerammt hatte.
Ryan, der ihr am nächsten stand, fackelte nicht lange, sondern rammte ihr den Handschuh mit voller Wucht in die ungeschützte Bauchdecke.
Es war als hätte er in Watte gestoßen. Mit einer sanften Leichtigkeit verschwanden die Laserklauen bis zum Heft im Körper der Frau, doch einmal darin gefangen wollten sie nicht wieder raus.
Die Frau kreischte und kratze wild um sich und es war nur Ryans schnellen Reflexen zu verdanken, dass er nicht getroffen wurde.
Noch immer stak die Frau auf seinen Krallen ohne dass einer von beiden etwas dagegen hätte unternehmen können. Dickes, schwarzes Blut drang ringsum aus ihrem Bauch, vermischt mit roten Streifen, denn die Frau war noch zu kurz Dämonin, um völlig konvertiert zu sein.
Blitze zuckten über ihre Haut und schlugen in Ryans Arm, auf dem sofort dicke Striemen entstanden.
„ Ryan, verdammt, zieh deine Krallen da raus!“ riefen Szarah und Doro gleichzeitig.
„ Würde ich ja gerne...“ Ryan keuchte und zuckte zur Seite, als die Dämonenkrallen nach unten fuhren. Ihr Gekreische war nur noch angeschwollen, sodass Kommunikation fast unmöglich wurde. Entschlossen riss Doro ihre Schrotflinte von der Schulter, um den Oberkörper vom Unterkörper zu schießen.
Doch auch die Patronen versanken ohne Widerstand im Fleisch, nur um gleich darauf dort festgehalten zu werden.
Erst Elias Magiestrahl brachte eine Veränderung mit sich.
Der Körper der Frau zog sich zurück.
Um Ryans Arm herum entstand ein klaffendes Loch. Ryan sog entsetzt die Luft ein, als er sah, was daraus wurde. Seine Hand steckte direkt im Rachen eines Ungeheuers. Exakt am Brustansatz der Frau formten sich spitze Zähne , die vor Erregung zitterten, endlich zubeißen zu können.
Die Laserklingen, die in der Lage waren, selbst Stahlbetonträger zu durchschneiden wurden locker von einer riesigen Zunge festgehalten, die aus dem Unterleib der Frau entwuchs, wo sich das Gegenstück zu dem zitterten Oberkiefer bildete.
Die Frau schrie noch immer, als diese Metamorphose abgeschlossen war, doch war ihr Bauch nun so stark geweitet, dass wenigstens ihre Krallen nicht mehr in die Nähe von Ryans Kopf kamen.
Ein schwacher Trost.
Elias warf sich nach vorn und schleuderte irgendetwas in das Maul des Monsters, während Jukka murmelnd an den Schultern des Dämons riss.
Die Wirkung war durchschlagend, denn, was auch immer es war, es tat Ryan höllisch weh, brachte aber auch Mephistos Kiefer dazu, loszulassen.
Die Frau wurde quer durch die Halle geschleudert und krachte mit einem hässlichen Knacken gegen eine der Säulen, die prompt zusammenbrach und die Hallendecke bedrohlich knirschen ließ.
Ryan stand zitternd auf und schüttelte sich.
„ Bäh, Dämonensabber.“ Er verzog angeekelt das Gesicht und versuchte den Glibber irgendwie von seinem Arm abzuwischen.
Doro und Elias lächelten nachsichtig, derweil Jukka und Szarah eher pikiert ob dieser Geschmacklosigkeit dreinschauten.
„ Ich hoffe ihr amüsiert euch prächtig.“ Drang die Stimme zu ihnen, die sie alle aus ihren Alpträumen kannten, diese bösartige Stimme, die ihnen die Nackenhaare aufstellte.
Langsam drehten sie sich um und sahen den knöchernen Leib Mephistos, der am anderen Ende des Abgrunds schwebte. Er sah genau so aus, wie er sich ihnen immer offenbart hatte. Der knöcherne Leib verschwamm fast mit dem Knochenthron hinter ihm, nur dass dieses Gerippe um ein vielfaches größer war.
Rund um den monströsen Leib strömte eine weiße Masse, die aussah, wie die pure Essenz unzähliger Seelen. Sein Kopf erinnerte auf groteske Art an einen Stierschädel, der von großen Stachel wie von einer Krone bedeckt war.
Langsam schwebte diese Masse Unheil nun zu den Helden.
„ Schau nicht so trotzig Elias, ich weiß, dass du keine Ahnung von der Prophezeiung hast.“
Elias erbleichte kurz, nahm dann aber all seinen Mut zusammen und antwortete knapp.
„ Täusche dich nicht in mir Dämon.“
Mephistos Lachen, wenn man dieses haarsträubende Kreischen als Lachen bezeichnen konnte, erfüllte den Raum, drang in die Ziegel vor und ließ Staub zu Boden rieseln. Selbst die Zähne der Helden klapperten.
„ Warum hast du mich dann nicht schon längst getötet, solange ich wehrlos war?“
„ Weil, weil...“ Elias stotterte „ .... Ob es wirklich du warst, ich wollte nicht die Kraft der Prophezeiung ... sinnlos verschwenden.“
Wieder gackerte Mephisto wild und wahnsinnig und baute sich vor ihnen auf.
„ Ihr habt keine Ahnung, ihr wisst nichts,. Aber das macht nichts, eigentlich passt es ganz gut zu der Situation. Ihr seid im Tempel des Todes und werdet sterben. Ach und macht euch nichts draus, dass Elias euch alle belogen hat.“
Hektisch brüllte Elias:
„ So wahr es die Prophezeiung will, haltet mit allem auf ihn, was ihr habt!“
Ryan duckte sich, als Doros Schuss donnerte. Die Kugel trafen Mephisto auf der Brust, doch das Monster taumelte nicht einmal. Auch Jukkas und Szarahs Zauber vermochten nicht, ihn zu bewegen. Und Elias Meteoritenschauer brachte ihn auch nur ein wenig aus der Bahn.
Mephisto hing in der Luft und lachte, lachte sein verderbtes Lachen und schaute sich die anderen belustigt an:
„ Mehr, gebt mir mehr, ich liebe Schmerzen.“
Verzweifelt sah Jukka zu Elias:
„ Sag schon, was wir machen sollen.“
„ Kämpfen.“ Rief Elias zurück.
Sein Eiszauber überzog Mephisto nur kurz, bevor er verschwand, das Blitzfeld hingegen bewirkte gar nichts.
Da auch Mephisto keine Regung der Gegenwehr zeigte ging Jukka zu Elias.
„ Sagt die Prophezeiung etwa, dass Mephisto unsere Geschosse amüsant finden soll?“
Elias feuerte unsicher einen Feuerball, der einfach vor Mephisto verschwand.
Mephisto hatte mit Lachen aufgehört und betrachtete sie nun wachsam. Seine ganze Boshaftigkeit drang durch den Keller, wie giftiges Gas, dass ihre Köpfe verpestete. Ryan hatte die Wahrheit längst erkannt, doch jetzt war es ihm, als müsste er Elias für seinen Verrat den Schädel einschlagen. Jukka kochte geradezu vor Wut.
Elias gab sich schließlich geschlagen und senkte beschämt den Blick:
„ Okay, ich hab euch belogen. Ich weiß nichts. Aber, aber wir konnten doch die Kuraster nicht so einfach losrennen lassen. Die wären doch alle verreckt.“
Mit einem wilden Aufschrei sprang Jukka nach vorn und stieß Elias gegen die Wand. Er packte ihn am Brustkorb und hielt ihn in die Höhe.
Die Halle schien dunkler zu werden, undurchsichtiger, Mephisto verblasste, doch war er längst aus den Gedanken verschwunden. Sie alle waren von einer Kraft erfüllt, die sie noch nie gekannt hatten. Es war wie ein Feuer, dass in ihnen brannte und sie näher an die beiden heran treten ließ.
„ Elender Narr, du verdammter Blödmann.“ Schrie Jukka. „ Wenn wir draufgehen, dann werden sie alle sterben, alle. Und nicht nur sie. Begreifst du denn nicht? Sie werden die ganze Welt vernichten. Und du bist Schuld daran.“
Wieder schob sich die Dunkelheit weiter zusammen, verdichtete sie sich, konzentrierte sich auf Elias und Jukka.
Jukkas Faust donnerte in Elias tränenüberströmtes Gesicht. Elias schluchzte hemmungslos, als ihn Jukkas Rechte zum zweiten Mal traf, direkt am Auge. Er war unfähig sich zu wehren, obwohl er dem Nekromanten weit überlegen war. Es war so erbärmlich. Er war es einfach nicht wert sich zu wehren. Er hatte von Anfang an alles schlecht gemacht, er war für alles verantwortlich, es gab keinen Schritt, den er jemals richtig gegangen war. Aus allen Gesichtern sprach der Hass auf ihn.
„ Du bist schuld...“ schienen sie ihm ins Gesicht zu schreien „ Du bist Dreck, Dreck, der uns alle beschmutzt hat.“
Ihre Gesichter verflossen, als ihm hellrotes Blut in die Augen lief.
Wieder schlug Jukka zu. Das Blut spritzte im hohen Bogen auf die Gesichter. Sie waren von der gleichen Ekstase besessen, die auch die Menschen im Mittelalter dazu brachte, Hexen zu verbrennen, oder die es ermögliche sechs Millionen Juden zu vergasen.
Sie alle hatten schlimme Sachen erlebt. Sie alle hatten sie als notwendiges Übel hingenommen, doch jetzt, jetzt und hier bot sich die Chance, diese Sorgen loszuwerden. Hier war ein Schuldiger, einer, auf den sie ihre Verfehlungen abwälzen konnten, jemand mit dessen Blut sie ihre eigenen Fehler reinwaschen konnten. Nicht sie waren es, die Fehler begangen hatten, nein, er war es, er war Schuld daran. Sie waren fasziniert, waren gebannt, doch langsam reichte das Zuschauen nicht mehr, langsam kam der Wille durch, selbst zuzuschlagen, sich den Ablassbrief selbst zu erstellen und sein Leben in nie gekannter Perfektion erstrahlen zu lassen.
Was machte da ein Menschenleben schon aus?
Ihr Blut brodelte, sie wollten Rache, Rache für alles, was Elias ihnen angetan hatte,
Rache dafür, dass er sie in diesen Schlamassel reingezogen hatte, gebt ihm einen Hieb dafür.
Rache dafür, dass er sie belogen hatte, gebt ihm einen Schlag auch dafür.
Rache dafür, dass er flennte und ihr Ansehen damit besudelte, tretet ihn zu Boden dafür.
Rache dafür, dass sie die Prophezeiung am Hals hatten, brecht ihm die Rippen dafür.
Rache dafür, dass er ihnen ihre Jugend gestohlen hatte, schlagt ihm den Schädel ein dafür.
Rache für ihre Eltern, die alle tot waren, prügelt das Leben aus ihm, verbrennt ihn, fühlt ihr die Kraft? Fühlt sich das gut an?
Wieder spitzte Blut aus Elias zerschlagenem Gesicht und da durchfuhr Doro das nackte Grauen. Ihr Herz protestierte, knüllte sich zu einem kleinen Stein zusammen und sandte einen stechenden Schmerz durch ihre Glieder.
Das Schwarz verschwand vor ihren Augen, sie sah, wie Jukka wie wild auf Elias einprügelte, der an der Wand hing , weinend, wehrlos.
Sie sah den blutgeilen, besessenen Blick der anderen und sprang nach vorn.
Brutal schubste sie Ryan aus dem Weg und riss Jukka zurück.
Elias fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden und sackte zusammen.
Doro fuhr wie eine Wildkatze herum. Ihr Gesicht war vor Wut verzerrt.
„ Sehr ihr nicht, was ihr tut? Er hat euch schon geködert. Ihr hättet euch beinahe gegenseitig umgebracht.“
Unverständnis machte sich auf den Gesichtern breit . Unverständnis und Wut, Wut, die sich nicht nur allein gegen Elias richtete, sondern auch gegen Doro, die sich vor ihm aufbaute.
Knallend peitschte Doros Hand in Szarahs Gesicht. Szarah taumelte zurück, doch, als sie wieder zu Doro schaute, hatte die Vernunft sie wieder unter Kontrolle. Erwachen konnte manchmal schmerzhaft sein, doch war es besser als niemals aufzuwachen.
„ Oh Scheiße.“ Entfuhr es ihr, als sie Elias angeschwollenes, entstelltes Gesicht sah.
Ryan und Jukka kamen auf sie zu, noch immer von irrer Loyalität zum Wahnsinn getrieben. Szarah und Doro bauten sich schützend vor Elias auf, als Ryan seine Klauen ausfuhr und Jukka plötzlich einen Knochenspeer in der Hand hielt.
„Ryan, ich bin’s, Doro.“ Sie versuchte zwanghaft nicht zu Hyperventilieren, was ihr angesichts der wilden Entschlossenheit in Ryan Gesicht schwer fiel. „Erinnerst du dich nicht, Lut Golein, nicht ganz das Four Seasons, aber okay? Ryan, sei vernünftig.“
Ryan schüttelte den Kopf:
„ Du gehörst zu ihm. Eine Schande für unsere Gemeinschaft.“
„ Ryan, ich habe dich geliebt!“ rief Doro verzweifelt, als der Assassini
bis auf einen Meter an sie herangekommen war. Ryan stutze, aber auch Doro und Szarah blickten sich erstaunt an, als sie erkannten, dass es exakt die gleichen Worte gewesen waren, die noch immer in der Luft zu hängen schienen, leise und zerbrechlich vor der unbändigen Wildheit der Dunkelheit.
Auch Ryan und Jukkas Kommentare ähnelten sich verdächtig, als sie aus der Ekstase erwachten.
„ Oh Gott...“
Mit diesen Worten hob sich die Dunkelheit und gab den Blick auf Mephisto frei.
Jukka und Ryan rannte zu Elias, um ihm aufzuhelfen. In beiden Augen standen Tränen. Die fünf schienen Mephisto erneut zu vergessen, als sie sich in die Arme fielen.
„ Beeindruckend, ihr seid stärker als erwartet. Nun, dann muss ich auf diesen Spaß eben verzichten.
Er hob die Arme und die fünf fühlten sich mit einem Ruck vom Boden gerissen. Sie wurden von einer unbändigen Kraft durch die Luft gewirbelt, bis sie jeder an eine der Mauer krachten.
Der Aufprall presste ihnen schmerzhaft die Luft aus den Lungen und ließ Sterne vor ihren Augen tanzen.
„ So habe ich mich vorhin auch gefühlt.“
Elias war als Erster wieder auf den Beinen. Ob die folgenden Gedanken nun eine Eingebung waren, oder ob sie ihm irgendeine fremde Macht zuflüsterte, würde wohl ewig im Deckmantel des Verbogenen bleiben.
Fest steht nur, dass die einzelnen Teile der Prophezeiung plötzlich klar vor ihm standen, als wären sie in die Luft geschrieben. Die Rätsel und Verwirrungen schienen mit einem Schlag so banal, so einfach, dass er sich unwillkürlich an den Kopf fasste, so, als hätte er Kopfschmerzen.
Er griff vor seine Brust, konzentrierte sich und ging in sich.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, als sich ein weißes Leuchten zwischen seinen Händen aufbaute.
Eine einzige Kugel aus strahlendem Licht.
Die anderen griffen mechanisch auch an ihre Oberkörper und bei jedem einzelnen entstand dieses weiße Leuchten an den Fingerspitzen.
Es war wunderschön, das Leuchten schien zu singen, Geschichten zu erzählen von wunderschönen Ereignissen, Dinge, die über die Jahre hinweg vergessen worden waren, aber die es wert waren, selbst in die tiefste Dunkelheit Licht zu bringen, Lasten leichter zu machen und das Leben ein wenig schöner.
Wie auch die Dunkelheit, so war auch dieses Leuchten nichts externes, nichts, was eine fremde Magie ihnen gab, sondern etwas, das in ihnen war. Erst jetzt war es an der Zeit zu begreifen, was die Tatsache, dass die Menschen Licht und Schatten vereinten wirklich meinte. Es hatte nichts damit zu tun, Religionen oder Konfessionen anzugehören, nein, dieses Licht und dieser Schatten manifestierte sich allein durch Taten und Gedanken, ob man es selbst vermochte, Licht in die Welt zu trage, Lächeln zu erzeugen, on man selbst noch lächeln konnte, selbst wenn es stetig bergab ging, da in jedem Schlechtem immer noch ein wenig Gutes steckte.
Die Kugeln in ihrem Händen waren eine Art physische Manifestation, nützlich nur für einen Zauber an sich, doch genährt wurden sie durch das Licht in ihnen.
Somit sollte das Buch mit seiner Bemerkung „Es gibt keine Auserwählten, nur Menschen, die die Arschbacken zusammenkneifen und sich anstrengen“ letztendendes doch recht behalten.
Fünf verschiedene Bilder stiegen vor dem jeweiligen Auge auf.
Sein Vater, der ihm lächelnd die Hand auf die Brust drückte und die Magie in seinen Körper fließen ließ, während der Ring noch an ihm hing.
„ Du bist mein wahrer Sohn.“ Flüsterte er lächelnd „ Der Erbe der Kämpfer.“
Die Haushälterin. Hatte sie sie nicht immer für ihre geschickten Finger bewundert, obwohl sie doch recht dick und ungelenkig aussah. Eine kleine Träne rollte aus ihrem Auge, als sie hustend sagte:
„ Ich kann keine Kinder bekommen und bald wird mich die Lunge endgültig besiegen. So sollst du nun das Erbe der Amazonen übernehmen.“
Der entstellte Magier schlich leise durch den Schlafsaal. Der Krebs hatte ihm schwer zugesetzt und das Augenlicht geraubt, doch fand er den Weg zu dem Bett seines Schülers mühelos. Es vibrierte geradezu vor Energie.
„ Es ist an der Zeit, dass auch mein Erbe auf dich übergeht. Das Erbe der Zauberer.“
Der Druide streichelte lächelnd den Kopf des kleinen Mädchens. Sein Pelz war getränkt vom Blut einer alten Wunde, die wieder zu Bluten begonnen hatte. Nicht mehr lange und die Wundstarre würde einsetzen. Das wusste er: „ Nimm nun du das Erbe der Waldläufer, kleines Mädchen.“
Annecros ließ seinen Blick über Jukkas bleiches Gesicht streifen. Er lächelte, obwohl das seinem Gesicht mit der porzellanen Kälte nicht mehr zuzutrauen war:
„ Es ist vollbracht, zumindest alles, was unter meiner Kontrolle steht. Doch war das Opfer zu groß, um es zu tragen. So sei du nun der Erbe der Nekromanten und trage diese Bürde für mich.“
Sie alle waren einer schweren Prüfung unterzogen worden, eine Prüfung, die sich ihr Leben nannte, ihnen war alles genommen worden, dafür dass sie die Bürde übernehmen konnten.
So ging es seit Jahrtausenden. Die Magieträger zogen sich als ununterbrochene Linie von Lemuria aus durch die Geschichte der Menschheit. Sie waren es, die die Völker vereinigten, um sie gegen die Übel zu führen und nur durch ihre Magie war es möglich, die Übel zu bannen.
Doch wussten die meisten nichts von der Kraft, die in ihnen schlummerte. Die allermeisten wussten nicht einmal von der Prophezeiung, das war das perfide an der Magie Annecros’. Sie verbarg sich gut im Inneren der Menschen, unsichtbar auch für die Dämonen der Hölle, so dass die Träger ein ungefährliches Leben führen konnten. Erst im Angesicht der Drei oder des Todes selbst wurden sie in die Prophezeiung eingeweiht und machten sich auf die Suche nach einem Nachfolger.
Die Kugeln stand zitternd vor ihnen, zerbrechliche Magie. Mephistos Zauber hatte sie genau in gleichen Abständen im Kreis um ihn aufgestellt. Er war nun das Zentrum der fünf Magiekonzentrationen. Zitternd bahnten sich weiße Strahlen zwischen den Kugel den Weg, erst einen Pentagrammförmigen Ring um Mephisto bildend, bis sich die Kugel schließlich auch in einem Geflecht aus weißen Strahlen untereinander verbanden
Elias zitterte, fühlte seine Kräfte schwinden, doch drückte er weiter mit ganzer Kraft. Feine Schweißperlen standen ihm im Gesicht, als im Zentrum der Strahlen ein neues Gebilde entstand.
Die Pyramide Lemurias erhob sich in altgekannter Perfektion aus dem Leuchten hervor, die Spitze genau über Mephistos Kopf, der von der Magie wie gebannt war.
Sein Gesicht zeugte on dem puren Entsetzen, dass seinen Geist zerfraß, doch war ihm jede Bewegung verwehrt. Zu mächtig war die Kraft, die ihn hielt. Ein einzelnes Übel konnte nichts gegen die Kraft des himmlischen Vorpostens ausrichten. Die Pyramide öffnete sich langsam, beinahe schwerfällig. Weiße Wolken strömten daraus hervor, weißer noch als die Seelen, die um Mephisto schwebten. Eine nach der anderen wurden sie entlassen, lösten sich Gesichter, Körper, Bilder aus der Wolke und entschwanden aus dem Kerker.
Der Kerker strahlte auch, als ihn das weiße Licht beleuchtete, der Verfall verschwand zwar nicht von selbst, doch war es, als ob die ganze Konstruktion von neuer Kraft erfüllt werden würde.
Einzig Mephisto wurde immer schwächer, kleiner, bis er schließlich, auf seine Knochen reduziert nicht viel mehr war als ein übergroßes Skelett. Feine, schwarze Linien zogen sich durch seine Knochen, die sich in winzige Kristalle auflösten und zersprangen. Gelber Staub rieselte aus ihnen hervor, erhob sich zu einer kleinen Wolke die zitternd in der Luft stand.
Der Seelenstein lag noch immer dort, wo die Frau hingeschleudert worden war. Jetzt begann er sich zu drehen, immer schneller, bis er von selbst in die Mitte der Wolke schwebte.
Der gelbe Staub wurde von ihm angezogen, vereinigte sich mit ihm, bis er schließlich mit einem leisen ‚Pling’ zu Boden fiel.
Dann ging alles ganz schnell.
Die Pyramide erstrahlte noch einmal hell in der Luft, bevor sie wieder auseinander floss und in die Körper zurück rann, aus dem die Kraft entstanden war.
Erst dann packte sie die Erschöpfung mit eiserner Pranke und warf sie zu Boden.
Szarah schrie.
Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit, bis bald...