@ thePraYer
Nein, ich bin froh das du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Da hat wirklich im nachhinein gesehen so viel gefehlt, ich hoffe jetzt kann man es besser nachvollziehen.
Dummerweise ist das Ende jetzt zu lang für das alte Post, so bleibt mir nichts anderes übrig als es hier zu posten. Hier also das neue Ende. Hoffentlich wird es jetzt der Story gerecht:
- Update 04.07
Sie machte sich nicht die Mühe den Aschehaufen zu durchsuchen, ebenso den Fußspuren draußen zu folgen. Jemand der so gnadenlos und gründlich Spuren verwischte würde sicher nicht so dumm sein und solche Details übersehen. Das war sicher nur eine falsche Fährte, welche sich irgendwann am Meer oder an einem Bach verlor. Es war schon verwunderlich genug das dieser Teil der Schriftrolle übersehen wurde. IIlene schaute wieder das Bild an, die Augen des Sektenführers schienen sie nach wie vor zu mustern. Was war Sie Gorash nur für ein Mensch? Ein Adliger, welche eine Sekte gründet und sich der Dunkelheit verschrieben hatte. Zu welchem Zweck? Was verfolgte er nur mit Obscuritas, einer Gemeinschaft welche das leid so vieler in Kauf nahm? War es wirklich nur fanatischer Eifer, wie bei den Zakarum? Was bewegte Sir Gorash nur dazu so zu handeln?
Nachdenklich lief sie aus dem Zimmer, was nun? Sie hatte ein kleines Stück der Wahrheit gesehen, viele davon lagen vor ihrem inneren Auge. Doch die Form des ganzen konnte IIlene immer noch nicht sehen. Höchstens erraten. Sicher war nur, Sir Gorash hatte etwas gesucht. Und gefunden. Etwas was ihm so wichtig war das er alles andere aufgab. Welcher Machtmensch trennte sich schon freiwillig von seiner Macht? Höchstens mir der Aussicht mehr Macht zu erlangen. Seufzend schüttelte die stumm vor sich hinlaufende den Kopf, sie ermahnte sich selbst solche Gedanken erstmal zur Seite zu schieben. Es war im Moment wichtiger einen Punkt für ihren Hebel zu suchen, um die Pläne dieses Bastards zu durchkreuzen. Sie musste einfach, schon ihretwillen. Sie konnte ja Tyrael schlecht dazu zwingen sein Versprechen einzulösen. So wie das bei Izual der Fall war. Mit zugekniffenen Augen grübelte sie nach, sie brauchte etwas um ihm das Versprechen auch wirklich abzuverlangen. Doch, ihr fiel nichts ein. Vielleicht ergab sich ja irgendwann etwas. Mit leeren Händen dazustehen, den Fehler wollte sie nicht noch einmal machen.
Wo könnte er nur sein? Hatte er die falsche Fährte gelegt und sich dann davongemacht? Aber wo sollte man mit einem Haufen Blutrittern hin ohne aufzufallen? Hier in der Festung hatte sie noch keine Spur gefunden... aber halt, hier gab es doch sicher so etwas wie ein Verließ? Wenn Experimente stattgefunden haben dann sicher dort irgendwo im verborgenen... auf jeden Fall nicht vor den Mitglieder der Sekte.
Wenig später fand sie die Treppe, welche hinabführte. Dunkel und feucht war es hier, nur spärlich brannten manche Fackeln. Der Rest war ausgegangen, weil sich tagelang keiner um diese gekümmert hatte. Schmucklos und düster, nichts erinnerte hier unten an die Pracht oberhalb. Wie die Sekte selbst, von außen her weiß und beindruckend prächtig. Aber im inneren dunkel, kalt und gefährlich. Der Gegensatz konnte nicht schlimmer sein.
Ein schweres Eisentor hinderte sie nur kurz am weiterkommen, schnell hatte die Schmunzelnde es geknackt. Sehr vorsichtig schlich IIlene durch das düstere Verlies. Sie wusste nicht was sie hier noch erwartet, das wenige Licht hier vermittelte zudem auch keinen beruhigendes Gefühl. Fast erwartete sie hier das Geschrei der Gefangenen zu hören, Kettenrasseln wenn sie eine der Zellen passierte. Es stank nach Fäkalien, Blut und Verwesung. Leise war es, nur das Tropfen von Wasser hallte in weiter Ferne durch die Gänge.
Ein Schatten in einer der Zellen ließ sie anhalten. Der Geruch wurde intensiver, vorsichtig lehnte sich die Neugierige an die kalten Gitterstäbe und starrte hinein. Sie erkannte die Gestalt eines Mannes, aber er wirkte komisch. Nur langsam begriff sie das diese komischen Proportionen keine Schatten waren, sondern Körperteile. Stark verändert, mit veränderten Gliedmaßen lag der Fremde vor ihr auf dem Boden. Ein Opfer der Experimente. IIlene schauderte, unfreiwillig trat sie einen Schritt zurück. Grausam, wie musste dieser Mensch nur zugrundegegangen sein. Die Drogen haben seinen Körper zerstört, ihn näher an die Dunkelheit selbst gebracht. Erinnerungen kamen in ihr hoch, Erinnerungen einer Bestie in ihr selbst. Der Dämon, welcher sie befehligt hat, ihren Körper für sein Machtgelüste missbraucht hatte. Das hatte sie mit der armen Seele am Boden gemeinsam. Beide wurden von der Dunkelheit missbraucht, waren durch falsche Träume und Versprechen in ihr Verderben gelaufen. Sie lebte noch, er nicht mehr. Kaltblütig geopfert, um etwas herauszufinden. Wer nahm sich diese Macht heraus? Himmel und Hölle, beide nutzten sie alle aus. Menschen, welche unter ihrem Namen ihre Machtgelüste legitimierten. Nichts als Marionetten in einem perversen Spiel, in dem nur wenige gewinnen konnten.
Traurig wandte sie sich ab, alleine dafür musste der Blutritter fallen. Doch, wer wusste was mittlerweile aus ihm geworden war? Was hatte die Droge aus ihm gemacht, der Körper des Fremden sah schon grausam entstellt aus.
Immer mehr der bedauernswerten Opfer fand sie auf ihrer Suche vor, unterschiedlich ihre Formen. Einer Unglücklichen hing mit seiner zu Tentakeln verkommenen Hand noch am Gitter. Seine Augen waren aufgerissen, Löcher klafften an seinem Körper. Selbst im Tod konnte man noch erkennen wie verkrampft die andere Hand den Stahl des Gitterstabes umklammert hielt. Der Anblick ließ ihr Herz verkrampfen, so hätte sie auch enden können. Das Spiel mit den Mächten in dem Blut von Mephisto war sehr riskant, so viele Verlierer......
Irgendwie fühlte sie nicht richtig, sie wusste nicht warum. Irgendwas in ihr versuchte sich von alle dem zu distanzieren. Es war so als würde sie einer Fremden über die Schultern sehen, nicht sich selbst. Vielleicht eine Reaktion des Geistes, der sich etwas verschloss. Damit er bei all dem grauen nicht Wahnsinnig wurde. Doch IIlene war sich sicher, die Bilder würde irgendwann wiederkommen. Viel hatte sie in ihrem jungen Leben schon gesehen, doch diese entstellten Leichen im halbdunkeln dieser Kerker war so tragisch und erschütternd. Wie konnte man das Mitmenschen antun? Sie alle waren doch in dieser Sekte gewesen, womöglich kannten sie sich sehr gut untereinander. Es war grausam zu sehen zu was der Mensch fähig war wenn es um Macht ging....
Gerade als sie gedankenversunken an einer weiteren Zelle vorbeikam hielt sie plötzlich an. Überrascht wandte sich die Aufmerksame Frau um, sah genauer in die Zelle neben ihr. Ihr Gefühl sagte das etwas nicht stimmte. Aber was?
Die Zelle sah aus wie jede andere, auch hier wieder ein entstelltes Opfer der Sekte. Und doch.... irgendwas stimmte nicht. IIlene ging langsam in die Zelle, ihre Augen wanderten aufmerksam umher. Der Tote lag richtiggehend in die Ecke gedrückt da, mit dem Rücken zu ihr. Verkrustung bedeckten seinen Körper, seine Arme waren zu schlichten Klauen verkommen. Ein Bein war größer als das andere, teilte sich in viele Zehen auf. Doch das war es nicht was sie stutzig machte, sie musste in paar Momente nachdenken bis sie endlich wusste warum. Alle anderen Toten lagen mehr in der Mitte der Zelle, oder am Gitter. Man konnte sich die letzten Momente gut vorstellen, wie sie kreischend an den Gitterstäben rüttelten und der Schmerz sie wahnsinnig machte. Doch dieser hier lag in der hintersten Ecke, direkt an die Wände gedrückt. Hatte er versucht die Wand zu durchbrechen?
IIlene holte sich eine der Fackeln, betrat erneut die Zelle. Die Wände waren in Ordnung, wenn man das von einem derartigen Loch überhaupt sagen konnte. Aber halt.....
Die junge Frau stutzte abermals, schritt zu der grob in den Felsen geschlagenen Wand und fuhr mit der Hand darüber. Sie musste etwas suchen bis sie den Schalter gefunden hatte, doch dann sprang die Türe auf. Wie in der Taverne von Duncraig, Sir Gorash hatte wohl einen Faible für Geheimtüren. Jetzt war klar warum das Opfer so in der Ecke lag, die Blutritter hatte ihn zur Seite geräumt um nicht dauernd auf ihn treten zu müssen wenn sie zur Türe wollten. Kleine Fehler, welche normal keinem Menschen auffielen. Sir Gorash hatte wohl darauf gebaut das seine Verfolger durch den Leichnam abgelegt waren, und die erloschenen Fackeln die Suche erschwerten. Oder dumm genug waren seiner falschen Fährte zu folgen. IIlene grinste in sich hinein. Niemand rechnete mir ihr, und die Krieger des Lichts würde er sicher nicht so früh hier erwarten.
Sie drückte die Steintüre auf, hielt die Fackeln weiter rein. Im Widerschein der Flammen erkannte sie einen Gang, der in das Erdreich führte. Es war mehr ein Stollen, überall Wasser und grob bearbeiteter Stein. Das quieken von Ratten hallte leise durch die stickige Luft, diese würden sich sicher über die offene Türe und die Mahlzeiten freuen... Übelkeit kam kurz in ihr hoch, doch dann schüttelte IIlene den Gedanken ab. Sollte sie da rein? War Sir Gorash hier durch? Eigentlich gab es nur einen Weg das herauszufinden, so trat sie in den ihr unbekannten Gang. Ratten huschten an ihren Füßen vorbei, angewidert verzog IIlene das Gesicht. Die kleinen Ratten würden das Aas verzehren welches die großen verursacht hatten. Eigentlich sollte man Sir Gorash und seine Mitstreiter für ihre Taten den hungrigen Ratten vorwerfen. Die Opfer hatten schon genug gelitten, das ihre sterblichen Überreste nun von Ratte geweidet wurden war einfach grausam. Die Wut stieg in ihr an, all das Leid und die Verbrechen für den einen Mann. Der Anführer dieser Sekte hatte so viel Blut an seinen Händen kleben, er wurde Zeit das sein eigenes dazukam.. von einer tödlichen Wunde an der er zugrunde ging....
Der glitschige Boden musste mit Bedacht beschritten werden, zu leicht konnte man auf der Schmiere ausrutschen und auf den harten Felsen prallen. Ein gebrochener Arm, das war das letzte was sie jetzt noch brauchte. In der einen Hand die Fackeln, sich mit der anderen Abstützend, so rutschte sie fast durch den Stollen. Kratzen waren auf dem Boden zu sehen, verursacht von Metall. Vielleicht gepanzerte Schuhe?
Erleichtert atmete sie auf als sie endlich eine schwere Holztür vor sich sah. Überrascht stellte sie fest das diese offen war. Niemand schien die Todgeglaubte zu erwarten. IIlene warf die Fackeln auf den Boden, wie sie zischend etwas Feuchtigkeit vertrieb. Dann öffnete sie die Türe und lief hindurch. Überrascht blieb sie stehen, vor ihr erstreckte sich eine große Höhle. Tropfsteine wuchsen wie weiße Stachel aus dem Boden und der Decke, Fackeln warfen zuckende Schatten und tauchten den Ort in ein Geheimnisvolles Licht. Der schwarzgraue Fels, die klaren Pfützen und die Tropfsteine boten zusammen einen atemberaubenden Anblick. Doch IIlene hatte keine Augen für diese Naturschönheit, die massive Ansammlung von Rüstungen und deren Besitzer erregte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie stand in etwas fünf Metern Höhe an einer schmalen Treppe, welche rechts von ihr hinabführte. Die Horde war mitten in der dieser hallenähnlichen Höhle, erste Rufe wurden laut als sie entdeckt wurde. Doch die Stimmen waren dumpf, klangen dämonisch, die Augen glühten Rot. Eine Hand der Blutritter war zur riesigen Klauen gewachsen, in der anderen Hand hielten sie ihre Schwerter. Das erkannte sie als sich die Blutritter zu ihr umdrehten. Viele waren es, alle hatten die selben körperlichen Veränderungen durchgemacht. Warum lebten sie noch? Wo so viele oben an den Folgen gestorben waren? Es war so krank und abstoßend was sie sah, war das dass Ziel der ganzen Experimente? So viele Leute töten, nur damit wenige mehr Macht bekamen? Mit welchen Folgen? Sie wussten doch gar nicht auf was sie sich da eingelassen hatten. Jederzeit konnte sich ihr Zustand ändern, sie aus ihren Träumen von Kraft und Macht reissen. Jetzt begriff IIlene was passiert war, die ganze Sekte war nur aufgebaut worden um ihm zu seinem Ziel zu verhelfen. Eine Armee aus dämonischen Kriegern mit Hilfe des Blutes zu erschaffen. So viele Freiwillige auf den Straßen, an welchen man die Folgen der Droge sehen konnte. Wie viele Menschen hatten für dieses Traum von Kontrolle über die Macht ihr Leben, ihr Schicksal verlieren müssen? Obscuritas war nichts weiter als eine Ansammlung von Opfern, welche auf Zeit lebten. Lebende Leichen, welche nur dazu da waren um ihm zu dienen.
"Ihr!?", schrie eine grausame Stimme, hallte mehrfach von den Wänden wider. Trotz der Verfremdung erkannte IIlene sie sofort wieder.
"So sieht man sich wieder", erwiderte IIlene laut, stand selbstsicher vor der offenen Türe und sah zu den Blutrittern hinab. Es überrascht sie nicht ihn zu hören, er war mitten in seinem Traum. Sir Gorash erschien am Ende der Tropfsteinhöhle, trat mit sicher pechschwarzen Rüstung aus dem Schatten. Auch seine Augen glühten rot und gefährlich. Zig Augenpaare starrten sie an, es sah aus wie ein Meer an Glühwürmchen.
"Ihr solltet doch schon längst tot sein?", fragte Sir Gorash wütend, seine Augen verengten sich.
Innerlich lachte IIlene auf, sie ergötze sich an seiner Überraschung. Sie hatte es gewagt sich ihm zu widersetzen, indem sie lebte. Es musste ihn wahrlich innerlich quälen.
"Izual hat meine Klingen zu spüren bekommen, nun seid ihr dran", erwiderte sie ruhig und gelassen. Die Blutritter, Sir Gorash. Endlich hatte sie alle gefunden. Sie alle zu töten, das war ihr Ziel. Ansichts der Übermacht schien das Unterfangen geradezu lächerlich, und dennoch war IIlene ruhig. Das Gefühl der Kontrolle breitete sich in ihr aus, sie hatte es in der Hand.
Zu ihrer Überraschung lachte der Anführer lauthals auf.
"Stahlwaffen und Magie können uns keinen Schaden mehr zufügen! Das Blut hat uns zu Söhnen Mephistos gemacht, mächtig und stark! Ein Leben lang habe ich danach gestrebt, und nun ist das Augenblick endlich da. Mit meinen treuen Mitstreitern werden wir Königreiche erobern und zur Herren dieser Welt aufsteigen!", rief der Blutritter und schwenkte triumphierend sein Schwert. IIlene wusste nicht wieso, aber es wirkte einfach lächerlich für einen Moment. Wieder so eine kranke Seele welche sich anmaßte die Welt zu beherrschen, im Rausch der Macht. Und dafür mussten so viele Menschen sterben? Völlige Verbitterung traf sie wie ein Hammerschlag, solch niederen und unmöglichen Ziele waren einfach nicht zu verstehen.
Eher IIlene etwas sagen konnte brüllte Gorash seinen Kriegern den Angriffsbefehl zu. Plötzlich schossen neben ihr Wesen aus dem Boden, welche wie Schlangen aus Feuer aussehen. Eher aus Reflex sprang IIlene von der Treppe und rollte sich am Boden ab. Hinter ihr krachen Blitze und Feuerbälle in die Wand, Staub und Dreck spritzen durch die Luft. Tropfsteine barsten unter den Einschlägen und Druckwellen, IIlene stürmte auf die Krieger zu. Mit einem beherzten Sprung durch die Beine des ersten Blutritters war sie mitten im Pulk. Nur hier, inmitten der Blutritter hatte sie überhaupt eine Überlebenschance, hier in der Enge behinderten sie sich gegenseitig. Innerlich schrie alles aus, verrückt! Ruhe war der Gewalt gewichen, die Blutritter erwiesen sich als mächtige Krieger. Alleinstehend würden sie ihr den Garaus machen, sie musste in der Masse bleiben. Nur so hatte sie minimal eine Überlebenschance.
Einer der Blutritter über ihr griff an. Aus Verzweiflung schlug IIlene ihm in einem Aufwärtschlag die Klauen in die schwache Seite. Die Klinge drang in das Fleisch ein, doch der Getroffene lachte nur spöttisch. Panik schoss in IIlene hoch, sie duckte sich weg. Sie war verloren! Doch dann fing der Blutritter urplötzlich an zu brüllen, sein Schwert fiel polternd zu Boden. Die junge Frau wich den ungelenken Angriffen aus, hier in dem Pulk waren die riesigen Klauen mehr hinderlich an gefährlich. Mit ihren langen Waffen konnten sie keine Angriffe führen ohne andere zu erwischen. So krachten die Stahlwaffen mehr oder weniger halbherzig in den Boden, Flüche hingen in der Luft. IIlene rollte sich zwischen den Rittern durch, führte einen Schlag aus wenn sich die Möglichkeit bot. Angst und Verwirrung ließen sie unmenschliches vollbringen, verliehen ihr Flügel.
Der getroffene Blutritter ging in die Knie, sein brüllen glich mehr einem panischen Kreischen. Dämpfe stiegen aus der Rüstung, Blut spritze aus den Spalten.
"Was!?", IIlene konnte zu gut das überraschte brüllen von Sir Gorash hören. Mit dem Niedergang der ersten Blutritter keimte wieder Hoffnung in ihr. Sie wusste nicht warum die Krieger an einer simplen Wunde starben, und sie hatte im Moment keine Zeit darüber nachzudenken. Aber sie hoffte das dieser Effekt nicht nachließ.
Immer wieder trafen ihre Klauen ihr Ziel, immer mehr Blutritter brüllten vor Schmerzen.
"Auseinander!", schrie der Anführer, doch in dem allgemeinen Tumult und wegen dem Platzmangel stiftete er dadurch nur noch mehr Chaos als die Blutritter versuchten sich zu verteilen. IIlene war der Wolf mitten in einer Schafherde, keines der Opfer wusste wo das Biest steckte und versuchte zu fliehen. Jeder Treffer mehr ließ sie tiefer im Blutrausch versinken. Sie merkte das sie gegenüber den schwerfälligen Panzerkriegern im Vorteil war. Hier konnten sie ihre Stärke nicht ausspielen. Blitze zuckten durch die Luft, Feuerbälle krachten in den Stein. Panisch und wütend schossen die Krieger auf alles Verdächtige, auf jeden Schatten. Die Reihen lichteten sich, IIlene lachte hämisch auf. Sie musste die Blutritter wütend und Kopflos halten, während Sir Gorash Befehle brüllte. Die Blutritter tobten, IIlene gönnte ihnen jeden verdammte schmerzhaften Gedanken das sie doch nicht so mächtig und unbezwingbar waren wie sie dachten. Diese Panik, die Verwirrung und diese Wut, sie ergötze sich immer mehr daran. Wenn sie die Träume und Hoffnungen von so vielen Menschen zerstört haben sollte ihnen auch gleiches widerfahren. Sie war die Tränen, das Leid und die Verzweiflung aller Opfer der Sekte. Sie standen hinter ihr, gaben ihr Kraft. Jeder Tropfen Blut auf ihrer Klinge war Vergeltung, Erlösung und Hoffnung zugleich. Sie durfte nicht verlieren, sie konnte es nicht.
Als nur noch wenige übrig waren wurde es gefährlich. IIlene versuchte immer einen der Blutritter zwischen sich und einem Angreifer zu bringen, damit diese nicht zum Schuss kamen. Diese hatten nun mehr Platz, konnten ihre Waffen einsetzen. Sie spürte förmlich ihre wütenden Blicke auf ihr Ruhe, die Ungedult und den Hass. Das toben war unermesslich wenn sie nicht zum Zuge kamen. Ihre Blitze daneben zuckten, ihre Feuerbälle Stein zerstörte anstatt ihre Knochen. Ihre Krallen und Schwerter in den felsigen Boden krachten, und die Splitter durch die Luft zischten. Schnelligkeit, das war ihre einzige Möglichkeit zu überleben. Aus dem nichts zu stoßen, einen der verhassten Schlächter zu treffen. Manche Blutritter schossen aus Wut und Verzweiflung kopflos durch die Höhle, erwischten eigene Krieger. Das tötete diese zwar nicht, aber es lenkte sie von dem schnellen und tödlichen Schatten ab welcher erbarmungslos zuschlug.
Sir Gorash griff nun in die Kampfe ein, Seine Blitze verfehlten die junge Frau nur knapp. Die Hitze der knapp vorbeihuschenden Feuerbälle ließ IIlene aufstöhnen, doch sie stürmte weiter. Sprang hinter Tropfsteine, sprang in den deckenden Schatten. Schließlich war Sir Gorash alleine, fassungslos und außer sich vor Wut übersah er die Reste seiner einst so stolzen Armee. Tod wohin das Auge reichte, seine übermächtigen Krieger in ihrem eigenen Blut.
"Ich werde euch vernichten!", brüllte er und schoss völlig außer Kontrolle durch die Höhle. Gestein splitterte, Staub wirbelte durch die Luft. Tropfsteine krachten von der Decke, rissen andere am Boden mit sich. Die Verwüstung war ungeheuerlich, Gorash war ein Moloch der wild um sich schlug. Seine Wut machten ihn Blind, sein Hass wollte genährt werden. Er verstand nicht wie sein Traum zerplatzte, seine so lang gesuchten Mächte nicht fähig waren diese kleine Nichtigkeit zu töten. Warum nicht!? Er war so mächtig, sie musste doch sterben? Wie konnte sie seine Attacken überleben? Sein kranker Geist sah rot, er zerstörte alles um sie zu kriegen. Trümmer überall, Querschläge pfiffen durch die Luft. Staub nahm die Sicht, Explosionen ließen den Boden nicht mehr zur Ruhe kommen. Der hasserfüllte konnte gar nicht reagieren als IIlene von der Seite aus dem Schatten kam und ihm ihre Klauen in die Seite rammte. Panisch um sich schlagen zerschlug der Anführer alles in seinem Umfeld, IIlene hatte Mühen sich vor ihm in Sicherheit zu bringen. Erst als das Geschrei einsetzte, und der Blutritter in einem Schwall aus Dampf und Blut zugrunde ging blieb sie stehen. Sie keuchte, ihre Lederrüstung war durch die Kämpfe arg mitgenommen. Brandflecken zierten das schwarze Leder, Blut bedeckte ihren Körper. Aber es war nicht ihres.
Leere in ihr, sie begriff nicht so richtig das nach all dem Chaos plötzlich wieder Ruhe herrschte. Diese Ruhe nach einem Krieg, sie war so beängstigend.... ruhig. Fast wäre es so als vermisse man den Lärm, das Krachen der Feuerbälle. Das Adrenalin welches den Körper kribbeln ließ wenn die Geschosse auf einen zukamen. Sie lebte. IIlene stand am Ende der Höhle und besah sich das Schlachtfeld. Die Höhle war zerstört, fast keine Tropfsteine standen mehr an ihrem Platz. Die wenigen Überlebenden reckten sich trotzig aus dem Trümmerhaufen, genau wie ihrem Kopf. Nur wenige Gedanken reckte sich aus dem allerlei der restlichen. Nach Atem ringend wurde sie sich erst bewusst was passiert war, aber sie verstand es nicht. Wieso waren die Ritter an ihren Stichwunden eingegangen, sie waren doch immun gegen Stichwaffen und Magie?
Langsam hob sie den rechten, zitternden Arm und besah sich die Krallen. Sie spiegelten sich dumpf im schwachen Licht der Fackeln, blutrot und gefährlich. Sie waren wohl immer noch mit dem Blut von Mephisto gedrängt.
Kaum hatte IIlene diesen Gedanken, da schoss ihr eine Ahnung durch den Kopf. Konnte es sein das die geringen Mengen des Blutes in ihrer Klaue reichte um eine Art Überdosis in den ohnehin vollgepumpten Körpern der Blutrittern auszulösen? Der Tropfen welcher das Fass zum überlaufen brachte? Konnte es so einfach sein? Das Mittel was ihnen ihre Macht gab war auch für ihren Untergang verantwortlich? Die Ironie des Schicksals war wirklich grausam....
Eine Bewegung riss sie aus ihren Gedanken, einer der Blutritter bewegte sich wieder... das konnte doch nicht sein, sie schüttelte den Kopf. Das flackernde Licht musste ihr etwas vorgaukeln. Doch dann bewegten sich immer mehr der Krieger, die roten Augen blinzelten. Völlig starr vor Schreck blieb IIlene stehen, sah fassungslos zu wie die ersten wieder aufstanden. Klagend ließen die Blutritter die Waffen fallen, besahen sich ihre Hände. Was war passiert?
Eilig schlug sie den Helm von Sir Gorashs Rüstung und schrie auf. Der Körper war verschwunden, aber die roten Augen glommen wieder auf. Etwas schwarzes befand sich noch in der Rüstung, es sah aus wie Nebel. Bildete rudimentär einen Körper, ließ die Rüstung wieder zum Leben erwachen.
"Was.... was ist mit mir?", schrie einer der Blutfürsten panisch, das stöhnen der anderen wurde lauter. Die junge Frau sah ungläubig zu, war das die nächste Stufe? Durch die höhere Dosis? Warum lebten sie noch? Die anderen oben waren doch auch tot!?
Eilig sprang sie auf Sir Gorash und hielt die Klinge an die Stelle, an der früher der Hals war. Der Anführer brüllte vor Schmerz auf.
"Lasst mich!", schrie er panisch, versuchte die Killerin abzuschütteln. Was sollte sie nun machen? Gedanken überschlugen sich, sie kam sich sogar einen Moment dämlich vor ihre Stahlwaffen an diese Erscheinung zu heben. Gehetzt sah sie sich um, immer mehr der Gefallnen erhob sich, packten ihre Waffen. Noch mal gegen alle kämpfen? Panik flackerte kurz in ihrem Verstand auf, doch dann kam ihr eine Idee. Wieder hob sie die Klinge an den Geist in der Rüstung. Das Blut in der Klinge musste ihn grausame Schmerzen zufügen, anscheinend durch die steigende Dosis, so vermutete sie. Irgendwie musste sie ihn doch bedrohen können! Sir Gorash brüllte, sein Schmerz war ihre Hoffnung.
"Ich lasse euch in Frieden, aber dazu müsst ihr mir etwas sagen!", rief sie ernst.
"Was!?", schrie der Gequälte und wand sich. Als er Ihre Frage hörte schien er sie ungläubig anzustarren.
"Niemals sage ich euch das!", brüllte der Geist aufgebracht. Doch als IIlene zum Schlag ansetzte verriet er ihr es doch. IIlene zögerte keine Sekunde, hechtete von der Rüstung und rannte zur Treppe. Die Idee welche sie hatte war wahnsinnig, aber was hatte sie für Optionen? Noch mal so viel Glück haben zu überleben, gegen eine ganze Armee... das war unmöglich. Noch waren die Blutritter geschockt über ihre neue Existenz, aber das würde sich bald in Wut umkehren. Schon auf ihrer Flucht durch die Höhle wurde sie vereinzelt angegriffen, mit einer Wildheit welche sie überraschte. Die Blutritter schienen schneller als sonst zu sein, doch Magie konnten sie anscheinend nicht mehr anwenden. Nur noch raus, das war der einzige Gedanke welcher sie erfüllte. Die Treppe glich einem Rettungsseil zurück ins Leben. Kaum ein Gedanke wurde mehr an Sir Gorash verschenkt, er war mit der jetzigen Existenz gestraft für sein restliches Dasein. IIlene rannte die Stufen hinauf, hinter ihr Rufe und Wehklagen. Oben, vor der rettenden Türe blieb sie wider Erwarten stehen und sah sich um. Ein Bild der Zerstörung, der Verzweiflung. Blutritter, welche ihre Panzerung auszogen und panisch aufschrieen wenn sie keine Hand mehr sahen.... sonder nur noch einen Hauch von Existenz welche sie mehr führen konnten. Anderen saßen stumm da, begriffen nicht was los war. Verzweiflung, manche fielen wegen ihr übereinander her. Die junge Frau erkannte das die Blutritter ihr restliches Leben lang mit den Folgen ihrer machtgelüste kämpfen würden. Sie wusste was es hieß seine Menschlichkeit zu verlieren, komplett. Es war schlimmer als alle Wunden, als aller Schmerz dieser Welt. Und so ließ sie die Krieger in ihrer Verzweiflung und in ihrer Wut zurück. Sie würden leiden, die gerechte Strafe für ihre Taten. Ihre Pläne.
Tyrael redete gerade mit einem Mönch, als IIlene überraschend aus einem Flügeltrakt des Klosters auftauchte und stehen blieb. Der Mönch unterbrach das Gespräch, und der Erzengel dreht sich langsam um. Ohne jedes weitere Wort verschwand der Bruder ruhig in dem angrenzenden Gebäude, Tyrael und IIlene blieben immer noch stehen. Sahen sich an. Die Zeit schien still zu stehen, beide wussten was nun bevorstand.
Schließlich löste die junge Frau sich aus der Starre und kam auf ihn zu. Der Erzengel schwebte mitten in dem kleinen Klostergarten, der in dem Hauptgebäude der Anlage war.
"Was ist passiert?", fragte der Erzengel, dem das ganze Blut und die mitgenommen Lederrüstung nicht entging. IIlene blieb stehen. Dann erzählte sie in kurzen Sätzen was sich zugetragen hatte.
"Ihr wollte damit sagen ihr habt die Blutritter entkommen lassen?", fragte der Erzengel überrascht. IIlene nickte.
"Nun, dann ist unsere Abmachung nicht existent. Oder was sagt ihr?", sagte Tyrael und drehte sich um, schickte sich an zu gehen. Enttäuschung zuckte durch IIlene, Hilflosigkeit und Bestätigung. Wie konnte er nur, nach all dem was sie für ihn gemacht hatte.
"167", erwiderte IIlene leise. Wie von Schlag getroffen blieb der Erzengel stehen. Langsam drehte er sich wieder um.
"Die Anzahl der Tropfen um aus einem Menschen durch das Blut von Mephisto einen fast unsterblichen Krieger zu machen. Unter anderem. Ich wette es interessieren sich eine Menge Leute für dieses Geheimnis..... und wo sie das Blut herbekommen.....", meinte sie ruhig und gelassen. Innerlich konnte sie nicht glauben was sie gerade machte, welche Folgen es haben könnte. Doch es war ihr egal, sie hatte nichts mehr zu verlieren. Lieber durch die Klinge des wütenden Erzengel sterben als ein Leben in Nagst und Flucht. Leere war in IIlene, kaum ein Funken Hoffnung.
"Sterbliche, ihr würdet es wagen dieses den Menschen preiszugeben?", grollte der Erzengel drohend.
"Nur wenn ihr mich dazu zwingt. Ich habe meine Abmachung erfüllt und Sir Gorash umgebracht. Das ich ihn danach in der Form noch mal umbringen soll, davon habt ihr nichts gesagt", sagte sie. Es war ihr innerstes welche diese Worte formten. Entäuschung war herauszuhören, Vorwürfe. Tyrael schwieg einen Moment.
"Eine Rückversicherung...", stellte er kopfschüttelnd fest.
"Meine einzige Möglichkeit zu dem zu kommen, für was ich so gekämpft habe....", sagte sie leise. Tyrael meinte so etwas wie Sehnsucht aus den Worten zu hören.
"Wer sagt das ich euch nicht einfach umbringe?", erwiderte er.
"Eine wehrlose Frau umbringen, welche alles aufgeben will um für das Gute zu kämpfen? Würdet ihr wirklich so weit gehen?", fragte IIlene und sah ihn fest an. Wie konnte er das sagen? Wusste er nicht wie sehr sie auf diese Erlösung hoffte? Alles was sie wollte war Vergessen, Frieden. War das so viel? So lange hatte sie dafür gekämpft, wurde sie schon wieder vom Schicksal enttäuscht? Ihre Augen wurden wässrig, Tyrael spürte die Verzweiflung in ihr. Als schien er endlich zu verstehen wie IIlene wirklich war kam er auf sie zu.
"Wenn es euer Wunsch ist IIlene, so werde ich mich an die Abmachung halten. Aber mit dieser Waffe könnt ihr uns nicht anschließend.... gebt sie mir", bat er und streckte die Hand aus. IIlenes Herz setzte aus, sie konnte die Worte nicht fassen. Sie könnte weinen vor Glück, aber sie misstraute auch dem plötzlichen Umkehr. Das konnte doch nicht sein, war es wirklich war? Die junge Frau warf noch einmal einen Blick auf die blutverschmierte Klaue. Vor dem inneren Augen spielten sich Szenen ab, Erlebnisse mit der Waffe. Doch es war kein Bedauern, kein Bindung zu ihr vorhanden. Nach alle dem Leid, welche sie ihr gebracht hatte. Mit dem erschaffen dieser Waffe wurde ihr Schicksal geschmiedet, von ihrem eigenen Vater. Diese Waffe hatte sie ins Elend gestürzt, und sie auch noch am Leben gehalten um weiter zu leiden. Nein, wie konnte sie diesen Stahl nan ihrer Hand nur einen Moment schätzen? Ohne zu zögern löste sie die Schnallen der Waffe und gab sie Tyrael. Dieser rief einen Namen, und ein Mönch von vorhin trat wieder zu ihnen. Ergeben verbeugte er sich.
"Vernichtet diese Waffe, sie trag die Saat des Bösen in sich. Auf das sie nie mehr Leid über die Lebewesen bringen möge", nickte der Erzengel und übergab dem Bruder die Kralle. Dieser verbeugte sich abermals und trug die Waffe hinfort. IIlene sah ihm nach, sie wusste nicht welches Gefühl sich in ihrem innersten regte. Doch sie ignorierte es, wollte nichts mehr für die Waffe fühlen.
"Folgt mir", sagte Tyrael und führte IIlene zu jener kleinen Kapelle am Ende es Gebäudes. Ihre Gedanken waren hektisch und ruhig zugleich. Das Unbekannte ängstigte sie, die Nichtexistenz ihres Geistes... es war wie sterben. Bald würde sie nicht mehr sie selbst sein. Ihre jetzige Existenz würde für immer verschwinden. Quälend war der Gedanke, sie wollte doch nur friedlich Leben. Normal Leben.
Die Mönche ließen von ihrer Arbeit ab als sie die beiden sahen.Stumm versammelten sich um das kleine Heiligtum, hielten respektvoll Abstand. Sie wussten irgendwie das etwas besonderes passierte, der Ausdruck der Frau war so einprägsam und tief nachdenklich wie sie es noch nie zuvor gesehen hatten.
Tyrael schloss die Türe hinter ihnen, schob den Riegel vor. Das warme Licht der Kerzen und das große Buntfenster spendeten warmes Licht in dem ansonsten dunklen Raum.
"Was seht ihr wenn ihr das Bild anseht?", fragte der Erzengel plötzlich und seine leuchtenden Schwingen verschwanden hinter seinem Rücken. Langsam schritt er auf IIlene zu welche vor dem Schrein mit dem Kreuz stand. Mit sich kämpfend, Nagst packte sie. Sie versuchte diese zu unterdrücken, redete sich ein das sie nicht sterben würde. Nur ihre Gedanken würden anders, frei von dem Ballast der Schuld welche ihr Gemüt langsam aber sicher zerdrückte. Frei von dem inneren Dämon, der mit jedem Toten mehr an Macht gewonnen hatte und sie insgeheim beherrschte. Nein, sie wollte Leben! Und doch wusste sie, das sie nie mehr normal leben konnte. Und diese Erkenntnis ließ sie weinen. Ihre Wünsche, ihre Unschuld hatten keine Chance. Nie würde sie so leben können wie damals. Nichts konnte sie retten, die jetzige IIlene musste verschwinden um die Saat für eine neue zuzulassen. Wieso das alles? Verzweiflung und Angst ließen sie zittern, das Bild.
"Unterdrückung, Gewalt", hauchte sie ohne den Blick von dem Fenster zu nehmen.
"Könnten die Strahlen der Sonne, die Gestalt des Gotteskrieger nicht auch Erleuchtung bedeuten?", fragte der Erzengel sanft. IIlene schwieg, sah zu Boden. Erleuchtung, Gnade. Es war eine Gnade. Nichts würde sie spüren, sie würde gar nicht mehr über ihre Nichtexistenz verzweifeln können. Ein paar Sekunden leiden, und dann..... würde die neue IIlene mehr Glück haben? Würde sie sich je an ihr eigenes Opfer erinnern? Nichts mehr auf dieser Welt zurückzulassen, keine Freude an die man denken konnte. Doch halt, das stimmte nicht.
"Nun, da ihr nicht mehr eure alten Kampfkünste ausüben könnt ohne Waffe und Kenntnisse, als was wollt ihr Ausgebildet werden?", fragte Tyrael. Die junge Frau schwieg einen Moment. Erinnerungen kamen hoch, und sie wagte es fast nicht diese in Wort zu fassen.
"Ich habe immer die Magierinnen bewundert, wie sie mit ihren Mächten solch große Kräfte entfesseln können. Wie sie mit ihrem festen Glauben und ihrem Geist für das Gute kämpfen und eintreten. Ich habe sie immer wieder gesehen, als sie bei meinem Vater ihre Ausrüstung reparieren ließen. Dieser klare, wissende Blick... ihre Art. Es hat mich sehr beeindruckt, ich wäre gerne wie sie...", antwortete IIlene leise und vorsichtig. War es richtig was sie gesagt hatte? Wollte sie es wirklich?
"Dreht euch um IIlene", sagte der Erzengel ruhig. Die Angesprochene zögerte einen Moment. Es war so weit, alles überschlug sich in ihr. Am liebsten wollte sie flüchten, Tränen der Verzweiflung flossen bitter ihre Wangen hinab. Doch dann sah sie auf und wandte sich ihm zu. Innerlich kämpfte sie, den schlimmsten Kampf den sie je ausfechten musste. Sie schaffte es nicht, sie brauchte Hilfe. All das Leid in ihrem Leben, das hielt sie nicht durch. IIlene dachte an ihre Eltern, an die wunderschöne Kindheit. Sah sich selbst glücklich lachen, am Feuer tanzen. Bei ihrem Großvater auf dem Schoss sitzen, Kirschen essen. IIlene lächelte, es tröstete so. Konnte sie wieder so glücklich sein? All diese Freuden noch mal erleben? Wie sehr wünschte sie sich hier und jetzt so in Frieden zu leben. Doch die anderen Erinnerungen drückten von unten, drohten den Frieden zu zerstören. Da merkte sie entgültig das es keine Zukunft mehr für sie gab. Alles schlechte blendete sie aus, hielt es von den schönen Erinnerungen fern und schloss die Augen. Ihre Eltern, ihre Liebsten. So wollte sie das Leben beenden, mit dem bisschen Frieden was sie noch in sich hatte. Tyrael hob seine Arme und fasste seine Kapuze an. Langsam schob er diese nach hinten.
Die Mönche sahen plötzlich gleißendes Licht, welches aus jeder Öffnung und jeder Ritze der Kapelle drang. Sofort gingen sei in die Knie, fingen an zu beten. Einige Momente strahlte das kleine Gemäuer, ließ es unwirklich wirken. Dann verschwand das Licht, etwas später hörte man wie ein Riegel zur Seite geschoben wurde. Der Erzengel trat heraus, die Kapuze wieder über sein Antlitz geschoben. Hinter ihm, schüchtern trat eine junge Frau mit weißen Haaren. Sie hob schützend die Hand vor ihre blinzelnden Augen, sah sich verwirrt um. Ihre Augen leuchteten bläulich, die Haut war bleich.
Was ist los? Die junge Frau nahm wahr das sie irgendwo stand. Sie bemerkte die Leute, die geflügelte Gestalt vor sich. Wo war sie? Was sollte das alles?
"Kommt IIlene.... ich werde euch alles erklären", sagte der Erzengel und entfaltete wieder seine durchsichtigen Schwingen.
"Was ist passiert? Wer bin ich?", fragte die junge Frau unsicher, besah sich die erstaunten Mönche. Sie versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, aber da gab es nichts. Nicht mehr. IIlene, war sie das? Der innere Dämon war gewichen, sie ahnte nichts von der alten IIlene. Welche mit einem lächeln auf den Lippen gegangen war.
"Kommt. Vertraut mir", sagte Tyrael sanft und öffnete ein Portal, streckte die Hand aus. IIlene zögerte einen Moment, doch dann kam sie zu ihm folgte dem Erzengel durch das Portal. Die Mönche erhoben sich und liefen andächtig zur Kirche, um dort zu danken.
Brandon klappte das Buch zu, sein Blick starr auf den Teppich gerichtet. Mittlerweile war es draußen dunkel, das Prasseln des Feuers im Kamin war das einzige Geräusch in dem Raum. Nach einer Weile sah er IIlene neben sich auf dem Sessel an.
"Was denkst du?", fragte sie unsicher. Sein Schweigen war schlimm, würde er sie ab jetzt mit anderen Augen sehen? Sie gar abstoßen, Gefühle erkalten lassen?
Brandon sagte nichts, lächelte nach einer Weile und warf das Buch in einem hohen Bogen in die Flammen des Kamin. Er hielt IIlene fest welche aufspringen wollte, und erwiderte ihren überraschten Blick.
"Das was da drin steht ist lange vergangen, es hat nichts mit der Frau zu tun welche ich liebe. Vergessen wir es einfach", nickte er und drückte sie an sich. IIlene schwieg, aber er spürte etwas warmes zwischen ihre Wangen hinabgleiten. Ein zittern lief durch ihren Körper, er spürte ihr Herz schlagen. Sanft fuhr er ihr über das Haar, schloss die Augen.
"Danke", hauchte sie ihm ins Ohr, dann küsste sie ihm zärtlich auf die Wange. Es war vorbei. Endlich war alles vorbei. IIlene, dein Opfer war nicht umsonst sagte sie sich selbst, und wünschte ihr ich davor könnte es erfahren... wie glücklich sie nun war. Wie dankbar sie war.
"Ich bin so froh das ich dich habe, meine Gefühle für dich lasse ich durch den Schatten der Vergangenheit nicht beeinflussen. Ich liebe dich über alles", sagte Brandon und hielt sie fest an sich gedrückt. Das Buch verbrannte langsam in den lodernden Flammen, und mit ihm eine Leidensgeschichte, welche nun endlich abgeschlossen war.