Und es gibt doch ein Lied. Es ist nicht unbedingt passend zu diesem Teil der Geschichte, aber zu Johnny im allgemeinen. Deshalb ist es jetzt drin. Wers errät... na, wie immer halt. Ich hoffe natürlich, neben der Tatsache, dass es ein passender Song ist, dass diesmal jeder eine theoretische Chance auf den

hat. Sollte möglich sein, denn ich denke, es ist recht bekannt. Außerdem ist es kein Metal

Aber mal ganz von dem Musik-Fetisch ab, hier die nächste Episode. Herrgott, eigentlich ist das nur ein kleines Stilmittel, lest die Geschichte und nicht die Lyrics

Viel Spaß
12 - Konfrontation
Die wenigen Vorräte, die wir noch hatten, wurden geschultert. Es erinnerte mich unweigerlich an den Wandertag in der Schule. Aufbruchsstimmung hätte geherrscht, wären wir nur mehr gewesen. Jeder mit einem improvisierten Rucksack über den Schultern, kehrten wir den Docks den Rücken, Richtung Dschungel, den Fluss entlang. Und an seinem Ende würde Kurast sein. Und vielleicht, ja vielleicht, Menschen. Zwar war diese Bastion der Menschheit vernichtet worden, doch musste das ja nicht zwangsläufig heißen, dass es Lut Gholein, Harrogath und anderen Städten ähnlich ergangen war... auch wenn ich das Schlimmste befürchtete.
Es war wieder geschäftiger geworden im Dschungel. Vögel zwitscherten, das Wasser des Flusses rauschte lebendig vor sich hin, Spinnen und anderes Getier krabbelte über den Boden zu unseren Füßen. Es war seltsam beruhigend, dass zu wissen. Ein Aufschrei war zu hören, als eine Spinne sich entschlossen hatte, Mana von oben aufs Haupt zu fliegen und sich in ihren Haaren zu verfangen. Panisch lief sie hin und her, bis Kale sich erbarmte und die Spinne mit spitzen Fingern entfernte. Ich lachte. Es tat gut zu lachen, nach dem ernsten Gespräch von heute morgen. Die Stimmung war ausgelassen, auch wenn sie in manchen Augenblicken nicht ganz... richtig wirkte. Unecht.
Und während wir dem Verlauf des Flusses weiter folgten, merkte scheinbar niemand von uns, dass wir verfolgt wurden. Immer in ausreichend Abstand, sodass niemand von uns, nicht einmal Kale mit seinen geschärften Sinnen, sie wahrzunehmen vermochte, folgten sie uns schon seit einer ganzen Weile.
Als sich der Tag dem Ende zuneigte und die Sonne schon tiefrot über dem Horizont hing, entschied Kale, dass es Zeit wurde, das Lager aufzuschlagen. Meine Beine waren während der letzten Stunden schwerer geworden, doch es störte mich seltsamerweise kaum. Wir hatten wieder ein Ziel.
Ich hatte wieder ein Ziel.
Kale organisierte Feuerholz, während Mana und ich uns ausruhten. Mittlerweile hatte ich mich schon fast an die Präsens einer jungen, hübschen Frau gewöhnt. Aber auch nur fast. Mana war mir noch immer ein Rätsel. Eine Zauberin, die kämpfen, aber nur unzureichend zaubern kann? Die ihr Schwert besser beherrscht als ihren Stab? Warum wird man dann Zauberin? Lag es... an diesen Augen? Auch an die glaubte ich mich mittlerweile gewöhnt zu haben, doch immer, wenn sie mir direkt ins Gesicht sah, überkam mich eine Gänsehaut. Seltsam. Ob ich sie fragen sollte? Nein, nicht jetzt. Also saßen wir da, schwiegen uns an.
Ich warf ihr immer wieder Blicke zu. Schließlich bin ich auch nur ein Mann, dachte ich amüsiert. Der Fluss vor uns, gerade noch rot wie Blut, wurde nun langsam dunkler, bis schließlich nur noch eine träge, schwarze Masse übrig war, die gelegentlich hell aufblitzte, wenn der Mond sich entschloss, einen winzigen Strahl Licht zu uns zu schicken.
Idyllisch. Das wäre wohl das passende Wort gewesen. Aber diese Idylle hielt nicht lange an. Ich spürte ein Stechen in meinem Kopf. Kein wirklicher Schmerz, eher ein unangenehmes Kribbeln. Ich kratzte mich am Hinterkopf, um es loszuwerden. Als meine Hand wieder in mein Gesichtsfeld kam, tropfte ganz sachte Blut aus einer Wunde kurz über dem Handballen. Im ersten Moment war ich verwirrt. Warum blutete meine Hand? Ich hatte mich doch gar nicht verletzt... und wäre die Wunde von gestern Abend, hätte ich das eher merken müssen. Ein einsamer Blutstropfen lief über meinen Daumen und fiel auf den Boden.
Es dauerte drei lange Sekunden, bis ich bemerkte, dass vor mir ein Schatten war, der da nicht hingehörte. Panik stieg in mir auf, umklammerte Herz und Hirn. Ich wollte schreien, doch mein Mund blieb vor Schreck verschlossen. Ich sah auf, und blickte zu Mana. Sie saß immer noch da, den Blick auf den Fluss gerichtet. Sie hatte nichts bemerkt. Scheiße! Irgendetwas in mir entschied sich gegen alles, was mir heilig war, dass ich mich doch umdrehen möge, um dem Feind ins Gesicht zu blicken, und dann zu sterben. Also drehte ich mich um.
Zuerst sah ich eine Speerspitze, die direkt zwischen meine Augen zielte. Dann blickte ich daran vorbei und erkannte, dass es sich nicht um einen Speer, sondern um einen Pfeil handelte, der straff auf die Sehne eines hölzernen Bogens gespannt war. Und dann schaute ich auch daran vorbei. Das Gesicht einer Frau mit haselnussbraunen Augen, die mich mit konzentriertem Blick musterte.
„Hallo.“, sagte sie. Ihre Stimme war überraschend tief, aber klar. Hinter mir hörte ich, wie Mana sich umdrehte und erschrocken einatmete. Mehrere Sekunden verharrten wir in dieser Position, ohne dass irgendetwas rührte. Dann bekam mein Gehirn meine Motorik wieder unter Kontrolle. Ich schrie kurz und spitz auf, dann wich ich so gut es ging ein paar Meter zurück. Die Frau folgte mir mit ihrem Bogen, der Pfeil war immer noch genau zwischen meine Augen gerichtet. Aber ich konnte sie jetzt besser sehen. Sie hatte langes, wasserstoffblondes Haar, dass ihr bis an die Hüften reichte und im Mondlicht beinahe weiß schimmerte. Außerdem trug sie eine metallene Rüstung, die ihren ganzen Körper von oben bis unten bedeckte. Sogar die Handschuhe, mit denen sie den Bogen hielt und die Sehne so straff spannte, dass sie einen leisen, undefinierbaren Ton von sich gab, hatten Metallbeschläge. Ihr Mund hatte sich zu einem boshaften Lächeln verzogen.
Sie wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, doch sie ließ es bleiben. Es wäre ihr auch nicht gut bekommen. Hinter ihr stand Kale, dass Schwert gezückt. Es zitterte sachte, war genau vor ihrer Kehle.
„Auch Hallo.“, sagte er mit süßlich ekelerregender Stimme und stellte ein ebenso fieses Grinsen zur Schau. Er flüsterte beinahe, als er fortfuhr: „Ich an deiner Stelle würde mich nicht rühren... sonst hast du bald nichts mehr, womit du deine prächtigen Haare tragen kannst.“
Ein Schatten erschien hinter Kale, so schnell, dass es kaum möglich war, die Bewegung nachzuvollziehen. Im nächsten Moment blitzte Stahl auf und eine kurze Klinge erschien aus dem Nichts, Zentimeter vor seinem rechten Auge. Die dazugehörige Person war nicht auszumachen. Die Waffe
schwebte, mitten in der Luft, ohne Halt. Wie ein billiger Zaubertrick, dachte ich. Das Grinsen, was kurzzeitig vom Gesicht der blonden Frau verschwunden war, kehrte wieder zurück. Sie wirkte ein wenig erleichtert.
„Das wurde aber auch Zeit.“, sagte sie laut in die Dunkelheit hinein.
„Glaubst du? Ich denke, ich hätte auch noch 3,2 Sekunden warten können, bevor er dir den Kopf abgetrennt hätte. Vielleicht hätte ich auch
noch länger warten sollen, ist sowieso nicht gerade der wertvollste Teil von dir.“, erwiderte Jemand tonlos, geradezu gelangweilt. Es war nicht auszumachen, von wo die Stimme kam, und auch nicht, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte.
Die Szene war bizarr, als wäre sie mitten aus einem zweitklassigen Theaterstück herausgeschnitten und in den Dschungel von Kurast hineinverlegt worden. Niemand rührte sich. Dann sah ich einen sich bewegenden Schatten. Er kam langsam aus den Bäumen auf uns zu, und trat dann ins Mondlicht. Im ersten Moment konnte ich immer noch nicht viel erkennen, denn die Person war komplett in Schwarz gekleidet, nur die grünen Augen stachen hervor wie zuckende Funken. Das Haar war kurz und ebenso schwarz wie die Kleidung. Als sie näher kam, erkannte ich, dass es sich um einem Mann handelte. Klein, wahrscheinlich nicht einmal Eins-siebzig, und sehr dünn. Die eine Hand zu einer grotesken Geste erhoben, holte er mit der anderen eine schmale Brille hervor und setzte sie sich auf die Nase.
„Du bist ein Arschloch, Luther.“, sagte die Frau verärgert. Der Pfeil war immer noch auf mein Gesicht gerichtet.
„Und?“, antwortete der Mann gelassen. Als wäre es das normalste der Welt, Leuten den Kopf abzutrennen. Ich befürchtete fast, dass es das für ihn war. Er schob die Brille mit der nicht behandschuhten Hand nach oben. Es sah seltsam aus, allerdings wusste ich im ersten Moment nicht, wieso eigentlich.
„Tja, was machen wir jetzt? Hast du eine Idee, Ara?“, fragte er mit seiner gelangweilten Stimme. Erneut schob er seine Brille hoch, und jetzt fiel es mir auf. Er benutzte nicht, wie andere, seine Finger dafür, sondern den Handballen. Warum? Er sah uns der Reihe nach sorgfältig an, und als seine grünen Augen mich musterten, fühlte ich einen Stich in Kopf und Magen. Sein Blick verharrte letztlich auf mir.
„Also, der Typ, der dir seine Klinge vor den Hals hält, ist ein Barbar aus Harrogath, dass ist zu 99,9% sicher. Die Frau da hinten sieht aus wie eine Zauberschülerin. Nicht besonders talentiert denke ich, sonst hätte sie längst versucht, einzugreifen. Wahrscheinlichkeit liegt bei ungefähr 95%, denke ich. Aber der Junge hier...“, er stockte kurz. Dann wandte er sich an Kale und fragte mit erhobener Stimme:
„Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“
„Das selbe könnten wir euch fragen.“, erwiderte er ruhig.
„Dummerweise seid ihr nicht in der Position, Fragen zu stellen.“
„Wir kommen aus Kurast, von den Docks. Die Stadt wurde von den Schergen Diablos vollkommen entvölkert. Wir sind auf der Suche nach Überlebenden.“, antwortete der Barbar gehorsam.
Zum ersten Mal sah ich, wie die Gesichtszüge des in Schwarz gekleideten Typen entgleisten. Seine Brille verrutschte leicht, als er zuckte, und er rückte sie mit dieser komischen Geste wieder zurecht. Das Messer, dass bis eben noch vor Kales Auge geruht hatte, verschwand, löste sich in Nichts auf.
„Kurast? Entvölkert? Ara, nimm die Waffe runter.“, und nachdem sie seiner Anweisung gefolgt war, fuhr er düster fort: „Ich glaube, das wird eine lange Nacht werden...“
Ende
mfg
Löffel