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[Story] Mysterien und Wundersamigkeiten

Nächster Halt: Kalte Ebene

Im Lager verkündete ein stolzes Ausrufezeichen über Akara, dass sie eine Belohnung erwarten konnten.
Woher sie wusste, das alle Monster tot waren, bevor Gozudin oder Klaus überhaupt den Mund aufgemacht hatten, konnte oder wollte sie nicht sagen. In Klaus’ Unterbewusstsein regten sich aber leise Zweifel, dass sie beim nächsten Mal anstatt der gefährlichen Monsterhatz einfach ein fröhliches Picknick abhalten konnten und anschließend allein durch die Behauptung, dass alles erledigt sei, die Questbelohnung kassieren konnten.
Wie dem auch sei, Gozudin konnte seine Fertigkeiten ausbauen, worauf Klaus anfangen wollte, mit Akara zu feilschen. Diese ließ sich aber nicht darauf ein, etwaige zukünftige Questbelohnungen auf diese Weise auszuzahlen. Die Frau mit den zwei beachtlichen Argumenten im Dekolleté wurde Klaus immer unsympathischer, nicht zuletzt, weil Gozudin von ihr kostenlos geheilt worden war (irgendwelche medizinische Tätigkeiten sah man zwar nicht, Gozudin schien aber viel fitter nach dem Gespräch mit Akara) , er selber hatte aber kein einziges Pflästerchen von ihr erhalten. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, außer dem blauen Fleck von dem Blutfalkenangriff hatte er keine Blessuren, aber rein aus Prinzip hatte er irgendwas erwartet. Wenigstens einen Traubenzucker als Trost. Okay, ein ordentlich kühles Weizen hätte er in dieser Situation sogar noch eher gebraucht.

Gozudin war inzwischen weitergeschlendert und bei der rothaarigen Kampfmaid hängen geblieben. Klaus sah gerade noch, wie das Ausrufezeichen über ihrem Kopf erlosch und Gozudin interessiert den Ausführungen zu lauschen begann. Missmutig seufzend trat Klaus hinzu und musterte Kashya zum ersten Mal etwas genauer. Irgend etwas irritierte ihn an der Frau.
Als sie schließlich geendet hatte und Gozudin eigentlich sich schon wieder in das Abenteuer stürzen wollte, stellte Klaus noch ein paar Fragen:
“Es macht dir also nichts aus, wenn mein Freund hier deine Exkameradin ext? Und wenn, sagen wir mal, noch andere Probleme auftauchen, ist es auch okay, wenn wir die erledigen?”
“Auf dem Friedhof treibt etwas Unheimliches....“
“Hey, stop, stop. Das Vertragliche kennen wir bereits, bei Bedarf lass ich Gozu nochmal den Sermon herunterleiern. Ich brauch’ nich’ noch mal den Questtext, ich will einfach wissen, ob da nich’ noch ein Pferdefuß hinterherkommt. Von wegen is’ ja gut, dass Blutrabe jetzt keinen Scheiß mehr macht, aber ihr hättet sie ja nich’ gleich umbringen müssen!
“Es… wäre begrüßenswert, wenn unsere Schwester in ihrem Tun aufgehalten werden würde.“
“Damit das klar ist, ohne eine klare Ansage könnt ihr selber da hinlatschen und ihr sagen, dass sie ein böses Mädchen is’. Killen gibt’s nur bei ausreichender Legitimation, so was wie ’ne license to kill is’ unabdingbar.”
Nun gut, ihr dürft sie töten.
“Wie bitte?”
“Ihr dürft sie, wenn es nicht anders geht, töten.“
“Kannst du’s noch mal wiederholen, bloß zur Sicherheit, vielleicht so laut, dass es die Obermackerin bei ihrem Zelt da drüben auch hört?”
“IHR DÜRFT BLUTRABE KILLEN, TÖTEN, UMLEGEN, AUSLÖSCHEN, MACHT SIE ALLE. LASST DIE SCHLAMPE DAS GRAS VON UNTEN SCHMECKEN, VERSCHAFFT IHR EIN RENDEZVOUS MIT DEM SENSENMANN! Reicht das?“
“Okay, okay, is’ ja gut, wir haben’s kapiert. Komm Gozu, wir gehen, die Weiber hier sind mir ein bisschen zu hysterisch…”

Gozudin ging mit Klaus wieder hinaus in die Wildnis. Nach einer halben Ewigkeit kamen sie wieder an der Höhle des (ehemaligen) Bösen vorbei und nach einer weiteren Ewigkeit hatten sie den Levelausgang erreicht. Klaus Füße brannten und seine Kehrseite spürte immer noch den Piekser, den er durch eine Stachelratte erhalten hatte – inzwischen begrüßte er es aber außerordentlich, dass er anscheinend unverwundbar, besser gesagt, nicht ernsthaft verletzbar war.
Jedenfalls sahen sie eine Jägerin an einer Stelle stehen, wo der Trampelpfad von zwei Steinmauern eingefasst wurde und so etwas wie eine Engstelle bildete. Flavie, so die Benennung über ihrem Kopf, als Klaus sie genauer anschaute, stand mit kampfbereitem Bogen mitten auf dem Weg.
“Vorsicht, die Jägerinnen...“
“..sind heute echt Scheiße drauf und übertreiben’s mal wieder mit ihren Sado-Maso Spielchen, stimmt’s?”
“Äh, nein, äh, der Text für Euch lautet: Halt, wie ich sehe, seid Ihr noch nicht... Äh, was seid Ihr überhaupt?“
“Jedenfalls nicht so blöd, bei Wind und Wetter mitten auf der Straße, die von Elend nach Not führt, im knappen Lederdress zu warten und friedliche Monstermörder dumm anzumachen. A propos anmachen, kann es sein, dass du und deine Klonschwestern im Lager alle den gleichen knappen Bikini habt? Sieht eigentlich ganz lecker aus. Also wenn der Typ mit der grünen Hose nicht da wäre, könnten wir uns doch mal... Hey, Gozu, GOZUDIN, warte doch mal,...! ”
Aber der Paladin war inzwischen einfach weitergegangen und erwehrte sich dreier bleicher, aber überaus wohlgebauter Jägerinnen, welche mit langen Lanzen auf ihn einstachen. Flavie seufzte einmal und schoss dann mit ihrem Bogen in das Kampfgetümmel. Obwohl ihre Pfeile ab und zu trafen (wieder löste sich jeder Pfeilschaft nach einem Treffen einfach in Nichts auf), kämpften die abtrünnigen Jägerinnen verbissen gegen Gozudin und ignorierten Flavie vollkommen. Schließlich lag auch die letzte Gegnerin am Boden, nachdem sie mit einer theatralischen Sprungbewegung ihr Leben ausgehaucht hatte – der Ausdruck traf es ziemlich genau, jedenfalls war bei jedem Jägerinnentod für kurze Zeit so etwas wie ein Geist dem Körper entwichen.
Klaus öffnete den Mund und hob die Hand, schluckte aber die Bemerkung hinunter, als ihn Flavie so harmlos ansah, als ob sie gerade bei einem Kaffeekränzchen teilgenommen hätten und danach gefragt wurde, wie viel Zuckerstückchen er in seinem Tee haben wolle. So ging er stillschweigend zu Gozudin, nicht jedoch ohne noch einmal nach den spärlich bekleideten Leichen geschielt zu haben.

Wenige Schritte weiter knickten die Steinmauern wieder vom Weg ab und öffneten so den Raum für das nächste Level. In Sichtweite war auf dem Boden eine seltsame Bodenformation, drei Schritte neben dem Pfad, von quadratischer Form und so groß wie zwei Stellplätze. Vollkommen frei von jedem Pflanzenbewuchs, mit seltsamen Symbolen und zwei Blumenkübeln ohne Inhalt verziert und einem großen Kreis in der Mitte.
Je länger Klaus den Wegpunkt betrachtete, desto mehr Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Spieleprogrammierer beschlichen ihn. Gozudin wollte schon einfach vorbeilaufen und dem Weg folgen, da rief ihn Klaus zurück und wies ihn auf den Wegpunkt hin.
“Hey Gozudin, willst du nicht den Wegpunkt aktivieren?”
“Das Wegpunktesystem der Horadrim mag uns auf dem Rückweg tatsächlich von Nutzen sein, wozu sollten wir aber jetzt schon damit Zeit vergeuden?“
“Meine Füsse brennen, dein Inventar dürfte inzwischen wieder voll sein und wenn du abnippelst, brauchst du nicht mehr die ganze Strecke hierher latschen. Außerdem friert man sich hier draußen noch den Arsch ab.”
“Der Weisheit Eurer Worte kann ich mich nicht entziehen, auch wenn ich diese Verzögerung ungern in Kauf nehme.“
Gozudin stellte sich in die Mitte des Kreises und WUSCH schossen bläuliche Flammen aus den zwei Blumenkübeln auf der Bodenplatte empor. Klaus war zuerst etwas erschrocken zurückgewichen, stellte sich dann aber vorsichtig in die Mitte und wartete. Nichts geschah. Gozudin schickte sich wieder an, weiterzulaufen und Klaus spürte einen leichten Anflug von Panik. Jetzt noch weiterzulatschen bedeutete den sicheren Exitus für seine geplagten Füße – länger als die vergangenen 15 Minuten konnte doch kein normaler Mensch der Welt durch diese Gegend laufen! Unwillig nahm er die Notiz seines Unterbewusstseins zur Kenntnis, dass Gozudin vielleicht nicht in diese Kategorie gehörte.
“Gozudin, was ist jetzt?”
“Ich, äh, dachte, dass ich die gesammelten Gegenstände hier neben dem Wegpunkt auf den Boden legen könnte und wir nach siegreicher Rückkehr gleich mehrmals ins Lager mit vollem Inventar zurückkehren könnten. Der Sieg wäre umso, hmpf, eindrucksvoller für die Jägerinnen.“ erklärte Gozudin ein bisschen kleinlaut.
“Du alter Schwerenöter willst wohl eine von den Zopfträgerinnen beeindrucken, was? Aber dass die Monster hier sich einfach bedienen und uns mit dem angreifen, was du so bereitwillig zur Verfügung stellst, fällt dir wohl nicht ein, he? Nein, sag’ nichts, ich erinnere mich da an was… den Monstern sind die Sachen total schnuppe, aber ist ja eh egal, denn das Zeug wird einfach verschwunden sein, bis wir zurückkommen. Ade schöne Goldmünzen, kann ich da bloß sagen!”
“Ihr mögt Recht haben, dass bei zu langer Verweildauer unsere Beute nicht mehr an diesem Platz zu finden ist. Aber in einem Punkt muss ich Eure umfassenden Kenntnisse demütigst erweitern, wenn nicht gar korrigieren: es sind sehr wohl die Monster, welche unbenutzte Gegenstände wiederverwerten. Wohl nicht im Kampfe gegen uns, jedoch sehr wohl für weitere Begegnungen mit anderen Streitern des Lichts. Oder woher sonst sollten derartige Mengen an Beute zur Verfügung stehen? Nun denn, so werden wir wohl für kurze Zeit ins Lager zurückkehren.“
“Hab’ ich das richtig verstanden, die Monster schnappen sich die Gegenstände, wenn sie sehen, dass wir uns lang genug nicht darum gekümmert haben, damit sie später etwas als Beute zurücklassen können? Und im Lager? Gibt’s da auch so ’ne Recyclingaktion von den Jägerinnen?”
“Nun, im Lager versteht es sich wohl von selbst, dass nicht die Monster alles wegräumen können. Aber es gibt dort sicher einen Händler, welcher selbst überflüssige Gegenstände zu verkaufen sucht.“
”Und ich hab’ mich schon gefragt, woher Gheed solchen Schund hat...”
 
Hat Klaus das Spiel schon länger nicht mehr gespielt, oder ist das so seine Art alles zu hinterfragen?

Ich hab ja damals vieles einfach hingenommen, aber das ist wohl deine Methode dem Leser zu zeigen, welche Mysterien und Wundersamkeiten es im Spiel zu entdecken gibt.
 
Liest sich sehr gut bis jetzt^^ Allerdings...

solltest du gucken, dass im späteren Verlauf andere Gags auftauchen als immer nur "es ist alles genauso wie in Diablo2". Diese Gags werden dir nämlich auf Dauer ausgehen.
 
Ich frage mich z.Z. noch, warum die im Hardcoremodus sein sollen - bisher ist noch keiner dauerhaft gestorben...

Klaus hat - im Gegensatz zu mir - das Spiel wohl tatsächlich länger nicht gespielt. Aber selbst ich würde mich über einige uns schon gewohnte Eigenheiten der Diablo Welt wundern, sollte es mich jemals in dieselbige verschlagen.
Mit anderen Worten: nur wenn "leibhaftig im Spiel zu sein" ernst genommen wird, kann die Absurdität mancher Selbstverständlichkeiten entdeckt werden.

Und bezüglich mangelnder Msyterien m späteren Verlauf: keine Sorge, selbst in Harrogath schlagen die Katapultgeschosse mehr Logiklöcher in den Boden der Realität anstatt in die erstaunlich intakte Stadtmauer. Aber ob ich jemals soweit schreibe...

Bevor das nächste Kapitel kommt, noch ein winziger Dank an den, der uns hereingelegt hat, in dem er doch schon gestern postete und somit mir eine aufmerksamere Leserschaft ermöglicht. Ich frage mich allerdings, wo das versprochene Sonntagskapitel bleibt... :p
 
Na?

Sie kehrten wieder in das Lager der Möchtegernkämpfertussis zurück, wobei Klaus mit steigendem Entsetzen und Widerwillen bemerkte, dass er selber nicht in der Lage gewesen war, den Wegpunkt zu aktivieren, geschweige denn eigenständig zu benutzen. Er konnte hier so gut wie gar nichts machen!
Keinen Heiltrank leerschlürfen, keinen Wegpunkt selber benutzen, keine Quests erhalten, nichts. Das einzige Beruhigende schien allerdings, dass ihm auch keine ernsthaften Gefahren drohten. Kein Monster hatte ihn bisher richtig verletzt (aber dieser blaue Fleck tat immer noch scheußlich weh) und er war noch nicht gestorben. Wobei er auf diese Erfahrung liebend gern verzichtete.
Gozudin kehrte freudestrahlend von seinem Ramschverkauf zurück und berichtete überglücklich, dass er schon fast tausend Goldstücke besitze. Ui.
Natürlich käme auch ihm, seinem verehrten Mitstreiter ein Anteil daran zu. Na Danke.
Klaus wies ihn müde darauf hin, dass er auch seine Schatzkiste für die Aufbewahrung des Goldes benutzen könne – auch wenn Klaus noch nicht bemerkt hatte, dass Gozudin durch ein volles Inventar und eine anscheinend wahnsinnig prall gefüllte Geldbörse (die Klaus nie zu Gesicht bekommen hatte) in irgend einer Weise beeinträchtigt, langsamer oder müder geworden wäre. Nach einer überschwänglichen Danksagung von Gozudin für diesen hilfreichen Hinweis konnte Klaus noch zwei Minuten Erholung für seine Füße herausschinden, indem er Gozudin zu Akara schickte, welche ohne die Hand zu rühren, dafür aber mit einem seltsamen Geräusch die Gesundheit Gozudins wieder herstellte.
Dann ging es wieder via Wegpunkt zurück ins Feld.

Sie wanderten wieder eine Weile auf der Ameisenrennstrecke und Gozudin streckte diverse Monster, die in Sichtweite des Weges kamen, nieder. Klaus kam sich wie ein Kindergärtner vor, der ein hyperaktives Kind immer wieder auf den Weg zurückrufen muss. Dafür sammelten sie Gold und andere Gegenstände.
Bis sie an das Lager mit den fünf Gefallenenschamamen kamen.
Gozudin hielt sich zwar brav an die hastig vereinbarte Taktik, zuerst die Schamanen zu bekämpfen, aber als der zweite Schamane zum dritten Mal wiederbelebt worden war, Gozudin quasi nur noch im Kreis von einem Schamanen zum Nächsten lief und Klaus schon zum vierten Mal das gluckernde Geräusch eines hastig eingeworfenen Gesundheitstrankes hörte, wusste er, dass er selber etwas unternehmen musste.
Und so ging er zu dem einzigartigen Bischibosch, einem gelb-braunen Hutzelmännchen, welches Feuerbälle um sich warf wie Jerry Lewis Sahnestückchen bei einer Tortenschlacht und ab und zu einen Schamanen oder einen zufällig erschlagenen Gefallenen wiederbelebte. Natürlich gehörte dazu eine gehörige Portion Heldenmut (oder auch todesverachtender Wahnsinn), aber schließlich gelang es Klaus, nachdem er einigen Feuerbällen ausgewichen war und den ein oder anderen aufgeregt umherwuselnden Gefallenen freundlich aber bestimmt zur Seite geschoben hatte, sich vor Bischibosch aufzustellen und ihn mit fester Stimme anzureden.
“Hey Bischibosch, kannst du mal kurz das Feuerballwerfen einstellen und mir mal für ein paar Minuten zuhören? AU! Und wenn möglich solltest du deine Feueraura auch mal ’ne Pause einlegen lassen.
Bischibosch starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen mit offenem Mund an, offensichtlich war er bisher noch nie mitten im Kampfgeschehen derart angesprochen worden. Schließlich schien er sich entschieden zu haben und schleuderte Klaus probehalber einen Feuerball entgegen. Klaus duckte sich darunter weg und wurde langsam wütend, er stemmte seine Hände in die Hüften und sprach nun mit etwas lauterer Stimme weiter:
“Ich hab’ doch grad gesagt, dass du das lassen sollst! Herrgott, kann man - AU! - sich hier nicht ordentlich unterhalten? Wir wollen doch eigentlich bloß hier vorbei, da muss man doch nicht gleich so ein Feuergefecht daraus machen!”
Bischibosch schien sichtlich irritiert. Er blickte sich hilfesuchend um zu den Gefallenen, welche einen Zuschauerkreis zu bilden begannen, anscheinend war so eine Diskussion zwischen einem Menschen und einem einzigartigen Schamanen interessanter und wichtiger als so ein Geplänkel gegen einen Paladin.
Gozudin metzelte im Hintergrund indessen fröhlich weiter.
“Ich bin sicher, wir können uns auch auf andere Art einigen, wie wär’s zum Beispiel mit, äh, - Gozudin, welche Fläschchen können wir zur Zeit entbehren?”
ZACK! “Schwache Manatränke oder Ausdauerelixiere!“ ZACK!
“Genau, so ein, zwei schön blaue Manatränke wär’n doch sicher was für - AU! -dich. Ausdauerelixiere würde ich dir nicht empfehlen, die sehen so’n bisschen nach Milchfläschchen aus, also nix für so harte Männer, sorry, Schamanen wie du einer bist. Für zwei Manatränke musst du uns dann aber noch den Weg zu Blutrabe verraten, okay? Wie wär’s, kommen wir ins Geschäft? AU!”
Bischibosch starrte ihn immer noch wie ein Nilpferd mit Reifrock im Chemielabor an, während die wachsende Zuschauerschar an Gefallenen wie bei einem Tennisturnier die Blickrichtung von Klaus zu Bischibosch wechselte und augenscheinlich eine Antwort erwartete.
“Na?”
Bischibosch war offensichtlich selbst nicht sicher, ob diese Antwort angemessen sei.
“Naja, das war jetzt noch nicht ganz das, was ich erwartet habe, aber immerhin ein Anfang. Darf ich - AU! verdammte Feueraura! - davon ausgehen, dass wir das jetzt als Verhandlungsbasis nehmen können oder war das eine bayerische ablehnende Antwort? Nimm die Wurfspeere, Gozudin, die Wurfspeere!
Die Augen der Gefallenen flogen wieder zu Bischibosch.
“… ääääääh….gnnhnähnm….”
Bischibosch bereitete ganz eindeutig eine etwas ausführlichere, intelligentere Entgegnung als das letzte Mal vor.
ZACK!
“Vielen Dank für das Gespräch,...” - Bischibosch war aus seiner verbissenen Konzentration durch einen gezielten Speerwurf Gozudins in den Allerwertesten aufgewacht und drehte sich um – ZACK! “..aber ich glaube inzwischen, dass wir den Weg auch alleine finden.”
ZACK! Dieser Speerwurf wurde zwar noch von einem konfus davonrennenden (beziehungsweise nun nicht mehr rennenden) Gefallenen abgefangen, aber der nächste Wurf ZACK! Splash! traf Bischibosch, kurz nachdem sein (aller)letzter Feuerball seine Hand verlassen hatte. Die restlichen Gefallenen waren wieder nur Formsache.

“Ihr seid wirklich weise, woher wusstet Ihr, dass dieser Dämon in einer solch gewaltigen Explosion vergehen würde? Ohne Euren Hinweis auf die Wurfspeere hätte ich einen erheblichen Teil meiner Lebenskraft eingebüßt und wäre womöglich ein hilfloses Opfer eines gewöhnlichen Gefallenen geworden!“
“Is’ ja schon gut, ich kenn’ den miesen Kerl von früher. Jetzt sammel’ schön brav die Sachen auf – nein, nur das Gold, die Wurfelixiere und die blauen, den restlichen Ramsch kannst du hier lassen – die zwei gelben, seltenen Sachen sollst du natürlich auch mitnehmen! – und dann geht’s noch mal ab ins Lager. Ich muss mir erst mal den ganzen roten Schmodder abwaschen!”
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum so negativ? Ich fand das Kapitel echt gut! Weiter so!
Besonders gut finde ich es, die Monseter etwas menschlicher darzustellen...
 
Gib gierigen Gastgebern Gold!

Gozudin verstand das Konzept der Stadtportalrollen recht schnell (auch wenn er erst nach langer Unterredung überzeugt werden konnte, dass sie noch viele weiß-blaue Stadtportalrollen finden würden), sie mussten den Weg nicht zurücklaufen.
Klaus erklärte dem Paladin, dass er zuerst „ein paar grundlegende Dinge mit den hiesigen Zauseln“ klären müsse, bevor es weiterginge. Falls Gozudin den unbändigen Drang verspüre, gleich wieder loszurennen, könne er alleine gegen eine Armee der Finsternis antreten oder gleich bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Gozudin schien interessiert an der Wegbeschreibung zu diesem ominösen Pfeffer und versprach zu warten.

“…du kannst ja in der Zwischenzeit unsere Beute identifizieren und den Schrott an Charsi verscherbeln.”
“Was meint Ihr mit identifizieren? Kann es sein, dass dazu diese braunen Identifikationsschriftrollen benötigt werden?“
“Jetzt sag bloß, du hast auch keinen Schimmer vom Identifizieren! Oder kannst du mir mal so einfach sagen, was das für ein blaues Schwert war, das du bei dem zweiten Schamanen geschnappt hast? Und die gelbe Schärpe, hä?”
Gozudin zeigte ein stolzes Lächeln.
”Das war ein blaues Schwert. Und eine gelbe Schärpe!“
“Hä? [*ungläubiges Augenaufreissen] Wie? [*Kinnlade nach unten sinken lassen] Was? Ich meine, was für ein Schwert war das – was sind die magischen Eigenschaften?”
Gozudin schien verunsichert.
“Das ist halt ein Schwert. Ein blaues. Charsi hat mir letztes Mal auch die blauen Schuhe abgekauft.
Die haben nicht gepasst, die konnte ich nicht anziehen“
fügte er erklärend sowie entschuldigend hinzu.
“Das.. das.. das.. . Okay nicht aufregen, das wird schon wieder. DU IDIOT MUSST DAS IDENTIFIZIEREN, DU DREIFACH BLÖDER...! Nein, nicht aufregen, die haben hier sicher keinen Defibrillator, wenn ich einen Herzkasper kriege. ABER SOWAS MUSS MAN DOCH WISSEN , DU...
Gut, noch mal von vorne: wenn du blaue oder gelbe oder grüne oder sogar goldene Sachen findest, musst du die identifizieren, die haben magische Eigenschaften. Du hast doch noch keine goldenen Sachen verkauft, oder?”

“Nein, nur zwei blaue und sonst nur weiße. Und eine graue Rüstung, aber die hatte zwei Löcher.“
“AAAAAh!”

Nachdem Klaus dem geknickten Gozudin einen globalen Crashkurs in Sachen Gegenstände, Fertigkeiten, Monster, Attribute und zur Sicherheit auch in Frauen gegeben hatte, schärfte er ihm noch ein, dass er als „ausgewiesener Kenner von Sancuta.., Sancturati, äh, von hier eben“ bei jedem Handel dabei sein müsse, damit Gozudin „nicht versehentlich eine Ber verkaufe, weil ihm gerade das Gold für eine Reparatur fehle.“
Gozudin versprach alles, was Klaus wollte, auch wenn er nicht ganz verstand, warum eine Frucht so wertvoll sein sollte. Nachdem sie einen Identifikationsfoliant bei Akara gekauft hatten (Gozudins Augen hatte wie an Weihnachten geleuchtet, als er auch die Stadtportalrollen gesehen hatte), überließ Klaus Gozudin sich selbst und wandte sich wieder Akara zu. Im Hintergrund hörte man Gozudin ab und zu entzückt ausrufen „Boah, plus 4 zum Angriffswert!“ oder „Waaaaahnsinn, plus 2 auf Lichtradius!“.
Klaus warf sicherheitshalber immer wieder einen Blick zu dem glückseligen Paladin, um ihn gegebenenfalls davon abzuhalten, mit dem neuen „Reichtum“ auch nur in die Richtung von Gheed zu gehen.

“Also Akara, wie war das, Gozudin meinte, du könntest mir was über die Beleuchtung in der Höhle des Bösen erzählen.”
“Ihr meint die Fackeln, Standardausführung A? Die sind relativ kostengünstig im Unterhalt, wenn ich da so an die ganzen Kosten für die Landschaftspflege denke, ist das bloß ein kleiner Posten. Benötigt Ihr etwa eine stimmungsvolle Ausleuchtung für Euer eigenes Heim? So eine Fackelreihe macht sich sicher gut vor einer Burg. Oder wollt Ihr sie nur für eine Gartenparty?“
“Wie? Was? Unterhalt? Landschaftspflege???”
“Nun, wir sind vertraglich dazu verpflichtet, die Wege, die Grünflächen und so weiter, eben die Landschaft – was auch deren Beleuchtung wie die eben erwähnten Fackeln einschließt – in Stand zu halten und müssen dementsprechende Zahlungen vornehmen. Auch wenn wir das meiste selber machen – was glaubt ihr, warum hier im Lager so wenige Jägerinnen sind -, kostet uns das doch eine schöne Stange Gold.“
“Es gibt noch mehr Jägerinnen? Die draußen als Gärtnerlieseln die, äh, tja, die Hecken schneiden? Und warum habe ich keine bisher gesehen?”
Natürlich gibt es noch mehr von uns! Oder glaubt Ihr, ein derartig berühmter Orden besteht nur aus fünf, sechs Frauen? Wir hatten so etwa 150 Novizinnen, die höheren Schwestern und Oberinnen nicht mitgezählt. Leider ist gut die Hälfte davon zum Bösen übergelaufen. Die arbeiten jetzt natürlich nicht mehr für uns. Wegen diesen und wegen den ganzen anderen Monstern halten sich unsere „Aussenmitarbeiterinnen“, wie ich sie gerne nenne, immer im Hintergrund und verrichten ihre Arbeit unbemerkt. Und sie arbeiten wirklich hart.
Das Schwierigste sind die Wiesen und Wege...“

“Aber… aber die Wege sind doch absolut lächerlich! Und das Gras, gut, das ist zwar schön gleichmäßig, aber das dürfte doch nicht soviel Arbeit machen, bisschen Rasenmähen, fertig!”
”Ha! Nicht so viel Arbeit! Was glaubt Ihr, wie die Grünflächen aussehen würden, wenn wir uns nicht darum kümmern würden? Die Heerscharen an Möchtegern-Abenteurern hinterlassen Laufspuren, das ist nicht mehr normal! Und die Wege erst, die wären so breit wie vier Elefanten! Wir müssen fast jede Nacht düngen und wässern, bloß damit die Wege nicht allzu zivilisiert aussehen. Und der ganze Müll, den die Herrschaften hinterlassen! Nur durch unseren unermüdlichen Einsatz bleibt die Illusion von einem abgelegenen Lager mitten in der Wildnis aufrecht erhalten!“
“Und das finanziert ihr durch... Spenden?”
“Wenn das unter uns bleibt... Habt Ihr Euch noch nicht über unsere horrenden Preise gewundert? Über die eigentlich unverschämten Kosten für läppische Reparaturen? Klar heile ich kostenlos, was soll ich denn anders tun, wenn ein Held sich mit letzter Kraft zu mir schleppt und fast abkratzt. Der Aufwand für das Bisschen Handauflegen ist viel geringer, als was wir aufwenden müssten, wenn wir hier im Lager noch einen Friedhof für gefallene Helden einrichten müssten. Und erst der Imageverlust... Aber Heiltränke, Schriftrollen und Schlüssel gibt’s nur gegen Bares. Sind die doch selber schuld, wenn sie zu faul sind, das in den Gebieten draußen aufzuheben.
Und Schlüssel dürfte es nach der letzten Verkaufsaktion wahrlich genug geben. Wie war das jetzt mit der Fackel, soll ich eine besorgen? Ich hab’ da gute Verbindungen...“


Klaus winkte ab, verabschiedete sich benommen von Akara und ging zu Gozudin, welcher wie ein Honigkuchenpfred strahlend vorschlug, „einen kleinen Verkaufsbummel“ zu Charsi zu machen. Nachdem sie die besten magischen Gegenstände aussortiert und Gozudin angelegt hatten, gingen sie zu Charsi, während Klaus immer noch das gerade eben Erfahrene im Kopf herumspukte.
Und irgendwo im Unterbewusstsein hüpfte und winkte der Satz mit der Verkaufsaktion und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
 
Gärtnernde Jägerinnen :ugly:

Darauf muss man erstmal kommen :lol:
 
Advent, Advent, das vierte Lichtlein brennt.
Das sollte kein versteckter Hinweis auf brennende Bogenschützen sein.
Das Kapitel passt aber eher zu Allerseelen (von wegen Gräberbesuch)...

Viel Spaß!
 
Der Friedhof der Kuscheluntoten am anderen Ende der Welt

“Na, Gozudin, Lust auf ein bisschen Frauen hauen? Mach’ dir nichts draus, wenn Blutrabe etwas schüchtern ist und dauernd davon läuft, die Frau hat ein flüchtiges Wesen. Wie weit bist du eigentlich mit deiner Skillung?”
Klaus war auf andere Gedanken gekommen und schien sich auf den bevorstehenden Kampf zu freuen – unter anderem, da es nicht sein Kampf würde und da er - Flavie vor dem geistigen Auge - an die Questbelohnung dachte. So ein Fräulein im knappen Dress als ständige Begleiterin, von Kashya kostenlos als Kampfhilfe gestiftet, hätte doch was für sich!
Fröhlich plaudernd traten sie durch den Wegpunkt, Ausrüstung, Taktik und Ausbau der Fertigkeiten diskutierend, wobei Gozudin ganz aufgeregt war, dass er inzwischen mit „Niederstrecken“ auch eine angemessene Kampffertigkeit besaß. Sie kamen ohne weitere Vorkommnisse bis zu dem Lager der Gefallenen, wo Bischibosch sein eruptives Ende gefunden hatte (Klaus musste die ordentliche Arbeit der Jägerinnen, welche das Lager wieder blitzblank gesäubert hatten, insgeheim bewundern) und schritten dann ein klein wenig vorsichtiger aus. Bis auf eine kleine Gruppe Gefallener aber trafen sie sonst keine weitere Gegenwehr auf ihrem Weg zum Friedhof.
Welcher erstaunlich abseits vom Schuss war. Eigentlich sogar jenseits von Gut und Böse, jedenfalls musste es jedes Mal ein Staatsakt gewesen sein, die sterblichen Überreste einer Ordensschwester in dieser Einöde zu begraben. Hier draußen gab es jedenfalls keine Menschenseele, keinen Friedhofswärter, auch keine von den sonst obligatorischen alten, gramgebeugten Mütterchen, welche mühevoll eine volle Gießkanne zur Ruhestätte ihres verstorbenen Lieblings (also Dackel oder Kater – oder dachte etwa jemand, dass damit der Ehemann gemeint sei?) schleppen.

Kaum hatten sie jedoch die Engstelle zum Friedhof passiert, traten ihnen Skelette und Zombies entgegen. Was die fehlenden Großmütterchen halbwegs erklärte. Die Zombies, welche nach einem finalen Treffer in zwei Hälften zerfielen, waren Klaus ja schon bekannt. Aber die Skelette waren doch eine neue Erfahrung: auch wenn Gozudin scheinbar voller Kraft auf die morsch aussehenden Knochen einschlug, konnte man keinen nennenswerten Schaden erkennen. Sobald aber ein bestimmtes Quantum an Schlägen auf das Skelett eingeprasselt war, fiel es abrupt in sich zusammen. Als ob man einen Sicherungsbolzen gezogen hätte, welcher alle Teile untereinander und sogar in sich zusammenhielt. Und wieder fielen Beutestücke, welche die ehemaligen Gegner definitiv nicht getragen hatten:
ZACK!knirschPLING!, schon lag ein Kettenhemd auf dem Boden.
Die restlichen Gegner waren relativ schnell besiegt und Klaus riet Gozudin, die am Boden liegende Rüstung gegen das derzeitig angezogene Lederleibchen zu tauschen. Die Rüstung verschwand kurz im nicht sichtbaren Inventar und war eine Sekunde später schon angezogen. Klaus wünschte sich diese Fertigkeit ganz dringend, schließlich war so was außerordentlich praktisch, wenn man wieder einmal verschlafen hatte. Oder wenn ein eifersüchtiger Ehemann ganz plötzlich wieder heimkehrte. Falls er jemals wieder in so was wie ein normales Leben zurückkehren würde, fügte Klaus in Gedanken hinzu.

Und dann traten sie durch die überlebensgroße Gitterabsperrung des Friedhofs.
Zuerst kam altbekanntes
”Brain!” “Brain!”,
doch gleich darauf, bevor die Sprecherin überhaupt in Sichtweite war, hörten sie
”Meine Armee wird hrchhrch, wird hhrrhchhchr, meine Armee hrch [*HUST HUST]…Habt ihr mal ein Hustenbonbon für mich? hrchrchhrch [*HUST]”.
Erstaunt sahen Gozudin und Klaus eine extrem bleiche, wenn nicht zu sagen weißhäutige Exjägerin mit roter Reizwäsche auf dem Gottesacker stehen, hustend sich an einem Baum abstützend, an dem die Leichen von drei Jägerinnen hingen, umgeben von zwei, drei Zombies, welche offensichtlich keine Ahnung hatten, wie sie mit einer erkälteten Anführerin umgehen sollten.
”Ach, egal: killt sie! [*HUST] Verdammte Kälte, wir hätten doch ein paar Wolldecken und Pelzmäntel aus dem Kloster mitnehmen sollen anstatt der Waffen und der blöden Stringtangas! [*HUST]”
Blutrabe, die hustende Anführerin der Zombies mit dem winzig kleinen, roten Höschen und der rauhen Stimme, deutete auf Gozudin und Klaus. Die Zombies setzten sich sichtlich froh, dass sie ein Ziel bekommen hatten, in Bewegung und auch ihr
“Brain!” ”Brain!”
klang frohgemuter. Bis zu dem Zeitpunkt, wo Gozudin anfing, seine Waffe zu benutzen.
Zwei der Untoten beschäftigten sich mit dem Paladin, während der dritte mit Klaus „Gleich hab’ ich dich, dann hau ich dich“ zu spielen versuchte. Als von Gozudins Gegner nur noch ein und zwei halbe Zombies übrig war, hob Blutrabe beschwörend die Hand und versuchte unter einem Hustenanfall, einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens zu bekommen. Prompt wuchsen aus dem Boden drei weitere Untote. Gozudin ließ von seinem Kontrahenten ab und streckte einen der Neuen nieder, worauf einer der verbliebenen ein paar Schritte zu Seite tat und augenscheinlich versuchte, wieder in die Erde zurückzukehren.
”Brain! Will nicht sterben! Bin schon tot! Brain!”
Sichtlich verzweifelt versuchte der Zombie die Friedhofserde, aus der er so überraschend aufgetaucht war, aufzugraben, was bei seiner Körperhaltung umso schwieriger war: er konnte offensichtlich nicht knieen und versuchte deshalb, trotz durchgedrückten Beinen mit abgewinkeltem Oberkörper und zum Boden gestreckten Händen, die Erde aufzuwühlen. Auch wenn er mehrmals die Erde zu berühren schien, so konnte man doch keine Grabspuren, geschweige denn Kratzspuren erkennen. Die Jägerinnen mussten den Grund wirklich hervorragend verdichtet haben.
Blutrabe schoss inzwischen ihren Pfeil ab und ein Feuerbolzen zog seine Bahn Richtung Gozudin – und hätte wohl getroffen, wenn dieser sich nicht schon dem nächsten lebenden, Pardon, untoten Gegner zugewandt hätte. Blutrabe murmelte einen Fluch zwischen ihren Zähnen und hob wieder beschwörend die Hand. Wieder brach eine Schar von Zombies aus dem Boden hervor, wobei zumindest einer keine Lust an einer handgreiflichen Auseinandersetzung zu haben schien. Er flüchtete zwar nicht, aber gähnte erst einmal ausgiebig und wandte sich an seinen Kollegen, welcher schon nach alter Zombiemanier die Hände vor sich strecken wollte.
“Also ehrlich, dieses ganze unter-der-Erde-liegen bekommt unserem Teint doch überhaupt nicht. Hast du dich schon einmal angeschaut? Ich meine mit dem Auge, das dir noch nicht herausgefallen ist? Na eben, und dann kommt noch dieses stupide durch-die-Gegend-stapfen dazu und dieser Text erst, den wir dauernd von uns geben, ist ja peinlich. Und.. oh, wir haben Besuch? Brain!”

Klaus fand, dass er nun genug im Kreis gerannt sei und dass die Menge der Verfolger genügend Ablenkung für Blutrabe sein.
“Gozudin, denk an unsere Taktik!”
“Yep! Habe ich das so richtig gesagt?
“Perfekt, ich bin [*keuch] stolz auf dich!”
Der Großteil der noch aufrecht schwankenden Zombies war von Klaus auf einer seiner Runden in den Bann gezogen worden und kam als behäbiger, großer Schwarm hinter Klaus drein. Gozudin konnte sich somit relativ ungestört Blutrabe widmen, welche sich unvermittelt der ungestörten Aufmerksamkeit Gozudins ausgesetzt sah.
”He, ihr Nichtsnutze, schützt mich vor [*HUST] dem, nicht vor dem Hasenfuß!”
Aber es half alles nichts, die Zombies hatten ein anderes Ziel im Visier oder konnten ihre hustende Herrin nicht verstehen. Sie konnte rennen, soviel sie wollte. Jedes Mal, wenn sie sich umwandte und einen Pfeil auf ihren Verfolger abschießen wollte, rückte er näher. Und nur durch Rennen konnte sie ihm nicht entkommen, Gozudin war einfach nicht so geistig beschränkt wie die Zombies, welche Klaus nur aufgrund ihrer Menge einzuholen drohten. Letzten Endes war Blutrabe den Laufkünsten Gozudins unterlegen (auch wenn ihr Gang nicht ganz so... sexuell desorientiert aussah, wie der von Gozudin) und fiel unter den gnadenlosen Schlägen des Paladins. Klaus blieb keuchend stehend, während die Zombies erst befremdet sich, dann die Todesanimation von Blutrabe anblickten. Das letzte, was Klaus von ihnen hörte, bevor sich die heiligen Blitze über den Friedhof verteilten, war
”Bra… Oh, Scheiße!”
 
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Wenn du mit dem nächsten up wartest bis jemand einen post dazwischen setzt tu ich das jetzt mal :D

ist eine recht unterhaltende Geschichte die man prima mal zwischen durch lesen kann und ich hoffe du führst sie fort


Gruß tomi
 
Oh, eine neue Stimme im Chor der Verdammten. Vielen Dank für das Lob, da poste ich doch gleich noch mal so gerne!
Und weil ihr alle brav wart (?), gibt's heute auch das erwartete Sonntagsupate.

Einen guten Start und ein gesundes, glückliches Neues Jahr (inklusive vieler toller Funde) wünsche ich allen meinen Lesern!
 
Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n

Gozudin durfte das Gold und die Gegenstände einsammeln, die Blutrabe bei ihrem Tod hatte fallen lassen, unter anderem einen grünen Brustpanzer. Obwohl, eigentlich war die Farbe goldgelb, aber es war ein grüner, unidentifizierter Brustpanzer aus einem Set.
Klaus seufzte laut, ihm wäre ein grüne Verzierte Plattenrüstung oder eine grüne Heilige Rüstung lieber gewesen, zur Not auch ein grüner Voller Harnisch oder ein grüner Prunkharnisch. Aber es war ein grüner Brustpanzer. Naja, vielleicht fanden sie demnächst noch ein grünes Prunkschild, ein grünes Breitschwert und einen grünen Vollhelm.
“Das ist Isenharts Kiste. Na toll.”
“Woher wisst Ihr das? Dieser Brustpanzer ist doch noch gar nicht... ist identifiziert der richtige Ausdruck?“
“Das ist Isenharts Kiste, vertrau mir. Aber wenn du mir nicht glauben willst... identifizier’ sie doch selber.“
“Ich kann nicht.“
“Aktivier’ den Identifikationsfolianten, Schlauberger!”
“Ich kann nicht – äh, der Foliant ist leer. Übrigens,... wenn Ihr Recht behalten solltet... muss ich dann diesen Brustpanzer diesem Isenhart zurückbringen?“
Klaus seufzte noch einmal laut und gab dann Gozudin den Rat, zuerst einmal mittels Stadtportal ins Lager zurückzukehren. Er war sich noch nicht sicher, ob er Gozudin auf die Krypta und das Mausoleum hinweisen sollte, da er noch weitere dermaßen intelligente Fragen bei den ersten Schatztruhen befürchtete.
Im Lager schritt Gozudin schnell zur der Schmiedefrau, welche den wertlosen Kram aufkaufte und die restliche Ausrüstung „für ein geringes Entgelt“ reparierte. Klaus seufzte noch einmal. Dass grüne Brustpanzer dennoch besser seien als nicht-magische Kettenpanzer, hatte er Gozudin wohl vergessen zu sagen. Gozudin seinerseits schien die irrsinnige Hoffnung zu hegen, dass irgendein Lagerbewohner die Rüstung einfach so erkennen würde und er dadurch um den Kauf einer Identifikationsrolle herum kommen würde.
“Sagt an, holde Maid, könnt Ihr diesen Brustpanzer identifizieren?“
„Hey, schicke Rüstung habt ihr. Upps, das hätte ich wohl noch nicht sagen dürfen. Was eure Frage angeht – diese Rüstung kenne ich echt nicht.“
„Das ist Isenharts Kiste.“
Klaus’ hervorragende Sachkenntnis wurde vorerst ignoriert. Gozudin ging weiter zu Gheed, Klaus im Schlepptau.
„Ah, seid gegrüßt, wollen die werten Herren vielleicht etwas käuflich erwerben, eine zweiwöchige Garantie vielleicht?“
„Wir haben doch noch gar nichts gekauft, dann gibt’s doch auch noch nix, worauf wir eine Garantie verlangen könnten!“
„Dann würde ich die Garantie genau darauf sogar auf drei Wochen verlängern!“
„Um ehrlich zu sein, wollten wir eher etwas über eine uns unbekannte Rüstung in Erfahrung bringen. Was haltet Ihr von diesem Brustpanzer?“
„Oh, ah, sehr interessant, [*kurzes Umschalten von gierig glänzenden Augen auf bemüht gezügelte Coolness] besser gesagt, wohl eine etwas minderwertige Arbeit. Seht nur die Farbe, der ist ja grün und goldfarben obendrein, nein, das ist derzeit sicher nicht modern. Aber in meiner unbeschreiblichen Kundenfreundlichkeit wäre ich bereit, ihn für – sagen wir – 20 Goldstücke, nein, 15 Goldstücke zu übernehmen. Und da wäre die Abwrackprämie schon mit drin!“
„Das ist Isenharts Kiste und dein Angebot kannst du dir sonst wohin schmieren!”
Als nächstes war Akara dran, Gozudin schaffte es irgendwie, die Kampftrulle Kashya mit ihrem Questerledigungsausrufezeichen erfolgreich zu ignorieren. Klaus konnte im Vorbeieilen ihr nur kurz zurufen:
„Nicht weglaufen, Schätzchen, wir kommen gleich wieder!“

Akara ließ nicht mit sich reden, jedenfalls nicht, bevor sie eine neue Aufgabe vergeben hatte. Den letzten der Horadrim suchen, ha, als ob ein einzelner alter Zausel, der überall sein konnte, mal so eben einfach durch ein magisches Portal zu erreichen wäre. Zum (Un)Glück wusste Klaus es besser.
Bezüglich der Rüstung war auch Akara im ersten Anlauf keine große Hilfe.
„Es tut mir leid, mit diesen Rüstungen kenne ich mich leider nicht aus.“
„DAS IST ISENHARTS KISTE! Aber egal, hört doch alle nicht auf mich! Gozu, kauf’ endlich so ne Dingsschriftrolle und mach dem Elend ein Ende.“
Gozudin überwand seinen Geiz und erwarb eine Identifikationsrolle.
[*RaScHeL]
„Oh, seht nur, das ist Isenharts Kiste!“
Nachdem Gozudin Klaus wieder beruhigt hatte, gingen sie endlich zu Kashya.

Bei Kashya gab’s dann endlich eine Questbelohnung, die Klaus zu schätzen wusste. Anfangs.
Wieder wusste die Auftraggeberin, dass die Aufgabe gelöst worden war (Klaus bezweifelte, dass die Kettenblitze bei Blutrabes Tod bis im Lager zu sehen gewesen waren) und aus dem Nichts tauchte eine Belohnung auf. Eine recht attraktive, wie Klaus freudig bemerkte. Aber obwohl die neue Begleiterin so rein gar nichts zum Anziehen oder als Waffe hatte, war sie doch nicht nackt und trug deutlich sichtbar einen Bogen. Klaus beschloss, dass das eine allgemeine weibliche Eigenheit sein musste: jedes Mal, wenn eine Frau wieder verzweifelt feststellte, dass sie „überhaupt nichts zum Anziehen“ habe, konnte man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die besagte Dame vollständig bekleidet war.
Was bei der Neuen aber absolut untypisch für das weibliche Geschlecht war: sie redete so gut wie gar nichts. Sie sagte zwar brav „Das kann ich noch nicht tragen“, als Gozudin (auf Klaus Rat hin) ihr den abgetragenen Kettenpanzer anbot, aber ansonsten blieb sie stumm. Keine Kochrezepte, kein Nachbarschaftsklatsch, keine Lästerei über Gheeds unvorteilhafte Figur, nicht einmal Small Talk über das Wetter.
Klaus versuchte zwar, mit ihr ins Gespräch zu kommen („Na, was machst Du so heute Abend?“), aber sie ging nur ein paar Schritte zu Seite, sah sich um und wechselte wieder ihren Standort. Als ob sie bei einem Modellwettbewerb die günstigste Position für ein Fotoshooting suchen würde. Blöde rothaarige Kuh.
Schließlich wollte Gozudin der neuen Mitstreiterin den mühsam erkämpften Brustpanzer geben (Klaus erwartete schon, dass jetzt so was käme wie „Oooch, ganz nett – aber im Set würde der besser aussehen.“) und selber wieder den Kettenpanzer anziehen, aber auch diesmal lehnte sie mit dem bereits bekannten Spruch ab.
“Jetzt hör mal, Schwester vom geborgten Auge, also stark genug dafür müsstest du doch sein. Mach’ dem ollen Onkel doch den Gefallen und probier das Zeug doch wenigstens mal an!“
Dass Klaus gespannt auf das Umziehen war, musste er ja nicht extra herausposaunen – vielleicht hatte er die Umkleidekabine bloß noch nicht entdeckt und freute sich zu früh. Gozudin hatte inzwischen die Isenhart’sche Kiste ungerührt wieder zu sich genommen.
”Ich kann nicht.“
“Dann, äh, fehlt dir noch ein Level, ist es das?”
”Ich kann nicht.“ nickte die Bogenschützin bedeutsam.
”Und wo wir gerade so nett beim Plaudern sind - kannst du nicht mal einen Augenblick ruhig stehen bleiben?“
Nun bekam der Blick der Söldnerin etwas Bedauerndes und irgendwie Verklemmtes und sie blickte verlegen zu Boden.
”Ich kann nicht.“
”Wie? Hab’n die ’ne neue Fertigkeit namens Stehenbleiben eingeführt und du hast sie noch nicht gelernt, oder was?.“
ICH KANN NICHT.
”Äh, ja. Ist okay....Aber kannst du mir’s sagen, wenn du wieder kannst? Halt, ich weiß: du kannst nicht.“
Klaus fand das Mädel gar nicht mehr so unsympathisch, immerhin war ihr Redefluss wesentlich überschaubarer als der seiner Freundin und außerdem mochte er klare Ansagen. Auch wenn die „ich-kann-nicht“ – Frau ein psychisches Problem zu haben schien (vielleicht litt sie auch an Verstopfung oder deutete auf ihre Weise ein Problem beim Wasserlassen an und wuselte deshalb dauernd so herum), wollte Klaus Gozudin dazu bewegen, ihr die grün–goldene Kiste zu überlassen, sobald sie reif dafür war.
 
Ja, das mit den Frauen und der Kleidung ist so eine komische Sache :lol:
 
Fast hätten Gozudin und Klaus bei so einem blechernen Schreiber einen Kommentar hinterlassen von wegen "der Wegpunkt mag ja clean sein, der daneben scheint aber seinen Rausch noch verdauen zu müssen - upps, der schläft ja gar nicht...", aber das wär ja Schleichwerbung gewesen. Ihr dürft lieber hier das Original durchkauen.

Das folgende Kapitel wurde noch vor Weihnachten geschrieben, danach muss ich mich um Frischkost bemühen. Mal sehen, wie ich hinkomme.
 
Über Stock und Stein

Und wieder ging’s durch das Stadportal zurück auf den Friedhof. Klaus war aufgefallen, dass die Jägerin ein paar Schritte abseits gestanden hatte, als Gozudin durch das Portal geschritten war. Dennoch hatte sie sich mit ihm und Gozudin quasi gleichzeitig auf den Friedhof materialisiert. Während sie sich auf den stumpfsinnigen Marsch zum nächsten Wegpunkt machten – Klaus hatte Gozudin zum Glück nicht davon überzeugen müssen, dass in der Krypta und im Mausoleum die Toten ihre Ruhe verdient hätten; Gozudin war von seiner nächsten Aufgabe einfach geistig völlig in Beschlag genommen -, hatte Klaus an dem geistigen Problem zu kauen, welches sich aus der Benutzung des Stadtportals ergeben hatte:
Einerseits war der Gedanke, des öfteren mit diesem knapp angezogenen Bogenluder gemeinsam aus einer Dimensionsspalte zu schlüpfen, durchaus reizvoll. Andererseits hatte Klaus den Film „Die Fliege“ ein oder zweimal gesehen (ja, sowohl mit Jeff Goldblum als auch das Original mit Old Vinnie Price) und dachte mit Schaudern daran, was bei so einer Materiefernübertragung mit ihm und dieser weiblichen Pixelgestalt alles passieren konnte. So richtig genießen konnte er diesen Vorgang jedenfalls nicht.
Außerdem hatte es die neu erreichte Gegend in sich. Buchstäblich. Der Boden war, sobald sie die schon bereits bekannte Levelgrenze durchschritten hatten (diesmal ohne wachsamen Bogenmädchenklon), übersät mit großen und kleinen Steinen, welche jeden unvorsichtigen Schritt außerhalb des Trampelpfades mit einem verstauchten Knöchel zu belohnen suchten. Immerhin hieß die Gegend ja auch „Feld der Steine“, wie Klaus sich dunkel zu erinnern glaubte.
Gozudin und Ich-kann-nicht Girl sowie die sporadisch auftauchenden Monsterchen schienen damit überhaupt keine Probleme zu haben. Klaus fluchte herzhaft, als er nur so zum Spaß mit einem der kleineren Steine nach einen Gefallenen werfen wollte. Der Stein saß bombenfest im Boden, als sei dies der Stein, aus dem die ganze Erde bestünde.
Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Zumindest der optische Eindruck bestätigte dieses Wetterphänomen, ansonsten war es jedoch erstaunlich trocken. Klaus war baff, fix und alle.
“Gozudin, es regnet!”
“Ja. Und… ist das irgendwie besonders oder warum steht Ihr mit offenem Mund da?“
“Aber Gozu, ich werde gar nicht nass! Schau mal, meine Kutte, meine Hände, sogar das Gras zwischen den #+%$*~&# Steinen ist furztrocken!”
“Was meint Ihr mit “nass” und „furztrocken“? Wollt Ihr uns vor irgendetwas warnen?“
“Nein, nein, das ist es nicht. Ich meine, du weißt doch, wie Wasser ist?“
“Ja. Wasser ist wässrig.“
“Ha ha. Ich meine, Wasser ist natürlich wässrig, flüssig und so. Aber außerdem ist es nass und „nass“, das ist, also das...”
Klaus gestikulierte wild, sah die verständnislosen Blicke von Gozudin und dem Bogenmädchen, suchte verzweifelt nach einer Erklärung für „nass“, die man jemandem, der augenscheinlich in einer Welt ohne Nässe lebte, näher bringen konnte und kapitulierte schlussendlich.
“… das ist nicht so wichtig.”
Mit hängenden Schultern folgte er den anderen zwei und ließ sich den optischen Regen auf den Körper tropfen. Immerhin wurde ihm nicht kalt und feucht.

Außer kleinen, winzigen, mittleren und etwas größeren Steinen gab es auch sechs riesengroße Steine. Umwuselt von vielen Gefallenen und einem besonderen Gefallenen, Rakanishu, erkennbar an der hellblauen Haut. Klaus fragte sich schon, wie Rakanishu mit seiner Blitzverzauberung wohl auf den Nieselregen reagieren würde und rieb sich die trockenen Hände. Seufzend und widerstrebend gab er die Vorfreude auf eine Gefallenengrillparty auf und warnte Gozudin.
“Hey, pass auf den Oberschlumpf auf, der ist blitzverzaubert!”
BrzZzzzZzzZzzzzl
“Danke! AUTSCH! Auch wenn der Hinweis etwas spät kommt – was schlagt Ihr vor?“
“Na, hm, auf jeden Fall nicht weiter auf ihn draufhauen. Vielleicht ziehen wir uns erst mal zurück und – he, Mädel, hörst du eigentlich nicht zu?”
BrzzzzZZzzzzl
Mädchen-mit-Bogen-ohne-Verständnis-für-Taktik hielt ungerührt in die Menge und schoss je nach Laune einen Pfeil auf einen harmlosen, flüchtenden Gefallenen oder eben auch auf den Funken sprühenden Rakanishu. Durch all die herumeilenden Gefallenen, die durch die Gegend irisierenden Comboblitze und nicht zuletzt seine zwei Mitstreiter, die den einen nacheilten oder auswichen, wurde das Gesamtbild ein klein wenig unübersichtlich.
“Ach, rutscht mir doch alle den Buckel runter.” BrzzzzZzzZzzl “Autsch.”
Klaus setzte sich auf den Boden mit dem Rücken zu dem etwas abseits stehenden Hinkelstein und wartete das Ende der Schlacht ab. Ein paar “AUTSCH!“, ein paar ”Au!“ und noch viel mehr “Naargrmbl [*ächz]!" später kamen die zwei glorreichen Kämpfer zu ihm.
“Gold einsammeln. Beute einsammeln. So wie ihr ausseht, vielleicht noch ’was Rotes trinken. Hinkelsteine antatschen, wundern. Ui. Weiter geht’s. ”
“Diese Steine sind wirklich von einer heiligen Macht durchdrungen!“
“Hab’ ich’s nicht gesagt?”

Wie Klaus so überaus charmant vorgeschlagen hatte, gingen sie weiter den Weg entlang und standen erstaunlicherweise bald vor einer steilen Felswand, in welcher der Weg in einem dunklen Höhleneingang, besser gesagt, einem schwarzen Loch verschwand.
“Bevor wir uns wieder in die Freuden der dunklen Höhlenwelt begeben und im Stockfinsteren von bunthäutigen Killertussis und buckligen Kugelblitzspuckern ärgern lassen, sollten wir hier draußen an der frischen Luft noch nach dem Wegpunkt suchen. Hm, was meint ihr?”
“Ich konnte den Sinn Eurer Rede nicht vollends begreifen, doch zeugten Eure Ratschläge bisher von einer für mich unerreichbaren Weisheit.“
“’kay. Irgendwelche Einwände, Prinzessin?”
- keine Antwort -
“Ist es dir egal oder sagst du auch noch was dazu?”
”Ich kann nicht.“
“Tja, dann wurde mein Vorschlag wohl einstimmig angenommen.”
Nur fünf Minuten später (Klaus dankte dem Leveldesigner heimlich im Namen seiner geplagten Füße) erreichten sie die hiesige Platte mit dem WUSCHeffekt, allerdings erregte etwas anderes Klaus’ Aufmerksamkeit.
“Ey, Gozudin, schau mal da drüben. Keine Panik, ich meine keine Monster, die Ruinenreste da drüben meine ich. Das lohnt sich, glaube ich.”
Umsäunt von kläglichen Mauerresten – manche hätten’s wohl als pittoresk bezeichnet – stand ein Pult mitten im Freien, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag.
“Ach nee, das is’ voll verschimmelt, damit kannst du nix mehr anfangen. Oder willst du in den vergammelten Seiten schmökern?”
”Um ehrlich zu sein, ich verfüge nicht über die Fertigkeit des Lesens. Aber vielleicht kann ein kundiger Ennpehtsee die Schriften entziffern oder sonst wie uns die darin verborgenen Mysterien erklären.“
Sprach’s und griff nach dem Buch. Eigentlich hätte der Leder-Pergament-Sonstwas – Verbund bei der geringsten Berührung wie ein drei Wochen alter Griesauflauf seine Form aufgeben und von dem Pult glitschen müssen. Stattdessen begann das Ding mit gramerfüllter Stimme zu sprechen.
“Und so geschah es, dass die Gräfin,...“
“Halt, Stop! Was’n hier los? Was bist denn du, so ‘ne Art Hörbuch für legasthenische Abenteurer? Ein Märchenautomat mit Audiofunktion für durchreisende Helden?”
“Ich... ich bin ein Questfoliant! ... Äh, darf ich jetzt weitermachen?“
Und so hörten sich die drei den Questauftrag zu der bösen Gräfin und ihrem unterkellerten Turm an. Klaus schielte dabei zu der Bogensöldnerin, welche aber vollkommen ungerührt den beschriebenen Gräueltaten zuhörte. Irgendwie war sie schon eine eiskalte Sau, das musste man ihr lassen. Aber wahrscheinlich waren Badewannen voll Jungfrauenblut hier eine ganz alltägliche Sache, vergleichbar mit den sieben Litern Waldmeisterwackelpudding, die Klaus einmal mit seiner Freundin für, hm, eine spezielle Gelegenheit gebraucht hatte. Dann brach das Ding, das sich als Questfoliant vorgestellt hatte, unvermittelt ab.
“Ja und jetzt, fertig oder was? Kommt da kein „und wenn sie nicht gestorben ist, dann, äh, ist sie immer noch nicht tot“ oder sowas?”
“Öh, nein. Das war alles.“
“Keine Wegbeschreibung?”
“Nein, tut mir leid.“
“Kannst du uns wenigstens den genauen Namen der Tussi sagen? Das muss ja immerhin die mordsbekannte Adelstante gewesen sein, so wie die sich aufgeführt hat. Vielleicht gibt uns Akara ein altes Telefonbuch und wir können die Adresse nachschlagen.”
“Der Namen der Gräfin? Jetzt, wo Ihr es sagt... Ich habe keine Ahnung, die Aufzeichnungen enden hier. Das ist mir ja fast peinlich. Jedenfalls war sie wirklich, wirklich böse und....“
“Is’ ja gut. Wir werden sie schon finden, so ein eingestürzter Turm sollte ja nicht zu übersehen sein.”
 
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Eigentlich müsste ich ja schmollen, wenn so gar niemand bei einer Verspätung aufschreit und vehement nach einem update ruft.
Aber ich bin ja nicht so, mich ärgern auch die Geschichten, die vorgeblich wegen zu geringer Leserresonanz im Nichts verlaufen...

Deshalb: postet ruhig weiter nichts, ich schreibe dennoch weiter :p
 
Mehr Licht!

Und weiter ging’s in die beunruhigende Dunkelheit des unterirdischen Durchganges. Immerhin gab es jetzt mit Bogengirlie noch eine zweite mobile Taschenlampe. Welche anscheinend kein Problem damit hatte, dass knapp zwei Meter um sie herum der eigene Lichtradius aufhörte, Gozudin immerhin einen Lichtradius von etwa vier Metern hatte und der Rest der Höhle einfach nur schwarz war. Wenn Klaus nicht gewusst hätte, dass er in einem Computerspiel war, hätte er vermutet, dass zwei Darsteller aus irgendeinem Ritter-B-Movie durch eine Pappmaché Kulisse inklusive pittoresker Tropfsteinformationen trabten – die zwei hatten jedenfalls einen Lichtkreis um sich wie bei einem privaten Verfolgerscheinwerfer. Was aber nicht sein konnte, da weder Gozudin noch die Söldnerin einen Schatten warfen. Außerdem umgaben die beiden noch die rotierenden Lichtspitzen von Gozudins Machtaura, welche Klaus wehmütig an die heimische Dorfdisse erinnerten.
Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass der Boden für eine natürlich entstandene Höhle erstaunlich eben war. Draußen im Feld der Steine wäre er fast siebenhundertzweiundfünzig Mal über einen dieser vermaledeiten Steine gestolpert, hier drinnen aber gab es außer vereinzelten klar begrenzten Tropfsteinskulpturen nichts, was das Vorankommen behindert hätte. Bis auf die besch... eidene Finsternis natürlich.
Aber da der Durchgang offensichtlich ein öffentlicher Weg war (warum sonst hätte der Weg draußen so schnurstracks zum Höhleneingang führen sollen?), konnte das wohl unter die Rubrik Kundenservice für durchreisende Helden gelten. Einen Wegweiser gab es trotzdem nicht.

Klaus beschloss, die intime Clubatmosphäre auszunutzen. Klar, die Hintergrundmusik und eine ganze Menge bequemer Sitzecken fehlte, aber Klaus war fest entschlossen, die Dunkelheit als kuschelig anzuerkennen. Irgendwie. Mit viel gutem Willen.
Und der erste Schritt war, die Schnecke in dem Lederdress in ein Gespräch zu verwickeln.
“Du, sag mal, kann ich bei dir mitlaufen, mein eigener Lichtradius ist, ähm, wohl irgendwie kaputt. Außerdem fühle ich mich bei Dir irgendwie sicher.”
Klaus war ungemein stolz auf diesen Spruch, bisher hatte der Mutterinstinkt seiner Opfer fast jeden reflexhaften Flirtunwillen überwunden.
“Oder kannst Du’s über Dein Herz bringen, mich allein im Dunkeln zu lassen?”
Noch so ein fieser rhetorischer Trick.
”Ich k… Na gut, dann komm halt mit.“
“Wir haben uns übrigens noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Klaus, und Du?”
”Ich kann nicht... meinen Namen nennen.“
“Ach komm, mir kannst Du ihn doch verraten – oder soll ich Gozudin fragen?”
”Eigentlich, das heißt, besser gesagt, will ich nicht meinen Namen verraten. Mir ist schon peinlich genug, dass unser Anführer meinen Namen weiß, aber könntet Ihr mich nicht einfach ’Bogenschützin’ oder ’Söldnerin’ nennen? Bitte, von mir aus auch einfach nur ’HeDuda’, wäre das in Ordnung? “
“Jetzt beruhig Dich ersma, soo schlimm kann Dein Name ja auch nicht sein. Und auch wenn mein Namensgedächtnis mich wohl das ein oder andere Mal dazu veranlassen wird, Dich nur mit ’Du’ anzusprechen – jetzt hast Du mich erst recht neugierig gemacht, also raus mit der Sprache, wie heißt Du?”
”Bevor Ihr von Anderen meinen Namen erfahrt und diese Leute sich gleich über mich lustig machen, sage ich Euch meinen Namen lieber selber. Aber Ihr müsst mir versprechen, nicht zu lachen oder Witze darüber zu reißen oder mich sonst wie damit aufzuziehen!“
“Is’ gebongt. Äh, soll heißen, ich verspreche es. Werd’ ich mir halt auf die Finger beißen, bevor ich losprusten muss.”
”Nun gut. Also. Meine Name lautet...“
In diesem Augenblick kamen einige abtrünnige Gärtnerlieseln mit ihren Flitzebögen und nahmen Klaus, Gozudin und Mädchen-bisher-ohne-Namen unter Beschuss. Gozudin ging gleich zum Gegenangriff über und streckte eine gelbhäutige Tangaträgerin nieder. Mädchen-das-seinen-Namen-immer-noch-nicht-verraten-hatte wechselte gekonnt die Stellung, suchte sich eine andere Position und schoss dann von wo ganz anders einen Pfeil auf eine ehemalige Arbeitskollegin. Klaus bemerkte so nebenbei, dass der Pfeil Kälteschaden austeilte, da das anvisierte Opfer kurzzeitig sich blau färbte. Ansonsten versuchte er sein Bestmögliches, die beginnende Verwirrung zu vergrößern: da die umherwuselnde Bogensöldnerin, hier eine feindliche Bikinischwester, dort der Erlösung austeilende „Anführer“ (Klaus fragte sich immer noch, wie Frau-die-ohne-Namen-ist auf diese Aussage gekommen war) und mittendrin ein Mann im Bademantel, der zwischen gut beleuchteten Verbündeten und auf lohnende Ziele im Dunkeln wartenden Bösebogenbarbies hin und her huschte.
“Gozudin, links von Dir steht noch eine - Verzeihung, darf ich mal da durch? – Toller Schuss, die ist hinüber! - Ätsch, daneben! – So früh am Morgen schon blau, hähä?! - ...”
Wäre diese Unterführung nur ein bisschen besser ausgeleuchtet gewesen, so hätte Klaus wohl allen Pfeilen ausweichen können. So aber wich er dummerweise einem Pfeil vom namenslosen Bogenmädchen aus und lief dafür in einen Pfeil von so einer gelben Reizwäscheträgerin. Er schlug mitten in der Brust ein. Ufff, ein ganz schön harter Schlag.
Klaus setzte sich erstmal benommen auf den Boden und tastete nach dem vermeintlichen Geschoss. Natürlich, da war nichts. Aber wenigstens auch kein Blut, nur dieser dumpfe Schmerz und die leichte Beklemmung.
Inzwischen hatten die zwei anderen die gegnerische Übermacht überwunden und stürzten zu ihm (Klaus bemerkte voller Anerkennung, dass Gozudin zuerst zu ihm kam, bevor er die Beute einsammelte).
”Seid Ihr verletzt?“
“Seid Ihr wohlauf?“
“Es geht schon, mir fehlt nichts. Bin nur ein bisschen erschrocken. Übrigens, jetzt wo die Tussis erledigt sind – wie war das jetzt mit Deinem Namen?”
”Ich hatte schon gehofft, Ihr hättet dies vergessen...“
“Sie heißt Gaile, wusstet Ihr das nicht?“
“!”
”Das spricht man eigentlich ’Gäil’ aus, aber die meisten sagen immer nur ’die Geile’ und dann kichern sie immer so und tuscheln und machen dreckige Witze und manche sagen ’ich brauch’ noch mehr Gel’ und stöhnen dann so oder sie hängen an jeden Satz ein ’gell’ und schauen mich dann an und... [*schnief]“
“! Gnhnhnhn!”
“Was ist gemeint mit ’die Geile’ – und warum verzieht Ihr Euer Gesicht zu solchen Grimassen?“
”[*SCHNIEF]“
“[*tief durchatme] Ist gut. Ist okay. Alles unter Kontrolle. Gut... wie wär’s, sollen wir Dich einfach Geli nennen, wär’ das okay für Dich?”
”Das wäre echt nett von euch, das würd’ ich euch nie vergessen!“
Nachdem sich zwei von drei beruhigt hatten (Gozudin war weniger aufgeregt denn verwirrt, er rätselte noch lange Zeit an diesem Wort), gingen sie weiter.
An einer Gabelung entschieden sie sich für den linken Weg und landeten prompt an einer Stelle, die nach „Höhle in Höhle“ aussah, jedenfalls definitiv nicht nach draußen führte. Klaus wollte noch halbherzig Einspruch erheben, aber dann schluckte er seinen Frust über stundenlange Nachtwanderungen ohne Frischluft hinunter und ließ den Zweien ihren Spaß. Geli harmonierte mit Gozudin, welcher in der überschaubaren Unterhöhle (das heißt relativ kleinen Höhle, heller war’s trotzdem nicht) nur einen einzigen Heiltrank verbrauchen musste, bevor sie an der obligatorischen funkelnden Schatztruhe ankamen. Ein Stadtportal und einen Verkaufsbummel später befanden sie sich wieder in der Dunkelheit unter Tage. Klaus blieb gar nicht genug Zeit, sich zu fragen, was die ganzen Dämonen und Monster denn so toll am Herumlungern in touristisch kaum erschlossenen Höhlen fanden; Gozudin und Geli pflügten ohne nennenswerten Halt durch die finsteren Gänge und Gegner.
Schließlich erreichten sie – nach ein paar zu Eiswürfeln verarbeiteten Gefallenen mitsamt darüber enttäuschter Schamanen und ein paar ausgeschalteten Discokugelspuckern – den Ausgang dieser extrem schlecht beleuchteten Maulwurfrennstrecke.
Klaus atmete auf. Endlich wieder Tageslicht, endlich wieder – trockener Nieselregen.
 
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