TomGrenn
Kolumnenkönig 2010
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Nächster Halt: Kalte Ebene
Im Lager verkündete ein stolzes Ausrufezeichen über Akara, dass sie eine Belohnung erwarten konnten.
Woher sie wusste, das alle Monster tot waren, bevor Gozudin oder Klaus überhaupt den Mund aufgemacht hatten, konnte oder wollte sie nicht sagen. In Klaus’ Unterbewusstsein regten sich aber leise Zweifel, dass sie beim nächsten Mal anstatt der gefährlichen Monsterhatz einfach ein fröhliches Picknick abhalten konnten und anschließend allein durch die Behauptung, dass alles erledigt sei, die Questbelohnung kassieren konnten.
Wie dem auch sei, Gozudin konnte seine Fertigkeiten ausbauen, worauf Klaus anfangen wollte, mit Akara zu feilschen. Diese ließ sich aber nicht darauf ein, etwaige zukünftige Questbelohnungen auf diese Weise auszuzahlen. Die Frau mit den zwei beachtlichen Argumenten im Dekolleté wurde Klaus immer unsympathischer, nicht zuletzt, weil Gozudin von ihr kostenlos geheilt worden war (irgendwelche medizinische Tätigkeiten sah man zwar nicht, Gozudin schien aber viel fitter nach dem Gespräch mit Akara) , er selber hatte aber kein einziges Pflästerchen von ihr erhalten. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, außer dem blauen Fleck von dem Blutfalkenangriff hatte er keine Blessuren, aber rein aus Prinzip hatte er irgendwas erwartet. Wenigstens einen Traubenzucker als Trost. Okay, ein ordentlich kühles Weizen hätte er in dieser Situation sogar noch eher gebraucht.
Gozudin war inzwischen weitergeschlendert und bei der rothaarigen Kampfmaid hängen geblieben. Klaus sah gerade noch, wie das Ausrufezeichen über ihrem Kopf erlosch und Gozudin interessiert den Ausführungen zu lauschen begann. Missmutig seufzend trat Klaus hinzu und musterte Kashya zum ersten Mal etwas genauer. Irgend etwas irritierte ihn an der Frau.
Als sie schließlich geendet hatte und Gozudin eigentlich sich schon wieder in das Abenteuer stürzen wollte, stellte Klaus noch ein paar Fragen:
“Es macht dir also nichts aus, wenn mein Freund hier deine Exkameradin ext? Und wenn, sagen wir mal, noch andere Probleme auftauchen, ist es auch okay, wenn wir die erledigen?”
“Auf dem Friedhof treibt etwas Unheimliches....“
“Hey, stop, stop. Das Vertragliche kennen wir bereits, bei Bedarf lass ich Gozu nochmal den Sermon herunterleiern. Ich brauch’ nich’ noch mal den Questtext, ich will einfach wissen, ob da nich’ noch ein Pferdefuß hinterherkommt. Von wegen is’ ja gut, dass Blutrabe jetzt keinen Scheiß mehr macht, aber ihr hättet sie ja nich’ gleich umbringen müssen!”
“Es… wäre begrüßenswert, wenn unsere Schwester in ihrem Tun aufgehalten werden würde.“
“Damit das klar ist, ohne eine klare Ansage könnt ihr selber da hinlatschen und ihr sagen, dass sie ein böses Mädchen is’. Killen gibt’s nur bei ausreichender Legitimation, so was wie ’ne license to kill is’ unabdingbar.”
“Nun gut, ihr dürft sie töten.“
“Wie bitte?”
“Ihr dürft sie, wenn es nicht anders geht, töten.“
“Kannst du’s noch mal wiederholen, bloß zur Sicherheit, vielleicht so laut, dass es die Obermackerin bei ihrem Zelt da drüben auch hört?”
“IHR DÜRFT BLUTRABE KILLEN, TÖTEN, UMLEGEN, AUSLÖSCHEN, MACHT SIE ALLE. LASST DIE SCHLAMPE DAS GRAS VON UNTEN SCHMECKEN, VERSCHAFFT IHR EIN RENDEZVOUS MIT DEM SENSENMANN! Reicht das?“
“Okay, okay, is’ ja gut, wir haben’s kapiert. Komm Gozu, wir gehen, die Weiber hier sind mir ein bisschen zu hysterisch…”
Gozudin ging mit Klaus wieder hinaus in die Wildnis. Nach einer halben Ewigkeit kamen sie wieder an der Höhle des (ehemaligen) Bösen vorbei und nach einer weiteren Ewigkeit hatten sie den Levelausgang erreicht. Klaus Füße brannten und seine Kehrseite spürte immer noch den Piekser, den er durch eine Stachelratte erhalten hatte – inzwischen begrüßte er es aber außerordentlich, dass er anscheinend unverwundbar, besser gesagt, nicht ernsthaft verletzbar war.
Jedenfalls sahen sie eine Jägerin an einer Stelle stehen, wo der Trampelpfad von zwei Steinmauern eingefasst wurde und so etwas wie eine Engstelle bildete. Flavie, so die Benennung über ihrem Kopf, als Klaus sie genauer anschaute, stand mit kampfbereitem Bogen mitten auf dem Weg.
“Vorsicht, die Jägerinnen...“
“..sind heute echt Scheiße drauf und übertreiben’s mal wieder mit ihren Sado-Maso Spielchen, stimmt’s?”
“Äh, nein, äh, der Text für Euch lautet: Halt, wie ich sehe, seid Ihr noch nicht... Äh, was seid Ihr überhaupt?“
“Jedenfalls nicht so blöd, bei Wind und Wetter mitten auf der Straße, die von Elend nach Not führt, im knappen Lederdress zu warten und friedliche Monstermörder dumm anzumachen. A propos anmachen, kann es sein, dass du und deine Klonschwestern im Lager alle den gleichen knappen Bikini habt? Sieht eigentlich ganz lecker aus. Also wenn der Typ mit der grünen Hose nicht da wäre, könnten wir uns doch mal... Hey, Gozu, GOZUDIN, warte doch mal,...! ”
Aber der Paladin war inzwischen einfach weitergegangen und erwehrte sich dreier bleicher, aber überaus wohlgebauter Jägerinnen, welche mit langen Lanzen auf ihn einstachen. Flavie seufzte einmal und schoss dann mit ihrem Bogen in das Kampfgetümmel. Obwohl ihre Pfeile ab und zu trafen (wieder löste sich jeder Pfeilschaft nach einem Treffen einfach in Nichts auf), kämpften die abtrünnigen Jägerinnen verbissen gegen Gozudin und ignorierten Flavie vollkommen. Schließlich lag auch die letzte Gegnerin am Boden, nachdem sie mit einer theatralischen Sprungbewegung ihr Leben ausgehaucht hatte – der Ausdruck traf es ziemlich genau, jedenfalls war bei jedem Jägerinnentod für kurze Zeit so etwas wie ein Geist dem Körper entwichen.
Klaus öffnete den Mund und hob die Hand, schluckte aber die Bemerkung hinunter, als ihn Flavie so harmlos ansah, als ob sie gerade bei einem Kaffeekränzchen teilgenommen hätten und danach gefragt wurde, wie viel Zuckerstückchen er in seinem Tee haben wolle. So ging er stillschweigend zu Gozudin, nicht jedoch ohne noch einmal nach den spärlich bekleideten Leichen geschielt zu haben.
Wenige Schritte weiter knickten die Steinmauern wieder vom Weg ab und öffneten so den Raum für das nächste Level. In Sichtweite war auf dem Boden eine seltsame Bodenformation, drei Schritte neben dem Pfad, von quadratischer Form und so groß wie zwei Stellplätze. Vollkommen frei von jedem Pflanzenbewuchs, mit seltsamen Symbolen und zwei Blumenkübeln ohne Inhalt verziert und einem großen Kreis in der Mitte.
Je länger Klaus den Wegpunkt betrachtete, desto mehr Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Spieleprogrammierer beschlichen ihn. Gozudin wollte schon einfach vorbeilaufen und dem Weg folgen, da rief ihn Klaus zurück und wies ihn auf den Wegpunkt hin.
“Hey Gozudin, willst du nicht den Wegpunkt aktivieren?”
“Das Wegpunktesystem der Horadrim mag uns auf dem Rückweg tatsächlich von Nutzen sein, wozu sollten wir aber jetzt schon damit Zeit vergeuden?“
“Meine Füsse brennen, dein Inventar dürfte inzwischen wieder voll sein und wenn du abnippelst, brauchst du nicht mehr die ganze Strecke hierher latschen. Außerdem friert man sich hier draußen noch den Arsch ab.”
“Der Weisheit Eurer Worte kann ich mich nicht entziehen, auch wenn ich diese Verzögerung ungern in Kauf nehme.“
Gozudin stellte sich in die Mitte des Kreises und WUSCH schossen bläuliche Flammen aus den zwei Blumenkübeln auf der Bodenplatte empor. Klaus war zuerst etwas erschrocken zurückgewichen, stellte sich dann aber vorsichtig in die Mitte und wartete. Nichts geschah. Gozudin schickte sich wieder an, weiterzulaufen und Klaus spürte einen leichten Anflug von Panik. Jetzt noch weiterzulatschen bedeutete den sicheren Exitus für seine geplagten Füße – länger als die vergangenen 15 Minuten konnte doch kein normaler Mensch der Welt durch diese Gegend laufen! Unwillig nahm er die Notiz seines Unterbewusstseins zur Kenntnis, dass Gozudin vielleicht nicht in diese Kategorie gehörte.
“Gozudin, was ist jetzt?”
“Ich, äh, dachte, dass ich die gesammelten Gegenstände hier neben dem Wegpunkt auf den Boden legen könnte und wir nach siegreicher Rückkehr gleich mehrmals ins Lager mit vollem Inventar zurückkehren könnten. Der Sieg wäre umso, hmpf, eindrucksvoller für die Jägerinnen.“ erklärte Gozudin ein bisschen kleinlaut.
“Du alter Schwerenöter willst wohl eine von den Zopfträgerinnen beeindrucken, was? Aber dass die Monster hier sich einfach bedienen und uns mit dem angreifen, was du so bereitwillig zur Verfügung stellst, fällt dir wohl nicht ein, he? Nein, sag’ nichts, ich erinnere mich da an was… den Monstern sind die Sachen total schnuppe, aber ist ja eh egal, denn das Zeug wird einfach verschwunden sein, bis wir zurückkommen. Ade schöne Goldmünzen, kann ich da bloß sagen!”
“Ihr mögt Recht haben, dass bei zu langer Verweildauer unsere Beute nicht mehr an diesem Platz zu finden ist. Aber in einem Punkt muss ich Eure umfassenden Kenntnisse demütigst erweitern, wenn nicht gar korrigieren: es sind sehr wohl die Monster, welche unbenutzte Gegenstände wiederverwerten. Wohl nicht im Kampfe gegen uns, jedoch sehr wohl für weitere Begegnungen mit anderen Streitern des Lichts. Oder woher sonst sollten derartige Mengen an Beute zur Verfügung stehen? Nun denn, so werden wir wohl für kurze Zeit ins Lager zurückkehren.“
“Hab’ ich das richtig verstanden, die Monster schnappen sich die Gegenstände, wenn sie sehen, dass wir uns lang genug nicht darum gekümmert haben, damit sie später etwas als Beute zurücklassen können? Und im Lager? Gibt’s da auch so ’ne Recyclingaktion von den Jägerinnen?”
“Nun, im Lager versteht es sich wohl von selbst, dass nicht die Monster alles wegräumen können. Aber es gibt dort sicher einen Händler, welcher selbst überflüssige Gegenstände zu verkaufen sucht.“
”Und ich hab’ mich schon gefragt, woher Gheed solchen Schund hat...”
Im Lager verkündete ein stolzes Ausrufezeichen über Akara, dass sie eine Belohnung erwarten konnten.
Woher sie wusste, das alle Monster tot waren, bevor Gozudin oder Klaus überhaupt den Mund aufgemacht hatten, konnte oder wollte sie nicht sagen. In Klaus’ Unterbewusstsein regten sich aber leise Zweifel, dass sie beim nächsten Mal anstatt der gefährlichen Monsterhatz einfach ein fröhliches Picknick abhalten konnten und anschließend allein durch die Behauptung, dass alles erledigt sei, die Questbelohnung kassieren konnten.
Wie dem auch sei, Gozudin konnte seine Fertigkeiten ausbauen, worauf Klaus anfangen wollte, mit Akara zu feilschen. Diese ließ sich aber nicht darauf ein, etwaige zukünftige Questbelohnungen auf diese Weise auszuzahlen. Die Frau mit den zwei beachtlichen Argumenten im Dekolleté wurde Klaus immer unsympathischer, nicht zuletzt, weil Gozudin von ihr kostenlos geheilt worden war (irgendwelche medizinische Tätigkeiten sah man zwar nicht, Gozudin schien aber viel fitter nach dem Gespräch mit Akara) , er selber hatte aber kein einziges Pflästerchen von ihr erhalten. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, außer dem blauen Fleck von dem Blutfalkenangriff hatte er keine Blessuren, aber rein aus Prinzip hatte er irgendwas erwartet. Wenigstens einen Traubenzucker als Trost. Okay, ein ordentlich kühles Weizen hätte er in dieser Situation sogar noch eher gebraucht.
Gozudin war inzwischen weitergeschlendert und bei der rothaarigen Kampfmaid hängen geblieben. Klaus sah gerade noch, wie das Ausrufezeichen über ihrem Kopf erlosch und Gozudin interessiert den Ausführungen zu lauschen begann. Missmutig seufzend trat Klaus hinzu und musterte Kashya zum ersten Mal etwas genauer. Irgend etwas irritierte ihn an der Frau.
Als sie schließlich geendet hatte und Gozudin eigentlich sich schon wieder in das Abenteuer stürzen wollte, stellte Klaus noch ein paar Fragen:
“Es macht dir also nichts aus, wenn mein Freund hier deine Exkameradin ext? Und wenn, sagen wir mal, noch andere Probleme auftauchen, ist es auch okay, wenn wir die erledigen?”
“Auf dem Friedhof treibt etwas Unheimliches....“
“Hey, stop, stop. Das Vertragliche kennen wir bereits, bei Bedarf lass ich Gozu nochmal den Sermon herunterleiern. Ich brauch’ nich’ noch mal den Questtext, ich will einfach wissen, ob da nich’ noch ein Pferdefuß hinterherkommt. Von wegen is’ ja gut, dass Blutrabe jetzt keinen Scheiß mehr macht, aber ihr hättet sie ja nich’ gleich umbringen müssen!”
“Es… wäre begrüßenswert, wenn unsere Schwester in ihrem Tun aufgehalten werden würde.“
“Damit das klar ist, ohne eine klare Ansage könnt ihr selber da hinlatschen und ihr sagen, dass sie ein böses Mädchen is’. Killen gibt’s nur bei ausreichender Legitimation, so was wie ’ne license to kill is’ unabdingbar.”
“Nun gut, ihr dürft sie töten.“
“Wie bitte?”
“Ihr dürft sie, wenn es nicht anders geht, töten.“
“Kannst du’s noch mal wiederholen, bloß zur Sicherheit, vielleicht so laut, dass es die Obermackerin bei ihrem Zelt da drüben auch hört?”
“IHR DÜRFT BLUTRABE KILLEN, TÖTEN, UMLEGEN, AUSLÖSCHEN, MACHT SIE ALLE. LASST DIE SCHLAMPE DAS GRAS VON UNTEN SCHMECKEN, VERSCHAFFT IHR EIN RENDEZVOUS MIT DEM SENSENMANN! Reicht das?“
“Okay, okay, is’ ja gut, wir haben’s kapiert. Komm Gozu, wir gehen, die Weiber hier sind mir ein bisschen zu hysterisch…”
Gozudin ging mit Klaus wieder hinaus in die Wildnis. Nach einer halben Ewigkeit kamen sie wieder an der Höhle des (ehemaligen) Bösen vorbei und nach einer weiteren Ewigkeit hatten sie den Levelausgang erreicht. Klaus Füße brannten und seine Kehrseite spürte immer noch den Piekser, den er durch eine Stachelratte erhalten hatte – inzwischen begrüßte er es aber außerordentlich, dass er anscheinend unverwundbar, besser gesagt, nicht ernsthaft verletzbar war.
Jedenfalls sahen sie eine Jägerin an einer Stelle stehen, wo der Trampelpfad von zwei Steinmauern eingefasst wurde und so etwas wie eine Engstelle bildete. Flavie, so die Benennung über ihrem Kopf, als Klaus sie genauer anschaute, stand mit kampfbereitem Bogen mitten auf dem Weg.
“Vorsicht, die Jägerinnen...“
“..sind heute echt Scheiße drauf und übertreiben’s mal wieder mit ihren Sado-Maso Spielchen, stimmt’s?”
“Äh, nein, äh, der Text für Euch lautet: Halt, wie ich sehe, seid Ihr noch nicht... Äh, was seid Ihr überhaupt?“
“Jedenfalls nicht so blöd, bei Wind und Wetter mitten auf der Straße, die von Elend nach Not führt, im knappen Lederdress zu warten und friedliche Monstermörder dumm anzumachen. A propos anmachen, kann es sein, dass du und deine Klonschwestern im Lager alle den gleichen knappen Bikini habt? Sieht eigentlich ganz lecker aus. Also wenn der Typ mit der grünen Hose nicht da wäre, könnten wir uns doch mal... Hey, Gozu, GOZUDIN, warte doch mal,...! ”
Aber der Paladin war inzwischen einfach weitergegangen und erwehrte sich dreier bleicher, aber überaus wohlgebauter Jägerinnen, welche mit langen Lanzen auf ihn einstachen. Flavie seufzte einmal und schoss dann mit ihrem Bogen in das Kampfgetümmel. Obwohl ihre Pfeile ab und zu trafen (wieder löste sich jeder Pfeilschaft nach einem Treffen einfach in Nichts auf), kämpften die abtrünnigen Jägerinnen verbissen gegen Gozudin und ignorierten Flavie vollkommen. Schließlich lag auch die letzte Gegnerin am Boden, nachdem sie mit einer theatralischen Sprungbewegung ihr Leben ausgehaucht hatte – der Ausdruck traf es ziemlich genau, jedenfalls war bei jedem Jägerinnentod für kurze Zeit so etwas wie ein Geist dem Körper entwichen.
Klaus öffnete den Mund und hob die Hand, schluckte aber die Bemerkung hinunter, als ihn Flavie so harmlos ansah, als ob sie gerade bei einem Kaffeekränzchen teilgenommen hätten und danach gefragt wurde, wie viel Zuckerstückchen er in seinem Tee haben wolle. So ging er stillschweigend zu Gozudin, nicht jedoch ohne noch einmal nach den spärlich bekleideten Leichen geschielt zu haben.
Wenige Schritte weiter knickten die Steinmauern wieder vom Weg ab und öffneten so den Raum für das nächste Level. In Sichtweite war auf dem Boden eine seltsame Bodenformation, drei Schritte neben dem Pfad, von quadratischer Form und so groß wie zwei Stellplätze. Vollkommen frei von jedem Pflanzenbewuchs, mit seltsamen Symbolen und zwei Blumenkübeln ohne Inhalt verziert und einem großen Kreis in der Mitte.
Je länger Klaus den Wegpunkt betrachtete, desto mehr Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Spieleprogrammierer beschlichen ihn. Gozudin wollte schon einfach vorbeilaufen und dem Weg folgen, da rief ihn Klaus zurück und wies ihn auf den Wegpunkt hin.
“Hey Gozudin, willst du nicht den Wegpunkt aktivieren?”
“Das Wegpunktesystem der Horadrim mag uns auf dem Rückweg tatsächlich von Nutzen sein, wozu sollten wir aber jetzt schon damit Zeit vergeuden?“
“Meine Füsse brennen, dein Inventar dürfte inzwischen wieder voll sein und wenn du abnippelst, brauchst du nicht mehr die ganze Strecke hierher latschen. Außerdem friert man sich hier draußen noch den Arsch ab.”
“Der Weisheit Eurer Worte kann ich mich nicht entziehen, auch wenn ich diese Verzögerung ungern in Kauf nehme.“
Gozudin stellte sich in die Mitte des Kreises und WUSCH schossen bläuliche Flammen aus den zwei Blumenkübeln auf der Bodenplatte empor. Klaus war zuerst etwas erschrocken zurückgewichen, stellte sich dann aber vorsichtig in die Mitte und wartete. Nichts geschah. Gozudin schickte sich wieder an, weiterzulaufen und Klaus spürte einen leichten Anflug von Panik. Jetzt noch weiterzulatschen bedeutete den sicheren Exitus für seine geplagten Füße – länger als die vergangenen 15 Minuten konnte doch kein normaler Mensch der Welt durch diese Gegend laufen! Unwillig nahm er die Notiz seines Unterbewusstseins zur Kenntnis, dass Gozudin vielleicht nicht in diese Kategorie gehörte.
“Gozudin, was ist jetzt?”
“Ich, äh, dachte, dass ich die gesammelten Gegenstände hier neben dem Wegpunkt auf den Boden legen könnte und wir nach siegreicher Rückkehr gleich mehrmals ins Lager mit vollem Inventar zurückkehren könnten. Der Sieg wäre umso, hmpf, eindrucksvoller für die Jägerinnen.“ erklärte Gozudin ein bisschen kleinlaut.
“Du alter Schwerenöter willst wohl eine von den Zopfträgerinnen beeindrucken, was? Aber dass die Monster hier sich einfach bedienen und uns mit dem angreifen, was du so bereitwillig zur Verfügung stellst, fällt dir wohl nicht ein, he? Nein, sag’ nichts, ich erinnere mich da an was… den Monstern sind die Sachen total schnuppe, aber ist ja eh egal, denn das Zeug wird einfach verschwunden sein, bis wir zurückkommen. Ade schöne Goldmünzen, kann ich da bloß sagen!”
“Ihr mögt Recht haben, dass bei zu langer Verweildauer unsere Beute nicht mehr an diesem Platz zu finden ist. Aber in einem Punkt muss ich Eure umfassenden Kenntnisse demütigst erweitern, wenn nicht gar korrigieren: es sind sehr wohl die Monster, welche unbenutzte Gegenstände wiederverwerten. Wohl nicht im Kampfe gegen uns, jedoch sehr wohl für weitere Begegnungen mit anderen Streitern des Lichts. Oder woher sonst sollten derartige Mengen an Beute zur Verfügung stehen? Nun denn, so werden wir wohl für kurze Zeit ins Lager zurückkehren.“
“Hab’ ich das richtig verstanden, die Monster schnappen sich die Gegenstände, wenn sie sehen, dass wir uns lang genug nicht darum gekümmert haben, damit sie später etwas als Beute zurücklassen können? Und im Lager? Gibt’s da auch so ’ne Recyclingaktion von den Jägerinnen?”
“Nun, im Lager versteht es sich wohl von selbst, dass nicht die Monster alles wegräumen können. Aber es gibt dort sicher einen Händler, welcher selbst überflüssige Gegenstände zu verkaufen sucht.“
”Und ich hab’ mich schon gefragt, woher Gheed solchen Schund hat...”