guten Morgen an alle Leser
Ich wollt das Teil hier nur mal hochschubsen .. nee, Spass
Man merkt immer erst, wieviel man geschrieben hat, wenn man fertig ist. Aufgrund eben dieser Länge bin ich bis gestern auch nicht fertig geworden. Aber dafür heute extralang, ein neuer Tag.
Rechtsschreibfehler sind wie immer beabsichtigt, ich habe hier keinen, der den Spass nochmal querlesen würde.
Tag 12 "Organhandel"
Es war dunkel, man konnte kein Bierkrug vor seinen Augen erkennen. Ich wusste nicht sofort wo ich war, meine nackten Füsse verrieten mir jedoch, dass ich nicht in unserem Zimmer war, sondern irgendwo im Urwald. Durch die Gegend stolpernd versuchte ich, irgendeinen Hinweis auf die Richtung zu finden, in der der Hafen und damit mein warmes Bett lag. Ein Summen drang an meine Ohren und wurde immer lauter, bis es alle anderen Geräusche der nachtaktiven Tiere verdrängt hatte. Ich durchkramte meine Taschen nach etwas , was Licht ins Dunkel bringen sollte. Wie gut ,dass ich mein Urwald-Survival-Kit-für-Söldner Version 2 dabei hatte. Das enthielt alles was ich brauchte, zu einem unschlagbar günstigem Preis. Wenn ich jetzt die Nummer 0180-Kurast anrufen würde, bekäme ich glatt noch einen formschönen ledernen Flachmannhalter dazu. Verdammt, ich hätte nicht bis spät in die Nacht noch den Kurast-Shoppingkanal schauen dürfen.
Die Verpackung klemmte und ich brauchte eine Weile, um endlich das Feuerzeug rauszukramen. Währenddessen wurde das Summen immer lauter. Mit einer schnellen Bewegung entfachte ich die Flamme und wirbelte herum, um die Quelle dieses Summens zu finden. Mehrere Augenpaare blickten mich geifernd an und ich konnte erst nicht glauben, was ich da sah. Riesige Mücken zuckten mit ihrem Stachel herum und bereiteten sich auf den Angriff auf mein 2. kostbarstes vor - mein Blut. Schreiend wachte ich auf und versicherte mir selber, dass so etwas Riesiges niemals existieren könne. Nach ein paar Atemzügen beruhigte ich mich wieder und erwischte noch 1 bis 2 von den nervtötenden Mücken, die mich regelmäßig zerstachen. Voller Genugtuung über meinen Sieg gegen die Blutsauger packte ich mich wieder aufs Ohr.
Mein Morgen war durch diese nächtliche Unterbrechung abermals nicht der beste. Heute war ich sogar bereit, mit Madam durch den Dschungel zu hopsen , um irgendeine stupide "Aufgabe" zu lösen. Hauptsache ein wenig Metzeln um die Lebensgeister zu wecken. Sichtlich ausgeruhter kam eine halbe Stunde nach mir die Zauberin aus dem Bett gekrochen und rannte gleich zu Cain, um nach einer neuer Aufgabe zu betteln. Der hatte keine Zeit für sowas und riet uns, doch mal Ormus zu befragen. Grade Ormus, den man selbst mit Hinterwäldisch(in Rätseln)-Hochdeutsch(klar verständlich) kaum verstehen konnte. Nach zähen Versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen ( wir wurden durch das Blättern im Buch immer wieder unterbrochen ), entlockten wir ihm eine Aufgabe.
Ormus erzählte uns , er sei der örtliche Vertreter vom roten Kreuz und er hatte letzte Woche ihm höchst wichtige Organe für eine Transplantation verloren. Wie man so etwas verlieren könnte, hakten wir nach. Ormus berichtete vom letzten Schulausflug der Klasse 5b der Schinderschule. Voller Stolz hatte er über seine Arbeit erzählt und am Ende des Tages mit Bestürzen festgestellt, dass eben jene Organe verschwunden waren. Die Schulklasse musste seiner Meinung nach etwas damit zu tun haben. Damit war die Aufgabe klar. Organe zu Ormus, Kinder befragen. So kurz und knapp konnte er sich wohl aber nicht ausdrücken und es war schon später Vormittag, als wir aufbrachen. Ein Auge, ein Herz und ein Gehirn standen auf unserer Liste, aber meine Gedanken schwirrten eher um die Tatsache, dass sich Ormus die Lippen geleckt hatte, als er von den Innereien sprach. Ein Summen riss mich prompt aus meinen Gedanken und ich blieb wie angewurzelt stehen. Mücken, riesige Mücken rasten auf uns zu. Ein wilder Kampf entbrannte zwischen uns und dem Getier und jedesmal, wenn mich ein Stachel dieser Biester traf, spürte ich förmlich, wie mir meine Kraft entzogen wurde. Ich war nach ein paar Pieksern so K.O., dass ich nicht einmal mehr weglaufen konnte. "Wieso zur Hölle greifen die nur mich an?" schrie ich fragend die Zauberin an. Die zuckte nur mit den Schultern und in dem Moment überkam mich eine Übelkeit, die ich kaum beherrschen konnte. Meine Nase hatte mir die Antwort auf meine Frage gegeben. Ich hatte einen gewissen Stolz und eine Verpflichtung der Söldnergilde gegenüber, immer frisch gewaschen loszuziehen. Bei den Zauberinnen schien so etwas nicht Vorraussetzung zu sein.
Wir drangen immer tiefer in den Urwald vor und trafen nur hier und da auf weitere Mücken und kleinen Gruppen von Fröschen. Da es schon recht spät war, entschlossen wir uns, so langsam Mittag zu machen und liessen uns neben einem grossen Baum nieder. Oder besser, wie wollten uns setzen. Kaum da wir unsere Sache auf den Boden geworfen hatten, trat der Baum zur Seite und unsere Rucksäcke lagen wieder in der prallen Sonne. Ich war zu perplex um etwas zu unternehmen, die Zauberin hingegen trat mit voller Wucht gegen den Baum, ihren Frust entladend. "Nicht treten, nicht ärgern bitte" kam uns schreiend ein Typ entgegen gerannt. "Die Bäume werden schnell agressiv!" rief er weiter, doch die Warnung kam zu spät. Der Baum hatte bereits ausgeholt und der Zauberin einen derben Schlag verpasst, dass sie taumelte und fast hingefallen wäre. Ich stellte mich schützend vor sie und wich einigen Schlägen gekonnt aus. Da brach auch schon die Hölle auf Erden aus und es regnete wieder Feuer vom Himmel und der wandelnde Baum war nur noch wandelnder Koks. Der Rufende hatte uns erreicht , stellte sich als örtlicher Holzfäller vor und warnte uns vor weiteren agressiven Bäumen. Ihm sei ein Zauber misslungen, der die Bäume lebendig machte und zur Sägemühle wandern liesse. Statt willenlos in ihr Kreissägengrab zu wandern, hatten die Bäume ihren eigenen Willen bekommen und waren sehr reizbar geworden. Mich für die Warnung bedankend wollte ich bereits weiter ziehen, aber die SIE musste ja ihm noch einen Vortrag über die Anwendung von Magie und dessen Gefahren halten. So vergingen etliche Minuten, aber schliesslich ging die Reise weiter.
Plötzlich drang Kinderlachen an meine Ohren und das liess meine Schritte beschleunigen. Wenn hier schon Kinder waren, so konnten die uns bestimmt auch mit den Organen helfen oder wenigstens einen Tipp geben.
"Wolle kaufe ? Wolle scharfe Messer kaufe ?" rufend rannten ein Dutzend Kinder auf uns zu und präsentierten uns ihre Messer. Da waren einige wirklich schöne Arbeiten darunter und laut meinem Buch "Führer durch den östlichen Dschungel" war der Verkauf von Messern die eine Haupteinnahmequelle der Eingeborenen. Führungen für Touristen durch den Urwald war die andere, obwohl ich bezweifelte, dass sie damit viel Geld verdienen konnten.
Die Kinder umringten laut ihre Ware anpreisend die sichtlich genervte Zauberin und hofften auf ein Geschäft, sie jedoch warf eisige Blicke jedem einzelnen zu. Anscheinend konnte sie mit Kindern einfach nichts anfangen, dabei wollen die doch nur etwas Gold verdienen.
"Mir reichts langsam!" brüllte die Zauberin plötzlich in ohrenbetäubender Lautstärke. Ich wirbelte um meine eigene Achse und sah grad noch so, sie eigentlich meinte. Ein kleiner Junge hatte ihr einen Streich spielen wollen und sie mit einem Blasrohr mit grüner klebriger Flüssigkeit bespuckt, dem Sekret der Frösche nicht unähnlich. "Ich hab die Sachen gerade gewaschen! WER WAR DAS ?" donnerte sie und versuchte am nahegelegenen Fluss die schmutzige Kleidung notdürftig zu reinigen. 2 Kinder im Huckepack traten von hinten an sie ran und wollten ihr helfen, die Kleidung zu trocknen. Dabei gingen sie etwas ungeschickt vor und ihr gutgemeinter Feuerstoss kokelte ihr Haar ein wenig an. Von diesem Moment stand die Zauberin auf Kriegsfuss mit den Eingeborenen. Jeden Entschuldigungsversuch strafte sie mit Missachtung und teilte alles aus, was die Magie ihr erlaubte. Kind um Kind fiel den Flammen zum Opfer, ich hingegen versuchte, schnell noch einige in Sicherheit zu bringen. Während einige von ihnen entkamen, vernahm ich noch Wortfetzen wie "Schinderdschungel" und "Rache". Wir hatten uns also wieder einmal Feinde gemacht.
Eine kleine Gruppe rannte in die entgegengesetzte Richtung in ihr Dorf und wir setzten zur Verfolgung an. Es reichte der Zauberin mal wieder nicht, alles zu grillen, was sich bewegte. Sie klaute den Kindern auch noch ihr Taschengeld, was diese bei ihrem Tod aus den Taschen verloren hatten. Während sie mit dem Aufsammeln beschäftig war, schaute ich mich ein wenig um und entdeckte noch einen kleinen Kerl, der im Dickicht des Waldes kauerte.
Ohne gross Druck ausüben zu müssen, zeigte er nach meiner Frage nach dem Verbleib der Organe in Richtung eines Höhleneingangs setzte dabei ein nervöses Grinsen auf.
Enge Höhlen und Gänge waren noch nie meine Lieblingsorte gewesen, es blieb einfach kaum Raum für Fluchtwege, sollte die Gefahr zu gross werden. Dazu kamen noch die hitzigen Attacken der Zauberin und wenn ich zu dicht neben ihr stand, fing ich immer so jämmerlich an zu schwitzen und das musste ich mir in der sowieso schon schwülen Wärme nicht auch noch antun. Mir fiel noch ein Schild vor der Höhle auf, kurz bevor wir sie betraten. "Wegen Dreharbeiten gesperrt. Wenn das rote Licht an ist, absolute Ruhe.". Ohne auf diese Warnung zu achten, polterten wir durch die Höhle.
Wir bogen um etliche Ecken und standen plötzlich einer Meute von riesigen Spinnen gegenüber. Lieber auf Nummer sicher sehen, dachte wohl die Zauberin und fackelte nicht lange. Spinne um Spinne fiel dem Flammenangriff zum Opfer und wer dem Inferno entkamt, machte mit meiner Lanze Bekanntschaft. Spinnen zählen für mich zu den Tieren, die keine Gnade erfahren, sollte ich auf sie Treffen - einfach widerlich. Wir durchforsteten die gesamte Höhle und stiessen irgendwann auf eine Sackgasse in der einsam eine Kiste stand. Schon schwang die Truhe auf und ein leblose Auge auf Eis blickte uns an. Erfolg auf der ganzen Linie. Behutsam verfrachteten wir das erste Organ in den Rucksack der Zauberin und suchten den Weg zurück zum Ausgang. Kurz bevor wir diesen durchqueren wollten, sprang uns ein kleiner Mensch mit hochroten Kopf entgegen. "Was soll der Scheiss?" wetterte der uns an. "Wie kommt ihr dazu die armen Schauspieler zu töten? Den Schaden werdet ihr mir ersetzen, sonst könnt ihr was erleben". Ungläubig schauten wir uns gegenseitig an. "Schauspieler?" kam wie aus einem Munde von der Zauberin und mir. "Ja Schauspieler! Habt ihr das Schild nicht gelesen. Wir drehen hier 'Rückkehr der Spinnenmonster aus dem All' !!". Auf vorsichtige Nachfrage hin, erzählte uns der Produzent von der Vermietung der Höhle durch die Schinderenklave. Sie hatten irgendein Problem mit einem grossten Menschen im Hafen von Kurast und suchten dringend eine Einnahmequelle, was für das Filmteam ziemliches Glück bedeutete, da sie vorher nach geeigneten Höhlen gesucht hatten, aber bis dahin erfolglos blieben.
Zähneknirschend zückte die Zauberin ihren Goldbeutel und drückte dem Produzenten eine nicht kleine Summe in die Hand. Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man so etwas wohl, denn dieses Gold hatte sie vorher von den toten Kindern geraubt. Andererseits bedeutete das wieder leere Kassen und Verzicht, wo es nur ging.
Unsere Freude über den Fund des Auges durch das Abdrücken dieser enormen Geldsumme etwas vermindert, kehrten wir mit Hilfe eines Portals zu den Docks von Kurast zurück und überreichten Ormus das Auge, der völlig abdrehte und sich über 5 min bei uns bedankte.
Die Geldstrafe an diesem Tag hatte noch weitere Auswirkungen, die mir erst später bewusst wurden.
Ohne das Geld konnte sich die Zauberin keine Busfahrkarte leisten , was bedeutete, dass wir den langen Weg abermals zurücklegen mussten, wollten wir uns wieder auf die Suche nach den restlichen 2 Organen begeben. Für heute war allerdings erst einmal Schluss, völlig K.O. wollten wir beide nichts mehr erleben oder gar noch einen weiteren Schritt gehen.