Die Erklärung mit dem Schrumpfkopf, der nach dem In-die-Flasche-stecken durch eine Flüssigkeit sich wieder aufbläht und die Flasche vollkommen ausfüllt, war auch mein erster Lösungsansatz. Immerhin sind die gerade noch erkennbaren menschlichen Gesichtszüge ähnlich dem, was man nach so einer Prozedur erwarten würde
und die Familie, aus der dieser "Konservierte Kopf" kommt, heißt auch noch "Schrumpfköpfe".
Nachdem ich mich aber pseudowissenschaftlich schlau gemacht habe, wie das mit einem
Schrumpfkopf so funktioniert, habe ich gewisse Zweifel an der Methode bekommen. Am meisten hat mich irritiert, dass der Kopf noch so etwas wie ein erkennbare Form hatte, Wangen, Nase, Augen - das alles hätte ich mir bei der Schrumpfkopf-in-Flasche Variante etwas, hmmpf,
ballonförmiger oder zumindest unkonturierter vorgestellt. Was mich zu einer neuen, für mich plausibleren Erklärung führte:
Der Kopf ist unbehandelt, komplett, mit Knochen und Augen und Hirn und sonst, was so hineingehört. Okay, man ließ ihn noch ausbluten. Aber man hat ihn nicht in eine Flasche gesteckt.
Die Nekromanten nutzen ein Naturharz, das wie
Plexiglas transparent ist - das vielleicht noch eine gelbliche Trübung besitzt, aber so transparent ist, dass man es für Glas halten könnte. Und der Kopf kommt in eine annähernd kugelförmige Gießform, welche mit eben diesem Harz ausgegossen wird. Die aufwändigste Prozedur ist dann die Politur des flaschenförmigen Objekts (schließlich hat die Kugelform auch einen Anguss), damit diese glatte, durchsichtige Oberfläche entsteht.
Der Vorteil dieser Vorgehensweise? Der
konservierte Kopf kann als gruselige Schlagwaffe genutzt werden, bei einem ordinären Kopf-in-Glasflasche wäre ein wesentlich vorsichtiger Umgang dringend anzuraten. Gleichzeitig bleibt der Kopf konserviert, da er luftdicht abgeschlossen ist. Bei älteren Objekten kommt noch mehr Gruselfaktor dazu, da der sich dennoch zersetzende Kopf in geringem Maße bewegen kann und ein verfaulender Kopf einfach noch ekliger ist. Außerdem bleibt er vollständig, es geht also keine spirituelle Kraft verloren, nur weil man unbedingt dsa Gehirn durch diese Nase herausgezogen hätte oder weil man mühevoll die Struktur und Form (sicher auch im spirituellen Sinne) gebende Knochenmasse entfernt hätte.
Der rote Abschluss ist somit kein Flaschenverschluss mit Korken, Wachs oder sonst so was. Das ist die Lederumreifung für den Griff und zum Schutz vor dem relativ scharfkantigen Anguss.
Für die Nekromanten zählt allerdings so etwas wie "wer hat den coolsten / grusligsten / ekligsten Schrumpfkopf" nicht als wertsteigerndes Merkmal. Ihnen geht es darum, die Kraft des ehemaligen Kopfträgers zu bündeln und zu bewahren.
Mit ihren aufwändig zu erstellenden
konservierten Köpfen haben sie damit gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wie es so schön heißt. Zum Einen gelingt es niemandem, durch bloßes Zerschlagen der "Flasche" die Energie / das Chi / den Geist des Getöteten zu befreien. Auch einen Korken, den man mal eben aus der "Flasche" ziehen könnte, um den Geist entweichen zu lassen, gibt es bei dieser Harzversiegelung nicht.
Zum Zweiten bleibt der Kopf "intakt", es muss nicht durch komplizierte Zaubersprüche das Wesen des bedauernswerten Kopfspenders in ein paar armseligen Überresten gefangen gehalten werden, bis die Konservierung abgeschlossen ist.
Zum Letzten besitzt der Nekromant von Welt damit ein stumpfe Schlagwaffe. Es mag sich nun so mancher fragen: warum sollten die Nekromanten jemanden mühevoll erschlagen, wenn er doch so entsetzliche Waffen wie seine Untotenarmee, seinen blindlings ergebenen Golem oder auch seine allverheerende Kadaverexplosion beherrscht? Es wird dabei wohl übersehen, dass diese magisch gestärkte Keule nicht zum
Totschlagen, denn eher zum
Bewußtlosschlagen oder auch einfach nur zum kampfunfähig machen benutzt wird. Denn womit kann ein wissensbegieriger Nekromant eher experimentieren als mit einem noch zuckenden, bebenden Körper?
Ich wünsche euch noch eine sanfte, unbesorgte Nachtruhe. Mögt ihr morgen noch im Besitz all eurer Gliedmaßen und Organe aufwachen....