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[Story] Dunkle Zeit

ja wenn man auf der arbeit etwas zeit hat...

nu aber los weiterschreiben

kritik oder lob kommt noch

aber doch wohl eher lob ^^
 
So, ich glaube ihr seid die ewigen "zu spät"-Entschuldigungen schon leid, hm? Naja, ich wollte aber, dass das fünfte Kapitel im Ganzen erscheint, weil es eine wichtige Schlüsselszene ist...
Also, viel Spass (und ich hoffe die Länge ist diesmal ausreichend - oben gibt es noch das letzte Update vom Vierten Kapitel)

Kapitel Fünf

Es war kaum zwei Stunden später, da sie wieder aus dem Wagen traten und doch hatte sich alles verändert.
Marco und Ulthar hatten ihre Kleider abgelegt und trugen die Verkleidung, die Thomas für sie gemacht hatte. Die Arme und Beinen der beiden staken in dicken, geschmiedeten Schienen, aus denen sich absurde Stacheln wanden und die in einem normalen Kampf viel zu schwer gewesen wären, um sie sinnvoll einzusetzen. Damit aber nicht genug, mussten sie auch noch Brustpanzer tragen, die von fantasievollen Fabelwesen bedeckt waren Über Marcos Harnisch zog sich ein Ungeheuer, das wohl aus Eis erschaffen sein sollte, während Ulthar einen Drachen präsentierte.
Höchstwahrscheinlich sollten diese beiden wohl Fesithzu und Axshansis, die beiden Hauptgötter der Elementarkirche darstellen, aber dessen war sich Ulthar nicht hundertprozentig sicher.
Diese Verkleidung, glaubte Ulthar, sollte wohl exotisch wirken, verfehlte dieses Ziel aber genau um den Grad, der sie eher komisch und entwürdigend machte.
Er bewunderte die Weisheit des Spielmannes, obwohl er vieles gegeben hätte, eine richtige Rüstung zu tragen. Das war genau das, was die Leute wollten. Diese Fremdartigkeit, die so übertrieben war, dass jeder auf den ersten Blick die Banalität des Ganzen entdecken konnte, diese feste Stufe in die Realität, die sie für die Augen wieder menschlich machte und die die Menschen brauchten, um nicht in Furcht und Schrecken versetzt zu werden.
Doch es war nicht nur ihre Verkleidung, die ihnen den Anschein gab, Teil einer anderen, fremden Existenz zu sein, nein, es war, als hätte sich die Natur selbst gewandelt, um Platz zu schaffen für eine Bühne, auf der heute mehr passieren sollte, als ein simples Schauspiel.
Die Dunkelheit war in die bekannte Welt gekrochen und hatte alles Fröhliche, Farbenfrohe des Tages ausgelöscht. In jeder Minute, in der sie fortschritt, brach die Kruste der Realität weiter auf und brachte die Abgründe, die darunter lagen zum Vorschein, Abgründe in die man fallen konnte, ohne jemals den Ausgang wieder zu finden. Tod, Verderben, Wahnsinn - die dunklen Seite der Seele kamen in der Nacht hervorgekrochen.
Die Fackeln am Rande der Bühne brannten in scharfen Kontrast dazu hell und gleißend und verwandelten diesen einen Punkt inmitten der Dunkelheit in eine Projektionsfläche flackernder Schatten und Lichtblitze.
Auch der Wagen hinter ihnen hatte sich verwandelt. Die Plane über ihm wurde von dem leichten Nachtwind hin und her geweht und abertausende winzige Schatten krochen im Rhythmus der Flammen auf und ab und ließen ihn fast schon wie ein lebendes Wesen erscheinen. Wie die Verkörperung der Dunkelheit, ein Sprungtor des Irrealen in die Realität wirkte er, trutzig, abweisend und dennoch seltsam anziehend.
Die gesamte Umgebung hatte etwas erotisches an sich, dessen Anziehungskraft sich Ulthar nicht entziehen konnte. Die Welt schrumpfte auf die wenigen Meter zusammen, die die Flammen erleuchteten, alles was dahinter lag, schien verschunden, unwichtig und längst im Buch des Vergessens versunken.

Die Vision traf ihn völlig unvermittelt. Er sah sich selbst in diesem Feuertanz stehen. Er war nackt und sein Körper glitzerte von Schweiß, der perlend über seine helle Haut lief. Ulthar sprang im Rhythmus einer seltsamen Musik, die er selbst nicht kannte, auf und ab. Seine Glieder zuckten durch die Luft, ekstatisch, wild. Ein tiefer, moschusartiger Duft erfüllte die Luft, ließ sie langsam wie schweren Wein die Kehle hinabrinnen. Ulthar spürte ein Pulsieren in seinen Adern, dessen Ursprung er sich nicht erklären konnte. Sein Blut schien zu kochen, es raste durch seine Adern in seinen Kopf, seine Glieder, sein Herz pumpte und pumpte - und dann sah er die Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand.
Sie war ebenso nackt, wie er und doch war sie anders. Sie war wunderschön. Ihr langes, pechschwarzes Haar fiel in sanften Wellen auf die schmalen Schultern, den Rücken hinab bis zu den festen Pobacken. Der ganze Körper schien wie aus einem einzigen Fluss zarter Wellen zu bestehen, nichts störte diese übernatürliche Reinheit. Ihr Busen, ihre Schenkel, alles fügte sich zusammen zu einer Gestalt, deren Anblick ihm den Atem raubte.
Ulthar sah das alles und doch sah wer es nicht. Es war, als weigerten sich seine Augen, diese geballte Schönheit zu fassen. Er konnte nur Einzelheiten erkennen, niemals das Ganze. Die Frau drehte sich um und Ulthar sah, dass ihr Gesicht von einem dunklen Schleier verhüllt war, den zwei goldene Schlangen hielten, die sich um ihren Kopf wandten. Er war im Zentrum des Feuers stehen geblieben, aber die Frau störte sich nicht darin. Ihre Arme begannen sich in einem Tanz zu verflechten, der bald den ganzen Körper erfasste. Ulthar wurde fast verrückt von den nie gekannten Empfindungen, die auf ihn einströmten. Sein Verstand wusste nicht, was er tun sollte, aber sein Instinkt schrie ihn an, diese Frau zu nehmen, seine Lippen über die Brüste gleiten zu lassen, die zarten Brustwarzen zu liebkosen und das zu erkunden, was zwischen ihren Schenkeln lag.
Er war bereit, als sie sich langsam auf ihn zu bewegte, er würde keinen Widerstand leisten, sondern sich dieser Schönheit hingeben, sie auskosten, bis sie ganz ihm gehört, bis ihre beiden Leiber eins werden würden.
Ulthar konnte die Menschen sehen, die sich versammelt hatten, um dem Schauspiel beizuwohnen, aber ihre Körper waren außerhalb der Flammen eine wogende Grenze zur Dunkelheit, nicht mehr als huschende Schemen, immer wieder unterbrochen durch Lichtreflexe in den geöffneten Augen. Ulthar spürte die Faszination der Menschen, dieser Balanceakt aus Vorfreude und Angst vor dem Unbekannten, diese ungeheure Anspannung, die die Luft durchsetzte und beben ließ. Immer wieder verschwanden die Schemen hinter den Schlieren heißer Luft, die wirbelnd aus den Fackeln brachen. Sein Atem ging schneller und schneller, schien ebenso heiß wie die Flammen zu sein...
Die Vision brach so abrupt ab, wie sie gekommen war

Ulthar schüttelte zweifelnd den Kopf.
Was war mit ihm los?
Der Ort hatte von einem Moment auf den anderen seine Magie verloren. Noch immer wirkte das Zusammenspiel der Dunkelheit und der Flammen abenteuerlich und magisch – Und doch fehlte etwas.
Die Plane über dem Wagen war wieder eine Plane und hinter den Flammen schälten sich deutlich menschliche Gesichter aus der Dunkelheit. Einigen davon konnte er sogar Namen zuordnen.
Er sah sowohl Tarons Büßergewand, als auch Bai und Airos, die sich aber merklich weit im Hintergrund hielten und dem Schauspiel mit einiger Skepsis zu harren schienen.
Was war das eben?
Ulthar ging wieder hinter den Wagen und ließ nervös sein Schwert durch die Luft pfeifen.
Was war das eben gewesen? Und wer war diese Frau?
„ Wann geht es los?“, fragte er schließlich Thomas, der neben einem der Räder im Gras saß.
„ Wenn die Stunde geschlagen hat. Keine Ungeduld, junger Freund, wir wollen doch das Publikum nicht erschrecken.“
Ulthar zuckte mit den Schultern und ließ sich ebenso auf das Gras sinken. Er war verwirrt. Wenn er die Augen schloss, sah er die Frau deutlich vor sich stehen, konnte er erneut ihren Körper auskosten, dann war es ihm, als spürte er die Wärme des Feuers erneut auf seiner Haut. Und doch war eine solche Vision nie dagewesen. Hatte er sonst Bilder gesehen, so wusste er, dass sie irgendwo in der Vergangenheit lagen. Aber das, das schien die Zukunft gewesen zu sein. Wäre das möglich? Er wusste es nicht. Nach einer Weile trat Stephanus lautlos wie ein Schatten aus der Dunkelheit hervor.
„ Es ist soweit, es sind alle da. Wir sollten beginnen.“
Marco und Ulthar kauerten sich neben den Wagen, sodass sie von dem Publikum nicht gesehen werden konnten, selbst aber einen guten Blick auf ihre Bühne hatten.
„ Ihr kennt den Ablauf?“, fragte Stephanus im Vorbeigehen. „Ihr kennt die Regeln eures Spiels?“
Ulthar und Marco signalisierten mit einem Nicken, dass sie für die Vorstellung bereit waren.
Thomas eröffnete den Abend mit einigen drolligen Einlagen, die er mit erstaunlicher Souveränität meisterte, daran schlossen sich einige akrobatische Kunststücke, die er zusammen mit Stephanus ablieferte.
Genauer konnte Ulthar es nicht beobachten. Immer wieder versuchte er seinen Blick auf das Geschehen zu lenken, aber es funktionierte nicht. Wieder und wieder glitten seine Gedanken ab, zu seiner Vision, zu seinem Einsatz, zu Rico, zu Darheimsgard. Es war unglaublich, welches Gefühlschaos in ihm tobte. Seine Hände waren schweißnass und zitterten vor Spannung auf den bevorstehenden Auftritt und er glaubte selbst fast nicht mehr daran, dass dieser Abend gut ausgehen würde – dann war es soweit.
Marco drückte ihm sanft auf die Schulter.
„ Viel Glück...“ murmelte er.
Ulthar sah, dass sein Bruder ebenso aufgeregt war, wie er und mit einem Mal war der Streit am Nachmittag vergessen. Was zählte, war das hier und jetzt und Ulthar war entschlossen, es zu nutzen.
Er federte sich sanft in den Stand und lief in den Kreis aus Flammen. Als er dort angekommen war, hatte Thomas seine Ansage beendet und Ulthar hob die Flöte an den Mund.
Wieder war es, als verschwimme die Welt. Sobald die ersten Töne das Instrument verließen, war alles verschwunden. Einzig die Flammen waren geblieben, das glühende Feuer, dass in stetigem Tanz auf und ab tobte. Flammen ringsum, Flammen, die im Takt der Musik an- und abschwollen.
Bilder strömten auf ihn ein. Bilder von Darheimsgard und dem Feuer, das sein Leben vernichtet hatten. Flammen, die den alten Ulthar getötet hatten und einen Heimatlosen in die Welt gespieen hatten. Einen Menschen ohne Schuhe, ohne Geld, der sich ungeschützt den Gefahren der Welt gegenüber sah. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er keines der Lieder spielte, die er kannte, sondern dass diese Melodie, die das Instrument verließ das war, was seine Finger aus dem Strom seiner Gedanken machten. Es war die Grabesmelodie für Darheimsgard und seine Bewohner, der Trauermarsch nicht nur für hunderte Unschuldige Leben, sondern auch für ihn und seinen Bruder, die ebenso von den Flammen vernichtet worden waren.
Es war eine zarte, zerbrechliche Melodie die die Luft erzittern ließ und doch schien sie stark genug, um alles, was um sie herum war zu einem gigantischen Scherbenhaufen zerbersten zu lassen. Die Menschen hielten den Atem an, ob der unglaublichen, tödlichen Schönheit, die sich vor ihnen aufbaute und es ward Ulthar, als würde er auf den Schwingen seiner eigenen Lieder seinen Körper verlassen, aufsteigen in andere Sphären und alles hinter sich lassen, als er die Melodie in einem langen Bogen dem Ende zuführte.
Die Finger lösten sich langsam, fast widerwillig von dem warmen Holz, mit dem sie in den letzten Minuten eine so perfekte Symbiose eingegangen waren und die Töne schienen unendlich lange in der dunklen Nacht nachzuhallen. Die Gesichter der Menschen waren fassungslos und nicht wenige Augen glitzerten feucht im Feuerschein.
Ulthar merkte, dass auch seine Wangen von salziger Feuchtigkeit benetzt waren und wischte sich verschämt die Tränen aus den Augenwinkeln, während er sich verneigte. Donnernder Applaus brach los, als der Bann der Musik die Menschen freigab. Erst zögerlich, dann immer schneller knallten die Hände der Menschen aufeinander, als Ulthar langsam wieder in den Schatten verschwand. Er sah nur kurz Stephanus’ fragendes Gesicht, bevor der Krieger in dem Flammenkreis verschwand, um nun seinerseits eine musikalische Darbietung zu vollführen.
Thomas setzte sich in den Staub und holte seine Laute hervor, während Stephanus auf die Knie sank und seine Arme, Schwingen gleich, ausbreitete.
Thomas strich sanft über die Saiten und ein einziger Ton stieg in den Nachthimmel, langsam, fast schon ängstlich, bevor er wieder nieder sank und verschwand. Noch einmal hob sich die Hand und ein neuer Klang erfüllte die Nacht. Leise erhob sich Stephanus Stimme vom Boden her, tief und sehnend das perfekte Gegenspiel zu Thomas’ Instrument.
Es bedurfte keiner langen Zeit, um zu erkennen, dass das intonierte Lied aus Kuronia stammte. Die Töne wirkten so fremd und exotisch, dass sie nur aus einer Welt abseits dieser Zivilisation entsprungen sein konnten.
War Ulthars Lied ein Kunstwerk der absoluten Trauer und Tiefsinnigkeit gewesen, so waren diese Klänge melodiegewordene Sehnsucht. Ein leises Beben in Stephanus Stimme ließ die Noten abgründiger werden, ehrlicher, erlaubte es den Anwesenden hinter die Kulissen zu sehen. Stephanus besang die großartigen Kunstwerke seiner Vorväter, die heroischen Schlachten gegen die Dämonen, aber das war es nicht, was er wollte.
Ulthar wusste in diesem Moment, dass sich der Krieger nichts sehnlicher wünschte, als an seinen Geburtsort zurück zu kehren, die Länder noch einmal zu sehen, in denen er aufgewachsen war, seine Freunde – und dass er doch wusste dass er dieses Ziel nicht erreichen konnte.
Dieses Sehnen musste sein Herz fast sprengen, als er sich erhob, noch immer die Hände ausgebreitet und die Augen geschlossen. Er schien verzweifelt, hilflos und doch so stark, dass es diesmal Ulthar den Atem raubte.
Plötzlich waren die ausgebreiteten Arme dunkle, gefiederte Schwinge, die aus dem Rücken des Kriegers ragten. Er trug eine lange, schneeweiße Kutte, die sein Gesicht verbarg. Hinter ihm erhob sich eine Stadt, ebenso rein und schön wie er selbst. Kuppeln von so unnatürlicher Perfektion, die keine Menschenhand erschaffen haben konnte. Jeder Erker, jedes Türmchen und jedes Fenster wirkte so perfekt, als ob das Bauwerk nur so und in keiner anderen Form hier existieren konnte.
Ulthar wollte weinen, ob der Schönheit, die er sah, aber dann passierte etwas Schreckliches.
Eine Masse dunkler Materie traf die engelsgleiche Kreatur zwischen den Schultern. Mit einem schrillen Aufschrei, der noch immer von unendlicher Schönheit war, wurde die Kreatur nach vorn geschleudert. Selbst im Sterben war sie noch immer so schön, so unendlich, dass Ulthar sein Leben gegeben hätte, um sie zu retten.
Aber der Engel starb. Noch mehrmals versuchte er sich aufzurappeln, doch er brach immer wieder zusammen, während Dunkelheit wie schwarze Farbe über sein weißes, strahlendes Gewand lief.
Der Engel hob den Blick und in diesem Augenblick trafen erneut Wirklichkeit und Traum aufeinander und es waren Stephanus’ Züge, die hinter dem Engel zum Vorschein kamen. Noch kurz blieb der Traum, als weigerte sich die Fantasie ihren Platz in der Realität aufzugeben, ganz kurz verschwammen beide sogar und bildeten ein einziges, grässliches Ganzes, aber dann versiegte der Strom der Irrealität und räumte der Wirklichkeit wieder ihren Platz ein.
Stphanus war zusammengesunken und hatte sein Lied beendet. Er verharrte noch einige Atemzüge, dann erhob er sich und Thomas begann die große Attraktion des Abends anzukündigen.
Ulthar sah seinen Bruder an, sah die Angst in seinen Augen und ergriff seine Hand. Sie war kalt wie Eis.
„ Wir werden das schaffen, Südländer.“, sagte er grinsend.
Marco nickte und lächelte schüchtern.
„ Ja, großer Nordmann.“
Er duckte sich und lief um den Wagen, um den Flammenkreis aus einer anderen Richtung zu betreten, als sein Gegner.
Langsam trat Ulthar zwischen die Fackeln. Er atmete ganz bewusst ein und aus, fühlte in sein Inneres, um jede Nervosität zu tilgen und die Ruhe zu erlangen, die Stephanus sie immer gelehrt hatte.

Plötzlich stand er wieder in der Mitte des Kreises.
Die Frau war näher gekommen. Ulthar konnte die verführerischen Lippen erkennen, die sich unter dem Schleier abzeichneten. Er konnte sie riechen, ihr Duft drang in seine Nase und ließ ihn erbeben vor Lust. Er wusste nicht mehr was er tun sollte. Er konnte sich nicht bewegen, vermochte sich nicht zu wehren, als die Frau um ihn tanzte, so nah, so unendlich nah, dass nur wenige Zentimeter die beiden Leiber trennten. Er wollte die Arme heben, doch sie waren schwer wie Blei.
Dann war sie bei ihm. Sie drängte sich an ihn, ihre Arme umschlossen seinen Hals und zogen ihn an sie. Damit war der Bann gebrochen. Seine Hände strichen über ihre Haut, suchend, sehnend. Er küsste sie, küsste sie, als wolle er jeden Zentimeter dieser glatten, weichen, warmen Haut liebkosen. Ihre Brustwarzen reckten sich ihm verlangend entgegen und hinter dem Schleier erklang ein sanftes Stöhnen, als seine Zunge ihr Spiel mit ihnen begann.

Dann stand er plötzlich vor Marco. Ulthar versuchte sich seine Verwirrung, seine Hilflosigkeit nicht anmerken zu lassen. Und ging noch einen Schritt auf seinen Bruder. zu.
„ Seht, meine Damen und Herren nun die Attraktion des Abends.“, rief Thomas durch die Dunkelheit. „ Dies sind keine normalen Krieger, nein, dies sind die Urwesen die schon vor Anbeginn der Zeit dagewesen sind, die, die uns Menschen erschaffen haben. Fesithzu, der Herrscher des Feuers und Axshansis, das Eiswesen, dessen Kälte einen Teil der Glut Fesithzus löschte, aus dessen Asche unser Geschlecht entstiegen ist. Sie, meine Damen und Herren haben heute die einmalige Gelegenheit, diesem Kampf beizuwohnen. Sehen sie mit uns den Kampf um die Menschheit.“
Ulthar und Marco traten einige Schritte auseinander, um sich gegenseitig Raum für den Angriff einzuräumen, dann hoben sie die Waffen. Marcos hielt seinen Zweihänder quer vor die Brust, während Ulthar die Waffe drohend über den Kopf hielt, was zwar auf diese Entfernung eine denkbar ungünstige Angriffsstellung war, aber dafür viel Eindruck machte. Die Waffe schimmerte im Licht des Feuers und schien selbst den Angriff kaum noch zu erwarten können. Ulthar sah das Grinsen seines Bruders und stürmte mit einem schrillen Schrei, von dem er hoffte, dass er wie ein Drache beim Angriff klang, auf seinen Bruder los.
Er machte nicht den Fehler, brutal auf Marco loszugehen, denn das wäre sein Untergang gewesen. Stattdessen täuschte er einen leichten Hieb an und trat dann mit den stachelbewehrten Beinplatten zu, was Marco zu einem schnellen Schlenker mit der Waffe zwang.
Ulthar wirbelte herum und war plötzlich hinter Marco. Dieser aber wehrte seinen Hieb noch hinter dem Rücken ab, bevor er sich umdrehte und zum Angriff überging.
Marco ließ einen wahren Hagel an Hieben auf seinen Bruder los und spätestens jetzt wurde es offensichtlich. Etwas stimmte mit Ulthars Schwert nicht. In einem fairen Kampf, hätte spätestens der dritte Schlag seine Deckung durchbrochen und ihn zu Boden geworfen. So aber zuckte das Schwert immer im richtigen Moment genau in die Richtung, in die auch Marcos Waffe zielte. Wieder und wieder traf Metall funkensprühend auf Metall und ein ums andere Mal sah Ulthar einen verdutzten Ausdruck auf Marcos Gesicht, als wieder eine Parade ins Leere lief.
So kämpften sie eine Weile, bis der Abend beschloss, seiner Katastrophe zuzustreben. Ulthar war gerade einem schnellen Hieb seines Bruders ausgewichen und unter seinem Armen durchgetaucht. Er hob das Schwert, bereit, Marcos nächsten Schlag abzuwehren. Doch der Bruder warf sich nach links, was Ulthar keine Chance gab, den Schlag abzuwehren. Siegessicher fuhr Marco herum, bereit den Schlag wenige Zentimeter vor Ulthars Hals zu stoppen und den Kampf zu beenden. Dann strauchelte er.
Ulthar sah die fassungslos aufgerissenen Augen seines Bruders, sah das scharfe Schwert auf sich zurasen. Er wusste, dass er diese Waffe nicht stoppen konnte und dass er ihr auch nicht ausweichen konnte.
Sein Ende war hier, noch lange bevor sie ihr Ziel erreicht hatten. Gefallen durch des Bruders Hand.
Welch bittere Ironie, dachte er, als die Flammen noch einmal aufloderten.

Die Frau zog ihn zu Boden, drückte ihn mit sanfter Kraft auf den Rücken. Nun war sie es, die sich über seinen Körper hermachte. Ihr Hände hielten seinen Kopf fest auf den Boden zurück, als ihr Mund seinen Körper erkundete. Er erbebte, als ihre Zähne sanft über seinen Hals ritzten. Ihre Finger massierten seine Muskeln, kraulten, kratzten, ließen ihn reiten auf Wellen der Lust hin zu einem Ziel, das er noch nicht kannte. Ihr Körper glitt auf und ab, rieb wieder und wieder über seinen Schritt. Er spürte die feuchte Wärme, die ihn dort erwartete, wollte sie erkunden, doch er war in ihrer Gewalt, es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Dann war es soweit. Plötzlich spürte er, wie sich etwas über ihm öffnete. Ihre Schenkel glitten auseinander und er sah kurz etwas Dunkles, Rötliches im Feuerschein glitzern, dann war sie über ihm. Er glitt in sie, tiefer und tiefer, bis sie wirklich miteinander verschmolzen, ihre Körper eins wurden. Ihr Gesicht war zum Himmel gewandt, während ihr Körper sich rhythmisch vor und zurück bewegte. Ein halb sehnender, halb genießender Laut kroch über die Lippen.
Schweiß lief in zwei zarten Rinnsalen ihren Hals hinab, um ihren Busen und strebte auf ihren Bauch zu, als sie plötzlich immer schneller wurde. Ulthar wurde wärmer und wärmer. Er spürte sein Blut kochen, spürte die gesammelte Lust seinen Körper erfüllen, so dass er glaubte, platzen zu müssen. Er strebte einem Ziel zu, das heißer war, als die Flammen selbst.
Das Feuer schien so klein und unbedeutend gegen die Universen der Lust, die sich in ihnen aufbauten, entluden und sie zu zerreißen schienen, während er immer weiter in sie drang. Er spürte es, nur noch wenige Sekunden, bis sich diese Urgewalten entladen würden, er kam diesem Zentrum aller Gefühle, dieser unglaublichen, unbeschreiblichen Empfindung immer näher und näher – Und dann durchstieß er die Grenze.
In einem Strudel der Lust gefangen, dessen Explosion ihn außerhalb seiner selbst, seines Empfindens gar katapultierte, spürte er, wie Etwas in ihm erschaffen wurde, wie etwas Fruchtbares aus dieser Zusammenkunft entstammte, eine Kraft nicht annähernd so schön, wie ihre Zusammenkunft und doch ebenso zerstörerisch, tödlich und wild.

Er glitt in die Realität zurück und doch war nichts wie zuvor. Es war, als hätte er die Absurdität der Vision mit in diese Welt transportiert. Er sah die rasiermesserscharfe Klinge, die nur noch wenige Zentimeter von seinem Hals entfernt war, sah Marcos Augen, die vor Schreck weit aufgerissen waren und doch sah er mehr. Er sah Marcos Knochen unter seiner Haut schimmern, sah eine undefinierbare Masse, die wohl die Organe sein mussten und er wusste, dass er dies alles eines Tages mit einem einzigen Griff zerstören konnte.
Aber noch war es nicht zu weit. Mit einer Bewegung, die eher zum Schutz diente, als zum Angriff, zog er die Hand vor sein Gesicht, während das Schwert unendlich langsam auf ihn zuglitt.
Dann verlosch auch diese Wahrnehmung.
Ulthar spürte die Vibration in der Luft, noch bevor Marco gepackt wurde. Wie von einem Faustschlaf getroffen, flog der Bruder dann davon, wurde meterweit durch die Luft geschleudert. Ein Kreis konzentrierter Luft breitete sich wie ein Nova aus und verlöschte alle Fackeln auf einen Schlag. Helle Flammen schossen um Marco herum aus dem Boden, zuckten gierig in die Luft, wie gefräßige Schlangen aus den Tiefen des Abyssos. Die Flammenzungen leckten über das trockene Gras und mit einem Schlag roch es verbrannt und Rauch umhüllte die Szene.
Eine unheimliche, drohende Stille breitete sich aus.
 
kann nur den hut vor dir ziehen! :top:

hab den tread vor einer halben stunde entdeckt und las bis jetzt,war direkt enttäuscht als ich sah das das bisjetzt das letzte kapitel war..

was ich damit eigentlich sagen will: (untertreibung) es wäre schon ganz nett wenn du weiterschreiben könntest,..würde meiner kleinen labilen seele einen stoss versetzten wenn es am höhepunkt plötzlich aus wäre.. :go:
 
Wow sehr schönes up :) kritik hab ich keine. Ich bin gespannt wie du das fort führen wirst. Ich hoffe nur, dass er nicht das gleiche wie bei seiner Heimatsstadt macht. Ich hoffe die Frau wird noch erklärt :) Meine Vermutung wäre die Göttin des Feuers. So dass er das Gleichgewicht zu dem anderen Kerl in der schwarzen Kutte darstellt. Ich lass mich überraschen :)

mfg

Gandalf
 
Nunja, die Helden in meinen Geschichten hatten ja schon immer einen schweren Stand mit ihren Waffen und der Frage, wie sie einzusetzen sind - und außerdem einen übermäßig starken Hang zur Selbstdekonstruktion und -zerstörung, diese Frage hat ja hier auch in der Diskussion Marco/Ulthar schon eine große Rolle eingeräumt bekommen... Und sie wird durch diese Entdeckung nicht eben leichter zu klären sein!
 
Sehr gut gelungen, das Update:top: Die Szene als Ulthar das Lied auf der Flöte spielte, hat mir am besten gefallen, man konnte regelrecht mit ihm mitfühlen:top:

barb@work schrieb:
Er sah Marcos Knochen unter seiner Haut schimmern, sah eine undefinierbare Masse, die wohl die Organe sein mussten und er wusste, dass er dies alles eines Tages mit einem einzigen Griff zerstören konnte.

Was soll der Satz bedeuten? Hört sich so an, als wäre Ulthar seinem Bruder insgeheim feindselig gesonnen:eek:
 
Ich weiss noch nicht was ich vom letzten Up halten soll... irgendwie war mir da vielleicht zu viel Gefühlbeschreibungen auf einmal, glaub ich...

Vll ist's auch einfach nur der Winter, der endlich mal vorbei sein könnte :rolleyes:
 
Es tut mir aufrichtig leid, dass ich nicht mehr so oft und so lange Updates veröffentlichen kann, aber dringende Zeitprobleme halten mich zur Zeit von einer übermäßigen Beschäftigung mit meinen Gedankenwelten ab.
Ich hoffe ihr versteht das und lest die wenigen Updates trotzdem durch...
Hier ist jetzt wieder ein kleines Kapitelchen, das die Überleitung zum nächsten Handlungsstarng bringen soll, der dann endlich auch wieder ein längeres, klärendes Gespräch bringen wird, bevor die Katastrophe des ersten Teils eingeläutet wird...
Bis dahin - bitte bleibt mir treu... euer barb


Kapitel Sechs

Es war Thomas der seine Stimme als Erster wiederfand.
„ Meine Damen und Herren, danke für eure ... Aufmerksamkeit.“, stammelte er unsicher. „ Sie hatten die große Ehre unsere einzigartigen Künstler, bei einem großartigen Kampf zu beobachten, den es so noch nie gegeben hat...“
„ Dämonen!“, kreischte eine schrille Stimme. Es dauerte nur eine kurze Weile, bis sich Airos fetter Leib durch die Nebelschwaden zwängte. „ Ich habe es gewusst, seitdem sie meine Stube betreten haben. Sie sind von Abyssos besessen.“
Ulthar schüttelte den Kopf:
„ Mitnichten, Herr, ihr täuscht euch.“, aber Airos ließ sich davon nicht beeindrucken.
„ Schon das letzte Mal als das fahrende Volk hier aufgetreten ist, gab es unerklärliche Krankheiten und Tode, wollt ihr, dass das wieder passiert?“ Der Gastwirt gestikulierte wild zu den wartenden Menschen, während sich seine Stimme bei diesen Worten fast überschlug.
Marco und Stephanus traten fast gleichzeitig an ihn heran, die Hände locker auf ihre Waffen gelegt.
„ Hütet eure Zunge, Pack.“, sagte Stephanus drohend. Er funkelte Airos an und Ulthar sah, wie dieser allein unter seinem Blick zu zittern begann. „ Ihr habt unsere Gastfreundschaft genossen – Schämt ihr euch nicht, rechtschaffene Leute zu verleugnen, nur weil ihr unseren Trick nicht versteht.“
Airos versuchte seinen Blick von Stephanus wütenden Augen loszulösen, aber es gelang ihm nicht, so klang seine Stimme merklich dünn, als er versuchte weiter zu reden.
„ Ihr habt es selbst gesehen, Feuer schoss aus dem Boden, ein Mann ist geflogen...“
Stephanus wischte unwirsch mit seiner Hand durch die Luft vor ihm.
„ Ein bisschen Öl für das Feuer und Marco ist ein Meister der Akrobatik, schämt ihr euch nicht, eure Dummheit auch noch in alle Welt hinaus zu schreien?“
Ulthar fühlte, wie sich die Spannungen zuspitzte, aber er wusste nicht, was er machen sollte. Er als ‚Barbar’ konnte die Menschen nicht erreichen, sie brauchten dringend Hilfe, denn Stephanus’ Argumente schienen die Menge nicht zu überzeugen. Sie war fast schon in einen Wahn verfallen. Ulthar sah, wie die Frauen ihre Kinder mit in die hintersten Reihen holten und die Männer, ausnahmslos kräftige, raue Kerle sich drohend aufbauten, bereit ihren Kameraden zu unterstützen, wenn es zu Handgreiflichkeiten kommen sollte.
Wie Stephanus es vorhergesagt hatte. Die kleinste Unachtsamkeit und sie werden dir den Hals umdrehen. Seltsamerweise fühlte er sich nicht einmal erstaunt, überrascht oder entsetzt darüber, dass er mit einem einzigen Wink ein Feuer auslösen konnte. Das Geschehene kam ihm im Nachhinein beinahe normal vor, als ob er schon immer geahnt hatte, dass es eines Tages passieren würde, als hätte er einfach eine neue Tätigkeit erlernt, wie damals, als er eines Tages plötzlich lesen konnte.
Er spürte die neue Kraft in seinem Inneren. Jetzt war sie ruhig wie ein großer See, aber er fühlte, dass es nur eines kleinen Winks bedurfte, um sie zu entfesseln – Und ihm war klar, dass er gerade eben nur einen winzigen Teil dieser Kraft ausgeschöpft hatte. Eine Pfütze vielleicht, gegen die sein Innerstes ein Ozean war.
Ihn wunderte nur, dass einer aus den Reihen der Männer verschwunden war.
„ Hehda, Ulthar.“
Ulthar fuhr herum und sah Taron einige Schritte hinter sich im Schatten stehen. „ Ich muss mit euch reden, schnell sonst wird die Menge heute noch Blut sehen.“
Ulthar ging mit schnellen Schritten zu dem Mönch.
„ Ihr müsst mir die Wahrheit sagen, Ulthar. Schwört ihr das.“
Ulthar sah prüfend in das Gesicht des Adepten, aber er sah keine Lüge darin. Plötzlich wusste er einfach was zu tun war. Vorsichtig fühlte er in sein Gegenüber hinein, streckte einen Arm seiner Kraft aus und durchforstete das Innerste des Mönches, aber auch dort konnte er keine Unwahrheit erkennen. Der Mann schien ehrlich.
„ Das kann ich euch nicht versprechen, aber soweit es mir möglich ist, werde ich es versuchen.“
Der Mönch lächelte.
„ Ich wusste, ihr seid vernünftig. Die Männer die gestern durch das Dorf geritten sind, sie sind nicht eure Kumpane, oder?“
Ulthar überlegte nur kurz.
„ Nein, das sind sie nicht.“
Der Mönch nickt erleichtert.
„ Das ist alles, was ich wissen wollte. Gestern habe ich das Böse gespürt, aber heute kann ich es nirgends finden.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und lief in den Schatten davon.
Ulthar drehte sich um und sah, wie radikal sich die Situation in den letzten Minuten geändert hatte. Marco hatte Airos mittlerweile gepackt und die Menge war näher getreten - nicht wenige hatten grobe Steine aufgehoben und hielten sie drohend in den Händen.
Taron trat vor die Menge und funkelte sie wütend an.
„ Ist es das, was ich euch gelehrt habe? Nachsicht und Liebe? Sprechen wir nicht ständige davon, dass wir offen und freundlich zu Fremden sein sollten, weil sich unsere Götter manchmal in seltsamen Situationen offenbaren?“
Taron zeigte mit den dem Finger auf jeden Mann, der vor ihm stand und jeder schien unter seinem Blick zusammen zu sinken.
„ Was soll das, Antonius? Marcus? Was haben diese Steine zu bedeuten? Wollt ihr Blut sähen? Blut unter denen, die uns freundlich ihre Künste zur Schau gestellt haben? Seid ihr so dumm, euch von einem kleinen Kunststück blenden zu lassen?“
Aus den hinteren Reihen ertönte eine einzelne Stimme.
„ Aber sie haben gezaubert, wir haben es gesehen. Nur Dämonen können zaubern, das habt ihr uns selbst gelehrt.“
Zustimmendes Gemurmel erhob sich, das von Taron mit einer herrischen Geste unterbrochen wurde.
„ Erik, tritt ruhig vor, wenn du uns etwas zu sagen hast. Niemand hat hier gezaubert. Es war ein einfacher Trick, den bei Tageslicht jedes Kind durchschaut hätte. Die Dunkelheit, die Fackeln, das alles hat eure Augen genarrt, begreift es endlich.“
Ulthar spürte, wie sich die Situation entspannte. Die Menschen ließen zunächst zweifelnd und misstrauisch ihre Waffen sinken und schlussendlich polterten sogar die Steine einer nach dem anderen auf die harte Erde. Die ersten von ihnen schien sich sogar schon dem Gehen zuzuwenden, als Airos wieder zu schreien anfing.
„ Sie sind Hexen, ich weiß es. Mein Kind und mein Weib sind gestorben, weil ein solcher Dämon sie berührt hat. Ihr wisst es alle. Ihr kanntet sie, seit ihrer Geburt.“
Taron drehte sich langsam zu dem Wirtshausbesitzer um.
„ Der Tod eures ungeborenen Nachkommen hat uns alle tief berührt, Airos. Aber mehr Leute als nur ihr mussten diesen schrecklichen Verlust hinnehmen. Es ist nichts dämonisches an einem plötzlichen Kindstot.“
Airos versuchte sich vergeblich aus der Umklammerung durch den ungleich stärkeren Marco zu entwenden, gab das sinnlose Strampeln aber schon nach wenigen Atemzügen auf und wurde ganz ruhig – Gefährlich ruhig. Nur in seinen Augen blitzte der blanke Hass
„ Dieser Hexer hat ihren Bauch berührt, ihr selbst habt es gesehen, Taron. Ihr könnt es nicht absprechen. Er hat sie berührt und gesagt ‚Da ist kein Leben mehr in euch’. Maria ist bleich geworden und in ein Fieber gefallen. Sie war kaum zwei Wochen später tot. Das könnt ihr nicht verleugnen, Pfaffe, auch wenn ihr diese Fremden so offensichtlich schützen wollt. Und ihr könnt nicht verleugnen, was ihr eben gesehen habt. Müssen erst noch mehr Menschen sterben, bevor ihr begreift, dass das Böse zurück gekehrt ist?“
Wieder sank Stille herab. Irgendwo am Rand der Menschen weinte ein kleines Kind, aber dies war das einzige Geräusch, was die Dunkelheit erfüllte. Ulthar spürte wie etwas herankroch. Es kam durch die Dunkelheit direkt auf sie zu, etwas Großes, Mächtiges. Etwas, das sie alle verschlingen konnte. Es kam von überall her, ein gewaltiger Mahlstrom ungeahnter Kräfte. Taron wusste um die Sinnlosigkeit des Versuchs, diese Situation mit rationalen Worten zu klären. Zu aufgeputscht war die Menge, zu geladen die Gemüter. Der kleinste Funken konnte dieses Gemisch zur Explosion führen.
Dann zuckte plötzlich ein weitverzweigter Blitz durch den Himmel, erhellte die schwarzen Wolken die sich über ihren Köpfen ballten. Sein Licht entblößte eine zerklüftete Kraterlandschaft, die nichts mehr mit einem normalen Wolkenhimmel gemeinsam hatte. Von der Macht der unbeugsamen Kräfte schienen die Wolken zermahlen zuwerden und sich immer mehr zusammen zu ballen. Wieder und wieder fuhren Blitze auf und ab, doch berührte keiner von ihnen die Erde.
Ulthar fühlt die Panik in den Menschen aufsteigen, noch bevor der erste Donner den Platz erbeben ließ. Als das Krachen die Luft zerfetzte, war es mit ihrer Beherrschung vorbei. In blinder Angst warfen sich die Menschen herum und rannten wie Hasen über die Felder.
Dem ersten Donner folgte ein zweiter, dann ein dritter, immer schneller krachten die übernatürlichen Schläge auf die Erde wie das apokalyptische Tosen einer gigantischen Belagerungsmaschine. Ulthars Augen suchten nach Taron, aber er konnte ihn nirgends entdecken.
Auch der Mönch hatte sich der flüchtendenden Meute angeschlossen.
Es war Stephanus, der auf ihn zutrat.
„ Wir sollten verschwinden.“, sagte er leise.
 
leider mal wieder etwas kurz aber sonst sehr nett. Mich interessiert was Marco und die anderen jetzt denken - fast mehr als das "Gewitter"

Aber trotzdem danke für das "ich habe euch nicht vergessen"-up

mfg

Gandalf
 
Klasse Up!^^
Das misstrauische und abergläubische Verhalten der Dorfbewohner hast du sehr realistisch rübergebracht, weiter so:top:
 
Sehr schönes Update. Hat sich gut gelesen und belebt die Spannung. Freu mich schon auf den tag wo Du wieder ganz doll viel Zeit hast.

Gruß
der Frechkerl
 
So... Wie Goethes Erben schon sagten "Und der Tag wird kommen"! Er war da... Hier ein neues Kapitel...

Kapitel 7

Er fühlte, wie es verschwand. Was auch immer in diesem Moment magischer Kraft aufgelodert war, es war verloschen – und dennoch konnte Ulthar es noch immer spüren. Lauernd, versteckt im Dunkeln.
Zurückgeblieben war nicht mehr als Leere und Schwäche in seinem Inneren, er fühlte sich ausgelaugt, als hätte ihn das Schauspiel unsagbare Kräfte gekostet. Mühsam schleppte er sich den Weg entlang, auf den Wagen zu. Marco lief neben ihm, doch er konnte ihn nicht ansehen. Er war zu schwach, um auch nur den Kopf zu heben. Kurz vor dem Wagen brach er zusammen.
Kräftige Hände packten ihn unter den Achseln und zogen ihn auf die raue Ladefläche des Wagens. Dort sank er zusammen. Sein Körper sehnte sich nach Schlaf. Er war so müde, so unendlich müde, aber er konnte die Augen nicht schließen. Das Liegen brachte ihm nur langsam Erholung. Erst als er Stephanus’ Finger auf seiner Stirn fühlte, da verließ ihn die Schwäche und er vermochte wieder klar zu sehen.
Er war allein mit dem Krieger, sein Bruder schien vorne mit Thomas auf dem Kutschbock zu sitzen.
Ulthar stöhnte:
„ Was war das?“
Stephanus starrte ihn ernst an:
„ Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen, Ulthar...Wundersam welch Geheimnisse du immer noch zu verbergen scheinst.“
Ulthar schaute seinen Gegenüber entgeistert an:
„ Willst du damit sagen, ich hätte das mit Absicht...“
Stephanus unterbrach ihn unwirsch und legte die Stirn in Falten:
„ Ich will damit gar nichts sagen. Aber jeder Mensch hat seine Vermutungen...“
„ Und ich vermute, dass du mehr weißt, als du zugibst, Stephanus.“ Nun war es an Ulthar Stephanus böse anzufunkeln „ Immerhin scheinst du nicht im Geringsten überrascht zu sein.“
Stephanus wedelte mit der Hand durch die Luft.
„ Überrascht, nein, das nicht. Entsetzt vielleicht. Ich hätte gedacht, dich später in meinem Leben zu treffen.“
„ Was willst du damit sagen?“
„ Ich will damit gar nichts sagen“, wiederholte Stephanus „ außer dass das, was du eben getan hast zu einem äußerst unpassendem Zeitpunkt kam.“
Stephanus wollte sich von Ulthar wegdrehen, aber Ulthar packte sein Handgelenk mit erstaunlicher Kraft.
„ Rede mit mir, Spielmann. Was ist los? Was willst du damit sagen.“
Stephanus’ Mund schrumpelte zu einem schmalen Strich.
„ Wenn meine Vermutungen richtig sind, werde ich dich töten müssen, Magicus. Und du wirst keine Gnade von mir erwarten können.“
Mit diesen Worten kletterte er behände über die Ladung nach vorne. Ulthar betastete vorsichtig seinen Körper und stellte mit einigem Entsetzen fest, das sie ihm sein Schwert abgenommen hatten.
Er konnte sich nicht helfen, aber er fühlte sich plötzlich wie ein Gefangener seiner eigenen Freunde.

Es dauerte nicht lange, bis der Wagen mit einem leichten Ruck anhielt. Ulthar hörte, wie die Anderen vom Kutschbock sprangen und wenig später kam Stephanus um den Wagen.
„ Aussteigen!“, bellte er.
Ulthar bewegte sich vorsichtig auf den Ausgang zu. Er sah, dass Stephanus und Thomas ihre Schwerter gezogen hatten und Angriffshaltung einnahmen, sobald sie seiner ansichtig wurden, doch Marco war nirgends zu sehen.
Ulthar blieb stehen.
„ Was soll das?“, fragte er schließlich wütend, als niemand Anstalten machte, das Gespräch zu eröffnen. „ Habt ihr den Verstand verloren?“
Thomas runzelte die Stirn.
„ Das Selbe wollte ich ihn auch gerade fragen.“
„ Was soll das?“, fragte Ulthar noch einmal „ Sind wir diesen Leuten entkommen, nur um uns gegenseitig abzuschlachten?“. Er wollte mit dem Fuß aufstampfen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, überlegte sich aber im letzten Moment, dass das in seiner gegenwärtigen Situation äußerst unklug wäre.
„ Wir werden sehen...“, knurrte Stephanus schließlich. „ Jetzt steig aus. Schön langsam und vorsichtig.“
„ Ich bin unbewaffnet.“, versuchte Ulthar einen letzten Versuch.
„ Hah, wir haben eben gesehen, was du zu tun imstande bist, Hexer. Und jetzt steig endlich aus.“
Langsam, mit erhobenen Händen, um keine überhasteten Reaktionen hervorzurufen, stieg Ulthar aus dem Wagen.
„ So, ich werde nicht über euch herfallen... Dafür hätte es in der Vergangenheit genügend bessere Gelegenheiten gegeben. Ich hätte euch zum Beispiel nicht erst auf die Nase binden müssen, dass ich zaubern kann.“, sagte er schließlich, als noch immer niemand Anstalten machte, die Waffen zu senken. Erstaunlicherweise lockerte Stephanus seine Kampfhaltung und ließ die Schwertspitze zu Boden sinken.
Er lächelte müde.
„ Es ist seltsam. Ich streife mein ganzes Leben umher, um dich zu finden und zu töten – Und wenn ich dir gegenüberstehe, dann glaube ich dir... Nun das Schicksal geht manchmal seltsame Wege.“
Ulthar breitete die Arme aus.
„ Dann können wir uns ja jetzt vielleicht einfach hinsetzen und reden.“.

Erst als das Feuer lichterloh brannte, ging Stephanus zum Kutschbock des Wagens und half Marco dabei, aufzustehen. Beschämt betrachtete Ulthar die zahlreichen Abschürfungen und Wunden auf dem Körper seines Freundes. Der unfreiwillige Flug musste wohl schmerzhafter gewesen sein, als er bisher geglaubt hatte. Er schaute Marco ins Gesicht – und seltsamerweise lächelte sein Bruder sogar. Es war ein tapferes, aufmunterndes Lächeln, das Ulthar in dieser Situation wohl am wenigsten erwartet hätte.
Aber das Schweigen hielt sie noch immer zu sehr im Griff, als das Worte möglich gewesen wären. Sie setzten sich kreisförmig um das kleine Reisigfeuer und aßen die letzten Reste des getrockneten Fleischs, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
Schließlich räusperte sich Stephanus, streckte seine Glieder und fing an zu reden.
„ Wie wäre es, wenn du uns ganz genau erzählst, was hier vorgegangen ist?“
Ulthar nickte und begann. Er erzählte, was ihm an diesem Abend durch den Kopf gegangen war, erzählte von der Frau, von seinem Spiel – bis zu dem Punkt, als er gegen Marco gekämpft hatte. Er sah Marco und Stephanus nicken, als er davon erzählte, wie Marco ihn fast enthauptet hatte. Seine Erzählungen endeten mit der Explosion, die für ihn ebenso überraschend kam, wie für Marco, die ihm aber das Leben gerettet hatte..
„ Das ist alles, was ich über diesen Abend berichten kann. Mehr ist nicht vorgefallen.“
Stephanus runzelte die Stirn.
„ Und du sagst, du hättest so etwas noch nie vorher getan. Keine Zauberei, keine Beschwörungen?“
Ulthar schüttelte bestimmt den Kopf.
„ Nein, das war das erste Mal überhaupt.“
„ Das was du gerade erlebt hast, Freundchen“, Stephanus’ Augen fixierten ihn scharf, „ist der erste Initiationsritus der dunklen Mächte, die dämonische Beschwörung.“
Ulthar zuckte unter diesen Worten zusammen.
„ Was heißt das?“
Stephanus räusperte sich.
„ Nun, um das zu erklären, müssen wir in der Zeit zurück reisen. Ich habe euch sowieso versprochen, meine Geheimnisse zu lüften. Und ich glaube dies ist der richtige Zeitpunkt, sollte es so etwas überhaupt geben.“. Er breitete die Arme aus. „ Die Welt, wie ihr sie hier seht, war nicht immer so, wie sie heute ist. Es gab vor langer Zeit eine andere, eine wundersame Welt.“
Die wohlige Wärme des Feuers lullte sie ein – und beinahe war es, als könnten sie all das, wovon Stephanus erzählte wirklich sehen.
„Damals war der ganze Planet von einer Kraft durchsetzt, einem ungeheuren Strom. Man nannte ihn die Aura Magica, die magische Kraft. Die Menschen hatten die Möglichkeit diesen Strom mit ihrem Geist zu berühren, sich seine Kräfte zu Nutzen zu machen. Manche weniger, andere viel, viel mehr. Seine Kraft schien unerschöpflich und seine Fähigkeiten waren so wundersam und erstaunlich, dass sich Menschen zusammen schlossen, ihn zu studieren. Sie trafen sich in abgeschiedenen Wäldern oder Burgen und taten ihr ganzes Leben nichts, als alles über den Strom zu lernen. Sie nannten sich bald den Ordo Magici, den magischen Orden – Und seine Mitglieder wurden vom Volksmund irgendwann als Magier bezeichnet.
Die Magier waren angesehene Leute, weil sie den Menschen halfen. Sie ließen die Früchte schneller reifen, sie sorgten dafür, dass Seuchen ausblieben und die Kinder gesund wurden. Es war eine schöne Zeit, doch ist der Mensch fehlbar – zu fehlbar, um eine solch gewaltige Kraft kontrollieren zu dürfen.
Zu Beginn des Ordo Magici duften nur ausgewählte Schüler die Mitgliedschaft erringen. Sie mussten sich zahlreichen Prüfungen unterziehen, denen nicht wenige erlagen. Eine Grundvoraussetzung für das Studium war, neben einer außergewöhnlichen Kontrolle über den magischen Fluss, auch ein reiner Geist und ein gutes Gewissen. Doch diese Eigenschaften schwächten mit der Zeit ab. Es gab Missstimmigkeiten innerhalb des Ordens, Teile spalteten sich ab, dunkle Geister infiltrierten die Magier. Nicht mehr nur die gute Kraft des Stromes wurde untersucht, nein, mehr und mehr Magier wandten sich den destruktiven Kräften zu.“
Stephanus gestikulierte will, um diese Ausführungen zu untermalen, aber dann wurde er ruhiger, als er von den Folgen dieser Vergehen berichtete:
„Es brachen Kriege aus, die Magier waren in einen Rausch der Macht verfallen, eroberten, plünderten. Das Menschenreich zerfiel nach Jahren der Blüte in kleine Ländereien, beherrscht von magietüchtigen, grausamen Despoten. Die Beschäftigung mit der dunklen Seite der Magie aber ließ die Menschen nicht unbehelligt. Viele von ihnen verkamen zu einer Existenz, die nicht weit über der Dämonischen lag - Und das rief die Kreaturen des Abyssos auf den Plan.
Die Welt wurde von einer gigantischen Invasion der schwarzen Mächte überfallen. Ein Krieg, größer als jeder jemals zuvor Geführte, allein über den Fortbestand der Menschheit brach vom Zaum. Die Horden überschwemmten das Land. Die meisten Magier starben in der Schlacht und mit ihnen ein Großteil der Menschen – Und es waren die wenigen reinen Magier, ein mächtiger Zirkel, der zurückgezogen in den tiefsten Tiefen des Nordreiches lebte, die die Wende brachten.
Sie hatten ihren eigenen Orden gegründet, als der Ordo Magici zerfiel. Ich will euch nicht mit vielen Details langweilen, es war letzten Endes so, dass diese Magier mit ihren gebündelten, reinen Kräften die Dämonen zurückschlagen konnten, sodass sie wieder im Abyssos verschwanden.
Aber diese Fünf hatten aus ihren Fehlern gelernt. Sie wollten nicht, dass der Mensch jemals wieder solch zerstörerische Kräfte entfesseln konnte und entschlossen sich dazu, die Magie selbst zu vernichten. In einer letzten gigantischen Beschwörungszeremonie zogen sie die gesamte Aura Magica aus der Erde, sie bauten ein enormes Feld magischer Kraft daraus auf und bannten es in einem riesigen Stein, verborgen in den Tiefen der Nördlichen Berge.
Die Magie verlosch. Die Menschen wurden zurückgelassen in einer Welt ohne Magie – Unzählige waren in den Schlachten gestorben und die wenigen die übrig waren, waren zu sehr damit beschäftigt, zu überleben, als dass sie an die alten Zeiten denken konnten. So verlosch auch die Erinnerung an die Magie mit den letzten Magiern, die sich selbst opferten, um Wache an dem Stein zu halten.
Niemals sollte der Mensch die Magie wieder benutzen dürfen.“ Stephanus zuckte mit den Achseln. „ So war die Magie verschwunden. Niemand sollte mehr zaubern können.“
Ulthar dachte nach:
„ Aber ich konnte es heute Abend.“
Stephanus nickte.
„ Und genau da liegt mein Problem mit dir Ulthar.“
Ulthar nickte.
„ Ich verstehe...“, aber Stephanus schüttelte den Kopf.
„ Du verstehst nichts, Mensch. Die Erinnerung an die Magie war zwar verloschen, aber nicht ganz verloren. Immer wieder gab es Menschen, die Überreste alter Magiebücher fanden, vergessen geglaubtes Wissen und die sich eifrig an die Studien machten.“
Ulthar unterbrach ihn verwirrt.
„ Aber ich dachte die Magie wäre versiegt.“
Stephanus lächelte düster und schob sich näher an die Anderen heran. Er senkte seine Stimme, als wollte er das, was nun folgte nicht laut sagen, als sei schon ein Flüstern zuviel, es auszusprechen.
„ Die Menschliche Seite der Magie, ja. Aber es gibt noch eine andere Seite. Man könnte sie als das magische Gegenstück von Abyssos bezeichnen. Jeder Dämon trägt einen kleinen Teil dieser bösartigen Kraft in sich, alle Kreaturen Abyssos’ sind imstande zu zaubern. Zwar nur in sehr geringem Maße, da jede dieser Kreaturen nur einen sehr kleinen Teil der Kraft in sich tragen kann, aber das ist ausreichend. Die Dämonen, die den Krieg überlebt hatten, und sich in der Dunkelheit verbargen, sind begierig darauf, die Aura wieder frei zu setzen, um ihre Macht zu nutzen. Sie suchen sich die Menschen, die anfällig für Sie sind. Sie warten, bis die Begierde, magisches Wissen zu erlangen in den Menschen zu einer Besessenheit geworden war und zeigen ihnen dann ihre Kräfte. Die Menschen sind in ihrer Sucht meist schon so mit Blindheit geschlagen, dass sie sich mit dem Dämon in einem Initiationsritus vereinigen. Das ist das Problem, was ich habe, Ulthar. Es könnte sein, dass du dich heute Nacht mit einem Dämon vereinigt hast.“
Ulthar schaute Stephanus vorsichtig an.
„ Und warum tötest du mich dann nicht?“, fragte er leise.
„ Es gibt ein paar Sachen die mich nachdenklich machen und die mit meiner Vertreibung zu tun haben, Ulthar. Ein normaler Initiationsritus dauert länger als die Dauer eines Schwerthiebs und manifestiert sich auch physisch. Ich aber habe heute Abend weder die Anwesenheit eines Dämons gespürt, noch eine seltsame Kreatur gesehen. Ansonsten wärst du tot gewesen, bevor dein Freund auf dem Boden aufgeschlagen wäre.“
Ulthar schluckte.
„ Was ist dann mit mir geschehen?“
Stephanus zuckte mit den Schultern.
„ Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Ich spüre keine Lüge in dir, man kann mich nicht belügen Ulthar, das würde ich fühlen. Ich glaubte, als ich dir dein Schwert abnahm, dass du diese Kräfte schon länger hast und sie bisher verborgen gehalten hast. Das du schon früher mit einem Dämon paktiert hattest.“
Marco räusperte sich schüchtern.
„ Ich ... Ich glaube ich kann dafür bürgen, dass er das nicht getan hat. Ich würde für meinen Bruder die Hand ins Feuer legen. Er hat sich nie mit so etwas beschäftigt.“
Stephanus lächelte.
„ Dein Vertrauen und dein Glauben ehrt dich, Marco. Aber ich glaube ihm auch. Ich sagte ja, dass ich verwirrt bin.“
„ Es ist vielleicht nicht wichtig, aber mein Schwert – Es ist komisch.“
Stephanus rieb sich die Stirn, als würde ihn das ganze Nachdenken anstrengen.
„ Was ist damit?“, fragte er dann.
„ Nun.“, Ulthar zuckte die Achseln. „ Eigentlich bin ich ein enorm schlechter Schwertkämpfer. Aber dieses Schwert ist anders, es scheint seinen eigenen Willen zu haben und den Attacken meines Bruders immer im Voraus zu begegnen. Am Anfang war es, dass das nur im Mondlicht passierte, aber jetzt funktioniert es überall.“
Er grinste verlegen. Aber Stephanus hob seine linke Hand. Er überlegte kurz.
„ Kennt ihr die Prophezeiungen?“
Marco, Ulthar und Thomas schüttelten den Kopf.
„ Grob gesagt, geht es darin um eine Verschwörung der Dämonen. Die Dämonen sind begierig auf die Kraft die in der Aura Magica steckt und versuchen seit Jahrtausenden aus dem Abyssos auszubrechen, um zu dem Stein der Weisen zu gelangen. Die Prophezeiung sagt, dass es einer von ihnen schaffen wird, in einen Menschen zu dringen und mit ihm die Wächter zu überwältigen. Die Wächter sterben und der Bannkreis um die Magie wird schwächer. Sie sickert langsam wieder in die Welt. Der Dämon weiß sie zu benutzen und entfesselt Abyssos aufs Neue – Und diesmal gibt es keine Magier und keinen weißen Orden, um ihn aufzuhalten.“

Update vom 09.04.2006

Stille senkte sich herab. Es war ein bedeutungsschwangerer Augenblick, eine seltsame Bedrohung ging von diesen Worten aus, die niemand so richtig einordnen konnte. Ulthar dachte an das Gefühl, dass er vor einer Weile gehabt hatte und fühlte tief in sich das namenlose Etwas, das noch immer dort draußen in der Dunkelheit versteckt war, weit entfernt von jeglicher greifbarer Empfindung. Es war einfach da und Ulthar konnte einfach nicht sagen, ob es gut war, oder böse, ob es Unheil versprach oder nicht. Sein Gefühl sagte ihm, dass es mit den Dämonen in Verbindung stand, aber das war nur eine Vermutung, ein leises Wispern in seinem Kopf. Thomas warf einen neuen Ast in die Flammen, um der schleichenden Kälte Einhalt zu gebieten und drehte sich dann zu Stephanus.
„ Du erwähntest vorhin deine Vertreibung.“, sagte er. „Was hat es damit auf sich.“
Stephanus lächelte, aber Ulthar spürte beinahe sofort die Sehnsucht und Traurigkeit des Lächelns.
„Meine Brandmarkung in Kuronia.“ Wieder suchten seine Augen einen Punkt in der Ferne, als suche er dort Antworten auf all seine Fragen. „ Sie ist untrennbar mit dieser Geschichte verbunden.“, er stockte, unschlüssig, wie er anfangen sollte. „Die Zachiräe sind selbst eine Schöpfung der Magier. Wir sind ein Teil ihrer letzten Beschwörung, ebenso wie die weiße Insel Kuronia im westlichen Meer. Wir sind vielleicht das letzte Überbleibsel der Magier in der diesseitigen Welt. Fragt nicht danach, was wir sind. Eure Legenden sagen, wir wären Krieger der Elementargötter Fesithzu und Axshansis. Das reine Gute, dass bei der Entstehung der Welten als Gegenstück zu den Dämonen entstanden ist. Es wird gemunkelt, wir hätten ein eigenes Reich, gleich dem Abyssos, dem Dämonentor, aber das sind Spekulationen. Keiner auf Kuronia wusste, wo dieses weiße Land liegen sollte. Nicht einmal die weisesten unserer Seher konnten die Anwesenheit anderer Zachiräe außerhalb Kuronias spüren. Ich glaube, wir sind einfach von den Magiern als Hüter gegen die Dämonen erschaffen worden. Aber ich schweife ab.“ Stephanus wischte sich mit der Hand übers Gesicht, als müsse er gewaltsam diesen Gedankenstrang abreißen, um die eigentliche Frage zu beantworten. „ Nun, der allgemeine Glaube auf Kuronia ist, dass die Dämonen im Hinterland der Menschen ausgelöscht sind, oder zumindest ob ihrer langen Trennung von ihrer Raststätte Abyssos so geschwächt, dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Der hohe Rat der Zachiräe vertritt sogar die Ansicht, dass es ihnen mittlerweile nicht mehr möglich ist, mir ihrer überbliebenen Kräften einen Initiationsritus durchzuführen. Es ist wahr, niemand auf Kuronia verspürt mehr die Anwesenheit eines Dämons in der diesseitigen Welt. Somit bündeln sie all ihre Kräfte auf Abyssos und bewachen die Ausgänge aus schärfste, da die Prophezeiung ihrer Meinung nach nur erfüllt werden kann, wenn ein Dämon daraus entweicht, versteht ihr?“
Ulthar nickte. Er hing förmlich an den Lippen des Zachiräe und sog jedes Wort begierig ein. Er wusste, dass dies weit mehr war, als nur ein geschichtlicher Exkurs, nein, dies war vielleicht der Weg, der ihn in seine eigene Vergangenheit führte.
„ Nun, vor vielen Jahren gab es aber andere Mythen, Legenden, die heute als Fehldeutungen angesehen werden. Es war die Rede von einem mächtigen Kriegslord der Dämonen, einem ihrer stärksten Magiepunkte, dem es gelungen war, seine Präsenz zu verbergen und sich im Südmassiv versteckt, verborgen durch seine schiere Macht und der seine eigenen Diener hat, um die Rückkehr der Magie vorzubereiten.“
„ Was ist ein Kriegslord?“, fragte Marco.. Stephanus’ Augen fixierten ihn.
„ Ein Kriegslord liegt weit jenseits deiner Vorstellung, Marco. Er ist eine ungeheure Ansammlung von magischer Kraft, pure dämonische Masse, die jedwede Gestalt annehmen kann. Das menschliche Auge ist nicht geschaffen, so etwas zu sehen. Ich habe von ganzen Regimentern gelesen, die wahnsinnig wurden, allein weil sie eines Kriegslords ansichtig wurden. Frag nicht nach so etwas, du könntest Kräfte wecken, denen du nicht gewachsen bist.“
Wieder spürte Ulthar dieses Rumoren in seinem Magen, aber er verdrängte den Gedanken, nein er schob ihn fast gewaltsam aus seinem Kopf. Gerade als Stephanus weiter reden wollte, unterbrach ihn Marco erneut.
„ Wie kann man einen solchen.“ Er verschluckte hastig das Wort, dass ihm auf der Zunge gelegen hatte. „ Wie kann man so etwas töten.“
Jetzt starrte ihn Stephanus fast schon bösartig an. „ Nur die wahre Kraft der Magie oder magische Waffen vermögen einen Lord zu bannen. Es ist noch niemandem gelungen einen derartigen Krieger zu töten. Und verfolge diesen Pfad nicht weiter, wenn du bei klarem Verstand bleiben willst.“ Er hob seine Hand, als Marco erneut zu einer Frage ansetzen wollte. „ Das ist meine letzte Warnung, Marco, das Unheil fliegt von allein auf schnellen Flügeln, du musst es nicht mit Macht anlocken.“ Er atmete tief ein und aus, dann redete er weiter. „ Meine Nachforschung ergaben, dass es tatsächlich nur Aufzeichnungen von sechs Bannkreisen in den alten Kriegen gab. Dabei wurden eindeutig sieben Kriegslords gesichtet. Entweder wurde der eine Bannkreis vergessen, oder dieser Dämon lebt noch immer versteckt in den Klüften und Abgründen des Südmassivs.“ Seine Hand deutete in östliche Richtung. „ Nun, der hohe Rat bat mich, meine Nachforschungen einzustellen, da sie auf falschen Annahmen basierten. Sie brachten durchaus plausible Gegenargumente auf, aber mein Gefühl untersagte es mir auf sie zu hören. Ich suchte weiter, sammelte, was ich finden konnte, bis den Hohepriestern zu viel wurde. Ich wurde beschuldigt, den Widerstand zu schwächen und die Aufmerksamkeit der Zachiräe auf Unwahrheiten zu lenken, die als längst vergessen galten. So haben sie mich schließlich von der Insel verbannt und nun irre ich in den südlichen Ländern umher, habe eine menschliche Identität angenommen und sammle Hinweise darauf, dass ich Recht hatte.“ Stephanus machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „ Ich glaube, sie werden bald wissen, dass ich Recht hatte. Sie werden es spüren, den Aufruhr, die Schwingungen, die sich ausbreiten, wenn sich die Magie ihren Weg zurück in diesen Planeten bahnt. Oh ja, gewaltige Kräfte werden freigesetzt werden... Sie werden es merken...“
Ulthar zog seine Stirn in Falten.
„ Wenn es der Kriegslord der Dämonen geschafft hat, sich für euch unsichtbar zu machen, dann könnte er sich doch heute auch mit mir vereinigt haben, oder?“
Stephanus lächelte.
„ Nein, Ulthar, um sich mit dir zu vereinigen bräuchte der Dämon seine ganze Kraft, er müsste seine Deckung zumindest für wenige Sekunden fallen lassen. Und selbst wenn sich ein solch mächtiger Dämon mit dir vereinigt hätte, dann wärst du nach einem so einfachen Zuber nicht so ausgelaugt und schwach gewesen, Ulthar. Ich befürchte etwas ganz anderes. Aber diese Spekulation würde zu weit gehen, um sie jetzt schon zu äußern.“
Stephanus starrte in die rotglühenden Überreste des Feuers. „ Es ist spät geworden, wir sollten versuchen noch ein wenig Ruhe zu bekommen. Morgen wird kein leichter Tag, das spüre ich.“
Ulthar wollte auffahren. Unzählige Fragen stürzten wie in einer Gedankenflut auf ihn ein. Jede Antwort die Stephanus heute gegeben hatte, warf neue Fragen auf. Marco ging es eben so.
„ Rico, was hat das alles mit ihm zu tun.“
Der Zachiräe erhob sich und streckte seine müde gewordenen Glieder. Sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden.
„ Ich sagte, es ist spät geworden, Marco. Genug Gedanken wurden an diesem Abend geäußert. Wir sollten Wache halten. Marco, du übernimmst die Erste. Weck mich, wenn der Mond diesen Baumwipfel überschritten hat.“
Damit legte er sich hin und beendete alle Diskussionen zumindest für diesen Abend.

Er lief einen langen Weg entlang. Links und Rechts säumten hohe, kalte Mauern die Straße auf der er wandelte. Er hatte Angst. Alles hier war so fremd, so anders als alles was er kannte. Die Dunkelheit umhüllte ihn mit undurchsichtiger Schwärze und löschte alles, was weiter als zehn Schritte von ihm entfernt war gnadenlos aus. So sah er die Gestalt erst, als er schon fast vor ihr stand.
Sie war in einen schwarzen, langen Umhang gehüllt, die sie fast wie eine Steinstatue wirken ließ. Ihr Kopf war vollständig von der Kutte bedeckt, sie hielt ihn gesenkt, so dass man das Gesicht nicht sehen konnte.
Ulthar wusste, dass dies nicht ‚Er’ war, nicht der Unaussprechliche, Böse aus seinem letzten Traum. Dies hier war kein Wesen, dessen Blicke ihn töten konnte, aber trotzdem hatte er Angst. Es war, als hielt das Böse seine Hand auf, bereit ihn zu vernichten, sollte er eine falsche Bewegung machen.
Aber er musste weiter. Er musste diesen widernatürlichen Mauern entrinnen, die ihn umschlossen wie ein steinernes Gefängnis und die mit jeder Sekunde, die er zögerte näher zu kommen schienen. Fast schon war es, als könnte er ihre raue Oberfläche spüren, so nah war ihm dieser Wall gekommen, er rang nach Atem – und da sprach die Gestalt.
„ Jaaa, spüre die Macht des Meisters, fühle seine Kraft. Sie reicht weit über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus. Der Meister ist zurück. Er kam aus der fernsten aller Welten aus der endlosen Leere hinter allen Reichen, um euch zu versklaven. Fühle seine Kraft.“
Ulthar zuckte unter diesen Worten zusammen. Sie waren wie schmerzhafte Schläge, jedes einzelne ein eisiger Peitschenhieb durch seinen Geist. Er zuckte zurück, aber die Gestalt hob nun den Kopf.
Ihr Gesicht war ein einziges Schlachtfeld eitriger Verwerfungen, Brandwunden und wässriger Narben. Nur noch ein Auge war in den Höhlen zu finden, die Lieder darum waren weit aufgerissen, was dem Gesicht einen entrückten, wahnsinnigen Ausdruck gab. Das andere Auge war verschwunden in einem wulstigem, schwarzem Geschwür, das unter einer feinen Haut pulsierte und zuckte. Ulthar hielt den Atem an, ob der grauenhaften Verstümmelungen, die dieser Mann offensichtlich hatte ertragen müssen. Die Nase war nicht mehr als ein zerfressenes Knäuel zerfetzter Knorpelstränge, über die gelber Eiter lief wie zarter Honig, weißer Schaum tropfte aus den eingerissenen Mundwinkeln, vermischt mit dickem, roten Blut. Die eine Seite des Mundes hing zerfetzt und schlaff zum Bonden, unverkennbar hatten sich dort drei scharfe Klauen ihren Weg durch das faulige Fleisch gebahnt. Der andere Mundwinkel zog sich jetzt nach oben, entblößte braune, fleckige Zähne, zerbrochen und lückenhaft. Als er dieses psychotische Grinsen sah, bahnten sich andere, schlimmere Bilder den Weg in sein Hirn. Die Frau, die er am Abend gesehen hatte, sie lag vor diesem Monster, gefesselt und gepeinigt, die zarte Haut von zahllosen Peitschenhieben zerrissen und dieses Monster stand hinter ihr und stieß mit seiner Hüfte zu, wieder und wieder, wieder und wieder, begleitet von den schmerzerfüllten Schreien der Frau.
Ulthar schlug sich gegen den Kopf um diese Visionen zu beenden, aber er konnte es nicht, der Dämon vor ihm lachte, lachte laut auf, ein keifendes, gackerndes Lachen, dass ihm den Kopf zu sprengen drohte. Der Traum schien zu zersplittern, er zerfiel in tausende kleine Stücke und zurück blieb nichts als Dunkelheit, Ungewissheit
 
Nice one - jetzt ist doch einiges klarer. Danke. Der nächste Satz würde vermutlich ungefähr so lauten: Aber es soll ein Magier erstehen, der diesen Dämon aufhalten soll... :)
 
Sehr sehr schön wieder. Hab ja am Anfang gedacht, dass sie nur noch zu Dritt weiterreisen werden.

Die Schlacht Gut gegen Böse steht bevor. Schönes Update. Hat sich die Warterei ja schickie gelohnt.

Danke
 
Aber es soll ein Magier erstehen, der diesen Dämon aufhalten soll...

... und dann werden er und alle Vor-Schatten von BrunnenG zerstört :D


Schönes Up, seeeehr wichtiger Punkt im Text: Der Story-Kern!
 
Nice Update, die Handlung erinnert mich an Golden Sun:)
Hast du dich davon inspirieren lassen?

barb@work schrieb:
„ Du verstehst nichts, Mensch.

Wieso nennt Stephanus, Ulthar "Mensch"? Hört sich so an als wäre er selbst keiner;)

Hier noch ein Fehler:

Zwar nur in sehr geringem Maße, da jede dieser Kreaturen nur einen sehr kleinen Teil der Kraft in sich tragen kann, aber das ist ausreichend.
 
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