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[Story] Saqqara

Undead Poet schrieb:
Nur passt das meiner Meinung nach wenig in Saqqara hinein, finde ich, da der Rest des Schreibstils im Vergleich dazu zu 'modern' wirkt.
Deswegen habe ich nachgefragt.

(edit2: Vielleicht bin ich aber auch nur mit fanatischer Genauigkeit dabei, die kleinsten Unstimmigkeiten herauszupicken... Reeba kann doch nicht perfekt sein... Oder doch?)

@ETBrood: Okay, danke. :)

@ edit 1: Sry :D


und 2) Da ist schon was dran, dieser Duktus taucht selten auf, vielleicht zum ersten Mal - hm- mich hats nicht gestört, aber dran ist schon was, weil aufgefallen ist es mir auch ;)

reeba ist NICHT perfekt :D zum Glück :D
Ihre Sätze sind nach zwei Glas Ein wahrscheinlich vernuschelt und wenn sie für Ihre texte so lang braucht wie für ihre ( guten!) Bilder, dann geht ihr auch mal was durch die Lappen :lol:

*Selbst tröst *

*g*

DV
 
Hallo ihr :hy:
Danke für eure Antworten - ich freue mich, dass dieses Kapitel bislang positiv aufgenommen wurde, da es mein erster Versuch eines Ausflugs in romantischere Gefilde war. Die Anziehung zwischen Eya und Hadan hatte sich ja über lange Zeit aufgebaut, aber als ich da saß und alles, was sich in mir an Ideen aufgestaut hatte, zu Papier bringen wollte, bin ich fast verrückt geworden.
Das Kapitel wurde vor ein paar Tagen noch einmal überarbeitet, und da gab es glücklicherweise schon wieder mehr Distanz (nicht: weniger Gefühl). Letztere fehlte aber eine Zeit lang total.
Mit der durch euch angeregten Stilüberarbeitung bin ich ziemlich glücklich.

Zu den drolligen " 's: da ist wohl mein altes Word dran schuld :D Hoffe, es stört nicht zu sehr.
Zu den 'fehlenden' Verben in einzelnen Sätzen (hatte, war usw.): wollte ich mal ausprobieren, aber werde es in Zukunft eher vermeiden. Da müsste schon der gesamte Text in altertümlichem Stil geschrieben sein.

Gruß, Reeba :)
 
Och meno - ich glaube ich muss mich von dem thread fern haltenn (auch wenn ich es eh nicht kann). Jedes mal zerreist es mich fast, wenn ich sehe, das dass update zu ende ist und ich mit lesen aufhören muss ;(

Na ja was soll ich mehr dazu sagen? Es ist einfach wunderschön.
 
Damit du nicht so lange darben musst, @G4nd4lf ;), hier mal fix das nächste Kapitel.







VII. Hadans Geschichte





Eya erwachte nur langsam.
Ihr Schlummer war ungewöhnlich tief gewesen, ein Schlaf der Erschöpfung. Vorsichtig setzte sie sich auf.
Die Nacht nahte. Sie sah aus dem ladenlosen Fenster in den Wald, und ein tiefes Staunen bemächtigte sich ihrer. Unter den Bäumen ruhte Dunkelheit, noch von klaren Formen erfüllt. Über ihren Kronen glühte der Himmel wie blasse Flammen.
Hunderte Lichtpunkte tanzten um die mächtigen Stämme, einem schwebenden Spiel verfallen. Am anderen Flussufer erspähte die Assassine größere Punkte und Flecken von Licht, die keine Leuchtkäfer waren. Ihr verwundertes Lauschen trug ihr Stimmen zu, schwach indes und aus einiger Entfernung.
Die Luft war nicht kühler als am Tag. Zurücktretend dachte sie unklar, dass dies die großzügige Öffnung der Höhle in die umgebende Natur hinaus erkläre.
Im Wohnraum, den sie hochschlagenden Herzens betrat, leuchteten Öllampen und wenige Kerzen.
Hadan, am Felsenbecken der Fensterseite stehend, wandte ihr kurz das Gesicht zu. Einen Augenblick lang haftete sein Blick an ihr, fast als sehe er sie zum ersten Mal.
Sie grüßten einander wie zu Zeiten der ersten geteilten Lagerfeuer.
„Setz dich“, forderte er sie mit knapper, einladender Geste auf.
Kein Wort ließ sich aus dem Wirbeln der Gedanken und Gefühle hervorzwingen, und so schluckte sie nur und wählte sich einen Stuhl.
Als sie die Augen durch den Raum schweifen ließ, kam ungerufen ein Bild zu ihr – in der Dunkelheit warmer Nächte und im Kerzenschein der einsame Bewohner der Höhle.
Es roch nach Gewürzen und Gekochtem. Feuer glomm unter einem aufgehängten Topf in der Herdstelle.
Hadan kam und stellte einen dampfenden Teller vor sie hin. Betreten sah sie sich von ihm bedient, stärker aber und schmerzlich intensiv empfand sie seine Nähe.
Vor dem Mahl wechselten sie nur spärliche Worte.
Hadan hatte ihr gegenüber Platz genommen, aß wenig und war lange fertig, bevor sie ihren Hunger gestillt hatte. Als sie den Löffel weglegte und den ersten Schluck dunklen Bieres nahm, das in ihrem Becher schäumte, saß er in einer Haltung, die ihr vertraut war – zurückgelehnt, eine Hand im Schoß und über die andere, aufgestützte hinweg sie musternd. Seiner Unnahbarkeit zum Trotz begleitete ihn eine gelassene körperliche Selbstverständlichkeit, die verwunderte.
Flüchtig dachte sie, dass sie nicht wusste, wessen Sohn er war – gewesen war, einmal, vor Ewigkeiten. Herkunft, Abstammung, nie waren sie Gegenstand ihrer seltenen Unterhaltungen gewesen. Mit dem Instinkt der Menschen aber, die selbst ohne Ahnen sind, witterte Eya an ihm das Stigma des Findelkindes.
Das Bier war frisch und herb in ihrer Kehle. Kerzenschein tanzte wie verlegene Mädchen.
Etwas war anders, spürte sie. Geöffneter, ruhiger, saß er da, als habe er einen Entschluss gefasst.
„Danke für das Mahl“, begann sie.
Hadan neigte den Kopf. „Ich hoffe, du hast dich in deinem Schlaf nicht stören lassen.“
„Nein, ich... ich fühle mich schon bedeutend ausgeruhter.“
„Nur dein Bein bereitet dir Sorge“, bemerkte er. Überrascht legte sie die Hand auf den Schenkel, da sie es nicht erwähnt hatte.
„Der Körper vergisst nicht so leicht“, fügte er hinzu, und ihr schien, als spreche er nicht von ihr allein. „Beobachte es sorgfältig.“
Eya nickte. Für einen Moment herrschte Schweigen, in dem Vergangenes wachgerufen wurde.
„Im Übrigen freut es mich, dass die... alten Verwundungen dich offenbar nicht behindern“, fuhr er fort. Froh verstand sie die Einladung in seinen zurückhaltenden Worten.
„Meine Bewegungsfähigkeit habe ich nicht wiedererlangt... nicht vollständig“, antwortete sie. Plötzlich war es möglich, darüber zu sprechen. „Aber ich konnte mein Repertoire erweitern.“
Der Kerzenschein spielte in ihrem Gesicht und auf den schwarzen Strähnen ihres Haars. Hadan hörte zu, wie sie von der Heimkehr berichtete, von ihrer mühseligen Genesung, ihrer Verzweiflung und der rettenden Erkenntnis, dass aus der verbliebenen Einschränkung Weiterentwicklung geboren werden musste.
„Du machst mich neugierig“, sagte er, als sie endete.
Der Zuspruch ermutigte sie. Endlich, leise, konnte sie fragen: „Und wie.. wie ist es dir ergangen?“
Ein Schatten ging über sein Gesicht. Ohne Verständigung, einer Gedankenverbindung ähnlich, suchte sie beide dasselbe Bild heim.
Schreie, Kampfeslärm, dem Verzweifeln nahe Stunden. Damals, als er sich dem Tod entzogen hatte –
- übersät von Leichen der Gegner der milchige Stollen, die Luft noch dampfend, mit Blut geschwängert. Die Gruppe zusammenkriechend, vereint in Hilflosigkeit und Entsetzen. Entsetzter noch, als sich die Macht von einem der Ihren in der Ausweglosigkeit offenbarte, als er mit einer einzigen Handlung einen Schritt hinübertat über den Abgrund – hinüber zu dem, was sie doch bekämpften, und dann mit ihnen ging, weiter, und mit ihm und ihnen die Angst -
In der unwirklichen Stille wanderten ihre Augen über ihn, und er zuckte nicht zurück und ließ es zu.
Sie sah die Bitte in seinem Gesicht – ich kann es dir nicht beantworten, bitte versteh. Dann antwortete er mit einer Nichtigkeit. „Mir ist es gut ergangen.“
Draußen herrschte mittlerweile die Nacht.
Er stand auf und schenkte ihnen neues Bier ein. „Was weißt du von den anderen?“, lenkte er das ins Stocken geratene Gespräch in eine neue Richtung.
Eya holte den Brief der Magierin hervor und gab ihn Hadan zu lesen.
Er hatte tatsächlich keinen erhalten, nahm jedoch, nachdem er das zartbraune Blatt sinken ließ, sofort Bezug auf die möglichen Gründe. Sie ähnelten dem, was Ifrah angedeutet, und auch die Assassine fand sich zu Vielem mit dem Kopf nicken.
„Dass ein Brief über eine so weite Strecke verloren ging, ist denkbar“, sinnierte Hadan. „Ebenso gut kann er aufgehalten worden sein. Dies würde bedeuten, dass unsere Existenz nicht so unbeachtet blieb, wie wir dachten. Die neuen Wege passieren viele Städte und Herrschaftsgebiete – ein Leichtes für jedermann, der über etwas Kontrolle verfügt, sämtlichen Austausch zwischen den Kontinenten in diesen Tagen zu überwachen.“ Der Nekromant und die Assassine sahen sich an.
„Du vermutest es nicht, du denkst es mit Sicherheit“, stellte sie fest.
„Ja.“ Er schien sich zu sammeln, als sei schwer in Worte zu kleiden, was er ausdrücken wollte.
„In einem Jahr haben sich zu viele Dinge gewandelt, um noch an einen Zufall denken zu lassen. Nicht nur die Bewegungen auf beiden Kontinenten, die Unrast, die in der Luft liegt... Die Menschen sind verunsichert. Es gibt viele neue Kulte, und großen Zulauf zu den alten, auch den verbotenen. Es werden Götter erinnert und Riten, die besser in der Versenkung der Vergangenheit blieben.“
In diesem Augenblick drang durch das Vertraute, was er zunächst und vor allem war: ein Angehöriger einer fremden Macht und ihrer Gemeinschaft.
„Es würde mich nicht wundern“, fuhr er fort, „wenn deine Vertreibung von Camdra Teil derselben Geschehnisse wäre, die das alte Vertrauen in die Machthaber und Wortführer unserer Welt kaum noch gerechtfertigt erscheinen lassen.“
Eya erzitterte. Unabsichtlich hatten seine Worte sie daran erinnert, was hinter ihr lag und was um sie war.
Sie sah, dass auch er wieder zu dem zurückgezwungen wurde, was unausgesprochen zwischen ihnen stand.
Als sie wieder sprechen konnte, war ihre Stimme leise und rau.
Der Wortwechsel entspann sich wie im Traum, und hinter den gesprochenen wechselten sie ganz andere Worte.
„Verzeih nochmals, dass ich ohne Ankündigung kam“, sagte sie. Und ohne die Absicht, weiterzuziehen.
„Lass es uns nicht mehr erwähnen.“ Ich sagte dir, dass du bleiben kannst.
„All diese Ahnungen... was können wir tun?“ Es mag sein, dass wir nicht dasselbe Bleiben meinen.
Er sah aus dem Fenster. „Der Monat der Sommerwende naht. Wenn wir Ifrah in Kurast treffen wollen, müssen wir uns bald auf den Weg machen.“ Du weißt, wie ich es meine.
„So wäre ihre Nachricht dir sicher genug, sie zu verfolgen?“ Warum ist dann geschehen, was geschah – vor einigen Stunden?
„Ich wollte ohnehin in den Süden. Es gehen dort Dinge vor, die ich näher besehen will.“ Ein Zögern. Weil es anders nicht möglich war.
„Ifrah wäre sicherlich erfreut.“ Dann weiß ich nicht... was ich für dich bin.
Mit einem Mal führte er das Verborgene laut fort, übergangslos.
„Doch, du weißt es, Eya.“
Du weißt es.
Große Stille setzte ein.
Sie fühlte sich zittern wie windüberstrichenes Wasser. Sie wusste, er würde nicht aufstehen und herüberkommen. Noch nicht. Doch mehr, als er es damit hätte tun können, begab er sich schon jetzt in ihre Hand, spürte sie auch.
Leise fuhr er fort: „Ich will dir etwas erzählen. Wenn du diese Nacht dafür hergeben möchtest, bitte ich dich, mir zuzuhören.“
Kaum merklich nickte sie.
Und so, auf alte, nie gewagte Fragen zugehend, im Kerzenlicht und im Griff ihrer Augen, begann Hadan zu erzählen.





Die klareren Erinnerungen, die dem Dämmer frühester Bilder übergeordnet waren, setzten erst ein, da er schon auf sich gestellt war.
Davor gab es nicht viel, nur Fetzen ohne Gehalt. Weder wusste er, woher er stammte und was mit seinen leiblichen Eltern geschehen war, noch den Tag oder Ort seiner Geburt. Lyst schien indes wahrscheinlich, da die Menschen dort größer waren als die im Allgemeinen eher kleinen Bewohner des Beckens.
Bruchstücke, die seine Träume bevölkerten, zeigten dichtgedrängte Menschen in der Enge feuchter Höfe, rauchgeschwängerte Finsternis, rattendurchhuscht. Das Gesicht einer Frau von unten, die ob des schwankenden Wagens voller unruhiger Kinder sang, shh, sidira, dalra dalra, shhhh , einschläfernd, aber ohne Gefühl in der Stimme. Bambusstäbe wie Gitter.
Den Mann mit den glasigen Augen erinnerte er hingegen deutlich.
Dessen Bild war ein scharfer Schnitt, und von da an vergaß er nichts mehr. Kaum die geringste Einzelheit.
Der Mann sagte, umschrieen vom angrenzenden Markt, den nehme ich. Komm, Kleiner. Komm mit mir. Er hastete neben dem schwarzen, kuttenähnlichen Mantel her, hatte auch keine Wahl, denn die Hand in seinem Nacken packte fest zu. Der Markt blieb zurück mit seinem Brodem, seinem Geschrei, seinem Warenüberfluss an Stoffen, an Fleisch, Gewürzen, Menschen, Nutzvieh, Töpferwaren. Durch schmale Gassen ging es, dann durch ein Tor. Es fiel zu, schloss die Außenwelt ab. Für lange Zeit.
Der Mann, dessen glasige Augen sich als fähig erweisen sollten, den denkbar bösesten und schärfsten Ausdruck anzunehmen, war ein allein praktizierender Nekromant, ein Nâkyshat. Er gehörte keinem der dunklen Kulte an, unterhielt keinen Kontakt zu anderen Vertretern der Kaste. Und wie er allein, zurückgezogen, lebte, arbeitete er auch und bildete aus.
Ich bin von jetzt an dein Meister.
Im Innenhof des heruntergekommenen Hauses, das mitten im Herzen der Stadt Linqqva lag, war es stickig und still.
Ich bin dein Meister. Du wirst hier, unter diesem Dach, als mein Schüler bleiben. Klamm sah er an dem schwarzen Mantel hinauf in das ruhige Starren, mit dem der Mann ihn musterte, beinahe zu prüfen schien.
Als er nicht gleich antwortete, blähte die Gestalt sich auf, und etwas, für das er noch keine Worte kannte, riss ihn fast zu Boden. Wiederholen sollte er die Begriffe, die ihr Verhältnis beschrieben. Der stille Hof war plötzlich ein tobendes Kreisen von Angst, in das er die Worte hineinschrie, zu entsetzt, um zu weinen. Gut, hieß es. Vergiss das niemals. Vergiss es nicht, solange du lebst. Ein Stoß schickte ihn in einen verschlagähnlichen Raum direkt am Innenhof.
Licht gab es hier nicht viel. Fahle, staubtragende Streifen nur. Seine Augen gewöhnten sich bald daran, und seine Ohren brachten in Erfahrung, was hinter den Holzwänden vorging. Schnell hatte er heraus, dass er und der fremde Mann nicht die einzigen Lebewesen im Haus waren. Hinter den Wänden raschelte es, und leise Schritte sowie das gedämpfte Auf und Ab menschlicher Stimmen verrieten, dass es sich nicht nur um Ratten handelte.
Zu Beginn starrte er, instinktiv ahnend, dass Rufen und Jammern vergeblich war, unablässig auf die Holztür. Wartend, hoffend, jemand käme, ihn mitzunehmen, mit einer Hand in seinem Nacken oder besser noch einer Umarmung, ganz gleich wie flüchtig.
Später ließ sich anhand eines großen Festes errechnen, dass er ungefähr fünf Jahre alt gewesen war, als ihn der Nekromant von Linqqva kaufte.
Sklavenmärkte waren in dieser Zeit weit verbreitet, unterstützt durch einen unruhevollen Wechsel der Fürstenhäuser des Beckens. Es herrschte Bürgerkrieg, in den auch der Westkontinent sich einmischte, und wo die Augen der Parteien nicht hinsahen, blühte im Kielwasser der rastlosen Zeit auf, was sonst als Schande für wohlgeordnete Städte galt: Verelendung, Willkür in Enteignungen, Sklavenhandel – belebt durch die vielen Gefangenen oder Gestrandeten, für die niemand bürgte – und Vertreibungen. Mehr noch als sonst drängte die Armut und Auslöschung vieler Familien Kinder auf die Straßen.
Er lernte bald, im Dunkel des Verschlages, dass keine Regung ihm nützte.
Ohne ahnen zu können, dass dies bereits Teil seiner Ausbildung war, entledigte er sich der Tränen und des ursprünglichsten Vertrauens in jene Gefühle, die Menschen ohne Kalkül äußern – ganz einfach, weil aus der Welt kein Echo kam und weil ihre Quellen in ihm versiegten.
Nach ungezählten Tagen, in denen er nichts anderes war als ein Gefangener des Verschlages, öffnete sich die Tür. Vollständig, nicht nur die Klappe darin, durch die Wasser und Essen gereicht wurden.
Im Hof stand er wieder vor seinem Brotgeber, der sich dem verängstigten, abgestumpften Kind mittlerweile von selbst als jemand erklärte, der die Macht hatte. Hier hieß Macht noch Wasser und Reis. Zum Herausstammeln der Worte musste er indes wieder gezwungen werden. Im Hof warteten noch zwei andere Jungen, grau, zerlumpt. Sie beäugten sich gegenseitig ohne ein Aufglimmen der freudigen Erkenntnis, dass andere Kinder da waren. Sie erkannten einander als das, was sie waren: Gefangene, und ermaßen mit unkindlichem Blick ein jeder die Schwäche und Hilflosigkeit der anderen. Dies sind Paresh und Swaraj. Ihr, das ist Hadan.
Später erschien es ihm, rückblickend, wie ein übler Scherz, dass einer der beiden Mitgefangenen einen Namen trug, der ‚Freiheit’ bedeutete.
Der Mann, der ihm für mehr als zehn Jahre Lehrer, Alpdruck und dennoch gleichsam eine Art Vater sein sollte, war ein Vertreter jener Spanne der Kaste, in der die vagabundierenden und mit unbekannten Zielen praktizierenden Nekromanten sich wiederfanden. Gemieden, aber mit einer Mischung aus ängstlichem Respekt und widerwilliger Ratlosigkeit geduldet, lebte er mitten in Linqqva. Er deckte den zweifelhaften Bedarf an abergläubischen Riten, handelte mit Giften und Kräutern und ging, so sie ihm angeboten wurden, Geschäften nach, bei denen es nach Meinung der Auftraggeber mit Waffengewalt oder Verhandlungen allein nicht getan war.
In seiner Auslegung und Verwendung der Kunst, der er sich verschrieben hatte, offenbarten sich unmissverständlich dieses Mannes Platz und Persönlichkeit. Rasend stolz war er, ingrimmig zerfressen von der lebenslangen Randexistenz seiner Kaste. Ohne den Respekt, der anderen Nekromanten durchaus entgegengebracht wurde, zu empfangen, hatte er sich innerlich in seine eigene Dunkelheit gewendet. Äußerlich wandte er sich an jene, die seelenlos und hilflos verblieben: die Toten. Warum er auf die Idee verfallen war, Schüler auszubilden, blieb rätselhaft. Mochte an seiner Seele noch ein Fetzen hängen, der das völlige Alleinsein doch fürchtete, mochte ein Blick auf die Tempelgemeinschaften nekromantischer Kulte in ihm ein Gefühl des Neides und Nacheifernmüssens geweckt haben – seit vielen Jahren schon ging er hin und holte sich Kinder.
Seine Hassliebe zur eigenen Kaste war, was ihn in Wahrheit am Leben hielt und ihm den Grimm ebenso wie den Stolz bewahrte, und eben daraus gebar sich ihm grotesk der Antrieb, weiterzugeben, was er selbst erlernt hatte.
Seine Schüler entließ er weisungslos, sobald er ihrer überdrüssig war oder sie ihm trotz aller Hinterlist, die er ihrer gegenseitigen Bindung angedeihen ließ, gefährlich werden konnten. Bei weitem aber nicht alle Kinder, die den stickigen Hof durch das hölzerne Tor betraten, verließen ihn wieder. Was aus den Entlassenen wurde, kümmerte ihn nicht - das Wissen war weitergegeben. Auch die, die zuzeiten in seinem Einflussbereich lebten, taten es kaum. Nacktes Interesse war die einzige Regung, die er ihnen entgegenbrachte.
Die Kinder, wenngleich noch klein, ahnten etwas davon, wie es in ihrem zweifelhaften Hüter aussah, und fürchteten und hassten ihn mit Inbrunst. Da er jedoch ihr einziger Umgang war, da sie rasch die Sphäre der Missachtung, Isolation und Einsamkeit betraten, in der Viele ihrer Kaste existierten, liebten sie ihn dennoch. Gerieten in Abhängigkeit, wie sie durch die Bindung an eine einzige Person entsteht, die, so grausam ihre Behandlung auch sein mag, Mittelpunkt der Welt wird und alleiniger Gewährender der verzweifelt begehrten Zuwendung.
Hadan selbst fürchtete den Mann zunächst nur.
Schläge gab es nicht, Schreie niemals, auch kein Vergehen an den Lehrlingen. Doch mit dem Beginn der Ausbildung begann er ihn zu hassen. Dem Hass waren Ekel und Not beigemengt.
Unempfindlich gegen das Dunkel müsst ihr werden. Dies war schon weit fortgeschritten.
So entsetzte ihn auch die Finsternis eines im Hofe freistehenden Verschlages nicht. Er ließ sich hineinschieben, zurückzuckend vor der Hand und verwundert zwar.
Hinter sich hörte er ein feines Klirren. Darin das Zuschnappen des Riegels. Dann lag er plötzlich auf kaltem Lehm, Wogen von Grün um sich, die langsam niedersanken in verpesteter Luft, die nicht mehr zu atmen war. Holte sich mit einem Keuchen das Gift tief in die Lungen, die er unter dem zuckenden Knochenkorb zu umklammern suchte, da er fühlte, sie würden ihm aus der Brust gerissen. Würgte sich aus dem Leib, was darinnen war, bis eine Lähmung ihn festnagelte. Im Wüten der Agonie spürte er dennoch, draußen, vor den Bretterwänden, den Nâkyshat. Er wartete dort.
Und dieser öffnete tatsächlich bald, nachdem das irre Aufbäumen des Insassen abgeklungen war, den Verschlag, holte ihn heraus, trug ihn in sein Arbeitszimmer und bettete ihn auf eine Liege.
Dies und ähnliches geschah von nun an regelmäßig.
Die Dosen der Gifte, deren es Dutzende gab, erhöhten sich. Mit der Zeit erlangte sein Körper gegen alle nur erdenklichen Substanzen und vornehmlich gegen Atemgifte Immunität.
Dies war der erste Schritt. Er entließ nur die Zähesten und Widerstandsfähigsten.
Von den sieben Lehrlingen, die in seiner Zeit die Ausbildung begannen, überlebten drei.
Drei allein gingen mit dem ersten Schritt zugrunde, ein weiterer verschwand aus ihrem Kreis, ohne das Gelände verlassen zu haben.
Er überlebte.
Rauch, Gifte, Halluzinationen. Nach Jahren bewahrte er sich, gleich in welchem Nebel oder Rausch, den festen Kern des ausgeloteten Bewusstseins, auf den es ankam. Vielleicht überlebte er dank eines Hasses, der immer stärker wurde. Oder durch etwas ganz anderes. Denn kaum je verließ ihn bei alldem das seltsam sichere Wissen, das draußen eine andere Welt sich befand, Leben, das er trotzig einforderte wie ein Versprechen.
Die Jungen sahen sich untereinander kaum, errieten die Anwesenheit der anderen in der Stille der benachbarten Räume.
Wachen und Schlafen enthielten dieselben Schrecken.
Der Meister karrte Verhülltes heran, scheuchte die Lehrlinge in den Arbeitsraum, dass sie den Umgang mit den Toten erlernten. Glasigen Auges stand er dabei und sah zu, wie sie die erstarrten, oft schon faulen Leiber zu untersuchen und in ihnen den letzten Funken Energie aufzuspüren hatten, indem sie sich in das tote Fleisch hineinlauschten und ihm die Hände auflegten. Wen er zwingen musste, den erwartete Strafe. Hatten sie davon gekostet, fügten sie sich meist, denn der Nâkyshat vermochte ihnen weitaus schlimmere Gesellschaft zu verschaffen als Tote.
Die Begegnung mit den anderen Lehrlingen wurde so zu etwas, das sie nicht mehr ersehnten, sondern fürchteten. Ihre Gesellschaft bedeutete Angst und Grauen. Dass sie sich gegen ihn zusammenrotten könnten, wusste der Meister hierdurch zu verhindern.
Er mochte wohl bei Hadan eine besondere Bereitschaft zur Verweigerung, zur Auflehnung, wahrnehmen, hielt ihn daher scharf getrennt und bei Gelegenheiten, da die Lehrlinge sich begegneten, besonders im Auge. In ihm erspürte der Mann in dem, was Magie des Fleisches genannt wurde, einen Grad an Begabung, der die seine übertraf, bis er ihr nicht mehr zu folgen verstand. Da der Lehrling sich dennoch weigerte, unbegreiflich und eine Verschwendung, die Toten wiederzuerwecken, geriet er gegen seine Gewohnheit wild außer sich. Strafen halfen wenig.
Darum vielleicht, oder auch in einem Aufflackern simpler Grausamkeit, oder weil er den unbändigen Hass des heranwachsenden Gegenübers mit einem Mal spürte, ahndete er ein Vergehen eines Tages derart, dass der Gestrafte es in der Tat nie wieder vergessen sollte.
Sprach, weil der finstere Junge mit dem weißen Gesicht sich weigerte, die anderen anzuleiten bei einem Ritus, nur einige harte Worte. Ließ es scheinbar dabei bewenden.
Über den Verschlag, in den er ihn schickte, fiel jedoch ein Betäubungsgas. Als Hadan aus dem Dunkel in Dämmer hinüberglitt, war er mit Stricken gefesselt. Wenn auch alles andere unscharf blieb, erriet er klar, dass er bestraft werde. Warum aber, wenn er ihn hatte betäuben können, wartete der andere, bis er wieder erwacht war? Ich will, dass du dich zeitlebens hieran zurückerinnern kannst. Bei allem, was du gelernt hast, fehlt es dir an Demut. Ich erkenne dich, Kleiner. Nimm dies als Untermalung für diese Gewissheit. Der Mund wurde ihm aufgezwungen, und da half es nichts, den Kopf wegzudrehen.
Mit dem ersten Schluck schon wurde es schwarz, und als der Schmerz einsetzte, hörte er sich schreien.
Da aber der Verhasste nahebei stand, verbiss er es sich und spuckte lieber blutigen Speichel von den zerkauten Lippen.
Als es vorüber war, war das rötliche Hellblau seiner Augen verschwunden und einem fahlen Weiß gewichen. Er sah es an der Reaktion der Menschen, bis ihm irgendwann eine polierte Gerätschaft sein Bild zurückspiegelte.
Eines Tages lief er schließlich fort.
Das Tor war nur ein Tor, es hielt ihn weniger als das entsetzliche Band, das ihn an den Nâkyshat fesselte. Er wusste, dass er ihn sonst früher oder später töten musste, oder dieser ihn.
Die Flucht bedeutete um ein Haar sein Ende.
Im feuchten Grün, das die Stadt verschlingend umrahmte, verhungerte er fast, und das erbettelte Essen am Rande der nächsten Siedlung reichte nicht aus. Er verlor sich im Halbwachen und im Delirium der Einsamkeit, des restlosen Ausgestoßenseins.
Er war weniger wert als der geringste Feldarbeiter. Die Bauern wiesen ihn ab, wenn er sie um einfache Arbeit ersuchte. Die Menschen wechselten die Straßenseite, begegneten sie ihm. Nicht nur aus Befremdung, da die weißen Augen der Fremdartigkeit des Albino noch Vorschub leisteten und er Manchen kaum wie ein menschliches Wesen erschien. Sondern auch einer wirren, aber unleugbaren Aura der Macht seiner Kaste wegen, die ihn umgab, ohne dass er es ahnte. Die Ehrfurcht der Bevölkerung, der ungewöhnliche Erscheinungen oft als Beweis galten, dass ihr Träger den Bereich des Menschlichen verlassen hatte, um etwas anderes zu werden, erriet er nicht.
Nicht im Hause des Nâkyshat fühlte er sich endgültig an der Schwelle zum Wahnsinn, sondern hier. Es gab reichlich Tode, die leicht zu sterben waren.
Etwas indes hieß ihn überleben.
Als ersten Abgesandten des Lebens schickte das Land ihm eine Liebe zu seiner wuchernden Schönheit, die nie wieder verlöschen sollte. Ihretwegen allein lohnte es sich, jeden Morgen aufs Neue die Augen aufzuschlagen.
Es ereignete sich schließlich, dass der halbverhungerte Umherstreifende, werdender Nekromant und dennoch gleichzeitig bloß ein Heranwachsender, fünfzehn, sechzehn Jahre alt vielleicht, auf den Nekromanten Rhaghav stieß.
Dieser, ein Eremit und gelegentlicher Bewohner des großen Pakhra-Tempels von Lhabarna, war seine Rettung. Rhaghav sollte letztlich bewirken, dass er die Verleugnung seiner Kaste aufgab. Erstmals erfuhr er von den Lehren und der Verbreitung der Nekromanten, ihrer Verschiedenartigkeit, ihren Wirkungsbereichen. Aus dem Grau der menschlichen Welt traten, Fremde zwar, ferne Verbündete hervor.
Rhaghav duldete ihn in seiner Nähe, und anfangs sprachen sie wenig miteinander. Später erst erkannte er, dass der viel Ältere sich augenblicklich entschieden haben musste, ihn auszubilden. Lange ließ sich wenig davon deutlich bemerken.
Sein Lernprozess bestand anfangs nur aus Beobachtung. Er saß und sah zu, wie Rhaghav meditierte, Sude zubereitete, folgte dem wortlosen Winken der mageren Hände in den Wald, der alles an Mitteln hervorbrachte, um Menschen zu berauschen, zu töten – oder zu heilen. Er sah zu, wie Leute der Umgebung den Eremiten aufsuchten und ihm ihre Krankheiten schilderten, hörte den Alten in sternübersäten Nächten stundenlang murmelnd singen, rezitieren.
Über die Geduld erlernte sich die innere Verbindung zu allem Lebendigen. Nach einer Weile unterwies ihn der Mann, den er ganz anders als den vorigen innerlich mit Hochachtung Meister nannte, in den Riten des Pakhra und wies ihm einen Weg in die alten Symbolschriften. Dort eröffnete sich das ganze weite Reich der Nekromantie, und mit verzagtem, langsam wachsenden Vertrauen begriff er, dass ihm zwei gänzlich unterschiedliche Wege in den Gestalten seiner Lehrer begegnet waren.
Ihm, der Zeit seiner Erinnerung unfrei gewesen war, eröffnete sich eine Wahl.
Den Nekromanten nach zwei Jahren verlassend, geriet er in die Herrschaftskriege um Itrava. Dort wurde in blutigen, erbitterten Kämpfen, denen erst das Eingreifen der Zakarum Einhalt gebot, jeder verwendet, der willens war, sich dem Schrecken des zerstampften Beckens zu überlassen und der nützliche Fähigkeiten besaß. Mangels anderer Wege, die er noch nicht sehen konnte, ließ er sich zum Söldner machen. Die zerstörerische Seite seiner Kunst lernte er in den folgenden Jahren kennen, erlernte sie gründlich, bis sie ihn nachgerade verfolgte und den Wunsch weckte, etwas anderes zu sein.
Bei Lhabarna, wo die Menschen den dunklen Zweigen aller Magie beinahe so offen gegenüberstanden wie der Süden, siedelte er sich an. Bereiste hin und wieder beide Kontinente, soweit es ihm möglich war, und häufte Wissen an. Die Zeiten waren ruhiger geworden, und der Schatten des Kommenden war noch nicht wahrzunehmen. Ein Heiler und ein schweigend respektierter Abgesandter Pakhras zu werden, gelang ihm mit den Jahren, und auch, den Spalt zwischen ihm und allen Menschen etwas zu ebnen.
Weder aber fand er Ruhe, noch eine Aufgabe, die ihn auszufüllen vermochte, geschweige denn eine Gemeinschaft. So zögerte er kaum, als die Schrecken der Großen Übel die Lande überschwemmten, und ließ sich von der Nachricht einer fernen Mission fortreißen.
In allem fand er zwar den Hunger nach Leben wieder, der ihn dem Hof in Linqqva hatte entkommen lassen, doch sich selbst vermochte er nicht aufzutreiben – und auch keinen ruhigen, sicheren Pol, der wert schien, ihm sein Leben zu widmen.
Immer, allgegenwärtig, war eines um ihn.
Nicht die Bleichung seiner Augen als endgültiges Stigma hieß ihn einsam am Rande stehen, sondern die Missverhältnisse der Welt, die Menschen gebar wie den einen, der ihn gewaltsam in ein Dasein gepresst hatte, das nicht wieder abzulegen war.
Es hatte sich als klüger erwiesen, nicht allzu viel von den Menschen zu erwarten, ganz gleich, wie diese Entscheidung an ihm fraß.
...Bis sich eines Tages eine schmale, schwarze Silhouette zwischen ihn und die Menschen schob, das Schönste, was er je gesehen hatte. Durch sie fiel der Widerschein der Welt wie durch ein Brennglas und sammelte sich und ließ, langsam, allmählich, einen Sinn aufglimmen.




Sie saßen im Halbdunkel und Kerzenlicht und schwiegen.
Aber das Schweigen bedeutete keinen Bruch, keine vollständige Verlegenheit um Worte.
Draußen versammelten sich entlang des Flusses die Leuchtkäfer und die Menschen in der warmen Nacht.
Eya wagte lange keine Regung. Sie begriff das Geschenk, das der Mann, der ihr gegenübersaß, ihr gemacht hatte.
Die plötzliche Gewissheit nach der Ewigkeit des Zweifelns machte sie schwindeln.
Ihr Gegenüber betrachtete sie derweil mit einem Ausdruck, den sie erst später sehen und ganz an sich reißen sollte.
„Wir sollten bald nach Kurast aufbrechen“, sagte Hadan schließlich in die Stille hinein.
Sie blickte auf.
Dann, mit einer letzten, mit einer endgültigen Überwindung, fragte sie: „Möchtest du, dass ich dich begleite?“
„Ja“, sagte er. „Ich möchte, dass du mit mir kommst.“
Das sachte Hervordrängen der Glut auf ihrem Gesicht spiegelte sich in seinen Augen.
In der Grauhelle des nächsten Morgens verließen sie die Höhle bei Lhabarna und folgten dem Flusslauf nach Süden, wo fern, hinter verschleierten Bergen, die Stadt der Zakarum und die Endlosigkeit des Urwalds und der südlichen Zivilisation lag.
 
Habe gerade erst den ersten Teil(bis zum großen Absatz) gelesen, werde mir den Rest für später aufheben.

Der Wandel von Hadans Charakter wird hier ja endlich offensichtlich, nur was ich mich frage, ist, ob er für die Anderen der alte Hadan bleiben wird.
Besonders gefallen hat mir die Passage des Wortwechsels, in dem man einerseits gesprochene Worte und andererseits Gedanken mitbekam.

Beruht diese geheime Unterhaltung auf magischen Fähigkeiten oder wird sie allein durch das(scheinbar gut versteckte) Band zwischen ihnen möglich?

...vielleicht finde ich Antworten im Rest des Textes.
Freue mich schon, mehr über Hadans Vergangenheit zu erfahren und hoffe es ist keine "Dämonen haben meine Eltern getötet und ich wollte Rache"-Geschichte. ;)
(Wobei ich denke, dass selbst so etwas von dir wunderschön ausgeschmückt und dadurch wieder interessant werden könnte)
 
Wunderschön erzählt. :kiss:

Nimms mir bitte nicht übel, wenn ich doch ein paar mal Kritik äußern muss:
Du hast dich dem Forum gestellt :D

Wie ich schon mal sagte: Du bist schon so gut, dass ich gerne möchte, dass du noch besser wirst.

Ist natürlich alles subjektiv:


1.)


Sie sah aus dem ladenlosen Fenster in den Wald, und ein tiefes Staunen bemächtigte sich ihrer.

Hm, warum? Wird nicht erklärt. überflüssig.


2.)

Über ihren Kronen, glühte der Himmel wie blasse Flammen. Die oberen Ränder der Bäume hoben sich als Scherenschnitte davor ab.

Das kannst Du besser. Ersetze mal "wie" durch "in" und versuche eventuellden zweiten Satz einzubinden. Klingt das besser? Wird aus dem blossem Vergleich jetzt nicht mehr? Ein Bild?

3.)

„Nur dein Bein bereitet dir Sorge“, bemerkte er.


Hm ja, ist o.k. mir fehlt aber im Verlauf des Updates eine Bezugnahme. Der Umstand wird hingenommen, mehr nicht. Keine Behandlung, kein Ansatz,nur eine Erklärung. Wer sich sorgt, kümmert sich. Das fehlt. (Noch) Dass Sie sich selber kümmern soll, ist ein wenig .. ähm, merkwürdig.

4.)

Rest ist soweit "o.k." ( wenn das eine angemessene Bezeichnung für dieses gelungene Stück Prosa ist)



:hy:


DV
 
Meiner Meinung nach das beste Kapitel deiner gesamten Werke(zumindest von denen, die ich kenne). Fesselnd, wunderbar formuliert und leicht zu lesen.
Ein besonderes Lob für Hadan. Charaktere wie ihn gibt es zwar recht häufig, doch an seiner Hintergrundgeschichte können die sich Andere eine ziemlich große Scheibe abschneiden.

Mein Fazit: Gewaltig. :)

Nun habe ich aber doch eine kleine Ungereimtheit gefunden(wie das mein neidisches Herz doch freut, muhahaha). Wobei ich mir allerdings nicht sicher bin, ob ich mich irre. Ist nicht ganz klar zu erkennen.

1)Schläge gab es nicht, Schreie niemals, auch kein Vergehen an den Lehrlingen.
Überraschend, aber sicher nicht unmöglich.

2)Wen er zwingen musste, den erwartete Strafe. Hatten sie davon gekostet, fügten sie sich meist, denn der Nâkyshat vermochte ihnen weitaus schlimmere Gesellschaft zu verschaffen als Tote.
Strafe! Zwar ist Nicht direkt von Schlägen die Rede, von Schreien auch nicht(die den Lehrlingen ja ohnehin gleich anfangs ausgetrieben wurden). Aber egal, wie er sie bestraft - als Vergehen würde ich es immer bezeichnen. Ob er sie nun mit giftigen Dämpfen einnebelt, ihnen die Ohren mit einem Dolch abschneidet, sie mit einem Fluch der Qual belegt oder ihnen einfach nur einige gezielte Schläge verpasst.

3)Da der Lehrling sich dennoch weigerte, unbegreiflich und eine Verschwendung, die Toten wiederzuerwecken, geriet er gegen seine Gewohnheit wild außer sich. Strafen halfen wenig.
Da sind wir wieder bei den Strafen.


Bin mir also nicht ganz sicher, wie denn die Strafen des Herren Nekromanten aussehen, aber wenn die Kinder dadurch derartigen Respekt lernen, sind sie sicher als Vergehen zu bezeichnen.


Aber, wie schon gesagt, insgesamt: Top!
Weiter so! Wenn es so wunderbar weitergeht, dann... dann... Naja, mehr als Lesen und Kritik geben kann ich ja nicht. ^^
 
:hy: ihr,
ich bin bei diesem Kapitel noch froher, dass es euch (zumindest euch dreien) so gut gefallen hat. Der Abschnitt über Hadans Vergangenheit ist auch das Geschriebene, das mir selbst bislang am besten gefällt.

Zu euren Fragen u. Anmerkungen:
- das 'stumme' Gespräch zwischen Eya u. Hadan wird durch eine Kombination aus Blicken, dem erwähnten starken Band und Hadans in etwa an Telepathie erinnernde Fähigkeiten möglich (die beim Kampf gegen die Ahnen Erwähnung finden), so dachte ich mir
- 'auch kein Vergehen an den Lehrlingen'.... mit Vergehen ist hier sexueller Mißbrauch gemeint. Damit wollte ich unterstreichen, dass Hadans erster Lehrmeister nicht von Emotionen, ja nicht einmal von Trieben (hier natürlich ausnahmsweise ein Glück für die Lehrlinge), geleitet wird. So hoffte ich, die Gefühlskälte dieses Mannes, die man fast eine seelische Verkrüppelung nennen könnte, hervorzuheben - ein denkbar fatales 'Vorbild' für ein Kind.
Die Strafen bestehen ausschliesslich aus 'nekromantischen' Strafen: Flüche, Einschüchterung durch gewaltsames Aufzwingen von Illusionen (was Hadan bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem Nâkyshat erlebt), Einsperren in Gesellschaft von Wiedererweckten etc.
Selbstverständlich vergeht sich der Mann damit an den Seelen der Kinder!
Dass da Verwirrung beim Leser entstehen kann, sehe ich ein ;)
@Dame Venusia: ich sehe den Text noch mal auf die kritik hin durch ;)
Gruß, Reeba
 
ich bin gerade beim lesen des ersten teil um danach den zweiten teil geniesen zu könne und da hab ich eine frage.

haste du etwas dagegen wenn ich mir die storys audrucke und in meinen ordner mit meinen Lieblingsgeschichten tuhe?
 
@mpb, da brauchst du mich doch nicht zu fragen.
Ich kann dir 'Gipfel der Welt' und alles, was von 'Saqqara' bislang da ist, auch als WordDateien schicken, wenn du willst. Falls ja, emailaddy per PM ;)


/edit: zu unten:
Ist ok, mach, wie du denkst :hy:
 
ne brauchst du nicht. ich kanns mir auch einfach aus den beiträgen holen. da weiß ich wenigstens wann ich es fertig habe. und wegen den fragen: das gehört sich nun mal so da das Copyright nun mal bei dir liegt, da die story von dir stammt.
 
Hi reeba
ich hab gerade den 2. teil der geschichte durchgelesen.
Hab angefangen und konnte einfach nicht mehr aufhören.
Deine geschichte hat in mir diese "was passiert als nächstes "
spannung erweckt , wie es die wenigsten geschichten geschafft haben.
Ich bin absolut gespannt auf die kommenden teile.
hör bitte nie mit dem schreiben auf!!:read:
 
Zum Wochenbeginn ein neues Kapitel :hy:








VIII. Das Fenster nach Osten





Sein Schildarm erzitterte unter der Wucht des Schlages.
Deutlich vernahm das geschulte Ohr ein Splittern, dann – leise und spitz im verschachtelten Kampfeslärm – das Fallen und Wegspringen einer eisernen Scherbe über Pflastersteine, abgesprengt von der Schildoberfläche. Durch die feste Konzentration kam Erstaunen in ihm hoch. Weckte ihn aus dem Dämmer der Routine.
Den nächsten Schlag holte er mit der Rondache mühelos aus der Luft, las den Drang darin, Unrast und die Angriffsverfassung seines Gegners und fixierte ihn dabei.
Er fand den Blick des Anderen nicht. Der Augenkontakt war abgerissen.
Die Zacken der gegnerischen Waffe sangen ein kurzes, hässliches Lied bei ihrem Weg über seinen Schild. Der Druck hob sich nicht. Mit aller verfügbaren Kraft wurde die Linie des längst parierten Angriffs verfolgt, die schon aus dem vorgesehenen Schlagabtausch ausgebrochen war.
Bereitschaft ergriff ihn, Beunruhigung – und eine Anspannung, die hier nicht hergehörte und ihm vertraut war wie eine zweite Haut. Die Anspannung eines ernsten Kampfes.
Von außen mochte der Schlag aussehen, als lehne sich der Angreifer nur ein Geringes zu weit hinein. Eine Ungeschicklichkeit, mangelndes Können noch.
Er spürte indes, was dahinter stand. Der Gegner wollte nicht lockerlassen. Er versuchte tatsächlich, ihm Schaden zuzufügen.
Menrad fing das Kriegsszepter des jungen Auszubildenden mit seiner eigenen Waffe ab. Die gezackten Köpfe, die seltsamen Samenkapseln glichen, verhakten sich. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, den Anderen zu entwaffnen, aber noch konnte er sich nicht entschließen, den Kampf abzubrechen.
Ein gezielter Schlag zwang seinen Gegner, ein paar Schritte zurückzustolpern, wollte er vermeiden, dass ihm die Waffe aus der Hand gerissen werde. Die gepanzerten Stiefel scharrten auf den ausgetretenen Pflastersteinen. Das Zurückdrängen war unmissverständlich, und es verschaffte ihm selbst eine winzige Zeitspanne, um zu beobachten. Er ließ Schild und Szepter leicht sinken, stand und wartete.
Die feuchtwarme Luft schmeckte nach verdunstendem Regen.
Sein Gegner griff augenblicklich wieder an – ohne Maß zu nehmen, ohne ein Zucken des Zögerns.
Die Paladine prallten aufeinander. Dröhnend hieb ein Szepter gegen gewölbte Schildoberfläche, ein anderes zögerte und wurde schlagbereit gehalten. Wieder riss der Auszubildende, wilder noch diesmal, die Waffe vom unumgehbaren Schild des Anderen weg.
Menrad folgte der Bahn. Die Verzögerung, in der er noch ungläubig mit der Erkenntnis haderte, dass er sich über die Absichten des Gegners nicht getäuscht hatte, geriet ihm zum Abwehrfehler. Das Szepter erreichte schwerlich eine kritische Stelle, aber ihm blieb nichts mehr, als es mit der Schulter abzufangen.
Durch das satte Scheppern drang das Aufschreien der Zuschauer.
Gut ein Dutzend Männer, am Rand des rechteckigen Kasernenhofes verteilt, verfolgte den Übungskampf. Jetzt entging auch den Unaufmerksamsten unter ihnen das Eigenartige des Schauspiels nicht mehr, und Menrad fühlte ihre stirnrunzelnde Entgeisterung wie eine hochschlagende Woge.
Unter dem eingedellten Eisen der Bänderrüstung begann seine getroffene Schulter dumpf zu pochen. Doch mit dem Schmerz stieg auch endgültig Wut in ihm empor. Eine zweite Gelegenheit würde es für den jungen Gegner nicht geben.
Er rief ihn an. Der Atem der kämpfenden Paladine, das Schleifen von Eisen auf Stein, die gewaltsame Begegnung von Waffen und Schilden standen laut ringsum, und die Vollhelme verzerrten jedes Geräusch. Dennoch musste der Andere ihn hören.
Es kam keine Reaktion. Unter dem Ärger trieb Sorge, die ihn vielleicht auch davon abhielt, den Gegner so hart anzufassen, wie es wohl angebracht war. Was ist nur mit diesem Jungen los?
Die Gestalten der Paladine schimmerten im fahlen Licht, das sich aus dem grauen Himmel stahl. Den Zusehenden gerannen ihre Bewegungen und Manöver zu einer Sprache, die die Geistesverfassung der Kämpfenden verriet.
Und sie sahen, aufgeschreckt, dass hier etwas nicht zuging, wie es sollte.
Nicht bloß war die Entgleisung eines Übungskampfes durch Verschulden des Auszubildenden ein Beweis grober Verfehlung, der auf Ungehorsam und Schwächen wie mangelnde Sammlung hindeutete. Sie zeugte auch von schlichter Dummheit. Einen Kommandanten ernstlich anzugreifen, verstieß gegen alle Regeln des fingierten Kampfes, der ausschließlich dem Erlernen von taktischen Kniffen diente. Es verstieß gegen die Gesetze der Hierarchie, zog Disziplinarmaßnahmen, gar schwere Strafen nach sich.
Menrad parierte einen Hieb gegen sein Standbein, und diesmal kümmerte es ihn nicht, ob der Gegner die kaum noch verhohlene Gewalt des Gegenschlages spürte. Ausfälle gegen Gliedmaßen und Kopf waren der Gipfel der Feigheit.
Mochte der Andere ruhig ahnen, dass ein Bruchteil der Stärke des Älteren ihn innerhalb eines Atemzuges überwältigen konnte. Bei aller Zurückhaltung liebkoste ihn Befriedigung, als der Abgewehrte unter der Wucht des Defensivschlages um ein Haar in die Knie ging.
Die Unruhe an den Rändern des Hofes war nun fast mit Händen zu greifen.
Ich muss den Kampf abbrechen.
Es reizte ihn kurz, den Gegner sich wund laufen zu lassen, wieder und wieder, bis er aus Erschöpfung aufgab oder zusammenbrach. Ja, es reizte ihn, den Anderen für seine sinnlose Unverschämtheit zu demütigen.
Die Ehrlichkeit seiner Empfindung durchrieselte ihn wie ein starkes geistiges Getränk, doch erleichtert spürte er Ernüchterung ihr auf dem Fuße folgen.
Es galt, Überlegenheit zu zeigen – auch jenseits der rein körperlichen, die selbstverständlich war.
Er rief dem Gegner den kurzen Befehl zum Abbruch des Kampfes zu. Selbst am Hofrand waren seine Kommandos problemlos zu verstehen.
Die Wut, die sich beim erneuten Versuch einer vernünftigen Verständigung kurz zurückgezogen hatte, flutete wieder zum Herzen hin. Denn sein Gegner sprang mit einem heiseren Laut, fast einem Knurren, ein weiteres Mal auf ihn los. Ob du nur taub bist oder sonst wie von Sinnen – jetzt ist Schluss. Seine Geduld war am Ende.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils entlud sich seine unterdrückte Kraft, und geballt, unverrückbar jetzt wie eine Säule, wartete er.
„Der Kampf ist hiermit abgebrochen!“ bellte er im schon zusammenfließenden Glimmen der Rüstungen. „Soldat, Kampf sofort abbrechen, verd-„
Im Dröhnen des Aufpralls verwischten sich die Schreie der Männer zu einem einstimmigen Aufheulen.
Den Angreifer warf allein das Hineinrennen in den Gegner nahezu von den Füßen. Der Ältere riss die Rechte hoch, und über das untergestellte Bein schickte er den Ungehorsamen mit solcher Wucht auf das Pflaster, dass diesem Schild und Waffe aus den Händen sprangen. Einzig die Bänderrüstung und der Vollhelm bewahrten ihn, als er niedergestreckt wurde, vor üblen Prellungen.
Alles ging innerhalb eines Augenblicks vor sich.
Noch ehe der Überrumpelte begreifen konnte, was geschehen war, starrte er atemlos in den fahlgrauen Himmel, den die Mauern der Kasernengebäude dunkel umrahmten.
Ein Ächzen drang aus dem Helm am Boden, als sich Menrad mit vollem Gewicht auf den Auszubildenden fallen ließ. Das linke Knie nagelte den rechten Arm des Gefallenen fest, und mit dem anderen Knie auf dessen Brust halb hockend, sicherte er den zweiten Arm mit seiner Hand, die noch das Szepter hielt. Mit der freien Hand nahm Menrad dem jungen Paladin den Helm ab.
Ein schweißnasses Gesicht kam zum Vorschein, bleich vor Zorn, rotgefleckt die Wangen. Die Augen waren trübe, voller Grimm und Scham über die Demütigung, doch langsam klärten sie sich. Dann zuckten sie seitwärts.
Die zusehenden Männer kamen heran.
Menrad Victorin Callist, Kommandant des Außenpostens in Shanghar, hob den Vollhelm vom Kopf und atmete die Hofluft ein, die schwül, aber immer noch erfrischender war als das von Atemfeuchte beschlagene Innere eines Kopfschutzes.
Ein Zucken des Auszubildenden kam von unten her, der gegen seine missliche Lage aufbegehrte, doch nur schwach, als schwanke er zwischen Verwirrung und wütendem Stolz. Die Nutzlosigkeit des Erwehrens an sich schien er nach dem soeben Erlebten einzusehen.
Du wirst mir jetzt ohnehin nicht sagen, was dich geritten hat. Du kannst es nicht oder willst nicht. Menrad ließ den Anderen sich noch kurz im herrschenden Schweigen winden, dann rief er sich den Vorgang in Erinnerung.
„Zweimaliges Nichtbeachten eines Befehls, Paladin in Ausbildung“, begann er, absichtlich laut genug, dass es alle im Hof hören konnten. „Fehlverhalten in einem Übungskampf, zudem mutwillige Beschädigung von Ausrüstung.“ Die Worte fielen wie schwere Tropfen auf den Liegenden. Er sah es.
„Was Ihr Euch hier soeben habt zuschulden kommen lassen, stünde selbst einem blutigen Anfänger schlecht zu Gesicht“, fuhr er fort. „Für einen Paladin im dritten Jahr seiner Ausbildung, wie Ihr es seid, sind solche Verfehlungen eine Beleidigung dessen, was er bislang gelernt haben sollte. Kommt etwas Derartiges ein zweites Mal vor, ist Eure Zeit hier umgehend vorbei, und Ihr könnt nach Fadraîs oder nach Sevarh zurückkehren.
Reißt Euch gefälligst zusammen! Besinnt Euch darauf, wer Ihr seid und welche Werte zu vertreten Ihr geschworen habt. Männer, die dies nicht bewältigen, sind hier am falschen Ort – hier besonders, wo wir in einem fremden Land stehen und mehr sein müssen als unsere Brüder im Westen.“ Seine Stimme hatte sich bei den letzten Worten verschärft, aber nun ließ er sie sich wieder mäßigen. „Von einem Verhör will ich absehen.“
Menrad erhob sich, und während der junge Paladin sich mühsam aufrichtete, brachte er ruhig das Kriegsszepter unter. Von einem der umstehenden Männer ließ er sich den Schild abnehmen.
„Ihr werdet Euch von einem Unterkommandanten eine Disziplinarstrafe abholen“, wies er sein blasses Gegenüber an. Der zu Bestrafende war so gezwungen, seine Verfehlung einem Unparteiischen vorzutragen, was gleichermaßen Sammlung und Bewusstmachung des Vorgefallenen wie auch eine Kontrolle seiner Darstellung bezweckte. „Der Ausgang der folgenden zwei Wochen ist gestrichen. Ihr werdet Eure freie Zeit im Gebetshaus besser verwendet sehen.
Spätestens übermorgen will ich hören, dass Ihr mit einem hochrangigen Paladin über Eure geistige Verfassung gesprochen und diesem – wenn nötig – gebeichtet habt: mir, Basruth, Elgar, wem Ihr wollt, das könnt Ihr frei wählen.“
Die umstehenden Männer machten ernste Gesichter. Einige waren in Ordenstracht oder Kampfausrüstung, und ihre mit Lichtsymbolen bestickten Mäntel oder silberbeschlagenen Harnische leuchteten matt in der fahlen Helle des Hofes. Menrad erriet, wie dieser Anblick dem jungen Paladin zu schaffen machen musste.
Das sollte nun reichen. Er streifte den Dastehenden mit einem letzten Blick und sagte: „Die Übung ist beendet.“
Dann ging er aus dem Kreis der Umstehenden heraus und quer über den Kasernenhof. Er hatte nicht das Bedürfnis, mit einem von ihnen zu sprechen.
Stattdessen wandte er sich um, sobald er den Torbogen erreicht hatte, von dessen Innerem eine Treppe hinauf in die oberen Stockwerke des Gebäudes führte. Die Zuschauer hatten sich bereits verlaufen, tauchten in Durchgänge oder entfernten sich in Richtung der Stallungen und des Gebetshauses. Der junge Auszubildende verschwand eben in dem mehrere Meter langen Durchgang zur rückwärtigen Seite des Gebäudeflügels.
Menrad drehte um und schlug denselben Weg ein.
Auf der anderen Seite des Durchgangs öffnete sich ein kleinerer Hof mit einem alten Sammelbrunnen. Hier traf er den Verfolgten an, der sich mit einer Hand Wasser über Gesicht und Nacken schöpfte.
Von hinten angesprochen, wandte er sich um.
Der ältere Paladin studierte die Reaktion und den Ausdruck auf dem Antlitz des Anderen. Mit dem nassen Haar, erfrischter und augenscheinlich etwas abgekühlt, wirkte er weniger zornesblass. Immer noch aber, und im Erkennen des Kommandanten fast unverhohlen, barg es ein finsteres, störrisches Glühen unter der Oberfläche der noch sehr jugendlichen Wangen. In den Augen war keine Offenheit zu sehen.
Menrad fühlte, dass er diesen jungen Mann nicht mochte.
Das war allerdings gänzlich unwichtig, und seine Sorge minderte es kaum. Mit dem Jungen geht tatsächlich etwas vor, dachte er vage und wandte sich freundlicher an ihn, als es seiner Sicht des Vorfalls und seiner Sympathie entsprechen mochte.
„Wenn es Euch weiterführt, kommt zu mir mit dem, was Euch bedrängt“, begann er. „Was aber ist hier heute vorgefallen? Ich frage Euch dies absichtlich unter Ausschluss Anderer. Dass Ihr bedauert, bezweifelt niemand.
Wir haben indes keine Bitte um Verzeihung von Euch gehört. Ihr seid hier unter Brüdern, innerhalb einer Gemeinschaft, und Eure Zugehörigkeit verlangt auch Verantwortung.
Darüber solltet Ihr Euch im Klaren sein.“
Der Auszubildende murmelte eine Entschuldigung. Sie klang ausreichend aufrichtig.
Seine Augen aber wiesen ab, als verberge er sich hinter ihnen wie hinter halbdurchsichtigem Tuch.
Menrad war, als gleite ihm etwas durch die Finger.
„Mehr habt Ihr nicht zu sagen?“
„Nein, Kommandant.“
Nebenan gluckste leise der kleine Wasserlauf, der das Becken aus einem Röhrensystem speiste. Für eine Sekunde unternahm Menrad noch einmal den Versuch, diesem verschlossenen Gesicht vor sich etwas zu entreißen. Dann spannte er sich.
Mit einer knappen Geste entließ er den Anderen.
Schöpfte dann Wasser und trank und fühlte zum ersten Mal, dass ihm das Unterzeug am Leibe klebte.
Der Tag würde entsetzlich drückend werden.





Als er sein Arbeitszimmer im zweiten Stockwerk des Gebäudes erreichte, war er bis auf ein beschlagenes Lederwams nicht länger in Kampfausrüstung.
Der beschädigte Panzer und die anderen Übungsutensilien befanden sich wieder in der Waffenkammer oder bei einem der drei Schmiede, die dem Posten dienten.
Menrad trat ein und hielt kurz inne.
Das Zimmer des Kommandanten war ein großer Raum, weit in seiner Wirkung gleichsam durch seine Anlage wie durch die spärliche Einrichtung. Seit einem Jahr verfügte er über dieses Zimmer.
Seine schlichte Schönheit rührte ihn immer noch wie am ersten Tag. Jetzt war es von weichem Morgenlicht erfüllt. Über Eck gelegen, besaß es zwei Fenster.
Eines ging nach Süden und überblickte Teile der umliegenden, stark belebten Straßen und der Dächerlandschaft der Altstadt Shanghars. Das andere sah nach Osten und weit über einen öffentlichen Platz hinweg auf den Wald, der hier in die menschliche Bebauung hineinragte. Hier erhob sich morgens der erste Schimmer von Helligkeit in den besonderen Farben des Kontinents über die Baumwipfel. Dann gerade, aber zu allen anderen Tageszeiten auch, war es, als atme durch dieses eine Fenster etwas den Hinaussehenden an – etwas, nicht eigentlich nur Weite, nicht eigentlich das Land bloß oder das Licht, stahl sich herein und löste die Mauern auf.
Menrad riss sich los und ging zu seinem Schreibtisch.
Im Vorbeigehen öffnete er kurz, ohne zu wissen, warum, seinen Waffenschrank.
Der Kampfhammer glomm im einfallenden Licht. Auch eine glatte, kaum merklich gewölbte Oberfläche wurde sichtbar. Das Symbol des Himmels, das entfernt einer Krone glich, zierte das oberste Viertel des Prunkschildes.
Als er es aufschimmern sah, streifte ihn die Ahnung, den Schrank nicht bloß gewohnheitsmäßig geöffnet zu haben.
Er trat ans Fenster, nah genug, um auf den Platz hinuntersehen zu können.
Mit seinen zweiunddreißig Jahren ungewöhnlich jung für jemanden in seiner Stellung, war er ein hochgewachsener Mann, dem die soldatische Ausbildung breite Schultern und Schwere verliehen hatte, wo er sonst eher zur Magerkeit neigte. Seine Haut war hell wie die der Mehrheit der Angehörigen des Postens, das dunkelblonde Haar kurzgeschnitten. Anders als die Meisten trug er zuweilen, so auch jetzt, einen knappen, dichten Bart. Nachdenklichkeit machte sein schmales Gesicht weicher, als er dort stand.
Vorfälle, ähnlich dem soeben erlebten, häuften sich in den vergangenen Monaten.
Wenn dieser gerade auch der erste solcher Art unter seinem direkten Kommando war, besaß er doch ausreichend Kenntnis von Berichten anderer Truppenführer, sei es aus Shanghar oder aus anderen Städten.
Er setzte sich, nachdem er den Stuhl zum Fenster gedreht hatte, und dachte nach.
Was hinter alldem stehen mochte, war schlecht zu fassen.
Es fiel ihm auf, dass er nicht einmal erwogen hatte, einen Bericht zu schreiben und ihn in den Westen zu schicken.
Wozu auch. Empfehlungen werden zurückkommen, Monate, nachdem die Zeit für Zurechtweisungen vorbei ist, Empfehlungen eines Klerikers für das Seelenheil eines Jungen, den er nicht kennt, oder Empfehlungen eines Hohen Paladins für die Situationsbewältigung in einer Stadt, die er nie mit eigenen Augen gesehen hat.
Beides war unnütz. Einen nur gab es, den er in dieser Sache gern um Rat gefragt hätte. Diesen aber wollte er nicht stören wegen solch einer, wie er es dem reinen Vorfall nach entschieden hatte, Lappalie.
Der Gedanke an Berichte der letzten Zeit, einige davon bloße Gerüchte, ließ ihn hingegen nicht los.
Der lange, Geduld erfordernde Pfad der althergebrachten Ausbildung schien für junge Paladine plötzlich etwas, das ihnen zuviel abverlangte, an dem sie sich stießen, gelegentlich scheiterten. Untaugliche – schwach im Geist, nicht gemeinschaftsfähig, belastet durch falsche Vorstellungen – hatte es immer gegeben. Doch nie waren Schwierigkeiten bei Paladinen aufgetreten, die drei, vier Jahre der strengen Ausbildung oder gar die zweite Weihe schon hinter sich hatten.
Von Ungehorsam war die Rede, nicht um der Auflehnung willen, sondern aus reinem Mangel an innerer Ruhe, wie die höheren Paladine besorgt vermerkten. Oftmals hoben sie hervor, dass nicht das Vergehen an sich sie erstaunt habe, sondern die Geistes- und Gefühlsverfassung der zu Bestrafenden, und die Worte Haltlosigkeit und Verirrung tauchten in allen Berichten auf, immer häufiger, auch wenn zwischen den Geschehnissen kein Zusammenhang bestand.
Von Klerikern hörte man, dass seltsamerweise gerade die Fehlgetretenen oft als besonders gläubig bekannt waren. Leidenschaftlich liefen sie sich wund an Zweifeln, an Fragen, fanden keinen Trost in den Erfahrungen Älterer, die ihnen verraten konnten, dass jedem der Glaube an das Licht zuzeiten als versickernde Quelle erschien. Jeder Paladin erfuhr dies am eigenen Leib. Gespräche hierüber gehörten ebenfalls zur Ausbildung. Aber es schien, dass die Jüngeren sie nicht mehr suchten.
Menrad entsann sich eines Vorfalls, der nur wenige Wochen zurücklag. Da hatte man morgens das Gebetshaus verschlossen vorgefunden, von innen verrammelt. Ein halbes Dutzend Männer brach die Tür auf. Vor dem Sockel des Lichtaltars hoben sie einen jungen Mann von der Erde, nackt wie bei einer Geburt, ohnmächtig und klamm. Erst unter Zwang gab er zu, dass er mit Fasten und Selbstkasteiung eine neue Stufe seines Glaubens zu erreichen gehofft hatte. Geißelungen, Buße, Sühneopfer. Schlafentzug und Hunger waren durchaus Teil einiger Übungen, Begleitumstände vieler Riten oder der großen Weihen. Das Zufügen von Schmerzen oder gar die Verwendung von Substanzen, die das Bewusstsein beeinflussten, waren hingegen streng untersagt und geächtet.
Er erinnerte sich viel genauer, als ihm lieb war.
Der weiße Leib auf dem Steinboden, wie eine groteske Neugeburt. Ratlosigkeit in den Gesichtern von Männern, die in hundert Kämpfen alles gesehen hatten.
Der Paladin sah auf den Platz hinunter, wo Bewohner Shanghars ihrem Tagewerk zustrebten.
Frauen, schlank und braun in ihren farbenfrohen Gewändern, trugen Haufen von Blumen, gewiss für einen der zahllosen kleinen Tempel.
Ist es unsere Lage hier? Liegt es an dem fremden Land, das um uns ist, die wir hier aufeinander hocken in den Mauern unserer Mission? Friedlich war der schwüle Morgen, aber er ließ sich davon nicht täuschen. Fremde, unbegreifliche Andersartigkeit in abertausend Formen, war ringsum und auf allen Seiten. Auch das zarte Licht kam von einem fremden Himmel.
Lange saß er, sinnend.
Dann, da bis zu den nächsten Pflichten noch Zeit war, stand er auf und ging hinunter zum Gebetshaus.
Auf dem Weg dahin und auch dort traf er niemanden an und war dankbar dafür.
Das Bewusstsein der Anwesenheit eines Anderen allein, der bloße Anblick eines betenden Paladins, hätten ihn in dieser Stunde von dem weggeführt, womit er sich im Gebet befassen wollte.
Der sehr dunkle, niedrige Raum des Gebetshauses mit dem kuppelartigen Aufsatz war still und angenehm kühl. Unbewegt brannten Kerzen neben einem Altartuch, das die Sonne als überdimensionale Lichtquelle über einem Wappen zeigte.
Menrad kniete nieder und verharrte schweigend auf dem Steinboden. Zögerlich umfing ihn größere Gelassenheit.
Er hatte kaum eine halbe Weile dort verharrt, als von draußen der Klang mehrerer Stimmen in hastigem Tonfall hereindrang. Die Tür öffnete sich, und im Gegenlicht zeichneten sich die Gestalten zweier Männer ab. Dahinter mochten es einige weitere sein.
Menrad stand auf.
Basruth, einer der Unterkommandanten, näherte sich – respektvoll, da er fremde Kontemplation störte, aber bestimmt. Nur eine vollkommene Ausnahmesituation entschuldigte dies. Oder Krieg.
„Verzeiht die Störung, Kommandant-„
„Um was geht es?“ fiel ihm Menrad abwinkend ins Wort. Vor der Tür entdeckte er einige unbekannte Paladine in beschmutzten Rüstungen, und als er die Abzeichen der Kuraster Garde aufblitzen sah, wurde ihm kalt in der schwülen Wärme.
Basruth ließ einen raschen Blick zu dem am weitesten vorne Stehenden der Ankömmlinge gehen. Dem leuchtete eine hässliche Platzwunde auf der Stirn, aber seine Augen blickten klar und dringlich.
„Es geht um die Kuraster Mission“ fuhr der Unterkommandant fort. „Sie wurde attackiert.“ Das Schweigen ringsum wog schwer. „Wenige kamen davon. Es dauert mich, dass... der Kommandant, Cedric Lurainz, Euer Freund, ist unter den Toten.“
 
Hallo Reeba :hy:

Hab mir doch Zeit abgezweigt und alles nach:read: . Die Kapitel wo sich Eya und Hadan endlich treffen und auch Licht in seine Vergangenheit geworfen wird sind dir wunderschön gelungen. Aber auch das letzte Kapitel finde ich ist dir (wenn man mal den Umstand ausser Acht lässt, es geht halt nix über Liebesgeschichten *schmacht*) überaus gut gelungen. Es liest sich sehr flüssig und ich musste glaub bis auf einmal nicht stocken oder zumindest darüber nachdenken was du nun gemeint hast.

Wie lange wird die Geschichte denn noch? Ich hab das Gefühl das wir immer noch erst bei den ersten Seiten sind :D Baut sich alles langsam aber gut auf.

Hoffe du findest auch noch Zeit uns Updates zu bescheren. Denn sonst würden hier wohl alle das Forum mit :cry: unter Wasser setzen. Also, bitte weiterschreiben :kiss:

Liebe Grüße

Kobo
 
Sehr gelungen, das neue Kapitel.
Schon der Titel ist rätselhaft - Ist mit dem erwähnten Fenster selbige Einrichtung im Kämmerchen des Herrn Kommandanten gemeint, oder ist das Ganze eher metaphorisch zu verstehen, als Blick auf die Geschehnisse im Osten?

Die Kampfszene selbst hat mir nicht so sehr zugesagt(Wäre ich Zuschauer gewesen und hätte das gesehen, was du beschrieben hast), sehr wohl allerdings die inneren Vorgänge des Paladins, der sich mit einem ungestümen Schüler konfrontiert sieht.

Nur seltsam ist: Der Kommandant muss doch den Auszubildenden vorher gekannt haben. War er schon immer so seltsam?
Wenn ja, wieso ist ihm das nicht vorher aufgefallen?
Wenn nein, wieso stellt sich Menrad nicht die Frage, was den Jungen so verändert haben könnte?

In dem Kapitel kommt ein leichtes 'Mystery-Grusel' Flair auf, da sich mir bei der Vorstellung des blutigen Mannes vor dem Altar eine leichte Gänsehaut aufstellt. Und auch die sonstigen Ereignisse, von denen berichtet wird, scheinen ja nicht alltäglichen Charakters zu sein.

Am Ende ist mir allerdings eine kleine Ungereimtheit aufgefallen(Haha, nach unzähligen Versuchen bin ich mir völlig sicher - dieses Mal ist dir ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen! ;)).

Der sehr dunkle, niedrige Raum des Gebetshauses mit dem kuppelartigen Aufsatz war still und angenehm kühl.
[...]
„Um was geht es?“ fiel ihm Menrad abwinkend ins Wort. Vor der Tür entdeckte er einige unbekannte Paladine in beschmutzten Rüstungen, und als er die Abzeichen der Kuraster Garde aufblitzen sah, wurde ihm kalt in der
schwülen Wärme
.

Findet sich im letzten Absatz. Mehrere Male habe ich kontrolliert, ob sich nicht irgendwo eine winzige Andeutung findet, dass er den Raum verlassen hätte. Die blieb aber verschwunden.

Ach, und zwei Fragen noch:
Was ist...
a) eine Kontemplation?
b) eine Kasteiung?


Super geworden, weiter so! :hy:
 
@reeba: sehr schönes update!
Der weiße Leib auf dem Steinboden, wie eine groteske Neugeburt.

Dieser Satz gefällt mir irgendwie nicht so richtig, ich sehe den Zusammenhang zwischen Selbstverstümmelung und einer Neugeburt nicht so ganz.


@undeadpoet: Soviel ich weiss bedeutet Kasteiung, dass man jemandem zwecks ritueller Handlung Schmerzen zu gefügt werden. Kann mich aber wie immer natürlich auch irren. Bin ja auch nur ein Mensch *g*

mfg holy
 
Ich bin auch mal wieder da :hy:

Die Paladine hast du als Personen sehr schön eingefangen, auch wenn sie für meinen Paladin-Geschmack noch ein wenig zu... wie soll ich sagen? Ungewaschen? Irgend sowas - sind.
Zwei klitzekleine Anmerkungen (damit ich was zu meckern hab): Paladine sagen nicht "Verdammt", und es heisst entweder nichtsdestoweniger ODER trotzdem, aber nicht nichtsdestotrotz :irre:
 
Saturn schrieb:
Ich bin auch mal wieder da :hy:

Die Paladine hast du als Personen sehr schön eingefangen, auch wenn sie für meinen Paladin-Geschmack noch ein wenig zu... wie soll ich sagen? Ungewaschen? Irgend sowas - sind.
Zwei klitzekleine Anmerkungen (damit ich was zu meckern hab): Paladine sagen nicht "Verdammt", und es heisst entweder nichtsdestoweniger ODER trotzdem, aber nicht nichtsdestotrotz :irre:
'Ungewaschen' - Ich glaube, du meinst 'Unrein'. ;)
Dass Paladine nicht 'verdammt' sagen, kann sein, aber aus 'verd...' könnte ja auch beispielsweise das Wort 'verdeckt' entstehen. ^^
Oh, und 'nichtsdestotrotz' ist ein ganz normales Wort... Ich kannte es lange, bevor sich Nichtsdestoweniger in meinem Wortschatz einfand.

@the_holyman: Danke!
 
Hallo ihr :hy:
@Kobold (:kiss: ): schön, dass du 'wieder da' bist.
Gewissermaßen sind wir auch immer noch auf den ersten Seiten. Die Geschichte wird voraussichtlich recht umfangreich. In normalem Buchformat würde dies nicht so auffallen, da ich dort alles bislang hier Gepostete in zwei oder drei Kapitel hätte packen können.

@UndeadPoet:
stimmt, an keiner Stelle steht, dass Menrad das Gebetshaus schon verlassen hat. Ich füge noch einen Satz ein, der das klärt.
'Kasteiung' bedeutet, Schmerzen oder Handlungen zu läuternden oder strafenden Zwecken zuzufügen/zu vollführen. Der Schmerz/die Handlung wird dabei zum Instrument etwa von Sühne oder Buße. Die Entfremdung von der eigenen Fleischlichkeit spielt auch häufig eine große Rolle. Selbstkasteiung dürfte häufiger sein.
'Kontemplation' meint das gedankliche sich-Versenken in Gott/sein Werk/Texte, oder auch einfach inneres, sehr gesammeltes Nachdenken.
Zur Kampfszene: ein Oberkommandant muss die Vertreter der unteren Ränge nicht unbedingt so gut kennen, dass er über die Entwicklung jedes Einzelnen Bescheid weiß. Die Mission und Kaserne hat sicherlich weit über hundert Mann, wenn nicht sogar das Doppelte. ;)
Zum Sagen von 'verdammt': kann einem wütenden Paladin durchaus rausrutschen, denke ich. :D


@the_holyman:
bis auf Peitschenhiebe hat der junge Paladin, um den es da geht, sich nicht verletzt. Mit 'Neugeburt' wollte ich eher auf seine Nacktheit anspielen, die besonders für Paladine schockierend wirken dürfte.


Dass die Paladine hier vielleicht nicht dem blütenweißen und quadratischen Erscheinungsbild entsprechen, was man evtl. von ihnen haben könnte, liegt schlicht daran, dass man sich nicht im Westen befindet, sondern in einer weit entfernten Mission.
Was ihr Auftreten angeht, äussert sich in meiner Vorstellung ihre Arroganz, aufrechte Haltung etc. eher in ihrer Sichtweise der Umgebung.
Aber auch hier wieder: die Paladine im Osten bieten da sicherlich - zumindest nicht in meinem Sanktuario - nicht dasselbe Erscheinungsbild wie ihre Brüder in den alten Ordensstädten.
Die Sitten, die ganze Strenge leidet im Osten schlicht unter der Isolation der Paladine. Ich halte dies für glaubhaft. Sie können dennoch ebenso fanatisch sein wie ihre westlichen Brüder....
Wartet einfach ab.
 
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