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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Wenn du dich damit auf 1.13 bezogen hast, kannst du sie dir nehmen :D.

So, Ende des Hiatus! Viel Spaß hiermit...ansonsten darf das Kapitel für sich sprechen ;).

Simon
 
Kapitel 68 – Ungeziefer

Wir starren für einen langen Moment über das Schlachtfeld. Keines dieser armen entmenschten Wesen hätte sterben müssen…sie waren unschuldig! Geblendet, verdreht von der finsteren Macht Mephistos, der ihren Hass auf Ungläubige ins Unermessliche steigerte, bis sie blind taten, was immer er wollte…so wandte er die Menschheit gegen sich selbst.

Gutes Stichwort. Die Kerle waren also unschuldig? Was denkst du denn, wie viele Einwohner Kurasts von diesen Fanatikern getötet wurden, wie vieler Leute Blut sie in Perversion ihrer normalen Rituale auf den Altären vergossen haben? Mephisto hat sie zu ganz normalen Monstern seiner Armee gemacht…warum hast du jetzt mehr Skrupel als bei einem, den er getötet und als Zombie wiederbelebt hat?

Diese hier können noch gerettet werden! Wir sind immerhin hier, um die Hypnotische Kugel zu zerstören!

Aha? Denkst du, sie wollen gerettet werden? Überleg mal, wie es dir gehen würde, wenn du aus der Verblendung erwachst und feststellen musst, dass nicht nur dein Körper grausam entstellt wurde, sondern auch noch das Blut unzähliger wirklich Unschuldiger an deinen Händen klebt? Wärst du nicht lieber tot? Wir tun diesen armen Schweinen einen Gefallen, wenn wir sie töten!

Dieser Krieg belastet uns Alle, Jeder hat sein Los zu tragen. Manche zerbrechen an der Grausamkeit um sie herum, Manche wachsen daran. Alle verdienen die Chance, sich der eigenen Verantwortung stellen zu können – und zu müssen.

So? Wie der Verantwortung, überhaupt erst auf die Lügen ihrer Religion gehört zu haben? Letztlich sind sie Alle selbst schuld an Mephistos Sieg!

Darüber richten nicht wir. Wenn es irgendwie geht, vermeiden wir Morde! Ihre Religion war vor der Korruption durch Mephisto doch nicht böse, nur weil sie nach dieser ihr immer noch folgen – das zeigt für mich nur eine besondere Hingabe. Leider, muss ich sagen, aber dennoch nicht verurteilenswert.

Meinetwegen lassen wir das Thema. Aber hör wenigstens auf, über jeden toten Idioten zu weinen.

Diese „toten Idioten“ sind meine Verantwortung, der ich mich stellen muss – und dazu bin ich bereit. Akzeptierst du eigentlich jemals Verantwortung für Irgendwas?

So sehr, wie ein Hammer für verbogene Nägel Verantwortung übernimmt.

„Oh Herold, ich mag kein ergebener Diener deiner sein, doch glaube ich an die Mächte des Lichts, welche Form auch immer sie einnehmen. So wage ich es, dich, Gott des Lichts, darum zu bitten, dass diese armen Seelen, welche soeben deine Welt verlassen haben, durch deine Güte in den Himmel aufgenommen werden. Sie wussten nicht, was sie taten, als sie uns angriffen, als sie dem Bösen dienten – ihre Überzeugung war es, immer noch nur deinen Willen zu tun. Lass sie nicht dem Guten verloren gehen! Lass dein Licht über sie leuchten.“

Unwillkürlich habe ich die Hände gefaltet, es dem Meister nachmachend, während dieser sein Gebet spricht. Isenhart blickt ihn dagegen schief an.

„Also ich weiß ja nich, Chef, die Kerle ham grad noch versucht, recht große spitze Dinge in mich zu stecken, hab ich jetzt n büschen wenig Respekt vor.“

Der Angesprochene holt tief Luft.

„Muss nicht sein, dass du es verstehst, aber gestatte uns einen kurzen Moment der Stille, ja? Golem, eine Minute, bitte.“

Wir schweigen. Aus den „Augen“winkeln sehe ich Isenhart etwas nervös zappeln, aber ich blende ihn aus. Die Sekunden verticken, und ich bitte um Vergebung.

Falls es dich interessiert, ich achte derweil ein wenig auf die Umgebung. Du weißt schon, vernünftige und nützliche Dinge und so.

Auch ihn blende ich aus…nach genau einer Minute flüstere ich in die Runde, dass diese nun vergangen ist. Der Meister nickt.

„In Ordnung, machen wir weiter, weil wir es müssen. So, die Sklaven ihrer Überzeugung hier sollen ihren Frieden finden, aber bei den Bastarden, die sie dazu getrieben haben, sieht es anders aus. Nur um sicher zu gehen – du hast dich ja noch kurz mit dem Anführer unterhalten, ne? Stimmt meine Einschätzung, dass die Rockträger freiwillig in Mephistos Lager gegangen sind?“

„Er war sich seines Tuns voll bewusst und hat seine Verantwortung unverblümt zugegeben…sobald die Zakarumiten außer Hörweite waren. Seine Kollegen dagegen haben mitgehört, Nichts dagegen gesagt, und du hast ja auch mitbekommen, dass er noch im Sterben den Namen seines neuen Herrn auf den Lippen hatte.“

„Dann ist mein Gewissen rein. Fürs Protokoll: Ich schäme mich trotzdem, meines Grinsens wegen.“

Mit einem solchen gehässiger Art auf den Lippen richtet er den Stab auf die ramponierte Leiche des Wortführers der Küster. Sofort gräbt sich ein makelloses Skelett aus dem verfaulten Fleisch und steht überraschend gelenkig auf. Es tritt aus seiner ekelhaften Geburtsstätte, und sein Erschaffer lässt es sich demonstrativ über die Knochen streichen, als würde es Schmutz von Kleidung entfernen. Isenhart ist wieder einmal recht bleich geworden. Der Meister deutet mich in Richtung des vom Söldner enthaupteten Küsters, neben dem dieser noch steht.

„Könntest du den Kopf ein wenig mehr in die Nähe des Rumpfes bringen? Erm, wenn es dich stört, muss ich dich leider bitten, einfach wegzusehen, wir brauchen die Verstärkung und diese Typen haben es wirklich verdient. Übrigens, mal ganz offiziell: Das war gute Arbeit gerade. Wenn du nicht schnell geschaltet und die Heiler erledigt hättest, wäre das noch mal ganz schön hässlich geworden, zumindest für den Golem. Der dir im Übrigen auch dankbar dafür ist. Ich muss ja gestehen, ich hatte zunächst Zweifel ob deiner Eignung, aber du gibst dir wirklich Mühe, die auszuräumen, freut mich sehr. Ich denke, mein angekündigter kleiner Bonus für die schnelle Tempelfindung ist auch jetzt schon gerechtfertigt.“

Der Söldner blickt etwas bedröppelt zu Boden.

„’s gut…erm, heißt das, wir suchen den andren Tempel hier nich?“

„Tut es nicht.“

Die Küster sind mittlerweile verarbeitet worden, und die Armee damit marschbereit. Der Meister deutet vage in die Ferne.

„Wir haben jetzt damit angefangen, und jetzt ist es auch schon egal. Das Areal in den Steinpyramiden, das wir nach dem Buch absuchen müssen, ist wirklich nicht groß, wobei es schon Zeit in Anspruch nimmt…und das Risiko birgt, dass wir beim Hochkommen überrascht werden. Da wir aber gerade die hier besiegt haben, so Leid mir das auch tut, daraus zynisch einen Vorteil zu ziehen, sollten wir recht sicher sein vor unangenehmen Überraschungen zumindest in naher Zukunft, also denke ich, wir nehmen uns den anderen Tempel hier am Basar vor, aber keine weiteren.“

„Is gut.“

„Klingt vernünftig, General.“

„Dann auf. Weis uns den Weg, Isenhart.“

Wir folgen seinen Anweisungen. Während des Marschs ist er wieder recht geistesabwesend; seine Müdigkeit scheint doch noch durch, vermutlich gerade nach dem Kampf. Mechanisch poliert er sein Schwert mit einem Stofffetzen von der Kleidung eines Zakarumiten; der Meister und ich haben geflissentlich ignoriert, als er den kurz bevor wir losgingen abgeschnitten hat. Es war ziemlich pietätslos, ja, aber darüber müssen wir jetzt wirklich nicht mit ihm diskutieren. Zumal es ohnehin recht pietätslos ist, die Leichen einfach liegen zu lassen…aber weniger Pragmatismus können wir uns nun wirklich nicht erlauben.
Relativ kurze Zeit später – scheinbar haben wir wirklich den Großteil der hier stationierten Truppen bereits erledigt – stehen wir auch schon vor der nächsten Steinpyramide. Diese hat einen etwas anderen Aufbau – der Grundriss ist L-förmig, die Stufen führen zu zwei im rechten Winkel zueinander stehenden Eingängen, was den Raum oben im Vergleich zum letzten in etwa verdreifacht, ansonsten ist eindeutig, dass sie in ähnlicher Zeit entstanden sind. Tatsächlich befindet sich auch nur ein baugleicher, völlig besudelter Altar im Zentrum des etwas längeren Arms des Ls.

„Na denn, Golem…ich wäre froh, wenn…du…die Routine hier übernehmen könntest. Es sei denn, es stört dich.“

„Schon in Ordnung, General. Wenn der Zorn des Himmels einen von uns treffen soll, dann besser mich, nicht?“

Du hast freie Hand.

Das höre ich immer gerne.

Damit beginnt der Zweite mit seiner Anrufung der Hölle. Ich pfeife eine kleine Melodie in Gedanken. Den Menschen ist es genauso unangenehm wir mir; nur der Sprecher scheint seine Rolle wirklich zu genießen…
Zum Glück dauert es nicht lange, bis der Altar aufklappt. Ich gehe wieder voran, um meine Nachtsicht auszunutzen; aber wieder brennen die Fackeln bereits. Könnte ich seufzen, würde ich das jetzt ziemlich laut tun; das wird wohl genausowenig ein Spaziergang wie der letzte Tempel.
Der Meister tritt hinter mich.

„Sieht wieder nach Gesellschaft aus, hm?“

Ich nicke wortlos, wende mich der Treppe zu und warte auf die ganzen Skelette. Derweil halte ich die Ohren gespitzt…gibt es Signale für Gegner, vielleicht sogar für welche? Ob ich etwas Lärm machen sollte, um sie aufzuscheuchen? Wobei, wenn wir sie noch überraschen können…

Deine Entscheidung. Aber ich wäre lieber still, manche Monster sind fast stocktaub…

Dann hoffen wir mal auf das Beste…die Truppen sind unten, ein nervöser Isenhart bildet deren Abschluss, dann mache ich mich mal auf. Direkt dem Abgang gegenüber tut sich hier ein Weg nach vorne auf durch ein relativ großes Tor, hinter dem gleich ein weiteres zu erkennen ist, was eine Vorkammer mit einer Tiefe von etwa drei Metern erahnen lässt. Links und rechts von uns sind schlankere Durchgänge, hinter denen nur Dunkelheit zu erkennen ist. Der Meister klopft mir aufmunternd auf die Schulter.

„Wenn schon, dann durch die Mitte, würde ich sagen; wir wollen ja in das Allerheiligste, die Nebenkammern können uns egal sein. Pass auf dich auf…“

„Immer.“

Also los. Höre ich etwas?

Nur die Leere zwischen deinen Ohren…

Na schön, aber wehe, du überschätzt dein Hörvermögen hier.

Was dann, schlägst du mich?

Ich habe ein Druckmittel, vergiss das…

Jetzt hör ich aber was!

Whoa! Ich werfe mich zur Seite, als das Rauschen von oben kommt, aber schaffe es nicht, wegzukommen, bevor mir Lederflügel ins Gesicht klatschen. Klauen fahren mir nutzlos über das Kinn…ich erlaube mir ein inneres Grinsen…dann erhalte ich einen elektrischen Schlag an genau der Stelle. Das aktiviert meine Reflexe, ich schiebe mein Schwert zwischen die Klauen, was ein sehr ekelhaftes Quieken hervorruft, werfe das Ding zu Boden – ein Wüstenflügel? – und zertrete ihn. Die Klauen emittieren immer noch leicht Funken. Warum zur Hölle ist hier Alles geladen?

Vielleicht kennt Mephisto sich da besonders aus? Jetzt kümmer dich mal lieber um gewisse andere Sorgen!

Alles ist voll der mutierten Fledermäuse. Sie haben in dem kleinen Raum an der Decke gewartet…jetzt flattern sie wild durch die Luft, mich ziemlich verwirrend, und immer wieder landen kleine Nadelstiche an allen möglichen Stellen meines Metallkörpers, wo ihre Klauen mich berühren. Das Zischen macht mich wahnsinnig, die Schmerzen sind mir nahezu egal. Ich stoße mit meinem Schwert um mich, vage fällt mir auf, dass die Schwingen der Gegner…ihre ganzen Körper, um genau zu sein…dunkelrot gefärbt sind.

Das sind Bluttaucher – was zur Hölle, Mephisto züchtet in diesen Tempeln absolute Elitemonster heran, das gefällt mir überhaupt nicht, wenn ich das mal so sagen darf.

Sofern wir…argh!...den Kopf dahinter ausschalten, kann uns das völlig egal sein. Solche…Mist…viecher…
Eine Explosion!
Der Meister wischt sich Blutnebel aus dem Gesicht und tritt in den engen Vorraum.

„Tja, enge Räume, viele Gegner und ein Toter ergibt absolute Vernichtung. Das hätten sie sich mal deutlich besser überlegen können.“

Na ja, jetzt sind sicher Alle wach… ich versuche relativ erfolglos, mich ein wenig zu säubern. Mit verzogenem Gesicht kommt Isenhart dazu. Ich gebe die Beobachtung der Zweiten in vorsichtigen Worten weiter. Der Mundwinkel des Meisters wandert nach unten.

„Hm…gefällt mir auch nicht. Wenn der hier eine Armee sammelt…noch ist die Situation ja überschaubar. Wir könnten uns natürlich entscheiden, die Tempel grundsätzlich zu säubern, aber ob dafür die Zeit bleibt…“

„Ich wäre dagegen. Wenn wir Mephisto ausschalten, ist auch die Armee irrelevant. Wenn nicht, ist sowieso Alles irrelevant.“

Warst du nicht eigentlich dafür, das Schwarze Buch um jeden Preis zu finden?

Nicht um jeden Preis. Wenn hier Bluttaucher, Knochenkäfer und Dunkle Fürsten rumtanzen, will ich den Meister nicht mal halbwegs in der Nähe wissen, zumindest nicht mit Begleitern wie euch beiden Idioten.

Guter Punkt, bis auf den letzten. Ich senke meine beiden Finger wieder, mit denen ich den Sprechanteil des Zweiten angezeigt hatte. Der Meister nickt.

„Dann beschränken wir uns auf den hier und hoffen eben, Glück zu haben. Weiter also.“

Also drehe ich mich um, mache zwei Schritte...und nach einem Klicken trifft eine Stachelkugel meinen rechten Arm. Isenhart schreit kurz auf. Der Meister geht vorsichtig um mich herum, den Blick auf die Fallenplatte gerichtet.

„Ganz neu, hm? Da scheint er was von den Techniken aus dem Dungeon abgekupfert zu haben.“

„Das...das is ja...wenn einer von uns vorgegangen wär...“

„Darum macht das ja der Golem, ne? Wir kennen uns schon aus mit solchen Nettigkeiten...wobeis mich ein wenig wundert, dass der Schuss so tief gesetzt ist. Der Golem ist ja kleiner als ein normaler Mensch, und das Ding hier ist ja ganz frisch, das hätte man locker auf heutige Größe anpassen können...“

„Niemand hat je behauptet, dass Dämonen schlau wären...“

„Guter Punkt, Golem. Nun gut, Vorsicht also und voran.“

Hinter mir höre ich geradezu, wie ein großer Bogen gemacht wird, während ich in einen größeren Raum trete. Das ist eindeutig das Allerheiligste des Tempels, erneut gefüllt mit einer erschreckenden Menge an Knochen, obwohl sich der Grad meines Erschreckens beängstigend in Grenzen hält...der Söldner dagegen keucht ganz schön, als er die Überreste des Gemetzels sieht, das hier stattfand. Einer Eingebung folgend klopfe ich gegen einen der Schädel; er kippt um, aber Nichts passiert. Hätte schon fast gedacht, das wäre eine Falle...
Da explodiert der Haufen vor mir geradezu, und mehrere gigantische lila Spinnen kriechen heraus. Ach, kann es nicht einmal einfach sein? Während ich mich über die generelle Ungerechtigkeit der Welt beschwere, lande ich, zurückgestoßen, auf dem Rücken, und schon muss ich mich eines besonders gewaltigen Exemplars erwehren, das mich mit seinem aufgedunsenen Körper auf den Boden drückt, geradezu vor Gift triefende Fänge erhoben.

Das sind Magier. In etwa das genaue Gegenteil von gut.

Ich...ein Mandibelschlag, den ich gerade noch durch eine seitliche Ohrfeige ablenken kann...
gebe...die Beine kommen dazu, packen meinen Arm, ich mühe mich, aber der Winkel ist schlecht...
mir...wieder holt das Vieh aus...
Mühe! Zum Glück ist mein linker Arm frei, und mit dem Schwert hat mein Gegner offenbar nicht gerechnet. Es fährt direkt in die Lücke zwischen den Chitinplatten seines Kopfes und des Körpers, wobei mir zwei Dinge unglaublich zu Gute kommen: Dass die mutierten Monsterspinnen weitaus kleinere Köpfe als Körper haben und die Schnittstelle damit sehr weit vorne liegt, und dass er gewaltiges Entgegenkommen durch die Zustoßbewegung gezeigt hat. Schnell lasse ich das Schwert zurückschnellen, stoße die Leiche von mir...und stelle fest, dass sich die Tropfen Gifts, die ich abbekommen habe, äußerst unangenehm auf meiner Metallhaut machen. Diese beginnt nämlich zu dampfen. Himmel, das ist übel potentes Zeug...
Die Skelette, mit ihrer organischen Natur, haben noch schwerer als ich damit zu kämpfen. Die Mandibeln der Spinnen gleiten durch die Knochen wie heiße Messer durch Butter, und Staub füllt die Luft. Ich springe auf den Rücken eines Gegners, der den letzten Wächter zwischen sich und dem Meister überwunden hat, und stoße mit dem Schwert zu...um festzustellen, dass die Enthauptung gerade dem Metall überhaupt nicht bekommen ist. Im Sinne von „verdammte Scheiße, die halbe Länge des Dings ist weg.“

Welchen Teil von „gewaltig schlecht“ hast du nicht verstanden?

Der „Fäuste größer Chitin“-Teil. Was ich sofort unter Beweis stelle und nach Kontakt schleunigst Fersengeld gebe, wer weiß, was die Dinger so an Hinterhältigem in ihren Eingeweiden gespeichert haben? Die kleben, also verbringe ich hektische Sekunden mit Abwischen. Ein Feuerblitz zischt an mir vorbei; das sehe ich mal als Zeichen, drehe mich schnell um, sehe einen Angreifer gerade noch rechtzeitig, kann ausweichen und trete das Gliedertier einfach um. Beine brechen knirschend dabei, und ein Ellbogenstoß in die Seite beendet die Sache. Bloß nicht dem Mund zu nahe kommen...

Die drei da hinten...lass mich mal etwas versuchen!

Der Zweite darf, und sobald er Kontrolle hat, packt er den Kadaver vor uns mit geschicktem Griff...wobei ich entsetzt feststellen muss, dass meine linke Hand taub wird...und wirft ihn in die angesprochene Gruppe Gegner.
Das ekelhafte Geschoss fliegt...fliegt...und landet.
Zu kurz.

Zur Hölle, dein Körper verfällt um uns herum, das ist irgendwie bedenklich! Warum, warum ist hier keine Feuerschicht drüber? Dann gäbs überhaupt keine Probleme!

Es tut mir ja Leid! Was sollen wir jetzt machen, weiteren Schaden riskieren und mitkämpfen, oder hoffen, dass die Anderen das ohne uns schaffen?

Sollten sie eigentlich schon. Auch, wenn diese Bombe nicht gut platziert war, eine richtige Sprengung, und...

Mir schießen Bilder fliegender Leichenteile durch den Kopf.
Oh-oh.

„General, spreng auf keinen Fall die Kadaver! Wenn dich etwas von den Überresten trifft, kannst du dir ein neues Gesicht kaufen!“

„Verdammt, du hast Recht!“

Also müssen wir da mithelfen.

Verdammt, du hast Recht.

Angst?

Ich weiss, dass wir wiederbelebt werden können.

Ja, aber aus was? Ich sehe nicht besonders viele sprechende Rüstungen hier...

Ich schon, zumindest so sehr, wie Isenhart an seinen ach so wertvollen selbstgeschmiedeten Dingern hängt, könnte er genausogut damit verschmolzen sein.

Dafür teilt er aber gut aus mit seinem Schwert. Tatsächlich muss er da, weil die Spinnen durchgebrochen sind, und vor diesen Bissen wird seine Rüstung auch nicht lange schützen, was sie gerade eben unter Beweis stellt...zum Glück schafft er es, seinen Angreifer auszuschalten. Mehr sehe ich nicht, weil ich ebenfalls wieder im Getümmel bin, mit deutlich verringerter Kampfkraft, aber mein Körper ist immer noch voller Dornen und ich bin sauer auf diese Bastarde, die mir mein Schwert genommen haben. Neue Taktik also: Ich packe eine gierig auf den Meister zustürzende Spinne an den Hinterbeinen und reiße diese einfach aus; als ich feststelle, dass die Klauen daran ganz schön spitz sind, töte ich sie mit ihren eigenen Gliedmaßen. Da, verätz das!
Der Meister hat derweil ein Problem, weil ich so schnell nicht töten kann ohne Gefühl in den Fingern, und ich werde das Vieh sicher nicht zuckend weiterleben lassen und ihm den Rücken zuwenden...aber eine der letzten Monsterspinnen steht jetzt vor ihm, und er ist ganz allein.

„Du willst es also wissen, hm?“

Als Antwort schießen ihre Mandibeln vor. Er zischt ähnlich wie sein Angreifer, flucht in der Bewegung seines Gegners ohne die Hand zu rühren Schwächen auf ihn und nutzt den Moment der Überraschung, als die Kräfte des Anderen schwinden, um auszuweichen. Schnell hat die Spinne sich wieder gefangen, setzt erneut – ein wenig vorsichtiger – zum Stoß an...
Ein Sprung nach hinten und ein hochgerissener Schild retten den Menschen, aber er stolpert und fällt auf den Rücken. Nein! Ich komme da nicht mehr rechtzeitig hin...was ist mit Isenhart?
Dessen Rüstung hat ein Loch auf Bauchhöhe, dessen Ränder er fassungslos abtastet...wie tief geht das Loch? Frisst sich die Säure gerade durch seine Bauchdecke? Auf jeden Fall ist er beschäftigt, und der Meister...

„He, weißt du, was man mit Spinnen macht? Man zerquetscht sie.“

Da sehe ich, was hinter dem Meister vorgeht, und den folgenden Moment muss ich mir noch ein paar Male in meiner Erinnerung abspielen, weil es zu schnell geht: Die Magier haben sich während des Kampfs in eine Ecke des Raumes zurückgezogen, um dort weiterschießen zu können, ohne von den Spinnen zerstört zu werden; tatsächlich sind einige Kadaver auf ihr Sperrfeuer zurückzuführen. Ein Schuss wird aber nicht reichen, um diese hier aufzuhalten...doch da duckt sich der eine Magier, der andere springt ihm auf die Schultern, und beider Knie strecken sich gleichzeitig durch, um den ersten in die Luft zu katapultieren. Er fliegt über den am Boden liegenden Meister hinweg, einen Totenschädel in den Händen, den er aus einem der vielen Haufen aufgenommen hat, und die Spinne hat überhaupt keine Zeit zu reagieren, bevor ihrer auf den Menschenkopf trifft, wobei sich zeigt, dass ein Endoskelett doch stabiler ist als die Exovariante.
Ich falle auf die Knie, geistig und ausnahmsweise körperlich völlig erschöpft.

„Das war phänomenal, General.“

Isenhart taucht plötzlich hinter ihm auf, einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Immer noch umklammert er das Loch in seiner Rüstung.

„Und Ihr wollts mir sagen, dass die Dinger keine Selbstkontrolle ham?“

„War Alles ich, Isenhart!“

„Soso, ja dann. Guckt mal da hinten, ich glaub fast, die Mühe hat sich gelohnt, wa?“

Während er näher zu mir kommt, wende ich ihm den Rücken zu, um zu sehen, auf was er zusteuert; und da sehe ich es, was schon die ganze Zeit immer wieder in meinem Blickfeld war, aber aufgrund der Hektik völlig ausgeblendet: Ein Podest, auf dem ein einzelner Gegenstand ruht.
Ein Buch, eingeschlagen in schwarzes Leder.
 
Jop, nettes Kap.
Und klar war das ein gekrümeltes Changelog 1.13.
Auch wenn ich zugeben muss dass ich zuerst in diesem Thread und in Teil 2 geschaut habe nach heute geänderten Posts :)


Den Menschen ist es genauso unangenehm wir mir
-> wie

Zur Hölle, dein Körper verfällt um uns herum, das ist irgendwie bedenklich!
-> "DEIN Körper"
Ist das Absicht, dass der zweite hier quasi zugibt keinen Anspruch auf den Körper zu haben? :)


Was das ja durchaus aktuelle Thema von Fanatismus angeht seh ich solche Aussagen wie:
"das zeigt für mich nur eine besondere Hingabe. Leider, muss ich sagen, aber dennoch nicht verurteilenswert." aber durchaus kritisch.
In diesem Fall verständlich weil von Mephis Hass geblendet, aber normalerweise sollte man trotzdem eine bestimmte Schwelle nicht überschreiten sonst IST es verurteilenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deswegen sage ich ja Hingabe, nicht Fanatismus ;). Natürlich soll das Ganze auch als Parabel auf echte Religionen gemünzt sein, deswegen bleiben die Kerle auch definitiv Monotheisten :>. Ich möchte nur zum Ausdruck bringen, dass Glaube nicht grundsätzlich etwas Schlechtes ist, nur weil man mit bedingungslosem solchen Übles anstellen kann. Aber ihr wisst ja eh, wie ich dazu stehe.

Also, 13 Kekse für dich, weil ich nicht so bin ;).

Der Anspruch auf den Körper: Der Zweite hat sich schon oft genug darüber beschwert, dass der jetzige Metallkörper im Vergleich zu seinem richtigen absolut minderwertig ist (in dem Kapitel sogar wieder), also will er damit nur zum Ausdruck bringen, dass es mit SEINEM Körper eben nie passiert wäre.

Simon


EDIT: Irgendwie lustig.
 
Zuletzt bearbeitet:
SO, Jungs und Mädels, Samstag isses!

Da wird ja wieder zurück zur Normalität kehren, gibts auch als kleine Entschädigung für die lange Pause heute ebenfalls ein KapÜtelchen.

Ich kann euch nicht sagen, wie lange ich mich darauf gefreut habe, das zu schreiben.

Das sollte euch warnen.

Nehmt den Titel verdammt ernst.
Viel Spaß. Ich geh jetzt Mittag essen :flame:.

Simon
 
Kapitel 69 – Absoluter Ekel

Das Schwarze Buch…ich kann unser Glück kaum fassen. Schon hatte ich befürchtet, dass auch dieser Ausflug in einen Tempel umsonst war, und außer Blessuren kein Ergebnis zu sehen. Fast verzaubert gehe ich deswegen auf das Objekt unserer Begierde zu, dessen polierter Bezug im Fackellicht schimmert, meine Beschädigungen ignorierend, die mich nur langsam humpeln lassen.

„Das hat sich nun wirklich gelohnt! Ich würde sagen, dann schnappen wir uns das Ding, ich mach noch schnell ein paar Skelette aus den toten Spinnen und wir nehmen das nächste Stadtportal nach Hause…“

„Das isses also, was wir wollten? Das mächtige Buch, das Euch so viel stärker machen wird?“

„Na ja, nicht direkt stärker…aber nützlich wird es sicher, davon gehe ich aus.“

„Soso…“

Isenhart ist neben mir aufgetaucht, der Meister ist noch zurück geblieben. Ich sehe den Söldner aus den Augenwinkeln…eine halbe Sekunde des Nachdenkens später kann ich mich nicht beherrschen und lasse meinen Kopf herumfahren, weil mich der Anblick so erschreckt: Unter dem Helm blitzt ein Grinsen hervor, das mir metaphorische kalte Schauer über den Rücken jagt, so…leer ist es.

Ich schlage schnelles Handeln vor.

„Isenhart…“

„Sei still, Höllenmaschine! Du widerst mich an!“

Plötzlich schießt sein von Säure ramponiertes Schwert hoch, aber er schlägt mich damit nicht, sondern hält es senkrecht vor seinen Körper…und ein Flammenstrahl schießt auf mich zu. Aus dieser Entfernung und in meinem Zustand habe ich absolut keine Chance auszuweichen, und die Hitze umfängt mich, wird innerhalb eines Augenblicks unerträglich, meine Gelenke schmelzen, meine schon geschwächte Brust schlägt Blasen, Teile meiner Substanz tropfen herab, es kommt mir vor, als würde mein Ich zu Boden schmelzen…kurz umfängt mich Schwärze, aber ich klammere mich an den Schmerz, klammere mich an das Leben…
Und das Feuer hört auf. Ich sehe wieder das Grinsen vor mir, das irre Grinsen, das langsam schmilzt wie ich gerade und einer Fratze der Verachtung Platz macht. Wie eine abgebrannte Kerze stehe ich da, an den Boden geklebt durch mein eigenes, jetzt wieder fest werdendes Metall, und ich kann kein einziges Gelenk bewegen, mein Blickfeld, völlig verschwommen durch das, was soeben passiert ist, eingefroren auf einen kleinen Ausschnitt des Raumes; rechts ist gerade das Podest zu erkennen, vor mir nur eine Wand, der Meister ist zu weit links von mir…Himmel, was…was ist gerade passiert…

„Isenhart, was zur…“

„Auch du hältst die Klappe, Totenbeschwörer, lass den Stab fallen und deine Hände, wo ich sie sehn kann!“

Ich höre ein Klappern.

„Was ist in dich gefahren, Mensch? Bist du völlig wahnsinnig geworden? Warum kannst du auf einmal Feuer spucken?“

„Welchen Teil von Fresse haste nicht verstanden?“

Ein dumpfer Schlag, dann taumelt der Meister, helmlos und mit wirrem Haar, in mein Blickfeld. Mit gezücktem Schwert treibt Isenhart ihn zurück, jetzt nur noch mit Hass im Blick.

Verdammt, Mephisto hat ihn erwischt.

Aber…warum…

Ich will ja nicht unken, aber wir hätten ihn schon vor Tagen töten sollen, gah!

„Du dachtest wohl, du hättest kein Problem mit mir, du kleiner blasser Bastard, aber dafür bin ich dann doch ein wenig zu schlau, eh? N paar Tricks hab ich doch noch auf Lager, was denkste überhaupt, warum ich son guter Schmied bin, hm?“

Damit lässt Isenhart seine Hand aufglühen und legt sie an seinen Lichtbrand; die groben Scharten im Schwert glätten sich, als das Metall schmilzt, was ein wenig sehr schnell geht; Magie eben…aber das ist doch…er hat die ganze Zeit vor uns geheim gehalten, dass er doch zaubern kann? Wie lange hat er diesen Verrat geplant?

Hast du Devak etwa nicht genau genug zugehört? Er ist ein Verbrecher, Lügen ist teil seiner Natur! Ob er exakt das hier vorhatte ist doch völlig irrelevant, dass er etwas verbirgt, war von Anfang an sonnenklar!

Du hast das auch nicht kommen sehen!

Dass er den Angriff jetzt startet ist auch unglaublich dämlich, ich kann nicht mit jeder Dummheit rechnen!

Der Meister hat sich etwas gefangen und richtet sich auf.

„Ich war vielleicht grundsätzlich dazu bereit, dir einfach Talent zuzutrauen? Jetzt mal unter halbwegs vernünftigen Menschen, was zur Hölle ist in dich gefahren? Hast du wirklich noch während des Kampfes meine Skelette zerstört und gerade die Magier? Was ist, wenn in diesem Moment Monster von hinten kommen?“

„Ha! Darauf fall ich sicher nich rein. Wenn hier Monster im Raum sin, dann du und dein Metallsklave! Ich lass mich doch nich verarschen! Die ganze Zeit hieß es nur 'oh wir sin ja so lieb und nett ignorier die ganzen Skelette un die Dämonenanbetung un verdammte explodierende Leichen, wir wollen die ganzen lieben Monster eigentlich gar nich töten'! Für wie blöd hältste mich eigentlich, hä?“

Ich hoffe, der Meister antwortet jetzt nicht ehrlich, sonst kriegt er ein Schwert zwischen die Rippen.

Was zur Hölle ist los mit dir? Wir sitzen tief in der Tinte, und du kannst deine blöden Kommentare nicht mal jetzt lassen?

Kannst du Isenharts große „ich-bin-nicht-so-blöd-wie-ich-aussehe“-Rede etwa ernst nehmen? Natürlich haben wir ein Problem, weil der Bastard ein Schwert hat und der Meister nicht, aber...zur Hölle, die Situation ist blöd.

Der Meister muss sich sichtlich zurück halten und glättet sein Gesicht zu absoluter Neutralität.

„Isenhart, ich weiß nicht, wie genau du meinst, dass wir dich 'verarschen' wollten, aber ich kann dir versichern, dass wir nie unehrlich zu dir waren. Du hattest ein paar Startschwierigkeiten, ja, und unsere Arbeitsmethode ist etwas schwer zu verdauen, aber gerade weil du dich daran zu gewöhnen schientest, haben wir dich weiter akzeptiert, und es lief doch super mit uns bis gerade eben. Was ist denn los auf einmal?“

„Startschwierigkeiten, hm? Lief suuuper mituns? Wennste mir noch einmal mit so einer schwuchteligen gestelzten Scheiße daher kommst, kannste dir deine Innereien anschaun! Du denkst wohl wirklich, ich merk nich, was abgeht? Ständig habt ihr gelästert über mich hinter meim Rücken, ihr Dreckskerle, und es war nie anders! Is doch nur Isenhart, der is eh blöd, der raffts eh nicht, ha! Ich war doch immer der Arsch von Allen, weil diese Pisser dachten, sie wären was Besseres. Kannste knicken, jetzt hab ich die Macht und du nicht, also komm mir ja nicht blöd, so läufts nich mehr!“

Och, der arme Junge. Wurde wohl sein ganzes Leben schon gehänselt, weil er blöder ist als drei Meter Feldweg, und jetzt kann er endlich mal rauslassen, wie sehr ihm das wehgetan hat. Ich wein gleich.

Mir wär die Sache auch mehr peinlich als unangenehm, wenn er seine Komplexe nicht ausgerechnet am Meister auslassen würde und im Moment nicht tatsächlich die Oberhand hätte!

„Isenhart, hör zu. Es tut mir Leid, wenn du irgendwie den Eindruck gewonnen hast, dass wir uns nur konstant über dich lustig gemacht hätten, aber das stimmt einfach nicht. Du hast dich als wertvolles Mitglied unserer Truppe bewiesen, gerade in letzter Zeit, und bist super mit dem Druck zurechtgekommen, der hier draußen auf einen einprasselt. Ich hätte dir deinen Bonus gerne gezahlt, weil du ihn wirklich verdient hast. Es gibt keinen Grund, hier argzuwöhnen, wir hätten dich je als nutzloses Anhängsel gesehen, über das man nur Witze machen konnte.“

Außer natürlich, dass es tatsächlich so war.

Dachtest du. Der Meister und ich hatten unsere Meinung tatsächlich geändert.

Ja, in den letzten was, zwölf Stunden? Bisschen kurzfristig für Jemanden, der nicht einmal drei Minuten in die Zukunft denken kann. Seine Einstellung zu eurem Verhalten hat sich innerhalb von Sekunden geformt, und die war auch nicht mehr zu ändern, weil er gerne blöd ist. Solche Leute sind die schlimmsten, und ich hab dir von Anfang an gesagt, er ist einer von denen, mehr als Gnade durch einen schnellen Tod kann man ihm nicht geben.

„Bestechungsgeld, dein toller Bonus! Damit ich den Mund halt über das, was du hier draußen so machst! Ich weiß ganz genau, warum Aschara genau mich rausgeschickt hat, weil sie dir keinen Meter übern Weg traut. Sie hats nich gesagt, aber es is klar, warum ich hier bin, um herauszufinden, was du wirklich zwischen all den Monstern macht. Und sie hat mich geschickt, weil ich ersetzbar bin! Weil ich für Jeden nur Dreck bin, so isses nämlich! Wenn ihr es geschafft hättet, mich umgebracht zu bekommen durch einen eurer Monsterfreunde, von wegen 'los, Isenhart, stürz dich in den Kampf, führ dein Schwert gegen gewaltige Monster, der Zahnstocher wird sie amüsieren, wir drücken dir gaaanz fest die Daumen', dann wär klar gewesen, wo ihr steht, und die verdammte Hure wär mich auch los gewesen! Pah! Da hattet ihr wohl kein Glück, was? Weil ich zu schlau für euch bin!“

„Du bist wirklich nicht blöd, Isenhart, aber da verrennst du dich. Aschara hat keinen Grund, uns derart zu misstrauen, wir haben ihr und allen Eisenwölfen ganz beträchtlich geholfen, indem wir den Gidbinn beschafft haben; jetzt sind die Docks weit sicherer, und nur deswegen konnte sie uns ja auch eine Begleitung mitschicken.“

„Ja, den ersetzbaren, von Allen verlachten Isenhart! So wars, genau! Schön, dass du ihr dafür einen Vorwand geliefert hast, indem du das Tinnefteil geholt hast, tolle Leistung, wirklich! Nur blöd, dass Niemand was von irgendeiner Gefahr gemerkt hat, bevor du und deine Bruderschaft an hochnäsigen gelehrten alten Säcken daher gekommen ist und blödes Zeug gefaselt hat. Ihr habt ne Menge Leute damit verarscht, gratuliere, die ganze Stadt aufgehetzt, ein büschen Angst streuen und schon fressen sie dir aus der Hand, ne? Aber nich mich, könnts ihr vergessen, lass ich mich doch nich blenden von, is immer das Gleiche! Die, die meinen, sie hätten was in der Birne, kommen daher und nutzen den Aberglauben von den armen Idioten auf der Straße aus, nach Strich und Faden, ihr seid auch nicht besser als diese Religionspisser hier!“

„Meinst du nicht, dass du dich da ein wenig in etwas hinein steigerst...“

„Ha! Hab ich dich bei den Eiern, oder was? Gehn dir die Argumente aus? Alle ham dich unterstützt, dir geholfen mit ein paar Geschenken hier, ein paar nette Worte da, sogar die geile Botschafterin haste ins Bett bekommen! Jetzt kommste mir an kurz vor knapp mit der Info, dass hier ein ganz ganz tolles Buch rumliegt, voller großer Worte, die dich unglaublich mächtig werden lassen, ja, haste wirklich geglaubt, ich merk nich, was läuft?“

„Es geht überhaupt nicht um Macht...“

„Ja, den Sermon kenn ich auch! Logisch gehts dir drum, warum solltse sonst durch deine Monsterfreunde hier waten und dich – und mich! - ständig in Gefahr bringen, weil da schöne Gedichte drin stehen? Pah!“

Er spuckt auf den Boden. Der Meister sieht sich schnell um, während der Söldner beschäftigt ist, aber schnell ist der wieder dabei, weiter zu spinnen.

Übersteigerter Hass und grenzenlose Blödheit sind eine verdammt gefährliche Kombination.

Ja. Und wir können Nichts tun, verdammt! Er redet sich immer mehr in Rage, Nichts von dem, was er sagt, gibt noch Sinn, der Meister wird ihn nie davon überzeugen, dass wir nur Gutes im Sinn haben...

„Ne, das Buch is was ganz Besondres, hab ich schon gemerkt, keine Sorge. Du willstes, weilste damit noch mehr Unfug anstellen kannst, ne? Schwarzes Leder, schwarze Magie, da machts doch Klick, oder? Aber das könnte dir so passen, das Ding kriegste nicht, dein Plan is zuende, und ich bins, der dich aufhält. Der Held aus dem Hintergrund, aus dem Untergrund, eh? Fühlt sich gut an, sehr gut, sag ich dir. Du bist jetz mein Diener, und deine Macht is meine Macht! Dreh dich um, los! Ich will deine Visage nich mehr sehn.“

„Isenhart, wenn du mich tötest, kommst du nie wieder lebend hier raus...es wimmelt immer noch von Monstern am Basar...“

„Tscha, zu gut, dass der Wegpunkt nich weit is, ne? Was denkste, warum ich dir den gezeigt hab? Hab dich benutzt, wie du dachtest, dasstes mit mir tust, um mir den Rückweg aufzumachen! Un is eh Alles egal...weil mir gleich eh kein Monster mehr was kann. Los! Langsam weitergehn, Sklave!“

Was...was hat er vor?

Dumme Dinge. Sehr dumme Dinge. Ha, wird der enttäuscht sein.

Aber...

„Ja, so is gut! Keine schnellen Bewegungen, sonst haste kalten Stahl zwischen den Schultern! Du nimmst das Buch und gibstes mir, gaanz langsam, und wenn das mit ner Falle gesichert ist, dein Pech, ne? Ich wette, du hättest mich gezwungen, das Teil aufzuheben, wenn wir nich diese kleine Wendung gehabt hätten, jetzt ists anders rum.“

„Das hätte der Golem gemacht. Was willst du denn jetzt mit dem Buch? Du glaubst doch, es ist böse?“

„Es is mächtig, das weiß ich. Und die Macht gehört gleich mir, nich dir, weil wenn hier Jemand sie verdient, dann ich! Nie wieder werd ich klein un schwach sein, ich zeigs Allen, warte nur.“

Oh Himmel.

Oh ja.

Zögernd streckt der Meister seine Hand nach dem Ledereinband aus. Nein! Wenn es wirklich geschützt ist...
Mit einem Schlag befördert er den Wälzer zu Boden. Ein dumpfes Plumpsen ertönt, als der schwere Foliant auf dem Boden aufschlägt.

„He...!“

Der Meister fährt herum; Isenhart war tatsächlich ein paar Schritte zurückgeblieben, während der Meister sich dem Podest näherte, um sicher zu gehen, außerhalb der Reichweite einer Falle zu sein; jetzt ist er zu weit weg, um sofort sein Schwert zu benutzen. Und zu müde dafür.

„Für dich opfere ich mich sicher nicht! Sicherer als so gehts nicht. Du kannst das Teil gern selber aufheben. Viel Spaß dabei, ich werde sicher Nichts unternehmen, während du dich bückst.“

Damit springt er zurück und hinter das Podest, den Söldner anfunkelnd. Dieser bleckt die Zähne.

„Du willst es also wissen? Zu blöd, dasste vergisst, was ich noch auf Lager hab!“

Aus seiner Hand löst sich schneller, als der Meister reagieren kann, ein Feuerball, trifft diesen voll auf der Brust, wo zum Glück die Haut des Vipernmagiers viel Schutz bietet, aber er wird trotzdem umgeworfen...das Podest war zu niedrig. Nein!

Das gefällt mir überhaupt nicht...

Ich versuche, etwas zu sagen, aber außer einem verzogenen Heulen kommt Nichts zustande; mein Körper ist so verzogen, dass ich unfähig bin, einen klaren Ton zu formulieren. Langsam schreitet Isenhart um das Podest.

„Das ist dein Schwanengesang, Teufelsanbeter.“

„Isenhart, du Idiot. Wir hatten nie etwas Böses im Sinn, Mephisto hat dich verwirrt! Sein Hass beeinflusst dich, schau durch den Nebel, du vernichtest die letzte Chance der ganzen Menschheit!“

„Wenn das Buch so gut ist, wie ich denk...dann bin ich die neue Hoffnung. Würd mir gefallen.“

Er thront über dem gefallenen Meister, ich sehe nur seinen Rücken, die selbstgeschmiedete Rüstung schimmert im diffusen Fackellicht. Der Meister hat offenbar die Überzeugungsversuche aufgegeben...und ich die Hoffnung. Warum muss es so enden? Das ist nicht heldenhaft...das ist nur blöd...und so eine Verschwendung...

Wehe, wenn ich je wieder beschworen werde, und du noch dabei bist...

„Die letzte Hoffnung, ein betrunkener Trottel? Ich seh schwarz für die Welt.“

„Nenn mich nicht Trottel! Koste den Lichtbrand, schwarze Kreatur!“

Er holt aus. Roll dich weg, General! Mach etwas!
Da blitzen im letzten Moment, bevor die Klinge in die Brust des Meisters fährt, gelbe Fäden über dem Kopf des wahnsinnig gewordenen Eisenwolfs auf...und trotzdem tut es einen feuchten Schlag, als das Schwert Blut schmeckt, und auch mir versetzt es einen Stich in die Brust...

„Das wird nich reichen, Totenbeschwörer...“

„Ah...doch, wird es...weil ich das tun kann...“

Plötzlich bemerke ich, wie sich Schwärze an den Rändern meines Gesichtsfeldes breit macht. Oh Himmel...wie tief ist des Meisters Wunde...seine Seele möge den Weg nach oben finden...

Moment, wenn er vorhat, was ich gerade denke, dann könnte das...

„...tut mir eigentlich Leid, nicht mal du hast sowas verdient...“

Du am wenigsten, General...ich liebe dich. Adieu.

Die Schwärze umfängt mich.
Eine Ewigkeit in ihr vergeht.

Ein Bild entsteht.
Es ist der Meister. Der Meister! Mein Meister! Der General...was...was tut er...wo bin ich...das Echo eines Schreis klingt durch den Raum. Sein Gesicht ist verzerrt in einer Grimasse des Schmerzes und Ekels, völlig verwirrt stelle ich fest, dass wir immer noch im Tempel auf dem Basar von Kurast sind. Wie komme ich...

Hahahahahahaha, oh Himmel, er hat es getan, das ist zu köstlich, das ist genial, das ist...nein, dieser Moment, so schön, so unbeschreiblich schön, ich kann nicht mehr! Gwahahahahahaha...

Zweiter, möchtest du mich...was...ich verstehe nich...

„Golem...“

Der Meister spricht zwischen zusammengebissenen Lippen.

„Bist dus?“

Bedröppelt nicke ich...eine seltsame Schwere macht sich breit in meinem Kopf. Blut tropft auf die Brust des Meisters. Oh Himmel, was...

„Fein. Würde es dir etwas ausmachen...das Schwert aus meiner Brust zu ziehen?“

Das...ah! Ich spieße tatsächlich gerade den Meister auf, wie kann ich nur...schnell lasse ich es in meinen Körper fahren...das etwas schartige, aber in voller Länge ganze Schwert, an einem funktionierenden Gelenk, wie ist das möglich....na ja, nicht ganz funktionierend, ich spüre Widerstand beim Einfahren, etwas knirscht tief in mir...ich trete noch einen Schritt zurück, weil ich direkt über dem Meister stehe, voller Entschuldigungen...wieder dieses Knirschen, der Widerstand, als ich zurückgehe, ich fühle mich wie ein Kartoffelsack, was ist los?
Das Lachen des Zweiten im Hintergrund wird geradezu hysterisch.

„Danke...argh...“

Der Meister greift sich mit der der Wunde gegenüberliegenden Hand vorsichtig einen Heiltrank aus dem Gürtel und trinkt ihn ganz. Dann steht er etwas mühsam auf. Ich starre derweil meine Hände an...wo kommt diese Schwere her?
Sein Blick ist voller Bedauern.

„Es tut mir unglaublich Leid, dass ich das tun musste, aber ich habe wirklich keine andere Möglichkeit mehr gesehen, ihn loszuwerden...du musst dich schrecklich fühlen. Kannst du überhaupt reden?“

Langsam schüttle ich den Kopf. Ein Blubbern ertönt. Da spüre ich, wie etwas aus einer versteckten Falte in meinem Hals quillt. Es ist warm. Was...meine Finger berühren die Substanz, heben sich ungewohnt langsam vor mein Gesicht...
Blut schimmert im Fackellicht.
Ein ungehörter Schrei dringt aus den Tiefen meiner selbst, als ich begreife, was passiert ist. Mein ganzer Körper verkrampft sich vor Ekel und Abscheu...
Der Meister hat meinen Eisenkörper aus Isenharts Rüstungsset geformt...während dieser es noch trug.
Ich bin kleiner als ein normaler Mensch.
Eine zerquetschte Leiche ist in mir.
Ich falle zu Boden, mich windend, mich wälzend, mit stumpfen Metallfingern über meine Stahlhaut kratzend, das Geräusch, das metallische Klappern, konkurriert mit den furchtbaren, die aus mir dringen bei jeder Bewegung, ich versuche, sie abzustellen, schlage meinen Kopf gegen den Boden, aber ich höre sie noch, immer und überall, weil ich mit dem ganzen Körper höre, und oh Himmel er ist in mir in mir überall in mir...

„Blut!“

Auch das höre ich, am Rande meiner Kakophonie des Ekels, der Abscheu, zwischen dem Lachen des Zweiten, das immer wahnsinniger wird, während ich versuche, ihn aus mir zu bekommen, das Grauen, den Ekel, das...aaaaah!

„Golem...“

„Fleisch!“

Und es berührt mich überall, füllt mich fast vollständig aus, aber die Proportionen sind falsch, die Verteilung ist nicht homogen, und es fällt in Lücken, fließt aus mir, ist überall, in mir, um mich herum...

„Golem!“

WAS! Ich kann es nicht schreien, durch den neuen Körper ohne Verzauberung stumm gemacht, aber für einen kurzen Augenblick sehe ich wieder klar durch den Nebel aus Abscheu vor mir selbst, und ich werde umschwärmt von schlanken Körpern, in leichte Rüstungen gekleidete Frauen, einst menschlich, jetzt dämonisch verformt, die sich auf mich stürzen, an mir vorbei stürzen, zum Meister hin...ich spüre Zungen auf mir, die das Blut von mir lecken, das aus mir quillt, Finger, die reißen an meinem Metall, um an die Füllung zu kommen, die grausige, und mein Ekel verdreifacht sich...Ekel nicht mehr vor mir, sondern vor den Kreaturen auf mir, die sich nicht ekeln, die meinen Zustand begrüßen. Ihr...ihr...sterbt!
Mein Schwert schießt wieder aus seiner grausigen Scheide, in eines der Monster, sprüht noch mehr Blut über mich, ich werfe sie ab, setze mich mühsam auf, gleite aus in einer Lache aus rotem Lebenssaft, schlage um mich...was, was, was ist hier los...

In Ordnung, jetzt ist es wieder Zeit, ganz schnell ernst zu werden. Das sind Fleischjägerinnen. Die Isenhartkonserve hat sie angelockt, das ist ganz und gar nicht gut, jetzt haben wir ein gewaltiges Problem. Sie sind schnell, tödlich und hungrig.

General!
Er hängt an der Wand, von vier der Angreiferinnen bereits gepackt und mit gespreizten Gliedmaßen hochgehoben, machtlos, gefangen. Ich komme nicht durch die Wand an gierigen Dämonen um mich herum, die gleichzeitig versuchen, mich aufzuhalten und von mir zu lecken...da tritt eine Gegnerin ruhig auf den Meister zu, sie trägt eine blütenweiße Rüstung, der Rest von ihnen ist blutrot gekleidet.

„Oh, meine Mädchen haben mir ein ganz besonderes Geschenk gefunden, das ist aber nett von euch...ich sage euch, es gibt ein Festmahl, ein Festmahl für Alle heute! Aber es ist so lieb, dass ihr Sarina den ersten Bissen lasst...“

Ich ramme mein Faust in einen gegnerischen Solarplexus, mein Schwert zerhackt ein Bein, aber ich komme nur in ganz kleinen Schritten voran...das Gewicht in mir oh Himmel nicht daran denken behindert mich, und die Feinde sind so schnell...

„Wie heißt du, mein leckeres Bürschchen?“

„General, Madame, erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich schätze, wir können die Sache hier nicht über einer Flasche Wein ausdiskutieren?“

„Oh, eine Einladung zu einem Abendessen bei Kerzenschein? Der Mann hat Manieren! Ich nehme gerne an...Ihr seid das Hauptgericht.“

„Dachte ich mir fast. Golem! Heb dein Schwert in ihre Richtung!“

Mit einem verzweifelten Stoß meiner Ellenbogen verschaffe ich mir kurz Luft, mache noch einen Schritt und tue wie geheißen. Was hat er vor...?

„Wie unhöflich von dir, Schatz! Dein Freund stört die ganze Atmosphäre...Mädels, macht ihn kaputt, ja?“

„Tut mir Leid, Sarina, von deinen Freundinnen musst du dich leider verabschieden. Wir sehen uns, Golem...ich denke, das ist dir auch ganz Recht.“

Was...?

Schwärze.
 
Huhu :hy:

Hahahahahahaha, oh Himmel, er hat es getan, das ist zu köstlich, das ist genial, das ist...nein, dieser Moment, so schön, so unbeschreiblich schön, ich kann nicht mehr! Gwahahahahahaha...

Sorry, aber das trifft es.

Wirklich.

Selten eine so verdreht-wie-passende Synthese aus Ekel und fast poetischer Gerechtigkeit gesehen - auch wenn das dem Ganzen auch nicht komplett gerecht wird...

Seleya

Edit: Damit kein komplett falscher Eindruck entsteht: Das Kapitel ist mehr als nur ein wenig grenzwertig, was Geschmacklosigkeit und Ekel angeht.
Ich finde es trotzdem klasse...
 
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Igitt! Wunderschöne Kombination aus ekelhaft und genial :D

Ich hab ne Weile gebraucht bis ich das Ende verstanden hab, während meine Schwester einen Lachkrampf hatte. Der arme Golem, dem bleibt wirklich nichts erspart.
 
[x] Vote for Pulizer :eek:

Aus Isenhart nen Eisengolem machen, wow ... wow :eek: Geniale Sache, ich bin beeindruckt :top:

Und dann Isenharts Leiche zu sprengen :diablo: Wenn ich das richtig interpretiert haben am Schluss
 
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Edit: Damit kein komplett falscher Eindruck entsteht: Das Kapitel ist mehr als nur ein wenig grenzwertig, was Geschmacklosigkeit und Ekel angeht.
Ich finde es trotzdem klasse...
Du glaubst nicht, wie sehr mich der Satz freut. Vor dem Urteil von euch Mädels hab ich mich am meisten "gefürchtet", immerhin wart ihr weniger angetan von meinem letzten Kapitel in der Art, und dass ich hier die Balance hinbekommen habe, freut mich ganz besonders. Natürlich auch Santas Lob und eventuell sonst folgende.

Wobei es recht interessant ist - immerhin wird Isenhart hier deutlich Schlimmeres angetan als ein simpler Schwertstreich. Es ist interessant, wie die Umstände beeinflussen, wie eine Szene gesehen wird. Prinzipiell habe ich ihn ohnehin nur eingeführt, damit ihm genau das passieren kann, was gerade passiert ist, weil ich mit der Idee schon ewig schwanger war; ich hatte gehofft, ihn trotzdem zu einem guten, eigenständigen Charakter zu machen, weil ich noch nie Jemand geschrieben habe, der explizit darauf ausgelegt war, in Bälde zu sterben. Auf besonders grausame Art und Weise. Außer Bösen, und die verdienen es offensichtlich immer. Isenhart war per se einfach ein Wichser, aber nicht abgrundtief hintertrieben BÖSE in Großbuchstaben wie es Dämonen halt immer sind; ein schlechter Mensch, ja. Aber wirklich verdient hat er ein solches Ende nicht, da stimme ich dem Meister voll zu. Letztlich ist es auch mit Mephistos Schuld, wie sehr die Sache eskaliert ist.

Na ja, meine Gedanken hierzu.

Und dann Isenharts Leiche zu sprengen :diablo: Wenn ich das richtig interpretiert haben am Schluss
Wer weiß ;).

Simon
 
Huhu :hy:

weniger angetan von meinem letzten Kapitel in der Art
Einspruch. Das damalige Kapitel und das hier vorliegende gehören meiner Meinung nach in völlig verschiedene Kategorien, daher halte ich eine völlig verschiedene Reaktion darauf auch durchaus für legitim und nicht für ein frühes Symptom von gespaltener Persönlichkeit ;)
Im Übrigen: "Mädels" stimmt zwar, aber wenn du anhand unserer Reaktion einen reinen Mainstream-Frauenroman konzipierst, garantiere ich dir einen grausamen Flop auf dem Büchermarkt.

Es ist interessant, wie die Umstände beeinflussen, wie eine Szene gesehen wird
Okay, das ist zu interessant, um nicht darauf einzugehen. Was sind die Umstände, was ist die Szene? Das soll jetzt noch nicht einmal in Haarspaltereien über Wortwahl ausarten - ich überlege nur selbst gerade, wie ich die grundverschiedene Wirkung der Szene (subjektiv, wie üblich) begründen kann.
Rational betrachtet ist das Ergebnis in beiden Situationen das Gleiche: Todesopfer in menschlicher Form, Art des Todes nicht gerade Standard-Über-100-Einschlafen-im-Bett. Dennoch ist die Szene schon ohne äußere Umstände der Form "Isenhart ist ein wenig freundlicher Zeitgenosse" unterschiedlich. Die Gewaltdarstellung hier ist nicht ins Sadistische überhöht und reiner Selbstzweck, sondern, vorausgesetzt, wir reden hier von der Gewaltausübung von Seiten des Meisters, nur zu verständlich. Wie schon einmal erwähnt: Selbstverteidigung ist etwas völlig anderes als kaltblütiges Vollstrecken von Todesstrafen, wenn man auch nur ein winziges Bisschen über die rein faktische "Mensch ist tot"-Bestandsaufnahme hinausgeht.
Vielleicht noch mal auf den Punkt gebracht: Die Umstände sind unterschiedlich, klar, da man Isenhart ein derartiges Schicksal durchaus gönnt.
Ceterum censeo - oder wie war das noch gleich?
Aber die Szene ist ebenfalls unterschiedlich, der Ekel siedelt auf einer anderen Ebene. Daher würde ich die beiden Kapitel nicht in derselben Klasse anordnen.

Nebenbei: Isenharts Tod ist zwar vielleicht grausam (so ganz sicher bin ich mir da noch nicht einmal, jeder Tod ist in gewisser Hinsicht grausam, aber besonders?), aber doch auf jeden Fall schnell. Und entweder verdient oder aber schlicht notwendig, je nach dem, wie hoch nun der Einfluss von Mephisto wirklich ist. Derjenige, der hier wirklich leidet, ist wohl eher der Golem.
Verständlicherweise.
Und trotzdem ist die ganze Angelegenheit urkomisch - nicht auf die freundlich-heiter-lustige, sondern auf die abgedreht-leicht-finstere Art. Nur als Beispiel...
„Fein. Würde es dir etwas ausmachen...das Schwert aus meiner Brust zu ziehen?“
Der Satz ist in seiner schlichten, trockenen Absurdität nur schwer zu übertreffen...

Was allerdings das Ziel angeht, Isenhart zu einem "guten, eigenständigen Charakter" zu machen - da muss sich wohl jeder selbst ein Urteil fällen. Ich für meinen Teil habe reine Isenhart-Szenen der letzten Kapitel nur noch überflogen, einmal auf Grund von durchaus vorhandener Abneigung, aber auch auf Grund von simplen Desinteresse. Daseinsberechtigung (subjektiv): Zielscheibe für Kommentare und Sprüche des Zweiten. Ende der Liste.

Worüber ich allerdings gerade wirklich gestolpert bin ist folgender Nebensatz:
Außer Bösen, und die verdienen es offensichtlich immer
Habe ich da nur die Ironie überlesen? Ernsthafte Frage, nebenbei. Wir können gerne wieder die Gut-Böse-Definitions-Diskussionsgeschichte ausgraben...
"offensichtlich immer", "halt immer" "abgrundtief hintertrieben BÖSE"...
Oh ja, klar. Der Golem, der "offensichtlich immer" nur ein seelenloser Metallklumpen ist, der Zweite, der "halt immer" rein böse und verachtenswert ist, ohne jeden Hintergrund 2-D-Bösewicht, dann die Katzen, die im klassischen Diablo-Universum auch das Schild "Böse" auf der Stirn stehen haben, und noch frisch in Erinnerung Sturmbaum, "abgrundtief hintertrieben BÖSE" in Großbuchstaben, da ja offiziell Dämon, Champion der Höllenfürsten gar...
Das war jetzt zumindest Ironie. Klar hoffentlich, dass es gerade nicht so ist. Gerade in den Momenten, in denen die üblichen Schemata durchbrochen wurden, wurde die vorliegende Geschichte doch zu etwas Besonderem.

Seleya

Edit: Tja, Isenharts nächtliches Treiben könnte nun tatsächlich ungeklärt bleiben - ich würde mich Jyroshi allerdings komplett anschließen, sowohl was die Vermutung, als auch die Einschätzung "kann ohne Klärung damit leben" angeht.
Und dass dort am Schluss ganz eventuell einer der *hust* appetitlicheren Fähigkeiten des Totenbeschwörers zum Einsatz kommt - da würde ich auch stark von ausgehen. Gerade der Schwertausrichtungsbefehl macht sonst nicht so viel Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade in den Momenten, in denen die üblichen Schemata durchbrochen wurden, wurde die vorliegende Geschichte doch zu etwas Besonderem.

Der Satz trifft's sehr gut.

Aus-Rüstung-am-Körper-Golem-beschwör gehört mal auf jeden Fall dazu und die Kadaverexplosion (ja ich hab das auch so verstanden) die aus der Szene folgt ist irgendwie nur logisch. Und wie es da schon steht, ist das wohl auch besser für den Golem...
Ok, einzig die Frage warum Isenhart nun so müde war und was er da Nachts getrieben hat bleibt nun vermutlich unbeantwortet, aber damit kann ich leben - meine Vermutung stand hier ja schonmal.
Bin mal gespannt wie Aschara reagieren wird ;)

:top:
 
danke, ich habe gerade gefrüstückt, wollte endlich das kapitel lesen...

ich habe die letzten monate stillschweigen bewahrt. Hat ganz andere Gründe, also Schwamm drüber...
nu kann ich mich nicht mehr beherrschen :D

Kurz um: Genialer und besser hätte man diese... "spezielle" Situation nicht beschreiben können, gratulation. Nichtmal die grausamste Buch-/Filmszene, die ich jemals gelesen/gesehen hab hat mich zu SOLCHEN Bildern im Kopf angeregt... *schauder*

(das besondere daran: normalerweise lässt mich sowas eigentlich völlig kalt, weil ich WEIß, dass das eigentlich nur Film/geschreibsel ist...)
 
Halleluja, was für ein Wochenende.

Zu viel RL, sorry, war aber rein positiver Art, bitte entschuldigt das ähnlich wie wenn mich Dinge wie Prüfungen daran hindern, pünktlich zu sein ;).

Jetzt gibts gleich das Kapitel, ich lass euch nicht länger warten - zu den Posts von euch hab ich auch noch was zu sagen, das mach ich, sobald ich damit keinen Triplepost mache, will hier nicht groß rumschreiben, sondern euch Text liefern. VIEL Text.

Simon
 
Kapitel 70 – Des Söldners wahrer Nutzen

Der Meister grinst mich an.
Kurz lähmt mich der Schock des plötzlichen Bildes nach der ewigen Schwärze, dann bin ich wieder in der Lage, mich zu orientieren; ich stehe kurz vor ihm in unserer Hütte in Kurast. Oh Himmel, Danke.

„Willkommen zurück, Golem!“

„General, du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen.“

Meine Stimme funktioniert!

„Oh, das glaub ich dir gerne, mein glänzender Freund. Komm her.“

Wir umarmen uns vorsichtig. Für einen kurzen Moment teilen wir die Freude, am Leben zu sein, dann lösen wir uns wieder voneinander.

Bah, das ist ja ekelhaft.

...willkommen zurück auch dir.

Jaja, spar dir das.

Ach, sei doch still, ich hab jetzt gute Laune. Mein Körpergefühl wird mir gerade bewusst, es ist so wunderschön leicht, ich bin frei...schnell sehe ich meine Hände an, die Finger sind angenehm schlank und segmentiert, noch ein wenig besser als sie nach der letzten Veränderung waren, ich schließe sie zur Faust – problemlos – und ein Grinsen macht sich in mir breit.

„Ein ganz neuer Körper, General?“

„Natürlich, der Rest von deinem ersten und was von Isenharts Rüstung übrig war sind komplett zerfallen – ich denke, die Belebung tut dem Metall in etwa so gut wie die Skelettwerdung es den Knochen tut, ergo ist Essig mit Wiederverwertung.“

Was mich an etwas erinnert...ich schlucke kurz innerlich, bevor ich die Frage stelle.

„...was ist denn mit dem Körper aus Isenharts Rüstung passiert? Ich war auf einmal weg...“

Das sollte eigentlich recht selbsterklärend sein. Und die Antwort amüsiert mich königlich, also hättest du vielleicht nicht fragen sollen, haha.

„...ich hab ihn gesprengt.“

„Bitte wie?“

„Nun, du warst zu weit weg, um irgendetwas auszurichten gegen die irren Weiber, und ich hatte quasi wenig Optionen. Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ich dir – und ihm – das antun musste...aber ich muss schon sagen, du bist geplatzt wie eine reife Tomate, seine tolle Rüstung war irgendwie doch nicht das Wahre.“

„General!“

„Waas? Entschuldigung, dass ich da so pietätslos bin, aber obwohl das wirklich eine Drecksart war zu sterben, werde ich dem Arschloch keine Träne hinterherweinen. Du etwa?“

Wehe.

„...nein.“

„Also. Aber bitte, glaub mir, ich schäme mich unglaublich, dass ich dich als reines Mordinstrument benutzt habe, deinen Körper im Grunde nur als Waffe angewandt habe, du bist kein Objekt, und ich kann mich nicht genug entschuldigen...ich hoffe, ein bisschen Wiedergutmachung leisten zu können mit deinen neusten Modifizierungen.“

Ich breite die Arme aus, einfach nur glücklich, dass ich das noch kann.

„Ich verzeihe dir, General. Es war grauenhaft, aber du hattest schlicht keine Wahl. Isenhart war ganz allein selbst schuld an seinem Schicksal, und ich bin dir nicht böse deswegen. Ich bin einfach nur froh, dass du das überlebt hast. Vielen Dank für die Finger...das wäre doch nicht nötig gewesen...“

Er grinst.

„Ah, die hast du schon bemerkt, ja? Ein kleines Detail. Man achtet ja auf solche auch ganz gerne. Aber das ist noch nicht Alles...bei Weitem nicht.“

Zwei Skelette, die ich bisher völlig ignoriert hatte, weil sie wirklich nur Objekte sind, bewegen sich plötzlich und tragen einen Gegenstand heran: Einen großen Spiegel, mit wunderschönem, verschnörkelten Goldrahmen! Wo haben wir den denn her?

Hm...ja, der hing in der Tempelkammer an der Rückwand. Schätze, ein wenig mehr vom Eigentum der Priester mitgehen zu lassen war dem Meister dann auch wieder egal...

Den hatte ich irgendwie übersehen. War ein wenig zu abgelenkt. Himmel, der muss ja unglaublich was wert sein.
Vorerst aber dient er einfach nur als Spiegel. Und ich erschrecke mich fast, als ich mich sehe. Und dabei noch am Wenigsten, weil ich weiß bin, mit regelmäßigen, fast dekorativen rostfarbenen Stellen. Langsam, zögerlich wandert meine Hand zu meinem Gesicht.

„Sind das...Augenbrauen?“

Tatsächlich sind über meinen leeren Augenhöhlen nun zwei schlichte Metallstreifen angebracht, im Moment beide gerade ausgerichtet, doch ich spüre, dass sie nicht feste Dekoration sind – sie ruhen auf jeweils einem Metallstift, der in einer von der Breite der Brauen selbst kaschierten vertikalen Ritze steckt. Das heißt...ich konzentriere mich kurz, aber es ist ganz natürlich...Himmel, ich kann sie heben.
Der Meister grinst immer noch.

„Ja! Stehen dir, finde ich, aber gut, hab ich ja auch selbst eingebaut. Eigentlich müssten sie auch drehbar sein...“

Ich versuche es, wende sie nach außen, und sehe dadurch etwas verloren aus.

„Das...das ist...“

„Ich weiß, es ist nicht viel, aber es ist quasi unmöglich, dir eine Möglichkeit zu geben zu lächeln – glaub mir, ich habs versucht, du kannst Mundwinkel nicht einfach aufkleben, sieht völlig dämlich aus – auch sonstige Mundbewegungen sind völlig utopisch, also hab ich mich bemüht, den Grill einfach weniger grimmig aussehen und es dabei zu lassen. Dieses nette Geschenk der Tempeldiener hab ich dann ein wenig zum Experimentieren benutzt und festgestellt, dass man tatsächlich eine Menge Ausdruck durch die Augenbrauen vermitteln kann, und da ist mir ein Weg eingefallen, sie beweglich zu machen. Ich hoffe, das ist ein guter Ausgleich...“

Etwas hilflos, aber es eine schöne Art der Ohnmacht, versuche ich sie so auszurichten, wie sie in einem lächelnden Gesicht aussehen würden...gar nicht so einfach, aber...oh, das ist herrlich.

„General, das ist so ein schönes Geschenk...ich kann endlich anders als ständig böse schauen...Danke. Vielen Dank.“

„Freut mich, dass sie dir gefallen. Eine Kleinigkeit eben, aber das hast du dir wirklich verdient. Ansonsten siehst du ja, dass ich ein wenig an den Proportionen geschraubt habe...“

In der Tat, was mir am Rande dämmert neben der Freude über einen Gesichtsausdruck, ich bin deutlich schlanker, dafür ist das überschüssige Material, das mich bisher recht bullig aussehen ließ, in breitere Hüften und Schultern geflossen; meine Silhouette ist jetzt etwas androgyn, aber verdammt, das ist eine ganz neue Dimension von Beweglichkeit, die sich da eröffnet! Der Meister hat sich unglaubliche Mühe gegeben, klare Schwachpunkte meines letzten Körpers auszuräumen, und es fühlt sich, abgesehen von dem generellen Problem, dass es kaltes Metall ist, richtig gut an.

„...und ich musste noch einen Kompromiss machen; ein extra Schild hat ja jetzt nicht so funktioniert, das macht dich zu unflexibel, also dachte ich mir, ich könnte eines einbauen, aber ist ist nicht wirklich praktikabel, einen einziehbaren Schild zu konstruieren, und fest, dachte ich mir, würde er dich ziemlich belasten. Also hab ich mich für das nächst Beste entschieden, ist wohl auch besser für die Balance. Hoffentlich kommst du damit zurecht.“

Er deutet auf meinen rechten Arm. Ich runzle die Stirn – die Augenbrauen simulieren das ziemlich gut durch ihre Neigung – und begutachte ihn. Ist das...?
Ein Schwert schießt daraus hervor, als ich meine imaginären Muskeln anspanne. Ooooh...links wiederhole ich den Vorgang, und mir bleibt kurz die Sprache weg, als ich mit zwei Klingen dastehe. Ich bin...der weiße Krieger mit zwei Schwertern...aus meinen geistigen Kämpfen...

Pah, Klauen immer noch unterlegen, oder denkst du wirklich, du schaffst es, die zwei Dinger zu koordinieren?

Nach einem sehr surrealen Moment, während dessen ich mir bewusst machen muss, dass ich tatsächlich wach bin, stelle ich einen gravierenden Unterschied fest: Die Schwerter sind Krummschwerter – einschneidig. Ich lasse sie durch die Luft zischen. Schöne Krummschwerter.
Was mir allerdings einen unschönen Gedanken beschert.

„General...es ist wunderbar, aber...konnten wir uns das überhaupt leisten?“

„Bah, für dich zahl ich gern ein wenig mehr. Aber musste ich hier gar nicht. Dein Material fiel mir quasi geschenkt in den Schoß.“

„Oh?“

„Eine gute Gelegenheit, dir zu erzählen, was passiert ist, während du weg warst. Wie gesagt, diese irren Kreaturen hatten mich an die Wand gehalten, und ihre Anführerin war kurz davor, ein wenig von mir zu naschen, da habe ich beschlossen, die einzige sicher sprengbare – und nebenbei auch nahste – Leiche zu benutzen, um mir ein klein wenig Luft zu verschaffen. Dein Schwert in die richtige Richtung war ein Nebengedanke, der Plan war, die Explosion gleich dafür zu nutzen, um Sarina auszuschalten; vielleicht hätte ich ein wenig mehr darüber nachdenken sollen...gut, ich bin entschuldigt, es war leicht stressig...natürlich ist deine Hand mit explodiert, die Klinge recht wild herumgewirbelt und hätte mir fast eine neue Frisur verpasst. Sarina war recht unbeeindruckt. Aber das Schrapnell deines Restkörpers hatte dafür umso beeindruckendere Resultate, und weil ich rechtzeitig geflucht hatte, waren gleich ein paar Leichen mehr da. Glücklicherweise war der Kampf gegen die Spinnen nicht wirklich manaintensiv, und wenngleich deine Spontanerzeugung ein wenig anstrengend war, blieb mir genug übrig, um ordentlich Chaos anzurichten. Eine meiner Halterinnen hatte dein Schwert abbekommen, nicht getötet worden dadurch, aber ich habe schnell einen Magier erschaffen und der hat sich darum gekümmert; dann aus ihr ein Skelett, und der Rest war Makulatur. Sarina selbst wurde noch ein wenig kitzlig, sie nahm mir etwas übel, dass ich unsere Verabredung...platzen...ließ, aber na ja. Eine Narbe mehr.“

Er greift sich mit einer kurzen Grimasse an die Seite, bevor er weiter redet.

„War dann letztlich eine ziemliche Sauerei da unten, aber das Schwarze Buch war völlig in Ordnung – ich gehe davon aus, dass das nicht nur Zufall war, aber frag mich nicht, was genau darauf gezaubert worden war. Ich habs mir geschnappt, die Armee neu erschaffen, und über ein Stadtportal Fersengeld gegeben. Hat die Wachen ziemlich überrascht, aber zum Glück kennt man mich ja mittlerweile. Ich habe ihnen versichert, dass Alles soweit in Ordnung ist – keine Frage zu Isenhart übrigens von ihrer Seite – und da war auch schon Deckard an meiner Seite. Ich erzählte ihm kurz, was passiert war...bis auf den Verrat...und bat ihn, das Portal noch offen zu lassen, und das Buch habe ich ihm auch gleich gegeben, hatte Wichtigeres vor als den Wälzer mit mir herumzutragen. Bin dann erst mal mich waschen gegangen, die Skelette haben aufgepasst, dass Niemand durchkam, von beiden Seiten nicht. Neugierige Blicke gabs genug, aber die waren mir egal.
Ein paar Liter Wasser später war Aufräumzeit. Die irren Frauen waren allesamt hübsch ausgerüstet, und viele der Panzer noch völlig intakt, das ließ ich mir nicht entgehen. Die Skelette nahmen mit, was sie tragen konnten, auch ihre Schwerter, die Schilde, ich bin mehrmals drin gewesen, die paar Portalsrollen wars mir wert, hält ja nicht über einmal hin und her aus, so ein Ding. Auch der hübsche Spiegel hier war drin. Das war Glück, dass er noch intakt ist...na ja. Ich hab Deckard gebeten, nach Magischen unter dem ganzen Zeug zu suchen, und natürlich war Sarinas Ausrüstung verzaubert. Viel Verteidigung, strahlend weiß – wurde überhaupt nicht dreckig – und soll angeblich auch die Standhaftigkeit des Trägers erhöhen oder so. Keine Ahnung, ob du davon profitierst, sieht aber hübsch aus, nicht? Hätte eigentlich auch gereicht, aber ich dachte mir, es ist nicht schlecht, wenn ich dich ein wenig mehr auspolstere, deswegen sind deine Gelenke jetzt durch diese aparten Überdeckungen aus modischem Rostrot geschützt. Ihr magisches Schwert habe ich nicht verwendet; das war besonders schnell, was prinzipiell gut ist, aber wenn schon zwei Waffen, dann gleiche, ne?
Dafür hab ich es an Hratli verkauft, der den restlichen Krempel zu einem lächerlichen Schrottpreis auch genommen hat, war mir egal, hauptsache, er hat sich als Gegenleistung für einen doch deutlichen Nachlass bereit erklärt, dich mit Sprache zu verzaubern. Mit den Komponenten bereit habe ich mich dann hierher zurückgezogen und mir etwas Muße zum Herumspielen erlaubt, Endresultat siehst du im Spiegel.“

Ich bin immer noch ziemlich überwältigt von den ganzen Geschenken, die ich erhalten habe.

„Dann...ging ja Alles gut aus.“

„Vorerst. Bleibt natürlich noch das größere Problem der Übel...und wir haben noch ein paar lose Enden aufzugreifen hier, bevor wir losmachen können. Das aber frühestens Morgen, ich brauche ein Bett. Aber noch muss das warten.“

Ich nicke ernst, die Augenbrauen zusammenziehend, um das zu betonen.

„Ja. Was genau hast du vor? Was ich mir auch denke?“

„Wenn du gleich denkst – mit dir als moralische Unterstützung bin ich mehr als bereit, einmal dezent bei Aschara anzuklopfen und ein klein wenig zu meckern.“

„Mit aller gebotenen Diplomatie, selbstverständlich.“

„Natürlich.“

Wir nicken uns noch einmal grimmig zu, dann halte ich ihm die Tür auf und wir ziehen los. Die Skelette bleiben zurück.

Wenige Minuten später klopft die Wache an unserer Statt dezent an die Tür und wir werden zu Aschara vorgelassen, die sich mit einem warmen Lächeln erhebt.

„Wie schön, Euch hier zu sehen. Hübscher Körper, Golem. Nehmt doch Platz, möchtet Ihr etwas trinken?“

Sie ist sich definitiv bewusst, dass Isenhart nicht dabei ist.

Aber ist ihre Nettigkeit nun ein gutes Zeichen?

Die Frage ist, wie sehr sie uns traut, ja. Beziehungsweise wie gut sie Isenhart wirklich kannte.

Und nicht nur, was ihr aktuelles Verhalten angeht, sondern auch, wie wir mit ihr umgehen sollte. Wenn sie uns absichtlich einen ersetzbaren Idioten mit Nekrophobie mitgeschickt hat, sollten wir unser kleines Meckern ein wenig vergrößern.

„Vielen Dank. Ich nehme Milch, wenn Ihr welche da habt, am besten kühl. Wie stehen die Dinge an der Heimatfront?“

„Oh, ausgezeichnet, wirklich ausgezeichnet. Es ist so ruhig wie nie zuvor seit dem Fall Kurasts, die Jungs beginnen fast, sich zu langweilen. Euch zu verdanken natürlich. Wie läuft es draußen?“

„Ganz gut mit ein paar kleinen Stolpersteinen. Wir haben gerade mit der Hilfe Eurer netten Unterstützung ein wichtiges Artefakt gefunden und erwarten bald Ergebnisse von Alkor, der den Anstoß dazu gab. Leider war dieser Teilsieg nicht ohne seinen Preis.“

„Ich nehme an, deswegen hat der Golem einen neuen Körper gebraucht?“

„Unter Anderem.“

Der Meister nimmt einen langen Schluck Milch, die von einem Eisenwolf still gebracht worden ist. Ich stehe hinter seinem Stuhl und halte die „Ohren“ gespitzt; die Söldner scheinen etwas angespannt, seit wir eingetreten sind. Aschara wartet in aller Ruhe, während ihr Gegenüber trinkt; sie ist oberflächlich ruhig wie immer.

Sie will die Causa Isenhart nicht selbst ansprechen.

Hm. Na ja, der Meister wird schon die richtigen Worte dafür finden.

Nun, es ist schon jetzt klar, dass ihn der Verlust nicht wirklich stört.

Er ist wohl nur ehrlich, schätze ich?

„Nebenbei war die Verbesserung dringend nötig, und das Material bot sich quasi geschenkt an, also war das ein ganz günstiger Ausgang einer recht hässlichen Angelegenheit.“

„Welche Euch herführt, schätze ich?“

„Ja.“

Und noch ein Schluck. Er lässt sich auch Zeit.

Sehr diplomatisch.

Ob sie ahnt, dass wir ziemlich sauer sind auf sie?

Sogar ich spüre die Kälte, die er absondert, und ich bin normalerweise kein großer Advokat unserer emotionalen Fähigkeiten.

Du redest wirr.
Auch Ascharas Antwort ist nur eisiges Schweigen, ich sehe ihr Dauerlächeln etwas zucken, als der Meister nicht hinsieht; mir entgeht allerdings Nichts, weil ich sehr angespannt bin. Letztlich gibt der Meister aber das Wartespiel auf.

„Ich muss Euch leider den Tod Isenharts berichten.“

Die Verwunderung um uns herum hält sich in Grenzen...diese Nachricht hatte wohl wirklich Jeder hier erwartet. Aschara verzieht dagegen in wunderschön gespieltem Bedauern das Gesicht.

„Das ist in der Tat...eine hässliche Angelegenheit. Tut mir sehr Leid, das zu hören. Darf man fragen, was genau die Umstände des Ganzen waren?“

„Dürft Ihr, ja.“

Er trinkt ganz aus, bevor er weiter redet.

„Ich habe ihn umgebracht.“

Das hingegen schockt schon eher. Ascharas Miene gefriert. Auf eine Handbewegung von ihr verstummt sofort sämtliches aufkommendes Gemurmel. Ich mache mich für alle Eventualitäten bereit.

Er geht also auf Angriff. Hoffentlich lässt er sich nicht von seinem Zorn zu Dummheiten verführen.

Dafür sind wir ja da.

Ach? Ich war bisher davon ausgegangen, dass ihr beide etwas dagegen haben könntet, die Kerle hier ein wenig aufzumischen. Wenn du natürlich meinst, dass das doch eine gute Idee ist, ich bin voll dafür. Töten wir ein paar von diesen Schwertaffen, dann wird Aschara schon merken, was für eine dumme Entscheidung es war, uns diesen unfähigen, gefährlichen Idioten mitzugeben.

Wir...nein! Natürlich töten wir keine Eisenwölfe!
Aschara hindert den Zweiten zum Glück an einer Entgegnung und reagiert mit gepresster Neutralität in der Stimme.

„Höchstwahrscheinlich habt Ihr dafür auch eine...Erklärung?“

„Die kann warten. Zunächst habe ich eine Frage. Sollte es eigentlich ein etwas makabrer Scherz sein, uns einen trinkenden Feigling mit schweren Vorurteilen gegen Totenbeschwörer mitzugeben? Fanden wir nämlich nur mäßig lustig.“

Definitiv Angriff.

Jetzt wirds spannend.
Ascharas Antwort kommt schnell.

„Was sollen jetzt Vorwürfe? Sollen die einen Mord entschuldigen?“

„Höre ich Mord? Das ist jetzt ein Vorwurf von Euch. Isenharts Ableben ist ganz allein seiner eigenen Dummheit geschuldet, aber das ist mir eigentlich ziemlich egal gerade. Die Zeit davor ist mir wichtig. Er war nämlich von Anfang an mehr eine Bürde als nützlich, hat sich geweigert, voll mit meiner Truppe zusammenzuarbeiten, weil er den Golem nicht akzeptiert hat, musste erst dazu aufgefordert werden, zu kämpfen, und, ich wiederhole mich, war am ersten Tag betrunken. Ihr wolltet mir eine echte Unterstützung geben, statt dessen musste ich auf ihn aufpassen. Der Golem hat ihm mehrmals unter Einsatz der eigenen Intaktheit das Leben gerettet, was nicht wirklich trivial ist, weil er mir deutlich wichtiger ist als ein dahergelaufener Vollidiot. Trotzdem hat er das selbstverständlich gemacht, und dafür kein Wort des Dankes geerntet. Stattdessen hat Isenhart beschlossen zu glauben, dass ich von Grund auf böse bin, warum auch immer, ich war sogar bereit, ihm einen Bonus zu zahlen, damit er glücklich ist, und mich zu töten.“

Wieder eine Überraschung für die Anwesenden. Aschara unterdrückt wieder das Gemurmel, aber es kommt diesmal nicht völlig zum Erliegen – dafür braucht es einen strengen Blick in die Runde. Sie würde gerne etwas sagen, aber der Meister ist noch nicht fertig.

„Das will ich nicht allein als seine Schuld verbuchen, immerhin haben wir draußen den gefährlichen Einfluss von Mephistos Hass, aber der fiel auf sehr fruchtbaren Boden bei Isenhart. Dass er aber versucht hat, das Schwarze Buch zu stehlen und dafür zu benutzen, vage Machtfantasien zu befriedigen, ist sicher auf seinem eigenen Mist gewachsen, und sobald wir es gefunden hatten, ist er uns ohne zu zögern in den Rücken gefallen. Vielleicht hätte er uns ohne Mephistos Übersteigerung seiner Vorurteile am Leben gelassen. Vielleicht. Dann hätte er aber schwer was zu erklären gehabt, wenn wir zurückgekommen wären, also gehe ich davon aus, dass ich so oder so ein Schwert zwischen die Rippen bekommen hätte. Die Narbe bleibt mir jetzt, zum Glück war er aus welchen Gründen auch immer heute völlig übermüdet und ohnehin ein Schwächling, also ist nur meine Toleranz für Leute, die mich verarschen wollen, zu bleibendem Schaden gekommen, die aber gewaltig. Wenn Ihr versteht, was ich meine.“

„Er hat...versucht, Euch umzubringen.“

„Ja.“

„Das...hätte ich wirklich nicht erwartet. Wenn das stimmt, tut es mir sehr Leid.“

Sie glaubt uns nicht?

Vielleicht tut sie das, aber auf Glauben baut man keine Verhandlungen auf.

Der Meister legt nur den Kopf schief. Aschara und er warten für wenige Sekunden, wer zuerst das Schweigen bricht – er, indem er sich in die Defensive stellt und ihre Zweifel versucht zu zerstreuen, die nur indirekt ausgesprochen sind, oder sie, die nachlegen muss. Ich beschließe, etwas mitzuhelfen, und senke meine ernsten Augenbrauen in grimmige Position.
Doch es ist der Meister, der nachgibt – allerdings nicht, indem er sich in eine schlechte Lage bringt.

„Was hättet Ihr denn erwartet, Aschara?“

Eine sehr gute Frage.

Sie wird garantiert nicht blind gewesen sein gegenüber Isenharts offensichtlichen Fehlern...jeder Andere, aber sie nicht.

„Ich erwarte von meinen Leuten zuallererst Loyalität. Mir gegenüber, wenn sie mir unterstellt sind, und Kunden gegenüber, wenn sie angeheuert werden. Gutes Benehmen ist Nebensache. Eine sehr von mir unterstützte Nebensache, aber ich habe hier keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren.“

Wehe, du wirfst auch nur einen Blick in meine Richtung, Frau.

Wäre etwas inakkurat, dir fehlen Knöpfe.

„Versuchen, mich umzubringen, könnte man natürlich auch als 'schlechtes Benehmen' werten.“

„Das ist selbstverständlich nicht nur schlechtes Benehmen! Wenn er das wirklich getan hat und damit davongekommen wäre, hätte ich ihn persönlich geköpft!“

Oh, da bricht aber doch etwas durch die Fassade. Die Qualität ihrer Ware lässt sie nicht gern in Frage stellen. Aschara deutet mit dem Finger auf den Meister.

„Sarkasmus können wir hier aber wirklich nicht brauchen. Es geht um einen schwerwiegenden Vorwurf von Euerer Seite und ich will hier sämtliche Details aufklären. Ernster kann die Angelegenheit fast nicht werden.“

„Ich bin stets zu einer sachlichen Diskussion bereit, dann lassen wir aber sämtliche Spielchen, ja? Mir wurde heute mit dem Tod gedroht, ich hab ein Recht darauf, mich zu beschweren. Offenbar glaubt Ihr mir nicht vorbehaltslos oder nicht Alles, von dem ich erzähle, also wenn Euch etwas stört, dann fragt, statt darauf zu hoffen, dass ich mich selbst verstricke. Wenn hingegen keine Fragen sind, dann beantwortet meine, und ohne abzulenken.“

„Keine Spielchen? Schön, ich habe Fragen. Isenhart soll betrunken gewesen sein am ersten Tag seiner Anstellung? Wie genau habt Ihr das festgestellt?“

„Das roch man. Ziemlich eindeutig. Er hatte allerdings keine besonders bemerkenswerten Leistungsbeeinträchtigungen – was für mich darauf hinwies, dass er das Trinken gewohnt war.“

„Und welchen Grund hattet Ihr, ihn als 'Feigling' zu bezeichnen?“

„Mehrere...“

So geht es eine Weile weiter. Aschara stellt bohrende Frage über bohrende Frage, die der Meister so ausführlich wie nötig, so knapp wie möglich beantwortet; er hat sich völlig unter Kontrolle, bewundernswert.

Nun, es ist nicht besonders schwer, einfach die Wahrheit zu sagen.

Ach? Manche Leute haben damit kolossale Probleme.
Nach einer Weile faltet Aschara die Hände.

„Gut, damit kann ich mir ein Bild machen von Euerer Seite der Geschichte. Mehr wird mir zunächst auch nicht übrig bleiben. Ihr hattet selbst Fragen?“

„Beginnen wir gleich mit dieser: Inwiefern deckt sich denn das Bild, das ich von Isenhart gezeichnet habe, mit dem, das Ihr bisher von ihm hattet?“

„Teilweise gut – er war ein ziemlicher Feigling und hatte ein Problem mit Aberglauben – teilweise nicht, besonders was das Trinken angeht. Das habe ich ihm nachdrücklich ausgetrieben.“

„Er war also mal Trinker?“

„Bevor er zu uns gekommen ist, ja.“

„Und seitdem keinen Rückfall?“

„Das hätte ich schnell bemerkt, dann hätte er gleich wieder gehen müssen.“

„Hm. Hat er denn teilweise den Eindruck gemacht, als würde er sehr unter gewissen Minderwertigkeitskomplexen leiden?“

„Kann ich nicht behaupten, aber er war überhaupt nicht der Typ, so etwas zu äußern. Wenn er nicht musste, hat er kein Wort mit Anderen geredet, sich oft tagelang nur um seine Waffen und Rüstungen gekümmert ohne eine einzige Unterhaltung.“

„Quasi asozial?“

„Ziemlich.“

Der Meister legt die Fingerspitzen aneinander.

„Ihr und ich sind uns also einig, dass Isenhart definitiv feige, abergläubisch und asozial war. Von tiefer liegenden Komplexen habe ich schließlich auch erst etwas gemerkt, als er im Wahn plötzlich das Reden nicht mehr aufhören konnte. Was also hat Euch dazu gebracht, diesen offensichtlich ungeeigneten Menschen als Führer für mich auszuwählen?“

Das bringt sie kurz zum Überlegen.

„Die erwähnten Grunde machen ihn zunächst nicht per se ungeeignet, nur weniger geeignet als Andere, Euch zu begleiten. Als Führer dagegen war Isenhart hervorragend geeignet, und das war der Hauptgrund, warum ich ihn erwählt habe: Ich wusste Keinen, der sich in Kurast besser auskannte als ihn. Und nur um diese Qualifikation ging es.“

„Er hat diese Auswahl aber nicht wirklich begrüßt, oder?“

„Nein, hat er nicht.“

„Aber fügen musste er sich trotzdem.“

„Natürlich.“

„Habt Ihr also einfach erwartet, dass er seine Vorbehalte schon verlieren würde?“

Aschara schüttelt den Kopf.

„Ihr versteht nicht. Seine Vorbehalte sind mir immer völlig egal gewesen. Er war sich von dem Moment an, als er bei uns eingetreten ist – die Bitte kam übrigens von seiner Seite – über eines im Klaren: Er würde sich unseren Regeln beugen, meinen Regeln, oder könnte gleich wieder gehen. Wir sind eine offene Gruppe, wir nehmen Jeden, der bereit ist, sich uns anzupassen; aber wir sind streng. Einen Fehler verzeihen wir, der zweite ist der letzte, und eine zweite Chance gibt es nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen.“

Ich spüre richtig, wie Devak irgendwo außer Sicht zusammenzuckt.

„Isenhart hatte seinen ersten Fehler schnell begangen, und sein zweiter blieb aus bis zu dem Moment, als ich ihn Euch unterstellte. Er hatte sein Alkoholproblem unter Kontrolle bekommen, klaglos seine Arbeit an unserer Ausrüstung verrichtet, und die war immer zufriedenstellend. Seine Eignung als Führer war da, sein Unwillen offensichtlich, aber Unwillen zählt hier nicht: Es geht um nicht weniger als das Schicksal der Menschheit. Selbst, wenn dem nicht so wäre, müsste er meinen Befehlen Folge leisten, aber in einem nichtigerem Fall hätte ich mich wohl kulant gezeigt und ihn weiter in Ruhe hier schmieden lassen. Hier kannte ich aber kein Pardon.“

„Also habe ich im Grunde einen Fachidioten bekommen – er war gut fähig, uns auf den richtigen Weg zu weisen, und Ihr habt gar nicht erwartet, dass er sich in anderer Hinsicht als fähig erweist?“

„Nein. Habe ich auch nie behauptet.“

„Wäre trotzdem sehr nett gewesen zu wissen.“

„Dafür entschuldige ich mich.“

Der Meister senkt die Stirn und macht seinen Blick damit bedrohlich.

„Das reicht mir nicht.“

Das lässt Aschara für einen kurzen Moment sehr irritiert schauen. Der Meister schlägt in die Bresche.

„Ich glaube nicht, dass Euer einziger Grund dafür, mir Isenhart mitzugeben, seine besondere Kompetenz in der geforderten Richtung war. Sonst hättet Ihr mir nicht verschwiegen, dass er nur dafür zu gebrauchen war. Meines Erachtens wolltet Ihr, dass genau Isenhart mitkommt und sonst Niemand, hattet – zu Recht! - Angst, dass ich einen anderen Söldner bevorzugen würde, der sich weniger gut auskennt als er, aber besser mit mir persönlich klarkommt, und deswegen Nichts von einem speziellen Aufgabengebiet gesagt.“

„Das...das ist ein völlig aus der Luft gegriffener Vorwurf!“

„Meine Annahme ist also falsch? Ihr hattet keine Hintergedanken?“

Meine Augen sind auf ihr.
Für in etwa fünf Achtelsekunden zu lange.

Sie zögert.

Das beweist es. Kannst du es ihm sagen?

Mit voller Kontrolle kann ich es.

Ich gebe sie schnell, und während Aschara weiter versucht, auszuweichen, gibt der Zweite unsere Beobachtung weiter, indem er meine Stimme nur an einer einzigen Stelle unseres Körpers erzeugt, an der linken Brust, direkt hinter dem linken Ohr des Meisters. Dieser wartet, bis seine Gegenüber fertig gesprochen hat, dann hebt er die Hand.

„Aschara, keine Ausflüchte mehr. Wir haben vereinbart, uns die Spielchen zu sparen, also tut genau das. Ein einziges Wort will ich hören, ja oder nein: Hattet Ihr andere Gründe als seine Kompetenz als Führer, uns Isenhart mitzugeben?“

Die beiden starren sich an. Die Schlange auf Ascharas Schulter hebt ihren Kopf und schmeckt mit der Zunge die Luft. Ich halte ihren glasigen Blick wie die Menschen den ihren. Die Spannung in der Luft wäre mit Messern zu schneiden. Hinter der Stirn der Söldnerführerin ist der Konflikt offensichtlich...sie hat sich mehrfach zu unserer Sache bekannt. Will sie uns dennoch kaltblütig belügen? Denn das müsste sie, wenn sie jetzt nein sagt.

Jetzt können wir sehen, ob Deckards Einschätzung ihrer richtig war...

„...ja.“

Ein Raunen geht durch die Menge. Dieses glättet sich aber sofort von selbst, als eine andere Spannung die alte ersetzt. Der Meister wartet noch zwei Sekunden, und ich wünscht, ich könnte seine Miene sehen. Dann spricht er ein einziges Wort.

„Details.“
 
Heyho,

schönes Kapitel über Machtspielchen zwischen Meister und Aschara.

Ein paar Sachen sind mir aufgefallen.

Stattdessen hat Isenhart beschlossen zu glauben, dass ich von Grund auf böse bin, warum auch immer, ich war sogar bereit, ihm einen Bonus zu zahlen, damit er glücklich ist, und mich zu töten.

Irgendwie ist dieser Satz komisch. Zumindest fällt es schwer ihn zu lesen. Und wollte er wirklich glücklich gemacht werden?

Stattdessen hat Isenhart beschlossen zu glauben, dass ich von Grund auf böse bin. Warum auch immer. Ich war sogar bereit, ihm einen Bonus zu zahlen, damit er glücklich ist. Aber stattdessen hat er beschlossen mich zu töten!

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Die Narbe bleibt mir jetzt, zum Glück war er aus welchen Gründen auch immer heute völlig übermüdet und ohnehin ein Schwächling, also ist nur meine Toleranz für Leute, die mich verarschen wollen, zu bleibendem Schaden gekommen, die aber gewaltig.

Hier wird der Lesefluss etwas unterbrochen, da man nachlesen muss, was genau gemeint ist bzw. auf was sich der Nebensatz bezieht.

Die Narbe bleibt mir jetzt. Zum Glück war er aus welchen Gründen auch immer heute völlig übermüdet und ohnehin ein Schwächling. Also ist nur meine Toleranz für Leute, die mich verarschen wollen, zu bleibendem Schaden gekommen - die aber gewaltig.

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Meines Erachtens wolltet Ihr, dass genau Isenhart mitkommt und sonst Niemand, hattet – zu Recht! - Angst, dass ich einen anderen Söldner bevorzugen würde, der sich weniger gut auskennt als er, aber besser mit mir persönlich klarkommt, und deswegen Nichts von einem speziellen Aufgabengebiet gesagt.

Alle drei Sätze haben eine Sache gemeinsam:
Im Theater passen diese Sätze super, allerdings muss dazu die Betonung stimmen. Beim Lesen fällt die Betonung leider nicht auf. Gerade im letzten Satz hätte ein Punkt statt ein Komma und ein "Ihr" mehr den Lesefluss sehr gesteigert.

Meines Erachtens wolltet Ihr, dass genau Isenhart mitkommt und sonst Niemand! Ihr hattet – zu Recht! - Angst, dass ich einen anderen Söldner bevorzugen würde, der sich weniger gut auskennt als er, aber besser mit mir persönlich klarkommt und deswegen Nichts von einem speziellen Aufgabengebiet gesagt.

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Insgesamt ein schönes Kapitel!
Keep up!

BTW: Auch wenn ich nicht so oft poste, verfolge ich die Geschichte jeden Montag / Dienstag :ugly:

Gruß
Andreas
 
Nettes Kap.
Speziell weil es auch mal wieder etwas Abwechslung zu den vorherigen ist und das in mehrfacher Hinsicht.

Statt physischer Kampfszene eine verbale Schlacht zwischen General und Aschara.
Der Protagonist kann man denke ich sagen wechselt hier jedenfalls kurzzeitg vom Golem auf den Meister (jedenfalls mein Eindruck) als dieser erzählt wie er Sarina und ihre Bande bezwungen hat.

Und irgendwie wird auch die Verbindung zwischen Meister und Golem intensiver (oder zumindest mla wieder deutlich dargestellt) - insbesondere wohl ausgedrückt dadurch das sie sich umarmen.

Bin schon auf die Fortsetzung gespannt :)
 
Huhu :hy:

Nettes Kapitel, der Meinung schließe ich mich an. Ein wenig Entspannung zwischendurch, sozusagen - klar, da ist die Konfrontation mit Aschara, aber selbst da ist doch alles wenigstens halbwegs unter Kontrolle.

Schön sind einmal mehr die Kommentare des Zweiten.
Wehe, du wirfst auch nur einen Blick in meine Richtung, Frau.

Wäre etwas inakkurat, dir fehlen Knöpfe.

Allmählich wäre es fast Zeit, die Beziehungen zwischen Golem, Zweitem und Meister etwas genauer zu betrachten. Dennoch sei hier darauf verzichtet, da vieles wohl unter "Überinterpretation" läuft. Allein die "Verwandlung" des Ersten, praktisch die reale Angleichung an seine Traumgestalt, wäre schon ein paar Sätze wert...

Seleya
 
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