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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

So, Antwortszeit! War ne beschäftigte Woche :D.

Okay, das ist zu interessant, um nicht darauf einzugehen. Was sind die Umstände, was ist die Szene? Das soll jetzt noch nicht einmal in Haarspaltereien über Wortwahl ausarten - ich überlege nur selbst gerade, wie ich die grundverschiedene Wirkung der Szene (subjektiv, wie üblich) begründen kann.
Rational betrachtet ist das Ergebnis in beiden Situationen das Gleiche: Todesopfer in menschlicher Form, Art des Todes nicht gerade Standard-Über-100-Einschlafen-im-Bett. Dennoch ist die Szene schon ohne äußere Umstände der Form "Isenhart ist ein wenig freundlicher Zeitgenosse" unterschiedlich. Die Gewaltdarstellung hier ist nicht ins Sadistische überhöht und reiner Selbstzweck, sondern, vorausgesetzt, wir reden hier von der Gewaltausübung von Seiten des Meisters, nur zu verständlich. Wie schon einmal erwähnt: Selbstverteidigung ist etwas völlig anderes als kaltblütiges Vollstrecken von Todesstrafen, wenn man auch nur ein winziges Bisschen über die rein faktische "Mensch ist tot"-Bestandsaufnahme hinausgeht.
Vielleicht noch mal auf den Punkt gebracht: Die Umstände sind unterschiedlich, klar, da man Isenhart ein derartiges Schicksal durchaus gönnt.
Ceterum censeo - oder wie war das noch gleich?
Aber die Szene ist ebenfalls unterschiedlich, der Ekel siedelt auf einer anderen Ebene. Daher würde ich die beiden Kapitel nicht in derselben Klasse anordnen.
Um das mal wieder aufzugreifen - du hast Recht, die Szenen sind so gesehen nicht vergleichbar. Ich hab das trotzdem gemacht, weil ich schließlich beide geschrieben habe...und wie schon erwähnt, ich habe Isenhart nur geschaffen, damit er in genau dieser Weise sterben kann. Ergo war das durchaus höchst sadistisch von mir, richtig fies und gemein halt :p.

Was allerdings das Ziel angeht, Isenhart zu einem "guten, eigenständigen Charakter" zu machen - da muss sich wohl jeder selbst ein Urteil fällen. Ich für meinen Teil habe reine Isenhart-Szenen der letzten Kapitel nur noch überflogen, einmal auf Grund von durchaus vorhandener Abneigung, aber auch auf Grund von simplen Desinteresse. Daseinsberechtigung (subjektiv): Zielscheibe für Kommentare und Sprüche des Zweiten. Ende der Liste.
Das ist schade. Ich hatte gedacht, ihm mehr Tiefe verpassen zu können - ist allerdings auch schwierig, weil Teil seines Charakters schlicht ist, wenig zu sagen oder zu tun. Letztlich war er wohl einfach nicht lange genug dabei, aber wenn er SO schlecht ist, dass es dich dazu bringt, nicht Alles zu lesen, habe ich meinen Job schlecht gemacht...

Habe ich da nur die Ironie überlesen? Ernsthafte Frage, nebenbei. Wir können gerne wieder die Gut-Böse-Definitions-Diskussionsgeschichte ausgraben...
"offensichtlich immer", "halt immer" "abgrundtief hintertrieben BÖSE"...
Oh ja, klar. Der Golem, der "offensichtlich immer" nur ein seelenloser Metallklumpen ist, der Zweite, der "halt immer" rein böse und verachtenswert ist, ohne jeden Hintergrund 2-D-Bösewicht, dann die Katzen, die im klassischen Diablo-Universum auch das Schild "Böse" auf der Stirn stehen haben, und noch frisch in Erinnerung Sturmbaum, "abgrundtief hintertrieben BÖSE" in Großbuchstaben, da ja offiziell Dämon, Champion der Höllenfürsten gar...
Das war jetzt zumindest Ironie. Klar hoffentlich, dass es gerade nicht so ist. Gerade in den Momenten, in denen die üblichen Schemata durchbrochen wurden, wurde die vorliegende Geschichte doch zu etwas Besonderem.
@Ironie überlesen: Teils. Mit "die Bösen" meine ich in dem Fall vor Allem dämonische Gegner, wie Fallen oder Ziegendämonen o.Ä., die in nahezu allen Fällen schlicht unverrückbar, total und unzweideutig böse SIND, was auf jeden Fall der Golem so sieht - ich auch, weil einerseits mach ichs mir natürlich einfach, aber ich will auch nicht, dass er bei JEDEM Gegner das Weinen anfangen muss. Klar gibts hier Ausnahmen wie Sturmbaum - welche allerdings wirklich sehr selten und damit umso überraschender sind, ebenso die Regel nur bestätigen - aber größtenteils trifft hier "always chaotic evil" auf die Horden halt zu.

danke, ich habe gerade gefrüstückt, wollte endlich das kapitel lesen...

ich habe die letzten monate stillschweigen bewahrt. Hat ganz andere Gründe, also Schwamm drüber...
nu kann ich mich nicht mehr beherrschen :D

Kurz um: Genialer und besser hätte man diese... "spezielle" Situation nicht beschreiben können, gratulation. Nichtmal die grausamste Buch-/Filmszene, die ich jemals gelesen/gesehen hab hat mich zu SOLCHEN Bildern im Kopf angeregt... *schauder*

(das besondere daran: normalerweise lässt mich sowas eigentlich völlig kalt, weil ich WEIß, dass das eigentlich nur Film/geschreibsel ist...)
Mein Werk ist vollbracht.

Herzlich willkommen zurück, btw. Freut mich sehr, ich weiß ja, was dich weghielt.

@X-Ecutor: Danke für die Hinweise zu den sperrigen Sätzen. Den ersten hab ich beim Schreiben schon als solchen identifiziert, dann aber gedacht, das kann ich den Lesern schon zumuten...war aber nur Faulheit von mir, muss ich ehrlich zugeben, ist meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass ihr es versteht, nicht euere. Die anderen sind mir so nicht aufgefallen, na ja, war nicht meine beste Schreiblaune. Dialoge fallen mir immer noch relativ schwer.

Danke euch Allen für die warmen Worte!

Äh, wegen Veröffentlichung...das Wochenende war, wie der Rest der Woche, hübsch ausgefüllt, also hab ich noch keine Zeile geschrieben. Mal sehen, wie ich heute dazu komme, hab leider auch noch was Anderes zu tun, aber spätestens Montag bekommt ihrs, dafür sorg ich schon.

Simon
 
montag ist seit etwas mehr als 13 stunden vorbei, also ... ? :p [/ungeduld]
 
Huhu :hy:

aber wenn er SO schlecht ist, dass es dich dazu bringt, nicht Alles zu lesen
Lesen und Lesen unterscheiden sich schon ein wenig. Gelesen (im Sinne von "etwas genaueres Überfliegen") habe ich durchaus alles, gelesen (als literarisches Äquivalent von "auf der Zunge zergehen lassen") wenigstens die Isenhart-Szenen nicht. Dein Schriftsteller-Ego wollte ich nun nicht tödlich beleidigen ;)
Auch wenn ich X-ecut0rs Anmerkungen zur Satzgestaltung unterschreiben würde...

Ach ja, und destrutions Post möchte ich auch unterschreiben...

Seleya
 
Dann ist es ja okay ;).

Ich muss mich entschuldigen, weil ich gestern nicht liefern konnte. Aber ich hatte keine einzige freie Minute -.- . Zuerst lief das Praktikum bis Viertel nach 5, dann musste ich nach Hause fahren, schnell was abholen für heute, zurückfahren, und gleich wieder loshetzen, weil ich ins Kino verabredet war.

Und da denkt man, in den Semesterferien haben die Studenten keinen Stress :p.

Dafür bin ich jetzt zu Hause, hab Nichts zu tun, ergo fang ich in Bälde das Tippen an ;).

Simon
 
N Stündchen nach dem Post war "in Bälde".

Et voila, oder so.

Nächstes Wochenende, das kann ich jetzt schon sagen, ist internetlose Zeit angesagt; dafür werde ich derweil GANZ SICHER was schreiben, ergo ist wohl Sonntags ein Update gesichert, wenn derweil nicht die Welt untergeht.

Zum Kapitel: Es ist da. Endlich. Enjoy :p.

Simon
 
Kapitel 71 – Geschenkte Gäule

Ich lehne mich etwas vor, um Aschara noch genauer ins Auge zu fassen; das ist recht nutzlos, weil meine Sicht auf diese Entfernung perfekt auflöst. Aber es sieht sicher leicht bedrohlich aus, was ein guter Effekt ist.
Sie scheint allerdings recht unbeeindruckt, nicht nur von mir – was ich im Grunde nicht anders erwartet hätte – sondern auch von der Situation an sich. Etwas verzieht sie den Mund vor dem Sprechen; ein Ausdruck des Bedauerns, gemischt mit leichtem Ekel. Worüber?

Vielleicht, dass sie überhaupt etwas zugeben muss? Mir würde das auch stinken.

Umso interessanter, was ihre Rechtfertigung ist.

„Ich hatte im Grunde genau einen Hintergedanken. Dieser lautet 'schlage zwei Fliegen mit einer Klappe'. Denn natürlich habe ich erwogen, einen anderen Eisenwolf als Isenhart auszuwählen; wie Ihr schon sagtet, war er definitiv nicht der beste Kämpfer, sogar einer der schlechteren, und garantiert unwillig, wobei mir das Ausmaß dieses Unwillens wirklich nicht klar war. Aber genau darum ging es mir eigentlich. Isenhart hatte sich in letzter Zeit, wie erwähnt, durch sehr gute Führung ausgezeichnet, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen er zu uns gekommen ist. Ohne Beschwerden hat er Ausrüstung für uns geschmiedet, manchmal sogar während seiner Freizeit noch an neuen Modellen herumtüftelnd, hat jede Regel eingehalten, im Speziellen: Keinen Tropfen Alkohol angerührt. Noch war ich aber nicht bereit, ihm völlig zu vertrauen; er war im Grunde immer noch auf Probezeit hier. Außerdem hatte er sehr wenig Kampferfahrung, was ich bei einer Söldnertruppe eigentlich voraussetze. Gab allerdings recht wenig Gelegenheiten, das zu ändern, wir wussten Alle, dass ein Angriff kommen würde, aber nicht wann, und ansonsten waren die Monster völlig ruhig – es hat uns fast in den Wahnsinn getrieben, was vermutlich der Sinn war. Jetzt hat sich das ohnehin erledigt.
Aber ich schweife ab...er hatte also wenig Kampferfahrung, was eines der Hauptargumente gegen seine Auswahl war, gleichzeitig wollte ich ihm welche verschaffen und ihn testen, also schien es perfekt, ihn mit Euch mitzuschicken. Er würde sein Schwert an echten Gegnern testen können, seine Reaktion auf den Auftrag würde mir sagen, ob ich seine Loyalität richtig eingeschätzt hatte, und – nicht zu vergessen – er war der beste Führer.“

Ein Test?

Verdikt: Durchgefallen.

Der Meister schweigt kurz, bevor er den Kopf schüttelt.

„Wir sollten für Euch seine Loyalität testen? Na Danke, da hat er wohl nicht bestanden, das kann ich Euch sagen. Wenigstens die Kampferfahrung konnten wir ihm verschaffen! Ha!“

„Wie schon gesagt, ich hatte wirklich keinen Grund, daran zu zweifeln, dass er sich als absolut problemlos erweisen würde. Mir hat er immer ohne zu Murren gehorcht. Ihr seid Euch sicher, dass Ihr ihm keinen besonderen Anlass geliefert habt, den Verrat zu begehen?“

Das ist ja wohl...

...Taktik. Eigentlich hat sie die Diskussion verloren, weil sie ihre Motive zugeben musste. Wenn der Meister sich jetzt nicht provozieren lässt, hat er sie in der Klemme...wenn.

Ich hoffe...da kommt schon seine Antwort aus zusammengebissenen Zähnen.

„Sehr sicher, ja. Immerhin sind wir uns jetzt einig, dass er definitiv ausgetickt ist und versucht hat, mich ein wenig zu mördern, hm?“

„Das bin ich bereit zu glauben.“

„Hoffe ich auch. Ist denn auch schön zu wissen, dass Ihr definitiv versucht habt, mich zu verarschen. Keine Widerrede, Ihr habt bewusst verschwiegen, dass Isenhart ein absolut unfähiger Kämpfer war und etwas weniger als willig, mitzukommen, das sehe ich definitiv als Betrug. Ich bin allerdings auch bereit, Euch zu glauben, dass das Alles war und Ihr im Grunde nur das Beste im Sinn hattet – für Isenhart, und wohl auch für mich, was das Geführtwerden angeht.“

Sie hebt eine Augenbraue, und etwas Ärger dringt durch ihre Fassade, sowohl im Ausdruck wie auch in der Stimme.

„...was hätte ich Euerer Meinung nach denn sonst im Sinn haben sollen?“

„Ihr hättet mich als Müllabfuhr für menschlichen Abfall benutzen können, zum Beispiel. Ungefähr so ist mir Isenhart gegen Ende nämlich vorgekommen, als nutzloser Ballast, den Ihr vielleicht nur auf möglichst effiziente Weise loswerden wolltet? Aber wie gesagt, Ihr konntet mich überzeugen, dass dem nicht der Fall war.“

„Freut mich. Und jetzt?“

Sie verschränkt finster die Arme. Der Meister zuckt mit den Schultern.

„Jetzt? Geh ich ins Bett. Ich bin müde.“

Er steht auf. Der ganze Raum ist...gelinde überrascht. Mich eingeschlossen. Das...wars? Schon hat er ihr den Rücken zugedreht, als Ascharas Stimme durch das wieder aufkommende Gemurmel schneidet.

„Und was sollte jetzt die ganze Diskussion?“

Er wendet den Kopf kurz nach hinten.

„Ich wollte die Wahrheit, Nichts weiter. Jetzt weiß ich zumindest, dass Ihr zumindest nicht böse seid, nur egoistischer, als ich dachte. Ihr wolltet mich weder auf ungeschickte Weise beseitigen noch mich für niedere – wohl aber andere – Zwecke benutzen. Das genügt mir.“

Wir gehen. Ich bin immer noch ein wenig verwundert, aber langsam beginnt es, Sinn zu ergeben. Aschara hingegen gibt nicht auf, aber der Meister würdigt sie keines Blickes mehr.

„Und was wäre gewesen, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre?“

„Nichts.“

„Das...“

Eis kriecht in seine Stimme.

„Ich hätte sicher nicht dem Golem befohlen, Euch aufzuschlitzen, oder ähnlich überreagiert. Für solchen Unfug habe ich keine Zeit. Mein Abschied wäre ähnlich gewesen wie jetzt, mit weniger freundlichen Worten. Ich hätte es mir aber gemerkt. Und irgendwann habe ich wieder Zeit. Dann hättet Ihr erfahren, dass ich mich nicht verarschen lasse. Für jetzt...solltet Ihr mir das einfach glauben.“

Und das war das letzte Wort in dieser Angelegenheit.

Ungeschickt gelöst! Er hätte ihr Wiedergutmachung abpressen sollen, ihre fehlerhafte Ware hat uns in tödliche Gefahr gebracht, das war eine Reklamation wert.

Ware? Isenhart war immer noch ein Mensch!

Da bevorzuge ich ja die Sichtweise des Meisters: Nutzloser Abfall. Ausschuss. Du kannst den Bastard ja gern noch weiter verteidigen, aber jetzt wirst du wirklich langsam lächerlich. Noch mehr als sonst.

Na schön, lassen wir das. Ich habe keine Lust mehr, über den Kerl zu streiten, er ist tot und hoffentlich bald vergessen.
Wortlos gehen wir zurück zur Hütte. Drinnen angekommen lässt sich der Meister sofort mit dem Gesicht nach vorne aufs Bett fallen. Seine Worte sind sehr gedämpft.

„Meine Herren, die Frau schafft Einen. Und der verdammt lange Tag, nehme ich an...“

„Du hast dich prima geschlagen, würde ich sagen.“

„Den Gesichtsverlust muss sie auch erst mal wieder gut machen – sicher sehr interessant für die Eisenwölfe, zu erfahren, dass ihre Herrin gerne mal auf Loyalität testet. Eine eigentlich recht passende Strafe, wobei Ihr sicher noch hättet mehr rausschlagen können.“

„Bist du irre, Zweiter? Ich bin froh, das überlebt zu haben. Nebenbei, sie ist unsere Verbündete, es wäre Quatsch, sie über Gebühr zu demütigen, gleichwohl sie es verdient hatte, ein wenig von ihrem hohen Ross zu kommen.“

„Das sah bei Kaschya noch anders aus.“

Er rollt sich schnell auf den Rücken und funkelt mich so wütend an, wie ich ihn länger nicht gesehen habe, den Finger wie einen Dolch in unsere Richtung stechend.

„Du lässt sie da bloß raus. Sie war zu gut für dein Schandmaul. Ganz Unrecht hast du zwar nicht, aber ich bin immerhin auch erwachsener geworden, ne? Im Gegensatz zu dir, wie es scheint.“

Ha.

Kindische Schadenfreude, wie überaus vorhersehbar.

Zwei Skelette treten heran, der Meister hebt seine Arme, sie ziehen ihn aufrecht und helfen ihm aus der Rüstung.

„Gute Nacht dann...ich hoffe, ihr langweilt euch nicht zu sehr? Es gibt leider nicht wirklich etwas zu tun...“

Ich winke ab.

„Bah, ich werde die Schwerter testen und mit ihnen üben, eine Klinge ist doch recht ungewohnt. Ruh du dich mal ohne Sorgen aus, hast es dir verdient...“

„Hmja...“

Leise verkrieche ich mich. Draußen sind gerade die letzten Sonnenstrahlen am Verschwinden.

Zufällig hält Devak Wache am Wegpunkt. Ich grüße ihn etwas vorsichtig, er war ja sicher auch gerade dabei, und ich weiß nicht, was er davon hält. Ähnlich vorsichtig grüßt er zurück.

„Schönen Abend, Golem. Wirst du in den Dschungel gehen?“

„Wir sind schon in Unter-Kurast angekommen, also werde ich das wohl unsicher machen!“

„...das freut mich für euch, ich wette, das ist besser, als im Schlamm zu waten.“

„Wir haben ein gewisses Problem damit, dass viele der Einwohner noch leben...aber uns angreifen. Irgendwie müssen wir einen Weg finden, sie auszuschalten, ohne sie zu töten, aber das ist nicht leicht, weil ihre Verletzungen ständig geheilt werden...“

Er verzieht das Gesicht.

„Ich würde lieber sterben, als Mephistos Willen unterworfen zu sein. Denskt du wirklich, diese Leute sind noch zu retten? Mich wundert sowieso, dass sie noch nicht Alle abgeschlachtet wurden...ihre Verwandten und Freunde, die hier sind, haben sich eh schon damit abgefunden, dass ihre Leute nicht mehr zurück kommen.“

„Solange eine Chance besteht...der Herr des Hasses benutzt angeblich eine Hypnotische Kugel, um sie zu beeinflussen, unser Ziel ist es, sie zu zerstören, ich hege größte Hoffnungen, dass sich damit Alles richtet.“

„Na, dann hoff mal...“

Er sieht sich schnell um; Niemand ist in der Nähe, was ich bestätigen kann, mein hervorragender Hörsinn hätte sicher schon etwas mitbekommen.

„...kannst deinem Meister übrigens einen schönen Dank ausrichten dafür, dass er Aschara heute etwas getriezt hat. Jetzt weiß ich, dass ich definitiv besonders vorsichtig sein muss, weil sie mich garantiert auch auf 'Probezeit' hat. Hatte ich mir eh schon gedacht...aber es ist gut, zu wissen, wo ich stehe, ne?“

Ich nicke, froh, dass er unseren Auftritt generell positiv sieht.

„Richte ich aus. Pass auf dich auf, Devak.“

„Du auch – aber du bist ja gut gerüstet gegen Alles. Ich hingegen bin schutzlos dem Misstrauen gegenüber, das die Führung offenbar gegen mich hegt...gefällt mir überhaupt nicht. Wird auch den Anderen nicht gefallen...na ja, was solls. Wir werden damit zurecht kommen müssen, haben wir bisher auch geschafft. Viel Glück da draußen.“

Ein Nicken noch von mir, dann verschwinde ich zum Basar.

Du bist also immer noch auf der „nicht töten“-Schiene? Klingt etwas kontraproduktiv, wenn du die Klingen testen willst.

Gibt noch genug andere Gegner.

In den Tempeln vielleicht. Wobei die zwei hier leer sind. Ansonsten kannst du ja Küster ausschalten, aber ihre Blitze werden dich ganz schön fertig machen, falls du gleichzeitig darauf achtest, unseren werten Gegnern ja kein Haar zu krümmen.

Wir werden sehen. Im Zweifelsfall laufe ich einfach.

Oh, ich freue mich schon darauf, das zu sehen.

Meine Nachtsicht funktioniert mittlerweile perfekt, da es komplett dunkel geworden ist während des Gesprächs mit Devak; ich mache mich nach Nordosten auf, in Richtung Travincal, vielleicht kann ich uns sogar etwas Weg sparen Morgen.
Eine etwas längere Wanderung, während der Nichts passiert, resultiert; ich sehe in ein paar der verlassenen Häuser, aber sie sind genau das. In einigen stehen Vorratstruhen offen im Raum; manche von ihnen sind nicht einmal verschlossen...ich sehe in ein paar; teilweise liegen ganz ordentliche Goldhaufen darin. Die lasse ich allerdings, wo sie sind – ich habe keine Möglichkeit, sie zu transportieren, und irgendwie kommt es mir falsch vor.

Die Bewohner wird es sicher stören, wenn du das Zeug mitnimmst. Ihre Geister, wohl eher.

Sie könnten ja noch leben...vielleicht sind das die Häuser von Zakarumiten...ach, bevor du wieder meinen Optimismus verlachst, dass wir nicht wirklich die Hände freihaben, um Unmengen davon mit uns zu schleppen, ist eh ein Totschlagargument.

Schon gut, schon gut...pass nur auf deinen Kopf auf, wenn du aus der Tür gehst.

Huh?
Gerade noch rechtzeitig verarbeite ich seine Information und ducke mich. Über mir donnert eine gewaltige Keule gegen den Türstock. Ach geh...meine Lieblingsgegner.

Das sind Prügler, also sei vorsichtig...

...ich sehe keinen Helden, ergo sind sie Futter. Danke übrigens für deine...frühe...Warnung.

Stets zu Diensten, mein Freund.

Ich spare mir weitere Worte und ergreife die Initiative in Form des Baumarms des Gegners. Die Dornen daran sind dankbare Haltegriffe, und bevor er begreift, was ich tue, schwinge ich meinen Körper – herrlich, diese Leichtigkeit! - nach oben, um ihm einen ordentlichen Kinnhaken mit den Füßen zu verpassen. Er stolpert zurück, ich gebe auf einen wortlosen drängenden Ausruf des Zweiten die Kontrolle auf, und mit seinem beträchtlichen Geschick landet er uns auf den Füßen. Sofort, wieder übernehmend, lasse ich meine Schwert hervorschießen, setze nach, zum Rammen an...

Keine Spitze mehr!

Oh, ja. Diesmal kam die Warnung zum Glück mit großzügigem Zeitfenster, also wandle ich meine Absicht in einen Hieb um, hacke erst mit links, dann mit rechts auf die Brust des mich weit überragenden Gegners ein, der so keine Chance hat, sich zu fangen, reiße sie wieder heraus, nachhelfend durch meine Fähigkeit, sie zurückzuziehen, und ende meine Schlagserie mit einem Fausthieb genau auf die Stelle, wo die Schnitte in seiner Brust sich kreuzen. Holz splittert unter meinen Knöcheln...aber keine Funken fliegen.

Rückzug.

So?

Versuchs. Ich würde es ohne Probleme schaffen, aber beschwer dich ja nicht, wenn du aus der Luft gepflückt wirst.

Ich versuche es, gehe in die Hocke, schieße hoch – ha, diese neuen Gelenke sind großartig! - krümme meinen Rücken nach hinten...das könnte man noch verbessern, aber es sollte klappen...
Eine Keule trifft mich auf dem Scheitelpunkt meines geplanten Saltos und ich wirble zur Seite. He, von der Seite habe ich jetzt keinen Angriff erwartet...

Du wärst sowieso recht unzeremoniell auf der Nase gelandet, sei froh drum. So geht ein Salto, lern das, während ich uns lande.

Ich absorbiere die Informationen, die er mir übermittelt, derweil sorgt er dafür, dass unsere Füße unter uns sind, als der Boden uns unsanft begrüßt. Gah, das gibt wieder Dellen auszubügeln, aber es könnte schlimmer sein...
Etwas abseits von dem Haus, vor dem die Dämonen mich erwartet haben, sehe ich nur, dass es nur drei Prügler sind, einer von ihnen nunmehr schwer verletzt, ein anderer hat mit unerwarteten Dorneneffekten zu kämpfen. Hm...testen wir doch die Geschwindigkeit.
Meine Beine pumpen, als ich so schnell als möglich losrenne, Staub vom Boden aufwirbelnd. Ja, so gefällt mir das! Damit schaffe ich es auch...ihren Hieben...auszuweichen...und diesem...verdammt, der war knapp. Aber jetzt bin ich hinter ihnen, nachdem ich mich, was sie klar nicht erwartet haben, durch den Wald ihrer Beine geschlängelt habe. Auf dem Absatz bleibe ich stehen, auf dem – dem Himmel sei Dank! - nicht schlammigen Boden kein Bisschen rutschend, fahre herum und hacke mit einer Scherenbewegung ein Bein am Gelenk durch.

Sieh an, du lernst, die perfekte Erinnerung zu nutzen. Es besteht ja fast noch Hoffnung.

Das Kompliment kommt ein wenig unerwartet, deswegen fällt mir keine Antwort ein, und nach kurzer Zeit bin ich wieder beschäftigt. Tatsächlich war mir eingefallen, dass ich ja genau weiß, wo der Kerl stand, den ich als letzten umrundet hatte, weswegen ich nahezu blind zuschlagen konnte.
Der erste Baum fällt also, ich hacke auf seinen Hals ein und schaffe es mit drei schnellen Schlägen, den Kopf abzutrennen, was die Sache beendet. Seine Freunde sind nun auf Schrott aus, aber die Holztitanen sind einfach zu langsam für mich, und der gerade zerlegte war nicht der Verwundete. Ergo dauert es weniger als eine Minute, bis nur noch glatte Holzscheiben übrig sind von ihnen. Ich reibe mir die dabei klickenden Hände und gehe ruhig weiter.
...warum eigentlich? Gewohnheitssache, Nichts weiter! Als mir klar wird, dass mich diesmal ja keine langsamen Menschen aufhalten und ich nicht müde werden kann, laufe ich mit Höchstgeschwindigkeit los – wobei da sicher noch etwas drin ist...durch die Nacht stürmend, experimentiere ich mit dem Rhythmus meiner wirbelnden Beine, bis ich geradezu dahinfliege. Meine Handflächen durchschneiden die feuchte Luft, der Wind fängt sich in meinen Augenbrauen, und ich fühle seit Längerem etwas wie einen komplett zufriedenen Moment...der sich angenehm lange Zeit lässt, bis er verschwindet. Willst du auch mal?

Brauchst du Hilfe beim Laufen, oder was?

Komm schon, es macht Spaß.

...wenn du dann Ruhe gibst...

Aber die Schnelligkeit, mit der der Zweite die Kontrolle an sich reißt, sobald ich ihm das erlaube, straft seine vorgespielte Gleichgültigkeit Lügen, und ich spüre, gleichwohl er sich bemüht, das zu verstecken, wie ihn ein ähnliches Gefühl wie mich durchströmt: Wir schießen durch die verlassene Stadt, völlig allein...die grausame Welt um uns herum bleibt einfach zurück. Wir sind zu schnell für sie. Und für eine Weile vergesse ich meine Sorgen, die der Wind davonbläst.


...na, das kommt jetzt mal sehr günstig.

Da waren wohl sehr faule Leute am Stadtplanen.

Tatsächlich haben wir mehr oder minder zufällig nach zwei kurzen Unterbrechungen durch Prügler, die nicht der Rede wert waren, den nächsten Wegpunkt gefunden. Hervorragend! Ich drehe mich noch einmal im Kreis auf dem Kamin, wo wir stehen; tolle Aussicht von hier. Da ist ein Tempel, der zweite dort hinten – wir sind wohl in Ober-Kurast seit dieser Säulenallee, die ähnlich der war, die von Unter-Kurast zum Basar führte – und springe hinunter, in Richtung des Steinquadrates, von dem ein Eck gerade hinter einem niedrigen Gebäude zu sehen war. Natürlich hat der Zweite es vor mir bemerkt. Ich bin ihm aber nicht böse, er hat einfach den weitaus geschulteren Blick. Was ich ihm übel nehme, ist, dass er es mir ständig unter die Nase reibt...aber na ja, Standardverhalten von ihm eben...
Einen kurzen Sprint später sind wir auch schon da. Kurast bei Nacht ist ein unglaublich sicherer Ort, wenn man bedenkt, wie nahe wir dem Zentrum des Bösen schon kommen; abgesehen von gelegentlichen Prüglerpatroullien ist es völlig ruhig.

Wie schon erwähnt ist das der klare Nachteil bei der Rekrutieren von menschlichen Soldaten für deine dämonische Armee: Die müssen irgendwann eben schlafen.

Mit ein wenig Planung könnte man die doch sicher in Schichten einteilen...

Tja, vermutlich hat unsere ganze Hetze doch etwas gebracht, nämlich dass diese Planung bisher nicht nötig war und Mephisto jetzt ordentlich in den Dämonenhintern beißt: Er hat definitiv nicht erwartet, dass wir es hierhin schaffen...und so schnell dazu.

...trotzdem etwas komisch. Na ja, einem geschenkten Gaul...
Oh, das Geräusch überrascht mich jetzt aber nicht mehr im letzten Moment. Ich drehe mein Handgelenk so, dass die Klinge daran nach hinten zeigt, und werfe den Arm zurück.
Ein Kreischen belohnt mich, und der zerschnittene Kadaver eines Aasvogels fällt zu Boden. Diese Dinger sind nun wirklich keine Bedrohung mehr...schon seit der Wüste nicht mehr. Irgendwie scheint Mephisto nicht sehr kreativ zu sein, was Monster angeht; wir kämpfen ständig gegen die gleichen, diese hier sind sogar noch untot und damit schwächer...was soll ich davon halten?

Monster waren immer mehr Diablos und Baals Spezialität, und ihre Kontrolle die der niederen Übel. Mephisto ist ein Meister der psychologischen Kriegsführung, aber auf dem Gebiet sind wir schon länger dabei, ihn schwer zu schlagen.

...bis auf die Tatsache, dass seine Menschensklaven unseren Spaß gewaltig bremsen.

Sag ich ja, psychologische Kriegsführung. Funktioniert in dem Fall auch nur, weil ihr beide so gigantische Schwächlinge seid.

Ich fände es psychologisch bedenklicher, wenn wir damit anfangen würden, sie zu töten ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was wir da eigentlich tun. Dann kämen wir nämlich bei Mephisto an und würden feststellen müssen, auch nicht viel besser zu sein als er...was jegliche Teilsiege völlig obsolet machen würde.

Pah, hasst du die Kerle, die du tötest?

Kommt auf die Kerle drauf an – bei Endugu hatte ich da relativ wenig Zurückhaltung, zum Beispiel – aber größtenteils nicht direkt, denke ich...ich hasse wofür sie stehen, nicht aber die Individuen. Dafür sind es zu Viele.

Dann kann er nicht gewinnen.

Ich bin mir nicht so sicher, ob er sich wirklich nur auf den Hass beschränkt, bloß weil er offiziell dessen Herr ist. Das Böse ist weitaus hinterhältiger.

Was weißt du denn vom Bösen?

Ich weiß, dass ich kein leicht relativ vermeidbares Risiko eingehe...zumal mir die Vermeidung ein deutlich leichteres Gewissen beschert.

Das leichteste Gewissen ist ein nicht vorhandenes...

Tja, da glaube ich nicht, eine Wahl zu haben...oder eine haben zu wollen, wenn ich es recht bedenke.
Damit wische ich den Kadaver eines geflügelten Monsters vom Wegpunkt und aktiviere ihn. Es sollten jetzt noch etwa drei Stunden zum Sonnenaufgang sein, oder?

Drei Stunden, zehn Minuten, wenn man „Aufgang“ als die ersten Strahlen, die dich berühren, definiert.

Du kannst das so genau wissen? Die Sonne geht doch jeden Tag etwas später auf?

Ja, aber der Abstand ist immer gleich.

Tatsächlich...wenn ich darüber nachdenke...warum ist das so?

Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Dass es so ist hättest du dir aber wirklich selbst erschließen können.

Schon gut...hm. Wir haben so viel Zeit, und ich fühle mich gerade richtig...lebendig. Soll ich das nutzen...oder es nicht aufs Spiel setzen?

Was hast du denn vor?

Die zwei Tempel hier sind in Reichweite. Wir wissen, dass Mephisto darin Elitemonster züchtet, womöglich genau weil seine normalen Truppen mit uns nicht wirklich fertig werden. Schlussfolgerung?

Du bist wahnsinnig. Wir sind nicht unbesiegbar.

Natürlich nicht...aber wir haben keine Menschen, auf die wir achten müssen, wir sind verdammt schnell und ich habe keine Skrupel, wegzulaufen.

Es ist trotzdem eine blöde Idee.

Die zwei Tempel bisher waren gut voll von den Viechern. Wenn wir die hier in Ruhe lassen, fallen sie uns womöglich bald in den Rücken, und ich würde ungern von Meteoren aus dem Nichts überrascht werden, besonders, wenn sie auf den Meister gezielt sind.

Verdammt, heute hast dus aber mit dem Totschlagargumenten.

Also?

Ein Blick kann zumindest nicht schaden.

Jetzt gefällst du mir.

Lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden.

Keine Sorge.
Wobei der Zweite in letzter Zeit wirklich unglaublich umgänglich ist im Vergleich zu früher...was ist bloß los mit ihm?
Innerlich schulterzuckend und im Willen, es nicht zu verschreien, mache ich mich zum näheren der Tempel auf.
 
Stimmt, der Zweite ist in letzter Zeit wirklich relativ nett. Schade eigentlich, die fiesen Kommentare sind meistens das Beste ;)

Ich finds schön, dass der Golem einfach mal ein bisschen Spaß haben darf. Das gönnt man ihm nach dem ganzen Mist den er mitgemacht hat, und der neue Körper ist von der Beschreibung her ziemlich cool.
 
Huhu :hy:

„Jetzt? Geh ich ins Bett. Ich bin müde.“
In dem Kontext eine geniale Aussage. Wunderbarer Kontrast zur allgemeinen Stimmung, Irritiation bei allen Zuhörern... und dennoch, oder gerade deshalb, auch der Meinung des Zweiten zum Trotz, recht geschickt gelöst vom Meister. Wiedergutmachung fordern, erzwingen, noch mehr böses Blut schaffen (möglicherweise zumindest) ist in der vorliegenden Situation eine schlechte Wahl. So wiederum, eben weil nichts gefordert wurde, stehen die Eisenwölfe in der Schuld der Helden - wenigstens moralisch, eigentlich aber auch ganz konkret weltlich. Das Ergebnis kann trotzdem ein neuer ortskundiger Begleiter sein, allerdings mit anderem Beigeschmack. Freiwilliges Entgegenkommen ist gerade in einem Klima des Hasses erzwungener Unterstützung vorzuziehen.
Für das Protokoll: Ich hoffe, dass kein neuer Söldner die Heldengruppe begleitet. Von Un-Sympathieträgern habe zumindest ich die Nase voll und ein Sympathieträger schreit spätestens bei Mephisto förmlich danach, die heldenhafte Opfertour buchen zu dürfen.
Nebenbei... "Meister der psychologischen Kriegsführung" *hust* Oh je, der Ausdruck weckt noch andere Assoziationen als nur "finsterer Herr des Hasses"... Tullius Destructivus war ein entsprechender Spezialist *hust*

Zurück zum Kapitel. Relativ unspektakuläre Diskussion und dann... Tja. Wie nennt man das? Tief im Dschungel ruft die Trommel - oder so ;)
Ein Buddy-Movie der besonderen Art, wie die Zwei-zum-Preis-von-einem-Helden dort die Stadt aufmischen. Abgesehen davon natürlich, dass dies kein Film ist und "Buddy" auch nicht ganz angemessen ist...
Herrlich.
Genug Action, ein wenig Gespräch zwischendurch - und eine Leichtigkeit, die vom Golem auszustrahlen scheint, über die Grenze des Monitors hinweg.
Der Griff in die Beinahe-Schmalz-Schublade sei mir hier hoffentlich verziehen.
Faszinierend, dass der Golem es hier mehrfach schafft, den Zweiten von seinen Ideen zu überzeugen. Wobei der typische Umgangston dankenswerterweise nicht zu kurz kommt...
Jetzt gefällst du mir.

Lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden.
Schön.

Ansonsten...
Wobei der Zweite in letzter Zeit wirklich unglaublich umgänglich ist im Vergleich zu früher...was ist bloß los mit ihm?
Wie gesagt, die Beziehung zwischen Golem und Zweitem schreit nach (Über-)Interpretation ;)

Interessant auf anderer "Ebene" übrigens, dass das Verhalten des Golems (durchrennen, durchrennen, durchrennen) das Verhalten eines (vermutlich großen) Teils der Spieler in Oberkurast treffen dürfte.

Zusammengefasst: Mehr davon!

Seleya
 
Freut mich, dass es gefiel ;). Ist auch nett geworden, viele Details von dem werden im Nachhinein noch wichtig :).

Ich hätte ein Anliegen an euch: Es gibt bald Storyvorstellungen auf der Mainpage, und ich wäre da doch ganz gern dabei. Dafür brauchen die da oben eine Inhaltsangabe, die würde ich schon schreiben, aber mir wärs ehrlich gesagt lieber, wenn das Jemand von außen übernimmt - ist neutraler und so ;). Fände sich denn eine(r) von euch dafür? Dafür könnte ich mir auch eine Belohnung denken, welche, sag ich nicht im Voraus :p.

Link zu den Details.

Simon
 
War das nicht so gedacht das nach Möglichkeit der Autor selbst seine Story vorstellt?
Geht ja nicht um eine Wertung sondern einfach um eine kurze, knackige Inhaltsangabe die Lust auf mehr macht oder?

Ich würde das sonst mal versuchen, aber versprechen das ich da am WE Zeit für finde kann ich nicht.

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Zum Kap:
Das ist eine gelungene Mischung aus Dialog und Action. Obwohl ich ehrlich gesagt gehofft hatte dass die "Offenbarung" von Aschara irgendwie spektakulärer ausfällt - zwar nicht im Sinne von Konfrontation und Streit, aber eben so dass sie vielleicht doch deutlicher in der Schuld von Meister und Golem steht und vielleicht von sich aus einen neuen Begleiter mitschickt.
Der muss ja auch nicht zwangsweise den Heldentod bei Mephi sterben so wie Kaschya damals, sondern wird vielleicht beim Hohen Rat so verletzt dass er nicht mehr weiter mitlaufen kann...

Der finale Kampf mit dem ersten großen Übel selbst schreit irgendwie danach eine Heldengeschichte in einem Duell 1 gegen 1 zu werden - und nach diesem Kap wohl nicht nur in einem physischem sondern auch in einem psychologischem Kampf konfrontiert mit irgendwas das wir noch nicht kennen.
Oder vielleicht doch? Der innere Kampf im Golem?
Ok, ich hör nu besser auf mit dem spekulieren :)
 
Vielen Dank, DASS du dir die Mühe gemacht hast ;). Ich werd mir das noch genauer ansehen und dir bald antworten.

Für heute: Noch mehr lose Enden werden korrekt verstaut, ein wenig viel Gerede vielleicht, aber muss halt sein. Viel Spaß trotzdem ;).

Simon
 
Kapitel 72 – Noch mehr Gaben

...aber als der Bluttaucher von oben kam, konnte ich ihn gar nicht richtig treffen, weil mein linkes Schwert gerade auf den Dunklen Fürsten zugesaust ist, mit dem rechten wäre ich da nie hingekommen!

Ja, in der Stellung natürlich nicht! Aber ich kann wohl nicht oft genug sagen, wie mies deine Beinarbeit ist. Du musst die Dinger bewegen, mit den einschneidigen Klingen noch mehr als sonst!

Und wie genau hättest du dir das vorgestellt?

Das Schwert trifft den Fürsten, du nimmst seinen Widerstand, um dich auf dem Absatz zu drehen, wirbelst herum und lässt den Taucher in dein Schwert fliegen.

Er liefert ein grob in seinem Kopf gezeichnetes Bild mit, wie das aussehen könnte. Hm. Gute Idee, aber der Fürst schwebt ja. Was, wenn ich ihn einfach wegfege? Dann...halt, warte. Beinarbeit. Ich kann mich ja zusätzlich mit dem rechten abstoßen.

Na also, es besteht ja doch noch Hoffnung. Nächste Situation, als du die Käfergruppe angegriffen hast, warum zur Hölle hast du...

Ein Pfeil mit glühender Spitze bohrt sich von hinten in meine Schulter. Durch die Wucht des Aufpralls und weil mein Material so dünn ist, dringt er vorne noch heraus; der Schaft bleibt in mir. Aah! Vielleicht sollten wir uns doch ein wenig mehr aufs Ausweichen konzentrieren...

Du meintest, dass wir ohne Probleme davonkommen.

Die sind schneller, als ich dachte! Und meine Bemerkung war eigentlich auch nicht als Einladung für dich gedacht, gleich mit der Kritik der Kämpfe anzufangen, das lenkt nur ab!

Dann beschwer dich früher!

Ist jetzt egal, wir sind ja gleich...

Beinarbeit!

Fast ohne nachzudenken vollziehe ich die Drehung auf dem Absatz, die der Zweite mit gerade erst gezeigt hat, ramme die flache Seite meines Schwerts dem verdammt nahe gekommenen verfolgenden Fleischjäger in die Seite, drehe mich wieder in die richtige Richtung und renne mit voller Geschwindigkeit weiter; ich bin während der ganzen Aktion ohnehin nicht viel langsamer geworden.

He, wenn du nicht nachdenkst, bist du definitiv effektiver. Solltest du öfter probieren – wie wärs mit immer? Aber warum hast du ihn nicht einfach aufgeschlitzt?

Wenn ich mich zwischen seinen Rippen verfange, haben wir ein Problem, ja? Jetzt sei still, ich will nicht auf den letzten Metern aufgehalten werden.
Wie zur Betonung zischt ein Pfeil so dicht an meiner Schläfe vorbei, dass das Metall anschmilzt. Aber gleich sind wir...

„Docks von Kurast!“

Während ich das letzte Wort ausspreche, rammt mich einer der Verfolger; ich bin abrupt auf dem Wegpunkt stehen geblieben, und damit hatte er nicht gerechnet...oh, verdammt...die Teleportation geschieht, und ich stehe mitten auf dem Leuchtturmplatz, einen Dämon auf die Rückenstacheln gespießt. Weg mit dir! Ich fahre herum, mit der Absicht, ihn abzuschütteln, und plötzlich trifft mich ein Blitzstrahl mitten im Gesicht. Sinnloserweise reiße ich aus Reflex die Arme hoch, die Schmerzwelle der Elektrizität durchzuckt mich, und ich sinke auf ein Knie.
Hinter mir fällt etwas stöhnend zu Boden. Ich stehe auf, drehe mich um und beende das Leiden des halb gerösteten Fleischjägers.

„Oh, verdammt, das tut mir Leid, Golem...“

Langsam senkt der Eisenwolf, der das Portal bewacht hat, die Hand, um die noch ein paar Funken spielen. Ich schüttle mich kurz, dann zucke ich angedeutet mit den Schultern, eine Geste, die dieser Söldner schon kennt, weil ich ihn kenne.

„Schon gut, Jelani. Ist ja schön zu sehen, dass ihr ständig wachsam seid. War ein wenig...hektisch auf der anderen Seite. Ich hoffe, sie kommen nicht auf die Idee, zu folgen...“

Ich glaube nicht, dass die Fleischjäger noch gut reden können, und ein Anführer war nicht dabei.

„...wenn sie überhaupt reden können, diese Dämonen. Ich denke, ich passe noch ein halbes Stündchen mit auf...wie gehts dir so?“

„Ganz hervorragend, Danke. Ich spar mir mal die Gegenfrage bei dir...“

Ich versuche, den Kopf vielsagend auf meine Schulter zu drehen, aber das gibt das Gelenk nicht her. Aus den „Augenwinkeln“ sehe ich die Pfeilspitze aber gut.

„Nur eine Fleischwunde...“

Mit ein wenig Rütteln schaffe ich es, fast die ganze Länge des Schafts hinter der Spitze abzubrechen; dieser landet im Wasser. Was noch in mir steckt, ist festgeschweißt; das kann der Meister gleich benutzen, um das Loch zu stopfen...vielleicht auf die paar anderen, die sich aufgetan haben.

„...war eine wilde Nacht.“

„Hier wars ruhig. Euere Barriere ist wirklich sehr hilfreich. Nebenbei sind gerade Alle auf Zehenspitzen unterwegs, um Aschara nicht zu verärgern – oder etwas zu sagen, das sie zu...Überreaktionen bringen könnte, also ist das ganze Gezicke zwischen den Männern auch sehr zurückgegangen. Danke auch dafür.“

„War jetzt nicht unser Hauptanliegen...“

„Kam aber sehr gelegen! Manchmal komm ich mir da drin vor wie im Kindergarten. Na ja, egal, unser Söldneralltag ist jetzt nicht wirklich interessant. Viel eher, was da draußen los ist! Wie weit seid ihr denn schon vorgedrungen? Was genau hast du gerade gemacht? Erzähl!“

Ja, der alte Anhänger meiner Kampfgeschichten...muss ich den ganzen Stress jetzt auch noch mündlich wiederholen?

Jetzt mach aber mal nen Punkt, als ob das irgendwie anstrengend wäre. Aber wenn du zu faul bist, kannst du ihm genauso sagen, dass er sich zum Teufel scheren soll.

Er ist ein Freund.

Du hast dich einmal mit ihm unterhalten.

Reicht mir.

Völlig irre.

„Also, ich habe jetzt ja diesen neuen Körper bekommen und wollte ihn etwas austesten...“

Nach kurzer Zeit vergesse ich, dass ich eigentlich keine Lust hatte, über die Ereignisse der Nacht zu reden, und verliere mich in der eigenen Erzählung. Jelani ist immer noch ein guter Zuhörer, und es beginnt, mir Spaß zu machen. So erfährt er, wie der Zweite und ich nach Ober-Kurast rannten, dort in einen der entweihten Tempel eindrangen – das Ritual verschweige ich – und uns durch die dunklen Räume kämpften. Vielleicht weil wir technisch nicht lebendig sind – obwohl ich mich anders fühle! - gingen die Fackeln nicht an, und wir konnten etliche der Elitemonster, die dort versammelt waren, schwer überraschen. Mit unserer Dunkelsicht waren die Kämpfe relativ problemlos. Bald hatte der Lärm allerdings Alle aufgeweckt, und es wurde schwieriger – wenngleich nicht unschaffbar – den ganzen Feuerbällen und Meteoren der Fürsten auszuweichen. Meine Fußsohlen bedankten sich aber nicht dafür! Letztlich mussten wir doch den Rückzug antreten, ein einzelner Golem ist eben doch kein Vergleich zu Horden von Monstern auf engem Raum, aber wir schafften es, einen Durchgang zum Einsturz zu bringen, was dafür sorgen sollte, dass aus diesem Tempel keine Angriffe mehr zu erwarten sein dürften.
So motiviert, waren wir zum zweiten Tempel des Gebietes aufgebrochen, und hatten dort frühe Erfolge gegen eine Gruppe Heulbestien – besonders mächtige Untier-Varianten. Mephisto ließ weiter Originalität vermissen. Dieser bluteten allerdings ganz ordentlich und waren auch überaus laut, sodass bald eine ziemlich große Schar an Fleischjägern hereingestürmt kam – dieser Flut konnten wir nie und nimmer widerstehen, und so gaben wir Fersengeld, zumal sie Bogenschützen dabeihätten, die magische Feuerpfeile abschießen konnten, das war...weniger gut. Unsere Flucht durch enge Gassen zwischen Häusern war aber nicht wirklich knapp gewesen, da wir doch sehr schnell sind – Fleischjäger auch, aber wir sind eine unangenehme Beute, und um ihre Bögen abzuschießen, mussten sie ja immer stehen bleiben – somit waren wir relativ unbehelligt am Wegpunkt angekommen...
Als ich geendet habe, ist es schon ein wenig heller geworden; bald geht die Sonne auf. Jelani nickt, anerkennend den Mund verziehend.

„Nicht schlecht, Golem, wirklich nicht schlecht. Einen wie dich könnten wir wirklich brauchen, auch ohne Magie – oder meinst du, du wärst dazu fähig?“

„Ha, mit Ladungen auf Gegenständen vielleicht...“

Ich erzähle ihm von dem Stab des Meisters. Er überlegt.

„Müsste auch bei dir klappen, ja. Wobei das ein wenig störend sein könnte, immer einen Zauberstab mitnehmen zu müssen, ha! Und wenn du nicht aufpasst, verbrennst du dir noch die Finger...“

„Wäre unangenehm. Habe ich neulich erst gegen einen euerer Magier feststellen müssen...was hast du eigentlich von Isenhart gehalten, verzeih, dass ich frage?“

Diesmal verzieht er recht unwillig das Gesicht.

„Sagen wir es so: Ich hatte Nichts gegen ihn. Aber grundsätzlich habe ich Nichts gegen irgendeinen Menschen, wenn der mir keinen Grund gibt. Er war einfach...da, ja, aber völlig still, du konntest Nichts mit ihm anfangen. Ab und an dachte ich, ich könnte sein Eis brechen, einfach im Sinne der Kameradschaft, aber für einen Feuermagier war er so was von kalt...ne, es ist furchtbar, was passiert ist, aber ich nehms euch sicher nicht übel. Glaub dir und deinem Meister ja auch jederzeit, dass er durchgedreht ist, so richtig wundern tuts mich jetzt auch nicht. Es sind immer die Stillen.“

„Freut mich ja, dass du nicht dazu gehörst.“

Ich versuche, ein Grinsen in meine Stimme zu legen; meine Augenbrauen helfen dabei hoffentlich. Tatsächlich lächelt er zurück.

„Ich gebe mir Mühe.“

„Das ist schön. Nun, war nett, ein schönes Gespräch, du bist und bleibst ein toller Zuhörer – ich mach mich dann wieder auf, man sieht sich...ein Angriff ist dann wohl unwahrscheinlich.“

„Und wenn, die Wache ist zur Stelle. Schönen Tag, Golem!“

Ich wünsche das Gleiche und mache mich zu unserer Hütte auf. Hm, netter Zufall. Jelani ist ein toller Kerl.

Ein wenig naiv vielleicht. Wer so fröhlich ist, kann nur auf die Schnauze fallen damit.

Ach komm, ich bin auch prinzipiell fröhlich und gehe offen auf Leute zu.

Hat dir auch noch nie geschadet.

Direkt fällt mir Nichts ein...

Ach, vergiss es, du willst es ja auch nicht sehen.

Der Meister schläft noch, ich lasse ihn. Aber ich stelle mich schon bereit, seinen Wecker an zu brutalen Maßnahmen zu hindern, wenn wieder ein Langzeitbefehl etwas falsch gespeichert wird...heute wird er keinen Schwertknauf an den Kopf bekommen!
Aber nach zehn Minuten, als der erste Sonnenstrahl ins Zimmer fällt, löst sich das Skelett, das davon getroffen wird – es steht dafür genau richtig – von der Wand, hebt neben dem Bett die Hand und tippt dem Meister damit leicht auf die Schulter. Der zuckt kurz zusammen, wischt das Knochenglied weg – unnötig, das Gerippe ist schon wieder unterwegs zurück an seinen Ausgangspunkt – und schmatzt kurz, noch im Halbschlaf. Ich hebe anerkennend die Augenbrauen. Sein Blick fokussiert sich auf mich.

„Morgen, Golem...wie siehst du denn schon wieder aus?“

„Ich war Ungeziefer jagen. Außerdem habe ich mir etwas den Wind um die Nase wehen lassen, teilweise flogen leider Pfeile mit.“

„Ist ja irre. Erzähl mir mehr, und halt still derweil.“

Während er mich repariert, fasse ich knapper als für Jelani die Ereignisse der Nacht noch einmal zusammen. Er ist ein deutlich schlechterer Zuhörer, aber er hat die Entschuldigung, dass er sich konzentrieren muss – meine Dellen sind recht zahlreich. Am Ende klopft er mir anerkennend auf die Schulter.

„Also haben wir einen Wegpunkt und es fallen uns keine bösen Monster in den Rücken? Du bist ein Goldschatz, Golem, ohne Frage. Jetzt bin ich noch zuversichtlicher als sonst, dass die Sache einfach laufen muss. Der Himmel ist auf unserer Seite! Hm, die Schwerter funktionieren also?“

„Mit ein wenig Übung – genial. Endlich weiß ich, was ich mit dem zweiten Arm machen soll, und die Balance ist unglaublich. Das Schöne ist, dass die Koordination, wie wir feststellen mussten, gar nicht so schwierig ist...weil wir ja zu zweit denken können.“

„Ah, stimmt. Funktioniert euere Zusammenarbeit also?“

Zwei mal zwei Finger zeichnen Anführungszeichen in die Luft.

„Ich würde es mehr als Versuche meiner werten, Eueren Golem daran zu hindern, uns beide umzubringen, aber immerhin können die Ergebnisse sich sehen lassen.“

„Ach, es ist so schön, dass die Kinder miteinander auskommen...“

Da klopft es dezent an der Tür. Ich hebe die Augenbrauen. Der Meister bittet mich, sie aufzumachen, die Skelette schaffen derweil hastig seine Kleidung heran; ich tue, wie geheißen, und bin überrascht, Jelani davor zu finden.

„So sieht man sich wieder, Golem. Äh, meine Ablösung hat mir einen kleinen Auftrag überbracht, Aschara würde den General gerne sehen, bevor er aufbricht. Richtest du ihm das aus?“

Ich wende mich nach hinten; schnell bedeckt der Meister seine gerade vorhandene Blöse.

Sowas von prüde, der Mensch...als ob uns das interessieren würde.

Versteh ich jetzt auch nicht...

„General, Entschuldigung, können wir noch ein paar Momente für Aschara entbehren gleich?“

„Äh, natürlich, solange sie nicht wieder langgezogene Wortgefechte führen will, bin ich gerne bereit, mir weitere Entschuldigungen für Isenhart anzuhören...“

Ich drehe mich wieder zu Jelani.

„...wir kommen.“

„Schon gehört. Ich denke, ich erspare ihr den genauen Wortlaut, hm? Um des lieben Friedens Willen. Dann viel Erfolg...ich überbring noch die Nachricht und geh dann schlafen, macht das Böse für uns Alle fertig!“

Der fröhliche Eisenwolf verschwindet. Als die Tür zu ist, schaue ich noch einen Moment weiter in ihre Richtung.

„Kann ich mich jetzt umdrehen?“

„Ja, kannst du.“

Er ist etwas säuerlich. Soll er sich nicht so haben...aber das muss ich jetzt nicht ansprechen, gibt wichtigere Themen als unnötige Verschämtheit von seiner Seite. Wir sind denn auch still, bis er in voller Montur ist, die Skelette formieren sich derweil vor der Tür. Bald sind wir vor der Kaserne und werden ziemlich kommentarlos reingelassen.
Aschara begrüßt uns schon kurz nach der Tür, den Meister mit knappem Händedruck.

„Freut mich, dass Ihr gekommen seid. Da Ihr wohl bald los müsst, halten wir es knapp. Bringt den Korb!“

Drei Söldner tragen ein ziemliches Ungetüm von Behältnis voller...Gerümpel?...heran. Aschara weist abwesend darauf.

„Den größten Teil hiervon haben wir gefunden, als wir Isenharts Schmiede durchsucht haben. Es war unter der Asche versteckt, deswegen etwas schmutzig...einige Goldmünzen, Zierschwerter, Rüstungen, Teppiche, Silberbesteck, alles Mögliche, das nicht niet- und nagelfest war und halbwegs leicht zu tragen. Für das Alles ist er aber sicher mindestens dreimal gegangen, und ich bin mir absolut sicher, dass er nicht alleine das hier hat verschwinden lassen können. Oder an der Wache vorbei gekommen ist. Aber darum kümmere ich mich selbst.
Aber das ist...interne Angelegenheit. Isenhart hat in der Nacht, nachdem ihr den Wegpunkt gefunden habt, halb Unter-Kurast ausgeräumt...“

„Deswegen war er so müde am Tag danach...“

„Soso. Na ja, worauf ich hinauswill – er hat das hier mitgenommen, als er noch in Eueren Diensten war, und garantiert wird es Niemand vermissen, also werte ich das als Teil seiner Aufgabe, und die war, Euch zu helfen. Gold ist immer nützlich, damit gehört das Euch. Zusätzlich ist noch dabei, was wir sonst an persönlichem Besitz gefunden haben – als symbolische Wiedergutmachung von seiner Seite.“

Der Meister sagt kein Wort und tritt an den Korb. Er wirft einen Blick hinein, dann treten zwei Skelette dazu, heben eine Rüstung weg – sie ist das genau gleiche Modell, wie sie alle Söldner tragen, nur ein wenig mit Ornamenten verschönert...exakt gleich derer, aus der ich kurz bestand, also – und werfen sie zu Boden, machen das Gleiche mit einem weiteren Lichtbrand, zwei Hörnern...

Dafür, dass er eigentlich gar nicht vorgehabt haben kann, das Zeug im Kampf zu tragen, weil er ein elender Feigling war, hat er aber viel davon vorbereitet.

Und ich dachte, es gibt nur Waffennarren, keine Rüstungsnarren...

Hast du eine Ahnung.

Nach ein wenig Aushub kann der Meister bis zum Boden des Korbs vordringen; er greift tief hinein und nimmt eine handvoll Goldmünzen heraus, die er in den Horadrim-Würfel wandern lässt; das wiederholt er zwei Mal, was die zusehenden Eisenwölfe nicht übel erstaunt, weil der Würfel eigentlich schon voll sein sollte. Dann steht er auf.

„Ich akzeptiere das als Entschuldigung. Vielen Dank für die Geste. Was ich mitgenommen habe, ist für mich, und ich werde es benutzen, um noch effektiver gegen das Böse zu kämpfen; der Rest ist Eigentum der Bürger von Kurast, ich will es nicht nehmen. Es ist unmöglich, die tatsächlichen Besitzer zu finden, also möchte ich, dass es unter den Überlebenden verteilt wird; wenn die Gegenstände verkauft werden, vielleicht finden sich darunter auch ein paar magische, dürfte ein gewisses Sümmchen zusammenkommen. Mit dem Restgold und dem dürfte etwas für Jeden übrig bleiben...weil nicht mehr Viele übrig sind. Leider habe ich nicht wirklich Zeit, das zu beaufsichtigen...“

Aschara verbeugt sich leicht.

„Die Eisenwölfe werden dafür sorgen, dass es so geschieht. Ich glaube, ich kann im Namen des Volkes einen Dank aussprechen.“

„Die Eisenwölfe machen einen nicht unbeträchtlichen Prozentsatz der noch lebenden Menschen hier aus, also denkt auch an die Truppe. Soll ja nicht die Tat eines Einzelnen auf Alle zurückfallen, nicht?“

Hat er wohl Recht. Gibt definitiv vernünftige Leute hier.

Am vernünftigsten ist wohl die Anführerin, also ist es wirklich keine schlechte Truppe.

Du hältst Aschara für vernünftig?

Was sie getan hat, war vernünftig. Still, ich hör dich schon wieder empört empordenken, das heißt nicht, dass ich es befürworte. Immerhin hat es uns Isenhart beschert, und ich werde Nichts befürworten, was mit diesem Bastard zu tun hat. Aber ich respektiere, wie sie ihre Prinzipien von Disziplin und Ordnung durchsetzt.

...immerhin hat sie Prinzipien, soweit können wir uns einigen...besser als Manche...aber vernünftig war das nicht. Es war kalt, berechnend und egoistisch, wobei wir Letzteres wirklich nicht brauchen können.

Tja, aber so wirklich vertraut hat sie uns eben nicht, das kann man ihr auch nicht wirklich verdenken. Und wahren Altruismus gibt es nur unter guten Freunden. Weswegen ist das ganze Konzept verurteile, Altruismus ist dumm.

„Ihr seid...großzügig. Ich werde mich bemühen, der Verantwortung für diese Werte gerecht zu werden. Nun...ich habe noch ein Angebot zu machen. Was wir hier gefunden haben, ist für mich Anlass genug, Euerer Schilderung von Isenharts Verrat uneingeschränkten Glauben zu schenken, also muss ich mich noch einmal ganz offiziell dafür entschuldigen, dass Euch ein völlig inakzeptables Mitglied unserer Truppe überstellt wurde. Als Ausgleich hierfür biete ich abermals an, Euch einen meiner Männer zur Seite zur stellen. Die Auswahl überlasse ich diesmal nur Euch. Fragt sie, welche Qualitäten sie haben, und Jeder hier soll als Zeuge dienen, dass sie ehrlich antworten.“

Der Meister lässt seinen Blick über die Söldner wandern, die in der Kaserne stehen. Devak ist hier, der mich leicht anlächelt, Vanji, der wie üblich mürrisch dreinschaut, der unfreundliche Khalil, der den Blick abwendet...und Viele mehr, die ich vom Sehen kenne. Nachdem er Jedem einmal ins Gesicht gesehen hat, wendet er sich wieder Aschara zu...und schüttelt den Kopf.

„Zu viel Auswahl. Ernsthaft, Ihr seid ebenfalls großzügig, aber ich habe wirklich keine Zeit, jetzt Einstellungsgespräche zu führen. Und ohne reifliche Überlegung gibt das keinen Sinn. Ich will Niemand, der nicht wirklich Lust hat, den Monstern da draußen in den Arsch zu treten, oder gar noch Jemand, der irgendein undefiniertes Problem mit Totenbeschwörern hat. Das regeln wir ein andermal. Wir müssen jetzt langsam aber sicher wirklich los...“

„Aber General, ich versichere Euch, Jeder hier...“

Da poltert es an der Tür. Stimmen werden laut, da drückt sich der Türwächter hinein.

„Es tut mir furchtbar Leid...da draußen ist Jemand, der...die Bedeutung von 'jetzt nicht stören' nicht versteht...“

Jemand schiebt ihn zur Seite, sich vorbeidrängend. Einige der Eisenwölfe ziehen Schwerter, um die Hände mancher erscheinen die Anfänge von Zaubern. Ich stelle mich vor den Meister, um ihn zu schützen vor...

„Alkor?“

„General! Schön, dass ich dich hier noch treffe, ich hatte solche Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Großartige Neuigkeiten, ich habe dermaßen großartige Neuigkeiten, das wirst du nicht glauben.“

„Alkor, was zur Hölle ist los mit dir?“

Die gleiche Frage stelle ich mir auch gerade...der Alchemist gebärdet sich wie ein Verrückter. Er ist noch weit aufgeregter als das letzte Mal, als wir ihn gesehen haben, seine vollen, braunen Haare sind wild zerzaust, klebrig von Fett und Schweiß, der ihm in großen Perlen auf der Stirn steht. Sein Blick ist unstet, seine Gesten fahrig, seine Kleidung schmutzig...ein Dauergrinsen steht auf seinem Gesicht.

Schau ihm auf die Augen. Genauer...verdammt, der soll still halten! Gib mir noch einen Blick...ja. Ja, definitiv geweitete Pupillen.

Was bedeutet...he! Alkor schiebt sich an mir vorbei, packt den bedröppelten Meister am Arm, der einen überraschten Laut von sich gibt, und zerrt ihn Richtung Tür, mir dabei ein fröhliches „Hallo, Golem!“ zuwerfend.

„Komm mit, komm mit, das wirst du lieben! Nun hopp, ich dachte, du hast es immer eilig?“

Der Meister lässt sich mitziehen, ich zögere eine halbe Sekunde, dann verabschiede ich mich an seiner Statt bei Aschara und den Söldner und laufe hinterher. Schon sind sie halb über die Brücke, der alte Mann mit einer irrsinnigen Energie den jüngeren hinter sich herschleifend...und das scheinbar mühelos.

Etwas ist hier verdammt faul. Der ist doch bis oben hin unter Drogen, aber...wo nimmt er die Kraft her? Hast du seine Oberarme gesehen?

Ich...gehe davon aus...schnell schalte ich durch meine Erinnerungsbilder...tatsächlich. Es sind nicht nur die Oberarme...Alkor hat sein Hemd zerrissen. Durch aufschwellende Brustmuskulatur. Er bewegt sich, als wüsste er nicht, was er mit seinem Körper anfangen soll...wie auch, das ist nicht sein Körper. Sein Kopf sitzt auf seinen Schultern wie eine Traube, die auf einem Baumstamm liegt. Obwohl er solche grotesk gewachsenen Muskeln hat, läuft er viel zu schnell, als er den Meister mitnimmt. Er hüpft geradezu...und stolpert über seine eigenen Füße. Ohne, dass ihn das aufhält. Eine geradezu beängstigende Lebendigkeit umgibt ihn, sie geht wie eine Aura von ihm aus. Sein Gesicht besitzt eine hypergesunde Farbe, seine Ohren glühen...ich verstehe es nicht. Etwas hiervon hat sich schon das letzte Mal abgezeichnet, seine Hibbeligkeit, sein Überschwang...aber in diesem Ausmaß? Alles an ihm scheint...zu viel. Zu kräftig, zu schnell, zu gesund, zumindest wenn man bedenkt, wie unnormal das Alles ist.

Das...das ist Wahnsinn. Ich bin mir sicher, dass er das Lebenselixier viel mehr für sich gebraut hat als für den Meister, aber zur Hölle, was macht er damit, spritzt er es sich ins Blut? Jeden Tag? Der Meister war sehr...glücklich, als er es genommen hatte, aber Alkor...er kann doch nicht mehr geradeaus blicken, Wenn er noch klar denken kann, fresse ich einen Besen quer. Das gefällt mir ganz und gar nicht...

Zweiter...was sind „Drogen“?

...
Du Unschuldslamm.


Information flutet mein Hirn, bringt mich kurz zum Stolpern, als mir die Bedeutung dessen, was ich gerade erfahren habe, klar wird. Und die Menschen nehmen so etwas freiwillig?

Auch Alkohol ist eine Droge.

...oh.
Ich beginne, zu verstehen.

Wenn du das wirklich verstehen würdest, wärst du weiser als ungefähr Jeder, der bisher gelebt hat. Niemand weiß, warum Menschen so eine unglaubliche Lust zur Selbstzerstörung hegen...und da sie sich diese Frage nicht einmal selbst beantworten können – wie sollen wir Nichtmenschen das je tun?

Vielleicht brauchen sie nur eine neutrale Perspektive?

Ha. Du kannst ja Alkor als Studienobjekt nehmen...je nachdem, was uns in seiner Hütte erwartet.

Denn dahin sind wir unterwegs. Dicker Rauch quillt aus dem Schornstein, die Tür hängt nur noch an einer Angel. Ich folge den Menschen hinein. Endlich lässt Alkor den Meister los, ich trete hinter ihm, sehe ihn an, er sieht mich an, unsere Augenbrauen heben sich in kompletter Verwirrung.
Der Alchemist wirbelt derweil durchs Zimmer, packt einen alten Becher, lässt seinen Blick durch den Raum schießen, winkt ab, wendet sich einem Topf zu, der auf einem kleinen Ofen steht...der Inhalt ist mehrfach übergekocht, verkrustet die Wand, es ist eine silberne Flüssigkeit. Ähnliche Töpfe mit verschiedenfarbigem Inhalt stehen anderswo im Raum verstreut, insgesamt vier Stück. Absolutes Chaos herrscht, obskure Zutaten liegen verstreut, weil viele Töpfe umgefallen sind, Pulver daraus verschüttend, einige farblose Pfützen sind am Boden...da fährt Alkor herum, obwohl er mit dem Topf Nichts gemacht hat, mit dem Becher auf den Meister zeigend.

„Ich sag dir, das Schwarze Buch, es ist toll, ein Schatz, von unermesslichem Wert, Wahnsinn! Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich dir dafür dankbar bin, dass du es mir gebracht hast, was ich darin gefunden haben, es ist unglaublich!“

Er hüpft zu einem der Töpfe.

„Sieh dir das an!“

Seine zitternden Hände streicheln über die Seite des Gefäßes.

„Ein Elixier der Geschicklichkeit...es gab Gerüchte, dass die Dämonen über solche Tränke verfügten und sie ihren größten Anführern gaben, um diese unbesiegbar zu machen, aber nie wurde es bewiesen! Ich habe mit Deckard gesprochen...er meinte, der Held von Tristram hätte solche Elixiere in den Tiefen unter der Kathedrale gefunden, und die Wirkung wäre unglaublich gewesen! Er...er sei dadurch so stark geworden, so schnell, so tödlich. Und diese, diese Macht! Sie ist in dieser Substanz, die ich gebraut habe! Weil du mir das Buch gebracht hast...und damit steht sie auch dir zur Verfügung!“

Der Meister starrt ihn an.

„Du hast...nicht zufällig das Zeug an dir selbst ausprobiert?“

„Natürlich habe ich das!“

Alkor hält seine Hände vor sein Gesicht und lässt mit seligem Grinsen den Blick an seinen Armen entlang wandern.

„Was wäre ich für ein Alchemist, wenn ich Angst hätte vor meinen eigenen Kreationen? Und mein Mut wurde belohnt – sieh mich an! Ich habe einen Körper, von dem ein Zwanzigjähriger träumen würde. Es ist, als würde mein Leben von vorne beginnen...und müsste nie enden, nie! Geschick, Lebenskraft, Zauberenergie...oder war dieser Topf die Vitalität...egal! Und zuletzt, das neuste Werk, Stärke...“

Er ist wieder beim ersten Topf angekommen, dessen Inhalt noch kocht.

„Der Traum jedes Kriegers, unglaubliche, übermenschliche Stärke, versammelt im Inhalt dieses bescheidenen Gefäßes. Und das Beste...das Gefäß ist egal. Der Prozess ist einfach. Man musste nur wissen, wie. Heiltränke, Manatränke, Schnee von gestern! Diesen hier gehört die Zukunft! Man kann sich so stark, so geschickt, so voller Leben und Mana machen, dass man nie wieder Tränke braucht! Sieh her...“

Alkor nimmt den Becher, den er schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hat...und taucht ihn ohne zu zögern in die kochende Flüssigkeit. Silbrige Spritzer landen um den Topf verteilt und gesellen sich zu einigen Gefährten. Kurz verzieht der Alchemist das Gesicht, dann landet wieder das manische Grinsen darauf. Der Meister weicht einen Schritt zurück.

„Alkor...“

„Ist das nicht wundervoll? Meine Hand müsste völlig verbrüht sein, aber es ist nur ein Kitzeln, ein laues Lüftchen auf meiner Haut. Probier es! Trink! Das Resultat ist...grandios!“

Er kommt näher, etwas von der Flüssigkeit über den Rand des Bechers verschüttend. Ich stelle mich ihm leicht in den Weg, aber er ignoriert mich, als wäre ich ein ungünstig stehender Schemel. Hilflos nimmt der Meister den Becher entgegen, bevor Alkor in seinem Herumtanzen ihn noch mit dem kochend heißen Inhalt übergiest.

„Danke...ich...bin mir sicher, dass das sehr hilfreich sein wird...äh, was ist eigentlich mit dem Grund, weswegen wir das Buch eigentlich geholt haben? Die Informationen über Monstertypen, -stärken, -schwächen?“

Hastig reicht der Meister mit den Becher während er redet, ich nehme ihn schnell; er ist natürlich unerträglich heiß. Alkor sieht ihn an, als wäre ihm gerade ein Geweih gewachsen.

„Ich...weiß nicht? Sicher, sie stehen drin, auf vielen Seiten viel Text, und das Meiste davon komplett uninteressant! Wer hat je etwas gehört von Säurespuckern, Magmadämonen, unsichtbaren Schleichern? Die Worte sind nur Schall und Rauch! Diese Tränke, sie sind greifbar! Sie sind real! Und sie machen deine übliche, normale Realität...und etwas Besonderem. Probier es aus! Trink!“

„Alkor...gerne, und ich finde es auch sehr nett von dir, dass du diese Formeln entwickelt hast, noch dazu so schnell...aber ich würde mich eigentlich schon für diese Monster interessieren, wäre es vielleicht möglich, dass ich mir das Buch ausleihe für eine Weile...?“

„Was? Nein! Das...das geht nicht!“

Der jung aussehende alte Mann rennt zu einem Buchstand, packt den Folianten darauf – es ist das Schwarze Buch – und presst ihn an seine Brust.

„Ich habe ihm noch nicht alle Geheimnisse entrissen. Es muss mehr Tränke geben als diese vier! Vielleicht einen für Schönheit? Das Rezept der Sukkubi? Einen für Reichtum, der Stein der Weisen? Das Wissen der Dämonen, es ist hier drin, und ich kann es verstehen, ich kann es anwenden, ich kann es gegen sie wenden...du dagegen, du hast doch gar keine Zeit dafür, dich dem zu widmen! Nicht die Erfahrung!“

Langsam weicht der Meister zurück; ich decke ihn, Alkor den Blick versperrend. An der Tür hält er noch einmal inne.

„In Ordnung, dann...forsche weiter. Ich wünsche dir viel Erfolg. Du hast ja Recht, ich muss jetzt wirklich los...Danke schon mal für deinen Trank, er wird sicher sehr...nützlich sein.“

„Aber trink ihn doch, trink ihn doch! Ich will sehen, wie er bei dir wirkt! Bis jetzt habe ich ihn ja nur an mir selbst getestet!“

„Er ist...noch zu heiß, Alkor.“

„Das macht Nichts, ich habe ihn doch auch so getrunken, noch kochend vom Herd! Wenn du den Vitalitätstrank vorher nimmst, dann kann dir da Nichts passieren! Auch der ist prima, er schmeckt sogar nach Kirschen!“

Schon hat er einen Becher damit gefüllt...wobei es natürlich auch der Energietrank sein könnte, er war sich da ja nicht sicher...und geht auf uns zu.

„Trink ihn, trink ihn! Er ist auch kühl genug dafür!“

Ich würde dem Meister nicht raten, zwei dieser Substanzen zu mischen. Das ist bei Drogen immer eine schlechte Idee.

Ich würde ihm nicht einmal raten, auch nur eine dieser Substanzen zu nehmen...deswegen halte ich Alkor auf, bevor er an mir vorbei kommt.

„Alkor, bitte. Wir wollen doch Nichts riskieren, es ist wichtig, dass der Meister bei voller Gesundheit ist – wenn er den heißen Trank nimmt, dann wird er sich ja die Kehle verbrennen, ob er davon jetzt etwas spürt oder nicht, ist egal. Wir können das in aller Ruhe testen, wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind und etwas Zeit haben, dann hast du sicher auch noch mehr Rezepte gefunden, und es wird...spaßig. Hm? Derweil begnügen wir uns mit einem.“

Sein Gesicht fällt in sich zusammen.

„Aber das ist so schön, ihr solltet das wirklich sofort ausprobieren. Golem, willst du nicht probieren?“

Ich hebe eine Augenbraue. Alkor kichert.

„Ach so, ja, das wird vielleicht eher Nichts...nun, wir wollen es nicht verschwenden...“

Er trinkt den Becher ohne abzusetzen aus.

„Aber wenn ich vielleicht die Rezeptur etwas verändere...mit einer ätzenden Komponente...ich könnte dein Metall dafür empfänglich machen! Du könntest diese wunderbaren Gefühle auch erleben...das muss ich ausprobieren! Oder doch zuerst den Schönheitstrank...“

Plötzlich ändert sich die Szenerie, und ich stehe auf dem Basar von Kurast. Der Meister, der gerade den Wegpunkt benutzt hat, sieht mich an.

„Heilige Scheiße, Golem, was ist bloß in diesen Tränken drin...“

Ich schüttle den Kopf, völlig ratlos, was ich von den Ereignissen der letzten irren Viertelstunde halten soll. Er streicht sich über die Stirn.

„Ich habe Deckard und Ormus getroffen, als ich zum Wegpunkt geflohen bin...die beiden wissen Bescheid. Hoffentlich können sie Alkor zur Vernunft bringen, wir haben einfach keine Zeit, den wirren Ausführungen eines Verrückten zu lauschen.“

„Vollste Zustimmung. Übrigens...du hast vergessen, dass ich den Wegpunkt in Ober-Kurast schon aktiviert habe. Wir können abkürzen! Aber Achtung, ich bin ja verfolgt worden, vielleicht warten die noch.“

„Wenn da Leichen liegen, kein Problem. Tun sie es? Gut. Hm...aber was machen wir jetzt mit dem Zeug?“

Der Becher mit dem Stärkeelixier ist immer noch in meiner Hand. Bedröppelt starre ich darauf. Ob es wohl sehr schlecht für das Gras wäre, es wegzukippen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also zumindest kann man vor dem alten Kerl ja regelrecht Angst bekommen so verdreht wie der ist.
 
Huhu :hy:

Alkor unter (zusätzlichen) Drogen? Oh je...
Armer Golem, er bekommt in diesem Kapitel ja eine schöne Portion Realität ab ;)
Glücklicherweise nur theoretisch, wenn man einmal von den brennenden Pfeilen absieht. Wenn Alkor aber wirklich eine Möglichkeit findet, die diversen Tränke auch an Metall-Kunden anzupassen, hat der Golem wohl ein Problem. Das dürfte einer der Fälle sein, in denen der Blutgestalt keine Träne nachgeweint wird...

Die Isenhart-Geschichte ist eher Bestätigung als Überraschung. Auch das Angebot von Aschara kommt nicht ganz aus heiterem Himmel, sondern folgt einer gewissen Logik.
Bitte nicht ausgerechnet Jelani als neuen Begleiter - so er denn als Früher-oder-später-Heldentod-oder-Schlimmeres-Kandidat eingeplant ist...

Ansonsten:
Bedröppelt starre ich darauf. Ob es wohl sehr schlecht für das Gras wäre, es wegzukippen?
:lol:

Seleya
 
So ein bisschen freue ich mich schon auf einen Barbaren als Begleitcharakter...
Furzend und rülpsend...
Sich nix zu fein...

;-)

Gruß
Andreas
 
Ich wusste gar nicht, dass Alkor so viel reden kann :ugly:; bei Cain z.B. ist man das ja schon gewohnt :D. Apropos Cain: Wann gibt es wieder einmal einen etwas längeren Auftritt bzw. ein lustiges Zwiegespräch mit dem Golem? ^^
Ich habe das jetzt gerade nicht im Kopf: Weiß er eigentlich von dem Zweiten? oO

Die Gespräche mit Aschara haben mir auch sehr gut gefallen. Ungefähr genauso habe ich mir die Söldnerführerin immer vorgestellt ;).

Was den neuen Körper des Golems betrifft... Verstehe mich nicht falsch, vom Verlauf der Story her passt er wunderbar hinein (nach dem einen Gespräch mit dem General u.a. über die Liebe ;) habe ich so eine "Verbesserung" irgendwie schon erwartet), nur, mich persönlich erinnert so ein gelenkiger und (für einen Golem) gutaussehender Körper einfach zu sehr an diese schrecklichen High-Tech-Film-Roboter (wie z.B. in I, Robot) oO.
Ich meine, ich habe die zugehörigen Kapitel genossen, ich freue mich auch wirklich für den Golem und so, aber mir gefällt er halt nicht. Woran du natürlich (zumindest im Moment ;)) nichts ändern kannst.

Ich hoffe, es kommt halbwegs rüber, was ich sagen will. Im Gegensatz zu den anderen bisherigen Veränderungen am Golem will ich mich mit dieser einfach nicht anfreunden...

Btw: Ha, es war ein Feuerwolf *yes* :D.
Es freut einen schon, wenn die eigene Intuition nicht völlig versagt hat ;).

In diesem Sinne: Weiter so! :)


Folgendes will wahrscheinlich sowieso keiner lesen, weil es Isenhart !!!!1111einself betrifft, daher färbe ich vorsorglich den Text ein...

Ich muss zugeben, ich finde ihn recht gelungen. Was nicht heißt, dass ich ihn als Person mag; dafür war er wohl ohnehin nicht gedacht, und hey, die konsequenten "Wann wird er endlich beseitigt?"-Fragen sprechen ja wohl eindeutig für den Autor, dem es gelungen ist, bei den Lesern solch eine Abneigung hervorzurufen ;-).

Was mir definitiv zugesagt hat, ist, dass sein (vergleichsweise) kurzer Auftritt doch sehr deutlich gezeigt hat, inwieweit sich der General zum Guten entwickelt hat. Denkt man nämlich zurück an den Anfang (also noch "Akt 1"), dann war er Isenhart - meiner Meinung nach - gar nicht einmal so unähnlich (Verhalten gegenüber dem Golem, Gier, Minderwertigkeitsgefühle). Gut, vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, aber eine Spur davon war da.
War wahrscheinlich gar nicht deine Absicht, ne?

Für mich kam der Verrat übrigens recht unerwartet; bei Stories glaube ich wohl einfach noch zu viel an das Gute im Menschen oO.

Jedenfalls: Der Charakter ist gut und glaubwürdig dargestellt, und ich habe die Abschnitte mit ihm gerne gelesen. Das wollte ich einfach einmal loswerden :-).

 
Huhu :hy:

@Selune: Schön, mal einen Isenhart-Fan zu lesen - mögen die Streitereien beginnen :ugly:
Scherz. Rational betrachtet hast du durchaus einen Punkt - Eindruck gemacht hat Isenhart durchaus. Halt negativen Eindruck, aber komplett überlesen hat man ihn sicher nicht...

Beim Vergleich General - Isenhart möchte ich allerdings widersprechen. Auf einem ganz niedrigen Level mag ja sogar eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden sein, dann könnte man jedoch auch noch andere Vergleiche ziehen. Beispiel Tyrael und Diablo: Beide haben einen eklatanten Mangel an Wertschätzung gegenüber denkmalgeschützten Wüstenbauten bewiesen, beide sind äußerst zielstrebig und verfügen über ein (un-)gesundes Maß an Selbstbewusstsein. Oh, und mit dem Schwert umgehen können auch beide, zumindest manchmal...

Was den Golem angeht... Hm, mich erinnert die Körperverbesserung weit mehr an die Pinocchio-Geschichte als an stumpfe Robotik-Anfälle. Dürfte allerdings ein *hust* zeitlich begrenztes Problem sein ;)
Edit: Pinocchio im Sinne von "Mensch werden wollen", nicht im Sinne von "aus Holz bestehen" oder "lange Nase bekommen".

Zum Thema "Samstag" und "Updates"... Besteht die Chance, dass sich die Leserschaft schon heute auf neues Futter freuen kann?
Wenn das neue Kapitel dafür fünf Seiten länger ist, darf es aber auch gerne erst Sonntag kommen :D

Seleya

Edit 2: Okay, das stimmt :)
[\begin Vorfreude] ...
 
Zuletzt bearbeitet:
"freuen" im Sinne von Vorfreude geht auf jeden Fall :p
 
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